Fische
Fische
Fische
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
zzz<br />
<strong>Fische</strong><br />
E n d b e r i c h t<br />
E f f i z i e n z k o n t r o l l e 2 0 0 5 - 2 0 1 0<br />
Gruppe fÄr Åkologische Gutachten<br />
Detzel & MatthÇus<br />
Dreifelderstr. 31<br />
70599 Stuttgart<br />
FachbÄro fÄr GewÇsserÅkologie<br />
Bernauer & Scheckeler<br />
Alte Eisenberger Str. 2<br />
67304 Kerzenheim
Inhaltsverzeichnis:<br />
Kapitel Seite<br />
1 Einleitung 3<br />
2 Material und Methoden 5<br />
2.1 <strong>Fische</strong>rfassung 5<br />
2.1.1 Elektrobefischung 5<br />
2.1.2 ReusenfÇnge 6<br />
2.1.3 ZusÇtzliche Erfassungsmethoden - Stellnetze 7<br />
2.2 Befischungsstrecken 8<br />
2.3 Fischhabitate 9<br />
2.4 ZusÇtzliche Daten 9<br />
2.5 Auswertung 9<br />
3 Ergebnisse 11<br />
3.1 Arteninventar 11<br />
3.1.1 Schlammpeitzger 34<br />
3.2 Ergebnisse der ProjektgewÇsser 39<br />
3.2.1 Salmengrund É RH1 40<br />
3.2.2 DÇmmelschlut - RH4 46<br />
3.2.3 LettenlÅcher - RH5 50<br />
3.2.4 Schlute am Ñlhafen É KA2 56<br />
3.2.5 ÖLeimersheimer FÇhreÜ É EL2 62<br />
3.2.6 Leimersheimer Wert - EL19 68<br />
3.2.7 Oberer Eggensteiner Altrhein É EL20 71<br />
3.2.8 Unterer Eggensteiner Altrhein É EL21 76<br />
3.2.9 Niederauwasser É EL22 82<br />
3.2.10 Mittelgrund É EL32 87<br />
3.2.11 Zuleitung Metz-Doppelschleuse É LH19 94<br />
3.2.12 Gradnausbruch É LH22 98<br />
3.2.13 Feldwiesen-Bandelsfeldgraben É DE4a+b 103<br />
3.2.14 Lohfeldgraben É DE5 106<br />
3.2.15 Herrenteiler É DE 6 109<br />
3.2.16 Dan É DE7 114<br />
3.2.17 Altrhein KÅnigsee É DE8 116<br />
3.2.18 Nackfeld É DE10 121<br />
3.2.19 GeiábÅckelgraben PH 7 124<br />
3.2.20 Auschlut É PH8 128
3.2.21 GÅllerhÅhgraben - PH 9 132<br />
3.2.22 Gieágraben É PH10 134<br />
3.2.23 Hohwiesengraben É PH12 139<br />
4 Zusammenfassung 144<br />
5 Literatur 147<br />
Anhang I<br />
Jahresganglinien Pegel Maxau<br />
Anhang II<br />
Befischungsergebnisse Rohdaten
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 3<br />
1 Einleitung<br />
Endbericht Effizienzkontrolle <strong>Fische</strong><br />
Zum Nachweis der Effizienz der im LIFE-Projekt durchgefÄhrten Maánahmen wurden im Zeit-<br />
raum vom Herbst 2005 bis zum FrÄhjahr 2010 Fischbestandserhebungen in den folgenden Ge-<br />
wÇssern durchgefÄhrt:<br />
Tab. 1 Von 2005 bis 2010 befischte GewÄsser<br />
LIFE-MaÄnahmennummer GewÅsser<br />
RHEINSTETTEN<br />
RH1 NSG "Altrhein Neuburgweier" - Salmengrund<br />
RH4 DÇmmelschlut<br />
RH5 LettenlÅcher - NSG Neuburgweier<br />
KARLSRUHE<br />
KA2 Schlute am Ñlhafen<br />
EGGENSTEIN-LEOPOLDSHAFEN<br />
EL2 Leimersheimer FÇhre<br />
EL19 Leimersheimer Wert<br />
EL20 Oberer Eggensteiner Altrhein<br />
EL21 Unterer Eggensteiner Altrhein<br />
EL22 Niederauwasser<br />
EL32 Mittelgrund<br />
LINKENHEIM-HOCHSTETTEN<br />
LH19 Zuleitung Metz-Doppelschleuse<br />
LH22 Gradnausbruch<br />
DETTENHEIM<br />
DE4 Feldwiesen-Bandelsfeldgraben<br />
DE5 Lohfeldgraben<br />
DE6 Herrenteiler<br />
DE7 Dan<br />
DE8 Altrhein KÅnigsee<br />
DE10 Nackfeld<br />
Philippsburg<br />
PH7 GeiábÅckelgraben<br />
PH8 Auschlut<br />
PH9 GÅllerhÅhgraben<br />
PH10 Gieágraben<br />
PH12 Hohwiesengraben
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 4<br />
Die im Projektverlauf ausgefÄhrten Maánahmen an den GewÇssern sollten die Lebensbedin-<br />
gungen der FischzÅnosen verbessern. Dabei wurden bevorzugt GewÇsser ausgewÇhlt, in de-<br />
nen vor allem die BestÇnde der folgenden Arten der AnhÇnge der FFH-Richtlinie gefÅrdert wer-<br />
den konnten:<br />
Ä Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)<br />
Ä Steinbeiáer (Cobitis taenia)<br />
Ä Bitterling (Rhodeus amarus)<br />
AuengewÇsser sind, bis auf wenige Ausnahmen, natÄrlicherweise Sukzessionsstadien auf dem<br />
Weg zur Verlandung. In natÄrlichen Auen werden sie durch HochwÇsser immer wieder neu ge-<br />
schaffen, in den degradierten Rheinauen ist dies nur noch in sehr eingeschrÇnktem Umfang in-<br />
nerdeichs mÅglich. Deshalb besteht eine Verbesserung der Situation fÄr die Lebensbedingun-<br />
gen der Fischfauna u. a. in der mittel- bis langfristigen Erhaltung von GewÇssern, der Neuanla-<br />
ge , der Vernetzung von LebensrÇumen und der Beseitigung von Fischfallen.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 5<br />
2 Material und Methoden<br />
2.1 <strong>Fische</strong>rfassung<br />
Zur Erfassung der Fischfauna stehen u. a. folgende Methoden zur VerfÄgung:<br />
Ä Elektrobefischung<br />
Ä Zugnetzbefischung<br />
Ä Stellnetzbefischung<br />
Ä Angelfischerei<br />
Ä Reusen<br />
Da die einzelnen Methoden je nach Jahreszeit und Lebensweise der <strong>Fische</strong> unterschiedlich<br />
fÇngig sind, sollten zur vollstÇndigen Erfassung der Fischfauna mÅglichst mehrere Methoden<br />
angewandt und die Erhebungen im FrÄhjahr zur Zeit der grÅáten AktivitÇt und im Herbst nach<br />
der Reproduktion durchgefÄhrt werden.<br />
Bei den Fischbestandserfassungen von Herbst 2005 bis FrÄhjahr 2010 wurden fast ausschlieá-<br />
lich die Methoden der Elektrobefischung und ReusenfÇnge angewendet. Lediglich im FrÄhjahr<br />
2006 wurde in drei GewÇssern - RH1-Salmengrund, EL2-Leimersheimer FÇhre, EL32-<br />
Mittelgrund - durch den Berufsfischer DR. G. KUHN, Karlsruhe, ergÇnzend Stellnetze und Groá-<br />
reusen gesetzt.<br />
Nach der Feststellung der Art und der Einteilung in GrÅáenklassen wurden alle <strong>Fische</strong> wieder<br />
zurÄckgesetzt. Bei der ersten Erhebung im Herbst 2005 wurden alle <strong>Fische</strong> auf einem Meábrett<br />
(d = 0,5 cm) vermessen, um Äber die GrÅáenklassen auch annÇhrungsweise die Altersvertei-<br />
lung bei den jÄngeren JahrgÇngen bzw. die Reproduktion der vergangenen zwei Jahre zu er-<br />
mitteln. In den Folgejahren wurden die <strong>Fische</strong> visuell in 5 cm-GrÅáenklassen eingeteilt und nur<br />
die FFH-Arten vermessen<br />
2.1.1 Elektrobefischung<br />
<strong>Fische</strong> zeigen eine ausgeprÇgte positive anodische Reaktion; d. h. sie schwimmen in einem<br />
elektrischen Feld bestimmter StÇrke gezielt auf die Anode zu. Dieses Verhalten wird bei der<br />
Elektrobefischung zum Fischfang genutzt. Bei zu geringen StromstÇrken bewirkt der elektri-<br />
sche Reiz eine Fluchtreaktion (Fischscheuchanlagen). Hohe StromstÇrken oder lÇngerer Auf-<br />
enthalt im elektrischen Feld betÇuben die <strong>Fische</strong>. In AusnahmefÇllen kÅnnen - methodenbe-<br />
dingt - einzelne Individuen letal geschÇdigt werden; da den <strong>Fische</strong>n jedoch, im Gegensatz z. B.<br />
zur Stellnetz- oder Angelbefischung, keine Verletzungen zugefÄgt werden, gilt die Elektrobefi-<br />
schung als schonendste Methode zur halbquantitativen Erhebung des Fischbestandes eines<br />
GewÇssers.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 6<br />
Die Uferbereiche der grÅáeren StillgewÇsser wurden von einem Boot (LÇnge 4,5 m, TragfÇhig-<br />
keit 450 kg, Tiefgang ca. 30 cm) aus mit einem 7,5 kW-StationÇrgerÇt der Fa. EFKO elektrisch<br />
befischt. In kleineren GewÇssern kam das 1,5 kW RÄckentragegerÇt FEG 1500 watend zum<br />
Einsatz (Abb. 1).<br />
Abb. 1 Elektrobefischung<br />
Je nach GewÇsserstruktur, LeitfÇhigkeit und Fischart liegt die Effizienz bei Elektrobefischungen<br />
zwischen < 10 % und > 50 %. BeeintrÇchtigt werden kann das Fangergebnis u. a. durch die<br />
Strukturarmut eines GewÇssers, die GewÇssertiefe, reiche submerse MakrophytenbestÇnde,<br />
dichte WasserlinsenbestÇnde, Eisgang, zu geringe LeitfÇhigkeit und die Jahreszeit. Bei den<br />
Ergebnissen wird auf die - subjektive EinschÇtzung - der Effizienz eingegangen, wenn deutli-<br />
che Behinderungen vorlagen.<br />
Die besten Fangergebnisse sind in Uferbuchten und bei schmalen lang gestreckten strukturrei-<br />
chen GewÇssern - BÇche und GrÇben É zu erwarten.<br />
Die FrÄhjahrserhebungen 2006 bis 2010 waren jeweils ab Anfang April vorgesehen. Da in den<br />
ProjektgewÇssern vor allem der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) als thermophile Art erst<br />
bei hÅheren Wassertemperaturen aktiv wird, wurden die Befischungstermine 2007 aufgrund<br />
der lang anhaltenden KÇlte in das spÇte FrÄhjahr verlegt.<br />
In Kapitel 3.1 sind in den Monographien zu den Arten Anmerkungen Äber die Nachweisbarkeit<br />
der Arten mit der Elektromethode enthalten.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 7<br />
2.1.2 ReusenfÅnge<br />
Die Effizienz der Reusen als passiver Fangmethode ist von der AktivitÇt der <strong>Fische</strong> abhÇngig.<br />
Zum Einsatz kamen, je nach GewÇssergrÅáe, 3 bis 10 Kleinfischreusen der Typen:<br />
Ä Behr KÅderfischreuse 30 x 30 x 100 cm - Maschenweite 3 x 3 mm<br />
Ä Jenzi Kleinfischreuse 25 x 25 x 45 cm - Maschenweite 3 x 3 mm<br />
Die Reusen wurden mit <strong>Fische</strong>n, TauwÄrmern oder ersatzweise mit Katzen- und Fischfutter<br />
bekÅdert<br />
In den untersuchten GewÇssern muáte aufgrund der Saprobie, Eutrophie und Dissimilation der<br />
Makrophyten mit deutlichen nÇchtlichen Sauerstoffdefiziten gerechnet werden. Neben <strong>Fische</strong>n<br />
gelangen vor allem auch Molche (Urodela) in die Reusen, die dann nicht mehr an der Wasser-<br />
oberflÇche atmen kÅnnen. Um die Verluste bei <strong>Fische</strong>n und Amphibien gering zu halten wur-<br />
den die Reusen nur jeweils eine Nacht exponiert<br />
Die Kleinreusen benÅtigen einen Wasserstand von mindestens 20 cm. GrÅáere Reusen, die<br />
auch Äber Leiteinrichtungen verfÄgen kÅnnen, konnten wegen der geringen Wassertiefe in den<br />
meisten GewÇssern, bzw. in den Schlammpeitzgerhabitaten nicht eingesetzt werden. Gerade<br />
in den Schlammpeitzgerbiotopen ist der Wasserstand selbst fÄr Kleinreusen meistens gerade<br />
nur ausreichend (Abb. 2).<br />
Abb. 2 Kleinreuse im RH1-Salmengrund
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 8<br />
2.1.3 ZusÅtzliche Erfassungsmethoden - Stellnetze<br />
<strong>Fische</strong> des Freiwassers und bodenlebende Arten kÅnnen in grÅáeren GewÇssern mit der Elek-<br />
trobefischung nur unzureichend erfaát werden, da sich hier der Scheucheffekt des elektrischen<br />
Feldes negativ auf die FÇngigkeit auswirkt. Diese Arten kÅnnen vorzugsweise wÇhrend der<br />
Laichzeit im FrÄhjahr, wÇhrend der sie eine hÅhere AktivitÇt zeigen, mit Stellnetzen nachge-<br />
wiesen werden.<br />
Die Stellnetze sind Kiemennetze, d. h. die <strong>Fische</strong> verfangen sich mit den Kiemendeckeln in den<br />
Maschen und kÅnnen so nicht mehr entkommen. Die <strong>Fische</strong> schÇdigen dabei ihre Kiemen und<br />
mÄssen deshalb getÅtet werden.<br />
Zum Einsatz kamen einwandige Stellnetze mit unterschiedlichen Maschenweiten, NetzhÅhen<br />
und -lÇngen (vgl. Tab. 2). Die Netze wurden Nachmittags/Abends ausgebracht und am nÇch-<br />
sten Morgen eingeholt. Die gefangenen <strong>Fische</strong> wurden verwertet; groámaáige wurden ver-<br />
marktet, Kleinfische wie Sonnenbarsche als Futter an eine Vogelaufzuchtstation und einen<br />
Schlangenhalter abgegeben.<br />
Tab. 2 Eingesetzte Stellnetze<br />
Maschenweite 17<br />
mm<br />
20<br />
mm<br />
22<br />
mm<br />
30mm 50<br />
mm<br />
55<br />
mm<br />
80<br />
mm<br />
100<br />
mm<br />
Summe<br />
LÇnge 30 m 50 m 50 m 25 m 50 m 30 m 40 m 50 m 325 m<br />
HÅhe 1,7 m 1,8 m 1,8 m 3 m 3 m 1,8 m 3,6 m 3,6 m 834 qm<br />
Stellnetze wurden im FrÄhjahr 2006 im RH1-Salmengrund, in der EL2-Leimersheimer FÇhre<br />
und im EL-32 Mittelgrund gestellt. Im Tiefenwasserbereich kamen zusÇtzlich 22 Groáreusen<br />
mit Leitnetz und einer Maschenweite von 1 cm zum Einsatz, die einmal Äber Nacht gestellt<br />
wurden.<br />
2.2 Befischungsstrecken<br />
Die Befischungsstrecken wurden so ausgewÇhlt, daá mÅglichst alle typischen GewÇsserstruk-<br />
turen und eine FlÇche/Strecke von mindestens 20 % der GesamtflÇche/-strecke erfaát wurde.<br />
Da bei den Befischungen der grÅáeren GewÇsser meistens die <strong>Fische</strong>reiberechtigten anwe-<br />
send waren, wurden deren Empfehlungen bei der Auswahl der Befischungsstrecken mit be-<br />
rÄcksichtigt.<br />
Beginn und Ende der Befischungsstrecken wurden mit einem GPS-HandempfÇnger Garmin<br />
GPSmap 60CSx ermittelt. Die Genauigkeit der Ortsbestimmung wies aufgrund Årtlicher StÅ-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 9<br />
rungen É durch Eintiefungen und Auwald beeintrÇchtigte Satellitenerfassung É Schwankungen<br />
auf und betrug ca. 3-9m.<br />
Um halbquantitativ Individuendichten ermitteln zu kÅnnen, wurde die LÇnge der einzelnen Befi-<br />
schungsstrecken mit einem Laserentfernungsmesser Leitz LRF 900 scan (d =1m) gemessen.<br />
Allerdings variieren die Befischungsstrecken der einzelnen Erfassungsjahre bei den GewÇs-<br />
sern die deutliche Wasserstandsschwankungen aufweisen.<br />
2.3 Fischhabitate<br />
Fischhabitate sind morphologische AusprÇgungen in einem GewÇsser, die von <strong>Fische</strong>n z. B. fÄr<br />
Ä die Nahrungsaufnahme<br />
Ä die Reproduktion<br />
Ä das Heranwachsen der Jungfische<br />
Ä als Schutz vor Freáfeinden<br />
Ä zum àberwintern<br />
benÅtigt werden. FÄr eine mÅglichst artenreiche IchthyozÅnose sollte eine mÅglichst hohe<br />
StrukturdiversitÇt vorhanden sein, um den LebensraumansprÄchen der einzelnen Arten und Al-<br />
tersstadien zu entsprechen.<br />
Die Åkomorphologischen AusprÇgungen der Befischungsstrecken - insbesondere die fÄr <strong>Fische</strong><br />
wichtigen Strukturen - wurden mit einem an das LAWA ÉStrukturgÄteverfahren angelehnten Er-<br />
hebungsbogen erfaát und bei den einzelnen GewÇssern zusammenfassend unter dem Punkt<br />
Morphologie beschrieben.<br />
2.4 ZusÅtzliche Daten<br />
Neben den Erhebungen sollten Daten der Angelfischerei, die vom <strong>Fische</strong>reiberechtigten in jÇhr-<br />
lichen Fangstatistiken festgehalten werden, zur Auswertung herangezogen werden. Dazu wur-<br />
den die <strong>Fische</strong>reiberechtigten um àberlassung der Daten aus den letzten 5 Jahren gebeten. Bei<br />
der Datensammlung zeigten sich neben einer nur geringen RÄckmeldung deutliche Unterschie-<br />
de bei der Erfassung und damit der ZuverlÇssigkeit der Daten. Zu den meisten GewÇssern lie-<br />
gen Äberhaupt keine Daten vor, weil sie nicht (mehr) fischereilich bewirtschaftet werden.<br />
Auch der Datenbestand der <strong>Fische</strong>reiverwaltung, der die Ergebnisse jeder Elektrobefischung<br />
gemeldet werden mÄssen, ist aufgrund der GewÇsserauswahl sehr lÄckenhaft.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 10<br />
2.5 Auswertung<br />
Die Daten der einzelnen Bestandserhebungen befinden sich als Rohdaten in der Anlage II. FÄr<br />
die Erstellung der Graphiken zur Altersverteilung der Arten und damit die Nachweise der Re-<br />
produktion wurden auáer beim Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), Bitterling (Rhodeus ama-<br />
rus) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) keine eigenen LÇngenfrequenzdiagramme erstellt. Hier<br />
wurde auf Daten aus anderen Erhebungen zurÄckgegriffen (z. B. ALLNER 2003, KORTE 2002,<br />
2009, ZICK ET AL. 2006).<br />
Juvenile aus der Reproduktion des Erfassungsjahres und Juvenile aus den FrÄhjahrsbefischun-<br />
gen werden zusammengefaát als 0+/1, der Reproduktionsjahrgang des Vorjahres als 1+/2 , Çl-<br />
tere Individuen als >2 bezeichnet.<br />
Meistens werden die LÇngenklassen der einzelnen Arten angegeben. Bei der Interpretation der<br />
Grafiken sind die Befischungstermine FrÄhjahr und Herbst zu berÄcksichtigen.<br />
In den Grafiken "Bestandserfassung" sind nur die Ergebnisse der Elektrobefischungen berÄck-<br />
sichtigt.<br />
Die Dominanzklasseneinteilung folgt MÄhlenberg 1989 (Tab. 3)<br />
Tab. 3 Dominanzklassen nach MÅhlenberg<br />
HÄufigkeitsklasse %<br />
Hauptarten eudominant 32,0-100<br />
dominant 10,0-31,9<br />
subdominant 3,2-9,9<br />
Begleitarten rezedent 1,0-3,1<br />
subrezedent 0,32-0,99<br />
sporadisch unter 0,32<br />
Stetigkeiten des Vorkommens (Frequenz) konnten aufgrund der geringen Anzahl an Befischun-<br />
gen an den einzelnen Probestellen nicht angegeben werden. Das Verfahren fiBs zur GewÇs-<br />
serbewertung anhand von FischzÅnosen gemÇá EU-WRRL kann nur fÄr Flieá- und nicht auf<br />
AuengewÇsser angewendet werden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 11<br />
3 Ergebnisse<br />
3.1 Arteninventar<br />
In den untersuchten GewÇssern wurden insgesamt 31 Fischarten nachgewiesen (vgl. Tab. 4<br />
und Abb. 3).<br />
Tab. 4 Nachgewiesene Fischarten* in den ProjektgewÅssern<br />
Art ProjektgewÄsser Neozoon<br />
Aal (Anguilla anguilla) EL2, EL20, EL21, EL22, EL32, DE6,<br />
DE8, RH1, RH5, LH19, LH22, PH12<br />
Aland (Leuciscus idus) EL2,<br />
Brachsen (Abramis brama) DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, LH19,<br />
RH1<br />
Bitterling (Rhodeus amarus) EL2, EL 20, EL21, EL22: DE6, LH19, PH8,<br />
PH12, RH1<br />
BlaubandbÇrbling (Pseudorasbora<br />
parva)<br />
PH10 +<br />
DÅbel (Leuciscus cephalus) EL21, PH12, EL21, EL22, KA2, PH12,<br />
RH1<br />
Fluábarsch (Perca fluviatilis)<br />
Graskarpfen (Ctenopharyngodon<br />
idella)<br />
DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32,<br />
KA2, LH19, PH8, PH12, RH1, RH5<br />
EL20, EL21 +<br />
Giebel (Carassius gibelio) KA2, EL20, EL21, LH19 +<br />
GÄster (Blicca bjoerkna) RH1, EL2, KA2<br />
Goldfisch (Carassius auratus)<br />
GrÄndling (Gobio gobio) EL20, EL21, EL22, KA2, LH19<br />
Hasel (Leuciscus leuciscus) EL22, RH1<br />
Hecht (Esox lucius) DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32,<br />
KA2, LH19, RH1, RH5<br />
Karausche (Carassius carassius)<br />
Karpfen (Cyprinus carpio) DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32, KA2,<br />
LH19, PH8, RH5<br />
Kaulbarsch (Gymnocephalus<br />
cernuus)<br />
Marmorierte Grundel (Proterorhinus<br />
semilunaris)<br />
Moderlieschen (Leucaspius<br />
delineatus)<br />
EL2, EL21, EL22, RH1<br />
PH7 +<br />
EL2, PH8, RH1 +<br />
R-L<br />
BRD<br />
X 1<br />
R-L<br />
Ba-WÅ<br />
Rhein<br />
DE8 2 2<br />
DE8, EL20, EL21, EL22, EL32, LH19 V 3<br />
2<br />
FFH II<br />
2 +<br />
Rapfen (Aspius aspius) EL2, EL21, LH19, RH1 +<br />
Rotauge (Rutilus rutilus) DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32,<br />
KA2, LH19, PH8, RH1, RH5<br />
Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)<br />
DE8, EL2, EL20, EL22, EL32, LH19,<br />
PH12, RH1, RH5<br />
1 Aal keine aktuelle Rote-Liste-Einstufung, wurde aus der SÄáwasserliste in die Seewasserliste Äbernommen
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 12<br />
Fortsetzung Tab. 4<br />
Schlammpeitzger (Misgurnus<br />
fossilis)<br />
DE6, DE8, DE10 , EL19, EL20, EL21,<br />
EL22, EL32, LH22, PH12, RH5<br />
Schleie (Tinca tinca) DE6, DE8, EL2, EL19, EL20, EL21,<br />
EL22, EL32, KA2, LH19, LH22, PH8,<br />
PH10, PH12, RH1, RH5<br />
Schmerle (Barbatula barbatula)<br />
Sonnenbarsch (Lepomis<br />
gibbosus)<br />
EL22<br />
DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32<br />
LH19, PH10, PH12, RH1, RH5<br />
Steinbeiáer (Cobitis taenia) DE6, DE8, EL2, EL2, EL 20, EL21, EL22,<br />
KA2, LH19, RH1, RH5<br />
Stichling (Gasterosteus<br />
aculeatus)<br />
DE6, EL2, EL19, EL20, EL21, KA2,<br />
LH22, PH7, PH9, PH12, RH1<br />
Ukelei (Alburnus alburnus) EL2, EL22, LH19, RH1<br />
Wels (Silurus glanis) EL2, KA2 ? 2<br />
Zander (Sander lucioperca) EL20, LH19 +<br />
*die Nomenklatur folgt KOTTELAT & FREYHOF 2007<br />
Abb. 3<br />
+<br />
2 1 +<br />
2 +<br />
2 Es gab historisch Welse im Rhein. Die heutigen BestÇnde sind auf Besatz mit Donaufischen zurÄckzufÄhren. Es ist<br />
fraglich, ob der Rheinwels genetisch mit dem heutigen identisch war (KLINGER & SCHMIDT 1997).
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 13<br />
Die LIFE-GewÇsser wurden vor allem zur FÅrderung des Schlammpeitzgers, dem Fisch des<br />
Jahres 1987, ausgewÇhlt. Da dieser in FlieágewÇssern mit stÇrkerer StrÅmung nicht vorkommt,<br />
sind z. B. keine BÇche beprobt worden. Deshalb konnten viele im Raum Karlsruhe vorkommen-<br />
den rheophile Arten, wie z. B. die Groppe (Cottus gobio) oder Barbe (Barbus barbus) nicht, die<br />
Schmerle (Barbatula barbatula) nur in einem Exemplar nachgewiesen werden.<br />
Zum besseren VerstÇndnis, warum manche Arten in den ProjektgewÇssern nicht vorkommen<br />
(kÅnnen), sind die LebensraumansprÄche der einzelnen Arten - GildenzugehÅrigkeit - im fol-<br />
genden aufgefÄhrt (nach JUNGWIRTH ET AL 2003).<br />
Habitat-Gilde<br />
rheophil Arten, die flieáende LebensrÇume besiedeln und in StillgewÇssern nur aus-<br />
nahmsweise vorkommen.<br />
indifferent Arten, die flieáende und StillgewÇsserlebensrÇume besiedeln<br />
stagnophil Arten, die StillgewÇsser besiedeln und nur ausnahmsweise in flieáenden GewÇs-<br />
Reproduktions-Gilde<br />
sern vorkommen.<br />
lithophil Arten, die ihre Eier auf oder in kiesig/steinige Substrate legen<br />
psammophil Arten, die ihre Eier auf oder in sandige Substrate legen<br />
phytophil Arten, die ihre Eier auf Pflanzenmaterial ablegen<br />
ostracophil nur Bitterling, die Eier werden in Groámuscheln abgelegt<br />
marin katadrome Wanderfische, Fortpflanzung im Meer<br />
Trophie-Gilde<br />
invertivor Arten, deren Nahrung hauptsÇchlich aus Wirbellosen besteht<br />
piscivor Arten, deren Nahrung hauptsÇchlich aus <strong>Fische</strong>n besteht<br />
inverti-piscivor Arten mit Populationsteilen, die sich bevorzugt von Wirbellosen oder <strong>Fische</strong>n er-<br />
nÇhren<br />
omnivor Opportunisten, die nicht einer anderen Trophiegilde zugeordnet werden kÅnnen<br />
MobilitÅts-Gilde<br />
kurze Distanzen Ortswechsel nur in der selben FlieágewÇsserregion<br />
mittlere Distanzen RegelmÇáiger Ortswechsel in benachbarte FlieágewÇsserregionen<br />
lange Distanzen RegelmÇáiger Ortswechsel Äber mehrere FlieágewÇsserregionen
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 14<br />
Diadromie-Gilde<br />
katadrom Arten, die als Jungtiere vom Meer in BinnengewÇsser wandern und zur Fort-<br />
pflanzung wieder dorthin zurÄckkehren.<br />
anadrom Arten, die als Jungtiere aus den BinnengewÇssern zum Meer wandern und zur<br />
Fortpflanzung wieder dorthin zurÄckkehren.<br />
Im Jahr 2009 erfolgte eine grundlegende Revision der Roten Liste Deutschlands durch FREY-<br />
HOF (Tab. 4, S. 11). In ihr wurden erstmals einheitliche strenge Kriterien angewendet und der<br />
Bestandserholung einiger Arten Rechnung getragen. Danach sind von den in den Projektge-<br />
wÇssern vorkommenden Arten nur noch:<br />
Ä Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) RL 2<br />
Ä Karausche (Carassius carassius) RL 2<br />
Ä Moderlieschen (Leucaspius delineatus) RL V<br />
einer GefÇhrdungskategorie zugeordnet.<br />
Die in den ProjektgewÇssern vorkommenden Arten der FFH-AnhÇnge:<br />
Ä Steinbeiáer (Cobitis taenia)<br />
Ä Bitterling (Rhodeus amarus)<br />
Ä Rapfen ( Aspius aspius)<br />
werden, vorwiegend wegen der gÄnstigen Entwicklung der BestÇnde in den letzten Jahren, kei-<br />
ner GefÇhrdungskategorie mehr zugeordnet.<br />
Der Aal (Anguilla anguilla) wurde aus der Roten Liste der SÄáwasserfische herausge- und in die<br />
Rote Liste der marinen <strong>Fische</strong> Äbernommen. Diese wurde bisher aber noch nicht revidiert, so<br />
daá fÄr den Aal (Anguilla anguilla) eine aktuelle Rote Liste-Einstufung fehlt.<br />
Der verbreitetste Fisch war mit dem Nachweis in 17 GewÇssern die Schleie (vgl. Abb. 3). Der<br />
Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) war mit Abstand der hÇufigste Neozoe, gefolgt von Marmo-<br />
rierter Grundel (Proterorhinus semilunaris), Goldfisch (Carassius auratus), BlaubandbÇrbling<br />
(Pseudorasbora parva), Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella), Giebel (Carassius gibelio) 3<br />
und Zander (Sander lucioperca).<br />
3 Unter dem Sammelbegriff Giebel verbergen sich mÅglicherweise 3 Arten, darunter vielleicht auch eine heimische<br />
(Freyhof mÄndl. Mittlg.)
