Arbeitsblätter - UNESCO Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch
Arbeitsblätter - UNESCO Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch
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<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
GRINDELWALD <strong>Arbeitsblätter</strong><br />
1
KONTROLLBLATT<br />
Der Werkstattposten Grindelwald besteht aus dem Pflichtposten A sowie den drei Wahlposten<br />
B, C und D. Von den Wahlposten ist ein Posten zu bearbeiten.<br />
Zeit<br />
20 min.<br />
20 min.<br />
20 min.<br />
20 min.<br />
Posten / Thema<br />
Pflichtposten A: Eine Tourismusdestination<br />
im Wandel der Zeit<br />
Wahlposten B: Zukünftige Entwicklung<br />
des Tourismus im Rahmen des <strong>UNESCO</strong><br />
<strong>Welterbe</strong>s<br />
Wahlposten C: Landwirtschaft mit und<br />
ohne <strong>UNESCO</strong> Label<br />
Wahlposten D: Klimawandel im Berggebiet<br />
Sozialform<br />
Einzel- oder<br />
Partnerarbeit<br />
Einzel- oder<br />
Partnerarbeit<br />
Einzel- oder<br />
Partnerarbeit<br />
Einzel- oder<br />
Partnerarbeit<br />
Erledigt?<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
Arbeitsblatt Posten<br />
2<br />
GRINDELWALD
POSTEN A<br />
Eine Tourismusdestination im Wandel der Zeit<br />
Auftrag 1: Beschreiben Sie mit Hilfe der nachfolgenden Unterlagen den Wandel Grindelwalds<br />
vom Bauerndorf zum Tourismusort. Gehen Sie dabei auf folgende Punkte ein:<br />
• Räumlicher Wandel (Siedlungsgrösse, Infrastruktur, Erschliessungen)<br />
• Wirtschaftlicher Wandel (Erwerbsstruktur, Saisonalität des Tourismus, Investitionen in<br />
den Tourismus (Attraktionen), Tourismus und Landwirtschaft)<br />
• Gesellschaftlicher Wandel (Bevölkerungsentwicklung, Motivation des Besuchs, Dauer<br />
des Besuchs, etc.)<br />
Chronologie Grindelwald<br />
1180 Bau und Weihe einer aus Stein erbauten Kirche<br />
1538 Erneuerung des Taleinungsbriefes mit dem bernischen Landvogt<br />
1600 Höchststand der beiden Gletscher in historischer Zeit<br />
1669 Die grosse Pest in Grindelwald, 788 Verstorbene<br />
1690 Erste dokumentarisch belegte Gletscherbesucher: Albrecht von Brandenburg und<br />
Thomas Coxe<br />
1779 Goethe in Grindelwald<br />
1820 Das erste Hotel: der „Schwarze Adler“<br />
1828 Besteigung der <strong>Jungfrau</strong> durch „Wildgänger“ von Grindelwald<br />
1845 Besteigung des Wetterhorns erstmals von Grindelwald aus<br />
1858 Erstbesteigung des Eigers<br />
1888 Erste Wintersaison<br />
1890 Betriebsaufnahme der Berner Oberland-Bahnen BOB<br />
1891 Erste Skifahrer in Grindelwald<br />
1892 Der grosse Brand von Grindelwald: 116 Gebäude eingeäschert<br />
1893 Betriebsaufnahme der Wengernalp-Bahn WAB<br />
1938 Erstbegehung der Eigernordwand<br />
1947 Betriebsaufnahme der Firstbahn BGF<br />
1967 Bau der Pfingsteggbahn<br />
1978 Betriebsaufnahme der Männlichenbahn GGM<br />
1991 Modernisierung der Firstbahn BGF Gondelbahn<br />
2001 Aufnahme der Region <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong>-Bietschhorn ins <strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong><br />
2002 Eröffnung neues TIZ (Tourist Informations Zentrum)<br />
Quelle: www.grindelwald.com<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
A<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
3<br />
GRINDELWALD
Grindelwald vor hundert Jahren – winterlicher Engländer‐Boom<br />
Über Silvester hatte ein heftiger Föhnsturm getobt, dann setzte aber Schneefall ein, und<br />
1905 begann strahlend schön. Die Zeit der Maskenbälle auf den Eisflächen der Hotels konnte<br />
beginnen. Auf der grossen Bär-Eisbahn wurde der Anlass jeweils ehrwürdig mit „God save<br />
the king“ eröffnet. Die Engländer gaben im „Grand Hotel Bear“ den Ton an. Man rühmte<br />
„die Pracht der Toiletten und die brillante Beleuchtung durch die vielfarbigen Lampions“.<br />
Die Hoteliers erfreuten sich vor allem an einer Nachricht aus Bern: Über 300 englische Touristen<br />
seien noch unterwegs ins Oberland, in der Hauptsache nach Grindelwald. Mitte Januar<br />
zählte man dann rund 1400 Gäste!<br />
Hochwasser und Wunder im Lütschental<br />
„Das Lütschental ist stets schwer bedroht:<br />
Auf der Schattenseite durch Lawinen und<br />
auf der Sonnseite durch Wasserverheerungen“,<br />
schrieb man schon vor hundert<br />
Jahren im „Echo“. Was war 1905 geschehen?<br />
Es hatte viel geschneit. Da löste sich<br />
in der Nacht vom Samstag, 18. zum 19.<br />
März auf der Männlichenseite eine Lawine.<br />
Sie demolierte darauf das Wohnhaus<br />
des Johann von Allmen, eines in Grindelwald<br />
wohl bekannten Bergführers. Viel<br />
