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Fische

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zzz<br />

<strong>Fische</strong><br />

E n d b e r i c h t<br />

E f f i z i e n z k o n t r o l l e 2 0 0 5 - 2 0 1 0<br />

Gruppe fÄr Åkologische Gutachten<br />

Detzel & MatthÇus<br />

Dreifelderstr. 31<br />

70599 Stuttgart<br />

FachbÄro fÄr GewÇsserÅkologie<br />

Bernauer & Scheckeler<br />

Alte Eisenberger Str. 2<br />

67304 Kerzenheim


Inhaltsverzeichnis:<br />

Kapitel Seite<br />

1 Einleitung 3<br />

2 Material und Methoden 5<br />

2.1 <strong>Fische</strong>rfassung 5<br />

2.1.1 Elektrobefischung 5<br />

2.1.2 ReusenfÇnge 6<br />

2.1.3 ZusÇtzliche Erfassungsmethoden - Stellnetze 7<br />

2.2 Befischungsstrecken 8<br />

2.3 Fischhabitate 9<br />

2.4 ZusÇtzliche Daten 9<br />

2.5 Auswertung 9<br />

3 Ergebnisse 11<br />

3.1 Arteninventar 11<br />

3.1.1 Schlammpeitzger 34<br />

3.2 Ergebnisse der ProjektgewÇsser 39<br />

3.2.1 Salmengrund É RH1 40<br />

3.2.2 DÇmmelschlut - RH4 46<br />

3.2.3 LettenlÅcher - RH5 50<br />

3.2.4 Schlute am Ñlhafen É KA2 56<br />

3.2.5 ÖLeimersheimer FÇhreÜ É EL2 62<br />

3.2.6 Leimersheimer Wert - EL19 68<br />

3.2.7 Oberer Eggensteiner Altrhein É EL20 71<br />

3.2.8 Unterer Eggensteiner Altrhein É EL21 76<br />

3.2.9 Niederauwasser É EL22 82<br />

3.2.10 Mittelgrund É EL32 87<br />

3.2.11 Zuleitung Metz-Doppelschleuse É LH19 94<br />

3.2.12 Gradnausbruch É LH22 98<br />

3.2.13 Feldwiesen-Bandelsfeldgraben É DE4a+b 103<br />

3.2.14 Lohfeldgraben É DE5 106<br />

3.2.15 Herrenteiler É DE 6 109<br />

3.2.16 Dan É DE7 114<br />

3.2.17 Altrhein KÅnigsee É DE8 116<br />

3.2.18 Nackfeld É DE10 121<br />

3.2.19 GeiábÅckelgraben PH 7 124<br />

3.2.20 Auschlut É PH8 128


3.2.21 GÅllerhÅhgraben - PH 9 132<br />

3.2.22 Gieágraben É PH10 134<br />

3.2.23 Hohwiesengraben É PH12 139<br />

4 Zusammenfassung 144<br />

5 Literatur 147<br />

Anhang I<br />

Jahresganglinien Pegel Maxau<br />

Anhang II<br />

Befischungsergebnisse Rohdaten


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 3<br />

1 Einleitung<br />

Endbericht Effizienzkontrolle <strong>Fische</strong><br />

Zum Nachweis der Effizienz der im LIFE-Projekt durchgefÄhrten Maánahmen wurden im Zeit-<br />

raum vom Herbst 2005 bis zum FrÄhjahr 2010 Fischbestandserhebungen in den folgenden Ge-<br />

wÇssern durchgefÄhrt:<br />

Tab. 1 Von 2005 bis 2010 befischte GewÄsser<br />

LIFE-MaÄnahmennummer GewÅsser<br />

RHEINSTETTEN<br />

RH1 NSG "Altrhein Neuburgweier" - Salmengrund<br />

RH4 DÇmmelschlut<br />

RH5 LettenlÅcher - NSG Neuburgweier<br />

KARLSRUHE<br />

KA2 Schlute am Ñlhafen<br />

EGGENSTEIN-LEOPOLDSHAFEN<br />

EL2 Leimersheimer FÇhre<br />

EL19 Leimersheimer Wert<br />

EL20 Oberer Eggensteiner Altrhein<br />

EL21 Unterer Eggensteiner Altrhein<br />

EL22 Niederauwasser<br />

EL32 Mittelgrund<br />

LINKENHEIM-HOCHSTETTEN<br />

LH19 Zuleitung Metz-Doppelschleuse<br />

LH22 Gradnausbruch<br />

DETTENHEIM<br />

DE4 Feldwiesen-Bandelsfeldgraben<br />

DE5 Lohfeldgraben<br />

DE6 Herrenteiler<br />

DE7 Dan<br />

DE8 Altrhein KÅnigsee<br />

DE10 Nackfeld<br />

Philippsburg<br />

PH7 GeiábÅckelgraben<br />

PH8 Auschlut<br />

PH9 GÅllerhÅhgraben<br />

PH10 Gieágraben<br />

PH12 Hohwiesengraben


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 4<br />

Die im Projektverlauf ausgefÄhrten Maánahmen an den GewÇssern sollten die Lebensbedin-<br />

gungen der FischzÅnosen verbessern. Dabei wurden bevorzugt GewÇsser ausgewÇhlt, in de-<br />

nen vor allem die BestÇnde der folgenden Arten der AnhÇnge der FFH-Richtlinie gefÅrdert wer-<br />

den konnten:<br />

Ä Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)<br />

Ä Steinbeiáer (Cobitis taenia)<br />

Ä Bitterling (Rhodeus amarus)<br />

AuengewÇsser sind, bis auf wenige Ausnahmen, natÄrlicherweise Sukzessionsstadien auf dem<br />

Weg zur Verlandung. In natÄrlichen Auen werden sie durch HochwÇsser immer wieder neu ge-<br />

schaffen, in den degradierten Rheinauen ist dies nur noch in sehr eingeschrÇnktem Umfang in-<br />

nerdeichs mÅglich. Deshalb besteht eine Verbesserung der Situation fÄr die Lebensbedingun-<br />

gen der Fischfauna u. a. in der mittel- bis langfristigen Erhaltung von GewÇssern, der Neuanla-<br />

ge , der Vernetzung von LebensrÇumen und der Beseitigung von Fischfallen.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 5<br />

2 Material und Methoden<br />

2.1 <strong>Fische</strong>rfassung<br />

Zur Erfassung der Fischfauna stehen u. a. folgende Methoden zur VerfÄgung:<br />

Ä Elektrobefischung<br />

Ä Zugnetzbefischung<br />

Ä Stellnetzbefischung<br />

Ä Angelfischerei<br />

Ä Reusen<br />

Da die einzelnen Methoden je nach Jahreszeit und Lebensweise der <strong>Fische</strong> unterschiedlich<br />

fÇngig sind, sollten zur vollstÇndigen Erfassung der Fischfauna mÅglichst mehrere Methoden<br />

angewandt und die Erhebungen im FrÄhjahr zur Zeit der grÅáten AktivitÇt und im Herbst nach<br />

der Reproduktion durchgefÄhrt werden.<br />

Bei den Fischbestandserfassungen von Herbst 2005 bis FrÄhjahr 2010 wurden fast ausschlieá-<br />

lich die Methoden der Elektrobefischung und ReusenfÇnge angewendet. Lediglich im FrÄhjahr<br />

2006 wurde in drei GewÇssern - RH1-Salmengrund, EL2-Leimersheimer FÇhre, EL32-<br />

Mittelgrund - durch den Berufsfischer DR. G. KUHN, Karlsruhe, ergÇnzend Stellnetze und Groá-<br />

reusen gesetzt.<br />

Nach der Feststellung der Art und der Einteilung in GrÅáenklassen wurden alle <strong>Fische</strong> wieder<br />

zurÄckgesetzt. Bei der ersten Erhebung im Herbst 2005 wurden alle <strong>Fische</strong> auf einem Meábrett<br />

(d = 0,5 cm) vermessen, um Äber die GrÅáenklassen auch annÇhrungsweise die Altersvertei-<br />

lung bei den jÄngeren JahrgÇngen bzw. die Reproduktion der vergangenen zwei Jahre zu er-<br />

mitteln. In den Folgejahren wurden die <strong>Fische</strong> visuell in 5 cm-GrÅáenklassen eingeteilt und nur<br />

die FFH-Arten vermessen<br />

2.1.1 Elektrobefischung<br />

<strong>Fische</strong> zeigen eine ausgeprÇgte positive anodische Reaktion; d. h. sie schwimmen in einem<br />

elektrischen Feld bestimmter StÇrke gezielt auf die Anode zu. Dieses Verhalten wird bei der<br />

Elektrobefischung zum Fischfang genutzt. Bei zu geringen StromstÇrken bewirkt der elektri-<br />

sche Reiz eine Fluchtreaktion (Fischscheuchanlagen). Hohe StromstÇrken oder lÇngerer Auf-<br />

enthalt im elektrischen Feld betÇuben die <strong>Fische</strong>. In AusnahmefÇllen kÅnnen - methodenbe-<br />

dingt - einzelne Individuen letal geschÇdigt werden; da den <strong>Fische</strong>n jedoch, im Gegensatz z. B.<br />

zur Stellnetz- oder Angelbefischung, keine Verletzungen zugefÄgt werden, gilt die Elektrobefi-<br />

schung als schonendste Methode zur halbquantitativen Erhebung des Fischbestandes eines<br />

GewÇssers.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 6<br />

Die Uferbereiche der grÅáeren StillgewÇsser wurden von einem Boot (LÇnge 4,5 m, TragfÇhig-<br />

keit 450 kg, Tiefgang ca. 30 cm) aus mit einem 7,5 kW-StationÇrgerÇt der Fa. EFKO elektrisch<br />

befischt. In kleineren GewÇssern kam das 1,5 kW RÄckentragegerÇt FEG 1500 watend zum<br />

Einsatz (Abb. 1).<br />

Abb. 1 Elektrobefischung<br />

Je nach GewÇsserstruktur, LeitfÇhigkeit und Fischart liegt die Effizienz bei Elektrobefischungen<br />

zwischen < 10 % und > 50 %. BeeintrÇchtigt werden kann das Fangergebnis u. a. durch die<br />

Strukturarmut eines GewÇssers, die GewÇssertiefe, reiche submerse MakrophytenbestÇnde,<br />

dichte WasserlinsenbestÇnde, Eisgang, zu geringe LeitfÇhigkeit und die Jahreszeit. Bei den<br />

Ergebnissen wird auf die - subjektive EinschÇtzung - der Effizienz eingegangen, wenn deutli-<br />

che Behinderungen vorlagen.<br />

Die besten Fangergebnisse sind in Uferbuchten und bei schmalen lang gestreckten strukturrei-<br />

chen GewÇssern - BÇche und GrÇben É zu erwarten.<br />

Die FrÄhjahrserhebungen 2006 bis 2010 waren jeweils ab Anfang April vorgesehen. Da in den<br />

ProjektgewÇssern vor allem der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) als thermophile Art erst<br />

bei hÅheren Wassertemperaturen aktiv wird, wurden die Befischungstermine 2007 aufgrund<br />

der lang anhaltenden KÇlte in das spÇte FrÄhjahr verlegt.<br />

In Kapitel 3.1 sind in den Monographien zu den Arten Anmerkungen Äber die Nachweisbarkeit<br />

der Arten mit der Elektromethode enthalten.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 7<br />

2.1.2 ReusenfÅnge<br />

Die Effizienz der Reusen als passiver Fangmethode ist von der AktivitÇt der <strong>Fische</strong> abhÇngig.<br />

Zum Einsatz kamen, je nach GewÇssergrÅáe, 3 bis 10 Kleinfischreusen der Typen:<br />

Ä Behr KÅderfischreuse 30 x 30 x 100 cm - Maschenweite 3 x 3 mm<br />

Ä Jenzi Kleinfischreuse 25 x 25 x 45 cm - Maschenweite 3 x 3 mm<br />

Die Reusen wurden mit <strong>Fische</strong>n, TauwÄrmern oder ersatzweise mit Katzen- und Fischfutter<br />

bekÅdert<br />

In den untersuchten GewÇssern muáte aufgrund der Saprobie, Eutrophie und Dissimilation der<br />

Makrophyten mit deutlichen nÇchtlichen Sauerstoffdefiziten gerechnet werden. Neben <strong>Fische</strong>n<br />

gelangen vor allem auch Molche (Urodela) in die Reusen, die dann nicht mehr an der Wasser-<br />

oberflÇche atmen kÅnnen. Um die Verluste bei <strong>Fische</strong>n und Amphibien gering zu halten wur-<br />

den die Reusen nur jeweils eine Nacht exponiert<br />

Die Kleinreusen benÅtigen einen Wasserstand von mindestens 20 cm. GrÅáere Reusen, die<br />

auch Äber Leiteinrichtungen verfÄgen kÅnnen, konnten wegen der geringen Wassertiefe in den<br />

meisten GewÇssern, bzw. in den Schlammpeitzgerhabitaten nicht eingesetzt werden. Gerade<br />

in den Schlammpeitzgerbiotopen ist der Wasserstand selbst fÄr Kleinreusen meistens gerade<br />

nur ausreichend (Abb. 2).<br />

Abb. 2 Kleinreuse im RH1-Salmengrund


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 8<br />

2.1.3 ZusÅtzliche Erfassungsmethoden - Stellnetze<br />

<strong>Fische</strong> des Freiwassers und bodenlebende Arten kÅnnen in grÅáeren GewÇssern mit der Elek-<br />

trobefischung nur unzureichend erfaát werden, da sich hier der Scheucheffekt des elektrischen<br />

Feldes negativ auf die FÇngigkeit auswirkt. Diese Arten kÅnnen vorzugsweise wÇhrend der<br />

Laichzeit im FrÄhjahr, wÇhrend der sie eine hÅhere AktivitÇt zeigen, mit Stellnetzen nachge-<br />

wiesen werden.<br />

Die Stellnetze sind Kiemennetze, d. h. die <strong>Fische</strong> verfangen sich mit den Kiemendeckeln in den<br />

Maschen und kÅnnen so nicht mehr entkommen. Die <strong>Fische</strong> schÇdigen dabei ihre Kiemen und<br />

mÄssen deshalb getÅtet werden.<br />

Zum Einsatz kamen einwandige Stellnetze mit unterschiedlichen Maschenweiten, NetzhÅhen<br />

und -lÇngen (vgl. Tab. 2). Die Netze wurden Nachmittags/Abends ausgebracht und am nÇch-<br />

sten Morgen eingeholt. Die gefangenen <strong>Fische</strong> wurden verwertet; groámaáige wurden ver-<br />

marktet, Kleinfische wie Sonnenbarsche als Futter an eine Vogelaufzuchtstation und einen<br />

Schlangenhalter abgegeben.<br />

Tab. 2 Eingesetzte Stellnetze<br />

Maschenweite 17<br />

mm<br />

20<br />

mm<br />

22<br />

mm<br />

30mm 50<br />

mm<br />

55<br />

mm<br />

80<br />

mm<br />

100<br />

mm<br />

Summe<br />

LÇnge 30 m 50 m 50 m 25 m 50 m 30 m 40 m 50 m 325 m<br />

HÅhe 1,7 m 1,8 m 1,8 m 3 m 3 m 1,8 m 3,6 m 3,6 m 834 qm<br />

Stellnetze wurden im FrÄhjahr 2006 im RH1-Salmengrund, in der EL2-Leimersheimer FÇhre<br />

und im EL-32 Mittelgrund gestellt. Im Tiefenwasserbereich kamen zusÇtzlich 22 Groáreusen<br />

mit Leitnetz und einer Maschenweite von 1 cm zum Einsatz, die einmal Äber Nacht gestellt<br />

wurden.<br />

2.2 Befischungsstrecken<br />

Die Befischungsstrecken wurden so ausgewÇhlt, daá mÅglichst alle typischen GewÇsserstruk-<br />

turen und eine FlÇche/Strecke von mindestens 20 % der GesamtflÇche/-strecke erfaát wurde.<br />

Da bei den Befischungen der grÅáeren GewÇsser meistens die <strong>Fische</strong>reiberechtigten anwe-<br />

send waren, wurden deren Empfehlungen bei der Auswahl der Befischungsstrecken mit be-<br />

rÄcksichtigt.<br />

Beginn und Ende der Befischungsstrecken wurden mit einem GPS-HandempfÇnger Garmin<br />

GPSmap 60CSx ermittelt. Die Genauigkeit der Ortsbestimmung wies aufgrund Årtlicher StÅ-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 9<br />

rungen É durch Eintiefungen und Auwald beeintrÇchtigte Satellitenerfassung É Schwankungen<br />

auf und betrug ca. 3-9m.<br />

Um halbquantitativ Individuendichten ermitteln zu kÅnnen, wurde die LÇnge der einzelnen Befi-<br />

schungsstrecken mit einem Laserentfernungsmesser Leitz LRF 900 scan (d =1m) gemessen.<br />

Allerdings variieren die Befischungsstrecken der einzelnen Erfassungsjahre bei den GewÇs-<br />

sern die deutliche Wasserstandsschwankungen aufweisen.<br />

2.3 Fischhabitate<br />

Fischhabitate sind morphologische AusprÇgungen in einem GewÇsser, die von <strong>Fische</strong>n z. B. fÄr<br />

Ä die Nahrungsaufnahme<br />

Ä die Reproduktion<br />

Ä das Heranwachsen der Jungfische<br />

Ä als Schutz vor Freáfeinden<br />

Ä zum àberwintern<br />

benÅtigt werden. FÄr eine mÅglichst artenreiche IchthyozÅnose sollte eine mÅglichst hohe<br />

StrukturdiversitÇt vorhanden sein, um den LebensraumansprÄchen der einzelnen Arten und Al-<br />

tersstadien zu entsprechen.<br />

Die Åkomorphologischen AusprÇgungen der Befischungsstrecken - insbesondere die fÄr <strong>Fische</strong><br />

wichtigen Strukturen - wurden mit einem an das LAWA ÉStrukturgÄteverfahren angelehnten Er-<br />

hebungsbogen erfaát und bei den einzelnen GewÇssern zusammenfassend unter dem Punkt<br />

Morphologie beschrieben.<br />

2.4 ZusÅtzliche Daten<br />

Neben den Erhebungen sollten Daten der Angelfischerei, die vom <strong>Fische</strong>reiberechtigten in jÇhr-<br />

lichen Fangstatistiken festgehalten werden, zur Auswertung herangezogen werden. Dazu wur-<br />

den die <strong>Fische</strong>reiberechtigten um àberlassung der Daten aus den letzten 5 Jahren gebeten. Bei<br />

der Datensammlung zeigten sich neben einer nur geringen RÄckmeldung deutliche Unterschie-<br />

de bei der Erfassung und damit der ZuverlÇssigkeit der Daten. Zu den meisten GewÇssern lie-<br />

gen Äberhaupt keine Daten vor, weil sie nicht (mehr) fischereilich bewirtschaftet werden.<br />

Auch der Datenbestand der <strong>Fische</strong>reiverwaltung, der die Ergebnisse jeder Elektrobefischung<br />

gemeldet werden mÄssen, ist aufgrund der GewÇsserauswahl sehr lÄckenhaft.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 10<br />

2.5 Auswertung<br />

Die Daten der einzelnen Bestandserhebungen befinden sich als Rohdaten in der Anlage II. FÄr<br />

die Erstellung der Graphiken zur Altersverteilung der Arten und damit die Nachweise der Re-<br />

produktion wurden auáer beim Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), Bitterling (Rhodeus ama-<br />

rus) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) keine eigenen LÇngenfrequenzdiagramme erstellt. Hier<br />

wurde auf Daten aus anderen Erhebungen zurÄckgegriffen (z. B. ALLNER 2003, KORTE 2002,<br />

2009, ZICK ET AL. 2006).<br />

Juvenile aus der Reproduktion des Erfassungsjahres und Juvenile aus den FrÄhjahrsbefischun-<br />

gen werden zusammengefaát als 0+/1, der Reproduktionsjahrgang des Vorjahres als 1+/2 , Çl-<br />

tere Individuen als >2 bezeichnet.<br />

Meistens werden die LÇngenklassen der einzelnen Arten angegeben. Bei der Interpretation der<br />

Grafiken sind die Befischungstermine FrÄhjahr und Herbst zu berÄcksichtigen.<br />

In den Grafiken "Bestandserfassung" sind nur die Ergebnisse der Elektrobefischungen berÄck-<br />

sichtigt.<br />

Die Dominanzklasseneinteilung folgt MÄhlenberg 1989 (Tab. 3)<br />

Tab. 3 Dominanzklassen nach MÅhlenberg<br />

HÄufigkeitsklasse %<br />

Hauptarten eudominant 32,0-100<br />

dominant 10,0-31,9<br />

subdominant 3,2-9,9<br />

Begleitarten rezedent 1,0-3,1<br />

subrezedent 0,32-0,99<br />

sporadisch unter 0,32<br />

Stetigkeiten des Vorkommens (Frequenz) konnten aufgrund der geringen Anzahl an Befischun-<br />

gen an den einzelnen Probestellen nicht angegeben werden. Das Verfahren fiBs zur GewÇs-<br />

serbewertung anhand von FischzÅnosen gemÇá EU-WRRL kann nur fÄr Flieá- und nicht auf<br />

AuengewÇsser angewendet werden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 11<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Arteninventar<br />

In den untersuchten GewÇssern wurden insgesamt 31 Fischarten nachgewiesen (vgl. Tab. 4<br />

und Abb. 3).<br />

Tab. 4 Nachgewiesene Fischarten* in den ProjektgewÅssern<br />

Art ProjektgewÄsser Neozoon<br />

Aal (Anguilla anguilla) EL2, EL20, EL21, EL22, EL32, DE6,<br />

DE8, RH1, RH5, LH19, LH22, PH12<br />

Aland (Leuciscus idus) EL2,<br />

Brachsen (Abramis brama) DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, LH19,<br />

RH1<br />

Bitterling (Rhodeus amarus) EL2, EL 20, EL21, EL22: DE6, LH19, PH8,<br />

PH12, RH1<br />

BlaubandbÇrbling (Pseudorasbora<br />

parva)<br />

PH10 +<br />

DÅbel (Leuciscus cephalus) EL21, PH12, EL21, EL22, KA2, PH12,<br />

RH1<br />

Fluábarsch (Perca fluviatilis)<br />

Graskarpfen (Ctenopharyngodon<br />

idella)<br />

DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32,<br />

KA2, LH19, PH8, PH12, RH1, RH5<br />

EL20, EL21 +<br />

Giebel (Carassius gibelio) KA2, EL20, EL21, LH19 +<br />

GÄster (Blicca bjoerkna) RH1, EL2, KA2<br />

Goldfisch (Carassius auratus)<br />

GrÄndling (Gobio gobio) EL20, EL21, EL22, KA2, LH19<br />

Hasel (Leuciscus leuciscus) EL22, RH1<br />

Hecht (Esox lucius) DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32,<br />

KA2, LH19, RH1, RH5<br />

Karausche (Carassius carassius)<br />

Karpfen (Cyprinus carpio) DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32, KA2,<br />

LH19, PH8, RH5<br />

Kaulbarsch (Gymnocephalus<br />

cernuus)<br />

Marmorierte Grundel (Proterorhinus<br />

semilunaris)<br />

Moderlieschen (Leucaspius<br />

delineatus)<br />

EL2, EL21, EL22, RH1<br />

PH7 +<br />

EL2, PH8, RH1 +<br />

R-L<br />

BRD<br />

X 1<br />

R-L<br />

Ba-WÅ<br />

Rhein<br />

DE8 2 2<br />

DE8, EL20, EL21, EL22, EL32, LH19 V 3<br />

2<br />

FFH II<br />

2 +<br />

Rapfen (Aspius aspius) EL2, EL21, LH19, RH1 +<br />

Rotauge (Rutilus rutilus) DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32,<br />

KA2, LH19, PH8, RH1, RH5<br />

Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)<br />

DE8, EL2, EL20, EL22, EL32, LH19,<br />

PH12, RH1, RH5<br />

1 Aal keine aktuelle Rote-Liste-Einstufung, wurde aus der SÄáwasserliste in die Seewasserliste Äbernommen


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 12<br />

Fortsetzung Tab. 4<br />

Schlammpeitzger (Misgurnus<br />

fossilis)<br />

DE6, DE8, DE10 , EL19, EL20, EL21,<br />

EL22, EL32, LH22, PH12, RH5<br />

Schleie (Tinca tinca) DE6, DE8, EL2, EL19, EL20, EL21,<br />

EL22, EL32, KA2, LH19, LH22, PH8,<br />

PH10, PH12, RH1, RH5<br />

Schmerle (Barbatula barbatula)<br />

Sonnenbarsch (Lepomis<br />

gibbosus)<br />

EL22<br />

DE8, EL2, EL20, EL21, EL22, EL32<br />

LH19, PH10, PH12, RH1, RH5<br />

Steinbeiáer (Cobitis taenia) DE6, DE8, EL2, EL2, EL 20, EL21, EL22,<br />

KA2, LH19, RH1, RH5<br />

Stichling (Gasterosteus<br />

aculeatus)<br />

DE6, EL2, EL19, EL20, EL21, KA2,<br />

LH22, PH7, PH9, PH12, RH1<br />

Ukelei (Alburnus alburnus) EL2, EL22, LH19, RH1<br />

Wels (Silurus glanis) EL2, KA2 ? 2<br />

Zander (Sander lucioperca) EL20, LH19 +<br />

*die Nomenklatur folgt KOTTELAT & FREYHOF 2007<br />

Abb. 3<br />

+<br />

2 1 +<br />

2 +<br />

2 Es gab historisch Welse im Rhein. Die heutigen BestÇnde sind auf Besatz mit Donaufischen zurÄckzufÄhren. Es ist<br />

fraglich, ob der Rheinwels genetisch mit dem heutigen identisch war (KLINGER & SCHMIDT 1997).


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 13<br />

Die LIFE-GewÇsser wurden vor allem zur FÅrderung des Schlammpeitzgers, dem Fisch des<br />

Jahres 1987, ausgewÇhlt. Da dieser in FlieágewÇssern mit stÇrkerer StrÅmung nicht vorkommt,<br />

sind z. B. keine BÇche beprobt worden. Deshalb konnten viele im Raum Karlsruhe vorkommen-<br />

den rheophile Arten, wie z. B. die Groppe (Cottus gobio) oder Barbe (Barbus barbus) nicht, die<br />

Schmerle (Barbatula barbatula) nur in einem Exemplar nachgewiesen werden.<br />

Zum besseren VerstÇndnis, warum manche Arten in den ProjektgewÇssern nicht vorkommen<br />

(kÅnnen), sind die LebensraumansprÄche der einzelnen Arten - GildenzugehÅrigkeit - im fol-<br />

genden aufgefÄhrt (nach JUNGWIRTH ET AL 2003).<br />

Habitat-Gilde<br />

rheophil Arten, die flieáende LebensrÇume besiedeln und in StillgewÇssern nur aus-<br />

nahmsweise vorkommen.<br />

indifferent Arten, die flieáende und StillgewÇsserlebensrÇume besiedeln<br />

stagnophil Arten, die StillgewÇsser besiedeln und nur ausnahmsweise in flieáenden GewÇs-<br />

Reproduktions-Gilde<br />

sern vorkommen.<br />

lithophil Arten, die ihre Eier auf oder in kiesig/steinige Substrate legen<br />

psammophil Arten, die ihre Eier auf oder in sandige Substrate legen<br />

phytophil Arten, die ihre Eier auf Pflanzenmaterial ablegen<br />

ostracophil nur Bitterling, die Eier werden in Groámuscheln abgelegt<br />

marin katadrome Wanderfische, Fortpflanzung im Meer<br />

Trophie-Gilde<br />

invertivor Arten, deren Nahrung hauptsÇchlich aus Wirbellosen besteht<br />

piscivor Arten, deren Nahrung hauptsÇchlich aus <strong>Fische</strong>n besteht<br />

inverti-piscivor Arten mit Populationsteilen, die sich bevorzugt von Wirbellosen oder <strong>Fische</strong>n er-<br />

nÇhren<br />

omnivor Opportunisten, die nicht einer anderen Trophiegilde zugeordnet werden kÅnnen<br />

MobilitÅts-Gilde<br />

kurze Distanzen Ortswechsel nur in der selben FlieágewÇsserregion<br />

mittlere Distanzen RegelmÇáiger Ortswechsel in benachbarte FlieágewÇsserregionen<br />

lange Distanzen RegelmÇáiger Ortswechsel Äber mehrere FlieágewÇsserregionen


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 14<br />

Diadromie-Gilde<br />

katadrom Arten, die als Jungtiere vom Meer in BinnengewÇsser wandern und zur Fort-<br />

pflanzung wieder dorthin zurÄckkehren.<br />

anadrom Arten, die als Jungtiere aus den BinnengewÇssern zum Meer wandern und zur<br />

Fortpflanzung wieder dorthin zurÄckkehren.<br />

Im Jahr 2009 erfolgte eine grundlegende Revision der Roten Liste Deutschlands durch FREY-<br />

HOF (Tab. 4, S. 11). In ihr wurden erstmals einheitliche strenge Kriterien angewendet und der<br />

Bestandserholung einiger Arten Rechnung getragen. Danach sind von den in den Projektge-<br />

wÇssern vorkommenden Arten nur noch:<br />

Ä Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) RL 2<br />

Ä Karausche (Carassius carassius) RL 2<br />

Ä Moderlieschen (Leucaspius delineatus) RL V<br />

einer GefÇhrdungskategorie zugeordnet.<br />

Die in den ProjektgewÇssern vorkommenden Arten der FFH-AnhÇnge:<br />

Ä Steinbeiáer (Cobitis taenia)<br />

Ä Bitterling (Rhodeus amarus)<br />

Ä Rapfen ( Aspius aspius)<br />

werden, vorwiegend wegen der gÄnstigen Entwicklung der BestÇnde in den letzten Jahren, kei-<br />

ner GefÇhrdungskategorie mehr zugeordnet.<br />

Der Aal (Anguilla anguilla) wurde aus der Roten Liste der SÄáwasserfische herausge- und in die<br />

Rote Liste der marinen <strong>Fische</strong> Äbernommen. Diese wurde bisher aber noch nicht revidiert, so<br />

daá fÄr den Aal (Anguilla anguilla) eine aktuelle Rote Liste-Einstufung fehlt.<br />

Der verbreitetste Fisch war mit dem Nachweis in 17 GewÇssern die Schleie (vgl. Abb. 3). Der<br />

Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) war mit Abstand der hÇufigste Neozoe, gefolgt von Marmo-<br />

rierter Grundel (Proterorhinus semilunaris), Goldfisch (Carassius auratus), BlaubandbÇrbling<br />

(Pseudorasbora parva), Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella), Giebel (Carassius gibelio) 3<br />

und Zander (Sander lucioperca).<br />

3 Unter dem Sammelbegriff Giebel verbergen sich mÅglicherweise 3 Arten, darunter vielleicht auch eine heimische<br />

(Freyhof mÄndl. Mittlg.)


