Emanuele JannibellilPour orgue ou harmonium - RKV
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losgelösten Orgelwelt der Hauptstadt etwas<br />
Neues entgegenzusetzen versuchten. Für Spieler<br />
wie Hörer eine sehr zugängliche Musik, die gewissermassen<br />
abstrakt daherkommt und auch<br />
auf kleinen und nichtfranzösischen Orgeln adäquat<br />
realisierbar ist. Stilistisch steht Ropartz irgendwo<br />
zwischen Franck und Langlais. Es ist eine<br />
Musik, die nicht auf Anhieb verzaubert, deren<br />
Wirkung aber lange anhält. Auffällig ist die fast<br />
durchgehend kontrapunktische Schreibweise,<br />
was in diesem Stilbereich doch eine Seltenheit<br />
darstellt. Obwohl sich Ropartz mit dieser 1942<br />
herausgegebenen Sammlung als stark verspäteter<br />
Meister ausweist und die Romantik seiner Studienzeit<br />
allenthalben durchschimmert, ist ein<br />
romantisch-dunkler Orgelklang à la Franck fast<br />
nirgends mehr angebracht. Diese kernige Musik<br />
ruft fast immer nach helleren Klangfarben (und<br />
eher nach Mixturen statt Zungen).<br />
Zu einzelnen Stücken<br />
I, C-Dur: schlicht und kernig, wohl für Mixturen<br />
gedacht. Die Dynamik lässt sich mit Manualwechseln<br />
darstellen. Die breiten Akkorde im<br />
forte ohne Bögen sind wohl non legato gedacht.<br />
III, C-Dur: Das Stück lässt sich bestens mittels<br />
Manualwechsel «orchestrieren». Auf diese Weise<br />
ist die Dynamik auch auf schwellerlosen Orgeln<br />
Beispiel 11: Ropartz, Au pied de l’autel, III, C-Dur<br />
realisierbar. Sogar zweimanualiges Spiel kann<br />
angebracht sein (Beispiel 11). Ausnahmsweise<br />
lässt sich auch das Pedal beiziehen (Oktaven der<br />
linken Hand am Schluss).<br />
Nr. V, a-moll: eine hübsche Allegretto-Fuge<br />
«en demi teintes».<br />
Nr. XII, D-Dur: ein sehr schwungvolles<br />
Stück mit auffällig vielen Quintsprüngen, eines<br />
der längsten der Sammlung, mit elegischem Mittelteil;<br />
gibt ein sehr geeignetes Ausgangsspiel zu<br />
Liedern wie «Lobe den Herren» oder «Komm,<br />
Herr, segne uns» ab.<br />
XXXIII, Es-Dur: ein moderneres Gegenstück<br />
zur Prière in e-moll von Franck, das mit<br />
exquisiten harmonischen Finessen aufwartet.<br />
XXXVI, c-moll: eines der wenigen pathetischen<br />
Forte-Stücke, Bearbeitung «einer typischen<br />
drehenden» bretonischen Volksmelodie.<br />
Mit seinen Unisoni- und Chant-lié-Passagen erinnert<br />
es an grosse Orgelwerke (Beispiel 12).<br />
Wohl das wirkungsvollste Stück der Sammlung:<br />
viel Musik bei geringem technischem Aufwand.<br />
Hier ist wohl für einmal der dunkle Zungentuttiklang<br />
à la Franck angebracht. Die Dynamik<br />
kann bei Fehlen eines Schwellers mit Manualwechseln<br />
nachgezeichnet werden, freilich dann<br />
unter Verzicht auf die zahlreichen Übergänge.<br />
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