Die Frau im Islam Nicht erst seit unsere Gesellschaft zu ... - Kerber-Net
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Beschneidung_<strong>Frau</strong>.doc 2<br />
85 Prozent der kleinen Mädchen, Christen wie<br />
Musl<strong>im</strong>e, <strong>zu</strong>r Beschneidung <strong>zu</strong>r Hebamme<br />
oder <strong>zu</strong> einem Friseur gebracht und nicht <strong>zu</strong><br />
einem Arzt. Mediziner fürchten, dass<br />
unhygienische Bedingungen bei der<br />
Beschneidung Infektionen begünstigen.<br />
Krankheiten können leicht übertragen werden<br />
- möglicherweise auch Aids. Es sind Mädchen<br />
an der Beschneidung verblutet. Zu den<br />
[Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24.06.1991]<br />
medizinischen Auswirkungen des Eingriffs<br />
gehören in <strong>erst</strong>er Linie Mangel an sexuellem<br />
Interesse und manchmal orgasmische<br />
Störungen. Einige beschnittene <strong>Frau</strong>en<br />
entwickeln nach der Reife eine Furcht vor<br />
Geschlechtsverkehr oder leiden an<br />
chronischen Infektionen. [...]<br />
In den folgenden Leserbriefen nehmen zwei LeserInnen <strong>zu</strong> dem <strong>im</strong> Artikel angesprochenen<br />
Sachverhalt Stellung.<br />
Nur wenige Menschen in der Weltöffentlichkeit<br />
und außerhalb des weiten Gebietes der<br />
Betroffenen ist das traditionell motivierte<br />
Massenverbrechen der sexuellen<br />
V<strong>erst</strong>ümmelung von Millionen von Mädchen<br />
und jungen <strong>Frau</strong>en bekannt, das Sie am 24.<br />
Juni <strong>im</strong> Aufsatz „Nach der Operation wirst du<br />
hübscher“ behandelten. Auch überregionale<br />
Versuche, dies <strong>zu</strong> ändern (z.B. über die<br />
Vereinten Nationen), hatten fast keine<br />
Wirkung auf diesen grausamen Brauch.<br />
Alljährlich sind etwa 20 bis 30 Millionen<br />
<strong>Frau</strong>en, Mädchen und weibliche Kinder davon<br />
betroffen. Der Ursprung dieses archaischen<br />
Brauches ist durch Ethnologen und Historiker<br />
schwer <strong>zu</strong> datieren. Auf jeden Fall ist er einige<br />
tausend Jahre älter als der <strong>Islam</strong>.<br />
Wie mache Kulturhistoriker vermuten, kann<br />
die Unsitte der Beschneidung von Mädchen<br />
und <strong>Frau</strong>en aus dem Ausgang der Steinzeit<br />
hergeleitet werden, als die „Machtübernahme<br />
[Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5. 07.91 (gekürzt) ]<br />
Lassen wir die pseudohumanitäre, in Wahrheit<br />
aber von Revolverblättern aller Provenienz so<br />
geschätzte Melange aus Rührseligkeit,<br />
Sadismus und einem gerüttelten Maß von<br />
Unwissen einmal bei<strong>seit</strong>e und beschränken wir<br />
uns auf die Feststellung, dass wir es bei den<br />
Riten der Beschneidung mit<br />
Erscheinungsformen sakraler Kulturen <strong>zu</strong> tun<br />
haben, die mit den lächerlich profanen<br />
Modebegriffen aus dem Bereich der<br />
Sexualmoral und der Sexualhygiene nicht<br />
einmnal ansatzweise <strong>zu</strong> erfassen sind.<br />
Seit den Erkenntnissen, die uns die<br />
Anthropologie beschert hat, wissen wir<br />
wenigstens, dass wir es nicht mit<br />
barbarischen Perversitäten <strong>zu</strong> tun haben,<br />
sondern ganz <strong>im</strong> Gegenteil: mit<br />
hochkulturellen Erscheinungsformen, die sich<br />
unter Umständen auf ältere Traditionen und<br />
stärker ausgeprägte Kulturdifferenzierungen<br />
des Patriarchats“ erfolgte, als <strong>zu</strong>r Zeit des<br />
Beginns individuellen Eigentums, wo<strong>zu</strong> auch<br />
die <strong>Frau</strong> in der Einzahl und der Mehrzahl<br />
gezählt worden ist. Und um das Eigentum an<br />
Vieh und sonstigem Besitztum „rechtmäßig“<br />
<strong>zu</strong> vererben, musste der Mann sicher sein,<br />
dass seine Erben aus seinem Samen und nicht<br />
aus dem eines anderen Mannes entsprungen<br />
sind. Eine wichtig erscheinende<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> diesem Ziele war es daher,<br />
sich der Treue der (Ehe-) <strong>Frau</strong> <strong>zu</strong> versichern.<br />
<strong>Die</strong> am zweckmäßigsten erscheinende<br />
Methode schien die Entfernung des sinnlichen<br />
Zentrums der <strong>Frau</strong>, der Klitoris, <strong>zu</strong> sein. Dass<br />
man ihr damit auch die Lust am Int<strong>im</strong>verkehr,<br />
an der Sexualität überhaupt nahm, sie also<br />
sexuell „blendete“, gebot der Eigennutz des<br />
Mannes.<br />
berufen können als die Kulturen Europas.<br />
Entgegen dem Augenschein, unter Berufung<br />
auf den man natürlich spektakulär -<br />
schnulzige Horrorstories für prompt dankbar<br />
ergriffenes Publikum en masse produzieren<br />
kann, handelt es sich bei sämtlichen<br />
Beschneidungsriten um einen Akt der<br />
kulturellen und gesellschaftlichen Initiation,<br />
der - und dies ist der Kern des Ritus - ein<br />
ganz best<strong>im</strong>mtes Ethos <strong>zu</strong>r Folge hat. <strong>Die</strong>ses<br />
Ethos ist, wie bei allen sakralen Kulturen, in<br />
der Kosmologie begründet und lässt die<br />
Teilnehmer der Initiation als Repräsentanten<br />
und Träger jener kosmischen Ordnung aus<br />
dem Ritual hervorgehen. Im Fall der<br />
Beschneidung heißt das: die magische<br />
Verwandlung des „Naturwesens Mann“ und<br />
des „Naturwesens <strong>Frau</strong>“ <strong>zu</strong> „Kulturwesen“, die<br />
an der kosmischen Ordnung und deren<br />
höchster Repräsentation, der sakralen