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 15<br />

Tab. 5 Gildenzuordnung der im Projekt nachgewiesenen Fischarten<br />

Çkologische Gilde<br />

Art Habitat Reproduktion Trophie MobilitÅt Diadromie<br />

Aal A. anguilla indiff. marin inverti-piscivor lange Distanzen katad.<br />

Aland Leuciscus idus rheophil phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />

Brachsen Abramis brama indiff. phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />

Bitterling Rhodeus amarus indiff. ostracophil omnivor kurze Distanzen<br />

BlaubandbÇrbl. Pseudorasbora. parva indiff. indiff. omnivor kurze Distanzen<br />

DÅbel Leuciscus cephalus rheophil lithophil omnivor kurze Distanzen<br />

Fluábarsch Perca fluviatilis indiff. phyto-lithophil inverti-piscivor kurze Distanzen<br />

Graskarpfen* Ctenopharyngodon idella stagnop. Gebietsfremd herbivor kurze Distanzen<br />

Giebel Carassius gibelio indiff. phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />

GÄster Blicca bjoerkna indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />

Goldfisch Carassius auratus indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />

GrÄndling G. gobio rheophil psammophil invertivor kurze Distanzen<br />

Hasel L. leuciscus rheophil lithophil omnivor kurze Distanzen<br />

Hecht Esox lucius indiff. phytophil piscivor kurze Distanzen<br />

Kaulbarsch Gymnocephalus cernuus indiff. phyto-lithophil invertivor kurze Distanzen<br />

Karausche C. carassius stagnop. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />

Karpfen Cyprinus carpio indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />

Marmor. Grundel Proterorhinus semilunaris indiff. lithophil omnivor kurze Distanzen<br />

Moderlieschen Leucaspius delineatus stagnop. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />

Rapfen A. aspius rheophil lithophil piscivor mittl. Distanzen<br />

Rotfeder Scardin. erythrophthalmus stagnop. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />

Rotauge R. rutilus indiff. phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />

Stichling Gasterosteus aculeatus indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />

Sonnenbarsch Lepomis gibbosus indiff. phyto-lithophil invertivor kurze Distanzen<br />

Steinbeiáer Cobitis taenia indiff. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />

Schleie T. tinca stagnop. phytophil omnivor kurze Distanzen<br />

Schlammpeitzger Misgurnus fossilis stagnop. phytophil invertivor kurze Distanzen<br />

Schmerle Barbatula barbatula rheophil lithophil invertivor kurze Distanzen<br />

Ukelei A. alburnus indiff. phyto-lithophil omnivor kurze Distanzen<br />

Wels Silurus glanis indiff.t phytophil piscivor kurze Distanzen<br />

Zander Sander lucioperca indiff. phyto-lithophil piscivor kurze Distanzen<br />

* Allochthone Art ohne belegte Reproduktion im Gebiet Einstufung nicht in DUáLING ET AL.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 16<br />

AnsprÄche der Arten, Besonderheiten und GefÇhrdung im Projektgebiet sind in den folgenden<br />

Kurzmonographien aufgefÄhrt. Da im Laufe des Projektes einige zusÇtzliche Erkenntnisse Äber<br />

den Schlammpeitzger gewonnen werden konnten, ist ihm ein eigenes Kapitel (3.1.1) gewidmet.<br />

Aal (Anguilla anguilla)<br />

Ñkologie<br />

Der Aal ist Ubiquist, d. h. er entwickelt sich in fast allen Flieá- und StillgewÇsser, auáer in kalten und reiáenden<br />

BergbÇchen. Als nachtaktiver rÇuberischer Allesfresser lebt er von Wirbellosen, Amphibien, <strong>Fische</strong>n<br />

und Aas. Als katadromer Wanderfisch verbringt er den Groáteil seines Lebens (bis Äber 20 Jahre)<br />

im SÄáwasser. Er ist relativ unempfindlich gegenÄber GewÇsserverschmutzung und Äbersteht SauerstoffmangelzustÇnde<br />

relativ gut.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Junge Glasaale bzw. Steigaale mÄssen die FlÄsse emporsteigen kÅnnen, um fÄr eine natÄrliche Erneuerung<br />

des Bestandes zu sorgen. Dabei kÅnnen kleinere Querbauwerke in feuchten NÇchten umwandert<br />

werden, selbst WasserfÇlle bilden kein Hindernis. Blankaale wandern aus den BinnengewÇssern Richtung<br />

Meer, um sich in der Sargassosee zu reproduzieren. Durch die groáen Distanzen, die Aale zurÄcklegen,<br />

geraten sie z. B. in Flieáwasserkraftwerken hÇufig in die Turbinenschaufeln und werden von diesen<br />

letal verletzt.<br />

GewÇsser<br />

Als nachtaktiver Bodenfisch benÅtigt der Aal tagsÄber VersteckmÅglichkeiten wie Blocksteine oder<br />

Totholz. Der Aal besiedelt GewÇsser unterschiedlicher GrÅáe und Tiefe; kleine GrÇben, BÇchen, Seen<br />

und FlÄssen, besondere AnsprÄche stellt er dabei nicht.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Aal ist durch den Verbau und die Nutzung unserer GewÇsser sowie durch den Fang von Glasaalen<br />

fÄr den Export nicht mehr in der Lage seinen Bestand durch rÄckwandernde Jungtiere zu erhalten (im<br />

Rheindelta wurden in den vergangenen Jahren kaum noch aufwandernde Aale beobachtet, VAN DER VEL-<br />

DE mÄndl. Mitt.). Eine kÄnstliche Nachzucht ist bisher nicht mÅglich. Seit einiger Zeit wird von Berufs- und<br />

Sportfischern ein deutlicher RÄckgang der Aalpopulation festgestellt. Als Ursachen werden zusÇtzlich<br />

Einschleppung von Parasiten, Pestizidbelastungen, hormonelle Belastungen, Auf- und Abstiegshindernisse,<br />

Kraftwerksturbinen, Kormoran und die KlimaÇnderung diskutiert. Nur die Belastung durch den<br />

Acanthocephalen Parateniusentis ambiguus hat sich inzwischen reduziert, da diesem mit dem Verschwinden<br />

des Flohkrebses Gammarus tigrinus der Zwischenwirt abhanden gekommen ist. Durch die<br />

stark erhÅhten Preise fÄr Satzaale ist aber auch der Besatz rÄcklÇufig. Der Aal ist, auch aufgrund seiner<br />

langen Lebensspanne, nach wie vor in vielen ProjektgewÇssern vertreten, so daá er aktuell immer noch<br />

relativ weit verbreitet ist. Geht die Anzahl der Setzaale weiter zurÄck, sind die AalbestÇnde hochgradig<br />

gefÇhrdet. Da der Aal als beliebter Speisefisch in der Vergangenheit oft Äberbesetzt war, kÅnnte ein<br />

RÄckgang der AalbestÇnde die EntwicklungsmÅglichkeiten von Kleinfischen verbessert haben.<br />

Es bleibt zu hoffen, daá das EU-Aalschutzprogramm, die seit 2007 geltenden HandelseinschrÇnkungen<br />

gemÇá WASHINGTONER ARTENSCHUTZABKOMMEN und das u. a. fÄr das Projektgebiet bis 2012 geltende<br />

Fangverbot in Zukunft den weiteren RÄckgang der AalbestÇnde verhindern.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 17<br />

Aland (Leuciscus idus)<br />

Ñkologie<br />

Der bis zu 50 cm groá werdende Aland bevorzugt grÅáere stehende oder langsam flieáende GewÇsser,<br />

wo er sich in Gruppen von Anflugnahrung, Plankton und Makrozoobenthos ernÇhrt. Die Eier werden zwischen<br />

April und Juni im strÅmenden Flachwasser Äber Kies abgelaicht ((DUáLING & BERG 2001), andere<br />

Quellen sprechen von der Ablage an Steinen oder Pflanzen ( PELZ & BRENNER 1998), zur àberwinterung<br />

zieht er in tiefere Bereiche. Das Rheineinzugsgebiet bildet seine westliche Verbreitungsgrenze. Die Goldorfe<br />

(Zierfisch, Biomonitoring) ist eine Zuchtform des Alands.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Er fÄhrt LaichzÄge fluáaufwÇrts, in die ZuflÄsse und RÄckwanderungen in die àberwinterungsareale aus.<br />

Deshalb ist er auf durchgÇngige Flieástrecken und MÄndungsbereiche angewiesen.<br />

GewÇsser<br />

Seine Vorkommen sind auf grÅáere Still- und trÇge flieáende GewÇsser beschrÇnkt, die ausreichende<br />

sauerstoffversorgte Tiefenbereiche zur àberwinterung aufweisen. Zur Fortpflanzung sind durchstrÅmte,<br />

flache, kiesig/steinige oder pflanzenbestandene Uferbereiche notwendig.<br />

Sein RÄckgang im Donaugebiet wird auf den GewÇsserverbau und die GewÇsserverschmutzung im Laufe<br />

der Industrialisierung zurÄckgefÄhrt. Auch die natÄrliche Verschlechterung der WasserqualitÇt in den<br />

SeitengewÇssern durch Verschlammung kÅnnte zu seinem RÄckgang beigetragen haben. Er gehÅrt zu<br />

den Arten, die hÅhere AnsprÄche an die WasserqualitÇt stellen.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Aland ist aufgrund seiner Lebensweise und seines Lebensraums elektrisch nur schwer nachzuweisen,<br />

besser geeignet sind Stellnetze. Aber auch Berufsfischern gelingen selten Nachweise (mÄndl. Mitt.<br />

KUHN, STOLZ). JÄngere Exemplare kÅnnen mit dem Rotauge verwechselt werden. Selbst unter BerÄcksichtigung<br />

dieser EinschrÇnkungen ist der Aland im Projektgebiet eine der selteneren Fischarten. DUá-<br />

LING& BERG 1998 halten ihn fÄr im Rheinsystem ursprÄnglich fehlend und fÄhren Fundmeldungen Äberwiegend<br />

auf Fehlbestimmungen zurÄck. Nach LELEK & BUHSE 1992 soll er bis 1880 im Oberrhein hÇufig<br />

gewesen sein.<br />

Bitterling (Rhodeus amarus)<br />

Ñkologie<br />

Der in AusnahmefÇllen bis zu 10cm groá werdende Bitterling (Abb. 4) benÅtigt zur Fortpflanzung Groámuscheln<br />

(z. B. Gattung Anodonta, Unio), die das revierbildende MÇnnchen zur Laichzeit verteidigt. Die<br />

Weibchen legen Äber eine LegerÅhre Eier in die Muschel, die vom MÇnnchen Äber den Siphon des Wirtes<br />

besamt werden. Der Bitterling verlÇát erst als schwimmfÇhiger Jungfisch die KiemenhÅhle der Muschel.<br />

Das bedeutet, daá sich ohne Groámuscheln keine Bitterlingspopulation erhalten kann, auch wenn<br />

die sonstigen Rahmenbedingungen dazu geeignet wÇren. Der Bitterling ernÇhrt sich von Algen, Plankton<br />

und Makrozoobenthos. Er war Fisch des Jahres 2008.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Bitterling kÅnnen sich dauerhaft in StillgewÇssern fortpflanzen, Wanderhindernisse sind deshalb hÅchstens<br />

fÄr die Ausbreitung der Art limitierend, wobei der Kleinfisch nicht imstande ist selbst kleinere Wehre<br />

zu Äberwinden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 18<br />

GewÇsser<br />

Der Bitterling bevorzugt langsam flieáende bis stehende GewÇsser mit sandig/schluffigem Untergrund,<br />

oder oxidierter Detritusauflage. Die BitterlingsgewÇsser mÄssen einen ganzjÇhrig mit Sauerstoff ausreichend<br />

versorgten Bodengrund aufweisen, da sich sonst die Groámuscheln nicht reproduzieren kÅnnen.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Bitterling konnte in 10 ProjektgewÇssern nachgewiesen werden, obwohl er als eher bodenorientierter<br />

Kleinfisch in grÅáeren GewÇssern elektrisch und mit Reusen im Uferbereich schwierig zu fangen ist.<br />

HOFMANN fand 2009 im Raum Karlsruhe einige BitterlingsgewÇsser vereinzelt mit erstaunlich hohen Individuendichten.<br />

Die meist aber nur geringen Individuenzahlen in isolierten Populationen weisen ihn aber<br />

noch immer als potentiell gefÇhrdete Art im Projektgebiet aus. Als weitere GefÇhrdung ist in neuerer Zeit<br />

der illegale Besatz mit asiatischen Bitterlingsarten hinzugekommen.<br />

Abb. 4 Bitterling 1,1<br />

Bitterlinge sollen eine KÅrperlÇnge bis ca. 10 cm erreichen kÅnnen. Die nachgewiesenen Individuen waren<br />

mit einer KS-LÇnge von max. 7 cm deutlich kleiner (Abb. 5). Daá bei den Herbstbefischungen keine<br />

Individuen unter 2 cm gefangen wurden, kann an der Erfassungsmethode (Maschenweite Kescher 4 mm<br />

x 4 mm), oder daran liegen, daá junge Bitterlinge (0 + ) bereits im Herbst eine GrÅáe von ca. 2 cm erreichen.<br />

Im FrÄhjahr waren die kleinsten Exemplare mindestens ca. 3 cm lang, so daá davon ausgegangen<br />

werden kann, daá Bitterlinge am Oberrhein im ersten Lebensjahr eine GrÅáe von ca. 3 - 4 cm erreichen.<br />

Abb. 5<br />

Individuen<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Bitterling - LÅngenfrequenzdiagramm<br />

0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0 9,5<br />

Altersklasse 0+/1 >1<br />

KÅrperlÇnge in cm


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 19<br />

BlaubandbÅrbling (Pseudorasbora parva)<br />

Ñkologie<br />

Der BlaubandbÇrbling wurde in den 80er Jahres des letzten Jahrhunderts in Baden-WÄrttemberg eingeschleppt.<br />

Er gehÅrt zu den GrÄndlingen und ist tolerant gegenÄber hohen Temperaturen und GewÇsserverschmutzung.<br />

Er ernÇhrt sich von Plankton und Makrozoobenthos, laicht mehrfach im Jahr und kann<br />

sich bereits als JÇhrling wieder fortpflanzen.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Er fÄhrt keine Wanderungen durch, kann aber aufgrund seiner fÄr einen Kleinfisch guten Schwimmleistungen<br />

rasch neue GewÇsserabschnitte besiedeln.<br />

GewÇsser<br />

Der BlaubandbÇrbling kommt in allen Arten von Flieá- und StillgewÇssern vor. In stark strÅmenden BÇchen<br />

bevorzugt er ruhigere Abschnitte.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der BlaubandbÇrbling ist fÄr das Oberrheingebiet allochthon und deshalb nicht gefÇhrdet.<br />

Brachsen, Brasse, BrÅse, Blei (Abramis brama)<br />

Ñkologie<br />

Der hochrÄckige, bis zu 70 cm groá werdende Brachsen lebt in Seen und den UnterlÇufen groáer FlieágewÇsser<br />

(Brachsenregion). Als bodenorientierter Fisch ernÇhrt er sich vor allem von Makrozoobenthos,<br />

das er mit seinem vorstÄlpbaren Maul ergreift, wobei die BrachsenlÅcher genannten Fraágruben im GewÇssergrund<br />

entstehen kÅnnen. Die Umlagerung der oberen SubstratoberflÇche fÄhrt zur verstÇrkten<br />

Freisetzung von NÇhrstoffen (Phosphor, Stickstoff) in den unteren WasserkÅrper. Der Brachsen kann so<br />

in bereits belasteten GewÇssern zu einer zusÇtzlichen Verschlechterung der WasserqualitÇt beitragen<br />

(Intern loading). Er laicht in groáen SchwÇrmen zwischen Mai und Juli an Substraten, an denen sich die<br />

Eier anheften kÅnnen, wie Makrophyten, Algen, Totholz.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Der Brachsen wandert vor bzw. zwischen den LaichvorgÇngen kurze bis mittlere Distanzen, z. B. aus<br />

dem Strom zu den LaichplÇtzen in den angeschlossenen RheinseitengewÇssern, oder zur àberwinterung<br />

in tiefere Bereiche (Lateralwanderung).<br />

GewÇsser<br />

Der Brachsen meidet GewÇsser mit starker StrÅmung und steinigem Untergrund. Als bodenorientierter<br />

Fisch, der Feinsedimente bevorzugt, ist er gegenÄber GewÇsserverschmutzung relativ tolerant.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Brachsen pflanzt sich in vielen ProjektgewÇssern mit und ohne Rheinanbindung fort. Ausgewachsene<br />

Exemplare kÅnnen elektrisch nicht reprÇsentativ gefangen werden, bei Netzbefischungen gelangen<br />

sie, vor allem wÇhrend der Laichzeit, im FrÄhjahr in die Stellnetze. Er ist einer unserer hÇufigsten Weiáfische<br />

und nicht gefÇhrdet.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 20<br />

DÉbel (Leuciscus cephalus)<br />

Ñkologie<br />

Der bis max. 60 cm lang werdende DÅbel ist in allen Altersstadien Allesfresser. Er laicht zwischen April<br />

und Juni im Uferbereich Äber kiesigen Stellen sowie an Pflanzen oder Steinen, an denen die klebrigen<br />

Eier haften bleiben. Die Jungfische leben in SchwÇrmen, wÇhrend grÅáere Tiere oft EinzelgÇnger sind. Er<br />

soll ein bedeutender Wirtsfisch fÄr die Entwicklung der Groámuscheln (Unio spec.) sein.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Beim DÅbel wurden zwar lÇngere Wanderungen nachgewiesen, er unternimmt jedoch in der Regel nur<br />

LaichzÄge und wird durch Querbauwerke nicht vÅllig an der Reproduktion gehindert.<br />

GewÇsser<br />

Unterhalb des Epirhithrals besiedelt der DÅbel fast alle GewÇsser, bis auf kleine GrÇben oder Kleinteiche.<br />

Er kommt auch und gerade in stÇrker belasteten GewÇssern vor, die jedoch z. B. durch turbulente StrÅmung<br />

immer noch ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der DÅbel wurde nur in 7 ProjektgewÇssern nachgewiesen, wobei dies vor allem auf die GewÇsserauswahl<br />

zurÄckzufÄhren ist. Er ist im Projektgebiet nicht gefÇhrdet.<br />

Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus)<br />

Ñkologie<br />

Der bis ca. 10cm groá werdende Stichling erhielt seinen Namen wegen der 3 aus Flossenstrahlen gebildeten<br />

harten, isoliert stehenden RÄckenstacheln. Statt Schuppen schÄtzen ihn Knochenplatten. Das<br />

MÇnnchen bekommt im April bis Juni eine attraktive HochzeitsfÇrbung und betreibt Brutpflege. Als Allesfresser<br />

ernÇhrt er sich vorwiegend von Kleintieren, aber auch von Makrophyten und GrÄnalgen. Er ist tolerant<br />

gegenÄber GewÇsserverschmutzung.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Im KÄstenbereich ist der Stichling ein Wanderfisch und auf die DurchgÇngigkeit der MÄndungsbereiche<br />

angewiesen. Im Binnenland kann er z. B. zum àberwintern tiefere GewÇsserbereiche aufsuchen und so<br />

kleinrÇumige Wanderungen durchfÄhren.<br />

GewÇsser<br />

Der Stichling bewohnt GewÇsser aller Art, meidet aber starke StrÅmung. Er kann sich in kleinen und groáen<br />

GrÇben, Altwassern, Seen und strÅmungsberuhigten Buchten von FlieágewÇssern reproduzieren.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Stichling konnte in 12 ProjektgewÇssern nachgewiesen werden. Er ist im Gebiet, selbst in KlÇranlagenauslÇufen,<br />

hÇufig und nicht gefÇhrdet.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 21<br />

FluÄbarsch (Perca fluviatilis)<br />

Ñkologie<br />

Der Fluábarsch wird bis max. 45 cm groá und lebt als Jungtier in SchwÇrmen von Plankton und Makrozoobenthos.<br />

âltere Tiere werden meist EinzelgÇnger und ernÇhren sich rÇuberisch. Die LaichschnÄre<br />

werden vorzugsweise an Totholz, Steinen oder Wasserpflanzen abgelegt. Die Art ist mit der zweigeteilten<br />

RÄckenflosse und den dunklen Querbinden unverwechselbar.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Fluábarschlaich soll oft mit WasservÅgeln verbreitet werden, er ist deshalb nicht auf ein durchgÇngiges<br />

GewÇssersystem angewiesen.<br />

GewÇsser<br />

Der Fluábarsch besiedelt Altarme, Seen, FlÄsse und BÇche bis in die untere Salmonidenregion, wobei er<br />

nur Bereiche mit starker StrÅmung meidet und solche mit Deckung bevorzugt.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Fluábarsch konnte in 12 ProjektgewÇssern nachgewiesen werden. Nach Aussagen von Sport- und<br />

Berufsfischern sind die BestÇnde in den letzten Jahren zurÄckgegangen. Vor allem <strong>Fische</strong> der GrÅáenklasse<br />

zwischen 20-30 cm werden nur noch wenige gefangen. Diskutiert wird u. a. der Einfluá des Kormorans<br />

auf die BestandsrÄckgÇnge. Eine GefÇhrdung im Gebiet besteht jedoch nicht.<br />

Giebel (Carassius gibelio)<br />

Ñkologie<br />

Der Giebel wird als Jungtier oft mit dem Karpfen verwechselt und so unbeabsichtigt besetzt. GrÅáere Exemplare<br />

werden oft mit der Karausche verwechselt. Er Äbersteht SauerstoffmangelzustÇnde hervorragend.<br />

Der Allesfresser hat ein bemerkenswertes Fortpflanzungsverhalten, die Gynogenese. Die Eier benÅtigen<br />

zur Entwicklung nicht das Sperma der eigenen Art, Cyprinidenspermien lÅsen die Eientwicklung<br />

aus, ohne daá es zu einer Befruchtung kommt. Die daraus entstehenden Jungfische sind alle weiblichen<br />

Geschlechts.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Der Giebel fÄhrt keine Wanderungen durch und ist nicht auf die DurchgÇngigkeit der GewÇsser angewiesen.<br />

GewÇsser<br />

Pflanzenreiche StillgewÇsser aller Art und GrÅáe werden ebenso wie strÅmungsberuhigte Buchten grÅáerer<br />

FlieágewÇsser besiedelt.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Giebel ist fÄr das Oberrheingebiet allochthon und deshalb nicht gefÇhrdet.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 22<br />

Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella)<br />

Ñkologie<br />

Der ab 1965 eingefÄhrte bis zu 120 cm groá werdende Pflanzenfresser pflanzt sich in Deutschland glÄcklicherweise<br />

(noch) nicht natÄrlich fort. In seiner ostasiatischen Heimat benÅtigt er strÅmende GewÇsserabschnitte<br />

und Temperaturen Äber 20äC.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

àber das Wanderverhalten ist nichts bekannt.<br />

GewÇsser<br />

Die baden-wÄrttembergischen Vorkommen beruhen auf Besatz, der durchgefÄhrt wurde, um die den Angelsport<br />

und Berufsfischerei behindernden Makrophyten in StillgewÇssern zurÄckzudrÇngen. In Deutschland<br />

wird er nicht als Speisefisch geschÇtzt.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Graskarpfen ist fÄr das Oberrheingebiet allochthon und deshalb nicht gefÇhrdet. Inzwischen hat sich<br />

die Erkenntnis durchgesetzt, daá die Nachteile des Graskarpfenbesatzes fÄr ein GewÇsser die Vorteile<br />

deutlich Äberwiegen. Die Vorkommen des langlebigen Asiaten sind deshalb meist auf lÇnger zurÄckliegende<br />

oder illegale Besatzmaánahmen zurÄckzufÄhren.<br />

Goldfisch (Carassius auratus)<br />

Ñkologie<br />

Der Goldfisch wurde lange als Zuchtform des Giebels angesehen Er stammt aus Asien, Äberlebt auch<br />

sehr schlechte Sauerstoffversorgung und wird von ignoranten "Tierfreunden" in fast jedem neu geschaffenen<br />

GewÇsser besetzt. Sie vermehren sich in GewÇssern aller Art. Nach wenigen Generationen haben<br />

sie meistens ihre Farbe verloren und sind mit ihrer WildfÇrbung wieder besser vor Freáfeinden geschÄtzt<br />

(Abb. 6).<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Der Goldfisch fÄhrt keine Wanderungen durch<br />

GewÇsser<br />

Er Äberlebt in (fast) allen stehenden GewÇssern, kann MassenbestÇnde entwickeln und dadurch u. a. den<br />

Schlammpeitzger und Amphibien gefÇhrden.<br />

GefÇhrdung<br />

Als allochthone Art ist der Goldfisch nicht gefÇhrdet.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 23<br />

GrÑndling (Gobio gobio)<br />

Ñkologie<br />

Der bis 20cm lange GrÄndling ist an seinem unterstÇndigen Maul mit 2 Barteln leicht zu erkennen. Er besiedelt<br />

vor allem Bach- und Fluáabschnitte mit sandig/ schluffigem bis kiesigem Untergrund, Äber dem er<br />

zwischen Mai und Juni seine Eier ablegt. Er ist wenig anspruchsvoll, ernÇhrt sich von Kleintieren und<br />

Aas, ertrÇgt hÅhere Wassertemperaturen und lebt gesellig.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

GrÄndlinge sind relativ standorttreu. Sie bilden in querverbauten GewÇssern auch isolierte Populationen.<br />

Die StillgewÇsserpopulationen fÄhren kurze LaichzÄge durch.<br />

GewÇsser<br />

GrÄndlinge bevorzugen mÇáig bis stark strÅmende GewÇsser vom Hyporhithral bis zum Rhein. Sie kommen<br />

seltener auch in kleineren StillgewÇssern und Seen vor, sofern diese den zur Fortpflanzung erforderlichen<br />

sandig/ schluffigen bis kiesigen Untergrund aufweisen. Die Gelege reagieren empfindlich auf<br />

àberdeckung mit Schlamm oder Sauerstoffmangel.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Abb. 6 Goldfische im Elektrokescher<br />

Der GrÄndling lÇát sich elektrisch gut fangen. Die geringe Anzahl an Nachweisen ist vor allem auf die<br />

Auswahl der ProjektgewÇsser zurÄckzufÄhren. Bei anderen Erhebungen im Projektgebiet war er durchaus<br />

hÇufig. Er ist nicht gefÇhrdet.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 24<br />

GÑster, Blicke (Blicca bjoerkna)<br />

Ñkologie<br />

Der bis zu 30 cm lang werdende GÄster ist ein seitlich abgeflachter Weiáfisch; er ist ein typischer bodenorientierter<br />

Fisch der Brachsenregion, lebt in SchwÇrmen oft mit diesem vergesellschaftet und ernÇhrt<br />

sich als Friedfisch von Plankton, Makrozoobenthos und Pflanzen. Er bevorzugt pflanzenreiche GewÇsser,<br />

wo die Eier beim Ablaichen von Mai bis Juni an den Makrophyten kleben bleiben. Jungtiere bis ca. 5 cm<br />

kÅnnen leicht mit dem Brachsen verwechselt werden. Erwachsene GÄster besitzen jedoch im Gegensatz<br />

zu diesem rÅtliche Flossenbasen<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Der GÄster unternimmt keine lÇngeren Wanderungen, ist aber auf strÅmungsberuhigte LateralgewÇsser<br />

angewiesen, die er im FrÄhjahr aufsucht um darin zu laichen.<br />

GewÇsser<br />

Er bevorzugt wenig strÅmende, pflanzenreiche GewÇsser mit weichem Bodengrund, wie Altarme und<br />

Staubereiche von FlÄssen. Er scheint empfindlicher als der Brachsen auf GewÇsserverschmutzung zu<br />

reagieren.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der GÄster wurde aufgrund der GewÇsserauswahl nur zweimal - vor allem bei den Stellnetzbefischungen<br />

- nachgewiesen, ist aber im Gebiet hÇufig, eine GefÇhrdung besteht wahrscheinlich nicht.<br />

Hasel (Leuciscus leuciscus)<br />

Ñkologie<br />

Der bis zu 30 cm groá werdende Hasel kann mit dem DÅbel verwechselt werden, besitzt im Gegensatz<br />

zu diesem aber eine konkave Afterflosse. Der oberflÇchenorientierte Schwarmfisch bevorzugt FlieágewÇsser<br />

des Metarhithrals bis Epipotamals und ernÇhrt sich vor allem von GewÇsserkleintieren und seltener<br />

von Pflanzen. Er laicht im FrÄhjahr Äber kiesig-steinigem Grund in Flachwasserbereichen. Im Gegensatz<br />

zum DÅbel werden GewÇsserverschmutzungen nur bei einer ausreichend hohen SauerstoffsÇttigung<br />

toleriert.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Der Hasel unternimmt zur Laichzeit auch lÇngere Wanderungen, um geeignete Flieástrecken aufzusuchen<br />

und ist deshalb auf die DurchgÇngigkeit der GewÇsser angewiesen.<br />

GewÇsser<br />

Der Hasel bevorzugt FlieágewÇsser und ist nur selten beispielsweise in Seen zu finden. Er meidet reiáende<br />

Abschnitte und benÅtigt zur Fortpflanzung durchstrÅmte kiesig/ steinige Bodenbereiche.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Viele ProjektgewÇsser sind fÄr den Hasel nicht geeignet. Deshalb wurde er nur an einem Standort nachgewiesen.<br />

Obwohl er nicht in gleichem Maáe wie andere Arten von der Verbesserung der WasserqualitÇt<br />

profitieren konnte, ist der Hasel jedoch wahrscheinlich nicht gefÇhrdet.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 25<br />

Hecht (Esox lucius)<br />

Ñkologie<br />

Der bis Äber 1m groá werdende Hecht ist ein standorttreuer LauerjÇger. Von UnterstÇnden aus erfaát er<br />

seine Beute optisch und stÅát mit hoher Beschleunigung zu. Sein Nahrungsspektrum umfaát neben <strong>Fische</strong>n,<br />

Amphibien, VÅgeln und KleinsÇugern auch Artgenossen. Er laicht frÄh im Jahr (ab Februar) an<br />

Flachufern ab. Grasbewachsene àberschwemmungsbereiche werden jedoch genau so gerne angenommen.<br />

Bei ausreichender Nahrung und hohen Sommertemperaturen kÅnnen JÇhrlinge bereits bis zu 35 cm<br />

groá werden. Der Hecht toleriert organische GewÇsserverschmutzung.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Hechte suchen zum Laichen flache, sich rasch erwÇrmende àberschwemmungsflÇchen oder GrÇben auf<br />

und ziehen kurze Distanzen.<br />

GewÇsser<br />

Still oder schwach flieáende GewÇsser aller Art und GrÅáe kÅnnen vom Hecht besiedelt werden, sofernsie<br />

Äber ausreichend UnterstÇnde É Makrophyten, Totholz Éund mÅglichst ausgedehnte Flachuferbereiche,<br />

die sich im FrÄhjahr rasch erwÇrmen kÅnnen, verfÄgen.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Hecht wird als beliebter Speise- und Sportfisch hÇufig besetzt. Er konnte in 11 ProjektgewÇssern<br />

nachgewiesen werden. Erfreulich ist, daá mit vielen BrÄtlingen und Jungtieren auch hÇufig die Reproduktion<br />

des Hechts belegt werden konnte. NatÄrlicherweise kommt es, je nach àberschwemmungsbedingungen<br />

in der Aue, in einzelnen Jahren zu deutlichen Populationsschwankungen. Er ist zur Zeit im Projektgebiet<br />

nicht gefÇhrdet.<br />

Karausche (Carassius carassius)<br />

Ñkologie<br />

Die Karausche (Abb. 7) ist eine phytophile Art der StillgewÇsser, die StrÅmung meidet. Der Allesfresser<br />

ist tolerant gegenÄber SauerstoffmangelzustÇnden und ertrÇgt die oft stark schwankenden chemisch/physikalischen<br />

Wasserbedingungen stark verkrauteter KleingewÇsser. Selbst kurze Austrocknungsphasen<br />

Äbersteht sie im Schlamm eingegraben. Die zahlreichen Eier werden in stark verkrauteten<br />

Bereichen abgelegt. Die Karausche wird oft mit dem an Çhnliche Bedingungen angepaáten, aber allochthonen<br />

Giebel verwechselt. Der dunkle Fleck auf dem Schwanzstiel der Jungkarauschen ist nicht<br />

immer deutlich ausgeprÇgt. Sicheres Unterscheidungsmerkmal ist das bei der Karausche helle und beim<br />

Giebel dunkle Bauchfell.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Die Karausche fÄhrt keine Wanderungen durch.<br />

GewÇsser<br />

Die Karausche bevorzugt als Lebensraum stark verkrautete StillgewÇsser aller Art, wie GrÇben, Teiche,<br />

und Altwasser. In FlieágewÇssern ist sie nur in strÅmungsberuhigten Bereichen zu finden. Auch in warmen<br />

GewÇssern mit zeitweise nur sehr geringer SauerstoffsÇttigung sind Vorkommen der Art mÅglich.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Da die Karausche oft mit dem Giebel verwechselt wird, ist ihr Status am Oberrhein nicht geklÇrt. Von den<br />

ProjektgewÇssern wÇren mindestens 7 fÄr die Karausche geeignet, daá sie nur in einem GewÇsser


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 26<br />

nachgewiesen werden konnte, spricht fÄr die Seltenheit dieser, fÄr verlandende Altwasser eigentlich typischen<br />

Art. Im Gebiet gelangen bisher keine weiteren eigenen Nachweise. Die Karausche ist É nicht nur É<br />

im Projektgebiet die am stÇrksten gefÇhrdete stagnophile Art und wurde 2009 als eine der wenigen Arten<br />

von FREYHOF in der RL der BRD auf die GefÇhrdungskategorie 2 hochgestuft. Mit Recht wurde sie Fisch<br />

des Jahres 2010.<br />

Karpfen (Cyprinus carpio)<br />

Ñkologie<br />

Der Karpfen ist ein bodenorientierter wÇrmeliebender Cyprinide, der in der Wild- und Zuchtform (Spiegelkarpfen)<br />

stehende GewÇsser und ruhige Buchten groáer FlieágewÇsser besiedelt. Der bis zu 120 cm<br />

groá werdende nachtaktive Friedfisch ernÇhrt sich von Makrozoobenthos und Pflanzen, die er grÄndelnd<br />

in weichem Bodengrund sucht. Der Laichvorgang beginnt ab ca. 16äC Wassertemperatur, die Eier werden<br />

dabei an Wasserpflanzen und Wurzelwerk im z. T. nur wenige Zentimeter tiefen Wasser abgelegt.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Vor allem der Wildkarpfen sucht zur Laichzeit sich rasch erwÇrmende àberschwemmungs- und Flachwasserbereiche<br />

auf und fÄhren Lateralwanderungen durch.<br />

GewÇsser<br />

NatÄrlich in strÅmungsarmen oder stillen GewÇssern mit sich rasch erwÇrmenden Flach- oder àberschwemmungszonen.<br />

