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Text der gesamten Chronik - DigiBern

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Die ßerner-<strong>Chronik</strong><br />

des<br />

Valerius Anshelm<br />

»MK»<br />

Herausgegeben<br />

vom<br />

Historischeu Verein des kantons Bern<br />

Zweiter Band<br />

Bern<br />

Druck und Verlag von K. J. Wyss<br />

1886


[914 und 915 leer] [916.]<br />

1495.<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 3. Roemscher keiser: Maximilian 2.<br />

Französischer kueng: Carolus VIII. 12. Schulthes: Heinrich<br />

Matter 1. s<br />

Des babsts, keisers, Hispanien, Venedig und Meyland<br />

pund, wi<strong>der</strong>n kueng von Frankrich gemacht.<br />

Im jar Gristi Jesu 1495, als <strong>der</strong> Roemsch babst Alexan<strong>der</strong><br />

sach das glueklich fuerfaren des kuengs von Frankrich in erobrung<br />

des Napolschen richs, wie wol er in vereinung mit im w<br />

was, uss entsitzen beriet er sich, ein pund ze machen zwischen<br />

im, dem Römschen und Arragunischem kueng 1 ), Venedig und<br />

Meyland, welchen er ouch ilends durch sine legaten zewegen<br />

(160) bracht, also dass <strong>der</strong> pund zwischen den genanten | ständen zuo<br />

end Maerzens zuo Venedig ufgericht und uf 25 jar zewaeren be- us<br />

schlössen ward 2 ).<br />

[917] Botschaft des punds an kueng von Frankrich und sin<br />

antwort.<br />

Und als nun gemelter pund geruest was, sant er sine botschaft<br />

zuom kueng von Frankrich gon Napols, liess in hoch manen, 20<br />

l ) König Ferdinand von Spanien.<br />

*) Die heilige Liga wurde abgeschlossen den Hl. März.<br />

1


2 1495<br />

<strong>der</strong> heiligen Roemschen kilchen zuvor, und dem bestäten küng<br />

von Napols alles abgezogens wi<strong>der</strong>zekeren, getanen schaden ersetzen,<br />

des Napolschen kuengrichs, so dem babst, dem Roemschen<br />

keiser und dem Arragunischen kueng zeschirmen und zeversprechen<br />

5 stiende, ganz mueessig zegon, und dem Türkischen zug, wie versprochen<br />

und fuergeben, volzug und stat zetuon. Gab er antwort:<br />

er neme nuet, dan das im erblich zuogehoerte. Si haettid al wi<strong>der</strong><br />

in untruelich zesamen [918] geschworen; dennocht so hoffe er,<br />

iren untruewen anschlag mit einiger siner macht zu nuet zemachen<br />

io und ouch die Venedier leren koufmanschaft, nit herschaft, triben.<br />

Diser pund gmeinen Eidgnossen verkuent und harin zegon<br />

ermant.<br />

Obgemelten pund verkuendt herzog Ludwig von Meyland<br />

gmeinen Eidgnossen, si pitlich ermanend, ouch darin zegon, dan<br />

15 er si sines teils als sine liebsten vereinten hätte benemt und vorbehalten').<br />

| (161)<br />

Handlung des rlchstags zu Worms gehalten.<br />

[864] Als aber <strong>der</strong> Roemsch kueng Maximilian einen richstag uf<br />

Liechtmess gon Wurms hat beschriben, ward da in personlichen<br />

so anwesen siner majestat, <strong>der</strong> kurfuersten und <strong>der</strong> ständen des richs<br />

unss zuo herbst getaget 5 ), und fuernemlich von inen geratschlaget<br />

des kuengs Roemsche kroenung, dem Türken in Krabaten, und dem<br />

Franzosen in Italia wi<strong>der</strong>stand zetuon, das Roemsch rieh und<br />

Tütsche nation in frid und schirm zebehalten, deshalb dri nam-<br />

25 liehe stuk uf den 7. tag Ougsten angesehen und beschlossen:<br />

Von angesehnem gmeinen lantsfriden.<br />

Von ersten, einen gmeinen lantsfriden, gebietend bi kuenglicher<br />

majestat ungnad, verlust keiserlicher fri[920]heiten, und<br />

') Eidg. Absch. III. 1, S. 487 (9. Juli).<br />

2) Der sog. grosse Reichstag zu Worms dauerte vom 26. März bis Ende<br />

August. Ueber die dort behandelten Reichsreformen vergl. Ulmann I. 339—390.


1495 3<br />

acht, dass angends im rieh und Tuetscher nation alle kriegsche<br />

ufruor, vechd und verwarung ufgehaebt, und niemand, welches<br />

Stands o<strong>der</strong> stats er sie, mit gwaltiger tat on erkant recht wi<strong>der</strong><br />

iemand zehandlen gestattet, die taeter gestraft und nit geduldet,<br />

und dem beschädigten ersatzung und an verzug rechtliche o<strong>der</strong> s<br />

tätliche hilf geton soelle werden.<br />

Von gmeinem kamergericht zehalten.<br />

Zuom andren, ein gmein kamergericht, menklichem darmit<br />

recht zehelfen, welches in erwälter stat des richs in Tuetschland<br />

[921] sol ordenlich und emsig gehalten werden, besäzt mit i»<br />

einem richter, welcher zuom mindsten ein frier her, und mit 16<br />

urtelsprechern, <strong>der</strong>en <strong>der</strong> halb teil <strong>der</strong> rechten erfaren und ge-<br />

