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Strategischer Wandel als identitätsbildender Prozess - Universität St ...

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392<br />

Grundsteine organisationaler Theoriegebäude<br />

nachträgliche plausible Re-Konstruktion der Organisationsgenese. Die <strong>Wandel</strong>-<br />

prozesse werden dabei durch Geschichten, die zur gewählten Form der Gestaltung<br />

geführt haben, von ihrer Mehrdeutigkeit befreit. Die Herausforderung für das<br />

Management besteht deshalb darin, Sinn zu stiften, d.h. die Sinngebung und<br />

Identitätsgebung der Organisation zu unterstützen. 815<br />

WEICK vergleicht diese Sinngebung in Organisationen mit einer Karriereplanung, bei<br />

der die gewöhnlichen Handlungsfolgen i.d.R. nicht karrieregeplant sind, sondern erst<br />

im nachhinein karriereinterpretiert werden. 816<br />

GARFINKEL formuliert diesen Zusammenhang wie folgt:<br />

„Anstelle der Ansicht, dass Entscheidungen so getroffen werden, wie es die Umstände<br />

erfordern, muss eine alternative Formulierung in Betracht gezogen werden. Sie<br />

besteht in der Möglichkeit, dass die Person die getroffenen Entscheidungen erst im<br />

nachhinein definiert. Das Ergebnis kommt vor der Entscheidung... . Die Ent-<br />

scheidungsregeln im Alltagsleben... könnten sich in viel stärkerem Maß mit dem<br />

Problem beschäftigen, den Ergebnissen ihre legitime Geschichte zuzuschreiben, <strong>als</strong><br />

mit dem Problem, vor dem tatsächlichen Anlass zur Wahl zu entscheiden, unter<br />

welchen Bedingungen einer von mehreren möglichen Handlungsabläufen gewählt<br />

werden wird.“ 817<br />

Eine Reihe von Experimenten zeigt, dass die Sinngebung je nach der zeitlichen Ver-<br />

ortung eines Ereignisses durch eine prospektive oder retrospektive Vorgehensweise<br />

deutlich variiert. So ergeben sich beispielsweise deutliche Unterschiede bei der Auf-<br />

gabe „Auf der <strong>St</strong>raße Nr. 89 ist ein Unfall passiert. Beschreiben Sie ihn!“ und „auf der<br />

<strong>St</strong>raße Nr. 89 wird ein Unfall passieren. Beschreiben Sie ihn!“ 818<br />

Solche und ähnliche Experimente ergaben deutliche Unterschiede in der Bestimmtheit<br />

im Detail, der Ausführlichkeit der Schilderung, der Vielfältigkeit und dem phantas-<br />

tischen Denken. WEICK schließt hieraus, dass die retrospektive Sinngebung offen-<br />

815 Vgl. Weick, 1985a. Gioia und Chittipetti sprechen in einem ähnlichen Sinne von Sensemaking und<br />

Sensegiving. Allerdings liegt ihrem Konzept ein deutlich entitatives Kommunikationsverständnis zugrunde<br />

Gioia und Chittipeddi, 1991.<br />

816 Vgl. Weick, 1976a.<br />

817 Vgl. Garfinkel, 1967 deutsch zitiert nach Weick, 1985a.<br />

818 Vgl. Weick, 1985a.

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