Besatz in fast allen fischereilich bewirtschafteten StillgewÇssern. Der Wildkarpfen<br />

ist strÅmungstoleranter und besiedelt auch ruhiger flieáende Bereiche der StrÅme.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Abb. 7 Karausche<br />

Der Karpfen wird als beliebter Speisefisch hÇufig besetzt; leider wird dabei immer noch die hochrÄckigere<br />

Variante des Spiegelkarpfens bevorzugt, der sich mit der Wildform mischen kann. Limitierend fÄr die Reproduktion<br />

des Karpfens ist die Wassertemperatur zur Fortpflanzungszeit, so daá es witterungsabhÇngig<br />

zu deutlichen Reproduktionsschwankungen kommen kann. Aus SÄdeuropa/Asien stammend wurde er<br />

bereits in historischer Zeit (vor 1492) domestiziert eingefÄhrt und ist deshalb nach der gÇngigen Definition<br />

als heimische Art anzusehen. ArchÇologische Funde deuten Äberdies auf ein natÄrliches Vorkommen in<br />

Baden-WÄrttemberg hin. Er wurde in 10 ProjektgewÇssern nachgewiesen und ist im Gebiet, auch aufgrund<br />

des hÇufigen Besatzes, nicht gefÇhrdet. Die Wildform ist jedoch nach wie vor selten anzutreffen.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 27<br />

Kaulbarsch, Rotzbarsch (Gymnocephalus cernuus)<br />

Ñkologie<br />

Geselliger bodenorientierter Fisch groáer FlieágewÇsser - Kaulbarsch-Flunder-Region -, der kaum 20cm<br />

KÅrperlÇnge erreicht. Er ernÇhrt sich von Makrozoobenthos und heftet seine LaichschnÄre und -klumpen<br />

an Substrate aller Art.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Vom Kaulbarsch sind keine lÇngeren Wanderungen bekannt. Er sucht zur Laichzeit aber auch SeitengewÇsser<br />

auf.<br />

GewÇsser<br />

Er ist in allen groáen, trÇge flieáenden FlÄssen zu finden, wobei Stauhaltungen die Vermehrung zu begÄnstigen<br />

scheinen. Er meidet kleinere GewÇsser und schnellflieáende BÇche.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Obwohl nur in 4 ProjektgewÇssern in wenigen Exemplaren nachgewiesen, gehÅrt der Kaulbarsch im Projektgebiet<br />

nicht zu den gefÇhrdeten Arten. Im Rheinstrom selbst bildet er, nach eigenen Beobachtungen<br />

in Kraftwerken, grÅáere BestÇnde.<br />

Marmorierte Grundel (Proterorhinus semilunaris)<br />

Ñkologie<br />

Bei der sich seit 1998 Äber den Main auch im Rhein ausbreitende Art handelt es sich um Proterorhinus<br />

semilunaris (PATZNER & SCHWEIGER 2007). Die bekanntere Marmorgrundel (P. marmoratus) ist bisher nur<br />

im Meer- und Brackwasser nachgewiesen worden. Die bis ca. 10 cm groá werdende Marmorierte Grundel<br />

kommt aus der Pontokaspis und erreichte Äber den Rhein-Main-Donau-Kanal den Rhein. Sie ist<br />

dÇmmerungsaktiv und findet in den SteinschÄttungen der Uferverbaue ideale Lebensbedingungen. Die<br />

Weibchen heften ihre bis zu 200 spitzovalen Eier (Abb. 8) ab April an die Unterseite von Steinen, wo sie<br />

vom MÇnnchen bewacht und mit frischem Wasser versorgt werden.<br />

Abb. 8 Eier und Adulttier der Marmorierten Grundel


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 28<br />

Sie besitzt keine Schwimmblase und jagt in den Spalten der UferschÄttungen erfolgreich Makrozoobenthosorganismen.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Von der Marmorierten Grundel sind keine lÇngeren Wanderungen bekannt, allerdings Äberwindet sie in<br />

den Bundeswasserstraáen spielend die Schleusenanlagen und breitet sich rasant aus.<br />

GewÇsser<br />

Zur Zeit. besiedelt die Marmorierte Grundel in Baden-WÄrttemberg hauptsÇchlich die Bundeswasserstraáen<br />

Rhein und Neckar. Von dort zieht sie in die angeschlossenen SeitengewÇsser.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Als allochthone Art ist die Marmorierte Grundel nicht gefÇhrdet.<br />

Moderlieschen (Leucaspius delineatus)<br />

Ñkologie<br />

Das nur ca. 10 cm kleine Moderlieschen ist ein typischer oberflÇchenorientierter Schwarmfisch stehender<br />

oder nur sehr trÇge flieáender GewÇsser. Mit seinem oberstÇndigen Maul ernÇhrt es sich von Plankton,<br />

Algen und Anfluginsekten. Die Eier werden zwischen Mai und Juli ringfÅrmig um Wasserpflanzenstengel<br />

gelegt, vom MÇnnchen bewacht und mit Sauerstoff versorgt. Das Moderlieschen ertrÇgt hohe Wassertemperaturen,<br />

ist aber empfindlich gegenÄber PestizideintrÇgen. Das Einzugsgebiet des Rheins bildet<br />

seine westliche Verbreitungsgrenze.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Das Moderlieschen fÄhrt keine Wanderungen durch.<br />

GewÇsser<br />

Besiedelt werden kleine bis mittelgroáe StillgewÇsser und strÅmungsberuhigte Buchten.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Obwohl mehrere ProjektgewÇsser fÄr das Moderlieschen geeignet wÇren, konnte es nur in 6 davon<br />

nachgewiesen werden; der grÅáte Bestand mit sicherlich einigen tausend Tieren befindet sich im Graben<br />

der Metz Doppelschleuse. Aufgrund weiterer eigener Nachweise ist eine GefÇhrdung im Gebiet zur Zeit<br />

unwahrscheinlich, kann aber nicht ausgeschlossen werden. Als eine der wenigen Arten in den ProjektgewÇssern<br />

steht sie noch in der Roten Liste der gefÇhrdeten Arten Deutschlands (Vorwarnstufe).<br />

Rapfen (Aspius aspius)<br />

Ñkologie<br />

Der bis zu 60 cm lang werdende Rapfen ist der einzige echte RÇuber unter den Weiáfischen. Er lebt im<br />

Freiwasserbereich grÅáerer FlieágewÇsser und Seen und laicht Äber sandig/kiesigen Bereichen in stÇrkerer<br />

StrÅmung. Die Larven gelangen mit der Drift in strÅmungsberuhigte Zonen. Jungtiere (Abb. 8) halten<br />

sich in Schulen in UfernÇhe auf, erwachsene Tiere jagen einzeln in der Freiwasserzone. Historische<br />

Angaben scheinen zu belegen, daá das Rheinsystem seine ursprÄngliche westliche Verbreitungsgrenze<br />

bildete.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 29<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Der Rapfen fÄhrt lÇngere Laichwanderungen durch und ist auf die LÇngsdurchgÇngigkeit der FlieágewÇssers<br />

und die Anbindung von SeitengewÇssern an den Hauptstrom angewiesen.<br />

GewÇsser<br />

Rheinangebundene grÅáere StillgewÇsser werden vom Rapfen bevorzugt.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Als Bewohner der Freiwasserzone entzieht sich der adulte Rapfen weitgehend der elektrischen Erfassung.<br />

Lediglich die Jungfische kÅnnen in Gruppen im ufernahen Bereichen erfaát werden. Nach Auskunft<br />

von Sportanglern und Berufsfischern ist er jedoch im Projektgebiet hÇufig und reproduziert sich seit Jahren<br />

auáerordentlich gut. Er ist im Projektgebiet z. Z. nicht gefÇhrdet.<br />

Rotauge, PlÉtze (Rutilus rutilus)<br />

Ñkologie<br />

Das bis max. 40 cm groá werdende Rotauge ist ein schwarmbildender Ubiquist, der langsam flieáende<br />

GewÇsser der Cyprinidenregion, aber auch StillgewÇsser besiedelt. Der Allesfresser bevorzugt Kleintiere<br />

wie Muscheln und Schnecken sowie Pflanzen. Der Laich wird an pflanzlichem Hartsubstrat, wie Totholz,<br />

Stengeln und Baumwurzeln abgelegt. Die Art ist tolerant gegenÄber GewÇsserverschmutzung.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Das Rotauge reproduziert sich auch in abgeschlossenen GewÇssern und benÅtigt zur Reproduktion keine<br />

durchgÇngigen GewÇssersysteme, wenngleich kleinrÇumige Laichwanderungen beobachtet wurden.<br />

GewÇsser<br />

Besiedelt werden GewÇsser aller Art, wobei starke StrÅmung gemieden wird. In FlÄssen kann es im<br />

Staubereich von Wehren zu Massenentwicklungen kommen.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Abb. 9 Rapfen - Jungtier<br />

Das Rotauge gehÅrt zu den hÇufigsten <strong>Fische</strong>n am Oberrhein. Seit ca. 10 Jahren werden jedoch in vielen<br />

GewÇssern deutliche BestandsrÄckgÇnge festgestellt. Als Ursachen werden die Verbesserung der Was-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 30<br />

serqualitÇt, das erhÅhte Raubfischvorkommen, TemperaturerhÅhung, HormonrÄckstÇnde, àberfischung<br />

und die Zunahme der KormoranbestÇnde diskutiert. Das Rotauge ist im Projektgebiet nicht gefÇhrdet.<br />

Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)<br />

Ñkologie<br />

Die selten bis zu 35 cm groá werdende Rotfeder unterscheidet sich vom Rotauge durch das oberstÇndige<br />

Maul, die eher gelb als roten Augen und hellrote Flossen. Da es zu Bastardbildung kommen kann, gibt es<br />

jedoch auch Mischformen. Der Schwarmfisch bevorzugt StillgewÇsser mit freiem Schwimmraum und<br />

dichtem Makrophytenaufkommen, FlieágewÇsser werden nur in strÅmungsberuhigten Zonen besiedelt.<br />

Die Jungtiere ernÇhren sich von Zooplankton, wÇhrend Adulte pflanzliche Nahrung bevorzugen. Die Eier<br />

werden im April und Mai an Wasserpflanzen abgelegt. Die Rotfeder ertrÇgt niedrige Sauerstoffgehalte, ist<br />

aber nichtorganischen Verschmutzungen gegenÄber empfindlich.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Die Rotfeder benÅtigt durchgÇngige GewÇssersysteme hauptsÇchlich zur Verbreitung der Art.<br />

GewÇsser<br />

Die Rotfeder ist ein typischer Bewohner pflanzenreicher grÅáerer GewÇsser, wie Altarme, sie besiedelt<br />

aber auch Staubereiche, Hafenbecken, Seen und Teiche. In GrÇben ist sie kaum zu finden..<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Die Rotfeder wurde in 9 GewÇssern z. T. in individuenreichen BestÇnden nachgewiesen. Sie unterliegt<br />

Populationsschwankungen, ist aber im Projektgebiet nicht gefÇhrdet.<br />

Schleie (Tinca tinca)<br />

Ñkologie<br />

Die bis zu 50 cm lang werdende Schleie ist ein bodenorientierter Bewohner von pflanzenreichen StillgewÇssern<br />

mit weichem Grund. Das Maul besitzt 2 Barteln, mit denen in der DÇmmerung und Nacht bodenbewohnende<br />

Kleintiere aufgespÄrt werden. Der Allesfresser verschmÇht auch Aas und pflanzliche<br />

Kost nicht. Die Eiablage erfolgt relativ spÇt an Wasserpflanzen, wenn die Wassertemperaturen ca. 20äC<br />

erreichen (Mai bis Juli). Die Schleie Äbersteht hervorragend Phasen mit geringer SauerstoffsÇttigung; in<br />

eu- bis hypertrophen GewÇssern ist sie oft die einzige mit dem Schlammpeitzger sympatrisch vorkommende<br />

Art. Sie wÇchst relativ langsam, JÇhrlinge erreichen meist nicht viel mehr als ca. 5 cm KÅrperlÇnge.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Die Schleie benÅtigt durchgÇngige GewÇssersysteme vor allem zur Ausbreitung der Art.<br />

GewÇsser<br />

Die Schleie bevorzugt eutrophe StillgewÇsser unterschiedlicher GrÅáe mit starkem Makrophytenbewuchs,<br />

kommt aber auch in kleinen verschlammten GrÇben vor.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 31<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Als geschÇtzter Speisefisch wurde und wird die Schleie hÇufig besetzt. Mit Nachweisen in 16 GewÇssern<br />

war sie die verbreitetste Art. Dies liegt natÄrlich u. a. an der Auswahl der ProjektgewÇsser, von denen die<br />

meisten fÄr die Schleie geeignet sind. Durch den Nachweis von Jungtieren ist auch die Reproduktion in<br />

den meisten GewÇssern belegt. Die Schleie ist im Projektgebiet sicher nicht gefÇhrdet.<br />

Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus)<br />

Ñkologie<br />

Der bis 18 cm groá werdende nordamerikanische Sonnenbarsch wurde bereits vor Äber 100 Jahren eingebÄrgert.<br />

Er betreibt erfolgreich Brutpflege und bevorzugt dabei flache, erwÇrmte Uferabschnitte unterschiedlicher<br />

GewÇsser. Er ernÇhrt sich von Wirbellosen, Jungfischen und Laich. Die Jungfische bleiben in<br />

Gruppen zusammen, Çltere Exemplare werden zu EinzelgÇngern.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Sonnenbarsche fÄhren keine Wanderungen durch.<br />

GewÇsser<br />

Er besiedelt alle Arten von StillgewÇssern und Buchten in FlieágewÇssern mit weichem Untergrund und<br />

WasserpflanzenbestÇnden. Er meidet kleinere BÇche und schnellflieáende Abschnitte.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Der Sonnenbarsch ist im Gebiet weit verbreitet, wurde in 11 ProjektgewÇssern nachgewiesen und ist als<br />

Neozoon nicht gefÇhrdet.<br />

SteinbeiÄer (Cobitis taenia)<br />

Ñkologie<br />

Der bis 11 cm groáe Steinbeiáer (Abb. 10), oder wegen eines Dornes unter den Augen auch Dorngrundel<br />

genannt, ist an 6 kurzen Barteln zu erkennen. Er bevorzugt ruhige schwach strÅmende GewÇsser, kommt<br />

aber auch in StillgewÇssern vor, wo er den Bodengrund nach Kleintieren durchsucht und die mineralischen<br />

Bestandteile wieder ausspuckt. Zur Fortpflanzung benÅtigt er anscheinend offene SandflÇchen,<br />

kommt aber in allen Alterstadien auch auf verschlammten, detritusreichen UntergÄnden vor. Als Schmerlenartiger<br />

mit einer akzessorischen Darmatmung ausgestattet ist er gegenÄber GewÇsserverschmutzung<br />

nicht ÄbermÇáig empfindlich.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Der kleine bodenorientierte Steinbeiáer wandert aktiv keine lÇngeren Distanzen, er nutzt den Rhein als<br />

Verbreitungsweg (eigene Nachweise im Rheinhafendampfkraftwerk Karlsruhe) und besiedelt die rheinangebundenen<br />

SeitengewÇsser. Er ist aber nicht in der Lage selbst kleine Wehre zu Äberwinden.<br />

GewÇsser<br />

Der Steinbeiáer lebt in GrÇben, Altwassern, Baggerseen sowie in flieáberuhigten Bereichen von BÇchen<br />

und StrÅmen. Die in der Literatur oft als Habitat erwÇhnten offenen SandflÇchen sind anscheinend nicht<br />

in allen Alterstadien zwingend notwendig, da inzwischen auch hÇufig Nachweise in stark verschlammten<br />

GewÇssern gelangen. Wahrscheinlich begÄnstigen offene umgelagerte SandflÇchen (Pioniersande) die<br />

Reproduktion.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 32<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Die BestÇnde des Steinbeiáers haben sich am Oberrhein in den vergangenen 15 Jahren deutlich erholt.<br />

Inzwischen kommt er wieder in fast allen geeigneten GewÇssern z. T. auch in erfreulich groáen Populationsdichten<br />

vor, wie z. B. in der EL2-Leimersheimer FÇhre. Er wurde in 11 ProjektgewÇssern nachgewiesen<br />

und ist nicht gefÇhrde. Mit einer weiteren Zunahme der BestÇnde kann gerechnet werden.<br />

Abb. 10 SteinbeiÇer<br />

Steinbeiáer kÅnnen eine KÅrperlÇnge bis ca. 11 cm erreichen. Daá bei den Herbstbefischungen keine Individuen<br />

unter 4 cm gefangen wurden, liegt wahrscheinlich an der Erfassungsmethode (Maschenweite<br />

Kescher 4 mm x 4 mm), oder daran, daá junge Steinbeiáer (0+) im Herbst bereits eine GrÅáe von ca. 4<br />

cm erreichten. Im FrÄhjahr waren die kleinsten Exemplare mindestens ca. 5 cm lang, so daá davon ausgegangen<br />

werden kann, daá Steinbeiáer im ersten Lebensjahr am Oberrhein eine GrÅáe von ca. 5 - 5,5<br />

cm erreichen.<br />

Individuen<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abb. 11<br />

SteinbeiÄer - LÅngenfrequenzdiagramm<br />

3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 6,<br />

7,0 7,5 8,0 8,5 9,0 9,5 10 10,5 11 11,5 12<br />

KÅrperlÇnge in cm<br />

Altersklasse 0+/1 >1


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 33<br />

Ukelei, Laube, Schneider (Alburnus alburnus)<br />

Ñkologie<br />

Die oder der bis zu 20 cm groá werdende Ukelei ist ein oberflÇchenorientierter Schwarmfisch im Freiwasserbereich<br />

stehender und langsam flieáender GewÇsser. Sie ernÇhrt sich von GewÇsserkleintieren und<br />

Anflug; das Laichen erfolgt in SchwÇrmen von April bis Juni, vorzugsweise an hartem Substrat in flieáendem<br />

Wasser. Sind keine Steine, Wurzeln oder Totholz vorhanden, begnÄgt sie sich mit Makrophyten. Zur<br />

àberwinterung werden tiefere GewÇsserabschnitte aufgesucht.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Die erwachsenen Tiere wandern nur kurze Strecken. Nach eigenen Beobachtungen in zwei Kraftwerken<br />

am Rhein werden Jungfische jedoch massenhaft verdriftet und kÅnnen so mit dem Rhein verbundene<br />

GewÇsser besiedeln.<br />

GewÇsser<br />

Die Ukelei kommt in grÅáeren GewÇssern mit Freiwasserbereichen, wie Altarmen, Baggerseen, Hafenbecken<br />

und Stauhaltungen vor. Starke StrÅmung meidet sie.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Vor allem im Sommer und Herbst sind Ukeleien nur schwierig mit der Elektrofischerei nachzuweisen. Hier<br />

sind Stellnetze die geeignetere Methode. Zu anderen Jahreszeiten kÅnnen Jungtiere und Adulte in kleinen<br />

SchwÇrmen auch im Uferbereich gefangen werden. Obwohl die Ukelei nur in 4 ProjektgewÇssern<br />

nachgewiesen werden konnte, ist sie nach Mitteilungen von Berufsfischern und eigenen Erhebungen im<br />

Projektgebiet nicht gefÇhrdet.<br />

Wels (Silurus glanis)<br />

Ñkologie<br />

Der bodenorientierte Wels ist mit Äber 2 m LÇnge der grÅáte Fisch im Oberrheingebiet. Er lebt am Grund<br />

groáer GewÇsser, wo er als versteckter nachtaktiver EinzelgÇnger <strong>Fische</strong>, Amphibien, KleinsÇuger und<br />

WasservÅgel erbeutet. [Bei 12 bisher von uns untersuchten Welsen aus Rhein und Neckar bis 1,2m KÅrperlÇnge<br />

bestand der Äberwiegende Teil des Mageninhaltes aus den Panzern Amerikanischer Fluákrebse<br />

(Orconectes limosus; Orconectes immunis)]. WÇhrend des FrÄhjahrshochwassers laicht er bei Temperaturen<br />

um 18ä in den àberschwemmungsbereichen ab, wo die MÇnnchen die Eier bewachen. Er wurde<br />

im Rheingebiet historisch nur sehr selten gefangen, heute vermehrt sich die gegenÄber GewÇsserverschmutzung<br />

tolerante Art stark.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Aus kÄhleren GewÇsserabschnitten wandert er auf kurzen LaichzÄgen in wÇrmere Abschnitte.<br />

GewÇsser<br />

Er besiedelt wÇrmere mittlere bis groáe GewÇsser mit VersteckmÅglichkeiten aller Art. In FlieágewÇssern<br />

ist er nur in strÅmungsberuhigten Bereichen zu finden.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Bei den heute gefangenen Welsen dÄrfte es sich um Besatztiere aus dem Donauraum handeln. Der frÄher<br />

selten gefangene Rheinwels ist wahrscheinlich ausgestorben. Damit sind die inzwischen groáen<br />

WelsbestÇnde im Rheineinzugsgebiet allochthon und schon aus diesem Grund nicht gefÇhrdet (KLINGER<br />

& SCHMIDT 1997).


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 34<br />

Zander (Sander lucioperca [Syn. Stizostedion lucioperca])<br />

Ñkologie<br />

Der bis zu 120 cm groá werdende rÇuberisch lebende Barsch bevorzugt langsamflieáende und stehende,<br />

wenig verkrautete GewÇsser mit ausreichend groáer Freiwasserzone. Vor allem in trÄben GewÇssern<br />

jagt er bei Dunkelheit <strong>Fische</strong> im Freiwasser. Von April bis Juni legt er seine Eier in Laichgruben im festen,<br />

sandig bis steinigen Untergrund ab, wo sie vom MÇnnchen bewacht werden. Die westliche Grenze seines<br />

Verbreitungsgebietes waren Elbe und Donau, aber bereits vor mehr als 100 Jahren wurde er erfolgreich<br />

im Oberrheingebiet eingebÄrgert.<br />

DurchgÇngigkeit<br />

Der Zander fÄhrt keine lÇngeren Wanderungen durch. Nach eigenen Beobachtungen in Kraftwerken werden<br />

im Rhein jÇhrlich hunderttausende Jungzander verdriftet und kÅnnen so neue, an den Rhein angebundene<br />

LebensrÇume besiedeln.<br />

GewÇsser<br />

Er besiedelt groáe, strÅmungsarme, trÄbe GewÇsser mit ausreichend groáen Freiwasserzonen und sandig/<br />

kiesigem Grund.<br />

GefÇhrdung im Projektgebiet<br />

Als Fisch der Freiwasserzone lÇát sich der Zander elektrisch nur unzuverlÇssig erfassen. Zudem sind die<br />

ProjektgewÇsser fÄr den Zander nur wenig geeignet, weshalb nur zwei Nachweise gelangen. Wenngleich<br />

von Sport- und Berufsfischern Äber FangrÄckgÇnge berichtet wird, reproduziert sich der Zander im Oberrhein<br />

nach wie vor sehr gut und wird Äberdies noch hÇufig besetzt. Als allochthone Art ist der Zander im<br />

Projektgebiet nicht bedroht.<br />

3.1.1 Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)<br />

Çkologie<br />

Der bis max. 30 cm groá werdende Schlammpeitzger 4 ( Abb. 12) ist als schmerlenartiger leicht<br />

an den 10 Barteln zu erkennen. An seinen Lebensraum, sauerstoffarme GewÇsser, ist er durch<br />

Darm- und Hautatmung angepaát. Er verschluckt, auch bei ausreichender Sauerstoffversor-<br />

gung, Luft, resorbiert im Darm den Sauerstoff und entlÇát die verbrauchte Luft z. T. wieder ge-<br />

rÇuschvoll, was ihm den Namen "Furzfisch" eingetragen hat. Der nachtaktive Bodenfisch lebt<br />

von Wirbellosen, die in den belasteten GewÇssern oft zur Massenentwicklung kommen, wie<br />

Chironomiden (ZuckmÄcken) oder Tubificiden (SchlammrÅhrenwÄrmer). Dabei verschmÇht er<br />

auch sehr kleine Nahrungsorganismen nicht, wie die Nachweise von Ostracoden (Muschelkreb-<br />

se) und Copepoden (HÄpferlinge) bei MagenspÄlungen belegen (HOFMANN 2009).<br />

Bei Austrocknung der GewÇsser oder Gefahr kann er sich 30-40 cm, in ExtremfÇllen bis 70 cm<br />

tief im Schlamm eingraben. AuslÅser ist dabei der geringe Wasserstand (FUSKO 1987) und nicht<br />

4 Das grÅáte gefangenen Exemplar hatte eine GesamtlÇnge von 280 mm


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 35<br />

Temperatur oder Jahreszeit. Die Angaben, daá er bis zu einem Jahr eingegraben Äberdauern<br />

kann, konnten nicht auf verlÇáliche Quellen zurÄckgefÄhrt werden.<br />

Wobei "eingraben" der falsche Terminus ist, er kann mit seinen Brustflossen kein Substrat be-<br />

wegen und taucht vielmehr durch Schwimmbewegungen in den lockeren Schlamm ein.<br />

Bei Elektrobefischungen zeigt er zwei verschiedene Fluchtverhalten. Entweder grÇbt er sich im<br />

Schlamm ein, wo er wegen des Zusammenbrechen des elektrischen Feldes nicht mehr gefan-<br />

gen werden kann, oder er springt unkontrolliert aus dem Wasser zwischen die Ufervegetation.<br />

MÇnnchen kÅnnen durch verdickte 2. Brustflossenstrahlen und wÇhrend der Laichzeit durch<br />

kantige Schwielen seitlich am Hinterleib von den Weibchen unterschieden werden. Ende April<br />

wurden regelmÇáig noch Weibchen mit gefÄllten Ovarien nachgewiesen, ein Milchner entlieá<br />

beim Vermessen Sperma, so daá von einer Laichzeit von Ende April/Mai ausgegangen werden<br />

kann.<br />

Abb. 12 Schlammpeitzger 1,0 im Aquarium und 0,1 im Biotop<br />

Die klebrigen Eier werden in groáer Zahl an Wasserpflanzen geheftet, nach dem Schlupf atmen<br />

die winzigen, rasch wachsenden Larven zunÇchst Äber Auáenkiemen. TemperaturabhÇngig<br />

wachsen die Jungen sehr schnell. Die Angaben aus Kottelat & Freyhof 2007, wonach sie im Al-<br />

ter von 2-3 Jahren eine LÇnge von ca. 11 cm erreichen und sich dann fortpflanzen, stimmen<br />

zumindest nicht fÄr den Oberrhein.<br />

Die Wachstumsgeschwindigkeit der <strong>Fische</strong> ist stark temperaturabhÇngig. Deshalb kÅnnen ge-<br />

naue LÇngenfrequenzdiagramme nur fÄr einzelne Gewasser mit Daten aus einer Erhe-<br />

bungsphase erstellt werden. Dazu reichten die Individuenzahlen nicht aus. Die folgenden LÇn-<br />

genfrequenzdiagramme wurden mit leider nur wenigen Daten 5 aus allen GewÇssern im Projekt-<br />

verlauf fÄr die FrÄhjahrs- und Herbstbefischungen getrennt erstellt und weisen deshalb eine et-<br />

5 Bei den lokal gehÇuften Vorkommen von Jungfischen konnte nur ein sehr kleiner Teil gekeschert und vermessen<br />

werden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 36<br />

was grÅáere Variationsbreite auf (Abb. 13). Hinzu kommt, daá Weibchen 6 bis zu einigen Zenti-<br />

meter grÅáer werden als MÇnnchen und die Geschlechter erst nach einem Jahr unterschieden<br />

werden kÅnnen. Da in keinem FrÄhjahr Individuen unter 10cm gefangen wurden, kann man da-<br />

von ausgehen, daá JÇhrlinge am Oberrhein trotz der relativ spÇten Laichzeit bereits eine KÅr-<br />

perlÇnge von rund 10 - 12 cm erreichen kÅnnen. Diese Ergebnisse decken sich mit denen von<br />

GUMPINGER ET AL 2008 aus Ñsterreich.<br />

Von den schwarmbildenden JÇhrlingen, die im EL21-Unteren Eggensteiner Altrhein, EL32-<br />

Mittelgrund und DE8-KÅnigsee mit jeweils deutlich Äber 100 Exemplaren gesichtet wurden,<br />

konnten leider nur wenige zum Vermessen gefangen werden.<br />

Individuen<br />

Individuen<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

Abb. 13<br />

DurchgÅngigkeit<br />

FrÑhjahr<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

KÅrperlÇnge in cm<br />

Herbst<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

Der Schlammpeitzger soll bei Regen sein Habitat verlassen kÅnnen, um Äber Land in neue Ge-<br />

wÇsser einzuwandern. Dabei sind aber nur verhÇltnismÇáig kleine Strecken zu Äberwinden. Da<br />

6 Die drei grÅáten gefangenen Exemplare waren Weibchen<br />

Schlammpeitzger - LÅngenfrequenzdiagramm<br />

Altersklasse 1 2 Å 3<br />

KÅrperlÇnge in cm<br />

Altersklasse 0+ 1+ 2+ 3+


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 37<br />

heute vorwiegend isolierte Kleinpopulationen in austrocknungs-, bzw. verlandungsgefÇhrdeten<br />

GewÇssern vorkommen ist es wichtig, daá diese durch einen gemeinsamen Vorfluter vernetzt<br />

sind, Äber den ein genetischer Austausch erfolgen kann, bzw. Äber den nach einem erlÅschen<br />

der Population die Wiederbesiedlung erfolgen kann. Einige ProjektgewÇsser sind entweder als<br />

Teile ehemaliger Altrheine - Eggensteiner Altrhein EL2, EL32, EL20, EL, 21, EL22, - oder durch<br />

eine Reihe von kÄnstlichen Vorflutern - Rheinniederungskanal, verlÇngerter Pfinzkanal - bereits<br />

mehr oder weniger gut miteinander vernetzt. ZukÄnftig sollte darauf geachtet werden, daá die<br />

MÄndungsbereiche durchgÇngig sind und bleiben und die noch isolierten Vorkommen - z. B.<br />

DE10-Nackfeld an den DE8-KÅnigsee und an den Rheinniederungskanal - wieder (besser) an-<br />

gebunden werden.<br />

GewÅsser<br />

Er bevorzugt ruhige, bis sehr schwach strÅmende, auch sehr kleine GewÇsser, die u. U. gele-<br />

gentlich austrocknen und deutliche SauerstoffmangelzustÇnde aufweisen kÅnnen (lÇngere Zeit<br />

unter 30 % relativer SÇttigung). Er benÅtigt flache verschlammte GewÇsser(abschnitte) mit Dek-<br />

kung durch Wasserlinsen, Schilf oder ÄberhÇngende Ufervegetation. In allen 11 GewÇssern, in<br />

denen er im Projekt nachgewiesen wurde, war er nur in diesen Habitaten zu finden. Die Beob-<br />

achtungen wurden bei rund einem Dutzend weiterer eigener Nachweise (vgl. HOFMANN 2009)<br />

am Sondernheimer Altrhein, Floábach, Zoldenbach, Philippsburger Altrhein, KleingewÇsser zwi-<br />

schen Kleinem Bodensee und Schmugglermeer bestÇtigt. Die hohen Wachstumsraten erreicht<br />

er dadurch, daá die Jungfische die wÇrmsten GewÇsserbereiche aufsuchen. So ist er in den<br />

GewÇssern vÅllig ungleich verteilt. WÇhrend sonst nur wenige Exemplare gefangen wurden,<br />

konnten in den sehr flachen stark besonnten sÄd/sÄdost exponierten Uferrandbereichen im<br />

EL21-Unteren Eggensteiner Altrhein, im EL32-Mittelgrund und im DE8-KÅnigsee in z. T. nur 3 -<br />

4 cm tiefem Wasser drei mal Massenansammlungen von bis zu 200 jungen Schlammpeitzgern<br />

(0+/1) beobachtet werden 7 (Vgl. Karten 9, 11, 19). Diese FÇnge wurden durch niedrige Wasser-<br />

stÇnde in den jeweiligen GewÇssern begÄnstigt.<br />

GefÅhrdung im Projektgebiet<br />

Der Schlammpeitzger konnte in 11 GewÇssern nachgewiesen werden, in 4 jedoch nur mit weni-<br />

ger als 5 Exemplaren. Die Tiere sprechen auf Elektrobefischung relativ gut an. Sind sie aber z.<br />

