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Sherry - Weinritter Steiermark

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Werner Grüner, Weinakademiker Ein bisschen was über Wein ©<br />

<strong>Sherry</strong><br />

<strong>Sherry</strong> ist nicht gleich <strong>Sherry</strong>. Von hell bis dunkel, von trocken bis süß reichen die Varianten. Generell<br />

kann man sagen: je heller desto trockener, je dunkler desto süßer.<br />

Die Heimat des <strong>Sherry</strong> ist ein kontrolliertes Anbaugebiet mit weiten, sanft gewellten Horizonten rund um<br />

die spanische Stadt Jerez de la Frontera, die auch dem <strong>Sherry</strong> seinen Namen gab. Boden und Klima hier<br />

im Süden von Andalusien erfüllen alle Ansprüche für das Gedeihen des Weines: kalkhaltige Erde reflektiert<br />

im Sommer die Sonnenstrahlen und speichert im Winter wie ein Schwamm den Regen.<br />

Das Anbaugebiet mit ca. 10.750 Hektar Rebflächen umfasst die Ländereien innerhalb der Gemeindebereiche<br />

von Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa Maria, Sanlúcar de Barrameda, Chipiona, Trebujena,<br />

Rota, Puerto Real und Chiclana de la Frontera und bestimmten Flurstücke (Pagos) von Lebrija. Die Herkunftsbezeichnungen<br />

"Jerez ­ Xérès ­ <strong>Sherry</strong>" und "Manzanilla­Sanlúcar de Barrameda" sind geschützt.<br />

Das Klima entspricht dem einer warmen südlichen Zone mit starkem Einfluss des Atlantischen Ozeans.<br />

Im Schnitt werden 290 wolkenlose Sonnentage mit intensiver Helligkeit im Jahr gezählt. Der Westwind<br />

versorgt die Rebstöcke mit Meeresfeuchtigkeit, die in den trockenen Sommermonaten als mildernder<br />

Faktor wirkt und verhindert, dass die Weinstöcke zu hohe Temperaturen annehmen. Regen fällt überwiegend<br />

von Oktober bis Mai. Der September ist normalerweise ein trockener Monat, ein günstiger Faktor für<br />

die Ausreifung und Gesundheit der Trauben.<br />

Beim Boden dominiert die weiße Erde, die "Albariza" (alba bedeutet auf lateinisch weiß). Das Albariza­<br />

Gestein ist ein weißer, organischer Kreidemergel und ist reich an Calziumcarbonat, Ton und Silizium. Die<br />

Albariza hat ein hohes Rückhaltevermögen für die Feuchtigkeit und speichert das Regenwasser der Wintermonate<br />

für die Ernährung der Rebstöcke in der trockenen Jahreszeit. Darüber hinaus gibt es Sandund<br />

Lehmböden, die in geringerem Maße ebenfalls der Erzeugung der <strong>Sherry</strong>s dienen.<br />

Die Pflanzung der Rebstöcke erfolgt in Reihen, auch als "liños" bekannt, die in Nord­Süd­Richtung ausgerichtet<br />

sind. Damit erzielt man eine maximale Sonneneinstrahlung während des ganzen Tages. Nach<br />

der Bodendüngung und dem Rigolen wird der Rebstock 60 cm tief in die Erde eingepflanzt, vorzugsweise<br />

auf solchen Rücken oder Hügeln, wo das Albariza­Gestein mehr an die Oberfläche tritt, damit die Wurzeln<br />

mühelos in dessen feuchte Zonen eindringen können.<br />

Der August ist der Zeitpunkt für die Veredelung. Mit einem Messer wird sehr vorsichtig ein Schnitt angebracht,<br />

in den ein einzelnes Auge der Sorte Palomino eingesetzt und die Veredelung anschließend mit<br />

