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Gelenke, Gelenkmechanik, Steuerung

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<strong>Gelenke</strong>, <strong>Gelenkmechanik</strong>, <strong>Steuerung</strong>


Allgemeine Gelenklehre<br />

Knochenverbindungen:<br />

• Kontinuierlich (Verbindung durch straffes<br />

Bindegewebe oder Knorpelgewebe)<br />

• Diskontinuierlich (echte Gelenkverbindung)


Kontinuierliche Knochenverbindung<br />

• Syndesmose (Bandhaft):<br />

- Verbindung durch straffes kollagenes<br />

Bindegewebe, z.B. Membrana interossea<br />

- Sonderform ist die Naht, sutura


Kontinuierliche Knochenverbindung<br />

• Synchondrose (Knorpelhaft):<br />

- verbindendes Gewebe kann Faser- oder<br />

hyaliner Knorpel sein, z.B.<br />

Zwischenwirbelscheiben<br />

• Synostose (Knochenhaft):<br />

- z.B. Verknöcherung der<br />

Schädelsuturen<br />

Spo


Diskontinuierliche Knochenverbindung<br />

Diarthros, Gelenk<br />

• Gelenkkapsel, capsula articularis<br />

- Membrana fibrosa, äußere Faserschicht<br />

- Membrana synovialis, spezifische Innenschicht<br />

• Gelenkhöhle, cavitas articularis<br />

- keine Höhle, sondern ein kapillarer Spalt gefüllt mit<br />

„Gelenkschmiere“, Synovia.<br />

• Gelenkknorpel, cartilago articularis<br />

• Sonderstrukturen: - Disci articularis, Zwischenscheiben<br />

- Labrum glenoidale, Pfannenlippe


Gelenkformen<br />

•Kugelgelenk (articulatio spheroidea)<br />

• Eigelenk (articulatio ellipsoidea)<br />

• Sattelgelenk (articulatio sellaris)<br />

• Scharniergelenk (Ginglymus)


Kugelgelenk, articulatio spheroidea<br />

(3 Hauptachsen/Freiheitsgrade) z.B. Schulter<br />

Frick34


Eigelenk (articulatio ellipsoidea)<br />

1 konvexe/1 konkave ellipsenförmige Fläche<br />

(2 Hauptachsen/Freiheitsgrade)<br />

Frick 34,<br />

z.B. Handgelenk


Sattelgelenk (articulatio sellaris)<br />

jeweils 1 konvexe und konkave Fläche<br />

(2 Hauptachsen/Freiheitsgrade)<br />

Frick34<br />

z.B. Daumen-<br />

sattelgelenk


Scharniergelenk, Ginglymus<br />

(einachsiges Gelenk = 1 Freiheitsgrad)<br />

z.B. oberes Sprunggelenk<br />

Frick 34


Welches Gelenk? Welche Gelenkform?


Welches Gelenk? Welche Gelenkform?


Welches Gelenk? Welche Gelenkform


Allgemeine Gelenklehre<br />

Gelenkoberfläche Knorpel<br />

Gelenkschmierung Synovialflüssigkeit<br />

Gelenkführung Bänder (passiv) / Sehnen (aktiv)<br />

Motor Muskeln<br />

Kraftübertragung Sehne<br />

<strong>Steuerung</strong> Nervensystem


Führung und Hemmung der<br />

Gelenkbewegung<br />

• Knochenführung – Knochenhemmung<br />

• Bänderführung – Bänderhemmung<br />

• Muskelführung – Muskelhemmung<br />

• Weichteil- oder Massenhemmung


Führung und Hemmung der<br />

Gelenkbewegung<br />

• Knochenführung: besonders geformte<br />

Gelenkflächen (humero-ulnar)<br />

• Knochenhemmung: kommt eigentlich<br />

nicht vor, allenfalls bei gewaltsamer<br />

Überstreckung im Ellenbogen<br />

Sportorthopädie München


Führung und Hemmung der<br />

Gelenkbewegung<br />

• Bänderführung: große Bedeutung bei<br />

<strong>Gelenke</strong>n mit inkongruenten<br />

Gelenkflächen, z.B. Knie<br />

• Bänderhemmung: funktionell wichtig;<br />

bei vielen <strong>Gelenke</strong>n wird Streckung<br />

ausschließlich hierdurch gehemmt


Gelenkkapsel und –bänder<br />

Propriozeptive Rezeptoren: Spannung, Lagesinn<br />

reflektorische Muskelanspannung<br />

Zu lang: Instabilität<br />

Zu kurz: Gelenkkontraktur:<br />

cave: Stellung in Gipsverbänden!


