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Inzucht und Exogamie

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Kreuz- <strong>und</strong> Parallelbase sind genetisch gleich nahe verwandt), <strong>und</strong> andererseits<br />

eine Auswahl unter biologisch nicht verwandten Personen, die sich ebenfalls nicht<br />

biologisch begründen läßt. Erst der Blick auf die dazugehörigen Heiratsregeln<br />

klärt den Gr<strong>und</strong> der jeweilig bevorzugten Selektion der Personenkreise auf,<br />

nämlich die Transformation von Kognaten in Schwäger <strong>und</strong> Schwiegerverwandte,<br />

Süd-Amerika<br />

Nord-Amerika<br />

Pazifische Inseln<br />

Ost-Eurasien<br />

Mediterraneum<br />

Afrika<br />

KB 1.Gr.-Heirat nach dem Ethnographischen Atlas von G.P.Murdock in %<br />

17<br />

29<br />

34<br />

34<br />

36<br />

<strong>und</strong> damit auch die genetische Relevanz dieser zunächst genetisch unverständlichen<br />

Regeln. Bei den Systemen der Verwandtenheirat, stehen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nur Verwandte zur Wahl, weshalb diese Gruppe oder Menge gleicher<br />

Merkmalsträger künstlich differenziert werden muß in solche, die geheiratet werden<br />

sollen, <strong>und</strong> in solche die nicht geheiratet werden dürfen, d.h. weshalb die<br />

Gruppe verwandter Individuen, aufgeteilt werden muß in eine Gruppe, bei der die<br />

Verwandtschaft anerkannt wird, <strong>und</strong> in eine Gruppe, bei der dann notwendigerweise<br />

die Verwandtschaft systematisch geleugnet oder ignoriert werden muß.<br />

Zwischen diesen beiden Gruppen müssen sich die Abwehrmechanismen der<br />

Identifizierung <strong>und</strong> der Projektion aufteilen.<br />

Diese Differenzierung der Verwandtschaft in einen Kreis ausdrücklich ausgewiesener<br />

Verwandter <strong>und</strong> einen Kreis, dessen Verwandtschaft ausdrücklich ignoriert<br />

oder verdrängt wird, folgt notwendigerweise aus der Entscheidung, die Endogamiegrenzen<br />

durch Verwandtschaftsmerkmale zu bestimmen, weshalb auch in<br />

diesem Kontext die genetische <strong>und</strong> die soziale Konnotation der Verwandtschaft<br />

sich deutlich unterscheiden (die genetische ist umfassender als die soziale).<br />

Aber schon der relativ flüchtige Blick auf die Heiratsregeln archaischer oder sog.<br />

primitiver Stämme verweist auf spezifische <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten <strong>und</strong> stellt uns<br />

vor die Frage, warum die Gesellschaften mit den entsprechenden Heiratsregeln<br />

bestimmte <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten institutionalisieren. Die Antwort auf diese Frage<br />

hängt von der Erklärung der Sitte der Verwandtenheirat ab, von der Antwort auf<br />

40<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

nach: G.P.Murdock, Ethnographic Atlas, Pittburgh 1967<br />

KB-1.Gr.-Heirat vermieden KB-1.Gr.-Heirat er­laubt oder bevorzugt<br />

60<br />

64<br />

66<br />

66<br />

71<br />

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