03.04.2013 Aufrufe

Information zum Moorstich Stinkebrink - Staatsbad Meinberg

Information zum Moorstich Stinkebrink - Staatsbad Meinberg

Information zum Moorstich Stinkebrink - Staatsbad Meinberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DAS BAD MEINBERGER NATURHEILMITTEL MOOR/TORF<br />

IN DER MOORLAGERSTÄTTE „MOORSTICH AUF DER HEIDE/STINKEBRINK“<br />

Sehr geehrte Besucher,<br />

auf den nachfolgenden Schautafeln informieren wir sie über einen der drei natürlichen Heilschätze des <strong>Staatsbad</strong>es <strong>Meinberg</strong>. Das Schwefelmoor!<br />

I. Unser Naturheilmittel Moor/Torf<br />

II. Entstehung der Moore (Hochmoore/NIedermoore)<br />

III. Moore und ihre Nutzung<br />

IV. Kriterien der Moortherapie<br />

V. Moor-Analyse<br />

VI. Naturmoorabbau, -aufbereitung und -recycling<br />

VII: Das Bad <strong>Meinberg</strong>er Naturmoor (Vorkommen und Nutzung)<br />

VIII. Die Heilanzeigen<br />

IX. Die Anwendungsmöglichkeiten<br />

X. Sonstiges<br />

• Öffnungszeiten<br />

• GPS-Moor-Erlebnis-Wanderweg<br />

• Moormeile<br />

Weitere <strong>Information</strong>en erhalten Sie unter www.staatsbad-meinberg.de.<br />

Wir hoffen, Ihnen hiermit viel Interessantes über unser Heilmoor zusammengestellt zu haben. Beim Entdecken und Erleben des Mediums „Naturmoor“ wünschen wir Ihnen viel Spaß und Freude.<br />

I. UNSER NATURHEILMITTEL MOOR/TORF<br />

Das natürliche Heilmittel Moor /Torf bildete sich vor 8.000 bis 12.000 Jahren vorwiegend im Westen und Nordwesten Europas, in Nordamerika<br />

und Russland. Die Gesamtmoorfläche der Erde beträgt über eine Millionen Quadratkilometer, etwa 0,6% des Festlandes. In<br />

Deutschland beträgt die Moorfläche 4%.<br />

Der Moorbildungsprozess in der Natur verläuft sehr langsam. Es vergehen 10.000 bis 15.000 Jahre, bis der Vertorfungsgrad beendet ist<br />

und eine typische Moorlandschaft entsteht. Der Moorboden wächst im Jahr um 1 mm. Erst nach 2.000 Jahren bildet sich eine Moorschicht<br />

von 2 m. Die Mächtigkeit (Schichtdicke) der Moore liegt zwischen 1 mm und 20 m. Spezielle Bakterien verwandeln unter Luft- und Wasserabschluss<br />

die vielfältigen Pflanzenarten unter Mitwirkung von Mikrolebewesen zur Moorerde mit ihren chemischen, physikalischen und<br />

biologischen Eigenschaften.<br />

Das Moor ist ständig in stofflicher Umwandlung begriffen und es entstehen sowohl gasförmige Produkte als auch kompliziert zusammengesetzte<br />

organische Verbindungen. Wenn der Umwandlungsprozess fortschreitet, entstehen letztlich Braunkohle, Steinkohle und Anthrazit.<br />

Dieser Inkohlungsprozess dauert Jahrmillionen. Die Moorbildung ist eng mit der jeweiligen Pflanzenwelt verbunden, wobei Torfmoore<br />

(Sphagnum-Arten), Seggen, Zwergsträucher, Wollgräser und Heidegewächse überwiegend beteiligt sind. Die Moore sind folglich aus abgestorbenen<br />

und verwesten Pflanzen sowie Kleinsttieren entstanden.<br />

Die klimatischen Verhältnisse, der Wasserhaushalt, die geologischen Bedingungen, die Erdoberflächenformen sowie die organischen und<br />

anorganischen Begleitstoffe bestimmen wesentlich die entstehenden Moorarten. Moor/Torf besteht neben dem Hauptanteil Wasser aus<br />

Pflanzengewebe – Zellulose, Eiweiß- und Gerbstoffen, zuckerähnlichen Substanzen, Pektinen, Fetten, Bitumina, Lignin, Wachsen und Harzen<br />

sowie Wuchsstoffen mit biogenen Stimulatoren, aber auch aus Gasen wie Kohlensäure, Schwefelwasserstoff und Methan. Durch biologische<br />