Führung und Hemmung der<br />

Gelenkbewegung<br />

• Muskelführung: große Bedeutung bei<br />

<strong>Gelenke</strong>n mit hohem Freiheitsgrad, z.B.<br />

Schulter<br />

• Muskelhemmung: entsteht bei bestimmten<br />

Gelenkstellungen wenn Dehnbarkeit eines<br />

mehrgelenkigen Muskels erschöpft ist


Führung und Hemmung der<br />

Gelenkbewegung<br />

• Weichteil- oder Massenhemmung:<br />

z.B. bei extremer Beugung im Ellenbogenoder<br />

Kniegelenk


Wandlungs-/ Anpassungsprozesse<br />

Umbau: ständige Anpassung an veränderte<br />

(äussere und innere) Gegebenheiten<br />

Mechanische Einflüsse<br />

Wachstum: Knochendicke, Länge, Konsistenz<br />

Regeneration: erlittene Schäden (nicht Knorpel)


Folge: Form entspricht den versch. Funktionen<br />

Funktionseinheit (Gelenk)<br />

Funktionsorgan (Extremität)<br />

Funktionelle Einheit<br />

(Bewegungsapparat)


Statik/Dynamik<br />

Statik: Lehre der auf einen festen Körper<br />

einwirkender mechanischer Kräfte,<br />

wenn diese ausbalanciert sind<br />

(keine Bewegung).


Statik/Dynamik<br />

Lot durch Gelenkmitte: z.B.: Oberes<br />

Sprunggelenk<br />

labiles Gleichgewicht-------Stabilisierung<br />

Debr 96


Lot (Teilschwerpunkt) nicht durch tragendes<br />

Gelenk<br />

Drehmoment<br />

Gegenkraft (Hüfte: Abduktoren)


5 wichtigste Muskelgruppen im Stehen<br />

Debr 98<br />

Waden-Oberschenkelstrecker-Gesäß-Abduktoren-Rücken


KLP 3 285<br />

Dynamik <strong>Steuerung</strong>


<strong>Steuerung</strong><br />

Pyramidenbahn = Willkürmotorik<br />

Erregung /Dämpfung<br />

Beeinflussung von automatischen<br />

Verhaltensweisen (extrapyramidal)<br />

Verschaltung mit Kleinhirn<br />

90% Kreuzung auf Gegenseite<br />

KLP 3 287


<strong>Steuerung</strong><br />

Motorische Vorderhornzelle -> Nervenfasern<br />

verzweigen sich in Muskulatur<br />

Aktivierung Agonisten (z.B. Kniebeuger)<br />

Hemmung Antagonisten (z.B. Kniestrecker)


Rückkopplung<br />

Muskelspindeln: Dehnungsrezeptor<br />

Impulsfrequenzänderung bei Längenänderung<br />

Auslösung Reflex Vorderhornzellen<br />

Golgi-Sehnenorgan Hemmung Motoneuron<br />

Spannungsrezeptoren Gelenkkapsel und Bänder


KLP 3 295<br />

<strong>Steuerung</strong>


Statik/Dynamik<br />

Orthopädische Probleme:<br />

motorische Lähmung<br />

mechanische Insuffizienz Stützstrukturen<br />

Deformität, Fehlstellung<br />

Koordinationsstörungen


Ersten Hilfe


Ziele der Ersten Hilfe<br />

• Erstversorgung von Verletzungen<br />

(ggf. unter extremen Bedingungen)<br />

mit einfachen Hilfsmitteln vor Ort<br />

• Stabilisierung des Zustandes<br />

• Herstellung der Transportfähigkeit


§ 330c StGB:<br />

Juristische Aspekte<br />

„Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr<br />

oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich<br />

und ihm den Umständen nach zuzumuten,<br />

insbesondere ohne erhebliche Gefahr und ohne<br />

Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich<br />

ist, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit<br />

Geldstrafe verurteilt.“


Anforderungen an den Ersthelfer<br />

ERKENNEN,<br />

was geschehen ist<br />

ÜBERLEGEN,<br />

welche Gefahren drohen<br />

nach: BRK-Ausbildung<br />

HANDELN, unter<br />

Berücksichtigung<br />

der Situation


Rettungskette?


Rettungskette


Notruf?


