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Die österreichische Münzprägung unter Kaiser Ferdinand II. (1620 ...

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UNIV.-PROF. DR. WOLFGANG HAHN<br />

<strong>Die</strong> <strong>österreichische</strong> <strong>Münzprägung</strong><br />

<strong>unter</strong> <strong>Kaiser</strong> <strong>Ferdinand</strong> <strong>II</strong>. (<strong>1620</strong>-1637)<br />

1. Teil: Einführung und Katalog der Kippermünzen aus den<br />

Münzstätten im <strong>österreichische</strong>n Reichskreis*<br />

Nachdem die beiden Brüder<br />

des <strong>Kaiser</strong>s Matthias<br />

schon früher auf ihren<br />

Anteil verzichtet hatten,<br />

beerbte Erzherzog <strong>Ferdinand</strong><br />

von Innerösterreich seinen am<br />

20. März 1619 verstorbenen<br />

Onkel. Durch die einstimmige<br />

Wahl zum römischen <strong>Kaiser</strong><br />

am 28. August 1619 (Krönung<br />

am 9. September 1619) wurde<br />

er auch dessen Nachfolger im<br />

Deutschen Reich. Obwohl er<br />

noch zu Matthias’ Lebzeiten<br />

zum König von Böhmen gewählt und gekrönt worden war, rebellierten<br />

dort die Stände und erklärten ihn trotz der Bestätigung<br />

von religiösen Zugeständnissen seines Vorgängers für abgesetzt<br />

(19. August 1619). Da es <strong>Ferdinand</strong> verabsäumt hatte,<br />

noch vor dem Tode des Matthias in den beiden Österreich die<br />

Erbhuldigung entgegenzunehmen, wurde diese nun von den<br />

mehrheitlich protestantisch gesinnten Ständen, die sich der<br />

böhmischen Konföderation anschlossen, verweigert. Eine böhmische<br />

Armee blockierte im Mai/Juni 1619 Wien, wo es am<br />

5. Juni 1619 beim <strong>Kaiser</strong> in der Hofburg zur sog. Sturmpetition<br />

protestantischer Adeliger aus dem <strong>unter</strong>ennsischen Österreich<br />

kam. <strong>Ferdinand</strong> ließ sich jedoch nicht einschüchtern und erhielt<br />

nach langwierigen Verhandlungen schließlich doch die Erbhuldigung<br />

der Stände von Österreich <strong>unter</strong> der Enns (13. Juli<br />

<strong>1620</strong>). <strong>Die</strong>jenige der obderennsischen Stände kam deshalb<br />

nicht zustande, weil <strong>Ferdinand</strong> dieses Land als Sicherstellung<br />

für die Kriegskosten in baierische Pfandherrschaft abgetreten<br />

hatte; diese währte bis zum 5. Mai 1628 1 .<br />

Für Tirol und die Vorlande, dessen Verwaltung nach dem<br />

Ableben von Erzherzog Maximilian (<strong>II</strong>I.) und <strong>Kaiser</strong> Matthias<br />

neu geregelt werden mußte, einigten sich die erbberechtigten<br />

Angehörigen der Dynastie darauf, daß Erzherzog Leopold<br />

(V.), ein jüngerer Bruder <strong>Ferdinand</strong>s <strong>II</strong>., das Gubernium in der<br />

gleichen Weise wie seinerzeit Erzherzog Maximilian (<strong>II</strong>I.)<br />

übernehmen sollte, was im März 1619 auch geschah. Zu einer<br />

Teilung der Erbschaft kam es dann durch den Vertrag vom 15.<br />

November 1623. Somit blieb dort eine Seitenlinie bestehen, die<br />

uns in einer unserer nächsten Folgen beschäftigen wird. <strong>Ferdinand</strong><br />

machte jedoch seine Oberherrschaft bis 1623 durch einen<br />

Anteil an der vorder<strong>österreichische</strong>n Talerprägung geltend.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung des Münzwesens in der Kipperzeit<br />

und danach<br />

Als der Böhmische Krieg im Jahre 1619 aufflammte, kam die<br />

<strong>unter</strong> dem Namen Kipperei 2 bekannte Münzverschlechterung<br />

in Gang. Für die Kriegsfinanzierung verfiel man aus Geldmangel<br />

auf das Mittel, die Vorräte an Silbergeld durch Umprägen in<br />

höhere Nominalien bei schlechteren Legierungen zu strecken.<br />

Den Anfang machten die aufständischen Böhmen im Juni 1619,<br />

es folgte Maximilian von Baiern im Oktober 1619, als er in den<br />

geb. 9. Juli 1578 gest. 15. Februar 1637<br />

<strong>Ferdinand</strong>, als <strong>Kaiser</strong> <strong>II</strong>., mit Kragenwechsel<br />

Krieg eintrat. <strong>Die</strong> ersten böhmischen<br />

und baierischen Kriegs -<br />

münzen hatten eine Unterwertigkeit<br />

um 40%; Ende <strong>1620</strong> waren<br />

es schon 80%.<br />

In den <strong>österreichische</strong>n Landen,<br />

wo die ersten mit dem <strong>Kaiser</strong>titel<br />

und -adler versehenen<br />

Münzen <strong>Ferdinand</strong>s <strong>1620</strong> herauskamen<br />

3 , waren die höheren<br />

Nominalien zunächst noch guthaltig.<br />

Wie stark diese Anfangsemissionen<br />

waren, bleibt wegen<br />

der alsbaldigen Umprägung<br />

unklar. Bei den Kreuzern und Groschen der Jahre <strong>1620</strong><br />

und 1621 ist von Anfang an ein verringertes Rauhgewicht festzustellen,<br />

ohne daß wir die genauen Prägemodalitäten kennen;<br />

damit begann die „Münzverwirrung“.<br />

<strong>Die</strong> allgemeine Umstellung auf das damals als „lange Münze“<br />