Umwandlungsprozesse bilden sich Humusstoffe, die die schwarze Farbe und die kolloidalen Eigenschaften der Moore bewirken.<br />

Letztere sind u.a. für die thermische Wirkung im Heilmoorbad von besonderer Bedeutung. Unter den Humusstoffen haben die darin enthaltenen<br />

Huminsäuren einen hohen balneologischen Stellenwert, deren bakteriostatische und antimikrobielle Eigenschaften im Rahmen<br />

der Moortherapie signifikante Anwendung finden.<br />

II. DIE ENTSTEHUNG DER MOORE<br />

Zur Definition der Begriffe Moor und Torf<br />

Moor ist ein geographischer Begriff, und Torf ist der Inhalt der Lagerstätte Moor, wobei sprachlich Moor und Torf gleichgesetzt wird. Torfe<br />

sind weißgrau, braun bis schwarz gefärbte brennbare Erden, die den Hauptbestandteil der Moore bilden. Dabei ist zu beachten, dass man<br />

erst dann von einer Lagerstätte Moor sprechen kann, wenn die Torfschicht mindestens 30 cm beträgt. Nach ihrer natürlichen Bildungsart<br />

und der Lagerstättenbezeichnung haben seit jeher die Hochmoor- und Niedermoorvorkommen vorrangige Bedeutung.<br />

Hochmoore<br />

entstehen immer dann, wenn einem Naturboden mit moorbildenden Pflanzenarten im Überschuss sauerstoffarmes Wasser zugeführt wird,<br />

das weder abfließen, versickern noch ausreichend verdunsten kann. Bevorzugt sind warme Klimate, so dass Moore grundsätzlich nur in gemäßigten<br />

Zonen anzutreffen sind. Mineralarme Wässer fördern besonders das Wachstum von Moosen (Sphagnumarten), die durch ihre Kapillarität<br />

das Wasser über den Grundwasserspiegel hinaus nach oben befördern können und die Entstehung von Heidekräutern<br />

ermöglichen. Somit bilden sich Hoch- oder Heidemoore, die zuweilen uhrglasförmig beträchtlich über dem Bodenniveau hinaus anzutreffen<br />

sind.<br />

Niedermoore<br />

bilden sich vorwiegend im mineral- und sauerstoffreichen Milieu durch spezielle Algen, Schilfe, Binsen, Riedgräser, Bruchwälder, Kleinseggenriede<br />

u.a.m. Der Torfbildungsgrad, auch mit Zersetzungsgrad bezeichnet, ist beim Niedermoor im Vergleich <strong>zum</strong> Hochmoor geringer, so<br />

dass die vorliegenden Pflanzengattungen hier bei der mikroskopischen Betrachtung strukturell noch erkennbar sind.<br />

Die Entstehung eines Hochmoores Die Entstehung eines Niedermoores<br />

Bildnachweis: Universität Oldenburg, Elke Freese, 2005<br />

Bildnachweis: Daniel Kufner 2009


III. DIE MOORE UND IHRE NUTZUNG<br />

Seit Jahrhunderten werden die Moorvorkommen für die Landwirtschaft, den Garten- und Landschaftsbau, für die Herstellung von Torfkoks<br />

und Torfaktivkohle sowie für medizinische Zwecke genutzt. Somit gewinnt auch die Frage nach den Moor/Torf-Reserven eine besondere<br />

Bedeutung.<br />

Institute sind umfassend dieser Frage nachgegangen und haben für Deutschland die Moorflächen und Moorvorräte erfasst. Danach ergibt<br />

sich eine Hochmoorfläche von 3.715 km² und für Niedermoor eine Fläche von 10.535 km². Man geht von einem Gesamtvolumen von<br />

2,5 Milliarden m³ aus.<br />

Weiterhin wurde auch errechnet, dass 95% der Niedermoore und 60% der Hochmoore landwirtschaftlich genutzt werden und bundesweit<br />

noch etwa 50.000 ha Hochmoore und 10.000 ha Niedermoore als so genannte naturnahe oder naturbelassene Moore bestehen.<br />

Die Anwendung von Moor und anderen Peloiden – z.B. Fango, Heilerde, Kreide, Pelose – für medizinische Zwecke kannten bereits die alten<br />

