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mit Texten von Franz Kafka ua, Fassung Theater Neumarkt

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BRIEF<br />

AN DEN VATER.<br />

FRANZ KAFKA<br />

<strong>mit</strong> <strong>Texten</strong> <strong>von</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Kafka</strong> u.a., <strong>Fassung</strong> <strong>Theater</strong> <strong>Neumarkt</strong><br />

Dauer der Vorstellung: ca. 1 ½ Stunden<br />

24 STUNDEN: KAFKA<br />

PRAG 1912. „Von 8 bis 2 oder 2 Bureau, <strong>von</strong> 3<br />

oder ¼ 4 Mittagspause, <strong>von</strong> da ab Schlafen im Bett<br />

( meist nur Versuche … ) bis ½ 8, dann 10 Minuten<br />

Turnen, nachts bei off enem Fenster, dann 1 Stunde<br />

Spazierengehn allein oder <strong>mit</strong> Max oder <strong>mit</strong> noch<br />

einem anderen Freund, dann Nachtmahl, innerhalb<br />

der Familie, dann um ½ 11 ( oft wird es sogar ½<br />

12 ) Niedersetzen zum Schreiben und dableiben je<br />

nach Kraft, Lust und Glück bis 1, 2, 3 Uhr einmal<br />

auch schon bis 6 Uhr früh. Dann wieder Turnen, wie<br />

oben, nur natürlich <strong>mit</strong> Vermeidung jeder Anstrengung,<br />

abwaschen und <strong>mit</strong> leichten Herzschmerzen<br />

und zuckender Bauchmuskulatur ins Bett. Dann<br />

alle möglichen Versuche einzuschlafen … Natürlich<br />

ist es dann kein besonderes Wunder, wenn ich im<br />

Bureau am Morgen gerade knapp noch <strong>mit</strong> dem<br />

Ende meiner Kräfte zu arbeiten anfange.“ ( F. K. )<br />

SCHWÄCHE<br />

DEINE = MEINE<br />

FRANKFURT a. M. 1963. Das wissen wir<br />

jetzt <strong>von</strong> ihm, dass er nicht <strong>mit</strong> den Eltern<br />

Karten spielen wollte, abends, wenn der Vater<br />

ihn auff orderte. Aber ganz allein sein<br />

wollte er auch nicht. Einige Male verlobte<br />

er sich. Mit einer Frau verlobte er sich zweimal.<br />

Alle erdenklichen Vorwürfe gegen sich<br />

notierend, zog er sich dann wieder aus diesen<br />

Verlobungen zurück. Von allem Anfang<br />

an suchte er nach einem „Grenzland“ zwischen<br />

„Irrsinn“ und „Aufstieg“, zwischen<br />

„Einsamkeit und Gemeinschaft“; man kann<br />

in diesem Grenzland nicht leben, aber man<br />

kann beobachten, wie gelebt wird. Sicher ist<br />

ein solcher Aufenthalt nicht wählbar, etwa<br />

als ein Ort, der dem Schreiben besonders<br />

günstig wäre; auch wenn <strong>Kafka</strong> es dann zuweilen<br />

vorkam, er habe sich allen Ansprüchen<br />

der Welt nur entzogen, um sein Schreiben<br />

zu schützen. Es wird wohl so gewesen<br />

sein: der Rückzug hat das Schreiben befördert<br />

und das Schreiben den Rückzug. Kein<br />

Mensch hat je <strong>mit</strong> solchem Ernst das Studium<br />

seiner Schwächen betrieben. Er fi ng an<br />

zu Schreiben. Das Schreiben ( <strong>von</strong> seinem<br />

Grenzland aus ) war zwar dann alles, ersetze<br />

alles, war sozusagen einziger Sinn, aber es<br />

war kein Ausruhen und solides Einrichten,<br />

sondern ein Prozess, der die Herausarbeitung<br />

seiner Schuld zum Ziel hatte. „Das Schreiben<br />

ist hilfl os, wohnt nicht in sich selbst,<br />

ist Spass und Verzweifl ung.“ ( Martin Walser )<br />

MIT ROMY SCHNEIDER<br />

IM CABRIO<br />

STUTTGART 2008. Als ich Orson<br />

Welles’ Verfi lmung <strong>von</strong> <strong>Kafka</strong>s Roman<br />

Der Prozess gesehen hatte, vermutete<br />

ich, <strong>Franz</strong> <strong>Kafka</strong> habe eine gewisse<br />

Ähnlichkeit <strong>mit</strong> Anthony Perkins<br />

und wie dieser – als Norman Bates in<br />

Alfred Hitchcocks Psycho – eine ausgestopfte<br />

Mutter oder besser noch<br />

einen ausgestopften Vater im Keller.<br />

Dann und wann kam Felice Bauer, seine<br />

Verlobte und Nicht-Geheiratete,<br />

seine Entlobte und Wieder-Verlobte<br />

in <strong>Kafka</strong>s Motel vorbei und wurde<br />

<strong>von</strong> <strong>Kafka</strong> unter der Dusche bedrängt. Dass <strong>Kafka</strong><br />

