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inform Nr. 5 Dezember 2009 - Physio Austria

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FoToS: ElISABETh PUlKER<br />

Inspiration in die Flanke<br />

mit gleichzeitig aktiviertem<br />

M. transversus abdominis<br />

Präzision<br />

Neben Kontrolle und Konzentration erhöht<br />

eine präzise Ausführung den Nutzen der<br />

Übungen für den Körper. In keinem Fall<br />

dürfen Details ausgespart werden.<br />

Bewegungsfluss<br />

Ein harmonischer Bewegungsfluss soll<br />

nicht nur innerhalb einer Übung, sondern<br />

auch zwischen den einzelnen Übungen<br />

gewahrt bleiben. Das von der eingesetzten<br />

Energie abhängige innere Tempo<br />

bestimmt den Ablauf bzw. den Rhythmus<br />

der Bewegungen. Die persönliche leistungsfähigkeit<br />

muss dabei berücksichtigt<br />

und durch Training erweitert werden.<br />

Um das Training nach Pilates medizinisch<br />

beurteilen zu können, ist auf die<br />

Erkenntnisse der Arbeiten von hodges,<br />

Richardson und Sapsford zu verweisen.<br />

Diese untersuchten die Wichtigkeit einer<br />

gelungenen Kooperation aller beteiligten<br />

Muskelgruppen an der Stabilität des<br />

Rumpfes. Im Speziellen konnte gezeigt<br />

werden, dass vor allem der M. transversus<br />

abdominis, die Mm. multifidii und die<br />

Beckenbodenmuskulatur als Tiefenstabilisatoren<br />

eine wichtige synergistische<br />

Zusammenarbeit aufweisen.<br />

Weiters konnten ihre Studien verdeutlichen,<br />

dass die Tiefenstabilisatoren<br />

eine antizipatorische Vorspannung bei<br />

Bewegungen der Extremitäten aufbauen.<br />

Diese Aktivität ist bei RückenschmerzpatientInnen<br />

jedoch verlangsamt oder<br />

fehlend. Auch bei PatientInnen mit<br />

harn inkontinenz symptomen zeigt sich<br />

nicht nur ein Fehlen der antizipatorischen<br />

Vorspannung. Als Folge kann die Beckenbodenmuskulatur<br />

ihre lagesichernde<br />

Aufgabe für die organe im kleinen<br />

Becken nicht erfüllen.<br />

Schwerpunktthema Pilates und Beckenboden<br />

Expiration mit zusätzlicher<br />

Anspannung der Musculi<br />

obligii<br />

Nach der Definition der International<br />

continence Society (IcS) bestehen die<br />

Aufgaben des Beckenbodens darin, die<br />

lage der organe im kleinen Becken zu<br />

stabilisieren, die Ausscheidungsfunktionen<br />

zu ermöglichen und harn- und<br />

Stuhlkontinenz zu gewährleisten.<br />

Eine eingeschränkte Kontraktion der<br />

Beckenbodenmuskulatur führt zu einer<br />

Instabilität im lumbosakralen Übergang<br />

durch die fehlende Dorsalnutation des<br />

Sakrums. Dies zeigt sich besonders bei<br />

gewichtsverlagerungen im Stand.<br />

Die enge Verbindung von harninkontinenz<br />

und Rückenbeschwerden lässt sich auch<br />

durch eine aktuelle empirische Studie<br />

untermauern. So gaben 200 Frauen im<br />

Alter von 17 bis 45 Jahren, die an einer<br />

physikalischen Institution aufgrund von<br />

Rückenbeschwerden vorstellig waren,<br />

in 83 % der Fälle auch harninkontinenzsymptome<br />

an.<br />

Im physiotherapeutischen Behandlungssetting<br />

zur Beckenbodenrehabilitation<br />

erfolgt nach einem selektiven Muskelaufbautraining<br />

die Phase der bewussten<br />

Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur<br />

gemeinsam mit der tiefen Rumpfmuskulatur.<br />

Das nächste Ziel ist das Automatisieren<br />

der synergistischen Aktivitäten<br />

der dabei beteiligten Muskelgruppen bei<br />

Bewegungen.<br />

Speziell diese Phase der Beckenbodenrehabilitation<br />

kann mit einem Training<br />

nach J. h. Pilates begleitet werden. Im<br />

Pilatestraining werden nicht nur Beweglichkeit,<br />

Kraft, Ausdauer, Koordination<br />

und Konzentrationsfähigkeit verbessert;<br />

es werden auch Wahrnehmung, Körperhaltung<br />

und Atmung geschult. Die genau<br />

Anatomie der<br />

Bauchmuskulatur<br />

definierten Atembewegungen, die zu den<br />

Körperbewegungen synchron angeleitet<br />

werden, trainieren nicht nur mit jedem<br />

Atemzug die Mm. obliquii und den M.<br />

transversus abdominis konzentrisch und<br />

exzentrisch, sondern verhindern auch das<br />

Aufbauen eines unphysiologisch hohen<br />

intraabdominalen Druckes durch das Anhalten<br />

der Atmung bei Anstrengung. Die<br />

Wiederholungszahl der einzelnen Übungen<br />

wird bewusst gering gehalten, um einer<br />

Ermüdung, die zu einer Instabilität in den<br />

Wirbelsegmenten und einer damit verbundenen<br />

Belastung der passiven Strukturen<br />

führen würde, vorzubeugen. Die korrekte<br />

Einhaltung der Ausgangs- und Endstellungen<br />

muss durch den Trainer stets<br />

kontrolliert und korrigiert werden.<br />

hier liegt der größte Nachteil und eine<br />

Schwachstelle des Pilatestrainings: Der<br />

Mangel an gut geschulten Instruktoren<br />

und die oft zu große Anzahl an Trainingsgruppenmitgliedern.<br />

Um als PilatestrainerIn<br />

arbeiten zu können, genügen oft schon<br />

wenige Tage, in denen einzelne Übungen<br />

aus dem Konzept vermittelt werden.<br />

Es wäre wichtig, die Ausbildung verpflichtend<br />

zu zertifizieren und markenrechtlich<br />

zu schützen. Dies wurde leider verabsäumt.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass Pilatestraining eine wertvolle<br />

Ergänzung zur Perfektionierung und<br />

Automatisierung des Einsatzes der<br />

Becken bodenmuskulatur und den tiefen<br />

Rumpfmuskeln in sportlichen Bewegungsabläufen<br />

und in weiterer Folge in<br />

Alltagsbewegungen sein kann.<br />

Zu optimierung dieses Effektes ist es<br />

wichtig, das Training bei einem entsprechend<br />

ausgebildeten Trainer nach<br />

vorangehender Kontrolle der Fähigkeit zu<br />

einer korrekten Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur<br />

zu absolvieren.<br />

Elisabeth Pulker, PT<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>inform</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2009</strong> 14

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