Römer (Plirius). Aber erst 1815 wurden die ersten Moorvollbäder in Marienbad (Böhmen) verabreicht. Rasch entwickelten sich Badehäuser<br />

mit vielseitigen Mooranwendungen, wie sie heute noch praktiziert werden. In den über 60 Heilbädern mit Moortherapie liegt der Verbrauch<br />

bei etwa 180.000 bis 220.000 t pro Jahr und beträgt etwa 2% der Gesamtfördermenge an Torf. Im Gegensatz <strong>zum</strong> landwirtschaftlichen und<br />

industriellen Verbrauch bleibt bei der Moortherapie die eigentliche Torfsubstanz erhalten, da ständig eine Rückführung des abgebadeten<br />

Torfs in die dafür vorgesehenen Lagerstätten erfolgt.<br />

Überall dort, wo Torfvorkommen seit Jahrhunderten genutzt werden, hat man rechtzeitig gelernt, mit dem begrenzt zur Verfügung stehenden<br />

Rohstoff sparsam umzugehen. Der Erwerbs- und Hobbygartenbau beansprucht fast 80% und der industrielle Bereich 18% der geförderten<br />

Torfmenge (12 Millionen m³/Jahr).<br />

Längst ist die Zeit vorbei, in der die erforderlichen Torfmassen per Hand gestochen und weiterverarbeitet wurden. Ein speziell für den<br />

Abbau ausgeklügelter Maschinenpark garantiert heute eine wirtschaftliche Torfindustrie vom Torfstich bis <strong>zum</strong> Verbraucher.<br />

Nicht unerwähnt sollen die technologisch wichtigen Phasen zur Renaturierung durch Wiedervernässung der genutzten Lagerstätten bleiben.<br />

Damit ist es möglich, neue Feuchtbiotope nach dem Torfabbau anzulegen, um dem starken Rückgang der Moorflächen in den letzten zwei<br />

Jahrhunderten Einhalt zu gebieten. So wird den Hoch- und Tiefmooren mit ihren einzigartigen chemischen, physikalischen und biologischen<br />

Eigenschaften durch die Wiedervernässung eine Moorregeneration ermöglicht.<br />

IV. KRITERIEN FÜR DIE MOORTHERAPIE<br />

Die medizinisch-balneologische Anwendung von Badetorf setzt voraus, dass durch ein wissenschaftliches Gutachten krankheitsheilende oder<br />

lindernde Eigenschaften aufgrund der Moorinhaltsstoffe und bestimmter physikalischer Kenngrößen nachgewiesen werden.<br />

Hierzu einige typische Merkmale:<br />

Der Hauptanteil der Moorsubstanz besteht aus Wasser (85 – 95%), dann folgen organische und anorganische Inhaltsstoffe.<br />

Der therapeutische Wert des Moors/Torfs wird vor allem durch einen hohen Zersetzungsgrad bestimmt. Aber auch andere Kriterien – wie<br />

z.B. kolloidale Teilchenstruktur – beeinflussen in starkem Maß das Sedimentvolumen sowie das Quellungs- und Sorptionsvermögen. Grundsätzlich<br />

dürfen die für Badezwecke ausgewählten Moore nicht austrocknen, da hierbei die kolloidale Beschaffenheit zerstört wird und diese<br />

nicht reversibel ist. Eine Ausnahme bilden die Eisenvitriolmoore, die an der Luft trocknen müssen, um die schwer löslichen Eisenverbindungen<br />

in wasserlösliche umzusetzen. Der organische Teil der Mooranalyse beinhaltet größtenteils hochmolekulare Substanzen wie z.B.<br />

Humusstoffe, daneben die Humin- und Vulvosäuren, Lignine und Harnstoffderivate.<br />

Je älter ein Moor ist, desto höher ist sein Vertorfungsgrad und umso mehr erhöht sich der Anteil an Humusstoffen, die bis zu 40% erreichen<br />

können. Bei jüngeren Mooren dagegen ist der Anteil an Zellulosen vorherrschend. Aus ärztlicher Sicht sind die Huminsäuren – auch<br />

Oxycarbonsäuren genannt – von herausragender Bedeutung. Sie bestehen zu 60% aus Kohlenstoff, 30 – 40% Sauerstoff, 4% Wasserstoff und<br />

2% Stickstoff. Es können außerdem aber auch noch Aminosäuren, Bitumina und evtl. Östrogene vorhanden sein.<br />

