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Zur Terminologie in der Sprachkontakt- forschung ... - Carsten Sinner

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<strong>Carsten</strong> S<strong>in</strong>ner<br />

'reactivat<strong>in</strong>g' it" (Silva-Corvalán 1996: 11). 15 Bereits <strong>der</strong> emblematische<br />

Gebrauch des Spanischen durch Personen, die am unteren Ende des "proficiency<br />

cont<strong>in</strong>uum" anzuordnen s<strong>in</strong>d, gehört Silva-Corvalán (1996: 13) zufolge zur<br />

"bil<strong>in</strong>gual competence". Dadurch ergibt sich zwangsläufig die Schwierigkeit,<br />

daß auf term<strong>in</strong>ologischer Ebene nicht zwischen muttersprachlich erworbener<br />

und <strong>in</strong> späteren Stadien, beispielsweise im schulischen Fremdsprachenunterricht,<br />

erworbener Spanischkompetenz unterschieden wird. Auch<br />

Álvarez Cáccamo (1983a: 23) ist <strong>der</strong> Auffassung, die Graduierung des Bil<strong>in</strong>guismus<br />

reiche von lediglich passivem Verständnis e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Sprache<br />

(passiver Bil<strong>in</strong>guismus) bis zur mündlichen und schriftlichen Beherrschung<br />

bei<strong>der</strong> Sprachen; 16 für die theoretisch mögliche perfekte Beherrschung mehrerer<br />

Sprachen ohne Dom<strong>in</strong>anz e<strong>in</strong>er von ihnen schlägt er den Term<strong>in</strong>us ausgeglichener<br />

Bil<strong>in</strong>guismus ("bil<strong>in</strong>güismo equilibrado") vor. 17 Eliza<strong>in</strong>cín (1992: 38f)<br />

zieht es angesichts <strong>der</strong> Graduierbarkeit bil<strong>in</strong>gualer Kompetenz sogar vor, bei<br />

perfekter Beherrschung zweier o<strong>der</strong> mehrerer Sprachen die Term<strong>in</strong>i "ambil<strong>in</strong>güismo"<br />

und "ambil<strong>in</strong>güe" zu verwenden. 18<br />

Ähnliche Etymologie, aber grundlegend an<strong>der</strong>e Bedeutung weisen Dalmaus<br />

Term<strong>in</strong>i passiver und aktiver Polyglottismus auf (Dalmau 1936). Geme<strong>in</strong>t ist mit<br />

"poliglotisme passiu", daß e<strong>in</strong>e Person e<strong>in</strong>e zweite Sprache ausschließlich als<br />

"llengua de relació" verwendet. Als solche bezeichnet Dalmau jene Sprachen<br />

o<strong>der</strong> Dialekte, die <strong>in</strong> bestimmten Situationen die Funktion e<strong>in</strong>er Verständigungsbzw.<br />

Verkehrssprache zwischen Mitglie<strong>der</strong>n verschiedener<br />

Sprachengeme<strong>in</strong>schaften annehmen. Dem gegenüber steht die "llengua de<br />

15) Dabei spricht sie übrigens auch im Falle des "emblematic Spanish" e<strong>in</strong>es Sprechers, den sie "at<br />

the very bottom of the proficiency cont<strong>in</strong>uum" anordnet, von "bil<strong>in</strong>gual competence" (Silva-<br />

Corvalán 1996: 13).<br />

16) Die Berücksichtigung <strong>der</strong> Schreibkompetenz bei <strong>der</strong> Klassifizierung von Bil<strong>in</strong>guismus- o<strong>der</strong><br />

Diglossiesituationen f<strong>in</strong>det sich auch bei Badia i Margarit, <strong>der</strong> zur Darstellung <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong><br />

katalanischsprechenden Bevölkerung Kataloniens, die aufgrund fehlenden Sprachunterrichts und<br />

fehlen<strong>der</strong> Massenmedien nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist (bzw. war), sich schriftlich auf katalanisch<br />

auszudrücken, die Term<strong>in</strong>i "catalanofonía" und "catalanografía" e<strong>in</strong>führte, um <strong>der</strong> Diglossiesituation<br />

des Typs "lengua hablada=catalán / lengua escrita=castellano" (Badía 1977: 129)<br />

gerecht zu werden.<br />

17) Auf die Unterscheidung schriftlicher und oraler Kompetenz bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> untersuchten<br />

<strong>Term<strong>in</strong>ologie</strong> kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit nicht e<strong>in</strong>gegangen werden. Auf schriftsprachliche<br />

Ebene abzielende Verwendungen des Term<strong>in</strong>us bil<strong>in</strong>gual s<strong>in</strong>d jedoch ebenfalls ke<strong>in</strong>e<br />

Ausnahme: Vallverdú hebt 1975 (72ff) hervor, daß <strong>in</strong> den verschiedensten Fällen von literarischem<br />

Bil<strong>in</strong>guismus gesprochen wird, grenzt selbst aber die Verwendung des Term<strong>in</strong>us auf<br />

zwei Fälle e<strong>in</strong> ("(l)'escriptor que escriu alternadament en castellà i en català" und "(l)'escriptor<br />

que en dues èpoques successives ha escrit en català i en castellà, però no pas simultàniament"<br />

(1975: 74)).<br />

18) Der Term<strong>in</strong>us Ambil<strong>in</strong>guismus sche<strong>in</strong>t auf Halliday / McIntosh / Strevens (1965) zurückzugehen.<br />

Vgl. umgekehrt die Versuche, mit Term<strong>in</strong>i wie Semil<strong>in</strong>guismus e<strong>in</strong>en Namen für das Nichterreichen<br />

von Perfektion <strong>in</strong> beiden Sprachen bei Zweisprachigen zu f<strong>in</strong>den; Roma<strong>in</strong>e (1989: 232-<br />

244) gibt e<strong>in</strong>e übersichtliche Diskussion des Problems und geht genauer auf die verwendete<br />

<strong>Term<strong>in</strong>ologie</strong> e<strong>in</strong>.<br />

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