sich verlobte und entlobte und wieder verlobte,<br />

und das immer wieder und <strong>mit</strong> wechselnden Frauen,<br />

erschien mir sehr typisch für <strong>Kafka</strong>. Er konnte<br />

sich nicht entscheiden, nicht im Hinblick auf die<br />

Frauen, aber auch sonst nicht. Nicht einmal feste<br />

Schreibzeiten konnte er durchhalten, mal musste es<br />

die tiefe Nacht sein, dann wieder der frühe Morgen,<br />

schliesslich der späte Abend. Kein Wunder, dass er<br />

alles Geschriebene immer wieder liegen liess und<br />

kein richtiges Ende fand. Er wusste einfach nicht<br />

genau, was er wollte. Das war nicht weiter schlimm,<br />

„<br />

‚Nein, lass mich, nein lass<br />

mich!‘ so rief ich<br />

unaufhörlich die Gassen<br />

entlang, und immer<br />

wieder fasste sie mich an,<br />

immer wieder<br />

schlugen <strong>von</strong> der Seite<br />

oder über meine<br />

Schultern hinweg die<br />

Krallenhände der Sirene<br />

in meine Brust.<br />

“<br />

CROSSOVER<br />

PREMIERE:<br />

8. MAI 2010<br />

uns allen ergeht es ja so, schlimm war<br />

nur, dass <strong>Kafka</strong> uns allen <strong>mit</strong> seiner<br />

Entscheidungslosigkeit auf die Nerven<br />

ging. „Du <strong>Kafka</strong>!“ riefen wir Schüler<br />

einem Mitschüler zu, wenn er zu sehr<br />

zauderte. Und „<strong>Kafka</strong>! <strong>Kafka</strong>!“ rufen<br />

noch heute die Tschechen, wenn einer<br />

ihrer Elfmeterschützen bei der EM<br />

das Tor nicht triff t. „Wir haben sehr<br />

<strong>Kafka</strong> gespielt“, hat Pavel Brückner,<br />

der Trainer der Tschechen, nach der<br />

Niederlage gegen die Türken gesagt.<br />

Es gab nur eine Person, der <strong>Kafka</strong>s<br />

Zaudern und Zögern gefi el, das war Romy Schneider,<br />

die Anthony Perkins in seiner Rolle als <strong>Franz</strong><br />

<strong>Kafka</strong> in Orson Welles’ Verfi lmung des Prozess’<br />

begegnete. „Sie gefallen mir“, soll sie zu Anthony<br />

Perkins gesagt haben, „Sie gefallen mir sogar sehr“.<br />

Nach diesen Worten konnte <strong>Kafka</strong> sich zumindest<br />

für eine Nacht mal entscheiden. Felice Bauer kam<br />

vergeblich an seinem Motel vorbei und wartete auf<br />

das zögerliche Knarren der Eingangstür. <strong>Kafka</strong> war<br />

einfach einmal für einen Morgen verschwunden, <strong>mit</strong><br />

Romy Schneider, in einem Cabrio, Richtung Côte<br />

d’Azur. ( Hanns-Josef Ortheil )<br />

FRANKFURT 2008. Die nächtliche Szene in den<br />

Gassen <strong>von</strong> Prag erscheint wie eine Vorwegnahme<br />

der Collagen Max Ernsts. Was dort das Crossover<br />

<strong>von</strong> bürgerlichem Interieur und phantastischen Wesen,<br />

ist hier die Verbindung der alltäglichen Stadt<br />

<strong>mit</strong> dem antiken Schreckbild der Sirene. Diese ist<br />

eine schöne Frau <strong>mit</strong> Vogelleib und Krallenfüssen.<br />

Wer sie singen hört, muss zu ihr hin und wird getötet.<br />

Widersteht einmal einer der Verlockung,<br />

muss sie sterben. Wenn man die Sirene benennt,<br />

wird aus dem Geschehen eine Allegorie.<br />

Dann ist die Szene tot. Sie stirbt an der Deutung,<br />

so naheliegend diese vielleicht scheinen mag. Dann<br />

sieht man auch die N<strong>ua</strong>ncen nicht mehr, aus denen<br />

sie lebt und eine Aura gewinnt. Dass die Sirene<br />

<strong>von</strong> hinten kommt, ist eine solche N<strong>ua</strong>nce, dass<br />

also nicht er sie sucht, wie im Mythos, sondern sie<br />

ihn. Und dass sie nicht sein Blut will, vampirisch,<br />

sondern die Gemeinschaft, nicht töten will, sondern<br />

nur die Krallen in seine Brust senken, „immer wieder“,<br />

als wär’s eine Zärtlichkeit. ( Peter <strong>von</strong> Matt )


