Zwangsräumungen, Daniela Brunner, AWEL
Zwangsräumungen, Daniela Brunner, AWEL
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<strong>AWEL</strong> Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft<br />
9. Schweizer Sonderabfalltag<br />
Die gute Praxis der <strong>Zwangsräumungen</strong><br />
im Vollzug des Abfall- und Gewässerschutzrechtes<br />
bei illegaler Lagerung im Freien<br />
<strong>Daniela</strong> <strong>Brunner</strong><br />
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<strong>Daniela</strong> <strong>Brunner</strong>, <strong>AWEL</strong> Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft<br />
Überblick<br />
1. Rechtsgrundlagen<br />
2. Was muss entfernt werden, was nicht?<br />
3. Ablauf einer Vollstreckung<br />
4. Beispiele aus der Praxis<br />
5. Arbeitsmittel<br />
6. Probleme und offene Fragen<br />
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Rechtsgrundlagen<br />
Art. 28 Abs. 1 USG vom 7. Oktober 1983<br />
Mit Stoffen darf nur so umgegangen werden, dass sie, ihre Folgeprodukte oder<br />
Abfälle die Umwelt oder mittelbar den Menschen nicht gefährden können<br />
Art. 6 Abs. 1 GSchG vom 24. Januar 1991<br />
Es ist untersagt, Stoffe, die Wasser verunreinigen können, mittelbar oder<br />
unmittelbar in ein Gewässer einzubringen oder versickern zu lassen.<br />
§ 14 Abs. 1 Abfallgesetz (ZH) vom 25. September 1994<br />
Das Ablagern und Stehenlassen von Abfällen im Freien ist auf<br />
öffentlichem und auf privatem Grund verboten. Dies gilt insbesondere<br />
für ausgediente Fahrzeuge, Möbel, Geräte und ihre Bestandteile<br />
sowie für Erzeugnisse aus Metall und Kunststoff<br />
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Was muss v.a. in abfallrechtlichem Sinne entfernt werden?<br />
Quelle/Gut Eigenschaften Bemerkungen / Beispiele<br />
Haushalt � Pflanzlicher Bewuchs<br />
� Verlust der Funktionsfähigkeit durch<br />
Witterung oder unsachgemässe<br />
Lagerung (Bsp. Schüttgut)<br />
� Droht, zu öff. Deponie zu werden<br />
Fahrzeuge* � Kein Kontrollschild<br />
� Pflanzlicher Bewuchs<br />
� Rostschäden<br />
� Reparaturkosten > Zeitwert<br />
Reifen* � Pflanzlicher Bewuchs<br />
� < 1,6 mm Profiltiefe<br />
� Einseitig abgefahrene oder<br />
mechanisch beschädigte Reifen<br />
� Droht, zu öff. Deponie zu werden<br />
Sperrgut und Abfallsäcke,<br />
Elektrogeräte, Fenster & Türen,<br />
Altpapier, Polstermöbel,<br />
Matratzen, Plastikware u.v.a.m.<br />
Evt. beim Strassenverkehrsamt<br />
nachfragen, ob Kontrollschild<br />
lediglich hinterlegt wurde (max.<br />
12 Monate möglich).<br />
* Lagerung im Freien in Betrieben mit VeVA-Bewilligung zulässig (falls bestimmte Auflagen erfüllt sind)<br />
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Was muss v.a. in gewässerschutzrechtlichem Sinne entfernt werden?<br />
Quelle/Gut Eigenschaften (v.a. bei offenen<br />
Böden im Gewässerschutzbereich Au)<br />
Haushalt Mit Flüssigkeiten bzw. Materialien<br />
behaftet, die durch Witterung und<br />
unsachgemässe Lagerung freigesetzt<br />
bzw. zu Schadstoff-Auswaschungen<br />
führen können.<br />
Fahrzeuge* � Reelle oder unmittelbar zu<br />
erwartende Tropfverluste<br />
� Offener Motorraum / offene Motorhaube<br />
(auch bei Restkarosserien)<br />
� Mit Flüssigkeiten behaftete Ersatzteile<br />
(Motor, Achse, Batterien o.ä.)<br />
� > 10 Jahre alt und letzte MFK<br />