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 15<br />
Tab. 5 Gildenzuordnung der im Projekt nachgewiesenen Fischarten<br />
Çkologische Gilde<br />
Art Habitat Reproduktion Trophie MobilitÅt Diadromie<br />
Aal A. anguilla indiff. marin inverti-piscivor lange Distanzen katad.<br />
Aland Leuciscus idus rheophil phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />
Brachsen Abramis brama indiff. phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />
Bitterling Rhodeus amarus indiff. ostracophil omnivor kurze Distanzen<br />
BlaubandbÇrbl. Pseudorasbora. parva indiff. indiff. omnivor kurze Distanzen<br />
DÅbel Leuciscus cephalus rheophil lithophil omnivor kurze Distanzen<br />
Fluábarsch Perca fluviatilis indiff. phyto-lithophil inverti-piscivor kurze Distanzen<br />
Graskarpfen* Ctenopharyngodon idella stagnop. Gebietsfremd herbivor kurze Distanzen<br />
Giebel Carassius gibelio indiff. phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />
GÄster Blicca bjoerkna indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />
Goldfisch Carassius auratus indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />
GrÄndling G. gobio rheophil psammophil invertivor kurze Distanzen<br />
Hasel L. leuciscus rheophil lithophil omnivor kurze Distanzen<br />
Hecht Esox lucius indiff. phytophil piscivor kurze Distanzen<br />
Kaulbarsch Gymnocephalus cernuus indiff. phyto-lithophil invertivor kurze Distanzen<br />
Karausche C. carassius stagnop. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />
Karpfen Cyprinus carpio indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />
Marmor. Grundel Proterorhinus semilunaris indiff. lithophil omnivor kurze Distanzen<br />
Moderlieschen Leucaspius delineatus stagnop. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />
Rapfen A. aspius rheophil lithophil piscivor mittl. Distanzen<br />
Rotfeder Scardin. erythrophthalmus stagnop. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />
Rotauge R. rutilus indiff. phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />
Stichling Gasterosteus aculeatus indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />
Sonnenbarsch Lepomis gibbosus indiff. phyto-lithophil invertivor kurze Distanzen<br />
Steinbeiáer Cobitis taenia indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />
Schleie T. tinca stagnop. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />
Schlammpeitzger Misgurnus fossilis stagnop. phytophil invertivor kurze Distanzen<br />
Schmerle Barbatula barbatula rheophil lithophil invertivor kurze Distanzen<br />
Ukelei A. alburnus indiff. phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />
Wels Silurus glanis indiff.t phytophil piscivor kurze Distanzen<br />
Zander Sander lucioperca indiff. phyto-lithophil piscivor kurze Distanzen<br />
* Allochthone Art ohne belegte Reproduktion im Gebiet Einstufung nicht in DUáLING ET AL.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 16<br />
AnsprÄche der Arten, Besonderheiten und GefÇhrdung im Projektgebiet sind in den folgenden<br />
Kurzmonographien aufgefÄhrt. Da im Laufe des Projektes einige zusÇtzliche Erkenntnisse Äber<br />
den Schlammpeitzger gewonnen werden konnten, ist ihm ein eigenes Kapitel (3.1.1) gewidmet.<br />
Aal (Anguilla anguilla)<br />
Ñkologie<br />
Der Aal ist Ubiquist, d. h. er entwickelt sich in fast allen Flieá- und StillgewÇsser, auáer in kalten und reiáenden<br />
BergbÇchen. Als nachtaktiver rÇuberischer Allesfresser lebt er von Wirbellosen, Amphibien, <strong>Fische</strong>n<br />
und Aas. Als katadromer Wanderfisch verbringt er den Groáteil seines Lebens (bis Äber 20 Jahre)<br />
im SÄáwasser. Er ist relativ unempfindlich gegenÄber GewÇsserverschmutzung und Äbersteht SauerstoffmangelzustÇnde<br />
relativ gut.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Junge Glasaale bzw. Steigaale mÄssen die FlÄsse emporsteigen kÅnnen, um fÄr eine natÄrliche Erneuerung<br />
des Bestandes zu sorgen. Dabei kÅnnen kleinere Querbauwerke in feuchten NÇchten umwandert<br />
werden, selbst WasserfÇlle bilden kein Hindernis. Blankaale wandern aus den BinnengewÇssern Richtung<br />
Meer, um sich in der Sargassosee zu reproduzieren. Durch die groáen Distanzen, die Aale zurÄcklegen,<br />
geraten sie z. B. in Flieáwasserkraftwerken hÇufig in die Turbinenschaufeln und werden von diesen<br />
letal verletzt.<br />
GewÇsser<br />
Als nachtaktiver Bodenfisch benÅtigt der Aal tagsÄber VersteckmÅglichkeiten wie Blocksteine oder<br />
Totholz. Der Aal besiedelt GewÇsser unterschiedlicher GrÅáe und Tiefe; kleine GrÇben, BÇchen, Seen<br />
und FlÄssen, besondere AnsprÄche stellt er dabei nicht.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Aal ist durch den Verbau und die Nutzung unserer GewÇsser sowie durch den Fang von Glasaalen<br />
fÄr den Export nicht mehr in der Lage seinen Bestand durch rÄckwandernde Jungtiere zu erhalten (im<br />
Rheindelta wurden in den vergangenen Jahren kaum noch aufwandernde Aale beobachtet, VAN DER VEL-<br />
DE mÄndl. Mitt.). Eine kÄnstliche Nachzucht ist bisher nicht mÅglich. Seit einiger Zeit wird von Berufs- und<br />
Sportfischern ein deutlicher RÄckgang der Aalpopulation festgestellt. Als Ursachen werden zusÇtzlich<br />
Einschleppung von Parasiten, Pestizidbelastungen, hormonelle Belastungen, Auf- und Abstiegshindernisse,<br />
Kraftwerksturbinen, Kormoran und die KlimaÇnderung diskutiert. Nur die Belastung durch den<br />
Acanthocephalen Parateniusentis ambiguus hat sich inzwischen reduziert, da diesem mit dem Verschwinden<br />
des Flohkrebses Gammarus tigrinus der Zwischenwirt abhanden gekommen ist. Durch die<br />
stark erhÅhten Preise fÄr Satzaale ist aber auch der Besatz rÄcklÇufig. Der Aal ist, auch aufgrund seiner<br />
langen Lebensspanne, nach wie vor in vielen ProjektgewÇssern vertreten, so daá er aktuell immer noch<br />
relativ weit verbreitet ist. Geht die Anzahl der Setzaale weiter zurÄck, sind die AalbestÇnde hochgradig<br />
gefÇhrdet. Da der Aal als beliebter Speisefisch in der Vergangenheit oft Äberbesetzt war, kÅnnte ein<br />
RÄckgang der AalbestÇnde die EntwicklungsmÅglichkeiten von Kleinfischen verbessert haben.<br />
Es bleibt zu hoffen, daá das EU-Aalschutzprogramm, die seit 2007 geltenden HandelseinschrÇnkungen<br />
gemÇá WASHINGTONER ARTENSCHUTZABKOMMEN und das u. a. fÄr das Projektgebiet bis 2012 geltende<br />
Fangverbot in Zukunft den weiteren RÄckgang der AalbestÇnde verhindern.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 17<br />
Aland (Leuciscus idus)<br />
Ñkologie<br />
Der bis zu 50 cm groá werdende Aland bevorzugt grÅáere stehende oder langsam flieáende GewÇsser,<br />
wo er sich in Gruppen von Anflugnahrung, Plankton und Makrozoobenthos ernÇhrt. Die Eier werden zwischen<br />
April und Juni im strÅmenden Flachwasser Äber Kies abgelaicht ((DUáLING & BERG 2001), andere<br />
Quellen sprechen von der Ablage an Steinen oder Pflanzen ( PELZ & BRENNER 1998), zur àberwinterung<br />
zieht er in tiefere Bereiche. Das Rheineinzugsgebiet bildet seine westliche Verbreitungsgrenze. Die Goldorfe<br />
(Zierfisch, Biomonitoring) ist eine Zuchtform des Alands.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Er fÄhrt LaichzÄge fluáaufwÇrts, in die ZuflÄsse und RÄckwanderungen in die àberwinterungsareale aus.<br />
Deshalb ist er auf durchgÇngige Flieástrecken und MÄndungsbereiche angewiesen.<br />
GewÇsser<br />
Seine Vorkommen sind auf grÅáere Still- und trÇge flieáende GewÇsser beschrÇnkt, die ausreichende<br />
sauerstoffversorgte Tiefenbereiche zur àberwinterung aufweisen. Zur Fortpflanzung sind durchstrÅmte,<br />
flache, kiesig/steinige oder pflanzenbestandene Uferbereiche notwendig.<br />
Sein RÄckgang im Donaugebiet wird auf den GewÇsserverbau und die GewÇsserverschmutzung im Laufe<br />
der Industrialisierung zurÄckgefÄhrt. Auch die natÄrliche Verschlechterung der WasserqualitÇt in den<br />
SeitengewÇssern durch Verschlammung kÅnnte zu seinem RÄckgang beigetragen haben. Er gehÅrt zu<br />
den Arten, die hÅhere AnsprÄche an die WasserqualitÇt stellen.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Aland ist aufgrund seiner Lebensweise und seines Lebensraums elektrisch nur schwer nachzuweisen,<br />
besser geeignet sind Stellnetze. Aber auch Berufsfischern gelingen selten Nachweise (mÄndl. Mitt.<br />
KUHN, STOLZ). JÄngere Exemplare kÅnnen mit dem Rotauge verwechselt werden. Selbst unter BerÄcksichtigung<br />
dieser EinschrÇnkungen ist der Aland im Projektgebiet eine der selteneren Fischarten. DUá-<br />
LING& BERG 1998 halten ihn fÄr im Rheinsystem ursprÄnglich fehlend und fÄhren Fundmeldungen Äberwiegend<br />
auf Fehlbestimmungen zurÄck. Nach LELEK & BUHSE 1992 soll er bis 1880 im Oberrhein hÇufig<br />
gewesen sein.<br />
Bitterling (Rhodeus amarus)<br />
Ñkologie<br />
Der in AusnahmefÇllen bis zu 10cm groá werdende Bitterling (Abb. 4) benÅtigt zur Fortpflanzung Groámuscheln<br />
(z. B. Gattung Anodonta, Unio), die das revierbildende MÇnnchen zur Laichzeit verteidigt. Die<br />
Weibchen legen Äber eine LegerÅhre Eier in die Muschel, die vom MÇnnchen Äber den Siphon des Wirtes<br />
besamt werden. Der Bitterling verlÇát erst als schwimmfÇhiger Jungfisch die KiemenhÅhle der Muschel.<br />
Das bedeutet, daá sich ohne Groámuscheln keine Bitterlingspopulation erhalten kann, auch wenn<br />
die sonstigen Rahmenbedingungen dazu geeignet wÇren. Der Bitterling ernÇhrt sich von Algen, Plankton<br />
und Makrozoobenthos. Er war Fisch des Jahres 2008.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Bitterling kÅnnen sich dauerhaft in StillgewÇssern fortpflanzen, Wanderhindernisse sind deshalb hÅchstens<br />
fÄr die Ausbreitung der Art limitierend, wobei der Kleinfisch nicht imstande ist selbst kleinere Wehre<br />
zu Äberwinden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 18<br />
GewÇsser<br />
Der Bitterling bevorzugt langsam flieáende bis stehende GewÇsser mit sandig/schluffigem Untergrund,<br />
oder oxidierter Detritusauflage. Die BitterlingsgewÇsser mÄssen einen ganzjÇhrig mit Sauerstoff ausreichend<br />
versorgten Bodengrund aufweisen, da sich sonst die Groámuscheln nicht reproduzieren kÅnnen.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Bitterling konnte in 10 ProjektgewÇssern nachgewiesen werden, obwohl er als eher bodenorientierter<br />
Kleinfisch in grÅáeren GewÇssern elektrisch und mit Reusen im Uferbereich schwierig zu fangen ist.<br />
HOFMANN fand 2009 im Raum Karlsruhe einige BitterlingsgewÇsser vereinzelt mit erstaunlich hohen Individuendichten.<br />
Die meist aber nur geringen Individuenzahlen in isolierten Populationen weisen ihn aber<br />
noch immer als potentiell gefÇhrdete Art im Projektgebiet aus. Als weitere GefÇhrdung ist in neuerer Zeit<br />
der illegale Besatz mit asiatischen Bitterlingsarten hinzugekommen.<br />
Abb. 4 Bitterling 1,1<br />
Bitterlinge sollen eine KÅrperlÇnge bis ca. 10 cm erreichen kÅnnen. Die nachgewiesenen Individuen waren<br />
mit einer KS-LÇnge von max. 7 cm deutlich kleiner (Abb. 5). Daá bei den Herbstbefischungen keine<br />
Individuen unter 2 cm gefangen wurden, kann an der Erfassungsmethode (Maschenweite Kescher 4 mm<br />
x 4 mm), oder daran liegen, daá junge Bitterlinge (0 + ) bereits im Herbst eine GrÅáe von ca. 2 cm erreichen.<br />
Im FrÄhjahr waren die kleinsten Exemplare mindestens ca. 3 cm lang, so daá davon ausgegangen<br />
werden kann, daá Bitterlinge am Oberrhein im ersten Lebensjahr eine GrÅáe von ca. 3 - 4 cm erreichen.<br />
Abb. 5<br />
Individuen<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Bitterling - LÅngenfrequenzdiagramm<br />
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0 9,5<br />
Altersklasse 0+/1 >1<br />
KÅrperlÇnge in cm
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 19<br />
BlaubandbÅrbling (Pseudorasbora parva)<br />
Ñkologie<br />
Der BlaubandbÇrbling wurde in den 80er Jahres des letzten Jahrhunderts in Baden-WÄrttemberg eingeschleppt.<br />
Er gehÅrt zu den GrÄndlingen und ist tolerant gegenÄber hohen Temperaturen und GewÇsserverschmutzung.<br />
Er ernÇhrt sich von Plankton und Makrozoobenthos, laicht mehrfach im Jahr und kann<br />
sich bereits als JÇhrling wieder fortpflanzen.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Er fÄhrt keine Wanderungen durch, kann aber aufgrund seiner fÄr einen Kleinfisch guten Schwimmleistungen<br />
rasch neue GewÇsserabschnitte besiedeln.<br />
GewÇsser<br />
Der BlaubandbÇrbling kommt in allen Arten von Flieá- und StillgewÇssern vor. In stark strÅmenden BÇchen<br />
bevorzugt er ruhigere Abschnitte.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der BlaubandbÇrbling ist fÄr das Oberrheingebiet allochthon und deshalb nicht gefÇhrdet.<br />
Brachsen, Brasse, BrÅse, Blei (Abramis brama)<br />
Ñkologie<br />
Der hochrÄckige, bis zu 70 cm groá werdende Brachsen lebt in Seen und den UnterlÇufen groáer FlieágewÇsser<br />
(Brachsenregion). Als bodenorientierter Fisch ernÇhrt er sich vor allem von Makrozoobenthos,<br />
das er mit seinem vorstÄlpbaren Maul ergreift, wobei die BrachsenlÅcher genannten Fraágruben im GewÇssergrund<br />
entstehen kÅnnen. Die Umlagerung der oberen SubstratoberflÇche fÄhrt zur verstÇrkten<br />
Freisetzung von NÇhrstoffen (Phosphor, Stickstoff) in den unteren WasserkÅrper. Der Brachsen kann so<br />
in bereits belasteten GewÇssern zu einer zusÇtzlichen Verschlechterung der WasserqualitÇt beitragen<br />
(Intern loading). Er laicht in groáen SchwÇrmen zwischen Mai und Juli an Substraten, an denen sich die<br />
Eier anheften kÅnnen, wie Makrophyten, Algen, Totholz.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Der Brachsen wandert vor bzw. zwischen den LaichvorgÇngen kurze bis mittlere Distanzen, z. B. aus<br />
dem Strom zu den LaichplÇtzen in den angeschlossenen RheinseitengewÇssern, oder zur àberwinterung<br />
in tiefere Bereiche (Lateralwanderung).<br />
GewÇsser<br />
Der Brachsen meidet GewÇsser mit starker StrÅmung und steinigem Untergrund. Als bodenorientierter<br />
Fisch, der Feinsedimente bevorzugt, ist er gegenÄber GewÇsserverschmutzung relativ tolerant.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Brachsen pflanzt sich in vielen ProjektgewÇssern mit und ohne Rheinanbindung fort. Ausgewachsene<br />
Exemplare kÅnnen elektrisch nicht reprÇsentativ gefangen werden, bei Netzbefischungen gelangen<br />
sie, vor allem wÇhrend der Laichzeit, im FrÄhjahr in die Stellnetze. Er ist einer unserer hÇufigsten Weiáfische<br />
und nicht gefÇhrdet.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 20<br />
DÉbel (Leuciscus cephalus)<br />
Ñkologie<br />
Der bis max. 60 cm lang werdende DÅbel ist in allen Altersstadien Allesfresser. Er laicht zwischen April<br />
und Juni im Uferbereich Äber kiesigen Stellen sowie an Pflanzen oder Steinen, an denen die klebrigen<br />
Eier haften bleiben. Die Jungfische leben in SchwÇrmen, wÇhrend grÅáere Tiere oft EinzelgÇnger sind. Er<br />
soll ein bedeutender Wirtsfisch fÄr die Entwicklung der Groámuscheln (Unio spec.) sein.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Beim DÅbel wurden zwar lÇngere Wanderungen nachgewiesen, er unternimmt jedoch in der Regel nur<br />
LaichzÄge und wird durch Querbauwerke nicht vÅllig an der Reproduktion gehindert.<br />
GewÇsser<br />
Unterhalb des Epirhithrals besiedelt der DÅbel fast alle GewÇsser, bis auf kleine GrÇben oder Kleinteiche.<br />
Er kommt auch und gerade in stÇrker belasteten GewÇssern vor, die jedoch z. B. durch turbulente StrÅmung<br />
immer noch ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der DÅbel wurde nur in 7 ProjektgewÇssern nachgewiesen, wobei dies vor allem auf die GewÇsserauswahl<br />
zurÄckzufÄhren ist. Er ist im Projektgebiet nicht gefÇhrdet.<br />
Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus)<br />
Ñkologie<br />
Der bis ca. 10cm groá werdende Stichling erhielt seinen Namen wegen der 3 aus Flossenstrahlen gebildeten<br />
harten, isoliert stehenden RÄckenstacheln. Statt Schuppen schÄtzen ihn Knochenplatten. Das<br />
MÇnnchen bekommt im April bis Juni eine attraktive HochzeitsfÇrbung und betreibt Brutpflege. Als Allesfresser<br />
ernÇhrt er sich vorwiegend von Kleintieren, aber auch von Makrophyten und GrÄnalgen. Er ist tolerant<br />
gegenÄber GewÇsserverschmutzung.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Im KÄstenbereich ist der Stichling ein Wanderfisch und auf die DurchgÇngigkeit der MÄndungsbereiche<br />
angewiesen. Im Binnenland kann er z. B. zum àberwintern tiefere GewÇsserbereiche aufsuchen und so<br />
kleinrÇumige Wanderungen durchfÄhren.<br />
GewÇsser<br />
Der Stichling bewohnt GewÇsser aller Art, meidet aber starke StrÅmung. Er kann sich in kleinen und groáen<br />
GrÇben, Altwassern, Seen und strÅmungsberuhigten Buchten von FlieágewÇssern reproduzieren.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Stichling konnte in 12 ProjektgewÇssern nachgewiesen werden. Er ist im Gebiet, selbst in KlÇranlagenauslÇufen,<br />
hÇufig und nicht gefÇhrdet.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 21<br />
FluÄbarsch (Perca fluviatilis)<br />
Ñkologie<br />
Der Fluábarsch wird bis max. 45 cm groá und lebt als Jungtier in SchwÇrmen von Plankton und Makrozoobenthos.<br />
âltere Tiere werden meist EinzelgÇnger und ernÇhren sich rÇuberisch. Die LaichschnÄre<br />
werden vorzugsweise an Totholz, Steinen oder Wasserpflanzen abgelegt. Die Art ist mit der zweigeteilten<br />
RÄckenflosse und den dunklen Querbinden unverwechselbar.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Fluábarschlaich soll oft mit WasservÅgeln verbreitet werden, er ist deshalb nicht auf ein durchgÇngiges<br />
GewÇssersystem angewiesen.<br />
GewÇsser<br />
Der Fluábarsch besiedelt Altarme, Seen, FlÄsse und BÇche bis in die untere Salmonidenregion, wobei er<br />
nur Bereiche mit starker StrÅmung meidet und solche mit Deckung bevorzugt.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Fluábarsch konnte in 12 ProjektgewÇssern nachgewiesen werden. Nach Aussagen von Sport- und<br />
Berufsfischern sind die BestÇnde in den letzten Jahren zurÄckgegangen. Vor allem <strong>Fische</strong> der GrÅáenklasse<br />
zwischen 20-30 cm werden nur noch wenige gefangen. Diskutiert wird u. a. der Einfluá des Kormorans<br />
auf die BestandsrÄckgÇnge. Eine GefÇhrdung im Gebiet besteht jedoch nicht.<br />
Giebel (Carassius gibelio)<br />
Ñkologie<br />
Der Giebel wird als Jungtier oft mit dem Karpfen verwechselt und so unbeabsichtigt besetzt. GrÅáere Exemplare<br />
werden oft mit der Karausche verwechselt. Er Äbersteht SauerstoffmangelzustÇnde hervorragend.<br />
Der Allesfresser hat ein bemerkenswertes Fortpflanzungsverhalten, die Gynogenese. Die Eier benÅtigen<br />
zur Entwicklung nicht das Sperma der eigenen Art, Cyprinidenspermien lÅsen die Eientwicklung<br />
aus, ohne daá es zu einer Befruchtung kommt. Die daraus entstehenden Jungfische sind alle weiblichen<br />
Geschlechts.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Der Giebel fÄhrt keine Wanderungen durch und ist nicht auf die DurchgÇngigkeit der GewÇsser angewiesen.<br />
GewÇsser<br />
Pflanzenreiche StillgewÇsser aller Art und GrÅáe werden ebenso wie strÅmungsberuhigte Buchten grÅáerer<br />
FlieágewÇsser besiedelt.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Giebel ist fÄr das Oberrheingebiet allochthon und deshalb nicht gefÇhrdet.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 22<br />
Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella)<br />
Ñkologie<br />
Der ab 1965 eingefÄhrte bis zu 120 cm groá werdende Pflanzenfresser pflanzt sich in Deutschland glÄcklicherweise<br />
(noch) nicht natÄrlich fort. In seiner ostasiatischen Heimat benÅtigt er strÅmende GewÇsserabschnitte<br />
und Temperaturen Äber 20äC.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
àber das Wanderverhalten ist nichts bekannt.<br />
GewÇsser<br />
Die baden-wÄrttembergischen Vorkommen beruhen auf Besatz, der durchgefÄhrt wurde, um die den Angelsport<br />
und Berufsfischerei behindernden Makrophyten in StillgewÇssern zurÄckzudrÇngen. In Deutschland<br />
wird er nicht als Speisefisch geschÇtzt.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Graskarpfen ist fÄr das Oberrheingebiet allochthon und deshalb nicht gefÇhrdet. Inzwischen hat sich<br />
die Erkenntnis durchgesetzt, daá die Nachteile des Graskarpfenbesatzes fÄr ein GewÇsser die Vorteile<br />
deutlich Äberwiegen. Die Vorkommen des langlebigen Asiaten sind deshalb meist auf lÇnger zurÄckliegende<br />
oder illegale Besatzmaánahmen zurÄckzufÄhren.<br />
Goldfisch (Carassius auratus)<br />
Ñkologie<br />
Der Goldfisch wurde lange als Zuchtform des Giebels angesehen Er stammt aus Asien, Äberlebt auch<br />
sehr schlechte Sauerstoffversorgung und wird von ignoranten "Tierfreunden" in fast jedem neu geschaffenen<br />
GewÇsser besetzt. Sie vermehren sich in GewÇssern aller Art. Nach wenigen Generationen haben<br />
sie meistens ihre Farbe verloren und sind mit ihrer WildfÇrbung wieder besser vor Freáfeinden geschÄtzt<br />
(Abb. 6).<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Der Goldfisch fÄhrt keine Wanderungen durch<br />
GewÇsser<br />
Er Äberlebt in (fast) allen stehenden GewÇssern, kann MassenbestÇnde entwickeln und dadurch u. a. den<br />
Schlammpeitzger und Amphibien gefÇhrden.<br />
GefÇhrdung<br />
Als allochthone Art ist der Goldfisch nicht gefÇhrdet.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 23<br />
GrÑndling (Gobio gobio)<br />
Ñkologie<br />
Der bis 20cm lange GrÄndling ist an seinem unterstÇndigen Maul mit 2 Barteln leicht zu erkennen. Er besiedelt<br />
vor allem Bach- und Fluáabschnitte mit sandig/ schluffigem bis kiesigem Untergrund, Äber dem er<br />
zwischen Mai und Juni seine Eier ablegt. Er ist wenig anspruchsvoll, ernÇhrt sich von Kleintieren und<br />
Aas, ertrÇgt hÅhere Wassertemperaturen und lebt gesellig.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
GrÄndlinge sind relativ standorttreu. Sie bilden in querverbauten GewÇssern auch isolierte Populationen.<br />
Die StillgewÇsserpopulationen fÄhren kurze LaichzÄge durch.<br />
GewÇsser<br />
GrÄndlinge bevorzugen mÇáig bis stark strÅmende GewÇsser vom Hyporhithral bis zum Rhein. Sie kommen<br />
seltener auch in kleineren StillgewÇssern und Seen vor, sofern diese den zur Fortpflanzung erforderlichen<br />
sandig/ schluffigen bis kiesigen Untergrund aufweisen. Die Gelege reagieren empfindlich auf<br />
àberdeckung mit Schlamm oder Sauerstoffmangel.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Abb. 6 Goldfische im Elektrokescher<br />
Der GrÄndling lÇát sich elektrisch gut fangen. Die geringe Anzahl an Nachweisen ist vor allem auf die<br />
Auswahl der ProjektgewÇsser zurÄckzufÄhren. Bei anderen Erhebungen im Projektgebiet war er durchaus<br />
hÇufig. Er ist nicht gefÇhrdet.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 24<br />
GÑster, Blicke (Blicca bjoerkna)<br />
Ñkologie<br />
Der bis zu 30 cm lang werdende GÄster ist ein seitlich abgeflachter Weiáfisch; er ist ein typischer bodenorientierter<br />
Fisch der Brachsenregion, lebt in SchwÇrmen oft mit diesem vergesellschaftet und ernÇhrt<br />
sich als Friedfisch von Plankton, Makrozoobenthos und Pflanzen. Er bevorzugt pflanzenreiche GewÇsser,<br />
wo die Eier beim Ablaichen von Mai bis Juni an den Makrophyten kleben bleiben. Jungtiere bis ca. 5 cm<br />
kÅnnen leicht mit dem Brachsen verwechselt werden. Erwachsene GÄster besitzen jedoch im Gegensatz<br />
zu diesem rÅtliche Flossenbasen<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Der GÄster unternimmt keine lÇngeren Wanderungen, ist aber auf strÅmungsberuhigte LateralgewÇsser<br />
angewiesen, die er im FrÄhjahr aufsucht um darin zu laichen.<br />
GewÇsser<br />
Er bevorzugt wenig strÅmende, pflanzenreiche GewÇsser mit weichem Bodengrund, wie Altarme und<br />
Staubereiche von FlÄssen. Er scheint empfindlicher als der Brachsen auf GewÇsserverschmutzung zu<br />
reagieren.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der GÄster wurde aufgrund der GewÇsserauswahl nur zweimal - vor allem bei den Stellnetzbefischungen<br />
- nachgewiesen, ist aber im Gebiet hÇufig, eine GefÇhrdung besteht wahrscheinlich nicht.<br />
Hasel (Leuciscus leuciscus)<br />
Ñkologie<br />
Der bis zu 30 cm groá werdende Hasel kann mit dem DÅbel verwechselt werden, besitzt im Gegensatz<br />
zu diesem aber eine konkave Afterflosse. Der oberflÇchenorientierte Schwarmfisch bevorzugt FlieágewÇsser<br />
des Metarhithrals bis Epipotamals und ernÇhrt sich vor allem von GewÇsserkleintieren und seltener<br />
von Pflanzen. Er laicht im FrÄhjahr Äber kiesig-steinigem Grund in Flachwasserbereichen. Im Gegensatz<br />
zum DÅbel werden GewÇsserverschmutzungen nur bei einer ausreichend hohen SauerstoffsÇttigung<br />
toleriert.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Der Hasel unternimmt zur Laichzeit auch lÇngere Wanderungen, um geeignete Flieástrecken aufzusuchen<br />
und ist deshalb auf die DurchgÇngigkeit der GewÇsser angewiesen.<br />
GewÇsser<br />
Der Hasel bevorzugt FlieágewÇsser und ist nur selten beispielsweise in Seen zu finden. Er meidet reiáende<br />
Abschnitte und benÅtigt zur Fortpflanzung durchstrÅmte kiesig/ steinige Bodenbereiche.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Viele ProjektgewÇsser sind fÄr den Hasel nicht geeignet. Deshalb wurde er nur an einem Standort nachgewiesen.<br />
Obwohl er nicht in gleichem Maáe wie andere Arten von der Verbesserung der WasserqualitÇt<br />
profitieren konnte, ist der Hasel jedoch wahrscheinlich nicht gefÇhrdet.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 25<br />
Hecht (Esox lucius)<br />
Ñkologie<br />
Der bis Äber 1m groá werdende Hecht ist ein standorttreuer LauerjÇger. Von UnterstÇnden aus erfaát er<br />
seine Beute optisch und stÅát mit hoher Beschleunigung zu. Sein Nahrungsspektrum umfaát neben <strong>Fische</strong>n,<br />
Amphibien, VÅgeln und KleinsÇugern auch Artgenossen. Er laicht frÄh im Jahr (ab Februar) an<br />
Flachufern ab. Grasbewachsene àberschwemmungsbereiche werden jedoch genau so gerne angenommen.<br />
Bei ausreichender Nahrung und hohen Sommertemperaturen kÅnnen JÇhrlinge bereits bis zu 35 cm<br />
groá werden. Der Hecht toleriert organische GewÇsserverschmutzung.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Hechte suchen zum Laichen flache, sich rasch erwÇrmende àberschwemmungsflÇchen oder GrÇben auf<br />
und ziehen kurze Distanzen.<br />
GewÇsser<br />
Still oder schwach flieáende GewÇsser aller Art und GrÅáe kÅnnen vom Hecht besiedelt werden, sofernsie<br />
Äber ausreichend UnterstÇnde É Makrophyten, Totholz Éund mÅglichst ausgedehnte Flachuferbereiche,<br />
die sich im FrÄhjahr rasch erwÇrmen kÅnnen, verfÄgen.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Hecht wird als beliebter Speise- und Sportfisch hÇufig besetzt. Er konnte in 11 ProjektgewÇssern<br />
nachgewiesen werden. Erfreulich ist, daá mit vielen BrÄtlingen und Jungtieren auch hÇufig die Reproduktion<br />
des Hechts belegt werden konnte. NatÄrlicherweise kommt es, je nach àberschwemmungsbedingungen<br />
in der Aue, in einzelnen Jahren zu deutlichen Populationsschwankungen. Er ist zur Zeit im Projektgebiet<br />
nicht gefÇhrdet.<br />
Karausche (Carassius carassius)<br />
Ñkologie<br />
Die Karausche (Abb. 7) ist eine phytophile Art der StillgewÇsser, die StrÅmung meidet. Der Allesfresser<br />
ist tolerant gegenÄber SauerstoffmangelzustÇnden und ertrÇgt die oft stark schwankenden chemisch/physikalischen<br />
Wasserbedingungen stark verkrauteter KleingewÇsser. Selbst kurze Austrocknungsphasen<br />
Äbersteht sie im Schlamm eingegraben. Die zahlreichen Eier werden in stark verkrauteten<br />