zu reden gab weit herum die wunderbare<br />
Rettung der Hausbewohner. Von Allmen<br />
ahnte das Herannahen der Lawine, weil<br />
beim Brunnen plötzlich das fliessende<br />
Wasser ausblieb. Er konnte sich mit Frau<br />
und Kindern gerade noch an eine hintere<br />
Wand stellen, und schon riss die Lawine<br />
das Haus über ihren Köpfen weg.<br />
Alle überlebten! Für das Gebäude war<br />
es schon die zweite Naturkatastrophe. Es<br />
stand einst unten im Talboden und wurde<br />
dort 1831 bei einem Hochwasser unterspült<br />
und fast weggeschwemmt. Der damalige<br />
Besitzer Weissmüller entschloss<br />
sich darauf, es höher hinauf, in der Rüti, zu<br />
bauen, sicher vor Überschwemmungen.<br />
Nun hatte es aber eine Lawine endgültig<br />
zerstört. Das Mitleid mit Bergführer von<br />
Allmen und seiner Familie war gross, und<br />
in Grindelwald wurde eifrig gesammelt,<br />
um ihnen zu helfen.<br />
Skipäpste zu Besuch<br />
Von einheimischen Skifahrern wurde schon<br />
vor hundert Jahren vereinzelt Skiunterricht<br />
erteilt. Es war, wie sie sagten, „absolut stilreine<br />
Norwegerschule“. Man empfing die bekannten<br />
norwegischen Skifahrer Leif Berg und<br />
Thorleif Björnstad 1905 mit Respekt, denn sie<br />
waren fast so etwas wie die Skipäpste jener<br />
Zeit. Skiclub-Präsident Jakob Abplanalp hatte<br />
sie für „sechs Tage dauernde Übungen im Interesse<br />
des schönen Skisports“ angestellt. Der<br />
berühmteste aller Skilehrer und das Aushängeschild<br />
Grindelwalds war aber der „mehrfache<br />
Skikönig Fritz Steuri“. Im Sommer arbeitete<br />
der Skiclub wochenlang für den Umzug am<br />
Unspunnenfest. Man stellte auf einem Fahrzeug<br />
den Wintersport dar. Hotelier Haussener<br />
vom „Wetterhorn“ kreuzte mit einem 57 Zentner<br />
schweren Eisblock vom Oberen Gletscher<br />
auf, und Pintenfritz Bohren machte mit einer<br />
Gruppe „zu Ehren des Hotels Faulhorn“ Werbung<br />
für sein hoch gelegenes Berghaus. Auch<br />
Dorfpfarrer Gottfried Strasser trat im Umzug<br />
auf. Als Leiter eines Bergführerkurses in Kandersteg<br />
marschierte er in einer Seilschaft von<br />
Bergführeraspiranten. Er war 1905 bei der<br />
Gründung des Kur- und Verkehrsvereins, der<br />
Alpinen Rettungsstation Grindelwald sowie<br />
des Turnvereins dabei, und schrieb wie üblich<br />
zur Eröffnung des Restaurants in der Station<br />
Eismeer seine Gedichte. Ohne ihn ging in Grindelwald<br />
nichts.<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
A<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
4<br />
GRINDELWALD
An Teutschmann kam in Grin‐<br />
delwald niemand vorbei<br />
Früher oder später hatte man<br />
es mit ihm zu tun: Teutschmann<br />
war Totengräber und<br />
waltete 40 Jahre lang seines<br />
Amtes. Er schaufelte in dieser<br />
Zeit, wie berichtet wurde,<br />
gegen 3000 Verstorbenen das<br />
Grab. Aber 1905 wurde er nun<br />
selber begraben. Schon Vater<br />
und Grossvater Teutschmann<br />
amtierten als Totengräber.<br />
Sie wirkten nacheinander 110<br />
Jahre lang und betteten im<br />
Grindelwalder Friedhof 2834<br />
Personen zur ewigen Ruhe.<br />
Die Zahlen widerspiegeln das<br />
Bevölkerungswachstum. Welches<br />
waren bei den Taufen vor<br />
hundert Jahren die beliebtesten<br />
Namen? Es wimmelte von<br />
Knaben mit dem Namen Gottfried,<br />
wie das Geburtsregister<br />
von 1905 zeigt. Beliebt waren<br />
aber auch Hans, Fritz und<br />
Christen. Sie trafen bei den<br />
Mädchen am ehesten auf eine<br />
Margaritha, Anna oder Bertha.<br />
Alkohol statt Verletzungen<br />
Eleganz auf der Dorfstrasse und im Eigerpark<br />
1905 war der Eigergarten eröffnet worden. Mit ihm besass<br />
Grindelwald nun vor dem „Grandhotel Eiger“ eine<br />
grosszügige Parkanlage mit Bassin und Springbrunnen.<br />
Eigerbesitzer Samuel Baumann hatte den Park einrichten<br />
lassen und kaufte dazu gleich noch eine „Lambrecht‘sche<br />
Wettersäule“ aus Göttingen, eine viel beachtete Wetterstation.<br />
Heute befindet sie sich gegenüber dem Grand<br />
Bazar Brunner und leistet immer noch ihren Dienst. Eine<br />
ganze Völkerwanderung von elegant gekleideten Gästen<br />
promeniere jeweils an schönen Sommerabenden auf der<br />
Dorfstrasse und im Eigerpark und erfreue sich an den<br />
Klängen der Kurkapelle, rühmt Blettlidrucker Jakober<br />
in seinem „Echo“. Hie und da fahre ein herrschaftlicher<br />
Landauer vorbei, im Schritt, wie es in Grindelwald vorgeschrieben<br />
sei.<br />
Abbildung 1:<br />
Die elegante Parkanlage vor dem „Grandhotel Eiger“, 1905 eröffnet<br />
Quelle: <strong>Jungfrau</strong> Region Marketing AG<br />