(162) lert | doctor, und die andren zuom ringsten vernamt riter, Tuetscher<br />

geburt, von allen gmeinen beschwerden und andren iebungen<br />

gefriget und erlich uss gmeiner nutzung versoldet, glich 15<br />

armen und riehen recht zesprechen verpflicht; item die redner,<br />

advocaten, procurator, notarien, schriber und boten alle gelert<br />

und geschworn solid sin, und nach gebnen eiden sollend alle<br />

gerichtssachen in keiserlicher majestat und des richters nammen<br />

gehandlet werden, bestand und kraft haben. 20<br />

[922] Von ufgelegtem gmeinen pfennig.<br />

Zuom dritten, einen gmeinen pfennig fuergenommen, reisen zu<br />

erhalten, vier jar järlich ufs nuew jar zerichten angelegt, dass<br />

menklich ob 14 jarenalt, frowen und mans geschlecht, geistlich<br />

und weltlich, von 1000 gülden einen, von 500 einen halben »<br />

gülden und, was darun<strong>der</strong> haebig, ein 24. teil eines Rynschen<br />

guldins soelte geben, und darun<strong>der</strong> von den siben ständen, nämlich<br />

vom keiser, kurfuersten, fuersten, prälaten, grafen, riterund<br />

stäten, siben schazmeister verordnet, zuo Frankfurt järlich ein<br />

versamlung ze halten. Ward ein jar mit semlichem Unwillen und 30<br />

mieg ufgenommen, dass naher un<strong>der</strong>lassen bleib.


4 1495<br />

1923J Benenn herren des Roemschen richs, so gemelte<br />

Ordnungen in Irem und des richs nammen hond lassen<br />

ussgan.<br />

Obgemelte Ordnungen hond versiglet und bestaet dis des<br />

s Roemschen richs Tuetsch herren: | (163)<br />

Maximilian, Roemscher kueng.<br />

Berthold zu Mentz, geborn graf von Hennenberg.<br />

Johans zuo Trier.<br />

Herman zuo Köln, erzbischof, kurfuorsten und erzkanzler des<br />

io Roemschen richs.<br />

Philip, pfalzgraf bi Ryn.<br />

Fridrich, herzog zuo Saxen.<br />

Johans, markgraf zuo Brandenburg, kurfuersten.<br />

Johans zuo Wurms.<br />

is Wilhelm zuo Eystat").<br />

Ludwig zuo Spyr.<br />

Albrecht zuo Strassburg.<br />

[924] Heinrich zuo Kur bischof.<br />

Johans, abt zuo Fulden.<br />

» Andres von Grunbach, meister Tuetschs ordens.<br />

Ott, herzog zuo Beyeren.<br />

Albrecht, herzog zuo Saxen.<br />

Johans, herzog von Beyeren.<br />

Friedrich, margraf zuo Brandenburg.<br />

«•» Mangnus, herzog zuo Meckelburg.<br />

Wilhelm, herzog zuo Gylch 2 ).<br />

Eberhart von Wirtenberg, herzog zuo Toeck.<br />

Wilhelm <strong>der</strong> aelter und <strong>der</strong> juenger, landgrafen zuo Hessen.<br />

Die grafen von Wirtenberg herzogen zue Toeck worden.<br />

so Uf disem richstag ist <strong>der</strong> witzig graf Eberhart [925] <strong>der</strong><br />

älter von Wirtenberg, gnempt Bartman 3 ), fuer sich und sine<br />

•) Eichstädt.<br />

2) Jülich.<br />

2) Gewöhnlich Eberhard im Barte genannt. Zum Herzog erhoben am<br />

21. Juli 1495.


1495 5<br />

nachkommen herzog zuo Toeck worden. Hat die hohe schuol zii<br />

Tübingen gestifti).<br />

Dass ein stat Bern ire botschaft uf disem richstag hat<br />

gehept, und ein botschaft von gmeinen Eidgnossen ziim<br />

Roemschen kueng und zürn pfalzgrafen gesendt ist worden. ><br />

Wiewol uf disen richstag einer Eidgnoschaft oerter ingemein<br />

und sun<strong>der</strong>s beschriben warend, so vind ich doch nit, dan dass<br />

allein ein lobliche stat Bern iren altschultheissen, den edlen riter<br />

her Wilhelmen von Diesbach, dahin gesendt, die andren staet,<br />

nämlich Zürich, Fry[926]bürg und Solaturn her sendung und w<br />

zusenden vermant hat'); so kam her Adrian von Buobenberg<br />

eigner gschaeften halb ouch dahin 8 ).<br />

So wurdend Ludwig Seiler, schultes von Lucern, und <strong>der</strong><br />

aman Reding von Swytz in gmeiner Eidgnossen nammen von<br />

Glaris wegen zum pfalzgrafen, und von S. Gallen und Appenzel is<br />

wegen zum Roemschen kueng hinab geschikt 4 ); wurdend wol gehalten,<br />

insun<strong>der</strong>s die botschaft von Bern, so von Ostren unss zuo<br />

Pfingsten bi den fuernemsten richstaeten gesessen was, vom Roemschen<br />

kueng mit sundren gnaden abgevertiget, siner majestat rat<br />

und diener hernach genemt, und ein lobliche stat Bern so vast *><br />

erfroewt, dass si für getane sendung kein guot zenemen irem<br />

(165) boten zuoschreib 5 ). |<br />

[927] Botschaft des Roemschen kuengs, kurfuersten und <strong>der</strong><br />

standen des richs von Wurms zii gmeinen Eidgnossen.<br />

Demnach, uf Zinstag nach unsers Hergots 6 ), was <strong>der</strong> *"><br />

23. Juni. 23. tag Junii, wie vor durch den von Diesbach verkuendt, santend<br />

i) Am 2. October 1477.<br />

2) Schreiben an Freiburg und Solothurn. Miss H. 20» und 21*.<br />

*) Creditiv an denselben vom 29. April (Miss. H. 30 b ).<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 481. (1. Juni). Den Pfalzgrafen ersuchte<br />

man um Vermittlung zwischen Glarus und dem Herzog Albrecht von Baiern.<br />

s ) «Dan umb dehein gut weiten wir, dass ir nit zii <strong>der</strong> K. M'. warend<br />

komen». Schreiben vom 15. Mai (Miss. H. 35).<br />

6 ) Herrgottstag = Fronleichnamsfest.