Bereichen abgelegt. Die Karausche wird oft mit dem an Çhnliche Bedingungen angepaáten, aber allochthonen<br />
Giebel verwechselt. Der dunkle Fleck auf dem Schwanzstiel der Jungkarauschen ist nicht<br />
immer deutlich ausgeprÇgt. Sicheres Unterscheidungsmerkmal ist das bei der Karausche helle und beim<br />
Giebel dunkle Bauchfell.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Die Karausche fÄhrt keine Wanderungen durch.<br />
GewÇsser<br />
Die Karausche bevorzugt als Lebensraum stark verkrautete StillgewÇsser aller Art, wie GrÇben, Teiche,<br />
und Altwasser. In FlieágewÇssern ist sie nur in strÅmungsberuhigten Bereichen zu finden. Auch in warmen<br />
GewÇssern mit zeitweise nur sehr geringer SauerstoffsÇttigung sind Vorkommen der Art mÅglich.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Da die Karausche oft mit dem Giebel verwechselt wird, ist ihr Status am Oberrhein nicht geklÇrt. Von den<br />
ProjektgewÇssern wÇren mindestens 7 fÄr die Karausche geeignet, daá sie nur in einem GewÇsser
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 26<br />
nachgewiesen werden konnte, spricht fÄr die Seltenheit dieser, fÄr verlandende Altwasser eigentlich typischen<br />
Art. Im Gebiet gelangen bisher keine weiteren eigenen Nachweise. Die Karausche ist É nicht nur É<br />
im Projektgebiet die am stÇrksten gefÇhrdete stagnophile Art und wurde 2009 als eine der wenigen Arten<br />
von FREYHOF in der RL der BRD auf die GefÇhrdungskategorie 2 hochgestuft. Mit Recht wurde sie Fisch<br />
des Jahres 2010.<br />
Karpfen (Cyprinus carpio)<br />
Ñkologie<br />
Der Karpfen ist ein bodenorientierter wÇrmeliebender Cyprinide, der in der Wild- und Zuchtform (Spiegelkarpfen)<br />
stehende GewÇsser und ruhige Buchten groáer FlieágewÇsser besiedelt. Der bis zu 120 cm<br />
groá werdende nachtaktive Friedfisch ernÇhrt sich von Makrozoobenthos und Pflanzen, die er grÄndelnd<br />
in weichem Bodengrund sucht. Der Laichvorgang beginnt ab ca. 16äC Wassertemperatur, die Eier werden<br />
dabei an Wasserpflanzen und Wurzelwerk im z. T. nur wenige Zentimeter tiefen Wasser abgelegt.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Vor allem der Wildkarpfen sucht zur Laichzeit sich rasch erwÇrmende àberschwemmungs- und Flachwasserbereiche<br />
auf und fÄhren Lateralwanderungen durch.<br />
GewÇsser<br />
NatÄrlich in strÅmungsarmen oder stillen GewÇssern mit sich rasch erwÇrmenden Flach- oder àberschwemmungszonen.<br />
Besatz in fast allen fischereilich bewirtschafteten StillgewÇssern. Der Wildkarpfen<br />
ist strÅmungstoleranter und besiedelt auch ruhiger flieáende Bereiche der StrÅme.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Abb. 7 Karausche<br />
Der Karpfen wird als beliebter Speisefisch hÇufig besetzt; leider wird dabei immer noch die hochrÄckigere<br />
Variante des Spiegelkarpfens bevorzugt, der sich mit der Wildform mischen kann. Limitierend fÄr die Reproduktion<br />
des Karpfens ist die Wassertemperatur zur Fortpflanzungszeit, so daá es witterungsabhÇngig<br />
zu deutlichen Reproduktionsschwankungen kommen kann. Aus SÄdeuropa/Asien stammend wurde er<br />
bereits in historischer Zeit (vor 1492) domestiziert eingefÄhrt und ist deshalb nach der gÇngigen Definition<br />
als heimische Art anzusehen. ArchÇologische Funde deuten Äberdies auf ein natÄrliches Vorkommen in<br />
Baden-WÄrttemberg hin. Er wurde in 10 ProjektgewÇssern nachgewiesen und ist im Gebiet, auch aufgrund<br />
des hÇufigen Besatzes, nicht gefÇhrdet. Die Wildform ist jedoch nach wie vor selten anzutreffen.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 27<br />
Kaulbarsch, Rotzbarsch (Gymnocephalus cernuus)<br />
Ñkologie<br />
Geselliger bodenorientierter Fisch groáer FlieágewÇsser - Kaulbarsch-Flunder-Region -, der kaum 20cm<br />
KÅrperlÇnge erreicht. Er ernÇhrt sich von Makrozoobenthos und heftet seine LaichschnÄre und -klumpen<br />
an Substrate aller Art.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Vom Kaulbarsch sind keine lÇngeren Wanderungen bekannt. Er sucht zur Laichzeit aber auch SeitengewÇsser<br />
auf.<br />
GewÇsser<br />
Er ist in allen groáen, trÇge flieáenden FlÄssen zu finden, wobei Stauhaltungen die Vermehrung zu begÄnstigen<br />
scheinen. Er meidet kleinere GewÇsser und schnellflieáende BÇche.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Obwohl nur in 4 ProjektgewÇssern in wenigen Exemplaren nachgewiesen, gehÅrt der Kaulbarsch im Projektgebiet<br />
nicht zu den gefÇhrdeten Arten. Im Rheinstrom selbst bildet er, nach eigenen Beobachtungen<br />
in Kraftwerken, grÅáere BestÇnde.<br />
Marmorierte Grundel (Proterorhinus semilunaris)<br />
Ñkologie<br />
Bei der sich seit 1998 Äber den Main auch im Rhein ausbreitende Art handelt es sich um Proterorhinus<br />
semilunaris (PATZNER & SCHWEIGER 2007). Die bekanntere Marmorgrundel (P. marmoratus) ist bisher nur<br />
im Meer- und Brackwasser nachgewiesen worden. Die bis ca. 10 cm groá werdende Marmorierte Grundel<br />
kommt aus der Pontokaspis und erreichte Äber den Rhein-Main-Donau-Kanal den Rhein. Sie ist<br />
dÇmmerungsaktiv und findet in den SteinschÄttungen der Uferverbaue ideale Lebensbedingungen. Die<br />
Weibchen heften ihre bis zu 200 spitzovalen Eier (Abb. 8) ab April an die Unterseite von Steinen, wo sie<br />
vom MÇnnchen bewacht und mit frischem Wasser versorgt werden.<br />
Abb. 8 Eier und Adulttier der Marmorierten Grundel
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 28<br />
Sie besitzt keine Schwimmblase und jagt in den Spalten der UferschÄttungen erfolgreich Makrozoobenthosorganismen.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Von der Marmorierten Grundel sind keine lÇngeren Wanderungen bekannt, allerdings Äberwindet sie in<br />
den Bundeswasserstraáen spielend die Schleusenanlagen und breitet sich rasant aus.<br />
GewÇsser<br />
Zur Zeit. besiedelt die Marmorierte Grundel in Baden-WÄrttemberg hauptsÇchlich die Bundeswasserstraáen<br />
Rhein und Neckar. Von dort zieht sie in die angeschlossenen SeitengewÇsser.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Als allochthone Art ist die Marmorierte Grundel nicht gefÇhrdet.<br />
Moderlieschen (Leucaspius delineatus)<br />
Ñkologie<br />
Das nur ca. 10 cm kleine Moderlieschen ist ein typischer oberflÇchenorientierter Schwarmfisch stehender<br />
oder nur sehr trÇge flieáender GewÇsser. Mit seinem oberstÇndigen Maul ernÇhrt es sich von Plankton,<br />
Algen und Anfluginsekten. Die Eier werden zwischen Mai und Juli ringfÅrmig um Wasserpflanzenstengel<br />
gelegt, vom MÇnnchen bewacht und mit Sauerstoff versorgt. Das Moderlieschen ertrÇgt hohe Wassertemperaturen,<br />
ist aber empfindlich gegenÄber PestizideintrÇgen. Das Einzugsgebiet des Rheins bildet<br />
seine westliche Verbreitungsgrenze.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Das Moderlieschen fÄhrt keine Wanderungen durch.<br />
GewÇsser<br />
Besiedelt werden kleine bis mittelgroáe StillgewÇsser und strÅmungsberuhigte Buchten.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Obwohl mehrere ProjektgewÇsser fÄr das Moderlieschen geeignet wÇren, konnte es nur in 6 davon<br />
nachgewiesen werden; der grÅáte Bestand mit sicherlich einigen tausend Tieren befindet sich im Graben<br />
der Metz Doppelschleuse. Aufgrund weiterer eigener Nachweise ist eine GefÇhrdung im Gebiet zur Zeit<br />
unwahrscheinlich, kann aber nicht ausgeschlossen werden. Als eine der wenigen Arten in den ProjektgewÇssern<br />
steht sie noch in der Roten Liste der gefÇhrdeten Arten Deutschlands (Vorwarnstufe).<br />
Rapfen (Aspius aspius)<br />
Ñkologie<br />
Der bis zu 60 cm lang werdende Rapfen ist der einzige echte RÇuber unter den Weiáfischen. Er lebt im<br />
Freiwasserbereich grÅáerer FlieágewÇsser und Seen und laicht Äber sandig/kiesigen Bereichen in stÇrkerer<br />
StrÅmung. Die Larven gelangen mit der Drift in strÅmungsberuhigte Zonen. Jungtiere (Abb. 8) halten<br />
sich in Schulen in UfernÇhe auf, erwachsene Tiere jagen einzeln in der Freiwasserzone. Historische<br />
Angaben scheinen zu belegen, daá das Rheinsystem seine ursprÄngliche westliche Verbreitungsgrenze<br />
bildete.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 29<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Der Rapfen fÄhrt lÇngere Laichwanderungen durch und ist auf die LÇngsdurchgÇngigkeit der FlieágewÇssers<br />
und die Anbindung von SeitengewÇssern an den Hauptstrom angewiesen.<br />
GewÇsser<br />
Rheinangebundene grÅáere StillgewÇsser werden vom Rapfen bevorzugt.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Als Bewohner der Freiwasserzone entzieht sich der adulte Rapfen weitgehend der elektrischen Erfassung.<br />
Lediglich die Jungfische kÅnnen in Gruppen im ufernahen Bereichen erfaát werden. Nach Auskunft<br />
von Sportanglern und Berufsfischern ist er jedoch im Projektgebiet hÇufig und reproduziert sich seit Jahren<br />
auáerordentlich gut. Er ist im Projektgebiet z. Z. nicht gefÇhrdet.<br />
Rotauge, PlÉtze (Rutilus rutilus)<br />
Ñkologie<br />
Das bis max. 40 cm groá werdende Rotauge ist ein schwarmbildender Ubiquist, der langsam flieáende<br />
GewÇsser der Cyprinidenregion, aber auch StillgewÇsser besiedelt. Der Allesfresser bevorzugt Kleintiere<br />
wie Muscheln und Schnecken sowie Pflanzen. Der Laich wird an pflanzlichem Hartsubstrat, wie Totholz,<br />
Stengeln und Baumwurzeln abgelegt. Die Art ist tolerant gegenÄber GewÇsserverschmutzung.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Das Rotauge reproduziert sich auch in abgeschlossenen GewÇssern und benÅtigt zur Reproduktion keine<br />
durchgÇngigen GewÇssersysteme, wenngleich kleinrÇumige Laichwanderungen beobachtet wurden.<br />
GewÇsser<br />
Besiedelt werden GewÇsser aller Art, wobei starke StrÅmung gemieden wird. In FlÄssen kann es im<br />
Staubereich von Wehren zu Massenentwicklungen kommen.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Abb. 9 Rapfen - Jungtier<br />
Das Rotauge gehÅrt zu den hÇufigsten <strong>Fische</strong>n am Oberrhein. Seit ca. 10 Jahren werden jedoch in vielen<br />
GewÇssern deutliche BestandsrÄckgÇnge festgestellt. Als Ursachen werden die Verbesserung der Was-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 30<br />
serqualitÇt, das erhÅhte Raubfischvorkommen, TemperaturerhÅhung, HormonrÄckstÇnde, àberfischung<br />
und die Zunahme der KormoranbestÇnde diskutiert. Das Rotauge ist im Projektgebiet nicht gefÇhrdet.<br />
Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)<br />
Ñkologie<br />
Die selten bis zu 35 cm groá werdende Rotfeder unterscheidet sich vom Rotauge durch das oberstÇndige<br />
Maul, die eher gelb als roten Augen und hellrote Flossen. Da es zu Bastardbildung kommen kann, gibt es<br />
jedoch auch Mischformen. Der Schwarmfisch bevorzugt StillgewÇsser mit freiem Schwimmraum und<br />
dichtem Makrophytenaufkommen, FlieágewÇsser werden nur in strÅmungsberuhigten Zonen besiedelt.<br />
Die Jungtiere ernÇhren sich von Zooplankton, wÇhrend Adulte pflanzliche Nahrung bevorzugen. Die Eier<br />
werden im April und Mai an Wasserpflanzen abgelegt. Die Rotfeder ertrÇgt niedrige Sauerstoffgehalte, ist<br />
aber nichtorganischen Verschmutzungen gegenÄber empfindlich.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Die Rotfeder benÅtigt durchgÇngige GewÇssersysteme hauptsÇchlich zur Verbreitung der Art.<br />
GewÇsser<br />
Die Rotfeder ist ein typischer Bewohner pflanzenreicher grÅáerer GewÇsser, wie Altarme, sie besiedelt<br />
aber auch Staubereiche, Hafenbecken, Seen und Teiche. In GrÇben ist sie kaum zu finden..<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Die Rotfeder wurde in 9 GewÇssern z. T. in individuenreichen BestÇnden nachgewiesen. Sie unterliegt<br />
Populationsschwankungen, ist aber im Projektgebiet nicht gefÇhrdet.<br />
Schleie (Tinca tinca)<br />
Ñkologie<br />
Die bis zu 50 cm lang werdende Schleie ist ein bodenorientierter Bewohner von pflanzenreichen StillgewÇssern<br />
mit weichem Grund. Das Maul besitzt 2 Barteln, mit denen in der DÇmmerung und Nacht bodenbewohnende<br />
Kleintiere aufgespÄrt werden. Der Allesfresser verschmÇht auch Aas und pflanzliche<br />
Kost nicht. Die Eiablage erfolgt relativ spÇt an Wasserpflanzen, wenn die Wassertemperaturen ca. 20äC<br />
erreichen (Mai bis Juli). Die Schleie Äbersteht hervorragend Phasen mit geringer SauerstoffsÇttigung; in<br />
eu- bis hypertrophen GewÇssern ist sie oft die einzige mit dem Schlammpeitzger sympatrisch vorkommende<br />
Art. Sie wÇchst relativ langsam, JÇhrlinge erreichen meist nicht viel mehr als ca. 5 cm KÅrperlÇnge.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Die Schleie benÅtigt durchgÇngige GewÇssersysteme vor allem zur Ausbreitung der Art.<br />
GewÇsser<br />
Die Schleie bevorzugt eutrophe StillgewÇsser unterschiedlicher GrÅáe mit starkem Makrophytenbewuchs,<br />
kommt aber auch in kleinen verschlammten GrÇben vor.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 31<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Als geschÇtzter Speisefisch wurde und wird die Schleie hÇufig besetzt. Mit Nachweisen in 16 GewÇssern<br />
war sie die verbreitetste Art. Dies liegt natÄrlich u. a. an der Auswahl der ProjektgewÇsser, von denen die<br />
meisten fÄr die Schleie geeignet sind. Durch den Nachweis von Jungtieren ist auch die Reproduktion in<br />
den meisten GewÇssern belegt. Die Schleie ist im Projektgebiet sicher nicht gefÇhrdet.<br />
Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus)<br />
Ñkologie<br />
Der bis 18 cm groá werdende nordamerikanische Sonnenbarsch wurde bereits vor Äber 100 Jahren eingebÄrgert.<br />
Er betreibt erfolgreich Brutpflege und bevorzugt dabei flache, erwÇrmte Uferabschnitte unterschiedlicher<br />
GewÇsser. Er ernÇhrt sich von Wirbellosen, Jungfischen und Laich. Die Jungfische bleiben in<br />
Gruppen zusammen, Çltere Exemplare werden zu EinzelgÇngern.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Sonnenbarsche fÄhren keine Wanderungen durch.<br />
GewÇsser<br />
Er besiedelt alle Arten von StillgewÇssern und Buchten in FlieágewÇssern mit weichem Untergrund und<br />
WasserpflanzenbestÇnden. Er meidet kleinere BÇche und schnellflieáende Abschnitte.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Der Sonnenbarsch ist im Gebiet weit verbreitet, wurde in 11 ProjektgewÇssern nachgewiesen und ist als<br />
Neozoon nicht gefÇhrdet.<br />
SteinbeiÄer (Cobitis taenia)<br />
Ñkologie<br />
Der bis 11 cm groáe Steinbeiáer (Abb. 10), oder wegen eines Dornes unter den Augen auch Dorngrundel<br />
genannt, ist an 6 kurzen Barteln zu erkennen. Er bevorzugt ruhige schwach strÅmende GewÇsser, kommt<br />
aber auch in StillgewÇssern vor, wo er den Bodengrund nach Kleintieren durchsucht und die mineralischen<br />
Bestandteile wieder ausspuckt. Zur Fortpflanzung benÅtigt er anscheinend offene SandflÇchen,<br />
kommt aber in allen Alterstadien auch auf verschlammten, detritusreichen UntergÄnden vor. Als Schmerlenartiger<br />
mit einer akzessorischen Darmatmung ausgestattet ist er gegenÄber GewÇsserverschmutzung<br />
nicht ÄbermÇáig empfindlich.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Der kleine bodenorientierte Steinbeiáer wandert aktiv keine lÇngeren Distanzen, er nutzt den Rhein als<br />
Verbreitungsweg (eigene Nachweise im Rheinhafendampfkraftwerk Karlsruhe) und besiedelt die rheinangebundenen<br />
SeitengewÇsser. Er ist aber nicht in der Lage selbst kleine Wehre zu Äberwinden.<br />
GewÇsser<br />
Der Steinbeiáer lebt in GrÇben, Altwassern, Baggerseen sowie in flieáberuhigten Bereichen von BÇchen<br />
und StrÅmen. Die in der Literatur oft als Habitat erwÇhnten offenen SandflÇchen sind anscheinend nicht<br />
in allen Alterstadien zwingend notwendig, da inzwischen auch hÇufig Nachweise in stark verschlammten<br />
GewÇssern gelangen. Wahrscheinlich begÄnstigen offene umgelagerte SandflÇchen (Pioniersande) die<br />
Reproduktion.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 32<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Die BestÇnde des Steinbeiáers haben sich am Oberrhein in den vergangenen 15 Jahren deutlich erholt.<br />
Inzwischen kommt er wieder in fast allen geeigneten GewÇssern z. T. auch in erfreulich groáen Populationsdichten<br />
vor, wie z. B. in der EL2-Leimersheimer FÇhre. Er wurde in 11 ProjektgewÇssern nachgewiesen<br />
und ist nicht gefÇhrde. Mit einer weiteren Zunahme der BestÇnde kann gerechnet werden.<br />
Abb. 10 SteinbeiÇer<br />
Steinbeiáer kÅnnen eine KÅrperlÇnge bis ca. 11 cm erreichen. Daá bei den Herbstbefischungen keine Individuen<br />
unter 4 cm gefangen wurden, liegt wahrscheinlich an der Erfassungsmethode (Maschenweite<br />
Kescher 4 mm x 4 mm), oder daran, daá junge Steinbeiáer (0+) im Herbst bereits eine GrÅáe von ca. 4<br />
cm erreichten. Im FrÄhjahr waren die kleinsten Exemplare mindestens ca. 5 cm lang, so daá davon ausgegangen<br />
werden kann, daá Steinbeiáer im ersten Lebensjahr am Oberrhein eine GrÅáe von ca. 5 - 5,5<br />
cm erreichen.<br />
Individuen<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abb. 11<br />
SteinbeiÄer - LÅngenfrequenzdiagramm<br />
3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 6,<br />
7,0 7,5 8,0 8,5 9,0 9,5 10 10,5 11 11,5 12<br />
KÅrperlÇnge in cm<br />
Altersklasse 0+/1 >1
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 33<br />
Ukelei, Laube, Schneider (Alburnus alburnus)<br />
Ñkologie<br />
Die oder der bis zu 20 cm groá werdende Ukelei ist ein oberflÇchenorientierter Schwarmfisch im Freiwasserbereich<br />
stehender und langsam flieáender GewÇsser. Sie ernÇhrt sich von GewÇsserkleintieren und<br />
Anflug; das Laichen erfolgt in SchwÇrmen von April bis Juni, vorzugsweise an hartem Substrat in flieáendem<br />
Wasser. Sind keine Steine, Wurzeln oder Totholz vorhanden, begnÄgt sie sich mit Makrophyten. Zur<br />
àberwinterung werden tiefere GewÇsserabschnitte aufgesucht.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Die erwachsenen Tiere wandern nur kurze Strecken. Nach eigenen Beobachtungen in zwei Kraftwerken<br />
am Rhein werden Jungfische jedoch massenhaft verdriftet und kÅnnen so mit dem Rhein verbundene<br />
GewÇsser besiedeln.<br />
GewÇsser<br />
Die Ukelei kommt in grÅáeren GewÇssern mit Freiwasserbereichen, wie Altarmen, Baggerseen, Hafenbecken<br />
und Stauhaltungen vor. Starke StrÅmung meidet sie.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Vor allem im Sommer und Herbst sind Ukeleien nur schwierig mit der Elektrofischerei nachzuweisen. Hier<br />
sind Stellnetze die geeignetere Methode. Zu anderen Jahreszeiten kÅnnen Jungtiere und Adulte in kleinen<br />
SchwÇrmen auch im Uferbereich gefangen werden. Obwohl die Ukelei nur in 4 ProjektgewÇssern<br />
nachgewiesen werden konnte, ist sie nach Mitteilungen von Berufsfischern und eigenen Erhebungen im<br />
Projektgebiet nicht gefÇhrdet.<br />
Wels (Silurus glanis)<br />
Ñkologie<br />
Der bodenorientierte Wels ist mit Äber 2 m LÇnge der grÅáte Fisch im Oberrheingebiet. Er lebt am Grund<br />
groáer GewÇsser, wo er als versteckter nachtaktiver EinzelgÇnger <strong>Fische</strong>, Amphibien, KleinsÇuger und<br />
WasservÅgel erbeutet. [Bei 12 bisher von uns untersuchten Welsen aus Rhein und Neckar bis 1,2m KÅrperlÇnge<br />
bestand der Äberwiegende Teil des Mageninhaltes aus den Panzern Amerikanischer Fluákrebse<br />
(Orconectes limosus; Orconectes immunis)]. WÇhrend des FrÄhjahrshochwassers laicht er bei Temperaturen<br />
um 18ä in den àberschwemmungsbereichen ab, wo die MÇnnchen die Eier bewachen. Er wurde<br />
im Rheingebiet historisch nur sehr selten gefangen, heute vermehrt sich die gegenÄber GewÇsserverschmutzung<br />
tolerante Art stark.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Aus kÄhleren GewÇsserabschnitten wandert er auf kurzen LaichzÄgen in wÇrmere Abschnitte.<br />
GewÇsser<br />
Er besiedelt wÇrmere mittlere bis groáe GewÇsser mit VersteckmÅglichkeiten aller Art. In FlieágewÇssern<br />
ist er nur in strÅmungsberuhigten Bereichen zu finden.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Bei den heute gefangenen Welsen dÄrfte es sich um Besatztiere aus dem Donauraum handeln. Der frÄher<br />
selten gefangene Rheinwels ist wahrscheinlich ausgestorben. Damit sind die inzwischen groáen<br />
WelsbestÇnde im Rheineinzugsgebiet allochthon und schon aus diesem Grund nicht gefÇhrdet (KLINGER<br />
& SCHMIDT 1997).
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 34<br />
Zander (Sander lucioperca [Syn. Stizostedion lucioperca])<br />
Ñkologie<br />
Der bis zu 120 cm groá werdende rÇuberisch lebende Barsch bevorzugt langsamflieáende und stehende,<br />
wenig verkrautete GewÇsser mit ausreichend groáer Freiwasserzone. Vor allem in trÄben GewÇssern<br />
jagt er bei Dunkelheit <strong>Fische</strong> im Freiwasser. Von April bis Juni legt er seine Eier in Laichgruben im festen,<br />
sandig bis steinigen Untergrund ab, wo sie vom MÇnnchen bewacht werden. Die westliche Grenze seines<br />
Verbreitungsgebietes waren Elbe und Donau, aber bereits vor mehr als 100 Jahren wurde er erfolgreich<br />
im Oberrheingebiet eingebÄrgert.<br />
DurchgÇngigkeit<br />
Der Zander fÄhrt keine lÇngeren Wanderungen durch. Nach eigenen Beobachtungen in Kraftwerken werden<br />
im Rhein jÇhrlich hunderttausende Jungzander verdriftet und kÅnnen so neue, an den Rhein angebundene<br />
LebensrÇume besiedeln.<br />
GewÇsser<br />
Er besiedelt groáe, strÅmungsarme, trÄbe GewÇsser mit ausreichend groáen Freiwasserzonen und sandig/<br />
kiesigem Grund.<br />
GefÇhrdung im Projektgebiet<br />
Als Fisch der Freiwasserzone lÇát sich der Zander elektrisch nur unzuverlÇssig erfassen. Zudem sind die<br />
ProjektgewÇsser fÄr den Zander nur wenig geeignet, weshalb nur zwei Nachweise gelangen. Wenngleich<br />
von Sport- und Berufsfischern Äber FangrÄckgÇnge berichtet wird, reproduziert sich der Zander im Oberrhein<br />
nach wie vor sehr gut und wird Äberdies noch hÇufig besetzt. Als allochthone Art ist der Zander im<br />
Projektgebiet nicht bedroht.<br />
3.1.1 Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)<br />
Çkologie<br />
Der bis max. 30 cm groá werdende Schlammpeitzger 4 ( Abb. 12) ist als schmerlenartiger leicht<br />
an den 10 Barteln zu erkennen. An seinen Lebensraum, sauerstoffarme GewÇsser, ist er durch<br />
Darm- und Hautatmung angepaát. Er verschluckt, auch bei ausreichender Sauerstoffversor-<br />
gung, Luft, resorbiert im Darm den Sauerstoff und entlÇát die verbrauchte Luft z. T. wieder ge-<br />
rÇuschvoll, was ihm den Namen "Furzfisch" eingetragen hat. Der nachtaktive Bodenfisch lebt<br />
von Wirbellosen, die in den belasteten GewÇssern oft zur Massenentwicklung kommen, wie<br />
Chironomiden (ZuckmÄcken) oder Tubificiden (SchlammrÅhrenwÄrmer). Dabei verschmÇht er<br />
auch sehr kleine Nahrungsorganismen nicht, wie die Nachweise von Ostracoden (Muschelkreb-<br />
se) und Copepoden (HÄpferlinge) bei MagenspÄlungen belegen (HOFMANN 2009).<br />
Bei Austrocknung der GewÇsser oder Gefahr kann er sich 30-40 cm, in ExtremfÇllen bis 70 cm<br />
tief im Schlamm eingraben. AuslÅser ist dabei der geringe Wasserstand (FUSKO 1987) und nicht<br />
4 Das grÅáte gefangenen Exemplar hatte eine GesamtlÇnge von 280 mm
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 35<br />
Temperatur oder Jahreszeit. Die Angaben, daá er bis zu einem Jahr eingegraben Äberdauern<br />
kann, konnten nicht auf verlÇáliche Quellen zurÄckgefÄhrt werden.<br />
Wobei "eingraben" der falsche Terminus ist, er kann mit seinen Brustflossen kein Substrat be-<br />
wegen und taucht vielmehr durch Schwimmbewegungen in den lockeren Schlamm ein.<br />
Bei Elektrobefischungen zeigt er zwei verschiedene Fluchtverhalten. Entweder grÇbt er sich im<br />
Schlamm ein, wo er wegen des Zusammenbrechen des elektrischen Feldes nicht mehr gefan-<br />
gen werden kann, oder er springt unkontrolliert aus dem Wasser zwischen die Ufervegetation.<br />
MÇnnchen kÅnnen durch verdickte 2. Brustflossenstrahlen und wÇhrend der Laichzeit durch<br />
kantige Schwielen seitlich am Hinterleib von den Weibchen unterschieden werden. Ende April<br />
wurden regelmÇáig noch Weibchen mit gefÄllten Ovarien nachgewiesen, ein Milchner entlieá<br />
beim Vermessen Sperma, so daá von einer Laichzeit von Ende April/Mai ausgegangen werden<br />
kann.<br />
Abb. 12 Schlammpeitzger 1,0 im Aquarium und 0,1 im Biotop<br />
Die klebrigen Eier werden in groáer Zahl an Wasserpflanzen geheftet, nach dem Schlupf atmen<br />
die winzigen, rasch wachsenden Larven zunÇchst Äber Auáenkiemen. TemperaturabhÇngig<br />
wachsen die Jungen sehr schnell. Die Angaben aus Kottelat & Freyhof 2007, wonach sie im Al-<br />
ter von 2-3 Jahren eine LÇnge von ca. 11 cm erreichen und sich dann fortpflanzen, stimmen<br />
zumindest nicht fÄr den Oberrhein.<br />
Die Wachstumsgeschwindigkeit der <strong>Fische</strong> ist stark temperaturabhÇngig. Deshalb kÅnnen ge-<br />
naue LÇngenfrequenzdiagramme nur fÄr einzelne Gewasser mit Daten aus einer Erhe-<br />
bungsphase erstellt werden. Dazu reichten die Individuenzahlen nicht aus. Die folgenden LÇn-<br />
genfrequenzdiagramme wurden mit leider nur wenigen Daten 5 aus allen GewÇssern im Projekt-<br />
verlauf fÄr die FrÄhjahrs- und Herbstbefischungen getrennt erstellt und weisen deshalb eine et-<br />
5 Bei den lokal gehÇuften Vorkommen von Jungfischen konnte nur ein sehr kleiner Teil gekeschert und vermessen<br />
werden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 36<br />
was grÅáere Variationsbreite auf (Abb. 13). Hinzu kommt, daá Weibchen 6 bis zu einigen Zenti-<br />
meter grÅáer werden als MÇnnchen und die Geschlechter erst nach einem Jahr unterschieden<br />
werden kÅnnen. Da in keinem FrÄhjahr Individuen unter 10cm gefangen wurden, kann man da-<br />
von ausgehen, daá JÇhrlinge am Oberrhein trotz der relativ spÇten Laichzeit bereits eine KÅr-<br />
perlÇnge von rund 10 - 12 cm erreichen kÅnnen. Diese Ergebnisse decken sich mit denen von<br />
GUMPINGER ET AL 2008 aus Ñsterreich.<br />
Von den schwarmbildenden JÇhrlingen, die im EL21-Unteren Eggensteiner Altrhein, EL32-<br />
Mittelgrund und DE8-KÅnigsee mit jeweils deutlich Äber 100 Exemplaren gesichtet wurden,<br />
konnten leider nur wenige zum Vermessen gefangen werden.<br />
Individuen<br />
Individuen<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
Abb. 13<br />
DurchgÅngigkeit<br />
FrÑhjahr<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />
KÅrperlÇnge in cm<br />
Herbst<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />
Der Schlammpeitzger soll bei Regen sein Habitat verlassen kÅnnen, um Äber Land in neue Ge-<br />
wÇsser einzuwandern. Dabei sind aber nur verhÇltnismÇáig kleine Strecken zu Äberwinden. Da<br />
6 Die drei grÅáten gefangenen Exemplare waren Weibchen<br />
Schlammpeitzger - LÅngenfrequenzdiagramm<br />
Altersklasse 1 2 Å 3<br />
KÅrperlÇnge in cm<br />
Altersklasse 0+ 1+ 2+ 3+
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 37<br />
heute vorwiegend isolierte Kleinpopulationen in austrocknungs-, bzw. verlandungsgefÇhrdeten<br />
GewÇssern vorkommen ist es wichtig, daá diese durch einen gemeinsamen Vorfluter vernetzt<br />
sind, Äber den ein genetischer Austausch erfolgen kann, bzw. Äber den nach einem erlÅschen<br />
der Population die Wiederbesiedlung erfolgen kann. Einige ProjektgewÇsser sind entweder als<br />
Teile ehemaliger Altrheine - Eggensteiner Altrhein EL2, EL32, EL20, EL, 21, EL22, - oder durch<br />
eine Reihe von kÄnstlichen Vorflutern - Rheinniederungskanal, verlÇngerter Pfinzkanal - bereits<br />
mehr oder weniger gut miteinander vernetzt. ZukÄnftig sollte darauf geachtet werden, daá die<br />
