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Strategischer Wandel als identitätsbildender Prozess - Universität St ...

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Der <strong>Wandel</strong>kontext – wichtige Einflussfaktoren des <strong>Wandel</strong>s<br />

Die paradox anmutende Anfangsaufgabe der Agenten des <strong>Wandel</strong>s besteht somit<br />

darin, das Alte <strong>als</strong> gut anzuerkennen und zu würdigen, gleichzeitig aber klar zu<br />

kommunizieren, dass damit die Zukunft nicht zu meistern ist. 641<br />

Im Fall der ERP-Einführung war der wertschätzende Umgang der Projektleitung mit<br />

den Ländergesellschaften die Voraussetzung für den Erfolg des Projekts. Akzeptanz<br />

und Einverständnis der Länder für den <strong>Wandel</strong>prozess wurden über einen intensiven<br />

Dialog erreicht, der das Bestehende ausreichend würdigte, gleichzeitig aber deutlich<br />

machte, dass es nicht ausreichen würde, um in Zukunft weiterhin erfolgreich zu<br />

sein. 642<br />

Aus diesem Grund musste zu Beginn kommuniziert werden, warum eine neue Soft-<br />

wareplattform überhaupt notwendig war. Es ging dabei insbesondere darum, das stra-<br />

tegische Potential und die zu erwartenden Nutzenaspekte zu verdeutlichen. Im<br />

vorliegenden Fall wurde die Situation noch zusätzlich dadurch verschärft, dass die<br />

neue Plattform für einige Mitarbeiter einen Rückschritt bedeutete. Zwar gewann die<br />

Organisation, etwa durch das Vermeiden von Mehrfacheingaben, an Effizienz auf der<br />

Gesamtebene. Aber es konnte für einzelne Mitarbeiter eine deutliche Verschlechterung<br />

in ihren Arbeitsroutinen bedeuten. Diese häufig nicht zu vermeidenden Konsequenzen<br />

auf der Ebene der Geschäftsprozesse (Inhaltsebene) machen eine umso stärkere<br />

Gestaltung einer tragfähigen Sozialarchitektur (Beziehungsebene) notwendig. Als<br />

erster Schritt zu einer solchen tragfähigen Sozialarchitektur kann in der Anerkennung<br />

des Bestehenden gesehen werden. Darin wird gleichzeitig auch die Nichtleugnung der<br />

bestehenden Identität der Mitarbeiter, Muster und Organisationsroutinen deutlich.<br />

Diese Identität ist häufig stark mit den bisherigen Ergebnissen in Form von <strong>St</strong>rukturen,<br />

Produkten u.a. verbunden.<br />

Eine interessante Vorgehensweise wurde in diesem Zusammenhang bei der Fusion der<br />

beiden MIGROS Genossenschaften gewählt. Hier ließ man die Mitarbeiter in der<br />

Fusionsphase ein „Buch“ schreiben, damit diese von den alten Organisationen Ab-<br />

schied nehmen konnten. Sie konnten dabei in freier Form ihre Eindrücke zur Integra-<br />

641 Eine Möglichkeit diese Paradoxie aufzulösen besteht etwa darin, dass für alle Beteilitgten deutlich wird, dass<br />

vergangene Lösungen zwar in einem zurückliegenden Kontext geeignet waren, mittlerweile aber keine gute<br />

Lösung mehr darstellen.<br />

642 Dazu bemerkt Wimmer 1999, S. 176 allgemein: „Es ist eine Voraussetzung, dass das Bedrohungspotenzial,<br />

das in einer Fortführung der bisherigen Erfolgsmuster steckt, plausibel gemacht werden kann.“<br />

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