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Inzucht und Exogamie

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Trotzdem dominiert die schlechte Meinung über die <strong>Inzucht</strong> auch heute noch unter<br />

Psychologen <strong>und</strong> Soziologen, nicht zuletzt wegen der Studien von Govinda-<br />

Reddy 26, Shull <strong>und</strong> Neel 27. Shull <strong>und</strong> Neel zogen Stichproben aus Japan, 2300<br />

Kinder aus Verwandtenehen <strong>und</strong> 2000 Kinder aus panmiktischen Ehen, die sie<br />

hinsichtlich ihrer Fitness-Merkmale (Anfälligkeit für Krankheit, Lebensdauer, Intelligenz,<br />

Kindersterblichkeit, etc.) verglichen. Aber gerade die Methode ihrer<br />

Stichprobenbildung bestätigt weniger die von ihnen so herausgestellten Nachteile<br />

der <strong>Inzucht</strong> gegenüber der Panmixie, sondern nur, daß <strong>Inzucht</strong> als Katalysator der<br />

Manifestation verdeckter Erbschäden wirkt, <strong>und</strong> zwar in jeder Population mit<br />

dementsprechenden rezessiven Merkmalen. Der gleiche Einwand gilt gegenüber<br />

Govinda-Reddy´s Studie, die sich südindischen Gruppen widmete, <strong>und</strong> die auch<br />

nur jene theoretische Prognose bestätigt. So kann es nicht schaden, hier noch<br />

einmal daran zu erinnern, daß die Häufigkeit des Auftretens phänotypisch belasteter<br />

Individuen nach Praxis der <strong>Inzucht</strong> abhängt 1) von der Frequenz entspre-<br />

Reproduktivität consanguiner <strong>und</strong> nicht-consanguiner Mütter bei den Syed <strong>und</strong> Tanti<br />

Syed Tanti<br />

Consanguine Non-consaguine Consanguine Non-consaguine<br />

Mütter<br />

Mütter<br />

Mütter<br />

Mütter<br />

Zahl Rate Zahl Rate Zahl Rate Zahl Rate<br />

Pregnancy 443 4,8 872 4,7 410 4,5 915 4,8<br />

Wastage* 11 0,12 17 0,09 3 0,03 26 0,13<br />

Live-Birth 434** 4,7 859** 4,6 409** 4,5 893** 4,6<br />

Dead 85 0,9 125 0,7 104 1,2 181 0,9<br />

Living 349 3,8 734 3,9 305 3,4 712 3,7<br />

*=Reproductive Wastage, ** wegen Zwillingsgeburten<br />

Nach F.Huq, Marriage and its impact on Demography among two Endogamous Muslim Groups of West<br />

Bengal, in: B.B.Goswami, J.Sarkar, D.Danda, Marriage in India, Calcutta 1988, S.94<br />

chender Erbmerkmale in der betreffenden Population <strong>und</strong> 2) von dem Zeitraum,<br />

in dem diese Praxis beobachtet wird, da die fortgesetzte Praxis der <strong>Inzucht</strong> zur<br />

Reduktion des belasteten Gens in der Population, wenn nicht gar zum Verschwinden<br />

aus ihr führt, gerade weil sie es manifest werden läßt <strong>und</strong> so infolge<br />

von Maßnahmen oder Reaktionsweisen mit selektiven Konsequenzen eben von<br />

der Fortpflanzung ausschließt.<br />

Während Verwandtenheirat nur die Manifestation in der Population bereits vorhandener<br />

rezessiv übertragener Mutationen beschleunigt, aber dafür auch den<br />

Zustrom weiterer ausschließt, hält die Panmixie die Option des Zuflusses weiterer<br />

rezessiv übertragbarer Mutationen aufrecht <strong>und</strong> damit auch die Chance der<br />

Reduktion der durchschnittlichen Ges<strong>und</strong>heit der Population im Gegensatz zur<br />

<strong>Inzucht</strong>.<br />

26 Siehe: P.Govinda-Reddy, Effects of Inbreeding on Mortality, A Study among three South Indian<br />

Communities, in: Human Biology, 57,1, 1985, 47-59<br />

27 siehe: E.J.Shull, J.V.Neel, The Effect of Inbreeding on Japanese Children, New York, 1965

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