Das Schritttempo auf der Dorfstrasse interessierte den Chauffeur eines Gastes im Grandhotel<br />
Bär allerdings nicht: Der junge Autofahrer fuhr in „rasendem Tempo“, wie Augenzeugen<br />
berichteten, dorfein- und dorfauswärts und lud zum Schrecken der Einheimischen jeweils<br />
junge Dorfschönheiten zur Mitfahrt ein. Er sass zum Glück allein in seinem Gefährt, als er die<br />
Steigung zum Pfarrhaus beim Haus Schlegel „im Graben“ nicht erwischte und sich das teure<br />
Fahrzeug den Hang hinunter mehrmals überschlug. Der Chauffeur selber landete zuerst in<br />
einem Kartoffelacker, dann in der Praxis von Dorfarzt Dr. Scherz und schlussendlich, nachdem<br />
dieser keine Verletzung, jedoch Alkohol festgestellt hatte, in den Händen von Dorfpolizist<br />
Hofer. Der Polizist hatte vor der Praxis auf den Unhold geduldig gewartet, und die<br />
schadenfreudigen Kutscher im Dorf konnten nun auf den Tisch klopfen und sagen: „Bravo,<br />
geschieht ihm recht!“ An der Gemeindeversammlung wurde darauf ein totales Autoverbot<br />
für ganz Grindelwald verlangt.<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
A<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
5<br />
GRINDELWALD
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
49%<br />
19%<br />
32%<br />
Technik am Wetterhorn<br />
Vollzeitbeschä4igung<br />
1919 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990<br />
Teilzeitbeschä4igung 50-‐75%<br />
Teilzeitbeschä4igung <br />
Abbildung 2:<br />
Beschäftigte in der<br />
Landwirtschaft im Jahr<br />
2000.<br />
(Total 402)<br />
Quelle:<br />
www.grindelwald.com<br />
Abbildung 3:<br />
Entwicklung der<br />
Erwerbsstruktur<br />
1920-1990<br />
Quelle:<br />
www.grindelwald.com<br />
* Im Herbst 1903 erhielt der Bundesrat das Konzessionsgesuch<br />
von Feldmann und Stoessel für<br />
einen Bergaufzug vom Hotel Wetterhorn am Fuss<br />
des Oberen Grindelwaldgletschers nach der 100 m<br />
höher gelegenen Gleckstein-Clubhütte. Begründet<br />
wurde der Antrag damit, Gäste sicher auf die Berge<br />
zu bringen und ihnen die Schönheit der Bergwelt<br />
zugänglich machen zu können. Die festen und<br />
glatten Wände des Wetterhorns böten das Fundament<br />
für eine feste und sichere Anlage, an der<br />
Bergstation würde sich ein Höhenkurort bilden.<br />
Im Januar 1904 wurde die provisorische, im März<br />
1907 die endgültige Baugenehmigung erteilt. Der<br />
Feldmannsche Bergaufzug, wie die Anlage auch<br />
genannt wurde, funktionierte tadellos. Leider<br />
hatte er einen kleinen „Schönheitsfehler“: Da die<br />
zweite Sektion nie gebaut wurde, endete er auf<br />
einem abschüssigen Felsband. Nach nur sechs Jahren<br />
musste der Betrieb infolge des Ausbruches des<br />
ersten Weltkrieges eingestellt werden. Anschliessend<br />
kaufte die <strong>Jungfrau</strong>bahn den Wetterhornaufzug,<br />
baute ihn jedoch nicht weiter aus, da sie darin<br />
eine Konkurrenz zur Strecke auf das <strong>Jungfrau</strong>joch<br />
sah. So wurde die Anlage 1934 geschleift. Nur noch<br />
die Reste der Stationen und ein nachgebauter Wagen<br />
an der ehemaligen Talstation zeugen von<br />
diesem kühnen Bauwerk der Bergbahnpioniere.<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
A<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
6<br />
GRINDELWALD
Angebote und Aktivitäten der Landwirtschaft von Grindelwald heute<br />
• Am Märtstand im Sportzentrumgarten verkaufen Grindelwalder Bergbäuerinnen<br />
jeden Samstag von 8.00 - 12.00 einheimische Produkte<br />
• Einheimische Produkte direkt ab Hof, Detailhandel und Gastgewerbe<br />
• Bauernhofbesichtigungen für Gruppen, mit Apéro, Degustation und Verkauf<br />
(September - Mai)<br />
• Alp-Schaukäserei mit Degustation und Verkauf (Juli - September)<br />
• Buurehof-Glace<br />
• Älplerzmorge (Juli - September)<br />
• 1. August-Brunch auf dem Bauernhof<br />
• Buuresunntig Grindelwald: Grosser Festwirtschaftsbetrieb mit Bauern-<br />
Brunch, Verkaufsständen der einzelnen Bergschaften mit einheimischen<br />
Produkten, Streichelzoo, diverse Vorführungen von einheimischem Handwerk,<br />
Schaukäserei (August)<br />
• Alpkäsefest auf der Grossen Scheidegg mit Verkauf (September)<br />
• Jahrmarkt mit einheimischen Produkten (erster Montag im Oktober)<br />
• Stall-Chilbi (letzter Samstag im September)<br />
• Gross- und Kleintierschauen im Frühjahr und Herbst (April und Oktober)<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
1669<br />
1737<br />
1799<br />
Früher Winter<br />
1850<br />
1870<br />
1910<br />
1950<br />
Abbildung 4:<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