B. aufgrund von Witterung, Fraádruck oder WasserstÇnden im Schlamm verborgen, ist es<br />

7 In den flachen tiefgrÄndig verschlammten Uferbereichen konnte nur ein kleiner Teil der <strong>Fische</strong> gefangen und ver-<br />

messen werden, der Wasserstand war fÄr das Boot zu gering und der Schlamm fÄr Watbefischungen zu tiefgrÄndig.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 38<br />

schwierig sie zu erfassen. In den SchlammpeitzgergewÇssern wurden auch Exemplare in den<br />

bekÅderten Reusen gefunden, so daá diese Methode als ErgÇnzung sinnvoll erscheint, wenn-<br />

gleich die Uferbereiche zum Stellen von Reusen eigentlich zu flach sind. Selbst wenn man von<br />

einem schlechten Wirkungsgrad beim Elektrofang von 20 % ausgeht, bestehen die Populatio-<br />

nen im Projektgebiet bis auf den EL21-Unteren Eggensteiner Altrhein, EL32-Mittelgrund und<br />

DE8-KÅnigsee nur aus wenigen Individuen, die stÇndig durch vollstÇndige Austrocknung der<br />

GewÇsser oder Fraádruck hochgradig gefÇhrdet sind. Der Bestand im Projektgebiet, in dem aus<br />

eigenen Untersuchungen, durch HOFMANN 2009 und INL 2009 noch 6 weitere Standorte be-<br />

kannt sind, ist das bedeutendste Vorkommen in Baden-WÄrttemberg, die Verbreitungskarte des<br />

MLR 2006 (Abb. 14) kÅnnte mit den vorliegenden Daten aktualisiert werden.<br />

Ob die zahlreichen Nachweise auf gÄnstige Fangbedingungen oder bereits auf die Erholung der<br />

SchlammpeitzgerbestÇnde zurÄckzufÄhren sind, ist noch nicht abschÇtzbar.<br />

Abb. 14


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 39<br />

3.2 Ergebnisse der ProjektgewÅsser<br />

Die meisten Fischarten brauchen einen freien WasserkÅrper um dauerhaft Äberleben zu kÅn-<br />

nen. Eine Ausnahme bildet der Schlammpeitzger, der im feuchten Schlamm eingegraben min-<br />

destens mehrere Wochen 8 auch in scheinbar ausgetrockneten GewÇssern Äberleben kann. Ei-<br />

nige der ProjektgewÇsser sind jedoch auch wÇhrend der wichtigen Reproduktionsphase zwi-<br />

schen April und Juni regelmÇáig ausgetrocknet, bzw. fÄhren in trockenen Jahren Äberhaupt kein<br />

Wasser. In diesen GewÇssern konnte nicht gefischt werden, bzw. es wurden niemals <strong>Fische</strong><br />

nachgewiesen. Diese GewÇsser werden im Folgenden nicht ausfÄhrlicher behandelt, da sie oh-<br />

ne tiefgreifende Umgestaltung nicht zu FischgewÇssern werden kÅnnen (Tab. 6).<br />

Tab. 6 (ephemere) GewÅsser ohne Fischbestand<br />

LIFE-Nr. GewÄsser<br />

RH4 DÇmmelschlut 2004 bis 2010 trocken mit einem RestwassertÄmpel,<br />

der befischt wurde. AmphibientÄmpel - Maánahme<br />

2008 - war im Herbst 2009 und FrÄhjahr 2010 ebenfalls<br />

lÇngere Zeit ausgetrocknet<br />

DE4a Feldwiesengraben 2004-2010 trocken keine Erhebungen mÅglich<br />

DE4b Bandelsfeldgraben 2004-2010 Äberwiegend trocken, 05/06 mit RestwassertÄmpel<br />

ohne Fischnachweise.<br />

DE5 Lohfeldgraben 2004-2010 weitgehend trocken, in manchen Jahren im<br />

FrÄhjahr RestwassertÄmpel ohne Fischnachweis<br />

DE7 Dan 2004-2010 weitgehend trocken, FrÄhjahr 2006 geringe<br />

WasserfÄhrung kein Fischnachweise<br />

8 Es gibt unsichere Angaben, wonach Schlammpeitzger bis zu einem Jahr eingegraben Äberleben kÅnnen.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 40<br />

3.2.1 RH 1 ÖAltrhein NeuburgweierÜ á Salmengrund<br />

Der Salmengrund erstreckt sich bei Neuburgweier zwischen Rhein und Hauptdeich parallel zu<br />

diesem zwischen Rhein-km 355,2 und 355,65 (Karte 1). Der sÄdwestliche Abschnitt liegt fast<br />

das gesamte Jahr trocken, nur bei Hochwasserereignissen strÅmt Rheinwasser in den Sal-<br />

mengrund. Bei einem Pegelstand (Maxau) von Äber 600 cm steht der Salmengrund unterhalb<br />

des Durchlasses, mehr als 1,5 m unter Wasser, westlich sind Auwaldbereiche von z. T. mehr<br />

als 40 m Breite Äberflutet, Åstlich wird die àberflutungsflÇche durch den Rheindeich begrenzt.<br />

Bei einem Rheinpegel von ca. 400 cm ist nur noch eine max. 30 cm tiefe RestwasserflÇche (Be-<br />

fischungsstrecke 2) in der nordÅstlichen Aufweitung bespannt (Abb. 15).<br />

Abb. 15 nÉrdlicher Salmengrund Pegel Maxau 528 cm Pegel Maxau 365 cm<br />

GewÅssertyp<br />

Verlandender Altarm des Rheins<br />

Morphologie<br />

Der langgestreckte Altrhein wurde durch einen Durchlaá (Forstweg) in 2 Abschnitte geteilt. Die-<br />

ser wurde 2008 durch eine Furt ersetzt. Auf dem schluffigen GewÇssergrund im mittleren Ab-<br />

schnitt befinden sich wegen der bei Hochwasser entstehenden StrÅmung kaum Ablagerungen,<br />

Totholz fehlt weitgehend. Die Beschattung durch den angrenzenden Auwald und das hÇufige<br />

Trockenfallen verhinderte im schmalen langgestreckten Bereich eine ausgeprÇgte Makrophy-<br />

tenentwicklung. Im Uferbereich bieten UfergehÅlze und einige krautige Pflanzen einige Unter-<br />

stÇnde fÄr <strong>Fische</strong>, Auskolkungen sind keine vorhanden. Westlich schlieát sich eine Weichholz-<br />

aue an, die bei Hochwasser mehr als 1m unter Wasser steht. In der nordÅstlichen Aufweitung<br />

befinden sich z. T. mÇchtige Schlammablagerungen mit H2S-Ausgasungen, Totholz und einige


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 41<br />

wenige SturzbÇume. Ab dem FrÄhjahr entwickeln sich Makrophyten wie z. B. Ceratophyllum<br />

spec. gut, so daá fÄr Jungfische ausreichend Kleinhabitate vorhanden sind.<br />

Karte 1<br />

Fischbestand<br />

Im Salmengrund wurden 18 Fischarten nachgewiesen, 17 davon elektrisch (Abb. 16). Die Er-<br />

gebnisse der Netzbefischung 2006 (Abb. 17), mit dem Fang von GÄstern (Blicca bjoerkna) und<br />

Brachsen (Abramis brama) mit Laichausschlag belegen die Bedeutung des Salmengrundes als<br />

ReproduktionsgewÇsser fÄr diese Arten. Die Elektrobefischung im FrÄhjahr 2006 war aufgrund


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 42<br />

des starken Hochwassers und der weiten zum Groáteil unzugÇnglichen àberschwemmungsbe-<br />

reiche wenig effektiv.<br />

Die FrÄhjahrsbefischung 2007 fand aufgrund der Witterung und des Pegelverlaufes relativ spÇt<br />

und bei erhÅhtem Wasserstand statt, so daá die Reproduktion vieler Rheinarten durch Jung-<br />

fischnachweise (vgl. Abb. 18) belegt werden konnte.<br />

Bei FrÄhjahrshochwÇssern ab ca. 500 cm Pegel Maxau bildet der Salmengrund mit seinem<br />

àberschwemmungsbereich fÄr die Lateralwanderer Brachsen (Abramis brama) und GÄster<br />

(Blicca bjoerkna) einen wertvollen Reproduktionsraum, den auch Kaulbarsch (Gymnocephalus<br />

cernuus), Fluábarsch (Perca fluviatilis), DÅbel (Leuciscus cephalus), Rapfen (Aspius aspius)<br />

und Hasel (Leuciscus leuciscus) nutzen.<br />

Daneben wir d der Salmengrund bei ausreichendem Wasserstand von den stagnophilen Arten<br />

Hecht (Esox lucius), Schleie (Tinca tinca), Rotaugen (Rutilus rutilus), Rotfedern (Scardinius ery-<br />

throphthalmus), Stichlingen (Gasterosteus aculeatus) und den beiden FFH-Arten Bitterling<br />

(Rhodeus amarus) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) besiedelt, die sich in ihm auch fortpflanzen<br />

kÅnnen, wie die LÇngenklassenverteilung (Abb. 18) belegt.<br />

Fischart<br />

Abb. 16<br />

Aal<br />

Bitterling<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

DÅbel<br />

Hasel<br />

Hecht<br />

Kaulbarsch<br />

Marmorierte Grundel<br />

Rapfen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Stichling<br />

Ukelei<br />

Weiáfische juv.<br />

Bestandserfassungen Salmengrund<br />

0 10 20 30 40 50 50 100 200 400<br />

Individuenzahlen<br />

04.10.05<br />

23.05.06<br />

09.07.07<br />

19.10.07<br />

27.04.09<br />

24.09.09<br />

29.04.10<br />

MaÄnahme


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 43<br />

Fischart<br />

Abb. 17<br />

Nach Angaben des Vorsitzenden des ortsansÇssigen Angelsportvereins MAYER, wird dieser<br />

Abschnitt des Salmengrundes nicht fischereilich bewirtschaftet. Die nachgewiesenen Fischarten<br />

stammen damit aus selbst reproduzierenden, bzw. zugewanderte BestÇnden. Im Herbst 05<br />

wurden Äberwiegend Jungfische nachgewiesen, lediglich von der Schleie konnten Çltere Exem-<br />

plare gefangen werden. Der groáe Stichlingsbestand hielt sich vor allem im flachen langge-<br />

streckten Teil des Salmengrundes auf; die anderen Fischarten bevorzugten die Aufweitung.<br />

Die Befischung im FrÄhjahr 2009 ergab aufgrund des geringen Wasserstandes des Rheins<br />

(Jahresganglinie Anhang I) nur geringe Artenzahlen und Individuendichten (vgl. Abb. 16). Aller-<br />

dings war mit dem Steinbeiáer (Cobitis taenia) eine FFH-Art vorhanden. Der flache Restwasser-<br />

tÄmpel in der nordÅstlichen Aufweitung bietet bei der Austrocknung fÄr Fischfresser wie Kormo-<br />

ran und Graureiher einen reich gedeckten Tisch. So waren bei den Befischungen auch deutlich<br />

weniger Individuen nachzuweisen, als in einer RestwasserflÇche zu erwarten sind. Erstmalig<br />

wurde in den LIFE-GewÇssern die sich in Rhein und Neckar rasant ausbreitende Marmorierte<br />

Grundel (Proterorhinus semilunaris) nachgewiesen, die vom Norden kommend nun auch den<br />

mittleren Oberrhein besiedelt.<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

GÄster<br />

Rotfeder<br />

Sonnenbarsch<br />

Reusen<br />

Aal<br />

Stellnetzbefischung Salmengrund 22./23.5.06<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Individuenzahlen<br />

Im Herbst 2009 war der Salmengrund bis auf eine Schlamm/Makrophyten/RestwasserflÇche<br />

ausgetrocknet. Lebende <strong>Fische</strong> konnten keine nachgewiesen werden. Im FrÄhjahr 2010 fiel er<br />

ebenfalls fast trocken, vom GewÇsserrand aus konnten nur einige Stichlinge gefangen werden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 44<br />

Fischart<br />

Brachsen<br />

Abb. 18<br />

DÅbel<br />

GÄster<br />

Hasel<br />

Hecht<br />

Rotauge<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Weiáfische juv<br />

Diskussion<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

LÅngenklassenverteilung Salmengrund<br />

0 20 40<br />

Individuenzahl<br />

60 80 100 400<br />

LÅnge/cm<br />

Zur besseren Anbindung an den Rhein wurde die Ingestionsschwelle am Leinpfad im Projekt-<br />

verlauf geringfÄgig tiefer gelegt. Der Durchlaá am Forstweg in eine Furt umgewandelt und die<br />

abstromige Anbindung an den Rhein ertÄchtigt, so daá bei steigenden und sinkenden Wasser-<br />

stÇnden der Salmengrund schneller geflutet werden kann, bzw. das Wasser schneller ablÇuft.<br />

Durch die vergrÅáerte und vertiefte Egestion kÅnnen <strong>Fische</strong> schon bei geringeren WasserstÇn-<br />

40 cm


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 45<br />

den einwandern. Der Salmengrund war bereits vor der Umsetzung der Maánahme ein Laich-<br />

gewÇsser fÄr die Lateralwanderer Brachsen (Abramis brama) und GÄster (Blicca bjoerkna), wie<br />

die zusÇtzlichen Netzbefischungen 2006 und die Jungfischnachweise belegen. Nach Umset-<br />

zung der Maánahme waren die RheinwasserstÇnde jedoch zu gering, um ÄberprÄfen zu kÅn-<br />

nen, ob bei FrÄhjahrshochwÇssern die Lateralwanderer verstÇrkt den Salmengrund aufsuchen.<br />

Vor der Maánahme wurden im Restwasser des Salmengrundes 2005 eine LeitfÇhigkeit von 257<br />

ãS gemessen, die deutlich unter der des Rheins mit ca. 350 åS und anderer Altwasser lag, so<br />

daá am Salmengrund ein Grundwasserzustrom vermutet werden kann, weshalb er nach Aus-<br />

sage von Ortskundigen relativ selten austrocknete.<br />

FÄr den Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), den wir im Salmengrund nicht nachweisen konn-<br />

ten, wÄrde eine weitere Verschlammung bessere Bedingungen schaffen, aber im Salmengrund<br />

sollten neben den Lateralwanderern die FFH-Arten Bitterling (Rhodeus amarus) und Steinbei-<br />

áer (Cobitis taenia) gefÅrdert werden. Ein gewÄnschter Effekt der Dynamisierung ist der<br />

Schlammaustrag und damit eine bessere Sauerstoffsituation am Grund sowie die Offenlegung<br />

von sandigen Bereichen. Dies fÅrdert die fÄr den Bitterling notwendigen Groámuscheln und der<br />

Salmengrund kÅnnte von den bereits unterhalb der Egestion zahlreich vorkommenden Stein-<br />

beiáern besiedelt werden.<br />

Nach Umsetzung der Maánahme war der Salmengrund im September 2009 nahezu vollstÇndig<br />

ausgetrocknet und alle <strong>Fische</strong>, die nicht mehr aus der nordÅstlichen Senke flÄchten konnten<br />

verendet. Falls es im Salmengrund vorher Äberhaupt Groámuscheln gab sind sie damit sehr<br />

wahrscheinlich auch ausgelÅscht. Anfang Mai 2010 stand der Salmengrund mit einem Rest-<br />

wasserstand von ca. 20 cm ebenfalls kurz vor der Austrocknung (Tab. 7). Ob der Salmengrund<br />

durch die Maánahme hÇufiger trocken fÇllt, kann nicht beurteilt werden.<br />

Tab. 7 WasserstÄnde Salmengrund<br />

Datum Pegel Maxau/cm Wasserstand Wasserstand<br />

Aufweitung mittlerer Abschnitt<br />

04.10.05 528 >150 cm ca. 40 cm<br />

30.05.06 666 >150 cm > 150 cm<br />

09.07.07 639 > 150 cm > 150 cm<br />

19.10.07 410 ca. 50 cm trocken<br />

24.09.09 365


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 46<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Durch die sporadische Austrocknung, die Morphologie und Dynamik eignet sich der Salmen-<br />

grund zur Zeit fÄr keine der Zielarten als Dauerlebensraum. Ob die FÅrderung der Rheinfischar-<br />

ten, die in SeitengewÇssern laichen und dort Jungfischbiotope benÅtigen, gelungen ist konnte<br />

aufgrund der geringen RheinwasserstÇnde seit Bauabschluá nicht beurteilt werden<br />

Empfehlung<br />

Bei Rheinpegeln (Pegel Maxau) unter ca. 390 cm verenden <strong>Fische</strong> im nordÅstlichen Salmeng-<br />

rund. Diese WasserstÇnde wurden in den letzten 5 Jahren sechsmal unterschritten. FÄr die zu-<br />

kÄnftige Klimaentwicklung wird eine Zunahme der Extremata prognostiziert. Das bedeutet, daá<br />

zukÄnftig viele der Rheinfische, die bei sinkendem Wasserstand nicht in den Rein ausweichen<br />

bei der Austrocknung verenden oder leichte Beute fÄr Fischfresser werden. Bei den stagnophi-<br />

len Arten, die eher standorttreu an das Altwasser gebunden sind, werden die Verluste erheblich<br />

sein. Die kostengÄnstigste Verbesserung wÇre die Anpassung des Sohlenniveaus der beste-<br />

henden und im Projektverlauf ertÄchtigten unterstromigen Rheinanbindung an das HÅhenniveau<br />

der Aufweitung. Dazu sollte die Ablaufrinne bei Niedrigwasser mit einem Bagger vertieft wer-<br />

den. Damit kÅnnte die Fischfalle entschÇrft werden und bei NiedrigwasserstÇnden die <strong>Fische</strong><br />

aus der austrocknenden Aufweitung entkommen. Eine Vertiefung der Aufweitung scheint wenig<br />

sinnvoll, da hier bereits Auflandungen zu beobachten sind und sie wahrscheinlich in kurzer Zeit<br />

wieder zusedimentiert wÇre.<br />

Anmerkungen<br />

Der Salmengrund ist inzwischen eine bedeutende BrutstÇtte fÄr den amerikanischen Kaliko-<br />

krebs. WÇhrend 2006 noch einige amerikanische Fluákrebse (Orconectes limosus) in die Reu-<br />

sen gelangten, fanden sich 2007 nur noch grÅáere Mengen Kalikokrebse (Orconectes immunis)<br />

darin. Im Restwasser 2009 konnten noch ca. 400 lebende Kalikokrebse gezÇhlt werden.<br />

3.2.2 RH 4 - DÅmmelschlut<br />

Die DÇmmelschlut war im Projektverlauf bis auf zwei RestwassertÄmpel stÇndig trockengefal-<br />

len (Abb. 19). Diese, an den DurchlÇssen nÅrdlich des SportgelÇndes gelegenen, ca. 10-20 cm<br />

tiefen und unter 50 m 2 groáen TÄmpel (Karte 2, Befischungsstrecken 2 - 4) wurden am<br />

04.10.05, 23.05.06 und 27.4.09. befischt. Am oberen Grabenverlauf wurde 2008 ein Amphibi-<br />

entÄmpel angelegt (Befischungsstrecke 1), der ebenfalls befischt wurde. Am 24.09.09 waren<br />

die DÇmmelschlut und der AmphibientÄmpel vollstÇndig ausgetrocknet (Abb. 20). <strong>Fische</strong> konn-<br />

ten in der DÇmmelschlut nie nachgewiesen werden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 47<br />

Abb. 19 RestwassertÅmpel Graben DÄmmelschlut<br />

Abb. 20 TÅmpel DÄmmelschlut FrÅhjahr Herbst 2009<br />

GewÅssertyp<br />

Verlandender sporadisch Wasser fÄhrender Graben<br />

Morphologie<br />

Die DÇmmelschlut wird durch einen 5-15 m breiten, mehrfach unterbrochenen GehÅlzzug mit<br />

einer mittig, ca. 1,5 m unter GelÇndeniveau verlaufenden Rinne geprÇgt. Abschnittsweise ist<br />

sie nur noch als GelÇndesenke vorhanden. Unterschiedlich breite, meist schmale Randstreifen,<br />

trennen sie von Äberwiegend intensiv genutzten landwirtschaftlichen FlÇchen


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 48<br />

Fischbestand<br />

Weder bei den Elektrobefischungen, noch mit den jeweils zwei ausgebrachten Reusen konnten<br />

<strong>Fische</strong> gefangen werden.<br />

Der Graben war im FrÄhjahr 2009 bis auf den neu angelegten AmphibientÄmpel und einer klei-<br />

nen RestwasserflÇche im Bereich einer Straáenquerung trocken. <strong>Fische</strong> konnten keine nach-<br />

gewiesen werden. Die geringe Dauer der WasserfÄhrung bietet auch einer an Trockenheit an-<br />

gepaáten Fischart wie dem Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) keine EntwicklungsmÅglich-<br />

keit.<br />

Karte 2<br />

Karte 2


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 49<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

In ihrer aktuellen AusprÇgung sind die DÇmmelschlut und der neugeschaffene TÄmpel als<br />

FischgewÇsser ungeeignet. Um die DÇmmelschlut als FischgewÇsser zu etablieren, wÇren um-<br />

fangreiche Erdarbeiten mit deutlichen Vertiefungen und Aufweitungen notwendig gewesen. Da<br />

jedoch auch die Vernetzung mit FischgewÇssern und damit die ZuwanderungsmÅglichkeit fehlt,<br />

wurde im Projektverlauf entschieden andere Zielarten, wie Windelschnecken und Springfrosch<br />

zu fÅrdern.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 50<br />

3.2.3 RH 5 - LettenlÉcher<br />

Die LettenlÅcher bestehen je nach Wasserstand aus 3 - 5 Gruben des ehemaligen Tonabbau-<br />

es am westlichen Ortsrand von Neuburgweier. Die Schlammreduktion durch Sauerstoffeintrag<br />

war nicht erfolgreich, so wurden im Winter 2009/2010 WasserflÇchen vergrÅáert und vertieft<br />

um die Verlandung der GewÇsser zu verlangsamen.<br />

GewÅssertyp<br />

Verlandende Tongruben<br />

Morphologie<br />

Das sÄdliche GewÇsser (Befischungsstrecke 4 Karte 3) ist durch einen gehÅlzbestandenen<br />

Damm von den nÅrdlichen Gruben getrennt. Die Tongruben zeigen starke Verlandungstenden-<br />

zen. Ausgedehnte SchilfbestÇnde, Schwingrasen und SchlammbÇnke dominieren Ufer und<br />

GewÇssergrund (Abb. 21). Vor allem im nÅrdlichen Bereich bilden SturzbÇume und Totholz<br />

vielfÇltige Strukturen.<br />

Abb. 21 LettenlÉcher sÅdlicher nÉrdlicher Teil<br />

Die GewÇsser sind weitgehend flach, Vertiefungen erreichen max. 1,5 m, die Sohle ist von ei-<br />

ner mÇchtigen Schlammauflage mit hohem Detritusanteil bedeckt.<br />

Im Sommer entwickeln sich ausgedehnte MakrophytenbestÇnde.<br />

Die WasserflÇchen liegen ca. 2 m unter dem GelÇndeniveau, die BÅschung fÇllt steil ab, west-<br />

lich schlieát sich ohne einen Randstreifen Wohnbebauung an. SÄdlich wird das Gebiet von ei-<br />

ner Straáe, nÅrdlich von SportplÇtzen begrenzt.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 51<br />

Karte 3<br />

Fischbestand<br />

Entsprechend dem GewÇssertyp dominieren die phytophilen Arten Rotfeder (Scardinius ery-<br />

throphthalmus), Schleie (Tinca tinca) und das Rotauge [(Rutilus rutilus) (vgl. Abb. 22).


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 52<br />

Fischart<br />

Da in den LettenlÅchern nach Aussage des <strong>Fische</strong>reiberechtigten (2006) in den Jahren davor<br />

kein Fischbesatz erfolgte, konnte mit den Jungfischen von 4 - 10 cm LÇnge bzw. ca. 20 cm<br />

beim Hecht die z. T. sehr gute Reproduktion folgender Arten belegt werden:<br />

Ä Fluábarsch (Perca fluviatilis)<br />

Ä Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)<br />

Ä Rotauge (Rutilus rutilus)<br />

Ä Schleie (Tinca tinca)<br />

Ä Hecht (Esox lucius)<br />

Ä Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) - Neozoon<br />

Die BestÇnde zeigen einen normale Altersaufbau (vgl. Abb. 23). Alle Arten sind in der Lage<br />

selbst bei relativ geringen Sauerstoffkonzentrationen zu Äberleben.<br />

Der Aal (Anguilla anguilla) stammt entweder aus aktuellen Besatzmaánahmen, oder konnte<br />

zuwandern.<br />

Aal<br />

Brachsen<br />

Hecht<br />

Fluábarsch<br />

Karpfen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schlammpeitzger<br />

Abb. 22<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Bestandserfassungen LettenlÉcher<br />

0 5 10 10 55 100 100 300 500 700 900 1.000 2.000<br />

Individuenzahlen<br />

04.10.05<br />

18.05.06<br />

09.07.07<br />

19.10.07<br />

24.09.09<br />

29.04.10<br />

MaÄnahme<br />

MaÄnahme<br />

Bestandsunterschiede vor und nach den Maánahmen sind keine erkennbar. Die Unterschiede<br />

liegen wahrscheinlich noch im Bereich der natÄrlichen jÇhrlichen Schwankung, bzw. in der un-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 53<br />

terschiedlichen Effizienz der Erfassungsmethode und dem erst kÄrzlich erfolgten Abschluá der<br />

Maánahme.<br />

Fischart<br />

Hecht<br />

Fluábarsch<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Abb. 23<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

LÅngenklassenverteilung LettenlÉcher<br />

0 20 40<br />

Individuenzahl<br />

50 150 250<br />

300 600 900 1.000 2.000<br />

LÅnge/cm<br />

40 cm<br />

Aus Befischungen des PÇchters und Berufsfischers Herrn Siegel, Karlsruhe, war das Vorkom-<br />

men des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) in den LettenlÅchern bekannt (Tab. 8). Bei den<br />

ersten Erhebungen konnten die Flachbereiche nicht befischt werden, der Schwingrasen und der<br />

tiefgrÄndige Schlamm lieáen eine Watbefischung nicht zu und fÄr die Befischung mit dem Boot<br />

ist ein Mindestwasserstand von ca. 25 cm erforderlich. Durch den niedrigen Wasserstand fielen<br />

im Herbst 2009 die Randbereiche der LettenlÅcher trocken und die <strong>Fische</strong> muáten sich in tiefe-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 54<br />

re Bereiche zurÄckziehen. So konnten neben den bisher erfaáten Arten 2009 auch der<br />

Schlammpeitzger in den LettenlÅchern nachgewiesen werden (Karte 3 S. 51)<br />

Diskussion<br />

Tab. 8 Befischungen LettenlÉcher durch den<br />

<strong>Fische</strong>reirechtsinhaber<br />

Arten Nachweise Elektrobefischung<br />

1995 - 2004 06.11.1997<br />

Aal x 13,6 kg<br />

Brachsen x 3 St.<br />

Fluábarsch x 3 St.<br />

Graskarpfen x<br />

GÄster x<br />

Hecht x 6,9<br />

Karpfen x 14,9<br />

Rotaugen x<br />

Rotfeder x 5 kg<br />

Schlammpeitzger 7 St. 1 St<br />

Schleie x 50,8<br />

Sonnenbarsch x 1 St.<br />

Summe ca. 94 kg<br />

Ertrag /ha ca. 43 kg<br />

Quelle: Berufsfischer Siegel<br />

Die Installation der BelÄftungsanlage 2006/2007 hatte offensichtlich keine Auswirkungen auf<br />

den Fischbestand. Dieser besteht aus stagno- und phytophilen Arten, die mit den wahrschein-<br />

lich temporÇr schlechten Sauerstoffbedingungen gut zurecht kommen. Bei den Befischungen<br />

wurden durch die ânderung des elektrischen Potentials z. T. groáe Mengen Schwefelwasser-<br />

stoff (H2S) aus dem Schlammgrund freigesetzt; allerdings scheint die H2S-Entwicklung noch<br />

keine negativen Auswirkungen auf den Fischbestand zu haben. Daá trotz der gÄnstigen Fang-<br />

bedingungen 2009 nur zwei Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) erfaát wurden, lÇát auf eine<br />

individuenschwache Population schlieáen.<br />

Bei Karpfen (Cyprinus carpio) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) wurden keine juvenilen Exempla-<br />

re nachgewiesen, so daá deren Vermehrung in den LettenlÅchern eher unwahrscheinlich ist.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 55<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Der relativ kleine Eingriff - Entnahme von Schwingrasen und Schilf - hat keinen Einfluá auf die<br />

Entwicklung der Fischfauna in den LettenlÅchern.<br />

Empfehlung<br />

Im jetzigen Zustand sind die LettenlÅcher ideal fÄr die Karausche (Carassius carassius). Diese<br />

sollte aus BestÇnden des DE8-KÅnigsees besetzt werden. Bei einer Revision der FFH-Arten<br />

sollte sie aufgrund der Seltenheit mit in die Anhangsliste aufgenommen werden.<br />

Bei den Befischungen 2009 und 2010 wurden mit ca. 40 cm LÇnge relativ kleine Aale (Anguilla<br />

anguilla) nachgewiesen, dies spricht fÄr einen aktuellen Besatz. Auf diesen Besatz sollte in Zu-<br />

kunft verzichtet werden, um die Erholung der nachtaktiven Kleinfischarten Steinbeiáer (Cobitis<br />

taenia) und Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) durch den RÄckgang des Freáfeindes Aal<br />

(Anguilla anguilla) zu begÄnstigen.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 56<br />

3.2.4 KA 2 - Schlute am Çlhafen<br />

Die Schlute am Ñlhafen Karlsruhe ist eine langgestreckte, beiderseits von Deichen begrenzte<br />

Senke, die parallel der Alb Richtung Rhein fÄhrt. Sie entstand durch die Verlegung und Eindei-<br />

chung der Alb (Karte 4).<br />

Karte 4


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 57<br />

Bei Hochwasser gelangten <strong>Fische</strong> in die Schlute und verendeten in den Sommermonaten in<br />

den austrocknenden RestwassertÄmpeln (Befischungsstrecke 3). Solche Fischfallen kommen<br />

natÄrlicherweise in Auen vor, die verendenden <strong>Fische</strong> dienen VÅgeln, Wildschweinen und FÄch-<br />

sen als Nahrungsquelle. Um die FischbestÇnde nicht zusÇtzlich zu belasten, sollten gerade in<br />

degradierten Auen solche Fischfallen beseitigt werden. Auch sind fÄr die Lateralwanderer, die<br />

zum Laichen aus den Auen in die SeitengewÇsser ziehen, viel zu wenige angebundene àber-<br />

schwemmungsflÇchen vorhanden.<br />

Kurz vor der MÄndung der Alb in den Rhein wurde die Schlute 2007 / 2008 im VerhÇltnis von<br />

ca. 1 : 10 durch einen Querdeich in einen nÅrdlichen (<strong>Fische</strong>) und einen sÄdlichen Bereich (Am-<br />

phibien) geteilt. Um den <strong>Fische</strong>n einen ungehinderten Wechsel zu ermÅglichen wurde im nÅrdli-<br />

chen Teil der Deich weitgehend geschleift.<br />

Morphologie<br />

In der Schlute befanden sich einige Vertiefungen, die in feuchten Jahren das ganze Jahr Was-<br />

ser fÄhrten, in trockenen Jahren vollstÇndig austrockneten (Abb. 24). Sumpfpflanzen und<br />

Totholz boten in àberschwemmungszeiten ausreichend Strukturen fÄr die Reproduktion der La-<br />

teralwanderer. Bei ablaufendem Wasser verhinderten die DÇmme die Abwanderung der <strong>Fische</strong>.<br />

Abb. 24 Schlute am Ñlhafen 2006 nÉrdlicher mittlerer Bereich<br />

Fischbestand<br />

Bei den Bestandsaufnahmen 2005/2006 waren bis auf ein vertrocknetes Exemplar des Giebels<br />

(Carassius gibelio) keine <strong>Fische</strong> in der Schlute am Ñlhafen vorhanden. Nach der Maánahme<br />

war 2008 der sÄdliche Bereich - Amphibienzone - bis auf einen Stichling (Gasterosteus aculea-<br />

tus) und eine Schleie (Tinca tinca) fischfrei Befischungsstrecke 2). Im neugeschaffenen àber-<br />

schwemmungsbereich (Befischungsstrecke 1) nahe der AlbmÄndung konnten dagegen 14 Ar-<br />

ten nachgewiesen werden (Abb. 25) mit adulten Bitterlingen (Rhodeus amarus) und Steinbei-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 58<br />

