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Vertiefungsarbeit „Borderline- Syndrom“ - Andreoli AG

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<strong>Vertiefungsarbeit</strong><br />

<strong>„Borderline</strong>- <strong>Syndrom“</strong><br />

Campbell Fiona<br />

&<br />

Annen Rafael<br />

Berufsschule für Gestaltung Zürich<br />

Medien Form Farbe<br />

IL5A<br />

13. November 2008


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort: Campbell Fiona & Annen Rafael 2<br />

Geschichte Borderline Syndrom<br />

Entstehung des Begriffes Borderline 4<br />

<strong>„Borderline</strong>“ (Grenzlinie)<br />

Erste Diagnose 6<br />

Bekanntheitsgrad der <strong>„Borderline</strong><br />

Persönlichkeitsstörung“<br />

Symptome 6-7<br />

9 Symptome<br />

Ursachen 7-8<br />

Mindestens 5 Möglichkeiten Symptome<br />

Wir begegnen Borderline- Patienten<br />

Campbell Fiona: Begegnung mit mir selbst 9-11<br />

Annen Rafael: Beziehung mit einer<br />

Borderline Betroffenen 14<br />

Behandlungs- &<br />

Heilungsmöglichkeiten<br />

Verschiedene Therapien, Möglichkeiten:<br />

Hilfe finden 15<br />

Die Dialektisch- Behaviorale Therapie 15<br />

Übertragungsfokussierte Psychotherapie 16<br />

Beziehung zu dem Therapeuten 16<br />

Medikamentöse Behandlung 16<br />

Um Dissoziationen zu vermeiden:<br />

Skills- Koffer 16<br />

Hilfe zum Erstellen eines Skills- Koffer 18<br />

Andere Gruppenmöglichkeit 18<br />

Interview’ s mit Bezugspersonen:<br />

Herr Ch. Kuster/ Pfleger 19-20<br />

Die Nachtwache 20<br />

Unser Schlusswort<br />

Campbell Fiona 21<br />

Annen Rafael 21<br />

Literatur- Quellenverzeichnis 22<br />

Fremdwörter<br />

Paranoid: „Neben dem Verstand“<br />

Dissoziation: „Trennen von Körper und Geist“<br />

BPS: <strong>„Borderline</strong>- Persönlichkeitsstörung“<br />

DBT: „Dialektisch Behaviorale Therapie“<br />

Individualtendenz: „Neigung zur individuellen<br />

Wahrnehmung“<br />

Stigmatisierung: „Abweichung vor Normalität zu<br />

sozialer Diskriminierung führende<br />

Charakterisierung einer Person oder<br />

Gruppe“<br />

Skills: „Fertigkeiten“


Vorwort: Campbell Fiona & Annen Rafael<br />

Uns gingen am Anfang viele verschiede Themen<br />

durch den Kopf. Schlussendlich entschieden wir<br />

uns für das Thema Borderline- Syndrom. Wir<br />

kamen darauf, weil wir in unserem Freundeskreis<br />

selbst Menschen haben die davon betroffen sind,<br />

und wir das unseren Mitmenschen näher bringen<br />

wollen.<br />

Wir wollen eine bessere Einsicht in das Leben<br />

eines Borderline- Patienten ermöglichen, damit<br />

die, Betroffenen besser verstanden werden und<br />

dessen Mitmenschen wissen wie sie damit<br />

umgehen können, und an wen man sich am<br />

besten wenden kann. Vor allem, dass diese<br />

Menschen wissen dass sie nicht alleine sind, und<br />

die die noch nie was davon gehört haben, sehn<br />

dass es doch viele Menschen gibt die davon<br />

betroffen sind.<br />

Wir möchten allen danken die uns in dieser Zeit<br />

unterstütz haben, und an uns, und unsere Arbeit<br />

geglaubt haben, und uns Mut gemacht haben,<br />

wenn wir kurz vor dem Verzweifeln waren. Vielen<br />

Herzlichen Dank!<br />

° 2 °


° 1 °


Geschichte Borderline Syndrom<br />

Entstehung des Begriffes Borderline:<br />

Ende der 30er Jahre wurde der Begriff<br />

<strong>„Borderline</strong>“ (Grenzlinie) vom Amerikanischen<br />

Psychoanalytiker William Louis Stern eingeführt.<br />

Er charakterisierte damit Menschen mit<br />

psychischer Beeinträchtigung, die zwischen<br />

Neurose und Psychose schwankten. Ursprünglich<br />

bezeichnete der Begriff also eine bestimmte<br />

Gruppe, die an dieser Störung litt.<br />

Definition von Neurose: Zusammengefasst<br />

ausgedrückt, sind Neurosen störende, länger<br />

andauernde psychische Einstellungen oder<br />

Verhaltensgewohnheiten, wie z.B. Hemmungen,<br />

Furcht, Unsicherheit oder Depressionen, ohne<br />

nachweisbare organische Ursachen. Demnach<br />

entsteht eine Neurose im Verlauf der<br />

menschlichen Entwicklung durch bestimmte<br />

Erfahrungen, wie länger andauernde<br />

Lernprozesse oder einschneidende Erlebnisse, die<br />

bei Betroffenen meist unverständlich bleiben und<br />

von ihnen vor allem nicht ausreichend kontrolliert<br />

werden können. Allerdings haben Patienten die an<br />

einer Neurose leiden ein zumindest vages<br />

Bewusstsein von ihrer Störung, an der sie leiden.<br />

Ebenfalls zu erwähnen ist, dass ein Zerfall<br />

psychischer Funktionen, wie z.B. des Denkens<br />

oder der Wahrnehmung, bei einer Neurose nicht<br />

auftritt.<br />

Definition von Psychose: Eine Psychose ist der<br />

Sammelbegriff seelischer Erkrankungen, die mit<br />

tief greifenden Störungen psychischer Funktionen<br />

verbunden sind. Im Gefolge kommt es dabei oft zu<br />

Wahnvorstellungen, Halluzinationen und schweren<br />

Gedächtnis- oder Affektstörungen die meist zu<br />

Fehleinschätzungen der Realität und zu schwer<br />

einfühlbaren Verhaltensänderungen führen.<br />

Menschen die an einer Psychose erkranken,<br />

erleben oft ihre Umgebung und nicht sich selber<br />

als verändert. Im akuten Stadium verfügen sie<br />

über keine, oder nur eine im Ansatz vorhandene<br />

Krankheitseinsicht.<br />

Schon bald nach der Einführung des Begriffs<br />

<strong>„Borderline</strong>“ von William Louis Stern, wurde aber<br />

erkannt, dass diese Störung in ihrer Gesamtheit<br />

eher als Persönlichkeitsstörung zu sehen ist. Der<br />

Begriff Borderline hat somit zwar seine inhaltliche<br />

Bedeutung verloren, wurde aber trotzdem als<br />

Krankheitsname beibehalten. Mittlerweile gelten<br />

Borderline- Persönlichkeitsstörungen als<br />

eigenständiges Krankheitsbild und werden mit der<br />

Instabilität von Gefühlen und Verhalten definiert<br />

° 4 °


Erste Diagnosen<br />

Im Wesentlichen ist uns diese psychische<br />

Krankheit eher unbekannt. Dies hat auch seine<br />

Gründe. Zunächst ist die Diagnose <strong>„Borderline</strong>,<br />

Persönlichkeitsstörung“ erst sehr spät als solche<br />

definiert worden. Der Verband amerikanischer<br />

Psychiater hat das Syndrom 1980 in sein<br />

Diagnostisches und Staatliches Manual<br />

aufgenommen. Ärzte und Psychiater wissen noch<br />

zu wenig über diese Krankheit, deshalb wird die<br />

Diagnose Borderline- Syndrom im Verhältnis zu<br />

anderen psychischen Störungen auch nicht so oft<br />

gestellt. Dazu kommt, dass ein Arzt der diese<br />

Diagnose stellt, dem Patienten die Nachricht<br />

wegen seiner Instabilität vorenthält, oder die<br />

Krankheit kurz anspricht aber nicht näher darauf<br />

eingeht.<br />

Aus der Statistik geht hervor, dass gut zwei<br />

Prozent der Bevölkerung an der Borderline<br />

Störung erkrankt. Demnach gehört sie zu den<br />

verbreiteten psychischen Störungen. Bei zwei<br />

Prozent aller Psychischerkrankten sind ebenfalls<br />

Symptome der Persönlichkeitsstörung<br />

aufzuweisen. Wenn das Krankheitsbild noch von<br />

den Geschlechtern aus betrachtet wird, sind ein<br />

Viertel der Betroffenen Männer. Meist allerdings<br />

kann das Symptom bei Mädchen und Frauen im<br />

Alter zwischen 15 und 25 Jahren diagnostiziert<br />

werden.<br />

Symptome<br />

Empfindung und Verhalten eines Borderline-<br />

Erkrankten: Menschen mit einer Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörung haben dieselben Gefühle<br />

