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Inzucht und Exogamie

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<strong>Inzucht</strong>sförderliche Heiratsregeln<br />

22<br />

Schon ein oberflächlicher Vergleich der von der Ethnographie beobachteten Heiratsregeln,<br />

der sog. präskriptiven- wie der sog. Präferenzheiraten, zeigt sehr deutlich,<br />

daß die Mehrzahl jener Heiratsregeln <strong>Inzucht</strong>beziehungen favorisieren<br />

(Stichwort: Kreuzbasenheirat).<br />

Thurnwald hat in seiner Darstellung des Heiratssystems der Banaro auf die biologischen<br />

Konsequenzen dieses Systems hingewiesen: "Eine Mischung unter<br />

denselben Klans findet danach immer wieder in der Urenkelgeneration statt.<br />

Wird die orthodoxe Form aber nicht eingehalten (...), sondern finden unter denselben<br />

zwei Klans aufeinanderfolgende Heiraten statt, so haben schon die Enkel<br />

dieselben Großeltern auf väterlicher <strong>und</strong> mütterlicher Seite. Es entsteht dann ein<br />

dreifaches Verwandtschaftsband. Die Schwiegermutter einer Frau ist ihres Vaters<br />

Schwester, die ausgetauscht wurde gegen die Mutter, welche die Schwester<br />

des Schwiegervaters ist." 44 Das ist eine Umschreibung der bilateralen Kreuzbasenheirat,<br />

bei der VZT= MBT ist, d.h. hier: Schwiegermuttertochter (VZT)=<br />

Schwiegervatertochter (MBT). Es gilt aber auch: BS <strong>und</strong> BT= ZS <strong>und</strong> ZT. Gatten<br />

aus diesem Personenkreise haben einen <strong>Inzucht</strong>skoeffizienten von einem Achtel<br />

(1/8 ), <strong>und</strong> im Falle einer unilateralen KB-Heirat noch einen Koeffizienten von<br />

einem Sechszehntel (1/16). Berücksichtigt man zusätzlich das System der sog.<br />

Geistheirat, dann müßte sich der <strong>Inzucht</strong>skoeffizient der Stammesendogamie der<br />

<strong>Exogamie</strong>typen Australiens<br />

Typ I Kariera 1 1 1 1<br />

2 2 2 2<br />

VaSwTo MuBrTo<br />

Typ II Aranda <br />

<br />

<br />

VVZST MMBTT<br />

Typ III= Typ I + Typ II (Y=Mann; x= Frau, 1,2, n+1= Generationen, x2=<br />

KrB)<br />

Banaro zwischen<br />

diesen beiden Werten<br />

stabilisieren, wenn die<br />

genannten Heiratsregeln<br />

dort konsequent<br />

befolgt würden.<br />

Radcliffe- Brown faßte<br />

1913 die Heiratsregeln<br />

australischer<br />

Stämme vorläufig<br />

nach zwei Typen zusammen,<br />

die, obwohl<br />

er sie später, d.h.<br />

1931, ergänzt hatte,<br />

auch danach noch zu<br />

den am meisten verbreiteten Heiratsregeln auf diesem Kontinent zählten. Im ersten<br />

Typ heiratet ein Mann "the daughter of his mothers brother or some woman,<br />

who stands to him in an equivalent relation" also eine Cousine 1.Grades (sog.<br />

Karieratyp). Im zweiten Typ heiratet er "his mothers brothers daughters<br />

daughter or some woman, who stands to him in an equivalent relation" also<br />

44 R.Thurnwald, Die Gemeinde der Banaro, Stuttgart 1921, S.206-7

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