Die im anorganischen Teil ausgewiesenen Bestandteile sind balneotherapeutisch von untergeordneter Bedeutung. Eine Ausnahme bilden<br />

hierbei die erwähnten Eisenvitiolmoore. Bei den physikalischen Untersuchungen ist auffällig, dass die Moore im sauren pH-Bereich liegen<br />

und bakterienarm sind. Besonders wichtig für die Moortherapie ist das thermische Verhalten des Bademediums, das mit Wärmehaltung<br />

bezeichnet wird. Sie ist direkt von der Konsistenz der jeweiligen Badetorf-Wasser-Mischung und der gegebenen Badetemperatur abhängig.<br />

V. MOORANALYSE<br />

Die Beurteilung einer Moorprobe aus dem <strong>Stinkebrink</strong> Bad <strong>Meinberg</strong> wurde durch Karl-Heinz Griesing, Apotheker und staatlich geprüfter<br />

Lebensmittelchemiker aus Rodenberg erstellt. Für die Beurteilung wurde die Kontrollanalyse der Laborunion vom 30.07.2009 zugrunde gelegt.<br />

Geruch: moderig, dumpf, erdig<br />

Aussehen: schwarz-braun, homogene Masse<br />

Makroskopische Untersuchung<br />

Die erhaltene Mischprobe des Moores stellt eine schwarzbraune krümelige plastische Masse dar. Makroskopisch sind Pflanzen- und Gewebereste<br />

nur schwach erkennbar. Feine Sandkörner sind nicht sichtbar.<br />

Mikroskopische Untersuchung<br />

Im mikroskopischen Bild erkennt man neben gut zersetztem Moormaterial hauptsächlich organischen Detrius. Pflanzenstrukturen sind erkennbar.<br />

Zersetzungsgrad<br />

Der Zersetzungsgrad nach der von Postschen Skala betrug H8, d.h. es handelt sich um sehr stark zersetzten, sehr stark Dy-haltigen Torf.<br />

Die Pflanzenstruktur ist sehr undeutlich, beim Drücken gleiten 2/3 der Torfmasse zwischen den Fingern hindurch. Der Rückstand besteht<br />

hauptsächlich aus widerstandsfähigem Pflanzenmaterial wie Wurzelfasern, Holz u.a.<br />

Allgemeine Zusammensetzung der Mischprobe<br />

Wasser (105 Grad Celsius) 78,6%<br />

naturfeucht bezogen auf Trockenmasse<br />

Mineralstoffe (800 Grad Celsius) 3,2% 15,0%<br />

Organische Stoffe 18,2% 85,0%<br />

Summe: 100,0% 100,0%<br />

pH-Wert (elektrometrisch)<br />

im naturfeuchten Zustand 6,3<br />

Die Moorlagerstätte <strong>Stinkebrink</strong>, 1964<br />

Moorküche, um 1925<br />

Moorstecher bei der Arbeit, um 1920<br />

Beurteilung<br />

Es handelt sich um einen Torf, welcher sehr homogen und gut zersetzt ist. Der Zersetzungsgrad nach der von Postshen Skala betrug H8, d.h.<br />

es handelt sich um sehr stark zersetzten, sehr stark Dy-haltigen Torf. Die Pflanzenstruktur ist sehr undeutlich, beim Drücken gleiten 2/3<br />

der Torfmasse zwischen den Fingern hindurch. Gesteinspartikel und Sand konnten kaum ermittelt werden. Der Wassergehalt der Originalprobe<br />

liegt bei 78,6%. Der pH-Wert liegt im leicht sauren Bereich. Dieses wirkt sich günstig auf die Hautoberfläche aus. Zusammenfassend<br />

kann man sagen, dass es sich hier um ein Moormaterial handelt, welches gut für balneologische Anwendungen geeignet ist. Technischer Betriebsleiter Havergoh mit Borsig-Anlage, um 1950<br />