> 3 Jahre her (O-CH Kantone / FL)<br />
Reifen* Alle Reifen, v.a. Abfallreifen (Gefahr,<br />
sich selbst überlassen zu werden)<br />
Bemerkungen / Beispiele<br />
Gebinde mit unbekannten Flüssigkeiten,<br />
Altöle, Kübel mit eingetrockneter<br />
Farbe, EE-Geräte,<br />
offene Motorenräume, unbeschichtete<br />
NE-Metalle<br />
� Boden auf Ölflecken prüfen<br />
� Bei längerer Lagerung sollte<br />
Batterie entfernt sein<br />
� Gummidichtungen nach<br />
Porosität untersuchen<br />
� Unfallfahrzeuge: Aggregate mit<br />
Flüssigkeiten / Motorenraum<br />
betroffen?<br />
Ausmass von Bränden erfordert<br />
höchste Schutzmassnahmen.<br />
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Ablauf (Worst Case)<br />
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1. Fragen stellen und Zuhören<br />
Warum Lagerung Stoffe/Gegenstände im Freien? Persönliche Situation?<br />
2. Belastungssituation<br />
Wie umweltrelevant oder gefährlich sind die Gegenstände?<br />
Wäre eine Räumung überhaupt verhältnismässig?<br />
3. Rechtliches Gehör<br />
4. Mündliche Verfügung<br />
Aufforderung zu genau bezeichneten Massnahmen<br />
5. Protokollierung<br />
des persönlichen Gespräches (evt. im Beanstandungsschreiben)<br />
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Manchmal braucht es die Hilfe von<br />
Vertrauenspersonen/Psychologen<br />
(Messis) oder Gutachtern (Sammler<br />
von Liebhaberstücken)<br />
„Das hat ja früher auch niemand gestört“<br />
„Sobald ich einen Raum gefunden habe, kommt das weg“<br />
„Mir fehlt das Geld für einen Raum / eine Entsorgung“<br />
„Den Müll können Sie gerne für mich entsorgen“<br />
„Das brauche ich noch“<br />
„Das kann ich nicht wegschmeissen!“<br />
„Davon gibt es nicht mehr viele“<br />
S it 13
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Beanstandung<br />
Missstände beschreiben (Lagergut, Ausmass, rechtl. Bewertung)<br />
Aufklärung Rechtslage, Anordnung von Massnahmen. 1. Frist.<br />
Evt. Strafanzeige bei der Kantonspolizei erstatten → Straf- und<br />
Vollzugsverfahren miteinander koordinieren.<br />
Kontrollen<br />
Räumungsfortschritt(e) fotografisch festhalten,<br />
Aktennotiz erstellen.<br />
Mahnung<br />
Missstände beanstanden, Anordnung Räumung, 2. Frist.<br />
Androhung einer kostenpflichtigen Verfügung.<br />
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Frist für Umsetzung<br />
= Rekursfrist (5 Tage – 1 Monat)<br />
Bei erheblichem öffentlichen Interesse<br />
aufschiebende Wirkung entziehen<br />
Androhung der Ersatzvornahme<br />
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Frist für Umsetzung<br />
= Rekursfrist (5 Tage – 1 Monat)<br />
Verpflichtung zur Mitwirkung<br />
Bei erheblichem öffentlichen Interesse<br />
aufschiebende Wirkung entziehen<br />
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Vorabklärungen<br />
1. Entsorgungsunternehmen kontaktieren<br />
2. Zwischenlagerplatz suchen, insbesondere wenn:<br />
- Abfallinhaber/in danach ersucht<br />
- aufschiebende Wirkung bei Rekurs entzogen<br />
- Liebhaberstücke vorhanden<br />
- Gefahr besteht, dass auch persönliches Gebrauchsgut des<br />
Inhabers entsorgt werden könnte<br />
- Öffentliche Aufmerksamkeit / Massnahmen umstritten<br />
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2 Beispiele aus der Praxis<br />
F. Saner*, Traktormechaniker<br />
(Februar 2007)<br />
* Name geändert<br />
Dump & Go GmbH*<br />
