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eXperimenta_2013_03

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des Träumenden aus. Auch wenn eine Frau von einem Mann träumt, spiegelt das Unbewusste die<br />

männlichen Anteile der Träumenden.<br />

Frauen im Traum erzählen auf der Subjektebene etwas über die Anima des oder der Träumenden.<br />

Im oben aufgeführten Traum erscheinen vier Figuren deutlich. Das ist zunächst das träumende Ich,<br />

dann Sanam, offensichtlich die Frau des Träumenden, dann gibt es noch die alte Frau, die sich beim<br />

Aufwachen mit Maden im Gesicht zeigt und der alte Mann, vielleicht der Kapitän?, der die beiden<br />

Hauptfiguren, das träumende Ich und Sanam, auf die Brücke winkt.<br />

Die Menschen, die auf den Schiffsplanken verteilt und später verschwunden sind, haben eine<br />

symbolische Funktion, die dem träumenden Ich vermutlich etwas über seine Haltung zur Gesellschaft<br />

erzählen will.<br />

Ein Blick in ein Traumlexikon lohnt sich. Dort werden die einzelnen Traumfiguren nach ihrem Erscheinungsbild<br />

gedeutet. Das effektivste Traumlexikon allerdings sind Sie selbst. Schreiben Sie auf der<br />

linken Seite eines Blattes den Namen oder das Attribut der Figur, auf der rechten Seite notieren Sie<br />

Ihre individuelle Definition. Damit kommen Sie der Figur in Ihrem Traum sehr nahe.<br />

Keiner kennt Ihre Traumfiguren besser als Sie.<br />

Auf diese Weise entwickeln wir ein fragmentarisches „Psychogramm“ unseres Protagonisten. Wir<br />

sehen nicht nur die äußeren Merkmale eines älteren Menschen, sondern wir erkennen Merkmale, die<br />

einen Teil der Persönlichkeit unserer Figur ausmachen. Attribute wie Krankheit oder gar bevorstehender<br />

Tod eines Menschen lassen ihn so lebendig werden.<br />

Von der Traumfigur zur literarischen Person<br />

Versuchen Sie einmal Ihre Traumfigur lebendig werden zu lassen, indem Sie ihr literarisches<br />

Leben einhauchen. Wie macht man oder Frau das? Ganz einfach, lassen Sie ihre Traumfigur einen<br />

Tagebucheintrag machen, besser noch, lassen Sie Ihre Figur über mehrere Tage ein Traumtagebuch<br />

führen. Bereits nach wenigen Tagen hat sich so Ihre Traumfigur verselbstständigt. Mit dem<br />

literarischen Instrumentarium des Tage-<br />

buchs hat sich eine eigenständige Figur<br />

entwickelt, die in Ihr Romanprojekt Einzug<br />

halten kann. Sie lernen Ihren Protagonisten<br />

immer besser kennen. Seine Wesenszüge<br />

bilden individuelle Funktionen, die die<br />

Eigenständigkeit Ihrer Figur, die aus dem<br />

Traumgeschehen entnommen ist und eine<br />

literarische Transformation erlebt. Die Figur im<br />

Traum wurde von Ihrem Unterbewusstsein,<br />

wenn auch nur rudimentär, entworfen. Mit<br />

der Technik des Tagebuchschreibens ihrer<br />

Traumfigur übernimmt Ihr Bewusstsein<br />

die Kontrolle über die Gestaltung des<br />

literarischen Wesens, das Sie erschaffen<br />

haben.<br />

Eine weitere Form, die Traumfigur „literarisch<br />

lebendig“ werden zu lassen, ist das Briefeschreiben.<br />

www.<strong>eXperimenta</strong>.de<br />

Reinhard Stammer JMB and Warhol (Overpainting) 30x40cm 2012<br />

54 März <strong>2013</strong>

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