4 bezeichnete schlechte Geld, das nunmehr in einer Nominalienreihe<br />

zu 1 Kreuzer, 3 Kreuzern (Groschen), dazu als Vielfache:<br />

die eine Reihe zu 12, 24, 48 Kreuzern (= Vier-, Sechs- und<br />

Zwölfbätzner, bzw. 4, 8 und 16 Groschen), die andere als Halbtaler<br />

und Taler zu 75 bzw. 150 Kreuzern (= Zehn- und Zwanzigschillinger<br />

5 , bzw. 25 und 50 Groschen) herauskam, wurde<br />

schließlich mit dem Patent vom 23. September 1621 in Gang<br />

gesetzt, wobei sich die Unterwertigkeit um 80% im Rahmen<br />

der benachbarten Vorbilder hielt. Es gab jedoch Unterschiede<br />

in der Feinheit gegenüber den böhmischen Kippermünzen, die<br />

bei gleichem Feingewicht ein z.T ein höheres Rauhgewicht hatten<br />

und daher durch ihre Größe ansehnlicher wirken sollten.<br />

Bei der schnellen Massenprägung sind größere Toleranzen in<br />

Kauf genommen worden, auch war die Legierung so nachlässig,<br />

daß sich bei schlechter Durchmischung grün ausblühende<br />

Kupferkerne im Schrötling finden.<br />

<strong>Die</strong> Farbe der Kippermünzen ist<br />

grau-braun, scheckig anlaufend.<br />

Bei den kleinen Nominalien, d.h.<br />

Kreuzern und Groschen fällt die<br />

Anwendung des Kippermünz -<br />

fußes vom September 1621 wegen<br />

der großen Toleranzen und des geringeren<br />

Gewichts- und Farb<strong>unter</strong>schiedes<br />

nicht so stark auf, so<br />

daß der Einschnitt gelegentlich<br />

unscharf bleibt.<br />

Der im September 1621 für die <strong>österreichische</strong>n Münzstätten<br />

<strong>Ferdinand</strong>s angeordnete Münzfuß gestaltete sich theoretisch<br />

folgendermaßen:<br />

• Kreuzer mit einem Rauhgewicht von 0,646g (= 433 1 /8 aus<br />

der rauhen Wiener Mark) und einem Feingewicht von 0,06g<br />

bei 1½lötiger Feinheit (093 3 /4fein)<br />

• Groschen mit einem Rauhgewicht von 1,13g (= 247 aus der<br />

rauhen Mark) und einem Feingewicht von 0,18g bei 2½lötiger<br />

Feinheit (156 1 /4fein)<br />

226 mt 3/2011


• Zwölfer mit einem Rauhgewicht von 2,53g<br />

(= 111 aus der rauhen Mark) und einem Feingewicht von<br />

0,71g bei 4½lötiger Feinheit (281 1 /4fein)<br />

• Vierundzwanziger mit einem Rauhgewicht von 5,06g<br />

(= 55½ aus der rauhen Mark) und einem Feingewicht von<br />

1,42g bei 4½lötiger Feinheit (281 1 /4fein)<br />

• Achtundvierziger mit einem Rauhgewicht von 10,13g<br />

(= 27¾ aus der rauhen Mark) und einem Feingewicht von<br />

2,85g bei 4½lötiger Feinheit (281 1 /4fein)<br />

• Fünfundsiebziger mit einem Rauhgewicht von 7,90g<br />

(= 34 31 /20 aus der rauhen Mark) und einem Feingewicht von<br />

4,44g bei 9lötiger Feinheit (562 1 /4fein)<br />

• Hundertfünfziger mit einem Rauhgewicht von 15,81g<br />

(= 17 31 /40 aus der rauhen Mark) und einem Feingewicht von<br />

8,89g bei 9lötiger Feinheit (562 1 /4fein)<br />

Daneben sind in beschränktem Maße auch Münzen der<br />

groben Sorten für besondere Zahlungen weitergeprägt worden.<br />

Der gute Taler stieg bis auf einen (inoffiziellen) Wert von<br />

600 Kreuzern (10 Rechengulden).<br />

<strong>Die</strong> Folge der Kipperei war eine rasante Preissteigerung<br />

und die Verweigerung der Annahme des „Schandgeldes“ durch<br />

die Bauern, Handels- und Gewerbsleute, was wiederum zu Aufständen<br />

der Bergleute führte. So mußte sich die kaiserliche Regierung<br />

im Sommer 1623 dazu entschließen, die Kipperprägung<br />

einzustellen und schließlich, über ein halbes Jahr später<br />

als bei den westlichen Nachbarn, am 12. Dezember 1623, wurde<br />

auch in Österreich die Reduktion (Calada = Fall) der langen<br />

Münze angeordnet: die Einwechslung zum Metallwert (d.h. mit<br />

ca. 85% Abwürdigung = Verlust) wurde zunächst auf 3 Monate<br />

befristet, mußte aber letztlich bis Ende 1625 verlängert werden,<br />

zumal man mit dem Prägen der neuen Münzen nicht so schnell<br />

nachkam. Da die Bevölkerung das Kippergeld auch wieder los<br />

werden wollte und kaum hortete, sind diese Münzen im Verhältnis<br />

zu ihren hohen Prägezahlen heutzutage eher selten anzutreffen;<br />

infolge der flüchtigen Prägung hat der Erhaltungsfetischistische<br />

Sammler mit ihnen auch keine rechte Freude.<br />

Der 1623 restituierte Münzfuß brachte den <strong>österreichische</strong>n<br />

Taler, der nun 90 Kreuzer (1½ Rechengulden, ein Kurs, auf dem<br />

der Taler zuletzt 1615/17 gestanden hatte) gelten sollte, wieder<br />

auf ein Rauhgewicht von 28,82g (= 9¾ aus der rauhen Mark),<br />

während das Feingewicht mit 25,67g um nicht ganz ½% reduziert<br />

wurde, indem der Feingehalt eine geringfügige Minderung<br />

erfuhr, nämlich von einer 14 5 /16lötigen Feinheit (895) auf eine<br />

14¼lötige Feinheit (891fein). In Kärnten wurden, nach Tiroler<br />

Vorbild, das um 10% <strong>unter</strong>wertig war, auch einige Zehner<br />

(Neunteltaler) geprägt.<br />

Für den Groschen, der nunmehr 1 /30 Taler war, scheint der<br />

Münzfuß von 1618 (vgl. mt 7-8/2011, S.128) mit 1,72g Rauhgewicht<br />

(163 auf die Wiener Mark) und 0,86g Feingewicht bei<br />

einer 7 7 /8lötigen Feinheit (492 fein) restituiert worden zu sein 6 .<br />

Auch die Ausgabe von Zwei- und Einpfennigstücken wurde<br />

wieder aufgenommen.<br />

<strong>Die</strong> Prägung der guthaltigen Münzen begann in der 2. Jahreshälte<br />

