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Strategischer Wandel als identitätsbildender Prozess - Universität St ...

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104<br />

Grundsteine organisationaler Theoriegebäude<br />

Theorie der <strong>St</strong>rukturierung <strong>als</strong>o <strong>als</strong> einen geeigneten konzeptionellen Bezugsrahmen<br />

für empirisches Arbeiten.<br />

Die theoretische Verbindung zwischen Handlung und <strong>St</strong>ruktur bietet darüber hinaus<br />

eine Vermittlung zwischen den beiden einseitig vorherrschenden Perspektiven in der<br />

Organisationstheorie. Diese neigen entweder dazu, den institutionellen Kontext, in<br />

dem Organisationsmitglieder handeln, zu vernachlässigen oder das Verhalten in und<br />

von Organisationen ausschließlich durch strukturelle Zwänge determiniert zu<br />

betrachten. 252<br />

Die Systemtheorie hat der anwendungsorientierten Managementlehre bereits seit<br />

längerer Zeit wichtige Impulse geliefert. Dass ein System durch den Beobachter<br />

konstruiert wird und die Anwendung von Differenzschemata zur Entwicklung von<br />

„blinden Flecken“ und impliziten <strong>St</strong>rukturen führt, sind Erkenntnisse, die im Rahmen<br />

der hier untersuchten <strong>Wandel</strong>thematik von entscheidender Bedeutung sind.<br />

4.1.1 Soziale Systeme<br />

Ähnlich wie die Theorie der <strong>St</strong>rukturierung ist auch die Systemtheorie eine<br />

Sozialtheorie, die u.a. das Phänomen von <strong>St</strong>abilität und <strong>Wandel</strong> von <strong>St</strong>rukturen und<br />

Handlungen in sozialen Systemen untersucht. 253<br />

Der Grundgedanke der systemischen Sicht auf Organisationen besteht darin, dass Ver-<br />

halten und Handlungen von Organisationsmitgliedern durch die Interaktionen mit<br />

252 Diese beiden Richtungen spiegeln die vorherrschenden Grundpositionen in der Sozial- und<br />

Organisationstheorie wider. Einerseits objektivistische Positionen (<strong>St</strong>rukturalismus, Funktionalismus) in<br />

denen verdinglichte <strong>St</strong>rukturen Zwänge auf ein eher passives Subjekt <strong>als</strong> Ziele strukturell-gesellschaftlicher<br />

Kräfte ausüben. Hieraus lassen sich dann Wirkungsketten ausgehend von der <strong>St</strong>ruktur der Organisation zum<br />

Verhalten der Organisationsmitglieder aufbauen (z.B. der situative Ansatz Kieser und Kubicek, 1992). Auf<br />

der anderen Seite stehen dagegen subjektivistische Ansätze (interpretative und hermeneutische Ansätze), in<br />

denen Sinn und Bedeutung des Handelns zur Erklärung von Verhaltensweisen herangezogen werden. Wo ist<br />

die Theorie der <strong>St</strong>rukturierung soziologisch zu verorten? Soziologisch ist die Theorie der <strong>St</strong>rukturierung von<br />

Giddens abzugrenzen vom <strong>St</strong>rukturalismus und vom Funktionalismus. Giddens vergleicht die Untersuchung<br />

von <strong>St</strong>ruktur und Handlung in der Gesellschaft mit dem <strong>St</strong>udium der Anatomie eines Organismus und den<br />

Funktionalismus mit dem <strong>St</strong>udium der Physiologie eines Organismus. Im Gegensatz zu biologischen<br />

Systemen können nach Giddens Meinung sozialer Systeme und ihre Muster nur untersucht werden, soweit<br />

sie <strong>als</strong> Systeme organisiert sind und über die Zeit reproduziert werden (Giddens, 1979). Metaphorisch<br />

gesprochen legt er den Schwerpunkt seiner Betrachtung auf das Zusammenspiel von Anatomie und<br />

Physiologie.<br />

253 Vgl. z.B. Selvini Palazolli, et al., 1995, Simon, 1992.

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