Zur Terminologie in der Sprachkontakt- forschung ... - Carsten Sinner
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<strong>Zur</strong> <strong>Term<strong>in</strong>ologie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachkontakt</strong><strong>forschung</strong><br />
Migrantenanteil so hoch ist, daß sie die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung ausmachen<br />
(Bastardas i Boada 1985: 34).<br />
Die nach Katalonien zugewan<strong>der</strong>ten Sprechergruppen können, unter Rückgriff<br />
auf die <strong>Term<strong>in</strong>ologie</strong> Coserius, wie folgt kategorisiert werden:<br />
a) Sprecher <strong>der</strong> Standardsprache (des sekundären Dialekts des Kastilischen<br />
als Geme<strong>in</strong>sprache, <strong>der</strong> als sozial-kulturelle Norm / Standardsprache gilt)<br />
b) Sprecher e<strong>in</strong>es regionalen – sekundären – Dialekts bzw. e<strong>in</strong>er diatopischen<br />
Varietät (Andalusier, Kanarier usw.)<br />
c) Sprecher e<strong>in</strong>es tertiären Dialekts des Kastilischen als Geme<strong>in</strong>sprache<br />
(z.B. Sprecher e<strong>in</strong>er andalusischen (madrilenischen, extremeñischen usw.) Realisierung<br />
des Kastilischen als Geme<strong>in</strong>sprache (d.h. e<strong>in</strong>es regionalen andalusischen<br />
(madrilenischen, extremeñischen usw.) Standards, gegebenenfalls mit<br />
regionalen Eigenheiten (aus Almería, Granada, Jaén, Córdoba, Sevilla, Cáceres,<br />
Badajoz, Madrid usw.))<br />
d) Sprecher sekundärer und tertiärer Dialekte an<strong>der</strong>er historischer Sprachen<br />
(Galicisch, Baskisch, Katalanisch) mit unterschiedlichsten Graden <strong>der</strong><br />
Beherrschung e<strong>in</strong>es sekundären o<strong>der</strong> tertiären Dialekts des Kastilischen; hierzu<br />
gehören auch Zuwan<strong>der</strong>er aus an<strong>der</strong>en katalanischsprachigen Gebieten, <strong>in</strong> denen<br />
das Kastilische e<strong>in</strong>e ähnlich lange Geschichte besitzt wie <strong>in</strong> Katalonien selbst<br />
(València und Balearen sowie Teile Aragóns und Murcias)<br />
e) monol<strong>in</strong>guale Sprecher von Varietäten des Kastilischen, wie es <strong>in</strong> den<br />
zweisprachigen Regionen Spaniens gesprochen wird. 34<br />
Das <strong>in</strong> Katalonien von <strong>der</strong> autochthonen Bevölkerung gesprochene Kastilisch ist<br />
ebenfalls nicht homogen. In manchen Familien beispielsweise – vor allem <strong>in</strong><br />
Barcelona – ist seit vielen Generationen – mitunter seit Hun<strong>der</strong>ten von Jahren –<br />
das Kastilische die Familiensprache, 35 <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en ist es bis heute nicht mehr als<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gelernte Sprache, die mitunter nicht e<strong>in</strong>mal im Alltag<br />
verwendet (bzw. benötigt) wird. Das Kastilische Kataloniens ist we<strong>der</strong> primärer<br />
Dialekt noch – da es nicht das Ergebnis regionaler Ausdifferenzierung <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>sprache ist – sekundärer Dialekt des Kastilischen; es ist auch nicht<br />
vere<strong>in</strong>fachend auf die Ebene e<strong>in</strong>es tertiären Dialekts zu stellen, da es sich nicht<br />
34)<br />
Die Punkte d) und e) entsprächen <strong>der</strong> Interferenz- bzw. Kontaktvarietät Stehls (1994) und<br />
Lüdtkes (1998 und 1999).<br />
35)<br />
Es gibt beispielsweise e<strong>in</strong>e katalanische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit, hauptsächlich Angehörige des mittleren und<br />
höheren Bürgertums, die sich aus ideologischen Gründen für das Kastilische entschieden hatte<br />
(cf. Siguan 1968: 51).<br />
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