1623 mit den Talernominalien; die Kleinmünzen folgten<br />

1624. <strong>Die</strong> starken Umprägejahrgänge sind 1624 und 1625.<br />

Zur Ikonographie<br />

Nach seiner <strong>Kaiser</strong>krönung erscheint <strong>Ferdinand</strong> mit Krone<br />

oder Lorbeerkranz, auf den Rückseiten der doppelköpfige <strong>Kaiser</strong>adler;<br />

dieser ersetzt aber in den inner<strong>österreichische</strong>n Münzstätten<br />

nicht immer die traditionellen Wappenschilde. <strong>Die</strong> Parallelen<br />

in der typologischen Komposition (inklusive Münzmeistersignatur)<br />

zwischen den Wiener und den böhmischen Prägungen<br />

sind dadurch bedingt, daß beide Bereiche schon zuvor in einer<br />

Hand gewesen waren und die böhmischen Münzen auch unmittelbar<br />

nach dem Ende der Rebellion dem Wiener Muster folgten.<br />

Zum Unterschied von anderen Prägeherrn hat <strong>Ferdinand</strong><br />

bei seinen Kippermünzen keine Typenänderung vornehmen<br />

lassen, so daß die Täuschung der Bevölkerung noch perfider<br />

war. Eine kurzfristige Abweichung (Weglassung des <strong>Kaiser</strong>bildes)<br />

in den beiden inner<strong>österreichische</strong>n Münzstätten blieb die<br />

Ausnahme und wurde wieder rückgängig gemacht. <strong>Die</strong> Anbringung<br />

von Wertzahlen <strong>unter</strong> Verwendung des Reichsapfelsymbols,<br />

das seinerzeit durch die 2. und 3. Reichsmünzordnung<br />

eingeführt worden war, mutet uns frivol an; es wurde in der 75und<br />

150-Kreuzer-Serie aufgegeben.<br />

Erst im Zuge des Umtausches der Kippermünzen gegen die<br />

guthaltigen Neuprägungen ist im Februar/März 1624 eine Änderung<br />

in einem Detail des Münzbildes angeordnet 7 und im<br />

Laufe dieses Jahres auch durchgeführt worden: die Rechtsbüste<br />

des <strong>Kaiser</strong>s bekam nunmehr, auch auf den Kleinmünzen, anstelle<br />

der großen Halskrause (Mühlsteinkragen) der spanischen<br />

Hofmode einen schmalen Kragenumschlag.<br />

<strong>Die</strong> Münzstätten<br />

<strong>Die</strong> Anzahl der für <strong>Kaiser</strong> <strong>Ferdinand</strong> <strong>II</strong>. tätigen Münzstätten<br />

8 ist derjenigen <strong>unter</strong> seinem gleichnamigen Großvater vergleichbar.<br />

In seinen angestammten Landesteilen hatten ja Graz<br />

und Klagenfurt schon vor <strong>1620</strong> für ihn gearbeitet (s. mt 10/2010,<br />

S.140-144). Nun kam die Residenzstadt Wien hinzu, wo die Prägetätigkeit<br />

während seiner Regierung zunahm, zumal sich der<br />

<strong>Kaiser</strong> zumeist hier aufhielt. Während der Kipperzeit ging hier<br />

noch eine weitere Münzstätte in Betrieb: der spanische Gesandte<br />

erhielt die Erlaubnis, zum Umprägen von Hilfsgeldern<br />

in Kippermünzen eine eigene Münzstätte einzurichten, die<br />

aber nur mit der Jahreszahl 1622 prägte.<br />

Auch die inner<strong>österreichische</strong>n Münzstätten waren während<br />

der (etwas über 1½jährigen) Dauer der Kipperprägung im<br />

Namen <strong>Ferdinand</strong>s daran beteiligt, nicht jedoch Hall (wo Erzherzog<br />

Leopold gekippert hat) und Ensisheim.<br />

<strong>Die</strong> über lange Zeit an die Landschaft verpfändet gewesene<br />

Kärntner Münze zu Klagenfurt hat <strong>Ferdinand</strong> im Zuge seiner<br />

Politik der Beseitung von landständischen Privilegien eingelöst 9<br />

(angekündigt im September 1621, Übergabe im Mai 1622) und<br />

in Regie übernommen; im Laufe des letzten Quartals 1622 wurde<br />

sie in die landesfürstliche Stadt St.Veit a.d. Glan (die das Gebäude<br />

dafür stiftete) zurückverlegt. <strong>Die</strong> volle Betriebsfähigkeit<br />

war dort erst im März 1623 gegeben. Bis dahin ist noch in Klagenfurt<br />

gekippert worden, womit auch schon die Stände im September<br />

1621 (entgegen der kaiserlichen Intention) begonnen<br />

hatten. <strong>Die</strong> Kärntner Münzen können also erst mit der Jahreszahl<br />

1623 als sichere St.Veiter Prägungen gelten (es war keine<br />

Stempel<strong>unter</strong>scheidung intendiert 10 ). Das waren dann schon in<br />

erster Linie die neuen, guthaltigen Münzen, wobei auch eine speziell<br />

Groschenprägung für Krain produziert wurde 11 .<br />

In den beiden vorder<strong>österreichische</strong>n Münzstätten des Erzherzogs<br />

Leopold (V.), Hall und Ensisheim, bestand <strong>Kaiser</strong> <strong>Ferdinand</strong><br />

Ende <strong>1620</strong> auf einer Beteiligung an der Ausprägung von<br />

guten Talern <strong>unter</strong> seinem Bild, aus umzuprägenden spanischen<br />

Hilfsgeldern und für die Kriegsfinanzierung gedacht. <strong>Die</strong>se Aktion<br />

war nur in den ersten Monaten des Jahres 1621 von Bedeutung;<br />

danach wurde dieses Silber größtenteils in der neueröffneten<br />

spanischen Münzstätte in Wien zu Kippergeld vermünzt.<br />

In der Phase der Umprägung nach der Kipperzeit wurde zur<br />

Erleichterung der Einlöse der schlechten Münzen in St. Pölten<br />

eine temporäre Münzstätte aufgetan; da sich Linz, das an sich<br />

sonst in Frage gekommen wäre, noch in baierischer Hand befand,<br />

hatte man zuerst Ybbs in Betracht gezogen, verfiel aber dann auf<br />

St. Pölten, von wo wir Münzen der Jahrgänge 1624-1626 kennen.<br />

Zu den Münzstätten im einzelnen<br />

money trend NEUZEIT<br />

<strong>Die</strong> Wiener Münzstätte 12 wurde zusammen mit den böhmischen<br />

und mährischen am 16. Februar 1622 zwecks schwunghafter<br />

Kipperprägung mit durchorganisierter Metallbeschaffung<br />

für ein Jahr an das sog. Münzkonsortium des Hans de Wit-<br />

mt 3/2011 227


<strong>Die</strong> <strong>österreichische</strong> <strong>Münzprägung</strong> <strong>unter</strong> <strong>Kaiser</strong> <strong>Ferdinand</strong> <strong>II</strong>. (<strong>1620</strong>-1637)<br />