Bademeister und Patient, 1909


VI. NATURMOORABBAU, -AUFBEREITUNG<br />

UND -RECYCLING IN BAD MEINBERG<br />

Die Skizze soll die technologischen Schritte der Naturmoor-Aufbereitung im <strong>Staatsbad</strong> <strong>Meinberg</strong> darstellen, um vielseitige Mooranwendungen<br />

in gleicher Güte garantieren zu können.<br />

Moorlagerstätte<br />

(Moortaschen)<br />

Moordruckleitung<br />

Frischmoor<br />

NaturMoor-Packungen<br />

NaturMoor-Bäder<br />

NaturMoor-Kneten<br />

NaturMoor-Treten<br />

Schonender Abbau und lange Ruhezeiten<br />

In Mitteleuropa unterscheidet man zwischen Hoch- und Niedermooren. Das Bad <strong>Meinberg</strong>er Schwefelmoor gehört zu den Niedermooren,<br />

deren Feuchtigkeit nicht allein aus Niederschlägen herrührt. Nieder- oder Flachmoore verfügen über einen Kontakt zu Grund- oder Quellwasser.<br />

In Bad <strong>Meinberg</strong> wird das Moor von schwefelhaltigen Quellen gespeist und angereichert. Im Torf finden sich, je nach Abbauzustand,<br />

Spuren vieler Pflanzen, z.B. Braunmoose, Gräser, Klee, aber auch Erle und Birke.<br />

Das Bad <strong>Meinberg</strong>er Schwefelmoor wird seit 1929 im so genannten „<strong>Moorstich</strong> <strong>Stinkebrink</strong>“ in unmittelbarer Nähe des <strong>Staatsbad</strong>es gewonnen<br />

- den etwas deftigen Namen verdankt das Gebiet den Schwefeldämpfen, die von Zeit zu Zeit auf den Wiesen aufsteigen. Man hat das<br />

Moor in 16 Felder unterteilt (je Feld ca. 4.000 Kubikmeter Moor). Genutzt wird allerdings jeweils nur ein Feld. Moor-Recycling und Ruhezeiten,<br />

in denen sich das zurückgeführte Moor erholen kann, sind selbstverständlich. Erst nach ca. 15 Jahren wird in einem abgebauten Feld<br />

erneut Moor gestochen.<br />

Der 300 bis 400 Meter lange Schienenstrang, auf dem die kleine Diesellok des <strong>Staatsbad</strong>es ins Moor fährt, muss deshalb ständig von Hand<br />

verlegt werden - je nachdem, wo der Abbau gerade stattfindet. Das Moorstechen selbst erfolgt heute mit einem Minibagger. Im Bergwerk<br />

<strong>Meinberg</strong> wird das wertvolle Heilmittel aufbereitet. Hier erzeugt man mit Hilfe eines Zerkleinerungs- und Passierverfahrens jenen feinfaserigen,<br />

sanften Moorbrei, der in den Badeeinrichtungen zur Anwendung kommt.<br />

In den Rührbehältern mit indirekter Beheizung erfolgt unter Zusatz einer berechneten Menge Heilwasser die Herstellung der konsistenzgerechten<br />

Moor-Wasser-Mischung, die mit Hilfe eines Rohrleitungssystems den Therapieeinrichtungen zugeführt wird.<br />

Auch die Aufbereitung von Naturmoor für die verschiedenen Moorkontaktpackungen erfordert Rührbehälter mit indirekter Erwärmung, in<br />

denen unter geringem Zusatz von Heilwasser ein pastenartiger Moorbrei entsteht.<br />

Nach dem gleichen technologischen Prinzip werden die medizinischen Abteilungen für Moortreten, Moorkneten mit kaltem bzw. temperiertem<br />

Moor versorgt.<br />

Wie aus der obenstehenden Skizze zu ersehen ist, wird das gesamte Therapie-Moor aus den verschiedenen Bereichen zusammengeführt und<br />

über Rohrleitungen in so genannte Moorfelder gepumpt. Entsprechend den Richtlinien des Deutschen Heilbäderverbandes e.V. muss es dort<br />

mindestens fünf Jahre ruhen. Est dann kann ein bestimmter Anteil wieder für balneologische Zwecke verwendet werden.<br />

VII. DAS BAD MEINBERGER NATURMOOR<br />

Vorkommen und Nutzung<br />

Torfe sind im Heilbäderwesen für die Behandlung verschiedener Krankheiten von großer Bedeutung. Das natürliche ortsgebundene Heilmittel<br />

Torf wird in den Kurorten überwiegend für Bäder und Packungen verwendet. In Deutschland werden jährlich ca. 220.000 t Torf für<br />

Moortherapie gebraucht.<br />

Seit 1820 wird in Bad <strong>Meinberg</strong> das unersetzbare Naturprodukt für die verschiedenen medizinischen Anwendungen abgebaut.<br />

