Paddock Trail - Artgerecht-Tier.de
Paddock Trail - Artgerecht-Tier.de
Paddock Trail - Artgerecht-Tier.de
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www.artgerecht-tier.<strong>de</strong> ISSN // 2195-5011 Ausgabe Nr. 7 | Oktober 2012<br />
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Das 1x1 für artgerechte Haltung, Ernährung, Pfl ege und Behandlung<br />
PSSM –<br />
Wenn die<br />
Muskeln<br />
streiken<br />
Halsungen für Hun<strong>de</strong> –<br />
was ist zu beachten?<br />
<strong>Paddock</strong> <strong>Trail</strong> –<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
Katzenseuche – Nestschutz<br />
neutralisiert Impfstoffe<br />
Hohe Nitratwerte<br />
im Trinkwasser<br />
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Liebe Leserinnen und Leser,<br />
vom 14. bis zum 16. September fand das<br />
1. Symposium von artgerecht statt. Ein<br />
großer Erfolg und allgemeine Begeisterung.<br />
Über die vielen positiven Resonanzen<br />
bereits während <strong>de</strong>r Veranstaltung haben<br />
wir uns sehr gefreut. Eine Teilnehmerin<br />
schrieb uns vor einigen Tagen:<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
wir wollen uns auf diesem Wege nochmals für<br />
die Einladung zum „artgerecht-Symposium“<br />
in Brakel bedanken. Es waren sehr lehrreiche<br />
und interessante Themen, die von herausragend<br />
guten Referenten gehalten wur<strong>de</strong>n.<br />
Schon die Eröffnungsre<strong>de</strong> von Herrn Töllner<br />
hat die Zuhörer hellhörig gemacht. Ganzheitlich<br />
sollte nicht nur ein werbeträchtiges Wort<br />
sein, so seine Worte. Dieses Referat hat alle<br />
Teilnehmer angesprochen und begeistert.<br />
Dank an alle, die die aufwendige Organisation<br />
so meisterhaft geschafft haben.<br />
Beim nächsten artgerecht-Symposium<br />
2013 sind wir gerne<br />
wie<strong>de</strong>r dabei und freuen uns<br />
auf neue interessante Themen.<br />
Anna Mast, Horst Weiche &<br />
Kleinspitz Crash<br />
Nach so viel Zuspruch ist klar, dass es in<br />
2013 das 2. artgerecht-Symposium geben<br />
wird! Wir möchten uns bei Ihnen als<br />
Leser(in) und / o<strong>de</strong>r Teilehmer(in) für Ihre<br />
Unterstützung bedanken – und betonen,<br />
dass artgerecht auch von Ihrem Wissen, von<br />
Ihren Fragen und Erlebnissen lebt. Was<br />
möchten Sie wissen? Was haben Sie erlebt,<br />
das an<strong>de</strong>re <strong>Tier</strong>freun<strong>de</strong> erfahren sollten?<br />
Schreiben Sie uns an redaktion-service@<br />
artgerecht-tier.<strong>de</strong><br />
Ihre artgerecht-Redaktion<br />
Impressum<br />
Editorial<br />
artgerecht artgerecht artgerecht erscheint dreimonatlich.<br />
Herausgeber / Verlag Schairon GmbH,<br />
Schloßhof 2 – 6, 85283 Wolnzach<br />
Anzeigen Angelika Güttel, Kohlergasse 10, 86512 Augsburg<br />
Tel. 08 21 / 50 86 85 96, Mobil 0170 / 4 87 36 92<br />
Fax 08 21 / 50 86 85 97, E-Mail aguettel@kastner.<strong>de</strong><br />
Herstellung / Versand Kastner AG, Schloßhof 2 – 6,<br />
85283 Wolnzach, Tel. 0 84 42 / 92 53-0, www.kastner.<strong>de</strong><br />
Abonnement / Leserservice Margret Hanakam,<br />
Tel. 0 84 42 / 92 53-35, E-Mail info@artgerecht-tier.<strong>de</strong><br />
Hinweis Diese Zeitschrift wur<strong>de</strong> sorgfältig erarbeitet. Dennoch<br />
erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. We<strong>de</strong>r Redaktion noch<br />
Verlag können für eventuelle Nachteile o<strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>n, die aus<br />
<strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n einzelnen Artikeln vorgestellten Informationen<br />
resultieren, eine Haftung übernehmen. Wir möchten<br />
<strong>Tier</strong>besitzer in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass<br />
Arzneien und Therapiepläne jeweils individuell auf das betreffen<strong>de</strong><br />
<strong>Tier</strong> abgestimmt wur<strong>de</strong>n und damit nicht übertragbar sind.<br />
Rasseportrait Pfer<strong>de</strong><br />
18 Arabians edle Pfer<strong>de</strong><br />
Der Asile Araber – Ursprung aller Vollblutaraber<br />
Rasseportrait Hun<strong>de</strong><br />
42 Wir Airedale Terrier<br />
39 Buchtipp<br />
39 Buchtipp<br />
45 Marktplatz<br />
Aktuelles für <strong>Tier</strong>freun<strong>de</strong><br />
Ausblick<br />
46 Termine<br />
46 Vorschau<br />
Haltung und Umgang<br />
4 <strong>Paddock</strong> <strong>Trail</strong> – Ein Erfahrungsbericht<br />
8 Halsungen für Hun<strong>de</strong> – was ist zu beachten?<br />
13 <strong>Tier</strong>kommunikation<br />
27 Hun<strong>de</strong>erziehung mit positiven Metho<strong>de</strong>n<br />
Ein Denkanstoß<br />
39 Hy p er fl ex io n<br />
44 Persönliche Meinung 3 Warum ich keine<br />
Reitzeitschriften mehr lesen mag<br />
Ernährung<br />
11 Das Heilpfl anzenportrait: Die Mariendistel<br />
14 Erschreckend hohe Nitratwerte im<br />
Trinkwasser unserer Pfer<strong>de</strong><br />
16 Die Katze als Beutetierfänger<br />
Teil 1<br />
Ernährungsphysiologische Grundlagen<br />
<strong>de</strong>r gesun<strong>de</strong>n Katzenernährung<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
20 PSSM – Wenn die Muskeln streiken<br />
24 Mein Pferd ist ständig krank …<br />
Fallbericht eines 8-jährigen Hannoveraner<br />
Warmblutwallachs<br />
26 Hüftgelenksdysplasie … Vererbt o<strong>de</strong>r gemacht?<br />
30 Übersäuerung – auch bei meinem <strong>Tier</strong>?<br />
34 Warum in die Ferne schweifen …<br />
<strong>Artgerecht</strong>er Auslandstierschutz<br />
36 Die 5 Elemente – Wu Xing<br />
38 Katzenseuche<br />
Nestschutz neutralisiert Impfstoffe<br />
40 Alternative Hufbehandlung<br />
Gibt es die alleingültige Lehre?<br />
S. 11<br />
Zur Zeit in aller Mun<strong>de</strong> –<br />
die Mariendistel<br />
S. 14<br />
Nitrate im Trinkwasser für Pfer<strong>de</strong><br />
Ursache und Folgen …<br />
S. 16<br />
Katzen = Jäger!<br />
Was muss tatsächlich auf<br />
<strong>de</strong>m Speiseplan stehen?<br />
S. 27<br />
„Positive Metho<strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>erziehung“ –<br />
kritische Gedanken<br />
artgerecht 3/2012 3
4<br />
Haltung und Umgang<br />
<strong>Paddock</strong> <strong>Trail</strong><br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
Im Dezember 2011 haben wir <strong>de</strong>n<br />
Pensionsstall „Hof Rabenley“ mit<br />
konventioneller Boxenhaltung übernommen.<br />
Die Boxen waren mit 3 x 3,5 Meter<br />
nicht son<strong>de</strong>rlich groß, dafür aber größtenteils<br />
unvergittert. Die Pfer<strong>de</strong> hatten so die<br />
Möglichkeit, über die Boxentrennwän<strong>de</strong><br />
hinweg Kontakt zum Nachbarn zu<br />
unterhalten. Die Stallgasse war hell und<br />
freundlich – insgesamt eine schon recht<br />
mo<strong>de</strong>rne und positive Variante <strong>de</strong>r<br />
Boxenhaltung.<br />
artgerecht 3/2012<br />
Draußen befan<strong>de</strong>n sich vier Sandpaddocks<br />
mit einer Gesamtgröße von ca.<br />
3000 qm – befestigt mit <strong>Paddock</strong>platten,<br />
drainagiert und mit Sand als Tretschicht.<br />
So war ein trockener und matschfreier<br />
Winterauslauf gewährleistet. Auf <strong>de</strong>n<br />
Sandpaddocks stan<strong>de</strong>n Heuraufen, die<br />
2-mal täglich gefüllt wur<strong>de</strong>n, zur Verfügung.<br />
Die Zeit, in <strong>de</strong>r die Pfer<strong>de</strong> draußen<br />
waren, sah man sie ununterbrochen an<br />
<strong>de</strong>r Heuraufe stehen und fressen. Hin und<br />
wie<strong>de</strong>r bewegt sich mal ein Pferd von <strong>de</strong>r<br />
Raufe weg – zum Äppeln in eine bestimmte<br />
Ecke. Ansonsten: stehen … Egal<br />
wie groß <strong>de</strong>r <strong>Paddock</strong>bereich war, die<br />
Pfer<strong>de</strong> stan<strong>de</strong>n. Selten kam mal ein Trab<br />
zustan<strong>de</strong>, geschweige <strong>de</strong>nn ein Galopp.<br />
Ab und an wur<strong>de</strong> mal am Zaun <strong>de</strong>s<br />
Nachbars geschaut, was dort los ist – da<br />
dort auch nichts los war, ging man wie<strong>de</strong>r<br />
zur Raufe – stehen und fressen …<br />
Im Dezember haben wir zunächst <strong>de</strong>n<br />
Auslauf <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> von ca. 7 Stun<strong>de</strong>n<br />
tagsüber auf 12 Stun<strong>de</strong>n ausge<strong>de</strong>hnt. Der
morgendliche frühere Auslauf wur<strong>de</strong> von<br />
<strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>n direkt gut angenommen<br />
– <strong>de</strong>nn draußen gab es das Frühstück, und<br />
das Heu nachts in <strong>de</strong>n Boxen war schon<br />
lange weggefressen. Das abendliche<br />
Herauszögern <strong>de</strong>r Zeit draußen war<br />
allerdings nicht für alle Pfer<strong>de</strong> unproblematisch,<br />
<strong>de</strong>nn erfahrungsgemäß wartet<br />
ja in <strong>de</strong>r Box das hochwertigere und<br />
beliebtere Futter: das Kraftfutter. Stellt<br />
sich also die Frage – wollen die Pfer<strong>de</strong><br />
abends in ihre Box, ihre Ruhe haben?<br />
O<strong>de</strong>r lockt das begehrte Futter?<br />
Im Januar haben wir dann begonnen,<br />
die einzelnen Boxen nach und nach<br />
auszubauen, bis <strong>de</strong>r erste große spätere<br />
Liegebereich entstan<strong>de</strong>n war. Hier zogen<br />
dann zwei Stuten ein, die auch tagsüber<br />
gemeinsam auf einem <strong>Paddock</strong> stan<strong>de</strong>n<br />
und sich gut verstan<strong>de</strong>n. Das war uns<br />
wichtig, <strong>de</strong>nn noch wur<strong>de</strong> ja auch abends<br />
drinnen Heu gefüttert, und es sollte<br />
darum keine Streitereien geben.<br />
Die darauf folgen<strong>de</strong>n Monate stan<strong>de</strong>n<br />
ganz im Zeichen <strong>de</strong>s Boxenausbaus.<br />
Durchbrüche und Zuwege zu <strong>de</strong>n<br />
<strong>Paddock</strong>s wur<strong>de</strong>n erstellt, die Kleingruppen<br />
nach und nach in zwei große<br />
Gruppen, Wallache und Stuten, zusammengefasst.<br />
Im Mai konnten wir dann<br />
endlich bei<strong>de</strong> Gruppen als Offenstallgruppen<br />
führen – die Pfer<strong>de</strong> konnten ab<br />
jetzt selber entschei<strong>de</strong>n, ob sie drinnen<br />
o<strong>de</strong>r draußen bleiben wollten.<br />
In <strong>de</strong>n ersten Wochen sank <strong>de</strong>r<br />
Aktionismus <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> ganz gewaltig –<br />
hatten wir doch eine Steigerung <strong>de</strong>r<br />
Bewegungsmöglichkeiten um 100 %.<br />
Hat man vorher 12 Stun<strong>de</strong>n am Stück<br />
gestan<strong>de</strong>n, muss man sich erst einmal an<br />
24 Stun<strong>de</strong>n Bewegung gewöhnen.<br />
Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n jungen Wallachen fi el<br />
es beson<strong>de</strong>rs auf. Während sie vorher<br />
draußen vermehrt spielten, blieben<br />
Raufereien und Gerangel und die damit<br />
verbun<strong>de</strong>nen Blessuren doch <strong>de</strong>utlich aus.<br />
Überschwängliches Gebuckel und<br />
Getobe, was gera<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Herausführen<br />
<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> im kalten Zustand erfolgte,<br />
blieb nun aus. Es war erst einmal viel<br />
Ruhe. Mittlerweile wird wie<strong>de</strong>r gespielt –<br />
aber ganz an<strong>de</strong>rs als vorher. Die jungen<br />
Wallache laufen sehr viel, nutzen <strong>de</strong>n<br />
Track für gesetzte Galoppa<strong>de</strong>n. Es wird<br />
auch gerangelt und getobt, gestiegen und<br />
aneinan<strong>de</strong>r rumgekniepselt – aber,<br />
seit<strong>de</strong>m „die Herren“ 24 Stun<strong>de</strong>n draußen<br />
sind, sind die Blessuren, Bissspuren und<br />
Kratzer <strong>de</strong>utlich zurückgegangen. Sie sind<br />
einfach nicht mehr so unausgelastet und<br />
übermütig. Das Spiel wird sachter – und<br />
durch <strong>de</strong>n Umgang mit <strong>de</strong>n älteren<br />
Wallachen, die hier gute Erziehungsarbeit<br />
leisten, immer dosierter.<br />
Im nächsten Zuge wur<strong>de</strong> um unsere<br />
arrondierten Wei<strong>de</strong>n ein Weg von ca.<br />
8 Meter Breite eingezäunt – <strong>de</strong>r spätere<br />
Track. Der Track war grasbewachsen und<br />
wur<strong>de</strong> nun zum Anwei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong><br />
genutzt, die diesen stun<strong>de</strong>nweise zum<br />
Grasen geöffnet bekamen. Die Graszeit<br />
wur<strong>de</strong> nach und nach auf 4 Stun<strong>de</strong>n<br />
täglich ausge<strong>de</strong>hnt und <strong>de</strong>r Track bot<br />
schnell nur noch wenig Futteranreize, so<br />
dass wir zum Fressen die Wei<strong>de</strong>n stun<strong>de</strong>nweise<br />
öffneten und <strong>de</strong>n Track zur<br />
24-Stun<strong>de</strong>n-Benutzung freigaben.<br />
Der nächste Schritt war dann, <strong>de</strong>n<br />
Track verpfl ichtend zu machen, wenn<br />
man zum Heu o<strong>de</strong>r zum Wasser/Unterstand<br />
wollte. Wir haben Heu und Wasser<br />
voneinan<strong>de</strong>r getrennt und mittels <strong>de</strong>s<br />
Tracks miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n. Zunächst<br />
herrschte große Verwirrung bei <strong>de</strong>n<br />
Pfer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn plötzlich war <strong>de</strong>r direkte<br />
Zugang zum Wasser versperrt. Die ersten<br />
bei<strong>de</strong>n Wochen stand man am Zaun und<br />
schaute auf die Tränke. Mehrmals täglich<br />
sind wir mit <strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Track<br />
abgegangen und haben ihnen <strong>de</strong>n Weg<br />
zum Futter und Wasser gezeigt … und<br />
nach und nach ging ein Licht auf.<br />
Damit <strong>de</strong>r Track noch selbstverständlicher<br />
genutzt und interessanter wird,<br />
haben wir kleine Heuportionen auf <strong>de</strong>m<br />
Track verteilt. So kamen die Pfer<strong>de</strong> in die<br />
Situation, nach ihrem Futter suchen zu<br />
müssen, was von allen <strong>Tier</strong>en wun<strong>de</strong>rbar<br />
angenommen wur<strong>de</strong>. Man hatte das<br />
Gefühl, die Pfer<strong>de</strong> haben Spaß an ihrer<br />
Futtersuche. So wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r Track<br />
immer mehr zum Lebensraum <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>.<br />
Bewegung<br />
Nach 6 Wochen <strong>Trail</strong>-Pfl icht konnte man<br />
sagen, sie haben es verstan<strong>de</strong>n und nutzen<br />
<strong>de</strong>n Track ganz selbstverständlich. Immer<br />
wie<strong>de</strong>r sieht man die Pfer<strong>de</strong>gruppen <strong>de</strong>n<br />
Track entlangwan<strong>de</strong>rn, um die natürlichen<br />
Bedürfnisse zu <strong>de</strong>cken. Vom Wasser<br />
zum Heu, zur Wei<strong>de</strong>, auf <strong>de</strong>m Track Futter<br />
suchen und wie<strong>de</strong>r zum Heu und zum<br />
Wasser. Eine GPS-Messung, um die<br />
zurückgelegten Strecken zu messen, steht<br />
noch aus und ist mit Sicherheit sehr<br />
spannend. Der „Mädchen“-Track misst<br />
550 Meter und <strong>de</strong>r Track <strong>de</strong>r „Jungs“ 350<br />
Meter … Wenn es auch nicht viel scheint<br />
– es ist <strong>de</strong>fi nitiv ein großes Mehr an<br />
Bewegung. Die gera<strong>de</strong>n, längeren Stücke<br />
<strong>de</strong>s Tracks wer<strong>de</strong>n liebend gern als<br />
Rennstrecke genutzt – hier hält es kaum<br />
ein Pferd im Schritt aus. Beson<strong>de</strong>rs die<br />
jungen Pfer<strong>de</strong> traben und galoppieren<br />
Haltung und Umgang<br />
sogar die gesamte Tracklänge zum Wasser<br />
und Heu.<br />
Her<strong>de</strong>ndynamik & Freundschaften<br />
In <strong>de</strong>n zwei größeren Gruppen haben sich<br />
mit <strong>de</strong>r Zeit Kleingruppen mit beson<strong>de</strong>ren<br />
Freundschaften gebil<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>n Stuten<br />
fi n<strong>de</strong>n sich gera<strong>de</strong> die Jungtiere mit <strong>de</strong>r<br />
Leitstute zusammen und legen die Wege<br />
stets gemeinsam zurück. Verpasst ein <strong>Tier</strong><br />
<strong>de</strong>n Anschluss, wird es entwe<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />
Gruppe abgeholt o<strong>de</strong>r läuft eilig hinterher.<br />
Aber am besten ist, man passt immer<br />
gut auf, dass man dran bleibt. Da sich die<br />
Gruppen nun frei zusammensetzen<br />
können und Wahlfreundschaften möglich<br />
sind, haben wir, insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n<br />
Stuten, ein sehr soziales und freundliches<br />
Miteinan<strong>de</strong>r.<br />
Fütterung<br />
Essentiell ist, wie in je<strong>de</strong>r Offenstall- und<br />
Gruppenhaltung auch, das ausreichend<br />
zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Futter. Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
hierbei ist, die unterschiedlichen<br />
Figurtypen <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> in Form zu halten<br />
– die Dicken sollten nicht zu dick wer<strong>de</strong>n,<br />
die Schmalen nicht zu mager. Wir lösen<br />
das hier über eine ad libidum Heufütterung<br />
aus Heuraufen mit engmaschigen<br />
Heunetzen (3 cm Maschenweite) und<br />
mehreren Futterplätzen. Durch das immer<br />
zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Heu kommt es in<br />
<strong>de</strong>n Gruppen nicht zu Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
ums Futter. Natürlich wird immer<br />
wie<strong>de</strong>r kontrolliert, ob nicht ein an<strong>de</strong>rer<br />
Heuhalm besser ist als <strong>de</strong>r eigene, ob die<br />
Stelle an <strong>de</strong>r Raufe wirklich die tollste ist<br />
– aber es gibt keinen Streit aus Hunger.<br />
Nur so kann eine Gruppe entspannt<br />
zusammenleben. Angst zu hungern führt<br />
zu Aggressionen und Unruhe in <strong>de</strong>r<br />
Her<strong>de</strong>. Je<strong>de</strong>s Pferd muss die Gelegenheit<br />
haben, zu fressen, wann es das Bedürfnis<br />
hat.<br />
Enrichment<br />
Den Lebensraum für das Pferd spannen<strong>de</strong>r<br />
gestalten – das lässt sich gera<strong>de</strong> auf<br />
artgerecht 3/2012 5
6<br />
Wasser<br />
Wasser<br />
Unterstand<br />
Unterstand<br />
Wasser<br />
Wasser<br />
Unterstand<br />
Unterstand<br />
Haltung und Umgang<br />
<strong>de</strong>m Track ganz wun<strong>de</strong>rbar realisieren.<br />
Futter- und Wasserstellen wechseln sich<br />
ab. Hier und da liegen Baumstämme,<br />
Äste und Zweige zum Beknabbern.<br />
Salz- und Minerallecksteine, Kräuter und<br />
Co. fi n<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>m Weg. Es gibt viele<br />
tolle Gestaltungsmöglichkeiten, von<br />
unterschiedlichen Untergrün<strong>de</strong>n (Steine,<br />
Sand, Kies, Schotter, Asphalt usw.) bis<br />
hin zu angelegten Kräuterbeeten, über<br />
Obstbäume, Wassergräben (Löcher),<br />
Erhöhungen, Senken, Sandwälzstellen,<br />
Strohraufen usw. bis hin zu kleinen<br />
Leckereien (Äpfelstücke, Möhrenscheibchen)<br />
– <strong>de</strong>r Weg für die Pfer<strong>de</strong> ist<br />
spannend und abwechslungsreich.<br />
Heu<br />
Heu<br />
Salz<br />
Salz<br />
Sandauslauf<br />
Sandauslauf<br />
Sandauslauf<br />
Sandauslauf<br />
artgerecht 3/2012<br />
Wei<strong>de</strong><br />
Wei<strong>de</strong><br />
Wei<strong>de</strong><br />
Wei<strong>de</strong><br />
Heu<br />
Heu<br />
Salz<br />
Salz<br />
Heu<br />
Heu<br />
Einen abwechslungsreichen <strong>Paddock</strong> <strong>Trail</strong> kann man<br />
auch auf kleinen Flächen gestalten. Wichtig ist eine<br />
arrondierte Wei<strong>de</strong>, die man umzäunen kann. Jetzt<br />
einfach noch Heu (und evtl. wenn möglich) Wasser,<br />
Salzlecksteine, Baumstämme etc. soweit wie möglich<br />
vom Unterstand / Wasser entfernt platzieren. Je<strong>de</strong>r<br />
Meter mehr ist ein Mehr an Bewegung fürs Pferd und<br />
lohnt sich.<br />
Manchmal sorgt ein einfacher Pappkarton<br />
auf <strong>de</strong>m Track für Ent<strong>de</strong>cker-Spaß<br />
und wird dankbar angenommen. So lange<br />
man eine Verletzungsgefahr ausschließen<br />
kann, gibt es viele tolle Möglichkeiten,<br />
<strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>n ihre Umgebung interessant<br />
zu gestalten. Als Belohnung bekommt<br />
man entspannte und zufrie<strong>de</strong>ne, aufgeweckte<br />
Pfer<strong>de</strong>, die nervenstark und<br />
ausgeglichen sind. Dazu kommt eine<br />
unerschütterliche Grund-Kondition, wie<br />
man sie kaum erreiten kann.<br />
Arbeitsaufwand<br />
Ja, es ist mehr Arbeit – o<strong>de</strong>r besser, es ist<br />
eine an<strong>de</strong>re Arbeit. Es muss ein Track um<br />
die Wei<strong>de</strong>n gezäunt wer<strong>de</strong>n. Das dauert<br />
(bei einer Person mit Handlanger) je<br />
nach Länge <strong>de</strong>s Tracks ein paar Tage. Der<br />
Kostenaufwand hängt vom verwen<strong>de</strong>ten<br />
Material ab, ist aber mit Sicherheit<br />
überschaubar, <strong>de</strong>nn es han<strong>de</strong>lt sich ja<br />
„nur“ um eine Innenabzäunung, die <strong>de</strong>n<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen einer Außenumzäunung<br />
nicht entsprechen muss. Hier können die<br />
Pfer<strong>de</strong> ja „nur“ auf die Wei<strong>de</strong>n einbrechen<br />
(was man bei z. B . rehegefähr<strong>de</strong>ten<br />
Pfer<strong>de</strong>n im Hinterkopf behalten muss).<br />
Die Wege wer<strong>de</strong>n länger – hierüber<br />
muss man sich bewusst sein. Möchte man<br />
Futterstellen auf <strong>de</strong>n Tracks befüllen, <strong>de</strong>n<br />
Track sauber halten etc., sollte man sich<br />
über entsprechen<strong>de</strong>s Gerät langfristig<br />
Gedanken machen. Die zufrie<strong>de</strong>nen<br />
Pfer<strong>de</strong>gesichter und das Beobachten <strong>de</strong>r<br />
Pfer<strong>de</strong>, wie sie um die Wei<strong>de</strong>n wan<strong>de</strong>rn,<br />
lässt allerdings je<strong>de</strong>n Mehraufwand o<strong>de</strong>r<br />
weiteren Weg verblassen.<br />
<strong>Paddock</strong> <strong>Trail</strong> am Beispiel<br />
einer Bewohnerin<br />
Ava, 21 Jahre alt, Warmblut. Spat,<br />
Arthrose und Schale, Hufrollenbefund<br />
vorn. Ava wohnte schon hier, als wir <strong>de</strong>n<br />
Hof übernommen haben. Sie wur<strong>de</strong> von<br />
einer Boxenhaltung ohne Winterauslauf<br />
zum Hof Rabenley gebracht, um ihr im<br />
Winter einen Freigang zu gewähren. Ava<br />
war die ersten 10 Jahre ihres Lebens als<br />
Sportpferd auf Dressur-Turnieren bis<br />
Klasse S unterwegs und kannte bis dahin<br />
keinen Auslauf. Ava stand hier mit einem<br />
Wallach gemeinsam auf einem <strong>de</strong>r vier<br />
<strong>Paddock</strong>s und stand … stand … stand.<br />
Bei<strong>de</strong> Pfer<strong>de</strong> waren sichtlich gelangweilt,<br />
pfl egten keinerlei sozialen Umgang<br />
miteinan<strong>de</strong>r und schienen – vielleicht ein<br />
wenig vermenschlicht – recht unglücklich.<br />
Ava war lei<strong>de</strong>r sehr übergewichtig –<br />
aufgrund ihrer Erkrankungen ist die<br />
Besitzerin in ihren Möglichkeiten, Ava zu<br />
bewegen, sehr eingeschränkt. Tägliche<br />
stun<strong>de</strong>nlange Spaziergänge hätten<br />
vermutlich nur mäßigen Erfolg gebracht,<br />
Bewegen an <strong>de</strong>r Longe o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />
Führanlage verträgt Ava nur bedingt –<br />
Optimalerweise bietet man immer eine Fressstelle<br />
mehr an, als Pfer<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Gruppe leben. Bei acht<br />
Pfer<strong>de</strong>n wären dies neun Fressstellen.<br />
Diese Futterstellen kann man auf <strong>de</strong>m Track verteilen,<br />
um zusätzlich Bewegung in die Gruppe zu bekommen.<br />
Die Pfer<strong>de</strong> wan<strong>de</strong>rn nun zwischen <strong>de</strong>n Fressstellen hin<br />
und her, prüfen, ob in einer Raufe nicht noch besseres<br />
Futter zu fi n<strong>de</strong>n ist. Die Pfer<strong>de</strong>, die einem an<strong>de</strong>rem<br />
Pferd ausweichen, suchen sich erneut eine neue<br />
Fressstelle usw. So ist rund um die Uhr Bewegung in<br />
<strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> – stressfrei und friedlich.
Ava auf<br />
Hof Rabenley<br />
Also ich bin Ava – eigentlich „Avantgard aus <strong>de</strong>m Anduc“-<br />
Hannoveraner-Trakehner-Stute. Wär’ nicht so wichtig. Da<br />
jedoch viele Menschen <strong>de</strong>r Ansicht sind, Warmblüter passen<br />
nicht in eine<br />
Ava im Januar 2012<br />
Laufstallhaltung,<br />
möchte<br />
ich meine<br />
Abstammung<br />
hervorheben.<br />
Seit nun einem<br />
Jahr und drei<br />
Monaten<br />
lebe ich dank<br />
eines Sinneswan<strong>de</strong>ls meines Menschen in einem Laufstall, in<br />
<strong>de</strong>m ich mir Tag und Nacht aussuchen kann, ob ich auf <strong>de</strong>r<br />
Wei<strong>de</strong> sein möchte, auf <strong>de</strong>m großen Sandauslauf o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />
Ruhe- und Schutzhalle. Über <strong>de</strong>m Heu, dass ich <strong>de</strong>n ganzen<br />
Tag genießen kann, liegen lei<strong>de</strong>r so blö<strong>de</strong> engmaschige Netze<br />
und ich muss ganz schön schaffen, wenn ich satt wer<strong>de</strong>n will.<br />
Wenn ich Durst habe, muss ich wie<strong>de</strong>r ein Stück laufen. Tja,<br />
<strong>de</strong>r Weg zur Wiese ist ebenfalls nicht gera<strong>de</strong> um die Ecke und<br />
sie wird zugeteilt, also wir dürfen da nur vier Stun<strong>de</strong>n am<br />
Tag drauf. Dennoch bin ich super zufrie<strong>de</strong>n!!! Ich habe jetzt<br />
eine kleine Stutenher<strong>de</strong> von 8 Ladies zu bemuttern. Das ist<br />
sehr unterhaltend, wenn auch gelegentlich stressig. Aber ich<br />
habe richtig gerne was um die Ohren! Es darf auch ruhig mal<br />
gebalgt und gerannt wer<strong>de</strong>n, so dass es staubt!<br />
Als ich im April 2011 hier ankam, ging es mir nach sechs<br />
Monaten Wintersaison in <strong>de</strong>r Box mit Auslauf richtig schlecht!<br />
Ich bin jetzt 20 Jahre alt und hatte zu diesem Zeitpunkt starke<br />
Schmerzen in<br />
<strong>de</strong>n Beinen und<br />
im Rücken. Auch<br />
meine Hufe<br />
waren noch nicht<br />
so toll in Form.<br />
(Anmerkung von<br />
meinem Mensch:<br />
Schale bei<strong>de</strong>r<br />
Vor<strong>de</strong>rhufe, Hufrolle<br />
bds. vorne,<br />
Spat bds. hinten, Arthrose <strong>de</strong>r Rückenwirbel und Degeneration<br />
im Bereich <strong>de</strong>r ISG; immer noch sehr schlechtes Hufmaterial<br />
bei begonnener Umstellung auf Barhuf vor ca. 3 Jahren.)<br />
Nun habe ich kaum noch Beschwer<strong>de</strong>n! Ich laufe, spiele und<br />
sorge mit Freu<strong>de</strong>n für „meine kleine Her<strong>de</strong>“. Mein Mensch<br />
darf mich sogar bald wie<strong>de</strong>r reiten, soooo habe ich mich<br />
erholt! Reiten zwar nur, ohne mich zu sehr zu belasten – aber<br />
immerhin „spielen und tanzen“ wir dann wie<strong>de</strong>r ein wenig.<br />
Ich fühle mich rundherum ausgeglichen, kann endlich leben<br />
wie ein zufrie<strong>de</strong>nes Pferd und freue mich auf fi tte Rentner-<br />
Jahre! Eure Ava<br />
Ava im Juni 2012<br />
Haltung und Umgang<br />
ihre Bewegungen wur<strong>de</strong>n<br />
schlechter. Ava hatte neben<br />
einem großen Bauch viele<br />
Ö<strong>de</strong>me, vor allem am Euter<br />
hatte sich ein großes, hartes<br />
Fett<strong>de</strong>pot gesammelt.<br />
Im Frühjahr wur<strong>de</strong> Ava<br />
nun vom Wallach getrennt<br />
und kam zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Stuten.<br />
Schon vorher zeigte sie<br />
ihre Ten<strong>de</strong>nz zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Damen dadurch, dass sie auf<br />
<strong>de</strong>ren Seite am Zaun stand<br />
und Kontakt zu ihnen suchte.<br />
Ava kam in ihre neue<br />
Gruppe und übernahm sofort<br />
sehr souverän die Führung<br />
und wur<strong>de</strong> zur Leitstute. Ein<br />
später integriertes Jährlingsfohlen<br />
und auch die an<strong>de</strong>ren<br />
Jungstuten gesellten sich gern<br />
zu ihr, und sie übernahm die<br />
Rolle <strong>de</strong>r Ersatzmutti. Ava hat<br />
also nun eine richtige Aufgabe,<br />
die sie auch wun<strong>de</strong>rbar<br />
erfüllt. Sie hält ihre Schützlinge<br />
gut zusammen und passt auf,<br />
dass auch keiner zu kurz<br />
kommt. An <strong>de</strong>r Wasserstelle<br />
darf das Fohlen zuerst trinken,<br />
während sie aufpasst.<br />
Durch die ständige<br />
Bewegung hat sich Avas<br />
Gesundheitszustand <strong>de</strong>utlich<br />
verbessert. Bewegung fällt ihr<br />
nicht mehr schwer, sie wirkt<br />
nicht mehr eingerostet, die<br />
Gelenke knacken weniger. Auf<br />
<strong>de</strong>r langen Strecke legt sie einen<br />
munteren Galopp hin, <strong>de</strong>r nicht<br />
darauf schließen lässt, welche<br />
Erkrankungsgeschichte sie<br />
haben könnte. Und: Ava hat<br />
abgenommen, und zwar sehr<br />
<strong>de</strong>utlich. Man kann sogar ein<br />
paar Rippen ertasten. Und auch<br />
die Ö<strong>de</strong>me vor <strong>de</strong>m Euter sind<br />
mittlerweile kleiner – und weich.<br />
Die Abnahme erfolgte langsam,<br />
aber stetig. Ava frisst nach wie<br />
vor gemächlich, sie muss nicht<br />
hungern und hat somit auch gar<br />
keine Futtergier o<strong>de</strong>r Neid. Beim<br />
Füttern <strong>de</strong>s täglichen Kraftfutters<br />
kann man sie in <strong>de</strong>r Gruppe<br />
füttern und auch ohne Eimer am<br />
Kopf herumlaufen lassen, ohne<br />
dass sie an<strong>de</strong>re Pfer<strong>de</strong> aufgrund<br />
<strong>de</strong>s Futters bedrängen wür<strong>de</strong>.<br />
Nadja Vorwerk,<br />
Mörsdorf / Hunsrück<br />
artgerecht 3/2012 7
8<br />
Haltung und Umgang<br />
Halsungen für Hun<strong>de</strong> –<br />
was ist zu beachten?<br />
Ohne geht es nicht. Die sicherste<br />
Möglichkeit, auf <strong>de</strong>n Hund einzuwirken,<br />
sind Halsband o<strong>de</strong>r Brustgeschirre<br />
und Leine. Sie schaffen die enge Verbin-<br />
dung zwischen Hund und Führer, die <strong>de</strong>m<br />
Hund Anlehnung und Sicherheit gibt<br />
und gleichzeitig auch <strong>de</strong>m Menschen. Es<br />
gibt sie in vielfältiger Ausführung. Immer<br />
wie<strong>de</strong>r kommen neue Varianten hinzu,<br />
man steht vor einem Sortiment, das einen<br />
erschlägt, und am En<strong>de</strong> bleiben die<br />
Fragen zurück: Für was brauche ich das<br />
eigentlich und was brauche ich wirklich?<br />
Für <strong>de</strong>n Hund beginnt <strong>de</strong>r „Ernst <strong>de</strong>s<br />
Lebens“, wenn er aus <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rstube und<br />
<strong>de</strong>r Mutter zu seinem neuen Besitzer<br />
kommt. Um die richtige Halsung für <strong>de</strong>n<br />
Welpen zu fi n<strong>de</strong>n, muss man sich<br />
zunächst mit <strong>de</strong>r Rasse, <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
<strong>de</strong>s Körperbaus, <strong>de</strong>m Charakter und<br />
<strong>de</strong>r Ursprünglichkeit <strong>de</strong>r Rasse beschäftigen.<br />
Hinzu kommt das individuelle<br />
Temperament <strong>de</strong>s kleinen Welpen. Einen<br />
Zwerg mit einem dicken Karabiner<br />
auszustatten ist genauso falsch wie eine<br />
dünne Kette an einem Temperamentsbün<strong>de</strong>l<br />
zu befestigen. Wichtig ist es, sich<br />
die Erfahrungen <strong>de</strong>s Züchters mit seiner<br />
Rasse zunutze zu machen. Skeptisch sollte<br />
man aber bleiben, <strong>de</strong>nn lei<strong>de</strong>r erfährt<br />
man dort auch nicht immer das Richtige.<br />
Manche Züchter geben die Halsung und<br />
Leine mit und nehmen vielen neuen<br />
Besitzern so eine Last von <strong>de</strong>n Schultern.<br />
Ob das dann die richtige Lösung ist, muss<br />
<strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>halter kritisch hinterfragen,<br />
<strong>de</strong>nn viel kann hier falsch gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n und zu einer dauerhaften Schädigung<br />
führen.<br />
Halsbän<strong>de</strong>r<br />
Es gibt sie von schmal bis breit, aus Le<strong>de</strong>r<br />
o<strong>de</strong>r Nylon, verschlusslos als „Überzieher“<br />
o<strong>de</strong>r mit einfachen Plastik-Klick-Verschlüssen.<br />
Außer<strong>de</strong>m gibt es die sogenannten<br />
„Erziehungshilfen“, die man<br />
strikt ablehnen sollte. Zu viele Gefahren<br />
lauern hier bei falscher Anwendung. Aber<br />
auch mit <strong>de</strong>n „normalen“ Halsbän<strong>de</strong>rn<br />
kann man einiges falsch machen.<br />
Halsbän<strong>de</strong>r mit Schnalle und Dorn<br />
Das ist wohl die älteste Variante auf <strong>de</strong>m<br />
heutigen Markt. Es gibt solche, bei <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>r Befestigungsring für <strong>de</strong>n Karabiner<br />
artgerecht 3/2012<br />
<strong>de</strong>r Leine genau hinter <strong>de</strong>r Schnalle<br />
angebracht ist – die sogenannte Zugentlastung.<br />
An<strong>de</strong>re haben diesen Ring in<br />
gegenüber liegen<strong>de</strong>r Position platziert.<br />
Warum führe ich diesen winzigen<br />
Unterschied hier an? Nun, springt ein<br />
angeleinter Hund in ein Halsband, das<br />
die Schnalle gegenüber <strong>de</strong>m Befestigungsring<br />
hat, so wird die Schnalle direkt auf<br />
<strong>de</strong>n Kehlkopf drücken. Es ist mit Sicherheit<br />
schon nicht angenehm für <strong>de</strong>n<br />
Vierbeiner, wenn er <strong>de</strong>n Gurtdruck auf<br />
<strong>de</strong>m Kehlkopf spürt, aber noch schlechter<br />
ist es für ihn, wenn es die Schnalle ist.<br />
Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n häufi g Hautfältchen<br />
und Fell eingeklemmt, was auch nicht<br />
gera<strong>de</strong> zum Wohlbefi n<strong>de</strong>n beiträgt.<br />
Schmales Halsband ohne Zugentlastung<br />
Halsband mit<br />
Zugentlastung<br />
Rundgenähte Halsbän<strong>de</strong>r<br />
Weil man daran keine Schnalle befestigen<br />
kann, ist diese in einem breit angelegten<br />
Übergangsstück eingelassen. Dort<br />
befi n<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Regel auch <strong>de</strong>r<br />
Befestigungsring. Prima, damit ist das<br />
Problem mit <strong>de</strong>r gegenüber liegen<strong>de</strong>n<br />
Schnalle beseitigt. Dennoch ist diese<br />
Ausführung auch mit Vorsicht zu<br />
genießen. Durch die Rundnaht wird das<br />
Halsband sehr schmal und <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong><br />
Druck auf <strong>de</strong>n Kehlkopf verstärkt sich.<br />
Das ist eine ganz einfache Rechnung: Je<br />
schmaler das Halsband, <strong>de</strong>sto höher <strong>de</strong>r<br />
Druck! Die Kraft, die auf das Halsband<br />
ausgeübt wird, sei es durch <strong>de</strong>n Menschen<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hund, verteilt sich auf die<br />
Fläche <strong>de</strong>s Halsban<strong>de</strong>s und damit auf <strong>de</strong>n<br />
Hals. Ein kleines Rechenbeispiel: Das<br />
Halsband ist 2 cm breit und die ausgeübte<br />
Kraft beträgt 1 kg/cm 2 , ist das Band nur<br />
1 cm breit bei gleichbleiben<strong>de</strong>m Zug <strong>de</strong>s<br />
Hun<strong>de</strong>s, verdoppelt sich nun die Kraft auf<br />
2 kg/cm 2 . Wird die Breite noch einmal<br />
um die Hälfte, auf 0,5 cm, verringert,<br />
so erhöht sich <strong>de</strong>r Druck auf 4 kg/cm 2 .<br />
Die Aufl agefl äche eines rundgenähten<br />
Halsban<strong>de</strong>s ist immer erheblich schmaler<br />
als die eines fl achen, daher sollte besser<br />
darauf verzichtet wer<strong>de</strong>n, auch wenn man<br />
es noch so elegant fi n<strong>de</strong>t.<br />
Würgehalsbän<strong>de</strong>r/-ketten<br />
Der Begriff erklärt sich von selbst – das<br />
Halsband bil<strong>de</strong>t eine Schlinge. Zieht<br />
<strong>de</strong>r Hund an <strong>de</strong>r Leine, zieht sich die<br />
Schlinge zu, und er wird gewürgt.<br />
Manche Menschen glauben, dass sie mit<br />
dieser Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Hund das ewige „an<br />
<strong>de</strong>r Leine ziehen“ abgewöhnen können,<br />
doch lei<strong>de</strong>r ist das ein absoluter Trugschluss!<br />
Der Mensch schließt von sich<br />
auf <strong>de</strong>n Hund. Er versetzt sich in <strong>de</strong>ssen<br />
Situation und weiß als Mensch, dass er<br />
nicht mehr gewürgt wird, wenn er nicht<br />
mehr zieht. Der Hund aber <strong>de</strong>nkt<br />
natürlich nicht so. Er sieht nur das Ziel,<br />
das ihn reizt und das er unbedingt<br />
erreichen will, an Leine und Halsband<br />
<strong>de</strong>nkt er nicht. Dieses Hin<strong>de</strong>rnis will er<br />
überwin<strong>de</strong>n und sich befreien und so<br />
zieht er fl eißig weiter, röchelnd und<br />
hustend.<br />
Der Jagdtrieb mancher Rassen ist so<br />
groß, dass sie alles vergessen, wenn<br />
bestimmte Reize auf sie einwirken. Viele<br />
unserer Haushun<strong>de</strong> waren Jagdhun<strong>de</strong>:<br />
Schweißhun<strong>de</strong>, Apportspezialisten,<br />
Stöberer, Treiber. Das ist immer noch in<br />
ihnen. Jahrhun<strong>de</strong>rte lang hat man <strong>de</strong>n<br />
Jagdtrieb geför<strong>de</strong>rt. Dieser Trieb ist durch<br />
ein Folterwerkzeug, wie ein Würgehalsband,<br />
nicht zu bändigen. Ein Würgehalsband<br />
ist ein absolutes „No Go“!
