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Strategischer Wandel als identitätsbildender Prozess - Universität St ...

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An ihren Annahmen werdet ihr sie erkennen – wissenschaftstheoretische und methodische<br />

Grundüberlegung<br />

There are implicit rules for carrying out greetings: each participant takes a turn, typically<br />

there is an exchange of mutual glances, and there are only a limited number of moves that<br />

one can legitimately make after the other has said „good morning“. You may respond<br />

identically, or ask “how are you”, for example, but you would be considered “out of the<br />

game”, if you respond by screaming or cuffing the other in the head. Further, the words<br />

“good morning” are generally meaningless outside the game of greeting. If we are in the<br />

midst of a heated argument on unemployment, and I suddenly say “good morning”, you<br />

would be puzzled. Have I lost my mind? 169<br />

Ähnliche Beispiele finden sich auch bei GARFINKEL. In seiner Ethnomethodologie<br />

untersucht er das Alltagshandeln nach dem Motto „what really happens“. Er sieht<br />

Alltagshandeln <strong>als</strong> soziale Praktiken. Das Handeln des Einzelnen erfolgt nach be-<br />

stimmten sozialen Regeln, die Handlungsmuster und praktische Rechtfertigungen<br />

liefern. Insbesondere Konversationen, in denen sich die Akteure auf einen Bestand an<br />

kulturell gebundenem, implizitem Hintergrundwissen stützen können, sind Hauptge-<br />

genstand der Analyse. In einer Anzahl von sogenannten „Bruchexperimenten“ konnte<br />

GARFINKEL die Existenz entsprechender „Tiefenregeln“ eindrucksvoll nachweisen.<br />

Dabei wurden durch instruierte Akteure unhinterfragte, soziale Normen absichtlich<br />

gebrochen. Beispiele dafür waren, dass die Akteure<br />

• auf die Frage „Wie geht es Dir?“ nachgefragt wurde, wie dies gemeint sei,<br />

gesundheitlich, sexuell etc.;<br />

• an einer Schlange sich nicht hinten, sondern vorn anstellten (vordrängelten);<br />

• in einem Gespräch den Gesprächspartner immer wörtlich nahmen, d.h. übliche<br />

Verwendungen von Begriffen ignorierten, sich „dumm stellten“. 170<br />

Die Bedeutung von Wörtern entsteht <strong>als</strong>o durch den Gebrauch in der Sprache, hängt<br />

<strong>als</strong>o von der Anwendung von Regeln, von der sozialen Praxis ab. Das bedeutet aber<br />

auch, dass die Bedeutung nicht ein für allemal festzulegen ist, weil der Gebrauch nicht<br />

festgelegt werden kann. Der Gebrauch und damit auch die Bedeutung hängen stets<br />

vom Kontext, der Rolle und dem Zweck im jeweiligen Spiel ab. Damit ist der Sinn<br />

nicht letztgültig eindeutig. Es gibt keinen transkontextuellen Sinn. 171<br />

169 Vgl. Gergen, 1999.<br />

170 Vgl. Garfinkel, 1967.<br />

171 Hieraus ergibt sich eine Paradoxie vergleichbar der Lügnerparadoxie: Wenn die Bedeutung stets vom<br />

Kontext abhängt ist die Aussage „es gibt keinen transkontextuellen Sinn“ f<strong>als</strong>ch. Dies spiegelt gleichzeitig<br />

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