6 1495<br />

<strong>der</strong> Roemsch kueng, die kurfuersten und stand des richs ir treffenliche<br />

botschaft von Wurms zu gmeinen Eidgnossen gon Lucern 1 ),<br />

welche da anbracht die angeschlagne keiserliche kroenung und<br />

Romzug ires herren, des Roemschen kuengs, beschaedigung des<br />

5 Türken und uberdrang des kueng von Frankrichs, so da vom<br />

babst keiserliche krön fuerneme ze erzwingen. Denen nothaftigen<br />

des heiligen Roemschen [928] richs sachen zuo begegnen, so begertend<br />

die gmeinen stand des richs und Tuetscher nation gesanten,<br />

zuo Wurms in des heiligen richs nammen versamt, an<br />

io ein hochgeachte Eidgnoschaft, als von einem nit dem mindsten<br />

des genanten richs glid, 10,000 gruester man, o<strong>der</strong> ie doch 6000 2 )<br />

um sold, zuo beleitung Roemsch kuenglicher majestat person gon<br />

Rom. Item so haette siebevelch, um ewige vereinung anzekeren,<br />

item und zwischen einer loblichen stat Lucern, ouch andren Eidi5<br />

gnossen, und dem herzogen | von Meyland, — wie ouch desselbigen (166)<br />

botschaft gegenwärtig ernstlich begert — frid und vereinung<br />

zemachen.<br />

Darnach, nach getanem beschluss oberzaelter drier stuecken, .<br />

santent <strong>der</strong> Roemsch kueng und die staend des richs abermals [929]<br />

20 ir treffenliche botschaft zuo gmeinen Eidgnossen gon Zuerich, dahin<br />

uf den 22. tag September durch folgenden brief bescheiden: ÄSept<br />

Missif von Wurms.<br />

Kurfürst, fuerst, ouch fürstlicher praelaten, graten und an<strong>der</strong><br />

stünde des heiligen richs botschaften, uf dem kuenglichen tag zuo<br />

äs Wurms versamt. Unseren günstigen und früntlichen gruos zuovor.<br />

Strengen, fürsichtigen, ersamen und wisen, lieben, besundren und<br />

guoten fründ! Wir begerend an uch, mit ernstlichem fliss pittende,<br />

ir woelt uwer volmaechtig botschaft verordnen, uf S. Mauritzen tag<br />

zuo abent schier künftig zuo Zürich an <strong>der</strong> herberg zuo sin, daselbs<br />

ao wir unser botschaft uf soelich zit ouch bi inen habend und uch<br />

<strong>der</strong> Ordnung fridens, rechts und an<strong>der</strong>s, so unser aller gnädigster<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. S. 485.<br />

') Nach Eidg. Absch. III. 1. S. 486 (e) war nur von 1000 Mann die Rede.


1495 7<br />

her, <strong>der</strong> Roemsch kueng etc., mit [930] unserem rat beschlossen<br />

hat, erofnen, und daruf witer mit uch handien lassen. Wellend<br />

uch in dem gutwillig bewisen und nit ussbliben, als wir uns versehen;<br />

wellend wir mit gnädigem und fruentlichem willen erkennen<br />

und beschulden. Geben un<strong>der</strong> unseren, Bertholds, erzbischofs s<br />

(167)zuo Mentz, erz|kanzlers, und Philippen, pfalzgrafen bi Ryn, herzogen<br />

in Beyern, erzdruchsessen etc., beide kurfuersten, secreten*),<br />

<strong>der</strong> wir andre <strong>der</strong> vorgemelten versamlung uns hierin mit gebruchen,<br />

am Mitwoch nach S. Egidien tag-) anno etc.<br />

Den gestrengen, fuersichtigen, ersamen und wisen burger- io<br />

meistern, schulthessen, aman und raeten <strong>der</strong> staet, laen<strong>der</strong> und oerter<br />

Zürich, Bern, Lucern, Ure, Swytz, Un<strong>der</strong>walden, Glaris, Zug,<br />

Friburg und Solaturn, samtlich und sun<strong>der</strong>lich, unsern lieben,<br />

besundren und guoten fruenden.<br />

Dise botschaft erscheint gmeinen Eidgnossen, wie dass <strong>der</strong> is<br />

Roemsch kueng und die staend des heiligen richs, [931] zu Wurms<br />

versamt, zuo erhaltung <strong>der</strong> Cristenheit, des Roemschen richs und<br />

Tuetscher nation haettid ufgericht und beschlossen einen gmeinen<br />

lantsfriden, ein gmein kamergericht, und zuo wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />

Cristenheit und des heiligen richs vigenden ein gmeinen schaz- ao<br />

pfennig angelegt. Ouch so klage baebstliche heiligkeit und <strong>der</strong><br />

herzog von Meyland, <strong>der</strong> sich hab nuewlich in des Roemschen<br />

richs ghorsame ergeben 8 ), wie si vom kueng von Frankrich sigid<br />

unbillich überzogen, getraengt und beschädiget. Sitmal nun ein<br />

lobliche Eidgnoschaft ein sun<strong>der</strong> fuernem glid <strong>der</strong> Cristenheit 25<br />

und des Roemschen richs sie, so begerid <strong>der</strong> kueng und die stand<br />

desselben richs, soelich ir angesehen Ordnungen, die si gehoert<br />

und <strong>der</strong>en copi si hab, als gehör[932]sams glid anzenemen, wo<br />

(168) dan zuo | hanthabung schirms und fridens <strong>der</strong> Cristenheit und<br />

des richs soldner zehalten not wurde, die iren fuer an<strong>der</strong> zebe- 30<br />

denken 4 ).<br />

i) D. h. Secret-Insiegeln.<br />

2) 2. September.<br />

3 ) Lodovico Moro hatte am 5. September 1494 das Herzogthum Mailand<br />

als Lehen des Reiches erhalten.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 493 (22. September); ebendaselbst die folgende<br />

Antwort.


8 1495<br />

Antwort <strong>der</strong> Eidguossen boten.<br />

Haruf gmeiner Eidgnossen boten antwort gabend: si haettid<br />

nit me gwalt, denn zuo losen; darum so weltid si des heiligen<br />

richs anbringen und beger truelich und flissig an ir oberkeiten<br />

5 heimbringen, in guter hofnung, die werdid sich gebuerlich in des<br />

heiligen richs Sachen erzeigen und halten. Bern erluetret sich<br />

iedoch, wi<strong>der</strong>s rieh nit zehandlen, und den iren, wi<strong>der</strong> Meyland<br />

zeloffen, nit verwilgen noch gestatten.<br />

[933] Wie <strong>der</strong> kueng von Frankrich das kuengrich Napols<br />

io gewuuneu und zwen kueng daruss vertriben hat.<br />

Nachdem kueng Carle von Frankrich ufs nuew jar, mit <strong>der</strong><br />

Columneser und Sabeller 1 ) gunst, mit gwaltigem zueg, uf 40,000<br />

geschaezt, gon Rom was kommen und sich da mit dem babst<br />

und mit den Roemeren hat vertragen, ze mittem Jenner 2 ) zoch<br />

i6 er gegen Napols zuo, nam des babsts und Napolschen kuengs stät,<br />

schloss und land in, zerstört etliche, so sich wertend, und erschlug<br />

grim was darin was, verjagt und zerstroewt zuo Ca[934]pua und<br />

Nola den Napolschen zueg, vieng da die obristen hoptluet Virginius<br />

Ursin, Jacob Trivulss und Niclaus Petilian 3 ). Und als<br />

so sich nun die namhafsten staet haftend willig ufgeben, übergab<br />

küng Alfons sinem sun Ferdinand sin krön und rieh und | noch (169)<br />

mit sinem schaz in Sicilien 4 ); starb des jars. Und als <strong>der</strong><br />

Franzesisch kueng Napols <strong>der</strong> hoptstat zuonahet, floch kueng Ferdinand,<br />

als verlassen, uss Napols in sine merveste Ei 5 ). Do, uf<br />

es den ersten Hornung, nam <strong>der</strong> Franzesisch kueng die genante stat l. M>r.<br />

in 8 ) und lies mit kueng Ferdinand reden, dass er sich an sine<br />

') Die Familien Colonna und Savelli.<br />

2) Erst am 28. Januar.<br />

3<br />

) Orsini, Trivulzio, Petigliano. — J. J. Trivulzio trat bekanntlich<br />

nach <strong>der</strong> verrätherischen Uebergabe von Capua (18. Februar) in die Dienste<br />

Frankreichs über.<br />

4<br />

) Am 21. Januar.<br />

5<br />

) Castello dell' Ovo am Hafen von Neapel.<br />

•) Erst am 22. Februar zog Carl in Neapel ein.


1495 9<br />

gnad soelte ergeben, so woelte er im in Frankrich einen etlichen<br />

[935] stat versichern. Antwort <strong>der</strong> kueng Ferdinand, er weite<br />

lieber ein kueng, dan ein knecht sterben; hob sich hiemit uf und<br />

noch in die insel Ischa') mit sinen verwanten und hab, und da<br />

dannen in Sicilien zu sinem vater, enthielt sich da 6 monat, bis 5<br />

dass <strong>der</strong> Franzesisch kueng uss den landen kam, und in die Napolschen<br />

wi<strong>der</strong> beschiktend.<br />

Also in 13 tagen hat <strong>der</strong> kueng von Frankrich zwen kueng<br />

vertriben und on allen wi<strong>der</strong>stand das ganz kuengrich Napols mit<br />

grosser richtuom erobret und gewunnen. Sant daruf sine botschaft 10<br />

zuom babst, des Napolschen richs lehen und krön zuo enpfahen.<br />

Ward vom babst angestelt ! ); so muost sine botschaft, zuom<br />

Roemschen kueng gesant, von Wurms ouch [936] unverhoert abscheiden.<br />

Des küngs von Frankrich von Napols abscheid und wi<strong>der</strong>- 15<br />

koer unss gon Furnofen an den strit.<br />

(170) Indes, als <strong>der</strong> kueng des babsts und siner Roem|sehen heilikeit<br />

puntgnossen, puenden und anschlagen was gewarnet, ruest<br />

er sich, bi zit wi<strong>der</strong> heim zeziehen. Nam des Napolschen kuengrichs<br />