Dünne Kette als ungestopptes Würgehalsband!<br />
Würger mit Zugstopp<br />
Ist die etwas entschärfte Variante. Bei<br />
diesem Halsband ist noch ein weiterer<br />
Ring angebracht, <strong>de</strong>r als Bremse dient. Er<br />
lässt die Würgefunktion nur bis zu einem<br />
gewissen Punkt zu und stoppt diese dann<br />
ab. Diese Halsbän<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>r richtigen<br />
Weite gekauft bzw. entsprechend eingestellt,<br />
sind nicht die schlechteste Variante.<br />
Man sollte aber beim Kauf auch auf<br />
die nötige Breite achten und dass es <strong>de</strong>m<br />
Hund komfortabel an- und auszuziehen<br />
ist, damit <strong>de</strong>m Hund beim Herunterstreifen<br />
<strong>de</strong>r Schlinge keine Schmerzen<br />
zugefügt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dünnes Würgehalsband mit Zugstopp<br />
Halsbän<strong>de</strong>r aus ostheopatischer Sicht<br />
Beim hoffentlich gut sitzen<strong>de</strong>n und<br />
genügend breiten Halsband kommt es bei<br />
starkem Zug an <strong>de</strong>r Leine trotz<strong>de</strong>m zu<br />
Blockierungen in <strong>de</strong>n Kopfgelenken.<br />
Die eher instabile Halswirbelsäule wird<br />
massiv über<strong>de</strong>hnt, mit Stauchung <strong>de</strong>r<br />
oberen Brustwirbelsäule und weiterlaufend<br />
bis in Len<strong>de</strong>nwirbelsäule und<br />
Hüftgelenke. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n durch<br />
<strong>de</strong>n Druck im vor<strong>de</strong>ren Bereich Zungenbein<br />
und Kehlkopf eingeklemmt. Dies hat<br />
Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Kiefer und die<br />
Schultermuskulatur, abgesehen davon,<br />
dass es einen Würgrefl ex auslösen kann.<br />
Es kann zu Schluckbeschwer<strong>de</strong>n und<br />
Gleichgewichtsstörungen kommen. Bei<br />
länger andauern<strong>de</strong>n Blockierungen und<br />
Asymmetrien kommt es irgendwann<br />
zwangsläufi g zu Folgeschä<strong>de</strong>n, auch an<br />
Stellen, die ganz woan<strong>de</strong>rs liegen. Das<br />
hängt damit zusammen, dass <strong>de</strong>r Körper<br />
als Einheit funktioniert und je<strong>de</strong> Art von<br />
Funktionseinschränkung bis in weit<br />
entfernt liegen<strong>de</strong> Zonen wirkt.<br />
Was kann das Halsband in <strong>de</strong>r Psyche<br />
<strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s auslösen?<br />
Was die meisten Hun<strong>de</strong>besitzer sich lei<strong>de</strong>r<br />
gar nicht klar machen, ist, dass <strong>de</strong>r Hals<br />
ein ganz wichtiger Bereich mit sozialen<br />
Funktionen ist, die durch das falsche<br />
Halsband – o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n falschen Umgang<br />
mit <strong>de</strong>m richtigen Halsband – empfi ndlich<br />
gestört wer<strong>de</strong>n können. Allein das<br />
An- und Ableinen von oben ist eine klare<br />
Dominanzhandlung. Beobachten Sie mal,<br />
wieviele Hun<strong>de</strong> beim Anleinen die<br />
Ohren zurücklegen und zur Seite schauen,<br />
o<strong>de</strong>r sogar versuchen, sich <strong>de</strong>m Anleinen<br />
zu entziehen!<br />
Am seitlichen Bereich <strong>de</strong>s Halses<br />
fi n<strong>de</strong>t Pfl egeverhalten statt; er ist auch<br />
wichtiger Teil für eine freundliche<br />
Begrüßung. Ein hartes Halsband o<strong>de</strong>r ein<br />
ruppiger, sorgloser Umgang mit <strong>de</strong>r Leine<br />
lässt <strong>de</strong>n Hund abstumpfen. Mit <strong>de</strong>n<br />
Jahren kann sich so das soziale Verhalten<br />
erheblich verän<strong>de</strong>rn.<br />
Haltung und Umgang<br />
Ein dritter wichtiger Punkt ist, dass<br />
Halsband und Leine die Körpersprache<br />
<strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s stark verän<strong>de</strong>rn können. Man<br />
stelle sich einen Hund vor, <strong>de</strong>r „in <strong>de</strong>r<br />
Leine steht“, sprich angesichts eines<br />
an<strong>de</strong>res Hun<strong>de</strong>s sich an <strong>de</strong>r gespannten<br />
Leine aufstellt. Abgesehen von <strong>de</strong>r<br />
ungünstigen Wirkung auf die Wirbel -<br />
säule signalisiert dieses Aufstellen <strong>de</strong>m<br />
an<strong>de</strong>ren Hund Dominanz und Bedrohung!<br />
Eine solche Begegnung wird mit<br />
ziemlicher Sicherheit nicht friedlich<br />
ablaufen. Der „stehen<strong>de</strong>“ Hund wird<br />
nicht verstehen, warum ihm an<strong>de</strong>re<br />
Hun<strong>de</strong> mit Spannung o<strong>de</strong>r gar Aggression<br />
entgegentreten, und wenn bei<strong>de</strong><br />
Hun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Leine „stehen“, schaukelt<br />
sich das noch weiter hoch – keine gute<br />
Voraussetzung für eine gesellschaftsfähige<br />
Sozialisierung.<br />
Brustgeschirre<br />
Wie bei <strong>de</strong>n Halsbän<strong>de</strong>rn gibt es auch<br />
hier ein unüberschaubares Angebot. Es<br />
ist nicht einfach, das passen<strong>de</strong> Stück zu<br />
fi n<strong>de</strong>n. Bei mir zuhause liegen 8 Mo<strong>de</strong>lle,<br />
welche ich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit ausprobiert<br />
habe. Auch ein Brustgeschirr muss<br />
perfekt sitzen, sonst kann es <strong>de</strong>m Hund<br />
Schmerzen und Unbehagen bereiten.<br />
Was muss man beim Kauf beachten?<br />
Grundsätzlich gilt, wie bei <strong>de</strong>n<br />
Halsbän<strong>de</strong>rn, je breiter <strong>de</strong>r Gurt, <strong>de</strong>sto<br />
besser. Die Riemen dürfen nicht scheuern.<br />
Die Gurte müssen genügend<br />
Bewegungsfreiheit an <strong>de</strong>n Ellenbogengelenken<br />
lassen, sonst wird <strong>de</strong>r Hund in<br />
<strong>de</strong>r Bewegung gestört. Es ist wie bei<br />
unseren Schuhen. Sie müssen perfekt<br />
sitzen, wenn keine Druckstellen entstehen<br />
sollen. Scheuert das Ellenbogengelenk<br />
immer wie<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Gurt,<br />
lei<strong>de</strong>t das Fell und die Haut wird druckempfi<br />
ndlich. Der Hund wird Schonhaltung<br />
einnehmen.<br />
Wir setzen uns für <strong>de</strong>n Beruf <strong>de</strong>s <strong>Tier</strong>heilpraktikers ein und vertreten die Interessen<br />
unserer Mitglie<strong>de</strong>r und Kollegen. Informieren Sie sich unter www.thp-verband.<strong>de</strong><br />
artgerecht 3/2012 9
10<br />
Haltung und Umgang<br />
Dünne Gurte, zu eng!<br />
Natürlich darf man auch die anatomischen<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Rassen nicht außer Acht lassen. Für einen<br />
Windhund mit seinem tief gezogenen<br />
Brustkorb wird es beispielsweise schwierig,<br />
ein gut sitzen<strong>de</strong>s Brustgeschirr zu<br />
fi n<strong>de</strong>n. Passt es am Hals, ist <strong>de</strong>r Brustgurt<br />
zu kurz, passt <strong>de</strong>r Brustgurt, schlackert es<br />
am Hals. Mittlerweile haben sich die<br />
Hersteller zwar auf <strong>de</strong>n Bedarf <strong>de</strong>r<br />
verschie<strong>de</strong>nen Rassen spezialisiert, aber<br />
auch hier sollte man <strong>de</strong>n Geschirren<br />
kritisch gegenüber stehen und am besten<br />
ausprobieren.<br />
Befestigung <strong>de</strong>r Leine<br />
Achten Sie darauf, wo <strong>de</strong>r Ring zur<br />
Befestigung <strong>de</strong>r Leine angebracht ist. Hat<br />
das Geschirr einen langen Rückensteg,<br />
o<strong>de</strong>r ist es ein einfaches Kreuz, an <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Ring sitzt? Wenn Sie einen großen<br />
Hund haben, wer<strong>de</strong>n Sie wahrscheinlich<br />
eine entsprechend starke Leine mit einem<br />
großen Karabiner benutzen. Prüfen Sie,<br />
ob <strong>de</strong>r Ring so angebracht ist, dass <strong>de</strong>r<br />
schwere Karabiner bei hängen<strong>de</strong>r Leine<br />
<strong>de</strong>m Hund immer wie<strong>de</strong>r auf die Wirbelsäule<br />
fällt. Das darf nicht sein, auch dann<br />
nicht, wenn man <strong>de</strong>m Hund nichts<br />
anmerkt, <strong>de</strong>nn manche Hun<strong>de</strong> können<br />
lange Schmerzen ertragen, bis sie sich<br />
mel<strong>de</strong>n. Drückt <strong>de</strong>r Hund plötzlich <strong>de</strong>n<br />
Rücken durch o<strong>de</strong>r hinkt er, dann hat<br />
man schon eine Menge versäumt. Am<br />
Übergang zwischen Nacken und Schul-<br />
Der Karabiner kann auf die Wirbel schlagen.<br />
artgerecht 3/2012<br />
terblättern ist die Wirbelsäule am besten<br />
geschützt – dort sollte <strong>de</strong>r Ring für die<br />
Leine angebracht sein.<br />
Die Gurte / Passform<br />
Wenn das Geschirr am Hund gut zu<br />
sitzen scheint, befestigen Sie die Leine am<br />
Geschirr und bringen Sie ein wenig Zug<br />
darauf. Dann fassen sie unter die Gurte<br />
und stellen so fest, wo <strong>de</strong>r Druck auf <strong>de</strong>n<br />
Körper <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s ausgeübt wird, ob er<br />
sich gut verteilt o<strong>de</strong>r ob <strong>de</strong>r Hund nur im<br />
vor<strong>de</strong>ren Halsriemen hängt. Dieser<br />
drückt dann zwar nicht mehr auf <strong>de</strong>n<br />
Kehlkopf, schränkt aber die Kopfbewegung<br />
vorwärts abwärts sehr ein.<br />
Wählen Sie einen Kompromiss, kann<br />
es zum „Aussteigen“ kommen. Der Hund<br />
erschrickt sich, geht rückwärts, Sie haben<br />
zwar die Leine fest im Griff – aber<br />
plötzlich halten Sie nur noch das<br />
Geschirr und keinen Hund mehr an <strong>de</strong>r<br />
Leine. Hat er erst einmal diese Erfahrung<br />
gemacht, wird er es wie<strong>de</strong>r probieren.<br />
Je<strong>de</strong>r Erfolg festigt die Verhaltensweise.<br />
Es gibt Geschirre, die wer<strong>de</strong>n recht<br />
weit hinter <strong>de</strong>m Brustkorb verschlossen,<br />
damit wird das Aussteigen nahezu<br />
gänzlich verhin<strong>de</strong>rt. Wenn Sie einen<br />
Rü<strong>de</strong>n haben, so kann es sein, dass er<br />
permanent in <strong>de</strong>n Gurt uriniert. Der<br />
Gurt darf auch nicht an <strong>de</strong>r empfi ndlichen<br />
Vorhaut reiben.<br />
Für spielen<strong>de</strong> Hun<strong>de</strong>, die gerne ihre<br />
Pfoten einsetzen, birgt ein lockeres<br />
Geschirr große Gefahren. Sie können<br />
sich im Geschirr verhed<strong>de</strong>rn, was zu<br />
schlimmen Drehbrüchen führen kann.<br />
Für Rassen mit sehr kurzem, dünnen<br />
o<strong>de</strong>r gar keinem Fell muss eine gute<br />
Polsterung vorhan<strong>de</strong>n sein, um Scheuerstellen<br />
und offene Wun<strong>de</strong>n zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Perfekt für diesen Hund.<br />
Geschirre aus ostheopatischer Sicht<br />
Ein gut sitzen<strong>de</strong>s und ausreichend<br />
gepolstertes Brustgeschirr ist sicher die<br />
bessere Wahl als eine Leine, weil die<br />
Kräfte besser im Bereich <strong>de</strong>s stabileren<br />
Körper-Band?<br />
Linda Tellington-Jones und Debby Potts entwickelten<br />
diese Form <strong>de</strong>r Behandlung. Das Körper-Band<br />
wird als ergänzen<strong>de</strong> Maßnahme in <strong>de</strong>r Physiotherapie<br />
eingesetzt – bitte nicht ohne Anleitung <strong>de</strong>r<br />
betreuen<strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>-Physiotherapeutin anwen<strong>de</strong>n.<br />
Man unterschei<strong>de</strong>t zwischen Körper-Band und<br />
-Bandage. Während die Bandage eingesetzt wird<br />
für<br />
die Entspannung und Beruhigung ängstlicher<br />
und nervöser <strong>Tier</strong>e<br />
die Unterstützung <strong>de</strong>s eigenen Körperbewusstseins<br />
und<br />
die Steigerung <strong>de</strong>r Konzentrationsfähigkeit,<br />
fi n<strong>de</strong>t das Band seine Anwendung<br />
als Ergänzungmaßnahme in <strong>de</strong>r Physiotherapie<br />
und<br />
zur Unterstützung <strong>de</strong>r Propriozeption<br />
(Eigenempfi ndung von Körperbewegung und<br />
-lage, bzw. Lage/Stellung einzelner Körperteile<br />
zueinan<strong>de</strong>r).<br />
Brustkorbs verteilt wer<strong>de</strong>n. Allerdings<br />
sollte es auch hier ruckartiger Zug o<strong>de</strong>r<br />
Dauerspannung bei einem stark vorwärts<br />
drängen<strong>de</strong>n Hund vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />
damit es nicht zu Blockierungen <strong>de</strong>s<br />
Brustbeins und <strong>de</strong>r Rippenköpfchen<br />
kommt. Auch die Len<strong>de</strong>nwirbelsäule und<br />
das Kreuzbein wür<strong>de</strong>n stark belastet.<br />
Welche Effekte hat das Geschirr<br />
auf die Psyche?<br />
Im Geschirr bewegen und halten sich die<br />
Hun<strong>de</strong> „normaler“. Die Körpersprache<br />
verän<strong>de</strong>rt sich nicht, <strong>de</strong>r „Aufrichtezwang“,<br />
wie beim Halsband, besteht<br />
nicht, <strong>de</strong>r Hals als soziale Zone ist frei<br />
und ungestört. Ein gut sitzen<strong>de</strong>s Geschirr<br />
gibt <strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong>n Halt und Sicherheit.<br />
Manche meinen sogar, dass ein Geschirr<br />
in gewissem Maße wie eine Körper-Bandage<br />
arbeiten kann. Hier ist eine entsprechen<strong>de</strong><br />
Konstruktion und perfekte<br />
Passform <strong>de</strong>s Geschirres Voraussetzung.<br />
Fazit<br />
Ob Halsband o<strong>de</strong>r Brustgeschirr, man<br />
darf nie die Anatomie, die Psyche, die<br />
Rasse, das Alter, <strong>de</strong>n Ausbildungsstand,<br />
die Haut, die Fellbeschaffenheiten und<br />
<strong>de</strong>n Bewegungsablauf außer Acht lassen.<br />
All diese Parameter müssen beim Kauf<br />
von Halsungen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Es<br />
ist also – trotz aller Auswahl – gar nicht<br />
so einfach, das Richtige zu fi n<strong>de</strong>n.<br />
Sandra Kühnl, Coach für Hund und<br />
Herrchen / Frauchen, Großostheim<br />
Martina Schultheiß, Energetische<br />
Osteopathie, Seibersbach
Das Heilpfl anzenportrait von A – Z<br />
Zum Sammeln<br />
Die Mariendistel Silybum marianum<br />
Unter <strong>de</strong>n Korbblütlern bil<strong>de</strong>n die<br />
Disteln eine ganz beson<strong>de</strong>re<br />
Gruppe. Sie sind nicht immer ganz<br />
einfach zu unterschei<strong>de</strong>n. Eine<br />
beson<strong>de</strong>rs auffallen<strong>de</strong> Erscheinung<br />
ist die aus <strong>de</strong>m Mittelmeerraum<br />
stammen<strong>de</strong> Mariendistel, die etwa<br />
1,50 m hoch wird. Diese attraktive<br />
Pfl anze fällt durch ihre gewellten,<br />
silbrig marmorierten und extrem<br />
stacheligen Blätter auf. Man kann<br />
sie leicht von allen an<strong>de</strong>ren Arten<br />
unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Die Mariendistel ist eine <strong>de</strong>r<br />
Distelarten, die in <strong>de</strong>r Heilkun<strong>de</strong><br />
eine ganz beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung<br />
haben. Zu dieser Gruppe gehören<br />
auch ihre Verwandten, die Artischocke<br />
und das Benediktenkraut. Alle<br />
drei wer<strong>de</strong>n zur Anregung von Leber<br />
und Galle und bei Erkrankungen<br />
dieser Organe eingesetzt.<br />
Die Mariendistel war als<br />
Heilpfl anze lange vergessen. Ihren<br />
beson<strong>de</strong>ren Wert hat man erst in<br />
<strong>de</strong>n 80er Jahren neu ent<strong>de</strong>ckt. Mit<br />
mo<strong>de</strong>rnen analytischen Metho<strong>de</strong>n<br />
konnte man das Geheimnis <strong>de</strong>r<br />
Mariendistel lüften: Es ist <strong>de</strong>r<br />
Wirkstoffkomplex Silymarin, <strong>de</strong>r<br />
Leberschutzfaktor, gespeichert in <strong>de</strong>r<br />
Samenschale.<br />
Die Leber erlei<strong>de</strong>t Stress<br />
Die Leber muss mit allen Stoffen<br />
fertig wer<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>n Körper<br />
gelangen und ihn wie<strong>de</strong>r verlassen<br />
sollen. Das sind zum einen normale<br />
Abbauprodukte aus <strong>de</strong>m Stoffwechsel,<br />
wie die Harnsäure, das sind aber<br />
auch belasten<strong>de</strong> Stoffe im Futter wie<br />
Schimmel und <strong>de</strong>ren Toxine, an<strong>de</strong>re<br />
biogene Gifte, Pestizidrückstän<strong>de</strong><br />
und chemische Stoffe, von <strong>de</strong>n<br />
inzwischen zigtausend in Luft,<br />
Bö<strong>de</strong>n und Wasser gelangen. Eine<br />
beson<strong>de</strong>re Belastung sind vor allem<br />
diese körperfrem<strong>de</strong>n Stoffen, die in<br />
<strong>de</strong>r Natur nicht vorkommen und die<br />
auch in Futtermitteln verarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n, wie Stabilisatoren o<strong>de</strong>r<br />
künstliche Antioxidanzien in <strong>de</strong>n<br />
Futtermitteln, synthetische Mineralstoffe<br />
und Zusätze, wie Aromastoffe,<br />
aber auch viele Medikamente zählen<br />
dazu. Die Leber muss diese Stoffe<br />
entwe<strong>de</strong>r passieren lassen, wobei<br />
häufi g die Leberzellen geschädigt<br />
wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r aufwändig enzymatisch<br />
umbauen.<br />
Das alles belastet die Leber bis<br />
an ihre Leistungsgrenze und darüber<br />
hinaus. Leberschä<strong>de</strong>n sind <strong>de</strong>shalb<br />
keine Seltenheit.<br />
Silymarin als Leberschutz<br />
Das wirksamste natürliche Mittel zur<br />
Unterstützung <strong>de</strong>r Leberfunktionen<br />
ist die Mariendistel. Der Wirkstoffkomplex<br />
Silymarin schützt die<br />
Leberzellen vor Zellgiften, hilft <strong>de</strong>n<br />
Leberzellen, sich zu regenerieren,<br />
bin<strong>de</strong>t freie Radikale und unterstützt<br />
die Fettverdauung.<br />
Selbst bei schwerster Schädigung<br />
kann sie noch helfen. Sie wird z. B.<br />
in <strong>de</strong>r Humanmedizin bei Vergiftungen<br />
mit Knollenblätterpilz, <strong>de</strong>r die<br />
Leber zerstört, hochkonzentriert<br />
eingesetzt, da ist sie das einzig<br />
wirksame Mittel.<br />
Wie wirkt Silymarin<br />
Silymarin besteht aus einem<br />
Gemisch von Flavonolignanen,<br />
wobei Silibinin die biologisch<br />
aktivste Form ist und damit die<br />
Leitsubstanz darstellt. Die Wirkung<br />
als Leberschutzfaktor durch Silymarin<br />
beruht im Wesentlichen auf <strong>de</strong>r<br />
Stabilisierung <strong>de</strong>r Zellmembran und<br />
auf <strong>de</strong>r Stimulation <strong>de</strong>r Regenerationsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r Leberzellen. Im<br />
Vergiftungsfall erschwert Silymarin<br />
das Eindringen von Toxinen und<br />
artgerecht 3/2012 11
12<br />
Das Heilpfl anzenportrait von A – Z<br />
Zum Sammeln<br />
verhin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Verlust funktioneller<br />
Zellbestandteile, wie Transaminasen,<br />
in<strong>de</strong>m Oxidations- und<br />
Transportprozesse in <strong>de</strong>r Zellmembran<br />
vermin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Darüber hinaus stimuliert<br />
Silymarin die Proteinbiosynthese<br />
und regt die Zellregeneration sowie<br />
die Bildung neuer Hepatozyten an.<br />
Zusätzlich wur<strong>de</strong>n für Silymarin<br />
auch entzündungshemmen<strong>de</strong>n,<br />
antikanzerogene (Krebs) und<br />
antifi brotische (Fibrose: krankhafte<br />
Vermehrung <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes)<br />
Effekte nachgewiesen.<br />
2011 haben Wissenschaftler vom<br />
Krebszentrum <strong>de</strong>r Colorado State<br />
University eine Studie veröffentlicht,<br />
wonach die Zufuhr von<br />
Silymarin das Wachstum von<br />
Lungenkrebs bei Mäusen verlangsamt.<br />
Der Wirkstoff Silibinin<br />
verhin<strong>de</strong>rt außer<strong>de</strong>m das Eindringen<br />
artgerecht 3/2012<br />
von Lungenkrebszellen in an<strong>de</strong>re<br />
Gewebe und ist damit wirksamer als<br />
die gängigen Medikamente.<br />
Silymarin bei Zucht und Aufzucht<br />
Stuten und Zuchthündinnen sind in<br />
beson<strong>de</strong>rer Weise beansprucht. Ihr<br />
Stoffwechsel muss im letzten Drittel<br />
<strong>de</strong>r Trächtigkeit und während <strong>de</strong>r<br />
gesamten Laktationsphase Höchstleistungen<br />
vollbringen. Je nach<br />
Futterangebot und Medikamentengaben<br />
ist die Leber entsprechend<br />
belastet, oft wird sie überfor<strong>de</strong>rt.<br />
Resorbieren bei Stuten o<strong>de</strong>r<br />
Hündinnen, totgeborene Welpen<br />
und mangelhafte Milchleistung und<br />
totales Abhaaren können dadurch<br />
verursacht sein. Mit einer rechtzeitigen<br />
Entgiftung und einer optimierten<br />
Ernährung können diese<br />
Probleme minimiert wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Englän<strong>de</strong>r nennen die Mariendistel<br />
Milchdistel und setzen die Mariendistel<br />
traditionell auch zur Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Milchbildung ein.<br />
Mariendistel in <strong>de</strong>r Therapie<br />
Zu therapeutischen Zwecken wer<strong>de</strong>n<br />
von <strong>de</strong>r Mariendistel heute nur die<br />
ca. fünf Millimeter langen, ovalen<br />
Früchte o<strong>de</strong>r Samen verwen<strong>de</strong>t. Sie<br />
sind graubraun und leicht glänzend.<br />
Die Schale, in <strong>de</strong>r das Silymarin<br />
gespeichert ist, kann von Säugetieren<br />
nicht aufgeschlossen wer<strong>de</strong>n;<br />
auch <strong>de</strong>r Tee aus gestoßenem Samen<br />
bringt <strong>de</strong>r Leber nur geringe<br />
Unterstützung, da sich Silymarin in<br />
Wasser schlecht löst. Sehr bewährt<br />
haben sich daher Extrakte, die <strong>de</strong>m<br />
Futter dosiert zugegeben wer<strong>de</strong>n<br />
sollten. Sie helfen <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>en, besser<br />
auszuleiten und auch alle Stressphasen<br />
besser durchzustehen.<br />
Eine Entgiftung mit <strong>de</strong>r Mariendistel<br />
sollte begleitet wer<strong>de</strong>n mit<br />
nierenanregen<strong>de</strong>n Kräutern, die<br />
dafür sorgen, dass die wasserlöslichen<br />
Stoffe rasch ausgeschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Unterstützung <strong>de</strong>r Leber<br />
durch Silymarin ist auch beson<strong>de</strong>rs<br />
wichtig für ältere <strong>Tier</strong>e, <strong>Tier</strong>e mit<br />
beeinträchtigtem Stoffwechsel,<br />
übergewichtige <strong>Tier</strong>e und bei allen,<br />
die sich mit Hautproblemen, wie<br />
Fellschä<strong>de</strong>n, Schuppen, Hotspots,<br />
Pfotenlecken, Ekzemen und Mauke,<br />
also gleichermaßen für Pfer<strong>de</strong> wie<br />
für Hun<strong>de</strong>.<br />
Die Blätter <strong>de</strong>r Mariendistel<br />
unterstützen in <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>fütterung<br />
als Bitterkraut <strong>de</strong>n Gallenfl uss, sie<br />
enthalten kein Silymarin. Das aus<br />
<strong>de</strong>m Samen gepresste Öl enthält<br />
Omega 6 Fettsäuren, ist ebenfalls<br />
frei von Silymarin.<br />
Silymarin ist ein starkes<br />
pfl anzliches Mittel, je<strong>de</strong> Entgiftung<br />
muss <strong>de</strong>shalb mit Bedacht durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. <strong>Tier</strong>e müssen während<br />
<strong>de</strong>r Entgiftung genau beobachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Entgiftung und<br />
Ausleitung sollte <strong>de</strong>shalb von <strong>de</strong>m<br />
<strong>Tier</strong>heilpraktiker o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m naturheilkundlich<br />
arbeiten<strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>arzt<br />
begleitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Manfred Heßel, Dipl. Ökologe,<br />
Waltrop
<strong>Tier</strong>kommunikation<br />
<strong>Tier</strong>e T<br />
spielen in <strong>de</strong>r Menschheits-<br />
Tgeschichte geschichte eine tragen<strong>de</strong> Rolle. Viele<br />
Entwicklungen und Errungenschaften<br />
sind ohne sie gar nicht <strong>de</strong>nkbar. Sie<br />
waren und sind Arbeitskräfte, Zug- und<br />
Transporttiere und Ernährungsgrundlage.<br />
Und sie sind Freun<strong>de</strong>, Vertraute, Beschützer,<br />
Familienmitglie<strong>de</strong>r und Freizeitbegleiter.<br />
Auch die Schattenseiten unseres<br />
Verhältnisses sehen wir überall auf <strong>de</strong>r<br />
Welt, wo <strong>Tier</strong>e ausgestoßen, gejagt,<br />
gequält und getötet wer<strong>de</strong>n. All zu weit<br />
brauchen wir gar nicht gehen.<br />
Beim Blick in Riesenställe, Legebatterien<br />
und Mastanlagen sehen wir <strong>Tier</strong>e in<br />
engen Verschlägen, oft angebun<strong>de</strong>n, ohne<br />
Bewegungsspielraum. Sie stehen dort, um<br />
schnell zu wachsen und dann geschlachtet<br />
zu wer<strong>de</strong>n. Dieses Leid verursachen<br />
wir, und wir essen diese gequälten <strong>Tier</strong>e<br />
– inklusive aller chemischen Stoffe, mit<br />
<strong>de</strong>nen sie bis zum Schlachten abgefüllt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Langsam fi n<strong>de</strong>t ein Um<strong>de</strong>nken statt.<br />
Zumin<strong>de</strong>st im Bereich unserer Heimtiere.<br />
Viele machen sich vermehrt Gedanken<br />
um artgerechte Haltung und Ernährung<br />
ihrer <strong>Tier</strong>e. Aber <strong>Tier</strong>e brauchen mehr als<br />
Futter und gute Haltungsbedingungen.<br />
Sie sind Wesen, die Gefühle haben,<br />
glücklich sein und lei<strong>de</strong>n können. Viele<br />
<strong>Tier</strong>halter haben das verstan<strong>de</strong>n, sie<br />
wünschen sich eine tiefere Beziehung,<br />
einen geistigen Austausch mit ihren<br />
<strong>Tier</strong>en. Hier kann <strong>Tier</strong>kommunikation<br />
ein wichtiger Weg <strong>de</strong>r Hilfe sein.<br />
<strong>Tier</strong>kommunikation hat nichts mit<br />
<strong>de</strong>n bekannten Pfer<strong>de</strong>-, Hun<strong>de</strong>- und<br />
Katzenfl üsterern zu tun. Diese <strong>de</strong>uten<br />
kleinste Regungen und Verhaltensweisen,<br />
um <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>en zu helfen. Die Ergebnisse<br />
sind oft beachtlich! <strong>Tier</strong>kommunikation<br />
geht noch einen Schritt weiter.<br />
Was ist <strong>Tier</strong>kommunikation?<br />
Hier wird eine gedankliche Verbindung<br />
zwischen Mensch und <strong>Tier</strong> hergestellt.<br />
<strong>Tier</strong>kommunikatoren haben gelernt,<br />
Bil<strong>de</strong>r, Gefühle, Gerüche und Gedanken<br />
von <strong>Tier</strong>en zu empfangen. Dazu muss<br />
man nicht einmal vor Ort sein. Es<br />
reichen ein Bild o<strong>de</strong>r auch Haare, um<br />
mentalen Kontakt aufzunehmen.<br />
Natürlich hat je<strong>de</strong>r das Recht,<br />
darüber zu lächeln und es als Humbug<br />
abzutun. In unserem Kulturkreis ist allein<br />
schon die gedachte Möglichkeit einer<br />
solchen Verbindung etwas Unerhörtes.<br />
Doch es ist nichts an<strong>de</strong>res, als lange<br />
bestehen<strong>de</strong> Techniken von Naturvölkern<br />
wie<strong>de</strong>r für uns zu ent<strong>de</strong>cken.<br />
Eingesetzt wird die <strong>Tier</strong>kommunikation<br />
vor allem bei unseren Hausgefährten<br />
Hund, Katze und Nager, und auch bei<br />
Pfer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen viele Probleme<br />
auftauchen, die durch falsche Haltung<br />
bedingt sind. Dem Bewegungsdrang<br />
dieses Lauftieres Pferd wer<strong>de</strong>n wir nur<br />
selten gerecht. So entstehen Frust,<br />
Depression und Trauer, die <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>halter<br />
zuerst als sogenannte Unarten o<strong>de</strong>r<br />
Ungehorsam bemerkt. Vor <strong>de</strong>m „Gespräch“<br />
mit <strong>de</strong>m <strong>Tier</strong> müssen die Bedingungen,<br />
die zu solchen Verhaltensauffälligkeiten<br />
geführt haben, geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />
sonst kann es nichts bewirken.<br />
Ein <strong>Tier</strong>gespräch läuft in Gedanken<br />
ab und beinhaltet die gleichen Höfl ichkeitsformen,<br />
die auch (bestenfalls) unter<br />
Menschen gelten. Nach einer persönlichen<br />
Einstimmung, Beruhigung <strong>de</strong>s<br />
menschlichen Gedankenfl usses und<br />
Haltung und Umgang<br />
Öffnung <strong>de</strong>s sensitiven Kanales stellt sich<br />
<strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>kommunikator vor und erklärt<br />
<strong>de</strong>n Auftrag <strong>de</strong>s Besitzers.<br />
Die Verbindung wird durch Vorstellungskraft<br />
aufgebaut. Es wird eine Brücke,<br />
eine Schnur o<strong>de</strong>r etwa ein Lichtstrahl<br />
visualisiert. Die bei<strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n berühren<br />
jeweils die Herz- o<strong>de</strong>r Stirnchakren <strong>de</strong>r<br />
Gesprächspartner. Auf dieser Linie<br />
fl ießen die Fragen und Antworten in<br />
bei<strong>de</strong> Richtungen. (Auch <strong>Tier</strong>e äußern<br />
gerne Fragen, weil ihnen die Erklärung<br />
menschlichen Verhaltens vielmals unklar<br />
ist.) Dann folgt die Frage, ob sich das <strong>Tier</strong><br />
auf <strong>de</strong>n Gedankenaustausch einlassen<br />
will. Die meisten <strong>Tier</strong>e sind gerne dazu<br />
bereit und manche sogar froh, dass sie<br />
endlich „zu Wort“ kommen. Ja, und dann<br />
heißt es, offen zu sein für alles, was<br />
ankommt, <strong>de</strong>nn die Sicht <strong>de</strong>s tierischen<br />
Freun<strong>de</strong>s ist eine völlig an<strong>de</strong>re als unsere.<br />
Wir akzeptieren die übermittelten Gedanken,<br />
in welcher Reihenfolge sie auch<br />
eintreffen – ohne daran herumzu<strong>de</strong>uteln.<br />
Das <strong>Tier</strong> erzählt in diesem Moment, was<br />
ihm wichtig erscheint. Es setzt die<br />
Prioritäten.<br />
Dabei gibt es meist keine Unterscheidung<br />
in <strong>de</strong>r Zeitenabfolge. Vergangenheit,<br />
Gegenwart und manchmal Zukunft sind<br />
gleichwertig. Die Geschwindigkeit <strong>de</strong>s<br />
Austausches ist enorm. Die Antwort ist<br />
oft schon da, bevor wir mit <strong>de</strong>r Formulierung<br />
<strong>de</strong>r Frage fertig sind. Die Unterscheidung<br />
zwischen eigenen Gedanken und<br />
<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Gegenüber verunsichert<br />
natürlich am Anfang und kann nur durch<br />
stetes Lernen und Überprüfen überwun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Eine ernsthafte Ausbildung<br />
und ständiges Üben sind Grundvoraussetzung<br />
für <strong>de</strong>n menschlichen Gesprächspartner.<br />
Mit <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>gesprächen ist eine große<br />
Verantwortung verbun<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n<br />
Besitzer allerdings niemals von seiner<br />
eigenen entbin<strong>de</strong>n kann. Er muss für<br />
artgerechte Bedingungen sorgen. Das<br />
erfor<strong>de</strong>rt gute Beobachtungsgabe im<br />
täglichen Zusammenleben und das<br />
Erspüren von Bedürfnissen unserer<br />
tierischen Freun<strong>de</strong>. Verantwortungsvolle<br />
<strong>Tier</strong>kommunikation hilft, diesen Blick zu<br />
schärfen und die geäußerten Gedanken<br />
unserer <strong>Tier</strong>e bewirken, dass wir Situationen<br />
an<strong>de</strong>rs betrachten und Verän<strong>de</strong>rungen<br />
vornehmen können.<br />
Hier die Geschichte eines jungen<br />
Boxerrü<strong>de</strong>n. Er war von einer erfahrenen<br />
artgerecht 3/2012 13
14<br />
Ernährung<br />
Hun<strong>de</strong>halterin ganz frisch in die Familie<br />
aufgenommen wor<strong>de</strong>n. Nach Rücksprache<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitgeber durfte die Besitzerin<br />
in Abstän<strong>de</strong>n von 2 – 3 Stun<strong>de</strong>n nach<br />
<strong>de</strong>m <strong>Tier</strong> sehen und sich mit ihm beschäftigen.<br />
Die Zeit zwischen <strong>de</strong>n Besuchen<br />
reichte <strong>de</strong>m Rü<strong>de</strong>n allerdings für sein<br />
geschäftiges Treiben. Schuhe und<br />
Teppiche wur<strong>de</strong>n zerbissen, Gegenstän<strong>de</strong><br />
umgeworfen und Möbel zerkratzt. Ich<br />
wur<strong>de</strong> gerufen. Nach meiner Frage,<br />
warum er das tue, antwortete er: „Weil ich<br />
nicht raussehen kann“. Tatsächlich ergab<br />
sich während <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n<br />
Besprechung mit <strong>de</strong>r Halterin, dass es in<br />
<strong>de</strong>r Wohnung nur Fenster gab, an die er<br />
Erschreckend hohe<br />
Nitratwerte im Trinkwasser<br />
unserer Pfer<strong>de</strong><br />
Unser Wallach hatte vor einiger Zeit so<br />
stark erhöhte Leberwerte, dass die<br />
Klinik es ablehnte, eine Szintigraphie bei<br />
ihm durchzuführen. Durch die Hilfe einer<br />
<strong>Tier</strong>heilpraktikerin und eine Entgiftungskur<br />
sanken die Werte von extrem erhöht<br />
bis auf leicht erhöht. Gleichzeitig stellte<br />
sich heraus, dass auch auffällig viele<br />
an<strong>de</strong>re Pfer<strong>de</strong> bei uns am Stall erhöhte<br />
Leberwerte hatten. Einige <strong>de</strong>r betroffenen<br />
artgerecht 3/2012<br />
(noch) nicht heranreichte. Das einzige,<br />
zum Bo<strong>de</strong>n gehen<strong>de</strong> Fenster stellte die<br />
Balkontür dar. Da die gesamte Balkonbrüstung<br />
aus Sichtschutzgrün<strong>de</strong>n<br />
verklei<strong>de</strong>t war, konnte das <strong>Tier</strong> auch hier<br />
nicht nach draußen schauen. Die<br />
Stoffbahnen wur<strong>de</strong>n entfernt und<br />
innerhalb von zwei Tagen stellte <strong>de</strong>r Rü<strong>de</strong><br />
seine Zerstörung ein. Er genoss es, <strong>de</strong>m<br />
Treiben um’s Haus zuzuschauen, was seine<br />
Langeweile merklich lin<strong>de</strong>rte. Eine<br />
Kleinigkeit mit durchschlagen<strong>de</strong>r<br />
Wirkung. Die beste Voraussetzung für <strong>de</strong>n<br />
Halter sind also Offenheit und Neugier<strong>de</strong>.<br />
Und selbstverständlich sollte er seinem<br />
<strong>Tier</strong>freund eigene Meinungen und<br />
Pfer<strong>de</strong> bekamen ausschließlich Heulage,<br />
an<strong>de</strong>re nur Heu. Wir suchten gemeinsam<br />
nach Ursachen, dabei dachten wir auch<br />
an das Trinkwasser. Eine Einstellerin ließ<br />
hierauf das Trinkwasser <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong><br />
untersuchen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Analyse kam heraus, dass <strong>de</strong>r<br />
Nitratwert bei 150 mg/l lag. Der Grenzwert<br />
für Trinkwasser ist mit 50mg/l<br />
angegeben. Für Säuglinge ist <strong>de</strong>r empfoh-<br />
Wünsche zutrauen. Wenn Bitten vom<br />
<strong>Tier</strong> geäußert wer<strong>de</strong>n – und sie umsetzbar<br />
sind –, sollten sie auch erfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />
Sonst entstehen Enttäuschungen und<br />
Vertrauensverlust. Und noch etwas<br />
Wichtiges: Gera<strong>de</strong> aus Liebe zu unseren<br />
<strong>Tier</strong>en sollten wir sie als Wesen mit<br />
starken, natürlichen Instinkten und<br />
„tierischen“ Bedürfnissen sehen. Sie leben<br />
ihr Leben als <strong>Tier</strong> mit allen artspezifi -<br />
schen Eigenschaften. Dazu sind sie in<br />
dieses Leben geboren wor<strong>de</strong>n. Das gilt es<br />
zu akzeptieren und zu respektieren.<br />
Karin Mazurek, <strong>Tier</strong>kommunikatorin,<br />
Pfalzgrafenweiler<br />
Nitrat – Nitrit – Nitrosamine<br />
Nitrate – NO 3 sind Stickstoffträger und daher<br />
für Pfl anzen lebenswichtige Nährstoffe.<br />
Nitrate wer<strong>de</strong>n von Bo<strong>de</strong>nbakterien durch<br />
Zersetzung organischen Materials gebil<strong>de</strong>t.<br />
Um das Pfl anzenwachstum zu beschleunigen<br />
und viel Masse zu produzieren, wer<strong>de</strong>n<br />
Wiesen und Äcker mit Nitraten in Form von<br />
Gülle bzw. Mineraldünger (Calciumnitrat<br />
o<strong>de</strong>r Ammoniumnitrat) gedüngt. Weil sie gut<br />
wasserlöslich sind, gelangen sie häufi g ins<br />
Grundwasser, in Bäche und Flüsse und damit<br />
in <strong>de</strong>n Nahrungskreislauf.<br />
Durch Mikroorganismen und enzymatische<br />
Decarboxylierung von Aminosäuren entstehen<br />
im Magen und Darm sowohl Nitrite als auch<br />
Nitrosamine.<br />
Nitrit oxidiert das Eisen im Hämoglobin, so<br />
dass es we<strong>de</strong>r Sauerstoff noch CO 2 transportieren<br />
kann. Es kommt zu Sauerstoffmangel<br />
und Übersäuerung <strong>de</strong>r Zellen. Die Gefahr<br />
für Säuglinge ist bekannt, das Symptom ist<br />
Blausucht: Bei <strong>Tier</strong>en spricht man allgemein<br />
von Blutarmut und wird <strong>de</strong>r Ursache nicht auf<br />
<strong>de</strong>n Grund gehen. Beson<strong>de</strong>rs achten sollte<br />
man auf Jungtiere.<br />
Nitrosamine zählen zu <strong>de</strong>n gefährlichsten<br />
krebserregen<strong>de</strong>n Stoffen, die durch Zerfall<br />
das Erbgut beschädigen und in allen Organen<br />
Krebs auslösen können. Weitere Symptome<br />
sind Schädigung <strong>de</strong>r Leberzellen und Leberverfettung,<br />
Lungenö<strong>de</strong>me, Magengeschwüre,<br />
Abmagerung.<br />
Akut toxische Symptome bei einer<br />
Vergiftung mit N-Nitrosaminen:<br />
fortschreiten<strong>de</strong> Abmagerung, Ikterus,<br />
schwere Leberparenchymschä<strong>de</strong>n mit<br />
Nekrosen und Verfettung, hämorrhagisches<br />
Lungenö<strong>de</strong>m
lene Grenzwert 10 mg/l. Nach<strong>de</strong>m dies<br />
für Ärger und Aufregung bei <strong>de</strong>n<br />
Stallbetreibern sorgte, ließen sie ca. 2<br />
Monate später eine weitere Analyse <strong>de</strong>s<br />
Trinkwassers <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> machen. Hier<br />
wur<strong>de</strong> ein Wert von 115,26 mg/l gemessen.<br />
Der Stallbetreiber ist selber Landwirt.<br />
Nun erfuhr ich im persönlichen<br />
Gespräch mit <strong>de</strong>n Stallbetreibern, dass<br />
es einen Unterschied gibt zwischen<br />
Trinkwasser und Tränkwasser für <strong>Tier</strong>e.<br />
Unsere Pfer<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n mit Tränkwasser<br />
aus <strong>de</strong>m Brunnen versorgt und bei <strong>de</strong>n<br />
festgestellten Werten sei <strong>de</strong>r Grenzwert<br />
für Tränkwasser noch längst nicht<br />
erreicht und somit müssen sich die<br />
Einsteller nicht sorgen, es sei alles im<br />
grünen Bereich. Die Stallbetreiber hatten<br />
auch Kontakt zur Hochschule Hannover<br />
aufgenommen und unter <strong>de</strong>r dortigen Tel.<br />
Nr. 05 11 / 8 56 74 58 bestätigte mir eine<br />
Dame <strong>de</strong>r Hochschule ebenfalls telefonisch,<br />
dass es diesen Unterschied<br />
zwischen Trinkwasser und Tränkwasser<br />
tatsächlich gebe, da <strong>Tier</strong>e einen an<strong>de</strong>ren<br />
Magen-Darmtrakt bzw. eine an<strong>de</strong>re<br />
Verdauung hätten als Menschen. Diese<br />
Auskunft gab sie mir aber erst, nach<strong>de</strong>m<br />
ich ihr versicherte, keine Journalistin<br />
son<strong>de</strong>rn lediglich eine besorgte Pfer<strong>de</strong>halterin<br />
zu sein. Der gemessene Wert von<br />
150 mg/l sei für die Pfer<strong>de</strong> völlig unbe<strong>de</strong>nklich.<br />
Diese Aussage ist mir nicht<br />
einleuchtend. Bisher kannte ich nur die<br />
Unterscheidung zwischen Trinkwasser<br />
und kein Trinkwasser. Außer<strong>de</strong>m<br />
versicherte mir die Dame auf meine<br />