wie andere. Der Unterschied liegt darin, dass sie<br />

weit intensiver fühlen, extremer reagieren, dass es<br />

ihnen meistens schwer fällt, ihre Emotionen und<br />

ihr Verhalten zu kontrollieren. Ebenfalls von<br />

grosser Bedeutung ist das sogenannte<br />

schwarz/weiss Sehen von Patienten mit einer<br />

Persönlichkeitsstörung. Dies ist wie folgt zu<br />

verstehen; Menschen mit einer Störung erkennen<br />

keine oder nur sehr geringe Zwischenzonen,<br />

sogenannte Grauzonen, für sie erscheint alles<br />

entweder gut oder schlecht, lieb oder böse. In der<br />

folgenden Auflistung von Denkmustern,<br />

Emotionen und Handlungsweisen, welche<br />

charakteristisch sind für Borderline- Patienten, ist<br />

dies gut erkennbar.<br />

Die nun folgenden Auflistung zeigt die am<br />

häufigsten vorkommenden und zum Teil gut<br />

erkennbaren Symptome einer<br />

Persönlichkeitsstörung. Eine Borderline- Störung<br />

liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit vor, wenn ein<br />

Mensch an mindestens fünf dieser Symptome<br />

leidet.<br />

° 6 °


1. Symptom: Unbeständige und unangemessene<br />

intensive zwischenmenschliche Beziehung<br />

2. Symptom: Selbstschädigende<br />

Verhaltensweisen<br />

3. Symptom: Starke Stimmungsschwankungen<br />

4. Symptom: Unangemessene Zornausbrüche<br />

5. Symptom: Die Selbstverletzung und<br />

Suiziddrohungen oder Suizidversuche<br />

6. Symptom: Das Fehlen eines klaren Identitäts-<br />

Gefühls<br />

7.Symptom: Die chronische Langeweile und<br />

Leere<br />

8. Symptom: Die Angst vor dem Verlassenwerden<br />

9. Symptom: Stressabhängige paranoide<br />

Phantasien oder schwere dissoziative Symptome<br />

Ursachen<br />

Die nun folgenden fünf Punkte kommen als<br />

mögliche Auslöser einer Borderline Störung in<br />

Frage:<br />

- Eine mögliche Entwicklungsstörung in den ersten<br />

drei Lebensjahren, z.B. lernen Borderliner nicht,<br />

dass wichtige Personen in ihrem Leben, wie zum<br />

Beispiel die Mutter, gut und böse sein können. Sie<br />

halten diese Züge voneinander getrennt.<br />

- Missbrauch (physisch, psychisch, sexuell)<br />

- Eine emotionale Vernachlässigung nahe<br />

stehender Personen, wie Familie oder Freunde.<br />

Das Gefühl vermittelt bekommen zu haben, nicht<br />

geliebt zu werden.<br />

- Traumatische, einschneidende Erlebnisse auf<br />

psychischer oder physischer Ebene.<br />

- Allgemeine Konflikte im Jugendalter, wie z.B. im<br />

Rahmen der Ablösung vom Elterhaus oder<br />

unerträgliche Auseinandersetzungen zwischen<br />

nahe stehenden Personen.<br />

Abgesehen von diesen Faktoren sorgen zudem<br />

noch eine Menge gesellschaftlicher<br />

Veränderungen dafür, dass sich aus einer leichten<br />

Persönlichkeitsstörung im Laufe der Zeit eine<br />

massive Borderline Persönlichkeitsstörung<br />

entwickeln kann. Als Beispiel kann hier die<br />

Individualtendenz, verbunden mit einem Rückgang<br />

der Unterstützung der Familie und dem sozialen<br />

Umfeld genannt werden.<br />

° 7 °


Wie können Angehörige einen guten Umgang<br />

finden?<br />

Hilfreich ist eine Umgangsweise, die von<br />

Verständnis und klaren Grenzen geprägt ist.<br />

Borderline- Betroffene leiden selbst am meisten<br />

unter ihren Borderline- Verhaltensweisen, können<br />

sie aber in Krisensituationen häufig nicht<br />

kontrollieren. Klare Grenzen sind wichtig, um sich<br />

und den Betroffenen vor schädigendem Verhalten<br />

zu bewahren. Meist ist es in Krisensituationen<br />

nicht möglich, die Konflikte im Gespräch zu lösen.<br />

Wut und Logik passen nicht zusammen. Häufig ist<br />

es dann besser, sich als Angehöriger zunächst<br />

zurückzuziehen und erst später die Probleme<br />

noch einmal anzusprechen. Besteht die Gefahr,<br />

dass sich der Betroffene selber deutlich schädigt,<br />

ist Hilfe von aussen nötig. Angehörige sollten sich<br />

nicht scheuen, in solchen Situationen den Notarzt<br />

zu rufen oder den Betroffenen zu ermutigen,<br />

seinen Therapeuten oder eine Klinik aufzusuchen.<br />

Immer wieder kommt es vor, dass Betroffene und<br />

Angehörige bestimmte Symptome ganz<br />

unterschiedlich beurteilen. Selbstverletzungen<br />

etwa werden von vielen Angehörigen als sehr<br />

dramatisch erlebt, vor allem wenn sie erstmals<br />

davon erfahren. Viele Betroffene hingegen<br />

akzeptieren sie als schlechte aber immerhin<br />

entlastende Möglichkeit, um schwierige<br />

emotionale Zustände zum Abklingen zu bringen.<br />

Ist die Krise vorbei, sollten Angehörige und<br />

Betroffene besprechen, welcher Umgangsstil bei<br />

einer erneuten Krise hilfreich ist. Sie können dann<br />

beispielsweise vereinbaren, wie sich der<br />

Angehörige verhalten sollte, wenn bestimmte<br />

Symptom durch das Verhalten des Angehörigen<br />

nicht noch gefördert werden sollten. Das passiert<br />