… äusserste koncentration kennt keine anstrengung<br />

NEUROTISCHER<br />

ÖDIPUS<br />

Der Brief an den Vater, <strong>von</strong> dem die unglückseligen<br />

psychoanalytischen Interpretationen<br />

ausgehen, ist ein Porträt, das in eine ganz andere<br />

Maschine eingeführt wird. Der Vater hält den Kopf<br />

gesenkt – nicht nur, weil er selber schuldig ist, sondern<br />

weil er den Sohn schuldig macht und immerfort<br />

richtet. Der Vater ist an allem schuld: wenn ich<br />

in sexuellen Nöten bin, wenn meine Heiratsversuche<br />

misslingen, wenn ich schreiben will, wenn ich nicht<br />

schreiben kann, wenn ich den Kopf beuge in dieser<br />

Welt, wenn ich mir eine andere, unendlich wüste<br />

Welt errichten muss. Nun ist er freilich sehr spät,<br />

dieser Brief: <strong>Kafka</strong> weiss längst, dass nichts <strong>von</strong><br />

alledem stimmt. Seine Unfähigkeit zur Heirat, sein<br />

Schreiben, die Anziehungskraft seiner intensiven<br />

Wüstenwelt sind im Hinblick auf die Libido durchaus<br />

positiv motiviert, es sind keineswegs blosse Reaktionen<br />

auf ein Verhältnis zum Vater. Er selbst sagt<br />

es immer wieder, und sogar Max Brod verweist auf<br />

die Schwäche einer ödipalen Interpretation der Konfl<br />

ikte, auch der kindlichen. Das wirkliche Interesse<br />

des Briefs liegt in einem gewissen Übergleiten: Von<br />

einem klassischen Ödipus neurotischer Art, in dem<br />

der geliebte Vater gehasst, angeklagt und schuldig<br />

gesprochen wird, gleitet <strong>Kafka</strong> allmählich zu einem<br />

sehr viel perverseren Ödipus, der zunächst in<br />

der Hypothese einer Unschuld des Vaters, eines für<br />

Vater und Sohn gemeinsamen „Unglücks“ hin und<br />

her schwankt, um schliesslich eine unerhört schwere<br />

Anklage zu erheben, einen Vorwurf, der um so<br />

härter ist, je mehr er durch paranoische Interpretationen<br />

unbestimmbar wird ( wie die unbegrenzte<br />

„Verschleppung“ im Prozess ). <strong>Kafka</strong> spürt das selber<br />

so klar, dass er dem Vater imaginär das Wort<br />

erteilt und ihn sagen lässt: Du willst mir beweisen,<br />

„erstens, dass Du unschuldig bist, zweitens, dass ich<br />

schuldig bin, und drittens, dass Du aus lauter Grossartigkeit<br />

bereit bist, nicht nur mir zu verzeihen,<br />

sondern, was mehr oder weniger ist, auch noch zu<br />

beweisen und es selbst glauben zu wollen, dass ich,<br />

allerdings entgegen der Wahrheit, auch unschuldig<br />

bin“. ( Gilles Deleuze / Félix G<strong>ua</strong>ttari )<br />

Von A bis Z<br />

politisch<br />

FRANKFURT 1976. Es gibt in der Tat ein Lachen<br />

<strong>Kafka</strong>s, ein recht fröhliches Gelächter, das man zumeist<br />

aus denselben Gründen, denselben törichten<br />

Gründen missversteht, aus denen man <strong>Kafka</strong>s<br />

Literatur als eine Zufl ucht weit ausserhalb seines<br />

Lebens zu betrachten pfl egt: erfüllt <strong>von</strong> Angst, geprägt<br />

<strong>von</strong> Ohnmacht und Schuldgefühl, gezeichnet<br />

<strong>von</strong> einer tristen intimen Tragödie. In Wahrheit gibt<br />

es nur zwei Gründe, aus denen man <strong>Kafka</strong> voll akzeptieren<br />

kann: Er ist ein lachender Autor, erfüllt<br />

<strong>von</strong> einer tiefen Fröhlichkeit, trotz oder gerade wegen<br />

seiner Clownerien, die er wie eine Falle aufbaut<br />

oder wie einen Zirkus vorführt. Und er ist <strong>von</strong> A bis<br />

Z ein politischer Autor, Künder der kommenden<br />