besorgte Nachfrage, dass durch das<br />
aufgenommene Wasser keinerlei Leberschä<strong>de</strong>n<br />
bei <strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>n hervorgerufen<br />
wer<strong>de</strong>n können. Für Leberschä<strong>de</strong>n sei<br />
eine unsachgemäße Fütterung in <strong>de</strong>r<br />
Regel ursächlich.<br />
Ich begreife nicht, dass mein Pferd<br />
Wasser trinken soll, das für uns Menschen<br />
gesundheitsgefähr<strong>de</strong>nd sein kann.<br />
Wenn ich mir vorstelle, welche großen<br />
vfd-2012<br />
Montag, 14. November 2011 18:27<br />
Mengen von diesem belasteten Wasser<br />
je<strong>de</strong>s Pferd täglich trinkt, es sind immerhin<br />
30 bis 60 Liter, je nach Futter, und<br />
eine laktieren<strong>de</strong> Stute <strong>de</strong>utlich mehr, ist<br />
die Aussage, dass durch das Wasser die<br />
Leber nicht belastet wird in meinen<br />
Augen eine Dummheit.<br />
Nach diesem Gespräch war ich<br />
fassungslos, und nun begann ich selber im<br />
Internet zu recherchieren. Die hohen<br />
Nitratwerte im Grundwasser sind seit<br />
vielen Jahren eine Folge <strong>de</strong>r Überdüngung<br />
<strong>de</strong>r Äcker. Es ist anzunehmen, dass<br />
<strong>de</strong>shalb die Grenzwerte für Trinkwasser<br />
immer wie<strong>de</strong>r angehoben wur<strong>de</strong>n.<br />
Ich möchte nicht weiter darüber<br />
nach<strong>de</strong>nken, wie viel Kaffee o<strong>de</strong>r Tee wir<br />
Einsteller mit diesem Wasser gekocht und<br />
getrunken haben… Bis zum heutigen<br />
Zeitpunkt wird in unserem Reiterstübchen<br />
das Wasser aus <strong>de</strong>m Brunnen<br />
verwen<strong>de</strong>t, ohne jeglichen Hinweis auf<br />
ein mögliches Gesundheitsrisiko.<br />
Ich fragte mich, wie es zu dieser<br />
Unterscheidung in Trinkwasser und <strong>de</strong>m<br />
sogenannten Tränkwasser kommt.<br />
Während das Trinkwasser für <strong>de</strong>n<br />
Menschen <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Trinkwasserverordnung entsprechen<br />
muss, gibt es für Tränkwasser keine<br />
<strong>de</strong>taillierten rechtlichen Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />
son<strong>de</strong>rn nur allgemein formulierte<br />
Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen bzw. Orientierungswerte<br />
für die Eignung von Tränkwasser.<br />
Es soll eine betriebseigene<br />
Wasserversorgung ermöglicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Anfor<strong>de</strong>rungen beziehen sich auf<br />
Schmackhaftigkeit und Verträglichkeit<br />
und die sichere Versorgung in ausreichen<strong>de</strong>r<br />
Menge.<br />
Was heißt dies genau? Ist es <strong>de</strong>n<br />
Bauern nicht zuzumuten, dass sie <strong>de</strong>n<br />
<strong>Tier</strong>en Trinkwasser zu trinken geben? Es<br />
gibt bereits Filteranlagen für Brunnen, die<br />
für Abhilfe sorgen könnten. Ist diese<br />
einmalige Investition für unsere <strong>Tier</strong>e zu<br />
teuer??? Es ist <strong>de</strong>m Gesetzgeber also<br />
Ernährung<br />
wichtiger, dass aus meiner Klospülung<br />
frisches gesun<strong>de</strong>s Trinkwasser fl ießt, als<br />
dass die <strong>Tier</strong>e einen rechtlichen Anspruch<br />
darauf haben. Hier streikt mein<br />
gesun<strong>de</strong>r Menschenverstand.<br />
Das Bun<strong>de</strong>sministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV) hat einen Orientierungsrahmen<br />
zur Beurteilung <strong>de</strong>r hygienischen<br />
Qualität von Tränkwasser veröffentlicht.<br />
Nach EG Recht ist das Tränkwasser wie<br />
ein Futtermittel zu betrachten und<br />
unterliegt <strong>de</strong>r Futtermittelverordnung.<br />
Wer nun zufällig das Buch „Katzen<br />
wür<strong>de</strong>n Mäuse kaufen“ von Hans-<br />
Ulrich Grimm gelesen hat – hierin<br />
wer<strong>de</strong>n die Machenschaften <strong>de</strong>r Futtermittelindustrie<br />
durchleuchtet – <strong>de</strong>r wird<br />
wahrscheinlich <strong>de</strong>mnächst sein Trinkwasser<br />
von zu Hause mit in <strong>de</strong>n Stall<br />
nehmen.<br />
Der Orientierungsrahmen wur<strong>de</strong> im<br />
Auftrag <strong>de</strong>s BMELV erstellt und mit <strong>de</strong>n<br />
Futtermittelüberwachungsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Län<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>n betroffenen landwirtschaftlichen<br />
Organisationen und<br />
Wirtschaftsverbän<strong>de</strong>n abgestimmt.<br />
(Ein Schelm wer Böses dabei <strong>de</strong>nkt!!!)<br />
Lei<strong>de</strong>r sehe ich für dieses Problem<br />
keine schnelle Lösung. In <strong>de</strong>r Regel<br />
bieten alle Stallbetreiber Brunnenwasser<br />
an, und sie tun dies mit <strong>de</strong>m Segen <strong>de</strong>s<br />
Gesetzes. Es gibt durchaus Brunnenwasser,<br />
das eine bessere Qualität hat als das<br />
so hoch gelobte Stadtwasser. Wo aber im<br />
Einzugsgebiet <strong>de</strong>s Brunnens stark gedüngt<br />
wird, egal ob mit Kunstdünger o<strong>de</strong>r<br />
Jauche, beson<strong>de</strong>rs dort, wo <strong>de</strong>r Grundwasserspiegel<br />
relativ hoch ist, ist eine<br />
Belastung <strong>de</strong>s Wassers mit Nitrat zu<br />
erwarten, zumin<strong>de</strong>st zeitweise!<br />
So bleibt uns Reitern und Einstellern<br />
nur die Möglichkeit, unermüdlich immer<br />
und überall auf diesen Missstand hinzuweisen.<br />
Doris Mils, Dormagen<br />
artgerecht 3/2012 15
16<br />
Ernährung<br />
Teil 1<br />
Die Katze als Beutetierfänger<br />
Ernährungsphysiologische Grundlagen<br />
<strong>de</strong>r gesun<strong>de</strong>n Katzenernährung<br />
Um unsere Katzen gesund zu ernähren,<br />
ist es wichtig, min<strong>de</strong>stens ein<br />
Minimum an Kenntnissen über die<br />
ernährungsphysiologischen Grundlagen<br />
<strong>de</strong>r Katzenernährung zu haben. Denn nur<br />
so ist es uns wirklich möglich, auf die<br />
arteigenen Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Katze als<br />
Beutetierfänger einzugehen.<br />
Abstammung & Ernährungsweise<br />
Unsere heutigen Hauskatzen stammen,<br />
egal welcher Rasse sie angehören, von<br />
<strong>de</strong>n afrikanischen Vertretern <strong>de</strong>r<br />
Wildkatze ab. Eine spätere Einkreuzung<br />
<strong>de</strong>r Europäischen Wildkatze wird nicht<br />
ausgeschlossen. Archäologische Fun<strong>de</strong><br />
ließen bisher vermuten, dass sich die<br />
Katze etwa 3500 bis 6000 v. Chr. <strong>de</strong>m<br />
artgerecht 3/2012<br />
Menschen anschloss. Neuere Erkenntnisse<br />
könnten jedoch darauf hin<strong>de</strong>uten, dass<br />
bereits vor 9500 Jahren in Zypern enge<br />
Beziehungen zwischen Menschen und<br />
Katzen bestan<strong>de</strong>n.<br />
Im Gegensatz zum Hund han<strong>de</strong>lt es<br />
sich bei <strong>de</strong>r Haustierwerdung <strong>de</strong>r Katze<br />
aller Wahrscheinlichkeit nach mehr o<strong>de</strong>r<br />
weniger um eine Selbstdomestikation <strong>de</strong>r<br />
Katze. Diese schloss sich <strong>de</strong>m (zivilisierten<br />
bzw. sesshaften) Menschen aus freien<br />
Stücken an, fand sie doch in seiner Nähe<br />
ausreichend Nahrung. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Lagerhaltung von Getrei<strong>de</strong> und an<strong>de</strong>ren<br />
Lebensmitteln tummelten sich hier<br />
Mäuse und an<strong>de</strong>re Kleintiere in ausreichen<strong>de</strong>r<br />
Zahl. So kam es, dass sich die<br />
Katze <strong>de</strong>m Menschen immer mehr<br />
anschloss und die Maus mit <strong>de</strong>r Zeit zu<br />
ihrem Hauptnahrungsmittel wur<strong>de</strong>.<br />
Auch die wil<strong>de</strong>n Vorfahren unserer<br />
Hauskatzen ernähren sich hauptsächlich<br />
von kleinen Nagetieren, wie Mäusen.<br />
Außer<strong>de</strong>m fressen sie an<strong>de</strong>re kleine<br />
Säugetiere, Insekten, Spinnen und<br />
Skorpione. In Anpassung an die Ernährung<br />
von Beutetieren haben sich bei <strong>de</strong>r<br />
Katze einige physiologische Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
entwickelt, die es auch bei <strong>de</strong>r<br />
Fütterung unserer heutigen Hauskatzen<br />
zu beachten gilt.<br />
Katzen:<br />
benötigen maximal 2 % Kohlenhydrate<br />
in <strong>de</strong>r Ration;<br />
haben einen erhöhten Proteinbedarf;<br />
brauchen essentiell eine Zufuhr von<br />
Arginin, Taurin, Arachidonsäure,
Linolsäure, Vitamin A und Niacin<br />
über die Nahrung, da ihr Organismus<br />
diese Stoffe nicht o<strong>de</strong>r nur in unzureichen<strong>de</strong>m<br />
Maße selbst synthetisiert;<br />
nehmen <strong>de</strong>n Großteil ihres Wasserbedarfes<br />
über die Nahrung auf, zu wenig<br />
Flüssigkeit in <strong>de</strong>r Nahrung wird nicht<br />
o<strong>de</strong>r nur unzureichend durch zusätzliche<br />
Wasseraufnahme kompensiert;<br />
tolerieren, ja bevorzugen, einen hohen<br />
Fettanteil in <strong>de</strong>r Ration, wobei<br />
tierische Fette <strong>de</strong>n pfl anzlichen Fetten<br />
vorgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zusammenfassend kann man feststellen:<br />
Die Katze ist ein Fett lieben<strong>de</strong>r Karnivore,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hauptanteil seines<br />
Wasserbedarfes über die Nahrung<br />
<strong>de</strong>ckt.<br />
Anatomie und Physiologie<br />
<strong>de</strong>s Verdauungstraktes<br />
Mit nur etwa 500 Geschmacksknospen<br />
im Maul ist die Katze nur sehr eingeschränkt<br />
in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>n Geschmack <strong>de</strong>s<br />
Futters zu beurteilen. Vielmehr erfolgt<br />
dies mittels ihrer Riechzellen, von <strong>de</strong>nen<br />
die Katze etwa 65 Millionen auf 20 cm²<br />
besitzt. Zum Vergleich: Hun<strong>de</strong> besitzen<br />
circa 1700 Geschmacksknospen und 75<br />
bis 200 Millionen Riechzellen / 60 bis<br />
200 cm². Menschen verfügen über circa<br />
9000 Geschmacksknospen und 5 bis 20<br />
Millionen Riechzellen / 2 bis 3 cm².<br />
Das Gebiss einer adulten Katze<br />
besteht aus 30 Zähnen: je Kiefer sechs<br />
Schnei<strong>de</strong>zähne (I = Incisivi), zwei kräftig<br />
ausgebil<strong>de</strong>te Eckzähne (Canius = C) –<br />
auch als Fang- o<strong>de</strong>r Hakenzähne bezeichnet,<br />
im Oberkiefer sechs und im Unterkiefer<br />
vier vor<strong>de</strong>re Backenzähne (Prämolaren<br />
= P) sowie zwei hintere Backenzähne<br />
(Molare = M). Sämtliche Zähne sind<br />
scharf und die Kiefer <strong>de</strong>r Katze ineinan<strong>de</strong>r<br />
verschoben, was es ihr optimal<br />
ermöglicht, schluckbare Stücke von ihrer<br />
Beute abzuscheren bzw. abzureißen. Zum<br />
Kauen und Mahlen eignen sie sich<br />
aufgrund ihrer Anatomie hingegen<br />
weniger.<br />
Die Zunge <strong>de</strong>r Katze ist mit verhornten,<br />
nach hinten ausgerichteten Papillen<br />
besetzt. Mit diesen ist die Katze sehr gut<br />
in <strong>de</strong>r Lage, Fleischreste von Knochen<br />
abzuraspeln. Hat sie eine Maus o<strong>de</strong>r ein<br />
an<strong>de</strong>res Beutetier gefangen, so kann sie es<br />
dank ihrer kräftigen Kiefermuskeln und<br />
scharfen Zähne mit einem einzigen Biss<br />
töten. Drucksensoren an <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r<br />
Eckzähne ermöglichen es ihr, die Kraft<br />
<strong>de</strong>s Tötungsbisses genauestens zu<br />
dosieren. Nach <strong>de</strong>m Töten <strong>de</strong>s Beutetieres<br />
ergreift die Katze dieses mit ihren Eckzähnen,<br />
hält es fest und zerkleinert die Beute<br />
mit ihren Reißzähnen in abschluckbare<br />
Teile. Diese wer<strong>de</strong>n ohne sie zu zermahlen<br />
abgeschluckt. Da die Katze, im Gegensatz<br />
zum Hund, meist allein frisst, lässt sie sich<br />
hierbei mehr Zeit und schlingt das Futter<br />
nicht hinunter. Der Speichel <strong>de</strong>r Katze<br />
enthält keine Verdauungsenzyme. Er wird<br />
von <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Mundhöhle en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Speicheldrüsen produziert und dient in<br />
erster Linie <strong>de</strong>m gleitfähig Machen <strong>de</strong>r<br />
Nahrungsbrocken und damit einem<br />
erleichterten Abschlucken. Die Zunge<br />
transportiert die Nahrung in Richtung<br />
Rachen. Der dadurch ausgelöste Schluckrefl<br />
ex beför<strong>de</strong>rt sie in die Speiseröhre,<br />
welche sich fast ausschließlich im<br />
Brustraum befi n<strong>de</strong>t. Von <strong>de</strong>r Speiseröhre<br />
gelangt das Futter schließlich in <strong>de</strong>n<br />
Magen.<br />
Der Magen <strong>de</strong>r Katze befi n<strong>de</strong>t sich in<br />
<strong>de</strong>r linken Seite <strong>de</strong>r Brusthöhle hinter <strong>de</strong>r<br />
Leber und sieht aus wie ein U-förmiger<br />
Sack. An <strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n befi n<strong>de</strong>n sich<br />
Magenein- bzw. -ausgang, welche jeweils<br />
durch einen ringförmigen Muskel<br />
verschlossen wer<strong>de</strong>n. Das Fassungsvermögen<br />
<strong>de</strong>s Katzenmagens liegt bei etwa 0,3<br />
Litern. Der Magen ist mit mehreren<br />
Drüsenschichten ausgeklei<strong>de</strong>t. Diese<br />
produzieren nun:<br />
Salzsäure zur Reduktion von in <strong>de</strong>r<br />
Nahrung enthaltenen Bakterien und<br />
zur Aufspaltung <strong>de</strong>r Nahrung (hier vor<br />
allem <strong>de</strong>r Proteine);<br />
Verdauungsenzyme wie Pepsin,<br />
Katepepsin zur Proteinspaltung und<br />
Magenlipase zur Fettspaltung und<br />
Schleimstoffe zum Schutz <strong>de</strong>r Magenschleimhaut<br />
vor <strong>de</strong>r Salzsäure und <strong>de</strong>n<br />
Verdauungsenzymen und somit vor<br />
Selbstverdauung.<br />
Die Menge <strong>de</strong>s produzierten Magensaftes<br />
ist direkt abhängig von Art und Menge<br />
<strong>de</strong>r aufgenommenen Nahrung. Der<br />
pH-Wert <strong>de</strong>s Magensaftes <strong>de</strong>r Katze liegt<br />
etwa bei eins. Durch die Magenperistaltik<br />
wer<strong>de</strong>n Magensaft und aufgenommene<br />
Nahrung vermischt und die Eiweißverdauung<br />
eingeleitet. Anschließend gelangt<br />
das Gemisch aus Nahrung und Magensäften<br />
in <strong>de</strong>n Dünndarm.<br />
Das Darmsystem <strong>de</strong>r Katze ist im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>m eines Pfl anzen- o<strong>de</strong>r<br />
Allesfressers relativ kurz. Es setzt sich<br />
zusammen aus <strong>de</strong>m circa ein bis 1,5 Meter<br />
langen Dünndarm und <strong>de</strong>m etwa 0,3<br />
Meter langen Dickdarm. Im Vergleich<br />
Ernährung<br />
dazu besitzt <strong>de</strong>r Dünndarm <strong>de</strong>s Menschen<br />
eine Länge von sechs bis 6,5 Metern, sein<br />
Dickdarm eine Länge von 1,5 Metern.<br />
Der um das Drei- bis Vierfache kürzere<br />
Dünndarm <strong>de</strong>r Katze ist somit nur<br />
unzureichend für die Verdauung von<br />
Kohlenhydraten geeignet. Die gesamte<br />
Verdauungszeit liegt bei circa 12 bis 24<br />
Stun<strong>de</strong>n.<br />
Vom Magen aus gelangt <strong>de</strong>r Nahrungsbrei<br />
in <strong>de</strong>n kürzesten Teil <strong>de</strong>s<br />
Dünndarms, <strong>de</strong>n Zwölffi ngerdarm. Dort<br />
wird ihm <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Leber produzierte<br />
Gallensaft zugesetzt. Er besteht aus<br />
Gallensäuren, die <strong>de</strong>r Senkung <strong>de</strong>r<br />
Oberfl ächenspannung und damit einer<br />
besseren Eiweiß- und Fettverdauung<br />
dienen und Gallenfarbstoff, welcher<br />
<strong>de</strong>m Kot seine dunkelbraune Färbung<br />
verleiht.<br />
In <strong>de</strong>r Bauchspeicheldrüse erfolgt die<br />
Produktion <strong>de</strong>r Enzyme Trypsin, Chymotrypsin,<br />
Elastase und Carboxypeptidase<br />
zur Eiweißspaltung, Lipase zur Fettspaltung<br />
und Amylase zur Kohlenhydratspaltung.<br />
Diese wer<strong>de</strong>n nun <strong>de</strong>m Nahrungsbrei<br />
zugeführt. Die Bauchspeicheldrüse<br />
selbst liegt entlang <strong>de</strong>s Zwölffi ngerdarms.<br />
Neben <strong>de</strong>n genannten Verdauungsenzymen<br />
produziert sie außer<strong>de</strong>m Natriumkarbonat<br />
zur Neutralisation <strong>de</strong>r Magensäure<br />
und die Hormone Insulin und Glukagon.<br />
Letztere sind für die Regulierung <strong>de</strong>s<br />
Blutzuckerspiegels verantwortlich.<br />
Der zweite und größte Teil <strong>de</strong>s<br />
Dünndarms ist <strong>de</strong>r Leerdarm. Hier<br />
wer<strong>de</strong>n die meisten Nährstoffe über die<br />
Schleimhäute resorbiert und über die<br />
Portalvene zur Leber transportiert, wo sie<br />
gefi ltert und weiter verarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Nicht resorbiertes Material gelangt über<br />
<strong>de</strong>n Hüftdarm in <strong>de</strong>n Dickdarm.<br />
Der Dickdarm ist <strong>de</strong>r letzte Abschnitt<br />
<strong>de</strong>s Verdauungskanals. Er ist unterteilt in<br />
<strong>de</strong>n Blinddarm, <strong>de</strong>n Grimmdarm und <strong>de</strong>n<br />
Enddarm. Der Blinddarm <strong>de</strong>r Katze<br />
besitzt keinen Wurmfortsatz und ist<br />
praktisch funktionslos für die Verdauung.<br />
Im Grimmdarm wird <strong>de</strong>m Nahrungsbrei<br />
das Wasser entzogen und über die<br />
Darmschleimhaut resorbiert. Die<br />
Nahrungsreste wer<strong>de</strong>n geformt, anschließend<br />
im Enddarm gesammelt und dann<br />
als Kot ausgeschie<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe von artgerecht<br />
lesen Sie „Die Katze als Beutetierfänger<br />
– Teil 2: Nahrungsbestandteile und ihre<br />
Verdauungsphysiologie“.<br />
Isabelle Czok-Alm, Ernährungsberaterin,<br />
Mil<strong>de</strong>nitz<br />
artgerecht 3/2012 17
18<br />
Rasseportrait Pfer<strong>de</strong><br />
Arabians edle Pfer<strong>de</strong><br />
Der Asile Araber – Ursprung aller Vollblutaraber<br />
Das Pferd steht schon seit vielen<br />
hun<strong>de</strong>rten von Jahren <strong>de</strong>m Menschen<br />
an <strong>de</strong>r Seite, sei es als Nutz- o<strong>de</strong>r<br />
Reitpferd. Manch eine Rasse ist schon<br />
mehr als 4000 Jahre alt. Zum einen sind<br />
dies die Przewalski und Tarpan Pfer<strong>de</strong>,<br />
zum an<strong>de</strong>ren aber auch <strong>de</strong>r Achal-Tekkiner<br />
und das arabische Vollblut, welches<br />
aus <strong>de</strong>n südlicheren Regionen unserer<br />
Er<strong>de</strong> stammt.<br />
Je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>rassen hat ihre eigene<br />
Geschichte und ihren Stellenwert. Eine<br />
dieser Pfer<strong>de</strong>rassen ist mir seit meiner<br />
Jugend eng ans Herz gewachsen: das<br />
arabische Pferd, genauer gesagt das asil<br />
arabische Pferd. Wer diese Pfer<strong>de</strong> kennt,<br />
kann meine Begeisterung sicherlich mit<br />
mir teilen, <strong>de</strong>nn die <strong>Tier</strong>e wer<strong>de</strong>n von<br />
einem ganz beson<strong>de</strong>ren Zauber begleitet<br />
…<br />
Durch seine exotische Ausstrahlung<br />
und geheimnisvolle Anziehungskraft<br />
ranken sich seit Jahrhun<strong>de</strong>rten viele<br />
Legen<strong>de</strong>n um seine Erschaffung. Kommen<br />
diese „Trinker <strong>de</strong>r Lüfte“, wie sie auch<br />
genannt wer<strong>de</strong>n, tatsächlich aus einer<br />
„Handvoll Südwind“?<br />
artgerecht 3/2012<br />
„Als Gott das Pferd schaffen wollte, sagte er zum<br />
Südwin<strong>de</strong>: Ich will aus dir ein Geschöpf schaffen<br />
zur Ehre meiner Heiligen, zur Erniedrigung meiner<br />
Fein<strong>de</strong>, aus Huld für die, so mir gehorsam. Der Südwind<br />
sprach: Erschaffe es, o Herr! Da nahm Gott<br />
vom Südwin<strong>de</strong> eine Handvoll und schuf daraus das<br />
Pferd; Er sprach; Dein Name sei arabisch, das Gute<br />
sei gebun<strong>de</strong>n an Deine Stirnhaare, die Beute an<br />
<strong>de</strong>inen Rücken; dir sei gegeben, <strong>de</strong>n Unterhalt <strong>de</strong>s<br />
Lebens zu erweitern; ich habe <strong>de</strong>inen Besitzer zu<br />
<strong>de</strong>inem Freun<strong>de</strong> gemacht; ich habe dich begünstigt<br />
vor an<strong>de</strong>ren Lasttieren; ich habe dir die Kraft zum<br />
Fliegen verliehen ohne Flügel, sei es im Angriff, sei<br />
es im Rückzuge; ich will auf <strong>de</strong>inen Rücken Männer<br />
setzen, die mich preisen und loben, und mir Halleluja<br />
singen. Und als das Pferd mit seinen Füssen die<br />
Er<strong>de</strong> berührt hatte, sprach Gott: Erniedrige durch<br />
<strong>de</strong>in Wiehern die Götzendiener und fülle damit ihre<br />
Ohren, und fülle mit Schrecken ihre Herzen. Und<br />
als Gott Adam alle Dinge gezeigt, die er geschaffen<br />
hatte, sagte er: Wähle dir von meinen Geschöpfen,<br />
was Du willst und er erwählte das Pferd. Da sprach<br />
Gott <strong>de</strong>r Herr: Du hast <strong>de</strong>ine Ehre erwählet und die<br />
Ehre Deiner Kin<strong>de</strong>r, eine für immer dauern<strong>de</strong> durch<br />
Aeonen und Aeonen.“<br />
Quelle: Das klassische arabische Pferd, Judith Forbis,<br />
Paul Parey Verlag Hamburg, 1980<br />
Was ist eigentlich ein asiler Vollblutaraber?<br />
„Ein Asil Vollblutaraber ist ein Pferd, <strong>de</strong>ssen<br />
Abstammung ausschließlich auf die<br />
Beduinenzucht <strong>de</strong>r arabischen Halbinsel<br />
zurückgeht, und bei <strong>de</strong>m zu keiner Zeit<br />
nichtarabische Pfer<strong>de</strong> eingekreuzt wor<strong>de</strong>n<br />
sind. Asil (arabisch gesprochen: aßihl) heißt<br />
übertragen rein, echt, e<strong>de</strong>l, unverfälscht.“<br />
Quelle: Asil Araber – Arabiens edle Pfer<strong>de</strong>, Band<br />
III, Georg Olms Hil<strong>de</strong>sheim, 1985<br />
Das arabische Pferd hat die Menschheit<br />
immer wie<strong>de</strong>r in seinen Bann<br />
gezogen. Keine an<strong>de</strong>re Pfer<strong>de</strong>rasse <strong>de</strong>r<br />
Welt hat die weiteren Zuchten so lange<br />
und nachhaltig beeinfl usst wie diese. Es<br />
gibt wohl keine mo<strong>de</strong>rne Reitpfer<strong>de</strong>- und<br />
Ponyzucht, die nicht vom Asil Araber<br />
beeinfl usst o<strong>de</strong>r verbessert wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Auch die einzelnen und vielfältigen<br />
Araberzuchten, ob nun in Polen, Russland,<br />
Spanien, Deutschland, <strong>de</strong>n USA<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rswo, sind aus diesem asilen<br />
Araber hervorgegangen.<br />
Die ältesten Beweise für die Existenz<br />
arabischer Pfer<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n in einem Pfer<strong>de</strong>skelett<br />
gesehen, welches auf <strong>de</strong>r Halbinsel<br />
Sinai gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>. Das Skelett wird<br />
auf ca. 1700 v. Ch. datiert und weist die<br />
Merkmale auf, die typisch für das<br />
arabische Pferd sind. Es war etwas kleiner<br />
als unsere heutigen Araber, sonst aber ist<br />
es während all <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte hindurch<br />
nahezu unverän<strong>de</strong>rt geblieben. Es hatte<br />
schon damals diesen schön geformten<br />
Kopf mit konkavem Profi l und die<br />
typische hohe Schweifhaltung.<br />
Trotz vieler Nachforschungen bleibt<br />
<strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>s arabischen Pfer<strong>de</strong>s ein<br />
großes zoologisches Rätsel. Es fehlen<br />
bisher die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Fun<strong>de</strong>, die uns<br />
die genaue Herkunft <strong>de</strong>s Wüstenpfer<strong>de</strong>s<br />
nachweisen könnten. Man kann es in<br />
ägyptischen Hieroglyphen <strong>de</strong>s 16. Jhds. v.<br />
Chr. fi n<strong>de</strong>n, ebenso sind in alttestamentarischen<br />
Schriften zahlreiche Hinweise<br />
auf ägyptische Pfer<strong>de</strong> enthalten, aber wo<br />
sie herkamen und wie sie zum damaligen<br />
Menschen gefun<strong>de</strong>n haben, bleibt uns<br />
vorerst noch verschlossen.<br />
Auf welchem Erdteil das Pferd zuerst<br />
domestiziert wur<strong>de</strong>, ist ebenso schwer<br />
nachzuvollziehen. Wahrscheinlich fand es<br />
schon sehr früh in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Teilen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gleichzeitig Verwendung.<br />
Die Völker <strong>de</strong>s Morgenlan<strong>de</strong>s je<strong>de</strong>nfalls
eherrschten ihre arabischen Pfer<strong>de</strong><br />
bereits um 1500 v. Chr. auf meisterhafte<br />
Weise. Die Grundsätze <strong>de</strong>r heutigen<br />
Reitkunst weichen nicht weit von <strong>de</strong>nen<br />
ab, die schon vor über 2500 Jahren<br />
Gültigkeit hatten.<br />
Was diese Pfer<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Rassen unterschei<strong>de</strong>t und sie zu so<br />
wun<strong>de</strong>rbaren Familienpfer<strong>de</strong>n und<br />
Freun<strong>de</strong>n macht, ist, dass <strong>de</strong>m asilen<br />
Araber die Menschenzugewandtheit<br />
bereits mit in die Wiege gelegt wor<strong>de</strong>n ist.<br />
„Wie in <strong>de</strong>r irischen Hütte schläft, isst<br />
und trinkt auch im Beduinenzelt die ganze<br />
Familie, ob zwei- o<strong>de</strong>r vierfüßig, zusammen<br />
unter einem Dach. Durcheinan<strong>de</strong>r betten<br />
sich im Beduinenzelt Stuten und Fohlen,<br />
Frauen und Kin<strong>de</strong>r zum Schlaf, und oft sieht<br />
man die Köpfe von Kind und Fohlen auf<br />
einem Kissen, <strong>de</strong>m Leib, <strong>de</strong>r Brust o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Hals einer Stute, ruhen. Die Eltern<br />
befürchten aus diesem Zusammenleben auch<br />
keinerlei Gefahren, <strong>de</strong>nn sie sind davon<br />
überzeugt, dass Stute und Fohlen sich nicht<br />
nur duldsam alle Spiele <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r gefallen<br />
lassen, son<strong>de</strong>rn dass die Stuten auch klug<br />
und vernünftig genug sind, sie mit Vorsicht<br />
zu behan<strong>de</strong>ln, um sie nicht zu verletzen.<br />
Und das klingt auch nicht im Min<strong>de</strong>sten<br />
unwahrscheinlich, je<strong>de</strong>nfalls nicht für mich,<br />
<strong>de</strong>nn ich besaß selbst eine Stute von<br />
ähnlicher Gutmütigkeit und Intelligenz und<br />
war oft Zeuge, wie sehr sie sich bemühte<br />
unterlegenen Lebewesen keinen Scha<strong>de</strong>n<br />
zuzufügen. … ich wusste, sie wür<strong>de</strong> we<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n Kopf verlieren noch unachtsam sein,<br />
von bösartig ganz zu schweigen. … Die<br />
Araber behan<strong>de</strong>ln ihre Pfer<strong>de</strong> gewohnheitsmäßig<br />
mit größter Liebe; sie verspüren<br />
we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Wunsch noch besteht die<br />
Notwendigkeit, sie zu schlagen, diese<br />
großmütigen und sanften Geschöpfe, die<br />
alles tun, was man ihnen anzeigt und<br />
was man von ihnen verlangt: daher<br />
wahrscheinlich die von ihnen wohl<br />
angeborene Gutmütigkeit und Großzügigkeit,<br />
charakteristische Wesenszüge<br />
<strong>de</strong>s arabischen Pfer<strong>de</strong>s.“<br />
Quelle: Lawrence (aus Asil Araber –<br />
Arabiens edle Pfer<strong>de</strong>, Band III, Georg Olms<br />
Hil<strong>de</strong>sheim, 1985)<br />
Hieraus entwickelte sich das für<br />
arabische Pfer<strong>de</strong> typische Wesen: Es ist<br />
von sanfter, freundlicher und liebevoller<br />
Natur, aber gleichzeitig temperamentvoll<br />
und sehr intelligent.<br />
Lei<strong>de</strong>r haftet vielen Pfer<strong>de</strong>interessierten<br />
die Meinung an, dass Vollblutaraber<br />
verrückt, nervös und spinnich im Kopf<br />
seien. Sie wären gut für Märchen und<br />
Legen<strong>de</strong>n, schöne Bücher und Filme wie<br />
„<strong>de</strong>r Schwarze Hengst“ und „Black<br />
Rasseportrait Pfer<strong>de</strong><br />
Beauty“. Also genau in <strong>de</strong>n Geschichten,<br />
wo es um eine beson<strong>de</strong>re „Mensch-Pferd-<br />
Beziehung“ geht. Aber reiten? Nein,<br />
reiten könne man sie nicht.<br />
Wie entstehen solche Meinungen?<br />
Vielleicht, weil <strong>de</strong>r Asil Araber ursprünglich<br />
dazu erzogen wor<strong>de</strong>n ist, im Menschen<br />
einen Freund zu sehen (bei <strong>de</strong>n<br />
Beduinen) und sie nie „nur“ zu funktionieren<br />
hatten! Dies hat seinen Charakter<br />
nachhaltig geprägt. Daher lassen sich<br />
diese Pfer<strong>de</strong> möglicherweise nicht so<br />
einfach zur Mitarbeit bewegen, wie man<br />
es von an<strong>de</strong>ren Pfer<strong>de</strong>rassen gewöhnt sein<br />
mag. Sie sind eben nicht als Arbeits- bzw.<br />
Sportpfer<strong>de</strong> gezüchtet wor<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />
Mensch und Pferd waren so eng aufeinan<strong>de</strong>r<br />
angewiesen, dass sich daraus eine<br />
familiär-freundschaftliche Beziehung<br />
entwickelte.<br />
Der Beduine <strong>de</strong>r Halbinsel Arabiens<br />
unterschied sich sehr vom nordafrikanischen<br />
Beduinen. Letzterer ritt das<br />
Berberpferd und liebte das phantasievolle<br />
äußerliche Gepränge, während <strong>de</strong>r<br />
arabische Beduine beschei<strong>de</strong>n, einfach<br />
und natürlich lebte und sich ebenso<br />
klei<strong>de</strong>te. Das spiegelte sich auch an ihren<br />
Pfer<strong>de</strong>n wi<strong>de</strong>r. Das Berberpferd wur<strong>de</strong><br />
übermäßig geschmückt mit Scheuklappen,<br />
hohem, verziertem Sattel, großen<br />
„Hack“-Sporen und einer harten Kandare.<br />
Der arabische Beduine hingegen legte<br />
seiner Stute nur ein leichtes, weiches<br />
Wollhalfter ohne Gebiss an. Er verwen<strong>de</strong>te<br />
nicht einmal Zügel, <strong>de</strong>nn die Pfer<strong>de</strong><br />
gehorchten auf seine Stimme und seinen<br />
Schenkeldruck. Kaum einer <strong>de</strong>r Beduinen<br />
besaß noch brauchte einen Sattel.<br />
Meistens ritten sie auf einem Fell o<strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>m bloßen Rücken ihres Pfer<strong>de</strong>s.<br />
Ungezählte Segenssprüche kannte <strong>de</strong>r<br />
arabische Beduine für seine Pfer<strong>de</strong>, aber<br />
nie kam ein Fluch über seine Lippen. Der<br />
asile Vollblutaraber hat dank <strong>de</strong>r Jahrtausen<strong>de</strong><br />
währen<strong>de</strong>n sanften Behandlung<br />
und <strong>de</strong>r nahezu grenzenlosen Einbeziehung<br />
in das Leben <strong>de</strong>r arabischen<br />
Beduinen seinen Charakter gewonnen. Es<br />
ist <strong>de</strong>r für mich <strong>de</strong>nkbar beste Charakter<br />
eines Pfer<strong>de</strong>s: ein <strong>de</strong>m Menschen<br />
zugewandter, offener und liebevoller<br />
Charakter. …<br />
Annett Sbaghdi, staatl. gepr. Pfer<strong>de</strong>wirtin,<br />
Nuthetal<br />
Weitere Informationen unter www.seelenpfer<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Den Artikel können Sie unter<br />
www.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.<br />
artgerecht 3/2012 19
20<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
PSSM –<br />
Wenn die Muskeln streiken<br />
Polysaccharid-Speicher-Myopathie<br />
(PSSM) ist eine <strong>de</strong>generative<br />
Muskelkrankheit, die erst in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren auf sich aufmerksam macht. In <strong>de</strong>r<br />
älteren tiermedizinischen Literatur wird<br />
diese Krankheit noch gar nicht erwähnt.<br />
Anfangs dachte man, es sei ähnlich wie<br />
HYPP (Hyperkalemic Periodic Paralysis)<br />
eine Krankheit <strong>de</strong>r Quarter Horses, weil<br />
sie bei diesen Pfer<strong>de</strong>n zuerst auftrat. Dann<br />
folgten dokumentierte Fälle von Appaloosas,<br />
Kaltblütern, Hafl ingern und<br />
ähnlich stark bemuskelten Rassen, aber<br />
mittlerweile weiß man, dass PSSM je<strong>de</strong>s<br />
Pferd treffen kann: vom schmalen Araber<br />
über das Warmblut bis zum breiten<br />
Kaltblut.<br />
Mittlerweile hat man zwei verschie<strong>de</strong>ne<br />
Typen von PSSM (manchmal auch<br />
EPSM genannt) gefun<strong>de</strong>n. Typ 1 macht<br />
etwa 90 % aller PSSM Erkrankungen aus<br />
und tritt vor allem auf bei stark bemuskelten<br />
Pfer<strong>de</strong>n auf wie Quarter Horses im<br />
Halter-Typ, Paints, Morgan Horses und<br />
einigen Kalt- und Warmblütern. Bei <strong>de</strong>n<br />
betroffenen Kaltblutrassen zeigen bis zu<br />
62 % <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> die PSSM Genmutation,<br />
das sind vor allem Belgische Kaltblüter,<br />
Percherons und noch einige an<strong>de</strong>re<br />
europäische Rassen, während die<br />
britischen Shires und Cly<strong>de</strong>sdales nur<br />
sehr selten betroffen sind. Typ 2 fi n<strong>de</strong>t<br />
man bei <strong>de</strong>n eher leicht bemuskelten<br />
Rassen wie Quarter Horses im Vollbluttyp,<br />
Arabern, Vollblütern und leichten<br />
Warmblütern.<br />
Aber was steckt dahinter?<br />
Die Pfer<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n oft dadurch auffällig,<br />
dass sie leistungsschwach sind und immer<br />
langsamer und lethargischer wer<strong>de</strong>n, je<br />
länger sie arbeiten müssen. Häufi g<br />
reagieren sie auch nach Anstrengung mit<br />
Kolik o<strong>de</strong>r Kreuzverschlag. Eine Erhöhung<br />
<strong>de</strong>r Kraftfutterration verstärkt die<br />
Symptome noch. Schließlich magern die<br />
Pfer<strong>de</strong> ab trotz reichlicher Fütterung und<br />
vor allem die Rücken- und Kruppenmuskulatur<br />
atrophiert. Schaut man sich<br />
die betroffene Muskulatur unter <strong>de</strong>m<br />
Mikroskop an, vor allem die tiefe<br />
Kruppen- und Hinterhandmuskulatur, so<br />
kann man Stärke-Einschlüsse in <strong>de</strong>n<br />
Muskeln erkennen, die dort bei gesun<strong>de</strong>m<br />
Gewebe nicht vorliegen. Diese Stärke ist<br />
nicht durch Amylase aufl ösbar, stellt also<br />
artgerecht 3/2012<br />
in doppelter Hinsicht eine Beson<strong>de</strong>rheit<br />
dar: Normalerweise lagern Muskelzellen<br />
Zucker in Form von Glykogen ein, nicht<br />
in Form von Stärke. Und üblicherweise<br />
ist Stärke durch das körpereigene Enzym<br />
Amylase verdaulich. Nicht aber bei<br />
PSSM.<br />
Mittlerweile gibt es viel Forschungsarbeit<br />
zu diesem Thema und einige<br />
interessante Aspekte sind dabei zum<br />
Vorschein gekommen:<br />
PSSM hat eine genetische Ursache<br />
Es gibt eine genetische Variante, die<br />
vererbt wird, welche bestimmt, ob ein<br />
Pferd eine Prädisposition, also eine<br />
Veranlagung dazu hat, an PSSM zu<br />
erkranken o<strong>de</strong>r nicht. Eine Mutation<br />
im Gen GYS1 ist vorhan<strong>de</strong>n bei<br />
Pfer<strong>de</strong>n mit PSSM vom Typ 1. Das<br />
GYS1 Gen codiert das Enzym Glykogen<br />
Synthase, das im Muskel Zucker<br />
zu seiner Speicherform Glykogen<br />
umwan<strong>de</strong>lt. Die dominant vererbte<br />
Mutation sorgt dafür, dass vermehrt<br />
Glykogen aus Zucker aufgebaut wird.<br />
Die Mutation für Typ 2 PSSM hat man<br />
bisher noch nicht gefun<strong>de</strong>n, bei diesen<br />
Pfer<strong>de</strong>n ist das GYS1 Gen normal.<br />
Diese Pfer<strong>de</strong> können daher bisher auch<br />
nicht über <strong>de</strong>n Gentest erfasst wer<strong>de</strong>n.<br />
PSSM wird durch Zucker in<br />
<strong>de</strong>r Fütterung ausgelöst<br />
Pfer<strong>de</strong> mit PSSM Genmutation sind<br />
gesund, solange auf leicht verfügbare<br />
Symptome, die auf PSSM hinweisen können:<br />
Zucker in <strong>de</strong>r Fütterung verzichtet wird<br />
und die Pfer<strong>de</strong> entsprechend ihrer<br />
Energieaufnahme Arbeit leisten. Wird<br />
also ein Pferd ausschließlich mit Heu<br />
und Wei<strong>de</strong>gras gefüttert und regelmäßig<br />
geritten, tauchen keine Krankheitssymptome<br />
auf. Erst wenn dieses<br />
Gleichgewicht aus <strong>de</strong>r Balance kommt<br />
– die Pfer<strong>de</strong> also große Mengen<br />
Kraftfutter mit leicht verdaulichen<br />
Kohlenhydraten wie Melasse, Maisfl<br />
ocken o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren thermisch<br />
behan<strong>de</strong>lten Getrei<strong>de</strong>n bekommen<br />
und gleichzeitig nicht ausreichend<br />
arbeiten –, kommt es zum Ausbruch<br />
von PSSM.<br />
In Untersuchungen an klinisch gesun<strong>de</strong>n<br />
Pfer<strong>de</strong>n konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>s<br />
zweite Pferd die Genmutation für PSSM<br />
aufweist. Diese Pfer<strong>de</strong> erkrankten jedoch<br />
nicht, solange sie artgerecht gefüttert<br />
wur<strong>de</strong>n. Erst durch die Zufütterung von<br />
Kraftfutter bei nur mäßiger Arbeit konnte<br />
PSSM ausgelöst wer<strong>de</strong>n. Da Kreuzverschlag<br />
zu <strong>de</strong>n auftreten<strong>de</strong>n Symptomen<br />
gehört, wird mittlerweile auch die früher<br />
berüchtigte „Feiertagskrankheit“ <strong>de</strong>r<br />
Kaltblüter auf PSSM zurückgeführt.<br />
Kaltblüter, die täglich viele Stun<strong>de</strong>n im<br />
schweren Zug gingen, erkrankten oft an<br />
<strong>de</strong>n Ruhetagen an Kreuzverschlag, wenn<br />
das Futter nicht rechtzeitig einen Tag<br />
vorher schon reduziert wur<strong>de</strong>. Diese<br />
Pfer<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n immer mit stark zuckerhaltigen<br />
Futtermitteln wie Rübenschnitzeln<br />
Kreuzverschlag, Tying-up und verschlagsähnliche Symptome, bis hin zum Festliegen (mit o<strong>de</strong>r ohne erhöhte<br />
CK-Werte im Blutbild, mit o<strong>de</strong>r ohne Blut im Urin).<br />
Lethargische, mü<strong>de</strong>, antriebslose, „triebige“ Pfer<strong>de</strong>. Vermehrte Kraftfutter gaben verstärken die Symptomatik.<br />
Abbau <strong>de</strong>r Muskulatur, vor allem an Rücken und Kruppe. Anfangs sind die Pfer<strong>de</strong> häufi g eher rundlich, im<br />
Verlauf <strong>de</strong>r Krankheit magern sie aber trotz reichlicher Fütterung stetig ab.<br />
Koliken, vor allem Krampfkoliken o<strong>de</strong>r kolikähnliche Symptome, insbeson<strong>de</strong>re nach <strong>de</strong>m Arbeiten.<br />
Harte, verspannte Muskeln, vor allem nach Anstrengungen, Muskelzittern, Hahnentritt, teilweise Sehnenschä<strong>de</strong>n<br />
als Folge <strong>de</strong>r hohen Muskelspannung, vor allem die tiefe Beugesehne ist betroffen, bei Stuten häufi ger als<br />
bei Hengsten o<strong>de</strong>r Wallachen.<br />
Hufrehe o<strong>de</strong>r reheähnliche Symptome wie Sägebockhaltung.<br />
Stark doppelschlägige Atmung und Schwitzen schon bei leichter Arbeit.<br />
Wechseln<strong>de</strong> Lahmheiten o<strong>de</strong>r ständige Taktunreinheiten.<br />
Pfer<strong>de</strong> wollen sich während o<strong>de</strong>r sofort nach <strong>de</strong>m Reiten wälzen.<br />
Bestimmte Bewegungen wie rückwärts richten wer<strong>de</strong>n vermie<strong>de</strong>n.<br />
Viele PSSM Pfer<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n verhaltensauffällig: sind schreckhaft, nervös o<strong>de</strong>r hyperaktiv, obwohl das eigentlich<br />
nicht zu ihrem Wesen passt.