MÄndungsbereiche durchgÇngig sind und bleiben und die noch isolierten Vorkommen - z. B.<br />
DE10-Nackfeld an den DE8-KÅnigsee und an den Rheinniederungskanal - wieder (besser) an-<br />
gebunden werden.<br />
GewÅsser<br />
Er bevorzugt ruhige, bis sehr schwach strÅmende, auch sehr kleine GewÇsser, die u. U. gele-<br />
gentlich austrocknen und deutliche SauerstoffmangelzustÇnde aufweisen kÅnnen (lÇngere Zeit<br />
unter 30 % relativer SÇttigung). Er benÅtigt flache verschlammte GewÇsser(abschnitte) mit Dek-<br />
kung durch Wasserlinsen, Schilf oder ÄberhÇngende Ufervegetation. In allen 11 GewÇssern, in<br />
denen er im Projekt nachgewiesen wurde, war er nur in diesen Habitaten zu finden. Die Beob-<br />
achtungen wurden bei rund einem Dutzend weiterer eigener Nachweise (vgl. HOFMANN 2009)<br />
am Sondernheimer Altrhein, Floábach, Zoldenbach, Philippsburger Altrhein, KleingewÇsser zwi-<br />
schen Kleinem Bodensee und Schmugglermeer bestÇtigt. Die hohen Wachstumsraten erreicht<br />
er dadurch, daá die Jungfische die wÇrmsten GewÇsserbereiche aufsuchen. So ist er in den<br />
GewÇssern vÅllig ungleich verteilt. WÇhrend sonst nur wenige Exemplare gefangen wurden,<br />
konnten in den sehr flachen stark besonnten sÄd/sÄdost exponierten Uferrandbereichen im<br />
EL21-Unteren Eggensteiner Altrhein, im EL32-Mittelgrund und im DE8-KÅnigsee in z. T. nur 3 -<br />
4 cm tiefem Wasser drei mal Massenansammlungen von bis zu 200 jungen Schlammpeitzgern<br />
(0+/1) beobachtet werden 7 (Vgl. Karten 9, 11, 19). Diese FÇnge wurden durch niedrige Wasser-<br />
stÇnde in den jeweiligen GewÇssern begÄnstigt.<br />
GefÅhrdung im Projektgebiet<br />
Der Schlammpeitzger konnte in 11 GewÇssern nachgewiesen werden, in 4 jedoch nur mit weni-<br />
ger als 5 Exemplaren. Die Tiere sprechen auf Elektrobefischung relativ gut an. Sind sie aber z.<br />
B. aufgrund von Witterung, Fraádruck oder WasserstÇnden im Schlamm verborgen, ist es<br />
7 In den flachen tiefgrÄndig verschlammten Uferbereichen konnte nur ein kleiner Teil der <strong>Fische</strong> gefangen und ver-<br />
messen werden, der Wasserstand war fÄr das Boot zu gering und der Schlamm fÄr Watbefischungen zu tiefgrÄndig.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 38<br />
schwierig sie zu erfassen. In den SchlammpeitzgergewÇssern wurden auch Exemplare in den<br />
bekÅderten Reusen gefunden, so daá diese Methode als ErgÇnzung sinnvoll erscheint, wenn-<br />
gleich die Uferbereiche zum Stellen von Reusen eigentlich zu flach sind. Selbst wenn man von<br />
einem schlechten Wirkungsgrad beim Elektrofang von 20 % ausgeht, bestehen die Populatio-<br />
nen im Projektgebiet bis auf den EL21-Unteren Eggensteiner Altrhein, EL32-Mittelgrund und<br />
DE8-KÅnigsee nur aus wenigen Individuen, die stÇndig durch vollstÇndige Austrocknung der<br />
GewÇsser oder Fraádruck hochgradig gefÇhrdet sind. Der Bestand im Projektgebiet, in dem aus<br />
eigenen Untersuchungen, durch HOFMANN 2009 und INL 2009 noch 6 weitere Standorte be-<br />
kannt sind, ist das bedeutendste Vorkommen in Baden-WÄrttemberg, die Verbreitungskarte des<br />
MLR 2006 (Abb. 14) kÅnnte mit den vorliegenden Daten aktualisiert werden.<br />
Ob die zahlreichen Nachweise auf gÄnstige Fangbedingungen oder bereits auf die Erholung der<br />
SchlammpeitzgerbestÇnde zurÄckzufÄhren sind, ist noch nicht abschÇtzbar.<br />
Abb. 14
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 39<br />
3.2 Ergebnisse der ProjektgewÅsser<br />
Die meisten Fischarten brauchen einen freien WasserkÅrper um dauerhaft Äberleben zu kÅn-<br />
nen. Eine Ausnahme bildet der Schlammpeitzger, der im feuchten Schlamm eingegraben min-<br />
destens mehrere Wochen 8 auch in scheinbar ausgetrockneten GewÇssern Äberleben kann. Ei-<br />
nige der ProjektgewÇsser sind jedoch auch wÇhrend der wichtigen Reproduktionsphase zwi-<br />
schen April und Juni regelmÇáig ausgetrocknet, bzw. fÄhren in trockenen Jahren Äberhaupt kein<br />
Wasser. In diesen GewÇssern konnte nicht gefischt werden, bzw. es wurden niemals <strong>Fische</strong><br />
nachgewiesen. Diese GewÇsser werden im Folgenden nicht ausfÄhrlicher behandelt, da sie oh-<br />
ne tiefgreifende Umgestaltung nicht zu FischgewÇssern werden kÅnnen (Tab. 6).<br />
Tab. 6 (ephemere) GewÅsser ohne Fischbestand<br />
LIFE-Nr. GewÄsser<br />
RH4 DÇmmelschlut 2004 bis 2010 trocken mit einem RestwassertÄmpel,<br />
der befischt wurde. AmphibientÄmpel - Maánahme<br />
2008 - war im Herbst 2009 und FrÄhjahr 2010 ebenfalls<br />
lÇngere Zeit ausgetrocknet<br />
DE4a Feldwiesengraben 2004-2010 trocken keine Erhebungen mÅglich<br />
DE4b Bandelsfeldgraben 2004-2010 Äberwiegend trocken, 05/06 mit RestwassertÄmpel<br />
ohne Fischnachweise.<br />
DE5 Lohfeldgraben 2004-2010 weitgehend trocken, in manchen Jahren im<br />
FrÄhjahr RestwassertÄmpel ohne Fischnachweis<br />
DE7 Dan 2004-2010 weitgehend trocken, FrÄhjahr 2006 geringe<br />
WasserfÄhrung kein Fischnachweise<br />
8 Es gibt unsichere Angaben, wonach Schlammpeitzger bis zu einem Jahr eingegraben Äberleben kÅnnen.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 40<br />
3.2.1 RH 1 ÖAltrhein NeuburgweierÜ á Salmengrund<br />
Der Salmengrund erstreckt sich bei Neuburgweier zwischen Rhein und Hauptdeich parallel zu<br />
diesem zwischen Rhein-km 355,2 und 355,65 (Karte 1). Der sÄdwestliche Abschnitt liegt fast<br />
das gesamte Jahr trocken, nur bei Hochwasserereignissen strÅmt Rheinwasser in den Sal-<br />
mengrund. Bei einem Pegelstand (Maxau) von Äber 600 cm steht der Salmengrund unterhalb<br />
des Durchlasses, mehr als 1,5 m unter Wasser, westlich sind Auwaldbereiche von z. T. mehr<br />
als 40 m Breite Äberflutet, Åstlich wird die àberflutungsflÇche durch den Rheindeich begrenzt.<br />
Bei einem Rheinpegel von ca. 400 cm ist nur noch eine max. 30 cm tiefe RestwasserflÇche (Be-<br />
fischungsstrecke 2) in der nordÅstlichen Aufweitung bespannt (Abb. 15).<br />
Abb. 15 nÉrdlicher Salmengrund Pegel Maxau 528 cm Pegel Maxau 365 cm<br />
GewÅssertyp<br />
Verlandender Altarm des Rheins<br />
Morphologie<br />
Der langgestreckte Altrhein wurde durch einen Durchlaá (Forstweg) in 2 Abschnitte geteilt. Die-<br />
ser wurde 2008 durch eine Furt ersetzt. Auf dem schluffigen GewÇssergrund im mittleren Ab-<br />
schnitt befinden sich wegen der bei Hochwasser entstehenden StrÅmung kaum Ablagerungen,<br />
Totholz fehlt weitgehend. Die Beschattung durch den angrenzenden Auwald und das hÇufige<br />
Trockenfallen verhinderte im schmalen langgestreckten Bereich eine ausgeprÇgte Makrophy-<br />
tenentwicklung. Im Uferbereich bieten UfergehÅlze und einige krautige Pflanzen einige Unter-<br />
stÇnde fÄr <strong>Fische</strong>, Auskolkungen sind keine vorhanden. Westlich schlieát sich eine Weichholz-<br />
aue an, die bei Hochwasser mehr als 1m unter Wasser steht. In der nordÅstlichen Aufweitung<br />
befinden sich z. T. mÇchtige Schlammablagerungen mit H2S-Ausgasungen, Totholz und einige
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 41<br />
wenige SturzbÇume. Ab dem FrÄhjahr entwickeln sich Makrophyten wie z. B. Ceratophyllum<br />
spec. gut, so daá fÄr Jungfische ausreichend Kleinhabitate vorhanden sind.<br />
Karte 1<br />
Fischbestand<br />
Im Salmengrund wurden 18 Fischarten nachgewiesen, 17 davon elektrisch (Abb. 16). Die Er-<br />
gebnisse der Netzbefischung 2006 (Abb. 17), mit dem Fang von GÄstern (Blicca bjoerkna) und<br />
Brachsen (Abramis brama) mit Laichausschlag belegen die Bedeutung des Salmengrundes als<br />
ReproduktionsgewÇsser fÄr diese Arten. Die Elektrobefischung im FrÄhjahr 2006 war aufgrund
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 42<br />
des starken Hochwassers und der weiten zum Groáteil unzugÇnglichen àberschwemmungsbe-<br />
reiche wenig effektiv.<br />
Die FrÄhjahrsbefischung 2007 fand aufgrund der Witterung und des Pegelverlaufes relativ spÇt<br />
und bei erhÅhtem Wasserstand statt, so daá die Reproduktion vieler Rheinarten durch Jung-<br />
fischnachweise (vgl. Abb. 18) belegt werden konnte.<br />
Bei FrÄhjahrshochwÇssern ab ca. 500 cm Pegel Maxau bildet der Salmengrund mit seinem<br />
àberschwemmungsbereich fÄr die Lateralwanderer Brachsen (Abramis brama) und GÄster<br />
(Blicca bjoerkna) einen wertvollen Reproduktionsraum, den auch Kaulbarsch (Gymnocephalus<br />
cernuus), Fluábarsch (Perca fluviatilis), DÅbel (Leuciscus cephalus), Rapfen (Aspius aspius)<br />
und Hasel (Leuciscus leuciscus) nutzen.<br />
Daneben wir d der Salmengrund bei ausreichendem Wasserstand von den stagnophilen Arten<br />
Hecht (Esox lucius), Schleie (Tinca tinca), Rotaugen (Rutilus rutilus), Rotfedern (Scardinius ery-<br />
throphthalmus), Stichlingen (Gasterosteus aculeatus) und den beiden FFH-Arten Bitterling<br />
(Rhodeus amarus) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) besiedelt, die sich in ihm auch fortpflanzen<br />
kÅnnen, wie die LÇngenklassenverteilung (Abb. 18) belegt.<br />
Fischart<br />
Abb. 16<br />
Aal<br />
Bitterling<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
DÅbel<br />
Hasel<br />
Hecht<br />
Kaulbarsch<br />
Marmorierte Grundel<br />
Rapfen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Stichling<br />
Ukelei<br />
Weiáfische juv.<br />
Bestandserfassungen Salmengrund<br />
0 10 20 30 40 50 50 100 200 400<br />
Individuenzahlen<br />
04.10.05<br />
23.05.06<br />
09.07.07<br />
19.10.07<br />
27.04.09<br />
24.09.09<br />
29.04.10<br />
MaÄnahme
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 43<br />
Fischart<br />
Abb. 17<br />
Nach Angaben des Vorsitzenden des ortsansÇssigen Angelsportvereins MAYER, wird dieser<br />
Abschnitt des Salmengrundes nicht fischereilich bewirtschaftet. Die nachgewiesenen Fischarten<br />
stammen damit aus selbst reproduzierenden, bzw. zugewanderte BestÇnden. Im Herbst 05<br />
wurden Äberwiegend Jungfische nachgewiesen, lediglich von der Schleie konnten Çltere Exem-<br />
plare gefangen werden. Der groáe Stichlingsbestand hielt sich vor allem im flachen langge-<br />
streckten Teil des Salmengrundes auf; die anderen Fischarten bevorzugten die Aufweitung.<br />
Die Befischung im FrÄhjahr 2009 ergab aufgrund des geringen Wasserstandes des Rheins<br />
(Jahresganglinie Anhang I) nur geringe Artenzahlen und Individuendichten (vgl. Abb. 16). Aller-<br />
dings war mit dem Steinbeiáer (Cobitis taenia) eine FFH-Art vorhanden. Der flache Restwasser-<br />
tÄmpel in der nordÅstlichen Aufweitung bietet bei der Austrocknung fÄr Fischfresser wie Kormo-<br />
ran und Graureiher einen reich gedeckten Tisch. So waren bei den Befischungen auch deutlich<br />
weniger Individuen nachzuweisen, als in einer RestwasserflÇche zu erwarten sind. Erstmalig<br />
wurde in den LIFE-GewÇssern die sich in Rhein und Neckar rasant ausbreitende Marmorierte<br />
Grundel (Proterorhinus semilunaris) nachgewiesen, die vom Norden kommend nun auch den<br />
mittleren Oberrhein besiedelt.<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
GÄster<br />
Rotfeder<br />
Sonnenbarsch<br />
Reusen<br />
Aal<br />
Stellnetzbefischung Salmengrund 22./23.5.06<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Individuenzahlen<br />
Im Herbst 2009 war der Salmengrund bis auf eine Schlamm/Makrophyten/RestwasserflÇche<br />
ausgetrocknet. Lebende <strong>Fische</strong> konnten keine nachgewiesen werden. Im FrÄhjahr 2010 fiel er<br />
ebenfalls fast trocken, vom GewÇsserrand aus konnten nur einige Stichlinge gefangen werden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 44<br />
Fischart<br />
Brachsen<br />
Abb. 18<br />
DÅbel<br />
GÄster<br />
Hasel<br />
Hecht<br />
Rotauge<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Weiáfische juv<br />
Diskussion<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
LÅngenklassenverteilung Salmengrund<br />
0 20 40<br />
Individuenzahl<br />
60 80 100 400<br />
LÅnge/cm<br />
Zur besseren Anbindung an den Rhein wurde die Ingestionsschwelle am Leinpfad im Projekt-<br />
verlauf geringfÄgig tiefer gelegt. Der Durchlaá am Forstweg in eine Furt umgewandelt und die<br />
abstromige Anbindung an den Rhein ertÄchtigt, so daá bei steigenden und sinkenden Wasser-<br />
stÇnden der Salmengrund schneller geflutet werden kann, bzw. das Wasser schneller ablÇuft.<br />
Durch die vergrÅáerte und vertiefte Egestion kÅnnen <strong>Fische</strong> schon bei geringeren WasserstÇn-<br />
40 cm
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 45<br />
den einwandern. Der Salmengrund war bereits vor der Umsetzung der Maánahme ein Laich-<br />
gewÇsser fÄr die Lateralwanderer Brachsen (Abramis brama) und GÄster (Blicca bjoerkna), wie<br />
die zusÇtzlichen Netzbefischungen 2006 und die Jungfischnachweise belegen. Nach Umset-<br />
zung der Maánahme waren die RheinwasserstÇnde jedoch zu gering, um ÄberprÄfen zu kÅn-<br />
nen, ob bei FrÄhjahrshochwÇssern die Lateralwanderer verstÇrkt den Salmengrund aufsuchen.<br />
Vor der Maánahme wurden im Restwasser des Salmengrundes 2005 eine LeitfÇhigkeit von 257<br />
ãS gemessen, die deutlich unter der des Rheins mit ca. 350 åS und anderer Altwasser lag, so<br />
daá am Salmengrund ein Grundwasserzustrom vermutet werden kann, weshalb er nach Aus-<br />
sage von Ortskundigen relativ selten austrocknete.<br />
FÄr den Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), den wir im Salmengrund nicht nachweisen konn-<br />
ten, wÄrde eine weitere Verschlammung bessere Bedingungen schaffen, aber im Salmengrund<br />
sollten neben den Lateralwanderern die FFH-Arten Bitterling (Rhodeus amarus) und Steinbei-<br />
áer (Cobitis taenia) gefÅrdert werden. Ein gewÄnschter Effekt der Dynamisierung ist der<br />
Schlammaustrag und damit eine bessere Sauerstoffsituation am Grund sowie die Offenlegung<br />
von sandigen Bereichen. Dies fÅrdert die fÄr den Bitterling notwendigen Groámuscheln und der<br />
Salmengrund kÅnnte von den bereits unterhalb der Egestion zahlreich vorkommenden Stein-<br />
beiáern besiedelt werden.<br />
Nach Umsetzung der Maánahme war der Salmengrund im September 2009 nahezu vollstÇndig<br />
ausgetrocknet und alle <strong>Fische</strong>, die nicht mehr aus der nordÅstlichen Senke flÄchten konnten<br />
verendet. Falls es im Salmengrund vorher Äberhaupt Groámuscheln gab sind sie damit sehr<br />
wahrscheinlich auch ausgelÅscht. Anfang Mai 2010 stand der Salmengrund mit einem Rest-<br />
wasserstand von ca. 20 cm ebenfalls kurz vor der Austrocknung (Tab. 7). Ob der Salmengrund<br />
durch die Maánahme hÇufiger trocken fÇllt, kann nicht beurteilt werden.<br />
Tab. 7 WasserstÄnde Salmengrund<br />
Datum Pegel Maxau/cm Wasserstand Wasserstand<br />
Aufweitung mittlerer Abschnitt<br />
04.10.05 528 >150 cm ca. 40 cm<br />
30.05.06 666 >150 cm > 150 cm<br />
09.07.07 639 > 150 cm > 150 cm<br />
19.10.07 410 ca. 50 cm trocken<br />
24.09.09 365
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 46<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Durch die sporadische Austrocknung, die Morphologie und Dynamik eignet sich der Salmen-<br />
grund zur Zeit fÄr keine der Zielarten als Dauerlebensraum. Ob die FÅrderung der Rheinfischar-<br />
ten, die in SeitengewÇssern laichen und dort Jungfischbiotope benÅtigen, gelungen ist konnte<br />
aufgrund der geringen RheinwasserstÇnde seit Bauabschluá nicht beurteilt werden<br />
Empfehlung<br />
Bei Rheinpegeln (Pegel Maxau) unter ca. 390 cm verenden <strong>Fische</strong> im nordÅstlichen Salmeng-<br />
rund. Diese WasserstÇnde wurden in den letzten 5 Jahren sechsmal unterschritten. FÄr die zu-<br />
kÄnftige Klimaentwicklung wird eine Zunahme der Extremata prognostiziert. Das bedeutet, daá<br />
zukÄnftig viele der Rheinfische, die bei sinkendem Wasserstand nicht in den Rein ausweichen<br />
bei der Austrocknung verenden oder leichte Beute fÄr Fischfresser werden. Bei den stagnophi-<br />
len Arten, die eher standorttreu an das Altwasser gebunden sind, werden die Verluste erheblich<br />
sein. Die kostengÄnstigste Verbesserung wÇre die Anpassung des Sohlenniveaus der beste-<br />
henden und im Projektverlauf ertÄchtigten unterstromigen Rheinanbindung an das HÅhenniveau<br />
der Aufweitung. Dazu sollte die Ablaufrinne bei Niedrigwasser mit einem Bagger vertieft wer-<br />
den. Damit kÅnnte die Fischfalle entschÇrft werden und bei NiedrigwasserstÇnden die <strong>Fische</strong><br />
aus der austrocknenden Aufweitung entkommen. Eine Vertiefung der Aufweitung scheint wenig<br />
sinnvoll, da hier bereits Auflandungen zu beobachten sind und sie wahrscheinlich in kurzer Zeit<br />
wieder zusedimentiert wÇre.<br />
Anmerkungen<br />
Der Salmengrund ist inzwischen eine bedeutende BrutstÇtte fÄr den amerikanischen Kaliko-<br />
krebs. WÇhrend 2006 noch einige amerikanische Fluákrebse (Orconectes limosus) in die Reu-<br />
sen gelangten, fanden sich 2007 nur noch grÅáere Mengen Kalikokrebse (Orconectes immunis)<br />
darin. Im Restwasser 2009 konnten noch ca. 400 lebende Kalikokrebse gezÇhlt werden.<br />
3.2.2 RH 4 - DÅmmelschlut<br />
Die DÇmmelschlut war im Projektverlauf bis auf zwei RestwassertÄmpel stÇndig trockengefal-<br />
len (Abb. 19). Diese, an den DurchlÇssen nÅrdlich des SportgelÇndes gelegenen, ca. 10-20 cm<br />
tiefen und unter 50 m 2 groáen TÄmpel (Karte 2, Befischungsstrecken 2 - 4) wurden am<br />
04.10.05, 23.05.06 und 27.4.09. befischt. Am oberen Grabenverlauf wurde 2008 ein Amphibi-<br />
entÄmpel angelegt (Befischungsstrecke 1), der ebenfalls befischt wurde. Am 24.09.09 waren<br />
die DÇmmelschlut und der AmphibientÄmpel vollstÇndig ausgetrocknet (Abb. 20). <strong>Fische</strong> konn-<br />
ten in der DÇmmelschlut nie nachgewiesen werden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 47<br />
Abb. 19 RestwassertÅmpel Graben DÄmmelschlut<br />
Abb. 20 TÅmpel DÄmmelschlut FrÅhjahr Herbst 2009<br />
GewÅssertyp<br />
Verlandender sporadisch Wasser fÄhrender Graben<br />
Morphologie<br />
Die DÇmmelschlut wird durch einen 5-15 m breiten, mehrfach unterbrochenen GehÅlzzug mit<br />
einer mittig, ca. 1,5 m unter GelÇndeniveau verlaufenden Rinne geprÇgt. Abschnittsweise ist<br />
sie nur noch als GelÇndesenke vorhanden. Unterschiedlich breite, meist schmale Randstreifen,<br />
trennen sie von Äberwiegend intensiv genutzten landwirtschaftlichen FlÇchen
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 48<br />
Fischbestand<br />
Weder bei den Elektrobefischungen, noch mit den jeweils zwei ausgebrachten Reusen konnten<br />
<strong>Fische</strong> gefangen werden.<br />
Der Graben war im FrÄhjahr 2009 bis auf den neu angelegten AmphibientÄmpel und einer klei-<br />
nen RestwasserflÇche im Bereich einer Straáenquerung trocken. <strong>Fische</strong> konnten keine nach-<br />
gewiesen werden. Die geringe Dauer der WasserfÄhrung bietet auch einer an Trockenheit an-<br />
gepaáten Fischart wie dem Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) keine EntwicklungsmÅglich-<br />
keit.<br />
Karte 2<br />
Karte 2
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 49<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
In ihrer aktuellen AusprÇgung sind die DÇmmelschlut und der neugeschaffene TÄmpel als<br />
FischgewÇsser ungeeignet. Um die DÇmmelschlut als FischgewÇsser zu etablieren, wÇren um-<br />
fangreiche Erdarbeiten mit deutlichen Vertiefungen und Aufweitungen notwendig gewesen. Da<br />
jedoch auch die Vernetzung mit FischgewÇssern und damit die ZuwanderungsmÅglichkeit fehlt,<br />
wurde im Projektverlauf entschieden andere Zielarten, wie Windelschnecken und Springfrosch<br />
zu fÅrdern.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 50<br />
3.2.3 RH 5 - LettenlÉcher<br />
Die LettenlÅcher bestehen je nach Wasserstand aus 3 - 5 Gruben des ehemaligen Tonabbau-<br />
es am westlichen Ortsrand von Neuburgweier. Die Schlammreduktion durch Sauerstoffeintrag<br />
war nicht erfolgreich, so wurden im Winter 2009/2010 WasserflÇchen vergrÅáert und vertieft<br />
um die Verlandung der GewÇsser zu verlangsamen.<br />
GewÅssertyp<br />
Verlandende Tongruben<br />
Morphologie<br />
Das sÄdliche GewÇsser (Befischungsstrecke 4 Karte 3) ist durch einen gehÅlzbestandenen<br />
Damm von den nÅrdlichen Gruben getrennt. Die Tongruben zeigen starke Verlandungstenden-<br />
zen. Ausgedehnte SchilfbestÇnde, Schwingrasen und SchlammbÇnke dominieren Ufer und<br />
GewÇssergrund (Abb. 21). Vor allem im nÅrdlichen Bereich bilden SturzbÇume und Totholz<br />
vielfÇltige Strukturen.<br />
Abb. 21 LettenlÉcher sÅdlicher nÉrdlicher Teil<br />
Die GewÇsser sind weitgehend flach, Vertiefungen erreichen max. 1,5 m, die Sohle ist von ei-<br />
ner mÇchtigen Schlammauflage mit hohem Detritusanteil bedeckt.<br />
Im Sommer entwickeln sich ausgedehnte MakrophytenbestÇnde.<br />
Die WasserflÇchen liegen ca. 2 m unter dem GelÇndeniveau, die BÅschung fÇllt steil ab, west-<br />
lich schlieát sich ohne einen Randstreifen Wohnbebauung an. SÄdlich wird das Gebiet von ei-<br />
ner Straáe, nÅrdlich von SportplÇtzen begrenzt.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 51<br />
Karte 3<br />
Fischbestand<br />
Entsprechend dem GewÇssertyp dominieren die phytophilen Arten Rotfeder (Scardinius ery-<br />
throphthalmus), Schleie (Tinca tinca) und das Rotauge [(Rutilus rutilus) (vgl. Abb. 22).
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 52<br />
Fischart<br />
Da in den LettenlÅchern nach Aussage des <strong>Fische</strong>reiberechtigten (2006) in den Jahren davor<br />
kein Fischbesatz erfolgte, konnte mit den Jungfischen von 4 - 10 cm LÇnge bzw. ca. 20 cm<br />
beim Hecht die z. T. sehr gute Reproduktion folgender Arten belegt werden:<br />
Ä Fluábarsch (Perca fluviatilis)<br />
Ä Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)<br />
Ä Rotauge (Rutilus rutilus)<br />
Ä Schleie (Tinca tinca)<br />
Ä Hecht (Esox lucius)<br />
Ä Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) - Neozoon<br />
Die BestÇnde zeigen einen normale Altersaufbau (vgl. Abb. 23). Alle Arten sind in der Lage<br />
selbst bei relativ geringen Sauerstoffkonzentrationen zu Äberleben.<br />
Der Aal (Anguilla anguilla) stammt entweder aus aktuellen Besatzmaánahmen, oder konnte<br />
zuwandern.<br />
Aal<br />
Brachsen<br />
Hecht<br />
Fluábarsch<br />
Karpfen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schlammpeitzger<br />
Abb. 22<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Bestandserfassungen LettenlÉcher<br />
0 5 10 10 55 100 100 300 500 700 900 1.000 2.000<br />
Individuenzahlen<br />
04.10.05<br />
18.05.06<br />
09.07.07<br />
19.10.07<br />
24.09.09<br />
29.04.10<br />
MaÄnahme<br />
MaÄnahme<br />
Bestandsunterschiede vor und nach den Maánahmen sind keine erkennbar. Die Unterschiede<br />
liegen wahrscheinlich noch im Bereich der natÄrlichen jÇhrlichen Schwankung, bzw. in der un-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 53<br />
terschiedlichen Effizienz der Erfassungsmethode und dem erst kÄrzlich erfolgten Abschluá der<br />
Maánahme.<br />
Fischart<br />
Hecht<br />
Fluábarsch<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Abb. 23<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
LÅngenklassenverteilung LettenlÉcher<br />
0 20 40<br />
Individuenzahl<br />
50 150 250<br />
300 600 900 1.000 2.000<br />
LÅnge/cm<br />
40 cm<br />
Aus Befischungen des PÇchters und Berufsfischers Herrn Siegel, Karlsruhe, war das Vorkom-<br />
men des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) in den LettenlÅchern bekannt (Tab. 8). Bei den<br />
ersten Erhebungen konnten die Flachbereiche nicht befischt werden, der Schwingrasen und der<br />
tiefgrÄndige Schlamm lieáen eine Watbefischung nicht zu und fÄr die Befischung mit dem Boot<br />
ist ein Mindestwasserstand von ca. 25 cm erforderlich. Durch den niedrigen Wasserstand fielen<br />
im Herbst 2009 die Randbereiche der LettenlÅcher trocken und die <strong>Fische</strong> muáten sich in tiefe-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 54<br />
re Bereiche zurÄckziehen. So konnten neben den bisher erfaáten Arten 2009 auch der<br />
Schlammpeitzger in den LettenlÅchern nachgewiesen werden (Karte 3 S. 51)<br />
Diskussion<br />
Tab. 8 Befischungen LettenlÉcher durch den<br />
<strong>Fische</strong>reirechtsinhaber<br />
Arten Nachweise Elektrobefischung<br />
1995 - 2004 06.11.1997<br />
Aal x 13,6 kg<br />
Brachsen x 3 St.<br />
Fluábarsch x 3 St.<br />
Graskarpfen x<br />
GÄster x<br />
Hecht x 6,9<br />
Karpfen x 14,9<br />
Rotaugen x<br />
Rotfeder x 5 kg<br />
Schlammpeitzger 7 St. 1 St<br />
Schleie x 50,8<br />
Sonnenbarsch x 1 St.<br />
Summe ca. 94 kg<br />
Ertrag /ha ca. 43 kg<br />
Quelle: Berufsfischer Siegel<br />
Die Installation der BelÄftungsanlage 2006/2007 hatte offensichtlich keine Auswirkungen auf<br />
den Fischbestand. Dieser besteht aus stagno- und phytophilen Arten, die mit den wahrschein-<br />
lich temporÇr schlechten Sauerstoffbedingungen gut zurecht kommen. Bei den Befischungen<br />
wurden durch die ânderung des elektrischen Potentials z. T. groáe Mengen Schwefelwasser-<br />
stoff (H2S) aus dem Schlammgrund freigesetzt; allerdings scheint die H2S-Entwicklung noch<br />
keine negativen Auswirkungen auf den Fischbestand zu haben. Daá trotz der gÄnstigen Fang-<br />
bedingungen 2009 nur zwei Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) erfaát wurden, lÇát auf eine<br />
individuenschwache Population schlieáen.<br />
Bei Karpfen (Cyprinus carpio) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) wurden keine juvenilen Exempla-<br />
re nachgewiesen, so daá deren Vermehrung in den LettenlÅchern eher unwahrscheinlich ist.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 55<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Der relativ kleine Eingriff - Entnahme von Schwingrasen und Schilf - hat keinen Einfluá auf die<br />
Entwicklung der Fischfauna in den LettenlÅchern.<br />
Empfehlung<br />
Im jetzigen Zustand sind die LettenlÅcher ideal fÄr die Karausche (Carassius carassius). Diese<br />
sollte aus BestÇnden des DE8-KÅnigsees besetzt werden. Bei einer Revision der FFH-Arten<br />
sollte sie aufgrund der Seltenheit mit in die Anhangsliste aufgenommen werden.<br />
Bei den Befischungen 2009 und 2010 wurden mit ca. 40 cm LÇnge relativ kleine Aale (Anguilla<br />
anguilla) nachgewiesen, dies spricht fÄr einen aktuellen Besatz. Auf diesen Besatz sollte in Zu-<br />
kunft verzichtet werden, um die Erholung der nachtaktiven Kleinfischarten Steinbeiáer (Cobitis<br />
taenia) und Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) durch den RÄckgang des Freáfeindes Aal<br />
(Anguilla anguilla) zu begÄnstigen.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 56<br />
3.2.4 KA 2 - Schlute am Çlhafen<br />
Die Schlute am Ñlhafen Karlsruhe ist eine langgestreckte, beiderseits von Deichen begrenzte<br />
Senke, die parallel der Alb Richtung Rhein fÄhrt. Sie entstand durch die Verlegung und Eindei-<br />
chung der Alb (Karte 4).<br />
Karte 4
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 57<br />
Bei Hochwasser gelangten <strong>Fische</strong> in die Schlute und verendeten in den Sommermonaten in<br />
den austrocknenden RestwassertÄmpeln (Befischungsstrecke 3). Solche Fischfallen kommen<br />
natÄrlicherweise in Auen vor, die verendenden <strong>Fische</strong> dienen VÅgeln, Wildschweinen und FÄch-<br />
sen als Nahrungsquelle. Um die FischbestÇnde nicht zusÇtzlich zu belasten, sollten gerade in<br />
degradierten Auen solche Fischfallen beseitigt werden. Auch sind fÄr die Lateralwanderer, die<br />
zum Laichen aus den Auen in die SeitengewÇsser ziehen, viel zu wenige angebundene àber-<br />
schwemmungsflÇchen vorhanden.<br />
Kurz vor der MÄndung der Alb in den Rhein wurde die Schlute 2007 / 2008 im VerhÇltnis von<br />