te verpachtet, danach, von<br />

November 1623 bis Juli<br />

1624 an Balthasar Zwirner<br />

und von Mai 1636 bis 1637<br />

an Virgil Constanz von Vestenburg<br />

(dieser signierte<br />

mit einem gekrönten VC-<br />

Monogramm). <strong>Die</strong>se Verpachtungen<br />

endeten alle<br />

drei mit Betrugsvorwürfen.<br />

Dazwischen wurde die Wiener<br />

Münzstätte in Regie geführt.<br />

In der ganzen Regierungszeit <strong>Ferdinand</strong>s, auch während<br />

der Verpachtungen, stand sie <strong>unter</strong> dem im Dezember 1619<br />

wieder eingesetzten und im Rufe der Korrekheit stehenden<br />

Münzmeister bzw. Münzverwalter Matthias Fellner von Feldegg<br />

(†22. September 1637), dessen Mmz (ein Sparren in ovalem<br />

Schildchen) wir bereits aus seiner ersten Amtszeit (1612-17)<br />

<strong>unter</strong> <strong>Kaiser</strong> Matthias kennen (mt 7-8/2010, S.128). Stempelschneider<br />

war Hans Georg Ritter (seit 1616), ab 1624 dann Donatus<br />

Starckh, der zuvor in Kärnten gearbeitet hat. Zur Beschleunigung<br />

des Prägevorgangs kam es 1622 zur Aufstellung<br />

eines Walzenwerkes, das aber schon 1624 an St.Pölten abgegeben<br />

wurde. Es sollte dann noch ein weiteres Vierteljahrhundert<br />

dauern, bis die Walzenprägung in Wien auf Dauer eingeführt<br />

wurde (1649).<br />

<strong>Die</strong> spanische Münzstätte in Wien (Schenkenstraße) basiert<br />

auf einer kaiserlichen Genehmigung vom 16. September 1621.<br />

Als Münzmeister wurde Andrae Händl bestellt, der dieses Amt<br />

in Wien bereits 1605-1612 ausgeübt hatte und wie damals mit<br />

seinem redenden Mmz, dem Hahn (n.l.) signierte. Als Wardein<br />

war ihm Martin Turba beigegeben; dieser setzte den Betrieb<br />

nach dem 1622 verstorbenen Händl fort und signierte mit einer<br />

Rose. Geprägt wurde nur mit der Jahreszahl 1622, und zwar<br />

Groschen, Zehn- und Zwanzigschillinger. <strong>Die</strong> Übergabe der<br />

Einrichtung an den kaiserlichen Münzmeister Fellner erfolgte<br />

1623.<br />

Der Betrieb in St. Pölten begann im Juli 1624; diese Münzstätte<br />

war (wie auch die, ebenfalls temporäre, im ungarischen<br />

Preßburg) an Johann Joachim Edling, ehedem Münzmeister in<br />

Klagenfurt, und Consorten (die z. T. vorher an der spanischen<br />

Münstätte in Wien beteiligt gewesen waren) verpachtet, sie<br />

stand aber <strong>unter</strong> der Kontrolle des Wiener Münzmeisters Fellner;<br />

signiert haben beide Männer (Sparren / <strong>II</strong>E und Doppellilie).<br />

Nachdem Edling aufgegeben hatte, scheint zuletzt Martin<br />

Turba (Mmz Rose) aus Wien noch für kurze Zeit die St. Pöltner<br />

Münze geführt zu haben. Donatus Starckh schnitt auch hier die<br />

Stempel.<br />

In den beiden inner<strong>österreichische</strong>n Münzstätten waren<br />

Beamtensignaturen nicht üblich. Über die Zustände an der<br />

Grazer Münzstätte ist wenig bekannt. Bis Ende 1621 leitete<br />

Wolfgang Balthasar die Münze, danach über längere Zeit Hans<br />

Fröhlich, vielleicht bis 1643. Stempelschneider war 1621-41 ein<br />

Hans Hesse aus Meißen. Walzenprägung gab es hier seit 1616.<br />

In Klagenfurt war der Münzmeister Melchior Putz von<br />

Kirch amegg bis Ende Februar 1622 im Amt und Balthasar<br />

Gaißmair schnitt noch bis 1621 die Stempel, gefolgt von Donatus<br />

Starkh, der 1624 nach Wien ging. Auf Putz folgte für wenige<br />

Monate, bis September 1622, Johann Joachim Edlinger als<br />

Münzmeister. Dann leitete Hans Christoph Prem als Oberaufseher<br />

die Übersiedlung der Kärntner Münzstätte nach St.Veit.<br />

Erst im Januar 1624 wurde mit Hans Matz, bis dahin Wardein in<br />

Graz, ein neuer Münzmeister für St. Veit bestellt. Er führte hier<br />

1624 die Walzenprägung ein. Auf Matz folgten als Münzmeister<br />

Paul Sigharter 1625-1627 und danach Hans Georg Perro, der<br />

auch sein eigener Stempelschneider war (†1647).<br />

Auf die Zustände in den vorder<strong>österreichische</strong>n Münzstätten<br />

Hall und Ensisheim wird <strong>unter</strong> Erzherzog Leopold V. einzugehen<br />

sein.<br />

Typenkatalog der Kippermünzen aus<br />

Münzstätten des <strong>österreichische</strong>n Reichskreises<br />

Wegen des alsbaldigen Einsetzens der Kipperprägung wird<br />

diese als ein Phänomen der ersten Jahre von <strong>Ferdinand</strong>s <strong>Kaiser</strong>zeit<br />

im Katalogteil vorangestellt.<br />

M = 1,5:1<br />

Nr.1 Kipperkreuzer aus Wien 1622 (Her.1357) mit Mmz des<br />

Matthias Fellner<br />

Vs.: FERDI <strong>II</strong> D:G·R·- Mmz(Sparren) - I·(S·)A·G·H·B·REX·<br />

im Innenkreis die belorbeerte Rechtsbüste mit Mühlsteinkragen,<br />

Umhang und Vlieskette<br />

Rs.: ARCHID·A·D· - BV·CO·TY·(Jah)reszahl<br />

der den Innenkreis mit der Krone oben <strong>unter</strong>brechende,<br />

doppelköpfige <strong>Kaiser</strong>adler, die Wertzahl I auf der Brust,<br />

dar<strong>unter</strong> der kleine österreichisch-burgundische Wappenschild,<br />