Wer meldet ?<br />

- Name, Mobilfunknummer<br />

Was geschah ?<br />

- Art des Unfalls<br />

Wo geschah es ?<br />

- Bergbezeichnung<br />

- Gebietsbezeichnung<br />

- Routenangabe<br />

- Standortbeschreibung<br />

- Höhenangabe<br />

Unfallmeldung<br />

Wie viele Verletzte ?<br />

Welche Verletzungen ?<br />

Sonstiges:<br />

- Wetterverhältnisse<br />

(Windrichtung, Sicht)<br />

- Geländeart<br />

- Bergungsart<br />

(Heli, Akja, Stahlseil)


Verletzungen mit Stabilitätsverlust<br />

• Fraktur<br />

• (Aus-)Riß des Kapselbandapparates<br />

• Luxation<br />

• Luxationsfraktur


Frakturen<br />

Vollständige Durchtrennung des<br />

Knochens<br />

durch indirekte oder direkte Gewalt


• abnorme Lage<br />

Sichere Zeichen von<br />

Knochenbrüchen<br />

• sichtbare Knochenstücke<br />

• abnorme Beweglichkeit<br />

• Knochenreiben


• Schwellung<br />

• Schmerz<br />

Unsichere Zeichen von<br />

Knochenbrüchen<br />

• Bewegungseinschränkung<br />

• Bluterguß<br />

• Schonhaltung


Arten von<br />

Frakturen<br />

Geschlossen<br />

Offen ohne<br />

Hautdurchspießung<br />

Offen mit<br />

Hautdurchspießung<br />

nach: BRK-Ausbildung


Gefahren von Knochenbrüchen<br />

Allgemein:<br />

Lokal:<br />

• Schock (Blutverlust)<br />

• Embolie (Fett/<br />

Blutgerinnsel)<br />

• Weichteilschädigung<br />

• Infektion<br />

• Lähmungen<br />

• Spätschäden


Blutverlust bei Frakturen<br />

Oberarm: 0,8 l<br />

Unterarm: 0,4 l<br />

Becken: 5,0 l<br />

Oberschenkel: 2,0 l<br />

Unterschenkel: 1,0 l<br />

modifitiert nach: BRK-Ausbildung


Maßnahmen bei Knochenbrüchen<br />

• Ruhigstellung und Schienung<br />

• Achsenkorrektur unter mäßiger Extension<br />

in achsengerechter Stellung<br />

• Ggf. Blutstillung<br />

• Steriler Verband bei offenen Frakturen<br />

• Vitalfunktionen überprüfen<br />

• Ggf. Notruf


Schienung von Knochenbrüchen<br />

• Miteinbeziehung der benachbarten <strong>Gelenke</strong><br />

• Polsterung in Gelenknähe<br />

• Keine Reposition, lediglich<br />

Achsenkorrektur zum Abtransport<br />

• Im Zweifelsfall: von Fraktur ausgehen


Schienungsmöglichkeiten<br />

• Behelfsmäßige Methoden (Skistöcke, Äste...)<br />

• Sam-Splint<br />

• Pneumatische Schienen<br />

• Vakkuumschienen bzw. -matratze<br />

• Bergwachtstreckschienen


SAM-Splint


Ruhigstellung des Handgelenks


Ruhigstellung des vorderen<br />

Unterarms


Ruhigstellung des Oberarms


Ruhigstellung des<br />

Unterschenkels


Ruhigstellung des<br />

Oberschenkels


Luxation<br />

Vollständiger und dauernder Kontaktverlust<br />

der gelenkbildenden Knochenenden


Lokalisation von Luxationen<br />

• Schulter (45%)<br />

• Ellenbogen (18%), insb. bei Kindern<br />

• Finger (9%)<br />

• Oberes Sprunggelenk (6%)<br />

•Hüfte (4%)<br />

• Handgelenk (3%)<br />

•Knie (2%)


Symptome einer Luxation<br />

• Fehlstellung<br />

• Federnde Fixation<br />

• Leere Gelenkpfanne<br />

• Kopf an abnormer Stelle


Komplikationen von Luxationen<br />

• Kapsel-Bandverletzungen (fast immer !)<br />

• Gefäßverletzungen<br />

• Nervenschädigung<br />

• Knorpel-Knochen-Verletzungen<br />

(Luxationsfraktur !)


Therapie<br />

• Reposition durch Laien nur in Notfällen!<br />

• Ruhigstellung wie bei Knochenbrüchen


Ruhigstellung in „Wohlfühlposition“


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