Inzucht und Exogamie
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Ein neuerer Vergleich 28 der Fruchtbarkeit <strong>und</strong> Kindersterblichkeit bei zwei Muslim-Gruppen<br />
West-Bengalens, den Syed <strong>und</strong> Tanti, fiel für die Verwandtenehen<br />
ähnlich günstig aus wie der Darwinsche Vergleich in England. Der Autor zog aus<br />
den entsprechenden Werten seiner Studie ganz ähnliche Schlüsse wie damals<br />
Darwin in seiner Erhebung. 29<br />
Um die Milleniumwende waren 20% aller Ehen auf der Welt Verwandtenehen,<br />
d.h. 8,5% aller Kinder dieser Erde hatten in jenem Zeitraum Eltern, die gegenseitig<br />
verwandt waren. 30<br />
Nachkommen der Ehen von Vetter <strong>und</strong> Base 1.Grades haben eine nur wenig höhere<br />
Wahrscheinlichkeit für Geburtsfehler oder Erbkrankheiten als solche des<br />
hypostasierten panmiktischen Durchschnitts.<br />
Bei Panmixie, d.h. bei Paarung nichtverwandter Personen beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />
genetischer Belastung der Nachkommen 2,5%. Demgegenüber<br />
steigt die Wahrscheinlichkeit genetischer Belastung für Nachkommen aus einer<br />
Beziehung von Vetter <strong>und</strong> Base 1. Grades auf 4% bis 6%. D.h. für diese Nachkommen<br />
besteht eine Wahrscheinlichkeit von 95% frei zu sein von genetischer<br />
Belastung. 31 Das Risiko erbkrank zu sein, steigt für die Nachkommen von Vettern<br />
<strong>und</strong> Basen 1. Grades also um 1,7% bis 2,8%, d.h. deren Risko gleicht dann dem<br />
der Nachkommen von Frauen über 40 Jahren.<br />
Nationalität, <strong>und</strong> innerhalb dieses Kreises wiederum die Konfession ebenso wie<br />
geographisch- <strong>und</strong> verkehrsbedingte Heiratsschranken reduzieren gleichfalls beständig<br />
<strong>und</strong> kräftig den Umfang der Partneroptionen, welche nicht minder die<br />
Chancen der Übertragung genetischer Defekte in ihren Populationen erhöhen.<br />
Es heißt, daß Nachkommen consanguiner Beziehungen (Verwandtenehen oder<br />
Inzestbeziehungen) im Durchschnitt zweieinhalb mal so viele congenitale Fehlbildungen<br />
oder genetische Anomalien zeigen wie die aus nicht-consanguinen<br />
Beziehungen in derselben ethnischen Gruppe.<br />
Neuere genetische Studien über Ehen mit der Base 1.Grades kommen aber zu<br />
dem Ergebnis, daß die Fehlbildungsrate ihrer Nachkommen bei 6,6% liegt, d.h.<br />
nur 0,2% höher als der in der Population allgemeine Fehlbildungsdurchschnitt von<br />
28 F.Huq, Marriage and its Impact on Demography among two endogamous Muslim groups of West Bengal, in:<br />
B.B.Goswami, J.Sarkar, D.Danda, Marriage in India, Calcutta 1988, S.90 ff<br />
29 Huq kommentiert seine Daten: “It is seen from the Table that the rate of pregnancy per consanguineous and<br />
non-consanguineous Syed mother is almost the same, i.e. 4,8 and 4,7 respectively. The average pregnancy per<br />
consanguineous and non-consanguineous Tanti mother is 4,5 and 4,8 respectively. No marked difference of<br />
average reproductive wastings for consanguineous and non consanguineous Syed mother was observed, On<br />
contrary, the average reproductive wastage for non-consangineous Tanti mother (0,13) is greater as compared<br />
to consanguineous Tanti mother (0,03). The rates of live birth, dead, and living offspring per consanguineous<br />
Syed mother are almost equal to non-consanguineous Syed mother, i.e. 4,7; 0,9; 3,8 and 4,6; 0,7; 3,9;<br />
respectively...” F.Huq, Marriage and its Impact on Demography among two endogamous Muslim groups of<br />
West Bengal, in: B.B.Goswami, J.Sarkar, D.Danda, Marriage in India, Calcutta 1988, S.94/5<br />
30 B.Modell, A.Darr, Genetic counseling and customary consanguineous marriages, Nature Reviews<br />
Genetics,3, 2002, p.225-9<br />
31 Siehe: Jaber L, Halpern GH, Shohot M. "The Impact of Consanguinity Worldwide", Community Genet 1,<br />
1998, :12-17.