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Strategischer Wandel als identitätsbildender Prozess - Universität St ...

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Grundsteine organisationaler Theoriegebäude<br />

Eigenschaft bzw. ein Defizit des Systems ist. <strong>Wandel</strong>projekte sind darauf angelegt, ein<br />

solches Problem zu lösen, indem sie es finden, analysieren und beseitigen.<br />

Allein die Befragungen der Beteiligten und deren häufig sehr unterschiedliche<br />

Beschreibungen „des Problems“, machen die konstruktivistische Auffassung, dass<br />

Probleme jeweils von den Beteiligten unterschiedlich konstruiert werden, sehr<br />

plausibel. Die Sprachfigur, die suggeriert, dass es das Problem an sich gibt, wird damit<br />

sehr fragwürdig.<br />

Umgekehrt könnte man allerdings systemisch formulieren, dass ein Problem ein<br />

System hat. Um ein Verhalten oder Thema herum entwickelt sich ein durch die<br />

Kommunikation über das Problem charakterisiertes Sozi<strong>als</strong>ystem, quasi ein „problem-<br />

determiniertes System“. 351 Die Organisation und Verkopplung der unterschiedlichen<br />

Problemkonstruktionen und Beiträge der Beteiligten entscheidet nun darüber, ob und<br />

wie ein Problem aufrecht erhalten wird.<br />

Systemtheoretisch kann das Entstehen von Organisationen auf deren sprachliche Ver-<br />

fertigung um ein Problem herum zurückgeführt werden. Ein Problem erzeugt ein<br />

System - nicht umgekehrt 352 . Für den Zusammenschluss oder die Integration zweier<br />

Organisationen könnte man daraus schließen, dass es eines gemeinsamen Problems<br />

oder einer gemeinsamen Aufgabe bedarf, um ein System zu etablieren. Erst die<br />

Kommunikations- und Verfertigungsprozesse um ein Thema, ein Verhalten oder eine<br />

Aufgabe herum, machen einen Zusammenschluss bislang getrennter Systeme möglich.<br />

Daraus folgt auch, dass die gemeinsame Arbeit an einer Aufgabe oder einem Problem,<br />

die Bildung eines Systems bzw. die Integration verschiedener Systeme ermöglicht.<br />

Ein Problem sollte <strong>als</strong>o nicht <strong>als</strong> Element eines Systems begriffen werden. Es handelt<br />

sich um emergente Phänomene, die in der Beziehung der Elemente untereinander und<br />

zu ihrem Kontext begründet liegen. Deutlich wird das, wenn beispielsweise in einem<br />

Konzernverbund das subsidiäre Verhältnis zwischen der Zentrale und den Länder-<br />

gesellschaften zu Schwierigkeiten bei der Durchführung zentral gesteuerter Ver-<br />

änderungsinitiativen führt. Die Subsidiarität ist hierbei nicht ein Element des Systems,<br />

sondern spiegelt sich in der Beziehungsgestaltung, den Regeln und dem Verhältnis<br />

zwischen den Systemelementen (Zentrale und Ländergesellschaft) wider. Versuche,<br />

351 Vgl. Goolishian und Anderson, 1988.<br />

352 Vgl. Schlippe und Schweitzer, 1997.

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