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Strategischer Wandel als identitätsbildender Prozess - Universität St ...

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Hintergrund und Fokus der Forschungsfrage – Was es zu wissen gilt und was gilt es zu wissen?<br />

Während PLATO Identität <strong>als</strong> eine Form ansah, die metaphysisch existierte und sich<br />

jeweils individuell unterschiedlich zeigte, findet man bei ARISTOTELES bereits<br />

Hinweise, dass das Selbst auch aus mehreren Identitäten bestehen kann. 111<br />

Identität stellt so gesehen den Kern des Seins dar, den nachvollziehbaren roten Faden<br />

des „Ichs“ über die Zeit und das, was die Person (auch die Organisation) unterscheidet<br />

von anderen Menschen oder sozialen Einheiten. Nach WEICK stellt diese Zurechnung<br />

individueller Identität in einem sozialen Umfeld einen sehr mehrdeutigen <strong>Prozess</strong> dar.<br />

Erst die Mehrdeutigkeit erlaubt es, die Komplexität verschiedener paradoxer „beliefs“<br />

zu bewältigen. 112 Ganz im Sinne JAMES („a man has as many social selves as there are<br />

individu<strong>als</strong> who recognize him”) 113 widerspricht dies sowohl der Auffassung von einer<br />

einheitlichen <strong>als</strong> auch einer sozial- und kontextunabhängigen Identitätsvorstellung.<br />

Aus sozialwissenschaftlicher Sicht haben insbesondere GOFFMAN, ERICKSON und<br />

GERGEN dazu beigetragen, Identität <strong>als</strong> einen Rahmen des Selbstverständnisses zu<br />

betrachten, der geformt und erhalten wird durch die soziale Interaktion. Demnach<br />

lernen Individuen über die persönliche und symbolische Interaktion mit anderen, sich<br />

selbst sozial konstruierte Labels zuzuschreiben. Identität wird damit zu einem<br />

relationalen <strong>Prozess</strong>. Es handelt sich stets um eine simultane Konstruktion von Ich<br />

und Kollektiv. 114<br />

Die organisationale Identität <strong>als</strong> eine Form einer kollektiven Identität ist kein<br />

kategorialer Unterschied, sondern nur ein Sprung auf die nächste Analyseebene im<br />

Sinne eines Übergangs vom Individuum über die Gruppe zur Organisation. Damit<br />

ermöglicht das Konzept oder die Frage nach der organisationalen Identität eine von<br />

PETTIGREW geforderte Mehrebenenbetrachtung strategischer <strong>Prozess</strong>e. 115<br />

Organisationale Identität stellt eine Brücke zwischen der Ebene des Individuums, der<br />

Gruppe und der Organisation her. Sie verbindet die Makro- und Mikroebene der<br />

simultanen Identitätskonstruktion von Individuum und Organisation miteinander ohne<br />

111 Vgl. Aristoteles, 1978 und 1980; Platon, 1967.<br />

112 Vgl. Weick, 1985b.<br />

113 Vgl. James, 1918.<br />

114 Vgl. Goffman, 1959; Erickson, 1964; Gergen, 1985.<br />

115 Vgl. Kapitel 3.3.3 und Pettigrew, 1990.

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