Das Eidgenössische Telegraphen- und Patentamt - Rykart Architekten

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29.09.2012 Aufrufe

Bern als junge Bundesstadt Bundeshäuser 1857–1902 Bahnhof 1858 Hochschule 1903 Die oberen Altstadtbereiche erfahren ab 1850 in der Folge der Wahl Berns zur Bundeshauptstadt grossräumige Veränderungen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges setzt westwärts des Zytgloggeturmes eine dynamische Entwicklung der Stadt ein. Im Zeitraum von 1857 bis 1914 werden in der jungen Bundesstadt Verwaltungs- und Infrastrukturbauten in beeindruckendem Umfang erstellt: die Bundeshäuser West, Ost und das Parlamentsgebäude, der Bahnhof, die Eisenbahn-, Kirchenfeld- und Kornhausbrücke, das Telegraphenamt, die Militäranstalten und der Schlachthof sowie das Frauen- und das neue Inselspital. Auch Bildung und Kultur erhalten ihre Bauten: Die Hochschule und das Gymnasium, das Kunstmuseum, das Historische und das Naturhistorische Museum, das Stadttheater und das Casino werden feierlich eingeweiht. Das Geschäftszentrum konzentriert sich nun in Bahnhofsnähe zwischen Zytglogge und Bubenbergplatz. Neben den eigentlichen Warenhäusern entstehen auch grosszügige Passagen und Ladeneinrichtungen. Die Wasserversorgung der Haushalte wird ab 1869 möglich, später werden ein Gasund ein Elektrizitätswerk erstellt. Seit 1890 verändern auch verkehrstechnische Neuerungen das Leben in der Altstadt: Die neu erstellten Trambahnlinien ermöglichen der Bevölkerung die Bewältigung grösserer Distanzen innert kürzester Zeit. Im der unmittelbaren Nähe des Bahnhofes und des Bunderatshauses entstehen ab 1860 durch die beiden Berner Baugesellschaften grosszügige Wohnüberbauungen. Zu den ersten Bewohnern zählen mehrheitlich Bundesbeamte. Diese von der 1. und 2. Baugesellschaft realisierten Bebauungen weisen einen einheitlichen, additiven Charakter auf und setzen als repräsentative Boulevards neue Massstäbe im Stadtbild (Bundesgasse, Bundesplatz, Bubenbergplatz, Hirschengraben). Der unerwartete Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die darauf folgende wirtschaftliche Unsicherheit bedeuten einen jähen Einbruch der florierenden Stadtentwicklung Berns. 16

Die Moderne in Bern Lory-Spital 1929 SUVA-Gebäude 1932 Gewerbeschule 1939 Die Kriegszeit erschüttert das Bewusstsein und das Selbstverständnis der Gesellschaft Europas grundlegend. Formal zeichnen sich eine Ablösung von der retrospektiven Haltung des Historismus und die Suche nach einer neuen Formensprache ab. Gleichzeitig eröffnet die Entwicklung des Stahlbetonbaus völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten. In Bern wird das Neue Bauen am Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem durch die Architekten Otto Rudolf Salvisberg, Hans Weiss und Hans Brechbühler geprägt. Otto Rudolf Salvisberg Den 1882 in Köniz geborenen und am Technikum in Biel ausgebildeten Otto Rudolf Salvisberg führen seine beruflichen Anfangsjahre vorerst nach Berlin. In den Zwanzigerjahren ist er an zwei avantgardistischen Grossprojekten, den Grosssiedlungen Onkel Toms Hütte und Weisse Stadt, beteiligt. 1929 übernimmt er eine Professur an der ETH Zürich und kann zusammen mit seinem Berner Partner Otto Brechbühl das mit einer Stahlbeton-Struktur ausgeführte Lory- Spital realisieren. 1930 wird das nun gänzlich im Geist des Neuen Bauens konzipierte Säuglings- und Mütterheim in der Elfenau fertiggestellt. Wenig später gewinnen Salvisberg und Brechbühl ihren dritten Berner Wettbewerb: Das Gebäude für die fünf Universitätsinstitute wird als über 200 Meter langes Volumen in Sichtbeton ausgeführt. Salvisbergs vierter bedeutender Berner Bau ist das elegant geschwungene SUVA-Haus (1930–31) an der Laupenstrasse. Hans Weiss Das Meer-Haus an der Effingerstrasse gilt zur Zeit seiner Entstehung als das modernste Geschäftshaus in der Stadt Bern. Hans Weiss, 1894 in Bern geboren, hatte an der ETH Zürich Architektur studiert und bei Karl Moser diplomiert, bevor er in Bern sein eigenes Büro eröffnet. In den 1930er-Jahren kann Weiss weitere Objekte im Geist des Neuen Bauens realisieren. Das Projekt, mit dem sich Weiss wohl am längsten befasst, ist die Sanierung der Altstadt – die Konzepte bleiben jedoch weitgehend unrealisiert. Hans Brechbühler Wenn es ein Gebäude gibt, das in Bern den Durchbruch der Moderne darstellt, so ist es die Gewerbeschule von Hans Brechbühler am nördlichen Kopf der Lorrainebrücke. Der in Bern geborene Brechbühler hatte an der ETH Zürich und der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg studiert, um dann während seines siebenmonatigen Aufenthaltes im Büro von Le Corbusier in Paris prägende Einflüsse zu erhalten. Der junge Architekt gewinnt 1935 den Wettbewerb für die Gewerbeschule in Bern. Bedeutend ist der Bau in mehrfacher Hinsicht: als Kombination von Schule und Lehrwerkstätten und als städtebaulich exponiertes Gebäude. Le Corbusiers Programm, die «cinq points», setzt der junge Architekt in überzeugender und eigenständiger Weise um. 17