herren, land, staet und schloss in eidspflicht, sinem anwalt 20<br />

kuengliche ghorsame zeleisten; lichtret inen die schwaeren tribut,<br />

vom kueng Alfonsen ufgelegt; besazt si wol mit den sinen, und<br />

gab inen zuo stathaltern und kuenglichen anwalt her Gilbrechten<br />

von Montpensier, Burbonischen stammens, Hess dem zuo sinem<br />

[937] Französischen zueg 1500 Eidgnossen und 700 lanzknecht. «<br />

Ordnet ouch, uss rat des kardinals Julian, ein zueg mit herzog<br />

Philippen von Saffoy und her Hugen von Amboys, Jennow inzenemen<br />

o<strong>der</strong> zeverhueeten. Hiess siner krön Frankrich stathaltern,<br />

herzog Ludwigen von Orleans, an d'Eidgnossen um hilfliche ver-<br />

i) lschia, am 21. Februar.<br />

2) Carl VW. versuchte umsonst die Belehnung mit Neapel von Seite<br />

des Papstes zu erhalten.


*<br />

10 1495<br />

einung werben, o<strong>der</strong> ie ir knecht, so vil er mocht, zuo sich bringen,<br />

Asti) bewaren und Nawerren innemen, das er ouch tat.<br />

Erhob sich und zock- mit kleiner, aber truewer macht von Napols<br />

durch Rom — da dannen <strong>der</strong> babst mit anhangen<strong>der</strong> pfafheit, ob<br />

5 10,000 pferden, geflohen, zuo Venedy meint Sicherheit zefinden —<br />

und durch alles Italien ubers gebuerg [938] gon Pontremol 2 ).<br />

Vernam da, wie die Venedier, Lamparter und baebstischen, so in<br />

vor biss in die stat Napols durch ir zuogebnen legaten e"rlich beleitet<br />

hattend, mit grosser, wolbewerter macht im die weg verleit a )| (171)<br />

io haettid. Und wiewol sin zueg durch lang und haert abweg erhungeret,<br />

gemiediget und geschädiget was, sin gschuez, an <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

haenden zogen, doch gon Parm un<strong>der</strong>stuond ze ilen. Und<br />

da un<strong>der</strong>wegen, des grossen Italischen hoers gewaret, verfasset er<br />

sinen zueg uf einem bueel, bim doerfle gnemt Furnof, am wasser<br />

io gnemt Tarr 3 ), da er enethalb dem wasser bi Parma den ganzen<br />

Italischen zueg wolgeruest sin wartend mocht [939] gesehen. Schikt<br />

sinen herolt hinüber, fridliche fuerfart und sicheren heimweg begerend.<br />

Ward im ze antwort: er mueeste im den mit waffen<br />

machen!<br />

» Strit und sig des kuengs von Frankrich, wi<strong>der</strong> die Italischen<br />

erhalten.<br />

Uf das, do <strong>der</strong> Venedier und des ganzen zuegs obrister hoptman,<br />

margraf Franz von Mantow 4 ), sin hoer, 40,000 man habend,<br />

in vier hufen hat in Ordnung gestelt, ungezwifelt siner macht<br />

25 halb, den kueng lebendig o<strong>der</strong> tod ze haben — was ouch verheissen,<br />

welcher in lebend o<strong>der</strong> tod brächte, soelte mit 100,000<br />

*) Mskr. rerlätt (undeutlich.)<br />

i) Asti.<br />

8<br />

) Pontremoli, an <strong>der</strong> Magra.<br />

3<br />

) Die Schlacht bei Fornovo fand am 6. Juli 1495 statt, vergl. Ranke,<br />

Geschichten <strong>der</strong> roman. und german. Völker 1494—1514 (s. 33—34); vergl.<br />

auch die Schrift: Aless. Benedetti, il fatto d'arme del Taro fra i principi<br />

italiani, hgg. von L. Domenichi, Novarra, 1863.<br />

4 ) Gian Francesco Gonzaga von Mantua.


1495 11<br />

ducaten begabt, und um eins Franzosen hopt 6 ducaten geben<br />

werden [940] — do teilt <strong>der</strong> kueng die sinen, so nit 8000 man<br />

warend, in zwei huffen, und d'Eidgnossen mit dem gschuez neben<br />

den reisigen; hielt sich bi inen, ermant si fruentlich: si waerid diser<br />

stund sin stat, darin er riterlich gnesen o<strong>der</strong> sterben mueeste. 5<br />

Sagt dapfer zuo allem zueg: es waere im und inen loblicher, in<br />

(172)riterlichem strit, | als er wol vertruewt wi<strong>der</strong> dis eids- und<br />

puntsbriichigen zetuon, obligen, o<strong>der</strong>, so's Got verhängt, un<strong>der</strong>ligen,<br />

dan in schantlicher, unehlicher flucht, ungezwifelt schantlich<br />

und unerlichen, nit allein ver<strong>der</strong>ben, sun<strong>der</strong> ouch mitan alle 10<br />

grosse gehaepte mieg und gewunne er verlieren. Soeltid diser stund<br />

[941] irer väterlichen landen angeborne manheit und irer altvor<strong>der</strong>n<br />

des tods verächtlich herz, zuo ewigem ruom und lob, stantlich<br />

erzeigen und muotig darstrecken. So dan Got, nach gutem<br />

sinem vertruewen, im sig verluehe, wurde inen zuo ewigen ziten 15<br />

von im und siner riehen, loblichen krön von Frankrich nimmerme<br />

unbelont und unvergessen bliben. Ward im lib und leben von allen<br />

trostlich zugesagt und muotig ermant, er soelte sin kuenglich gmiet<br />

und herz, zuoglich sinen vorältern und anherren, grossmietig beharren.<br />

Sie verhoftid im ein strass ouch über <strong>der</strong> vigenden so<br />

koerpel ze machen. Schikt also ein teil sines tross zer [942] spreit<br />

vor dannen und zoch dem stil nach, liess ein schuz un<strong>der</strong> die<br />

vigend ubers wasser gon, si haruber zereizen. Do brachend <strong>der</strong><br />