in Grindelwald<br />
von 1669-2000<br />
Quelle:<br />
www.grindelwald.com<br />
Der Winter 1905/06 zog schon am 2. Oktober ins Tal und beschädigte Bäume in den Hotelanlagen.<br />
Hinter Mühlebach mussten die Bauern die Kartoffeln „einen Schuh unter dem Schnee<br />
hervorscharren“ und das vielerorts noch herumliegende Emd war nur noch als Streue verwendbar.<br />
Zum Glück sei die Heuernte im Sommer 1905 sehr reichlich ausgefallen, hielt man<br />
dankbar fest. Kaum zu glauben: Schon am 11. Oktober begann dann mit sehr günstigen<br />
Schneeverhältnissen und den ersten Skifahrern im Grand Hotel „Bär“ die Wintersaison, und<br />
die Leute des Skiklubs machten sich auf zur ersten Skitour. Skiabfahrten mussten zu Fuss<br />
verdient werden. Vor hundert Jahren gab es noch weit und breit keine Bahn für Skifahrer,<br />
nicht zu reden von präparierten Pisten.<br />
Quelle Texte <strong>Arbeitsblätter</strong> 4-7: <strong>Jungfrau</strong> Region Marketing AG<br />
1960<br />
1970<br />
1980<br />
1990<br />
2000<br />
Einwohner<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
A<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
7<br />
GRINDELWALD
Abbildung 5: Grindelwald auf der Siegfriedkarte<br />
Abbildung 6: Grindelwald 1998<br />
Datengrundlage:<br />
Bundesamt für Landestopographie: Siegfriedkarte 1:50‘000 von 1870<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA091693)<br />
Datengrundlagen:<br />
Bundesamt für Landestopographie: PK25@1998<br />
Bundesamt für Landestopographie: DHM25@2004<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA091693)<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
A<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
8<br />
GRINDELWALD
Amerika; 6%<br />
Asien; 20%<br />
Schweiz; 25%<br />
Die Naturgüter müssen:<br />
Europa; 49%<br />
Abbildung 7:<br />
Aufteilung der Hotelübernachtungen<br />
2007<br />
nach Herkunft<br />
(Total 478‘854)<br />
Quelle:<br />
www.grindelwald.com<br />
Auftrag 2: Lesen Sie die vier Aufnahmekriterien der <strong>UNESCO</strong> für Weltnaturerbeanwärter<br />
durch. Welche Kriterien erfüllt das Gemeindegebiet von Grindelwald?<br />
1. entweder aussergewöhnliche Beispiele bedeutender Abschnitte der Erdgeschichte samt<br />
Zeugnissen ihres Lebens, laufender geologischer Prozess in der Entwicklung terrestischer<br />
Formen oder geomorphologischer oder physiographischer Elemente von grosser<br />
Bedeutung sein oder<br />
2. hervorragende Beispiele des ökologischen und biologischen Evolutionsprozesses und<br />
der Entwicklung von terrestrischen, Frischwasser-, Küsten- oder marinen Ökosystemen<br />
sowie der Pflanzen- und Tiergemeinschaften liefern oder<br />
3. ausserordentliche Naturerscheinungen oder Gebiete von aussergewöhnlicher natürlicher<br />
Schönheit und ästhetischer Bedeutung darstellen oder<br />
4. die wichtigsten natürlichen Lebensräume zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in situ<br />
erhalten, einschliesslich jener der bedrohten Arten, die aus wissenschaftlichen Gründen<br />
oder ihrer Erhaltung wegen von aussergewöhnlichem universellem Wert sind.<br />
Der Schutz, die Bewirtschaftung und die Integrität der Stätte sind ebenfalls von grosser Bedeutung.<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
A<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
9<br />
GRINDELWALD
Notizen:<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
A<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
10<br />
GRINDELWALD
POSTEN B<br />
Zukünftige Entwicklung des Tourismus im Rahmen des <strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong>s<br />
Auftrag:<br />
Beurteilen Sie die untenstehenden Hypothesen zur zukünftigen Tourismusentwicklung Grindelwalds.<br />
Konsultieren Sie dazu auch die Unterlagen auf der nachfolgenden Seite.<br />
Hypothese 1:<br />
Hypothese 2:<br />
Hypothese 3:<br />
Hypothese 4:<br />
Der Besitz des <strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> Labels hat für die zukünftige Tourismusentwicklung<br />
kaum Bedeutung, da besagte Entwicklung in Zukunft<br />
massgeblich vom globalen Klimawandel gesteuert werden wird. Insofern<br />
wäre es besser, man würde sich auf die Anpassung an die veränderten natürlichen<br />
Gegebenheiten konzentrieren. Hier könnte man die Ressourcen<br />
zielgerichteter einsetzen.<br />
Das <strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> Label verhilft Grindelwald zu einer besseren Positionierung<br />
im internationalen Kampf der Tourismusdestinationen. Zudem<br />
wird mit dem Label der nachhaltigen Entwicklungsstrategie Ausdruck verliehen,<br />