gefüttert, da sie diese Energie für <strong>de</strong>n<br />
Arbeitseinsatz brauchten – nicht jedoch<br />
an Stehtagen.<br />
PSSM ist also vermutlich eine schon<br />
sehr alte Erkrankung, die früher aber<br />
selten auftrat, weil im Vergleich zur<br />
Arbeitsleistung viel weniger gefüttert<br />
wur<strong>de</strong> als heute.<br />
Was passiert im Muskel<br />
eines PSSM Pfer<strong>de</strong>s?<br />
Muskelzellen haben an ihrer Oberfl äche<br />
Rezeptoren für Insulin. Steigt <strong>de</strong>r<br />
Blutzuckerspiegel an, schüttet die<br />
Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses<br />
bin<strong>de</strong>t an die Rezeptoren und sorgt dafür,<br />
dass die Muskelzelle jetzt Zucker aus <strong>de</strong>m<br />
Blut aufnimmt. Dadurch sinkt <strong>de</strong>r<br />
Blutzuckerspiegel. In <strong>de</strong>r Muskelzelle wird<br />
<strong>de</strong>r aufgenommene Zucker zu einer<br />
Speicherform, <strong>de</strong>m Glykogen umgebaut.<br />
Leistet <strong>de</strong>r Muskel Arbeit, wird Glykogen<br />
wie<strong>de</strong>r in Zucker zerlegt und <strong>de</strong>r Zucker<br />
unter Verbrauch von Sauerstoff zu CO 2<br />
und Wasser abgebaut, wobei Energie frei<br />
wird. Diese Energie nutzt <strong>de</strong>r Muskel für<br />
die Arbeitsleistung. Hat das Pferd die<br />
Genvariante für PSSM, sind seine<br />
Muskelzellen <strong>de</strong>utlich sensibler für<br />
Insulin. Schon geringe Mengen Insulin<br />
führen also dazu, dass vermehrt Zucker<br />
aus <strong>de</strong>m Blut aufgenommen wird.<br />
Irgendwann sind aber die Glykogenspeicher<br />
<strong>de</strong>s Muskels voll. Bei PSSM Pfer<strong>de</strong>n<br />
fi n<strong>de</strong>t man die 1,5- bis 4-fache Menge an<br />
Glykogen im Muskel im Vergleich zum<br />
Normalwert. Wird das Glykogen dann<br />
nicht durch Arbeit verbraucht und<br />
statt<strong>de</strong>ssen ständig neuer Zucker nachgeliefert,<br />
so kettet <strong>de</strong>r Muskel die Zuckermoleküle<br />
aneinan<strong>de</strong>r, so dass Stärke<br />
entsteht. Diese wird eingelagert und ist<br />
damit erstmal „unschädlich“ für die<br />
Muskelzelle. Die Stärke kann jedoch<br />
nicht mehr zur Energiegewinnung genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Muskel fällt also in Energiemangel,<br />
trotz o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> wegen <strong>de</strong>r<br />
Überversorgung mit Energie. Krankheitssymptome<br />
sind die Folge.<br />
Die Muskelprobleme bei PSSM sind<br />
also keine Folge einer mangelhaften<br />
Glykogenverwertung o<strong>de</strong>r eines anaeroben<br />
Muskelstoffwechsels, wie sie manchmal<br />
im Zusammenhang mit Kreuzverschlag<br />
beschrieben wer<strong>de</strong>n. Im Gegensatz<br />
zu einigen Muskelkrankheiten bei<br />
an<strong>de</strong>ren <strong>Tier</strong>arten sind auch PSSM Pfer<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Lage, Glykogen ganz normal unter<br />
Sauerstoffverbrauch in Energie umzuwan<strong>de</strong>ln.<br />
Daher führt gesteigertes Training<br />
auch bei Pfer<strong>de</strong>n mit PSSM Genmutation<br />
zu einer Abnahme <strong>de</strong>s Muskelglykogens<br />
bis zu einem normalen Niveau. Die<br />
richtige Fütterung in Kombination mit<br />
entsprechen<strong>de</strong>m Training ist also ein<br />
wichtiger Faktor beim Management von<br />
potentiellen PSSM Pfer<strong>de</strong>n.<br />
PSSM Typ 1 wird nach Untersuchungen<br />
dominant vererbt; wenn also ein<br />
Elternteil diese genetische Variante<br />
aufweist, besteht eine sehr große Wahrscheinlichkeit,<br />
dass das Fohlen sie<br />
ebenfalls hat. Wür<strong>de</strong> diese Mutation bei<br />
Wildpfer<strong>de</strong>n immer zum Ausbruch <strong>de</strong>r<br />
Krankheit führen, wären Pfer<strong>de</strong> vermutlich<br />
schon längst ausgestorben. Da ein<br />
Wildpferd aber viel Bewegung und sehr<br />
zuckerarmes Futter hat, kann diese<br />
Mutation durchaus von Vorteil gewesen<br />
sein bei <strong>de</strong>r natürlichen Selektion. Die<br />
starke Verbreitung <strong>de</strong>r genetischen PSSM<br />
Genvariante bei Pfer<strong>de</strong>n und das<br />
Ausbleiben von Krankheitssymptomen<br />
bei artgerechter Ernährung hat zu <strong>de</strong>r<br />
Theorie geführt, dass es sich um eine<br />
evolutive Anpassung von Pfer<strong>de</strong>n an<br />
beson<strong>de</strong>rs energiearmes Futter han<strong>de</strong>lt.<br />
Denn PSSM Pfer<strong>de</strong> sind wesentlich<br />
effektiver in <strong>de</strong>r Ausnutzung auch<br />
kleinster Blutzuckererhöhungen für<br />
Muskelarbeit und haben damit einen<br />
evolutiven Vorteil in Gegen<strong>de</strong>n, wo das<br />
Grundfutter beson<strong>de</strong>rs energiearm ist.<br />
Aus diesem Grund wird diskutiert, ob<br />
PSSM die „Krankheit“ ist o<strong>de</strong>r eigentlich<br />
<strong>de</strong>r Normalfall. Und ob nicht <strong>de</strong>r Mensch<br />
diese genetische Variante bei einigen Rassen<br />
gezielt weggezüchtet hat, nämlich<br />
gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Rassen, die traditionell<br />
viel Kraftfutter bei wenig Arbeit bekommen.<br />
Während bei Pfer<strong>de</strong>rassen, die<br />
schon immer viel arbeiten mussten bei<br />
möglichst sparsamer Fütterung, wie<br />
Quarter Horses, Kaltblüter, Ponys etc., die<br />
PSSM Variante erhalten blieb. Für diese<br />
Pfer<strong>de</strong> wird nun eine Überversorgung mit<br />
energiereichem Futter zum Problem.<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Diagnose auf PSSM<br />
Bei einem akuten Kreuzverschlag wird normalerweise über eine Blutprobe die Creatinin Kinase (CK) und die<br />
Aspartat Transaminase (AST) bestimmt. Diese steigen bei einem akuten Kreuzverschlag an und sinken nach<br />
einigen Tagen wie<strong>de</strong>r auf ihre normalen Werte, wenn das Pferd Ruhe hat. Bei PSSM Pfer<strong>de</strong>n bleiben die CK<br />
Werte sehr häufi g erhöht, auch noch Tage und Wochen nach <strong>de</strong>m Vorfall, selbst bei Boxenruhe. Dies ist kein<br />
direkter Nachweis für PSSM, aber ein starker Hinweis.<br />
PSSM vom Typ 1, die häufi gste Form, kann über einen genetischen Test bestimmt wer<strong>de</strong>n. Dieser wird<br />
mittlerweile von verschie<strong>de</strong>nen Laboren angeboten. Dass das Gen vorhan<strong>de</strong>n ist, sagt aber nichts darüber aus,<br />
ob das Pferd an PSSM erkrankt ist o<strong>de</strong>r nicht. Es zeigt nur, dass man bei diesem Pferd immer vorsichtig sein<br />
sollte mit <strong>de</strong>r Fütterung von Kraft- und Saftfutter und immer für ausreichend Training und Bewegung sorgen<br />
muss. PSSM vom Typ 2 kann bisher nicht genetisch nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die einzig sichere Metho<strong>de</strong> für die Diagnose einer bereits ausgebrochenen PSSM Erkrankung ist die<br />
Muskelbiopsie. Dabei wird eine Gewebeprobe vom Musculus semimembranosus <strong>de</strong>r Hinterhand entnommen<br />
und sofort in ein entsprechen<strong>de</strong>s Labor geschickt. Hier wird die Probe auf Stärkeeinlagerungen in <strong>de</strong>n<br />
Muskelzellen untersucht. Dieser Test ist normalerweise bei Pfer<strong>de</strong>n über einem Jahr zuverlässig durchführbar.<br />
Was aber tun, wenn das Pferd PSSM<br />
hat? Zunächst muss man unterschei<strong>de</strong>n,<br />
ob das Pferd nur genetisch die Veranlagung<br />
zu PSSM hat, o<strong>de</strong>r ob die Krankheit<br />
bereits ausgebrochen ist.<br />
Behandlung<br />
Pfer<strong>de</strong> mit PSSM – ob schon ausgebrochen<br />
und nur mit <strong>de</strong>r genetischen<br />
Veranlagung dazu – haben insbeson<strong>de</strong>re<br />
Probleme mit leicht verfügbaren Zuckern,<br />
wie sie aus Melasse, Karotten, Apfeltrester,<br />
Rübenschnitzeln und thermisch<br />
behan<strong>de</strong>lten (gefl ockten o<strong>de</strong>r extrudierten)<br />
Getrei<strong>de</strong>n stammen. Auch in <strong>de</strong>r<br />
Menge muss bei diesen Pfer<strong>de</strong>n Kraftfutter<br />
immer nur sehr sparsam dosiert und<br />
<strong>de</strong>r tatsächlichen Arbeitsleistung<br />
angepasst wer<strong>de</strong>n. Ein Trainingstagebuch,<br />
über mehrere Wochen geführt, gibt einen<br />
guten Anhaltspunkt über <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />
Energiebedarf. Regelmäßiges und<br />
ausreichen<strong>de</strong>s Training bei geringer<br />
Kraftfutterzufuhr ist ein Muss für PSSM<br />
Pfer<strong>de</strong>. Einen Anhaltspunkt über die<br />
tatsächlich benötigte Energie gibt die<br />
Tabelle. Der Grundbedarf eines Pfer<strong>de</strong>s<br />
kann normalerweise über eine ausreichen<strong>de</strong><br />
Portion mit or<strong>de</strong>ntlicher Heuqualität<br />
ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n, das etwa 8 MJ pro<br />
kg verdauliche Energie liefert.<br />
In Untersuchungen an erkrankten<br />
PSSM Pfer<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> gezeigt, dass allein<br />
die Futterumstellung – weg von leicht<br />
verfügbaren Kohlenhydraten, hin zu<br />
reichlich zuckerarmem Raufutter – bei <strong>de</strong>r<br />
Hälfte aller Pfer<strong>de</strong> zu einer <strong>de</strong>utlichen<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Symptome führte.<br />
Wur<strong>de</strong> die Futterumstellung kombiniert<br />
mit vermehrter Bewegung, verbesserte<br />
sich <strong>de</strong>r Zustand von 90 % aller untersuchten<br />
Pfer<strong>de</strong>. Bei konsequent artgerechter<br />
Fütterung und regelmäßiger Bewegung<br />
können über 75 % <strong>de</strong>r an PSSM erkrankten<br />
Pfer<strong>de</strong> komplett ausheilen.<br />
artgerecht 3/2012 21
22<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Was aber heißt „artgerechte Fütterung“?<br />
Das Pferd ist ein Steppen- und Tundrentier<br />
und daher über Millionen Jahre<br />
Evolution auf die Verwertung langsam<br />
verdaulicher Kohlenhydrate optimiert<br />
wor<strong>de</strong>n. Leicht verdauliches Futter<br />
ebenso wie große Mengen Zucker, Stärke,<br />
Eiweiß o<strong>de</strong>r Fett sind schädlich für <strong>de</strong>n<br />
Pfer<strong>de</strong>stoffwechsel. Das Wichtigste ist<br />
daher eine ausreichen<strong>de</strong> Heufütterung<br />
mit etwa 2 kg pro 100 kg Körpergewicht.<br />
Leerzeiten > 4 Stun<strong>de</strong>n sollten unbedingt<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dazu sollten Stroh<br />
o<strong>de</strong>r Äste zum Knabbern und als<br />
„Ballaststoffversorgung“ zur Verfügung<br />
stehen. Kraftfutter muss grundsätzlich<br />
sparsam gefüttert wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei vermehrt gefor<strong>de</strong>rter Arbeitsleistung<br />
kann als vergleichsweise langsame<br />
Energiequelle gequetschte Gerste<br />
gefüttert wer<strong>de</strong>n. Sie wird von fast allen<br />
Pfer<strong>de</strong>n sehr gut vertragen. Sportpfer<strong>de</strong><br />
aus Warm- o<strong>de</strong>r Vollblutlinien können<br />
zur Deckung ihres erhöhten Energiebedarfs<br />
auch Hafer bekommen. Viele kleine<br />
Kraftfuttermahlzeiten sind dabei<br />
wesentlich gesün<strong>de</strong>r als wenige große.<br />
Auch sollte immer min<strong>de</strong>stens 30<br />
Minuten vor <strong>de</strong>m Kraftfutter eine<br />
Rau futtermahlzeit gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Dadurch steigt <strong>de</strong>r Blutzuckerspiegel<br />
weniger an und kann leichter wie<strong>de</strong>r<br />
reguliert wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m steigt<br />
dadurch die Nährstoffausbeute aus <strong>de</strong>m<br />
Kraftfutter, was die Gesamtmenge, die<br />
gegeben wer<strong>de</strong>n muss, weiter reduziert.<br />
artgerecht 3/2012<br />
Auch beim Mineralfutter sollte auf<br />
die Zusammensetzung geachtet wer<strong>de</strong>n<br />
und darauf, dass möglichst kein Zucker<br />
zugesetzt ist. Zum Fellwechsel o<strong>de</strong>r in<br />
Zeiten erhöhter Beanspruchung kann<br />
man auch mal eine Handvoll Sonnenblumenkerne<br />
in <strong>de</strong>r Schale o<strong>de</strong>r einen<br />
Esslöffel Leinsamen o<strong>de</strong>r Wildsamenmischung,<br />
einige Hagebutten o<strong>de</strong>r ein<br />
bis zwei Walnüsse geben.<br />
Sie alle liefern<br />
hochwertige<br />
Ölsäuren in<br />
Übrigens, wussten Sie schon…<br />
… dass Europa Jahr für Jahr durchschnittlich<br />
12 Millionen Tonnen Soja,<br />
vor allem aus Süd- und Nordamerika,<br />
importiert? Um was, glauben Sie,<br />
han<strong>de</strong>lt es sich wohl dabei? Es ist zum<br />
großen Teil genmanipulierter Soja, <strong>de</strong>r<br />
vor allem für <strong>Tier</strong>futter benötigt wird.<br />
In Deutschland sind es etwa 80 % <strong>de</strong>s<br />
Futtersojas. Sie können also sicher<br />
sein, dass nahezu je<strong>de</strong>s <strong>Tier</strong>, vorneweg<br />
die Nutztiere, Schweine, Rin<strong>de</strong>r, Gefl ügel,<br />
aber auch Pfer<strong>de</strong>, Hun<strong>de</strong>, Katzen<br />
und Kleinsäuger mit diesem Soja<br />
gefüttert wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie konnte es eigentlich dazu kommen?<br />
Für Wei<strong>de</strong>tiere, wie Rin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r auch<br />
Grundbedarf pro Tag<br />
(MJ verdauliche Energie)<br />
Zusätzlicher Energiebedarf (MJ<br />
verdauliche Energie) bei:<br />
Übersicht über <strong>de</strong>n Energieverbrauch <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s<br />
Aus: Horse Nutrition and Feeding, Sarah Pilliner<br />
Pfer<strong>de</strong>, hat die Natur kein Getrei<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
Soja als Futter vorgesehen, für Hun<strong>de</strong> und<br />
Katzen sowieso nicht. Schweine, Hühner,<br />
Puten sind Allesfresser. Sie brauchten<br />
also für eine ausgewogene Ernährung<br />
einen erheblichen Anteil Animalisches.<br />
Früher fütterte man sie u. a. mit<br />
<strong>Tier</strong>mehl, das aus Schlachtabfällen<br />
hergestellt wur<strong>de</strong>. Immerhin verwerten<br />
wir ja nur 50 bis 70 % eines Schlachttieres.<br />
Der Rest wird entsorgt. Hochwertiges<br />
Futter ist das, wenn es or<strong>de</strong>ntlich<br />
verarbeitet wird. Aber da kam BSE, eine<br />
Krankheit, über die es noch vieles zu<br />
sagen gäbe, und infolge <strong>de</strong>ssen ein Verbot,<br />
<strong>Tier</strong>mehl zu verfüttern. Übrigens, kennen<br />
Sie jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r an BSE verstorben ist?<br />
Körpergewicht<br />
400 kg 600 kg<br />
58 79<br />
1 Stun<strong>de</strong> Schritt 0,8 1,3<br />
1 Stun<strong>de</strong> Trab, etwas Galopp 8,4 12,5<br />
1 Stun<strong>de</strong> schneller Trab, Galopp,<br />
einige Trainingssprünge<br />
Galopp, schneller Galopp,<br />
Springen<br />
Schwere Anstrengung<br />
wie Polo, Galopprennen, Jag<strong>de</strong>n<br />
Distanzreiten<br />
(100 km in 10,5 Stun<strong>de</strong>n)<br />
20,9 31<br />
50 75<br />
85 127<br />
87 130,5<br />
verdaulicher Form. Mit dieser Fütterung<br />
erreicht man eine ausreichen<strong>de</strong> Versorgung<br />
mit Energie und allen notwendigen<br />
Nährstoffen, die das Pferd braucht.<br />
Dr. Christina Fritz, Biologin,<br />
Therapeutin und Fachbuchautorin,<br />
Berlin<br />
Und von wievielen BSE-Toten hörte<br />
man aus England, für das man<br />
Zigtausen<strong>de</strong> vorausgesagt hatte?<br />
Aber etwas an<strong>de</strong>res ist eingetre ten,<br />
was sich Monsanto und an<strong>de</strong>re Firmen<br />
dieser Art schon lange gewünscht<br />
hatten. <strong>Tier</strong>mehl ließ sich angeblich<br />
problemlos und vollkommen durch<br />
Soja ersetzen. Und so ist es dann ja<br />
auch gekommen. Vorneweg als<br />
Befürworter für <strong>de</strong>n Austausch und<br />
<strong>de</strong>n Import von Soja die Grünen, die<br />
damals in <strong>de</strong>r Regierung waren.<br />
Wie sagt man so schön: Ein<br />
Schelm, <strong>de</strong>r Böses dabei <strong>de</strong>nkt.<br />
Ihre Kriti Kaster
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Das umfangreiche<br />
Sammel-Kräuterlexikon<br />
von Anis – Zinnkraut<br />
Was heißt<br />
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Bienen, Honig<br />
und Pollen<br />
Weiter Themen<br />
Pfer<strong>de</strong> Pfer<strong>de</strong> sind sind<br />
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Chinesische Medizin<br />
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Pfl ege und Behandlung<br />
Mein Pferd ist ständig krank …<br />
Im April 2012 wur<strong>de</strong> ich als vierter<br />
<strong>Tier</strong>arzt zu einem Hannoveraner<br />
Warmblutwallach gerufen, <strong>de</strong>r sich seit<br />
seinem 3. Lebensjahr immer wie<strong>de</strong>r mit<br />
folgen<strong>de</strong>m Problem quält: Je<strong>de</strong>s Jahr im<br />
August beginnen bei <strong>de</strong>m Pferd massive<br />
Hautprobleme mit über <strong>de</strong>n ganzen<br />
Körper verstreuten Quad<strong>de</strong>ln. Diese<br />
Hautpartien scheinen sehr stark zu jucken<br />
und es kommt am gesamten Körper so zu<br />
stark entzündlichen Reaktionen. Zu<strong>de</strong>m<br />
kommt es ab diesem Zeitpunkt auch zu<br />
sehr heftigen Leistungseinbußen, von<br />
<strong>de</strong>nen sich das Pferd erst im darauf<br />
folgen<strong>de</strong>n Frühjahr wie<strong>de</strong>r erholt. Alle<br />
schulmedizinischen Untersuchungen,<br />
angefangen von serologischen Blutunter-<br />
artgerecht 3/2012<br />
suchungen bis zu vollständiger Röntgendiagnostik<br />
und Funktionsdiagnostik<br />
einzelner Organe, ergaben keinen<br />
Hinweis auf ein krankhaftes Geschehen.<br />
Die schulmedizinische Verdachtsdiagnose<br />
lautete „immunologisches Geschehen<br />
ohne bekannte Ursache“. Bereits völlig<br />
verzweifelt rief mich nun die Besitzerin<br />
an, um eine ganzheitliche Diagnose und<br />
Therapie zu beginnen.<br />
Bei meinem Besuch stand das Pferd in<br />
einem sehr gepfl egten Dressurstall auf<br />
Stroh und machte auf mich auf <strong>de</strong>n ersten<br />
Blick einen sehr guten Eindruck:<br />
Glänzen<strong>de</strong>s Fell, gut bemuskelt, sehr gut<br />
gepfl egt, normales Verhalten. Auch die<br />
erhobenen klinischen Befun<strong>de</strong> wie<br />
Fallbericht<br />
Fallbericht eines 8-jährigen Hannoveraner Warmblutwallachs<br />
Atemfrequenz, Herzfrequenz und<br />
Temperatur zeigten keine beson<strong>de</strong>ren<br />
Befun<strong>de</strong>. Die täglich zweimal verabreichte<br />
Futterration bestand aus sehr gut<br />
aussehen<strong>de</strong>m Heu, Hafer und einer<br />
Pelletgabe. Zu<strong>de</strong>m bekam das Pferd<br />
Wurzeln. Die Besitzerin sagte mir auch,<br />
dass sich das Pferd zurzeit in einer<br />
absoluten Topform befän<strong>de</strong>, sie jedoch<br />
endlich eine Lösung haben wolle, damit<br />
die Odyssee nicht je<strong>de</strong>s Jahr wie<strong>de</strong>r von<br />
vorn beginne.<br />
Eine erste, jedoch in so einem Fall für<br />
mich eine <strong>de</strong>r wichtigsten Frage lautete<br />
dann: „Was ist im August an<strong>de</strong>rs – hier in<br />
<strong>de</strong>r Gegend, hier im Stall, hier in <strong>de</strong>r<br />
Versorgung und in <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />
das Pferd als sonst im ganzen Jahr?“ Laut<br />
<strong>de</strong>r Besitzerin war <strong>de</strong>r einzige Unterschied,<br />
dass das Pferd ab etwa Mitte<br />
August tagsüber seltener auf <strong>de</strong>r Koppel<br />
steht. Letztendlich zwar vielleicht ein<br />
Hinweis, aber keine ein<strong>de</strong>utige Zuordnung<br />
zu einer eventuellen Stallproblematik.<br />
Spannend für mich war jedoch die<br />
Umgebung <strong>de</strong>s Stalls. Moorwiesen und<br />
Waldgebiete rund um <strong>de</strong>n Stall gaben<br />
mir einen Hinweis auf eine erhebliche<br />
Insektenvielfalt in <strong>de</strong>n eher feuchtwarmen<br />
Monaten. Auch die anfänglich<br />
offenbar erst wenigen Quad<strong>de</strong>ln im<br />
Sinne von Insektenstichen, die sich dann<br />
innerhalb weniger Tage <strong>de</strong>utlich häuften,<br />
ließen für mich <strong>de</strong>n Rückschluss zu, dass<br />
hier sicher auch eine Insektenallergie<br />
vorliegen könnte.<br />
Ich entschloss mich in diesem Fall,<br />
eine Analyse per Bioresonanz durchzuführen<br />
und kam dabei zu folgen<strong>de</strong>m<br />
Ergebnis: Energetisch war das Pferd von<br />
seiner Reaktionsfähigkeit <strong>de</strong>s Organismus<br />
reaktionsblockiert. Es bestan<strong>de</strong>n eine<br />
Kiefergelenkblocka<strong>de</strong> und eine Medikamentenblocka<strong>de</strong><br />
durch die über mittlerweile<br />
seit 4 Jahren in <strong>de</strong>n Krankheitsphasen<br />
gegebenen Präparate (u.a. Corticosteroi<strong>de</strong>).<br />
Als energetisch <strong>de</strong>fi zitäres<br />
Ausleitungsorgan konnten die Lunge und<br />
die Niere herausgefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Als<br />
spezifi sche Belastung wur<strong>de</strong> eine allergische<br />
Reaktion auf Insekten und Weizen<br />
herausgefun<strong>de</strong>n, die laut <strong>de</strong>r Bioresonanzanalyse<br />
ihre Ursache in einer Schimmelpilzbelastung<br />
hatte. Die Diagnose stand<br />
dann hiermit fest: Allergische Problema-
schnell, einfach und schmerzfrei<br />
testen und therapieren<br />
ohne Spritzen und Medikamente<br />
<strong>Tier</strong>e lieben sanfte Behandlungsmetho<strong>de</strong>n<br />
wie die Bicom Bioresonanztherapie<br />
Wir wollen, dass es <strong>Tier</strong>en gut geht!<br />
tik mit <strong>de</strong>m Grundallergen Weizen und<br />
<strong>de</strong>m daraus folgen<strong>de</strong>n allergischen<br />
Problem Insekten. Weiterhin eine<br />
Schimmelpilzbelastung sowie eine<br />
Kiefergelenks- und eine Medikamentenblocka<strong>de</strong>.<br />
Eine Allergie ist eine Fehlsteuerung<br />
<strong>de</strong>s Immunsystems. Das Ziel <strong>de</strong>r Bioresonanz<br />
ist es nun, diese Fehlsteuerung zu<br />
beseitigen und die fehlgeleiteten Immunreaktionen<br />
wie<strong>de</strong>r in die richtigen<br />
Bahnen zu lenken.<br />
Was ist eigentlich Bioresonanz?<br />
Forschungen im Bereich <strong>de</strong>r Quanten-<br />
und Biophysik geben Hinweise darauf,<br />
dass je<strong>de</strong>r Organismus ein ganz spezifi -<br />
sches elektromagnetisches Feld besitzt<br />
und dass dieses Feld einen maßgeblichen<br />
Einfl uss auf die Steuerung und somit auf<br />
die Selbstregulation <strong>de</strong>s Körpers hat.<br />
Gemäß <strong>de</strong>r Quantenphysik hat aber auch<br />
je<strong>de</strong> Substanz – wie z. B. Pollen, Schwermetalle<br />
etc. – ein ganz spezifi sches<br />
elektromagnetisches Feld. Die Bioresonanz<br />
arbeitet mit <strong>de</strong>n spezifi schen<br />
Frequenzmustern <strong>de</strong>s elektro-magnetischen<br />
Fel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Körpers und von<br />
krankmachen<strong>de</strong>n Substanzen. Sie wirkt<br />
so auf die Steuerungsvorgänge, z. B. auch<br />
<strong>de</strong>s Immunsystems ein. Mithilfe dieser<br />
spezifi schen Frequenzmuster können<br />
Allergene, aber z. B. auch krankmachen<strong>de</strong><br />
Schadstoffe aus <strong>de</strong>r Umwelt, Pilze,<br />
Viren und Bakterien etc. getestet wer<strong>de</strong>n.<br />
Weiß man nun, worauf ein Körper<br />
allergisch reagiert, wäre natürlich die<br />
einfachste Möglichkeit, das Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
<strong>Tier</strong>es zu lin<strong>de</strong>rn, es von <strong>de</strong>m Auslöser<br />
fern zu halten. Lei<strong>de</strong>r ist das aber nicht<br />
immer möglich und vielfach auch nicht<br />
ausreichend. Zum einen bauen sich<br />
Allergien im Organismus über längere<br />
Zeit auf und es kommen meist immer<br />
weitere Allergene hinzu. Zum an<strong>de</strong>ren<br />
gibt es häufi g Diagnosen, bei <strong>de</strong>nen ein<br />
einfaches Mei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Allergens gar nicht<br />
machbar ist.<br />
Zum Glück ist die Bioresonanz aber<br />
nicht nur ein sehr gutes System zur<br />
Diagnose, son<strong>de</strong>rn zugleich auch eine<br />
hervorragen<strong>de</strong> Therapiemetho<strong>de</strong>. Und<br />
dabei geht es auch hier wie<strong>de</strong>rum nicht<br />
nur darum, das Symptom – nämlich z. B.<br />
<strong>de</strong>n Juckreiz – zu behan<strong>de</strong>ln, son<strong>de</strong>rn das<br />
Übel an <strong>de</strong>r Wurzel zu packen und ganz<br />
gezielt die Ursache zu bekämpfen, so dass<br />
<strong>de</strong>r Körper wie<strong>de</strong>r normal reagieren kann.<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Übrigens: Vielen chronischen Erkrankungen wie z.B. häufig<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Durchfälle o<strong>de</strong>r Ohrenentzündungen,<br />
können versteckte Allergien zugrun<strong>de</strong> liegen.<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r Bioresonanz können auch<br />
belasten<strong>de</strong> Substanzen aus <strong>de</strong>m Organismus<br />
ausgeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Pferd wur<strong>de</strong> dann mit <strong>de</strong>r<br />
Bioresonanz 8 Mal im Abstand von je<br />
einer Woche von mir therapiert. Da ich<br />
bei <strong>de</strong>m Pferd auch eine Kiefergelenkblocka<strong>de</strong><br />
gefun<strong>de</strong>n hatte, wun<strong>de</strong>rte es mich<br />
nicht beson<strong>de</strong>rs, dass die Besitzerin mir<br />
direkt nach einer Woche davon berichtete,<br />
dass sich das Pferd <strong>de</strong>utlich besser in<br />
<strong>de</strong>r Bewegung zeigte und einen sehr<br />
arbeitsfreudigen Eindruck machte. Nach<br />
8 Therapien habe ich dann bei <strong>de</strong>m Pferd<br />
keine weiteren Belastungen mehr testen<br />
können.<br />
Vor ein paar Tagen hat mich nun eine<br />
sehr glückliche Pfer<strong>de</strong>besitzerin angerufen,<br />
um mir mitzuteilen, dass sie am<br />
vergangenen Wochenen<strong>de</strong> auf einem<br />
Turnier mit ihrem Pferd erfolgreich<br />
gewesen sei und keinerlei Probleme mehr<br />
bei ihrem Pferd aufgetreten seien, obwohl<br />
die Monate Juli und August zu <strong>de</strong>n<br />
insektenstärksten Monaten seit langem<br />
gehört hätten. Über solche Nachrichten<br />
freue ich mich natürlich beson<strong>de</strong>rs!<br />
Dr. Jochen Becker, <strong>Tier</strong>arzt, Tespe<br />
artgerecht 3/2012 25
26<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Hüftgelenksdysplasie<br />
Vererbt o<strong>de</strong>r gemacht?<br />
Vor V<br />
etwa 50 Jahren beobachtete man<br />
Vvereinzelt, vereinzelt, vor allem bei großen<br />
Hun<strong>de</strong>n und insbeson<strong>de</strong>re bei Schäferhun<strong>de</strong>n,<br />
die damals als Leistungshun<strong>de</strong><br />
bevorzugt bei <strong>de</strong>r Polizei und beim Zoll<br />
ihren Dienst taten, dass Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n<br />
Hüftgelenken auftraten. Einige Jahre<br />
zuvor war es Watson und Crick gelungen,<br />
<strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r Chromosomen zu<br />
entschlüsseln, wofür sie 1962 <strong>de</strong>n<br />
Nobelpreis erhielten. Alle Welt sprach<br />
damals von Genen. Euphorisch verkün<strong>de</strong>ten<br />
Wissenschaftler, nun <strong>de</strong>n Schlüssel<br />
zum Leben gefun<strong>de</strong>n zu haben und bald<br />
für alle Krankheiten und körperlichen<br />
Schä<strong>de</strong>n eine genetische Ursache fi n<strong>de</strong>n<br />
zu können. Ab da hörte man ständig<br />
„genetisch bedingt“.<br />
Dieses Argument musste vor allem<br />
dann als Erklärung herhalten, wenn man<br />
diagnostisch und therapeutisch nicht<br />
mehr weiter wusste, was sich übrigens bis<br />
heute nicht geän<strong>de</strong>rt hat. „Genetisch<br />
bedingt“ wur<strong>de</strong> verstan<strong>de</strong>n als unabwendbar,<br />
unausweichlich, Schicksal eben. So<br />
lag es nahe, die Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Gelen-<br />
artgerecht 3/2012<br />
ken als ererbt zu interpretieren und alle<br />
Hun<strong>de</strong>, die eine sog. Dysplasie aufwiesen,<br />
als genetisch geschädigt aus <strong>de</strong>r Zucht zu<br />
entfernen. Für eine an<strong>de</strong>re Erklärung gab<br />
es keinen Platz.<br />
Das Röntgen <strong>de</strong>r Gelenke wur<strong>de</strong><br />
damals für alle Zuchthun<strong>de</strong> zur Pfl icht<br />
erklärt, inzwischen gilt das bei allen<br />
Rassen. Anfangs ging es nur um die<br />
Hüftgelenke. Später traten immer<br />
häufi ger auch Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Ellenbogengelenken<br />
auf, sodass auch die geröntgt<br />
wer<strong>de</strong>n müssen. Inzwischen treten<br />
Verformungen an allen möglichen<br />
an<strong>de</strong>ren Gelenken im Körper auf, und<br />
Gelenke gibt es viele. Die Fälle häufen<br />
sich. Daraus hat sich ein blen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s<br />
Geschäft entwickelt, ähnlich wie mit<br />
Wurmkuren und Impfungen. Inzwischen<br />
wer<strong>de</strong>n jährlich hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> Hun<strong>de</strong><br />
auf Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Gelenken geröntgt.<br />
Und die Beweise?<br />
Nun galt es herauszufi n<strong>de</strong>n und nachzuweisen,<br />
welche Gene für die Schä<strong>de</strong>n<br />
verantwortlich gemacht wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Das sollte ja nach <strong>de</strong>n Versprechen <strong>de</strong>r<br />
Genetiker eigentlich nicht schwerfallen.<br />
Recherchieren Sie mal im Internet!<br />
Solche Informationen wer<strong>de</strong>n Sie fi n<strong>de</strong>n:<br />
„Genetische Marker für Hüftgelenksdysplasie<br />
bei Hun<strong>de</strong>n ent<strong>de</strong>ckt“, „Der<br />
Erbgang <strong>de</strong>r HD ist polygenetisch“ o<strong>de</strong>r<br />
auch einfach die Behauptung „Die HD ist<br />
eine erbliche Fehlbildung <strong>de</strong>s Hüftgelenkes“.<br />
Ist das alles, nach fast 50 Jahren?<br />
Was soll man damit anfangen? Nur<br />
Wischiwaschi, wissenschaftlich verbrämte<br />
Unkenntnis, mit <strong>de</strong>r Menschen<br />
vorgetäuscht wird, man habe die Ursachen<br />
gefun<strong>de</strong>n und verstan<strong>de</strong>n. Nichts<br />
hat man verstan<strong>de</strong>n, nichts hat man<br />
gefun<strong>de</strong>n.<br />
Auf <strong>de</strong>r falschen Fährte<br />
Die miserablen Ergebnisse bei <strong>de</strong>r Suche<br />
nach <strong>de</strong>n verantwortlichen Genen<br />
sprechen dafür, dass man seit langem auf<br />
<strong>de</strong>r falschen Fährte ist. Inzwischen sind<br />
fast 50 Jahre vergangen, also ca. 20<br />
Hun<strong>de</strong>generationen. Hätte man für <strong>de</strong>n<br />
Deutschen Schäferhund, um ein Beispiel<br />
zu nennen, damals ein neues Zuchtziel<br />
geplant – lange Hängeohren, gelocktes<br />
Fell bis auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n und einen<br />
Ringelschwanz –, dann dürfte man sicher<br />
sein, diese Ziele inzwischen erreicht zu<br />
haben. Aber trotz <strong>de</strong>r konsequenten<br />
Selektion, also <strong>de</strong>m Ausschluss von<br />
angeblich erbkranken dysplasiebelasteten<br />
Hun<strong>de</strong>n, ist es bis heute nicht gelungen,<br />
das dafür verantwortliche Erbgut zu eliminieren.<br />
Eigenartig auch, dass in keiner<br />
Fachzeitung darüber mal kritisch<br />
geschrieben wird. Das Thema wird<br />
gemie<strong>de</strong>n. Still und ergeben fi n<strong>de</strong>n sich<br />
die betroffenen Hun<strong>de</strong>halter in ihr<br />
Schicksal, lassen röntgen und bezahlen.<br />
Man kann auch an<strong>de</strong>re Schlüsse ziehen<br />
HD und ED sind nicht erblich, sie sind<br />
epigenetisch bedingt. Es wer<strong>de</strong>n also<br />
durch bestimmte äußere Bedingungen wie<br />
z. B. die Ernährung, chemische Stoffe,<br />
vielleicht auch Medikamente Gene ein-<br />
o<strong>de</strong>r ausgeschaltet. Das herauszufi n<strong>de</strong>n,<br />
wird Aufgabe kritischer Wissenschaftler<br />
sein, <strong>de</strong>nen es zuvor<strong>de</strong>rst um <strong>de</strong>n Hund<br />
und seine Gesundheit geht. Die Ergebnisse<br />
könnten vielen Herstellern von<br />
Produkten böse auf die Füße fallen.<br />
Die Epigenetik ist ein noch relativ<br />
neues Forschungsgebiet innerhalb <strong>de</strong>r<br />
Genetik, das sich mit <strong>de</strong>m Ein- und<br />
Ausschalten von Genen beschäftigt. Sie<br />
fi n<strong>de</strong>n spannen<strong>de</strong> Informationen auf<br />
höchstem Niveau unter dieser Adresse:<br />
www.peter-spork.<strong>de</strong><br />
Welche an<strong>de</strong>ren Ursachen<br />
könnte es <strong>de</strong>nn geben?<br />
In <strong>de</strong>n letzten 50 Jahren hat sich einiges<br />
für die Hun<strong>de</strong> verän<strong>de</strong>rt. Als ich mir<br />
1965 meinen ersten Hund, einen Deutschen<br />
Schäferhund, zulegte, war <strong>de</strong>r<br />
gegen Staupe geimpft. Das war’s. Ich<br />
habe niemals eine chemische Wurmkur<br />
bei allen meinen Hun<strong>de</strong>n bis heute<br />
durchgeführt. Meine Hun<strong>de</strong> damals<br />
bekamen verschie<strong>de</strong>ne Fleischteile, die<br />
ich vom Schlachthof bezog, dazu eine<br />
Hun<strong>de</strong>fl ocke aus Gemüse, die es heute<br />
noch gibt, und hin und wie<strong>de</strong>r ein<br />
trockenes gefl ocktes Mischfutter mit<br />
Fleischanteilen einer bekannten Firma,<br />
die inzwischen nur noch Extru<strong>de</strong>rfutter<br />
herstellt. Dieses trockene Futter wur<strong>de</strong><br />
mit Wasser angerührt. So ernährten<br />
damals alle mir bekannten Hun<strong>de</strong>halter<br />
ihre Hun<strong>de</strong>.
