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Merano Magazine - Sommer 2010

Merano Magazine - Neuigkeiten aus dem Meranerland. Die Ausgabe Sommer 2010 zeigt Meraner Hochgenüsse. Hier finden Gourmets Insider Tipps für Meran und Umgebung.

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oben: Passeiertal vor 1910<br />

unten: St. Valentin auf der haide, ende 19. Jh.<br />

Doch begleiten wir einen prominenten Reisenden im<br />

18. Jahrhundert:<br />

»Der Postillon schlief ein, und die Pferde liefen<br />

den schnellsten Trab bergunter (…); kamen sie an<br />

ein eben Fleck, so ging es desto langsamer. Der<br />

Führer wachte auf und trieb wieder an, und so<br />

kam ich sehr geschwind, zwischen hohen Felsen,<br />

an dem reißenden Etschfluß hinunter.«<br />

Als Goethe zu abendlicher Stunde am 11. September<br />

1786 vom Brenner mit der Postkutsche Richtung Sterzing<br />

flitzt, hat er es eilig. Er will weg aus seinem alten<br />

Leben, eintauchen in das helle Licht des Südens, nur<br />

mit dem nötigsten Reisegerät versehen. Da verzeiht<br />

man ihm schon, dass er eigentlich am Eisack vorbeirollt<br />

und nicht an der Etsch: Um neun Uhr in Sterzing,<br />

erreicht er um Mitternacht Mittenwald, dann Brixen<br />

und bei Tagesanbruch Kollmann. »Die Postillons fuhren,<br />

daß einem Sehen und Hören verging.« Die sieben<br />

Poststationen zwischen Innsbruck und Bozen<br />

sind berühmt-berüchtigt. Es fahren zweimal täglich<br />

Eilwagen von Innsbruck über den Brenner. Zu Goe-<br />

34 merano magaZine<br />

Chamonix am fuß des mont Blanc, 19. Jh.<br />

thes Zeiten rechnet man von Innsbruck nach Bozen<br />

etwa an die 22 Stunden Fahrt. Heute schaffen wir es<br />

in ein bis zwei.<br />

Die Reise über den ersten hohen Alpenpass ist lange<br />

Zeit eine Art Initiationsritus. Diese Reisen entstehen<br />

im Zug der »Grand Tour« (Kavalierreise), die junge<br />

Adelige seit der Renaissance zu machen pflegen,<br />

um sich zu bilden, aber auch um Lebenserfahrung zu<br />

sammeln, nicht zuletzt erotische. Ähnlich Goethe ist<br />

Mozart in der Kutsche zuhause. Mozart befindet sich<br />

fast ein Drittel seines Lebens auf Reisen. Er tauscht<br />

nach Möglichkeit die Fahrt in der »ordinairen« Postkutsche<br />

mit den weichen, doch teueren Polstern der<br />

»Extrapost«. Reisen ist in dieser Zeit kostspielig. Eine<br />

fünftägige Fahrt Mozarts von München nach Wien<br />

kostet ihn 1781 ein Neuntel seines Jahresgehalts als<br />

Salzburger Hoforganist, nämlich 50 Gulden. Viele seiner<br />

Fahrten, drei gehen über die Alpen nach Italien,<br />

macht der Komponist allerdings in der eigenen Kutsche<br />

– ein Luxus.<br />

Die Reisegeschwindigkeit der Postkutsche wird durch<br />

verbesserten Straßenbau allmählich von 2 km/h (um

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