die Legende <strong>unter</strong>brechend<br />

Anm.: Datierung nach der minderen Zahl<br />

M = 1,5:1<br />

Nr.2 Kipperkreuzer aus Graz 1622, 1623 (Her.1374, 1375)<br />

Vs.: *FER.<strong>II</strong>.DG.R.I.S.A.G.H.B.REX**<br />

im Innenkreis die Rechtsbüste wie Nr.1, aber gekrönt und<br />

Vlies am Band<br />

Rs.: AR·AV·D· - BV·STYRIAE(ligiert)·Jahres-zahl<br />

der Adler wie Nr.1, aber mit dem steirischen Pantherschild<br />

auf der Brust, dar<strong>unter</strong> in Einfassung die Wertzahl I, die<br />

Legende <strong>unter</strong>brechend<br />

M = 1,5:1<br />

Nr.3 Kippergroschen aus Wien 1621-1623 (Her.1019, 1022) mit<br />

Mmz des Matthias Fellner<br />

Vs.: FERDI·<strong>II</strong>·D:G·R· - Mmz(Sparren) - I·S·A·G·H·B·REX·<br />

im Innenkreis die Rechtsbüste wie Nr.1<br />

Rs.: ARCHID·A·-D·(oder D·-)BV·C·TY(R)·(Jah)reszahl<br />

der Adler wie Nr.1, aber mit dem österreichisch-burgundischen<br />

Wappenschild auf der Brust, dar<strong>unter</strong> die Wertzahl<br />

in Einfassung<br />

Anm.: Datierung nach der minderen Zahl<br />

M = 1,5:1<br />

Nr.4 Kippergroschen aus Wien, span. Münzstätte 1622 (Her.<br />

1021) mit Mmz des Martin Turba<br />

wie Nr.3, aber anderes Mmz(Rose)<br />

228 mt 3/2011


M = 1,5:1<br />

Nr.5 Kippergroschen aus Graz 1621(Her.1071)<br />

Vs.: ·(oder Mzz Rosette)FER(D(I)·<strong>II</strong>·D·G·R·I·S·A·G·H·B·REX·<br />

Interpunktionsvarianten<br />

Rechtsbüste wie Nr.2<br />

Rs.: AR(CH)·AV·D·-B(oder B)· - STYRIAE(ligiert)·Jahres-zahl<br />

a der doppelköpfige Adler wie Nr.2, der Pantherschild ist<br />

gerade, aber dar<strong>unter</strong> die Wertzahl<br />

b der Pantherschild ist oval, mit Innenkreis<br />

M = 1,5:1<br />

Nr.5c Kippergroschen aus Graz 1621-1623 (Her.1072-1074)<br />

Av.: wie Nr.5a, b, aber mit (Jah)reszahl am Ende der Av.Legende<br />

Rs.: ·ARCH·AVD·B· - STYRIAE·ETC·<br />

der doppelköpfige Adler und die Wertzahl wie Nr.5b<br />

Anm.: Datierung nach der minderen Zahl<br />

M = 1,5:1<br />

Nr.6 Kippergroschen aus Klagenfurt 1621, 1622 (Her.1100, 1104)<br />

Av.: FERDI·<strong>II</strong>·D·G·R·I·-S·A·G·H·B·REX<br />

der doppelköpfige Adler und die Wertzahl wie Nr.3, aber<br />

ohne Brustschild<br />

Rs.: ARCHI·AVS·CARI·D·BV·Jahreszahl<br />

der den Innenkreis mit dem Erzherzogshut oben <strong>unter</strong>brechende,<br />

verzierte, ovale Kärntner Wappenschild<br />

M = 1,5:1<br />

Nr.7a Kippergroschen aus Klagenfurt 1621 (Her.1101-1103)<br />

Vs.: FERDI·<strong>II</strong>·D·G·R·I·S·A·G·H·B·REX<br />

im Innenkreis die gekrönte Rechtsbüste wie Nr.2<br />

Rs.: ARCHI·AV(auch ligiert)S·-ET(ligiert)·CAR(I)D·BVR·<br />

Jahres-zahl Leg.trennung auch nach ET<br />

der doppelköpfige Adler und die Wertzahl wie Nr.5a, aber<br />

mit geradem Kärntner Wappenschild auf der Brust<br />

Anm.: von 1621 auch mit Datierung nach der minderen Zahl<br />

M = 1,5:1<br />

money trend NEUZEIT<br />

Nr.7b Kippergroschen aus Klagenfurt/St.Veit 1622, 1623 (Her.<br />

1105, 1106)<br />

wie Nr.7a, aber Rs. mit ovalem Brustschild<br />

Nr.8 Kipperzwölfer (Dreibätzner) aus Wien 1621, 1622 (Her.<br />

1005) mit Mmz des Matthias Fellner<br />

Vs.: FERDINANDVS·<strong>II</strong>·D:G - Mmz(Sparren) - I·S·AVG·G·H·B·<br />

REX·(oder Mzz Blätterschrägkreuz)<br />

die den Innenkreis oben <strong>unter</strong>brechende Rechtsbüste wie<br />

Nr.1<br />

Rs.: ARCHID·AV·DVX· - BVR·CO·TYR·Jahreszahl<br />

der Adler wie Nr.3, aber unten Wertzahl IZ im Reichs -<br />

apfelsymbol<br />

Nr.9 Kipperzwölfer (Dreibätzner) aus Graz 1621-1622 (Her.<br />

1006, 1007)<br />

Vs.: FERDINAND·<strong>II</strong>·D - G·R·I·S·A·G·H·B·REX<br />

der den Innenkreis oben mit der Krone <strong>unter</strong>brechende,<br />

doppelköpfige <strong>Kaiser</strong>adler mit Nimben, auf der Brust das<br />

Reichsapfelsymbol mit der Wertzahl IZ, dar<strong>unter</strong> in der<br />

Legende der ovale Pantherschild mit Erzherzogshut<br />

Rs.: AR·AVS·DVX - BVR·STYRIAE(ligiert)·Jahres-zahl<br />

der den Innenkreis oben mit dem Erzherzogshut und<br />

unten mit dem Vlies <strong>unter</strong>brechende, vielfeldige, ovale<br />

Wappenschild (Ungarn, Böhmen / Kastilien, Leon, Aragon,<br />

Neapel-Sizilien, Leon, Kärnten, Görz, Württemberg<br />

/ Obdenennsien, Krain, Tirol), mit der Vlieskette<br />

behangen<br />

Nr.10 Kipperzwölfer (Dreibätzner) aus Graz 1622, 1623 (Her.<br />

1008, 1009)<br />

Vs.: FERDINANDVS·<strong>II</strong>·D·G·R·I·S·A·G·H·B·REX:<br />

im Innenkreis (auch mit Bögchen) die gekrönte Rechtsbüste<br />

wie Nr.2, dar<strong>unter</strong> die Jahreszahl<br />

Rs.: ARCH·AV·DVX· - ·BVR·STYRIAE(ligiert)·ET(ligiert)(C)·<br />

der doppelköpfige Adler wie Nr.5b, aber dar<strong>unter</strong> das<br />

Reichsapfelsymbol mit der Wertzahl IZ<br />

mt 3/2011 229


<strong>Die</strong> <strong>österreichische</strong> <strong>Münzprägung</strong> <strong>unter</strong> <strong>Kaiser</strong> <strong>Ferdinand</strong> <strong>II</strong>. (<strong>1620</strong>-1637)<br />

