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Merano Magazine - Sommer 2010

Merano Magazine - Neuigkeiten aus dem Meranerland. Die Ausgabe Sommer 2010 zeigt Meraner Hochgenüsse. Hier finden Gourmets Insider Tipps für Meran und Umgebung.

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finstermünz, 1840<br />

1700) auf 10 km/h (1850) gesteigert. Eine Kutsche<br />

kann nun an einem Tag bei idealen Bedingungen bis<br />

zu 100 Kilometer zurücklegen. Die so genannte »Extra-Post«<br />

– neben der »ordinairen« – ist eine eigene<br />

Kutsche oder eine eigens gemietete. Die Poststationen<br />

werden dann ausschließlich für den Pferdewechsel<br />

genutzt.<br />

»die Hölle der täler«<br />

Das Reisen über die Alpen ist im 18. Jahrhundert<br />

durchaus üblich, obgleich immer noch mit einem bestimmten<br />

Schauder verbunden. Pilger ängstigen sich<br />

zwar nicht mehr vor der »Hölle der Täler«, aber doch:<br />

»Unten heult tausendfacher Tod aus dem Abgrund;<br />

mehr als einmal fühlt, greift man nach sich selbst, so<br />

sehr vernichtet ist beinahe alle Existenz«, schreibt<br />

Friedrich Detlev Graf von Moltke 1790 nach einer Alpenpasswanderung.<br />

Die Alpen verlieren bis 1800 zunehmend ihren Schrecken,<br />

gewinnen für die Forschung an Interesse und<br />

werden in der Romantik zur Rückzugs- und Seelenlandschaft<br />

stilisiert. Das »Handbuch für Reisende im<br />

Kaiserthume Österreich« (1844) schreibt:<br />

»Am Inn aufwärts in immer romantischer werdender<br />

Landschaft. Am hoch gelegenen Fließ<br />

vorbei, durch die schauerliche Schlucht des Pontlazbrücke«<br />

… und weiter über den berühmten<br />

Pass Finstermünz, vorbei am »Orteles, 12.395<br />

Fuß hoch, den höchsten Berg des Kaiserthums«<br />

durchs Landl, wie das obere Etschtal genannt<br />

wird, in das »malerische Städtchen Meran, vielleicht<br />

der reizendst gelegene Ort der Monarchie«<br />

mit 2400 Einwohnern.<br />

Von Landeck gibt es hierher vier Mal wöchentlich<br />

schreibt ein Meran-Führer 1867, wo der Aufenthalt<br />

noch »keinesfalls theuer« sei und empfohlen wird,<br />

»Gold oder preussisches Geld« als Zahlungsmittel<br />

mitzubringen.<br />

Das übliche Reisemittel ist demnach die Kutsche.<br />

Der Schriftsteller Johann Gottfried Seume geht<br />

1802 dennoch lieber zu Fuß über die Alpen. Er will<br />

ein wenig auslaufen oder tornistern, wie er es nennt.<br />

Er zieht diese Fortbewegungsart dem Fahren vor,<br />

das er mit einer ignoranten und unselbstständigen<br />

Lebenshaltung verbindet. Über seine Reise nach Syrakus<br />

verfasst er später ein berühmtes Buch. »Fußreisen<br />

gehen freylich langsamer, als Extrapostflüge,<br />

allein man genießt auch des Weges doppelt, lernt<br />

die Naturschönheiten des Landes besser kennen,<br />

und bekommt herrlichen Appetit.« Allerdings wird in<br />

den historischen Berichten immer wieder bemängelt,<br />

dass die Fußgänger bei den deutschen Wirten nicht<br />

besonders angesehen sind.<br />

»auf bösem Boden« unterwegs<br />

In Reiseführern wird dagegen gerne diskutiert, ob die<br />

Reise zu Pferde mehr Vor- als Nachteile hat. Die Antworten<br />

fallen unterschiedlich aus: »Nichts erschüttert<br />

so sehr den ganzen Körper, bringt die stockenden<br />

Flüssigkeiten wieder in Bewegung, stärkt die Muskeln<br />

des Unterleibes, befördert die Verdauung, erweckt<br />

den Appetit, hilft zur unmerklichen Ausdünstung, ruft<br />

den angenehmen Schlaf herbey, erheitert den Geist,<br />

beschleunigt die Wirkung der Phantasie und des Verstandes,<br />

als ein mäßiges aber anhaltendes Reiten.«<br />

Die Pferdereise ist aber teuer und nicht ohne Begleiter,<br />

Hund und Pistole empfohlen. Überall lauern<br />

Gefahren, die Straßen sind schlecht: »Die Abende<br />

vor dem Ruhetage schlägt man den Huf mit Kuhmist<br />

oder rohem Sauerkraute ein, und thut das um so öfter,<br />

wenn man auf bösem und trocknem Boden oder<br />

Chausseen reiset.«<br />

merano magaZine<br />

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