beispielsweisse dann, wenn ein Partner nur dann<br />

Zeit für seine Freundin hat, wenn es ihr schlecht<br />

geht und sie von ihrem Selbstverletzungsdrang<br />

berichtet.<br />

° 8 °


Wir begegnen Borderline- Patienten<br />

Campbell Fiona: Begegnung mit mir selbst<br />

° Ich nach einem Zwischenfall<br />

Ich wusste lange nicht, dass ich selbst an der<br />

Borderline Störung leide. Ich merkte einfach, dass<br />

etwas nicht stimmte, jedoch wollte ich nie einen<br />

Psychiater oder sonst jemanden aufsuchen.<br />

Doch in meiner letzten Beziehung wurde mein<br />

Zustand immer schlimmer, und ich fiel immer<br />

tiefer. Also beschloss ich, einen Psychiater<br />

aufzusuchen, als meine ständigen<br />

Suizidgedanken und Träume nicht enden wollten.<br />

Die Therapiesitzungen verliefen nicht schlecht,<br />

und ich fand grosses Vertrauen in meinen<br />

Therapeuten. Jedoch verschlimmerte sich mein<br />

Zustand extrem. Die Ärzte dachten, dass es auch<br />

daran lag, dass sich eine gute Freundin von mir<br />

das Leben genommen hatte, und mir die Situation<br />

einfach zu viel wurde.<br />

° Bisswunden ° Kniffwunden<br />

Es kam so weit, dass ich mich nicht nur selbst<br />

gebissen und gekniffen hatte, sondern dass ich<br />

anfing mich selbst zu schneiden. Zuerst nur fein,<br />

und nicht all zu tief. Aber als ich mir schier meinen<br />

Brustkorb aufgeschnitten hatte, merkte ich dass es<br />

so nicht mehr weiter gehen konnte. Ich ging<br />

schlussendlich zu meinem Therapeuten, der mir<br />

dann geholfen hat einen Klinikplatz zu suchen,<br />

was auch geklappt hat. Und somit trat ich am 20<br />

August 2008 in die Klinik ein.<br />

° 9 °


Ich kam auf die Akutstation, zum Glück auf die<br />

offene. Ich nahm an vielen Therapien teil, und<br />

lernte viel über mich selbst, was sehr anstrengend<br />

war. Vor allem wenn man auf einmal<br />

Gefühle wahrnimmt, die einen selbst betreffen. Ich<br />

habe in dieser Zeit gelernt, meine Krankheit zu<br />

akzeptieren, und mache mir keine Vorwürfe mehr,<br />

wenn ich wieder einen Zwischenfall gehabt habe,<br />

und es zu Selbstverletzungen gekommen ist.<br />

Mittlerweile kenne ich auch die Gründe, warum ich<br />

an dieser Krankheit leide. Es begann bei mir<br />

schon in der frühen Kindheit. Ich wurde von<br />

meinem leiblichem Vater und dessen Familie nie<br />

akzeptiert, und musste immer um Anerkennung<br />

und Liebe kämpfen, die ich jedoch nie bekommen<br />

habe. Ich durfte bei ihnen nie mich selbst sein,<br />

musste immer das tun was sie von mir erwarteten.<br />

Ich wurde von ihnen so erzogen: Du kannst nichts,<br />

du bist nichts, und aus dir wird nie etwas werden.<br />

Meine Mutter und mein Stiefvater, wie auch meine<br />

Schwester, waren die einzigen, die mich so<br />

nahmen und liebten wie ich bin. Doch wegen<br />

meines leiblichen Vaters konnte ich mich nicht mal<br />

mehr beim Rest von meiner Familie öffnen, sie an<br />

mich und meine Gefühle und Gedanken ran<br />

lassen. Ich zog mich immer mehr zurück, sagte<br />

nicht mehr, was ich fühlte und dachte. Ich lebte in<br />

ständiger Angst, etwas falsch zu machen, oder<br />

den Erwartungen anderer nicht gerecht zu<br />

werden.<br />

Ich ging ca. 4 Jahre lang nicht mehr nach<br />

draussen, abgesehen von der Schule, die ich<br />

besuchte. Sonst verbrachte ich die Zeit zuhause,<br />

oft in meinem Zimmer. Ich wusste nicht, wer ich<br />

bin, was ich will, was ich kann und was ich fühle,<br />

ausser die Kälte, die sich in mir breit machte und<br />

in der Leere in der ich lebte. Ich schaute oft in den<br />

Spiegel, doch erkennen konnte ich mich nicht.<br />

Mit 11 verlor ich meine Tante. Sie war mein Ein<br />

und Alles. Und als ich 12 Jahre alt war, haute<br />

mein Erzeuger nach Deutschland ab, und als er<br />

dies machte, kam bei mir der Zeitpunkt, wo ich<br />

entschied den Kontakt zu ihm abzubrechen.<br />

Mit 15 dachte ich dass mein Leben endlich<br />

anfängt, doch besser wurde es nicht wirklich, vor<br />

allem, weil ich meinen Stiefbrüdern ihre Mutter, so<br />

zu sagen ins sterben begleitet habe, und ein<br />

weiterer Mensch der mir wichtig und sehr nahe<br />

war, verlor.<br />

° 10 °


Ein Tag nach meinem 16. Geburtstag wurde ich<br />

vom besten Freund meiner Schwester<br />

vergewaltigt. Mir wurde an diesem Tag alles<br />

genommen, was von mir noch übrig war. Ich<br />

konnte lange nicht darüber reden. Doch als ich es<br />

endlich konnte, bekam ich nicht die Unterstützung<br />

oder den Frieden, nach dem ich mich gesehnt<br />

hatte. Ich ging nicht zu einem Psychiater und<br />

zeigte ihn auch nicht an. Heute frage ich mich ob<br />

das wirklich die richtige Entscheidung gewesen<br />

war, ihn nicht anzuzeigen. Über all die Jahre, in<br />

denen ich nicht ich sein konnte, und schon von<br />

früher Kindheit mit dem Leben und dem Tod<br />