Welt, da er gleichsam zwei Pole hat, die er in einer<br />

ganz neuen Verkettung zusammenzuschliessen versteht:<br />

Weit da<strong>von</strong> entfernt, sich in seine Kammer<br />

zurückzuziehen, nimmt er sie vielmehr zum Ausgangspunkt<br />

einer doppelten Bewegung: der eines<br />

Bürokraten <strong>mit</strong> grosser Zukunft, angeschlossen an<br />

reale, gerade hervortretende Verkettungen, und der<br />

eines Nomaden, der sich auf höchst aktuelle Weise<br />

da<strong>von</strong>macht, der sich an Sozialismus, Anarchismus<br />

und die gesellschaftlichen Bewegungen anschliesst.<br />

( Gilles Deleuze / Félix G<strong>ua</strong>ttari )<br />

Die Frau<br />

<strong>mit</strong> dem leeren<br />

Gesicht<br />

<strong>Kafka</strong> schreibt an FELICE BAUER:<br />

Du bist mein Menschengericht.<br />

„Fräulein F. B. Als ich am 13. August zu Brod kam,<br />

sass sie bei Tisch und kam mir doch wie ein<br />

Dienstmädchen vor. Ich war auch gar nicht neugierig<br />

darauf, wer sie war, sondern fand mich sofort<br />

<strong>mit</strong> ihr ab. Knochiges leeres Gesicht, das seine leere<br />

off en trug. Freier Hals. Überworfene Bluse.<br />

Sah ganz häuslich angezogen aus, trotzdem sie es,<br />

wie sich später zeigte, gar nicht war. Fast zerbrochene<br />

Nase, blondes, etwas steifes, reizloses Haar,<br />

starkes Kinn. Während ich mich setzte,<br />

sah ich sie zum ersten Mal genauer an, als ich sass,<br />

hatte ich schon ein unerschütterliches Urteil …“<br />

Dieser Tagebuchnotiz <strong>Franz</strong> <strong>Kafka</strong>s folgten bald<br />

hunderte <strong>von</strong> Briefe an Felice Bauer, der<br />

Frau <strong>mit</strong> dem leeren Gesicht: 5 Jahre Briefverkehr,<br />

Verlobung, Entlobung, Verlobung,<br />

Zerwürfnis, missglückte Treff en ( dazwischen ein<br />

einziges „geglücktes“) und endliche Trennung, –<br />

eine Trennung, an deren Ende <strong>Kafka</strong> sich als<br />

zu Tode Getroff enen diagnostiziert. Tatsächlich<br />

ist <strong>Kafka</strong>, während er diese Briefe schrieb,<br />

zum Schriftsteller geworden. Zusammen haben<br />

die Briefe nach Berlin schon 1913 einen grösseren<br />

Umfang als je ein <strong>Kafka</strong>scher Roman haben<br />

wird. „Das Schreiben“ begleitet die Briefexzesse –<br />

in nur drei Nächten schreibt <strong>Kafka</strong>, auf<br />

einen Brief <strong>von</strong> Felice wartend „Das Urteil“ und<br />

widmet den Text „Fräulein Felice B.“


BRIEF AN DEN VATER.<br />

FRANZ KAFKA<br />

<strong>mit</strong> <strong>Texten</strong> <strong>von</strong> <strong>Franz</strong> <strong>Kafka</strong> u.a., <strong>Fassung</strong> <strong>Theater</strong> <strong>Neumarkt</strong><br />

Premiere: 8. Mai 2010<br />

Es spielen<br />

Thomas Müller<br />

Malte Sundermann<br />

Sigi Terpoorten<br />

Regie Barbara Weber<br />

Bühne Sara Giancane<br />

Kostüme Madlaina Peer<br />

Musik Knut Jensen<br />

Dramaturgie Britta Kampert<br />

Regieassistenz Robert Gerloff<br />

Bühnenbildassistenz Gabriela Neubauer<br />

Dramaturgieassistenz Daniel Lerch<br />

Bühnenbildhospitanz Varinia Oberholzer<br />

Technische Leitung Andreas Bögli | Assistenz Technische Leitung Peter Meier<br />

Beleuchtung Twist Sopek, Martin Wigger, Philipp Ziegler | Ton Susanne Aff olter, Jürg Breitschmid<br />

Schlosserei Cristiano Remo | Schreinerei Sybille Eigenmann, Reto Landolt<br />

Malsaal Noëlle Choq<strong>ua</strong>rd, Martina Heimgartner | Deko Bettina Stoff el, Doris Zurbrügg<br />

