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eXperimenta_2013_03

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„Wildheit und Wut.<br />

Sehnsucht und Sex“<br />

Matthias Kessler im Gespräch<br />

mit Rüdiger Heins<br />

<strong>eXperimenta</strong>: Lieber Matthias, du bist Buchautor, Stückeschreiber, Filme-macher und Regisseur<br />

in einer Person, gibt es da noch etwas, was ich nicht weiß?<br />

Matthias Kessler: Ich bin auch liebevoller Papi, verzweifelter Urheber und Journalist, wütender<br />

Bürger, und mir raubt es den Schlaf, dass sich in diesem Land keiner mehr empört. Wo sind die<br />

jungen Wilden, die aufs Establishment „pissen“ und sich nehmen, was ihnen zusteht? Oder ist<br />

die Generation „Prak-tikum“ schon zu sehr gedemütigt worden und funktioniert nur noch brav...<br />

Pressefreiheit steht im Grundgesetz, und dennoch wird der gute Journalismus abgeschafft. Kunst<br />

zählt wie Brot zu den Grundnahrungsmitteln, und den-noch wird sie im Web 2.0 verschleudert.<br />

Dann gibt es am Ende eben nur noch Dieter Bohlen und die Bild...<br />

<strong>eXperimenta</strong>: Wann hast Du zum ersten Mal deine Leidenschaft für das „Wort“ gespürt?<br />

Matthias Kessler: Ich war jung und brauchte das Geld :-) Hermann Hesse sagte einmal über<br />

seinen Berufs-.wunsch: “Dichter, oder nichts.” Da bin ich voll dabei. Das gefällt mir, als junger<br />

‘Steppenwolf’ zu dichten, und nichts Anderes als das zu tun. Ich habe mit vierzehn mein erstes<br />

Gedicht, dann mein erstes Drehbuch geschrieben, kontra-inspiriert vom Elitegymnasium, in<br />

dem ein Stalingrad-Veteran, unser Deutschlehrer, erblindet an einem Blendgranaten-Angriff, die<br />

Kesselschlacht an die Tafel kritzelte. Das hat einen abscheulichen Reiz ausgedünstet. Ich bekam<br />

bei ihm keine guten Noten für meine Aufsätze, war aber überzeugt von meiner Fantasie und<br />

meinen Texten; später flog ich dann von der Schule.<br />

<strong>eXperimenta</strong>: Wenn du jetzt drei Wünsche offen hättest, welche wären das?<br />

Matthias Kessler: Was nicht ist, bedeutet nichts. Aber gut: Drei Wünsche für mein Kind. Mit der<br />

Großzügigkeit, dass da Würstel, Gummibärchen und sonst was rumkommt.<br />

<strong>eXperimenta</strong>: Wie bist Du eigentlich zum Stückeschreiber geworden?<br />

Matthias Kessler<br />

Website: Matthias Kessler: http://suite101.de/article/<br />

autor-regisseur-und-stets-denker--matthias-kesslerim-portraet-a94787#axzz2Jwb16152<br />

Bücher: „Ich muss doch meinen Vater lieben, oder?“,<br />

Eichborn-Verlag<br />

„Das Schicksal der Hexe Helena“, Allpart-Media-Verlag<br />

(Eulenspiegel-Verlagsgruppe)<br />

„Gewinner und Verlierer“, Königshausen- und Neumann-Verlag<br />

Theaterstücke: „Das Lachen, das Bluten und die Zeit“,<br />

„MenschenMörder“, „Hexenhammer“.<br />

Filmdiskrographie: „Die Berge der Deutschen“,<br />

ZDFzeit. „Piraten der Karibik“, Galileo-Spezial. „Al<br />

Capone“, ProSieben History. „Dracula“, RTL, ORF, VOX.<br />

„Amons Tochter“ bzw. „La fille d’Amon“, CineCinema<br />

Auteur, Paris. „Wer nur ein Menschenleben rettet...“,<br />

SWR.<br />

www.<strong>eXperimenta</strong>.de<br />

Matthias Kessler: Jaja, der Dramatiker. Ich wollte so sein<br />

wie Dürrenmatt oder Schiller oder Williams. Für mich ist das<br />

Stück die unmittelbarste Form der Dichtkunst. Nirgends<br />

sonst kann ich besser eine Poetik der Gewalt oder der<br />

Liebe ‚verbrechen‘. Was ist Leben? Ein Drache, der alles<br />

verschlingt. Prügel und Schreie. Narren auf der Bühne, die<br />

wüten und tanzen. Ein Kinderreim ist es, kurz und wertlos<br />

…von mir. Vom Meister Schiller selbst: Das eben ist der<br />

Fluch der bösen Tat, Dass sie fortzeugend Böses muss<br />

gebären. Tja, bei Schiller bleiben keine Wünsche offen,<br />

oder?<br />

<strong>eXperimenta</strong>: Was ist für dich der Unterschied zwischen<br />

Theater- und Filmemachen?<br />

Matthias Kessler: Das Genre halt. Das Bild. Die Inszenierung.<br />

Die Sprache. Für mich ist Theater: Erfahrung,<br />

30 März <strong>2013</strong>

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