AP Recht - KoLaWiss
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<strong>KoLaWiss</strong>-Gutachten <strong>AP</strong> 4: <strong>Recht</strong> Seite 23 von 163<br />
B. Urheberrechtlicher Schutz der Daten bzw. wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
Zunächst stellt sich die Frage, ob an den Daten an sich, die als Ergebnis einer Studie oder ei-<br />
ner statistischen Untersuchung an der Universität erhoben werden, unabhängig davon, ob und<br />
in welcher Form sie gespeichert worden sind, ein rechtlicher Schutz nach dem Urheberrechts-<br />
gesetz (UrhG) entstehen kann. Das UrhG schützt gem. § 1 und 2 individuelle Geisteswerke 1 .<br />
Dabei folgt nach der heute überwiegenden Ansicht in <strong>Recht</strong>sprechung und Literatur, dass der<br />
Werkbegriff eine persönliche Schöpfung des Urhebers mit einem geistigen Gehalt voraus-<br />
setzt, die eine wahrnehmbare Formgestaltung gefunden hat und in der die Individualität des<br />
Urhebers zum Ausdruck kommt 2 . Unabhängig von der Frage der persönlichen geistigen<br />
Schöpfung und dem geistigen Gehalt der Daten, muss ein urheberrechtlicher Schutz der Daten<br />
an sich, genauer gesagt, der Erkenntnis, die aus einer Messung oder einer Untersuchung folgt,<br />
bereits an der fehlenden wahrnehmbaren Formgestaltung ausscheiden. Zwar muss die Form-<br />
gestaltung nicht schriftlich oder körperlich festgehalten sein, sie muss jedoch wahrgenommen<br />
werden können 3 . Demzufolge scheidet ein urheberrechtlicher Schutz an nicht verkörperten<br />
Daten, also an der bloßen Erkenntnis an sich, schon an der fehlenden Wahrnehmbarkeit aus 4 .<br />
C. Urheberrechtlicher Schutz von verkörperten Daten<br />
Ein urheber- oder leistungsrechtlicher Schutz käme indes in Betracht, sofern die zu archivie-<br />
renden Daten bereits auf einem Datenträger festgehalten worden sind, was wohl in nahezu<br />
allen Fällen gegeben sein wird. Dabei ist zunächst fraglich, ob die Voraussetzungen für einen<br />
urheberrechtlichen Schutz bei wissenschaftlichen Primärdaten, die auf einem Datenträger<br />
gespeichert sind, vorliegen.<br />
I. Voraussetzungen eines urheberrechtlichen Schutzes<br />
Der urheberrechtliche Schutz eines Werkes ergibt sich aus § 1 und § 2 des Urheberrechtsge-<br />
setzes. Gem. § 1 UrhG genießen die Urheber von Werken der Literatur, Wissenschaft und<br />
Kunst für Ihre Werke Schutz nach Maßgabe des UrhG. In diesem Zusammenhang zählt § 2<br />
UrhG enumerativ auf, welche Werke der Literatur, Wissenschaft und Kunst insbesondere ge-<br />
1<br />
Rehbinder, Urheberrecht, 15. Aufl. 2008, Rn. 145 f<br />
2<br />
Loewenheim in Schricker (Hrsg.), Urheberrecht, 3. Aufl. 2006, § 2 Rn. 9; Dreyer in Dreyer/Kotthoff/Meckel,<br />
Urheberrecht, 2. Aufl. 2009, § 2 Rn. 12; Dreier in Dreier/Schulze, Urheberrechtsgesetz, 3. Aufl. 2009, § 2 Rn. 8<br />
ff.; A. Nordemann in Fromm/Nordemann, Urheberrecht, 10. Aufl. 2009, § 2 Rn. 20; Erdmann in FS Gamm,<br />
1990, S. 389, 395 ff.<br />
3<br />
Loewenheim in Schricker, § 2 Rn. 20; Schulze in Dreier/Schulze, § 2 Rn. 13; A. Nordemann in<br />
Fromm/Nordemann, § 2 Rn. 23.<br />
4<br />
So auch A. Nordemann in Fromm/Nordemann, § 2 Rn. 23; Schulze in Dreier/Schulze, § 2 Rn. 41; Loewenheim<br />
in Schricker, § 2 Rn. 61, 64.<br />
Prof. Dr. Gerald Spindler/Dipl.-Jur. Tobias Hillegeist