Nach der medizinischen Nutzung, bei der die Torfsubstanz erhalten bleibt, erfolgt eine ständige Rückführung abgebadeten Torfs in dafür<br />

vorgesehene Lagerstätten. Hier vollzieht sich in einem jahrelangen Prozess die natürliche Regeneration des Torfs.<br />

Zwischenlagerung und Regeneration<br />

Durch wissenschaftliche Untersuchungen wurde schon vor Jahren in Bad <strong>Meinberg</strong> und in anderen deutschen Heilbädern bewiesen, dass die<br />

physikalisch-chemischen Eigenschaften wie Wärmeübertragung und hydrostatischer Druck in der Moorwanne und zahlreiche biochemische<br />

Komponenten nach der einmaligen Anwendung der Torfsubstanz keineswegs gemindert sind. Eine mehrmalige Verwendung ist sinnvoll und<br />

wird im Allgemeinen in den Moorbadeorten praktiziert. Die erneute medizinische Nutzung des Heilmittels setzt aber eine mehrjährige<br />

Regenerationszeit voraus. In Bad <strong>Meinberg</strong> beträgt die Verweildauer des Torfs im Zwischenlager zur Regeneration mehr als 15 Jahre und<br />

liegt damit weit über den Empfehlungen des Deutschen Heilbäderverbandes. In diesem Zeitraum kann sich unter natürlichen Lagerungsbedingungen<br />

die halbfeste plastische Konsistenz des Heilmittels erholen und das mikrobiologisch-biochemisch wirksame Potential regenerieren.<br />

Nach genauer wissenschaftlicher Prüfung und Analyse wird das natürliche Heilmittel für die Moortherapie eingesetzt.<br />

Moorrühranlagen mit indirekter<br />

Erwärmung für Moorbäder<br />

und Packungen<br />

Transport mit Lkw und / oder Moordruckleitung direkt<br />

in die Badeeinrichtungen NaturMoor-Badehaus und<br />

Mediclin Rose Klinik<br />

Mooraufbereitungsanlagen<br />

Moor / Heilwasser<br />

Original Moorpumpenanlage<br />

von 1929<br />

Das Bergwerk Bad <strong>Meinberg</strong> im <strong>Stinkebrink</strong><br />

Moorabbau im <strong>Moorstich</strong> heute


VIII. HEILANZEIGEN<br />

1. Verschleiß und Überlastungssyndrom des Bewegungsapparates<br />

• Arthrosen der großen und kleinen Gelenke<br />

• Wirbelsäulensyndrome/Bandscheibenerkrankungen, Skoliosen, muskuläre Spannungsstörungen<br />

• Sehnenansatz- und Sehnenscheidenreizungen, Schleimbeutelerkrankungen<br />

2. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen<br />

• Chronische Polyarthritis und Verlaufsvarianten<br />

• Psoriasisarthritis mit und ohne Hautbeteiligung<br />

• Morbus Bechterew<br />

3. Chronische Schmerzsyndrome<br />

• Weichteilrheumatismus/Fibromyalgie<br />

• Osteoporose<br />

4. Nachbehandlungen bei Operationen und Unfallverletzungen am Bewegungsapparat<br />

• Implantation von Endoprothesen (Gelenkersatz-Operationen)<br />

• Chirurgische Eingriffe an rheumatisch erkrankten Gelenken<br />

• Frakturen<br />

• Bandscheibenoperationen und Stabilisierungsoperationen<br />

5. Frauenerkrankungen<br />

• chronische Entzündungen<br />

• Verwachsungen<br />

• Senkungsbeschwerden<br />

• Harninkontinenz<br />

• Sterilität bei Kinderwunsch<br />

• Zyklusstörungen<br />

• Nachbehandlung nach gynäkologischen Operationen<br />

IX. DIE ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN<br />

• NaturMoor-Vollbad<br />

• NaturMoor-Halbbad<br />

• NaturMoor-Packungen (warm und kalt)<br />

• NaturMoor-Kneten und<br />

• NaturMoor–Treten<br />

Mooranwendungen<br />

gehören seit langer Zeit zu den wirksamsten balneotherapeutischen Maßnahmen. Sie werden deshalb als eine unentbehrliche Ergänzung der<br />

modernen Medizin vorwiegend in Heilbädern erfolgreich praktiziert. Bei serienmäßiger Anwendung von Moorbädern tritt eine reaktive Umstimmung<br />