was wiederum einen Marktvorteil darstellt.<br />
Das <strong>UNESCO</strong> Label hilft Grindelwald sein wichtigstes Kapital – seinen einzigartigen<br />
Naturraum – unter den wirkungsvollen Schutz der <strong>UNESCO</strong> zu<br />
stellen. Da das <strong>Welterbe</strong>-Gebiet noch weitere Talschaften beinhaltet, kann<br />
man sich als grosses Gebiet besser behaupten und Eingriffe in das Ökosystem<br />
verhindern. Zukünftige Besucher werden sich nicht zuletzt aufgrund<br />
des bewährten Naturraums für eine Destination innerhalb des <strong>UNESCO</strong><br />
<strong>Welterbe</strong>s entscheiden.<br />
Das <strong>UNESCO</strong> Label wird für die zukünftige Entwicklung Grindelwalds eher<br />
hinderlich wirken, da zusätzliche Vorschriften die Nutzung des Gebiets erheblich<br />
einschränken werden. Somit bleiben kaum Möglichkeiten um auf<br />
die steigende Nachfrage nach Attraktionen zu reagieren und Touristen würden<br />
in andere Gebiete abwandern.<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
B<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
11<br />
GRINDELWALD
Auszug aus der Charta vom Konkordiaplatz<br />
Wir, die Gemeinden, Mitglieder des Netzwerkes <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong>-Bietschhorn erklären:<br />
• dass wir als Räume gesellschaftlichen Lebens, als Träger der lokalen Wirtschaft, als Hüter<br />
des natürlichen und kulturellen Erbes und der Traditionen fortbestehen wollen. Wir<br />
werden langfristige Aktionspläne aufstellen und umsetzen und dadurch die Zusammenarbeit<br />
stärken und den Prozess der Nachhaltigkeit mit der Politik, den Kantonen Bern<br />
und Wallis, dem Bund und allen Interessierten verknüpfen;<br />
• dass die Familien und Gemeinden die Grundelemente unserer Gesellschaft in Kantonen<br />
und Bund sind;<br />
• dass wir uns um soziale Gerechtigkeit, zukunftsbeständige Wirtschaftssysteme und eine<br />
nachhaltige Nutzung der natürlichen Umwelt bemühen;<br />
• dass wir uns dafür einsetzen, die Grundbedürfnisse und die Lebensqualität der Menschen<br />
mit der Erhaltung der Umwelt zu verbinden;<br />
• dass wir bestrebt sind, Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen, die den Zusammenhalt<br />
der Gemeinschaft fördern und den Grundsätzen der Nachhaltigkeit entsprechen;<br />
• dass wir Massnahmen zur Verbesserung des Klimas unterstützen und uns für die Förderung<br />
von erneuerbaren Energiequellen als nachhaltige Alternativen einsetzen;<br />
• dass wir uns für eine umweltgerechte Entsorgung von nicht vermeidbaren Abfällen einsetzen<br />
und vermeiden wollen, dass giftige Substanzen in die Luft, das Wasser, den Boden<br />
und die Nahrung abgegeben werden;<br />
• dass wir allen Bürger/innen Zugang zu Informationen ermöglichen und sie an den lokalen<br />
Entscheidungsprozessen mitwirken lassen;<br />
• dass wir uns um Information sowie Aus- und Weiterbildung der breiten Öffentlichkeit<br />
engagieren;<br />
• dass wir uns für eine Überprüfung der Massnahmen (Erhebung und Verarbeitung von<br />
Umweltdaten, usw.) einsetzen, um die Ziele der Nachhaltigkeit zu erreichen. Dies soll<br />
uns erlauben, notwendige Korrekturen in den Aktionsplänen vorzunehmen.<br />
In Bezug auf das <strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong> verpflichtet sich das<br />
Netzwerk im Speziellen:<br />
• die für das vorgesehene <strong>Welterbe</strong>-Gebiet bereits definierten Schutzziele zu konkretisieren<br />
und aufzuzeigen, wie diese Ziele erreicht werden können;<br />
• nach der Aufnahme des vorgeschlagenen Gebietes allfällige Erweiterungen weiter zu<br />
verfolgen und/oder mit Pufferzonen zu ergänzen;<br />
• sowie die nachhaltige Nutzung der Landschaft, insbesondere in Bezug auf die Land- und<br />
Forstwirtschaft sowie auf den Tourismus zu fördern.<br />
Diese Charta kann entsprechend den Diskussionen im Netzwerk der Gemeinden mit weiteren<br />
Punkten ergänzt und entwickelt werden.<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
B<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
12<br />
GRINDELWALD
POSTEN C<br />
Landwirtschaft mit und ohne <strong>UNESCO</strong> Label<br />
Auftrag 1:<br />
Beurteilen Sie mit Hilfe der<br />
angehängten Materialien die<br />
Rolle der Landwirtschaft in<br />
Grindelwald. Gehen Sie dabei<br />
auf folgende Punkte ein:<br />
• natürliche Voraussetzungen<br />
(Klima, Topographie)<br />
• Nutzungsstrategien (Vieh-<br />
vs. Feldwirtschaft, vertikale<br />
Ausdehnung, Verhinderung<br />
der Übernutzung)<br />
• Landschaftspflege (Biodiversität,<br />
Landschaftsbild,<br />
Skipisten)<br />