ca. 1 : 10 durch einen Querdeich in einen nÅrdlichen (<strong>Fische</strong>) und einen sÄdlichen Bereich (Am-<br />
phibien) geteilt. Um den <strong>Fische</strong>n einen ungehinderten Wechsel zu ermÅglichen wurde im nÅrdli-<br />
chen Teil der Deich weitgehend geschleift.<br />
Morphologie<br />
In der Schlute befanden sich einige Vertiefungen, die in feuchten Jahren das ganze Jahr Was-<br />
ser fÄhrten, in trockenen Jahren vollstÇndig austrockneten (Abb. 24). Sumpfpflanzen und<br />
Totholz boten in àberschwemmungszeiten ausreichend Strukturen fÄr die Reproduktion der La-<br />
teralwanderer. Bei ablaufendem Wasser verhinderten die DÇmme die Abwanderung der <strong>Fische</strong>.<br />
Abb. 24 Schlute am Ñlhafen 2006 nÉrdlicher mittlerer Bereich<br />
Fischbestand<br />
Bei den Bestandsaufnahmen 2005/2006 waren bis auf ein vertrocknetes Exemplar des Giebels<br />
(Carassius gibelio) keine <strong>Fische</strong> in der Schlute am Ñlhafen vorhanden. Nach der Maánahme<br />
war 2008 der sÄdliche Bereich - Amphibienzone - bis auf einen Stichling (Gasterosteus aculea-<br />
tus) und eine Schleie (Tinca tinca) fischfrei Befischungsstrecke 2). Im neugeschaffenen àber-<br />
schwemmungsbereich (Befischungsstrecke 1) nahe der AlbmÄndung konnten dagegen 14 Ar-<br />
ten nachgewiesen werden (Abb. 25) mit adulten Bitterlingen (Rhodeus amarus) und Steinbei-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 58<br />
áern (Cobitis taenia) auch zwei FFH-Arten. Im Herbst 2009 waren beide Teilbereiche trocken-<br />
gefallen (Abb. 27).<br />
Fischart<br />
Bitterling<br />
Brachsen<br />
Abb. 25<br />
DÅbel<br />
Fluábarsch<br />
Giebel<br />
GrÄndling<br />
GÄster<br />
Hecht<br />
Karpfen<br />
Rotauge<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Stichling<br />
Diskussion<br />
Wels<br />
Eine bessere Anbindung der gesamten Schlute an die Alb durch partielles Schleifen des Åstli-<br />
chen Dammes war nicht mÅglich, da sich in ihr eines der grÅáten Laubfroschvorkommen am<br />
nÅrdlichen Oberrhein befindet. So wurden kurz vor der MÄndung der Alb in den Rhein die<br />
Schlute durch einen Querdeich in einen nÅrdlichen (<strong>Fische</strong>) und einen sÄdlichen Bereich (Am-<br />
phibien) geteilt. Im FrÄhjahr 2008 lag die Baumaánahme erst relativ kurze Zeit zurÄck, so daá<br />
sich noch keine Ufervegetation und WasserpflanzenbestÇnde entwickelt hatten. Trotz der vor-<br />
handenen TotholzbestÇnde wurden deshalb verhÇltnismÇáig wenige <strong>Fische</strong> in der Flachwas-<br />
serzone gefangen. Dominante Art war das Rotauge (Rutilus rutilus). Die Altersklassenverteilung<br />
der hÇufigeren Fischarten (Abb. 28) zeigt, daá der àberschwemmungsbereich hauptsÇchlich als<br />
Jungfischbiotop fÄr Rotaugen, Brachsen (Abramis brama), Fluábarsche (Perca fluviatilis) und<br />
Schleien (Tinca tinca) dient.<br />
Bestandserfassungen "Schlute am Çlhafen"<br />
0 10 20 30 40 40 90 190 200 300 400<br />
Individuenzahl<br />
Auch der Hecht (Esox lucius) pflanzte sich 2009 hier fort (Abb. 26)<br />
Erfassungstermine<br />
17.10.2005 trocken<br />
30.06.2006<br />
30.04.2008<br />
19.09.2008<br />
23.04.2009<br />
MaÄnahme<br />
24.09.2009 trocken
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 59<br />
Abb. 26 HechtbrÅtling April 2009 Abb. 27 nÉrdlicher Bereich September 09<br />
Anteil in %<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Abb. 28<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Im Bereich der Fischlaichzone wurde der Deich zur Alb teilweise geschleift, so daá hier ein un-<br />
gehinderter Fischwechsel mÅglich ist (Abb. 29). Es wurde darauf geachtet daá sich bei ablau-<br />
fendem Wasser keine RestwassertÄmpel (Fischfallen) bilden. Der neue Querdeich verhindert,<br />
daá bei steigenden WasserstÇnden <strong>Fische</strong> in die Amphibienlaichzone gelangen.<br />
WÇhrend der Herbstbefischung 2008 war die Flachwasserzone dicht mit submersen Makrophy-<br />
ten, hauptsÇchlich Elodea canadensis, bewachsen und somit ein idealer Lebensraum fÄr<br />
(Jung)schleien.<br />
Altersklassenverteilung "Schlute am Çlhafen"<br />
Brachsen Fluábarsch Karpfen Rotauge Schleie<br />
Fischart n>5<br />
Altersklasse<br />
>2<br />
1+/2<br />
0+/1
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 60<br />
m FrÄhjahr 2009 wurde die Schlute am Ñlhafen ihrer Funktion als Laichgebiet fÄr Albfische be-<br />
reits in bescheidenem Maáe gerecht. Im Herbst war sie ausgetrocknet. Es waren keine Rest-<br />
wassertÄmpel oder tote <strong>Fische</strong> vorhanden.<br />
Abb. 29 Schlute Ñlhafen 2009 nÉrdlicher Bereich sÅdlicher Bereich<br />
Die Altersstruktur der Fischarten zeigt, daá mit der Umgestaltung des unteren Schlutenberei-<br />
ches ein Reproduktions- bzw. Jungfischbiotop geschaffen wurde, das auch Kleinfischen wie<br />
Stichlingen (Gasterosteus aculeatus), Sonnenbarschen (Lepomis gibbosus) und Bitterlingen<br />
(Rhodeus amarus) Lebensraum bietet. Der Negativnachweis im sÄdlichen Abschnitt in den Jah-<br />
ren 2008/2009 belegt, daá die Fischfalle weitgehend entschÇrft wurde, so daá es nur noch bei<br />
sehr hohen RheinwasserstÇnden zu Fischverlusten kommen kann. Ab dem ca. 2 -jÇhrigen HW<br />
wird der Querdeich Äberflutet. Die letzten Hochwasserereignisse dieser GrÅáenordnung fanden<br />
mit 8,30 m am 10.08.07 und mit 7,61 m am 24.04.08 statt (Jahresganglinien Pegel Maxau An-<br />
hang I).<br />
WÄnschenswert wÇre eine deutlich grÅáere Wechselwasserzone gewesen, die sich aus GrÄn-<br />
den des Amphibienschutzes jedoch nicht verwirklichen lieá.<br />
Dennoch wurde hier eine Fischfalle weitgehend entschÇrft und partiell zu einem Reproduktions-<br />
und Jungfischbiotop umgestaltet.<br />
Empfehlung<br />
Um den Abfluá zu gewÇhrleisten wurde der Querdeich nach der Vorhabensplanung nicht mit<br />
bindigem Material geschÄttet. Sollte die GewÇsser im oberen/sÄdlichen Schlutenbereich auf-<br />
grund die Stauwirkung des Querdeiches und wegen der Selbstabdichtung jedoch nicht mehr<br />
austrocknen, sollte die <strong>Fische</strong>ntwicklung in diesem Bereich besonders aufmerksam verfolgt<br />
werden. Gelangen bei 2 - jÇhrigen HochwÇssern <strong>Fische</strong> in den Amphibienbereich kann vor al-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 61<br />
lem die Schleie (Tinca tinca) auch ungÄnstige Bedingungen lÇngere Zeit Äberstehen. Die<br />
Schleie gilt als Friedfisch, was aber nicht bedeutet, daá Amphibienlarven nicht zu ihrem Nah-<br />
rungsspektrum gehÅren. Sie kann sich auch in hypertrophen GewÇssern fortpflanzen, ist ther-<br />
motolerant und Äberdauert auch in sauerstoffarmen GewÇssern. Sie kÅnnte sich bei Daueran-<br />
stau im sÄdlichen Bereich etablieren und einen entsprechenden Fraádruck auf die Amphibien-<br />
larven ausÄben.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 62<br />
3.2.5 EL 2 - ÖLeimersheimer FÅhreÜ<br />
Die Leimersheimer FÇhre liegt innerdeichs und ist Äber eine Absenkung des Leinpfades bei<br />
Hochwasser direkt unterstromig mit dem Rhein verbunden. Vom Mittelgrund ist sie durch den<br />
Rheinhauptdeich, vom Hafen Leopoldshafen durch einen Querdamm getrennt (Karte 5).<br />
Karte 5
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 63<br />
GewÅssertyp<br />
Altrheinabschnitt<br />
Morphologie<br />
Die Struktur wird nÅrdlich von einer relativ groáen Anzahl SturzbÇume am Ufer sowie Totholz-<br />
und Detritusansammlungen am GewÇssergrund dominiert. Mit seinen z. T. submersen Sturz-<br />
bÇumen, àberschwemmungsflÇchen, Wasserwurzelbereichen, Wasserpflanzen und UnterstÇn-<br />
den gehÅrt der nÅrdliche Teil der ÖLeimersheimer FÇhreÜ zu den ausgesprochen strukturreichen<br />
ProjektgewÇssern (Abb. 30) und war wÇhrend der Erhebungsphase nie ausgetrocknet. Der Ge-<br />
wÇssergrund ist partiell stark verschlammt. GrÅáere Bereiche weisen jedoch auch einen schluf-<br />
fig/lehmigen GewÇssergrund auf. Bei Hochwasser wird Schwemmholz und MÄll eingetragen<br />
und sammelt sich in der nordÅstlichen Ausbuchtung. Der sÄdliche des Dammes gelegene Be-<br />
reich ist morphologisch deutlich monotoner, weist mit einer flachen RÅhrichtzone einen RÄck-<br />
zugsbereich fÄr Jungfische auf, fÇllt aber relativ oft trocken (Abb. 31).<br />
Abb. 30 Leimersheimer FÄhre nÉrdlicher Teil Abb. 31 Leimersheimer FÄhre sÅdlicher Teil<br />
Fischbestand<br />
Es wurden insgesamt 20 Fischarten nachgewiesen (Abb. 32). Damit ist die Leimersheimer<br />
FÇhre das fischartenreichste ProjektgewÇsser. Der Stichling (Gasterosteus aculeatus) war<br />
nur in den Kleinreusen vertreten, Aland (Leuciscus idus), Zander (Sander lucioperca) und<br />
Kaulbarsch (Gymnocephalus cernuus) konnten nur in Einzelexemplaren mit den Stellnetzen<br />
im FrÄhjahr 2006 nachgewiesen werden (Abb. 33). Verglichen mit den NetzfÇngen im RH1-<br />
Salmengrund und EL32-Mittelgrund weist die Leimersheimer FÇhre eine erheblich hÅhere<br />
Individuendichte/ha auf.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 64<br />
Die hohen Fangzahlen im September 2009 (vgl. Abb. 32) sind auf den geringen Rheinwas-<br />
serstand zurÄckzufÄhren. Die <strong>Fische</strong> konzentrierten sich im verkrauteten Restwasserbereich<br />
und konnten in den LÄcken der MakrophytenbestÇnde elektrisch gefischt werden. Mit 72 In-<br />
dividuen wurde hier die stÇrkste Bitterlingspopulation von allen ProjektgewÇssern nachge-<br />
wiesen. Im FrÄhjahr 2010 konnten die rund 240 Steinbeiáer (Cobitis taenia) vor allem am<br />
schluffigen Westufer gefangen werden.<br />
Vom Aland (Leuciscus idus) wurde im gesamten Projektverlauf nur ein Exemplar gefangen,<br />
er gehÅrt damit zu den selteneren Fischarten, war aber auch nur in den LaichgewÇssern der<br />
Lateralwanderer zu erwarten, wie z. B. im RH1-Salmengrund.<br />
Nachweise von adulten Aland (Leuciscus idus), Brachsen (Abramis brama), Ukeleien (Al-<br />
burnus alburnus) und GÄster (Blicca bjoerkna) zeigen, daá die Anbindung der Leimershei-<br />
mer FÇhre an den Rhein bei entsprechenden WasserstÇnden fÄr Lateralwanderer funktio-<br />
niert und sich vor allem Brachsen und Ukeleien fortpflanzen.<br />
Fischart<br />
Abb. 32<br />
Aal<br />
Aland<br />
Bitterling<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
GÄster<br />
Hecht<br />
Karpfen<br />
Kaulbarsch<br />
Marmorierte Grundel<br />
Rapfen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Stichling<br />
Ukelei<br />
Wels<br />
Zander<br />
Bestandserfassungen Leimersheimer FÅhre<br />
0 20 40 60 80 100 100300500700 800 1.000 1.200<br />
Individuenzahlen<br />
07.10.2005<br />
17.05.2006<br />
30.09.2009<br />
MaÄnahme<br />
30.04.2010
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 65<br />
Abb. 33<br />
Die stagnophilen Dauerbewohner wie z. B. Rotauge (Rutilus rutilus), Schleie (Tinca tinca) und<br />
Bitterling (Rhodeus amarus) bilden ausgewogene selbstreproduzierende BestÇnde (Abb. 34).<br />
Der sÄdlich des Dammes gelegene Bereich wies nur am 17.05.06 einen zur Befischung ausrei-<br />
chenden Wasserstand auf. Meistens war dieser Abschnitt vÅllig trocken. Zugewandert waren<br />
wenige Individuen von: Brachsen (Abramis brama) Fluábarsch (Perca fluviatilis), Hecht (Esox<br />
lucius), Schuppenkarpfen (Cyprinus carpio), Kaulbarsch (Gymnocephalus cernuus), Rapfen<br />
(Aspius aspius), Rotauge (Rutilus rutilus), Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus), Stichling (Gaste-<br />
rosteus aculeatus) und Ukelei (Alburnus alburnus).<br />
Diskussion<br />
Fischart<br />
Stellnetzbefischung Leimersheimer FÅhre 16./17.05.06<br />
Aland<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
GÄster<br />
Karpfen<br />
Kaulbarsch<br />
Rapfen<br />
Rotauge<br />
Sonnenbarsch<br />
Ukelei<br />
Wels<br />
Zander<br />
0 20 40 60 80<br />
Individuenzahlen<br />
Eine Anbindung der ÖLeimersheimer FÇhreÜ an den Hauptstrom ist, wie die zugewanderten<br />
laichbereiten <strong>Fische</strong> belegen, bei Hochwasser gegeben. Eine verbesserte Anbindung, die den<br />
Rheinfischen eine Reproduktion auch in Jahren mit niedrigeren HochwasserstÇnden erlaubt und<br />
die zu einem besseren Wasseraustausch fÄhrt, wÇre zu begrÄáen.<br />
Trotz des geringen Wasserstandes schien am 30.09.09 die WasserqualitÇt nÅrdlich des Dei-<br />
ches noch relativ gut zu sein. Indizien dafÄr sind die fÄr ein Altwasser sehr geringe LeitfÇhigkeit<br />
(305 åS) und das Fischverhalten - kein Luftschnappen, kein Springen - sowie das Vorkommen<br />
von Makrophyten mit Zeigerfunktion. Die Characee (Nitelopsis obtusale) ist ein Indikator fÄr me-<br />
sotrophe GewÇsser, was fÄr einen Zustrom relativ unbelasteten Grundwassers bzw. Uferfiltrats<br />
in die Leimersheimer FÇhre spricht. Ein weiteres Indiz fÄr eine gute WasserqualitÇt ist die relativ
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 66<br />
groáe Bitterlingspopulation. Dies bedeutet, daá der GewÇssergrund fÄr die Entwicklung von<br />
Groámuscheln noch ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und sich der Bitterling 2009 in der<br />
Leimersheimer FÇhre fortpflanzen konnte. (Abb. 34).<br />
Fischart<br />
Abb. 34<br />
Bitterling<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
Hecht<br />
Marmorierte Grundel<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Ukelei<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
LÅngenklassenverteilung Leimersheimer FÅhre<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
1.000 2.000<br />
300 500 700 900<br />
Individuenzahl<br />
LÅnge/cm<br />
40
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 67<br />
Die Leimersheimer FÇhre ist zur Zeit, auch wegen der groáen BestÇnde an FFH-Arten, ein<br />
wertvolles individuen- und artenreiches FischgewÇsser.<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Nicht beurteilt werden kann, ob der verbesserte Zulauf zu einem erhÅhten Eintrag von Sedimen-<br />
ten fÄhrt, bzw. ob sich Austrag und Eintrag die Waage halten und das GewÇsser somit langfri-<br />
stig in seinem jetzigen Zustand erhalten bleibt.<br />
Wenn bei zunehmenden WasserstÇnden die StrÅmungsgeschwindigkeit im GewÇsser so groá<br />
wird, daá belastete organische Feinsedimente ausgetragen werden, kÅnnen in der Leimers-<br />
heimer FÇhre die Bedingungen fÄr die Groámuscheln und damit den Bitterling (Rhodeus ama-<br />
rus) verbessert werden. Die Freilegung von Sand-, bzw. SchluffflÇchen stellt auch die langfri-<br />
stige Besiedlung des GewÇssers mit dem Steinbeiáer (Cobitis taenia) sicher. Der Nachweis<br />
von vielen JÇhrlingen am Westufer im FrÄhjahr 2010 kÅnnte ein erster Erfolg der Maánahme<br />
sein.<br />
Empfehlung<br />
Die <strong>Fische</strong>reirechte im GewÇsser Leimersheimer FÇhre sind zwar an Herrn KÅhler, Eggenstein-<br />
Leopoldshafen, verpachtet, es finden jedoch seit Jahren keine Besatz- oder grÅáere Fangaktio-<br />
nen mehr statt. Wenn der Pachtvertrag auslÇuft und der PÇchter aufgrund seines Alters diesen<br />
nicht verlÇngern mÅchte ist zu Äberlegen, wie der Fischbestand in seiner jetzigen Zusammen-<br />
setzung erhalten werden kann. In Frage kommen Nichtverpachtung oder Verpachtung an eine<br />
Naturschutzorganisation. Folgende Auflagen in einem neuen Pachtvertrag wie z. B. Besatzver-<br />
bot, RÇumungsverbot des Totholzes, Ausweisung von z. B. max. 3 AngelplÇtzen, Verbot mit<br />
Booten zu angeln, Verbot die Makrophyten zu rÇumen und ein AnfÄtterungsverbot kÅnnen hel-<br />
fen die Leimersheimer FÇhre in ihrem jetzigen Zustand zu erhalten.<br />
Es ist unbedingt zu kontrollieren, ob die Sedimentation in der Leimersheimer FÇhre zunimmt.<br />
Sollte dies der Fall sein, ist die Anbindung zu optimieren.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 68<br />
3.2.6 EL 19 - Leimersheimer Wert<br />
Der Leimersheimer Wert erstreckt sich am Rande von Leopoldshafen, von SÄdwesten kom-<br />
mend, in nordÅstliche Richtung (Karte 6). Obwohl permanent wasserfÄhrend ist ein Abfluá<br />
kaum zu beobachten, die Bedingungen entsprechen dem eines StillgewÇssers.<br />
Karte 6
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 69<br />
GewÅssertyp<br />
EntwÇsserungsgraben<br />
Morphologie<br />
Der Leimersheimer Wert ist ein geradlinig verlaufender Graben mit einem Regeltrapezprofil.<br />
Strukturen fehlen weitgehend. Die Sohle ist von einer mehrere Dezimeter dicken Schlamm-<br />
schicht bedeckt. Die Randstreifen werden gemÇht, so daá sich nur ein sehr schmaler, lÄckiger,<br />
hÇufig unterbrochener RÅhrichtstreifen entwickeln konnte (Abb. 35). Im mittleren und nordÅstli-<br />
chen Abschnitt kommt es im Umfeld von Einleitungen zu EisenoxidausfÇllungen (Abb. 36).<br />
Abb. 35 Leimersheimer Wert Profil Abb. 36 Leimersheimer Wert Einleitung<br />
Fischbestand<br />
Am 14.10.05 und 11.05.06 wurden drei Strecken befischt. <strong>Fische</strong> befanden sich nur im sÄd-<br />
westlichen Abschnitt des Grabens. Die Strecken im mittleren und nordÅstlichen Abschnitt (Befi-<br />
schungsstrecken 2, 3) erbrachten keine Fangergebnisse. In den 4 Reusen konnten zusÇtzlich<br />
nur der Amerikanische Fluákrebs (Orconectes limosus) nachgewiesen werden<br />
Am 11.05.06 waren im mittleren Abschnitt ausgedehnte EisenoxidausfÇllungen zu beobachten.<br />
Deshalb wurde eine Befischungsstrecke unmittelbar unterhalb der Straáenquerung an die sÄdli-<br />
che Grenze der UntersuchungsflÇche verlegt (Befischungsstrecke 1), die anderen beiden bei-<br />
behalten. Auch hier waren wieder nur <strong>Fische</strong> im nicht mit EisenoxidausfÇllungen belasteten Be-<br />
reich nachzuweisen (Abb. 37), darunter auch der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) mit 4<br />
Exemplaren.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 70<br />
Abb. 37<br />
Diskussion<br />
Die Mahd im Umfeld des Grabens dient der Biotoppflege und wurde nicht zur FÅrderung des<br />
Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) durchgefÄhrt. Um die Verlandung jedoch nicht zusÇtzlich<br />
zu fÅrdern, sollte Mahdgut nicht wie beobachtet im Graben abgelagert werden.<br />
Empfehlung<br />
Wenngleich unbelastete EisenoxidausfÇllungen nicht toxisch sind, beeintrÇchtigen die im Lei-<br />
mersheimer Wert beobachteten Ablagerungen die Besiedlung mit <strong>Fische</strong>n deutlich, da auf der<br />
belasteten Strecke keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden konnten. Um den Schlammpeitzgerbe-<br />
stand zu fÅrdern und das Habitat auf eine erfolgversprechende GrÅáe zu erweitern, sollten die<br />
Einleitungen verschlossen und die Ablagerungen entfernt werden. Dabei kÅnnen, vor allem im<br />
sÄdwestlichen Teil, deutliche Aufweitungen und Vertiefungen geschaffen werden. Auf einem<br />
Randstreifen von mindestens 5 m beiderseits des Grabens sollte das Schilf nicht mehr gemÇht<br />
werden.<br />
Stichling<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Stichling<br />
Bestandserfassung Leimersheimer Wert<br />
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 71<br />
3.2.7 EL 20 - Oberer Eggensteiner Altrhein<br />
Der Eggensteiner Altrhein ist ein langgestreckter, durch einen Straáendurchlaá in einen oberen<br />
und unteren Abschnitt geteilter Altrheinarm, der westlich von Leopoldshafen bogenfÅrmig zwei<br />
Baggerseen umschlieát (Karte 7). Da sich nach Entschlammungen die chemisch / physikali-<br />
schen und morphologischen Rahmenbedingungen deutlich Çndern, wurde in àbereinstimmung<br />
mit allen Beteiligten die FrÄhjahrsbeprobung 2006 auf September / Oktober verlegt. So konnte<br />
die Reproduktion unter den verÇnderten Bedingungen erfaát werden.<br />
Karte 7
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 72<br />
GewÅssertyp<br />
Altrhein, Altwasser<br />
Morphologie<br />
Im Oberen Eggensteiner Altrhein entwickeln sich im Sommer dichte Seerosen- und Makrophy-<br />
tenbestÇnde. Die Uferbereiche weisen nur gering ausgeprÇgte Strukturen wie Totholz, Unter-<br />
stÇnde, Wasserwurzeln und Buchten auf. àberhÇngende BÄsche und BÇume bieten auf lÇnge-<br />
ren Strecken den <strong>Fische</strong>n Sichtschutz vor RÇubern. Im Åstlichen und westlichen Abschnitt be-<br />
finden sich kleinere SchilfbestÇnde.<br />
Die mÇchtigen Schlammschichten im Oberen Eggensteiner Altrhein wurden ab dem 16.09.05<br />
mit einem Saugbagger in ein nÅrdlich gelegenes Absetzbecken gepumpt . Die Befischung konn-<br />
te 2005 konnte erst am 21.09. erfolgen und wurde durch die schwimmend verlegten Rohre des<br />
Saugbaggers nur geringfÄgig behindert (Abb. 38).<br />
Abb. 38 Oberer Eggensteiner Altrhein Saugbagger Schlammpipeline<br />
Fischbestand<br />
Die dominierenden Arten im Oberen Eggensteiner Altrhein waren vor und sind nach der<br />
Entschlammung Fluábarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (Rutilus rutilus) und Schleie (Tinca tin-<br />
ca) (Abb. 39). Aufgrund der zu erwartenden Weiáfischreproduktion nach der Entschlammung<br />
des Oberen Eggensteiner Altrheins wurde 2006 ein Besatz mit Hechten (Esox lucius) durchge-<br />
fÄhrt. So stammen die im Oktober 2006 zahlreich gefangenen Hechte, nicht nur aus der Repro-<br />
duktion des GewÇssers, sondern auch aus der Besatzmaánahme.<br />
Obwohl gezielt im noch verschlammten sÄdwestlichen Bereich des Altrheins nachgesucht wur-<br />
de konnte der Schlammpeitzger 2005/2006 weder bei der Elektrobefischung, noch mit Reusen
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 73<br />
nachgewiesen werden, als FFH-Arten kam lediglich der Steinbeiáer (Cobitis taenia) im GewÇs-<br />
ser vor.<br />
Fischart<br />
Abb. 39<br />
Aal<br />
Bitterling<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
Giebel<br />
Graskarpfen<br />
GrÄndling<br />
Hecht<br />
Karpfen<br />
Moderlieschen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Stichling<br />
Zander<br />
Bestandserfassungen Oberer Eggensteiner Altrhein<br />
0 10 20 30 40 40 80 160 200 300 400 500<br />
Individuenzahlen<br />
21.09.2005<br />
MaÄnahme<br />
05.10.2006<br />
13.07.2007<br />
27.10.2007<br />
25.04.2009<br />
17.10.2009
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 74<br />
Das Ergebnis der FrÄhjahrsbefischung 2009 war bezÄglich der Individuendichte enttÇuschend.<br />
Im Herbst war vor allem die gute Reproduktion des Fluábarsches (Perca fluviatilis) (Abb. 40)<br />
und mit Steinbeiáer (Cobitis taenia), Bitterling (Rhodeus amarus) und Schlammpeitzger (Mis-<br />
gurnus fossilis) der Nachweis von drei FFH-Arten erfreulich.<br />
Fischart<br />
Abb. 40<br />
Aal<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
Hecht<br />
Karpfen<br />
Moderlieschen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Stichling<br />
LÅngenklassenverteilung Oberer Eggensteiner Altrhein<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
0 10 20 30 40 50 200 600 1000<br />
50 100 150 200<br />
Individuenzahl n>5<br />
Deutlich unterreprÇsentiert waren 2009 die Weiáfische Rotauge (Rutilus rutilus), Rotfeder<br />
(Scardinius erythrophthalmus) und Brachsen (Abramis brama).<br />
LÅnge/cm<br />
40
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 75<br />
Aus dem, im Unteren Eggensteiner Altrhein nachgewiesenen, Schlammpeitzgerbestand wurden<br />
2006 ca. 25 Tiere in den Oberen Eggensteiner Altrhein umgesetzt. Der 2009 erbrachte Nach-<br />
weis von je einem 0+ und 1+ belegt die aktuelle Reproduktion auch im Oberen Eggensteiner<br />
Altrhein. Der Erstnachweis eines 0+ Bitterlings (Rhodeus amarus) komplettiert nun alle Zielarten<br />
im Oberen Eggensteiner Altrhein.<br />
Diskussion<br />
Im Oberen Eggensteiner Altrhein leben 18 Fischarten in z. T. relativ individuenschwachen Po-<br />
pulationen. Bei einem GewÇsser dieser GrÅáe und Tiefe sowie aufgrund der relativen Struktur-<br />
armut (z. B. nur sehr wenige Uferbuchten) ist die Scheuchwirkung des Stroms relativ hoch. Des-<br />
halb ist die Effizienz bei den Bestandsaufnahmen als gering einzustufen.<br />
Der relativ geringe Aalbestand (Anguilla anguilla) erlaubt dem Schlammpeitzger (Misgurnus<br />
fossilis) die Besiedlung des GewÇssers, er sollte auf diesem Niveau beibehalten und nicht er-<br />
hÅht werden.<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Hier wird ein FischgewÇsser langfristig erhalten, in dem sich inzwischen mit Schlammpeitzger<br />
(Misgurnus fossilis), Bitterling (Rhodeus amarus) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) drei FFH-<br />
Arten fortpflanzen.<br />
Empfehlung<br />
Mit dem Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella), dem Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus), dem<br />
Zander (Sander lucioperca) und dem Giebel (Carassius gibelo) mÄssen ca. ç der 18 Arten den<br />
Neozoen zugerechnet werden. Graskarpfen wurden gerne zur Entkrautung von GewÇssern ein-<br />
gesetzt. Wegen der schÇdlichen Auswirkungen auf die GewÇsserÅkologie (stÇndige NÇhrstoff-<br />
mobilisierung, selektive Nahrungsaufnahme, PlanktonblÄten) sollten keine Graskarpfen mehr<br />
besetzt werden. Da sich Graskarpfen bei uns (noch) nicht fortpflanzen, werden sie mittelfristig<br />
aus dem Oberen Eggensteiner Altrhein verschwinden. Sofern ein Besatz mit Karauschen erwo-<br />
gen wird, sollten auch die Giebel (Carassius gibelio) entfernt (Anlandungspflicht) und nicht mehr<br />
besetzt werden.<br />
FÄr den Schlammpeitzgerbestand sollten die kleinen SchilfbestÇnde durch GehÅlzentnahmen<br />
erhalten und gefÅrdert werden.(Anmerkungen zur Makrophytenentnahme S.81).
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 76<br />
3.2.8 EL 21 - Unterer Eggensteiner Altrhein<br />
Der Eggensteiner Altrhein ist ein langgestreckter, durch einen Straáendurchlaá in einen oberen<br />
und unteren Abschnitt geteilter Altrheinarm, der westlich von Leopoldhafen bogenfÅrmig zwei<br />
Baggerseen umschlieát (Karte 8). Um die Inhaber des <strong>Fische</strong>reirechts nicht Äber GebÄhr zu<br />
strapazieren, wurde die Befischung 2006 zusammen mit der Befischung des Oberen Eggen-<br />
steiner Altrheins auf den Herbst verlegt.<br />
Karte 8
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 77<br />
GewÅssertyp<br />
Altrhein<br />
Morphologie<br />
Der nordÅstliche untere Altrheinabschnitt ist breiter, tiefer und durch SturzbÇume sowie eine<br />
westlich anschlieáende RÅhrichtflÇche strukturreicher als der Obere Altrhein. Vor allem im sÄd-<br />
lichen Bereich kommt es zur Entwicklung ausgedehnter und dichter MakrophytenbestÇnde. Er<br />
verfÄgt Äber einen schmalen Abfluá Richtung Niederauwasser (Abb. 41), der nur bei entspre-<br />
chend hohen WasserstÇnden befischt werden kann. Das gleiche gilt fÄr die nordwestlich gele-<br />
gene reichlich mit Totholz versehene ausgedehnte Flachwasserzone.<br />
Im Unterschied zum oberen Abschnitt gibt es im unteren Teilbereich einige sandig-kiesige Ufer-<br />
bereiche, die noch nicht von Schlammablagerungen bedeckt sind.<br />
Abb. 41 nÉrdlicher Bereich westliches Schlammpeitzgerbiotop<br />
Fischbestand<br />
Unterer Eggensteiner Altrhein<br />
Die dominierenden Arten im Unteren Eggensteiner Altrhein waren vor und sind nach der<br />
Entschlammung Fluábarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (Rutilus rutilus) und Sonnenbarsch (Le-<br />
pomis gibbosus)) (Abb. 42). Es war zu erwarten, daá die Weiáfische nach der Entschlammung<br />
deutlich zunehmen wÄrden, aber gerade Rotauge (Rutilus rutilus) und Brachsen (Abramis bra-<br />
ma), die sich 2005 gut reproduziert hatten (Abb. 43), weisen deutliche BestandseinbrÄche auf.<br />
In nur einem Exemplar wurde nach der Entschlammung 2009 der Bitterling nachgewiesen. Um<br />
grÅáere BestÇnde bilden zu kÅnnen, ist er auf Groámuscheln angewiesen, die fÄr Ihre Entwick-<br />
lung jedoch einige Jahre benÅtigen (ZETTLER & RÑHNER 1997).