Heute wer<strong>de</strong>n Welpen gegen sechs<br />
verschie<strong>de</strong>ne Krankheiten geimpft und<br />
das mehrmals.<br />
Erwachsene Hun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n während<br />
ihres ganzen Lebens immer wie<strong>de</strong>r<br />
geimpft. Die Anzahl <strong>de</strong>r Krankheiten,<br />
gegen die es angeblich einen Impfschutz<br />
gibt, steigt.<br />
Bei je<strong>de</strong>r Impfung<br />
gelangen chemische<br />
Stoffe, die als Impfverstärker<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n, in<br />
<strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s.<br />
Welpen sollen bis zum<br />
Absetzen möglichst alle acht Tage mit<br />
chemischen Mitteln entwurmt wer<strong>de</strong>n.<br />
So die Empfehlung <strong>de</strong>r Veterinäre, <strong>de</strong>r<br />
sich die Zuchtverbän<strong>de</strong> weitgehend angeschlossen<br />
haben.<br />
Viele erwachsene Hun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n<br />
viermal im Jahr entwurmt. Es wird<br />
empfohlen, dies in einem noch<br />
engeren Rhythmus zu tun.<br />
Viele Hun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n ständig mit<br />
chemischen Mitteln therapiert. Beim<br />
ersten Durchfall eines Welpen fängt<br />
das meistens an.<br />
Der Begriff Dysplasie stammt<br />
aus <strong>de</strong>m griechischen dys =<br />
fehl und plasein = bil<strong>de</strong>n; er<br />
be<strong>de</strong>utet also Fehlbildung.<br />
Hun<strong>de</strong>erziehung mit<br />
positiven Metho<strong>de</strong>n<br />
Ein Denkanstoß<br />
Wir W<br />
arbeiten nur mit positiven<br />
WMetho<strong>de</strong>n!“ Metho<strong>de</strong>n!“ – mit solchen o<strong>de</strong>r<br />
ähnlichen Versprechen werben viele<br />
Gegen Insekten, Milben und Zecken<br />
wer<strong>de</strong>n Insektizi<strong>de</strong> bzw. Akarizi<strong>de</strong> über<br />
die Haut, als Tabletten über <strong>de</strong>n Verdauungstrakt<br />
o<strong>de</strong>r durch Injektionen<br />
verabreicht. Sie enthalten Stoffe, die<br />
man bei keinem Kind einsetzen wür<strong>de</strong>.<br />
Bis vor 50 Jahren gab es keine<br />
extrudierten Trockenfutter.<br />
Vor etwa 30 Jahren eroberten<br />
die extrudierten Trockenfutter<br />
<strong>de</strong>n Futtermarkt. Heute<br />
wer<strong>de</strong>n damit die meisten<br />
Hun<strong>de</strong> ernährt.<br />
In <strong>de</strong>n meisten Futtern<br />
und Zusatzfuttern wer<strong>de</strong>n chemische<br />
Stoffe verarbeitet, so z. B. Aromastoffe,<br />
Farbstoffe und künstliche Antioxidanzien.<br />
Nahezu alle Hun<strong>de</strong>futter enthalten<br />
min<strong>de</strong>stens 30 % Stärketräger, wie<br />
Getrei<strong>de</strong>, Kartoffeln, Bananen,<br />
Süßkartoffeln etc. Der Hund – ein<br />
Stärkeverwerter?<br />
Alle diese Verfahren o<strong>de</strong>r Stoffe müssten<br />
daraufhin überprüft wer<strong>de</strong>n, ob sie<br />
epigenetische Prozesse auslösen können.<br />
Hun<strong>de</strong>schulen ihre Kun<strong>de</strong>n. Doch in <strong>de</strong>r<br />
Praxis sieht <strong>de</strong>r Trainings-Alltag häufi g<br />
an<strong>de</strong>rs aus: Dort wird mit Gegenstän<strong>de</strong>n<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Wer ist daran interessiert? Wann endlich<br />
fi n<strong>de</strong>n sich Wissenschaftler, die unabhängig<br />
von Herstellerfi rmen und <strong>de</strong>ren<br />
fi nanziellen Zuwendungen forschen, also<br />
nur im Interesse <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>e?<br />
Hier noch Literaturhinweise:<br />
Klaus-Dieter Kammerer hat sich<br />
ausführlich mit <strong>de</strong>m Thema <strong>de</strong>r<br />
Gelenksverän<strong>de</strong>rungen beschäftigt und<br />
darüber ein Buch geschrieben, „Der<br />
Jahrtausendirrtum <strong>de</strong>r Veterinärmedizin“.<br />
Der Titel ist zwar arg reißerisch,<br />
aber es lohnt sich, das Buch zu lesen. Es<br />
ist im Buchhan<strong>de</strong>l nicht mehr zu<br />
beziehen. Der Vertrieb wur<strong>de</strong> verboten.<br />
Interessant das. Sie können aber im<br />
Internet recherchieren und sich <strong>de</strong>n<br />
Text ausdrucken.<br />
Auch das Buch von Hans-Ulrich<br />
Grimm „Katzen wür<strong>de</strong>n Mäuse kaufen“<br />
kann ich nur empfehlen. Es geht darin<br />
weniger um Katzen und Mäuse als um<br />
Futter – wie es gemacht wird und was<br />
darin alles verarbeitet wird.<br />
Klaus-Rainer Töllner, Biologe, Waltrop<br />
nach Hun<strong>de</strong>n geworfen, an <strong>de</strong>r Leine<br />
geruckt, mit Einschüchterung durch<br />
„scharfe“ Stimme, Lautstärke und<br />
Drohgebär<strong>de</strong>n gearbeitet, o<strong>de</strong>r sogar<br />
mittels physischer Gewalt eingewirkt.<br />
„Das macht ihm gar nichts“ o<strong>de</strong>r „Hun<strong>de</strong><br />
müssen wissen, wer hier das Herrchen/<br />
Frauchen ist“ hört man dann. Haben Sie<br />
sich auch schon einmal gefragt, ob das<br />
wirklich sein muss? Ist es Ihnen unangenehm,<br />
Ihrem Hund Schmerz zuzufügen<br />
o<strong>de</strong>r unangenehmen Gefühlen auszusetzen?<br />
Gibt es <strong>de</strong>nn keine positiven<br />
Metho<strong>de</strong>n, die diese Bezeichnung<br />
wirklich verdienen? In <strong>de</strong>r Theorie weiß<br />
man schon lange, dass es auch an<strong>de</strong>rs<br />
geht. Doch wer<strong>de</strong>n von vielen Hun<strong>de</strong>trainern<br />
Argumente angeführt, die wahrhaft<br />
positive Metho<strong>de</strong>n als nicht alltagstauglich,<br />
nutzlos o<strong>de</strong>r als Zeitverschwendung<br />
hinstellen. Ein paar typische Fälle fi n<strong>de</strong>n<br />
Sie in <strong>de</strong>r Tabelle auf <strong>de</strong>r nächsten Seite.<br />
Ein Argument, das immer wie<strong>de</strong>r<br />
aufgeführt wird, ist, dass <strong>de</strong>r Hund eine<br />
stabile „Rangordnung“ o<strong>de</strong>r „Hierarchie“<br />
brauche, gekennzeichnet durch ein<br />
„Alpha-<strong>Tier</strong>“, das – na klar – aus <strong>de</strong>m<br />
Hun<strong>de</strong>besitzer besteht. Diese veraltete<br />
Vorstellung basiert ursprünglich auf<br />
Beobachtungen von Hummeln im Jahre<br />
1802 und <strong>de</strong>r Hackordnung von Hühnern<br />
artgerecht 3/2012 27
28<br />
Haltung und Umgang<br />
im Jahre 1922 (O’Heare 2005). Das<br />
Konzept wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren<br />
auf viele <strong>Tier</strong>arten angewandt, darunter<br />
auch auf Wölfe. Allerdings wur<strong>de</strong>n die<br />
Beobachtungen an zusammengewürfelten<br />
Ru<strong>de</strong>ln in Gefangenschaft durchgeführt.<br />
Bei diesen Ru<strong>de</strong>ln hatten sich tatsächlich<br />
häufi g ein „Alpha-Rü<strong>de</strong>“ und eine<br />
„Alpha-Fähe“ gebil<strong>de</strong>t, die das Ru<strong>de</strong>l<br />
„dominierten“. Diese Beobachtungen<br />
wur<strong>de</strong>n dann unverän<strong>de</strong>rt auf domestizierte<br />
Haushun<strong>de</strong> angewandt. Erst seit<strong>de</strong>m<br />
die großfl ächige und langfristige Beobachtung<br />
freileben<strong>de</strong>r Wölfe mittels mo<strong>de</strong>rner<br />
Technik (Funk-Halsbän<strong>de</strong>r, Peilsen<strong>de</strong>r,<br />
GPS etc.) möglich ist, gibt es neue<br />
Erkenntnisse.<br />
So hat David Mech 1999 in einer<br />
Studie gezeigt, dass freileben<strong>de</strong> Wölfe ein<br />
viel komplexeres Sozialgefüge aufbauen.<br />
Es gibt <strong>de</strong>mnach viele <strong>Tier</strong>e innerhalb <strong>de</strong>s<br />
Ru<strong>de</strong>ls, die für eine gewisse Zeit das Ru<strong>de</strong>l<br />
führen, dann aber durch an<strong>de</strong>re Ru<strong>de</strong>lmitglie<strong>de</strong>r<br />
abgelöst wer<strong>de</strong>n (Mech 1999).<br />
Diese Erkenntnisse sind unter Wissenschaftlern<br />
inzwischen weithin akzeptiert.<br />
Kurz gesagt: Es gibt in <strong>de</strong>r Natur bei<br />
Wölfen in aller Regel keine „Alpha-<strong>Tier</strong>e“!<br />
Und damit wird jenen „Alpha-<strong>Tier</strong>“-<br />
Theorien bei Hun<strong>de</strong>trainern je<strong>de</strong><br />
Grundlage entzogen (Beck 2010, Eaton<br />
2003). Hun<strong>de</strong> kennen in ihrer natürlichen<br />
Umgebung we<strong>de</strong>r ein „Alpha-<strong>Tier</strong>“<br />
noch eine Rangordnung o<strong>de</strong>r Hierarchie!<br />
Wie es zu diesem Irrtum kommen konnte,<br />
ist nur allzu verständlich, wenn man die<br />
Situation gefangener Wölfe einmal auf<br />
Menschen überträgt: Bei Katastrophen<br />
wie einem Unglück in einem Bergwerk<br />
zeigt die Erfahrung, dass sich schnell ein<br />
„Gruppenführer“ herauskristallisiert, <strong>de</strong>r<br />
die eingeschlossenen Bergleute „dominiert“.<br />
Ähnliche Strukturen kommen in<br />
extremen Fällen auch in Gefängnissen<br />
vor. Brauchen wir Menschen <strong>de</strong>shalb ein<br />
„Alpha-<strong>Tier</strong>“, das uns zeigt, wo es lang<br />
geht? Sind wir nicht in <strong>de</strong>r Lage, an<strong>de</strong>re<br />
Menschen innerhalb eines sozialen<br />
Gefüges als gleichwertige Lebensbegleiter<br />
zu akzeptieren? O<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs herum: Wer<br />
Hun<strong>de</strong>erziehung als Ausbildung einer<br />
Rangordnung versteht, versetzt <strong>de</strong>n Hund<br />
in eine unnatürliche Zwangsumgebung,<br />
die einer Gefangenschaft gleichkommt.<br />
Welcher Hund kann sich in so einer<br />
Umgebung noch wohlfühlen?<br />
Diese falsche „Alpha-Theorie“ führt<br />
zu bizarren Verhaltens-Empfehlungen wie<br />
„<strong>de</strong>r Hund darf nie als erster ins Haus“,<br />
„<strong>de</strong>r Mensch läuft vor <strong>de</strong>m Hund“ o<strong>de</strong>r<br />
„<strong>de</strong>r Hund darf keine erhöhte Position<br />
einnehmen, z. B. auf <strong>de</strong>m Sofa“. Der<br />
artgerecht 3/2012<br />
Gipfel <strong>de</strong>r Absurdität stellt <strong>de</strong>r sogenannte<br />
„Alpha-Wurf“ dar. Bei diesem Gewaltakt<br />
wird <strong>de</strong>r Hund auf die Seite geworfen,<br />
um ihm „Unterwürfi gkeit“ beizubringen.<br />
Selbst wenn jemand überzeugt ist von <strong>de</strong>r<br />
Alpha-Theorie, glaubt er allen Ernstes,<br />
sein Hund verwechselt ihn mit einem<br />
„Alpha-Rü<strong>de</strong>n“? Derselbe Hund, <strong>de</strong>r die<br />
Spur eines bestimmten Menschen kilometerweit<br />
verfolgen, <strong>de</strong>r die kompliziertesten<br />
Tricks lernen, die Gemütsstimmung eines<br />
Menschen interpretieren und dutzen<strong>de</strong><br />
Signale auseinan<strong>de</strong>rhalten kann? So ein<br />
<strong>Tier</strong> soll zu dumm sein, einen Menschen<br />
von einem Mitglied seines Ru<strong>de</strong>ls zu<br />
unterschei<strong>de</strong>n?<br />
„Aber die Alpha-Theorie funktioniert<br />
doch gut!“, behaupten viele Hun<strong>de</strong>besitzer<br />
und Hun<strong>de</strong>trainer. In einigen<br />
Situationen tut sie das auch – keine Frage.<br />
Schließlich funktioniert das totalitäre<br />
Staatssystem vieler nicht<strong>de</strong>mokratischer<br />
Staaten ja auch ganz gut: Die Menschen<br />
tun, was sie sollen und verbotene<br />
Verhaltensweisen wer<strong>de</strong>n unterdrückt.<br />
Strafandrohungen, Repressalien und<br />
eine stabile Rangordnung gehören zur<br />
Tagesordnung. Aber wollen Sie Ihrem<br />
Hund ein totalitäres Regime bieten? O<strong>de</strong>r<br />
bevorzugen Sie ein liebevolles Miteinan<strong>de</strong>r<br />
zwischen Mensch und Hund? Wollen<br />
Aussage Hun<strong>de</strong>trainer Wahrheit<br />
Sie Ihren Hund zu einem bestimmten<br />
Verhalten zwingen o<strong>de</strong>r wären Sie froh,<br />
wenn <strong>de</strong>r Hund freiwillig dieses Verhalten<br />
zeigt?<br />
„Motivationshilfen wie Leckerchen<br />
und Futter sind unnötig“, sind einige<br />
Hun<strong>de</strong>trainer überzeugt. Diese These ist<br />
selbst für einen Verfechter <strong>de</strong>r Alpha-<br />
o<strong>de</strong>r Dominanztheorie absurd. In einem<br />
solchen Fall wird <strong>de</strong>r Hund in einem<br />
„totalitären Regime“ erzogen, streng nach<br />
<strong>de</strong>m Motto „Zuckerbrot und Peitsche“.<br />
Und nun soll das Zuckerbrot auch noch<br />
entfallen? Selbst in sogenannten Schurkenstaaten<br />
wird <strong>de</strong>m Volk das ein o<strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>re Vergnügen gegönnt, die Abschaffung<br />
hätte eine sofortige Rebellion zur<br />
Folge. Und <strong>de</strong>r Hund soll nun auf <strong>de</strong>n<br />
letzten Rest positiven Arbeitens verzichten,<br />
nur weil er zu schwach ist, um eine<br />
Rebellion zu begrün<strong>de</strong>n? Ist das gewaltfreie<br />
Erziehung? Die Belohnung in Form<br />
von Leckerchen o<strong>de</strong>r Spielzeug ist ein<br />
unverzichtbarer Bestandteil <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>erziehung.<br />
Überlegen Sie einmal: Wür<strong>de</strong>n<br />
Sie umsonst arbeiten, ohne Lohn und<br />
Gehalt? Auch <strong>de</strong>r Vierbeiner ist nur dann<br />
zu echten Lernleistungen fähig, wenn er<br />
ein realistisches Ziel vor Augen hat.<br />
Dieses kann natürlich sehr unterschiedlich<br />
aussehen und ist von Hund zu Hund<br />
Es ist erstaunlich, wie weit verbreitet dieser Irrglaube ist. Ein Hund hat<br />
gar kein Bedürfnis, jeman<strong>de</strong>n zu „dominieren“. Vielmehr ist Ihr Hund auf<br />
„Ihr Hund dominiert Sie.“ seinen eigenen Vorteil aus, wie je<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>re Lebewesen auch. Und wenn<br />
er gelernt hat, dass aufdringliches Auftreten zum Ziel führt, dann wird er<br />
eben aufdringlich sein. „Dominanz“ ist das nicht.<br />
Richtig ist: Hun<strong>de</strong> können von an<strong>de</strong>ren Hun<strong>de</strong>n lernen. Eine Ru<strong>de</strong>lstruktur<br />
mit einem „Alpha“-<strong>Tier</strong> gibt es aber nicht. Diese veraltete Theorie stammt<br />
aus Beobachtungen von in Gefangenschaft leben<strong>de</strong>n Wolfs-Ru<strong>de</strong>ln.<br />
Frei leben<strong>de</strong> Ru<strong>de</strong>l können erst seit kurzem dank mo<strong>de</strong>rner Technik über<br />
„Ihr Hund braucht ein<br />
längere Zeiträume beobachtet wer<strong>de</strong>n. Neuere Forschungsergebnisse<br />
Alpha-<strong>Tier</strong>, nämlich Sie.“<br />
beweisen, dass diese Ru<strong>de</strong>l „Arbeitsteilung“ innerhalb ihrer Familien-<br />
Struktur betreiben. Es wur<strong>de</strong> gezeigt, dass die Übertragung <strong>de</strong>r „Alpha-<br />
Theorie“ auf Hun<strong>de</strong> nicht möglich ist. Wer das Gegenteil behauptet, <strong>de</strong>r<br />
weiß es offenbar nicht besser!<br />
Von Treten, Zwicken, Rucken, Schlagen o<strong>de</strong>r Werfen bis zum Einsatz von<br />
„Der Hund muss spüren, Wasserpistolen, Würge-, Stachel-, Sprüh-o<strong>de</strong>r Elektroschockhalsbän<strong>de</strong>rn<br />
was er nicht darf.“ reichen die Metho<strong>de</strong>n. Wäre es nicht besser, Ihr Hund wür<strong>de</strong> freiwillig ein<br />
Alternativverhalten zeigen, weil es für ihn vorteilhaft ist?<br />
Nur weil ein Trainer berühmt ist, arbeitet er noch lange nicht mit positiven<br />
„Das macht <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>trainer<br />
Metho<strong>de</strong>n. Gelegentlich kann man von solchen Fernsehsendungen etwas<br />
im Fernsehen auch so.“<br />
lernen – aber unrefl ektiert übernehmen sollte man nichts.<br />
Manchmal stimmt das sogar. Allerdings beschränkt sich das „Lernen“<br />
darauf, aus Angst bestimmte Verhaltenweisen nicht zu zeigen. Dies wird<br />
„Durch eine stramme Hand<br />
häufi g mit einer erhöhten Aggressivität, einer permanenten Unausgegli-<br />
lernt Ihr Hund schneller.“<br />
chenheit o<strong>de</strong>r mit an<strong>de</strong>ren unerwünschten Ausgleichsverhaltensweisen<br />
erkauft. Gut geht es <strong>de</strong>m Hund dabei auf je<strong>de</strong>n Fall nicht.
individuell zu erarbeiten. Hinzu kommt,<br />
dass <strong>de</strong>r Akt <strong>de</strong>r Nahrungsaufnahme<br />
einen extrem wichtigen Bestandteil für<br />
die Festigung <strong>de</strong>s Sozialgefüges darstellt<br />
– ein Aspekt, <strong>de</strong>r gezielt für <strong>de</strong>n Ausbau<br />
<strong>de</strong>r Mensch-Hund-Beziehung eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Positive Metho<strong>de</strong>n kommen ohne<br />
diese bizarren Theorien aus. Sie basieren<br />
auf <strong>de</strong>m natürlichen Umgang und <strong>de</strong>r<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r Bedürfnisse von<br />
Mensch und Hund. Warum wird dann<br />
nicht auf „negative“ Metho<strong>de</strong>n verzichtet?<br />
Zwei Grün<strong>de</strong> können angeführt wer<strong>de</strong>n,<br />
die in <strong>de</strong>n allermeisten Fällen zutreffen.<br />
Erstens: Der Hun<strong>de</strong>trainer hat einfach<br />
keine Zeit, auf die individuellen Erfor<strong>de</strong>rnisse<br />
einzugehen. Wenn zehn o<strong>de</strong>r mehr<br />
Hun<strong>de</strong> gleichzeitig in einer Gruppe<br />
„erzogen“ wer<strong>de</strong>n sollen, wie kann das<br />
Verhalten <strong>de</strong>s einzelnen Hun<strong>de</strong>s dann<br />
analysiert wer<strong>de</strong>n? Dies ist auch von<br />
erfahrenen Hun<strong>de</strong>trainern nicht zu<br />
leisten. Es ist <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n einfach zu<br />
vermitteln, dass er <strong>de</strong>m Hund einen<br />
Schlag mit einer Leine o<strong>de</strong>r einem<br />
Schlauch verpassen soll, um unerwünschtes<br />
Verhalten abzustellen. Hund zieht –<br />
zack! Das geht auch mit vielen Hun<strong>de</strong>n<br />
gleichzeitig. Herauszufi n<strong>de</strong>n, warum <strong>de</strong>r<br />
Hund zieht, erfor<strong>de</strong>rt Einfühlungsvermögen,<br />
Erfahrung und ein paar Minuten<br />
Zeit. Ist <strong>de</strong>r Hund von <strong>de</strong>r Situation<br />
gestresst? Kann er einfach seinen<br />
Bewegungsdrang nicht ausleben? Wird er<br />
von an<strong>de</strong>ren Hun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Menschen<br />
abgelenkt? Gibt es physiologische<br />
Grün<strong>de</strong>? Und so weiter. Wenn man<br />
einmal weiß, woran es liegt, kann gezielt<br />
mit positiven Metho<strong>de</strong>n gegengearbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Zweitens: Die I<strong>de</strong>ologie <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>trainers<br />
ist von veralteten Vorstellungen<br />
geprägt. Oben sind ein paar dieser<br />
Ansichten aufgeführt. Denken Sie einmal<br />
F<br />
N<br />
T<br />
ACHVERBAND<br />
IEDERGELASSENER<br />
IERHEILPRAKTIKER<br />
Literatur zur „Alpha-Theorie“<br />
Elisabeth Beck, Wer <strong>de</strong>nken will, muss fühlen,<br />
Kynos Verlag (2010)<br />
Barry Eaton, Dominanz, animal learn Verlag<br />
(2003)<br />
D. L. Mech, Alpha status, dominance, and<br />
division of labor in wolf packs, Canadian<br />
Journal of Zoology 77, 1196 (1999). Ein<br />
Interview zu diesem Thema fi n<strong>de</strong>t man unter<br />
http://www.youtube.com/<br />
watch?v=tNtFgdwTsbU. Eine allgemeinverständliche<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>r Lebensweise<br />
von Wölfen fi n<strong>de</strong>t man auch bei Wikipedia.<strong>de</strong><br />
unter „Wolf“.<br />
James O’Heare, Die Dominanztheorie bei<br />
Hun<strong>de</strong>n, animal learn Verlag (2005)<br />
nach: Schlagen Sie Ihre Kin<strong>de</strong>r? O<strong>de</strong>r<br />
sperren Sie sie in eine dunkle Kammer<br />
ein? Schmeißen Sie mit scheppern<strong>de</strong>n<br />
Gegenstän<strong>de</strong>n nach ihnen? Ein Hund ist<br />
kein Kind – das ist richtig, aber: Vor 50<br />
Jahren waren solche o<strong>de</strong>r ähnliche<br />
Metho<strong>de</strong>n normal, sozusagen „Stand <strong>de</strong>r<br />
Forschung“. Niemand hat sich darüber<br />
Gedanken gemacht. Doch die Zeiten<br />
haben sich geän<strong>de</strong>rt. Heute möchte man<br />
för<strong>de</strong>rn statt bestrafen, neugierig machen<br />
statt zurechtzuweisen und zur Kreativität<br />
ermuntern statt stumpfsinnige Strafarbeiten<br />
zu verteilen. Und die gleiche Entwicklung<br />
ist in <strong>de</strong>r Kynologie – <strong>de</strong>r Lehre von<br />
Zucht, Pfl ege, Erziehung und Krankheiten<br />
<strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong> – längst im Gange.<br />
Wie erkenne ich, ob ein Hun<strong>de</strong>trainer<br />
positiv arbeitet? Letzte Sicherheit gibt es<br />
natürlich erst während <strong>de</strong>s Trainings.<br />
Wenn Ihnen eine <strong>de</strong>r oben genannten<br />
Aussagen o<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n bekannt<br />
vorkommt, dann han<strong>de</strong>lt es sich höchstwahrscheinlich<br />
nicht um positive<br />
Metho<strong>de</strong>n. Aber auch im Vorfeld kann<br />
man einiges erkennen: Besitzt <strong>de</strong>r<br />
Hun<strong>de</strong>trainer eine fundierte und<br />
Tel: 0 45 50/98 56 55 · www.f-n-thp.<strong>de</strong> · info@f-n-thp.<strong>de</strong><br />
Haltung und Umgang<br />
anerkannte Ausbildung? Es gibt gewiss<br />
gute Hun<strong>de</strong>trainer, die nie eine offi zielle<br />
Ausbildung genossen haben. Aber erstens<br />
ist dies eine Ausnahme und zweitens<br />
kann nur durch fundierte Kenntnisse<br />
<strong>de</strong>r wissenschaftlichen Grundlagen ein<br />
sinnvolles und nachhaltiges Trainingskonzept<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n. Wür<strong>de</strong>n<br />
Sie Ihre Kin<strong>de</strong>r von unausgebil<strong>de</strong>ten<br />
Freizeitlehrern erziehen lassen wollen?<br />
Viele Hun<strong>de</strong>trainer schmücken sich mit<br />
wohlklingen<strong>de</strong>n, aber nichtssagen<strong>de</strong>n<br />
Titeln, in <strong>de</strong>nen Begriffe wie „Diplom“<br />
o<strong>de</strong>r „Professionell“ vorkommen. Schauen<br />
Sie genauer hin: Wie lange hat die<br />
Ausbildung gedauert? In einem halben<br />
Jahr kann unmöglich die gesamte Vielfalt<br />
<strong>de</strong>r Kynologie und Ethologie vermittelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Beinhaltet die Ausbildung<br />
ausschließlich positive Trainingsmetho<strong>de</strong>n?<br />
Wird sowohl Theorie als auch Praxis<br />
gelehrt? Achten Sie auch auf Vielfalt <strong>de</strong>r<br />
Ausbildung. Jemand, <strong>de</strong>r sein gesamtes<br />
Wissen von einer einzigen Person erhält,<br />
hat höchstwahrscheinlich einen begrenzten<br />
Horizont und kennt nicht die große<br />
Zahl <strong>de</strong>r Facetten in <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>erziehung.<br />
Bil<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>trainer regelmäßig<br />
fort? Wer seit Jahren nicht an Seminaren<br />
von Kynologen und positiv arbeiten<strong>de</strong>n<br />
Referenten teilgenommen hat, kann nur<br />
schwerlich <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft<br />
im Alltag umsetzen. Kooperiert <strong>de</strong>r<br />
Trainer mit an<strong>de</strong>ren positiv arbeiten<strong>de</strong>n<br />
Hun<strong>de</strong>schulen? Einem guten Hun<strong>de</strong>trainer<br />
ist die Lösung eines Problems allemal<br />
wichtiger als Konkurrenzgedanken. …<br />
Nicola Barke, Dummerstorf,<br />
Christine Schmidt, Hannover<br />
und Ulrike Schöttler, Schwerte,<br />
Hun<strong>de</strong>erzieherinnen<br />
Den Artikel können Sie unter<br />
www.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.<br />
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im Web.<br />
artgerecht 3/2012 29
30<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Übersäuerung – auch bei meinem <strong>Tier</strong>?<br />
Acidose – Übersäuerung.<br />
Der Hauptauslöser vieler Krankheiten<br />
„Vorbeugen ist besser als heilen“ – dieser<br />
Satz ist noch allen geläufi g. Und alle meinen,<br />
so zu han<strong>de</strong>ln.<br />
Die Futtermittel sind nach Angaben <strong>de</strong>r<br />
Hersteller optimal hergestellt und zusammengesetzt.<br />
Die Versorgung mit Medikamenten<br />
war nie besser. Kann man es <strong>de</strong>nn noch<br />
besser machen?<br />
Warum nur steigt <strong>de</strong>nn die Anzahl kranker<br />
Pfer<strong>de</strong>, Hun<strong>de</strong> und Katzen ständig und die<br />
Arztpraxen sind voll wie nie zuvor?<br />
Ich erzähle Ihnen eine kleine Geschichte.<br />
Viele Jahrhun<strong>de</strong>rte waren auf <strong>de</strong>n Schiffen,<br />
mit <strong>de</strong>nen die Europäer die Welt erkun<strong>de</strong>ten,<br />
bis zur Heimkehr etwa zwei Drittel <strong>de</strong>r Mannschaft<br />
verstorben, die meisten an Skorbut.<br />
Eine Eine hässliche Krankheit, die schon Ägypter<br />
und und Griechen vor 3000 3000 Jahren kannten.<br />
Es fängt an mit Müdigkeit, schlecht<br />
heilen<strong>de</strong>n Wun<strong>de</strong>n, es kommt zu<br />
inneren Blutungen, Haut- und<br />
Gelenksentzündungen,<br />
Durchfall, Zahnfl eischeischbluten, dann fallen<br />
die Zähne aus; die<br />
meisten sterben sterben dann<br />
an Herzversagen.<br />
Eine Krankheit also<br />
mit vielen Gesichtern,<br />
eine Goldgrube für<br />
Ärzte und PharmazeuPharmazeuten,ten, <strong>de</strong>nn an je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />
Symptome kann man mit<br />
allen möglichen Mitteln<br />
und und Metho<strong>de</strong>n herumdoktern.<br />
Mal hilft hilft eins, das an<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>r<br />
nicht. Wer hatte schon ein Interesse<br />
daran, die wirkliche Ursache zu fi n<strong>de</strong>n und<br />
die Krankheit zu heilen?!<br />
Beim Skorbut fand man sie dann doch im<br />
Jahre 1927: Vitamin C. Die Forschung war<br />
noch frei, man war an <strong>de</strong>r Wahrheit interessiert.<br />
Für Skorbut gab es also eine ganz simple<br />
Erklärung, ein Vitaminmangel. Nur lässt<br />
sich mit Vit. C kaum Geld verdienen, <strong>de</strong>nn<br />
dieses Vitamin ist in vielen Pfl anzenteilen, vor<br />
allem Früchten, enthalten, und es lässt sich<br />
für einen Spottpreis synthetisch herstellen.<br />
Über Skorbut re<strong>de</strong>t heute keiner mehr, die<br />
artgerecht 3/2012<br />
Krankheit ist besiegt. Dumm gelaufen.<br />
Ich wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Verdacht nicht los, dass es<br />
noch an<strong>de</strong>re Krankheiten bzw. Symptome<br />
gibt, <strong>de</strong>ren wirkliche Ursache man gar nicht<br />
wissen will, weil die Therapie so billig und<br />
wirksam ist, dass man kein Geschäft daraus<br />
machen kann. Vorneweg die Acidose, also<br />
Übersäuerung.<br />
Das-Säure-Basen-Gleichgewicht<br />
Das charakteristische Merkmal einer Säure<br />
ist die Dissoziation (Zerfall von Molekülen<br />
in seine Bestandteile) in positiv gela<strong>de</strong>ne<br />
Wasserstoffi onen – H+-Ionen – (Kationen)<br />
und (negativ gela<strong>de</strong>ne) Anionen in einer<br />
wässrigen Lösung.<br />
Basen sind Verbindungen, die in Wasser zu<br />
negativ gela<strong>de</strong>nen Hydroxidionen – OH-<br />
-Ionen – (Anionen) und zu Kationen (positiv<br />
gela<strong>de</strong>n) zerfallen.<br />
Gemessen wird in<br />
pH-Werten<br />
(potentia<br />
hydro-<br />
genii).<br />
Der pH-Wert<br />
gibt die WasserWasserstoffi onen- Konzentration<br />
in einer Säure o<strong>de</strong>r Base an, also H+. Es<br />
genügt zu wissen, dass die Zahl 7 neutral<br />
angibt, alles, was darunter liegt, ist sauer,<br />
was über 7 liegt, ist basisch. In Apotheken<br />
kann man Indikationsstäbchen kaufen, mit<br />
<strong>de</strong>nen üblicherweise <strong>de</strong>r pH-Wert <strong>de</strong>s Urins<br />
gemessen wird. Sie <strong>de</strong>cken <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Bereich um 7 herum ab.<br />
Der Körper funktioniert elektrisch. Alle Stoffe<br />
sind <strong>de</strong>shalb positiv o<strong>de</strong>r negativ gela<strong>de</strong>n. Sie<br />
müssen aus <strong>de</strong>m Blut in die Zellen gelangen<br />
und von dort aus wie<strong>de</strong>r zurück. Versorgung<br />
und Entsorgung.<br />
Zwischen Säuren – positiv gela<strong>de</strong>n – und<br />
Basen – negativ gela<strong>de</strong>n – muss ein<br />
ausgeglichenes Verhältnis bestehen, nur so<br />
können alle physiologischen Vorgänge normal<br />
ablaufen. Ein Körper ist bei richtiger, also<br />
ausgewogener Säure-Basen-Ernährung und<br />
ausreichen<strong>de</strong>r körperlicher Aktivität, in <strong>de</strong>r<br />
Lage, dieses Gleichgewicht zu halten. Diesen<br />
Zustand innerer Balance bezeichnen wir als<br />
Gesundheit. Ein erkrankter Organismus kann<br />
nur genesen, wenn das Säure-Basen-Gleichgewicht<br />
wie<strong>de</strong>r hergestellt wird.<br />
Übersäuerung – Acidose – bei Pfer<strong>de</strong>n und<br />
Hun<strong>de</strong>n sind Ursache vieler Krankheiten bzw.<br />
Symptome, mit <strong>de</strong>nen sich heute Pfer<strong>de</strong> und<br />
Hun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>ren Besitzer herumschlagen.<br />
Die Die Anzahl ist erschreckend groß.<br />
Das Das mechanistische mechanistische Verständnis Verständnis von Lebewesen<br />
als Maschinen, Maschinen, die die man reparieren kann,<br />
eröffnet die Möglichkeit, aus <strong>de</strong>r Übersäuerung<br />
ein ein Riesengeschäft Riesengeschäft zu zu machen. Für Für<br />
je<strong>de</strong>s einzelne Symptom, das als unabhängige unabhängige<br />
Krankheit ge<strong>de</strong>utet wird, wird, gibt es ein mehr<br />
o<strong>de</strong>r weniger passen<strong>de</strong>s Medikament, Medikament, das<br />
angeblich heilen soll und oft auch kurzfristig<br />
hilft. hilft. Ein Symptom wird vielleicht beseitigt,<br />
während nach einiger Zeit Zeit ein ein an<strong>de</strong>res<br />
auftritt. Häufi g kommt es auch zur Chronifinifi<br />
zierung, was <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>halter dann als<br />
Schicksalsschlag hinnimmt. Solange <strong>de</strong>r<br />
fi nanzielle Erfolg bei <strong>de</strong>r Behandlung von<br />
Krankheiten eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle<br />
spielt, wird man sich mit <strong>de</strong>m Grundübel,<br />
<strong>de</strong>m Thema Acidose kaum beschäftigen.<br />
<strong>Tier</strong>e zu entsäuern und zu entgiften verspricht<br />
eben auf Dauer kein gutes Geschäft. So wird<br />
ja auch in aller Regel die Übersäuerung eines<br />
Pfer<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>s ignoriert, oft sogar heftig<br />
bestritten und als dummes Zeug abgetan.<br />
Aufgeschlossene <strong>Tier</strong>ärzte und <strong>Tier</strong>heilpraktiker<br />
sehen das allerdings an<strong>de</strong>rs. Sie erkennen<br />
<strong>de</strong>n Zusammenhang von Symptomen auf die<br />
Übersäuerung <strong>de</strong>s Körpers zurück bzw. sehen<br />
sie daran ursächlich beteiligt:<br />
Schä<strong>de</strong>n an Sehnen, Bän<strong>de</strong>rn,<br />
Knorpeln, Arthrose, Spat,<br />
Rheumatische Erkrankungen,<br />
Darmerkrankungen, Störungen <strong>de</strong>r
Darmfl ora, Koliken, Durchfälle,<br />
speziell bei Pfer<strong>de</strong>n Kotwasser,<br />
Störungen <strong>de</strong>r Leber- und<br />
Pankreas funktionen,<br />
Nierenfunktionsstörungen,<br />
bei Pfer<strong>de</strong>n Kreuzverschlag,<br />
Bronchial- und Lungenerkrankungen bis<br />
hin zum Emphysem (Dämpfi gkeit)<br />
Herzinsuffi zienz, Herzversagen,<br />
Magenerkrankungen, Magengeschwüre,<br />
Störungen <strong>de</strong>r Belegzellen.<br />
Alle diese Störungen bzw. Krankheiten haben<br />
etwas mit <strong>de</strong>m Säure-Basen-Geschehen im<br />
Körper zu tun.<br />
Klaus-Rainer Töllner<br />
Man stelle sich einen Moment vor, die<br />
Entgiftungsorgane (wie z. B. Leber,<br />
Niere, Darm, Haut) könnten mit uns in<br />
Zwiesprache treten. Nicht auszu<strong>de</strong>nken,<br />
was sie uns alles vorwerfen wür<strong>de</strong>n:<br />
Die Leber als größtes Chemielaboratorium<br />
for<strong>de</strong>rte mehr natürliche<br />
Roh stoffe,<br />
die Niere bräuchte mehr Mineralien,<br />
u. a. zur Regulation <strong>de</strong>s Schwitzverhaltens,<br />
<strong>de</strong>r Darm verlangte zuckerfreies Futter<br />
für eine gesun<strong>de</strong> Darmfl ora,<br />
die Lunge for<strong>de</strong>rte mehr saubere Luft,<br />
z. B. durch Bewegung im Freien usw.<br />
Wir wür<strong>de</strong>n uns vermutlich sehr schämen,<br />
was wir diesen Organen täglich<br />
zumuten. In <strong>de</strong>r Nahrung Aromastoffe,<br />
Zucker, darmbelasten<strong>de</strong> Füllstoffe,<br />
Konservierungsstoffe, im Trinkwasser<br />
Pestizi<strong>de</strong>, Herbizi<strong>de</strong>, hormonaktive<br />
Substanzen, Schwermetalle, Bakterien –<br />
und im Alltag ein falsches Leistungs<strong>de</strong>n-<br />
Zur Zeit ist immer mehr von <strong>de</strong>r versteckten<br />
Stoffwechselkrankheit die Re<strong>de</strong>. Die sogenannte<br />
Kryptopyrrolurie (KPU). Bei dieser<br />
Stoffwechselerkrankung kommt es zu einem vermehrten<br />
Anfall <strong>de</strong>r Pyrrole im Organismus. Es wird angenommen,<br />
dass die Pyrrole bei <strong>de</strong>r Ausscheidung mit Vitamin<br />
B6 und Zink eine komplexe Bindung eingehen, wodurch es<br />
zu einem Verlust von Vitamin B6 und Zink kommt. Der Verlust<br />
von Vitamin B6 und Zink ist im Serum nicht sichtbar.<br />
Pyrrole entstehen beim Abbau von Hämoglobin. Dieses wird<br />
normalerweise über die Gallenwege im Kot ausgeschie<strong>de</strong>n.<br />
