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„Zu seiner Zeit ein Wunderzeichen“1 Johannes Reuchlin aus ...

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STEFAN PÄTZOLD: <strong>„Zu</strong> <strong>s<strong>ein</strong>er</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>ein</strong> Wunderzeichen“<br />

lins „Clarorum virorum epistulae“, später die „Dunkelmännerbriefe“ <strong>s<strong>ein</strong>er</strong><br />

Anhänger.<br />

1516 Eine päpstliche Kommission bestätigte den Speyerer Freispruch. Allerdings<br />

schaltete sich nun der Papst selbst <strong>ein</strong> und vertagte die Entscheidung.<br />

1520 Unter dem Eindruck von Luthers Wirken fällte der Papst <strong>ein</strong> hartes Urteil: Er<br />

verbot die Verbreitung und Lektüre des Buches und erlegte <strong>Reuchlin</strong> Stillschweigen<br />

auf. <strong>Reuchlin</strong> fügte sich dem Schiedsspruch.<br />

Inzwischen zum Professor für Griechisch und Hebräisch nach Ingolstadt und später<br />

nach Tübingen berufen, widmete sich der alternde Gelehrte vornehmlich der Lehre. Er<br />

starb am 30. Juni 1522 in Stuttgart. 22<br />

II. Der Hintergrund von <strong>Reuchlin</strong>s Wirken: Gelehrsamkeit, Hof, Humanismus<br />

und Kirche um die Mitte des 15. Jahrhunderts<br />

1. Bildungs<strong>ein</strong>richtungen im späten Mittelalter: Schulen und Universitäten<br />

<strong>Reuchlin</strong>s Bildungsweg begann an der Pforzheimer Lat<strong>ein</strong>schule, <strong>ein</strong>er Einrichtung,<br />

die aller Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit nach im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts im dortigen<br />

Dominikanerkloster entstand. Will man annehmen, daß <strong>Johannes</strong> <strong>Reuchlin</strong> seit s<strong>ein</strong>em<br />

siebten Lebensjahr, dem üblichen Durchschnittsalter mittelalterlicher Schulanfänger,<br />

den Unterricht besuchte, muß er um 1461/62 in die Schule <strong>ein</strong>getreten s<strong>ein</strong>. Zu jener<br />

<strong>Zeit</strong> war sie jedoch k<strong>ein</strong>e Klosterschule mehr, sondern zeichnete sich durch ihre räumliche<br />

wie institutionelle Nähe zum 1460 gegründeten Kollegiatstift St. Michael <strong>aus</strong>.<br />

Sie befand sich inzwischen nämlich in der Predigergasse am Fuß des Schloßbergs, und<br />

die Lehrer waren auch k<strong>ein</strong>e Dominikaner mehr, sondern der Schulmeister des Stifts<br />

sowie s<strong>ein</strong>e an der Michaelskirche bepfründeten Gehilfen. 23<br />

<strong>Reuchlin</strong> besuchte die Lat<strong>ein</strong>schule zu <strong>ein</strong>er <strong>Zeit</strong>, in der Pforzheims Entwicklung<br />

<strong>ein</strong>e dramatische Wende nahm. Denn nachdem Markgraf Karl I. von Baden 1462 in<br />

der Schlacht bei Seckenheim (heute <strong>ein</strong> Ortsteil von Mannheim) <strong>ein</strong>e Niederlage gegen<br />

den pfälzischen Kurfürsten erlitten hatte und sich im darauffolgenden Jahr gezwungen<br />

sah, Pforzheim vom Pfälzer zu Lehen zu nehmen, zerschlugen sich s<strong>ein</strong>e<br />

22 RHEIN, <strong>Reuchlin</strong>iana I (wie Anm. 2) S. 278.<br />

23 Hans-Jürgen KREMER, „Lesen, Exercieren und Examinieren“. Die Geschichte der Pforzheimer Lat<strong>ein</strong>schule.<br />

Höhere Bildung in Südwestdeutschland vom Mittelalter zur Neuzeit (Materialien zur<br />

Stadtgeschichte 11) 1997, S. 12-17, 88 (Karte) und 136f.

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