konfrontiert wurde, weil so viele Menschen die ich<br />

kannte und liebte an den Tod verloren habe, hatte<br />

ich nie die Zeit, die Wunden heilen zu lassen, und<br />

einfach mal glücklich zu sein. Meine Welt wird<br />

regiert, von schwarz und weiss, und vom Leben<br />

und dem Tod. Ich kämpfe schon seit Jahren, und<br />

ich kämpfe mit jedem einzelnen Tag. Nur bin ich<br />

heute so weit, dass ich mir helfen lasse, und mich<br />

mehr öffnen kann.<br />

Was ich hier geschrieben habe ist nur ein kleiner<br />

Teil, von dem, was geschehen ist. Jedoch gehört<br />

dies zu meinem Leben. Ich muss noch vieles<br />

lernen, jedoch werde ich kämpfen, egal wie mich<br />

andere Menschen sehn. Doch das, was am<br />

schwierigsten ist, ist die Menschen die mir wichtig<br />

sind, an meinem Leben teil haben zu lassen, und<br />

sie nicht immer wegzustossen. Es ist schwierig zu<br />

erklären, jedoch das eine Buch, das ich über<br />

Borderline gelesen habe trifft mit dem Titel so<br />

genau, dass ich es nicht besser beschreiben<br />

könnte. Er heisst „Ich hasse dich, verlass mich<br />

nicht“. Dieses Buch ist empfehlenswert. Und erst<br />

recht, wenn ihr diese Persönlichkeitsstörung<br />

verstehen wollt, ohne dass ihr diesen Menschen<br />

mit Vorwürfen oder Vorurteilen entgegen kommt.<br />

Es ist nicht leicht dies zu erklären, warum und<br />

wieso wir was machen, oder fühlen. Im Gegenteil,<br />

es ist extrem belastend, vor allem durch Angst,<br />

dass wir von dieser Gesellschaft nicht akzeptiert<br />

und respektiert werden können. Unsere<br />

Vergangenheit ist da, und wird immer da bleiben,<br />

und die Zukunft ist dies, auf die wir hoffen, und<br />

zugleich am meisten Angst haben, und die<br />

Gegenwart ist die, die wir am wenigsten<br />

wahrnehmen und realisieren, und nur selten mal<br />

geniessen können. Denn es ist so vieles gewesen<br />

und es wird noch so vieles sein. Doch diese<br />

Gedankengänge und dieser nicht enden<br />

wollenden Teufelskreis, ist das was ich versuche<br />

zu durchbrechen, um endlich einfach nur mal<br />

glücklich und frei sein zu können.<br />

° 11 °


Gedicht<br />

Ich kämpfe, ich flehe, ich verdränge den Gedanken,<br />

will nichts mehr hörn, nichts mehr sehn, will nur<br />

noch gehen, lass mich frei, nimm die lasten von mir,<br />

lass mich fühlen, alles andere als denn hass und die<br />

Wut, der Druck denn ich spüre, und den Drang<br />

mich zu wehren, gegen mich gegen dich, gegen alles<br />

was in mir ist.<br />

Das ewige schwarzweiss denken, die Angst, und das<br />

Gefühl der ewigen Einsamkeit, die Trauer, die im<br />

Schweigen dahin brodelt, und wartet bis es jemand<br />

sieht, die Hoffnung die ich längst verloren hab, und<br />

den Sinn den ich nicht finden kann.<br />

Das ewige Gefühl der eisigen Dammnis, und dass<br />

Betrachten seines Spiegelbilds und nichts mehr<br />

erkennen weder eine Hülle seines selbst.<br />

Wie ein Schleier der sich über einem legt, und die<br />

Dunkelheit nach der man sich sehnt. Die Dunkelheit<br />

die dir Schutz und Sicherheit gewährt, und den<br />

Willen sich selbst zu finden, schliesslich alleine in<br />

der Dunkelheit verloren, und in der Dunkelheit sich<br />

selbst gesucht, doch weder sich selbst noch ein Licht<br />

das einem aus der Dunkelheit entreissen könnte.<br />

Öffne mein Portemonnaie, und nehme es heraus,<br />

klapp es auf. Sehe dem Gegenstand entgegen, und<br />

sehe nichts, ausser die Klinge, die funkelt, und<br />

leuchtet, und mir den einzigen Weg weist, weil alles<br />

andere um mich rum sich selbst auflöst und in<br />

kleine Stücke zerreisst.<br />

Merke nicht was um mich herum geschieht, erkenne<br />

nur die Klinge, die sich jetzt Stück für Stück in<br />

meine Haut rein ritzt. Ganz fein, und jeder Schnitt<br />

geplant, in diesem Wahn, den ich nun nicht mehr<br />

steuern kann.<br />

Zuerst alles nur feine und kleine Schnitte, dann fang<br />

ich wieder vorne an. Zuerst war’s nur mein Bein,<br />

schlussendlich musste es mein Brustkorb sein.<br />

Doch ich begriff es geht nicht mehr, nicht so, nicht<br />

für immer, nicht für jetzt, ich brauch Hilfe, ich muss<br />

gehen.<br />

Zuerst beim Therapeuten, schlussendlich wies ich<br />

mich selbst in eine Klinik ein.<br />

Es ist schwer, kämpfe Tag für Tag, Stunden für<br />

Stunden, und sehr oft ringe ich zum Teil um<br />

Sekunden. Es wird ein langer Kampf, das bin ich<br />

mir bewusst.<br />

Jedoch wenn ich leben will, dann muss ich da durch.<br />

Im täglichen Kampf mit meinem Leben, dem Tot,<br />

und der Klinge, jedoch werd ich mich stellen, und<br />

werde das Borderline eines Tages besiegen, und das<br />

für immer!<br />

° 12 °


Annen Rafael: Beziehung mit einer Borderline<br />

Betroffenen<br />

Meine Exfreundin, Jessica, ist von der Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörung betroffen. Ich erlebte sie in<br />