Bast verbunden wird.<br />

Der Schnitt erfolgt zwischen Dezember und Januar. In Jerez wird das klassische Schnittverfahren "Rute<br />

und Zapfen" angewendet: Dabei wird an jedem der beiden Arme, aus denen der Rebstock besteht, abwechselnd<br />

jedes Jahr eine einzige Rute mit acht Augen belassen, aus denen die Trauben hervorgehen,<br />

sowie ein Zapfen mit nur einem Auge. Das Auge des Zapfes treibt aus und bildet die Rute für das nächste<br />

Jahr. Die Rute und ihr Austrieb finden an zwei Drähten Halt, die in 50 cm bzw. 1 m Abstand über dem<br />

Boden gespannt sind und ein Spalier bilden.<br />

<strong>Sherry</strong>­Herstellung:<br />

Die Traubensorten der <strong>Sherry</strong>­Region, vor allem die Rebsorte Palomino, tragen natürlich zu den besonderen<br />

Merkmalen der Weine bei. Die typischen Eigenschaften des <strong>Sherry</strong>s werden jedoch in erster Linie<br />

durch den Reifeprozess bestimmt.<br />

Die Weinlese dauert etwa zwanzig Tage und beginnt in Jerez um den 10. September, wobei sich von<br />

Jahr zu Jahr Abweichungen in Abhängigkeit vom Reifezustand der Trauben ergeben. Zur Bestimmung<br />

des genauen Zeitpunktes für den Beginn kommen in erster Linie der Zuckergehalt, der Säuregrad und<br />

der PH­Wert in Betracht. Die Lese erfolgt von Hand; die Trauben werden in Plastikbehältern mit einem<br />

Fassungsvermögen von bis zu 18 kg gesammelt, damit sie nicht vor dem Pressen beschädigt werden.<br />

Die für die Herstellung süßer Weine bestimmten Trauben der Rebsorten Pedro Ximénez oder Moscatel<br />

werden tagsüber zur Erhöhung des Zuckergehalts auf runden Matten aus Espartogras der Sonne ausgesetzt<br />

und nachts abgedeckt, damit sie in der feuchten, kühlen Nachtluft nicht Schaden leiden. Diese Sonnenbehandlung<br />

dauert mindestens 48 Stunden.<br />

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Werner Grüner, Weinakademiker Ein bisschen was über Wein ©<br />

Zum Keltern müssen die Trauben vollkommen trocken sein und noch ihren anhaftenden Belag oder<br />

"Wachsschicht" haben, da dieser für den Gärungsprozess unabdingbar ist. Nach dem Transport in die<br />

Keltereien, die direkt in den Weinbergen oder in den Außenbereichen der Städte liegen, werden die<br />

Trauben auf Transportbänder entladen und Traubenkämme, Blätter und schlechte Trauben aussortiert.<br />

Durch leichtes maschinelles Vorpressen wird die Eröffnung der Beeren erleichtert, anschließend gelangen<br />

sie sofort in die Pressen. In diesen werden aus 100 kg Trauben 70 Litern Mostvorlauf erzeugt, die<br />

Grundlage für die Erzeugung der <strong>Sherry</strong>s.<br />

In den Bodegas werden normalerweise noch zwei weitere<br />

Pressungen durchgeführt. Das Ergebnis der zweiten Pressung<br />

findet für die Herstellung anderer, nicht klassifizierter<br />

Weine oder die Destillation von Alkohol Verwendung; aus<br />

der Dritten werden Weinsäure und andere Produkte hergestellt.<br />

Die anschließende Gärung findet in Stahlbehältern mit einem<br />

Fassungsvermögen von bis zu 40.000 Litern bei Temperaturen<br />

zwischen 22 und 24°C statt. In einigen Bodegas<br />

wird noch immer das althergebrachte System der Vergärung<br />

in neuen Eichenfässern (Botas oder Barricas) angewendet.<br />

Damit soll einerseits der Wein in das Fassholz einziehen und die Fässer auf den langen Reifeprozess<br />

vorbereiten, zum anderen soll die typische Vinifaktion des Mostes erzielt werden.<br />