Funktioniert <strong>de</strong>r enzymatische Abbau nicht richtig, entstehen<br />
strukturell verän<strong>de</strong>rte Pyrrole, sog. Kryptopyrrole, die<br />
über <strong>de</strong>n Urin ausgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
ken, Stress, wenig Bewusstsein über<br />
Anspannungs- und Entspannungsphasen,<br />
falsches Atmen, Sorgen, Ängste, vermeintlich<br />
gute Umwelt und Mitwelt. Die<br />
Liste könnte unendlich weiter geschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n. Viele dieser Aspekte treffen<br />
oft auch für unsere <strong>Tier</strong>e zu.<br />
Unser Organismus kommuniziert<br />
tatsächlich ständig mit uns und teilt uns<br />
seine Bedürfnisse mit. Einige hören wir<br />
gerne: Hunger, Durst usw. Für an<strong>de</strong>re sind<br />
wir abgestumpft und überhören wichtige<br />
Signale: Müdigkeit, Allergien, Bluthochdruck,<br />
Gelenksbeschwer<strong>de</strong>n, Schmerzen<br />
usw. Wer achtet schon darauf, dass die<br />
verspannte Halsmuskulatur auch eine<br />
Botschaft <strong>de</strong>s Körpers o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Psyche<br />
übermittelt: ich brauche Ruhe, kümmere<br />
dich um mich, entlaste mich, nimm dir Zeit<br />
für mich usw. Dies sind die ständig<br />
ignorierten Botschaften einer möglichen<br />
Übersäuerung. Entsprechend überrollen<br />
uns heute in einem nie gekannten<br />
Ausmaß so genannte Zivilisationskrankheiten.<br />
Der österreichische Philosoph und<br />
Theologe, Ivan Illic, wies bereits in <strong>de</strong>n<br />
80er Jahren <strong>de</strong>s letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts die<br />
Menschen immer wie<strong>de</strong>r darauf hin, dass<br />
in <strong>de</strong>r industrialisierten Welt viel mehr<br />
Personen an Krankheiten wie Krebs<br />
sterben als im Mittelalter etwa an<br />
Cholera- o<strong>de</strong>r Pestepi<strong>de</strong>mien.<br />
Auch um viele <strong>Tier</strong>e steht es heute<br />
nicht besser. Wür<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Natur<br />
Diabetes, Übergewicht o<strong>de</strong>r Erkrankungen<br />
<strong>de</strong>s Bewegungsapparates so häufi g<br />
wie bei <strong>de</strong>n von uns gehaltenen und<br />
gefütterten <strong>Tier</strong>en auftreten, wäre das<br />
Fortbestehen so mancher Art in Gefahr.<br />
Ein bekannter Rittmeister sagte einmal:<br />
„Wären einst die Pfer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Cavallerie bei<br />
so schwacher Gesundheit gewesen wie die<br />
heutigen Pfer<strong>de</strong>, hätten wir keine<br />
Schlacht auf <strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> gewonnen.“<br />
Kryptopyrrolurie<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Die Grundregulation im Körper –<br />
Ein neuer alter Weg<br />
Grundsätzlich stand am Anfang <strong>de</strong>r<br />
meisten Lebewesen die Urzelle, die ein<br />
hoch komplexes System war, mit Informations-<br />
und Energiefl üssen, Speichern und<br />
Programmen für einen intakten Ablauf<br />
aller Organe – bei artgerechter Haltung<br />
und Fütterung. So beinhaltet eines dieser<br />
Zellprogramme die Anzahl <strong>de</strong>r Zellteilungen<br />
und damit die Aktivität (Teilungsrate)<br />
und entschei<strong>de</strong>t über Leben o<strong>de</strong>r<br />
Tod <strong>de</strong>r Zelle. Die Teilungsrate ist<br />
abhängig vom Stoffwechsel <strong>de</strong>r Zellen.<br />
Was heißt Stoffwechsel genau? Am<br />
Beispiel eines Automotors ist dies leicht<br />
nachvollziehbar: Über <strong>de</strong>n Zapfhahn<br />
gelangt <strong>de</strong>r passen<strong>de</strong> Kraftstoff zum Tank<br />
und in <strong>de</strong>n Motor. Dort wird daraus<br />
Energie erzeugt, die wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>n Motor<br />
am Laufen hält, <strong>de</strong>n Antrieb <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>r<br />
steuert usw. Fehlt Kraftstoff, leuchtet ein<br />
Lämpchen auf. Menschen und <strong>Tier</strong>e<br />
bestehen aus vielen Billionen Zellen, also<br />
kleinen Minimotoren. Als Kraftstoff<br />
liefern wir Nahrung und Wasser, nehmen<br />
aber, wissentlich o<strong>de</strong>r unwissentlich,<br />
auch unbrauchbare, belasten<strong>de</strong>, giftige<br />
Substanzen ungefi ltert auf. Jetzt kommen<br />
die sogenannten Puffersysteme ins Spiel.<br />
Bakterien wer<strong>de</strong>n von Fresszellen im<br />
Bin<strong>de</strong>gewebe abgefangen und unschädlich<br />
gemacht, Toxine können zum Teil<br />
von Niere, Leber und Darm wie<strong>de</strong>r<br />
entsorgt wer<strong>de</strong>n, die Lunge dient unter<br />
an<strong>de</strong>rem als „Auspuff“, um das bei <strong>de</strong>r<br />
Zellatmung entstan<strong>de</strong>ne Kohlendioxid<br />
auszuatmen.<br />
Die Zellen <strong>de</strong>s Körpers sind hochspezialisierte<br />
Minimotoren und versuchen<br />
dauernd, die Organfunktionen optimal zu<br />
erhalten und mögliche Zellschä<strong>de</strong>n<br />
abzupuffern. Die dafür notwendigen<br />
Substanzen kann <strong>de</strong>r Körper zum Teil<br />
selbst herstellen (z. B. Vitamin D3 bei<br />
Die Symptome sind sehr vielseitig und reichen von Hauterkrankungen, Immunsuppression,<br />
Anämien, Konzentrationsschwäche, Störung <strong>de</strong>s Fett-, Kohlehydrat-<br />
und Eiweißstoffwechsels (Hufrehe, EMS) bis hin zu Diarrhoe.<br />
Diagnose: Für diese Untersuchung benötigen wir 3 ml Harn. Wichtig ist, dass<br />
<strong>de</strong>r Harn lichtgeschützt verschickt wird (zwingend in die<br />
Versandröhrchen legen o<strong>de</strong>r mit Alufolie umwickeln) und<br />
dass 14 Tage vor <strong>de</strong>m Test Zink- und B6-Präparate (Mineralfutter)<br />
abgesetzt wer<strong>de</strong>n müssen, da sonst die Laborergebnisse<br />
falsch niedrig ausfallen können. Allein aufgrund<br />
klinischer Symptome ist die Diagnose Kryptopyrrolurie<br />
nicht zu stellen.<br />
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artgerecht 3/2012 31
32<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Aufnahme von Sonnenlicht über die<br />
Haut), an<strong>de</strong>re (essentielle = lebensnotwendige)<br />
müssen über die Nahrung<br />
aufgenommen wer<strong>de</strong>n. Eine herausragen<strong>de</strong><br />
Rolle in diesem Prozess <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung<br />
übernimmt das Bin<strong>de</strong>gewebe.<br />
Hier fi n<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Austausch sämtlicher<br />
Informationen (Nerven, Energie,<br />
Emotionen) und Stoffe (Nährstoffe,<br />
Mineralstoffe, Sauerstoff usw.) hin zu <strong>de</strong>n<br />
Zellen und weg von <strong>de</strong>n Zellen statt. Die<br />
Regulationsprogramme aller biologischen<br />
Abläufe und die Aktivierung <strong>de</strong>r Selbstheilungskräfte<br />
sind von <strong>de</strong>r Gesundheit<br />
<strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes abhängig.<br />
Gesundheit ist somit kein Zufall und<br />
Krankheit kein Schicksal. Denn: Der<br />
Körper ist stets bemüht, sämtliche<br />
Lebensfunktionen aufrechtzuerhalten<br />
bzw. zu regulieren. Prof. A. Pischinger<br />
bezeichnete es als System <strong>de</strong>r Grundregulation,<br />
das maßgebend für Gesundheit<br />
und Leistungsfähigkeit o<strong>de</strong>r für Krankheit<br />
ist. Krankheiten und Entzündungen sind<br />
<strong>de</strong>mnach ein Selbstheilungsversuch <strong>de</strong>s<br />
Körpers, z. B. krankmachen<strong>de</strong> Substanzen<br />
zu reduzieren und <strong>de</strong>n Stoffwechsel<br />
möglichst vieler Zellen zu erhalten.<br />
Was heißt Übersäuerung?<br />
Einen „übersäuerten“ Organismus als<br />
Ganzes gibt es nicht – eher einen<br />
Organismus, in <strong>de</strong>m die Säure-Basen-Balance<br />
aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht geraten ist.<br />
Dabei sollte <strong>de</strong>r Säureanteil nicht mehr<br />
als 20 %, <strong>de</strong>r Basenanteil 80 % betragen.<br />
Verän<strong>de</strong>rt sich dieses Verhältnis zu<br />
Ungunsten <strong>de</strong>r Basen, dann spricht man<br />
von einer Übersäuerung. Die Übersäuerung<br />
in <strong>de</strong>r Zelle entsteht, wenn nicht<br />
genügend Nährstoffe in die Zelle gelangen<br />
bzw. nicht genügend Stoffwechselendprodukte<br />
aus <strong>de</strong>r Zelle gelangen. Ein<br />
Beispiel für mangeln<strong>de</strong> Versorgung ist die<br />
artgerecht 3/2012<br />
Insulinresistenz. Normalerweise passt das<br />
Hormon Insulin (Schlüssel) ins Schloss<br />
(in <strong>de</strong>r gesun<strong>de</strong>n Zellhülle) und Zucker<br />
(wichtig für die Energiegewinnung in <strong>de</strong>r<br />
Zelle) gelangt ins Zellinnere. In <strong>de</strong>r<br />
übersäuerten Zelle funktioniert dieser<br />
Mechanismus nicht mehr. Die Zelle<br />
erkennt Insulin nicht als Schlüssel an<br />
und <strong>de</strong>r Zucker gelangt nicht hinein.<br />
Zucker belastet nun <strong>de</strong>n Zellzwischenraum.<br />
Wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
In <strong>de</strong>n USA haben Wissenschaftler nach<br />
Erklärungen gesucht, warum sich die<br />
angeborene Grundregulationsfähigkeit im<br />
Laufe <strong>de</strong>r Zeit verringert. Im Jahre 2003<br />
erhielten die bei<strong>de</strong>n amerikanischen<br />
Forscher Arge und McKinnon <strong>de</strong>n<br />
Nobelpreis für die Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r<br />
Aquaporine (mikrofeine Wasserkanäle in<br />
<strong>de</strong>r Zellmembran). Sie fan<strong>de</strong>n heraus,<br />
dass diese Wasserkanäle alle an Wasserstoff<br />
(H+) gebun<strong>de</strong>nen Ionen in die Zelle<br />
lassen. Jedoch verlassen nicht alle<br />
Wasserstoffi onen die Zelle. Dadurch<br />
verän<strong>de</strong>rt sich die Zellspannung: Die<br />
gesun<strong>de</strong> leicht negativ gela<strong>de</strong>ne Zelle<br />
(-60mV) wird positiv (Werte bis 50mV).<br />
Der Zellstoffwechsel nimmt ab, weil die<br />
positiv gela<strong>de</strong>nen Mineralstoffe wie z. B.<br />
Calcium (Ca+), Magnesium (Mg+),<br />
Kalium (Ka+) von <strong>de</strong>r ebenfalls positiven<br />
Zelle abgestoßen wer<strong>de</strong>n. Das Ergebnis:<br />
Der Minimotor wird schwach und<br />
schwächer. Die Folgen für <strong>de</strong>n Organismus<br />
treten nach und nach auf: Nährstoffmangel<br />
in <strong>de</strong>n Zellen führt zur Unterversorgung,<br />
diese führt zu Schä<strong>de</strong>n an<br />
Organen und letztendlich zu fast allen<br />
Krankheiten. Solange <strong>de</strong>r Körper noch<br />
genügend negativ gela<strong>de</strong>ne Zellen bzw.<br />
Helferzellen <strong>de</strong>r Puffersysteme zur<br />
Verfügung hat, wer<strong>de</strong>n die im Zell-<br />
zwischenraum gestran<strong>de</strong>ten positiven<br />
Mineralstoffe neutralisiert und entsorgt.<br />
Der Organismus zeigt keine Krankheitssymptome.<br />
Eine Säuren-Basen-Messung<br />
im Organismus ist über das Blut, <strong>de</strong>n<br />
Urin, <strong>de</strong>n Speichel und das Bin<strong>de</strong>gewebe<br />
möglich, wie z. B. die Blutpufferkapazität,<br />
Analyse <strong>de</strong>r Leberwerte, Messung<br />
bestimmter Hormone und Spurenelemente<br />
im Blut, Urintest nach San<strong>de</strong>r etc.<br />
Über naturheilkundliche Verfahren, wie<br />
z. B. <strong>de</strong>r Bioresonanz, <strong>de</strong>s kinesiologischen<br />
Tests etc., kann mit Hilfe von Testsubstanzen<br />
eine Übersäuerung getestet<br />
wer<strong>de</strong>n. Oftmals reicht es jedoch, <strong>de</strong>n<br />
allgemeinen Gesundheitszustand sowie<br />
die Signale selbst zu beobachten und ggf.<br />
etwas zu verän<strong>de</strong>rn bzw. die Ursachen zu<br />
behan<strong>de</strong>ln.<br />
Wie wird die Übersäuerung<br />
sichtbar und spürbar?<br />
Erste Anzeichen einer Übersäuerung sind<br />
Müdigkeit, wie<strong>de</strong>rholte Infekte, kalte<br />
Beine, akute Arthritis, Kopf- und<br />
Gelenksschmerzen, Muskelverspannungen,<br />
Phlegmone, Lymphstauungen,<br />
Entzündungen, Leistungsabfall usw.<br />
Bleiben diese ersten Signale <strong>de</strong>s Körpers<br />
ungehört und unbehan<strong>de</strong>lt, kommen<br />
weitere Erkrankungen hinzu: Allergien,<br />
Autoimmunstörungen, Herz-Kreislaufbeschwer<strong>de</strong>n,<br />
Hufrehe, arthrotische<br />
Gelenksverän<strong>de</strong>rungen, Stoffwechselstörungen<br />
(Diabetes, equines Cushing-Syndrom,<br />
Übergewicht), Atemwegserkrankungen<br />
und so weiter.<br />
Zuletzt können infolge dauern<strong>de</strong>r<br />
Übersäuerung schwere Schä<strong>de</strong>n an<br />
Organen (z. B. Herz, Niere, Lunge) sowie<br />
Geschwüre und Tumore auftreten.<br />
Eine zunehmen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r übersäuerten<br />
Zellen kann erklären, warum die<br />
<strong>Tier</strong>e an vollen Trögen verhungern bzw.<br />
immer kränker wer<strong>de</strong>n, trotz vermeintlich<br />
artgerechter Haltung und Fütterung. Ein<br />
Mangel an Vitaminen und Spurenelementen<br />
wird im Blutbild nachweisbar.<br />
Der Organismus versucht bereits seinen<br />
Mangel an an<strong>de</strong>rer Stelle z. B. mit Selen<br />
auszugleichen. Sichtbar sind kleine<br />
entzündliche Prozesse, die unbeachtet zu<br />
weiteren Erkrankungen führen können.<br />
Auch für Therapieresistenzen kann<br />
die Übersäuerung eine Ursache sein: Zu<br />
viele positiv gela<strong>de</strong>ne Zellen nehmen<br />
nicht genügend Wirkstoffe auf und <strong>de</strong>r<br />
gewünschte therapeutische Effekt ist nur<br />
schwach bzw. bleibt aus. Ebenso kann das<br />
Bin<strong>de</strong>gewebe (Transitstrecke für alle<br />
Stoffe) „verstopft“ sein. Schlackenstoffe<br />
(Stoffe, die entwe<strong>de</strong>r nicht in die Zelle
gelassen und verstoffwechselt o<strong>de</strong>r aus<br />
Mangel an neutralisieren<strong>de</strong>n Basen nicht<br />
für die Ausscheidung vorbereitet wur<strong>de</strong>n)<br />
verhin<strong>de</strong>rn ein Durchdringen <strong>de</strong>r<br />
Wirkstoffe zum Zielorgan.<br />
Die Übersäuerung wird auch an <strong>de</strong>n<br />
Nervenen<strong>de</strong>n „spürbar“. Nerven reagieren<br />
nur auf höhere positive Zellspannungen.<br />
Dadurch kommt es zu Schmerzempfi n<strong>de</strong>n.<br />
Lahmheiten ohne direkt ersichtlichen<br />
Grund können eine Folge sein.<br />
Wege aus <strong>de</strong>r Übersäuerung<br />
Eine Umkehr und Abkehr vom <strong>de</strong>rzeitigen<br />
Umgang mit <strong>de</strong>m <strong>Tier</strong> ist notwendig:<br />
Ist die Käfi ghaltung <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> eine<br />
artgerechte Haltungsform?<br />
Warum hat Zusatzfutter eine größere<br />
Be<strong>de</strong>utung als gutes schimmelfreies<br />
Heu?<br />
Ist das gekaufte Hun<strong>de</strong>futter gehaltvoller<br />
als eine Portion <strong>de</strong>s eigenen Essens?<br />
Führt die reine Symptombehandlung<br />
zu dauerhafter Gesundheit?<br />
Warum muss mein <strong>Tier</strong> erst krank wer<strong>de</strong>n,<br />
bevor ich Alternativen suche?<br />
Nicht zuletzt durch kritische Publikationen<br />
wird ein Wan<strong>de</strong>l im Bewusstsein<br />
angeregt. Die Bereitschaft zum Um<strong>de</strong>nken<br />
wird zunehmend geweckt. Im Prozess<br />
<strong>de</strong>s Weg-Suchens und -Fin<strong>de</strong>ns wird die<br />
Wahrhaftigkeit <strong>de</strong>r irischen Weisheit<br />
erlebt, dass man manchmal vom Weg<br />
abkommen muss, um nicht auf <strong>de</strong>r<br />
Strecke zu bleiben. Albert Einstein sagte<br />
bereits: „Probleme kann man niemals mit<br />
<strong>de</strong>rselben Denkweise lösen, durch die sie<br />
entstan<strong>de</strong>n sind.“<br />
Hydroxypathie –<br />
Regulierung <strong>de</strong>r Zellspannung<br />
Die Erkenntnisse <strong>de</strong>r Hydroxypathie<br />
(= krankmachen<strong>de</strong> Imbalance von<br />
Wasserstoff und Sauerstoff im Zellstoffwechsel)<br />
ist ein Meilenstein in <strong>de</strong>r<br />
Erkennung von Ursachen und Unterstützung<br />
in <strong>de</strong>r Therapie auf <strong>de</strong>m Weg zur<br />
Gesundung – für <strong>de</strong>n Menschen und<br />
seine <strong>Tier</strong>e. Der erste Schritt ist: Durch<br />
die Gabe eines „ionisierten Wassers“ die<br />
Zellspannung wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n leicht<br />
negativen Bereich bringen. Häufi gkeit<br />
und Dauer <strong>de</strong>r Gabe hängen von <strong>de</strong>r<br />
Regulationskraft und Krankheitsphase<br />
<strong>de</strong>s <strong>Tier</strong>es ab. Erreicht wird eine pH-Wert-<br />
Verschiebung innerhalb <strong>de</strong>r Zelle und<br />
eine Umkehr <strong>de</strong>r Ladung. Dies gelingt<br />
durch eine Versorgung <strong>de</strong>r Zellen mit<br />
negativ gela<strong>de</strong>nen [OH-]-Ionen, die sich<br />
in <strong>de</strong>r Zelle mit <strong>de</strong>n überschüssigen<br />
[H+]-Ionen zu neutralem Wasser verbin<strong>de</strong>n.<br />
Die Folge ist eine Reduzierung <strong>de</strong>r<br />
positiv gela<strong>de</strong>nen Wasserstoffteilchen in<br />
<strong>de</strong>r Zelle, die Zellladung kehrt in ihre<br />
gesun<strong>de</strong> negative Spannung zurück. Die<br />
positiv gela<strong>de</strong>nen Mineralstoffe aus <strong>de</strong>r<br />
Nahrung gelangen nun wie<strong>de</strong>r vermehrt<br />
in die Zelle. Im Bin<strong>de</strong>gewebe „zwischengelagerte“<br />
Stoffe können jetzt wie<strong>de</strong>r<br />
von <strong>de</strong>r Zelle verstoffwechselt wer<strong>de</strong>n,<br />
Schlacken im Bin<strong>de</strong>gewebe wer<strong>de</strong>n durch<br />
die zusätzlich verfügbaren Basen neutralisiert<br />
und ausgeschie<strong>de</strong>n. Durch die<br />
Entlastung <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes kommt es<br />
zu einer Entlastung <strong>de</strong>s Immunsystems,<br />
Schmerzen gehen ebenso wie Entzündungen<br />
zurück. Naturheilkundliche o<strong>de</strong>r<br />
allopathische Mittel und Basenpulver<br />
entfalten ihre gewünschte Wirkung. Die<br />
Energie fl ießt, energetische und manuelle<br />
Behandlungen wirken intensiver.<br />
Das „ionisierte Wasser“ kann zu je<strong>de</strong>r<br />
Zeit (auch während <strong>de</strong>r Trächtigkeit) zur<br />
Unterstützung bestehen<strong>de</strong>r Therapien<br />
und zur Verbesserung <strong>de</strong>r muskulären<br />
Durchblutung vor <strong>de</strong>r Bewegung eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Ist Ihr <strong>Tier</strong> fi t, zufrie<strong>de</strong>n,<br />
leistungswillig, zeigt Lebensfreu<strong>de</strong> usw.,<br />
kann das „ionisierte Wasser“ einer<br />
Übersäuerung vorbeugen. Das ionisierte<br />
Wasser ersetzt jedoch nicht eine ausgewogene<br />
Nährstoffversorgung.<br />
Umwelt und Mitwelt optimieren<br />
Deshalb einige Tipps, um häufi ge<br />
Ursachen <strong>de</strong>r Übersäuerung zu minimieren:<br />
Grun<strong>de</strong>rnährung für Pfer<strong>de</strong>: ausreichend<br />
Raufaser und gutes Heu,<br />
Zusatzfutter auf <strong>de</strong>n genauen Bedarf<br />
abstimmen, hochwertiges Eiweiß<br />
SanaCare’s Basenkonzentrat –<br />
effektive pH-Regulation für <strong>Tier</strong>e<br />
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Pfl ege und Behandlung<br />
füttern, das aus Angst oftmals<br />
reduziert wird. Viel Säure bil<strong>de</strong>n vor<br />
allem Kohlenhydrate und Zucker.<br />
Pfer<strong>de</strong> sind Dauerfresser und keine<br />
Mahlzeitenfresser, d. h. sie brauchen<br />
ständig was zum Knabbern. Futterpausen<br />
von mehr als 4 Stun<strong>de</strong>n sind Stress<br />
für <strong>de</strong>n Darm, die Psyche u.v.m. Hier<br />
kann ein Heunetz gute Dienste leisten.<br />
Getrei<strong>de</strong> für Pfer<strong>de</strong> frisch gequetscht<br />
o<strong>de</strong>r geschrotet füttern, da die<br />
freigesetzten Fettsäuren an <strong>de</strong>r Luft<br />
innerhalb weniger Tage ranzig wer<strong>de</strong>n<br />
(Toxinbildung).<br />
Grun<strong>de</strong>rnährung für Hun<strong>de</strong>: Sie sind<br />
Allesfresser mit hohem Fleischanteil,<br />
roh o<strong>de</strong>r gekocht. Sie mögen Selbstzubereitetes<br />
lieber als Fabrikfutter.<br />
Für alle <strong>Tier</strong>e gilt:<br />
Auf säuern<strong>de</strong> Futterzusätze wie Zucker<br />
und Melasse, zu viel Getrei<strong>de</strong>,<br />
Aromastoffe achten und ggf. weglassen.<br />
Ausreichend reines Wasser zur<br />
Verfügung stellen zur Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Funktion vieler Organe, <strong>de</strong>s<br />
Bin<strong>de</strong>gewebes und <strong>de</strong>s Gehirns.<br />
Haltungsbedingten Stress (= großer<br />
Säurebildner) reduzieren, genügend<br />
Sozialkontakt ermöglichen (nicht nur<br />
durch die Gitterstäbe).<br />
Ausge<strong>de</strong>hnte Bewegung in <strong>de</strong>r Natur<br />
(Licht und Sauerstoff för<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n<br />
Säureabbau).<br />
Elektrosmog und Medikamente<br />
reduzieren. Sie belasten das Drüsensystem<br />
und die Entgiftungsorgane.<br />
Es ist in <strong>de</strong>n meisten Fällen möglich, <strong>de</strong>n<br />
Organismus wie<strong>de</strong>r in Richtung Regeneration<br />
und Gesundheit zu begleiten. Es ist<br />
nicht normal, dass ein altes <strong>Tier</strong> schwerkrank<br />
ist. In diesem Sinne ist es nicht nur<br />
für das <strong>Tier</strong> artgerechter und für <strong>de</strong>n<br />
Geldbeutel <strong>de</strong>s Besitzers schonen<strong>de</strong>r,<br />
son<strong>de</strong>rn die natürlichste Art <strong>de</strong>r Heilung:<br />
Gesundheit zu stärken, anstatt Krankheiten<br />
zu bekämpfen.<br />
Susan Bär, <strong>Tier</strong>heilpraktikerin, Bayreuth<br />
artgerecht 3/2012 33
34<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Warum in die Ferne schweifen …<br />
<strong>Artgerecht</strong>er Auslandstierschutz<br />
W<br />
enn<br />
W<br />
ich mit meiner Hündin im<br />
WAuslaufgebiet WAuslaufgebiet spazieren gehe, dann<br />
ist es wie ein internationales Gipfeltreffen.<br />
Sie – eine Ungarin – spielt und tobt<br />
dann mit Spaniern, Italienern, Griechen<br />
und auch zunehmend Rumänen und<br />
Ukraninern … Ein paar Deutsche sind<br />
auch dabei, aber ihr Anteil ist verschwin<strong>de</strong>nd<br />
gering. Da macht man sich natürlich<br />
so seine Gedanken, warum immer<br />
mehr Hun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Auslandstierschutz<br />
zu uns kommen.<br />
Ob Presse, Fernsehen o<strong>de</strong>r Internet –<br />
das Elend dieser <strong>Tier</strong>e ist allgegenwärtig.<br />
Es wird oft mehr über die <strong>Tier</strong>e aus<br />
an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn berichtet als über<br />
unsere eigenen <strong>Tier</strong>heimtiere. Vielleicht<br />
weil das Schicksal dieser <strong>Tier</strong>e meistens<br />
weitaus härter ist, vielleicht weil man<br />
gerne Gutmensch sein möchte, vielleicht<br />
weil man <strong>de</strong>nkt, dass es <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>en in<br />
unseren <strong>Tier</strong>heimen sowieso besser geht<br />
artgerecht 3/2012<br />
Miriam Busch (l. u.) leitet Amigos De Lucky<br />
mit Herz, Blick für die Realität, unermüdlichem<br />
Eisatz und auf höchstem pädagogischen Niveau.<br />
als <strong>de</strong>nen im Ausland. Und man bekommt<br />
<strong>de</strong>n Eindruck, die Deutschen sind<br />
die Weltmeister im „importieren“ von<br />
Auslandstieren. Auch ich bin <strong>de</strong>m<br />
Hilferuf aus <strong>de</strong>m Auslandtierschutz<br />
erlegen und habe meine kleine A<strong>de</strong>le<br />
über einen ungarischen <strong>Tier</strong>schutzverein<br />
adoptiert; seit 2005 sind wir sehr glücklich<br />
miteinan<strong>de</strong>r. Aber kann das auf<br />
Dauer <strong>de</strong>r „richtige“ Weg sein, was<br />
passiert mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong>n<br />
<strong>Tier</strong>en im Ausland, die nicht das<br />
Glück haben, nach Deutschland vermittelt<br />
zu wer<strong>de</strong>n? Sollte nicht besser vor Ort<br />
Aufklärungsarbeit geleistet wer<strong>de</strong>n,<br />
Kastrationsprogramme geför<strong>de</strong>rt, dortige<br />
<strong>Tier</strong>schutzvereine unterstützt wer<strong>de</strong>n?<br />
Ich habe mir dann mal im Internet<br />
Projekte gesucht, die ausschließlich vor<br />
Ort arbeiten und keine <strong>Tier</strong>e nach<br />
Deutschland „exportieren“ und bin auf<br />
<strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>schutzverein „Amigos <strong>de</strong> Lucky“<br />
gestoßen. Der Verein hat seinen Sitz in<br />
<strong>de</strong>r Dominikanischen Republik, in Las<br />
Terrenas/Samana, wohin die bei<strong>de</strong>n<br />
Berliner Grün<strong>de</strong>r Miriam und Andreas<br />
Busch im Jahre 2004 ausgewan<strong>de</strong>rt sind.<br />
Namensgeber <strong>de</strong>s Vereins war ihr eigener<br />
Straßenhund Lucky – in seinem Ge<strong>de</strong>nken<br />
wollten sie an<strong>de</strong>ren Straßentieren zu<br />
einer besseren Lebensqualität verhelfen.<br />
Schon vor 2004 – noch als Urlauber<br />
– haben sie <strong>de</strong>n dortigen Straßenhun<strong>de</strong>n<br />
geholfen, sie zum <strong>Tier</strong>arzt gefahren und<br />
kastrieren lassen. Nach<strong>de</strong>m sie sich in Las<br />
Terrenas nie<strong>de</strong>rgelassen hatten, begannen<br />
sie mit <strong>de</strong>r Aufklärungsarbeit bei <strong>de</strong>r<br />
einheimischen Bevölkerung und <strong>de</strong>n<br />
Kastrationen vor allem <strong>de</strong>r Straßenhündinnen.<br />
Am Anfang war es ein Kampf<br />
gegen Windmühlen, <strong>de</strong>nn die <strong>Tier</strong>e<br />
waren in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Dominikaner<br />
„nichts wert“, wur<strong>de</strong>n ausgesetzt, misshan<strong>de</strong>lt<br />
und vergiftet. Doch Miriam und
Andreas hielten trotz aller Widrigkeiten<br />
an ihrem Konzept fest und endlich – nach<br />
sechs Jahren harter Arbeit – fand ein<br />
Um<strong>de</strong>nken bei <strong>de</strong>n Leuten in Las<br />
Terrenas statt. 2009 organisierten Miriam<br />
und Andreas die bisher größte Kastrationskampagne,<br />
die je vor Ort stattgefun<strong>de</strong>n<br />
hat – in 28 Tagen wur<strong>de</strong>n 645 <strong>Tier</strong>e<br />
kastriert, mehr als 85 % davon waren<br />
Weibchen.<br />
Die „Amigos <strong>de</strong> Lucky“ arbeiten mit<br />
engagierten und sehr erfahrenen <strong>Tier</strong>ärzten<br />
aus Deutschland zusammen (Informationen<br />
siehe <strong>Tier</strong>ärztepool www.tierärztepool.<strong>de</strong>/cms/<strong>de</strong>/tieraerzte-pool).<br />
Ein aus<br />
Deutschland importierter alter Krankenwagen<br />
dient als mobile <strong>Tier</strong>klinik o<strong>de</strong>r es<br />
wird in einem OP-Zelt steril, mit höchsten<br />
Ansprüchen und ausschließlich mit<br />
Medikamenten und Materialien aus<br />
Deutschland kastriert. So bekommen die<br />
<strong>Tier</strong>e Depot-Antibiotika und aufl ösbare<br />
Fä<strong>de</strong>n und können, nach<strong>de</strong>m sie aus <strong>de</strong>r<br />
Narkose erwacht sind, gleich in ihr<br />
gewohntes Revier zurück.<br />
Die <strong>Tier</strong>e wer<strong>de</strong>n aber nicht nur<br />
kastriert. Alle bekommen eine Entwurmung,<br />
wer<strong>de</strong>n gegen Haut-Parasiten<br />
behan<strong>de</strong>lt, Krankheiten und Verletzungen<br />
wer<strong>de</strong>n kuriert und auch notwendige<br />
OPs wie Amputationen, Augenentfernungen,<br />
Nabelbrüche etc. wer<strong>de</strong>n vorgenom-<br />
men. Je<strong>de</strong>r Hund erhält eine auffällige<br />
Ohrmarke, <strong>de</strong>nn so können die Menschen<br />
schon von weitem erkennen, dass<br />
diese <strong>Tier</strong>e gesund und kastriert sind –<br />
ein „Schutz“ für bei<strong>de</strong> Seiten, <strong>de</strong>nn die<br />
Leute brauchen keine Angst mehr vor<br />
übertragbaren Krankheiten durch die<br />
<strong>Tier</strong>e zu haben, und die Hun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n in<br />
Ruhe gelassen. Dadurch, dass die<br />
Hündinnen nicht mehr läufi g, laufend<br />
schwanger und säugend sind, nicht<br />
ständig neuer und ungewollter Nach-<br />
wuchs auf <strong>de</strong>r Straße lan<strong>de</strong>t, fi n<strong>de</strong>n fast<br />
alle Hun<strong>de</strong> genug Futter, sind besser<br />
genährt und gesün<strong>de</strong>r. Einige von <strong>de</strong>n<br />
Straßentieren bekommen auch ein neues<br />
Zuhause, <strong>de</strong>nn durch die unermüdliche<br />
Aufklärungsarbeit von Miriam und<br />
Andreas haben die Einheimischen keine<br />
Angst mehr vor <strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong>n und fangen<br />
an, sich um sie zu kümmern.<br />
Insgesamt hat sich die Gesamtsituation<br />
in Las Terrenas um 180° gewen<strong>de</strong>t – es<br />
gibt wesentlich weniger Straßentiere und<br />
die, die da sind, wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
akzeptiert und manchmal sogar auch<br />
gefüttert. Die Dominikaner sehen in<br />
ihren eigenen <strong>Tier</strong>en nun ein Familienmitglied,<br />
wissen mehr über die Ernährung,<br />
medizinische Versorgung und<br />
Belange <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>e – aus Ekel und<br />
Ablehnung ist Zuneigung gewor<strong>de</strong>n. Was<br />
einmal mit <strong>de</strong>r Kastration von ein paar<br />
wenigen <strong>Tier</strong>e begann, schlägt heute mit<br />
<strong>de</strong>r enormen Anzahl von 1544 kastrierten<br />
<strong>Tier</strong>en zu Buche. Mittlerweile wird nicht<br />
nur in Las Terrenas kastriert, die Amigos<br />
<strong>de</strong> Lucky <strong>de</strong>hnen ihre Arbeit auch auf<br />
an<strong>de</strong>re Dörfer aus. Hun<strong>de</strong>, Katzen und<br />
an<strong>de</strong>re <strong>Tier</strong>e – wie Schildkröten o<strong>de</strong>r jetzt<br />
aktuell auch wie<strong>de</strong>r ein Falke –, die zu<br />
krank sind, wer<strong>de</strong>n privat von Miriam<br />
und Andreas gepfl egt und nach Möglichkeit<br />
wie<strong>de</strong>r in die Freiheit entlassen o<strong>de</strong>r<br />
vermittelt. <strong>Tier</strong>e, die ohne dauerhafte<br />
medizinische Versorgung auf <strong>de</strong>r Straße<br />
nicht überleben können, fi n<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n<br />
Bei<strong>de</strong>n ein liebevolles Plätzchen.<br />
Natürlich ist nicht nur Sonnenschein<br />
im Paradies. Diese Art von <strong>Tier</strong>schutz<br />
kostet Geld, Überzeugungsarbeit,<br />
Herzblut, Durchhaltevermögen und<br />
Nerven hart wie Stahlseile. Denn in<br />
einem Dritte-Welt-Land, in <strong>de</strong>m Korruption<br />
zum Alltag gehört, muss man für die<br />
Rechte <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>e auch bei <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
kämpfen, für sämtliche Genehmigungen<br />
und sonstige Papiere beginnt für Miriam<br />
und Andreas bei je<strong>de</strong>r Kampagne eine<br />
neue Odyssee durch die Hauptstadt Santo<br />
Domingo. Was gestern galt, kann morgen<br />
schon wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs sein.<br />
Eine Kastrationsaktion mit ca. 250<br />
<strong>Tier</strong>en kostet um die 12000 Euro. Die<br />
Gel<strong>de</strong>r dafür stammen zum größten Teil<br />
aus Geld- und Sachspen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Rest<br />
fi nanzieren die Bei<strong>de</strong>n aus ihren eigenen<br />
beschei<strong>de</strong>nen fi nanziellen Mitteln. Für<br />
<strong>Tier</strong>e, die dauerhaft mit Futter o<strong>de</strong>r<br />
Medikamenten unterstützt wer<strong>de</strong>n<br />
müssen, kann man eine Patenschaft<br />
übernehmen. Durch regelmäßige<br />
„Newsletter“ auf <strong>de</strong>r Amigos-<strong>de</strong>-Lucky-<br />
Homepage o<strong>de</strong>r auch durch <strong>de</strong>n Online-<br />
Spen<strong>de</strong>nkalen<strong>de</strong>r erfahren Paten und<br />
Spen<strong>de</strong>r, was mit Hund o<strong>de</strong>r Katze und<br />
ihrem Geld passiert. Bei allem Stress<br />
bleibt auch <strong>de</strong>r persönliche, direkte<br />
Kontakt nicht auf <strong>de</strong>r Strecke. Nachfragen<br />
per Mail wer<strong>de</strong>n umgehend von<br />
Miriam beantwortet und ab und zu ergibt<br />
sich auch mal ein Telefonat.<br />
Mein Fazit: Ich engagiere mich<br />
weiterhin im In- und Auslandstierschutz.<br />
Und ich unterstütze die „Amigos <strong>de</strong><br />
Lucky“ – voll und ganz. Und ich hoffe,<br />
dass es ganz viele Nachahmer geben wird.<br />
Damit es <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>en in ihrer Heimat<br />
besser geht, sie dort bleiben können und<br />
wir uns um unsere eigenen kümmern<br />
können.<br />
Dagmar Vogel, <strong>Tier</strong>therapeutin, Berlin<br />
Wer <strong>de</strong>n „Amigos <strong>de</strong> Lucky“ helfen möchte, kann<br />
dies durch eine Spen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Patenschaft tun.<br />
Weitere Informationen dazu und zur nächsten<br />
Kastrationskampagne fi n<strong>de</strong>t man hierzu unter<br />
www.amigos-<strong>de</strong>-lucky.org<br />
artgerecht 3/2012 35
36<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
artgerecht 3/2012<br />
5Die Die Elemente – Wu Xing<br />
