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Inzucht und Exogamie

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30<br />

entsprechend bei ungefähr einem Drittel der Basispopulation als Parentalpopulation<br />

entscheiden die Paarungsgründe (zufällige oder vorgeschriebene, politisch<br />

motivierte Kombinationen) welche Allele in einer Population verloren gehen.<br />

Sobald man also die Bevölkerungsverdichtung <strong>und</strong> Mobilität der modernen Industriegesellschaft<br />

mit der geringen Bevölkerungsgröße von Wildbeuterstämmen<br />

vergleicht <strong>und</strong> ihre Differenzierung nach den Schweifgebieten, die sie territorial<br />

behaupten, wird auch die <strong>Inzucht</strong>swahrscheinlichkeit der Wildbeuterstämme<br />

einsichtig, obwohl auch sie die freie Gattenwahl <strong>und</strong> Lokalexogamie praktizieren,<br />

d.h. ausdrücklich keine Heiratspräferenzen formulieren. Speziell die Sozialstruktur<br />

der Wildbeuterhorden demonstriert, daß sehr restriktive Inzestverbote<br />

durchaus mit einer hohen <strong>Inzucht</strong>wahrscheinlichkeit korrelieren können <strong>und</strong> negiert<br />

damit einmal mehr, die Hypothese von der <strong>Inzucht</strong>abwehr als Funktion der<br />

Inzestverbote. Unter derartigen Minimalpopulationen läßt sich die <strong>Inzucht</strong> nämlich<br />

gar nicht vermeiden.<br />

Zahl <strong>und</strong> Verteilung der Kung- Buschmänner des Dobegebietes<br />

auf die Wasserstellen desselben Gebiets:<br />

Wasserstelle Lagerzahl Bevölk. -zahl andere Bushm. Summe<br />

Dobe 2 37 - 37<br />

!angura 1 16 23 39<br />

Bate 2 30 12 42<br />

!ubi 1 19 - 19<br />

!gose 3 52 9 61<br />

/ai/ai 5 94 13 107<br />

!xabe - - 8 8<br />

Mahapa - - 23 23<br />

Summe 14 248 88 336<br />

außerhalb - 130 - -<br />

Summe 14 378 88 466<br />

nach Lee, in: DeVore, Lee, Man the Hunter, Chicago 1968, S.31<br />

Auch die Isolate der archaischen menschlichen Gesellschaften lösen sich nur<br />

langsam auf im Sog der Migration, welche die technologisch aufgerüstete weltumspannende<br />

(global wirksame) Zivilisation erzwingt. Deshalb weisen auch die<br />

erst kürzlich berechneten <strong>Inzucht</strong>koeffizienten, die in Populationen der Zirkumpolarregion<br />

erhoben worden sind, 51 vergleichsweise hohe Werte aus.<br />

In Wainwright wurde für die dort lebenden Eskimos ein Wert zwischen 0,007 <strong>und</strong><br />

0,004 ermittelt, in Iglolik ein Wert von 0,0010. Diese Werte entsprechen einem<br />

Verwandtschaftsgrad, der zwischen einem Vetter <strong>und</strong> einer Base 2. <strong>und</strong> 3. Grades<br />

besteht oder dem eines Vettern oder einer Base 4. Grades. 52<br />

51 F.A.Milan, The Human Biology of Circumpolar Populations, Cambridge, London, New York, Melburne,<br />

Sydney, 1980, S.13ff<br />

52 Zur Orientierung bei der Zuordnung der entsprechenden Verwandtschaftsgrade nehmen wir hier eine<br />

Zahlenreihe, die unten näher erklärt wird, <strong>und</strong> mit der man die Zuordnung der Verwandtschaftsgrade<br />

nachvollziehen kann:<br />

1 1<br />

4, 1 1<br />

8 , 1 1<br />

16 , 1<br />

32, 64 , 128, 256 ... für n /<br />

N

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