Nr.11 Kipper-Vierundzwanziger (Sechsbätzner) aus Wien<br />

1621-1623 (Her.942-944) mit Mmz des Matthias Fellner<br />

Vs.: FERDINANDVS·<strong>II</strong>·D·G· - Mmz(Sparren) - R·I·S·AV(G)·<br />

G·H·B·REX·<br />

Leg.trennung auch vor D.<br />

die Rechtsbüste wie Nr.1, kann den Innenkreis oben <strong>unter</strong>brechen<br />

Rs.: ARCHID·AV(S)·DVX· - BVR·CO·TYR·Jahreszahl<br />

der Adler wie Nr.3, aber unten Wertzahl Z4 im Reichs -<br />

apfel symbol<br />

Nr.12 Kipper-Vierundzwanziger (Sechsbätzner) aus Graz 1621,<br />

1622 (Her.945, 946)<br />

wie Nr.9, aber Rs. mit Wertzahl Z4<br />

Nr.13 Kipper-Vierundzwanziger (Sechsbätzner) aus Klagenfurt/St.Veit<br />

1622, 1623 (Her.947-950)<br />

Vs.: ·oderMzz(Röschen)FERDINANDVS·<strong>II</strong>·D·G·R·I·S·A·G·H<br />

·ET(ligiert)·B·REX(·)<br />

im Innenkreis (auch mit zusätzlichem Punktkreis) die gekrönte<br />

Rechtsbüste wie Nr.2<br />

Rs.: ARCHI·AVS·ET(ligiert)(:) - CARINT·D·B(VR)·ET(ligiert)<br />

(C)·Jahres-zahl·<br />

der den Innenkreis mit der Krone oben <strong>unter</strong>brechende<br />

doppelköpfige <strong>Kaiser</strong>adler mit dem ovalen Kärntner Wappenschild<br />

auf der Brust, unten in der Legende die Wertzahl<br />

Z4 im Reichsapfelsymbol oder in einfacher Einfassung<br />

Nr.14 Kipper-Achtundvierziger (Zwölbätzner) aus Wien 1621-<br />

1623 (Her.817, 819, 821) mit Mmz des Matthias Fellner<br />

Vs.: wie Nr.8<br />

Rs.: wie Nr.11 (auch mit Nimben), aber Wertzahl 48<br />

Nr.15 Kipper-Achtundvierziger (Zwölfbätzner) aus Wien,<br />

span. Münzstätte 1622 (Her.820) mit Mmz des Andrä Händl<br />

wie Nr.14, aber Vs. mit Mmz(Hahn)<br />

Nr.16 Kipper-Achtundvierziger (Zwölfbätzner) aus Graz 1621<br />

(Her.822)<br />

Vs.: ·FERDINANDVS·<strong>II</strong>·D·G-RO·IM·S·A·G·H·BO·REX·<br />

der Adler wie Nr.9, aber mit Wertzahl 48, unten Pantherschild<br />

Rs.: ARCH·AVS·DVX·-·BVR·STYRIAE(ligiert)·ET(ligiert)c·<br />

Jahres-zahl·<br />

der vielfeldige, ovale Wappenschild wie Nr.9<br />

Nr.17 Kipper-Achtundvierziger (Zwölfbätzner) aus Graz 1622<br />

(Her.823, 825)<br />

Vs.: FERDINANDVS·<strong>II</strong>·D·G·R·I·S·A·G·H·B·REX·<br />

im Innenkreis (auch mit Bögchen) die gekrönte Rechtsbüste<br />

wie Nr.2<br />

Rs.: ARCH·AV·DVX· - BVR·STYRIAE(ligiert)·&(oder Z·)<br />

Jahres-zahl·<br />

der doppelköpfige Adler wie Nr.5b (mit Panther n.r oder<br />

n.l.), aber dar<strong>unter</strong> das Reichsapfelsymbol mit der Wertzahl<br />

