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Strategischer Wandel als identitätsbildender Prozess - Universität St ...

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An ihren Annahmen werdet ihr sie erkennen – wissenschaftstheoretische und methodische<br />

Grundüberlegung<br />

Eine solche realistische Semantik setzt zeitlose, stabile und kontextunabhängige Ding-<br />

lichkeiten <strong>als</strong> Bezugsobjekte voraus. Mehr noch, sie setzt voraus, dass es sich bei dem<br />

Bereich der Sprache und dem der Wirklichkeit um getrennte Seinsbereiche handelt.<br />

Die Substantive, die unabhängige Dinge in der Wirklichkeit mit ihren statisch<br />

gegebenen Eigenschaften darstellen, sind dabei nach WEICK das wesentliche Hindernis<br />

auf dem Weg, neue Wirklichkeiten zu erfinden, organisatorisches Geschehen<br />

angemessen zu verstehen und sinnvolle Alternativen zu entdecken. Substantive sollten<br />

deshalb seiner Meinung nach eingestampft werden. 163<br />

Eine vom späten WITTGENSTEIN und seinem Begriff des „Sprachspiels“ inspirierte<br />

Semantik bietet eine Ausgangsbasis für eine alternative konstruktivistische<br />

Semantik. 164 In dieser Arbeit wird daher das Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit<br />

gemäß einer solchen „konstruktivistischen Semantik“ verstanden 165 .<br />

Diese Grundüberlegungen sind nicht nur wichtig, um den Forschungsprozess und die<br />

damit verbundenen Annahmen transparent zu machen. Vielmehr finden sie sich auch<br />

in der Theorie der <strong>St</strong>rukturierung und den systemtheoretischen Überlegungen im<br />

folgenden Kapitel wieder, die in dieser Arbeit Ausgangspunkte für das<br />

<strong>Wandel</strong>verständnis von Organisationen bilden.<br />

Was bedeutet <strong>als</strong>o die WITTGENSTEIN´sche Analogie von Sprache und Spiel? 166<br />

Sprechen ist nach WITTGENSTEIN ein regelgeleitetes Handeln. Die Regeln oder die<br />

Logik des jeweiligen Spiels sind ihre Grammatik, welche die Möglichkeiten, aber auch<br />

die Grenzen des Spiels bestimmen. Das Spiel ist jedoch nicht in alle Richtungen be-<br />

grenzt. Es gibt Fälle – wie die in dieser Arbeit untersuchten <strong>Wandel</strong>prozesse in<br />

Organisationen – in denen Regeln neu ausgehandelt werden müssen.<br />

Die Grammatik besteht aus den Regeln des Sprachgebrauchs. Sie stellt die Logik des<br />

jeweiligen Spiels dar und entscheidet darüber, was sinnvoll und nicht sinnvoll ist. In<br />

ihr äußert sich eine Form von Wirklichkeit.<br />

163 Vgl. Weick, 1985a.<br />

164 Vgl. Wittgenstein, 1989a.<br />

165 Die folgenden Anmerkungen zum Begriff des Sprachspiels basieren vor allem auf einen Beitrag von Hans<br />

Rudi Fischer anlässlich des Kongress „Die Wirklichkeit des Konstruktivismus“ Fischer, 1995.<br />

166 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Fischer, 1991;Fischer, 1995.<br />

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