(Dezember 2010)<br />
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Beispiel F. Saner (2007)<br />
1975 bewilligte die damalige Direktion der öffentlichen Bauten des<br />
Kantons Zürich einen Abstellplatz auf landwirtschaftlicher Fläche.<br />
Auflagen (u.a. wasserdichter Hartbelag mit Entwässerung über einen<br />
MAB, Abtransport aller auf der Liegenschaft herumstehenden<br />
ausgedienten Traktoren, Altautos, Fässer und Schrottstücke u.a.) trotz<br />
vielfacher Aufforderung nie erfüllt.<br />
1994/1995 Bau einer Einstellhalle für reparaturbedürftige Traktoren<br />
und Ersatzteile<br />
Neubau stattdessen mit Werkzeugen, Ersatzteilen, Traktoren guter<br />
Qualität und anderen Materialien gefüllt. Die ausgedienten und nicht<br />
instand gestellten Traktoren sowie verschiedenste weitere Ersatzteile<br />
standen nach wie vor im Freien.<br />
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Beispiel F. Saner (2007)<br />
Fazit Vorgeschichte<br />
Im Zeitraum von 30 Jahren konnten die Behörden mit Ausnahme<br />
zweier aktenkundiger Teilräumungen und mehrerer Verzeigungen<br />
keine bleibenden Räumungsfortschritte erzielen.<br />
Herr Saner hielt sich auch im Zeitraum zwischen 2005 und 2007 an<br />
keinerlei Abmachungen bzw. an keine im schriftlichen Räumungsplan<br />
festgelegten Sanierungsetappen.<br />
Traktoren: Viele waren Liebhaberstücke!<br />
Kurzprofil F. Saner<br />
• wenig vertraut im Schriftverkehr<br />
• Im persönlichen Dialog gesprächsbereit<br />
• Ansonsten uneinsichtig und sogar gewalttätig<br />
• Bezahlte Bussen und Gebühren termingerecht<br />
• Kaum Respekt vor Behörden<br />
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Beispiel F. Saner (2007)<br />
Vorgehen<br />
→ möglichst viel auf persönlicher<br />
Ebene kommunizieren.<br />
→ Staatsgewalt demonstrieren:<br />
KaPo-Helikopter (Übersicht<br />
gewinnen, aber auch Präsenz<br />
markieren)<br />
→ jeweils sofortige Kontrolle der<br />
Umsetzung der Anordnungen<br />
→ grosses Polizeiaufgebot bei<br />
1. Etappe der Ersatzvornahme<br />
(noch keine Liebhaberstücke)<br />
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Beispiel Dump & Go GmbH (2010)<br />
Vorgeschichte<br />
2008 entdeckt <strong>AWEL</strong> Liegenschaft mit acht offenen Mulden, die<br />
mit Altreifen gefüllt waren, sowie zwei geschlossene Container.<br />
Anhand eines LkW-Kontrollschildes konnte die Reifenhandels<br />
und -entsorgungsfirma Dump & Go als Mieterin des<br />
Lagerplatzes ausfindig gemacht werden.<br />
Die Dump & Go verfügte für diesen Standort über keine VeVA-<br />
Entsorgungsbewilligung für Altreifen.<br />
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Beispiel Dump & Go GmbH (2010)<br />
Geschäftsprofil<br />
Der Geschäftserfolg der Dump & Go beruht auf der Strategie, bei Garagen<br />
anfallende Gebrauchtreifen gratis oder gegen wenig Entgeld zur Entsorgung<br />
anzunehmen. Die neuwertigen Reifen werden gewinnbringend im Ausland<br />
weiterverkauft. Schrottreifen werden sich selbst überlassen und müssen<br />
vom Vermieter oder der Behörde auf eigene Kosten entsorgt werden.<br />
Übersteigen die Betreibungen ein gewisses Mass, geht die Firma<br />
in Konkurs. Die Gläubiger bleiben auf ihren Kosten sitzen.<br />
Die Firma ist bei mehreren kantonalen Behörden und in der Reifenbranche<br />
bereits einschlägig bekannt.<br />
