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inform Nr. 5 Dezember 2009 - Physio Austria

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Stabilität und<br />

Funktionalität<br />

des Kniegelenkes<br />

Arthrose des Kniegelenkes führt zu<br />

einer Abnahme der Aktivitäten des<br />

täglichen Lebens wie zum Beispiel:<br />

gehen, Stiegen steigen oder, in das Auto<br />

einsteigen (3–5). Die Aktivitätsverminderung<br />

ist bereits zu Krankheitsbeginn<br />

feststellbar und nimmt im Verlauf der<br />

Krankheit langsam weiter zu (6).<br />

In epidemiologischen Studien sind einige<br />

Faktoren für die Verminderung der Aktivitäten<br />

bei Kniearthrose definiert (7–15).<br />

Üblicherweise wird die Degeneration des<br />

Knorpels als die wichtigste Ursache dafür<br />

angesehen. In wissenschaftlichen Studien<br />

ist aber bisher kein starker Zusammenhang<br />

zwischen Knorpeldegeneration<br />

und Funktionalität gefunden worden.<br />

Möglicherweise können andere Faktoren<br />

die Verminderung der Aktivitäten des<br />

täglichen lebens besser erklären.<br />

Schmerzen und Abnahme von Muskelkraft<br />

sind wichtige Ursachen für den Verlust<br />

von Funktionalität (16–18). Übungen mit<br />

dem Ziel, die Muskelkraft zu erhöhen,<br />

führen zu einer Zunahme der tägliche<br />

Aktivitäten (19–22). Der Effekt der<br />

Übungstherapie ist aber gering und nicht<br />

alle PatientInnen reagieren positiv (23).<br />

Deshalb ist es notwendig, die Übungstherapie<br />

durch eine Anpassung der Inhalte<br />

und durch eine adäquate Selektion der<br />

PatientInnen mit Verbesserungschancen<br />

zu optimieren. Es gibt hinweise, (a) dass<br />

die Instabilität des Kniegelenkes Auswirkungen<br />

auf die Aktivitäten des täglichen<br />

lebens hat (24–26), und (b) dass die<br />

gelenkstabilität den Zusammenhang<br />

zwischen Muskelkraft und Funktionalität<br />

beeinflusst (27–29).<br />

Die Kniestabilität wird gewährleistet durch<br />

die passiven Strukturen des gelenks (Bänder<br />

und gelenkskapsel) und durch das<br />

aktive neuromuskuläre System (Muskeln<br />

Wissenschaft und Forschung Kniegelenksarthrose<br />

Kniegelenksarthrose stellt wegen der hohen Prävalenz und<br />

dem großen Einfluss auf die Funktionalität der Patienten (1,2)<br />

ein großes Gesundheitsproblem dar. Durch die Vergreisung in<br />

den Industrieländern wird voraussichtlich die Prävalenz und<br />

Inzidenz der Kniegelenksarthrose zunehmen.<br />

und Propriozeption der gelenkkapsel).<br />

Die durchgeführten Studien zeigten, dass<br />

die gelenkstabilität ein wichtiger Faktor<br />

für die Funktionalität der PatientInnen mit<br />

Kniearthrose ist (27–29). In diesen Studien<br />

wurde die Muskelkraft, die Zugfestigkeit<br />

der Kapsel und der ligamente, die<br />

genauigkeit der Propriozeption und die<br />

Beweglichkeit des Kniegelenks während<br />

des gehens untersucht – insbesondere im<br />

Zusammenhang mit der Funktionalität der<br />

PatientInnen.<br />

Die Studien zeigten, dass die Muskelkraft<br />

der wichtigste Faktor bleibt, aber dass der<br />

Zusammenhang mit Funktionalität durch<br />

Kapsel- bzw. ligamentzugfestigkeit (laxität),<br />

Propriozeption und gelenkbeweglichkeit<br />

während des gehens beeinflusst wird.<br />

Allerdings sind diese Teile der Stabilität<br />

nicht miteinander assoziiert (siehe<br />

Figur 1). Die Stabilität des Kniegelenkes<br />

ist daher ein Prozess, abhängig von Muskelkraft,<br />

Zugfestigkeit (laxität), Propriozeption<br />

und gelenkbeweglichkeit. Darum<br />

sollte die Therapie vor allem Übungen zur<br />

Kräftigung der oberschenkelmuskulatur<br />

und zur Verbesserung der genauigkeit der<br />

Propriozeption beinhalten; mit dem Ziel,<br />

die Stabilität zu verbessern. Sobald die<br />

Kniestabilität der PatientInnen zunimmt,<br />

ist auch eine Verbesserung der Funktionalität<br />

der PatientInnen zu erwarten.<br />

Eine Einschränkung der Studien ist, dass<br />

diese cross-sectional (das heißt, es handelt<br />

sich um einmalige Messungen) ausgeführt<br />

wurden. Dadurch können keine<br />

Schlüsse kausaler Ursachen des Funktionalitätsverlusts<br />

gezogen werden. Eine<br />

weitere wichtige Einschränkung ist das<br />

Fehlen von Referenzwerten für normale<br />

bzw. pathologische Zugfestigkeit (laxität)<br />

und Propriozeption der gelenkskapsel<br />

und ligamente. Auch die Kompensation<br />

durch Bewegungen in der hüfte oder<br />

des Rumpfes bei Patienten mit Kniearthrose<br />

ist nicht bekannt. Daher sind zur<br />

optimierung der Übungstherapie und der<br />

PatientInnenauswahl (welche Patienten<br />

von Übungstherapie profitieren) weitere<br />

Studien notwendig.<br />

Figur1.<br />

The “knee joint stabilization model”: a model<br />

of the relationship between impaired factors of<br />

the stabilization process and reduced functional<br />

ability in patients with osteoarthritis of the<br />

knee. Muscle weakness affects more strongly<br />

functional ability in knee OA patients with<br />

high laxity, poor proprioception and high knee<br />

motion during walking, than in patients with<br />

low laxity, accurate proprioception and low<br />

knee motion during walking.<br />

1, 3<br />

Dr. Martin van der Esch<br />

1, 2<br />

Dr. Martijn Steultjens<br />

Univ.-Prof. Dr. Joost Dekker<br />

1, 2<br />

1 Jan van Breemen Institute, center for Rheumatology<br />

and Rehabilitation, Amsterdam,<br />

The Netherlands.<br />

2 VU University Medical center, Department<br />

of Rehabilitation Medicine, EMgo Institute,<br />

Department of Psychiatry, Amsterdam, The<br />

Netherlands.<br />

3 Department of Allied health care Research,<br />

Amsterdam School of Allied health Education,<br />

Amsterdam, The Netherlands.<br />

Die vollständige Literaturliste kann unter<br />

www.physioaustria.at eingesehen werden.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>inform</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2009</strong> 16

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