Die Gärung erfolgt unter der Einwirkung der Hefen, die in den Ablagerungen oder der "Wachsschicht" auf<br />

den Weinbeeren enthalten sind. Zunächst erfolgt die stürmische Gärung, bei der mehr als 90% des Zuckergehalts<br />

der Trauben in Äthylalkohol und Kohlendioxyd verwandelt werden. Diese Gärung ist während<br />

der ersten 36 Stunden sehr heftig und dauert je nach Umgebungstemperatur zwischen 3 und 7 Tage. Im<br />

Anschluss an diese erste Phase beginnt eine zweite, ruhige Gärung, die Anfang Dezember beendet ist<br />

und während der die Jungweine ihre jeweiligen Merkmale ausbilden.<br />

Nach einer Weinprobe folgt die erste Klassifizierung und damit die Einteilung in vier Gruppen:<br />

Weine mit einem sehr sauberen Duft und mit einem für die Ausreifung zu Finos, Manzanillas und Amontillados<br />

geeigneten Aroma.<br />

Weine mit mehr Körper, ideal für die Ausreifung zu Olorosos.<br />

Weine, die für andere Typen als die Finos bestimmt sind und je<br />

nach ihrer Entwicklung in einer späteren zweiten Klassifizierung<br />

eingeordnet werden.<br />

Weine mit mangelhafter Entwicklung, die für die Destillation bestimmt<br />

sind.<br />

Die Reifung erfolgt beim <strong>Sherry</strong> ­ im Gegensatz zu der Mehrzahl<br />

der Weine ­ aerob, also in Kontakt mit der Luft. Die Weine der ersten<br />

Gruppe werden mit Weingeist aufgestärkt und beginnen den<br />

Reifeprozess als Finos, Manzanillas oder Amontillados. Die spontane<br />

Ausbildung einer Hefeschicht (Flor) auf der Oberfläche bei<br />

den Typen Fino und Manzanilla verhindert die Oxidation. Diese<br />

Schicht isoliert den Wein von der Luft, entzieht ihm Alkohol und<br />

führt ihm Nährstoffe zu. Die zweite Gruppe Weine werden mit<br />

Weingeist bis zu einem Alkoholgehalt von 17,5% aufgestärkt, dadurch<br />

wird die Ausbildung der Hefe verhindert. Mit dem Einfüllen in<br />

die Fässer beginnt unter Lufteinwirkung der Reifeprozess, aus dem<br />

die Olorosos hervorgehen.<br />

Jetzt beginnt die Ausreifung der <strong>Sherry</strong>s. Diese erfolgt in Fässern<br />

aus amerikanischer Eiche mit einem Fassungsvermögen von 600<br />

Litern. Die Fässer werden zu 5/6 gefüllt, so dass sich eine Luftkammer<br />

von zwei Handbreit bildet, die ­ insofern gewünscht ­ das<br />

Wachstum der Florhefen ermöglicht. In den übereinander gelagerten<br />

Fässern reift <strong>Sherry</strong> gleichen Typs, jedoch in unterschiedlichen<br />

Reifestadien, nach dem Solera­Verfahren. Zuunterst der älteste,<br />

oben auf der jüngste. Regelmäßig entnimmt man der untersten<br />

Lage, der Solera, bis zu einem Drittel <strong>Sherry</strong> für den Verbrauch.<br />

Diese Menge wird aus der darüber liegenden Lage ersetzt, die wiederum aus der nächst höheren Lage<br />

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Werner Grüner, Weinakademiker Ein bisschen was über Wein ©<br />

aufgefüllt wird, bis schließlich in die oberste Reihe junger Wein nachgefüllt wird. Auf diese Weise gehen<br />

die Eigenschaften der älteren Weine auf die jüngeren über, sodass Qualität, Typ und Art stets gleich bleiben.<br />

Generell beträgt die Mindestreifezeit von <strong>Sherry</strong> drei Jahre, anspruchsvolle Marken reifen noch länger.<br />

