Inzucht und Exogamie
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von beiden Familien bevorzugt wird, ist die Kusinenheirat, d.h. genauer die Heirat<br />
zwischen Cousin <strong>und</strong> Cousine 1. Grades, deren <strong>Inzucht</strong>koeffizient am Anfang der<br />
Generationenfolge 1 16 ist.<br />
Die rezessive Vererbung der Taubstummheit im Schema:<br />
1 2<br />
aa AA<br />
AA Aa Aa Aa Aa AA<br />
3 4 5 6 7 8<br />
AA Aa AA Aa Aa Aa AA AA Aa<br />
9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />
aa Aa AA Aa aa aa<br />
18 19 20 21 22 23<br />
Aa Aa aa aa aa aa aa aa aa<br />
x 25 26 27 28 29 30 31 32<br />
1,18,22,23,26,27,28,29,30,31,32 taubstumm; 1(aa) zeugt mit 2 (AA) ges<strong>und</strong>e Kinder, während 18 (aa)<br />
mit 19 (Aa), d.h. ein Kranker mit einer Ges<strong>und</strong>en aus belasteter Familie kranke Kinder zeugt.<br />
Dieses Beispiel zeigt (ebenso gut wie die Manifestation positiver Merkmale), auf<br />
welche Weise auch nichtadaptive Körperform- <strong>und</strong> Charakterunterschiede mit der<br />
langsam immer häufiger werdenden Erscheinung von Einzelmerkmalen <strong>und</strong><br />
zusammen mit dem Verschwinden anderer Merkmale entstehen. Wenn z.B. ein<br />
exogamer Verwandtschaftsverband auf steigende Bevölkerungszahlen mit einer<br />
Halbierung seiner Gruppe reagiert <strong>und</strong> sich nach dem Prinzip der Lineagesegmentierung<br />
in kleinere exogame Einheiten ausdifferenziert, die nach der Teilung<br />
untereinander heiraten, dann wird dieser neue Heiratskreis durch den Genverlust,<br />
den die neuen Heiratsregeln mit der Beschränkung des Verbandes auf sich selbst<br />
bewirken, in dem Maße einheitlicher, in dem er auf die voher möglichen Alternativen<br />
der Gattenwahl verzichtet oder zu verzichten gezwungen wird (sog.<br />
Gründereffekt).<br />
Mit steigendem <strong>Inzucht</strong>koeffizienten erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens<br />
rezessiver Gene in Allelpaaren, was zu einem ständigen Rückgang<br />
der Heterozygotheit <strong>und</strong> zu einer wachsenden Konzentration von Rezessiven<br />
in homozygotem Zustand führt. In kleineren Populationen ohne festgelegte<br />
Heiratsregeln brauchen einzelne Merkmale kaum mehr als 20 Generationen (ca.<br />
500 Jahre), um aus den Erblinien verdrängt zu werden oder sich durchzusetzen.<br />
Für Populationen mit Ehevorschriften, deren <strong>Inzucht</strong>skoeffizient 1 16 ist,<br />
schrumpft der Zeitraum unter Voraussetzung der idealen Modellbedingungen sogar<br />
auf weniger als 16 Generationen, <strong>und</strong> für den <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten 1 16 entspricht<br />
er ziemlich genau dieser Schätzung.