Italischen ein zal lichter pferd- und fuossknecht mit grossem gschrei<br />

und trummeten haruber, des kuengs vortross ni<strong>der</strong>zelegen. Dem- 25<br />

nach <strong>der</strong> erst huf nit on schaden durchs unerkunt wasser und<br />

gestued on Ordnung getrungen; den empfiengend des kuengs reisigen<br />

und rantend in zuo boden. Da entran <strong>der</strong> hoptman Bernhardin<br />

Bracius mit siben wunden. Indem truktend noch zwen<br />

(173)huffen hin|uber, wurdend bed geschlagen, und ir hoptlut, mar- so<br />

graf Rudolf von Mantow •) und Raynutz Varness'), erschlagen.<br />

Zuoletst trang brünstig [943] uf den kueng <strong>der</strong> obrist veldhoptman,<br />

ward ouch, nach langem und harten gevecht, <strong>der</strong>maussen geträngt,<br />

') Rudolf von Gonzaga, Oheim des Oberfeldherrn Franz von Gonzaga.<br />

2) Rainuccius Farnese.


12 1495<br />

dass er sinen fluechtigen den redlichen basthart von Burbun<br />

nachtreib, vieng und entran 1 ).<br />

End des Fnrnoflschen strites, vom Franzesischen kueng<br />

des tags gewunnen, aber Napols nnd den Napolschen<br />

5 row verloren.<br />

Und also ersass <strong>der</strong> gwaltig strit, so über ein stund hat<br />

geweret, dass kein teil den andren witer ersucht; so doch <strong>der</strong><br />

Franzesisch zueg, klein und hart erfochten, uf <strong>der</strong> walstat ubernacht<br />

bleib, und aber <strong>der</strong> Italischen vil noch nie ab stat kommen,<br />

io in ir Ordnung hieltend, also erzekt, dass si [944] den helligen | (174)<br />

kueng nimme dorftend angrifen, sun<strong>der</strong> in ouch sighaft mit gewerter<br />

hand liessend hinziehen. Den Venedyern und ireu puntgnossen<br />

waren vil namhafter burger, und ob 5000 man erschlagen,<br />

niemand gevangen, aber dem Franzosen etlich nam-<br />

15 haftig gevangen und etlich, ouch <strong>der</strong> merteil vom tross, erschlagen;<br />

die toten halb vergraben, <strong>der</strong> merteil von den hunden und<br />

wolfen harussgerissen und gfressen.<br />

Dis gedaechtlicher strit ist besehenen uf den 14. tag hoemo- liWi<br />

nats 2 ), uf welchen tag <strong>der</strong> vertriben kueng Ferdinand zuo Napols<br />

20 ist wi<strong>der</strong> inkommen, und die schif. [945] so den Franzesischen<br />

riehen row von Napols fuortend, von Jennoweren ufgehaept und<br />

genommen.<br />

Wie <strong>der</strong> herzog von Orliens und sin Eidgnossen, zue Nawerra<br />

belaegret, verricht, mit sinem kueng ist heim-<br />

25 zogen.<br />

Und als nun <strong>der</strong> kueng, nach erhaltnem kämpf, on witer anfechtung<br />

von Furnofen gon Ast kam, was herzog Ludwig von<br />

•) Der Bastard von Bourbon wurde an <strong>der</strong> Seite des Königs von den<br />

Italienern gefangen.<br />

2) Vielmehr den 6. Juli vergl. oben.


1495 13<br />

Orliens zuo Nawerra, das er mit verraten hat ingenommen, vom<br />

herzogen von Meyland so haft belaegret, dass er sich on entschuet-<br />

(175)tung nit hätte moegen enthalten; harzuo aber sin muee<strong>der</strong> kueng ouch |<br />

nit [946] stark gnuog was, wie wol er zuo Ast sinen zueg ernueweret,<br />

und ob 20,000 Eidgnossen gon Versel zuosamen bracht hat; wan s<br />

<strong>der</strong> herzog von Meyland, ob 40,000 man stark, vor Nawerra lag,<br />

hat vil lanzknecht zuo ross und fuoss, im vom Roemschen kueng<br />

zuogesendt, ouch vil Eidgnossen im zuogeloffen und uss Nawerra<br />

zuo im gfallen, und allen zueg von Furnofen ab- und dem kueng<br />

nachzogen. io<br />

Bericht be<strong>der</strong> herzogen.<br />

Damit aber die gwaltigen hoer on blutigen schaden von<br />

enandren kaemid, legtend sich <strong>der</strong> verruoempt herzog Hercules<br />

von Ferrer, des Moren swaeher 1 ) und des kuengs geliepter, und<br />

gmein Eidgnossen, on Zürich und Bern, so <strong>der</strong> iren vil uf beden a<br />

[947] siten, ouch ein nämliche zal, insun<strong>der</strong>s von laendren, zu<br />