áern (Cobitis taenia) auch zwei FFH-Arten. Im Herbst 2009 waren beide Teilbereiche trocken-<br />

gefallen (Abb. 27).<br />

Fischart<br />

Bitterling<br />

Brachsen<br />

Abb. 25<br />

DÅbel<br />

Fluábarsch<br />

Giebel<br />

GrÄndling<br />

GÄster<br />

Hecht<br />

Karpfen<br />

Rotauge<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Stichling<br />

Diskussion<br />

Wels<br />

Eine bessere Anbindung der gesamten Schlute an die Alb durch partielles Schleifen des Åstli-<br />

chen Dammes war nicht mÅglich, da sich in ihr eines der grÅáten Laubfroschvorkommen am<br />

nÅrdlichen Oberrhein befindet. So wurden kurz vor der MÄndung der Alb in den Rhein die<br />

Schlute durch einen Querdeich in einen nÅrdlichen (<strong>Fische</strong>) und einen sÄdlichen Bereich (Am-<br />

phibien) geteilt. Im FrÄhjahr 2008 lag die Baumaánahme erst relativ kurze Zeit zurÄck, so daá<br />

sich noch keine Ufervegetation und WasserpflanzenbestÇnde entwickelt hatten. Trotz der vor-<br />

handenen TotholzbestÇnde wurden deshalb verhÇltnismÇáig wenige <strong>Fische</strong> in der Flachwas-<br />

serzone gefangen. Dominante Art war das Rotauge (Rutilus rutilus). Die Altersklassenverteilung<br />

der hÇufigeren Fischarten (Abb. 28) zeigt, daá der àberschwemmungsbereich hauptsÇchlich als<br />

Jungfischbiotop fÄr Rotaugen, Brachsen (Abramis brama), Fluábarsche (Perca fluviatilis) und<br />

Schleien (Tinca tinca) dient.<br />

Bestandserfassungen "Schlute am Çlhafen"<br />

0 10 20 30 40 40 90 190 200 300 400<br />

Individuenzahl<br />

Auch der Hecht (Esox lucius) pflanzte sich 2009 hier fort (Abb. 26)<br />

Erfassungstermine<br />

17.10.2005 trocken<br />

30.06.2006<br />

30.04.2008<br />

19.09.2008<br />

23.04.2009<br />

MaÄnahme<br />

24.09.2009 trocken


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 59<br />

Abb. 26 HechtbrÅtling April 2009 Abb. 27 nÉrdlicher Bereich September 09<br />

Anteil in %<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Abb. 28<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Im Bereich der Fischlaichzone wurde der Deich zur Alb teilweise geschleift, so daá hier ein un-<br />

gehinderter Fischwechsel mÅglich ist (Abb. 29). Es wurde darauf geachtet daá sich bei ablau-<br />

fendem Wasser keine RestwassertÄmpel (Fischfallen) bilden. Der neue Querdeich verhindert,<br />

daá bei steigenden WasserstÇnden <strong>Fische</strong> in die Amphibienlaichzone gelangen.<br />

WÇhrend der Herbstbefischung 2008 war die Flachwasserzone dicht mit submersen Makrophy-<br />

ten, hauptsÇchlich Elodea canadensis, bewachsen und somit ein idealer Lebensraum fÄr<br />

(Jung)schleien.<br />

Altersklassenverteilung "Schlute am Çlhafen"<br />

Brachsen Fluábarsch Karpfen Rotauge Schleie<br />

Fischart n>5<br />

Altersklasse<br />

>2<br />

1+/2<br />

0+/1


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 60<br />

m FrÄhjahr 2009 wurde die Schlute am Ñlhafen ihrer Funktion als Laichgebiet fÄr Albfische be-<br />

reits in bescheidenem Maáe gerecht. Im Herbst war sie ausgetrocknet. Es waren keine Rest-<br />

wassertÄmpel oder tote <strong>Fische</strong> vorhanden.<br />

Abb. 29 Schlute Ñlhafen 2009 nÉrdlicher Bereich sÅdlicher Bereich<br />

Die Altersstruktur der Fischarten zeigt, daá mit der Umgestaltung des unteren Schlutenberei-<br />

ches ein Reproduktions- bzw. Jungfischbiotop geschaffen wurde, das auch Kleinfischen wie<br />

Stichlingen (Gasterosteus aculeatus), Sonnenbarschen (Lepomis gibbosus) und Bitterlingen<br />

(Rhodeus amarus) Lebensraum bietet. Der Negativnachweis im sÄdlichen Abschnitt in den Jah-<br />

ren 2008/2009 belegt, daá die Fischfalle weitgehend entschÇrft wurde, so daá es nur noch bei<br />

sehr hohen RheinwasserstÇnden zu Fischverlusten kommen kann. Ab dem ca. 2 -jÇhrigen HW<br />

wird der Querdeich Äberflutet. Die letzten Hochwasserereignisse dieser GrÅáenordnung fanden<br />

mit 8,30 m am 10.08.07 und mit 7,61 m am 24.04.08 statt (Jahresganglinien Pegel Maxau An-<br />

hang I).<br />

WÄnschenswert wÇre eine deutlich grÅáere Wechselwasserzone gewesen, die sich aus GrÄn-<br />

den des Amphibienschutzes jedoch nicht verwirklichen lieá.<br />

Dennoch wurde hier eine Fischfalle weitgehend entschÇrft und partiell zu einem Reproduktions-<br />

und Jungfischbiotop umgestaltet.<br />

Empfehlung<br />

Um den Abfluá zu gewÇhrleisten wurde der Querdeich nach der Vorhabensplanung nicht mit<br />

bindigem Material geschÄttet. Sollte die GewÇsser im oberen/sÄdlichen Schlutenbereich auf-<br />

grund die Stauwirkung des Querdeiches und wegen der Selbstabdichtung jedoch nicht mehr<br />

austrocknen, sollte die <strong>Fische</strong>ntwicklung in diesem Bereich besonders aufmerksam verfolgt<br />

werden. Gelangen bei 2 - jÇhrigen HochwÇssern <strong>Fische</strong> in den Amphibienbereich kann vor al-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 61<br />

lem die Schleie (Tinca tinca) auch ungÄnstige Bedingungen lÇngere Zeit Äberstehen. Die<br />

Schleie gilt als Friedfisch, was aber nicht bedeutet, daá Amphibienlarven nicht zu ihrem Nah-<br />

rungsspektrum gehÅren. Sie kann sich auch in hypertrophen GewÇssern fortpflanzen, ist ther-<br />

motolerant und Äberdauert auch in sauerstoffarmen GewÇssern. Sie kÅnnte sich bei Daueran-<br />

stau im sÄdlichen Bereich etablieren und einen entsprechenden Fraádruck auf die Amphibien-<br />

larven ausÄben.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 62<br />

3.2.5 EL 2 - ÖLeimersheimer FÅhreÜ<br />

Die Leimersheimer FÇhre liegt innerdeichs und ist Äber eine Absenkung des Leinpfades bei<br />

Hochwasser direkt unterstromig mit dem Rhein verbunden. Vom Mittelgrund ist sie durch den<br />

Rheinhauptdeich, vom Hafen Leopoldshafen durch einen Querdamm getrennt (Karte 5).<br />

Karte 5


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 63<br />

GewÅssertyp<br />

Altrheinabschnitt<br />

Morphologie<br />

Die Struktur wird nÅrdlich von einer relativ groáen Anzahl SturzbÇume am Ufer sowie Totholz-<br />

und Detritusansammlungen am GewÇssergrund dominiert. Mit seinen z. T. submersen Sturz-<br />

bÇumen, àberschwemmungsflÇchen, Wasserwurzelbereichen, Wasserpflanzen und UnterstÇn-<br />

den gehÅrt der nÅrdliche Teil der ÖLeimersheimer FÇhreÜ zu den ausgesprochen strukturreichen<br />

ProjektgewÇssern (Abb. 30) und war wÇhrend der Erhebungsphase nie ausgetrocknet. Der Ge-<br />

wÇssergrund ist partiell stark verschlammt. GrÅáere Bereiche weisen jedoch auch einen schluf-<br />

fig/lehmigen GewÇssergrund auf. Bei Hochwasser wird Schwemmholz und MÄll eingetragen<br />

und sammelt sich in der nordÅstlichen Ausbuchtung. Der sÄdliche des Dammes gelegene Be-<br />

reich ist morphologisch deutlich monotoner, weist mit einer flachen RÅhrichtzone einen RÄck-<br />

zugsbereich fÄr Jungfische auf, fÇllt aber relativ oft trocken (Abb. 31).<br />

Abb. 30 Leimersheimer FÄhre nÉrdlicher Teil Abb. 31 Leimersheimer FÄhre sÅdlicher Teil<br />

Fischbestand<br />

Es wurden insgesamt 20 Fischarten nachgewiesen (Abb. 32). Damit ist die Leimersheimer<br />

FÇhre das fischartenreichste ProjektgewÇsser. Der Stichling (Gasterosteus aculeatus) war<br />

nur in den Kleinreusen vertreten, Aland (Leuciscus idus), Zander (Sander lucioperca) und<br />

Kaulbarsch (Gymnocephalus cernuus) konnten nur in Einzelexemplaren mit den Stellnetzen<br />

im FrÄhjahr 2006 nachgewiesen werden (Abb. 33). Verglichen mit den NetzfÇngen im RH1-<br />

Salmengrund und EL32-Mittelgrund weist die Leimersheimer FÇhre eine erheblich hÅhere<br />

Individuendichte/ha auf.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 64<br />

Die hohen Fangzahlen im September 2009 (vgl. Abb. 32) sind auf den geringen Rheinwas-<br />

serstand zurÄckzufÄhren. Die <strong>Fische</strong> konzentrierten sich im verkrauteten Restwasserbereich<br />

und konnten in den LÄcken der MakrophytenbestÇnde elektrisch gefischt werden. Mit 72 In-<br />

dividuen wurde hier die stÇrkste Bitterlingspopulation von allen ProjektgewÇssern nachge-<br />

wiesen. Im FrÄhjahr 2010 konnten die rund 240 Steinbeiáer (Cobitis taenia) vor allem am<br />

schluffigen Westufer gefangen werden.<br />

Vom Aland (Leuciscus idus) wurde im gesamten Projektverlauf nur ein Exemplar gefangen,<br />

er gehÅrt damit zu den selteneren Fischarten, war aber auch nur in den LaichgewÇssern der<br />

Lateralwanderer zu erwarten, wie z. B. im RH1-Salmengrund.<br />

Nachweise von adulten Aland (Leuciscus idus), Brachsen (Abramis brama), Ukeleien (Al-<br />

burnus alburnus) und GÄster (Blicca bjoerkna) zeigen, daá die Anbindung der Leimershei-<br />

mer FÇhre an den Rhein bei entsprechenden WasserstÇnden fÄr Lateralwanderer funktio-<br />

niert und sich vor allem Brachsen und Ukeleien fortpflanzen.<br />

Fischart<br />

Abb. 32<br />

Aal<br />

Aland<br />

Bitterling<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

GÄster<br />

Hecht<br />

Karpfen<br />

Kaulbarsch<br />

Marmorierte Grundel<br />

Rapfen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Stichling<br />

Ukelei<br />

Wels<br />

Zander<br />

Bestandserfassungen Leimersheimer FÅhre<br />

0 20 40 60 80 100 100300500700 800 1.000 1.200<br />

Individuenzahlen<br />

07.10.2005<br />

17.05.2006<br />

30.09.2009<br />

MaÄnahme<br />

30.04.2010


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 65<br />

Abb. 33<br />

Die stagnophilen Dauerbewohner wie z. B. Rotauge (Rutilus rutilus), Schleie (Tinca tinca) und<br />

Bitterling (Rhodeus amarus) bilden ausgewogene selbstreproduzierende BestÇnde (Abb. 34).<br />

Der sÄdlich des Dammes gelegene Bereich wies nur am 17.05.06 einen zur Befischung ausrei-<br />

chenden Wasserstand auf. Meistens war dieser Abschnitt vÅllig trocken. Zugewandert waren<br />

wenige Individuen von: Brachsen (Abramis brama) Fluábarsch (Perca fluviatilis), Hecht (Esox<br />

lucius), Schuppenkarpfen (Cyprinus carpio), Kaulbarsch (Gymnocephalus cernuus), Rapfen<br />

(Aspius aspius), Rotauge (Rutilus rutilus), Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus), Stichling (Gaste-<br />

rosteus aculeatus) und Ukelei (Alburnus alburnus).<br />

Diskussion<br />

Fischart<br />

Stellnetzbefischung Leimersheimer FÅhre 16./17.05.06<br />

Aland<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

GÄster<br />

Karpfen<br />

Kaulbarsch<br />

Rapfen<br />

Rotauge<br />

Sonnenbarsch<br />

Ukelei<br />

Wels<br />

Zander<br />

0 20 40 60 80<br />

Individuenzahlen<br />

Eine Anbindung der ÖLeimersheimer FÇhreÜ an den Hauptstrom ist, wie die zugewanderten<br />

laichbereiten <strong>Fische</strong> belegen, bei Hochwasser gegeben. Eine verbesserte Anbindung, die den<br />

Rheinfischen eine Reproduktion auch in Jahren mit niedrigeren HochwasserstÇnden erlaubt und<br />

die zu einem besseren Wasseraustausch fÄhrt, wÇre zu begrÄáen.<br />

Trotz des geringen Wasserstandes schien am 30.09.09 die WasserqualitÇt nÅrdlich des Dei-<br />

ches noch relativ gut zu sein. Indizien dafÄr sind die fÄr ein Altwasser sehr geringe LeitfÇhigkeit<br />

(305 åS) und das Fischverhalten - kein Luftschnappen, kein Springen - sowie das Vorkommen<br />

von Makrophyten mit Zeigerfunktion. Die Characee (Nitelopsis obtusale) ist ein Indikator fÄr me-<br />

sotrophe GewÇsser, was fÄr einen Zustrom relativ unbelasteten Grundwassers bzw. Uferfiltrats<br />

in die Leimersheimer FÇhre spricht. Ein weiteres Indiz fÄr eine gute WasserqualitÇt ist die relativ


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 66<br />

groáe Bitterlingspopulation. Dies bedeutet, daá der GewÇssergrund fÄr die Entwicklung von<br />

Groámuscheln noch ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und sich der Bitterling 2009 in der<br />

Leimersheimer FÇhre fortpflanzen konnte. (Abb. 34).<br />

Fischart<br />

Abb. 34<br />

Bitterling<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

Hecht<br />

Marmorierte Grundel<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Ukelei<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

LÅngenklassenverteilung Leimersheimer FÅhre<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

1.000 2.000<br />

300 500 700 900<br />

Individuenzahl<br />

LÅnge/cm<br />

40


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 67<br />

Die Leimersheimer FÇhre ist zur Zeit, auch wegen der groáen BestÇnde an FFH-Arten, ein<br />

wertvolles individuen- und artenreiches FischgewÇsser.<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Nicht beurteilt werden kann, ob der verbesserte Zulauf zu einem erhÅhten Eintrag von Sedimen-<br />

ten fÄhrt, bzw. ob sich Austrag und Eintrag die Waage halten und das GewÇsser somit langfri-<br />

stig in seinem jetzigen Zustand erhalten bleibt.<br />

Wenn bei zunehmenden WasserstÇnden die StrÅmungsgeschwindigkeit im GewÇsser so groá<br />

wird, daá belastete organische Feinsedimente ausgetragen werden, kÅnnen in der Leimers-<br />

heimer FÇhre die Bedingungen fÄr die Groámuscheln und damit den Bitterling (Rhodeus ama-<br />

rus) verbessert werden. Die Freilegung von Sand-, bzw. SchluffflÇchen stellt auch die langfri-<br />

stige Besiedlung des GewÇssers mit dem Steinbeiáer (Cobitis taenia) sicher. Der Nachweis<br />

von vielen JÇhrlingen am Westufer im FrÄhjahr 2010 kÅnnte ein erster Erfolg der Maánahme<br />

sein.<br />

Empfehlung<br />

Die <strong>Fische</strong>reirechte im GewÇsser Leimersheimer FÇhre sind zwar an Herrn KÅhler, Eggenstein-<br />

Leopoldshafen, verpachtet, es finden jedoch seit Jahren keine Besatz- oder grÅáere Fangaktio-<br />

nen mehr statt. Wenn der Pachtvertrag auslÇuft und der PÇchter aufgrund seines Alters diesen<br />

nicht verlÇngern mÅchte ist zu Äberlegen, wie der Fischbestand in seiner jetzigen Zusammen-<br />

setzung erhalten werden kann. In Frage kommen Nichtverpachtung oder Verpachtung an eine<br />

Naturschutzorganisation. Folgende Auflagen in einem neuen Pachtvertrag wie z. B. Besatzver-<br />

bot, RÇumungsverbot des Totholzes, Ausweisung von z. B. max. 3 AngelplÇtzen, Verbot mit<br />

Booten zu angeln, Verbot die Makrophyten zu rÇumen und ein AnfÄtterungsverbot kÅnnen hel-<br />

fen die Leimersheimer FÇhre in ihrem jetzigen Zustand zu erhalten.<br />

Es ist unbedingt zu kontrollieren, ob die Sedimentation in der Leimersheimer FÇhre zunimmt.<br />

Sollte dies der Fall sein, ist die Anbindung zu optimieren.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 68<br />

3.2.6 EL 19 - Leimersheimer Wert<br />

Der Leimersheimer Wert erstreckt sich am Rande von Leopoldshafen, von SÄdwesten kom-<br />

mend, in nordÅstliche Richtung (Karte 6). Obwohl permanent wasserfÄhrend ist ein Abfluá<br />

kaum zu beobachten, die Bedingungen entsprechen dem eines StillgewÇssers.<br />

Karte 6


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 69<br />

GewÅssertyp<br />

EntwÇsserungsgraben<br />

Morphologie<br />

Der Leimersheimer Wert ist ein geradlinig verlaufender Graben mit einem Regeltrapezprofil.<br />

Strukturen fehlen weitgehend. Die Sohle ist von einer mehrere Dezimeter dicken Schlamm-<br />

schicht bedeckt. Die Randstreifen werden gemÇht, so daá sich nur ein sehr schmaler, lÄckiger,<br />

hÇufig unterbrochener RÅhrichtstreifen entwickeln konnte (Abb. 35). Im mittleren und nordÅstli-<br />

chen Abschnitt kommt es im Umfeld von Einleitungen zu EisenoxidausfÇllungen (Abb. 36).<br />

Abb. 35 Leimersheimer Wert Profil Abb. 36 Leimersheimer Wert Einleitung<br />

Fischbestand<br />

Am 14.10.05 und 11.05.06 wurden drei Strecken befischt. <strong>Fische</strong> befanden sich nur im sÄd-<br />

westlichen Abschnitt des Grabens. Die Strecken im mittleren und nordÅstlichen Abschnitt (Befi-<br />

schungsstrecken 2, 3) erbrachten keine Fangergebnisse. In den 4 Reusen konnten zusÇtzlich<br />

nur der Amerikanische Fluákrebs (Orconectes limosus) nachgewiesen werden<br />

Am 11.05.06 waren im mittleren Abschnitt ausgedehnte EisenoxidausfÇllungen zu beobachten.<br />

Deshalb wurde eine Befischungsstrecke unmittelbar unterhalb der Straáenquerung an die sÄdli-<br />

che Grenze der UntersuchungsflÇche verlegt (Befischungsstrecke 1), die anderen beiden bei-<br />

behalten. Auch hier waren wieder nur <strong>Fische</strong> im nicht mit EisenoxidausfÇllungen belasteten Be-<br />

reich nachzuweisen (Abb. 37), darunter auch der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) mit 4<br />

Exemplaren.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 70<br />

Abb. 37<br />

Diskussion<br />

Die Mahd im Umfeld des Grabens dient der Biotoppflege und wurde nicht zur FÅrderung des<br />

Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) durchgefÄhrt. Um die Verlandung jedoch nicht zusÇtzlich<br />

zu fÅrdern, sollte Mahdgut nicht wie beobachtet im Graben abgelagert werden.<br />

Empfehlung<br />

Wenngleich unbelastete EisenoxidausfÇllungen nicht toxisch sind, beeintrÇchtigen die im Lei-<br />

mersheimer Wert beobachteten Ablagerungen die Besiedlung mit <strong>Fische</strong>n deutlich, da auf der<br />

belasteten Strecke keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden konnten. Um den Schlammpeitzgerbe-<br />

stand zu fÅrdern und das Habitat auf eine erfolgversprechende GrÅáe zu erweitern, sollten die<br />

Einleitungen verschlossen und die Ablagerungen entfernt werden. Dabei kÅnnen, vor allem im<br />

sÄdwestlichen Teil, deutliche Aufweitungen und Vertiefungen geschaffen werden. Auf einem<br />

Randstreifen von mindestens 5 m beiderseits des Grabens sollte das Schilf nicht mehr gemÇht<br />

werden.<br />

Stichling<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Stichling<br />

Bestandserfassung Leimersheimer Wert<br />


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 71<br />

3.2.7 EL 20 - Oberer Eggensteiner Altrhein<br />

Der Eggensteiner Altrhein ist ein langgestreckter, durch einen Straáendurchlaá in einen oberen<br />

und unteren Abschnitt geteilter Altrheinarm, der westlich von Leopoldshafen bogenfÅrmig zwei<br />

Baggerseen umschlieát (Karte 7). Da sich nach Entschlammungen die chemisch / physikali-<br />

schen und morphologischen Rahmenbedingungen deutlich Çndern, wurde in àbereinstimmung<br />

mit allen Beteiligten die FrÄhjahrsbeprobung 2006 auf September / Oktober verlegt. So konnte<br />

die Reproduktion unter den verÇnderten Bedingungen erfaát werden.<br />

Karte 7


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 72<br />

GewÅssertyp<br />

Altrhein, Altwasser<br />

Morphologie<br />

Im Oberen Eggensteiner Altrhein entwickeln sich im Sommer dichte Seerosen- und Makrophy-<br />

tenbestÇnde. Die Uferbereiche weisen nur gering ausgeprÇgte Strukturen wie Totholz, Unter-<br />

stÇnde, Wasserwurzeln und Buchten auf. àberhÇngende BÄsche und BÇume bieten auf lÇnge-<br />

ren Strecken den <strong>Fische</strong>n Sichtschutz vor RÇubern. Im Åstlichen und westlichen Abschnitt be-<br />

finden sich kleinere SchilfbestÇnde.<br />

Die mÇchtigen Schlammschichten im Oberen Eggensteiner Altrhein wurden ab dem 16.09.05<br />

mit einem Saugbagger in ein nÅrdlich gelegenes Absetzbecken gepumpt . Die Befischung konn-<br />

te 2005 konnte erst am 21.09. erfolgen und wurde durch die schwimmend verlegten Rohre des<br />

Saugbaggers nur geringfÄgig behindert (Abb. 38).<br />

Abb. 38 Oberer Eggensteiner Altrhein Saugbagger Schlammpipeline<br />

Fischbestand<br />

Die dominierenden Arten im Oberen Eggensteiner Altrhein waren vor und sind nach der<br />

Entschlammung Fluábarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (Rutilus rutilus) und Schleie (Tinca tin-<br />

ca) (Abb. 39). Aufgrund der zu erwartenden Weiáfischreproduktion nach der Entschlammung<br />

des Oberen Eggensteiner Altrheins wurde 2006 ein Besatz mit Hechten (Esox lucius) durchge-<br />

fÄhrt. So stammen die im Oktober 2006 zahlreich gefangenen Hechte, nicht nur aus der Repro-<br />

duktion des GewÇssers, sondern auch aus der Besatzmaánahme.<br />

Obwohl gezielt im noch verschlammten sÄdwestlichen Bereich des Altrheins nachgesucht wur-<br />

de konnte der Schlammpeitzger 2005/2006 weder bei der Elektrobefischung, noch mit Reusen


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 73<br />

nachgewiesen werden, als FFH-Arten kam lediglich der Steinbeiáer (Cobitis taenia) im GewÇs-<br />

ser vor.<br />

Fischart<br />

Abb. 39<br />

Aal<br />

Bitterling<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

Giebel<br />

Graskarpfen<br />

GrÄndling<br />

Hecht<br />

Karpfen<br />

Moderlieschen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Stichling<br />

Zander<br />

Bestandserfassungen Oberer Eggensteiner Altrhein<br />

0 10 20 30 40 40 80 160 200 300 400 500<br />

Individuenzahlen<br />

21.09.2005<br />

MaÄnahme<br />

05.10.2006<br />

13.07.2007<br />

27.10.2007<br />

25.04.2009<br />

17.10.2009


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 74<br />

Das Ergebnis der FrÄhjahrsbefischung 2009 war bezÄglich der Individuendichte enttÇuschend.<br />

Im Herbst war vor allem die gute Reproduktion des Fluábarsches (Perca fluviatilis) (Abb. 40)<br />

und mit Steinbeiáer (Cobitis taenia), Bitterling (Rhodeus amarus) und Schlammpeitzger (Mis-<br />

gurnus fossilis) der Nachweis von drei FFH-Arten erfreulich.<br />

Fischart<br />

Abb. 40<br />

Aal<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

Hecht<br />

Karpfen<br />

Moderlieschen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Stichling<br />

LÅngenklassenverteilung Oberer Eggensteiner Altrhein<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

0 10 20 30 40 50 200 600 1000<br />

50 100 150 200<br />

Individuenzahl n>5<br />

Deutlich unterreprÇsentiert waren 2009 die Weiáfische Rotauge (Rutilus rutilus), Rotfeder<br />

(Scardinius erythrophthalmus) und Brachsen (Abramis brama).<br />

LÅnge/cm<br />

40


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 75<br />

Aus dem, im Unteren Eggensteiner Altrhein nachgewiesenen, Schlammpeitzgerbestand wurden<br />

2006 ca. 25 Tiere in den Oberen Eggensteiner Altrhein umgesetzt. Der 2009 erbrachte Nach-<br />

weis von je einem 0+ und 1+ belegt die aktuelle Reproduktion auch im Oberen Eggensteiner<br />

Altrhein. Der Erstnachweis eines 0+ Bitterlings (Rhodeus amarus) komplettiert nun alle Zielarten<br />

im Oberen Eggensteiner Altrhein.<br />

Diskussion<br />

Im Oberen Eggensteiner Altrhein leben 18 Fischarten in z. T. relativ individuenschwachen Po-<br />

pulationen. Bei einem GewÇsser dieser GrÅáe und Tiefe sowie aufgrund der relativen Struktur-<br />

armut (z. B. nur sehr wenige Uferbuchten) ist die Scheuchwirkung des Stroms relativ hoch. Des-<br />

halb ist die Effizienz bei den Bestandsaufnahmen als gering einzustufen.<br />

Der relativ geringe Aalbestand (Anguilla anguilla) erlaubt dem Schlammpeitzger (Misgurnus<br />

fossilis) die Besiedlung des GewÇssers, er sollte auf diesem Niveau beibehalten und nicht er-<br />

hÅht werden.<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Hier wird ein FischgewÇsser langfristig erhalten, in dem sich inzwischen mit Schlammpeitzger<br />

(Misgurnus fossilis), Bitterling (Rhodeus amarus) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) drei FFH-<br />

Arten fortpflanzen.<br />

Empfehlung<br />

Mit dem Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella), dem Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus), dem<br />

Zander (Sander lucioperca) und dem Giebel (Carassius gibelo) mÄssen ca. ç der 18 Arten den<br />

Neozoen zugerechnet werden. Graskarpfen wurden gerne zur Entkrautung von GewÇssern ein-<br />

gesetzt. Wegen der schÇdlichen Auswirkungen auf die GewÇsserÅkologie (stÇndige NÇhrstoff-<br />

mobilisierung, selektive Nahrungsaufnahme, PlanktonblÄten) sollten keine Graskarpfen mehr<br />

besetzt werden. Da sich Graskarpfen bei uns (noch) nicht fortpflanzen, werden sie mittelfristig<br />

aus dem Oberen Eggensteiner Altrhein verschwinden. Sofern ein Besatz mit Karauschen erwo-<br />

gen wird, sollten auch die Giebel (Carassius gibelio) entfernt (Anlandungspflicht) und nicht mehr<br />

besetzt werden.<br />

FÄr den Schlammpeitzgerbestand sollten die kleinen SchilfbestÇnde durch GehÅlzentnahmen<br />

erhalten und gefÅrdert werden.(Anmerkungen zur Makrophytenentnahme S.81).


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 76<br />

3.2.8 EL 21 - Unterer Eggensteiner Altrhein<br />

Der Eggensteiner Altrhein ist ein langgestreckter, durch einen Straáendurchlaá in einen oberen<br />

und unteren Abschnitt geteilter Altrheinarm, der westlich von Leopoldhafen bogenfÅrmig zwei<br />

Baggerseen umschlieát (Karte 8). Um die Inhaber des <strong>Fische</strong>reirechts nicht Äber GebÄhr zu<br />

strapazieren, wurde die Befischung 2006 zusammen mit der Befischung des Oberen Eggen-<br />

steiner Altrheins auf den Herbst verlegt.<br />

Karte 8


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 77<br />

GewÅssertyp<br />

Altrhein<br />

Morphologie<br />

Der nordÅstliche untere Altrheinabschnitt ist breiter, tiefer und durch SturzbÇume sowie eine<br />

westlich anschlieáende RÅhrichtflÇche strukturreicher als der Obere Altrhein. Vor allem im sÄd-<br />

lichen Bereich kommt es zur Entwicklung ausgedehnter und dichter MakrophytenbestÇnde. Er<br />

verfÄgt Äber einen schmalen Abfluá Richtung Niederauwasser (Abb. 41), der nur bei entspre-<br />

chend hohen WasserstÇnden befischt werden kann. Das gleiche gilt fÄr die nordwestlich gele-<br />

gene reichlich mit Totholz versehene ausgedehnte Flachwasserzone.<br />

Im Unterschied zum oberen Abschnitt gibt es im unteren Teilbereich einige sandig-kiesige Ufer-<br />

bereiche, die noch nicht von Schlammablagerungen bedeckt sind.<br />

Abb. 41 nÉrdlicher Bereich westliches Schlammpeitzgerbiotop<br />

Fischbestand<br />

Unterer Eggensteiner Altrhein<br />

Die dominierenden Arten im Unteren Eggensteiner Altrhein waren vor und sind nach der<br />

Entschlammung Fluábarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (Rutilus rutilus) und Sonnenbarsch (Le-<br />

pomis gibbosus)) (Abb. 42). Es war zu erwarten, daá die Weiáfische nach der Entschlammung<br />

deutlich zunehmen wÄrden, aber gerade Rotauge (Rutilus rutilus) und Brachsen (Abramis bra-<br />

ma), die sich 2005 gut reproduziert hatten (Abb. 43), weisen deutliche BestandseinbrÄche auf.<br />

In nur einem Exemplar wurde nach der Entschlammung 2009 der Bitterling nachgewiesen. Um<br />

grÅáere BestÇnde bilden zu kÅnnen, ist er auf Groámuscheln angewiesen, die fÄr Ihre Entwick-<br />

lung jedoch einige Jahre benÅtigen (ZETTLER & RÑHNER 1997).