48<br />

Nr.18 Kipper-Achtundvierziger (Zwölfbätzner) aus Graz 1622<br />

(Her.826-831)<br />

Vs.: FERDINAND(VS)·<strong>II</strong>·D·G·R(O)·I·S·A·G·H·B·REX·<br />

im Innenkreis (auch mit Bögchen) die gekrönte Rechtsbüste<br />

wie Nr.2, dar<strong>unter</strong> die Jahreszahl<br />

Rs.: ARCH(I)·AV(S)·DVX· - BVR·STYRIAE(ligiert)·ET<br />

(ligiert)C(oder &) Interpunktionsvarianten<br />

der doppelköpfige Adler wie Nr.5b, aber dar<strong>unter</strong> das<br />

Reichsapfelsymbol mit der Wertzahl 48<br />

230 mt 3/2011


Nr.19 Kipper-Achtundvierziger (Zwölfbätzner) aus Klagenfurt<br />

1621, 1622 (Her.832, 833)<br />

Vs.: ·(oder Mzz+)FERDINAN·<strong>II</strong>·D·G·-R·I·S·AG·H·B·REX·<br />

der Adler wie Nr.9 (mit oder ohne Nimben), aber mit<br />

Wertzahl 48 und Kärntner Wappenschild mit Erzherzogshut<br />

unten in der Legende<br />

Rs.: ·(oder Mzz+) ARCH(I)·AVS·ET(ligiert)·CA-RIN·D·B·EC·<br />

Jahreszahl·(oder Mzz+)<br />

der ovale Wappenschild wie Nr.9<br />

Nr.20 Kipper-Achtundvierziger (Zwölfbätzner) aus Klagenfurt/St.Veit<br />

1622, 1623 (Her.834-845)<br />

Vs.: ·oder Mzz (Röschen oder Kleeblattkreuz)FERDINAN(D<br />

(VS)·<strong>II</strong>·D·G·R(O)·I·S·A·G·H·ET(ligiert)·B(O)·REX·<br />

Interpunktionsvarianten<br />

im Innenkreis die Rechtsbüste wie Nr.2 (mit Vlies an Kette<br />

oder Band)<br />

Rs.: ·ARCHI·AVS.ET(ligiert)·CA - RIN·D(VX)·B(V(R)·E<br />

(Tligiert)C·Jahres-zahl·<br />

Interpunktionsvarianten, Leg.trennung auch vor CA<br />

der Adler wie Nr.13, aber unten mit Wertzahl 48 im<br />

Reichsapfelsymbol<br />

Nr.21 Kipper-Fünfundsiebziger (Zehnschillinger) aus Wien 1622<br />

mit Mmz des Matthias Fellner<br />

wie Nr.25, aber Vs. mit Wertzahl 75<br />

Nr.22 Kipper-Fünfundsiebziger (Zehnschillinger) aus Wien,<br />

span. Münzstätte 1622 (Her.786) mit Mmz des Andrä Händl<br />

Vs.: ·oder Mzz(schräges Kleeblattkreuz)FERDINANDVS·<strong>II</strong>·<br />

D·G· - R·I·S·AVG·G·H(V)·B·REX<br />

im Innenkreis die Rechtsbüste wie Nr.1, dar<strong>unter</strong> in der<br />

Legende die Wertzahl 75 in Einfassung<br />

Rs.: ARCHID·AVS·DVX - BVR·CO·TYR·Jahreszahl<br />

der Adler wie Nr.3, aber mit Nimben, dar<strong>unter</strong> in der Legende<br />

das Mmz (Hahn)<br />

Nr.23 Kipper-Fünfundsiebziger (Zehnschillinger) aus Graz 1622<br />

(Her.787)<br />

Vs.: FERDINANDVS·<strong>II</strong>· - ·D·G·R·I·S·A·G·H·B·REX·<br />

im Innenkreis die gekrönte Rechtsbüste wie Nr.2 (mit<br />

Vlieskette), dar<strong>unter</strong> in der Legende die Wertzahl.75. in<br />

einer Einfassung<br />

money trend NEUZEIT<br />

Rs.: ARCHI·AVS·DVX·BVRGVN·STYRIAE(ligiert)·ET<br />

(ligiert)Z·Jahres-zahl·<br />

der Adler wie Nr.5b, mit Nimben<br />

Nr.24 Kipper Fünfundsiebziger (Zehnschillinger) aus Klagenfurt/St.Veit<br />

1622 (Her.788, 789)<br />

Vs.: Mzz(+)FERDINAND(VS)·<strong>II</strong>.D·G·R - I·(oder G - R·I·)<br />

S·A·G·H·ET(ligiert)·B·REX<br />

im Innenkreis (auch mit zusätzlichem Kringelkreis) die gekrönte<br />

Rechtsbüste wie Nr.2<br />

Rs.: ARCHI·AVS·ET(ligiert)·CARIN·DVX·B(VRG)·ET<br />

(ligiert)C·Jahres-zahl der den Innenkreis mit der Krone<br />

oben <strong>unter</strong>brechende doppelköpfige <strong>Kaiser</strong>adler mit dem<br />

ovalen Kärntner Wappenschild auf der Brust<br />

Nr.25 Kipper-Einhundertfünfziger (Zwanzigschillinger) aus<br />

Wien 1622, 1623 (Her.629-632) mit Mmz des Matthias Fellner<br />

Vs.: ·oder Mzz(schräges Kleeblattkreuz)FERDINANDVS·<strong>II</strong>· -<br />

D·(oder D·-)G·R·I·S·AV(G)·G·H·B·REX<br />

im Innenkreis die Rechtsbüste wie Nr.1, dar<strong>unter</strong> in der<br />

Legende die Wertzahl 150 in Einfassung<br />

Rs.: ARCHID·AVS·DVX(·) - BVR·CO·TYR·Jahreszahl(·)<br />

der den Innenkreis oben mit der Krone <strong>unter</strong>brechende<br />

doppelköpfige <strong>Kaiser</strong>adler (mit oder ohne Nimben), dar<strong>unter</strong><br />

in der Legende das Mmz (Sparren)<br />

Nr.26a Kipper-Einhundertfünfziger (Zwanzigschillinger) aus Wien,<br />

span. Münzstätte 1622 (Her.634-636) mit Mmz des Ändrä Händl<br />

wie Nr.25, aber Rs. mit Mmz (Hahn)<br />

Anm.: auch Klippe (Her.681)<br />

mt 3/2011 231


<strong>Die</strong> <strong>österreichische</strong> <strong>Münzprägung</strong> <strong>unter</strong> <strong>Kaiser</strong> <strong>Ferdinand</strong> <strong>II</strong>. (<strong>1620</strong>-1637)<br />

Nr.26b Kipper-Einhundertfünfziger (Zwanzigschillinger) aus<br />

Wien, span. Münzstätte 1622 (Her.632, 633) mit Mmz des Martin<br />

Turba<br />

wie Nr.25, aber Rs. mit Mmz (Rose)<br />

Anm.: auch Klippe (Her.679, 681)<br />

Nr.27 Kipper-Einhundertfünfziger (Zwanzigschillinger) aus<br />

Graz 1622, 1623 (Her.638-643)<br />

Vs.: FERDINANDVS·(-)<strong>II</strong>· - D·(oder D·-)G·R·I·S·AG·H·B·REX·<br />

Interpunktionsvarianten<br />

im (auch doppelten) Innenkreis (auch mit zusätzlichem<br />

Spitzenwerk) die gekrönte Rechtsbüste wie Nr.2, dar<strong>unter</strong><br />

in der Legende die Wertzahl .150. in Einfassung<br />

Rs.: ARCHI·AVS·DVX·BVR·STYRIAE(ligiert)·ET(auch ligiert)<br />

C(oderZ)·Jahres(-)zahl· Interpunktionsvarianten<br />

im (auch doppelten) Innenkreis der Adler wie Nr.5b, ohne<br />

Nimben<br />

Nr.28 Kipper-Einhundertfünfziger (Zwanzigschillinger) aus<br />

Klagenfurt/St.Veit 1622 (Her.644, 645)<br />

Vs.: FERDINANDVS·<strong>II</strong>·D·(-)G· - R·I·S·A·G·H·E·B·REX(·)<br />

im (auch doppelten) Innenkreis (auch mit zusätzlichen<br />

Kringelkreis) die gekrönte Rechtsbüste wie Nr.2 (mit<br />

Vlieskette), dar<strong>unter</strong> in der Legende die Wertzahl 150 in<br />

Einfassung<br />

Rs.: ARCHI·AV(S)·E·CARINTHIAE(ligiert)·DV(X)·B(VR(G)·<br />

ET(ligiert)C.Jahres-zahl. Interpunktionsvarianten<br />

der Adler wie Nr.5b, ohne Nimben<br />

Anmerkungen:<br />

* Fortsetzung der bisherigen Folgen zur <strong>österreichische</strong>n <strong>Münzprägung</strong><br />