Ökologischer Ausgleich im Berggebiet –<br />
Wirkungszusammenhänge von Biodiversität und Nut‐<br />
zung, Klima und Sozioökonomie<br />
Das Dauergrünland der <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> erfüllt eine<br />
Vielfalt von Aufgaben: landwirtschaftliche Produktion,<br />
ökologische Dienste, Katastrophenschutz sowie ein attraktives<br />
Landschaftsbild. Wir untersuchten standort-<br />
und nutzungsbedingte Einflüsse auf die Artenvielfalt<br />
des Berggrünlands sowie die Auswirkungen des ökologischen<br />
Ausgleichs im <strong>Alpen</strong>raum. Unsere Ergebnisse<br />
zeigen, dass Wiesen und Weiden der <strong>Alpen</strong> ökologisch<br />
wertvoll und intakt sind. Ökologische Ausgleichsflächen<br />
und konventionelle Weiden schneiden ähnlich hoch ab<br />
bezüglich Artenzahl und Qualität. Mit zunehmender<br />
Höhe wird die Anzahl der Pflanzenarten und der Anteil<br />
der qualitativ wertvollen Wiesen und Weiden grösser.<br />
In Gemeinden mit „ökonomisch wichtiger“ Landwirtschaft (= viele Landwirte,<br />
viel Haupterwerb) erhalten ökologische Ausgleichsflächen den lokalen<br />
Artenpool, in Gemeinden mit „ökonomisch unwichtiger“ Landwirtschaft<br />
(= wenig Landwirte, viel Nebenerwerb) ermöglichen die<br />
Direktzahlungen für ökologische Ausgleichsflächen eine grossräumige extensive<br />
Bewirtschaftung. Der Status quo der Graslandbiodiversität kann<br />
gesichert werden, nicht zuletzt über die bestehenden Direktzahlungen.<br />
Es sollte über eine Regionalisierung der Direktzahlung nachgedacht werden,<br />
da die ökologischen Ausgleichsflächen je nach lokaler ökonomischer<br />
Bedeutung der Landwirtschaft unterschiedliche Funktionen erfüllen.<br />
Autorenschaft: Kampmann, Dorothea; Herzog, Felix<br />
25%<br />
9%<br />
5%<br />
42%<br />
19%<br />
1-‐3 ha<br />
3-‐5 ha<br />
5-‐10 ha<br />
10-‐20 ha<br />
20-‐30 ha<br />
Abbildung 8:<br />
Grösse der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe<br />
in Grindelwald<br />
Quelle:<br />
www.grindelwald.com<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
C<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
13<br />
GRINDELWALD
Die 7 Bergschaften im Tal von Grindelwald<br />
3) Bach<br />
Kuhrechte: 263<br />
Anzahl Sennten: 4<br />
Läger: Holenwang, Nodhalten,<br />
Spillmatten, Bachlager / 1600-<br />
1980 m<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen:<br />
Bergrestaurant Aellfluh,<br />
Rasthysi und Bergrestaurant<br />
Waldspitz (mitbeteiligt)<br />
6) Wärgistal<br />
Kuhrechte: 190<br />
Anzahl Sennten: 3<br />
Läger Bidem, Alpiglen, Mettlen,<br />
Bustiglen / 1380-1885 m<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen:<br />
Restaurant Brandegg,<br />
Berghaus Grindelwaldblick,<br />
Bergrestaurant Alpiglen und<br />
Restaurant Eigernordwand-<br />
Kleine Scheidegg (mitbeteiligt)<br />
Hoheitsgebiet des Staates Bern<br />
4) Holzmatten<br />
Kuhrechte: 99<br />
Anzahl Sennten: 1<br />
Läger: Spätenboden, Läger,<br />
Stössiboden, Feld / 1600-2130<br />
m (höchstes Lager)<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen:<br />
Als einzige Bergschaft<br />
hat Holzmatten keinerlei<br />
finanziellen Ertrag aus dem<br />
Tourismus<br />
7) Itramen<br />
Kuhrechte: 364<br />
Anzahl Sennten: 9<br />
Läger: Raift, Läger, Wasserwendi<br />
/ 1600-1950 m<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen:<br />
Bergrestaurant Männlichen,<br />
mitbeteiligt an Ski- und<br />
Sesselliften<br />
1) Scheidegg<br />
Kuhrechte: 365<br />
Anzahl Sennten: 5<br />
Läger: Unterer Lauchbühl,<br />
Alpiglen, Oberer Lauchbühl,<br />
Oberläger / 1510-1940 m<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen:<br />
Hotel Wetterhorn,<br />
Berghotel Grosse Scheidegg,<br />
Bergrestaurant Bäregg (mitbeteiligt<br />
mit Grindel), Leiternaufstieg<br />
zum Oberen Gletscher<br />
2) Grindel<br />
Kuhrechte: 475<br />
Anzahl Sennten: 7<br />
Läger: Unterläger, Oberläger,<br />
Schreckfeld / 1600-1980 m<br />
(grösste und höchste Alp)<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen:<br />
Mitaktionär <strong>Jungfrau</strong>bahnen<br />
(Firstbahn), Bergrestaurant<br />
Bäregg (mitbeteiligt<br />
mit Scheidegg), Bergrestaurant<br />
Schreckfeld (mitbeteiligt)<br />
5) Bussalp<br />
Kuhrechte: 432<br />
Anzahl Sennten: 7<br />
Läger: Unterläger, Mittelläger,<br />
Oberläger / 1600-2020 m<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen:<br />
Bergrestaurant Bussalp<br />
(mitbeteiligt)<br />
8) Grindel 19 Teile /<br />
Scheidegg 16 Teile<br />
9) Privatalp Pfingstegg<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
