MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...
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nachvollziehbar, warum Funkzellendaten (wären sie tatsächlich vorhanden gewesen)<br />
dazu geführt haben sollten, nicht übereinstimmende DNA-Spuren zu kompensieren.<br />
Aus <strong>der</strong> Tschechischen Republik wird die dort so genannte Operation “Vilma” mitgeteilt,<br />
ein Großverfahren zur Kin<strong>der</strong>pornografie und offensichtlich Teil <strong>der</strong> Operation<br />
„Rescue“ 292 , die über drei Jahre dauerte und in <strong>der</strong>en Verlauf mit verdeckten Maßnahmen<br />
die auf Kin<strong>der</strong>pornografie bezogenen Interaktionen in einem Forum ausgeleuchtet<br />
wurden. Im Evaluationsbericht wird (ohne dass konkrete Hinweise dafür angegeben<br />
würden) davon ausgegangen, dass dieses Verfahren ohne auf Vorrat<br />
gespeicherte Verkehrsdaten (in <strong>der</strong> Tschechischen Republik) nicht hätte initiiert werden<br />
können. Ferner wird darauf hingewiesen, dass in einigen Mitgliedslän<strong>der</strong>n wegen<br />
fehlen<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> <strong>Vorratsdatenspeicherung</strong>srichtlinie entsprechende Ermittlungen<br />
nicht hätten durchgeführt werden können. Für erfolgreiche Ermittlungen wäre<br />
<strong>der</strong> Zugriff auf bis zu 12 Monate alte Verkehrsdaten notwendig gewesen 293 .<br />
(4) Die Bedeutung von auf Vorrat gespeicherten Verkehrsdaten wird dann für die allgemeine<br />
Untersuchung von Cyberkriminalität hervorgehoben. In diesem Zusammenhang<br />
enthält <strong>der</strong> Bericht auch allgemeine Hinweise auf das Potenzial von Verkehrsdaten<br />
für die Information und Warnung von Opfern bzw. Computerbesitzern, die in Bot-<br />
Netze rekrutiert wurden 294 .<br />
(5) Statistiken, die Auskunft geben könnten über die Art von Beweismitteln, die für die<br />
Verurteilung o<strong>der</strong> den Freispruch Bedeutung haben, werden nach dem Kommissionsbericht<br />
von den Mitgliedslän<strong>der</strong>n nicht geführt. Insoweit gibt es auch keine empirische<br />
Grundlage, auf <strong>der</strong> <strong>der</strong> (relative) Effekt von (auf Vorrat gespeicherten) Verkehrsdaten<br />
auf das Ergebnis von Ermittlungsverfahren beleuchtet werden könnte.<br />
Jedoch wird daran festgehalten, dass Verkehrsdaten “integral” für Ermittlungen und<br />
Strafverfahren seien. Belegt wird dies mit dem Hinweis, die Nie<strong>der</strong>lande hätten mitgeteilt,<br />
dass sich zwischen Januar und Juli 2010 „historische“ Verkehrsdaten in 24<br />
Urteilen als entscheidende Beweismittel erwiesen hätten. Angesichts einer Gesamtzahl<br />
von etwa 60.000 Verurteilungen im Halbjahr in den Nie<strong>der</strong>landen 295 erscheint<br />
damit allerdings die Bedeutung von Verkehrsdaten für strafrechtliche Ermittlungen<br />
als äußerst überschaubar (0,04 %). Aus Finnland wird berichtet, dass von 3402 Abfragen<br />
56 % „wichtig“ o<strong>der</strong> „wesentlich“ für die Aufklärung o<strong>der</strong> Verfolgung von<br />
Straftaten gewesen seien. Für das Vereinigte Königreich wird demgegenüber erklärt,<br />
hier hätte die Untersuchung von drei Strafverfolgungsbehörden ergeben, dass auf<br />
____________<br />
292 www.europol.europa.eu/content/press/more-200-children-identified-and-rescued-worldwide-policeoperation-465<br />
[Juni 2011].<br />
293 European Commission: a.a.O. (Fn. 156), S. 24.<br />
294 European Commission: a.a.O. (Fn. 156), S. 24f.<br />
295 Aebi, M. F. u. a.: European Sourcebook of Crime and Criminal Justice Statistics 2010. WODC, Den Haag<br />
2010, S. 174.