ZAHNÄRZ TEBLATT
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das Kind nicht mit dem<br />
Bade ausschütten<br />
WARUM DIE BÜRGERVERSICHERUNG EIN IRRWEG IST<br />
Die Bundestagswahl 2013 wird derzeit auf<br />
die Frage „Merkel oder Steinbrück“ reduziert.<br />
Die Medien, aber auch die Wähler, beschäftigen<br />
sich bislang kaum mit den inhaltlichen Unterschieden<br />
zwischen den politischen Lagern. Dabei klaffen gerade in<br />
der Gesundheitspolitik Welten zwischen dem rot-grünen<br />
und dem bürgerlichen Lager.<br />
Vor allem von der Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) haben die Parteien sehr unterschiedliche<br />
Vorstellungen. Wie schon bei der Bundestagswahl 2009<br />
ziehen SPD und Grüne mit der Forderung nach einer Bürgerversicherung<br />
in den Wahlkampf. CDU/CSU und FDP wollen<br />
dagegen grundsätzlich am Nebeneinander von GKV und<br />
privater Krankenversicherung (PKV) festhalten. Doch was<br />
steckt hinter diesen Schlagworten?<br />
Der Begriff „Bürgerversicherung“ ist 2002 erstmals aufgetaucht<br />
und wird von SPD und Grünen unterschiedlich<br />
besetzt. Gemeinsam ist den Konzepten die Abschaffung<br />
der PKV als Vollversicherung. An deren Stelle soll eine<br />
einheitliche Krankenversicherung für alle Bürger nach<br />
dem Vorbild der jetzigen GKV treten. Während die SPD<br />
den privat Versicherten eine Frist von einem Jahr gewährt,<br />
um in einen Bürgerversicherungstarif zu wechseln, würden<br />
die Grünen sofort alle Versicherten in die Bürgerversicherung<br />
einbeziehen. Das erklärte Ziel von Rot-Grün ist es, die<br />
Beitragseinnahmen der GKV zu erhöhen. Dies soll auch<br />
durch eine Erweiterung der Bemessungsgrundlage erreicht<br />
werden. So wollen die Grünen auch Zinseinkünfte sowie<br />
Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung der Beitragspflicht<br />
unterziehen. Das könnte für bislang privat Versicherte<br />
erhebliche Beitragserhöhungen bedeuten. Die SPD schreckt<br />
davor zwar noch zurück, sie will aber den Steuerzuschuss<br />
zur GKV deutlich erhöhen und dadurch einen Umverteilungseffekt<br />
erzielen. Ein Vorschlag lautet, dafür Kapitalerträge<br />
stärker zu besteuern. Was aus den Altersrückstellungen der<br />
PKV wird, ist unklar. Die Vorschläge reichen von „mitnehmen“<br />
bis „durch die Bürgerversicherung vereinnahmen lassen“.<br />
Neben den sogenannten Besserverdienern wären vor<br />
10 P O L I T I S C H E S | N Z B | M Ä R Z 2 0 1 3<br />
Die<br />
Bürgerversicherung<br />
auf dem Prüfstand<br />
AG<br />
KZVen<br />
Auf 36 Seiten setzen sich die AG KZVen mit der<br />
Bürgerversicherung auseinander.<br />
allem die beihilfeberechtigten Beamten und Pensionäre von<br />
der Bürgerversicherung betroffen. Alle Sonderregelungen<br />
für diese Gruppe würden entfallen.<br />
Ende der GOZ?<br />
Doch was bedeutet die Bürgerversicherung für die<br />
sogenannten Leistungserbringer, also Ärzte, Zahnärzte<br />
und Krankenhäuser?<br />
Klar ist: Unterschiedliche Preise für gleiche Leistungen wird<br />
es nach ihrer Einführung nicht mehr geben. Im zahnärztlichen<br />
Bereich würde an die Stelle von GOZ und BEMA mit<br />
ziemlicher Sicherheit eine einheitliche Honorarordnung treten.<br />
Davor warnt auch die AG KZVen in einem Positionspapier<br />
Foto: KZVB