des Organismus auf, die sich günstig auf den Heilverlauf auswirkt. Moorbehandlungen üben über thermische, chemische und<br />

mechanische Reize eine Normalisierung des gestörten Stoffwechsels aus.<br />

Die thermische Wirkkomponente<br />

Der Wärmeaustausch im Bademedium erfolgt fast ausschließlich durch Wärmeleitung. Durch die allseitige Erwärmung wird reflektorisch<br />

eine verbesserte Durchblutung erreicht. Es kommt zu einer Steigerung von lokalen Stoffwechselprozessen, zu einer Abnahme des Schmerzempfindens<br />

und zu einer Aktivierung verschiedener Hormone. Weitere Effekte sind die Entzündungshemmung, Detonisierung der Muskulatur<br />

sowie eine Auflockerung des Bindegewebes. Die Abkühlung schreitet im Moorbad nur ganz langsam voran. Die Körperoberfläche<br />

befindet sich in einem thermisch fast konstanten Medium, da das Wärmeleitungsvermögen geringer ist als das des Wassers. Infolgedessen<br />

können im Moorbad höhere Temperaturen vertragen werden. Die schonende Wärmeübertragung bewirkt eine Temperaturerhöhung im<br />

Körperinneren um bis zu 2°C.<br />

Die mechanische Wirkkomponente<br />

Im Moorbad erfährt der Körper des Badenden einen spürbaren Auftrieb. Die dadurch entstehende scheinbare Schwerelosigkeit entlastet den<br />

Stütz- und Bewegungsapparat. Das führt zur Entspannung der Skelettmuskulatur und damit auch zu Schmerzlinderung.<br />

Die chemische Wirkkomponente<br />

Die chemische Wirksamkeit des Badetorfes kann entweder auf einer direkten Hauteinwirkung der Moorinhaltsstoffe oder einer Durchdringung<br />

der Haut durch wassergelöste Stoffe beruhen. Hierbei spielt der Huminsäurekomplex eine besondere Rolle. Dieser geht mit den<br />

Eiweißstoffen Verbindungen ein, die mit einer entzündungshemmenden und adstringierenden Wirkung verbunden sind. Bekannt sind auch<br />

gewisse bakteriostatische und antimikrobielle Eigenschaften des Moores, die <strong>zum</strong> Teil den Huminsäuren zugeschrieben werden. Diskutiert<br />

wird das Vorhandensein von Östrogenen bzw. östrogenwirksamen Substanzen in Badetorfen.<br />

Naturmoorbäder<br />

werden während einer Kur in der Regel dreimal wöchentlich durchgeführt. Die Badetemperatur beträgt meist 38°C und kann bis maximal<br />

42°C gesteigert werden. Die Badedauer bewegt sich im Allgemeinen zwischen 10 und 20 Minuten. Im Anschluss an die Mooranwendung sollte<br />

der Patient noch ca. 30 Minuten ruhen. Dabei kommt es <strong>zum</strong> Nachschwitzen und zu einem Ausgleich der durch die Mooranwendung bedingten<br />

Belastung.<br />

Naturmoorpackungen<br />

dienen zur Behandlung einzelner Körperteile. Der Moorbrei muss eine besonders homogene und pastenartige Struktur aufweisen. Dadurch<br />

kann er den Körperformen angepasst werden und es wird eine optimale Wärmeübertragung erreicht. Packungen können bei Verträglichkeit<br />

des Patienten bis maximal 48°C appliziert werden. Die Verweildauer beträgt 15 bis 30 Minuten. Moor kann aber auch als Kaltanwendung<br />

(z.B. Kaltpackungen, Moortreten) verabreicht werden.<br />

Naturmoorkneten und Naturmoortreten<br />

Bei diesen Therapieformen wird Moorpackungsmasse entweder warm oder kalt verwendet. Es handelt sich <strong>zum</strong> einen um eine bewusste<br />

aktive Bewegungstherapie der kleinen Hand- bzw. Fußmuskeln oder <strong>zum</strong> anderen um eine gezielte Ergotherapie sowie um eine Druckmassage.