diesen 4 Jahren, die wir zusammen waren, als<br />

eine sehr liebe, jedoch auch sehr unsichere junge<br />

Frau. Sie fragte sich oft nach dem Sinn des<br />

Lebens, und wusste nicht, wer sie war und was sie<br />

wollte. Sie versuchte sich immer wieder mit<br />

anderen Sachen abzulenken, und das Leben<br />

einfach zu geniessen, jedoch hörten ihre<br />

ständigen Gedankenkreisläufe nicht auf.<br />

Sie fing an sich zu ritzen, und magerte sich so ab<br />

dass sie mit 17 Jahren gerade mal noch 35 kg<br />

wog. Sie gab sich auf, sich- und alles, was um sie<br />

war.<br />

In der Schule konnte Jessica recht gut mithalten,<br />

aber die guten Leistungen die sie erbrachte gaben<br />

ihr nicht das selbstbewusste und sichere Gefühl,<br />

das sie brauchte.<br />

Wenn sie sich was vorgenommen hatte, wie zum<br />

Beispiel nichts Süsses zu essen, und es trotzdem<br />

tat, fügte sie sich, sobald sie alleine war, einen<br />

weiteren Schnitt zu.<br />

Für sie war es sehr schwer sich in die Gesellschaft<br />

zu integrieren, da sie immer angst hatte beurteilt<br />

zu werden. Ihr viel es schwer in einer mit anderem<br />

an einem Tisch zu essen, da sie sich immer<br />

beobachtet fühlte, das löste in ihr eine Spannung<br />

aus die für sie immer unerträglicher wurde. Dies<br />

war zum teil einer der Auslöser, die sie so weit<br />

brachten, sich selbst zu verletzten, und sich<br />

zurück zog und niemand mehr an sich ran lies. Sie<br />

hatte immer wieder mühe damit, Menschen die sie<br />

liebte an sich ran zu lassen. Es kehrte sich in<br />

Sekunden. Man konnte sie in denn Armen halten,<br />

und im nächsten Moment merkte man richtig, wie<br />

es ihr immer unangenehmer wurde, und sie nur<br />

noch weg wollte.<br />

Unsere Beziehung war nicht gerade einfach, vor<br />

allem da ich oft nicht wusste, was ich tun konnte.<br />

Aber ich versuchte sie so gut es ging zu<br />

unterstützen. Es tat mir weh wenn ich sah, dass<br />

sie sich selbst wieder verletzt hatte. Doch ich<br />

nahm sie so wie sie war. Ich bereue es nicht,<br />

diese Zeit mit ihr verbracht zu haben, denn ich<br />

habe vieles durch sie gelernt. Und auch heute<br />

haben wir noch einen guten Kontakt zu einander,<br />

und konnten eine Freundschaft aufbauen die uns<br />

sehr wichtig ist.<br />

° 14 °


Behandlungs- &<br />

Heilungsmöglichkeiten<br />

Verschiedene Therapie Möglichkeiten:<br />

Hilfe finden<br />

Auch heut zu Tage ist die Frage, ob man<br />

Borderline heilen kann oder nicht, immer noch<br />

umstritten. Jedoch gibt es dank den Fortschritten<br />

von Therapien und Psychiatern eine bessere<br />

Aussicht auf Heilung. Man kann vieles bewirken,<br />

jedoch weil Borderline ein Teil einer Person ist,<br />

wird man eine gewisse Symptomatik nicht einfach<br />

los, jedoch findet man Mittel und Wege, viele<br />

Situationen und Symptomatiken so weit unter<br />

Kontrolle zukriegt, dass man sich nicht immer so<br />

ausgeliefert fühlen muss, und das leben mehr<br />

geniessen kann. Die Selbstverletzungen und die<br />

Suizidgedanken kann man zum Teil Dank der<br />

langen Therapien in den Griff bekommen, und<br />

diese sogar ganz los werden.<br />

Für die Betroffenen ist es sehr wichtig, dass sie<br />

eine gute Fachperson findet, die sich auf diese<br />

Krankheit spezialisiert hat. Doch dies ist, nicht<br />

gerade leicht. Am besten wäre es wen eine<br />

Zusatzausbildung die auf Borderline- spezifische<br />

Psychotherapiemethoden ausgerichtet ist. Heute<br />

sind die meistversprechenden Methoden die<br />

Dialektisch Behaviorale Therapie und die<br />

Übertragungsfokussierte Psychotherapie.<br />

Die Dialektisch- Behaviorale Therapie (DBT)<br />

Der Begriff Dialektisch bedeutet Gegensätze<br />

aufzulösen, und zum Beispiel wie die schwarz-<br />

weiss Malerei zu überwinden, und zu lernen, dass<br />

es sozusagen auch verschiedene Töne gibt. Damit<br />

man einsehen kann, dass es nicht nur Gut und<br />

Böse gibt, sondern, das auch beides möglich ist.<br />

Man lernt, dass es nicht nur um Veränderung im<br />

Leben geht, sondern dass man diese auch<br />

akzeptieren kann.<br />

Behavioral bedeutet, dass man die<br />

Therapieverfahren konkret am Verhalten des<br />

Betroffenen ansetzt. Das heisst, dass man sich<br />

zuerst auf die Lebensgeschichtlichen<br />

Zusammenhängen konzentriert.<br />

Diese Therapie wird als Gruppe oder<br />

Einzeltherapie durchgeführt. Die meisten<br />

besuchen eine Gruppe während des Klinik<br />

Aufenthalts, jedoch kann sie auch in ambulanten<br />

Bereichen genutzt werden.<br />

Man lernt in der DBT Dinge, wie<br />