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 78<br />
Fischart<br />
Abb. 42<br />
Im Oktober 2006 konnte ein grÅáerer Schwarm 0+-Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) in der<br />
sÄdwestlichen SchilfflÇche erfaát werden (Karte 8). 2007 gelangen noch Einzelnachweise, wÇh-<br />
rend 2009 keine Schlammpeitzger mehr gefangen werden konnten (Abb. 42). Da das Schlamm-<br />
peitzgerbiotop bei der Entschlammung ausgespart wurde, hÇngt dies wohl mit dem schwierigen<br />
Nachweis in der Wasserwechselzone zusammen. Man kann davon ausgehen, daá der<br />
Schlammpeitzger weiterhin im Unteren Eggensteiner Altrhein vorkommt. Damit beherbergt er<br />
neben dem Altrhein KÅnigsee und dem Mittelgrund die grÅáte Schlammpeitzgerpopulation im<br />
Projektgebiet.<br />
Aal<br />
Bitterling<br />
Brachsen<br />
DÅbel<br />
Fluábarsch<br />
Giebel<br />
Graskarpfen<br />
GrÄndling<br />
Hecht<br />
Karpfen<br />
Kaulbarsch<br />
Moderlieschen<br />
Rapfen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Stichling<br />
Bestandserfassungen Unterer Eggensteiner Altrhein<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Individuenzahlen<br />
150 250 350<br />
60 90 150<br />
21.09.2005<br />
05.10.2006<br />
MaÄnahme<br />
13.07.2007<br />
27.10.2007<br />
25.04.2009<br />
17.10.2009
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 79<br />
Fischart<br />
Abb. 43<br />
Aal<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
Giebel<br />
GrÄndling<br />
Hecht<br />
Karpfen<br />
Moderlieschen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
LÅngenklassenverteilung Unterer Eggensteiner Altrhein<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Individuenzahl n>5<br />
50 100 150<br />
200 400 600<br />
200<br />
LÅnge/cm<br />
40
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 80<br />
Diskussion<br />
Im Unteren Eggensteiner Altrhein leben 20 Fischarten in z. T. relativ individuenschwachen Po-<br />
pulationen. Bei einem GewÇsser dieser GrÅáe und Tiefe ist die Scheuchwirkung des Stroms re-<br />
lativ hoch. Deshalb ist die Effizienz bei den Bestandsaufnahmen als gering bis mÇáig einzustu-<br />
fen.<br />
Zu den fischereilich genutzten Arten (Tab. 11) konnten bei den Bestandsaufnahmen zusÇtzlich<br />
5 Kleinfischarten nachgewiesen werden.<br />
Tab. 9 <strong>Fische</strong>rtrag Oberer- und Unterer Eggensteiner Altrhein<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
Aal 25,0 22,2 19,5 17,0 12,0 15,6 41,3<br />
Fluábarsch 14,7 22,0 9,5 15,0 10,7 13,4 18,8<br />
Hecht 99 79,4 89,1 99,5 76,8 59,3 81,6<br />
Karpfen 101,3 133,5 108,9 78,0 77,5 65,3 36,0<br />
Schleie 27,5 21,0 9,0 20,0 10,8 9,4 18,8<br />
Wels 0,0 0,0 2,0 0,0 3,0 4,0 10,0<br />
Zander 4,0 1,0 16,5 5,0 0,0 11,7 7,0<br />
Weiáfische* 112,7 107,8 81,0 219,9 168,4 133,6 70,6<br />
Sonstige 11,0 0,0 17,7 0,0 4,0 30,2 0,0<br />
Summe 395,2 386,9 353,2 454,4 363,2 342,5 284,1<br />
Ertrag/ha 52,7 51,6 47,1 60,6 48,4 45,7 37,9<br />
* Brachsen, Rotaugen, Rotfeder, Giebel<br />
Quelle: Sportfischervereinigung Eggenstein<br />
Der relativ geringe Aalbestand (Anguilla anguilla) erlaubt dem Schlammpeitzger (Misgurnus fos-<br />
silis) die Besiedlung des GewÇssers. Er sollte auf diesem Niveau beibehalten und nicht erhÅht<br />
werden.<br />
Legt man die - nach eigener EinschÇtzung diskussionswÄrdigen - Bewertungskriterien fÄr FFH-<br />
Populationen an (LfU SACHSEN-ANHALT 2006) (Tab. 12) wÇre die Schlammpeitzgerpopulation<br />
aufgrund der GewÇsserstruktur und Individuendichte entweder als Zustand C oder wohlwollend<br />
als B zu bewerten. ILN 2009 ermittelte fÄr den Eggensteiner Altrhein den Zustand B.<br />
Wir halten den Bestand im Unteren Eggensteiner Altrhein fÄr Äberregional bedeutsam.<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Hier wird ein FischgewÇsser langfristig erhalten, in dem sich inzwischen mit Schlammpeitzger<br />
(Misgurnus fossilis), Bitterling (Rhodeus amarus) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) drei FFH-<br />
Arten fortpflanzen.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 81<br />
Empfehlung<br />
Tab. 10 Zustand der Population/BestandsgrÉÇe von FFH-Arten<br />
Art Zustand A Zustand B Zustand C<br />
Steinbeiáer<br />
>2.000<br />
Ind./ha<br />
350-2000<br />
Ind./ha<br />
300 Ind./ha 50-300 Ind./ha 0,5 Ind./m 2<br />
nach Schnitter 2006<br />
0,25-0,5 Ind./m 2<br />
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 82<br />
3.2.9 EL 22 - Niederauwasser<br />
Das Niederauwasser ist ein einfÅrmiger ausgebaggerter Altrheinabschnitt, begrenzt von einem<br />
Straáendamm und intensiv genutzten AckerflÇchen (Karte 9), Ein erkennbarer Abfluá erfolgt<br />
Äber einen Stichkanal [Abb. 44 (Befischungsstrecke 3)], Richtung Hafen Leopoldshafen. Im SÄ-<br />
den ist das Niederauwasser mit dem Unteren Eggensteiner Altrhein verbunden. Das GewÇsser<br />
wird vom ortsansÇssigen Angelsportverein intensiv fischereilich genutzt (Tab. 13).<br />
Karte 9
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 83<br />
GewÅssertyp<br />
Altrheinabschnitt / Baggersee<br />
Morphologie<br />
Das ovale GewÇsser ist strukturarm. Ein relativ ausgedehnter RÅhrichtbereich am Westufer und<br />
kleinflÇchig Totholz im SÄden und Nordwesten bilden neben den MakrophytenbestÇnden die<br />
einzigen Wertstrukturen (Abb. 44). Aufgrund der steilen Ufer sind nur schmale Wasserwechsel-<br />
zonen ausgebildet. Am Ostufer liegen kleinrÇumig Sand- und KiesflÇchen frei.<br />
Abb. 44 Niederauwasser Stichkanal Westufer<br />
Fischbestand<br />
Durch die Anbindung an den Hafen Leopoldshafen gelangen auch Arten in das Niederauwas-<br />
ser, die man in einem makrophytendominierten StillgewÇsser nicht erwarten wÄrde, wie Kaul-<br />
barsch (Gymnocephalus cernuus) und Schmerle 9 (Barbatula barbatula). Ebenso wie DÅbel<br />
(Leuciscus cephalus) und Hasel (Leuciscus leuciscus) (Abb. 45) kÅnnen sie adult nur bei ent-<br />
sprechend hohen RheinwasserstÇnden wÇhrend ihrer AktivitÇtsphasen im Niederauwasser<br />
nachgewiesen werden; oder wie der Brachsen (Abramis brama) nach erfolgreicher Fortpflan-<br />
zung als juvenile ( Abb. 46). So dominieren Fluábarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (Rutilus ruti-<br />
lus) und Schleie (Tinca tinca) die Artengemeinschaft.<br />
2009 war ebenso wie im Oberen- und Unteren Eggensteiner Altrhein ein drastischer RÄckgang<br />
der WeiáfischbestÇnde zu verzeichnen (Abb. 45). Besonders auffÇllig beim Rotauge, das sich<br />
2005 und 2006 noch gut im Niederauwasser fortpflanzte (Abb. 45, 46).<br />
9 Einziger Nachweis der rheo-, lithophilen Schmerle im Projektverlauf.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 84<br />
Die Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) stammen wahrscheinlich aus dem Unteren Eggen-<br />
steiner Altrhein (vgl. Karte 10), der Steinbeiáer (0+) reproduziert wohl im Niederauwasser<br />
selbst.<br />
Fischart<br />
Abb. 45<br />
Diskussion<br />
Aal<br />
Brachsen<br />
DÅbel<br />
Fluábarsch<br />
GrÄndling<br />
Hasel<br />
Hecht<br />
Kaulbarsch<br />
Moderlieschen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Schmerle<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Ukelei<br />
Bestandserfassungen Niederauwasser<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 130 160 190 200 300 400<br />
Individuenzahlen<br />
Die BestandseinbrÄche der Weiáfische 2007 -2009 kÅnnen nicht durch verÇnderte Probenah-<br />
mebedingungen erklÇrt werden; Fluábarsch (Perca fluviatilis), Schleie (Tinca tinca), Aal (Anguil-<br />
la anguilla) und Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) konnten 2009 in Çhnlichen StÄckzahlen wie<br />
die Jahre zuvor gefangen werden. Hier kann der Einfluá der am Niederauwasser hÇufig zu beo-<br />
bachtenden Kormorane (Phalacrocorax carbo) nicht ausgeschlossen werden.<br />
12.10.2005<br />
26.05.2006<br />
MaÄnahme<br />
13.07.2007<br />
21.10.2007<br />
23.04.2009<br />
16.10.2009
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 85<br />
Fischart<br />
Abb. 46<br />
Aal<br />
Brachsen<br />
DÅbel<br />
Fluábarsch<br />
GrÄndling<br />
Hasel<br />
Hecht<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
LÅngenklassenverteilung Niederauwasser<br />
0 20 40 60 80 100 100 150 200 250 250 350<br />
Individuenzahl n>5<br />
Den Ertrag des Niederauwassers als AngelgewÇsser zeigt Tab. 13.<br />
LÅnge/cm<br />
40
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 86<br />
Tab. 11 Ertrag der Angelfischerei im Niederauwasser<br />
1996 1997 1998 2000 2001 2002 2003 2004<br />
kg kg kg kg kg kg kg kg<br />
Schuppenkarpfen 15,5 6,7 13,8 3,5 23,4<br />
Spiegelkarpfen 22,4 9,0 16,5 13,3 6 10<br />
Schleie 6,5 1,3 1 11<br />
Aal 2,5 6,89 16,7 21,7 3,2 0,3<br />
Hecht 28,3 14,3 25,4 36,6 43,5 16,8 25,5 16,5<br />
Zander 2,5 12,1<br />
Rotauge 18,3 9,8 19,3 18,4 1,7 0,2 1 10,5<br />
Rotfeder 1,8 1,75 0,2 1<br />
Brachse 43,6 38,1 16,2 3,7 4,8 2 31,4<br />
Barsch 2 0,3 0,1 2,3<br />
DÅbel<br />
Rapfen 0,3<br />
Wels<br />
Barbe<br />
Sonstige 0,95<br />
Summe 133,1 64 76,6 119,2 85,2 39,7 38,6 105,7<br />
Ertrag/ha 44,4 21,3 25,5 39,7 28,4 12,7 12,5 35,2<br />
Quelle: AVLeopoldshafen Herr Barth<br />
Der durchschnittliche Ertrag am Oberrhein lag Anfang der 90er Jahre bei rund 45kg/ha und ist<br />
aktuell auf 20-25kg/ha (FFS Ba-WÄ 2009) zurÄckgegangen.<br />
Empfehlung<br />
Das Niederauwasser ist Teil eines Altrheinbogens, dessen TeilgewÇsser alle Schlammpeitzger<br />
beherbergen. àber den Rheinniederungskanal sind sie mit weiteren SchlammpeitzgergewÇs-<br />
sern vernetzt. Es sollte darauf geachtet werden, daá die Verbindungen des Niederauwassers<br />
mit dem Unteren Eggensteiner Altrhein und Äber den Stickkanal bestehen und durchgÇngig blei-<br />
ben.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 87<br />
3.2.10 EL 32 - Mittelgrund<br />
Der Mittelgrund erstreckt sich nordwestlich von Leopoldshafen parallel zum Rheinhauptdeich<br />
leicht geschwungen von sÄdÅstlicher in nordwestlicher Richtung (Karte 10).<br />
Karte 10<br />
GewÅssertyp<br />
Verlandendes Altwasser.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 88<br />
Morphologie<br />
Der Mittelgrund ist ein langgestrecktes, stark verkrautetes hypertrophes Altwasser mit ausge-<br />
prÇgten Verlandungstendenzen. Der schmale deichnahe Bereich wird vollstÇndig beschattet<br />
und besitzt mit reichlich Totholz, SturzbÇumen, Detritusansammlungen und Auflandungen eine<br />
groáe Strukturvielfalt (Abb. 47).<br />
Das Åstliche Ufer steigt meistens steil zu einem Laubwald an. Hier sind kaum UnterstÇnde oder<br />
Wertstrukturen vorhanden. Das Nordwestufer wird von WeidengehÅlzen, dominiert, die als<br />
SturzbÇume grÅáere TotholzbestÇnde bilden. Am SÄdostufer schlieá sich eine etwas erhÅht ge-<br />
legene RÅhrichtzone an, die eine nur schmale Wasserwechselzone bildet. Am SÄdufer befinden<br />
sich unterschiedlich breite RÅhrichtbestÇnde mit einer ausgeprÇgten Wechselzone (Abb. 48).<br />
Der GewÇssergrund ist von einer mÇchtigen (Faul-) Schlammschicht bedeckt. Die Wassertiefe<br />
betrÇgt selten mehr als 1,5 m.<br />
Der WasserkÅrper wird im Sommer vÅllig von Wasserpflanzen ausgefÄllt<br />
Abb. 47 Mittelgrund nordwestlicher Abschnitt mittlerer Bereich<br />
Abb. 48 Mittelgrund SÅdostufer FrÅhjahr Herbst 2009
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 89<br />
Fischbestand<br />
Der breite besonnte Hauptteil war Ende Oktober 05 vollstÇndig von Makrophyten bewachsen,<br />
im Mai 2006 waren immer noch betrÇchtliche Reste der Makrophyten zu finden. Die dominante<br />
Art war Ceratophyllum spec., die durch ihre dichten BestÇnde sowohl die Bootsfahrt als auch<br />
die Befischung selbst deutlich behinderte. Das Keschern der <strong>Fische</strong> wurde an beiden Befi-<br />
schungsterminen zusÇtzlich durch ausgeprÇgte Fadenalgenwatten erschwert, so daá die Effi-<br />
zienz der Elektrobefischung eher gering anzusetzen ist (10 % - 20 %).<br />
Etwas bessere Bedingungen waren 2009 gegeben, hier lag die Effizienz deutlich hÅher und es<br />
wurden mit dem Karpfen (Cyprinus carpio) und Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) zwei Ar-<br />
ten zusÇtzlich nachgewiesen (Abb. 49). Obwohl sich der Mittelgrund Äber ca. einen Kilometer<br />
erstreckt, wurden die Schlammpeitzger nur im sÄdlichen Teil nachgewiesen. Hier stehen RÅh-<br />
richthorste im sehr flachem Wasser. Dieser Bereich konnte nur am Rande befischt werden, da<br />
die Wassertiefe nicht fÄr die Bootsbefischung ausreicht. Im FrÄhjahr wurden neben den 20 ge-<br />
fangenen JÇhrlingen auch eine grÅáere Anzahl (ca. > 100) Schlammpeitzger gesichtet, die vor<br />
dem Strom des ElektrofischfanggerÇtes in die noch flacheren Bereiche flÄchteten (Abb. 50).<br />
Fischart<br />
Abb. 49<br />
Aal<br />
Fluábarsch<br />
Hecht<br />
Karpfen<br />
Moderlieschen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Schlammpeitzger<br />
Sonnenbarsch<br />
Bestandserfassungen Mittelgrund<br />
0 10 20 30 40 50 50 75 125150175200225250275300<br />
Individuenzahlen<br />
12.10.2005<br />
18.05.2006<br />
27.04.2009<br />
30.09.2009
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 90<br />
Abb. 50<br />
Der Mittelgrund beherbergt damit neben dem EL21-Unteren Eggensteiner Altrhein und dem<br />
DE8-KÅnigsee den grÅáten Schlammpeitzgerbestand aller LIFE-GewÇsser. Eine grÅáere Po-<br />
pulation findet sich am Oberrhein nur noch im "Sondernheimer Altrhein" in Rheinland-Pfalz.<br />
Die Leitart fÄr makrophytenreiche StillgewÇsser, die Schleie (Tinca tinca), ist neben dem Son-<br />
nenbarsch (Lepomis gibbosus) die dominierende Art im Mittelgrund, wo sie sich sehr gut repro-<br />
duziert.<br />
Fluábarsch<br />
Hecht<br />
Karpfen<br />
Moderlieschen<br />
Fischart<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Schlammpeitzger<br />
Sonnenbarsch<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
LÅngenklassenverteilung Mittelgrund<br />
0 5 10 15 20 20 40 60 75 175<br />
Individuenzahl<br />
LÅnge/cm<br />
40
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 91<br />
Der bei der Netzbefischung 2006 nachgewiesene Brachsen (Abb. 51) reproduziert nicht im Mit-<br />
telgrund und gelangte wahrscheinlich bei HHQ des Rheins in das GewÇsser.<br />
Diskussion<br />
Abb. 51<br />
Die Fangergebnisse der Elektro- und Stellnetzbefischung belegen, selbst wenn man eine gerin-<br />
ge Effizienz annimmt, daá die Bestandsdichten (Ind./ha) im Mittelgrund relativ gering sind.<br />
In mehreren etwas tiefer ausgelegten Reusen wurden 2005 und 2006 insgesamt 8 tote Son-<br />
nenbarsche und 1 toter Fluábarsch gefunden. Dies lÇát auf nÇchtliche Sauerstoffmangelzu-<br />
stÇnde durch die Dissimilation und den Abbau von Biomasse schlieáen, denen die in der Reuse<br />
gefangenen <strong>Fische</strong> nicht mehr ausweichen konnten. Bei diesen Bedingungen sind auch Fisch-<br />
sterben bei lÇngerem Eisgang oder ungÄnstigen Witterungslagen zu erwarten.<br />
In der weiteren Entwicklung des Mittelgrundes werden sich die Bedingungen fÄr die vorhande-<br />
nen Arten zunehmend verschlechtern. Dies wÄrde den eher konkurrenzschwachen, aber vor-<br />
zÄglich mit diesen Bedingungen zurecht kommenden Arten, wie dem Schlammpeitzger (Mis-<br />
gurnus fossilis) noch bessere àberlebensmÅglichkeiten in einem relativ groáen GewÇsser ver-<br />
schaffen.<br />
MaÄnahmen<br />
Fischart<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Es waren keine Maánahmen vorgesehen.<br />
Stellnetzbefischung Mittelgrund 17./18.05.06<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Individuenzahlen
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 92<br />
Empfehlungen<br />
2005 und 2006 lagen im Mittelgrund ganze Toastbrote. Auch wenn es sich um ein natÄrlicher-<br />
weise verlandendes GewÇsser handelt, stellen Weiábrot selbst und die damit angelockten<br />
WasservÅgel eine nicht zu unterschÇtzende Phosphorquelle dar, deren Eintrag unterbunden<br />
werden sollte.<br />
Eine Maánahme kÅnnte der Besatz von Karauschen aus dem DE8-KÅnigsee sein, um sie im<br />
Mittelgrund anzusiedeln.<br />
Eine bessere Anbindung des Mittelgrundes, etwa an die EL2-Leimersheimer FÇhre, oder an den<br />
Rheinniederungskanal, wÄrde dem Schlammpeitzger ermÅglichen vom Mittelgrund aus weitere<br />
GewÇsser zu besiedeln.<br />
Das GewÇsser wird zur Zeit nicht fischereilich bewirtschaftet. Der trophische Zustand des Ge-<br />
wÇssers und die Pflanzenentwicklung wÄrde eine Angelnutzung stark einschrÇnken. Selbst<br />
wenn man einen geringen Wirkungsgrad der Elektrobefischung annimmt, ist die Individuendich-<br />
te und der Ertrag eher als gering einzuschÇtzen. Bei einer fischereilichen Bewirtschaftung kÇ-<br />
men verstÇndlicherweise die Forderung nach MakrophytenrÇumung und Besatzmaánahmen<br />
auf, um den Ertrag zu erhÅhen und die Bedingungen fÄr die Angelfischerei zu verbessern. Als<br />
fischereilich interessante Arten kÇmen dabei vor allem Schleien (Tinca tinca), Hechte (Esox lu-<br />
cius) und Karpfen (Cyprinus carpio) in Frage. Im Interesse des Schlammpeitzgers (Misgurnus<br />
fossilis) sollte unbedingt auf einen Fischbesatz verzichtet werden. Um Interessenkonflikte zwi-<br />
schen Natur- bzw. Artenschutz und <strong>Fische</strong>rtrag gar nicht erst entstehen zu lassen, sollte entwe-<br />
der keine Verpachtung als FischgewÇsser erfolgen, oder bei einem Pachtvertrag ein Besatz-,<br />
FÄtterungs- und RÇumungsverbot festgelegt werden.<br />
Anmerkungen<br />
Bei der Netzbefischung im FrÄhjahr 2006 wurden auch Groáreusen gestellt und mit ihnen 8<br />
Ochsenfroschkaulquappen gefangen. Zur BekÇmpfung des Ochsenfrosches kÅnnten Groáreu-<br />
sen genutzt werden. Eine elektrische Abfischung der Kaulquappen erscheint wegen der dichten<br />
MakrophytenbestÇnde nicht sinnvoll.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 93<br />
3.2.11 LH 19 - Zuleitung Metz-Doppelschleuse<br />
Die ÖMetz DoppelschleuseÜ besteht aus 2 GrÇben, die sich vom MittelgrÄndsloch zum Rhein-<br />
hauptdeich ziehen. Die GrÇben sind im sÄdlichen Bereich Äber ein Rohr miteinander verbunden<br />
(Karte 11).<br />
Karte 11
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 94<br />
Die Befischung 2005 konnte erst am 26.11. stattfinden, da sie zeitgleich mit der Befischung des<br />
Landesfischereiverbandes Baden erfolgen sollte. Die Bedingungen wurden jedoch durch Eis-<br />
gang erschwert.<br />
Aufgrund der einheitlichen Struktur, dem weitgehenden Fehlen von UnterstÇnden und der Ver-<br />
bindung der beiden GrÇben, durch die <strong>Fische</strong> ungehindert wechseln kÅnnen, wird der Scheuch-<br />
effekt bei der Elektrobefischung als hoch eingeschÇtzt.<br />
GewÅssertyp<br />
Graben<br />
Morphologie<br />
Beide GrÇben besitzen ein regelmÇáiges Trapezprofil und einen geraden Verlauf. Der westliche<br />
der beiden ca. 2,5 m breiten GrÇben ist bedeutend stÇrker eingetieft. Der Wasserstand<br />
schwankte nach der besseren Anbindung an den Rhein im Åstlichen Graben zwischen ca. 10<br />
cm und 100 cm [METZ mÄndl. Mitt (Abb. 52)]. Bei schwankenden RheinwasserstÇnden ist ein<br />
Zu- bzw. Abfluá erkennbar. Die Sohle ist partiell verschlammt, abschnittsweise schluffig. Trotz<br />
der Beschattung der UfergehÅlze kÅnnen sich Wasserpflanzen relativ gut entwickeln. Wertstruk-<br />
turen fehlen weitgehend. Kleinere TotholzbestÇnde sind hÅchstens als StrukturansÇtze zu be-<br />
zeichnen.<br />
Fischbestand<br />
Im Rahmen des LIFE-Projektes wurden nur die GrÇben der Metz Doppelschleuse befischt, nicht<br />
das MittelgrÄndsloch selbst. Nach Angaben von Herr METZ wurde in den vergangenen Jahren in<br />
Zusammenarbeit mit dem Badischen Sportfischerverband mehrfach die Fischfauna des Mittel-<br />
grÄndsloches, bis in den MÄndungsbereich der Metz-Doppelschleuse erhoben. Die Artenzu-<br />
sammensetzung entsprach der in den GrÇben vor der Maánahme (Abb. 53).<br />
Insgesamt wurden in den GrÇben 17 Arten, darunter die FFH-Arten Steinbeiáer (Cobitis taenia)<br />
und Bitterling (Rhodeus amarus) sowie der grÅáte Moderlieschenbestand (Leucaspius delinea-<br />
tus) im Projektgebiet nachgewiesen. Das Moderlieschen pflanzt sich in den GrÇben fort. (Abb.<br />
54).
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 95<br />
Abb. 52 Metz Doppelschleuse Nov 2005 September 2009<br />
Fischart<br />
Abb. 53<br />
Aal<br />
Brachsen<br />
Bitterling<br />
Fluábarsch<br />
Giebel<br />
GrÄndling<br />
Hecht<br />
Karpfen<br />
Moderlieschen<br />
Rapfen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Steinbeiáer<br />
Ukelei<br />
Zander<br />
Bestandserfassungen Metz-Doppelschleuse<br />
0 10 20 30 40 50 50 350550 350 450 550 650<br />
Individuenzahlen<br />
26.11.05<br />
24.05.06<br />
09.10.09<br />
MaÄnahme<br />
04.05.10
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 96<br />
Diskussion<br />
FrÄher soll der Bitterling (Rhodeus amarus) auch im MittelgrÄndsloch nachgewiesen worden<br />
sein. Aufgrund des Trophiezustandes ist das MittelgrÄndsloch z. Z. fÄr die FFH - Art eher unge-<br />
eignet. Durch die Sauerstoffzehrung am Grund dÄrfte die Groámuschelpopulation weitgehend<br />
erloschen sein. Damit fehlt dem Bitterling die MÅglichkeit zur Reproduktion. Der Entwicklung<br />
des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) stehen die Morphologie und die fischereiliche Be-<br />
wirtschaftung entgegen.<br />
Nach der Wiederherstellung der Rheinanbindung hatte sich die Zusammensetzung der Ichthyo-<br />
zÅnose deutlich geÇndert. Die ersten individuenschwachen Nachweise von Ukelei (Alburnus al-<br />
burnus), Karpfen (Cyprinus carpio), Giebel (Carassius gibelio) und Rapfen (A. aspius) im FrÄh-<br />
jahr 2010 belegen, daá bei steigenden WasserstÇnden <strong>Fische</strong> vom Rhein zuwandern kÅnnen.<br />
Auch die vorher bereits im Graben etablierten Arten waren noch vorhanden. Daá Arten fehlen,<br />
die vorher nur in Einzelexemplaren nachgewiesen wurden liegt in der Variationsbreite der Me-<br />
thode.<br />
Fischart<br />
Fluábarsch<br />
Hecht<br />
Moderlieschen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Abb. 54<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
LÅngenklassenverteilung Metz-Doppelschleuse<br />
0 10 20 30 40 50 60 60 80 120 160 200 220 300 380<br />
Individuenzahl<br />
LÅnge/cm<br />
40
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 97<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Der Åstliche Graben der Metz-Doppelschleuse wurde Äber die ErtÄchtigung des Durchlasses<br />
besser an den Rhein angebunden. Daá nur bei hÅheren RheinwasserstÇnden <strong>Fische</strong> zuwan-<br />
dern kÅnnen, liegt an der relativ hoch liegenden Sohle des innerdeichs gelegenen Grabenab-<br />
schnittes. Die Maánahme sollte die auáerdeichs gelegenen GewÇsser, wie z. B. das Mittel-<br />
grÄndsloch mit Frischwasser versorgen und fÄr die Lateralwanderer MÅglichkeiten schaffen den<br />
Deich zu queren. àber das MittelgrÄndsloch wird auch der Rheinniederungskanal besser an<br />
den Rhein angebunden. D. h. die Maánahme sollte eher eine bessere Vernetzung der GewÇs-<br />
ser erreichen, als Verbesserungen im Graben selbst bewirken. Mit den vier Erstnachweisen<br />
nach der Umsetzung der Maánahme scheint dieses Ziel erreicht.<br />
Der Graben kÅnnte jetzt allerdings bei sehr niedrigen RheinwasserstÇnden vollstÇndig trocken<br />
fallen.<br />
Ob sich durch den Frischwasseraustausch auch die Bedingungen im MittelgrÄndsloch verbes-<br />
sern, bleibt abzuwarten.<br />
Empfehlungen<br />
Es sollte geprÄft werden, ob eine Vertiefung der innerdeichs gelegenen Grabenabschnittes die<br />
ZuwanderungsmÅglichkeit verbessern kÅnnte.<br />
In Absprache mit dem <strong>Fische</strong>reiberechtigten sollte die Anbindung des Rheinniederungskanals<br />
Äber den Schieber am MÄttelgrÄndsloch optimiert werden.<br />
Die 2009 abgetrennten AmphibientÄmpel im westlichen Graben waren im FrÄhjahr durch die<br />
GewÇsserdynamik wieder an den Graben angebunden. Es kÅnnen <strong>Fische</strong> in den Amphibienbe-<br />
reich einschwimmen und bei Austrocknung der TÄmpel verenden. Die <strong>Fische</strong> vermindern durch<br />
Fraádruck auch die Fortpflanzungserfolge der Amphibien. Die Abtrennung des Amphibienberei-<br />
ches sollte optimiert und ev. durch Bepflanzung dauerhaft gesichert werden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 98<br />
3.2.12 LH 22 - Gradnausbruch<br />
Der Gradnausbruch nÅrdlich von Hochstetten wird durch einen eintÅnigen, strukturarmen<br />
schnurgeraden Graben entwÇssert. Die in ihn mÄndenden StichgrÇben liegen den Groáteil des<br />
Jahres trocken (Karte 12).<br />
Karte 12
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 99<br />
GewÅssertyp<br />
Graben<br />
Morphologie<br />
Der Gradnausbruch ist ein langgestreckter ca. 1 - 2 m breiter Graben mit Trapezprofil. Die detri-<br />
tusreiche Schlammschicht bestand aus Ablagerungen von z. T. Äber 40 cm MÇchtigkeit. Wegen<br />
der Beschattung durch den umliegenden Bruchwald waren kaum Makrophyten entwickelt. Nur<br />
in lichteren Bereichen, vor allem im nordÅstlichen Abschnitt konnten sich RÅhricht und sehr<br />
kleinflÇchig Wasserlinsen entwickeln (Abb. 55). àberhÇngende Ufervegetation bietet im weitge-<br />
hend strukturlosen Graben auf kurzen Abschnitten die einzige DeckungsmÅglichkeit. Der Was-<br />
serstand war Ende Oktober 2005 und im April 2006 mit ca. 10 cm sehr gering. Totholz war<br />
kaum vorhanden, westlich des Grabens waren auf dem freigehaltenen Fahrweg Ablagerungen<br />
von frÄheren GrabenrÇumungen erkennbar.<br />
Die zwei in den Hauptgraben mÄndenden SeitengrÇben waren deutlich strukturreicher, fÄhrten<br />
aber nur wenige Meter aufwÇrts Wasser.<br />
Abb. 55 Gradnausbruch sÅdwestlicher nordÉstlicher Abschnitt<br />
Fischbestand<br />
Die Ergebnisse der Befischung vom 14.10.05 und 11.04.06 sind in Abb. 56 zusammengefaát.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 100<br />
Abb. 56<br />
Der Gradnausbruch ist eines von 11 ProjektgewÇssern, in denen der Schlammpeitzger (Misgur-<br />
nus fossilis) nachgewiesen werden konnte; allerdings nur in einem Exemplar. Der Aal zieht im<br />
FrÄhjahr den Gradnausbruch hinauf, um sich an den reichlich vorhandenen Grasfroschgelegen<br />
und Kaulquappen zu mÇsten, in deren NÇhe die 3 Aale im FrÄhjahr gefangen wurden. Alle vor-<br />
handenen Fischarten kommen relativ gut mit SauerstoffmangelzustÇnden zurecht. Bis auf den<br />
Stichling (Gasterosteus aculeatus) bestehen die Populationen nur aus wenigen Individuen.<br />
Diskussion<br />
Der Fischgemeinschaft im Gradnausbruch ist bei 450 m Befischungsstrecke Çuáerst individu-<br />
enschwach. Nur der Stichling (Gasterosteus aculeatus) scheint eine zufriedenstellende Popula-<br />
tion aufbauen zu kÅnnen. Der Bestand an Schlammpeitzgern war im Gradnausbruch Çuáerst<br />
gering. Da nur ein adultes Weibchen gefangen werden konnte ist die Fortpflanzung im GewÇs-<br />
ser fraglich.<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Nur mit Biotoppflegemaánahmen ist die Situation fÄr <strong>Fische</strong> im Gradnausbruch nicht zu verbes-<br />
sern.<br />
Fischart<br />
Aal<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Stichling<br />
Aal<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Stichling<br />
Bestandserfassungen Gradnausbruch<br />
0 1 2 3 4 5 5 203040<br />
Individuenzahl<br />
14.10.2005<br />
11.04.2006<br />
40 cm
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 101<br />
Empfehlung<br />
Zur Sicherung des Schlammpeitzgerbestandes kÅnnten folgende Maánahmen durchgefÄhrt<br />
werden:<br />
Ä Ausweisung und Pflege eines Schilfsaumes rechts und, wo mÅglich, auch links des<br />
Hauptgrabens. VergrÅáern der bestehenden SchilfsÇume durch auslichten oder fÇllen<br />
der BÇume<br />
Ä GroázÄgig Aufweitungen und Vertiefungen anlegen.<br />
Ä GrabenrÇumung nur im Herbst.<br />
Ä Die GrabenrÇumung ist wegen des Detrituseintrages und des geringen Wasserstan-<br />
des auch zukÄnftig erforderlich.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 102<br />
3.2.13 DE4a+b Feldwiesen- und Bandelsfeldgraben<br />
Der Feldwiesengraben erstreckt sich zwischen Ruáheim und Huttenheim in intensiv bewirt-<br />
schafteter Feldflur (Karte 13).<br />
Karte 13<br />
Der Sohlenbewuchs des Feldwiesengrabens lÇát den Schluá zu, daá er die meiste Zeit des<br />
Jahres kein Wasser fÄhrt.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 103<br />
Der Bandelsfeldgraben quert sÄdÅstlich von Ruáheim intensiv bewirtschaftete AckerflÇchen<br />
(Karte 14).<br />
Karte 14<br />
Beide GrÇben waren trotz der spÇten Schneeschmelze und des relativ feuchten FrÄhjahrs am<br />
11.05.2006 auf der gesamten LÇnge trocken (Abb. 57, 58).<br />
Am Bandelsfeldgraben wies die Sohle noch einige morastige Stellen auf, die belegten, daá der<br />
Bandelsfeldgraben zumindest im zeitigen FrÄhjahr Wasser fÄhrte.<br />
Im Herbst 2009 und Ende April 2010 lagen beide GrÇben schon lÇngere Zeit trocken.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 104<br />
Abb. 57 Feldwiesengraben<br />
GewÅssertyp<br />
Gering bis mÇáig eingetiefte geradlinige EntwÇsserungsgrÇben.<br />
Morphologie<br />
Abb. 58 Bandelsfeldgraben<br />
Beide GrÇben besitzen ein regelmÇáiges Trapezprofil ohne Aufweitungen. Die Sohle ist aktuell<br />
nicht gerÇumt. Totholz, Detritus Fallaub und aufgrund der Beschattung geringer Bewuchs bilden<br />
StrukturansÇtze. Das Umland wird weitgehend intensiv ackerbaulich genutzt.<br />
Der Feldwiesengraben wird auf der gesamten LÇnge beiderseits von dichtem UfergehÅlz beglei-<br />
tet, Betonrohre als DurchlÇsse engen das Profil ein und unterbrechen die Uferlinie. Randstreifen<br />
sind nicht vorhanden, die Nutzung erfolgt fast bis zur BÅschungsoberkante.<br />
Der GehÅlzsaum des Bandelsfeldgrabens weist im sÄdwestlichen Abschnitt grÅáere LÄcken<br />
auf. Hier ist die BÅschung von einer GrÇser- Hochstaudenflur bewachsen. Der GehÅlzsaum ist<br />
im nordÅstlichen Abschnitt mehrreihig. Entlang des Grabens zieht sich ein breiter, im oberen<br />
Abschnitt sporadisch gemÇhter Randstreifen<br />
Fischbestand<br />
In beiden GrÇben war aufgrund der mangelnden WasserfÄhrung im Projektverlauf keine Elek-<br />
trobefischung mÅglich. Der Feldwiesengraben ist mit Sicherheit fischfrei. Im Bandelsfeldgraben<br />
wÇre eine àberdauerung des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) im feuchten Schlamm
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 105<br />
theoretisch mÅglich. Doch wahrscheinlich dauern die Trockenphasen im Graben, selbst fÄr die-<br />
se Art, viel zu lange. Da der Bandelsfeldgraben auch im FrÄhjahr austrocknet, kÅnnten sich<br />
eventuell vorkommende Schlammpeitzger nicht reproduzieren.<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Der Feldwiesengraben wurde 2009/2010 umgestaltet. Ziel war die FÅrderung de Lebensraum-<br />
typs 6430 "Feuchte Hochstaudenfluren" und der Zielarten Blaukehlchen und Windelschnecke.<br />
Der Grabenober- und -mittellauf war und ist viel zu trocken, um mit geringen Maánahmen Fi-<br />
sche etablieren zu kÅnnen. Im MÄndungsbereich kÅnnte in feuchteren Jahren als 2009 / 2010<br />
der Schlammpeitzger einwandern<br />
Die geplanten Maánahmen am Bandelsfeldgraben konnten wegen einer Straáenplanung nicht<br />
umgesetzt werden.<br />
Empfehlung<br />
Falls am Bandelsfeldgraben der Grundwasserflurabstand gering genug ist, um eine dauerhafte<br />
WasserfÄhrung zu gewÇhrleisten, kÅnnte er auf 1/3 der LÇnge um ca. 2-3m verbreitert, um min-<br />
destens 1m vertieft und so zu einem potentiellen Schlammpeitzgerbiotop umgestaltet werden.<br />
Auf dieser Strecke soltle der GehÅlzaufwuchs verhindert und die Schilfentwicklung gefÅrdert<br />
werden. Aufgrund der Erfahrungen im LIFE-Projekt sollte die Anbindung an den Saalbachkanal<br />
und die Sohle des Bandelsfeldgrabens punktuell bei einer kÄnftigen Umgestaltung deutlich tie-<br />
fergelegt werden als bisher geplant (ca. 1m IUS 2008).