Das Konzept <strong>de</strong>r „5 Elemente“ ist<br />
neben <strong>de</strong>m von Yin/Yang eines <strong>de</strong>r<br />
wesentlichen in <strong>de</strong>r Traditionellen<br />
Chinesischen Medizin. Es ist nicht nur<br />
eine Darstellungsweise <strong>de</strong>s Seins und aller<br />
naturgemäßen Phänomene, son<strong>de</strong>rn<br />
beinhaltet auch in sich ein klares<br />
Behandlungskonzept, das sich bezüglich<br />
<strong>de</strong>r Herangehensweise von an<strong>de</strong>ren<br />
unterschei<strong>de</strong>t.<br />
Die „5 Elemente“ wer<strong>de</strong>n auch „5<br />
Wandlungsphasen“ genannt, da nicht<br />
primär o<strong>de</strong>r ausschließlich die in <strong>de</strong>r<br />
Natur vorkommen<strong>de</strong>n Elemente gemeint<br />
sind, son<strong>de</strong>rn Phasen und Zyklen<br />
beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />
Die 5 Wandlungsphasen lauten:<br />
Wasser – Holz – Feuer – Er<strong>de</strong> – Metall<br />
Zur Versinnbildlichung fi n<strong>de</strong>n wir auch<br />
hier wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kreis als Symbol <strong>de</strong>s<br />
Kreislaufs, <strong>de</strong>s im Anfang innewohnen<strong>de</strong>n<br />
En<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>s im En<strong>de</strong> bereits<br />
beginnen<strong>de</strong>n Anfangs.<br />
Am Anfang ist das Wasser. Das Yin<br />
im Yin. Es steht für die Jahreszeit Winter,<br />
für Ruhe und Zurückgezogenheit. Die<br />
Energie hat sich in die Er<strong>de</strong> zurückgezogen<br />
und wartet auf günstige Bedingungen,<br />
um sich erneut zu entfalten. Im<br />
Wasser fi n<strong>de</strong>n wir auch das Altern, das<br />
Sterben, <strong>de</strong>n Tod und die letzte Phase im<br />
Zyklus <strong>de</strong>r Entwicklung und Reifung. Das<br />
En<strong>de</strong> ist nur ein vermeintliches und birgt<br />
in sich das Neue, das neue Leben. Dieses<br />
erwacht in <strong>de</strong>r Phase Holz. Das Yang im<br />
Yin. Es ist die Zeit <strong>de</strong>s Frühlings, <strong>de</strong>r<br />
Geburt, <strong>de</strong>s Wachstums, <strong>de</strong>s Neubeginns.<br />
Alles grünt, die Pfl anzen bahnen sich<br />
ihren Weg durch das Erdreich nach oben,<br />
<strong>de</strong>r Saft <strong>de</strong>r Bäume steigt auf und alles<br />
erwacht zu neuem Leben.<br />
In <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>s Feuers steht alles in<br />
voller Blüte. Die Natur ist auf ihrem<br />
Höhepunkt. Menschliches, tierisches und<br />
pfl anzliches Leben hat seinen Zenit<br />
erreicht. Wir selbst sind in <strong>de</strong>r Lebensmitte<br />
angekommen. Es ist Yang im Yang. Es<br />
ist Sommer, heiß, die Sonne steht hoch<br />
am Himmel. „Der Kaiser blickt nach oben<br />
– gen Sü<strong>de</strong>n“.<br />
In <strong>de</strong>r Phase Er<strong>de</strong> geht es über in <strong>de</strong>n<br />
Spätsommer. Es ist die Zeit <strong>de</strong>r Reife, <strong>de</strong>r<br />
Reifung, das Yin im Yang. Auch wenn<br />
<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> oft die Jahreszeit Spätsommer<br />
zugeordnet wird, repräsentiert sie eigent -<br />
lich immer die letzten 18 Tage einer je<strong>de</strong>n<br />
Jahreszeit, an <strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> die Energie zu<br />
Er<strong>de</strong> zurückkehrt und sich dort regeneriert.<br />
In <strong>de</strong>r Phase Metall fi n<strong>de</strong>n wir nun<br />
<strong>de</strong>n Herbst. Es ist die Zeit <strong>de</strong>r Ernte. Die<br />
Tage wer<strong>de</strong>n kürzer, die Luft wird frischer<br />
und kühler. Der „Herbst <strong>de</strong>s Lebens“<br />
macht sich bemerkbar mit Alterung und<br />
Reduktion <strong>de</strong>r Lebenskraft und man zieht<br />
erste Bilanzen <strong>de</strong>s Lebens.<br />
Es en<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Phase Wasser. Der<br />
Organismus stirbt, kehrt in die Er<strong>de</strong><br />
zurück und mit ihm zusammen die<br />
Körperseele Po, während die Wan<strong>de</strong>rseele<br />
Hun sich erhebt und reinkarniert. Aus<br />
Tod und Sterben erwächst neues Leben<br />
und so beginnt <strong>de</strong>r Zyklus mit <strong>de</strong>r<br />
Holzphase aufs Neue.<br />
Das Gleichgewicht <strong>de</strong>s Kreislaufs <strong>de</strong>r<br />
5 Wandlungsphasen wird gewährleistet<br />
durch verschie<strong>de</strong>ne Zyklen <strong>de</strong>r gegenseitigen<br />
För<strong>de</strong>rung/Ernährung, Kontrolle und<br />
Regulation. Es gibt 4 Zyklen: Sheng-<br />
Zyklus, Co-Zyklus, Cheng-Zyklus und<br />
Wu-Zyklus.<br />
1. Sheng-Zyklus<br />
Dieser Zyklus heißt auch Hervorbringungs-<br />
o<strong>de</strong>r Mutter-Sohn-Zyklus und stellt<br />
sich wie folgt dar:<br />
In diesem Zyklus ernährt je<strong>de</strong>s Element<br />
sein nachfolgen<strong>de</strong>s und bringt es hervor.<br />
Holz nährt das Feuer, <strong>de</strong>nn ohne Holz<br />
brennt es nicht. Das Feuer nährt die Er<strong>de</strong>,<br />
<strong>de</strong>nn es verbrennt das Holz zu Asche und<br />
liefert <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> wertvolle Mineralien. Die<br />
Er<strong>de</strong> erschafft hieraus das Metall und<br />
dieses wie<strong>de</strong>rum nährt das Wasser und<br />
reichert es mit wichtigen Spuren- und<br />
Mengenelementen an. Je<strong>de</strong>s Element ist<br />
gleichzeitig Mutter und Sohn. Holz ist<br />
zum Beispiel Mutter <strong>de</strong>s Feuers, aber auch<br />
Sohn <strong>de</strong>s Wassers. Feuer wie<strong>de</strong>rum ist<br />
Mutter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> und Sohn <strong>de</strong>s Holzes<br />
usw.<br />
2. Kontroll- o<strong>de</strong>r Co-Zyklus o<strong>de</strong>r<br />
Großmutter-Enkel-Zyklus<br />
Kommt die Mutter mit <strong>de</strong>m Kind nicht<br />
mehr klar, springt die Großmutter helfend<br />
ein. Somit kontrolliert je<strong>de</strong>s Element das<br />
übernächste. Diese Form <strong>de</strong>r Kontrolle ist<br />
aber keine unterdrücken<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn eine<br />
<strong>de</strong>m Gesamtsystem zugute kommen<strong>de</strong><br />
regulative.<br />
3. Cheng-Zyklus o<strong>de</strong>r Invasion,<br />
Überkontrolle<br />
Der Cheng-Zyklus folgt <strong>de</strong>m Co-Zyklus,<br />
aber hier befi n<strong>de</strong>t sich ein Element in<br />
Fülle und überkontrolliert das an<strong>de</strong>re, so<br />
dass dieses auf Dauer geschwächt wird.<br />
4. Wu-Zyklus o<strong>de</strong>r Verachtungssequenz<br />
Der Wu-Zyklus verläuft in umgekehrter<br />
Reihenfolge wie <strong>de</strong>r Co-Zyklus. Das<br />
Element, das eigentlich kontrolliert<br />
wer<strong>de</strong>n soll, entzieht sich dieser Kontrolle<br />
dadurch, dass es pathologisch überhand<br />
nimmt und damit das Kontrollelement<br />
verachtet und schwächt.<br />
Wie bereits bei <strong>de</strong>r Thematik Yin-<br />
Yang ordnet die TCM nun auch hier alle<br />
natürlich-irdischen und kosmischen
Pfl ege und Behandlung<br />
Holz Feuer Er<strong>de</strong> Metall Wasser<br />
Jahreszeiten Frühling Sommer Spätsommer/keine Herbst Winter<br />
Yin-Organe Leber Herz Milz Lunge Niere<br />
Yang-Organe Gallenblase Dünndarm Magen Dickdarm Blase<br />
Emotionen Wut Freu<strong>de</strong> Grübeln Traurigkeit Angst<br />
Farbe Grün Rot Gelb Weiß Schwarz<br />
Sinnesorgane Auge Zunge Mund Nase Ohren<br />
Geschmack Sauer Bitter Süß Scharf salzig<br />
Klimatische Faktoren Wind Hitze Feuchtigkeit Trockenheit Kälte<br />
Gewebe Sehnen Gefäße Muskeln Haut Knochen<br />
Laute Schreien Lachen Singen Weinen Stöhnen<br />
Himmelsrichtungen Osten Sü<strong>de</strong>n Mitte Westen Nor<strong>de</strong>n<br />
Phänomene jeweils einem Element o<strong>de</strong>r<br />
einer bestimmten Phase zu. In <strong>de</strong>r oben<br />
stehen<strong>de</strong>n Tabelle sehen Sie einige<br />
Beispiele.<br />
Die kosmologische Sequenz<br />
Diese Darstellungsweise o<strong>de</strong>r Sequenz mit<br />
<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Mitte, <strong>de</strong>m Wasser unten<br />
und <strong>de</strong>m Feuer oben zeigt wesentlich<br />
<strong>de</strong>utlicher als die an<strong>de</strong>ren die fundamentale<br />
Basis <strong>de</strong>s Wassers für alle an<strong>de</strong>ren<br />
Phasen. Zum Wasser gehört das Organ<br />
Niere, Sitz <strong>de</strong>s Ming Men, <strong>de</strong>s Lebensfeuers<br />
und Ursprung von Yin und Yang.<br />
Verbin<strong>de</strong>t man Wasser und Feuer, ergibt<br />
sich zur weiteren Veranschaulichung eine<br />
vertikale Achse als Zeichen <strong>de</strong>r direkten<br />
und unmittelbaren Verbindung und<br />
wichtigen Be<strong>de</strong>utung dieser bei<strong>de</strong>n<br />
Elemente im Gesamtgleichgewicht. Die<br />
Niere liefert die Essenz, welche die<br />
materielle Basis für Shen darstellt. Shen,<br />
<strong>de</strong>r Geist, das Bewusstsein, sitzt im<br />
Herzen und ist die immateriellste Form<br />
von Qi.<br />
Eine lateinische Re<strong>de</strong>wendung besagt:<br />
„Mens sana in corpore sano“ – ein<br />
gesun<strong>de</strong>r Geist in einem gesun<strong>de</strong>n<br />
Körper. Wenn man jeman<strong>de</strong>n „auf Herz<br />
und Nieren prüft“, also „Prüfung“ <strong>de</strong>r<br />
vertikalen Achse Wasser-Er<strong>de</strong>-Feuer,<br />
dann versucht man zu eruieren, ob dieser<br />
jemand sowohl körperlich gesund, stabil,<br />
belastbar und von guter Konstitution<br />
(Aspekte <strong>de</strong>r Niere) ist, als auch psychische<br />
Gesundheit und eine rechte<br />
Gesinnung, eine rechte Geisteshaltung<br />
besitzt.<br />
Die kosmologische Sequenz platziert<br />
die Er<strong>de</strong> ins Zentrum als Symbol <strong>de</strong>r<br />
Wahren Mitte. Zur Er<strong>de</strong> gehört das<br />
Organpaar Milz/Pankreas-Magen. Im<br />
Magen wird das Gu Qi (Nahrungs Qi)<br />
gebil<strong>de</strong>t, ein sehr materielles Qi, welches<br />
Ursprung ist für die an<strong>de</strong>ren Qi-Arten<br />
und Blut. Eine Störung <strong>de</strong>r Mitte hat<br />
daher stets Folgen für alle an<strong>de</strong>ren<br />
Organe.<br />
Aus Sicht <strong>de</strong>r 5 Elemente wird Feuer<br />
<strong>de</strong>m Herzen zugeordnet. Aber aus<br />
physiologischer Sicht stammt das Feuer<br />
aus <strong>de</strong>r Niere in Form von Ming Men,<br />
welches <strong>de</strong>m Herzen das Feuer gibt.<br />
Auch wenn das System <strong>de</strong>r 5 Elemente<br />
ein schönes und klares Behandlungskonzept<br />
darstellt, gilt es auch hier, sich<br />
nicht in starren Regeln zu verfangen. So<br />
ist zum Beispiel nicht je<strong>de</strong> Augenproblematik<br />
auf eine Leberdisharmonie<br />
zurückzuführen. Betrachtet man die<br />
inneren Verläufe <strong>de</strong>r Herz- und Nierenleitbahn,<br />
stellt man <strong>de</strong>n Bezug dieser<br />
Organe auch hier zum Auge fest.<br />
Herzleitbahn: Der Ursprung <strong>de</strong>r<br />
Herzleitbahn liegt im Herzen selbst. Von<br />
dort aus zieht sie durch das Diaphragma<br />
(Zwerchfell) Richtung Dünndarm. Ein<br />
Ast zweigt nun dort ab, verläuft entlang<br />
<strong>de</strong>s Ösophagus (Speiseröhre) entlang<br />
Richtung Kehle und zum Auge. Ein<br />
weiterer Ast verläuft vom Herzen zur<br />
Lunge und tritt in <strong>de</strong>r Achsel am Punkt<br />
He 1 an die Oberfl äche.<br />
Nierenleitbahn: Der innere Verlauf<br />
<strong>de</strong>r Nierenleitbahn beginnt am Punkt Ni<br />
10. Ein Ast zieht in <strong>de</strong>n unteren San Jaio,<br />
verbin<strong>de</strong>t sich mit Blase und Niere, zieht<br />
von dort aus weiter zur Lunge und von<br />
dort aus Richtung Ohren und Augen. Am<br />
Beispiel zweier Leberdisharmonien soll<br />
nun dargestellt wer<strong>de</strong>n, welche Ursachen<br />
in Betracht kommen können und welche<br />
Vorgehensweisen möglich sind.<br />
Leber-Qi-Schwäche<br />
Das Element Holz befi n<strong>de</strong>t sich also in<br />
Schwäche. Dies kann sein, wenn<br />
1. das Mutterelement Wasser das<br />
Kin<strong>de</strong>lement Holz nicht ausreichend<br />
nährt o<strong>de</strong>r nähren kann. Hier gälte es,<br />
das Mutterelement als auch das<br />
geschwächte Element zu stärken, also<br />
Tonisierung von Niere und Leber.<br />
2. das Kontrollelement Metall gemäß<br />
<strong>de</strong>m Cheng-Zyklus Holz überkontrolliert.<br />
Hier gälte es, das überkontrollieren<strong>de</strong><br />
Organ, also Lunge, zu sedieren.<br />
3. durch die Schwäche im Holz das<br />
Feuerelement zu stark wird und <strong>de</strong>m<br />
Holz weiter Energie entzieht. Das Kind<br />
zapft also die Mutter über ihre<br />
Kapazitäten und Ressourcen weiter an<br />
und schwächt sie fortlaufend. …<br />
Julia Holzmann, <strong>Tier</strong>heilpraktikerin,<br />
Helmbrechts<br />
Den Artikel können Sie unter<br />
www.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.<br />
artgerecht 3/2012 37
38<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Katzenseuche<br />
Nestschutz neutralisiert Impfstoffe<br />
In einer Feldstudie ging das Paul-Ehrlich-<br />
Institut (PEI), die <strong>de</strong>utsche Zulassungsbehör<strong>de</strong><br />
für Veterinär-Impfstoffe, <strong>de</strong>r Frage<br />
nach, warum es immer wie<strong>de</strong>r in durchgeimpften<br />
<strong>Tier</strong>bestän<strong>de</strong>n zu Ausbrüchen<br />
<strong>de</strong>r Katzenseuche kommt. Im Zuge dieser<br />
Studie wur<strong>de</strong>n 64 Kätzchen jeweils im<br />
Alter von acht, zwölf und 16 Wochen mit<br />
„drei marktüblichen“ Impfstoffen gegen<br />
Katzenseuche geimpft. Vor je<strong>de</strong>r Impfung<br />
und nach 20 Wochen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sogenannte<br />
Antikörpertiter gegen <strong>de</strong>n Erreger<br />
<strong>de</strong>r Katzenseuche im Blut <strong>de</strong>r Versuchstiere<br />
gemessen.<br />
Das Ergebnis: Mehr als ein Drittel <strong>de</strong>r<br />
Kätzchen entwickelte keinen als ausreichend<br />
angesehenen Antikörpertiter. Bei<br />
<strong>de</strong>n meisten dieser „Impfversager“ wur<strong>de</strong>n<br />
mütterliche Antikörper nachgewiesen.<br />
Diese Antikörper, die – wie beim<br />
Menschen – mit <strong>de</strong>r Geburt und durch<br />
die Muttermilch an <strong>de</strong>n Nachwuchs<br />
weitergegeben wer<strong>de</strong>n, hatten nach<br />
Ansicht <strong>de</strong>s PEI die im Impfstoff enthaltenen<br />
abgeschwächten Erreger neutralisiert,<br />
bevor das Immunsystem mit <strong>de</strong>r<br />
Erzeugung von spezifi schen eigenen<br />
Antikörpern beginnen konnte.<br />
Somit macht auch aus Sicht <strong>de</strong>s PEI<br />
eine Impfung gegen Katzenseuche keinen<br />
Sinn, solange die Kätzchen noch<br />
mütterliche Antikörper im Blut haben.<br />
Die Konsequenz für <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>halter, wenn<br />
er einen sicheren Schutz durch die<br />
Impfung erreichen will:<br />
Untersuchung <strong>de</strong>s Antikörperstatus<br />
<strong>de</strong>s Muttertieres VOR <strong>de</strong>r Impfung<br />
artgerecht 3/2012<br />
<strong>de</strong>r Kätzchen. Je höher <strong>de</strong>r Titer,<br />
<strong>de</strong>sto später sollte das Kätzchen<br />
geimpft wer<strong>de</strong>n, damit die mütterlichen<br />
Antikörper nicht <strong>de</strong>n Impfstoff<br />
neutralisieren. O<strong>de</strong>r:<br />
Vor <strong>de</strong>r Impfung <strong>de</strong>s Kätzchens<br />
Überprüfung <strong>de</strong>s Antikörperstatus<br />
und ggf. Aufschub <strong>de</strong>r Impfung.<br />
O<strong>de</strong>r:<br />
Überprüfung <strong>de</strong>s Antikörperstatus<br />
nach <strong>de</strong>r Impfung und ggf. Nachimpfung.<br />
Welche Variante Sie als <strong>Tier</strong>halter auch<br />
wählen: Ihr <strong>Tier</strong>arzt wird sich freuen und<br />
ggf. auch <strong>de</strong>r jeweilige Impfstoffhersteller,<br />
<strong>de</strong>ssen Produkt durch diese Interpretation<br />
<strong>de</strong>r Zulassungsbehör<strong>de</strong> ja noch einmal<br />
davor bewahrt wur<strong>de</strong>, bezüglich <strong>de</strong>r<br />
Wirksamkeit die Hosen herunter zu<br />
lassen.<br />
Sind Säuglingsimpfungen sinnlos?<br />
Doch diese Studie zeigt ein sehr grundsätzliches<br />
Problem sowohl <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>- als<br />
auch <strong>de</strong>r Humanimpfstoffe: Mütterliche<br />
Antikörper sind unter Umstän<strong>de</strong>n bis zu<br />
zwei Jahre lang in Säuglingen bzw.<br />
Kleinkin<strong>de</strong>rn nachweisbar – und können<br />
somit zu früh verabreichte Impfstoffe<br />
neutralisieren.<br />
Reicht <strong>de</strong>r reine Glaube<br />
an die Wirksamkeit aus?<br />
Die Beobachtung, dass <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />
Katzenmutter durch mütterliche Antikörper<br />
vermittelte Nestschutz <strong>de</strong>n Impfstoff<br />
neutralisiert, ist für <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>halter nur<br />
dann von Be<strong>de</strong>utung, wenn er an einen<br />
Schutz durch hohe Antikörpertiter<br />
glaubt.<br />
Warum betone ich das? „Glauben<br />
heißt nicht wissen“, sagt <strong>de</strong>r Volksmund,<br />
und tatsächlich kann selbst das PEI als<br />
die in Deutschland zuständige Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />
keine wissenschaftlichen<br />
Publikationen benennen, die belegen,<br />
dass Menschen o<strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>e mit hohen<br />
Antikörpertitern im Blut gesün<strong>de</strong>r sind<br />
als solche mit niedrigen o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n<br />
Titern. Statt<strong>de</strong>ssen verweist das PEI bei<br />
Anfragen nur auf <strong>de</strong>n „allgemeinen<br />
Konsens <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Fachwelt“.<br />
Nun, vor wenigen hun<strong>de</strong>rt Jahren war<br />
es unter <strong>de</strong>n Experten noch Konsens, dass<br />
die Er<strong>de</strong> eine Scheibe ist. Bis vor wenigen<br />
Jahrzehnten war es unter <strong>de</strong>n Experten<br />
Konsens, dass die sogenannten Antikörper<br />
allein die Last <strong>de</strong>r Immunabwehr zu<br />
tragen haben. Bei<strong>de</strong> Ansichten haben<br />
sich inzwischen als falsch erwiesen: Wir<br />
wissen heute, dass die Er<strong>de</strong> we<strong>de</strong>r eine<br />
Scheibe noch <strong>de</strong>r Mittelpunkt <strong>de</strong>s<br />
Universums ist – und dass die Hauptlast<br />
<strong>de</strong>s Immunsystems von <strong>de</strong>r sogenannten<br />
unspezifi schen zellulären Immunabwehr<br />
getragen wird, die vom Augenblick <strong>de</strong>r<br />
Geburt an aktiv ist. Der Mensch ist<br />
also auch ohne Antikörper gegenüber<br />
eindringen<strong>de</strong>n Fremdpartikeln bei weitem<br />
nicht hilfl os.<br />
Doch auch die Rolle <strong>de</strong>r Antikörper<br />
als Garantie für Nichterkrankung bzw.<br />
Immunität basiert auf einer – bisher<br />
unbewiesenen – Hypothese, die vor über<br />
100 Jahren von <strong>de</strong>m Robert-Koch-Schüler<br />
Paul Ehrlich aufgestellt wur<strong>de</strong>. Ehrlich<br />
versuchte sich das Phänomen <strong>de</strong>r<br />
Immunität nach bestimmten Infektionserkrankungen<br />
durch „Zauberkugeln“ im<br />
Blut zu erklären, die er „Antikörper“<br />
nannte. Nochmal zum Mitschreiben:<br />
Bewiesen wur<strong>de</strong> diese Hypothese nie. Als<br />
man dann mit Hilfe <strong>de</strong>s Elektronenmikroskops<br />
(Serienfertigung ab 1939)<br />
schließlich im Zusammenhang mit<br />
Infektionskrankheiten die Ausschüttung<br />
von komplexen Eiweißverbindungen im<br />
Blutstrom beobachtete, war man sich<br />
sicher, damit die bis dahin nicht nachweisbaren<br />
„Antikörper“ Ehrlichs gefun<strong>de</strong>n<br />
zu haben. …<br />
Hans Tolzin, Verleger,<br />
Schwäbisch-Hall<br />
Den Artikel können Sie unter<br />
www.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.
Von <strong>de</strong>r Spanischen Grippe bis EHEC:<br />
So wer<strong>de</strong>n wir von unseren Gesundheitsbehör<strong>de</strong>n<br />
für dumm verkauft!<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wie Mikrobenjäger<br />
immer wie<strong>de</strong>r<br />
bekannte<br />
Krankheitsbil<strong>de</strong>rum<strong>de</strong>uten<br />
und zu<br />
„neuen“<br />
Seuchen und<br />
Pan<strong>de</strong>mien<br />
erklären!<br />
Trotz aller<br />
medizinischer<br />
Errungenschaften wer<strong>de</strong>n wir anscheinend<br />
immer häufi ger von neuen, vermeintlich<br />
tödlichen Seuchen heimgesucht.<br />
Gesundheitsämter, Mikrobiologen<br />
und nicht zuletzt die Medien versetzen die<br />
Entgegen <strong>de</strong>r bislang eher emotional<br />
geführten Diskussionen bzgl. Hyperfl<br />
exion im Pfer<strong>de</strong>training gibt es seit<br />
kurzem zu dieser Thematik wissenschaftliche<br />
Ergebnisse. Wissenschaftler <strong>de</strong>r<br />
Veterinärmedizinischen Universität Wien<br />
(Vetmeduni Vienna) untersuchten<br />
spezielle Parameter zur Stressausschüttung<br />
bei Pfer<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>s Trainings. Die<br />
Pfer<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n vergleichsweise in<br />
Hyperfl exion – einer Halshaltung, bei<br />
<strong>de</strong>r das Pferd mit <strong>de</strong>m Kopf beinahe die<br />
Brust berührt – und in <strong>de</strong>r Dehnungshaltung<br />
mit vorwärts-abwärts gestreckter<br />
Kopf-Hals-Linie bewegt. Überraschen<strong>de</strong>rweise<br />
wur<strong>de</strong>n nur sehr wenige Unterschie<strong>de</strong><br />
gefun<strong>de</strong>n. Diese Publikation<br />
„Cortisol release, heart rate and heart rate<br />
variability, and superfi cial body temperature,<br />
in horses lunged either with<br />
hyperfl exion of the neck or with an<br />
exten<strong>de</strong>d head and neck position“ von<br />
Mareike Becker-Birck et al. wird in Kürze<br />
in <strong>de</strong>r Fachzeitschrift „Journal of Animal<br />
Physiology and Animal Nutrition“ erscheinen.<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>s wissenschaftlichen<br />
Artikels online (Volltext<br />
gegen Entgelt o<strong>de</strong>r Subskription)<br />
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/<br />
j.1439-0396.2012.01274.x/abstract<br />
In Bezug auf diese wissenschaftliche<br />
Untersuchung stellt sich die Frage nach<br />
Buchtipp: „Die Seuchenerfi n<strong>de</strong>r“<br />
Bevölkerung regelmäßig mit <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung<br />
neuer „Killer-Keime“ in Angst und<br />
Schrecken. Doch aufmerksamen Zeitgenossen<br />
sind spätestens im Zuge <strong>de</strong>r<br />
sogenannten „Schweinegrippe“ zahlreiche<br />
Wi<strong>de</strong>rsprüche <strong>de</strong>r Experten und Behör<strong>de</strong>n<br />
aufgefallen.<br />
Hans U. P. Tolzin, Medizinjournalist<br />
und Herausgeber <strong>de</strong>r kritischen Zeitschrift<br />
„impf-report“, hat einige Ausbrüche<br />
dieses und <strong>de</strong>s letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
akribisch analysiert und stellt mit diesem<br />
Buch erstmals eine Zusammenfassung<br />
seiner Ergebnisse vor. Er geht z. B. <strong>de</strong>r<br />
Frage nach, ob es die behaupteten<br />
Seuchen wirklich gegeben hat (ob sich<br />
also die Erkrankungsraten messbar erhöht<br />
haben), wie bei <strong>de</strong>r Diagnosestellung<br />
vorgegangen wur<strong>de</strong>, ob statistische Tricks<br />
zum Einsatz kamen, ob alternative<br />
Ursachen vielleicht plausibler sind als die<br />
offi ziell behaupteten – und welche <strong>de</strong>r<br />
Hyperfl exion<br />
<strong>de</strong>m Sinn <strong>de</strong>s Untersuchungsansatzes.<br />
Der Stress, <strong>de</strong>m die Pfer<strong>de</strong> durch zwanghafte,<br />
unphysiologische Körperhaltung in<br />
Hyperfl exion (Rollkur) unterliegen, ist<br />
mittels dieser einseitig gewählten<br />
Parameter nicht messbar. Für je<strong>de</strong>rmann<br />
erkennbar allerdings sind die durch diese<br />
unangemessene, die Pfer<strong>de</strong>psyche<br />
verachten<strong>de</strong> Trainingsmetho<strong>de</strong> verursachten<br />
Folgeschä<strong>de</strong>n am Pferd.<br />
Nur durch eine vorwärts-abwärts<br />
ge<strong>de</strong>hnte Oberhalslinie, die abhängig<br />
vom Alter <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r Rasse, seiner<br />
Haltung und Umgang<br />
zahlreichen Verschwörungstheorien<br />
möglicherweise zutreffen.<br />
Der Autor kritisiert offen die Neigung<br />
vieler Mediziner und <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>n,<br />
Medikamentennebenwirkungen und<br />
Kunstfehler von vornherein als mögliche<br />
Ursache auszuschließen und ihren naiven<br />
Glauben an fragwürdige Labortests, für<br />
<strong>de</strong>ren Eichung die notwendigen verbindlichen<br />
internationalen Standards völlig<br />
fehlen.<br />
„Lesen Sie dieses Buch –<br />
es kann Sie von unberechtigten Ängsten<br />
befreien und möglicherweise von erheblichem<br />
Nutzen für Ihre Gesundheit sein!“<br />
Dr. med. Claus Köhnlein, Internist<br />
(Autor <strong>de</strong>s Bestsellers „Virus-Wahn“)<br />
Hans U. P. Tolzin: Die Seuchenerfi n<strong>de</strong>r<br />
Tolzin Verlag, Edition impf-report,<br />
ISBN 978-3-9813286-8-4, 19,90 €<br />
Nutzung und <strong>de</strong>m Ausbildungsstand ist,<br />
und <strong>de</strong>m dadurch bedingten Anspannen<br />
<strong>de</strong>s Nacken-Rückenban<strong>de</strong>s, kann <strong>de</strong>r<br />
lange Rückenmuskel entspannen und<br />
unverkrampft arbeiten: Voraussetzung für<br />
eine gleichmäßige und physiologische<br />
Belastung <strong>de</strong>s Bewegungsapparates<br />
(Muskeln, Sehnen, Bän<strong>de</strong>r, Knochen)<br />
und aus reiterlicher Sicht für eine gute<br />
Anlehnung und Entwicklung <strong>de</strong>s Schubs<br />
<strong>de</strong>r Hinterhand.<br />
Ob die Hyperfl exion mit starker reiterlicher<br />
Krafteinwirkung o<strong>de</strong>r aber mittels<br />
Hilfszügeln erzwungen wird, ist bzgl. <strong>de</strong>r<br />
biomechanischen und organischen<br />
Auswirkungen auf das Pferd irrelevant:<br />
Die Rückenlinie kann nicht aufgewölbt<br />
wer<strong>de</strong>n und physiologisch arbeiten, die<br />
offene Beckenstellung verhin<strong>de</strong>rt das<br />
erwünschte Untertreten <strong>de</strong>r Hinterhand.<br />
Der gesamte Bewegungsapparat <strong>de</strong>s<br />
Pfer<strong>de</strong>s kann geschädigt wer<strong>de</strong>n. Durch<br />
die negative Belastung <strong>de</strong>r Wirbelsäule<br />
können Organschä<strong>de</strong>n die Folge sein, das<br />
starke Abbiegen <strong>de</strong>s Halses ein unphysiologisches<br />
Abknicken <strong>de</strong>r Luftröhre<br />
bedingen mit Beeinträchtigung <strong>de</strong>r<br />
Atmung. Von <strong>de</strong>r Zerstörung <strong>de</strong>r Psyche<br />
<strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s ganz zu schweigen.<br />
Dr. Frauke Garbers, Pfer<strong>de</strong>therapeutin,<br />
Immenstedt<br />
artgerecht 3/2012 39
40<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Der Pfer<strong>de</strong>huf ist ein Kunstwerk <strong>de</strong>r<br />
Natur, <strong>de</strong>shalb sollte man ihm auch<br />
sehr viel Aufmerksamkeit schenken.<br />
Heute wird aber mehr auf Körperbau,<br />
Ausdruck und Leistung gezüchtet, die<br />
Hufe jedoch wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Zuchtauswahl<br />
häufi g vernachlässigt – sonst gäbe es<br />
beispielsweise nicht so viele Pfer<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren<br />
Hufe für <strong>de</strong>n massigen Körper oft viel zu<br />
klein sind (z. B. einige Linien bei <strong>de</strong>n<br />
Quarter Horses). Ein an<strong>de</strong>res Problem ist,<br />
dass die meisten Fohlen sehr früh im Jahr<br />
in Boxen geboren wer<strong>de</strong>n, die dick mit<br />
Stroh eingestreut sind und dort verbringen<br />
sie oft viele Wochen. In <strong>de</strong>r dicken<br />
Einstreu sinken die Hufe jedoch ein und<br />
es fehlt <strong>de</strong>r so wichtige Bo<strong>de</strong>ngegendruck.<br />
Der ist aber mit verantwortlich für das<br />
Wachstum <strong>de</strong>r Hufe. In <strong>de</strong>r Natur wer<strong>de</strong>n<br />
die Fohlen auf harten Bö<strong>de</strong>n geboren und<br />
müssen innerhalb kürzester Zeit in <strong>de</strong>r<br />
Her<strong>de</strong> mitlaufen. Später geborene Fohlen<br />
haben zwar einen Altersnachteil im<br />
heutigen Vermarktungsraster, in Bezug<br />
auf ihre Hufe jedoch einen <strong>de</strong>utlichen<br />
Vorteil.<br />
Heute soll je<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n „weich“ sein<br />
– und das ist völlig falsch. Über die Hufe,<br />
wenn sie nicht korrekt gestellt und im<br />
Gleichgewicht sind, wer<strong>de</strong>n große Kräfte<br />
durch die Gliedmaßen hoch in alle<br />
an<strong>de</strong>ren Körperteile geleitet, wo sie<br />
schwere Schä<strong>de</strong>n verursachen. Das sind<br />
Schä<strong>de</strong>n, die man bereits im Fohlenalter<br />
verhin<strong>de</strong>rn kann. Hier muss frühzeitig<br />
eingegriffen wer<strong>de</strong>n, damit Fehlstellungen<br />
sofort korrigiert wer<strong>de</strong>n können bzw. erst<br />
gar nicht entstehen.<br />
Was man für die Bearbeitung<br />
<strong>de</strong>r Hufe beachten sollte<br />
Je<strong>de</strong>s Pferd hat einen individuellen<br />
Bewegungsablauf, und <strong>de</strong>shalb muss auch<br />
je<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>huf individuell bearbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Eine Korrektur <strong>de</strong>s Hufes ist fast<br />
immer möglich, auch wenn das Pferd<br />
schon älter ist, man muss sie nur mit<br />
Bedacht durchführen und alle Einfl üsse<br />
mit einbeziehen. Es gibt viele Dinge, die<br />
bei <strong>de</strong>r Bearbeitung wichtig sind und<br />
beachtet wer<strong>de</strong>n müssen. Beispiele:<br />
Wie oft wird das Pferd in <strong>de</strong>r Woche<br />
bewegt?<br />
Wie wird es genutzt – als Freizeitpferd<br />
o<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Turniersport?<br />
Auf welchem Untergrund steht es? Je<br />
unterschiedlicher <strong>de</strong>r Untergrund ist,<br />
umso mehr wird auch das Hufwachstum<br />
angeregt.<br />
Gibt es Offenstall- o<strong>de</strong>r Boxenhaltung?<br />
artgerecht 3/2012<br />
Alternative Hufbehandlung<br />
Gibt es die alleingültige Lehre?<br />
Gab es Vorerkrankungen o<strong>de</strong>r gibt es<br />
aktuell gesundheitliche Probleme?<br />
Wie wird das Pferd gefüttert? Denn<br />
die Fütterung ist entschei<strong>de</strong>nd<br />
mitverantwortlich für einen gesun<strong>de</strong>n<br />
Huf.<br />
Häufi g liegt es an falscher Bearbeitung,<br />
wenn die Hufe aus <strong>de</strong>r Form geraten sind.<br />
Bei einer sachgerechten Bearbeitung wird<br />
<strong>de</strong>m Huf keine Form aufgezwungen,<br />
son<strong>de</strong>rn man ist bestrebt, <strong>de</strong>n Huf so zu<br />
bearbeiten, dass sich das Pferd durch<br />
Abrieb die optimale Form selbst anläuft.<br />
Der Wilpferdhuf ist kein geeignetes Vorbild<br />
Der Wildpfer<strong>de</strong>huf wird bei manchen<br />
Bearbeitungsmetho<strong>de</strong>n als Musterhuf<br />
herangezogen, wobei das ein Vergleich ist,<br />
<strong>de</strong>n man aus meiner Sicht so nicht ziehen<br />
kann. Die Wildpfer<strong>de</strong> legen täglich eine<br />
Strecke von 16 – 20 km zurück o<strong>de</strong>r noch<br />
mehr, um sich zu ernähren, sie haben<br />
dadurch einen ganz natürlichen Hornabrieb.<br />
Einen Huf zwanghaft an diesen<br />
Wildpfer<strong>de</strong>huf anpassen zu wollen, kann<br />
große Probleme nach sich ziehen. Pfer<strong>de</strong><br />
haben nun nicht mal alle <strong>de</strong>n gleichen<br />
Huf, genau wie wir Menschen nicht alle<br />
die gleichen Füße haben. Unsere heutigen<br />
domestizierten Pfer<strong>de</strong> stehen häufi g<br />
entwe<strong>de</strong>r in ihrer Box o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>,<br />
ohne dass sie sonst noch bewegt wer<strong>de</strong>n,<br />
das oft auch noch mit Beschlag. Der<br />
Beschlag war früher (und ist es teilweise<br />
heute noch) in ganz bestimmten Situationen<br />
eine sinnvolle Sache und zwar immer<br />
dann, wenn <strong>de</strong>r Hornabrieb größer ist als<br />
das Hornwachstum. Bei einem Eisenbeschlag<br />
muss man be<strong>de</strong>nken, dass Hornabrieb<br />
verhin<strong>de</strong>rt und <strong>de</strong>n Hufmechanismus<br />
fast vollständig außer Kraft gesetzt wird.<br />
Der Hufmechanismus jedoch sorgt dafür,<br />
dass die Blutzirkulation im Huf funktioniert<br />
und spielt eine wichtige Rolle im<br />
Stoffwechsel <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s.<br />
Ein Barhuf passt sich an,<br />
mit Eisen geht das nicht<br />
Normalerweise kann <strong>de</strong>r Barhuf sich<br />
durch seine Beweglichkeit an die<br />
Unebenheiten <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns anpassen,<br />
sodass diese ausgeglichen wer<strong>de</strong>n. Der<br />
Auftritt <strong>de</strong>s Hufes wird dadurch gedämpft,<br />
mit einem Eisen ist das nicht<br />
möglich – das harte Aufsetzen wirkt so<br />
direkt auf die Scharniergelenke <strong>de</strong>s<br />
Pfer<strong>de</strong>s.
