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Inzucht und Exogamie

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schrieb er: „Irgendeine schädliche Folge dieser Verwandtenehen ist nicht wahrzunehmen.<br />

Die Fruchtbarkeit ist auf keine Weise eingeschränkt, gerade am<br />

Anfang als sich das kleine Häuflein rasch ausbreitete, bestand die häufigste Verwandtenheirat.<br />

Die einzigen Fälle von Un- oder Minderfruchtbarkeit, die mir<br />

begegneten, betreffen Familien ohne <strong>Inzucht</strong>... Degenerationserscheinungen<br />

sind sehr selten..., so daß man sagen darf, die ziemlich ausgedehnte <strong>Inzucht</strong> hat<br />

bisher zu keinem schlechten Ergebnis geführt.“ 10 Ähnlich stellte auch Ruf in<br />

seiner familienbiologischen Analyse eines Schwarzwalddorfes fest, „daß aber <strong>Inzucht</strong><br />

als solche >zur Rassenverschlechterung <strong>und</strong> mangelhafter Fruchtbarkeit<<br />

führen soll, wie das Schallmayer u.a. behaupten, konnte ich durch meine Beobachtungen<br />

nicht bestätigen. Eher ließe sich zahlenmäßig eine höhere<br />

Fruchtbarkeit der Verwandtenehen feststellen. Schon die Tatsache, daß auf den<br />

Dörfern, wo die <strong>Inzucht</strong> eine viel größere ist, durchschnittlich eine viel größere<br />

Kinderzahl erreicht wird, spricht gegen Schallmayers Ansicht. Die neun Bauern<br />

in Rohr, wo schon Jahrh<strong>und</strong>erte <strong>Inzucht</strong> stattfindet..., haben zusammen 115<br />

Kinder.“ 11 Orel faßte seine Untersuchung über die Konsequenzen der <strong>Inzucht</strong>ehen<br />

mit Rücksicht auf deren Kinder in gleichem Sinne zusammen: „In 272 Ehen<br />

zwischen Vetter <strong>und</strong> Base (638 Geburten) weicht die Säuglingssterblichkeit von<br />

der in der übrigen Bevölkerung herrschenden nicht wesentlich ab. Die Zahl der<br />

angeborenen, klinisch faßbaren Bildungsfehler ist nicht auffallend groß, das<br />

Studium der Todesursachen bietet keinen besonderen Gewinn. Die körperliche<br />

<strong>und</strong> geistige Beschaffenheit der lebenden Kinder aus Vetternehen ist bis jetzt,<br />

meiner Meinung nach, von der anderer Kinder nicht verschieden.“ 12 In seiner<br />

kriminalbiologischen Untersuchung von 185 Insassen des Zuchthauses von Ludwigsburg,<br />

die wegen Inzestvergehen verurteilt worden waren, beurteilt Schwab<br />

die Fruchtbarkeit der <strong>Inzucht</strong>paarungen ebenfalls positiv: „Während im Durchschnitt<br />

der Bevölkerung aus jeder fruchtbaren Ehe 2 bis 3 Kinder zur Welt<br />

gelangen, zeugten die Blutschänder in 82,8% mehr als 3 Kinder.“ 13 Und Kunter<br />

findet 1969 in seiner anthropologischen Untersuchung von 30 norddeutschen<br />

Vater-Tochter-Inzestfällen zu der gleichen Einschätzung der <strong>Inzucht</strong>wirkung wie<br />

Ludiwg <strong>und</strong> Schelling: „Hinsichtlich der Frage nach den negativen Auswirkungen<br />

des Inzests ist zu sagen, daß die Vater-Tochter-Inzestfälle einerseits<br />

völlig ges<strong>und</strong>e Familienmitglieder <strong>und</strong> Inzestkinder, andererseits auch pathologisch<br />

geschädigte Inzestkinder zeugten. Letztere kamen in der Regel aus<br />

Familien, in denen bereits Erbschäden aufgetreten waren... Soviel scheint sich<br />

indessen anzudeuten, daß der Inzest allein nicht für das Auftreten ungünstiger<br />

10 E.Fischer, Die Rehoboter Bastards, Jena 1913, S.221-2<br />

11 S.Ruf, Familienbiologie eines Schwarzwalddorfes, Archiv für Rassen- <strong>und</strong> Gesellschaftsbiologie, 15,4, 1923,<br />

S.360<br />

12 H.Orel, Der Einfluß der Blutsverwandtschjaft der Eltern auf die Kinder, Archiv für Rassen- <strong>und</strong><br />

Gesellschaftsbiologie, 28, München 1934, S.305<br />

13 G.Schwab, Zur Biologie des Inzests, Monatsschrift für Kriminalbiologie <strong>und</strong> Strafrechtsreform, 6, 1938,<br />

Jahrg. 29, München, Berlin 1938, S.258

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