C<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
14<br />
GRINDELWALD
Der Taleinungsbrief<br />
Im Jahre 1404 kamen zehn Grindelwaldner mit dem Probst Niklaus vom Kloster Interlaken<br />
zusammen um eine erste schriftliche Alpverfassung aufzustellen. Zu diesem Zeitpunkt stand<br />
Grindelwald unter der Herrschaft des Klosters von Interlaken. Zweck des Taleinungsbriefs<br />
war es, die Übernutzung der kargen Alpweiden zu verhindern. Darum haben sich die 6 Bergschaften<br />
- Bussalp fehlte noch - zusammengeschlossen, um gemeinsam die Nutzung und die<br />
Pflege der Alpweiden zu regeln. Die zwei folgenden Bestimmungen zeigen die ökologischen<br />
Grundgedanken auf:<br />
1. Nur Tiere, die den Winter über in Grindelwald gefüttert werden konnten, durften im<br />
Sommer auf die <strong>Alpen</strong>. Kein fremdes Vieh von ausserhalb konnte so auf den <strong>Alpen</strong> sömmern.<br />
So bestimmte das Futterangebot während des Winters die Anzahl der Tiere, die<br />
auf der Alp weiden konnten.<br />
2. Jedem Besitzer einer Talparzelle wurde je nach Besitzesgrösse eine bestimmte Anzahl<br />
Kuhrechte zugeteilt. Die Anzahl der Kuhrechte war festgesetzt.<br />
Abbildung 9:<br />
durchschnittlicher<br />
Jahresgang der<br />
Temperatur- und<br />
Niederschlagsverläufe in<br />
Grindelwald<br />
Quelle: Center for<br />
Development and Environment,<br />
Geographisches Institut<br />
Universität Bern<br />
Abbildung 10:<br />
Vegetationsperioden<br />
(Anzahl Tage des Pflanzenwachstum)<br />
Quelle: Center for<br />
Development and Environment,<br />
Geographisches Institut<br />
Universität Bern<br />
Niederschlag (mm pro Monat)<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
200 Tage<br />
60 Tage<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Temperatur (°C)<br />
C<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
15<br />
GRINDELWALD
Auftrag 2:<br />
Welche Rolle spielt die Landwirtschaft innerhalb des <strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong>s? Betrachten<br />
Sie dazu die untenstehende Baumgrafik (Abbildung 11).<br />
Abbildung 11:<br />
Übersicht über die Gesamtstruktur<br />
der Aktionsbereiche<br />
mit den entsprechenden<br />
Aktionsfeldern<br />
in der <strong>Welterbe</strong>-Region.<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
C<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
16<br />
GRINDELWALD
POSTEN D<br />
Klimawandel im Berggebiet<br />
Auftrag 1: Bereits heute erfährt Grindelwald die Bedrohung des Klimawandels. Beurteilen<br />
Sie die Möglichkeiten wie diesen Bedrohungen entgegengewirkt werden kann, ohne dem<br />
Geist des <strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong>s zu widersprechen. Berücksichtigen Sie in Ihrer Beurteilung<br />
folgende Punkte:<br />
• Felssturz am Eiger<br />
• Entwässerung des Gletschersees<br />
• Erhaltung der Schneesicherheit<br />
Konsultieren Sie nebst den abgedruckten Artikeln auch die nachfolgenden Internetseiten.<br />
Felssturz Eiger: http://www.gletschersee.ch/index.cfm/treeID/21<br />
Seebildung und Entleerung: http://www.gletschersee.ch/index.cfm/treeID/11<br />
Zukünftige Entwicklung: http://www.gletschersee.ch/index.cfm/treeID/23<br />
Infoflyer: http://www.gletschersee.ch/jmuffin/upload/Flyer_Gletschersee_d.pdf<br />
Der Klimawandel bringt Skigebiete in Bedrängnis<br />
Die Klimaerwärmung führt dazu, dass voraussichtlich bald nur noch Skigebiete ab 1500 Me‐<br />
ter über Meer schneesicher sind. Unterstützt vom <strong>Schweizer</strong>ischen Nationalfonds haben<br />
junge Forscherinnen und Forscher Tourismusfachleute und Gäste dazu befragt, wie sie auf<br />
die prognostizierten Veränderungen reagieren wollen. Eine Studie im Nationalpark zeigt Al‐<br />
ternativen zum Skitourismus auf.<br />
Folgendes weiss man heute mit einiger Sicherheit<br />
zu sagen: Durch den Ausstoss von<br />
Kohlendioxid und anderer Gase beeinflusst<br />
die Menschheit das globale Klima. In den<br />
letzten hundert Jahren ist es auf der Erde<br />
im Durchschnitt um 0.5 Grad Celsius wärmer<br />
geworden, und in den kommenden<br />
fünfzig Jahren rechnet man mit einem weiteren<br />
Temperaturanstieg um 1 bis 2 Grad.<br />
Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms<br />
„Klimaänderungen und Naturkatastrophen“<br />
(NFP 31) wurde ermittelt, was<br />
der prognostizierte Temperaturanstieg für<br />
die Schneesicherheit in der Schweiz bedeutet:<br />
Während heute Skigebiete ab 1200 Meter<br />
über Meer als schneesicher gelten, wird<br />
sich die Grenze bei einem Temperaturanstieg<br />
um 2 Grad um 300 Höhenmeter nach oben<br />