Ein unbeschlagenes Pferd achtet darauf,<br />
wo es hintritt und passt sich mit seiner<br />
Geschwindigkeit <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n an. Auch<br />
wenn ein Pferd fühlig geht und sich<br />
seinen Weg sucht, ist das immer noch<br />
besser, als mit einem beschlagenen Pferd,<br />
<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Tastsinn verloren ging, über<br />
Stock und Stein zu jagen, ohne Rücksicht<br />
auf die Pfer<strong>de</strong>beine. Hinzu kommt noch,<br />
dass eine Korrektur <strong>de</strong>s Hufes mit<br />
Beschlag nicht möglich ist, weil <strong>de</strong>r<br />
natürliche Abrieb fehlt. Es gibt allerdings<br />
Pfer<strong>de</strong>, die nicht ohne Hufschutz laufen<br />
können, hier gibt es Alternativen wie z. B.<br />
<strong>de</strong>n Kunststoffbeschlag o<strong>de</strong>r Hufschuhe.<br />
Je<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong> hat Vorteile und Nachteile<br />
Meine persönlichen Erfahrungen haben<br />
gezeigt, dass an je<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>, die<br />
praktiziert wird, viele Aspekte richtig<br />
sind, aber niemals alle. Die Art und<br />
Weise, wie ein Huf bearbeitet wird, muss<br />
individuell auf das Pferd abgestimmt<br />
wer<strong>de</strong>n – es gibt kein festes „Muster“,<br />
nach <strong>de</strong>m man einen Huf bearbeiten<br />
kann.<br />
So habe ich die Erfahrung gemacht,<br />
dass manche Pfer<strong>de</strong> eine dickere Sohle<br />
zum Tragen brauchen. Das wird von<br />
einigen Ausbil<strong>de</strong>rn bestritten, die<br />
behaupten, die Sohle sei zum Tragen<br />
nicht geeignet. Es ist auch zu bezweifeln,<br />
dass Pfer<strong>de</strong> mit sehr schrägen Hufwän<strong>de</strong>n<br />
nur auf <strong>de</strong>m Tragerand laufen können.<br />
Den Druck, <strong>de</strong>r hier entsteht, erkennt<br />
man beim Bearbeiten <strong>de</strong>s Hufes an<br />
Einblutungen zwischen <strong>de</strong>r Hornkapsel<br />
und <strong>de</strong>r weißen Linie. Es dürfte auch<br />
je<strong>de</strong>m einleuchten, dass steile Hufe mehr<br />
Druck im Kronrand ausüben, als Hufe mit<br />
einer leichten Schräge, die für <strong>de</strong>n Huf<br />
normal ist.<br />
Manche Pfer<strong>de</strong> benötigen zwingend<br />
einen Tragrand, so dass die Sohle wenig<br />
bis keinen Kontakt zum Bo<strong>de</strong>n hat. Mir<br />
ist aufgefallen, dass dies beson<strong>de</strong>rs Pfer<strong>de</strong><br />
sind, die bereits eine Erkrankung am Huf<br />
hatten, wie z. B. eine Hufrehe. Diese<br />
Pfer<strong>de</strong> sind an <strong>de</strong>r Sohle beson<strong>de</strong>rs<br />
empfi ndlich und laufen <strong>de</strong>utlich besser,<br />
wenn die Sohle nur wenig Kontakt zum<br />
Bo<strong>de</strong>n hat. Der Strahl sollte dabei möglichst<br />
mittragen, da unter <strong>de</strong>m Strahl das<br />
Strahlkissen liegt, welches bei Bo<strong>de</strong>nkontakt<br />
wie eine Pumpe funktioniert und die<br />
Blutzirkulation im Huf anregt. Zu<strong>de</strong>m<br />
wirkt er durch seine zäh-elastische<br />
Struktur wie ein Stoßdämpfer und schützt<br />
somit die Gliedmaßen. Die Hornwand<br />
dagegen ist hauptsächlich dazu bestimmt,<br />
die Last <strong>de</strong>s Körpers zu tragen und <strong>de</strong>n<br />
von ihr eingeschlossenen Hufgebil<strong>de</strong>n<br />
Schutz gegen Verletzungen zu geben.<br />
Eine Lehre, nach <strong>de</strong>r das Pferd mit <strong>de</strong>m<br />
Ballen zuerst auffußen soll, also <strong>de</strong>n<br />
ersten Bo<strong>de</strong>nkontakt mit <strong>de</strong>m weichsten<br />
Teil <strong>de</strong>s Hufes bekommt, kann ich bis<br />
heute nicht nachvollziehen.<br />
Pfl ege und Behandlung<br />
Ein Beispiel aus meiner Praxis<br />
Hier habe ich mehrere Bearbeitungsmetho<strong>de</strong>n<br />
für <strong>de</strong>n speziellen Huf vermischt.<br />
Beispiel:<br />
Ein Pferd kam zu uns mit vier<br />
verschie<strong>de</strong>nen Eisen und ziemlich fl achen<br />
Hufen. Nach<strong>de</strong>m ich ihm die Eisen<br />
abgezogen hatte, konnte <strong>de</strong>r Wallach<br />
kaum laufen und an Reiten war nicht zu<br />
<strong>de</strong>nken. Die Hufe stan<strong>de</strong>n so fl ach, dass er<br />
wirklich mit <strong>de</strong>n Ballen auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n<br />
kam und dieser unter <strong>de</strong>m Druck<br />
richtiggehend litt. Je<strong>de</strong>r Schritt auf<br />
härteren Wegen tat ihm weh, und die<br />
Ballen waren ständig gerötet. Um ihn<br />
bis zu einer Rehabilitierung überhaupt<br />
reiten zu können, griffen wir zu Hufschuhen.<br />
In meiner Ausbildung habe ich<br />
gelernt, dass die Sohle zum Tragen<br />
nicht geeignet sei und <strong>de</strong>r Huf einen<br />
Tragrand haben müsse. Entsprechend<br />
habe ich die Hufe bearbeitet, was<br />
<strong>de</strong>utliche Besserung brachte. Meine<br />
Überlegung war dann, entgegen <strong>de</strong>r<br />
Lehrmeinung meines Ausbil<strong>de</strong>rs, die<br />
Sohle dicker wer<strong>de</strong>n und ihn mit <strong>de</strong>n<br />
Trachten höher kommen zu lassen. Ich<br />
hatte bemerkt, dass die Sohle sich leicht<br />
eindrücken ließ, also sehr dünn war.<br />
Da es auch eine Bearbeitungsmetho<strong>de</strong><br />
gibt, bei <strong>de</strong>r die Sohle so gut wie nicht<br />
bearbeitet wird und dadurch voll mitträgt,<br />
habe ich in diesem Fall darauf zurückgegriffen.<br />
Eine völlig zugewucherte Sohle<br />
nimmt <strong>de</strong>m Huf jegliche Beweglichkeit,<br />
aber eine Sohle, die etwas dicker ist und<br />
mitträgt, kann bei manchen Pfer<strong>de</strong>n<br />
helfen. Die Umstellung dieses Pfer<strong>de</strong>s hat<br />
zwar etwas mehr als ein Jahr gedauert,<br />
aber heute läuft er schmerzfrei barfuß auf<br />
je<strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n.<br />
Meine Konsequenz aus <strong>de</strong>r Praxis:<br />
Warum eigentlich nicht von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Metho<strong>de</strong>n Teile in die<br />
Hufbearbeitung mit einfl ießen lassen?<br />
Ich persönlich wünsche mir im<br />
Interesse <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> mehr Miteinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Bearbeitungsrichtungen als das übliche<br />
Gegeneinan<strong>de</strong>r. Die Königsdisziplin wäre<br />
sicher eine konstruktive Zusammenarbeit<br />
zwischen Hufschmie<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />
alternativen Bearbeitungsmetho<strong>de</strong>n, was<br />
<strong>de</strong>rzeit lei<strong>de</strong>r – bis auf wenige Ausnahmen<br />
– von bei<strong>de</strong>n Seiten abgelehnt wird.<br />
Eigentlich völlig unverständlich, da man<br />
sich doch, je nach Situation <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s,<br />
sehr gut ergänzen könnte.<br />
Ruth Bildhauer, Huforthopädin,<br />
Beltheim<br />
artgerecht 3/2012 41
42<br />
Rasseportrait Hun<strong>de</strong><br />
Hallo, ich bin Gunda van’t Asbroek,<br />
eine hervorragen<strong>de</strong> Vertreterin dieser<br />
beeindrucken<strong>de</strong>n Rasse, stamme aus<br />
Belgien, bin von klein auf in Deutschland<br />
und Zuchthündin im Zwinger von<br />
Elbsandstein.<br />
Von unseren Vorfahren erzähle ich<br />
gern. Natürlich sahen sie noch nicht so<br />
aus wie wir heute. Aber gewisse<br />
Ähnlichkeiten lassen sich fi n<strong>de</strong>n.<br />
Wie es mit uns begonnen hat,<br />
lässt sich nicht genau nachverfolgen,<br />
aber im Großen und Ganzen<br />
sind unsere Grundlagen durch<br />
Otterhound und große Terrier<br />
angelegt, die im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt eingesetzt<br />
wur<strong>de</strong>n für die Jagd auf kleines Wild<br />
wie z. B. Dachs, Fuchs und an<strong>de</strong>res<br />
Raubzeug. Die Entschlossenheit <strong>de</strong>s<br />
Terriers wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Schwimmtalent<br />
und <strong>de</strong>r ausgesprochen guten Nase <strong>de</strong>s<br />
Otterhounds kombiniert und so entstan<strong>de</strong>n<br />
wir, die Airedale Terrier. Unseren<br />
Rassenamen erhielten wir nach <strong>de</strong>m Ort<br />
artgerecht 3/2012<br />
unserer Entstehung, aus <strong>de</strong>n Flusstälern<br />
<strong>de</strong>r Aire in Yorkshire.<br />
Je<strong>de</strong>nfalls bestachen meine Vorfahren<br />
in dieser Züchtung durch ihre enorme<br />
Beweglichkeit, ihr gutes Gehör, ihre<br />
Schwimmfreudigkeit, eine Supernase und<br />
einen unermüdlichen Schneid. Im Jahr<br />
1879 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r erste Rassestandard in<br />
Wir Airedale Terrier<br />
Großbritannien erstellt. Unsere Vorfahren<br />
sahen noch nicht so aus wie wir, aber<br />
so nach und nach wur<strong>de</strong>n sie uns immer<br />
ähnlicher. Der erste Rü<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Rassebild in etwa entsprach, war Jerry. Er<br />
kam 1888 zur Welt. 1893 kamen die<br />
ersten Rassevertreter nach Deutschland.<br />
Wir Airedale Terrier wer<strong>de</strong>n vom<br />
Klub für Terrier betreut, <strong>de</strong>r 1894 in<br />
Deutschland gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Die Zucht<br />
unterliegt strengen Regeln. Je<strong>de</strong>r Wurf<br />
wird schon nach einer Woche von einem<br />
Rassekenner begutachtet und auch weiter<br />
betreut, bis zur Zuchtabnahme, die in <strong>de</strong>r<br />
8. Woche stattfi n<strong>de</strong>t. Erst nach <strong>de</strong>r<br />
Wurfabnahme dürfen die Welpen in ihre<br />
neuen Familien umziehen. In Deutschland<br />
wer<strong>de</strong>n jährlich ca. 1000<br />
Welpen gezüchtet.<br />
Unsere Farbe wird als „black<br />
and tan“ bezeichnet. In <strong>de</strong>r<br />
Größe unterschei<strong>de</strong>n sich Rü<strong>de</strong>n<br />
und Hündinnen etwas, die<br />
Rü<strong>de</strong>n können 58 – 61 cm in <strong>de</strong>r<br />
Schulterhöhe erreichen und die Hündinnen<br />
56 – 59 cm.<br />
Meine Vorfahren wur<strong>de</strong>n ab 1900<br />
beim Militär und bei <strong>de</strong>r Polizei in<br />
England, Deutschland, Österreich und<br />
<strong>de</strong>r Schweiz eingesetzt. Sie dienten<br />
allgemein als Mel<strong>de</strong>läufer und spürten<br />
Verwun<strong>de</strong>te auf. Im Ersten Weltkrieg<br />
vollbrachten viele meiner Vorfahren
hervorragen<strong>de</strong> Leistungen. So transportierten<br />
sie unter an<strong>de</strong>rem Mel<strong>de</strong>tauben in<br />
eingeschlossenen Stellungen. Doch solch<br />
gefährliche Sachen brauchen wir heute<br />
nicht mehr zu erledigen. Die Anlagen<br />
sind aber in uns erhalten, wir sind ja<br />
Gebrauchshun<strong>de</strong>.<br />
Um 1920 war es um unsere Rasse<br />
schlecht bestellt. Zuviele wollten einen<br />
Airdale Terrier haben. So kam es zu einer<br />
starken Vermehrung durch Züchter, die<br />
von uns und unserem Wesen wenig<br />
verstan<strong>de</strong>n. Unsere hervorragen<strong>de</strong>n<br />
Rassemerkmale wur<strong>de</strong>n verwischt. Doch<br />
schon En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 20iger Jahre gelang es<br />
engagierten Züchtern, unsere Rasse<br />
wie<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>m aufzubauen, was wir heute<br />
sind: wesensfeste, unerschrockene, treue<br />
Begleiter unserer Menschen. Janet Huxley<br />
beschreibt uns, wie es treffl icher nicht<br />
gesagt wer<strong>de</strong>n kann: „… die Sanftmut<br />
eines Lammes, gepaart mit <strong>de</strong>m Mut eines<br />
Löwen.“<br />
Voller Selbstvertrauen stapfen wir<br />
durch die Welt, sind freundlich und stets<br />
neugierig. Man sagt uns nach, dass wir<br />
lächeln können und Clowns seien. Zur<br />
Begrüßung können wir uns so sehr<br />
freuen, dass unsere Freu<strong>de</strong> am ganzen<br />
Körper sichtbar wird, auf unseren Partner<br />
Mensch überspringt und ihn begeistert.<br />
Wir sind sehr gelehrig, benötigen aber<br />
zum Lernen ausreichend Zeit, und eine<br />
gute Portion Humor darf unser Besitzer<br />
ruhig mitbringen.<br />
Ich folge meinem Besitzer überall hin.<br />
Ich liebe es, so oft wie möglich bei ihm zu<br />
sein o<strong>de</strong>r vor seinen Füßen eingerollt zu<br />
dösen. Im Garten arbeite ich emsig als<br />
Botaniker. Ich untersuche die Pfl anzen,<br />
koste sie und prüfe gerne, wie weit sie in<br />
die Er<strong>de</strong> ragen. Dann bringe ich diese<br />
Kostbarkeiten meinem Menschen, damit<br />
er auch lernt, <strong>de</strong>nn Bildung ist wichtig.<br />
Ich kann tiefe Löcher graben, schneller<br />
als mein Mensch mit <strong>de</strong>m Spaten.<br />
Ballspiel gehört zu meiner Lei<strong>de</strong>nschaft:<br />
Wirf ihn weg, ich bring ihn dir.<br />
Beson<strong>de</strong>rs gerne spiele ich mit Kin<strong>de</strong>rn.<br />
Gerne setze ich meine Superspürnase ein.<br />
Die hilft mir, verlorene Schlüssel,<br />
Schuhe, Socken und vieles mehr zu<br />
fi n<strong>de</strong>n. Im Haus sorge ich für Ordnung.<br />
Als ich noch klein war, schleppte ich<br />
herumliegen<strong>de</strong> Schuhe, Socken, Papiertüten<br />
und Besen in meinen Korb. Inzwischen<br />
ist das nicht mehr nötig, weil meine<br />
Menschen sie selbst wegräumen. Das<br />
nennt man Erziehung.<br />
In <strong>de</strong>r Stadt mache ich mit meiner<br />
imposanten Erscheinung eine gute Figur.<br />
Charmant, freundlich und offen begegne<br />
ich Zwei- und Vierbeinern.<br />
Wir Airdales lieben alle Sportarten,<br />
die heute angeboten wer<strong>de</strong>n; sie entsprechen<br />
so richtig unserer Natur. Nun<br />
kommt es auf unseren Besitzer an, was er<br />
liebt. Organisiert in Hun<strong>de</strong>sportvereinen<br />
trainieren wir im Schutzdienst, im<br />
Rasseportrait Hun<strong>de</strong><br />
Turnierhun<strong>de</strong>sport, in Agility, Fährtensuche,<br />
Zielobjektsuche, Obedience und<br />
vieles mehr. Einige meiner Vertreter<br />
arbeiten als Rettungshun<strong>de</strong> und als<br />
Therapiehun<strong>de</strong>, um hier nur einiges zu<br />
nennen.<br />
Gerne laufen wir am Fahrrad, fahren<br />
mit <strong>de</strong>m Boot, wan<strong>de</strong>rn in luftigen<br />
Höhen, fahren Sessellift, schwimmen im<br />
Meer und sind bei allen Unternehmungen<br />
unserer Menschen dabei. Wir lieben<br />
unsere Familie und das Zusammensein.<br />
Haus und Hof beschützen wir.<br />
Unser Haarkleid ist drahtig, es darf<br />
nicht zu lang sein, sonst wirken wir wie<br />
die Wolkenschafe und unser Kopf sieht<br />
unvorteilhaft aus. Das Deckhaar ist hart<br />
und straff, leicht gewellt o<strong>de</strong>r kraus, die<br />
Unterwolle ist weicher und kürzer. Das<br />
Beinhaar tragen wir üppig, sodass die<br />
Beine wie Säulen wirken. Unser Haarkleid<br />
wird getrimmt. Solch eine Pfl ege<br />
sollte von einem erfahrenen Hun<strong>de</strong>frisör<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n, alle 8 bis 10<br />
Wochen. Manche Airedales wer<strong>de</strong>n auch<br />
geschoren. Wir haaren fast nicht. Unser<br />
Körpergewicht sollte immer im Verhältnis<br />
zu unserer Größe stehen, zwischen 20 bis<br />
30 kg. Unsere Rasse besitzt eine recht<br />
stabile Gesundheit. Die Untersuchung auf<br />
HD, ED, PRA und eine DNA Analyse<br />
sind ein unbedingtes Muss für je<strong>de</strong>n<br />
Zuchthund.<br />
So sind wir Airedales: treue, fröhliche,<br />
charmante, imposante Begleiter.<br />
Tschüß.<br />
Liebe Grüße Eure Gundula.<br />
Sabine Kühne, Lohmen<br />
artgerecht 3/2012 43
44<br />
Haltung und Umgang<br />
Persönliche Meinung 3 Warum ich<br />
keine Reitzeitschriften mehr lesen mag<br />
W<br />
enn<br />
W<br />
ich mir hin und wie<strong>de</strong>r ein<br />
Wpaar Pfer<strong>de</strong>zeitungen kaufe, da ich<br />
selbst schon lange glücklicher Pfer<strong>de</strong>besitzer<br />
und aktive Reiterin bin, komme ich<br />
neuerdings immer öfter aus <strong>de</strong>m Staunen<br />
nicht heraus. Manchmal scheint mir, dort<br />
wird von einer an<strong>de</strong>ren Spezies gesprochen,<br />
als die meiner vierbeinigen<br />
Kamera<strong>de</strong>n, die sich bei mir ab und an<br />
vor Lust im Garten wälzen, vor <strong>de</strong>m<br />
nächsten Mähen das beson<strong>de</strong>rs beliebte<br />
Kurzgras abfressen und Fallobst aufl esen<br />
dürfen. Es bedrückt mich, dass ich in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren immer mehr von Restriktionen<br />
natürlicher pferdlicher Bedürfnisse<br />
lese: Äpfelchen und Möhrchen bitte<br />
unbedingt waschen und klein schnei<strong>de</strong>n!<br />
Grasen bitte nur stun<strong>de</strong>nweise und zu<br />
vorgeschriebenen Tageszeiten, am besten<br />
mit „Schlafanzügelchen“ ganz eingepackt!<br />
Dabei fressen Pfer<strong>de</strong> in freier Natur an die<br />
20 Stun<strong>de</strong>n am Tag und stehen sogar<br />
lieber in Regen und Schnee als in einer<br />
geschlossenen Box. Junge Pfer<strong>de</strong>, die vor<br />
Kraft strotzen, nur bloß nicht bewegungsmäßig<br />
überfor<strong>de</strong>rn, lieber in Bodybuil<strong>de</strong>rmanier<br />
fett füttern! Dabei ist es ja eher<br />
so, dass die meisten Freizeitpfer<strong>de</strong> eher<br />
artgerecht 3/2012<br />
unterfor<strong>de</strong>rt sind und zu Stoffwechselentgleisungen<br />
durch ein Zuviel an Kraftfutter<br />
neigen. Nur einseitige Bewegung zeitigt<br />
Schä<strong>de</strong>n, aber keineswegs Bewegung an<br />
sich.<br />
Heu kann heutzutage nur noch<br />
eingeweicht gefüttert wer<strong>de</strong>n, Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />
lang wur<strong>de</strong> es trocken verfüttert.<br />
Niemand fragt, warum das so ist. Aber<br />
ich sag es Ihnen: Mehr Umweltgifte und<br />
schlechtere Immunabwehr. Das Pfer<strong>de</strong>standardfutter<br />
alter Tage, <strong>de</strong>r Hafer, ist<br />
auch in Verruf geraten. Und mo<strong>de</strong>rnerweise<br />
zieht man selbst <strong>de</strong>m bravsten Pferd<br />
eine Kette über die Nase, normales<br />
Stallhalfter mit Führstrick im Ring<br />
reichen nicht mehr. Dabei wür<strong>de</strong>n viele<br />
Pfer<strong>de</strong> ihrem Besitzer auch freiwillig<br />
folgen, so sie <strong>de</strong>nn keine schlechten<br />
Erfahrungen mit ihm gemacht haben.<br />
Selbst bei Bo<strong>de</strong>narbeit kann anscheinend<br />
heute kein Pferd mehr ohne Gamaschen<br />
gehen, das wäre als wenn wir normale<br />
Hausarbeit selber nur noch mit Bandagen<br />
um die Handgelenke ausführen könnten!<br />
Und sowieso schnürt man diesen<br />
lufthungrigen Kreaturen aus Gewohnheit<br />
mit einem Le<strong>de</strong>rriemen fast die Nase zu,<br />
egal ob sie Hochleistung im Sport<br />
erbringen o<strong>de</strong>r eine Stute <strong>de</strong>cken sollen.<br />
Nicht mal richtig fl emen konnte <strong>de</strong>r<br />
Hengst mit <strong>de</strong>m dummen Ding, <strong>de</strong>n ich<br />
im Fernsehen sah. Aber <strong>de</strong>r Ansager<br />
machte seinen Kommentar, wie lustbetont<br />
es für die ausgebun<strong>de</strong>ne und<br />
vergewaltigte Stute und <strong>de</strong>n am Le<strong>de</strong>rriemen<br />
mit Trense <strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Hengst doch<br />
sein müsse. Welch tierweltfrem<strong>de</strong><br />
Interpretation!<br />
Pfer<strong>de</strong>n ist ausschließlich Nasenatmung<br />
möglich, und gera<strong>de</strong> die wird durch<br />
Sperrhalfter behin<strong>de</strong>rt. Pfer<strong>de</strong> haben<br />
außer<strong>de</strong>m ein großes Lungenvolumen und<br />
einen beson<strong>de</strong>rs großen Bedarf an<br />
Sauerstoff. Erst sperrt man sie in ammoniakgeschwängerte<br />
Stallluft, dann in<br />
staubige Reithallen und wenn sie dann<br />
mal Waldaromen schnuppern dürfen,<br />
schnürt man ihnen die Atemwege mit<br />
Nasenriemen und Rollkuren ab. Dabei<br />
sieht man es so o<strong>de</strong>r so, die harte Hand<br />
<strong>de</strong>s Reiters, <strong>de</strong>nn das Pferd wird auch mit<br />
Sperrhalfter die Zunge zeigen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Kopf hochwerfen, um <strong>de</strong>m Druck im<br />
Maul auszuweichen. Also warum dann<br />
zuschnüren? Auf einem Titelbild sehe ich
Totilas, unser Wun<strong>de</strong>rpferd, <strong>de</strong>r alles<br />
kann und alles macht. Und trotz<strong>de</strong>m<br />
schnürt man ihm das Maul zu. Der<br />
braucht das nicht. Aber er wird sich wie<br />
die meisten Pfer<strong>de</strong> inzwischen lei<strong>de</strong>r<br />
daran gewöhnt haben müssen. Überhaupt<br />
sollte gelten: Weniger Le<strong>de</strong>r ist mehr!<br />
Und man staune über die Freiheitsdressuren,<br />
wo je<strong>de</strong>s <strong>Tier</strong> die Möglichkeit hätte,<br />
eigene Wege zu fi n<strong>de</strong>n und die manchmal<br />
eben auch wohltuend „daneben gehen“ ,<br />
weil Pfer<strong>de</strong> zum Glück nicht alle nur<br />
Maschinen sind, die auf Knopfdruck<br />
funktionieren. Indianer ritten ohne Sattel<br />
nur mit einem Le<strong>de</strong>rriemen im Pfer<strong>de</strong>maul<br />
mit Zügeln und sonst nichts, und<br />
ganz gewiss konnten sie keineswegs<br />
schlechter reiten als <strong>de</strong>r Vereinsreiter von<br />
heute.<br />
Man stelle sich vor, wir Menschen wären<br />
jeweils allein auf einem Bett mit<br />
Brettern drum herum in Dämmerlicht<br />
und stickiger Luft eingesperrt, wir<br />
könnten nur liegen, aufstehen und uns<br />
drehen. Immerhin, die gute Suppe wird<br />
uns gebracht, das Highlight <strong>de</strong>s Tages.<br />
Aber wenn wir dann mal rauskommen,<br />
dürften wir uns nur nach Vorschrift in<br />
Ballettmanier bewegen, freudige Luftsprünge<br />
wür<strong>de</strong>n mit Prügelstrafe o<strong>de</strong>r<br />
noch längerer Einzelhaft geahn<strong>de</strong>t.<br />
Was vermitteln wir eigentlich<br />
Kin<strong>de</strong>rn in vielen Reitställen beim ersten<br />
Kontakt mit <strong>de</strong>m Pferd? Es muss für <strong>de</strong>n<br />
eigenen Ehrgeiz unterworfen wer<strong>de</strong>n!<br />
Einfühlsamkeit wird nicht gelehrt,<br />
artgerechte Bedürfnisse auch nicht.<br />
Anfänger und kleine Kin<strong>de</strong>r lernen vom<br />
ersten Tag, an Hand und Fuß bewaffnet<br />
aufs Pferd zu steigen, oben Peitsche, unten<br />
Sporen, dazu am besten noch Ausbin<strong>de</strong>r<br />
o<strong>de</strong>r Kandare dazu, Sattel sowieso. Dabei<br />
lernen Kin<strong>de</strong>r am besten sitzen, wenn sie<br />
ihr Gleichgewicht auf <strong>de</strong>m blanken<br />
Pfer<strong>de</strong>rücken fi n<strong>de</strong>n und geschmeidig,<br />
viel schneller als Erwachsene, mit <strong>de</strong>m<br />
Takt <strong>de</strong>s hoffentlich in <strong>de</strong>r Größe<br />
passen<strong>de</strong>n Pferdchens mitschwingen und<br />
belavet – Biologische Desinfektion – tierisch gut<br />
In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Kalten Krieges hatten die<br />
Russen Angst vor <strong>de</strong>r Verseuchung ihres<br />
Trinkwassers durch biologische Kontami-<br />
Marktplatz<br />
nationen. Es sollte möglich sein, ohne<br />
chemische, giftige Substanzen und damit<br />
ohne schädliche Nebenwirkungen,<br />
verseuchtes Trinkwasser in kurzer Zeit<br />
wie<strong>de</strong>r trinkbar zu machen. Dies spornte<br />
Wissenschaftler dazu an, ein Produkt zur<br />
schnellen Keimreduktion zu entwickeln.<br />
Es ist ihnen durch ein genial einfaches,<br />
und trotz<strong>de</strong>m effi zientes Verfahren<br />
gelungen: <strong>de</strong>r „Aktivierung“ <strong>de</strong>s Wassers<br />
durch Elektrolyse. Mit dieser speziellen<br />
elektrochemischen Aktivierung wer<strong>de</strong>n<br />
aus Wasser pH-saure und basische<br />
Lösungen hergestellt, jeweils mit keimreduzieren<strong>de</strong>n<br />
bzw. stoffwechselanregen<strong>de</strong>n<br />
Eigenschaften.<br />
Es wur<strong>de</strong> überall dort eingesetzt, wo<br />
verschie<strong>de</strong>ne Keime als Ursache, z. B. für<br />
Entzündungen, anwesend sind. Im<br />
Speziellen hat es sich bei Wun<strong>de</strong>n aller<br />
Haltung und Umgang<br />
so auch einen vom Zügel unabhängigen<br />
Sitz erlangen.<br />
Merken alle diese Leute nicht, dass<br />
psychisch normale Pfer<strong>de</strong> immer versuchen,<br />
sich <strong>de</strong>n ausgefallendsten Wünschen<br />
<strong>de</strong>s Menschen anzupassen, wenn<br />
immer er sich entsprechend verständlich<br />
macht? …<br />
Den Artikel können Sie unter<br />
www.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.<br />
Texti<strong>de</strong>ntische Vertonung <strong>de</strong>s gleichnamigen Buches von Frau Dr. Biber, die ursprünglich<br />
für blin<strong>de</strong> Hun<strong>de</strong>besitzer konzipiert wur<strong>de</strong>. Gelesen von Frau Dr. Vera Biber.<br />
„Allergien beim Hund“<br />
Edition Castora, ISBN 978-3-440-12061-3<br />
3 CDs, 17,00 € + Versand<br />
Bestellungen über info@vera-biber.com<br />
o<strong>de</strong>r Buchhandlung Auerbach<br />
12165 Berlin-Steglitz<br />
Tel. 0 30 / 7 91 31 25<br />
E-Mail: seebo<strong>de</strong>@buchhandlung-auerbach.<strong>de</strong><br />
Dr. Vera Biber, <strong>Tier</strong>ärztin, Netphen<br />
Hörbuchtipp:<br />
„Allergien beim Hund“<br />
Art (Fell wächst in gleicher Haarfarbe<br />
nach), Haut- und Klauenerkrankungen<br />
(wie z. B. Mauke, Zwischenzehenekzem,<br />
Abszesse), Verbrennungen, Pilzerkrankungen<br />
<strong>de</strong>r Haut, Haare und Nägel,<br />
Allergien (u. a. zur Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Juckreizes), Augen- und Ohrenentzündungen,<br />
Hämatome u. v. m. bewährt.<br />
belaVet ist eine Weiterentwicklung<br />
dieses „aktiven Wassers“, die sich u. a.<br />
durch ihre lange Haltbarkeit (min<strong>de</strong>stens<br />
2 Jahre in Glas-Flaschen) auszeichnet.<br />
Infos und Beratung:<br />
SanaCare Gesundheitsprodukte GmbH & Co. KG<br />
Vertriebsleitung Veterinärbereich<br />
Tel.: 0 92 09 / 9 18 00 50<br />
Mail: s.baer@sanacare-world.com<br />
Internet: www.sanacare-world.com<br />
artgerecht 3/2012 45
46<br />
Ausblick<br />
Termine<br />
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />
12. – 14. 10.<br />
Messe Hund & Pferd<br />
Ort: Dortmund, Westfalenhallen<br />
www.hund-und-pferd.<strong>de</strong><br />
20. 10. – 21. 10.<br />
Hufkurs für Reiter und Pfer<strong>de</strong>besitzer<br />
Ort: 29664 Walsro<strong>de</strong><br />
Referentin: Dipl. Ing. agr. Kattwinkel<br />
www.equo-vadis.<strong>de</strong><br />
27. – 28. 10.<br />
Kreativ clickern<br />
Ort: 88416 Ochsenhausen /<br />
Wennedach<br />
Trainerin: Beate Warnat<br />
28. 10.<br />
<strong>Artgerecht</strong>e Ernährung von<br />
Hun<strong>de</strong>n und Pfer<strong>de</strong>n<br />
Ort: Maisach bei München<br />
Referenten: Klaus-Rainer Töllner,<br />
Manfred Heßel<br />
www.pernaturam.<strong>de</strong><br />
artgerecht 3/2012<br />
10. 11.<br />
Tagesseminar Longenarbeit<br />
Ort: 25729 Windbergen<br />
Trainerin: Babette Teschen<br />
www.wege-zum-pferd.<strong>de</strong><br />
13. 11.<br />
Silvesterpanik –<br />
die Hun<strong>de</strong>hölle auf Er<strong>de</strong>n<br />
Ort: Bayreuth<br />
Referentin: Sabrina Reichel<br />
www.vitacanis.net<br />
17. – 18. 11.<br />
Heilpfl anzen für Hun<strong>de</strong><br />
Ort: Forum Hund auf <strong>de</strong>r Messe<br />
Animal in Stuttgart<br />
Referent: Manfred Heßel<br />
Die Katze als Beutetierfänger – Teil 2 von Isabelle Czok-Alm<br />
Rasseportrait: Der Magyar Vizsla von Désirée Wolf<br />
Rasseportrait: Das Camargue-Pferd<br />
Bachblüten für Hun<strong>de</strong> und Katzen – eine Einführung von Carolin Quast<br />
BARF-Fleisch – was wir nicht wissen … von Simone Bliefernich<br />
Der Huf – seine Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Stoffwechsel von Kathrin Kattwinkel<br />
Bakterien – Feun<strong>de</strong> und Partner von Klaus-Rainer Töllner<br />
Bronchial-Kräuter von Manfred Heßel<br />
Irrwege bei <strong>Tier</strong>ärzten von Klaus-Rainer Töllner<br />
Heilpfl anzenportrait: Isländisch Moos von Manfred Heßel<br />
Pfer<strong>de</strong>fütterung im Hochgebirge Süd-Amerikas von Dr. Vera Biber<br />
24. 11.<br />
Clickern in <strong>de</strong>r Krankengymnastik<br />
Teil 1<br />
Ort: 34537 Bad Wildungen<br />
Trainerin: Beate Warnat<br />
www.munterer-hund.<strong>de</strong><br />
24. 11.<br />
Positiv verstärken –<br />
mehr als nur Leckerchen!<br />
Ort: Raum Bottrop<br />
Referentin / Trainerin: Amira Sultan<br />
www.ru<strong>de</strong>lberatung.<strong>de</strong><br />
06. 12. – 09. 12.<br />
Messe Pferd & Jagd<br />
Ort: Hannover<br />
www.pferd-und-jagd-messe.<strong>de</strong><br />
06. 12. – 09. 12.<br />
Messe Pferd & Jagd<br />
Ort: Hannover<br />
mitEquo-Vadis-Pfer<strong>de</strong>gesundheitsforum in Halle 21<br />
www.equo-vadis.<strong>de</strong><br />
Vorschau<br />
Diese und weitere Themen erwarten Sie im nächsten Heft:<br />
Bildnachweise<br />
Titel © jonnysek - Fotolia.com<br />
U2 © EHammerschmid - Fotolia.com<br />
<strong>Paddock</strong> <strong>Trail</strong> – Ein Erfahrungsbericht / S. 4 – 7 © Senta Wilms<br />
Halsungen für Hun<strong>de</strong> / S. 8 oben © Kitty - Fotolia.com, S. 8 unten © Photohunter - Fotolia.com, S. 9 oben © Daniela Jakob - Fotolia.com,<br />
S. 9 unten © Martina Berg - Fotolia.com, S. 10 links oben © tobi96 - Fotolia.com, S. 10 links unten © Daniela Jakob - Fotolia.com,<br />
S. 10 mittlere Spalte © Sandra Kühnl<br />
Heilpfl anze Mariendistel / S. 11 © Manfred Heßel<br />
<strong>Tier</strong>kommunikation / S. 13 © Conny Hagen - Fotolia.com<br />
Erschreckend hohe Nitratwerte im Trinkwasser … / S. 14 © Renáta Sedmáková - Fotolia.com<br />
Die Katze als Beutetierfänger / S. 16 © darkbird - Fotolia.com<br />
Arabiens edle Pfer<strong>de</strong> / S. 18 © Annett Sbaghdi, S. 19 oben © www.equilibri.<strong>de</strong>, S. 19 unten © Melanie Groger<br />
Hun<strong>de</strong>erziehung mit positiven Metho<strong>de</strong>n / S. 20 © bucaniere - Fotolia.com<br />
Übrigens … / S. 22 © PerfectLazybones - Fotolia.com<br />
Mein Pferd ist ständig krank … / S. 24 © Dr. Jochen Becker<br />
Hüftgelenksdysplasie / S. 26 © Christoph Hähnel - Fotolia.com<br />
Hyperfl exion / S. 27 © anduin230 - Fotolia.com<br />
Übersäuerung – auch bei meinem <strong>Tier</strong>? / S. 30 Teststreifen: © Schlierner - Fotolia.com, Hund mit Trichter: © dvr - Fotolia.com<br />
Warum in die Ferne schweifen … / S. 34 Alle Bil<strong>de</strong>r © Miriam Busch<br />
Die 5 Elemente / S. 36 © Gulien Diavel - Fotolia.com, © imaginando - Fotolia.com<br />
Katzenseuche / S. 38 © Carola Schubbel - Fotolia.com<br />
Alternative Hufbehandlung / S. 40 © Edoma - Fotolia.com<br />
Wir Airedale Terrier / S. 42 Aufmacher: © Gräfe, alle an<strong>de</strong>ren: © Sabine Kühne<br />
Persönliche Meinung / S. 44 © Vera Biber<br />
U3 © darqy - Fotolia.com<br />
12. 12.<br />
Live Webinar Mehrhun<strong>de</strong>-Haushalt<br />
Ort: über Ihr Internet<br />
Referentin: Nicole Pfaller<br />
www.dog-iboc.com<br />
15. 12. – 16. 12.<br />
Hän<strong>de</strong> weg! Alles meins!<br />
Was tun bei Ressourcenverteidigung<br />
<strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s?<br />
Ort: 83233 Bernau<br />
Referentin / Trainerin: Maria Hense<br />
www.animal-learn.<strong>de</strong><br />
21. 01. 2013<br />
Freier Trainingstag mit Desmond<br />
O‘Brien<br />
Ort: 29664 Walsro<strong>de</strong><br />
Trainer: Desmond O‘Brien<br />
www.equo-vadis.<strong>de</strong><br />
Wünsche, Kritik, Vorschläge?<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung –<br />
mit einer E-Mail an unsere Redaktion.<br />
redaktion-service@<br />
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