Nawerra belaegret was, darzwischen, dass, nach zweien monaten<br />

strenger belaegrung, ein bericht gemacht ward 5 ), also dass <strong>der</strong><br />

herzog von Meyland Nawerra wi<strong>der</strong> nam und dem herzogen von<br />

Orliens 100,000 ducaten schankt, siner ansprach an Roemschen 20<br />

kueng rechtlich zekommen, —<br />

Ansprach bei<strong>der</strong> herzogen au Meyland<br />

— so da vermeint erblich recht an das herzogtuom Meyland<br />

zehaben, von wegen siner anmuoter, so des letsten herzogen<br />

Philippen eliche swester was gsin, ouch dahar Ast ererbt, und »<br />

<strong>der</strong> Sfortia, von unsicher tochter des egenanten herzogen, mit<br />

gwalt inkommen was, aber iezt erst vom Roemschen [948] kueng<br />

(176) und dem rieh, als rechten oberherren, belehnet und bestaet. |<br />

i) Hercules von Este, Herzog von Ferrara von 1471 bis 1505. Seine<br />

Tochter Beatrix war Ludwigs des Moren Gattin.<br />

2) Zu Vercelli am 9. October.


14 1495<br />

Ab- und heimzug des Franzesischen kuengs uss Italien mit<br />

grosser tat und rnm, doch schlechtlich ufgeschriben.<br />

So was ouch <strong>der</strong> kueng einmal reisens und besun<strong>der</strong> kostens<br />

mueed, Hess sin hohe anmuotung nach, nam den friden — im nit<br />

s ganz erlichen — an, und zoch im October mit sinem erlösten<br />

herzogen in Frankrich heim, wolt zuo Paris, so im zuo getaner<br />

reis we<strong>der</strong> rat noch angevordret 100,000 krönen hat wellen geben,<br />

nit inkoeren, zoch von S. Dyonisius neben Paris hin gon<br />

Amboys. Hat in einem jar, das <strong>der</strong> kriegbar Hanibal in 17 jaren<br />

10 stets kriegs, [949] ouch mit vil und grossen erobreten striten<br />

nit vermocht, Rom und das ganz Italien on a ), doch nit on streich<br />

Venedig und das kuengrich Napols, mit gwaltiger hand durchzogen<br />

und einmal behoptet. Welcher und volgen<strong>der</strong> kuenglicher taten<br />

und siner jungen herzmietigkeit halb er un<strong>der</strong> den namhaftigsten<br />

15 kuengen von Frankrich gezaelt und beschriben ist, wie wol die<br />

Franzesischen gschichtschriber sine kftngswuerdige geschichten<br />

schlecht und ungnuogsam beschriben und siner truewen Eidgnossenj<br />

so sinen vater erhalten und im harzuo allem truewlich, mit vil irs<br />

manlichen bluots tuerem kosten, geholfen, gar [950] vergessend. | (177)<br />

20 Was unzalbaren Schadens dises knngs erlangtem rnm<br />

nachgevolgt sie.<br />

Wie nun dis vil gemelter kueng zitlichen ruom hat gesucht,<br />

ist im <strong>der</strong> also begegnet, dass, so man in recht ermuest, er me<br />

scheltens denn lobens wert erfunden wirt, dan er doch mit gar<br />

25 vil grösserem schaden wenn nuz bezogen: on die sidhar mit unmaesslichem<br />

bluot und nachteil <strong>der</strong> ganzen Cristenheit noch ungeendete<br />

krieg, nüt an<strong>der</strong>s zuom jaerigen triunph bracht und gelassen<br />

hat, dan volbrachter und schnei verschiner tat losen, luftigen<br />

nammen.<br />

') Ohne Schwertstreich; «streich» ist auch hier zu ergänzen.


1495 15<br />

Die hartselige plag <strong>der</strong> Napolschen o<strong>der</strong> Franzesischeu<br />

platern entsprungen.<br />

[951] Und die ungedachte, unerkante, hartselige plag <strong>der</strong> elenden<br />

blateren, so noch iren nammen von Napols und Frankrich<br />

behalten : was unussprechlich jamers dis jaemerliche krankheit in 5<br />

aller weit, in allen ständen und gschlechtern <strong>der</strong> lidenhaftigen<br />

menschen hat gebracht, mag nimmerme gnuog erzaelt, aber ouch<br />

nimmerme vergessen werden; dan si ein so fremd, grusam angsicht<br />

hat, dass sich ira kein gelerter arzet wolt o<strong>der</strong> dürft annemen,<br />

und si ouch die schuehen veldsiechen schuechtend; muost io<br />

(178) ir eigne, sundre | veldhuetten machen, biss si so hoch und so<br />

gwaltig ward, dass menklich, ouch fuersten, si dulden und behusen<br />

muostend, und si [952] selbs allerhand kunstlosen und keiner<br />

arznei erfarnen zuo fuernemsten, tueristen arzeten und vast rieh<br />

macht. Dis einige plag — wo plag hülfe — solte gnuog sin des a<br />

ueppigen, geilen menschen hochfart und wollust zedemueetigen und<br />

zezaemen. Hat aber nie geholfen, hilft noch nit. Got allein mag<br />

und muoss helfen.<br />

Der Titschen sold von diser Napolschen und Lamparti.<br />

sehen reis. so<br />

Ouch so soeltid die Tuetschen, beide lanzknecht und Eidgnossen<br />

des Nawerrischen laegers, wol vor Lamparten gewarnet sin worden<br />

wo warnung hülfe; dan da von beden partien vil <strong>der</strong> merteil<br />

fuer ir soeld mit gips, kalch und glass bezalt, ellenklich uf dem<br />

veld, uf <strong>der</strong> strass, [953] uf den gassen, und sanfter in den s5<br />

hoehuetlin und uf den mistinen, wie serbend hund, verdurbend<br />

und sturbend. Swytz allein klagt ob 800 man, Bern hat die iren<br />

vast daheim verbotten.<br />

Nit besser gluek haftend die, so <strong>der</strong> kueng zuo Napols hat<br />

gelassen, <strong>der</strong>en ouch nit hun<strong>der</strong>t, ouch nit gsund, heim kamend; m<br />