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 78<br />

Fischart<br />

Abb. 42<br />

Im Oktober 2006 konnte ein grÅáerer Schwarm 0+-Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) in der<br />

sÄdwestlichen SchilfflÇche erfaát werden (Karte 8). 2007 gelangen noch Einzelnachweise, wÇh-<br />

rend 2009 keine Schlammpeitzger mehr gefangen werden konnten (Abb. 42). Da das Schlamm-<br />

peitzgerbiotop bei der Entschlammung ausgespart wurde, hÇngt dies wohl mit dem schwierigen<br />

Nachweis in der Wasserwechselzone zusammen. Man kann davon ausgehen, daá der<br />

Schlammpeitzger weiterhin im Unteren Eggensteiner Altrhein vorkommt. Damit beherbergt er<br />

neben dem Altrhein KÅnigsee und dem Mittelgrund die grÅáte Schlammpeitzgerpopulation im<br />

Projektgebiet.<br />

Aal<br />

Bitterling<br />

Brachsen<br />

DÅbel<br />

Fluábarsch<br />

Giebel<br />

Graskarpfen<br />

GrÄndling<br />

Hecht<br />

Karpfen<br />

Kaulbarsch<br />

Moderlieschen<br />

Rapfen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Stichling<br />

Bestandserfassungen Unterer Eggensteiner Altrhein<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Individuenzahlen<br />

150 250 350<br />

60 90 150<br />

21.09.2005<br />

05.10.2006<br />

MaÄnahme<br />

13.07.2007<br />

27.10.2007<br />

25.04.2009<br />

17.10.2009


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 79<br />

Fischart<br />

Abb. 43<br />

Aal<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

Giebel<br />

GrÄndling<br />

Hecht<br />

Karpfen<br />

Moderlieschen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

LÅngenklassenverteilung Unterer Eggensteiner Altrhein<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Individuenzahl n>5<br />

50 100 150<br />

200 400 600<br />

200<br />

LÅnge/cm<br />

40


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 80<br />

Diskussion<br />

Im Unteren Eggensteiner Altrhein leben 20 Fischarten in z. T. relativ individuenschwachen Po-<br />

pulationen. Bei einem GewÇsser dieser GrÅáe und Tiefe ist die Scheuchwirkung des Stroms re-<br />

lativ hoch. Deshalb ist die Effizienz bei den Bestandsaufnahmen als gering bis mÇáig einzustu-<br />

fen.<br />

Zu den fischereilich genutzten Arten (Tab. 11) konnten bei den Bestandsaufnahmen zusÇtzlich<br />

5 Kleinfischarten nachgewiesen werden.<br />

Tab. 9 <strong>Fische</strong>rtrag Oberer- und Unterer Eggensteiner Altrhein<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Aal 25,0 22,2 19,5 17,0 12,0 15,6 41,3<br />

Fluábarsch 14,7 22,0 9,5 15,0 10,7 13,4 18,8<br />

Hecht 99 79,4 89,1 99,5 76,8 59,3 81,6<br />

Karpfen 101,3 133,5 108,9 78,0 77,5 65,3 36,0<br />

Schleie 27,5 21,0 9,0 20,0 10,8 9,4 18,8<br />

Wels 0,0 0,0 2,0 0,0 3,0 4,0 10,0<br />

Zander 4,0 1,0 16,5 5,0 0,0 11,7 7,0<br />

Weiáfische* 112,7 107,8 81,0 219,9 168,4 133,6 70,6<br />

Sonstige 11,0 0,0 17,7 0,0 4,0 30,2 0,0<br />

Summe 395,2 386,9 353,2 454,4 363,2 342,5 284,1<br />

Ertrag/ha 52,7 51,6 47,1 60,6 48,4 45,7 37,9<br />

* Brachsen, Rotaugen, Rotfeder, Giebel<br />

Quelle: Sportfischervereinigung Eggenstein<br />

Der relativ geringe Aalbestand (Anguilla anguilla) erlaubt dem Schlammpeitzger (Misgurnus fos-<br />

silis) die Besiedlung des GewÇssers. Er sollte auf diesem Niveau beibehalten und nicht erhÅht<br />

werden.<br />

Legt man die - nach eigener EinschÇtzung diskussionswÄrdigen - Bewertungskriterien fÄr FFH-<br />

Populationen an (LfU SACHSEN-ANHALT 2006) (Tab. 12) wÇre die Schlammpeitzgerpopulation<br />

aufgrund der GewÇsserstruktur und Individuendichte entweder als Zustand C oder wohlwollend<br />

als B zu bewerten. ILN 2009 ermittelte fÄr den Eggensteiner Altrhein den Zustand B.<br />

Wir halten den Bestand im Unteren Eggensteiner Altrhein fÄr Äberregional bedeutsam.<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Hier wird ein FischgewÇsser langfristig erhalten, in dem sich inzwischen mit Schlammpeitzger<br />

(Misgurnus fossilis), Bitterling (Rhodeus amarus) und Steinbeiáer (Cobitis taenia) drei FFH-<br />

Arten fortpflanzen.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 81<br />

Empfehlung<br />

Tab. 10 Zustand der Population/BestandsgrÉÇe von FFH-Arten<br />

Art Zustand A Zustand B Zustand C<br />

Steinbeiáer<br />

>2.000<br />

Ind./ha<br />

350-2000<br />

Ind./ha<br />

300 Ind./ha 50-300 Ind./ha 0,5 Ind./m 2<br />

nach Schnitter 2006<br />

0,25-0,5 Ind./m 2<br />


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 82<br />

3.2.9 EL 22 - Niederauwasser<br />

Das Niederauwasser ist ein einfÅrmiger ausgebaggerter Altrheinabschnitt, begrenzt von einem<br />

Straáendamm und intensiv genutzten AckerflÇchen (Karte 9), Ein erkennbarer Abfluá erfolgt<br />

Äber einen Stichkanal [Abb. 44 (Befischungsstrecke 3)], Richtung Hafen Leopoldshafen. Im SÄ-<br />

den ist das Niederauwasser mit dem Unteren Eggensteiner Altrhein verbunden. Das GewÇsser<br />

wird vom ortsansÇssigen Angelsportverein intensiv fischereilich genutzt (Tab. 13).<br />

Karte 9


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 83<br />

GewÅssertyp<br />

Altrheinabschnitt / Baggersee<br />

Morphologie<br />

Das ovale GewÇsser ist strukturarm. Ein relativ ausgedehnter RÅhrichtbereich am Westufer und<br />

kleinflÇchig Totholz im SÄden und Nordwesten bilden neben den MakrophytenbestÇnden die<br />

einzigen Wertstrukturen (Abb. 44). Aufgrund der steilen Ufer sind nur schmale Wasserwechsel-<br />

zonen ausgebildet. Am Ostufer liegen kleinrÇumig Sand- und KiesflÇchen frei.<br />

Abb. 44 Niederauwasser Stichkanal Westufer<br />

Fischbestand<br />

Durch die Anbindung an den Hafen Leopoldshafen gelangen auch Arten in das Niederauwas-<br />

ser, die man in einem makrophytendominierten StillgewÇsser nicht erwarten wÄrde, wie Kaul-<br />

barsch (Gymnocephalus cernuus) und Schmerle 9 (Barbatula barbatula). Ebenso wie DÅbel<br />

(Leuciscus cephalus) und Hasel (Leuciscus leuciscus) (Abb. 45) kÅnnen sie adult nur bei ent-<br />

sprechend hohen RheinwasserstÇnden wÇhrend ihrer AktivitÇtsphasen im Niederauwasser<br />

nachgewiesen werden; oder wie der Brachsen (Abramis brama) nach erfolgreicher Fortpflan-<br />

zung als juvenile ( Abb. 46). So dominieren Fluábarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (Rutilus ruti-<br />

lus) und Schleie (Tinca tinca) die Artengemeinschaft.<br />

2009 war ebenso wie im Oberen- und Unteren Eggensteiner Altrhein ein drastischer RÄckgang<br />

der WeiáfischbestÇnde zu verzeichnen (Abb. 45). Besonders auffÇllig beim Rotauge, das sich<br />

2005 und 2006 noch gut im Niederauwasser fortpflanzte (Abb. 45, 46).<br />

9 Einziger Nachweis der rheo-, lithophilen Schmerle im Projektverlauf.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 84<br />

Die Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) stammen wahrscheinlich aus dem Unteren Eggen-<br />

steiner Altrhein (vgl. Karte 10), der Steinbeiáer (0+) reproduziert wohl im Niederauwasser<br />

selbst.<br />

Fischart<br />

Abb. 45<br />

Diskussion<br />

Aal<br />

Brachsen<br />

DÅbel<br />

Fluábarsch<br />

GrÄndling<br />

Hasel<br />

Hecht<br />

Kaulbarsch<br />

Moderlieschen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Schmerle<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Ukelei<br />

Bestandserfassungen Niederauwasser<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 130 160 190 200 300 400<br />

Individuenzahlen<br />

Die BestandseinbrÄche der Weiáfische 2007 -2009 kÅnnen nicht durch verÇnderte Probenah-<br />

mebedingungen erklÇrt werden; Fluábarsch (Perca fluviatilis), Schleie (Tinca tinca), Aal (Anguil-<br />

la anguilla) und Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) konnten 2009 in Çhnlichen StÄckzahlen wie<br />

die Jahre zuvor gefangen werden. Hier kann der Einfluá der am Niederauwasser hÇufig zu beo-<br />

bachtenden Kormorane (Phalacrocorax carbo) nicht ausgeschlossen werden.<br />

12.10.2005<br />

26.05.2006<br />

MaÄnahme<br />

13.07.2007<br />

21.10.2007<br />

23.04.2009<br />

16.10.2009


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 85<br />

Fischart<br />

Abb. 46<br />

Aal<br />

Brachsen<br />

DÅbel<br />

Fluábarsch<br />

GrÄndling<br />

Hasel<br />

Hecht<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

LÅngenklassenverteilung Niederauwasser<br />

0 20 40 60 80 100 100 150 200 250 250 350<br />

Individuenzahl n>5<br />

Den Ertrag des Niederauwassers als AngelgewÇsser zeigt Tab. 13.<br />

LÅnge/cm<br />

40


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 86<br />

Tab. 11 Ertrag der Angelfischerei im Niederauwasser<br />

1996 1997 1998 2000 2001 2002 2003 2004<br />

kg kg kg kg kg kg kg kg<br />

Schuppenkarpfen 15,5 6,7 13,8 3,5 23,4<br />

Spiegelkarpfen 22,4 9,0 16,5 13,3 6 10<br />

Schleie 6,5 1,3 1 11<br />

Aal 2,5 6,89 16,7 21,7 3,2 0,3<br />

Hecht 28,3 14,3 25,4 36,6 43,5 16,8 25,5 16,5<br />

Zander 2,5 12,1<br />

Rotauge 18,3 9,8 19,3 18,4 1,7 0,2 1 10,5<br />

Rotfeder 1,8 1,75 0,2 1<br />

Brachse 43,6 38,1 16,2 3,7 4,8 2 31,4<br />

Barsch 2 0,3 0,1 2,3<br />

DÅbel<br />

Rapfen 0,3<br />

Wels<br />

Barbe<br />

Sonstige 0,95<br />

Summe 133,1 64 76,6 119,2 85,2 39,7 38,6 105,7<br />

Ertrag/ha 44,4 21,3 25,5 39,7 28,4 12,7 12,5 35,2<br />

Quelle: AVLeopoldshafen Herr Barth<br />

Der durchschnittliche Ertrag am Oberrhein lag Anfang der 90er Jahre bei rund 45kg/ha und ist<br />

aktuell auf 20-25kg/ha (FFS Ba-WÄ 2009) zurÄckgegangen.<br />

Empfehlung<br />

Das Niederauwasser ist Teil eines Altrheinbogens, dessen TeilgewÇsser alle Schlammpeitzger<br />

beherbergen. àber den Rheinniederungskanal sind sie mit weiteren SchlammpeitzgergewÇs-<br />

sern vernetzt. Es sollte darauf geachtet werden, daá die Verbindungen des Niederauwassers<br />

mit dem Unteren Eggensteiner Altrhein und Äber den Stickkanal bestehen und durchgÇngig blei-<br />

ben.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 87<br />

3.2.10 EL 32 - Mittelgrund<br />

Der Mittelgrund erstreckt sich nordwestlich von Leopoldshafen parallel zum Rheinhauptdeich<br />

leicht geschwungen von sÄdÅstlicher in nordwestlicher Richtung (Karte 10).<br />

Karte 10<br />

GewÅssertyp<br />

Verlandendes Altwasser.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 88<br />

Morphologie<br />

Der Mittelgrund ist ein langgestrecktes, stark verkrautetes hypertrophes Altwasser mit ausge-<br />

prÇgten Verlandungstendenzen. Der schmale deichnahe Bereich wird vollstÇndig beschattet<br />

und besitzt mit reichlich Totholz, SturzbÇumen, Detritusansammlungen und Auflandungen eine<br />

groáe Strukturvielfalt (Abb. 47).<br />

Das Åstliche Ufer steigt meistens steil zu einem Laubwald an. Hier sind kaum UnterstÇnde oder<br />

Wertstrukturen vorhanden. Das Nordwestufer wird von WeidengehÅlzen, dominiert, die als<br />

SturzbÇume grÅáere TotholzbestÇnde bilden. Am SÄdostufer schlieá sich eine etwas erhÅht ge-<br />

legene RÅhrichtzone an, die eine nur schmale Wasserwechselzone bildet. Am SÄdufer befinden<br />

sich unterschiedlich breite RÅhrichtbestÇnde mit einer ausgeprÇgten Wechselzone (Abb. 48).<br />

Der GewÇssergrund ist von einer mÇchtigen (Faul-) Schlammschicht bedeckt. Die Wassertiefe<br />

betrÇgt selten mehr als 1,5 m.<br />

Der WasserkÅrper wird im Sommer vÅllig von Wasserpflanzen ausgefÄllt<br />

Abb. 47 Mittelgrund nordwestlicher Abschnitt mittlerer Bereich<br />

Abb. 48 Mittelgrund SÅdostufer FrÅhjahr Herbst 2009


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 89<br />

Fischbestand<br />

Der breite besonnte Hauptteil war Ende Oktober 05 vollstÇndig von Makrophyten bewachsen,<br />

im Mai 2006 waren immer noch betrÇchtliche Reste der Makrophyten zu finden. Die dominante<br />

Art war Ceratophyllum spec., die durch ihre dichten BestÇnde sowohl die Bootsfahrt als auch<br />

die Befischung selbst deutlich behinderte. Das Keschern der <strong>Fische</strong> wurde an beiden Befi-<br />

schungsterminen zusÇtzlich durch ausgeprÇgte Fadenalgenwatten erschwert, so daá die Effi-<br />

zienz der Elektrobefischung eher gering anzusetzen ist (10 % - 20 %).<br />

Etwas bessere Bedingungen waren 2009 gegeben, hier lag die Effizienz deutlich hÅher und es<br />

wurden mit dem Karpfen (Cyprinus carpio) und Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) zwei Ar-<br />

ten zusÇtzlich nachgewiesen (Abb. 49). Obwohl sich der Mittelgrund Äber ca. einen Kilometer<br />

erstreckt, wurden die Schlammpeitzger nur im sÄdlichen Teil nachgewiesen. Hier stehen RÅh-<br />

richthorste im sehr flachem Wasser. Dieser Bereich konnte nur am Rande befischt werden, da<br />

die Wassertiefe nicht fÄr die Bootsbefischung ausreicht. Im FrÄhjahr wurden neben den 20 ge-<br />

fangenen JÇhrlingen auch eine grÅáere Anzahl (ca. > 100) Schlammpeitzger gesichtet, die vor<br />

dem Strom des ElektrofischfanggerÇtes in die noch flacheren Bereiche flÄchteten (Abb. 50).<br />

Fischart<br />

Abb. 49<br />

Aal<br />

Fluábarsch<br />

Hecht<br />

Karpfen<br />

Moderlieschen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Schlammpeitzger<br />

Sonnenbarsch<br />

Bestandserfassungen Mittelgrund<br />

0 10 20 30 40 50 50 75 125150175200225250275300<br />

Individuenzahlen<br />

12.10.2005<br />

18.05.2006<br />

27.04.2009<br />

30.09.2009


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 90<br />

Abb. 50<br />

Der Mittelgrund beherbergt damit neben dem EL21-Unteren Eggensteiner Altrhein und dem<br />

DE8-KÅnigsee den grÅáten Schlammpeitzgerbestand aller LIFE-GewÇsser. Eine grÅáere Po-<br />

pulation findet sich am Oberrhein nur noch im "Sondernheimer Altrhein" in Rheinland-Pfalz.<br />

Die Leitart fÄr makrophytenreiche StillgewÇsser, die Schleie (Tinca tinca), ist neben dem Son-<br />

nenbarsch (Lepomis gibbosus) die dominierende Art im Mittelgrund, wo sie sich sehr gut repro-<br />

duziert.<br />

Fluábarsch<br />

Hecht<br />

Karpfen<br />

Moderlieschen<br />

Fischart<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Schlammpeitzger<br />

Sonnenbarsch<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

LÅngenklassenverteilung Mittelgrund<br />

0 5 10 15 20 20 40 60 75 175<br />

Individuenzahl<br />

LÅnge/cm<br />

40


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 91<br />

Der bei der Netzbefischung 2006 nachgewiesene Brachsen (Abb. 51) reproduziert nicht im Mit-<br />

telgrund und gelangte wahrscheinlich bei HHQ des Rheins in das GewÇsser.<br />

Diskussion<br />

Abb. 51<br />

Die Fangergebnisse der Elektro- und Stellnetzbefischung belegen, selbst wenn man eine gerin-<br />

ge Effizienz annimmt, daá die Bestandsdichten (Ind./ha) im Mittelgrund relativ gering sind.<br />

In mehreren etwas tiefer ausgelegten Reusen wurden 2005 und 2006 insgesamt 8 tote Son-<br />

nenbarsche und 1 toter Fluábarsch gefunden. Dies lÇát auf nÇchtliche Sauerstoffmangelzu-<br />

stÇnde durch die Dissimilation und den Abbau von Biomasse schlieáen, denen die in der Reuse<br />

gefangenen <strong>Fische</strong> nicht mehr ausweichen konnten. Bei diesen Bedingungen sind auch Fisch-<br />

sterben bei lÇngerem Eisgang oder ungÄnstigen Witterungslagen zu erwarten.<br />

In der weiteren Entwicklung des Mittelgrundes werden sich die Bedingungen fÄr die vorhande-<br />

nen Arten zunehmend verschlechtern. Dies wÄrde den eher konkurrenzschwachen, aber vor-<br />

zÄglich mit diesen Bedingungen zurecht kommenden Arten, wie dem Schlammpeitzger (Mis-<br />

gurnus fossilis) noch bessere àberlebensmÅglichkeiten in einem relativ groáen GewÇsser ver-<br />

schaffen.<br />

MaÄnahmen<br />

Fischart<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Es waren keine Maánahmen vorgesehen.<br />

Stellnetzbefischung Mittelgrund 17./18.05.06<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Individuenzahlen


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 92<br />

Empfehlungen<br />

2005 und 2006 lagen im Mittelgrund ganze Toastbrote. Auch wenn es sich um ein natÄrlicher-<br />

weise verlandendes GewÇsser handelt, stellen Weiábrot selbst und die damit angelockten<br />

WasservÅgel eine nicht zu unterschÇtzende Phosphorquelle dar, deren Eintrag unterbunden<br />

werden sollte.<br />

Eine Maánahme kÅnnte der Besatz von Karauschen aus dem DE8-KÅnigsee sein, um sie im<br />

Mittelgrund anzusiedeln.<br />

Eine bessere Anbindung des Mittelgrundes, etwa an die EL2-Leimersheimer FÇhre, oder an den<br />

Rheinniederungskanal, wÄrde dem Schlammpeitzger ermÅglichen vom Mittelgrund aus weitere<br />

GewÇsser zu besiedeln.<br />

Das GewÇsser wird zur Zeit nicht fischereilich bewirtschaftet. Der trophische Zustand des Ge-<br />

wÇssers und die Pflanzenentwicklung wÄrde eine Angelnutzung stark einschrÇnken. Selbst<br />

wenn man einen geringen Wirkungsgrad der Elektrobefischung annimmt, ist die Individuendich-<br />

te und der Ertrag eher als gering einzuschÇtzen. Bei einer fischereilichen Bewirtschaftung kÇ-<br />

men verstÇndlicherweise die Forderung nach MakrophytenrÇumung und Besatzmaánahmen<br />

auf, um den Ertrag zu erhÅhen und die Bedingungen fÄr die Angelfischerei zu verbessern. Als<br />

fischereilich interessante Arten kÇmen dabei vor allem Schleien (Tinca tinca), Hechte (Esox lu-<br />

cius) und Karpfen (Cyprinus carpio) in Frage. Im Interesse des Schlammpeitzgers (Misgurnus<br />

fossilis) sollte unbedingt auf einen Fischbesatz verzichtet werden. Um Interessenkonflikte zwi-<br />

schen Natur- bzw. Artenschutz und <strong>Fische</strong>rtrag gar nicht erst entstehen zu lassen, sollte entwe-<br />

der keine Verpachtung als FischgewÇsser erfolgen, oder bei einem Pachtvertrag ein Besatz-,<br />

FÄtterungs- und RÇumungsverbot festgelegt werden.<br />

Anmerkungen<br />

Bei der Netzbefischung im FrÄhjahr 2006 wurden auch Groáreusen gestellt und mit ihnen 8<br />

Ochsenfroschkaulquappen gefangen. Zur BekÇmpfung des Ochsenfrosches kÅnnten Groáreu-<br />

sen genutzt werden. Eine elektrische Abfischung der Kaulquappen erscheint wegen der dichten<br />

MakrophytenbestÇnde nicht sinnvoll.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 93<br />

3.2.11 LH 19 - Zuleitung Metz-Doppelschleuse<br />

Die ÖMetz DoppelschleuseÜ besteht aus 2 GrÇben, die sich vom MittelgrÄndsloch zum Rhein-<br />

hauptdeich ziehen. Die GrÇben sind im sÄdlichen Bereich Äber ein Rohr miteinander verbunden<br />

(Karte 11).<br />

Karte 11


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 94<br />

Die Befischung 2005 konnte erst am 26.11. stattfinden, da sie zeitgleich mit der Befischung des<br />

Landesfischereiverbandes Baden erfolgen sollte. Die Bedingungen wurden jedoch durch Eis-<br />

gang erschwert.<br />

Aufgrund der einheitlichen Struktur, dem weitgehenden Fehlen von UnterstÇnden und der Ver-<br />

bindung der beiden GrÇben, durch die <strong>Fische</strong> ungehindert wechseln kÅnnen, wird der Scheuch-<br />

effekt bei der Elektrobefischung als hoch eingeschÇtzt.<br />

GewÅssertyp<br />

Graben<br />

Morphologie<br />

Beide GrÇben besitzen ein regelmÇáiges Trapezprofil und einen geraden Verlauf. Der westliche<br />

der beiden ca. 2,5 m breiten GrÇben ist bedeutend stÇrker eingetieft. Der Wasserstand<br />

schwankte nach der besseren Anbindung an den Rhein im Åstlichen Graben zwischen ca. 10<br />

cm und 100 cm [METZ mÄndl. Mitt (Abb. 52)]. Bei schwankenden RheinwasserstÇnden ist ein<br />

Zu- bzw. Abfluá erkennbar. Die Sohle ist partiell verschlammt, abschnittsweise schluffig. Trotz<br />

der Beschattung der UfergehÅlze kÅnnen sich Wasserpflanzen relativ gut entwickeln. Wertstruk-<br />

turen fehlen weitgehend. Kleinere TotholzbestÇnde sind hÅchstens als StrukturansÇtze zu be-<br />

zeichnen.<br />

Fischbestand<br />

Im Rahmen des LIFE-Projektes wurden nur die GrÇben der Metz Doppelschleuse befischt, nicht<br />

das MittelgrÄndsloch selbst. Nach Angaben von Herr METZ wurde in den vergangenen Jahren in<br />

Zusammenarbeit mit dem Badischen Sportfischerverband mehrfach die Fischfauna des Mittel-<br />

grÄndsloches, bis in den MÄndungsbereich der Metz-Doppelschleuse erhoben. Die Artenzu-<br />

sammensetzung entsprach der in den GrÇben vor der Maánahme (Abb. 53).<br />

Insgesamt wurden in den GrÇben 17 Arten, darunter die FFH-Arten Steinbeiáer (Cobitis taenia)<br />

und Bitterling (Rhodeus amarus) sowie der grÅáte Moderlieschenbestand (Leucaspius delinea-<br />

tus) im Projektgebiet nachgewiesen. Das Moderlieschen pflanzt sich in den GrÇben fort. (Abb.<br />

54).


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 95<br />

Abb. 52 Metz Doppelschleuse Nov 2005 September 2009<br />

Fischart<br />

Abb. 53<br />

Aal<br />

Brachsen<br />

Bitterling<br />

Fluábarsch<br />

Giebel<br />

GrÄndling<br />

Hecht<br />

Karpfen<br />

Moderlieschen<br />

Rapfen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Steinbeiáer<br />

Ukelei<br />

Zander<br />

Bestandserfassungen Metz-Doppelschleuse<br />

0 10 20 30 40 50 50 350550 350 450 550 650<br />

Individuenzahlen<br />

26.11.05<br />

24.05.06<br />

09.10.09<br />

MaÄnahme<br />

04.05.10


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 96<br />

Diskussion<br />

FrÄher soll der Bitterling (Rhodeus amarus) auch im MittelgrÄndsloch nachgewiesen worden<br />

sein. Aufgrund des Trophiezustandes ist das MittelgrÄndsloch z. Z. fÄr die FFH - Art eher unge-<br />

eignet. Durch die Sauerstoffzehrung am Grund dÄrfte die Groámuschelpopulation weitgehend<br />

erloschen sein. Damit fehlt dem Bitterling die MÅglichkeit zur Reproduktion. Der Entwicklung<br />

des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) stehen die Morphologie und die fischereiliche Be-<br />

wirtschaftung entgegen.<br />

Nach der Wiederherstellung der Rheinanbindung hatte sich die Zusammensetzung der Ichthyo-<br />

zÅnose deutlich geÇndert. Die ersten individuenschwachen Nachweise von Ukelei (Alburnus al-<br />

burnus), Karpfen (Cyprinus carpio), Giebel (Carassius gibelio) und Rapfen (A. aspius) im FrÄh-<br />

jahr 2010 belegen, daá bei steigenden WasserstÇnden <strong>Fische</strong> vom Rhein zuwandern kÅnnen.<br />

Auch die vorher bereits im Graben etablierten Arten waren noch vorhanden. Daá Arten fehlen,<br />

die vorher nur in Einzelexemplaren nachgewiesen wurden liegt in der Variationsbreite der Me-<br />

thode.<br />

Fischart<br />

Fluábarsch<br />

Hecht<br />

Moderlieschen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Abb. 54<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

LÅngenklassenverteilung Metz-Doppelschleuse<br />

0 10 20 30 40 50 60 60 80 120 160 200 220 300 380<br />

Individuenzahl<br />

LÅnge/cm<br />

40


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 97<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Der Åstliche Graben der Metz-Doppelschleuse wurde Äber die ErtÄchtigung des Durchlasses<br />

besser an den Rhein angebunden. Daá nur bei hÅheren RheinwasserstÇnden <strong>Fische</strong> zuwan-<br />

dern kÅnnen, liegt an der relativ hoch liegenden Sohle des innerdeichs gelegenen Grabenab-<br />

schnittes. Die Maánahme sollte die auáerdeichs gelegenen GewÇsser, wie z. B. das Mittel-<br />

grÄndsloch mit Frischwasser versorgen und fÄr die Lateralwanderer MÅglichkeiten schaffen den<br />

Deich zu queren. àber das MittelgrÄndsloch wird auch der Rheinniederungskanal besser an<br />

den Rhein angebunden. D. h. die Maánahme sollte eher eine bessere Vernetzung der GewÇs-<br />

ser erreichen, als Verbesserungen im Graben selbst bewirken. Mit den vier Erstnachweisen<br />

nach der Umsetzung der Maánahme scheint dieses Ziel erreicht.<br />

Der Graben kÅnnte jetzt allerdings bei sehr niedrigen RheinwasserstÇnden vollstÇndig trocken<br />

fallen.<br />

Ob sich durch den Frischwasseraustausch auch die Bedingungen im MittelgrÄndsloch verbes-<br />

sern, bleibt abzuwarten.<br />

Empfehlungen<br />

Es sollte geprÄft werden, ob eine Vertiefung der innerdeichs gelegenen Grabenabschnittes die<br />

ZuwanderungsmÅglichkeit verbessern kÅnnte.<br />

In Absprache mit dem <strong>Fische</strong>reiberechtigten sollte die Anbindung des Rheinniederungskanals<br />

Äber den Schieber am MÄttelgrÄndsloch optimiert werden.<br />

Die 2009 abgetrennten AmphibientÄmpel im westlichen Graben waren im FrÄhjahr durch die<br />

GewÇsserdynamik wieder an den Graben angebunden. Es kÅnnen <strong>Fische</strong> in den Amphibienbe-<br />

reich einschwimmen und bei Austrocknung der TÄmpel verenden. Die <strong>Fische</strong> vermindern durch<br />

Fraádruck auch die Fortpflanzungserfolge der Amphibien. Die Abtrennung des Amphibienberei-<br />

ches sollte optimiert und ev. durch Bepflanzung dauerhaft gesichert werden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 98<br />

3.2.12 LH 22 - Gradnausbruch<br />

Der Gradnausbruch nÅrdlich von Hochstetten wird durch einen eintÅnigen, strukturarmen<br />

schnurgeraden Graben entwÇssert. Die in ihn mÄndenden StichgrÇben liegen den Groáteil des<br />

Jahres trocken (Karte 12).<br />

Karte 12


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 99<br />

GewÅssertyp<br />

Graben<br />

Morphologie<br />

Der Gradnausbruch ist ein langgestreckter ca. 1 - 2 m breiter Graben mit Trapezprofil. Die detri-<br />

tusreiche Schlammschicht bestand aus Ablagerungen von z. T. Äber 40 cm MÇchtigkeit. Wegen<br />

der Beschattung durch den umliegenden Bruchwald waren kaum Makrophyten entwickelt. Nur<br />

in lichteren Bereichen, vor allem im nordÅstlichen Abschnitt konnten sich RÅhricht und sehr<br />

kleinflÇchig Wasserlinsen entwickeln (Abb. 55). àberhÇngende Ufervegetation bietet im weitge-<br />

hend strukturlosen Graben auf kurzen Abschnitten die einzige DeckungsmÅglichkeit. Der Was-<br />

serstand war Ende Oktober 2005 und im April 2006 mit ca. 10 cm sehr gering. Totholz war<br />

kaum vorhanden, westlich des Grabens waren auf dem freigehaltenen Fahrweg Ablagerungen<br />

von frÄheren GrabenrÇumungen erkennbar.<br />

Die zwei in den Hauptgraben mÄndenden SeitengrÇben waren deutlich strukturreicher, fÄhrten<br />

aber nur wenige Meter aufwÇrts Wasser.<br />

Abb. 55 Gradnausbruch sÅdwestlicher nordÉstlicher Abschnitt<br />

Fischbestand<br />

Die Ergebnisse der Befischung vom 14.10.05 und 11.04.06 sind in Abb. 56 zusammengefaát.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 100<br />

Abb. 56<br />

Der Gradnausbruch ist eines von 11 ProjektgewÇssern, in denen der Schlammpeitzger (Misgur-<br />

nus fossilis) nachgewiesen werden konnte; allerdings nur in einem Exemplar. Der Aal zieht im<br />

FrÄhjahr den Gradnausbruch hinauf, um sich an den reichlich vorhandenen Grasfroschgelegen<br />

und Kaulquappen zu mÇsten, in deren NÇhe die 3 Aale im FrÄhjahr gefangen wurden. Alle vor-<br />

handenen Fischarten kommen relativ gut mit SauerstoffmangelzustÇnden zurecht. Bis auf den<br />

Stichling (Gasterosteus aculeatus) bestehen die Populationen nur aus wenigen Individuen.<br />

Diskussion<br />

Der Fischgemeinschaft im Gradnausbruch ist bei 450 m Befischungsstrecke Çuáerst individu-<br />

enschwach. Nur der Stichling (Gasterosteus aculeatus) scheint eine zufriedenstellende Popula-<br />

tion aufbauen zu kÅnnen. Der Bestand an Schlammpeitzgern war im Gradnausbruch Çuáerst<br />

gering. Da nur ein adultes Weibchen gefangen werden konnte ist die Fortpflanzung im GewÇs-<br />

ser fraglich.<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Nur mit Biotoppflegemaánahmen ist die Situation fÄr <strong>Fische</strong> im Gradnausbruch nicht zu verbes-<br />

sern.<br />

Fischart<br />

Aal<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Stichling<br />

Aal<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Stichling<br />

Bestandserfassungen Gradnausbruch<br />

0 1 2 3 4 5 5 203040<br />

Individuenzahl<br />

14.10.2005<br />

11.04.2006<br />

40 cm


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 101<br />

Empfehlung<br />

Zur Sicherung des Schlammpeitzgerbestandes kÅnnten folgende Maánahmen durchgefÄhrt<br />

werden:<br />

Ä Ausweisung und Pflege eines Schilfsaumes rechts und, wo mÅglich, auch links des<br />

Hauptgrabens. VergrÅáern der bestehenden SchilfsÇume durch auslichten oder fÇllen<br />

der BÇume<br />

Ä GroázÄgig Aufweitungen und Vertiefungen anlegen.<br />

Ä GrabenrÇumung nur im Herbst.<br />

Ä Die GrabenrÇumung ist wegen des Detrituseintrages und des geringen Wasserstan-<br />

des auch zukÄnftig erforderlich.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 102<br />

3.2.13 DE4a+b Feldwiesen- und Bandelsfeldgraben<br />

Der Feldwiesengraben erstreckt sich zwischen Ruáheim und Huttenheim in intensiv bewirt-<br />

schafteter Feldflur (Karte 13).<br />

Karte 13<br />

Der Sohlenbewuchs des Feldwiesengrabens lÇát den Schluá zu, daá er die meiste Zeit des<br />

Jahres kein Wasser fÄhrt.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 103<br />

Der Bandelsfeldgraben quert sÄdÅstlich von Ruáheim intensiv bewirtschaftete AckerflÇchen<br />

(Karte 14).<br />

Karte 14<br />

Beide GrÇben waren trotz der spÇten Schneeschmelze und des relativ feuchten FrÄhjahrs am<br />

11.05.2006 auf der gesamten LÇnge trocken (Abb. 57, 58).<br />

Am Bandelsfeldgraben wies die Sohle noch einige morastige Stellen auf, die belegten, daá der<br />

Bandelsfeldgraben zumindest im zeitigen FrÄhjahr Wasser fÄhrte.<br />

Im Herbst 2009 und Ende April 2010 lagen beide GrÇben schon lÇngere Zeit trocken.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 104<br />

Abb. 57 Feldwiesengraben<br />

GewÅssertyp<br />

Gering bis mÇáig eingetiefte geradlinige EntwÇsserungsgrÇben.<br />

Morphologie<br />

Abb. 58 Bandelsfeldgraben<br />

Beide GrÇben besitzen ein regelmÇáiges Trapezprofil ohne Aufweitungen. Die Sohle ist aktuell<br />

nicht gerÇumt. Totholz, Detritus Fallaub und aufgrund der Beschattung geringer Bewuchs bilden<br />

StrukturansÇtze. Das Umland wird weitgehend intensiv ackerbaulich genutzt.<br />

Der Feldwiesengraben wird auf der gesamten LÇnge beiderseits von dichtem UfergehÅlz beglei-<br />

tet, Betonrohre als DurchlÇsse engen das Profil ein und unterbrechen die Uferlinie. Randstreifen<br />

sind nicht vorhanden, die Nutzung erfolgt fast bis zur BÅschungsoberkante.<br />

Der GehÅlzsaum des Bandelsfeldgrabens weist im sÄdwestlichen Abschnitt grÅáere LÄcken<br />

auf. Hier ist die BÅschung von einer GrÇser- Hochstaudenflur bewachsen. Der GehÅlzsaum ist<br />

im nordÅstlichen Abschnitt mehrreihig. Entlang des Grabens zieht sich ein breiter, im oberen<br />

Abschnitt sporadisch gemÇhter Randstreifen<br />

Fischbestand<br />

In beiden GrÇben war aufgrund der mangelnden WasserfÄhrung im Projektverlauf keine Elek-<br />

trobefischung mÅglich. Der Feldwiesengraben ist mit Sicherheit fischfrei. Im Bandelsfeldgraben<br />

wÇre eine àberdauerung des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) im feuchten Schlamm


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 105<br />

theoretisch mÅglich. Doch wahrscheinlich dauern die Trockenphasen im Graben, selbst fÄr die-<br />

se Art, viel zu lange. Da der Bandelsfeldgraben auch im FrÄhjahr austrocknet, kÅnnten sich<br />

eventuell vorkommende Schlammpeitzger nicht reproduzieren.<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Der Feldwiesengraben wurde 2009/2010 umgestaltet. Ziel war die FÅrderung de Lebensraum-<br />

typs 6430 "Feuchte Hochstaudenfluren" und der Zielarten Blaukehlchen und Windelschnecke.<br />

Der Grabenober- und -mittellauf war und ist viel zu trocken, um mit geringen Maánahmen Fi-<br />

sche etablieren zu kÅnnen. Im MÄndungsbereich kÅnnte in feuchteren Jahren als 2009 / 2010<br />

der Schlammpeitzger einwandern<br />

Die geplanten Maánahmen am Bandelsfeldgraben konnten wegen einer Straáenplanung nicht<br />

umgesetzt werden.<br />

Empfehlung<br />

Falls am Bandelsfeldgraben der Grundwasserflurabstand gering genug ist, um eine dauerhafte<br />

WasserfÄhrung zu gewÇhrleisten, kÅnnte er auf 1/3 der LÇnge um ca. 2-3m verbreitert, um min-<br />

destens 1m vertieft und so zu einem potentiellen Schlammpeitzgerbiotop umgestaltet werden.<br />

Auf dieser Strecke soltle der GehÅlzaufwuchs verhindert und die Schilfentwicklung gefÅrdert<br />

werden. Aufgrund der Erfahrungen im LIFE-Projekt sollte die Anbindung an den Saalbachkanal<br />

und die Sohle des Bandelsfeldgrabens punktuell bei einer kÄnftigen Umgestaltung deutlich tie-<br />

fergelegt werden als bisher geplant (ca. 1m IUS 2008).