Achtsamkeitsübungen, Förderung<br />

zwischenmenschlicher Fähigkeiten, und Umgang<br />

mit Gefühlen, wie auch Methoden und Mittel zu<br />

finden, die einen abhalten können sich selbst zu<br />

verletzen. Das sind die sogenannten Skills.<br />

Ganz wichtig ist die Zusammenarbeit mit dem<br />

Psychiater, der immer erreichbar ist, und mit<br />

einem an der DBT weiter arbeiten kann, damit<br />

man die richtige Unterstützung zur Gruppe hat.<br />

° 15 °


Übertragungsfokussierte Psychotherapie<br />

Der betroffene Mensch lernt hier seine eigene<br />

Persönlichkeit besser wahrnehmen und zu sich<br />

selbst zu finden. Das wird in der Einzeltherapie mit<br />

einem Psychiater analysiert und unterstützt. Es<br />

wird im hier und jetzt gearbeitet, und nicht die<br />

früheren Beziehungen und Erlebnisse hinterfragt.<br />

Dadurch das können borderlinespezifische<br />

Wahrnehmungen und Verhaltensweisen reflektiert<br />

und verändert werden. Schlussendlich soll die<br />

Person zu sich und seiner eigenen Identifikation<br />

findet, und somit auch viele Konflikte in den Griff<br />

bekommen kann.<br />

Beziehung zu dem Therapeuten<br />

Es ist wichtig, dass man jemanden findet, zu dem<br />

man Vertrauen aufbauen kann und bei dem man<br />

sich verstanden fühlt, was entscheidend ist für die<br />

Zusammenarbeit. Es kann vorkommen, dass man<br />

mehrere Therapeuten wechseln muss, bis man<br />

heraus findet, wer einem am besten zu sagt. Es ist<br />

auch wichtig, dass man sich nicht scheut, den<br />

Therapeuten nach seinen Erfahrungen und<br />

Methoden zu fragen, um herauszufinden, wieviel<br />

er selbst über Borderline weiss.<br />

Medikamentöse Behandlung<br />

Es gibt kein Medikament, das für die Borderline<br />

Persönlichkeitsstörung spezifisch hilft. Jedoch<br />

gibt’s Möglichkeiten der medikamentösen<br />

Behandlungen Symptome abzumildern wie z.B.<br />

emotionale Instabilität, hohes Anspannungs-<br />

Niveau. Das heisst zum Beispiel, wenn ein<br />

Borderline- Betroffener unter Angstzuständen und<br />

Schlafstörungen und unter anhaltenden<br />

Depressionen leidet, ist durch eine spezielle<br />

Zusammenstellung von Psychopharmaka eine<br />

medikamentöse Behandlung möglich.<br />

Skills- Koffer<br />

Der Skills- Koffer hilft in Krisen Situationen. Das<br />

heisst, wenn jemand, der unter Borderline leidet,<br />

kauft sich eine Kiste oder eine Schachtel oder<br />

eben einen kleinen Notfall Koffer, oder baut selbst<br />

einen, dem Sie oder Er die wichtigsten<br />

Gegenstände darin verstaut, jedoch jederzeit<br />

darauf zurückgreifen kann und dies auch immer<br />

wieder regelmässig anwendet. Oft sind es kleine<br />

Dinge wie Fotos, Musik, Tagebuch, Notizheft,<br />

Zeichnungsmaterial, Kerze, Duft Öle, Stofftier,<br />

CDs usw. Es sind eigentlich alles ganz alltägliche<br />

Sachen, die oft benützt werden, und für viele<br />

Menschen nichts wirklich Wichtiges darstellen,<br />

oder merkt, dass sich andere Menschen mit<br />

solchen Sachen festhalten, damit sie überhaupt<br />

existieren können und sich selbst somit nicht<br />

aufgeben.<br />

° 16 °


Hilfe des Erstellens eines Skills- Koffer<br />

Die meisten Borderline- Betroffenen suchen sich<br />

schon früh ihre Skills zusammen, jedoch wissen<br />

sie selbst oft nicht, dass sie das im<br />

Unterbewusstsein machen. Sie kennen die<br />

Situation nur all zu gut, wenn die Skills versagen,<br />

oder mit der Zeit an Wirkung verlieren.<br />

Die beste Hilfe und Unterstützung bekommt man<br />

in einer Skills Gruppe, in der sogenannten DBT.<br />

Das ist eine Gruppe die man entweder ambulant,<br />

oder stationär besuchen kann. Die Wartelisten<br />

sind ziemlich lang, und es dürfen nur Menschen<br />

teilnehmen die wirklich an der Borderline<br />

Persönlichkeitsstörung leiden.<br />

Die Gruppe wird im kleinen Rahmen therapeutisch<br />

angeleitet. Das, was den meisten Borderline<br />

Patienten am meisten hilft sind nicht etwa die<br />

Ratschläge der Gruppenleiter, sondern die<br />

Ratschläge, die sie von den anderen Patienten<br />

bekommen, und viele auch umsetzen können. Es<br />

ist so, dass viele der Skills nicht wirken, jedoch<br />

fühlt man sich endlich verstanden und ernst<br />

genommen, ohne dass man lange nach Worten<br />

suchen muss.<br />

Es gibt einem Kraft, und begleitet einen über einen<br />

längeren Zeitraum. Am besten ist es, wenn man<br />

mindestens 6 Monate in dieser DBT Gruppe sein<br />

kann, um sich mit allem auseinander zu setzen.<br />

So lernt man die Skills und gewöhnt sich an sie,<br />

um sie in Zuständen höchster Anspannungen<br />