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 106<br />
3.2.15 DE 5 - Lohfeldgraben<br />
Der Lohfeldgraben erstreckt sich Äber 2 km zwischen Dettenheim und Ruáheim. Etwa die HÇlfte<br />
der Strecke ist er im Lohwald gelegen (Karte 15). Er war am 11.05.2006 im sÄdlichen und mitt-<br />
leren Abschnitt, bis auf einen ResttÄmpel trocken (Abb. 59). Im nÅrdlichen Abschnitt wechselten<br />
sich RestwassertÄmpel und trockenes Grabenprofil ab. Im Herbst 2009 war der Graben auf vol-<br />
ler LÇnge trocken.<br />
Abb. 59 Lohfeldgraben sÅdlicher mittlerer nÉrdlicher Abschnitt<br />
GewÅssertyp<br />
Gering bis mÇáig eingetiefter geradliniger bis schwach geschwungener EntwÇsserungsgraben.<br />
Morphologie<br />
Der Lohfeldgraben besitzt ein regelmÇáiges Trapezprofil mit einigen, zum Teil deutlichen Auf-<br />
weitungen und Vertiefungen, die Sohle ist aktuell nicht gerÇumt. Vereinzeltes Totholz und Detri-<br />
tus bilden StrukturansÇtze. Der Lohfeldgraben verlÇuft fast auf der gesamten LÇnge im Wald.<br />
Kurz vor der MÄndung erstreckt sich ein sumpfiger, schilfbestandener Abschnitt mit Jungerlen.<br />
Hier war der Graben stellenweise nicht mehr zu erkennen. Die wenige Zentimeter tiefe Wasser-<br />
flÇche erreichte 2006 zum Teil eine Breite von 20 m.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 107<br />
Karte 15
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 108<br />
Fischbestand<br />
In den RestwassertÄmpeln im Wald konnten 2005/2006 keine Wirbeltiere nachgewiesen wer-<br />
den. Die nÅrdlich gelegene SumpfflÇche war zwar nicht von <strong>Fische</strong>n, aber von Kaulquappen<br />
des Springfrosches besiedelt.<br />
MaÄnahmen<br />
Die vorgesehenen Maánahmen wurden wegen der einheitlichen Empfehlung der LIFE-<br />
Gutachter nicht umgesetzt. Da im Lohfeldgraben keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden konnten,<br />
ist davon auszugehen, daá die Trockenperioden zu ausgedehnt sind, um eine Besiedlung zu<br />
erlauben. Nur der nÅrdliche Abschnitt wÄrde sich fÄr die FFH-Art Schlammpeitzger (Misgurnus<br />
fossilis) eignen. Biotoppflege reicht nicht um den Lohfeldgraben zu einem FischgewÇsser zu<br />
entwickeln. Dazu mÄáte er im nÅrdlichen Teil, auáerhalb des Waldes, krÇftig aufgeweitet und<br />
vertieft werden. Um die Zuwanderung von <strong>Fische</strong>n zu ermÅglichen, sollte bei der Umgestaltung<br />
auch die EinmÄndung in den Saalbachkanal deutlich verbessert werden. Die àberlebenschan-<br />
cen fÄr <strong>Fische</strong> kÅnnten auch durch eine stÇndig wasserfÄhrende Verbindung zum Scheidgra-<br />
ben, der anscheinend hÇufiger Wasser fÄhrt als der Lohfeldgraben, deutlich verbessert werden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 109<br />
3.2.15 DE6 - Herrenteiler<br />
Der Herrenteiler ist ein langgestreckter Graben, der nordwestlich von Dettenheim in den Rhein-<br />
niederungskanal entwÇssert (Karte 16). Der sÄdliche Bereich (Befischungsstrecken 1 und 2)<br />
fÄhrte Ende Oktober 05 und im Mai 06 relativ wenig, im Oktober 2009 und April 2010 kein Was-<br />
ser.<br />
Karte 16
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 110<br />
GewÅssertyp<br />
Geradliniger EntwÇsserungsgraben<br />
Morphologie<br />
Der gerade, bis Äber einen Meter trapezfÅrmig eingetiefte Graben besitzt im sÄdlichen Abschnitt<br />
keine Vertiefungen. An einigen Abschnitten ist die Grabensohle mit RÅhricht bestanden (Abb.<br />
60). Breiter und tiefer wird der Herrenteiler erst unterhalb des Durchlasses beim AUSSIEDLER-<br />
HOF BOLZ. Der Wasserstand betrug bis ca. 30 cm, die Schlammtiefe ca. 40 cm. Trotz des<br />
Schilfbestandes konnte sich eine dichte Wasserlinsendecke entwickeln<br />
Hier Çndert sich auch das Umfeld, statt landwirtschaftlicher FlÇchen ziehen sich RÅhrichtbe-<br />
stÇnde und GehÅlzinseln am Graben entlang.<br />
Abb. 60 Herrenteiler vor der MaÇnahme 2009<br />
Im September 2009 war nur noch eine wenige Quadratmeter groáe RestwasserflÇche vorhan-<br />
den (Abb. 60).<br />
Fischbestand<br />
Der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) wurde nur im nordwestlichen Grabenbereich nach-<br />
gewiesen. Die dort vorhandene ca. 60m lange schlammgefÄllte Vertiefung bot ihm den einzigen<br />
RÄckzugsraum im Graben. Diese Vertiefung wurde zunehmend von Pflanzenmaterial aufgefÄllt<br />
(Wasserlinsen, Schilf, Laubfall) und war damit akut von Verlandung bedroht. In diesem Bereich<br />
kamen mit Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), Schleie (Tinca tinca) und Steinbeiáer (Cobitis<br />
taenia) nur Fischarten vor, die auch in sauerstoffarmen GewÇssern Äberleben kÅnnen (Abb.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 111<br />
61). Der Stichling (Gasterosteus aculeatus) wurde nur im Abschnitt oberhalb des Durchlasses<br />
nachgewiesen (Befischungsstrecke 1 und 2).<br />
Abb. 61<br />
Diskussion<br />
Bei den Individuenzahlen (FÇngigkeit) sind die widrigen VerhÇltnisse (Beschattung durch RÅh-<br />
richt, dichte Wasserlinsendecke, 40 cm Schlamm) zu berÄcksichtigen, so daá der Schlamm-<br />
peitzgerbestand im befischten Grabenabschnitt sicherlich hÅher lag, als es die Fangzahlen wi-<br />
derspiegeln. Aber selbst wenn man nur 20 % EffektivitÇt voraussetzt, ist der Gesamtbestand mit<br />
max. 50-70 Tieren relativ gering.<br />
Auch 2009 hatten sich die Tiere wie in den Jahren vorher reproduziert, 2010 wurde ein laichrei-<br />
fes Weibchen nachgewiesen. Der Herrenteiler beherbergt damit eine kleine aber stabile<br />
Schlammpeitzgerpopulation. Die Altersklassenverteilung der nachgewiesenen Arten zeigt, daá<br />
im Herrenteiler alle Altersstadien des Schlammpeitzgers ausreichende Bedingungen vorfinden<br />
(Abb. 62), wÇhrend er den anderen Arten vorwiegend als Jungfischbiotop dient.<br />
Nach Umsetzung der Maánahme hatten sich die abiotischen VerhÇltnisse so verbessert, daá<br />
2010 erstmals Bitterlinge (Rhodeus amarus) den Graben als Jungfischbiotop angenommen hat-<br />
ten.<br />
Fischart<br />
Bitterling<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Steinbeiáer<br />
Stichling<br />
Bestandserfassungen Herrenteiler<br />
0 5 10 15 20 50<br />
Individuenzahl<br />
Die aus fischÅkologischer Sicht wÄnschenswerte Vertiefung und Verbreiterung des sÄdlichen<br />
Grabenabschnittes konnte aufgrund von Bedenken anderer LIFE-Gutachter wegen der mÅgli-<br />
chen BeeintrÇchtigung anderer Zielgruppen nicht durchgefÄhrt werden.<br />
Erfassungstermine<br />
10.10.2005<br />
11.05.2006<br />
01.10.2009<br />
04.05.2010<br />
MaÄnahme
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 112<br />
Abb. 62<br />
Anteil %<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Effizienz der MaÄnahmen<br />
0<br />
Altersklassenverteilung Herrenteiler<br />
0+/1 1+/2 2/2+ >3<br />
Altersklassen<br />
Im Winter 2009/2010 wurde der Graben oberhalb und unterhalb der Kernzone deutlich vertieft<br />
und verbreitert, um langfristig die WasserfÄhrung zu sichern (Abb. 63).<br />
Abb. 63 MaÇnahme Herrenteiler Mai 2010<br />
Bitterling<br />
Steinbeiáer<br />
Schleie<br />
Schlammpeitzger<br />
Damit wurde nicht direkt in das Schlammpeitzgerbiotop eingegriffen und zusÇtzlicher Lebens-<br />
raum geschaffen. Die Maánahme wurde so schonend durchgefÄhrt, daá bei der Kontrollbefi-<br />
schung 2010 alle drei Zielarten nachgewiesen werden konnten und der Schlammpeitzgerbe-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 113<br />
stand nicht erkennbar beeintrÇchtigt war. Der Herrenteiler bleibt mittelfristig als Schlammpeitz-<br />
gerbiotop erhalten.<br />
Empfehlung<br />
Um die sehr hohe Effizienz der Maánahme langfristig zu sichern, sollte die Maánahme in 15-20<br />
Jahren wiederholt werden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 114<br />
3.2.16 DE 7 - Dan<br />
Der Dan entwÇssert intensiv bewirtschaftete AckerflÇchen in den Rheinniederungskanal (Karte<br />
17).<br />
Karte 17
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 115<br />
Der Dan war Ende Oktober 2005 bis auf einige kleine feuchte, nicht befischbare Schlammberei-<br />
che, trocken. Am 11.05.06 lag der Wasserstand im unteren Drittel zwischen 5 und 10 cm, ein<br />
schwacher Abfluá war erkennbar (Abb. 64). Der Dan fÄhrte am 30.09.09 kein Wasser mehr. Al-<br />
lerdings war die Sohle in einigen Bereichen noch relativ feucht (Abb. 65)<br />
Nach Aussagen des Landwirtes, der den nordÅstlich gelegenen Maisacker bewirtschaftet, fÄhrt<br />
der Dan nur in feuchten Jahren ganzjÇhrig Wasser.<br />
Abb. 64 Dan mittlerer Abschnitt<br />
GewÅssertyp<br />
Kleiner EntwÇsserungsgraben.<br />
Morphologie<br />
Der Dan ist ein kleiner, gering bis mÇáig, im unteren Teil stark eingetiefter Graben, der westlich<br />
von Dettenheim in den Rheinniederungskanal entwÇssert. Er verlÇuft in einem Trapezprofil als<br />
schmales RÅhrichtband zwischen landwirtschaftlichen NutzflÇchen. Ein schmaler gemÇhter<br />
Randstreifen ist vorhanden. Nur im unteren Abschnitt wird er rechts von GehÅlzen gesÇumt. Die<br />
detritusbedeckte Sohle weist auáer etwas Totholz kaum Wertstrukturen auf.<br />
Fischbestand<br />
Bei der Elektrobefischung konnten keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden. In den Reusen wurden<br />
4 Teichmolche gefangen.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 116<br />
Abb. 65<br />
Dan Grabensohle September 09<br />
Diskussion<br />
Der Dan ist bedingt fÄr den Schlammpeitzger geeignet, jedoch als DauerlebensstÇtte wahr-<br />
scheinlich zu oft und zu lange trocken. Ohne umfangreiche Erdarbeiten, mit deutlicher Vertie-<br />
fung und Verbreiterung von mindestens 1 /3 des Grabens, kÅnnen sich im Dan wahrscheinlich<br />
keine dauerhaften FischbestÇnde entwickeln. FÄr den in ILN 2009 angefÄhrten Nachweis von<br />
Schlammpeitzgern im Dan sind leider keine Erfassungsjahre genannt.<br />
Effizienz der MaÄnahmen<br />
Nur mit Biotoppflege - wie Mahd und GehÅlzentfernung - lassen sich die Bedingungen fÄr Fi-<br />
sche nicht verbessern. Allerdings wurden die Pflegemaánahmen auch zur FÅrderung anderer<br />
Zielgruppen und nicht fÄr die Fischfauna durchgefÄhrt.<br />
Empfehlung<br />
Eine deutliche Vertiefung und Verbreiterung im unteren Grabenabschnitt, sowie die RÇumung<br />
der EinmÄndung in den Rheinniederungskanal kÅnnten die Bedingungen fÄr den Schlamm-<br />
peitzger verbessern.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 117<br />
3.2.17 DE 8 - Altrhein KÉnigsee<br />
Der Altrhein KÅnigsee ist ein nÅrdlich von Dettenheim zwischen Rheinniederungskanal und<br />
Rheindamm gelegenes, langgezogenes Altwasser [Karte 18 (Abb. 66)].<br />
Karte 18<br />
GewÅssertyp<br />
Altwasser
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 118<br />
Morphologie<br />
Das langgestreckte Altwasser wird zum Groáteil von UfergehÅlzen gesÇumt. Im nord- und sÄd-<br />
westlichen Bereich existieren z. T. auch ausgedehnte RÅhrichtbestÇnde. Der KÅnigsee weist im<br />
nÅrdlichen und sÄdlichen Ende starke Verlandungstendenzen und damit auch einige Flachwas-<br />
serzonen auf. SturzbÇume und TotholzbestÇnde sorgen zusammen mit ÄberhÇngenden Ufer-<br />
gehÅlzen und unregelmÇáigen flachen Uferzonen fÄr eine relativ hohe StrukturdiversitÇt.<br />
Im Oktober 2005 und 2009 war fast das gesamte Wasservolumen mit Makrophyten ausgefÄllt<br />
(Abb. 67). Ein Abfluá war nicht zu erkennen.<br />
Abb. 66 Altrhein KÉnigsee Abb. 67 Algenentwicklung im KÉnigsee<br />
Fischbestand<br />
GewÇsserbedingt dominieren bei den 14 nachgewiesenen Taxa phyto- und stagnophile Arten<br />
(Abb. 68), wie Schleie (T. tinca) und Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) sowie die Ubiqui-<br />
sten Fluábarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (R. rutilus) und Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus)<br />
die BiozÅnose. Besonders hervorzuheben ist das Vorkommen der seltenen Karausche (C. ca-<br />
rassius) und das groáe Schlammpeitzgervorkommen (Misgurnus fossilis). Beide Arten bilden<br />
stabile reproduzierende Populationen im KÅnigsee (Abb. 69). Stichlinge (Gasterosteus aculea-<br />
tus) wurden nur mit den Reusen nachgewiesen.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 119<br />
Fischart<br />
Abb. 66<br />
Diskussion<br />
Aal<br />
Brachsen<br />
Fluábarsch<br />
Hecht<br />
Karausche<br />
Karpfen<br />
Moderlieschen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Steinbeiáer<br />
Stichling<br />
Sonnenbarsch<br />
Bestandserfassungen KÉnigsee<br />
0 10 20 30 40 50 50 80 110 140 150 240<br />
Individuenzahlen<br />
Auch im fast einen Kilometer langen KÅnigsee fÇllt die disjunkte Verteilung der Schlammpeitz-<br />
gerpopulation auf. WÇhrend der Niedrigwasserphase im Herbst 2009 konnten allein am Rande<br />
der besonnten Flachbereiche im Çuáersten nordwestlichen und sÄdwestlichen Teil insgesamt<br />
54 Tiere gefangen und mindestens 100 Individuen gesichtet werden. Bei den vorhergehenden<br />
Befischungen war die Beprobung der flach unter Wasser stehenden Schilfbereiche nicht mÅg-<br />
lich. Das Niedrigwasser zwang die <strong>Fische</strong> dazu die zugÇnglichen Randbereiche aufzusuchen.<br />
Auf der restlichen GewÇsserstrecke gelang kein Nachweis.<br />
10.10.2005<br />
24.05.2006<br />
MaÄnahme<br />
23.04.2009<br />
26.09.2009<br />
In der neuen "Roten Liste der im SÄáwasser reproduzierenden <strong>Fische</strong> und Neunaugen" (FREY-<br />
HOF 2009) wird die Karausche (C. carassius) als "stark gefÇhrdet - RL 2" eingestuft. WÇhrend<br />
einige Fischarten wie z. B. der Steinbeiáer (Cobitis taenia) wegen ihrer Bestandserholung aus<br />
der Roten Liste genommen werden konnten, wird die Bestandsentwicklung der Karausche als
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 120<br />
kritisch bewertet. Der KÅnigsee ist das einzige LIFE-GewÇsser mit einem reproduzierenden Ka-<br />
rauschenbestand, wenngleich 7 davon ein geeigneter Lebensraum fÄr die Karausche wÇren.<br />
Sie gehÅrt damit zu den seltensten Fischarten im Groáraum Karlsruhe.<br />
Fischart<br />
Abb. 67<br />
Fluábarsch<br />
Hecht<br />
Karausche<br />
Moderlieschen<br />
Rotauge<br />
Rotfeder<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
LÅngenklassenverteilung KÉnigsee<br />
0 20 40 60 80 100100 140 180 220 260 300<br />
Individuenzahl<br />
LÅnge/cm<br />
40
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 121<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Das GewÇsser verlandet zunehmend; Makrophyten bilden zusammen mit dem Laubfall im<br />
Herbst eine betrÇchtliche organische Masse, die die Verschlammung / Verlandung des KÅnig-<br />
sees beschleunigt. Am Westufer wurde 2008/2009 eine Pappelreihe gefÇllt. Damit sollte der<br />
Laubfall in den KÅnigsee vermindert und die Uferbereiche fÄr den Schlammpeitzger stÇrker be-<br />
sonnt werden.<br />
2009 wurde das Ziel ansatzweise erreicht; dennoch wurden im Herbst immer noch groáe Men-<br />
gen Laub eingetragen und die SchilfbestÇnde im SÄd- und Nordwesten immer noch beschattet.<br />
Die Erweiterung der Maánahme im Februar 2010 - FÇllung zusÇtzlicher Pappeln - konnte nicht<br />
mehr in die Effizienzerfassungen einbezogen werden, wird jedoch ausdrÄcklich befÄrwortet.<br />
Empfehlung<br />
Einige der ProjektgewÇsser eignen sich exzellent fÄr die BestandsgrÄndung der Karausche (C.<br />
carassius), sie sollte als Zielart in das LIFE-Projekt aufgenommen und dort besetzt werden.<br />
Sehr gut fÄr einem Initialbesatz eignen sich die GewÇsser:<br />
Ä EL32-Mittelgrund<br />
Ä RH5-LettenlÅcher<br />
Ä EL2-Leimersheimer FÇhre<br />
Ä DE10-Nackfeld nach einer Erweiterung und Vertiefung<br />
Bedingt geeignet wÇre:<br />
Ä EL21-Unterer Eggensteiner Altrhein<br />
So kÅnnten weitere KarauschenbestÇnde im Groáraum Karlsruhe begrÄndet werden.<br />
Um die Verlandung im KÅnigsee weiter zu verzÅgern, sollten weitere GehÅlze, vor allem an an-<br />
grenzenden Schilfbereichen gefÇllt werden. Durch die verbesserte Besonnung der Ufer wÄrde<br />
auch der Schlammpeitzger gefÅrdert.<br />
Eine bessere Anbindung des KÅnigsees an den Rheinniederungskanal und / oder Äber das<br />
Pfaffenloch an den Rhein und / oder Äber das DE10-Nackfeld an den sÄdlich gelegenen Bag-<br />
gersee wÇre wÄnschenswert. So kÅnnte die isolierte Schlammpeitzgerpopulation (Misgurnus<br />
fossilis) mit anderen verbunden werden. Die Karauschen hÇtten die MÅglichkeit andere GewÇs-<br />
ser zu besiedeln. Durch einen verbesserten Wasseraustausch kÅnnten ev. auch die abiotischen<br />
VerhÇltnisse im KÅnigsee langfristig stabilisiert werden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 122<br />
3.2.18 DE 10 - Nackfeld<br />
Im Gewann Nackfeld wurde frÄher Ton abgebaut, von den dabei entstandenen Abgrabungen<br />
wurde die Åstliche Grube untersucht (Karte 19). Insgesamt konnten nur ca. 250 m 2 beprobt wer-<br />
den. Die dichten RÅhrichtbestÇnde verhinderten eine Befischung auf einem Groáteil der FlÇche;<br />
wegen der tiefgrÄndigen Schlammablagerungen konnte das Nackfeld auch nicht watend be-<br />
fischt werden.<br />
Karte 19
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 123<br />
GewÅssertyp<br />
Verlandende Tongrube<br />
Morphologie<br />
Das StillgewÇsser mit einer GrÅáe von ca. 0,2 ha liegt am Rande eines Maisackers, wird von<br />
GehÅlzen umstanden und ist nahezu auf seiner gesamten FlÇche von RÅhricht besiedelt. Da-<br />
zwischen war eine dichte Wasserlinsendecke entwickelt (Abb. 70). Die GewÇssersohle ist tief-<br />
grÄndig verschlammt. Der Wasserstand lag Ende Oktober 05 und Mitte Mai 06 ca. 1,2 m unter<br />
GelÇndeniveau. Die BÅschungen sind steil, die Randstreifen werden gemÇht. SÄdlich schlieát<br />
sich eine GehÅlzgruppe an. Im Oktober 2009 konnte nicht befischt werden, es war nur noch<br />
feuchter Schlamm vorhanden (Abb. 70)<br />
Abb. 68 Nackfeld Oktober 05 Oktober 09<br />
Fischbestand<br />
Wegen des RÅhrichts und der Wasserlinsen war die Effizienz bei der Elektrobefischung sicher-<br />
lich gering. Zudem konnte nur ca. 10 % der FlÇche abgefischt werden, weshalb mit einem be-<br />
deutend grÅáeren Schlammpeitzgerbestand zu rechnen ist, als es die Grafik (Abb. 71) mit nur<br />
15 und 9 Individuen widerspiegelt. Der Bestand war nicht Äberaltert und reproduzierte im Jahre<br />
2005. Der Schlammpeitzgerbestand wird im Schlamm eingegraben wahrscheinlich auch die<br />
Trockenphase 2009 Äberstanden haben.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 124<br />
Abb. 69<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Es wurden keine Maánahmen durchgefÄhrt.<br />
Empfehlungen<br />
Der Schlammpeitzger findet im Nackfeld konkurrenzlose Bedingungen vor. Da es sporadisch<br />
austrocknet, kÅnnen sich andere Fischarten nicht im GewÇsser halten. Langfristig kÅnnten aber<br />
auch fÄr den Schlammpeitzger die Bedingungen zu schlecht werden.<br />
Das schilfbestandene Schlammpeitzgerhabitat grundzurÇumen birgt Risiken fÄr die <strong>Fische</strong>. Ri-<br />
sikoÇrmer ist die deutliche VergrÅáerung der WasserflÇche im sÄdÅstlichen Bereich durch Aus-<br />
baggerung. Dabei sollten so viele BÇume wie mÅglich entfernt werden, um die Schilfentwicklung<br />
zu fÅrdern. Um zukÄnftig der Austrocknung des GewÇssers vorzubeugen, sollte die Erweiterung<br />
einen Bereich mit einer Tiefe von mindestens 2,5 m unter dem jetzigen GelÇndeniveau auf-<br />
weisen.<br />
WÄnschenswert wÇre die Verbindung dieser isolierten Population mit dem DE8-Altrhein KÅnig-<br />
see und / oder dem Rheinniederungskanal.<br />
Vermieden werden sollten alle Maánahmen, die die Verlandung im Nackfeld fÅrdern kÅnnten,<br />
wie z. B. DÄngemitteleinsatz im Nahbereich, Ablagerung von MÇhgut, pflanzen zusÇtzlicher<br />
BÇume usw.<br />
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 125<br />
Anmerkungen<br />
ErwÇhnenswert sind die Funde des bedrohten Groáen KolbenwasserkÇfers und des Moorfro-<br />
sches in den Reusen 2006.<br />
3.2.19 PH7 - GeiÄbÉckelgraben<br />
Der GeiábÅckelgraben entwÇssert einen Mischwald und mÄndet in den VerlÇngerten Pfinzkanal<br />
(Karte 20), der verschiedene Schlammpeitzgerbiotope miteinander vernetzt 10 .<br />
Karte 20<br />
10 Im Rahmen eines anderen Projektes wurden 2008 im VerlÇngerten Pfinzkanal selbst und im in ihn einmÄndenden<br />
Zoldenbach Schlammpeitzger nachgewiesen.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 126<br />
GewÅssertyp<br />
Gerader EntwÇsserungsgraben<br />
Morphologie<br />
Der GeiábÅckelgraben war vor den Verbesserungsmaánahmen ein ca. 1 km langer, mÇáig ein-<br />
getiefter Graben mit einem regelmÇáigen Trapezprofil, der vor allem im oberen Abschnitt relativ<br />
hÇufig trocken fiel. Wertstrukturen waren auáer Totholz und Detritus im Oberlauf keine vorhan-<br />
den. Im leicht geschwungenen Mittellauf befanden sich 2009 nach der Verbesserungsmaánah-<br />
me RestwassertÄmpeln mit einem flacheren Profil und emersen Makrophyten. Der Graben ist<br />
noch relativ strukturarm, weist im Mittel- und Unterlauf kaum Totholz und nur partiell eine dÄnne<br />
Schlammauflage auf. Das Umfeld wird von einer Waldwiese geprÇgt.<br />
Fischbestand<br />
Auf den Befischungsstrecken im Graben konnten 2008 vor und im FrÄhjahr 2009 nach der Um-<br />
gestaltung noch keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden. Im Herbst 2009 wurden aus den Aufwei-<br />
tungen insgesamt 15 Goldfische (Caraussius auratus) entfernt. Die <strong>Fische</strong> waren alle zwischen<br />
10 cm und12 cm groá und besaáen die gleiche Flossenform und FÇrbung, so daá von einem il-<br />
legalen Besatz auszugehen ist, der zwischen April und September stattgefunden hat.<br />
Abb. 70<br />
MaÇnahme GeiÇbÉckelgraben
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 127<br />
Diskussion<br />
Der GeiábÅckelgraben fÄhrt in seinem jetzigen Ausbauszustand meistens nur in den neu ange-<br />
legten RestwassertÄmpeln Wasser (Abb. 72), die in niederschlagsarmen Jahren vermutlich<br />
ebenfalls austrocknen. Lange Abschnitte scheinen nur sehr selten und nur fÄr kurze Zeit Was-<br />
ser zu fÄhren. Vor allem im oberen Bereich lÇát die Vegetation auf einen Grundwasserstand<br />
schlieáen, der deutlich unter der Grabensohle liegt.<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Der GeiábÅckelgraben fÄhrte zumindest in den neu angelegten Vertiefungen das gesamte Jahr<br />
2009 Wasser. WÇhrend am 23.09.09 der eigentliche Graben weitgehend ausgetrocknet war,<br />
wiesen die neu angelegten Vertiefungen und Verbreiterungen noch einen Wasserstand von 10 -<br />
15 cm auf.<br />
Da im Graben auáer den besetzten Goldfischen (Carassius auratus) keine <strong>Fische</strong> nachgewie-<br />
sen werden konnten, kann die Effizienz der Maánahme aktuell noch nicht bewertet werden. Die<br />
MÅglichkeit der Zuwanderung von Schlammpeitzgern (Misgurnus fossilis) ist jedoch gegeben.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 128<br />
3.2.20 PH8 - Auschlut<br />
Die Auschlut entwÇssert im Ober- und Mittellauf landwirtschaftliche FlÇchen, im Unterlauf einen<br />
Mischwald, quert den Rheindamm und mÄndet in den Philippsburger Altrhein. Im westlichen<br />
Abschnitt wies sie vor den Maánahmen nur eine deutlichen Aufweitung und Vertiefung auf (Kar-<br />
te 21).<br />
GewÅssertyp<br />
MÇáig bis sehr stark eingetiefter geradliniger EntwÇsserungsgraben.<br />
Morphologie<br />
Die Auschlut besitzt ein regelmÇáiges Trapezprofil. Die Sohle ist gerÇumt, Totholz nicht und De-<br />
tritus kaum vorhanden. Die Auschlut verlÇuft auf etwa der halben LÇnge im Wald. Im westlichen<br />
Abschnitt schlieáen sich Wiesen an. Der einreihige entlang des Grabens verlaufende GehÅlz-<br />
saum wird von groáen LÄcken unterbrochen. Im oberen Abschnitt fehlen GehÅlze weitgehend.<br />
Die Auschlut weist keine Wertstrukturen fÄr <strong>Fische</strong> auf.<br />
Abb. 71 Auschlut Unterlauf Oberlauf 2006
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 129<br />
Karte 21<br />
Fischbestand<br />
Die Auschlut wies im FrÄhjahr 2006 und 2009 keinen erkennbaren Abfluá auf, obwohl sie zu-<br />
mindest 2006 im Åstlichen Teil vor dem Deich und im mittleren Abschnitt nahezu bordvoll gefÄllt<br />
war. Im westlichen Teil stand die Aufweitung bis ca. 1 m tief unter Wasser.<br />
Innerdeichs konnten keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden.<br />
Im September 2009 war die Schlute vor dem Deich bis auf zwei nur wenige Quadratmeter gro-<br />
áe TÄmpel vollstÇndig ausgetrocknet. Unterhalb des Deiches konnten im Herbst 2009 in einem<br />
ca. 10 cm tiefen RestwassertÄmpel elektrisch noch <strong>Fische</strong> gefangen werden (Abb. 76). FÄr das<br />
Setzen von Reusen war der Wasserstand zu niedrig. Es handelte sich um Jungfische 0+ und<br />
1+, lediglich die Schleie (Tinca tinca) war mit Çlteren Individuen vertreten. Bemerkenswert wa-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 130<br />
ren die Nachweise der FFH-Art Bitterling (Rhodeus amarus) und des sich rasant ausbreitenden<br />
Neozoon Marmorierte Grundel (Proterorhinus semilunaris).<br />
Diskussion<br />
Abb. 72<br />
Nach Auskunft von Herrn DR. PROSI, Philippsburg, war die Auschlut im Jahre 2003 lÇngere Zeit<br />
vollstÇndig trocken. Eine Wiederbesiedlung hat inzwischen scheinbar nicht stattgefunden. Im<br />
Herbst 2009 waren innerdeichs nur noch an zwei der angelegten Vertiefungen RestwasserpfÄt-<br />
zen vorhanden In einer der Vertiefungen konnten einige Kaulquappen der KnoblauchkrÅte beo-<br />
bachtet werden (Abb. 75).<br />
Schleie<br />
Fluábarsch<br />
Rotauge<br />
Karpfen<br />
Marmorierte Grundel<br />
Bitterling<br />
Auschlut - Befischungsergebnis 28.09.09<br />
0 10<br />
Individuenzahl<br />
20 30<br />
Abb. 73 September 2009 MaÇnahmen Auschlut<br />
Die auf der Rheinseite des Dammes gelegene Senke, die am 28.09.09 noch ca. 10 cm Wasser<br />
fÄhrte stellt eine Fischfalle dar. Die hier eingeschlossenen <strong>Fische</strong> waren akut von der Aus-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 131<br />
trocknung bedroht. Es wandern offensichtlich <strong>Fische</strong> von unterhalb bis zum Deich und sammeln<br />
sich bei sinkenden WasserstÇnden im RestwassertÄmpel. Da innerdeichs keine <strong>Fische</strong> nach-<br />
gewiesen werden konnten ist der Durchlaá vermutlich nicht durchgÇngig.<br />
Abb. 74 rheinseitige Senke Auschlut<br />
Effizienz der MaÄnahmen<br />
Westlich des Deiches wurden flache an die Auschlut angebundene Senken angelegt und der<br />
Graben partiell vertieft; dennoch war die Auschlut mit Ausnahme zweier winziger Restwasser-<br />
pfÄtze im Herbst 2009 bereits seit Wochen ausgetrocknet. Nur der Schlammpeitzger (Misgurnus<br />
fossilis) kÅnnte diese Bedingungen kurzfristig Äberstehen. Die Grabensohle wird jedoch von leh-<br />
mig/schluffigem Material gebildet, Schlamm und Detritus fehlen fast vollstÇndig und kÅnnen sich<br />
aufgrund der lÇnger anhaltenden Trockenperioden nur schlecht entwickeln. Damit fehlen dem<br />
Schlammpeitzger RÄckzugsmÅglichkeiten. Wegen der langen Trockenperioden erscheint der<br />
innerdeichs gelegene Abschnitt der Auschlut fÄr <strong>Fische</strong> ungeeignet.<br />
Nach RÄcksprache mit DR. PROSI, Philippsburg, wird die Åstliche Senke vertieft und damit die<br />
Fischfalle beseitigt. Hier entsteht bei Trockenheit ein RÄckzugsraum fÄr die in den Åstlichen<br />
Grabenabschnitt eingewanderten <strong>Fische</strong>. Da die Senke keinerlei Strukturen aufweist, ist sie mit-<br />
telfristig als Reproduktionshabitat nur fÄr wenige anspruchslose Arten geeignet.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 132<br />
3.2.21 PH 9 - GÉllerhÉhgraben<br />
Der GÅllerhÅhgraben entwÇssert westlich von Reinsheim landwirtschaftliche FlÇchen und mÄn-<br />
det in den Gieágraben (Karte 22). Er fÄhrt nicht ganzjÇhrig Wasser. Die Umgestaltungsmaá-<br />
