Inzucht und Exogamie
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large human population may be compared with some theoretical values. If, for<br />
instance, a population was perpetuated entirely by first- cousin marriages, the<br />
coefficient of inbreeding will be 0,0625. If it was continued by marriages only of<br />
first cousin once removed, the coefficient will be 0,0313. The figures of Andhra<br />
Pradesh lie between these values." 88 Die noch höheren Werte für die gonosomalen<br />
Gene in einzelnen Distrikten des Landes erklärt Sanghvi mit dem hohen Anteil<br />
der Onkel-Nichte-Ehen (Heirat der äZT), die dort praktiziert werden.<br />
Neben der regionalen Differenzierung der <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten stellt Sanghvi<br />
auch eine sozial bedingte Differenzierung der <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten vor, die durch<br />
die Kastenordnung der Gesellschaft, d.h. durch die Kastenendogamie <strong>und</strong> die<br />
geburtsgeb<strong>und</strong>ene Berufswahl, erklärt werden kann.<br />
Die berufs- <strong>und</strong>/oder kastenspezifische Differenzierung der <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten<br />
gibt die sozialen Anteile an den regionalen Durchschnittswerten wieder. "Brahmans<br />
and traders showed comparative low levels of inbreeding and shepherds<br />
and fishermen stood at the other extreme in this respect. The large group of farmers<br />
and artisans were in the middle near about the average values of the region."<br />
89 Diese Daten verweisen auf eine Korrelation der Verwandtschaftsehe mit<br />
dem sozialen Status, d.h. mit einem Häufigkeitsabfall in Korrelation zum Statusaufstieg.<br />
Das Dravidische Verwandtschaftssystem<br />
Die Dravidische Verwandtschaftsterminologie differenziert alle Konsanguinen<br />
oder Blutsverwandten der eigenen Generation sowie der ersten auf- <strong>und</strong> absteigenden<br />
Generation (G+/-0, G+1, G-1) in Kreuz oder Parallelverwandte <strong>und</strong> reflektiert<br />
sie dementsprechend als Mitglieder verschiedener Gruppen.<br />
In der ersten aufsteigenden Generation (G +1 ) werden die Geschwister der Eltern<br />
mit entgegengesetztem Geschlecht des Elternteils „Onkel“ (MB) <strong>und</strong> „Tante“<br />
(VZ) genannt, die elterlichen Geschwister gleichen Geschlechts mit dem jeweiligen<br />
Elternteil heißen hingegen „Vater“ (V=VB) <strong>und</strong> „Mutter“ (M=MZ), werden<br />
also wie die Eltern selbst bezeichnet.<br />
In der Referenzgeneration (G+/-0) heißen alle Kinder der „Väter“ <strong>und</strong> „Mütter“<br />
(V=VB, M=MZ) „Bruder“ <strong>und</strong> „Schwester“ (B= VBS,MZS, Z=VBT, MZT),<br />
d.h. die Parallelvettern <strong>und</strong> –basen gelten als Geschwister, während die Kategorien<br />
„Vetter“ <strong>und</strong> „Base“ für die Kinder von „Onkel“ (MB) <strong>und</strong> „Tante“ (VZ)<br />
reserviert werden, d.h. für die sog. Kreuzvettern <strong>und</strong> -basen.<br />
In dieser Differenz als Kreuzvettern <strong>und</strong> –basen werden Vertreter dieser Verwandtschaftskategorie<br />
häufig auch als bevorzugte Heiratspartner angesprochen.<br />
In der ersten absteigenden Generation (G-1), der Generation der Kinder also,<br />
heißen auch die Kinder von Geschwistern gleichen Geschlechts „Sohn“ <strong>und</strong><br />
„Tochter“ (S=BS, T=BT), also wie die Kinder der Referenzperson (Ego), wäh-<br />
88 L.D.Sanghvi, Inbreeding in India, Eug. Quart. 13,4, 1966, S.293-4<br />
89 L.D.Sanghvi, Inbreeding in India, Eug. Quart. 13,4, 1966, S.296