inform Nr. 5 Dezember 2009 - Physio Austria
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Von Atemtechnik<br />
bis Geburtsposition<br />
„Das Ziel“, erklärt Barbara Schmid,<br />
ist, Schwangere darin zu bestärken,<br />
Kinder „aus eigener Kraft“ zur Welt<br />
zu bringen. Pointiert formuliert: „Zu<br />
entbinden und nicht entbunden zu<br />
werden“.<br />
Ein zentrales Thema dabei ist die geburtsposition.<br />
Denn ExpertInnen sind sich<br />
weitgehend einig, dass die in unseren<br />
Breiten übliche Rückenlage keine geeignete<br />
geburtsposition ist (siehe auch<br />
Bericht Seite 5).<br />
Eine optimale physiotherapeutische<br />
Vorbereitung auf eine „aktive“ geburt<br />
beginnt etwa acht bis zehn Wochen vor<br />
dem Tag X. In zehn Einheiten werden die<br />
Schwangeren in gruppen bis zu 20 TeilnehmerInnen<br />
(auch werdende Väter können<br />
die geburtsvorbereitung absolvieren)<br />
neben einer medizinisch-theoretischen<br />
Aufklärung in Atemtechniken und geburtspositionen<br />
instruiert und erhalten ein<br />
umfassendes Programm an Bewegungs-,<br />
Entspannungs-, Wahrnehmungs- oder<br />
auch Paarübungen.<br />
Schwerpunktthema Geburtsvorbereitung<br />
In einschlägigen Kliniken mit physiotherapeutischen<br />
Teams wird diese geburtsvorbereitung<br />
häufig kostenlos angeboten.<br />
Wer sich in kleineren gruppen (und meist<br />
zeitlich flexibler) in einer <strong>Physio</strong>therapie-<br />
Praxis auf die geburt vorbereiten will,<br />
muss 250,– bis 300,– Euro für zehn<br />
Einheiten veranschlagen.<br />
„Mittlerweile“, sagt Schmid, „gibt es<br />
schon viele“, denen das eine umfassende<br />
geburtsvorbereitung<br />
wert ist. Vor allem<br />
Frauen, „die schon<br />
eine erste komplizierte<br />
geburt hinter sich<br />
haben“.<br />
hier geht es vorrangig<br />
darum, ihnen die<br />
Angst vor der geburt<br />
zu nehmen, um die unheilvolle<br />
Spirale „Angst<br />
= Verspannung =<br />
Schmerzen“ zu durchbrechen.<br />
„Wir machen<br />
ihnen nicht weis, dass<br />
es eine schmerzfreie<br />
BEZAhlTE ANZEIgE<br />
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FoTo: PRIVAT<br />
Barbara Schmid, freiberufliche<br />
<strong>Physio</strong>therapeutin in Linz, übernahm<br />
in Abstimmung mit Angela<br />
Heller die Obhut für das Konzept<br />
der Geburtsvorbereitung nach<br />
Menne – Heller.<br />
geburt gibt“, so Schmid, „aber eine geburt<br />
ist keine Krankheit und wir bestärken<br />
die werdenden Mütter, das annehmen zu<br />
können, was auf sie zukommt“. Dazu gehören<br />
eben zum Beispiel auch funktionelle<br />
Bewegungsabläufe und Atemformen.<br />
Wenig Freude hat Schmid mit dem steigenden<br />
Trend zu (freiwilligen) Kaiserschnitt-geburten.<br />
Aus medizinischer Sicht<br />
wäre eine solche bei etwa zehn Prozent<br />
der geburten nötig. Tatsächlich wird aber<br />
im Durchschnitt jedes vierte Baby mittels<br />
Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Und das<br />
sei in mehrfacher hinsicht problematisch:<br />
Zum Einen wird dabei der Beckenboden<br />
der Mütter geschädigt, was zu vielfältigen<br />
Folgewirkungen von Rückenschmerzen bis<br />
Inkontinenz führen kann. Zum Anderen<br />
brauchen die Säuglinge die Wehen der<br />
Mutter als positiven Körperkontakt. Und<br />
nicht zuletzt, ergänzen Kinder-<strong>Physio</strong>therapeutInnen,<br />
ist ein Kaiserschnitt für die<br />
Neugeborenen ein traumatisches Erlebnis,<br />
das oft – mitunter versteckte – Verletzungen<br />
mit sich bringt.<br />
Vor allem junge Frauen, weiß Schmid,<br />
„sind oft überfordert, kommen aber selten<br />
zur geburtsvorbereitung“. hier mangelt es<br />
auch am Bewusstsein, dass die physiothe-<br />
<br />
rapeutische geburtsvorbereitung keine<br />
simple Schwangerschaftsgymnastik ist.<br />
Womit Schmid aber nicht den Schwarzen<br />
Peter den (schlecht <strong>inform</strong>ierten) Frauen<br />
zuspielen will. Denn „Keine Frau will eine<br />
geburt schlecht machen. Keine Frau ist<br />
schuld an einer komplizierten geburt“.<br />
otto havelka<br />
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<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>inform</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2009</strong> 8