Bern als junge B<strong>und</strong>esstadt<br />

B<strong>und</strong>eshäuser 1857–1902<br />

Bahnhof 1858<br />

Hochschule 1903<br />

Die oberen Altstadtbereiche erfahren ab 1850 in der Folge der Wahl Berns zur B<strong>und</strong>eshauptstadt<br />

grossräumige Veränderungen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />

setzt westwärts des Zytgloggeturmes eine dynamische Entwicklung der Stadt ein.<br />

Im Zeitraum von 1857 bis 1914 werden in der jungen B<strong>und</strong>esstadt Verwaltungs- <strong>und</strong><br />

Infrastrukturbauten in beeindruckendem Umfang erstellt: die B<strong>und</strong>eshäuser West,<br />

Ost <strong>und</strong> das Parlamentsgebäude, der Bahnhof, die Eisenbahn-, Kirchenfeld- <strong>und</strong> Kornhausbrücke,<br />

das <strong>Telegraphen</strong>amt, die Militäranstalten <strong>und</strong> der Schlachthof sowie das<br />

Frauen- <strong>und</strong> das neue Inselspital.<br />

Auch Bildung <strong>und</strong> Kultur erhalten ihre Bauten: Die Hochschule <strong>und</strong> das Gymnasium,<br />

das Kunstmuseum, das Historische <strong>und</strong> das Naturhistorische Museum, das Stadttheater<br />

<strong>und</strong> das Casino werden feierlich eingeweiht. <strong>Das</strong> Geschäftszentrum konzentriert sich<br />

nun in Bahnhofsnähe zwischen Zytglogge <strong>und</strong> Bubenbergplatz. Neben den eigentlichen<br />

Warenhäusern entstehen auch grosszügige Passagen <strong>und</strong> Ladeneinrichtungen.<br />

Die Wasserversorgung der Haushalte wird ab 1869 möglich, später werden ein Gas<strong>und</strong><br />

ein Elektrizitätswerk erstellt. Seit 1890 verändern auch verkehrstechnische<br />

Neuerungen das Leben in der Altstadt: Die neu erstellten Trambahnlinien ermöglichen<br />

der Bevölkerung die Bewältigung grösserer Distanzen innert kürzester Zeit.<br />

Im der unmittelbaren Nähe des Bahnhofes <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>eratshauses entstehen ab<br />

1860 durch die beiden Berner Baugesellschaften grosszügige Wohnüberbauungen.<br />

Zu den ersten Bewohnern zählen mehrheitlich B<strong>und</strong>esbeamte. Diese von der 1. <strong>und</strong><br />

2. Baugesellschaft realisierten Bebauungen weisen einen einheitlichen, additiven<br />

Charakter auf <strong>und</strong> setzen als repräsentative Boulevards neue Massstäbe im Stadtbild<br />

(B<strong>und</strong>esgasse, B<strong>und</strong>esplatz, Bubenbergplatz, Hirschengraben).<br />

Der unerwartete Ausbruch des Ersten Weltkrieges <strong>und</strong> die darauf folgende<br />

wirtschaftliche Unsicherheit bedeuten einen jähen Einbruch der florierenden<br />

Stadtentwicklung Berns.<br />

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