anwenden zu können. Für dies wird auch eine<br />

kleine Notfallkarte erstellt, wo die wichtigsten<br />

Dinge drauf stehen, wie Name und<br />

Telefonnummern. Sie kann, wie eine Kreditkarte<br />

im Portemonnaie mit sich herumgetragen werden.<br />

Andere Gruppenmöglichkeiten<br />

Da die Skillsgruppe (DBT) noch nicht allzu<br />

verbreitet ist, und es viel zu wenig Plätze für die<br />

Borderline Patienten gibt, können diese auch<br />

noch andere Arten von Therapiegruppen<br />

besuchen, wie zum Beispiel Depressionsgruppe,<br />

Suchtbehandlungsgruppe,<br />

Angstbewältigungstraining, Soziale<br />

Kompetenzgruppen, Achtsamkeitsübung.<br />

Auch Kunsttherapie oder Bewegungstherapie<br />

kann zu mehr Identität und Selbstfindung<br />

verhelfen. Etwas, dass bei Anspannungen sehr<br />

gut hilft, eine angenehme innere Ruhe zu<br />

verschaffen, ist die beliebte Entspannungs-<br />

Therapie nach Yakobsen. Sie kann oft nach<br />

mehreren Sitzungen und längerem Üben richtig<br />

angewendet werden. Den meisten Borderline-<br />

Patienten fällt es sehr schwer, abzuschalten und<br />

sich fallen zu lassen und somit den Körper auf<br />

Anhieb zu spüren, ohne ihn zu berühren oder ihm<br />

Schmerz zuzufügen.<br />

° 18 °


Interview mit Herr Ch. Kuster/ Pfleger:<br />

Wer Stellt die Diagnose?<br />

Das ist sicher der Arzt, der Psychiater oder der<br />

Psychologe.<br />

Nach welchen Kriterien?<br />

Nach dem ICD 10 gibt es 9 Kriterien, mindestens<br />

5 Kriterien davon müssen erfüllt sein um die<br />

Diagnose stellen zu können.<br />

Wie entscheiden Sie, auf welche Abteilung der<br />

Patient kommt?<br />

Das ist die Aufgabe des Arztes, eine so genante<br />

Triage. Es kommt immer darauf an, wie die<br />

Situation ist. Wenn jemand sehr Fremd- oder<br />

Selbstgefährdet ist, kommt man eher auf die<br />

geschlossene Abteilung, ansonsten wird schon<br />

darauf geachtet das sie direkt auf die offene<br />

Abteilung aufgenommen werden. Es gib jedoch<br />

auch noch viele Borderline- Patienten, die unter<br />

einer Essstörung leiden, welche dann auf eine<br />

Abteilung aufgenommen werden, wo zusätzlich<br />

Patienten mit Essstörungen sind.<br />

Wie wird der Borderline- Patient therapiert?<br />

Also hier auf der offenen Station wird der Patient<br />

akut behandelt. Als erstes für den Eigenschutz,<br />

und es wird darauf geachtet, dass keine anderen<br />

Patienten gefährdet werden. Was auch wichtig ist,<br />

ist, dass der Patient den Kontakt nach draussen<br />

aufrecht erhalten kann. Und was für einen<br />

Borderline- Patienten am wichtigsten ist, oder am<br />

Hilfreichsten, ist die Skillsgruppe. Dort lernen sie,<br />

wie man mit dieser Krankheit umgehen kann,<br />

ohne dass man sich immer und immer wieder<br />

selbst verletzt. Ansonsten beginnen wir hier, falls<br />

es nötig ist mit einer medikamentösen<br />

Behandlung. Es gibt jedoch auch solche, die dies<br />

nicht brauchen oder auch nicht wünschen. Diese<br />

haben jedoch auch sicherheitshalber<br />

Medikamente in der Reserve.<br />

Finden Sie es richtig, wenn man dem Patienten<br />

gefährliche Sachen abnimmt?<br />

Am Anfang, in der Akut Situation, finde ich’s doch<br />

besser, wenn die Patienten die Gegenstände<br />

abgeben müssen. Wenn wir den Patienten für den<br />

Austritt vorbereiten und wieder stabil genug sind,<br />

ist es sicherlich besser, die Patienten damit zu<br />

konfrontieren, damit Sie sich wieder auseinander<br />

setzen können. Aber ich baue mehr auf Beziehung<br />

und Vertrauen, als auf Sicherheit.<br />

Nimmt dann, die Phantasie, dem<br />

Erfindungsreichtum des Patienten nicht<br />

einfach andere Wege?<br />

In der Akuten fasse hab ich’s schon oft erlebt das<br />

die meisten Borderline- Patienten selbst erleichtert<br />

sind wen sie ihre Sachen abgeben können.<br />

Also wen Sie selbst extrem verzweifelt sind, und<br />

Sie denken das es doch besser ist, wenn sie es<br />

abgeben können.<br />

° 19 °


Jedoch wenn sie keine Beziehung zu denn<br />

Pflegern, oder zu denn Bezugspersonen wie auch<br />

zu den Ärzten aufbauen können, denke ich, ist die<br />

Möglichkeit sehr hoch, etwas anderes zu finden<br />

und dann auch anzuwenden. Ich glaube nicht<br />

dass die Phantasie per se angeregt werden muss,<br />

denn diese Art von Phantasie haben die Patienten<br />

sowieso. Das gehört eben zu den Borderline-<br />

Patienten.<br />

Ist Borderline ein Modewort oder eine<br />

Diagnose, wenn nichts anderes zutrifft?<br />

Es wird mehr diagnostiziert, weil die Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörung bekannter geworden ist.<br />

