Strategischer Wandel als identitätsbildender Prozess - Universität St ...

Die Forschungspartner, ihr Umfeld, ihre Projekte
Neben der Verbesserung der Ertragsorientierung war auch das „fit machen“ für die
absehbare Einheitsgenossenschaft durch eine Verstärkung der Prozessorientierung,
eine Entflechtung der verschiedenen Genossenschaftsaktivitäten, die Schaffung
offener kompatibler Systeme und die Förderung der Veränderungsfähigkeit der
MIGROS AARE mit ihren Mitarbeitenden Teil der Strategie.
Die Thesen zur Entwicklung der MIGROS-GRUPPE von denen die MIGROS AARE in
ihrer Strategie ausging, sah eine Entwicklung der MIGROS-GRUPPE hin zu einem divi-
sionalisierten Konzern vor. Dabei sollte die Leitung die übergeordneten Aufgaben,
Kompetenzen und die Verantwortung wahrnehmen. Die einzelnen Divisionen würden
demnach prozessorientiert aufgebaut sein und über eine Divisionsleitung mit Gewinn-
verantwortung verfügen. Die Gewinn-Optimierung würde primär in den Divisionen
und Geschäftsbereichen stattfinden und nicht in den einzelnen Genossenschaften und
Regionen. Die gesamte Leistungserstellung sollte über die verschiedenen Wert-
schöpfungsstufen hinweg optimiert werden. 601
6.6.4 Der genossenschaftliche Hintergrund
Wenngleich die Anteile an einer Genossenschaft keinen Wertpapiercharakter haben 602
und die vertraglichen Beziehungen zwischen Genossenschaften und ihren Mitgliedern
im wesentlichen dem gesetzlichen Ziel der „gegenseitigen Selbsthilfe“ 603 dienen,
musste die gemeinsame Fusion zur MIGROS AARE von den beiden Ursprungsge-
nossenschaften durch Abstimmung genehmigt werden.
Im Vergleich zu aktienrechtlichen Fusionen, bei denen vor allem die Steigerung des
„Shareholder-Value“ 604 im Vordergrund steht, fehlt bei genossenschaftlichen Fusio-
nen aufgrund des Nicht-Wertpapiercharakters der Einfluss von Seiten des Kapital-
marktes. Dennoch stellte sich im Falle der MIGROS AARE die Frage, inwiefern die
genossenschaftliche Rechtsform und die damit verbundenen Identitätsaspekte für die
strategischen Wandelinitiativen von Bedeutung waren.
601 Vgl. Dokument D73.
602 Vgl. Reymond (1998), S. 52.
603 Art. 828 Abs. 1 OR.
604 Auf eine Diskussion der Shareholder-Value-Theorie wird in dieser Arbeit verzichtet und auf die einschlägige
Literatur von Rappaport, Gomez/Weber und Busse von Colbe/Coenenberg verwiesen.
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