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Inzucht und Exogamie

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54<br />

large human population may be compared with some theoretical values. If, for<br />

instance, a population was perpetuated entirely by first- cousin marriages, the<br />

coefficient of inbreeding will be 0,0625. If it was continued by marriages only of<br />

first cousin once removed, the coefficient will be 0,0313. The figures of Andhra<br />

Pradesh lie between these values." 88 Die noch höheren Werte für die gonosomalen<br />

Gene in einzelnen Distrikten des Landes erklärt Sanghvi mit dem hohen Anteil<br />

der Onkel-Nichte-Ehen (Heirat der äZT), die dort praktiziert werden.<br />

Neben der regionalen Differenzierung der <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten stellt Sanghvi<br />

auch eine sozial bedingte Differenzierung der <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten vor, die durch<br />

die Kastenordnung der Gesellschaft, d.h. durch die Kastenendogamie <strong>und</strong> die<br />

geburtsgeb<strong>und</strong>ene Berufswahl, erklärt werden kann.<br />

Die berufs- <strong>und</strong>/oder kastenspezifische Differenzierung der <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten<br />

gibt die sozialen Anteile an den regionalen Durchschnittswerten wieder. "Brahmans<br />

and traders showed comparative low levels of inbreeding and shepherds<br />

and fishermen stood at the other extreme in this respect. The large group of farmers<br />

and artisans were in the middle near about the average values of the region."<br />

89 Diese Daten verweisen auf eine Korrelation der Verwandtschaftsehe mit<br />

dem sozialen Status, d.h. mit einem Häufigkeitsabfall in Korrelation zum Statusaufstieg.<br />

Das Dravidische Verwandtschaftssystem<br />

Die Dravidische Verwandtschaftsterminologie differenziert alle Konsanguinen<br />

oder Blutsverwandten der eigenen Generation sowie der ersten auf- <strong>und</strong> absteigenden<br />

Generation (G+/-0, G+1, G-1) in Kreuz oder Parallelverwandte <strong>und</strong> reflektiert<br />

sie dementsprechend als Mitglieder verschiedener Gruppen.<br />

In der ersten aufsteigenden Generation (G +1 ) werden die Geschwister der Eltern<br />

mit entgegengesetztem Geschlecht des Elternteils „Onkel“ (MB) <strong>und</strong> „Tante“<br />

(VZ) genannt, die elterlichen Geschwister gleichen Geschlechts mit dem jeweiligen<br />

Elternteil heißen hingegen „Vater“ (V=VB) <strong>und</strong> „Mutter“ (M=MZ), werden<br />

also wie die Eltern selbst bezeichnet.<br />

In der Referenzgeneration (G+/-0) heißen alle Kinder der „Väter“ <strong>und</strong> „Mütter“<br />

(V=VB, M=MZ) „Bruder“ <strong>und</strong> „Schwester“ (B= VBS,MZS, Z=VBT, MZT),<br />

d.h. die Parallelvettern <strong>und</strong> –basen gelten als Geschwister, während die Kategorien<br />

„Vetter“ <strong>und</strong> „Base“ für die Kinder von „Onkel“ (MB) <strong>und</strong> „Tante“ (VZ)<br />

reserviert werden, d.h. für die sog. Kreuzvettern <strong>und</strong> -basen.<br />

In dieser Differenz als Kreuzvettern <strong>und</strong> –basen werden Vertreter dieser Verwandtschaftskategorie<br />

häufig auch als bevorzugte Heiratspartner angesprochen.<br />

In der ersten absteigenden Generation (G-1), der Generation der Kinder also,<br />

heißen auch die Kinder von Geschwistern gleichen Geschlechts „Sohn“ <strong>und</strong><br />

„Tochter“ (S=BS, T=BT), also wie die Kinder der Referenzperson (Ego), wäh-<br />

88 L.D.Sanghvi, Inbreeding in India, Eug. Quart. 13,4, 1966, S.293-4<br />

89 L.D.Sanghvi, Inbreeding in India, Eug. Quart. 13,4, 1966, S.296

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