X. SONSTIGES<br />

ÖFFNUNGSZEITEN MOORSTICH STINKEBRINK<br />

In der Hauptsaison (Mitte April bis Mitte September) ist der <strong>Moorstich</strong> einmal in der Woche am Donnerstag (außer feiertags) von 14 bis<br />

17 Uhr geöffnet. In dieser Zeit können Gelände und Einrichtungen besichtigt werden.<br />

Außerdem finden auf Anmeldung Führungen statt.<br />

Ferner veranstaltet das Nordic Walking Zentrum <strong>Staatsbad</strong> <strong>Meinberg</strong> in der Hauptsaison das Moor-Nordic-Walking einmal im Monat im<br />

<strong>Moorstich</strong>.<br />

Interessierte können sich außerhalb der Öffnungszeiten des <strong>Moorstich</strong>s ausführlich anhand der Schautafeln in bzw. an der Schutzhütte, mit<br />

Hilfe der Satelliten-Navigation (Abrufung der GPS-Daten) multimedial (GPS-Moor-Erlebnis-Wanderweg) und an den Info-Points der Moormeile<br />

in Bad <strong>Meinberg</strong> informieren. Nach vorheriger Anmeldung unter Telefon 0 52 34 / 90 10 werden dort auch Sonderführungen und Besichtigungen<br />

für Gruppen und Schulklassen durchgeführt.<br />

DER GPS-MOOR-ERLEBNISPFAD<br />

Zwischen Bad <strong>Meinberg</strong> und Horn können sich Wanderer jetzt auf einer 4,6 km langen Strecke entlang des <strong>Moorstich</strong>s führen lassen. Ausgangspunkt<br />

ist der Erlebnis-Pfad <strong>Moorstich</strong> „<strong>Stinkebrink</strong>“. Die Orientierung auf der Strecke erfolgt mit Hlfe des Satellitennavigationssysems<br />

(GPS) und Taschencomputern, die Wanderer mitführen. Neben der Route können Sie damit auch Hintergrundinformationen wie Bilder,<br />

Videos und Texte zu insgesamt 15 Stationen auf dem Weg abrufen. Diese befassen sich mit dem Moor, der Siedlungsgeschichte und Naturschutzthemen.<br />

Ergänzend <strong>zum</strong> GPS-Moor-Wanderweg gibt es eine 3,8 km lange Route durch das Orts- und Kurzentrum Bad <strong>Meinberg</strong>, die so genannte<br />

Moormeile.<br />

Weitere <strong>Information</strong>en finden Sie unter www.interaktiv-erlebnis-pfade.de. Wer keinen Taschencomputer hat, kann ihn sich bei der Tourist-<br />

<strong>Information</strong> Bad <strong>Meinberg</strong> leihen.<br />

Tourist-<strong>Information</strong> Bad <strong>Meinberg</strong><br />

Allee 9<br />

Hotline: 0800 / 22 36 34 6 (gebührenfrei)<br />

Telefon 0 52 34 / 98 90 3<br />

stadtmarketing@horn-badmeinberg.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.-Fr. 10:00 – 17:00 Uhr ganzjährig<br />

Mitte April bis Mitte Oktober auch<br />

Sa. 09:30 – 12:00 Uhr<br />

DIE BAD MEINBERGER MOORMEILE<br />

3,8 km Rundweg - 5 Haltestellen für erlebnisreiche 80 Minuten - Stelen und GPS-gesteuerte <strong>Information</strong>en rund um das Moor - Bad <strong>Meinberg</strong>er<br />

Moormeile.<br />

Das Moor wird - heute wie damals - in Rohren zur Ortsmitte geleitet und dort als wohlig warmes Moorbad hergerichtet. Die Bad <strong>Meinberg</strong>er<br />

Moormeile verfolgt diesen Weg vom <strong>Moorstich</strong>, durch den Ort, den Kurpark bis zu den Gesundheitszentren des <strong>Staatsbad</strong>es <strong>Meinberg</strong><br />

Mediclin Rose Klinik, NaturMoor-Badehaus und Stern Vital & Wellness und zurück bzw. umgekehrt. Der Rundweg führt hierbei u.a. über<br />

Busbahnhof, Allee mit ihren Cafés und vielen Bad <strong>Meinberg</strong>er Spezialitäten - von Moor-Pralinen, Moor-Torte bis hin zu Spezialitäten der<br />

Moor-Köche ist alles dabei. Der Kaiser-Wilhelm-Platz, Graf Simon August bzw. der Busbahnhof mit seinen Parkplätzen ist idealer Ausgangspunkt<br />

und Ziel für eine Zeitreise rund um das <strong>Staatsbad</strong> <strong>Meinberg</strong>.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!