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 106<br />

3.2.15 DE 5 - Lohfeldgraben<br />

Der Lohfeldgraben erstreckt sich Äber 2 km zwischen Dettenheim und Ruáheim. Etwa die HÇlfte<br />

der Strecke ist er im Lohwald gelegen (Karte 15). Er war am 11.05.2006 im sÄdlichen und mitt-<br />

leren Abschnitt, bis auf einen ResttÄmpel trocken (Abb. 59). Im nÅrdlichen Abschnitt wechselten<br />

sich RestwassertÄmpel und trockenes Grabenprofil ab. Im Herbst 2009 war der Graben auf vol-<br />

ler LÇnge trocken.<br />

Abb. 59 Lohfeldgraben sÅdlicher mittlerer nÉrdlicher Abschnitt<br />

GewÅssertyp<br />

Gering bis mÇáig eingetiefter geradliniger bis schwach geschwungener EntwÇsserungsgraben.<br />

Morphologie<br />

Der Lohfeldgraben besitzt ein regelmÇáiges Trapezprofil mit einigen, zum Teil deutlichen Auf-<br />

weitungen und Vertiefungen, die Sohle ist aktuell nicht gerÇumt. Vereinzeltes Totholz und Detri-<br />

tus bilden StrukturansÇtze. Der Lohfeldgraben verlÇuft fast auf der gesamten LÇnge im Wald.<br />

Kurz vor der MÄndung erstreckt sich ein sumpfiger, schilfbestandener Abschnitt mit Jungerlen.<br />

Hier war der Graben stellenweise nicht mehr zu erkennen. Die wenige Zentimeter tiefe Wasser-<br />

flÇche erreichte 2006 zum Teil eine Breite von 20 m.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 107<br />

Karte 15


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 108<br />

Fischbestand<br />

In den RestwassertÄmpeln im Wald konnten 2005/2006 keine Wirbeltiere nachgewiesen wer-<br />

den. Die nÅrdlich gelegene SumpfflÇche war zwar nicht von <strong>Fische</strong>n, aber von Kaulquappen<br />

des Springfrosches besiedelt.<br />

MaÄnahmen<br />

Die vorgesehenen Maánahmen wurden wegen der einheitlichen Empfehlung der LIFE-<br />

Gutachter nicht umgesetzt. Da im Lohfeldgraben keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden konnten,<br />

ist davon auszugehen, daá die Trockenperioden zu ausgedehnt sind, um eine Besiedlung zu<br />

erlauben. Nur der nÅrdliche Abschnitt wÄrde sich fÄr die FFH-Art Schlammpeitzger (Misgurnus<br />

fossilis) eignen. Biotoppflege reicht nicht um den Lohfeldgraben zu einem FischgewÇsser zu<br />

entwickeln. Dazu mÄáte er im nÅrdlichen Teil, auáerhalb des Waldes, krÇftig aufgeweitet und<br />

vertieft werden. Um die Zuwanderung von <strong>Fische</strong>n zu ermÅglichen, sollte bei der Umgestaltung<br />

auch die EinmÄndung in den Saalbachkanal deutlich verbessert werden. Die àberlebenschan-<br />

cen fÄr <strong>Fische</strong> kÅnnten auch durch eine stÇndig wasserfÄhrende Verbindung zum Scheidgra-<br />

ben, der anscheinend hÇufiger Wasser fÄhrt als der Lohfeldgraben, deutlich verbessert werden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 109<br />

3.2.15 DE6 - Herrenteiler<br />

Der Herrenteiler ist ein langgestreckter Graben, der nordwestlich von Dettenheim in den Rhein-<br />

niederungskanal entwÇssert (Karte 16). Der sÄdliche Bereich (Befischungsstrecken 1 und 2)<br />

fÄhrte Ende Oktober 05 und im Mai 06 relativ wenig, im Oktober 2009 und April 2010 kein Was-<br />

ser.<br />

Karte 16


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 110<br />

GewÅssertyp<br />

Geradliniger EntwÇsserungsgraben<br />

Morphologie<br />

Der gerade, bis Äber einen Meter trapezfÅrmig eingetiefte Graben besitzt im sÄdlichen Abschnitt<br />

keine Vertiefungen. An einigen Abschnitten ist die Grabensohle mit RÅhricht bestanden (Abb.<br />

60). Breiter und tiefer wird der Herrenteiler erst unterhalb des Durchlasses beim AUSSIEDLER-<br />

HOF BOLZ. Der Wasserstand betrug bis ca. 30 cm, die Schlammtiefe ca. 40 cm. Trotz des<br />

Schilfbestandes konnte sich eine dichte Wasserlinsendecke entwickeln<br />

Hier Çndert sich auch das Umfeld, statt landwirtschaftlicher FlÇchen ziehen sich RÅhrichtbe-<br />

stÇnde und GehÅlzinseln am Graben entlang.<br />

Abb. 60 Herrenteiler vor der MaÇnahme 2009<br />

Im September 2009 war nur noch eine wenige Quadratmeter groáe RestwasserflÇche vorhan-<br />

den (Abb. 60).<br />

Fischbestand<br />

Der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) wurde nur im nordwestlichen Grabenbereich nach-<br />

gewiesen. Die dort vorhandene ca. 60m lange schlammgefÄllte Vertiefung bot ihm den einzigen<br />

RÄckzugsraum im Graben. Diese Vertiefung wurde zunehmend von Pflanzenmaterial aufgefÄllt<br />

(Wasserlinsen, Schilf, Laubfall) und war damit akut von Verlandung bedroht. In diesem Bereich<br />

kamen mit Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), Schleie (Tinca tinca) und Steinbeiáer (Cobitis<br />

taenia) nur Fischarten vor, die auch in sauerstoffarmen GewÇssern Äberleben kÅnnen (Abb.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 111<br />

61). Der Stichling (Gasterosteus aculeatus) wurde nur im Abschnitt oberhalb des Durchlasses<br />

nachgewiesen (Befischungsstrecke 1 und 2).<br />

Abb. 61<br />

Diskussion<br />

Bei den Individuenzahlen (FÇngigkeit) sind die widrigen VerhÇltnisse (Beschattung durch RÅh-<br />

richt, dichte Wasserlinsendecke, 40 cm Schlamm) zu berÄcksichtigen, so daá der Schlamm-<br />

peitzgerbestand im befischten Grabenabschnitt sicherlich hÅher lag, als es die Fangzahlen wi-<br />

derspiegeln. Aber selbst wenn man nur 20 % EffektivitÇt voraussetzt, ist der Gesamtbestand mit<br />

max. 50-70 Tieren relativ gering.<br />

Auch 2009 hatten sich die Tiere wie in den Jahren vorher reproduziert, 2010 wurde ein laichrei-<br />

fes Weibchen nachgewiesen. Der Herrenteiler beherbergt damit eine kleine aber stabile<br />

Schlammpeitzgerpopulation. Die Altersklassenverteilung der nachgewiesenen Arten zeigt, daá<br />

im Herrenteiler alle Altersstadien des Schlammpeitzgers ausreichende Bedingungen vorfinden<br />

(Abb. 62), wÇhrend er den anderen Arten vorwiegend als Jungfischbiotop dient.<br />

Nach Umsetzung der Maánahme hatten sich die abiotischen VerhÇltnisse so verbessert, daá<br />

2010 erstmals Bitterlinge (Rhodeus amarus) den Graben als Jungfischbiotop angenommen hat-<br />

ten.<br />

Fischart<br />

Bitterling<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Steinbeiáer<br />

Stichling<br />

Bestandserfassungen Herrenteiler<br />

0 5 10 15 20 50<br />

Individuenzahl<br />

Die aus fischÅkologischer Sicht wÄnschenswerte Vertiefung und Verbreiterung des sÄdlichen<br />

Grabenabschnittes konnte aufgrund von Bedenken anderer LIFE-Gutachter wegen der mÅgli-<br />

chen BeeintrÇchtigung anderer Zielgruppen nicht durchgefÄhrt werden.<br />

Erfassungstermine<br />

10.10.2005<br />

11.05.2006<br />

01.10.2009<br />

04.05.2010<br />

MaÄnahme


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 112<br />

Abb. 62<br />

Anteil %<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Effizienz der MaÄnahmen<br />

0<br />

Altersklassenverteilung Herrenteiler<br />

0+/1 1+/2 2/2+ >3<br />

Altersklassen<br />

Im Winter 2009/2010 wurde der Graben oberhalb und unterhalb der Kernzone deutlich vertieft<br />

und verbreitert, um langfristig die WasserfÄhrung zu sichern (Abb. 63).<br />

Abb. 63 MaÇnahme Herrenteiler Mai 2010<br />

Bitterling<br />

Steinbeiáer<br />

Schleie<br />

Schlammpeitzger<br />

Damit wurde nicht direkt in das Schlammpeitzgerbiotop eingegriffen und zusÇtzlicher Lebens-<br />

raum geschaffen. Die Maánahme wurde so schonend durchgefÄhrt, daá bei der Kontrollbefi-<br />

schung 2010 alle drei Zielarten nachgewiesen werden konnten und der Schlammpeitzgerbe-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 113<br />

stand nicht erkennbar beeintrÇchtigt war. Der Herrenteiler bleibt mittelfristig als Schlammpeitz-<br />

gerbiotop erhalten.<br />

Empfehlung<br />

Um die sehr hohe Effizienz der Maánahme langfristig zu sichern, sollte die Maánahme in 15-20<br />

Jahren wiederholt werden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 114<br />

3.2.16 DE 7 - Dan<br />

Der Dan entwÇssert intensiv bewirtschaftete AckerflÇchen in den Rheinniederungskanal (Karte<br />

17).<br />

Karte 17


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 115<br />

Der Dan war Ende Oktober 2005 bis auf einige kleine feuchte, nicht befischbare Schlammberei-<br />

che, trocken. Am 11.05.06 lag der Wasserstand im unteren Drittel zwischen 5 und 10 cm, ein<br />

schwacher Abfluá war erkennbar (Abb. 64). Der Dan fÄhrte am 30.09.09 kein Wasser mehr. Al-<br />

lerdings war die Sohle in einigen Bereichen noch relativ feucht (Abb. 65)<br />

Nach Aussagen des Landwirtes, der den nordÅstlich gelegenen Maisacker bewirtschaftet, fÄhrt<br />

der Dan nur in feuchten Jahren ganzjÇhrig Wasser.<br />

Abb. 64 Dan mittlerer Abschnitt<br />

GewÅssertyp<br />

Kleiner EntwÇsserungsgraben.<br />

Morphologie<br />

Der Dan ist ein kleiner, gering bis mÇáig, im unteren Teil stark eingetiefter Graben, der westlich<br />

von Dettenheim in den Rheinniederungskanal entwÇssert. Er verlÇuft in einem Trapezprofil als<br />

schmales RÅhrichtband zwischen landwirtschaftlichen NutzflÇchen. Ein schmaler gemÇhter<br />

Randstreifen ist vorhanden. Nur im unteren Abschnitt wird er rechts von GehÅlzen gesÇumt. Die<br />

detritusbedeckte Sohle weist auáer etwas Totholz kaum Wertstrukturen auf.<br />

Fischbestand<br />

Bei der Elektrobefischung konnten keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden. In den Reusen wurden<br />

4 Teichmolche gefangen.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 116<br />

Abb. 65<br />

Dan Grabensohle September 09<br />

Diskussion<br />

Der Dan ist bedingt fÄr den Schlammpeitzger geeignet, jedoch als DauerlebensstÇtte wahr-<br />

scheinlich zu oft und zu lange trocken. Ohne umfangreiche Erdarbeiten, mit deutlicher Vertie-<br />

fung und Verbreiterung von mindestens 1 /3 des Grabens, kÅnnen sich im Dan wahrscheinlich<br />

keine dauerhaften FischbestÇnde entwickeln. FÄr den in ILN 2009 angefÄhrten Nachweis von<br />

Schlammpeitzgern im Dan sind leider keine Erfassungsjahre genannt.<br />

Effizienz der MaÄnahmen<br />

Nur mit Biotoppflege - wie Mahd und GehÅlzentfernung - lassen sich die Bedingungen fÄr Fi-<br />

sche nicht verbessern. Allerdings wurden die Pflegemaánahmen auch zur FÅrderung anderer<br />

Zielgruppen und nicht fÄr die Fischfauna durchgefÄhrt.<br />

Empfehlung<br />

Eine deutliche Vertiefung und Verbreiterung im unteren Grabenabschnitt, sowie die RÇumung<br />

der EinmÄndung in den Rheinniederungskanal kÅnnten die Bedingungen fÄr den Schlamm-<br />

peitzger verbessern.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 117<br />

3.2.17 DE 8 - Altrhein KÉnigsee<br />

Der Altrhein KÅnigsee ist ein nÅrdlich von Dettenheim zwischen Rheinniederungskanal und<br />

Rheindamm gelegenes, langgezogenes Altwasser [Karte 18 (Abb. 66)].<br />

Karte 18<br />

GewÅssertyp<br />

Altwasser


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 118<br />

Morphologie<br />

Das langgestreckte Altwasser wird zum Groáteil von UfergehÅlzen gesÇumt. Im nord- und sÄd-<br />

westlichen Bereich existieren z. T. auch ausgedehnte RÅhrichtbestÇnde. Der KÅnigsee weist im<br />

nÅrdlichen und sÄdlichen Ende starke Verlandungstendenzen und damit auch einige Flachwas-<br />

serzonen auf. SturzbÇume und TotholzbestÇnde sorgen zusammen mit ÄberhÇngenden Ufer-<br />

gehÅlzen und unregelmÇáigen flachen Uferzonen fÄr eine relativ hohe StrukturdiversitÇt.<br />

Im Oktober 2005 und 2009 war fast das gesamte Wasservolumen mit Makrophyten ausgefÄllt<br />

(Abb. 67). Ein Abfluá war nicht zu erkennen.<br />

Abb. 66 Altrhein KÉnigsee Abb. 67 Algenentwicklung im KÉnigsee<br />

Fischbestand<br />

GewÇsserbedingt dominieren bei den 14 nachgewiesenen Taxa phyto- und stagnophile Arten<br />

(Abb. 68), wie Schleie (T. tinca) und Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) sowie die Ubiqui-<br />

sten Fluábarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (R. rutilus) und Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus)<br />

die BiozÅnose. Besonders hervorzuheben ist das Vorkommen der seltenen Karausche (C. ca-<br />

rassius) und das groáe Schlammpeitzgervorkommen (Misgurnus fossilis). Beide Arten bilden<br />

stabile reproduzierende Populationen im KÅnigsee (Abb. 69). Stichlinge (Gasterosteus aculea-<br />

tus) wurden nur mit den Reusen nachgewiesen.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 119<br />

Fischart<br />

Abb. 66<br />

Diskussion<br />

Aal<br />

Brachsen<br />

Fluábarsch<br />

Hecht<br />

Karausche<br />

Karpfen<br />

Moderlieschen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Steinbeiáer<br />

Stichling<br />

Sonnenbarsch<br />

Bestandserfassungen KÉnigsee<br />

0 10 20 30 40 50 50 80 110 140 150 240<br />

Individuenzahlen<br />

Auch im fast einen Kilometer langen KÅnigsee fÇllt die disjunkte Verteilung der Schlammpeitz-<br />

gerpopulation auf. WÇhrend der Niedrigwasserphase im Herbst 2009 konnten allein am Rande<br />

der besonnten Flachbereiche im Çuáersten nordwestlichen und sÄdwestlichen Teil insgesamt<br />

54 Tiere gefangen und mindestens 100 Individuen gesichtet werden. Bei den vorhergehenden<br />

Befischungen war die Beprobung der flach unter Wasser stehenden Schilfbereiche nicht mÅg-<br />

lich. Das Niedrigwasser zwang die <strong>Fische</strong> dazu die zugÇnglichen Randbereiche aufzusuchen.<br />

Auf der restlichen GewÇsserstrecke gelang kein Nachweis.<br />

10.10.2005<br />

24.05.2006<br />

MaÄnahme<br />

23.04.2009<br />

26.09.2009<br />

In der neuen "Roten Liste der im SÄáwasser reproduzierenden <strong>Fische</strong> und Neunaugen" (FREY-<br />

HOF 2009) wird die Karausche (C. carassius) als "stark gefÇhrdet - RL 2" eingestuft. WÇhrend<br />

einige Fischarten wie z. B. der Steinbeiáer (Cobitis taenia) wegen ihrer Bestandserholung aus<br />

der Roten Liste genommen werden konnten, wird die Bestandsentwicklung der Karausche als


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 120<br />

kritisch bewertet. Der KÅnigsee ist das einzige LIFE-GewÇsser mit einem reproduzierenden Ka-<br />

rauschenbestand, wenngleich 7 davon ein geeigneter Lebensraum fÄr die Karausche wÇren.<br />

Sie gehÅrt damit zu den seltensten Fischarten im Groáraum Karlsruhe.<br />

Fischart<br />

Abb. 67<br />

Fluábarsch<br />

Hecht<br />

Karausche<br />

Moderlieschen<br />

Rotauge<br />

Rotfeder<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

LÅngenklassenverteilung KÉnigsee<br />

0 20 40 60 80 100100 140 180 220 260 300<br />

Individuenzahl<br />

LÅnge/cm<br />

40


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 121<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Das GewÇsser verlandet zunehmend; Makrophyten bilden zusammen mit dem Laubfall im<br />

Herbst eine betrÇchtliche organische Masse, die die Verschlammung / Verlandung des KÅnig-<br />

sees beschleunigt. Am Westufer wurde 2008/2009 eine Pappelreihe gefÇllt. Damit sollte der<br />

Laubfall in den KÅnigsee vermindert und die Uferbereiche fÄr den Schlammpeitzger stÇrker be-<br />

sonnt werden.<br />

2009 wurde das Ziel ansatzweise erreicht; dennoch wurden im Herbst immer noch groáe Men-<br />

gen Laub eingetragen und die SchilfbestÇnde im SÄd- und Nordwesten immer noch beschattet.<br />

Die Erweiterung der Maánahme im Februar 2010 - FÇllung zusÇtzlicher Pappeln - konnte nicht<br />

mehr in die Effizienzerfassungen einbezogen werden, wird jedoch ausdrÄcklich befÄrwortet.<br />

Empfehlung<br />

Einige der ProjektgewÇsser eignen sich exzellent fÄr die BestandsgrÄndung der Karausche (C.<br />

carassius), sie sollte als Zielart in das LIFE-Projekt aufgenommen und dort besetzt werden.<br />

Sehr gut fÄr einem Initialbesatz eignen sich die GewÇsser:<br />

Ä EL32-Mittelgrund<br />

Ä RH5-LettenlÅcher<br />

Ä EL2-Leimersheimer FÇhre<br />

Ä DE10-Nackfeld nach einer Erweiterung und Vertiefung<br />

Bedingt geeignet wÇre:<br />

Ä EL21-Unterer Eggensteiner Altrhein<br />

So kÅnnten weitere KarauschenbestÇnde im Groáraum Karlsruhe begrÄndet werden.<br />

Um die Verlandung im KÅnigsee weiter zu verzÅgern, sollten weitere GehÅlze, vor allem an an-<br />

grenzenden Schilfbereichen gefÇllt werden. Durch die verbesserte Besonnung der Ufer wÄrde<br />

auch der Schlammpeitzger gefÅrdert.<br />

Eine bessere Anbindung des KÅnigsees an den Rheinniederungskanal und / oder Äber das<br />

Pfaffenloch an den Rhein und / oder Äber das DE10-Nackfeld an den sÄdlich gelegenen Bag-<br />

gersee wÇre wÄnschenswert. So kÅnnte die isolierte Schlammpeitzgerpopulation (Misgurnus<br />

fossilis) mit anderen verbunden werden. Die Karauschen hÇtten die MÅglichkeit andere GewÇs-<br />

ser zu besiedeln. Durch einen verbesserten Wasseraustausch kÅnnten ev. auch die abiotischen<br />

VerhÇltnisse im KÅnigsee langfristig stabilisiert werden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 122<br />

3.2.18 DE 10 - Nackfeld<br />

Im Gewann Nackfeld wurde frÄher Ton abgebaut, von den dabei entstandenen Abgrabungen<br />

wurde die Åstliche Grube untersucht (Karte 19). Insgesamt konnten nur ca. 250 m 2 beprobt wer-<br />

den. Die dichten RÅhrichtbestÇnde verhinderten eine Befischung auf einem Groáteil der FlÇche;<br />

wegen der tiefgrÄndigen Schlammablagerungen konnte das Nackfeld auch nicht watend be-<br />

fischt werden.<br />

Karte 19


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 123<br />

GewÅssertyp<br />

Verlandende Tongrube<br />

Morphologie<br />

Das StillgewÇsser mit einer GrÅáe von ca. 0,2 ha liegt am Rande eines Maisackers, wird von<br />

GehÅlzen umstanden und ist nahezu auf seiner gesamten FlÇche von RÅhricht besiedelt. Da-<br />

zwischen war eine dichte Wasserlinsendecke entwickelt (Abb. 70). Die GewÇssersohle ist tief-<br />

grÄndig verschlammt. Der Wasserstand lag Ende Oktober 05 und Mitte Mai 06 ca. 1,2 m unter<br />

GelÇndeniveau. Die BÅschungen sind steil, die Randstreifen werden gemÇht. SÄdlich schlieát<br />

sich eine GehÅlzgruppe an. Im Oktober 2009 konnte nicht befischt werden, es war nur noch<br />

feuchter Schlamm vorhanden (Abb. 70)<br />

Abb. 68 Nackfeld Oktober 05 Oktober 09<br />

Fischbestand<br />

Wegen des RÅhrichts und der Wasserlinsen war die Effizienz bei der Elektrobefischung sicher-<br />

lich gering. Zudem konnte nur ca. 10 % der FlÇche abgefischt werden, weshalb mit einem be-<br />

deutend grÅáeren Schlammpeitzgerbestand zu rechnen ist, als es die Grafik (Abb. 71) mit nur<br />

15 und 9 Individuen widerspiegelt. Der Bestand war nicht Äberaltert und reproduzierte im Jahre<br />

2005. Der Schlammpeitzgerbestand wird im Schlamm eingegraben wahrscheinlich auch die<br />

Trockenphase 2009 Äberstanden haben.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 124<br />

Abb. 69<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Es wurden keine Maánahmen durchgefÄhrt.<br />

Empfehlungen<br />

Der Schlammpeitzger findet im Nackfeld konkurrenzlose Bedingungen vor. Da es sporadisch<br />

austrocknet, kÅnnen sich andere Fischarten nicht im GewÇsser halten. Langfristig kÅnnten aber<br />

auch fÄr den Schlammpeitzger die Bedingungen zu schlecht werden.<br />

Das schilfbestandene Schlammpeitzgerhabitat grundzurÇumen birgt Risiken fÄr die <strong>Fische</strong>. Ri-<br />

sikoÇrmer ist die deutliche VergrÅáerung der WasserflÇche im sÄdÅstlichen Bereich durch Aus-<br />

baggerung. Dabei sollten so viele BÇume wie mÅglich entfernt werden, um die Schilfentwicklung<br />

zu fÅrdern. Um zukÄnftig der Austrocknung des GewÇssers vorzubeugen, sollte die Erweiterung<br />

einen Bereich mit einer Tiefe von mindestens 2,5 m unter dem jetzigen GelÇndeniveau auf-<br />

weisen.<br />

WÄnschenswert wÇre die Verbindung dieser isolierten Population mit dem DE8-Altrhein KÅnig-<br />

see und / oder dem Rheinniederungskanal.<br />

Vermieden werden sollten alle Maánahmen, die die Verlandung im Nackfeld fÅrdern kÅnnten,<br />

wie z. B. DÄngemitteleinsatz im Nahbereich, Ablagerung von MÇhgut, pflanzen zusÇtzlicher<br />

BÇume usw.<br />


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 125<br />

Anmerkungen<br />

ErwÇhnenswert sind die Funde des bedrohten Groáen KolbenwasserkÇfers und des Moorfro-<br />

sches in den Reusen 2006.<br />

3.2.19 PH7 - GeiÄbÉckelgraben<br />

Der GeiábÅckelgraben entwÇssert einen Mischwald und mÄndet in den VerlÇngerten Pfinzkanal<br />

(Karte 20), der verschiedene Schlammpeitzgerbiotope miteinander vernetzt 10 .<br />

Karte 20<br />

10 Im Rahmen eines anderen Projektes wurden 2008 im VerlÇngerten Pfinzkanal selbst und im in ihn einmÄndenden<br />

Zoldenbach Schlammpeitzger nachgewiesen.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 126<br />

GewÅssertyp<br />

Gerader EntwÇsserungsgraben<br />

Morphologie<br />

Der GeiábÅckelgraben war vor den Verbesserungsmaánahmen ein ca. 1 km langer, mÇáig ein-<br />

getiefter Graben mit einem regelmÇáigen Trapezprofil, der vor allem im oberen Abschnitt relativ<br />

hÇufig trocken fiel. Wertstrukturen waren auáer Totholz und Detritus im Oberlauf keine vorhan-<br />

den. Im leicht geschwungenen Mittellauf befanden sich 2009 nach der Verbesserungsmaánah-<br />

me RestwassertÄmpeln mit einem flacheren Profil und emersen Makrophyten. Der Graben ist<br />

noch relativ strukturarm, weist im Mittel- und Unterlauf kaum Totholz und nur partiell eine dÄnne<br />

Schlammauflage auf. Das Umfeld wird von einer Waldwiese geprÇgt.<br />

Fischbestand<br />

Auf den Befischungsstrecken im Graben konnten 2008 vor und im FrÄhjahr 2009 nach der Um-<br />

gestaltung noch keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden. Im Herbst 2009 wurden aus den Aufwei-<br />

tungen insgesamt 15 Goldfische (Caraussius auratus) entfernt. Die <strong>Fische</strong> waren alle zwischen<br />

10 cm und12 cm groá und besaáen die gleiche Flossenform und FÇrbung, so daá von einem il-<br />

legalen Besatz auszugehen ist, der zwischen April und September stattgefunden hat.<br />

Abb. 70<br />

MaÇnahme GeiÇbÉckelgraben


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 127<br />

Diskussion<br />

Der GeiábÅckelgraben fÄhrt in seinem jetzigen Ausbauszustand meistens nur in den neu ange-<br />

legten RestwassertÄmpeln Wasser (Abb. 72), die in niederschlagsarmen Jahren vermutlich<br />

ebenfalls austrocknen. Lange Abschnitte scheinen nur sehr selten und nur fÄr kurze Zeit Was-<br />

ser zu fÄhren. Vor allem im oberen Bereich lÇát die Vegetation auf einen Grundwasserstand<br />

schlieáen, der deutlich unter der Grabensohle liegt.<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Der GeiábÅckelgraben fÄhrte zumindest in den neu angelegten Vertiefungen das gesamte Jahr<br />

2009 Wasser. WÇhrend am 23.09.09 der eigentliche Graben weitgehend ausgetrocknet war,<br />

wiesen die neu angelegten Vertiefungen und Verbreiterungen noch einen Wasserstand von 10 -<br />

15 cm auf.<br />

Da im Graben auáer den besetzten Goldfischen (Carassius auratus) keine <strong>Fische</strong> nachgewie-<br />

sen werden konnten, kann die Effizienz der Maánahme aktuell noch nicht bewertet werden. Die<br />

MÅglichkeit der Zuwanderung von Schlammpeitzgern (Misgurnus fossilis) ist jedoch gegeben.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 128<br />

3.2.20 PH8 - Auschlut<br />

Die Auschlut entwÇssert im Ober- und Mittellauf landwirtschaftliche FlÇchen, im Unterlauf einen<br />

Mischwald, quert den Rheindamm und mÄndet in den Philippsburger Altrhein. Im westlichen<br />

Abschnitt wies sie vor den Maánahmen nur eine deutlichen Aufweitung und Vertiefung auf (Kar-<br />

te 21).<br />

GewÅssertyp<br />

MÇáig bis sehr stark eingetiefter geradliniger EntwÇsserungsgraben.<br />

Morphologie<br />

Die Auschlut besitzt ein regelmÇáiges Trapezprofil. Die Sohle ist gerÇumt, Totholz nicht und De-<br />

tritus kaum vorhanden. Die Auschlut verlÇuft auf etwa der halben LÇnge im Wald. Im westlichen<br />