<strong>unter</strong> Maximilian I. (mt1/2009, S.140-146; 2/2009, S.142-145; 3/2009, S.148-<br />

155), <strong>unter</strong> <strong>Ferdinand</strong> I. (mt 5/2009, S.140-146; 6/2009, S.112-118; 1/2010,<br />

S.140-145; 2/2010, S.124-126; 3/2010, S.150-157), <strong>unter</strong> Maximilian <strong>II</strong>. (mt<br />

5/2010, S.124-126), <strong>unter</strong> Rudolf <strong>II</strong>. (mt 6/2010, S.134-138), <strong>unter</strong> Matthias<br />

(mt 7-8/2010, S.128-132), <strong>unter</strong> Erzherzog Karl von Innerösterreich (mt<br />

9/2010, S.128-132), <strong>unter</strong> Erzherzog <strong>Ferdinand</strong> (<strong>II</strong>I.) von Innerösterreich<br />

(mt 10/2010, S.140-144), <strong>unter</strong> Erzherzog <strong>Ferdinand</strong> (<strong>II</strong>.) von Tirol (mt<br />

11/2010, S.158-162; 12/2010, S.154-163), im Namen <strong>Kaiser</strong> Rudolfs und der<br />

österr. Erzherzöge (mt 1/2011, S.178-184) und <strong>unter</strong> Erzherzog Maximilian<br />

(<strong>II</strong>I.) (mt 2/2011, S.222-232).<br />

1) Nachdem die obderennsischen Stände am 20. August <strong>1620</strong> Herzog Maximilian<br />

ihr Gelöbnis geleistet hatten, riet dieser dem <strong>Kaiser</strong> davon ab,<br />

zu einer Erbhuldigung nach Obderennsien zu kommen (Schreiben<br />

vom 9. Jan.1621). Nach der Rückübertragung des Landes ließ der <strong>Kaiser</strong><br />

1630 seinem gleichnamigen Sohn in Linz huldigen.<br />

2) Kippe = Münzwaage; mit „kippen und wippen“ wurde von den Zeitgenossen<br />

der Wägevorgang bezeichnet, wie er bei der als betrügerisch<br />

empfundenen Einlösung des guten Geldes gegen schlechtes vorgenommen<br />

wurde; der Ausdruck ist dann auf die Herstellung der<br />

schlechten Münzen übertragen worden.<br />

<strong>Die</strong> Höllenfahrt eines Geldaufwechslers, nach einem zeitgenössischen Holzschnitt<br />

3) <strong>Die</strong> diesbezügliche Anordnung stammte vom 30. September 1619; die<br />

Anfertigung der neuen Stempel scheint sich jedoch durch die Unregelmäßigkeiten<br />

an der Wiener Münze, die um 19. November 1619 zur<br />

Verhaftung des Münz<strong>unter</strong>nehmers Jessensky führten, verzögert zu<br />

haben, während in Graz und in Klagenfurt noch alte Stempel aufzubrauchen<br />

waren. Nur Kremnitz schaffte es, schon die entsprechenden<br />

Stempel mit der Jahreszahl 1619 anzufertigen.<br />

4) Johann Newald, <strong>Die</strong> lange Münze in Oesterreich, Num.Zeitsch. 13,<br />

1881, 88-132; der Ausdruck leitet sich davon ab, daß die Silbermenge<br />

sozusagen gestreckt wurde.<br />

5) Nach der alten Schillingrechnung: 1 Schilling = 30 Pfennige (= 7½<br />

Kreuzer).<br />

6) In einem Schreiben des <strong>Kaiser</strong>s vom 11. Juli 1637 an die Regierung in<br />

Innsbruck wird behauptet, daß die Wiener Groschen 8lötig gewesen<br />

wären; eine daraufhin vorgenommene Überprüfung in der Haller<br />

Münze hat jedoch gezeigt, daß sie diese Feinheit nicht erreichten (H.<br />

Moser & H. Tursky, <strong>Die</strong> Münzstätte Hall in Tirol; Innsbruck 1977,<br />

S.277f).<br />

7) Am 24. Januar 1624 wurde Fellner angewiesen, er solle „auf ein neues<br />

taugliches gepräckh oder bildnuss, dadurch dergleichen Münzsorten<br />

bei mäniglich allerortens annemblich gemacht werden, alsogleich gedenkhen“<br />

(Newald, wie Anm.10, S.118).<br />

8) Außerhalb des <strong>österreichische</strong>n Reichkreises waren dies: in Böhmen:<br />

Prag, Kuttenberg und Joachimstal; in Mähren (temporär): Brünn, Olmütz<br />

und Nikolsburg, in Schlesien: Breslau sowie (temporär) Neisse,<br />

Glogau Ratibor, Sagan und Troppau; in Ungarn: Kremnitz, Neustadt<br />

und (temporär) Pressburg. Innerhalb des <strong>österreichische</strong>n Reichskreises<br />

hat von den nicht-habsburgischen Prägeberechtigen damals nur<br />

Graf Paul Sixtus Trautson als Herr von Falkenstein in einer Privatmünzstätte<br />

gemünzt, die mit kaiserlicher Erlaubnis nach Wien verlegt<br />

worden war (1619/21 in der Himmelpfortgasse) und Anlaß zu Klagen<br />

gab.<br />

9) Dazu s. G. Probszt, <strong>Die</strong> Kipperzeit in Kärnten, Num. Zeitschr.52, 1919,<br />

1-70.<br />

10) Probszt (w. Anm. 9) sieht in den Münzen mit Bögchen oder Kringeln<br />

innerhalb des Innenkreises der Vorderseiten St. Veiter Prägungen.<br />

11) Vlg. A. Montecuccoli, <strong>Die</strong> Münzstätte der Krainer Groschen von 1624,<br />

Mitt.d.Num.Ges.in Wien 18, 1939, 33-36; die Zweier bei Herinek<br />

Nr.1563 gehören nicht hierher, sondern zur Stadt Kempten (C.M. Haertle,<br />

<strong>Die</strong> Münzen und Medaillen des Stiftes und der Stadt Kempten,<br />

Kempten 1993, Nr.1384-1387.<br />

12) Dazu s. J. Newald, Beiträge zur Geschichte des <strong>österreichische</strong>n Münz -<br />

wesens während der Zeit von 1622 bis 1650, Blätt. d. Vereins f. Landeskunde<br />

von Niederösterr. 16, 1882, 117-147.<br />

232 mt 3/2011

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