Wenn die Finos langsam ihren Flor verlieren, kann zu der biologischen Alterung unter Flor ein neuer Reifeprozess<br />

hinzutreten: Es erfolgt zuerst die Umwandlung in Finos Amontillados und danach in Amontillados.<br />

Bei den Manzanillas beginnt dieser Vorgang mit dem Manzanilla Pasada, der sich schließlich ebenfalls<br />

in Amontillado umwandelt.<br />

In Spanien trinkt man <strong>Sherry</strong> aus speziellen kleinen Gläsern, den copitas. Tulpenförmig verjüngen sie<br />

sich nach oben und fangen das Bukett auf. Natürlich lässt sich <strong>Sherry</strong> auch sehr gut aus einem klassischen<br />

Weinglas genießen. Fino und Manzanilla sollten stets gut gekühlt getrunken werden. Die anderen<br />

<strong>Sherry</strong>­Typen serviert man nur leicht gekühlt. Eine Aufbewahrung im Kühlschrank ist generell zu empfehlen.<br />

Eine geöffnete Flasche Fino oder Manzanilla sollte nach dem Einschenken wieder zugekorkt und<br />

nicht zu lange aufbewahrt werden. Die dunkleren Varianten halten nach dem Öffnen wochenlang.<br />

<strong>Sherry</strong>­Flaschen sollten grundsätzlich aufrecht, ohne dass der Inhalt mit dem Korken in Kontakt kommt,<br />

bei gleich bleibender Temperatur trocken und dunkel gelagert werden.<br />

Añada­System<br />

Jahrgangssystem, bis zum zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts ausschließlich angewandtes Reifeverfahren,<br />

heute nur noch vereinzelt anzutreffen. Hierbei bleibt der Wein eines Jahrgangs im Gegensatz zum<br />

Solera­Verfahren unverschnitten und altert im Fass.<br />

Cream<br />

Das Ergebnis eines guten Oloroso und eines Dulce (Süßwein), die miteinander verschnitten werden. Von<br />

dunkler Farbe und perfekt für den Nachtisch geeignet. Er hat ein pikantes und sanftes Aroma und ist sehr<br />

körperreich. Sein Alkoholgehalt liegt zwischen 15,5 und 22 Vol.%, durchschnittlich 17,5 Vol.%.<br />

Die ideale Trinktemperatur: 13° C<br />

Flor<br />

Blume des Weines. Eine feine Oberflächenhefe, die den trockenen, hellen <strong>Sherry</strong>­Typen (Fino und Manzanilla)<br />

ihre besondere Note gibt. Sie benötigt zum Gedeihen viel Luft, weshalb <strong>Sherry</strong>­Fässer nur zu drei<br />

viertel mit Wein gefüllt und nie ganz verschlossen sind. Ohne den Flor als schützende Schicht oxydiert<br />

der Wein und bildet so die Basis für dunkle, körperreiche <strong>Sherry</strong>­Sorten, die Olorosos.<br />

V.O.S.<br />

<strong>Sherry</strong>s mit Alterszertifikat, die älter als 20 Jahre sind, werden mit den Initialen V.O.S. versehen, die für<br />

"Very Old <strong>Sherry</strong>" stehen.<br />

V.O.R.S.<br />

<strong>Sherry</strong>­Weine, die älter als 30 Jahre sind, erhalten ein zertifiziertes Rückenetikett mit den Initialen<br />

V.O.R.S., die für "Very Old Rare <strong>Sherry</strong>" stehen.<br />

Für süße <strong>Sherry</strong>s werden in Jerez Pedro­Ximenez ­ Trauben<br />

verwendet, die vor dem Pressen in der Sonne angetrocknet<br />

werden. Der zuckersüße Most wird später durch dem durchgegorenen<br />

<strong>Sherry</strong> hinzugefügt. So entstehen die dunklen Oloroso­Varianten.<br />

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