nahmen wurden bereits vor den ersten Befischungen im Mai 2008 durchgefÄhrt.<br />
Karte 22<br />
GewÅssertyp<br />
Gering bis mÇáig eingetiefter geradliniger EntwÇsserungsgraben.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 133<br />
Morphologie<br />
Gerader Graben mit regelmÇáigem Trapezpofil und schmalem Schilfsaum, der im Unterlauf von<br />
GehÅlzen abgelÅst wird. Im Unterlauf meistens offen, im Oberlauf z. T. mit flÇchigem Schilfbe-<br />
stand auch auf der Sohle (Abb. 77). Die Schlamm- und Detritusauflage ist im Oberlauf bis zu ca.<br />
50 cm mÇchtig.<br />
Die Umgestaltung erfolgte im Mittelteil (Befischungsstrecke 2). Der GÅllerhÅhgraben wurde par-<br />
tiell deutlich verbreitert und eingetieft (Abb. 78)<br />
Abb. 75 GÉllerhÉhgraben Éstlicher Abschnitt Abb. 76 MaÇnahme<br />
Fischbestand<br />
Am 05.05.08 und 17.09.08, im Jahr nach der DurchfÄhrung der Maánahme, fÄhrte der GÅl-<br />
lerhÅhgraben Wasser. Dennoch konnten im Bereich der Aufweitung sowie ober- und unterhalb<br />
davon elektrisch keine <strong>Fische</strong> und in den Reusen nur Anurenkaulquappen, Molchlarven und<br />
Teichmolche gefangen werden. Erst am 23.04.09 waren <strong>Fische</strong> nachzuweisen (Abb. 79). Die<br />
Neozoa BlaubandbÇrbling (Pseudorasbora parva) und Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) sowie<br />
der heimische Stichling (Gasterosteus aculeatus) sind anspruchslose Ubiquisten, die vom<br />
Gieágraben bis in den mittleren Abschnitt des GÅllerhÅhgrabens gewandert waren. Die <strong>Fische</strong><br />
hielten sich nur in der Maánahmenstrecke auf. Im Herbst 2009 waren die Populationen durch<br />
die vollstÇndige Austrocknung des Grabens wieder erloschen.<br />
Diskussion<br />
Der GÅllerhÅhgraben ist nur bedingt fÄr <strong>Fische</strong> geeignet. Von den Zielarten kÅnnte sich alleine<br />
der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) in der angelegten Vertiefung Äber die Trockenperi-<br />
oden retten. Da sich hier jedoch noch keine Schlammauflage gebildet hat und der Grund von<br />
bindigem lehmig / schluffigem Material gebildet wird, fehlt ihm z. Z. die MÅglichkeit sich ein-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 134<br />
zugraben. Da er zudem im Gieágraben, dem Vorfluter des GÅllerhÅhgrabens, nicht nachgewie-<br />
sen werden konnte, ist auch die Zuwanderung mittelfristig eher unwahrscheinlich.<br />
Abb. 77<br />
Effizienz der MaÄnahmen<br />
Die Maánahme ist noch zu jung, um die MÅglichkeiten fÄr den Schlammpeitzger (Misgurnus<br />
fossilis) realistisch beurteilen zu kÅnnen. Selbst wenn er zuwandern kÅnnte (es fehlen unter-<br />
stromige Vorkommen), reicht die Dauer der WasserfÄhrung im Graben in trockenen Jahren,<br />
bzw. bei tiefen GrundwassertiefstÇnden wahrscheinlich nicht aus. Bei ausreichender Wasser-<br />
fÄhrung kÅnnen sich kurzfristig Stichlinge und Neozoa im Graben vermehren. Die Ergebnisse<br />
der Elektrobefischungen und ReusenfÇnge lassen jedoch auf eine hohe Effizienz fÄr Molche<br />
und weitere Amphibien schlieáen.<br />
Empfehlungen<br />
GÅllerhÅhgraben - Befischungsergebnis 23.04.09<br />
BlaubandbÇrbling<br />
Stichling<br />
Sonnenbarsch<br />
0 5 10<br />
Individuenzahl<br />
15 20<br />
Sollten zukÄnftig Schlammpeitzger im Gieágraben nachgewiesen werden, sollte Äber weitere,<br />
etwas stÇrkere Vertiefungen im GÅllerhÅhgraben entschieden werden, denn von der Struktur<br />
und vom Pflanzenbestand ist er der fÄr den Schlammpeitzger geeignetere Graben.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 135<br />
3.2.22 PH10 - GieÄgraben<br />
Der Gieágraben erstreckt sich sÄdlich von Rheinsheim Äber ca. 4,5 km vom Rheinniederungs-<br />
kanal bis zum Rheinvorland, in das er Äber ein SchÅpfwerk mÄndet (Karte 23).<br />
Karte 23<br />
GewÅssertyp<br />
Tiefer geradliniger EntwÇsserungsgraben.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 136<br />
Morphologie<br />
Der Gieágraben ist ein gerader, langer, mÇáig bis stark eingetiefter Graben mit einem regelmÇ-<br />
áigen Trapezprofil. Er quert 2 permanente StillgewÇsser, , das Pfaffenloch (Abb. 80) und das<br />
Groáe Loch [Abb. 82 (Befischungsstrecken 4 und 5)] im Hauptschluá, die zusammen eine FlÇ-<br />
che von unter 1 /2 Hektar aufweisen. Am westlichen Abschnitt stehen nur vereinzelt UfergehÅlze.<br />
Der Åstliche Abschnitt liegt unterhalb des Groáen Loches vollstÇndig im Wald. Das Profil ist re-<br />
gelmÇáig. Die Sohle ist von einer mehrere Dezimeter dicken Schlamm- bzw. Detritusschicht<br />
bedeckt (Abb. 81). Selbst im Wald erhÅhen die SturzbÇume, die meist Äber dem Grabenprofil<br />
liegen, die StrukturdiversitÇt nur wenig (Abb. 81), Totholz wird offensichtlich gerÇumt. Wertstruk-<br />
turen und Eigendynamik sind im Graben nicht zu erkennen. Das Pfaffenloch und das Groáe<br />
Loch besitzen mit einigen SturzbÇumen, Totholz und VersteckmÅglichkeiten eine bessere Struk-<br />
turdiversitÇt. Hier ist die Schlammauflage Äber einen Meter mÇchtig. Dauerhaft Wasser fÄhren<br />
das Groáe Loch, das Pfaffenloch und der untere Grabenabschnitt bei Rheinsheim.<br />
Abb. 78 GieÇgraben westlicher Abschnitt Pfaffenloch<br />
Abb. 79 GieÇgraben mittlerer Abschnitt April 2006 September 2009
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 137<br />
Abb. 80<br />
GieÇgraben "GroÇes Loch"<br />
Fischbestand<br />
Der Gieágraben wies am 11.04.2006 einen schwachen Abfluá auf. Der rheinseitige Abschnitt<br />
westlich des Deiches war hoch Äberschwemmt Der untere Abschnitt und das Pfaffenloch wur-<br />
den vom Boot aus, die restlichen Grabenabschnitte vom Ufer aus, zu Fuá befischt.<br />
Auf den Befischungsstrecken im Graben konnten keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden. Eine<br />
mÅgliche ErklÇrung ist der lang anhaltende Eisgang 2006, der aufgrund der schlechten GewÇs-<br />
ser- und StrukturgÄte in den Grabenstrecken den <strong>Fische</strong>n keine àberlebensmÅglichkeit lieá.<br />
Ein Çhnliches Ergebnis ergab die Befischung am 05.10.06, <strong>Fische</strong> konnten nur in den beiden<br />
LÅchern gefangen werden (Abb. 83).<br />
Im Herbst 2009 war der Graben bis auf den Unterlauf bei Rheinsheim, das Pfaffenloch und das<br />
Groáe Loch ausgetrocknet. Auch hier wurden nur in den beiden TÄmpeln <strong>Fische</strong> nachgewiesen.<br />
Diskussion<br />
Weshalb im Unterlauf (Befischungsstrecke 1), der dauerhaft Wasser fÄhrt, bei keiner Erhebung<br />
- weder elektrisch, noch mit Reusen - <strong>Fische</strong> gefangen werden konnten ist nicht zu erklÇren. Die<br />
Stichlinge (Gasterosteus aculeatus), Sonnenbarsch (Lepomis gibbosa) und BlaubandbÇrblinge<br />
(Pseudorasbora parva) im GÅllerhÅhgraben mÄssen von hier aus in diesen eingewandert sein.<br />
Sonst eignen sich im Gieágraben nur noch die beiden TÄmpel als Fischhabitate, allerdings las-<br />
sen die sehr geringen Individuenzahlen auf nur kleine Populationen und damit auf schlechte<br />
Entwicklungsbedingungen schlieáen.<br />
Der Gieágraben ist als Lebensraum fÄr FFH-Fischarten nur bedingt geeignet. In Frage kÇme<br />
der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), fÄr den jedoch im Graben zu wenige DeckungsmÅg-
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 138<br />
lichkeiten durch Makrophyten, RÅhricht oder ÄberhÇngende Ufervegetation bestehen. Durch die<br />
vollstÇndige Beschattung der Ufer, auáer an Befischungsstrecke 1, dÄrfte der Gieágraben mit<br />
seinen StillgewÇssern ohne Freischnitt fÄr den Schlammpeitzger auch zu kalt bleiben. Als konti-<br />
nentale Art bevorzugt der Schlammpeitzger im Sommer hÅhere Wassertemperaturen. Diese<br />
kÅnnen am Gieágraben nur Äber GehÅlzentnahmen im Uferbereich erreicht werden. ILN 2009<br />
sieht im Gieágraben allerdings ein geeignetes Schlammpeitzgerbiotop.<br />
Da er auch bei frÄheren Bestandserhebungen nicht nachgewiesen werden konnte und die<br />
Fundangaben im Bereich des Gieágrabens schon viele Jahre zurÄckliegen, ist er wahrschein-<br />
lich nicht mehr im System Gieágraben / GÅllerhÅhgraben vorhanden.<br />
Fischart<br />
Abb. 81<br />
Effizienz der MaÄnahmen<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Stichling<br />
Weiáfische juv.<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Stichling<br />
Weiáfische juv.<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Stichling<br />
Weiáfische juv.<br />
Bestandserhebungen GieÄgraben<br />
0 10 20 30<br />
Individuenzahl<br />
20.03.06<br />
05.10.06<br />
23.09.09<br />
LÅnge/cm<br />
Um den Schlammpeitzger zu fÅrdern, sollte der Gieágraben umgestaltet werden. Diskutiert<br />
wurde die wÄnschenswerte bessere Anbindung an den Rheinniederungskanal Äber den Gieá-<br />
grabenoberlauf. Dies hÇtte zu einer besseren Wasserversorgung und zu ZuwanderungsmÅg-<br />
lichkeiten der FFH-Arten gefÄhrt. Leider war dies aus hydraulischen GrÄnden nicht mÅglich. Die<br />
bis FrÄhjahr 2010 durchgefÄhrten Maánahmen am Gieágraben beschrÇnkten sich auf Aufwei-<br />
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 139<br />
tungen, Vertiefungen und einer nur eingeschrÇnkten Anbindung des Gieágrabens an den<br />
Rheinniederungskanal Äber den sÄdlich des Groáen Loches gelegenen Grabenabschnitt zum<br />
LÅcherwald. Ob sich durch die Maánahmen die Lebensbedingungen fÄr den Schlammpeitzger<br />
oder andere Arten verbessern werden, kann noch nicht beurteilt werden.<br />
Empfehlung<br />
Da die Verbindung des Gieágrabens zum Rheinvorland Äber das SchÅpfwerk Rheinsheim auch<br />
eingeschrÇnkt ist, kÅnnte nach Abschluá der Maánahmen ein Initialbesatz mit dem Schlamm-<br />
peitzger (Misgurnus fossilis) erwogen werden.<br />
Andere Arten, wie Stichling (Gasterosteus aculeatus) und Schleie (T. tinca) kÅnnten durch eine<br />
Entschlammung der Sohle, eine deutlichen Vertiefung und Verbreiterung auf mehreren 100 m<br />
Strecke, durch das Auslichten von BÇumen im Uferbereich und durch das Belassen von Totholz<br />
im Gerinne gefÅrdert werden. Der Gieágraben besitzt im Wald ein flaches Doppeltrapezprofil,<br />
so daá die àberschwemmungsgefahr fÄr die angrenzenden FlÇchen nur gering wÇre.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 140<br />
3.2.23 PH12 á Hohwiesengraben<br />
Der Hohwiesengraben nimmt den àberlauf des Badesees Philippsburg auf und entwÇssert ca.<br />
500 m weiter nordÅstlich in den Saalbach (Karte 24).<br />
Karte 4<br />
GewÅssertyp<br />
Geradliniger EntwÇsserungsgraben.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 141<br />
Morphologie<br />
Der Hohwiesengraben ist ein mÇáig bis gering eingetiefter Graben mit einem regelmÇáigen<br />
Trapezprofil. Der sÄdliche Bereich wird von einem schmalen Schilfsaum, der bis zur GewÇsser-<br />
sohle reicht, begleitet. Der nÅrdliche flachere Abschnitt verlÇuft in einer durchgehenden RÅh-<br />
richtflÇche. Die Sohle des Hohwiesengrabens war von einer mÇchtigen Detritusschicht aus RÅh-<br />
richt in unterschiedlichen Verrottungsstadien bedeckt.<br />
Abb. 82 Hohwiesengraben 2006 nÉrdlicher sÅdlicher Abschnitt<br />
Fischbestand<br />
Der Hohwiesengraben fÄhrte am 06.04.2006 Hochwasser, ein Abfluá war jedoch nicht erkenn-<br />
bar. Im nÅrdlichen Abschnitt war die angrenzende SchilfflÇche Äberflutet. Die an Befischungs-<br />
strecke 4 nachgewiesenen DÅbel (Leuciscus cephalus) und der Aal (A. anguilla) befanden sich<br />
im unmittelbaren MÄndungsbereich und waren wahrscheinlich aus dem Saalbach zugewandert.<br />
Im Oktober war der Wasserstand bedeutend niedriger, so daá im Graben Schlammpeitzger<br />
(Misgurnus fossilis) und Bitterlinge (Rhodeus amarus) nachgewiesen werden konnten (Abb. 85).<br />
Dominante Arten sind die Schleie (T. tinca) und der Stichling (Gasterosteus aculeatus) von dem<br />
Äber 100 Individuen in die 4 Reusen gelangten.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 142<br />
Fischart<br />
Abb. 83<br />
Diskussion<br />
Aal<br />
Bitterling<br />
DÅbel<br />
Fluábarsch<br />
Hecht<br />
Rotfeder<br />
Schlammpeitzger<br />
Schleie<br />
Sonnenbarsch<br />
Stichling<br />
Der Hohwiesengraben ist aufgrund der reichlich vorhandenen DeckungsmÅglichkeiten, der Ver-<br />
schlammung, des vorhandenen RestwassertÄmpels und der geringen Konkurrenz durch andere<br />
Arten als Lebensraum fÄr den Schlammpeitzger sehr gut geeignet. Mit drei Jungtieren (0+)<br />
konnte dessen Reproduktion am 01.10.09 im Hohwiesengraben belegt werden. Die Individuen-<br />
dichte aller vorkommenden Fischarten ist relativ gering.<br />
Effizienz der MaÄnahme<br />
Bestandserfassungen Hohwiesengraben<br />
0 3 6 9 12 15 18<br />
Individuenzahlen<br />
Durch die Aufweitung und Vertiefung des Grabens im Mittelteil (Abb. 79) wird gewÇhrleistet, daá<br />
auch in Trockenperioden ausreichend àberdauerungsmÅglichkeiten fÄr den Schlammpeitzger<br />
(Misgurnus fossilis) und Bitterling (Rhodeus amarus) bestehen. Die Maánahme wurde so scho-<br />
nend durchgefÄhrt, daá auch nach der BaggertÇtigkeit der Schlammpeitzger gefangen werden<br />
konnte. Somit bleibt ein Schlammpeitzgerlebensraum langfristig erhalten.<br />
06.04.06<br />
17.10.06<br />
23.04.09<br />
01.10.09<br />
MaÄnahme
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 143<br />
Empfehlung<br />
Abb. 84 Aufweitung Hohwiesengraben<br />
Um den erfolg der Maánahme langfristig zu sichern, sollte sie in 15-20 Jahren an gleicher Stel-<br />
le, oder unmittelbar angrenzend wiederholt werden.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 144<br />
4 Zusammenfassung<br />
4.1 Einleitung<br />
Um die Effizienz der im Projektverlauf durchgefÄhrten Maánahmen festzustellen, wurden in 24<br />
GewÇssern von Neuburgweier bis Philippsburg von Oktober 2005 bis Mai 2010 Fischbestands-<br />
erfassungen durchgefÄhrt. Der Schwerpunkt lag beim Nachweis der FFH-Arten Bitterling (Rho-<br />
deus amarus), Steinbeiáer (Cobitis taenia) und Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis).<br />
Geplante Maánahmen wurden auf ihre Auswirkungen auf die Fischfauna beurteilt und Empfeh-<br />
lungen zur DurchfÄhrung ausgesprochen.<br />
4.2 Erfassungsmethoden<br />
Bestandserhebungen wurden im FrÄhjahr und Herbst durch Elektrobefischungen vom Boot aus<br />
mit einem 7,5 kW - StationÇrgerÇt oder watend mit einem 1,5 kW - RÄckentragegerÇt durchge-<br />
fÄhrt. ErgÇnzend wurden 3 - 10 Kleinfischreusen mit einer Maschenweite von 3 x 3 mm jeweils<br />
Äber Nacht gestellt.<br />
An drei GewÇssern wurden im FrÄhjahr 2006 zusÇtzlich Stellnetze mit Maschenweiten von 17<br />
mm bis 100 mm Äber Nacht ausgebracht.<br />
Die FFH-Arten wurden auf einem Meábrett (d = 0,5 cm) vermessen, die anderen Arten visuell in<br />
GrÅáenklassen eingeteilt. Alle <strong>Fische</strong> der Elektro- und ReusenfÇnge wurden nach der Registrie-<br />
rung wieder in ihr GewÇsser zurÄckgesetzt.<br />
4.3 Ergebnisse<br />
Die Maánahmen lassen sich einteilen in:<br />
Ä Langfristige Erhaltung eines GewÇssers - EL20, EL21, EL 22, DE6, PH7, PH12<br />
Ä Verbesserte Anbindung an den Rhein - RH1, EL2, LH19<br />
Ä Beseitigung von Fischfallen - KA2<br />
Ä Biotopverbesserung - RH5, EL19, LH22, DE4, DE7, DE8, PH8, PH9, PH10<br />
Einige Maánahmen wurden fÄr die Verbesserung der Lebensbedingungen anderer Zielgruppen<br />
(Pflanzen, Amphibien, VÅgel usw.) konzipiert, so daá auch Maánahmen durchgefÄhrt wurden,<br />
die fÄr <strong>Fische</strong> keine Verbesserung bewirken konnten.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 145<br />
Die aktuell bereits erkennbaren und die prognostizierten Verbesserungen durch die einzelnen<br />
Maánahmen sind in Tabelle 1 aufgefÄhrt.<br />
Tab. 12 Effizienz der MaÇnahmen fÅr <strong>Fische</strong><br />
LIFE-Nr.<br />
Rheinstetten<br />
GewÄsser<br />
MaÇnahme<br />
durchgefÅhrt<br />
Effizienzkontrolle<br />
mÉglich<br />
Verbesserung<br />
aktuell<br />
Verbesserung<br />
Erhaltung Prognose<br />
RH1 Salmengrund ja nein ? ?<br />
RH4 DÇmmelschlut ja ja - -<br />
RH5 LettenlÅcher ja ja (+) (+)<br />
Karlsruhe<br />
KA2 Schlute am Ñlhafen ja ja +++ +++<br />
Eggenstein - Leopoldshafen<br />
EL2 Leimersheimer FÇhre ja ja + +(+)<br />
EL19 Leimersheimer Wert ja ja - -<br />
EL20 Oberer Eggensteiner - Altrhein ja ja + ++<br />
EL21 Unterer Eggensteiner - .Altrhein ja ja + ++<br />
EL22 Niederauwasser ja ja - (+)<br />
EL32 Mittelgrund nein ja - -<br />
Linkenheim-Hochstetten<br />
LH19 Metz-Doppelschleuse ja ja (+) +(+)<br />
LH22 Gradnausbruch ja ja - -<br />
Dettenheim<br />
DE4 Feldw.- Bandelsfeldgraben ja / nein nein / nein - -<br />
DE5 Lohfeldgraben nein nein - -<br />
DE6 Herrenteiler ja ja ++ +++<br />
DE7 Dan ja nein - -<br />
DE8 Altrhein KÅnigsee ja ja + +<br />
DE10 Nackfeld nein ja - -<br />
Philippsburg<br />
PH7 GeiábÅckelgraben ja ja + ++<br />
PH8 Auschlut ja ja + +<br />
PH9 GÅllerhÅhgraben ja ja - +<br />
PH10 Gieágraben ja nein ? +<br />
PH12 Hohwiesengraben ja ja ++ +++<br />
- Keine VerÇnderung ? Effizienz mÅglich, aber aufgrund besonderer UmstÇnde nicht einzuschÇtzen + geringfÄgige Verbesserung<br />
++ merkliche Verbesserung +++ deutliche Verbesserung (+) eventuell mÅglich<br />
Da gerade die SchlammpeitzgergewÇsser von zunehmender Verlandung betroffen sind, besteht<br />
der Erfolg einer Maánahme oft in der langfristigen Erhaltung des GewÇssers und eines eventu-<br />
ell bereits vorhandenen Schlammpeitzgerbestandes (Herrenteiler). Kurzfristige Erfolge sind z.<br />
B. bei der Neuanlage von Biotopen (GeiábÅckelgraben) nicht zu erwarten, da die Zuwanderung<br />
von <strong>Fische</strong>n vom Vorkommen im Vorfluter und dem Wasserstand abhÇngt. Gerade fÄr den<br />
Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) muá sich nach Erdarbeiten erst wieder die Vegetation
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 146<br />
entwickeln und am GewÇssergrund im Laufe der Jahre eine Schlammauflage bilden. FÄr einen<br />
reproduzierenden Bitterlingsbestand ist zuerst die Etablierung von Groámuschelpopulationen<br />
erforderlich.<br />
Insgesamt wurden 31 Fischarten in den ProjektgewÇssern nachgewiesen. Dominierende Taxa<br />
waren die stagno- und phytophilen Arten der AuengewÇsser, wie Schleie (Tinca tinca) und Rot-<br />
feder (Scardinius erythrophthalmus) sowie die Ubiquisten Rotauge (Rutilus rutilus) und Fluá-<br />
barsch (Perca fluviatilis). Die Neozoa stellen rund ein Viertel der Arten, von denen der Sonnen-<br />
barsch (Lepomis gibbosus) mit Abstand am weitesten verbreitet ist.<br />
Der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) wurde in 11 GewÇssern nachgewiesen; im Unteren<br />
Eggensteiner Altrhein, Mittelgrund und Altrhein KÅnigsee in erfreulich individuenstarken Popula-<br />
tionen. Die Entschlammung im Unteren Eggensteiner Altrhein erhÇlt das GewÇsser langfristig,<br />
wÇhrend die Pappelentnahme am KÅnigsee fÄr eine nachhaltige Verbesserung immer noch zu<br />
zaghaft durchgefÄhrt wurde. Durch die Maánahmen am Hohwiesengraben und Herrenteiler<br />
konnten die dort von permanenter Austrocknung bedrohten SchlammpeitzgerbestÇnde erhalten<br />
werden.<br />
Die Fischfalle "Schlute am Ñlhafen" konnte weitgehend entschÇrft und mit der neu angelegten<br />
Flachwasserzone ein Laichplatz und Jungfischbiotop geschaffen werden.<br />
Durch die ErtÄchtigung der Metz-Doppelschleuse wurden die auáerdeichs gelegenen GewÇsser<br />
besser an den Rhein angebunden. Auch im Salmengrund und der Leimersheimer FÇhre sollte<br />
fÄr die Lateralwanderer der Wechsel vom Rhein in die AuengewÇsser erleichtert werden. Dies<br />
scheint nach den ersten Ergebnissen, die allerdings durch niedrige RheinwasserstÇnde beein-<br />
trÇchtigt wurden, nur bedingt gelungen.<br />
Die Biotoppflegemaánahmen oder die Anlage von AmphibiengewÇssern an den GrÇben DÇm-<br />
melschlut, Leimersheimer Wert, Gradnausbruch, Dan und Auschlut konnten die Lebensbedin-<br />
gungen fÄr <strong>Fische</strong> nur unerheblich bis gar nicht verbessern.<br />
Besonders erfreulich war der Nachweis der stark gefÇhrdeten Karausche (Carassius carassius)<br />
im KÅnigsee, in dem sie eine stabile Population bildet.
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 147<br />
Verwendete Literatur<br />
ALAND 2008: Entschlammung der LettenlÅcher bei Neuburgweier. Vorbereitung der Umsetzung der<br />
Maánahmen M2 und M3. Bericht 12S<br />
ALLNER, B. 2003: Freilanduntersuchungen zur Geschlechterverteilung einheimischer Fischpopulationen.<br />
164 S.<br />
BERNAUER, D 2008: <strong>Fische</strong>reiliche Bestandsaufnahme und Bewertung der FFH-Arten im Reserveraum<br />
HÅrdt. UnverÅffentlicht im Auftrag von SPANG, FISCHER, NATZSCHKA, Walldorf.<br />
BUWAL 2004: Dem FischrÄckgang auf der Spur. Fischnetz Schluábericht. 178S.<br />
DUáLING, U. & R. BERG, 2001: <strong>Fische</strong> in Baden-WÄrttemberg. Hrsg.: MELR Ba-WÄ, Stuttgart, 176 S.<br />
FISCHEREIFORSCHUNGSSTELLE BADEN-WàRTTEMBERG 2007: Einige Kennzahlen der <strong>Fische</strong>rei und Fisch-<br />
produktion in Baden-WÄrttemberg. <strong>Fische</strong>reiforschungsstelle online. 20-25kg/ha<br />
FRANGEZ, C., ESCHENMàLLER M., FàRNWEGER G., REIMOSER J. & M. WURZER 2009: Endbericht zum EU-<br />
LIFE-Natur-Projekt "Vernetzung Donau-Ybbs" FischÅkologisches Monitoring., 379S.<br />
FREYHOF, J. 2009: Rote Liste der im SÄáwasser reproduzierenden Neunaugen und <strong>Fische</strong>. In Natur-<br />
schutz und Biologische Vielfalt, 70(1), 2009, S. 291-316 Bundesamt fÄr Naturschutz.<br />
FUSKO, M. 1987: Zur Biologie des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) unter besonderer BerÄcksichti-<br />
gung der Darmatmung. Dissertation. UniversitÇt Wien, 126S.<br />
GUMPINGER C., RATSCHAN R., SCHAUER M, WANZENBÑK J. & G.ZAUNER 2008: Artenschutzprojekt - Kleinfi-<br />
sche und Neunaugen in OberÅsterreich. 116 S.<br />
HOFMANN, D. 2009: Die Wechselwirkungen des EuropÇischen Schlammpeitzgers mit StechmÄcken (Culi-<br />
cidae). Diplomarbeit Ruperta-Carola HD, 152S.<br />
ILN, 2009: Pflege- und Entwicklungsplan fÄr das Natura 2000-Gebiet 6816-341 "Rheinniederung von<br />
Karlsruhe bis Philippsburg". Im Auftag des RP Karlsruhe. 263 S.<br />
IUS 2006: Machbarkeitsstudie Rheinanbindung im Bereich der Metz-Doppelschleuse. 34S.<br />
IUS 2006: PH7 GeiábÅckelgraben. ErlÇuterungsbericht. 19S.<br />
IUS 2006: PH8 Auschlut. ErlÇuterungsbericht. 19S.<br />
IUS 2006: PH12 Hohwiesengraben. ErlÇuterungsbericht. 17S.<br />
IUS 2008: DE4a Feldwiesengraben. ErlÇuterungsbericht. 36S.<br />
IUS 2008: DE4b Bandelsfeldgraben. ErlÇuterungsbericht. 35S.<br />
JUNGWIRTH M., HAIDVOGEL G., MOOG O., MUHAR S. & S. SCHMUTZ 2003: Angewandte FischÅkologie an<br />
FlieágewÇssern. Facultas-Verlag, Wien, 547S.<br />
KLINGER, H. & G. SCHMIDT, 1997: Zur historischen Verbreitung von Zander und Wels in Nordrhein-<br />
Westfalen. LÑBF-Mittlg. (Recklinghsn.) 2:39-41
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 148<br />
LELEK, A. & S. KÑHLER 1989: Zustandsanalyse der Fischartengemeinschaft im Rhein. FischÅkologie, 1,<br />
47-63.<br />
LELEK, A. & G. BUHSE 1992: <strong>Fische</strong> des Rheins - frÄher und heute. Springer Verlag Heidelberg, 214S.<br />
KORTE, E. 2002: Die fischÅkologische Situation des Untermains bei Frankfurt/Main. Forschungsinstitut<br />
Senckenberg, 48S.<br />
KORTE, E. 2009: LÇnderÄbergreifendes Jungfischmonitoring am NÅrdlichen Oberrhein 2003-2007. SVK-<br />
VORTRAG 2009.16S.<br />
KOTTELAT, M. & J. FREYHOF, 2007: Handbook of Europaean Freshwater Fishes. Eigenverlag 646S.<br />
LANDESAMT FàR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (HRSG.) SCHNITTER, S. 2006: Empfehlungen fÄr die Er-<br />
fassung und Bewertung von Arten als Basis fÄr das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der<br />
FFH-Richtlinie in Deutschland, 372S.<br />
MàHLENBERG, M. 1989: FreilandÅkologie. Quelle + Meyer, HD, 430S.<br />
NZO-GmbH & IFÑ 2007: Erarbeitung von Instrumenten zur gewÇsserÅkologischen Beurteilung der Fisch-<br />
fauna - Zusammenfassung. HRSG: MUNLV Nordrhein-Westfalen, 86S.<br />
PARDEY, A., RAUERS, H. & K.VAN DE WEYER 2005: GrÇben in Nordrhein-Westfalen. Empfehlungen zur Un-<br />
terhaltung aus naturschutzfachlicher Sicht. LÑLF-Mitteilungen 4/04, S. 40-46.<br />
PATZNER, R. & R. SCHWEIGER 2007: Artinformation Marmorierte Grundel Proterorhinus semilunaris. In<br />
Brunken, H.: Fischartenatlas von Deutschland und Ñsterreich. www.fischarten-atlas.de<br />
PELZ, R. & G. BRENNER 1998: <strong>Fische</strong> und <strong>Fische</strong>rei in Rheinland-Pfalz. Ministerium fÄr Umwelt und For-<br />
sten, 258S.<br />
SCHNITTER, P. ET AL 2006: Empfehlungen fÄr die Erfassung und Bewertung von Arten als Basis fÄr das<br />
Monitoring nach Artikel 11 und 17 der FFH-Richlinie in Deutschland. Berichte des Lan-<br />
desamtes fÄr Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonderheft 2.<br />
STAAS, S. 2005: Laterale Wanderungen zwischen Strom und Aue. 26S. IKSR Rheinsymposium Vortrag<br />
zum Workshop, Pdf.<br />
WOLTER, C. 2005: Bedeutung von Auen fÄr die Fischfauna und ihre Rolle im Åkologischen Monitoring.<br />
Leibniz-Institut fÄr GewÇsserÅkologie und Binnenfischerei. Vortrag im Symposium "Fluá-<br />
auen und Wasserrahmenrichtlinie. 08.12.2005, Berlin, 28S.<br />
ZETTLER, M. L. & M. RÑHNER 1997: Groámuschelerhaltungsprojekt fÄr den Toitenwinkler Bruch in der<br />
Hansestadt Rostock. 12S. Arch. Freunde Naturg. Mecklenb. XXXVI<br />
ZICK D., GASSNER H., JAGSCH A. & R. PATZNER 2006: Auswirkungen und Populationsentwicklung des ein-<br />
geschleppten Fluábarsches im Grundlsee. Ñsterreichs <strong>Fische</strong>rei, 69/2006, Seite 20-27.<br />
Quelle Verbreitungskarte des Schlammpeitzgers in Baden-WÄrttemberg:<br />
http://baden-wuerttemberg.nabu.de/imperia/md/content/badenwuerttemberg/themen/natura2000/3.pdf
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> Anhang I<br />
Jahresganglinien Rhein / Pegel Maxau<br />
Pegel Maxau cm<br />
Pegel Maxau cm<br />
Pegel Maxau cm<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
800<br />
750<br />
700<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
800<br />
750<br />
700<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
Sa, 01.01.<br />
So, 01.01<br />
Mo, 01.01<br />
Di, 01.02<br />
Mi, 01.02<br />
Do, 01.02<br />
Di, 01.03<br />
Mi, 01.03<br />
Do, 01.03<br />
Fr, 01.04<br />
Sa, 01.04<br />
So, 01.04<br />
So, 01.05<br />
Mo, 01.05<br />
Di, 01.05<br />
Rheinpegel Maxau - 2005<br />
Mi, 01.06<br />
Do, 01.06<br />
Fr, 01.07<br />
Datum<br />
Sa, 01.07<br />
Datum<br />
Mo, 01.08<br />
Rheinpegel Maxau - 2006<br />
Di, 01.08<br />
Rheinpegel Maxau - 2007<br />
Fr, 01.06<br />
So, 01.07<br />
Datum<br />
Mi, 01.08<br />
Do, 01.09<br />
Fr, 01.09<br />
Sa, 01.09<br />
Sa, 01.10<br />
So, 01.10<br />
Mo, 01.10<br />
Di, 01.11<br />
Mi, 01.11<br />
Do, 01.11<br />
Do, 01.12<br />
Fr, 01.12<br />
Sa, 01.12
Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> Anhang I<br />
Jahresganglinien Rhein / Pegel Maxau<br />
Pegel Maxau cm<br />
Pegel Maxau cm<br />
Pegel Maxau cm<br />
800<br />
750<br />
700<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
800<br />
750<br />
700<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
800<br />
750<br />
700<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
Di, 01.01<br />
Do, 01.01<br />
Fr, 01.01<br />
Fr, 01.02<br />
So, 01.02<br />
Mo, 01.02<br />
Sa, 01.03<br />
So, 01.03<br />
Mo, 01.03<br />
Di, 01.04<br />
Mi, 01.04<br />
Do, 01.04<br />
Do, 01.05<br />
Fr, 01.05<br />
Sa, 01.05<br />
Rheinpegel Maxau - 2008<br />
So, 01.06<br />
Mo, 01.06<br />
Di, 01.07<br />
Datum<br />
Mi, 01.07<br />
Datum<br />
Fr, 01.08<br />
Rheinpegel Maxau - 2009<br />
Sa, 01.08<br />
Rheinpegel Maxau - 2010<br />
Datum<br />
Mo, 01.09<br />
Di, 01.09<br />
Mi, 01.10<br />
Do, 01.10<br />
Sa, 01.11<br />
So, 01.11<br />
Mo, 01.12<br />
Di, 01.12