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Strategischer Wandel als identitätsbildender Prozess - Universität St ...

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An ihren Annahmen werdet ihr sie erkennen – wissenschaftstheoretische und methodische<br />

Grundüberlegung<br />

Kultur geteilt werden. Die Second-Order Findings stellen häufig Aussagen über<br />

Beziehungsgeflechte, soziale oder Erwartungsstrukturen, soziale Skripts, Regeln oder<br />

Sprachspiele dar. Sie sind aber <strong>als</strong> solche stets Interpretationen bzw. Rekonstruktionen<br />

der Forscher und dürfen – wenngleich diese versuchen, latente <strong>St</strong>rukturen zu<br />

beschreiben - nicht <strong>als</strong> ontologische Entitäten verstanden werden. 197<br />

Von besonderer Bedeutung für die Interpretation sind Informationen denen sich die<br />

Mitglieder der Organisation nicht bewusst sind. 198 Diese Vorannahmen oder taken-for-<br />

granted assumptions sind handlungsleitende Überzeugungen, Muster oder <strong>St</strong>rukturen<br />

der Organisation und werden vielfach erst dann offensichtlich, wenn es zu Brüchen 199<br />

im „normalen“ Handlungsablauf kommt. 200<br />

Was bedeutet der ethnographische Ansatz nun für das konkrete Vorgehen des<br />

Forschers und welche Methoden werden dabei verwendet? Ethnographische Methoden<br />

zeichnen sich nach ATKINSON/HAMMERSLEY durch folgende Merkmale aus:<br />

• Die Absicht, die Natur eines sozialen Phänomens zu erfassen und nicht mehr<br />

oder weniger unbegrenzt generalisierungsfähige Hypothesen dazu zu testen,<br />

• die Tendenz, hauptsächlich mit unstrukturierten Daten zu arbeiten und nicht<br />

von vornherein feste Kategorien zu verwenden,<br />

• die Untersuchung weniger detaillierter Fälle,<br />

• die Analyse der Daten, die explizit die Interpretation der Bedeutung mensch-<br />

licher Handlungen beinhaltet und vor allem verbale Beschreibungen und Erklä-<br />

197 Vgl. Van Maanen, 1983. Giddens erörtert in diesem Zusammenhang die Problematik der doppelten<br />

Hermeneutik. Es genügt demnach nicht, die Lebenswelt von Untersuchten in deren Sinn einfühlend nachzu-<br />

zeichnen und zu interpretieren, sondern deren Sinnkonstruktionen werden im innerwissenschaftlichen<br />

<strong>Prozess</strong> in verschiedene Deutungsrahmen oder Paradigmen übersetzt. llein aufgrund dieser unterschiedlichen<br />

wissenschaftlichen Deutungen verbietet sich eine ontologisch anmutende Objektivierierung Giddens, 1997.<br />

198 Van Maanen verweist ausserdem auf die Bedeutung und den Umgang mit F<strong>als</strong>chaussagen und dem<br />

Ignorieren von Informationen durch die „Beforschten“. Vgl. dazu Van Maanen, 1983.<br />

199 Vgl. zu Bruchstellentheorie Greiner Greiner, 1982 und auch in einem ähnlichen Sinne die Bruchexperimente<br />

von Garfinkel, 1967.<br />

200 Vgl. zum Begriff und der Bedeutung der taken-for-granted assumptions auch Barrett, et al., 1995;Hosking,<br />

2000;Isaacs, 1993. Was von den genannten Autoren und auch hier von Van Maanen mit taken for granted<br />

Annahmen bezeichnet wird, entspricht in der Theorie der <strong>St</strong>rukturierung den nicht erkannten<br />

Handlungsvoraussetzungen und findet <strong>als</strong> solches Eingang in die spätere empirische Analyse.

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