verschieben. Statt 195 wie heute können<br />
dann nur noch 144 von den insgesamt 230<br />
Skigebieten der Schweiz als schneesicher gelten;<br />
94 davon befinden sich in den Kantonen<br />
Wallis und Graubünden.<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
D<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
17<br />
GRINDELWALD
Die Reaktion der Wintergäste<br />
Um herauszufinden, wie die Wintergäste<br />
auf dieses Höherrücken der Schneegrenze<br />
reagieren, hat Rolf Bürki im Rahmen des<br />
Schwerpunktprogramms Umwelt des Nationalfonds<br />
in der Zentralschweiz eine Umfrage<br />
durchgeführt. In den fünf Skigebieten Engelberg,<br />
Melchsee-Frutt, Lungern, Beckenried<br />
und Dallenwil bat er insgesamt 1000 Skifahrerinnen<br />
und Skifahrer, einen Fragebogen<br />
auszufüllen. Die meisten Skifahrer sind gemäss<br />
dieser ersten derartigen Umfrage in der<br />
Schweiz der Meinung, dass eine Klimaänderung<br />
Auswirkungen auf den Skitourismus haben<br />
wird. Dazu befragt, wo und wie oft sie bei<br />
einer Abfolge von fünf schneearmen Wintern<br />
Ski fahren würden, antworteten 30 Prozent,<br />
sie würden am selben Ort und gleich oft wie<br />
bisher Ski fahren. 11 Prozent würden ihrem<br />
Skigebiet treu bleiben, aber weniger oft Ski<br />
fahren. 28 Prozent gaben an, in schneearmen<br />
Wintern Orte mit grösserer Schneesicherheit<br />
zu wählen und dort gleich oft Ski zu<br />
fahren, während weitere 21 Prozent ebenfalls<br />
gezielt an Orte mit grösserer Schneesicherheit<br />
reisen, dort aber weniger oft Ski<br />
fahren würden als bisher. 6 Prozent wussten<br />
keine Antwort und nur 4 Prozent sagten, sie<br />
würden ganz mit Skifahren aufhören. Was<br />
Bürki ebenfalls aus seiner Umfrage schliessen<br />
kann: „Wenn der Schnee fehlt, werden<br />
vor allem jüngere Skifahrer und Snowboarder<br />
in höhergelegene Skigebiete wechseln.“<br />
Widersprüchliche Haltung der Experten<br />
Noch viel direkter als die Wintergäste wären<br />
von einer Klimaerwärmung die Menschen<br />
betroffen, die vom Skitourismus leben. Rolf<br />
Bürki hat deshalb auch Tourismusverantwortliche<br />
befragt, und zwar in Ob- und Nidwalden<br />
sowie im Toggenburg, wo die Situation schon<br />
heute nicht zum besten steht: von insgesamt<br />
zehn Seilbahn- und Skiliftbetrieben schreiben<br />
im Obertoggenburg sechs rote Zahlen.<br />
Bei den Gesprächen ergab sich ein widersprüchliches<br />
Bild. Bürki fasst die Aussagen<br />
so zusammen: „Einerseits legen Hoteliers,<br />
Seilbahndirektoren und Leiter von Tourismusbüros<br />
einen grossen Zweckoptimismus<br />
an den Tag und sagen, man dürfe den Klimawandel<br />
nicht überbewerten und solle<br />
keine Schwarzmalerei betreiben, weil dies<br />
dem Image des Skifahrens schaden könnte.<br />
Andererseits aber benutzen sie die Klimaänderung<br />
als Argument für eine verzweifelte<br />
Vorwärtsstrategie: vielerorts werden heute<br />
wohl die Liftruinen von morgen gebaut.“<br />
Zusätzliche Beschneiung bringt wenig<br />
Den Skigebieten unterhalb der kritischen<br />
Grenze von 1500 Meter über Meer dürfte das<br />
hektische technische Aufrüsten ausser Schulden<br />
allerdings wenig bringen. Die Forschung<br />
an der Universität Zürich weist nämlich darauf<br />
hin, dass die Klimaänderung einen Trend<br />
noch verstärken wird: Auf der Gewinnerseite<br />
werden die schneesicheren Top-Orte mit<br />
einem vielfältigen Wintersportangebot stehen,<br />
auf der Verliererseite die tieferliegenden<br />
Skigebiete. Ihnen werden auch zusätzliche<br />
Lifte und Beschneiungsanlagen wenig<br />
nützen, denn bei einer auch nur minimen<br />
Klimaerwärmung wären die Temperaturen<br />
oft zu hoch für eine Beschneiung, und das<br />
Beschneien grosser Pistenflächen ist finanziell<br />
ohnehin nicht machbar. Wie schmerzhaft<br />
sich die Klimaerwärmung für den <strong>Schweizer</strong><br />
Skitourismus insgesamt auswirken könnte,<br />
zeigt ein anderes Ergebnis aus dem Forschungsprogramm<br />
NFP 31: Man nimmt an,<br />
dass die Bruttowertschöpfung des Wintersports<br />
eine Einbusse von bis zu 40 Prozent<br />
erleiden könnte, was jährlichen Kosten von<br />
2.1 Milliarden Franken entspräche.<br />
Quelle: De Lainsecq, Margrit (2000). Der Klimawandel<br />
bringt Skigebiete in Bedrängnis. Medienservice Nr. 8.<br />
Geographisches Institut der Universität Zürich-Irchel.<br />
<strong>UNESCO</strong> <strong>Welterbe</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Alpen</strong> <strong>Jungfrau</strong>-<strong>Aletsch</strong><br />
D<br />
Arbeitsblatt Posten<br />
18<br />
GRINDELWALD