Abschnitt schlieáen sich Wiesen an. Der einreihige entlang des Grabens verlaufende GehÅlz-<br />

saum wird von groáen LÄcken unterbrochen. Im oberen Abschnitt fehlen GehÅlze weitgehend.<br />

Die Auschlut weist keine Wertstrukturen fÄr <strong>Fische</strong> auf.<br />

Abb. 71 Auschlut Unterlauf Oberlauf 2006


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 129<br />

Karte 21<br />

Fischbestand<br />

Die Auschlut wies im FrÄhjahr 2006 und 2009 keinen erkennbaren Abfluá auf, obwohl sie zu-<br />

mindest 2006 im Åstlichen Teil vor dem Deich und im mittleren Abschnitt nahezu bordvoll gefÄllt<br />

war. Im westlichen Teil stand die Aufweitung bis ca. 1 m tief unter Wasser.<br />

Innerdeichs konnten keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden.<br />

Im September 2009 war die Schlute vor dem Deich bis auf zwei nur wenige Quadratmeter gro-<br />

áe TÄmpel vollstÇndig ausgetrocknet. Unterhalb des Deiches konnten im Herbst 2009 in einem<br />

ca. 10 cm tiefen RestwassertÄmpel elektrisch noch <strong>Fische</strong> gefangen werden (Abb. 76). FÄr das<br />

Setzen von Reusen war der Wasserstand zu niedrig. Es handelte sich um Jungfische 0+ und<br />

1+, lediglich die Schleie (Tinca tinca) war mit Çlteren Individuen vertreten. Bemerkenswert wa-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 130<br />

ren die Nachweise der FFH-Art Bitterling (Rhodeus amarus) und des sich rasant ausbreitenden<br />

Neozoon Marmorierte Grundel (Proterorhinus semilunaris).<br />

Diskussion<br />

Abb. 72<br />

Nach Auskunft von Herrn DR. PROSI, Philippsburg, war die Auschlut im Jahre 2003 lÇngere Zeit<br />

vollstÇndig trocken. Eine Wiederbesiedlung hat inzwischen scheinbar nicht stattgefunden. Im<br />

Herbst 2009 waren innerdeichs nur noch an zwei der angelegten Vertiefungen RestwasserpfÄt-<br />

zen vorhanden In einer der Vertiefungen konnten einige Kaulquappen der KnoblauchkrÅte beo-<br />

bachtet werden (Abb. 75).<br />

Schleie<br />

Fluábarsch<br />

Rotauge<br />

Karpfen<br />

Marmorierte Grundel<br />

Bitterling<br />

Auschlut - Befischungsergebnis 28.09.09<br />

0 10<br />

Individuenzahl<br />

20 30<br />

Abb. 73 September 2009 MaÇnahmen Auschlut<br />

Die auf der Rheinseite des Dammes gelegene Senke, die am 28.09.09 noch ca. 10 cm Wasser<br />

fÄhrte stellt eine Fischfalle dar. Die hier eingeschlossenen <strong>Fische</strong> waren akut von der Aus-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 131<br />

trocknung bedroht. Es wandern offensichtlich <strong>Fische</strong> von unterhalb bis zum Deich und sammeln<br />

sich bei sinkenden WasserstÇnden im RestwassertÄmpel. Da innerdeichs keine <strong>Fische</strong> nach-<br />

gewiesen werden konnten ist der Durchlaá vermutlich nicht durchgÇngig.<br />

Abb. 74 rheinseitige Senke Auschlut<br />

Effizienz der MaÄnahmen<br />

Westlich des Deiches wurden flache an die Auschlut angebundene Senken angelegt und der<br />

Graben partiell vertieft; dennoch war die Auschlut mit Ausnahme zweier winziger Restwasser-<br />

pfÄtze im Herbst 2009 bereits seit Wochen ausgetrocknet. Nur der Schlammpeitzger (Misgurnus<br />

fossilis) kÅnnte diese Bedingungen kurzfristig Äberstehen. Die Grabensohle wird jedoch von leh-<br />

mig/schluffigem Material gebildet, Schlamm und Detritus fehlen fast vollstÇndig und kÅnnen sich<br />

aufgrund der lÇnger anhaltenden Trockenperioden nur schlecht entwickeln. Damit fehlen dem<br />

Schlammpeitzger RÄckzugsmÅglichkeiten. Wegen der langen Trockenperioden erscheint der<br />

innerdeichs gelegene Abschnitt der Auschlut fÄr <strong>Fische</strong> ungeeignet.<br />

Nach RÄcksprache mit DR. PROSI, Philippsburg, wird die Åstliche Senke vertieft und damit die<br />

Fischfalle beseitigt. Hier entsteht bei Trockenheit ein RÄckzugsraum fÄr die in den Åstlichen<br />

Grabenabschnitt eingewanderten <strong>Fische</strong>. Da die Senke keinerlei Strukturen aufweist, ist sie mit-<br />

telfristig als Reproduktionshabitat nur fÄr wenige anspruchslose Arten geeignet.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 132<br />

3.2.21 PH 9 - GÉllerhÉhgraben<br />

Der GÅllerhÅhgraben entwÇssert westlich von Reinsheim landwirtschaftliche FlÇchen und mÄn-<br />

det in den Gieágraben (Karte 22). Er fÄhrt nicht ganzjÇhrig Wasser. Die Umgestaltungsmaá-<br />

nahmen wurden bereits vor den ersten Befischungen im Mai 2008 durchgefÄhrt.<br />

Karte 22<br />

GewÅssertyp<br />

Gering bis mÇáig eingetiefter geradliniger EntwÇsserungsgraben.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 133<br />

Morphologie<br />

Gerader Graben mit regelmÇáigem Trapezpofil und schmalem Schilfsaum, der im Unterlauf von<br />

GehÅlzen abgelÅst wird. Im Unterlauf meistens offen, im Oberlauf z. T. mit flÇchigem Schilfbe-<br />

stand auch auf der Sohle (Abb. 77). Die Schlamm- und Detritusauflage ist im Oberlauf bis zu ca.<br />

50 cm mÇchtig.<br />

Die Umgestaltung erfolgte im Mittelteil (Befischungsstrecke 2). Der GÅllerhÅhgraben wurde par-<br />

tiell deutlich verbreitert und eingetieft (Abb. 78)<br />

Abb. 75 GÉllerhÉhgraben Éstlicher Abschnitt Abb. 76 MaÇnahme<br />

Fischbestand<br />

Am 05.05.08 und 17.09.08, im Jahr nach der DurchfÄhrung der Maánahme, fÄhrte der GÅl-<br />

lerhÅhgraben Wasser. Dennoch konnten im Bereich der Aufweitung sowie ober- und unterhalb<br />

davon elektrisch keine <strong>Fische</strong> und in den Reusen nur Anurenkaulquappen, Molchlarven und<br />

Teichmolche gefangen werden. Erst am 23.04.09 waren <strong>Fische</strong> nachzuweisen (Abb. 79). Die<br />

Neozoa BlaubandbÇrbling (Pseudorasbora parva) und Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) sowie<br />

der heimische Stichling (Gasterosteus aculeatus) sind anspruchslose Ubiquisten, die vom<br />

Gieágraben bis in den mittleren Abschnitt des GÅllerhÅhgrabens gewandert waren. Die <strong>Fische</strong><br />

hielten sich nur in der Maánahmenstrecke auf. Im Herbst 2009 waren die Populationen durch<br />

die vollstÇndige Austrocknung des Grabens wieder erloschen.<br />

Diskussion<br />

Der GÅllerhÅhgraben ist nur bedingt fÄr <strong>Fische</strong> geeignet. Von den Zielarten kÅnnte sich alleine<br />

der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) in der angelegten Vertiefung Äber die Trockenperi-<br />

oden retten. Da sich hier jedoch noch keine Schlammauflage gebildet hat und der Grund von<br />

bindigem lehmig / schluffigem Material gebildet wird, fehlt ihm z. Z. die MÅglichkeit sich ein-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 134<br />

zugraben. Da er zudem im Gieágraben, dem Vorfluter des GÅllerhÅhgrabens, nicht nachgewie-<br />

sen werden konnte, ist auch die Zuwanderung mittelfristig eher unwahrscheinlich.<br />

Abb. 77<br />

Effizienz der MaÄnahmen<br />

Die Maánahme ist noch zu jung, um die MÅglichkeiten fÄr den Schlammpeitzger (Misgurnus<br />

fossilis) realistisch beurteilen zu kÅnnen. Selbst wenn er zuwandern kÅnnte (es fehlen unter-<br />

stromige Vorkommen), reicht die Dauer der WasserfÄhrung im Graben in trockenen Jahren,<br />

bzw. bei tiefen GrundwassertiefstÇnden wahrscheinlich nicht aus. Bei ausreichender Wasser-<br />

fÄhrung kÅnnen sich kurzfristig Stichlinge und Neozoa im Graben vermehren. Die Ergebnisse<br />

der Elektrobefischungen und ReusenfÇnge lassen jedoch auf eine hohe Effizienz fÄr Molche<br />

und weitere Amphibien schlieáen.<br />

Empfehlungen<br />

GÅllerhÅhgraben - Befischungsergebnis 23.04.09<br />

BlaubandbÇrbling<br />

Stichling<br />

Sonnenbarsch<br />

0 5 10<br />

Individuenzahl<br />

15 20<br />

Sollten zukÄnftig Schlammpeitzger im Gieágraben nachgewiesen werden, sollte Äber weitere,<br />

etwas stÇrkere Vertiefungen im GÅllerhÅhgraben entschieden werden, denn von der Struktur<br />

und vom Pflanzenbestand ist er der fÄr den Schlammpeitzger geeignetere Graben.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 135<br />

3.2.22 PH10 - GieÄgraben<br />

Der Gieágraben erstreckt sich sÄdlich von Rheinsheim Äber ca. 4,5 km vom Rheinniederungs-<br />

kanal bis zum Rheinvorland, in das er Äber ein SchÅpfwerk mÄndet (Karte 23).<br />

Karte 23<br />

GewÅssertyp<br />

Tiefer geradliniger EntwÇsserungsgraben.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 136<br />

Morphologie<br />

Der Gieágraben ist ein gerader, langer, mÇáig bis stark eingetiefter Graben mit einem regelmÇ-<br />

áigen Trapezprofil. Er quert 2 permanente StillgewÇsser, , das Pfaffenloch (Abb. 80) und das<br />

Groáe Loch [Abb. 82 (Befischungsstrecken 4 und 5)] im Hauptschluá, die zusammen eine FlÇ-<br />

che von unter 1 /2 Hektar aufweisen. Am westlichen Abschnitt stehen nur vereinzelt UfergehÅlze.<br />

Der Åstliche Abschnitt liegt unterhalb des Groáen Loches vollstÇndig im Wald. Das Profil ist re-<br />

gelmÇáig. Die Sohle ist von einer mehrere Dezimeter dicken Schlamm- bzw. Detritusschicht<br />

bedeckt (Abb. 81). Selbst im Wald erhÅhen die SturzbÇume, die meist Äber dem Grabenprofil<br />

liegen, die StrukturdiversitÇt nur wenig (Abb. 81), Totholz wird offensichtlich gerÇumt. Wertstruk-<br />

turen und Eigendynamik sind im Graben nicht zu erkennen. Das Pfaffenloch und das Groáe<br />

Loch besitzen mit einigen SturzbÇumen, Totholz und VersteckmÅglichkeiten eine bessere Struk-<br />

turdiversitÇt. Hier ist die Schlammauflage Äber einen Meter mÇchtig. Dauerhaft Wasser fÄhren<br />

das Groáe Loch, das Pfaffenloch und der untere Grabenabschnitt bei Rheinsheim.<br />

Abb. 78 GieÇgraben westlicher Abschnitt Pfaffenloch<br />

Abb. 79 GieÇgraben mittlerer Abschnitt April 2006 September 2009


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 137<br />

Abb. 80<br />

GieÇgraben "GroÇes Loch"<br />

Fischbestand<br />

Der Gieágraben wies am 11.04.2006 einen schwachen Abfluá auf. Der rheinseitige Abschnitt<br />

westlich des Deiches war hoch Äberschwemmt Der untere Abschnitt und das Pfaffenloch wur-<br />

den vom Boot aus, die restlichen Grabenabschnitte vom Ufer aus, zu Fuá befischt.<br />

Auf den Befischungsstrecken im Graben konnten keine <strong>Fische</strong> nachgewiesen werden. Eine<br />

mÅgliche ErklÇrung ist der lang anhaltende Eisgang 2006, der aufgrund der schlechten GewÇs-<br />

ser- und StrukturgÄte in den Grabenstrecken den <strong>Fische</strong>n keine àberlebensmÅglichkeit lieá.<br />

Ein Çhnliches Ergebnis ergab die Befischung am 05.10.06, <strong>Fische</strong> konnten nur in den beiden<br />

LÅchern gefangen werden (Abb. 83).<br />

Im Herbst 2009 war der Graben bis auf den Unterlauf bei Rheinsheim, das Pfaffenloch und das<br />

Groáe Loch ausgetrocknet. Auch hier wurden nur in den beiden TÄmpeln <strong>Fische</strong> nachgewiesen.<br />

Diskussion<br />

Weshalb im Unterlauf (Befischungsstrecke 1), der dauerhaft Wasser fÄhrt, bei keiner Erhebung<br />

- weder elektrisch, noch mit Reusen - <strong>Fische</strong> gefangen werden konnten ist nicht zu erklÇren. Die<br />

Stichlinge (Gasterosteus aculeatus), Sonnenbarsch (Lepomis gibbosa) und BlaubandbÇrblinge<br />

(Pseudorasbora parva) im GÅllerhÅhgraben mÄssen von hier aus in diesen eingewandert sein.<br />

Sonst eignen sich im Gieágraben nur noch die beiden TÄmpel als Fischhabitate, allerdings las-<br />

sen die sehr geringen Individuenzahlen auf nur kleine Populationen und damit auf schlechte<br />

Entwicklungsbedingungen schlieáen.<br />

Der Gieágraben ist als Lebensraum fÄr FFH-Fischarten nur bedingt geeignet. In Frage kÇme<br />

der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), fÄr den jedoch im Graben zu wenige DeckungsmÅg-


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 138<br />

lichkeiten durch Makrophyten, RÅhricht oder ÄberhÇngende Ufervegetation bestehen. Durch die<br />

vollstÇndige Beschattung der Ufer, auáer an Befischungsstrecke 1, dÄrfte der Gieágraben mit<br />

seinen StillgewÇssern ohne Freischnitt fÄr den Schlammpeitzger auch zu kalt bleiben. Als konti-<br />

nentale Art bevorzugt der Schlammpeitzger im Sommer hÅhere Wassertemperaturen. Diese<br />

kÅnnen am Gieágraben nur Äber GehÅlzentnahmen im Uferbereich erreicht werden. ILN 2009<br />

sieht im Gieágraben allerdings ein geeignetes Schlammpeitzgerbiotop.<br />

Da er auch bei frÄheren Bestandserhebungen nicht nachgewiesen werden konnte und die<br />

Fundangaben im Bereich des Gieágrabens schon viele Jahre zurÄckliegen, ist er wahrschein-<br />

lich nicht mehr im System Gieágraben / GÅllerhÅhgraben vorhanden.<br />

Fischart<br />

Abb. 81<br />

Effizienz der MaÄnahmen<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Stichling<br />

Weiáfische juv.<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Stichling<br />

Weiáfische juv.<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Stichling<br />

Weiáfische juv.<br />

Bestandserhebungen GieÄgraben<br />

0 10 20 30<br />

Individuenzahl<br />

20.03.06<br />

05.10.06<br />

23.09.09<br />

LÅnge/cm<br />

Um den Schlammpeitzger zu fÅrdern, sollte der Gieágraben umgestaltet werden. Diskutiert<br />

wurde die wÄnschenswerte bessere Anbindung an den Rheinniederungskanal Äber den Gieá-<br />

grabenoberlauf. Dies hÇtte zu einer besseren Wasserversorgung und zu ZuwanderungsmÅg-<br />

lichkeiten der FFH-Arten gefÄhrt. Leider war dies aus hydraulischen GrÄnden nicht mÅglich. Die<br />

bis FrÄhjahr 2010 durchgefÄhrten Maánahmen am Gieágraben beschrÇnkten sich auf Aufwei-<br />


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 139<br />

tungen, Vertiefungen und einer nur eingeschrÇnkten Anbindung des Gieágrabens an den<br />

Rheinniederungskanal Äber den sÄdlich des Groáen Loches gelegenen Grabenabschnitt zum<br />

LÅcherwald. Ob sich durch die Maánahmen die Lebensbedingungen fÄr den Schlammpeitzger<br />

oder andere Arten verbessern werden, kann noch nicht beurteilt werden.<br />

Empfehlung<br />

Da die Verbindung des Gieágrabens zum Rheinvorland Äber das SchÅpfwerk Rheinsheim auch<br />

eingeschrÇnkt ist, kÅnnte nach Abschluá der Maánahmen ein Initialbesatz mit dem Schlamm-<br />

peitzger (Misgurnus fossilis) erwogen werden.<br />

Andere Arten, wie Stichling (Gasterosteus aculeatus) und Schleie (T. tinca) kÅnnten durch eine<br />

Entschlammung der Sohle, eine deutlichen Vertiefung und Verbreiterung auf mehreren 100 m<br />

Strecke, durch das Auslichten von BÇumen im Uferbereich und durch das Belassen von Totholz<br />

im Gerinne gefÅrdert werden. Der Gieágraben besitzt im Wald ein flaches Doppeltrapezprofil,<br />

so daá die àberschwemmungsgefahr fÄr die angrenzenden FlÇchen nur gering wÇre.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 140<br />

3.2.23 PH12 á Hohwiesengraben<br />

Der Hohwiesengraben nimmt den àberlauf des Badesees Philippsburg auf und entwÇssert ca.<br />

500 m weiter nordÅstlich in den Saalbach (Karte 24).<br />

Karte 4<br />

GewÅssertyp<br />

Geradliniger EntwÇsserungsgraben.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 141<br />

Morphologie<br />

Der Hohwiesengraben ist ein mÇáig bis gering eingetiefter Graben mit einem regelmÇáigen<br />

Trapezprofil. Der sÄdliche Bereich wird von einem schmalen Schilfsaum, der bis zur GewÇsser-<br />

sohle reicht, begleitet. Der nÅrdliche flachere Abschnitt verlÇuft in einer durchgehenden RÅh-<br />

richtflÇche. Die Sohle des Hohwiesengrabens war von einer mÇchtigen Detritusschicht aus RÅh-<br />

richt in unterschiedlichen Verrottungsstadien bedeckt.<br />

Abb. 82 Hohwiesengraben 2006 nÉrdlicher sÅdlicher Abschnitt<br />

Fischbestand<br />

Der Hohwiesengraben fÄhrte am 06.04.2006 Hochwasser, ein Abfluá war jedoch nicht erkenn-<br />

bar. Im nÅrdlichen Abschnitt war die angrenzende SchilfflÇche Äberflutet. Die an Befischungs-<br />

strecke 4 nachgewiesenen DÅbel (Leuciscus cephalus) und der Aal (A. anguilla) befanden sich<br />

im unmittelbaren MÄndungsbereich und waren wahrscheinlich aus dem Saalbach zugewandert.<br />

Im Oktober war der Wasserstand bedeutend niedriger, so daá im Graben Schlammpeitzger<br />

(Misgurnus fossilis) und Bitterlinge (Rhodeus amarus) nachgewiesen werden konnten (Abb. 85).<br />

Dominante Arten sind die Schleie (T. tinca) und der Stichling (Gasterosteus aculeatus) von dem<br />

Äber 100 Individuen in die 4 Reusen gelangten.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 142<br />

Fischart<br />

Abb. 83<br />

Diskussion<br />

Aal<br />

Bitterling<br />

DÅbel<br />

Fluábarsch<br />

Hecht<br />

Rotfeder<br />

Schlammpeitzger<br />

Schleie<br />

Sonnenbarsch<br />

Stichling<br />

Der Hohwiesengraben ist aufgrund der reichlich vorhandenen DeckungsmÅglichkeiten, der Ver-<br />

schlammung, des vorhandenen RestwassertÄmpels und der geringen Konkurrenz durch andere<br />

Arten als Lebensraum fÄr den Schlammpeitzger sehr gut geeignet. Mit drei Jungtieren (0+)<br />

konnte dessen Reproduktion am 01.10.09 im Hohwiesengraben belegt werden. Die Individuen-<br />

dichte aller vorkommenden Fischarten ist relativ gering.<br />

Effizienz der MaÄnahme<br />

Bestandserfassungen Hohwiesengraben<br />

0 3 6 9 12 15 18<br />

Individuenzahlen<br />

Durch die Aufweitung und Vertiefung des Grabens im Mittelteil (Abb. 79) wird gewÇhrleistet, daá<br />

auch in Trockenperioden ausreichend àberdauerungsmÅglichkeiten fÄr den Schlammpeitzger<br />

(Misgurnus fossilis) und Bitterling (Rhodeus amarus) bestehen. Die Maánahme wurde so scho-<br />

nend durchgefÄhrt, daá auch nach der BaggertÇtigkeit der Schlammpeitzger gefangen werden<br />

konnte. Somit bleibt ein Schlammpeitzgerlebensraum langfristig erhalten.<br />

06.04.06<br />

17.10.06<br />

23.04.09<br />

01.10.09<br />

MaÄnahme


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 143<br />

Empfehlung<br />

Abb. 84 Aufweitung Hohwiesengraben<br />

Um den erfolg der Maánahme langfristig zu sichern, sollte sie in 15-20 Jahren an gleicher Stel-<br />

le, oder unmittelbar angrenzend wiederholt werden.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 144<br />

4 Zusammenfassung<br />

4.1 Einleitung<br />

Um die Effizienz der im Projektverlauf durchgefÄhrten Maánahmen festzustellen, wurden in 24<br />

GewÇssern von Neuburgweier bis Philippsburg von Oktober 2005 bis Mai 2010 Fischbestands-<br />

erfassungen durchgefÄhrt. Der Schwerpunkt lag beim Nachweis der FFH-Arten Bitterling (Rho-<br />

deus amarus), Steinbeiáer (Cobitis taenia) und Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis).<br />

Geplante Maánahmen wurden auf ihre Auswirkungen auf die Fischfauna beurteilt und Empfeh-<br />

lungen zur DurchfÄhrung ausgesprochen.<br />

4.2 Erfassungsmethoden<br />

Bestandserhebungen wurden im FrÄhjahr und Herbst durch Elektrobefischungen vom Boot aus<br />

mit einem 7,5 kW - StationÇrgerÇt oder watend mit einem 1,5 kW - RÄckentragegerÇt durchge-<br />

fÄhrt. ErgÇnzend wurden 3 - 10 Kleinfischreusen mit einer Maschenweite von 3 x 3 mm jeweils<br />

Äber Nacht gestellt.<br />

An drei GewÇssern wurden im FrÄhjahr 2006 zusÇtzlich Stellnetze mit Maschenweiten von 17<br />

mm bis 100 mm Äber Nacht ausgebracht.<br />

Die FFH-Arten wurden auf einem Meábrett (d = 0,5 cm) vermessen, die anderen Arten visuell in<br />

GrÅáenklassen eingeteilt. Alle <strong>Fische</strong> der Elektro- und ReusenfÇnge wurden nach der Registrie-<br />

rung wieder in ihr GewÇsser zurÄckgesetzt.<br />

4.3 Ergebnisse<br />

Die Maánahmen lassen sich einteilen in:<br />

Ä Langfristige Erhaltung eines GewÇssers - EL20, EL21, EL 22, DE6, PH7, PH12<br />

Ä Verbesserte Anbindung an den Rhein - RH1, EL2, LH19<br />

Ä Beseitigung von Fischfallen - KA2<br />

Ä Biotopverbesserung - RH5, EL19, LH22, DE4, DE7, DE8, PH8, PH9, PH10<br />

Einige Maánahmen wurden fÄr die Verbesserung der Lebensbedingungen anderer Zielgruppen<br />

(Pflanzen, Amphibien, VÅgel usw.) konzipiert, so daá auch Maánahmen durchgefÄhrt wurden,<br />

die fÄr <strong>Fische</strong> keine Verbesserung bewirken konnten.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 145<br />

Die aktuell bereits erkennbaren und die prognostizierten Verbesserungen durch die einzelnen<br />

Maánahmen sind in Tabelle 1 aufgefÄhrt.<br />

Tab. 12 Effizienz der MaÇnahmen fÅr <strong>Fische</strong><br />

LIFE-Nr.<br />

Rheinstetten<br />

GewÄsser<br />

MaÇnahme<br />

durchgefÅhrt<br />

Effizienzkontrolle<br />

mÉglich<br />

Verbesserung<br />

aktuell<br />

Verbesserung<br />

Erhaltung Prognose<br />

RH1 Salmengrund ja nein ? ?<br />

RH4 DÇmmelschlut ja ja - -<br />

RH5 LettenlÅcher ja ja (+) (+)<br />

Karlsruhe<br />

KA2 Schlute am Ñlhafen ja ja +++ +++<br />

Eggenstein - Leopoldshafen<br />

EL2 Leimersheimer FÇhre ja ja + +(+)<br />

EL19 Leimersheimer Wert ja ja - -<br />

EL20 Oberer Eggensteiner - Altrhein ja ja + ++<br />

EL21 Unterer Eggensteiner - .Altrhein ja ja + ++<br />

EL22 Niederauwasser ja ja - (+)<br />

EL32 Mittelgrund nein ja - -<br />

Linkenheim-Hochstetten<br />

LH19 Metz-Doppelschleuse ja ja (+) +(+)<br />

LH22 Gradnausbruch ja ja - -<br />

Dettenheim<br />

DE4 Feldw.- Bandelsfeldgraben ja / nein nein / nein - -<br />

DE5 Lohfeldgraben nein nein - -<br />

DE6 Herrenteiler ja ja ++ +++<br />

DE7 Dan ja nein - -<br />

DE8 Altrhein KÅnigsee ja ja + +<br />

DE10 Nackfeld nein ja - -<br />

Philippsburg<br />

PH7 GeiábÅckelgraben ja ja + ++<br />

PH8 Auschlut ja ja + +<br />

PH9 GÅllerhÅhgraben ja ja - +<br />

PH10 Gieágraben ja nein ? +<br />

PH12 Hohwiesengraben ja ja ++ +++<br />

- Keine VerÇnderung ? Effizienz mÅglich, aber aufgrund besonderer UmstÇnde nicht einzuschÇtzen + geringfÄgige Verbesserung<br />

++ merkliche Verbesserung +++ deutliche Verbesserung (+) eventuell mÅglich<br />

Da gerade die SchlammpeitzgergewÇsser von zunehmender Verlandung betroffen sind, besteht<br />

der Erfolg einer Maánahme oft in der langfristigen Erhaltung des GewÇssers und eines eventu-<br />

ell bereits vorhandenen Schlammpeitzgerbestandes (Herrenteiler). Kurzfristige Erfolge sind z.<br />

B. bei der Neuanlage von Biotopen (GeiábÅckelgraben) nicht zu erwarten, da die Zuwanderung<br />

von <strong>Fische</strong>n vom Vorkommen im Vorfluter und dem Wasserstand abhÇngt. Gerade fÄr den<br />

Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) muá sich nach Erdarbeiten erst wieder die Vegetation


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 146<br />

entwickeln und am GewÇssergrund im Laufe der Jahre eine Schlammauflage bilden. FÄr einen<br />

reproduzierenden Bitterlingsbestand ist zuerst die Etablierung von Groámuschelpopulationen<br />

erforderlich.<br />

Insgesamt wurden 31 Fischarten in den ProjektgewÇssern nachgewiesen. Dominierende Taxa<br />

waren die stagno- und phytophilen Arten der AuengewÇsser, wie Schleie (Tinca tinca) und Rot-<br />

feder (Scardinius erythrophthalmus) sowie die Ubiquisten Rotauge (Rutilus rutilus) und Fluá-<br />

barsch (Perca fluviatilis). Die Neozoa stellen rund ein Viertel der Arten, von denen der Sonnen-<br />

barsch (Lepomis gibbosus) mit Abstand am weitesten verbreitet ist.<br />

Der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) wurde in 11 GewÇssern nachgewiesen; im Unteren<br />

Eggensteiner Altrhein, Mittelgrund und Altrhein KÅnigsee in erfreulich individuenstarken Popula-<br />

tionen. Die Entschlammung im Unteren Eggensteiner Altrhein erhÇlt das GewÇsser langfristig,<br />

wÇhrend die Pappelentnahme am KÅnigsee fÄr eine nachhaltige Verbesserung immer noch zu<br />

zaghaft durchgefÄhrt wurde. Durch die Maánahmen am Hohwiesengraben und Herrenteiler<br />

konnten die dort von permanenter Austrocknung bedrohten SchlammpeitzgerbestÇnde erhalten<br />

werden.<br />

Die Fischfalle "Schlute am Ñlhafen" konnte weitgehend entschÇrft und mit der neu angelegten<br />

Flachwasserzone ein Laichplatz und Jungfischbiotop geschaffen werden.<br />

Durch die ErtÄchtigung der Metz-Doppelschleuse wurden die auáerdeichs gelegenen GewÇsser<br />

besser an den Rhein angebunden. Auch im Salmengrund und der Leimersheimer FÇhre sollte<br />

fÄr die Lateralwanderer der Wechsel vom Rhein in die AuengewÇsser erleichtert werden. Dies<br />

scheint nach den ersten Ergebnissen, die allerdings durch niedrige RheinwasserstÇnde beein-<br />

trÇchtigt wurden, nur bedingt gelungen.<br />

Die Biotoppflegemaánahmen oder die Anlage von AmphibiengewÇssern an den GrÇben DÇm-<br />

melschlut, Leimersheimer Wert, Gradnausbruch, Dan und Auschlut konnten die Lebensbedin-<br />

gungen fÄr <strong>Fische</strong> nur unerheblich bis gar nicht verbessern.<br />

Besonders erfreulich war der Nachweis der stark gefÇhrdeten Karausche (Carassius carassius)<br />

im KÅnigsee, in dem sie eine stabile Population bildet.


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> 147<br />

Verwendete Literatur<br />

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Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> Anhang I<br />

Jahresganglinien Rhein / Pegel Maxau<br />

Pegel Maxau cm<br />

Pegel Maxau cm<br />

Pegel Maxau cm<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

Sa, 01.01.<br />

So, 01.01<br />

Mo, 01.01<br />

Di, 01.02<br />

Mi, 01.02<br />

Do, 01.02<br />

Di, 01.03<br />

Mi, 01.03<br />

Do, 01.03<br />

Fr, 01.04<br />

Sa, 01.04<br />

So, 01.04<br />

So, 01.05<br />

Mo, 01.05<br />

Di, 01.05<br />

Rheinpegel Maxau - 2005<br />

Mi, 01.06<br />

Do, 01.06<br />

Fr, 01.07<br />

Datum<br />

Sa, 01.07<br />

Datum<br />

Mo, 01.08<br />

Rheinpegel Maxau - 2006<br />

Di, 01.08<br />

Rheinpegel Maxau - 2007<br />

Fr, 01.06<br />

So, 01.07<br />

Datum<br />

Mi, 01.08<br />

Do, 01.09<br />

Fr, 01.09<br />

Sa, 01.09<br />

Sa, 01.10<br />

So, 01.10<br />

Mo, 01.10<br />

Di, 01.11<br />

Mi, 01.11<br />

Do, 01.11<br />

Do, 01.12<br />

Fr, 01.12<br />

Sa, 01.12


Lebendige Rheinauen É <strong>Fische</strong> Anhang I<br />

Jahresganglinien Rhein / Pegel Maxau<br />

Pegel Maxau cm<br />

Pegel Maxau cm<br />

Pegel Maxau cm<br />

800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

Di, 01.01<br />

Do, 01.01<br />

Fr, 01.01<br />

Fr, 01.02<br />

So, 01.02<br />

Mo, 01.02<br />

Sa, 01.03<br />

So, 01.03<br />

Mo, 01.03<br />

Di, 01.04<br />

Mi, 01.04<br />

Do, 01.04<br />

Do, 01.05<br />

Fr, 01.05<br />

Sa, 01.05<br />

Rheinpegel Maxau - 2008<br />

So, 01.06<br />

Mo, 01.06<br />

Di, 01.07<br />

Datum<br />

Mi, 01.07<br />

Datum<br />

Fr, 01.08<br />

Rheinpegel Maxau - 2009<br />

Sa, 01.08<br />

Rheinpegel Maxau - 2010<br />

Datum<br />

Mo, 01.09<br />

Di, 01.09<br />

Mi, 01.10<br />

Do, 01.10<br />

Sa, 01.11<br />

So, 01.11<br />

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Di, 01.12

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