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Inzucht und Exogamie

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gleichen Gr<strong>und</strong>e sind sie selbst mit ihrem Vater näher verwandt als mit ihren<br />

Müttern, d.h. auch untereinander sind sie näher verwandt als mit ihren Müttern.<br />

Wenn nun deren Kinder wiederum untereinander heiraten, dann gilt der <strong>Inzucht</strong>skoeffizient<br />

der Geschwisterehe, mit der Ausnahme, daß man die Ausgangswerte<br />

dieser speziellen <strong>Inzucht</strong>beziehungen an die Stelle der regulären<br />

Werte einsetzen muß. Das gleiche gilt, wenn man diese <strong>Inzucht</strong>beziehungen als<br />

Ausgangspunkt einer Linie annimt, die sich regulär durch die Kusinenheirat fortsetzt.<br />

Der <strong>Inzucht</strong>skoeffizient der Geschwisterkinderehen, die auf einen Vater-<br />

Töchter-Inzest folgen, erreicht in der 10.Generation einen Wert von 0,9. In der<br />

Tierzucht heißt diese Form der Anpaarung „backcross“.<br />

Auf diese Funktion der Populationsverkleinerung durch spezifische Heiratsregeln,<br />

welche auch den Gründereffekt über den so herbeigeführten Gendrift fixieren,<br />

sollte hier noch einmal kurz hingewiesen werden, zumal ganz ähnlich auch die Fixierung<br />

von rassischen Volks-, Gau- oder Lokaltypen (nach der Terminologie E.<br />

von Eickstedts 110) zu erreichen ist, welche ja ebenfalls Alternativen künstlicher<br />

Populationsverkleinerung darstellen.<br />

Beispiele aus Afrika <strong>und</strong> Australien<br />

In einer Modellsimulation haben Kunstadter, Buhler, Stephan <strong>und</strong> Westhoff 111 mit<br />

statistischen Mitteln die mögliche Häufigkeit von Kreuzkusinenehen unter verschiedenen<br />

demographischen Bedingungen von Kleinstpopulationen (zwischen<br />

100 <strong>und</strong> 300 Seelen) berechnet <strong>und</strong> dabei festgestellt, daß die Zahl der<br />

"Idealehen", welche den Heiratsvorschriften folgen, direkt abhängig ist von der<br />

Bevölkerungsgröße <strong>und</strong> daß man ohne Rücksicht auf die demographischen<br />

Verhältnisse keine Aussagen machen kann über die tatsächliche Häufigkeit, mit<br />

der die Ehen wirklich der Heiratsvorschrift folgen. "The data (...) suggest that<br />

even if the ideals are rigidly adhered to, <strong>und</strong>er reasonable demographic conditions<br />

only a minority of all marriages can possibly be of the ideal form." 112 Nach<br />

den Modellannahmen <strong>und</strong> im Rahmen ihrer Variation kann eine Population den<br />

Anteil der vorgeschriebenen Kreuzkusinenehen mehrheitlich auf 20%- 35% aller<br />

Ehen steigern (ibid), so daß also höchstens ¼ bis 1 3 aller Ehen nach dem Vorbild<br />

der Heiratsnormen geschlossen werden <strong>und</strong> dieser Anteil auch nicht mehr weiter<br />

durch strengere Sanktionen gesteigert werden kann. 113 „The average proportion<br />

110 E.von Eickstedt, Rassenk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Rassengeschichte der Menschheit,I, Stuttgart 1937, S.97 ff<br />

111 Kunstadter et al., Demographic Variability and Preferential Marriage Patterns, American Journ. of<br />

Physiological Anthropology, NS.21, 1963<br />

112 Kunstadter et al. Demographic Variability and Preferential Marriage Patterns, American Journ. of<br />

Physiological Anthropology, NS.21, 1963, p.518<br />

113 Modellannahmen von Kunstadter et al.(1963): 1) Geburtsrate: 41 pro 1000. Sterberate: 40 pro 1000.<br />

Ausgangsalter: 15 Jahre. Mann-Frau-Rate: 105 zu 100. Populationsgrößen: a) 100, b) 200 <strong>und</strong> c) 300. 2) a)<br />

Alle Frauen werden geheiratet, b) das Heiratsalter variiert zwischen 11 <strong>und</strong> 15 Jahren; im Alter von 20 Jahren<br />

sind 80% der Frauen verheiratet. Heiratsvorschrift: MBT-Heirat respektive VZS-Heirat. 3) Identifizierung der<br />

Person nach den folgenden Gegensatzpaaren:<br />

lebend KB geb<strong>und</strong>en andere geb<strong>und</strong>en verheiratet Mann verwitwet

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