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Emanuele JannibellilPour orgue ou harmonium - RKV

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Beispiel 12: Ropartz, Au pied de l’autel, XXXVI, c-moll<br />

Charles T<strong>ou</strong>rnemire (1870–1939):<br />

Petites fleures musicales, op. 66<br />

(Universal Edition)<br />

1. musikalische Qualität: *****<br />

2. technische Schwierigkeit: **<br />

3. Verwendbarkeit im (reformierten) Gottesdienst: *<br />

4. Verfügbarkeit/Qualität der Edition: *****<br />

5. Pedalgebrauch möglich/sinnvoll? nicht möglich und<br />

nicht sinnvoll<br />

6. Eignung für Pedalorgeln: bedingt<br />

7. Eignung für pedallose Orgeln hiesigen Zuschnitts:<br />

bedingt<br />

8. Hinweise zu Registrierung, Pedalgebrauch und<br />

Mehrmanualigkeit vom Komponisten vorhanden?<br />

nur Registrierung<br />

9. Charakter der Stücke: musikalische Aquarell- und<br />

Pastellmalerei, meist sehr kurze, luftige Stücke mit<br />

den für den Komponisten so typischen Arabesken.<br />

Zum Komponist und zum Werk als Ganzes<br />

Ein ausgezeichneter Blumenstrauss eines der<br />

am meisten unterschätzten Komponisten der<br />

Spätromantik und Frühmoderne. An Modernität<br />

und Experimentierlust übertrifft T<strong>ou</strong>rnemire sogar<br />

seinen gewiss nicht konservativen Altersgenossen<br />

Vierne. Er kann als unmittelbarster Vorläufer<br />

Olivier Messiaens gelten, der ihn übrigens<br />

in hohen Ehren hielt. Dass seine Musik nie besonders<br />

populär war (übrigens auch in Frankreich<br />

nicht), hat mehrere Gründe: So hat er nie der<br />

Wirkung halber komponiert, das effektvolle Kon-<br />

24<br />

zertstück fehlt in seinem Werk ganz. Es schrieb<br />

fast ausschliesslich für die katholische Liturgie<br />

und «zur höheren Ehre Gottes». So stellte er<br />

mehrmals apodiktisch fest, jegliche nichtreligiöse<br />

Musik sei wertlos. Die Bindung an die Liturgie<br />

geht bei ihm viel weiter als bei Messiaen, der (mit<br />

Ausnahme der «Messe de la Pentecôte») kaum je<br />

wirklich liturgische Musik schrieb. Mit letzterer<br />

kann auch der monumentale Zyklus «L’<strong>orgue</strong><br />

mystique» (eine Reihe von je fünf Orgelstücken<br />

für alle Sonn- und Festtage des Kirchenjahres)<br />

formal und von der Anlage her am ehesten verglichen<br />

werden. Mit dem Zusammenbruch der Kirchenmusik<br />

in Frankreich nach dem Zweiten Vatikanischen<br />

Konzil wurde seiner Kunst der Boden<br />

vollends entzogen. Zudem schreibt er formal<br />

unübersichtlich (wiewohl sehr kunstvoll), harmonisch<br />

nicht leicht fassbar und auch technisch und<br />

in der Umsetzung auf die Orgel sehr diffizil (obwohl<br />

kaum je wirklich virtuos). In reformierten<br />

Predigträumen mit Sprechakustik, ja im reformierten<br />

Gottesdienst überhaupt wirken seine<br />

grossen Orgelwerke fast immer richtiggehend deplatziert.<br />

Nicht so die Sammlung «Petites fleures<br />

musicales», welche uns hier interessiert. Es handelt<br />

sich um eine Art «<strong>orgue</strong> mystique ad usum<br />

delfini». Die Qualität ist dieselbe, aber welcher<br />

Unterschied im Aufwand!<br />

Die Bindung an die Liturgie ist hier von allen<br />

besprochenen Komponisten am stärksten ausgeprägt.<br />

Die Gregorianik steht fast überall Pate,

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