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Inzucht und Exogamie

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20<br />

schen 1961 <strong>und</strong> 1970 zurückging auf 32,8% in dem Zeitraum zwischen 1991 bis<br />

1998. 40<br />

Auch in Algerien scheinen die Proportionen der Verwandtenehen auf dem Lande<br />

zugenommen zu haben <strong>und</strong> im urbanen Raum mehr oder minder stabil geblieben<br />

zu sein. 41<br />

Proportionen der Verwandtenehen in arabischen Ländern gestern <strong>und</strong> heute:<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

früher<br />

heute<br />

israel.Araber Jordanien Ver.Arab.Emirate Bahrain<br />

nach: H.Hamamy, Consanguineous Marriages in the Arab World, The Ambassadors, 6,2, 2003<br />

Im Kontext der Hochreligionen variierte die Haltung gegenüber der Verwandtenheirat<br />

recht beträchtlich. Die mittelalterliche Kirche bannte bis zum 4. Lateran-<br />

Konzil Ehen innerhalb einer Distanz von 7 Generationen, danach innerhalb von 4<br />

Generationen. Die Hindus im Norden Indiens gestatten die Heirat unter Verandten<br />

nur, wenn die Vorfahren in der männlichen Linie sieben Generationen voneinander<br />

entfernt sind <strong>und</strong> die in der weiblichen Linie wenigstens fünf, während<br />

im Süden Indiens in weiten Teilen des Subkontinents die MBT-Heirat praktiziert<br />

wird (siehe unten). Auch die Vorschriften der Muslime sind unter genetischem<br />

Gesichtspunkt inkonsequent. Der Koran verbietet im Gegensatz zum Pentateuch<br />

die Onkel-Nichte-Ehe, erlaubt aber die Ehe unter doppelten Vettern <strong>und</strong> Basen<br />

1.Grades (F= 1/8), deren <strong>Inzucht</strong>skoeffizient 42 der gleiche ist wie der zwischen<br />

Onkel <strong>und</strong> Nichte. Im Raum des Islam ist auch eine Präferenz für die VBT-Heirat<br />

durchaus verbreitet, welche der Pentateuch ebenfalls zuläßt. Ehen unter Vettern<br />

<strong>und</strong> Basen 1. Grades werden auch vom Buddhismus nicht unter Bann gestellt,<br />

genauso wenig wie von den Anhängern Zarathustras in Persien. Der Gr<strong>und</strong> für die<br />

Ehe-Erlaubnis bestimmter Verwandter <strong>und</strong> das Eheverbot gegenüber fingierten<br />

Verwandten folgt bei den hier erwähnten Beispielen jedenfalls nicht genetischen<br />

40 Siehe: Jaber L, Halpern GJ, Shohat T. Trends in the frequencies of consanguineous marriages in the Israeli<br />

Arab community. Clin Genet, 58, 2000: 106–110<br />

41 Zaoui S., Biemont C. Die Frequenz consanguiner Ehen in der Region von Tlemcen (West-Algerien)<br />

(französisch) Sante, 12 (3), 2002: 289-95<br />

42 Der <strong>Inzucht</strong>skoeffizient ist ein Maß, das besagt, daß die Kinder dieser mit ihm bezifferten Ehe identische<br />

Genkopien von allen Genorten in der Höhe des angegebenen Koeffizienten geerbt haben, d.h. bei einem<br />

Koeffizienten von 1/16 also Genkopien von 6,25% aller Genorte.

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