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Inzucht und Exogamie

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Der strukturelle Unterschied des Zuschreibungsverfahrens dieser beiden Terminologietypen<br />

wird also erst kenntlich, wenn man die Regeln der Zuschreibung entfernterer<br />

Verwandter nicht außer Acht läßt. Vergleicht man speziell die Zuschreibungsregel<br />

der elterlichen Geschwisterkinder, d.h. der Kinder der Verwandten,<br />

die als bevorzugte Frauengeber gelten, dann zeigt sich, daß systematisch nur die<br />

dravidischen Terminologien den Konsequenzen der präskriptiven Heiratsregeln<br />

vollständig Rechnung tragen, indem sie die Kinder der MBT der Kategorie der<br />

Parallelverwandten zurechnen, während die Zuschreibungsregel der Irokesenterminologien<br />

bei der Zuschreibung dieser Verwandtschaftskategorien mit jenem<br />

Schema der Allianz in dieser weitgehenden Konsequenz nicht mehr<br />

übereinstimmt, es also mit dieser Konsequenz nicht so weit treibt.<br />

Die Erklärung der Differenz dieser beiden Terminologiesysteme aus der Differenz<br />

der Allianzstrategien überschreitet die hier abgesteckte Perspektive. In ihrem<br />

Rahmen galt es hinsichtlich der dravidischen Terminologien nur, auf die Kongruenz<br />

von Terminologie (soziale Differenzierung) <strong>und</strong> Allianzmuster hinzuweisen<br />

<strong>und</strong> die Stellung dieses Systems in Indien zu beleuchten, wozu ein Blick auf<br />

die Karte der Verwandtschaftssysteme Indiens erforderlich ist, die Irawati<br />

Karve 90 entworfen hat.<br />

Die Distribution der Verwandtschaftssysteme in Indien<br />

Irawati Karve teilt Indien unter dem Gesichtspunkt der Verbreitung typischer<br />

Verwandtschaftssysteme in vier geographisch definierte Zonen: einer nördlichen<br />

<strong>und</strong> einer südlichen Zone mit einer intermediären zentralindischen Zone (zwischen<br />

diesen beiden) sowie einem Areal von Einsprengseln vorwiegend im Osten<br />

Indiens.<br />

Diese Gliederung korreliert mit den drei großen Sprachfamilien, die auf dem<br />

Subkontinent nachgewiesen wurden. Die nördliche Zone deckt sich mit der<br />

Verbreitung der Sprachen der indo-arischen Sprachfamilie, die südliche Zone mit<br />

der Verbreitung der dravidischen Sprachen <strong>und</strong> die östliche Zone, ein Fleckenteppich<br />

im Osten der drei anderen Zonen, mit der Verbreitung der Sprachen austro-asiatischer<br />

Provenienz (M<strong>und</strong>ari <strong>und</strong> Mon-Khmer).<br />

Die mittlere Zone erscheint als linguistische wie kulturelle Kontaktzone der Völker<br />

des Nordens <strong>und</strong> des Südens. „The kinship organization follows the linguistic<br />

pattern roughly; but in some aspects language and kinship pattern do not go<br />

hand in hand. Thus though the Maharashtra region belongs to the area of<br />

Sanscritic languages its kinship organization is to a large extent modelled on<br />

that of the Dravidian south, its southern neighbour. The Dravidian north on the<br />

other hand has been affected to a large extent by its northern neighbours<br />

speaking Sanscritic languages.” 91 Historisch gehörte die mittlere Zone des<br />

90 I.Karve, The Kinship Map of India, in: P.Uberoi, Family, Kinship and Marriag in India, Delhi 1994, S.50 ff<br />

91 I.Karve, The Kinship Map of India, in: P.Uberoi, Family, Kinship and Marriag in India, Delhi 1994, S.51

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