Doch ich denke, dass Borderline auch oft nicht<br />

erkannt wird, vor allem bei Männern. Männer<br />

haben eine andere Art von Ausprägung, eher im<br />

Sinne von fremdaggressivem verhalten. Dadurch<br />

sind auch viele Männer die unter BPS leiden,<br />

eher im Gefängnis, da Sie ihre Aggressionen<br />

schlecht unter Kontrolle haben, und dies zu<br />

schlimmen Gewaltangriffen kommen kann.<br />

Sicherlich wurde die Diagnose Borderline auch<br />

schon zu schnell diagnostiziert. Oft ist auch eine<br />

Stigmatisierung der Borderline Störung<br />

vorhanden.<br />

Interview mit der Nachtwache:<br />

Wie definieren Sie Borderline?<br />

Borderline heisst in der freien Übersetzung<br />

Grenzung, und eine Grenzlinie beinhaltet für mich,<br />

wenn ein Mensch in einer Stresssituation oder<br />

Krise auf einer Grenzlinie läuft, auf der man nicht<br />

genau definieren kann, zu welcher Diagnose er<br />

genau gehört, weil es verschiedene<br />

Symptomatiken und Faktoren gibt. Darum der alte<br />

Begriff „On the Borderline“.<br />

Was denken Sie, wenn ein Patient mit der<br />

Borderline- Persönlichkeitsstörung zu Ihnen<br />

kommt?<br />

Grundsätzlich denke ich, dass dieser Mensch<br />

herzlich willkommen ist bei uns, aber ich denke, es<br />

wäre sinnvoller, dass jemand mit einer Borderline<br />

Persönlichkeitsstörung besser auf eine spezielle<br />

Borderline Station, oder Klinik aufgenommen<br />

werden kann. Es soll nicht wertend sein, jedoch<br />

wäre es für diese Menschen viel hilfreicher. Wie<br />

zum Beispiel die Klinik Maisenberg im Kanton<br />

Zug, die sich rein auf Borderline spezialisiert hat.<br />

Was würden Sie bei der heutigen Therapieform<br />

gerne verändern?<br />

Ich würde nicht viel bei der Therapiemöglichkeit<br />

verändern, sondern eher in der Öffentlichkeit, wie<br />

auch bei der Arbeit. Ich würde mir wünschen, dass<br />

die Stigmatisierung in der Gesellschaft und in der<br />

Öffentlichkeit entschärft wird und dass<br />

Angehörige, die plötzlich in so eine Situation<br />

kommen, die keine Hintergrund Erfahrung haben,<br />

die kein psychiatrisches Wissen haben, dass die<br />

vermehrt informiert werden damit sie selber auch<br />

damit klar kommen.<br />

° 20 °


Schlusswort<br />

Campbell Fiona<br />

Dieses Thema haben wir längst vor Beginn der<br />

Abschlussarbeit gewählt, wie man es auch in der<br />

Identifikation lesen kann. Die Arbeit hat mir viel<br />

Spass gemacht, jedoch war es für mich auch recht<br />

schwer, mich damit auseinander zu setzen, da ich<br />

erst kurz vor Beginn der Arbeit mit Verdacht auf<br />

Borderline in eine Klinik gegangen bin, und erst<br />

später die offizielle Diagnose Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörung erhalten habe.<br />

Für meinen Mitschüler, Annen Rafael, war es auch<br />

nicht wirklich leicht diese Arbeit zu schreiben, wie<br />

auch zu recherchieren und soviel Verständnis für<br />

mich aufzubringen. Vor allem da durch, dass ich<br />

viel durch meine Krankheit behindert war, und es<br />

mir an gewissen Tagen schwer viel, mich so<br />

intensiv über meine eigene Krankheit zu<br />

informieren und zu schreiben, wie mich auch mit<br />

all dem auseinander zu setzen.<br />

Wir haben wir trotz dies gewaltigen Zeitdrucks<br />

eine Abschlussarbeit geschrieben, die mir wie<br />

auch anderen Menschen etwas näher gebracht<br />

hat, was es heisst, an einer Borderline- Störung<br />

erkrankt zu sein. Mir war wichtig, anderen<br />

Menschen zu zeigen, dass wir, die Borderline-<br />

Betroffenen, nicht wirklich anders sind als andere,<br />

nur dass wir vieles anders wahrnehmen, und viel<br />

mehr zu kämpfen haben um mit dieser<br />

Gesellschaft fertig zu werden.<br />

Annen Rafael<br />

Es war eine Interessante, und<br />

Abwechslungsreiche Arbeit die mir viel Freude<br />

bereitet hat. Ich kannte die Erkrankung durch<br />

meine Exfreundin, jedoch war ich überrascht, wie<br />

vielseitig und verschieden diese doch sein kann.<br />

Es war nicht immer einfach, nur schon allein<br />

deswegen, da meine Partnerin die mit mir diese<br />

<strong>Vertiefungsarbeit</strong> geschrieben hat kurz vor Beginn<br />

der Arbeit in die Klinik musste und selbst<br />

Borderline diagnostiziert wurde. Doch trotz den<br />

schwierigen Umständen kamen wir gut voran und<br />

mussten auch einiges kürzen damit wir im<br />

Rahmen der Vorgaben blieben.<br />

Ich hoffe, dass wir ihnen diese Krankheit näher<br />

brachten, und Sie mit dieser Arbeit berühren<br />

konnten.<br />

° 21 °


Literatur- und Quellenverzeichnis<br />

Autor/ en Informationen<br />

Timm Flemming Ich- mein grösster Feind<br />

Leben mit dem Borderline- Syndrom<br />

Veröffentlicht: Mai 2007<br />

Martin Bohus Borderline- Störung<br />

Veröffentlicht: November 2002<br />

Jerold J. Kreisman Ich hasse dich- verlass<br />

Hal Straus mich nicht<br />

Die schwarzweisse Welt der<br />

Borderline- Persönlichkeit<br />

Veröffentlicht: November 2005<br />

Jerold J. Kreisman Zerrissen zwischen<br />

Hal Straus Extremen<br />

Leben mit einer Borderline-<br />

Störung Hilfen für Betroffene<br />

und Angehörigen<br />

Zeitschrift/ Zeitung Artikel<br />

Veröffentlicht: Juli 2005<br />

WOCHE Wissen<br />

Der Abgrund zwischen<br />

Schwarz und Weiss<br />

Süddeutsche Zeitung Porträt<br />

Der Schmerz<br />

Internetadressen<br />

www.borderline-selbsthilfe.de<br />

www.borderline-plattform.de<br />

www.bordeline-community.de<br />

www.skils-shop.com<br />

Kontaktpersonen<br />

Veröffentlicht: Oktober 2008<br />

Beruf: Ort & Abteilung:<br />

Herr Ch. Kuster<br />

Pfleger Sanatorium Kilchberg<br />

Station D3<br />

Nachtwache Sanatorium Kilchberg<br />

(Namentlich Station D3<br />

nicht erwähnt)<br />

° 22 °

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