Requisite Ueli Zellweger | Leitung Schneiderei Lilli Krakenberger, Ruth Schölzel<br />

Schneiderei Katharina Baldauf, Beatrice Zimmermann, Noelle Brühwiler, Daniela C. Duthaler<br />

Garderobe Doris Mazzella | Maske Denise Christen<br />

Bühne Aldo Betschart, Thomas Bianca, <strong>Franz</strong> Fleischmann, Peter Strassmann<br />

<strong>Theater</strong> <strong>Neumarkt</strong>, <strong>Neumarkt</strong> 5, 8001 Zürich, Tel.+41 (0)44 267 64 64, www.theaterneumarkt.ch<br />

Redaktion Britta Kampert | Gestaltung Studio Achermann | Druck A. Schöb, Zürich<br />

TEXTE: <strong>Franz</strong> <strong>Kafka</strong>: Briefe 1914–1917. Frankfurt a. M. 2005; Hanns-Josef Ortheil: 90 Sekunden zu <strong>Franz</strong> <strong>Kafka</strong>. SWR2 Journal, 27.6.2008; P. v. Matt: Die Krallenhände<br />

der Sirene. FAZ, 4.6.2008; G. Deleuze / F. G<strong>ua</strong>ttari: <strong>Kafka</strong>. Frankfurt a. M. 1976; C. Brecht: Ein Fall für sich. In: Liebrand / Schössler: Textverkehr. Würzburg 2004<br />

BILDER: Archiv Klaus Wagenbach Berlin ( S. 2 / 1 ); Archiv S. Fischer Verlag Frankfurt a. M. ( S. 2 / 2 ); Jason Lutes: Berlin. City of Stones, Montréal, Québec 2000 ( S.2 / 3 <strong>mit</strong><br />

geändertem Text ); Filmstill, Orson Welles: The Trial 1962 ( S. 1 )<br />

EIN<br />

FALL FÜR<br />

SICH<br />

Der Autorenname <strong>Kafka</strong> ist kein Name wie jeder<br />

andere. Tatsächlich gibt es zumindest im<br />

Kanon der deutschsprachigen Literatur keinen Namen,<br />

der ähnlich funktioniert wie dieser. Der Name<br />

<strong>Kafka</strong> verweist, um nur einige Züge hervorzuheben,<br />

auf eine Ikone des unendlich Rätselhaften und<br />

unaufklärbar Tiefgründigen, die dennoch un<strong>mit</strong>telbare<br />

Evidenz zu stiften vermag. <strong>Kafka</strong> verweist<br />

weiter auf einen reichen Bestand biographisch, geographisch<br />

und nicht zuletzt ikono( photo ) graphisch<br />

gegründeter Legenden, in denen der Autor selbst<br />

als <strong>mit</strong> unverkennbarem Sex-Appeal ausgestatteter<br />

Poster-Boy eines radikal konsequenten Aussenseitertums<br />

aufzutreten hat. ( Christoph Brecht )<br />

TURNEN WIE<br />

FRANZ KAFKA<br />

Turnanleitung <strong>von</strong> Jens P. Müller,<br />

der „schönste Mann<br />

des neuen Jahrhunderts“<br />

Schon <strong>Kafka</strong> turnte täglich nach<br />

der Anleitung „Mein System. 15<br />

Minuten tägliche Arbeit für die<br />

Gesundheit“ ( erschienen 1904 ).<br />

Müllers Fitness-Übungen und<br />

ergänzende Frottier-Übungen<br />

– eine Art Selbstmassage – sind<br />

einfach und müssen nicht im Verein,<br />

sondern können individuell zu<br />

Hause durchgeführt werden – am<br />

besten bei geöff netem Fenster.<br />

Ebenfalls erhältlich: „Mein System. Für Frauen“<br />

und „Mein System. Für Kinder“ – nur in ausgewählten<br />

Bibliotheken und Antiq<strong>ua</strong>riaten.<br />

Der Parlograph ( verewigt als groteskes Folterinstrument<br />

in der Erzählung „In der Strafkolonie“ ) ist<br />

ein Vorläufer der heutigen Diktiergeräte. Er wurde<br />

<strong>von</strong> der Carl Lindström AG ab 1913 in Berlin entwickelt<br />

und vertrieben. Eben dort arbeitete auch<br />

Felice Bauer als Prokuristin.


Partner des <strong>Theater</strong> <strong>Neumarkt</strong><br />

BRIEF<br />

AN DEN VATER.<br />

FRANZ KAFKA

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