MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...
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beschaffen. Ist <strong>der</strong> erste Kontakt erfolgreich, werden mobile Gruppen an den Wohnort <strong>der</strong><br />
Angerufenen herangeführt, die dann nach weiteren Anrufen, in denen mitgeteilt wird, dass<br />
<strong>der</strong> Anrufer nun verhin<strong>der</strong>t sei, persönlich vorbei zu kommen, aber einen Vertrauten schicken<br />
werde, die Abholung des Geldes vornehmen. Aus dieser Vorgehensweise ergibt sich auch,<br />
dass die Anbahnungsgespräche ganz überwiegend fehlschlagen werden und ferner ein erhebliches<br />
Dunkelfeld besteht 255 . Der Polizei werden Fälle im Wesentlichen durch Anzeigen von<br />
Opfern bekannt. Die Vorgehensweise führt schließlich dazu, dass sich die Tatortschwerpunkte<br />
beständig verlagern. Dies wird auch an den Mustern <strong>der</strong> Warnungen vor Enkeltrickbetrügern<br />
durch die Polizei in Deutschland, Österreich und in <strong>der</strong> Schweiz sichtbar.<br />
Für die Prävention wird vor allem auf die Aufklärung alter Menschen und ihrer Angehörigen<br />
256 sowie die Zusammenarbeit mit Banken und Sparkassen gesetzt (denn die Abhebung<br />
großer Geldbeträge wird in aller Regel die Aufmerksamkeit des Schalterpersonals erregen).<br />
So gehen Ermittlungserfolge darauf zurück, dass Bankangestellte darüber informieren, dass<br />
ältere Kunden ungewöhnlich viel Geld abheben 257 . Auf Ermittlungsansätze, die an eine frühzeitige<br />
Benachrichtigung durch Banken und Sparkassen anknüpfen, zielen auch die in den<br />
letzten Jahren teilweise aufgelegten gemeinsamen Initiativen von Polizei und Finanzinstituten<br />
258 .<br />
Die spezifische Tatanbahnung bei dem Enkeltrick verweist auf die beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>der</strong><br />
Telekommunikationsdaten insbeson<strong>der</strong>e für die Herstellung von Verbindungen zwischen<br />
einer Vielzahl von meist erfolglos bleibenden Einzeltaten 259 . Beson<strong>der</strong>e Ermittlungsprobleme<br />
ergeben sich allerdings auch wegen <strong>der</strong> Begehung <strong>der</strong> Delikte aus dem Ausland, <strong>der</strong> Nutzung<br />
von ausländischen SIM-Karten und vor allem aus <strong>der</strong> Zersplitterung <strong>der</strong> Ermittlungszuständigkeiten<br />
in Deutschland. Die lokale Ermittlungszuständigkeit führe dazu, dass zahlreiche<br />
Einzeltaten registriert würden, die hinsichtlich <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Tatbegehung nicht ins Gewicht<br />
fielen und deshalb häufig in <strong>der</strong> Einstellung <strong>der</strong> Verfahren resultierten 260 . In den letzten<br />
Jahren werden deshalb zunehmend Projekte zentraler Ermittlungsführung durchgeführt 261 .<br />
Hierdurch sollen Tatzusammenhänge besser erkannt und eine effektivere Bekämpfung dieser<br />
Straftaten durch beson<strong>der</strong>s qualifizierte und spezialisierte Beamte gewährleistet werden 262 .<br />
Jedoch wird auch betont, dass eine Zusammenführung <strong>der</strong> Verfahren für Deutschland insge-<br />
____________<br />
255 So wurde in einem Kölner Verfahren festgestellt, dass die Angeklagte von den Nie<strong>der</strong>landen aus bis zu<br />
1000 Telefongespräche täglich nach Deutschland geführt habe, Kölner Stadtanzeiger, „Prozess. Tausend Telefonate<br />
pro Tag“, 5.10.2009.<br />
256 Bundeskriminalamt: Infopool Prävention. Newsletter 1/2007, S. 3.<br />
257 www.abendblatt.de/hamburg/article788687/Enkeltrick-Polnische-Banden-agieren-bundesweit.html<br />
[27.2.2006].<br />
258 Polizeipräsidium Mittelfranken: Sicherheitsbericht Nürnberg 2008. Nürnberg 2009, :S. 28.<br />
259 Polizeipräsidium Frankfurt: Polizeiliche Kriminalstatistik 2008. Teil 2. Frankfurt 2009, S. 150.<br />
260 www.rp.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1309516/index.htm; vgl. schon Ludwig, J., Enkeltrick –<br />
Kollektive Strafvereitelung durch Unzuständigkeit? <strong>der</strong> kriminalist 38 (2006), S. 55- 60 [Juni 2011].<br />
261 Polizeipräsidum Mittelfranken: Sicherheitsbericht Nürnberg 2009, Nürnberg 2010, S. 34.<br />
262 Polizeipräsidium Mittelfranken: Sicherheitsbericht Nürnberg 2008, Nürnberg 2009, :S. 28.