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Beispiel Dump & Go GmbH (2010)<br />
Nutzt Fristen von Räumungs- und Vollstreckungsverfügungen, um<br />
gute Ware ab- und schlechte Ware anzutransportieren und<br />
abzulagern.<br />
Kurzprofil Geschäftsführer<br />
• Verkäufertyp<br />
• im persönlichen Dialog redselig und schulterklopfend<br />
• auf schriftlichem Weg nicht zu erreichen<br />
• Bezahlt weder Bussen noch Gebühren<br />
• uneinsichtig<br />
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Beispiel Dump & Go (2010)<br />
Vorgehen<br />
→ möglichst viel auf persönlicher Ebene kommunizieren.<br />
→ <strong>AWEL</strong>-Schreiben persönlich ausliefern lassen<br />
→ jeweils sofortige Kontrolle der Umsetzung der Anordnungen<br />
→ Abtransport von „Pfandgütern“ (= Güter, deren abfall- / gewässerschutzrechtlicher<br />
Status nicht zweifelsfrei geklärt ist, werden ebenfalls<br />
weggeschafft)<br />
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Arbeitsmittel<br />
Instruktionsblatt<br />
mit Adresse Standort sowie Tel.-Nr.<br />
von:<br />
• Teilnehmenden Umweltbehörde<br />
• Teilnehmenden Kantonspolizei<br />
• Teilnehmenden Gemeinde<br />
• Eigentümer/in Räumungsgut<br />
• Liegenschaftseigentümer/in<br />
• Auftragnehmern Räumung<br />
• Pressestelle (bei Anfragen von<br />
Medien)<br />
• Jurist/in (für Rechtsauskünfte)<br />
• Vorgesetzte(r) (bei schwierigen<br />
Entscheidungen)<br />
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Arbeitsmittel<br />
Instruktionsblatt (Forts.):<br />
• Namen / Zuständigkeiten<br />
• Liste weiterer Arbeitsmittel<br />
(Ausrüstung, Verpflegung)<br />
• Vorgehen bei Räumung / was darf<br />
entfernt werden, was nicht<br />
• Vorgehen bei ausserplanmässigen<br />
Ereignissen (Szenarien)<br />
• Beilagen: Verfügungen,<br />
Merkblätter, Protokollformulare<br />
u.dgl.<br />
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Arbeitsmittel<br />
Protokollblatt mit Angaben zu:<br />
• Zeitpunkt Abtransport<br />
• Gegenstand / Transporteinheit<br />
• Gewicht<br />
• evt. Marke, Farbe, Chassis-Nr.<br />
o.ä.<br />
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Leitfaden<br />
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Weitere Informationen und Ansprechpartner<br />
Räumung von privaten<br />
Liegenschaften<br />
Simon Schwarzenbach<br />
Tel. 043 259 32 46<br />
Räumung von betrieblichen<br />
Liegenschaften<br />
<strong>Daniela</strong> <strong>Brunner</strong><br />
Tel. 043 259 39 66<br />
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Weitere Informationen zum Spezialfall Messies<br />
Kinotrailer zum Film „Messies –<br />
ein schönes Chaos“<br />
http://www.cineman.ch/movie/2011/MessiesEinScho<br />
enesChaos/trailer.html<br />
Film-Hintergründe<br />
http://www.fairandugly.ch/messies/<br />
Interview und Filmausschnitte mit dem<br />
Regisseur Ulrich Grossenbacher<br />
http://www.news.ch/Messies+Interview+mit+Ulrich+<br />
Grossenbacher/531839/detail.htm<br />
Der Club auf SF TV1 vom 13. März 2012<br />
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=2798e793-ffba-4d8a-bba7f74e0bc37e7f;DCSext.zugang=videoportal_sendungsuebersicht<br />
LessMess, Verband, Selbsthilfegruppe und Beratungsstelle für Messies<br />
http://www.lessmess.ch<br />
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Merci fürs Zuhören<br />
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