(179) wurdend vast verserbt | ins mer by Attelleni) vergraben. Hilft<br />

,) Atella in <strong>der</strong> Basilicata in Unteritalien. Die dortige Besatzung,<br />

worunter viele Schweizer-Söldner, musste sich ergeben, wurde von den<br />

Neapolitanern I Spaniern) nach Bajae geschleppt und so schlecht behandelt,<br />

dass nur ganz wenige übrig blieben. (Sismondi Hist. d. rep. ital. tom. XII.<br />

403.) Siehe auch hienach.


16 1495<br />

ouch nuet an dem unsinnigen 8 ) menschen, so doch fuer alle tier<br />

den tod uebel foercht, und doch den so frevel und mutwillig sucht.<br />

Ist ouch ein schwere plag. Das alt spruechwort muoss war bliben:<br />

Lamparten ist <strong>der</strong> Tuetschen und Franzosen kilchhof. Hat sich<br />

5 biss gon Napols erstrekt, wil dennocht schier zuo eng sin.<br />

[954] Handlung des herzogen von Meyland und gmeiner<br />

Eidgnossen miteuan<strong>der</strong>, in und von oberzaelter reis<br />

wegen.<br />

Als herzog Ludwig Sfortia, von siner schwärze Mor gnemt,<br />

io an sines bruo<strong>der</strong>s sons Johan Galeatzen stat, was 18 jar gwaltiger<br />

anwalt zuo Meyland gsin, und dis jars im Meyen vom Roemschen<br />

kueng und den ständen des richs zuo Wurms haruf belechnet und<br />

bestaet, zuo welcher siner bestätigung, durch den bischof von Brix<br />

ins Römischen kuengs und richs nammen volendet, er einen hoch-<br />

15 zitlichen, fürstlichen hof zuo Meyland hielt, von allen sinen gesipten,<br />

des herzogtuoms ständen, und sun<strong>der</strong>lich ein botschaft<br />

von gmeinen Eidgnossen, ouch sun<strong>der</strong>lich mit ir zehandlen, harzuo<br />

geladen, versamt. [955] Und wie im nun was geruwen, dass er<br />

sinen mächtigen pundgnossen, den kueng von Frankrich, wi<strong>der</strong><br />

20 sinen swager, den kueng von Napols, hat ufbracht, nachdem er<br />

wi<strong>der</strong> in in die Italisch puentniss was gangen, warb er trungenlich<br />

durch sinen rat und boten, doctor Johan Moresini), an gmein<br />

Eidgnossen, mit im die alten vereinung und | capitel zebestäten, (180)<br />

zebesseren o<strong>der</strong> nüw ufzerichten. Erbot sich järlich pension, guot<br />

25 söld, zol und gleits friung zegeben, die wi<strong>der</strong>willigen Lucerner<br />

und Urner und al an<strong>der</strong> ansprecher nach guotem vernueegen gueetlich<br />

o<strong>der</strong> nach irern erkennen rechtlich, zuofriden stellen, flüssige<br />

gnad, fruentschaft und gute nachburschaft ze halten und zeueeben.<br />

*) Unsimigen: wird blosser Schreibfehler sein.<br />

') Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 487 (9. Juli).


1495 17<br />

Der Eidgnossen gegenhandlung und zweiung, die Meyländisch<br />

vereinung zehindren und die Franzesisch zefuerdren.<br />

Item ein missif diser sach halb.<br />

Ward zuo Lucern ein erliche, lobliche und gmeinen Eidgnossen<br />

nuzliche vereinung vergriffen!) und von Bern angenommen 2 ); 5<br />

wäre ouch gmeinlich beschlossen und angenommen worden, wo<br />

die Franzosen nit mit grösserem verheissen waerid ingerissen. Uf<br />

welches, dem Meylaendischen herzogen Unwillen zemachen, wurdend<br />

vil reden und ansprachen, insun<strong>der</strong>s von laen<strong>der</strong>n ufgebracht, und<br />

so vil me, so vi] Bern me willens zum herzogen hat. Nämlich, 10<br />

so muost sich her Conrad Swend, burgermeister zuo Zürich 3 ), vor<br />

gmeinen Eidgnossen entschlahen eines esels vol Meylaendischs<br />

gelts, so in sinem hus solt sin abgeladen. So wi<strong>der</strong>ruft Bern<br />

ab disem tag iren erlichen boten, her Wilhelmen von Diesbach,<br />

so ouch bevelch hat, vom richstag zuo Wurms witer schmaehung 15<br />

ab[957]zuwenden s ). [958] Egenanter bot, in sinem und sines mitgsellen,<br />

Caspers vom Stein, nammen, schreib mit siner hand ab<br />

(181) disem tag sinen herren dis volgende meinung, nit zuo vergessen. |<br />

Missif diser haendlen.<br />

Gnädigen und unser lieb herren! Wuessend, als wir uf w<br />

S. Barthlomes tag 4 ), zenacht, her gon Lucern kommen sind,<br />

dem nach in einer stund kamend die dri boten des kuengs von<br />

Frankrich dahar gefaren uf dem se, uss den ländren, mit grossen<br />

») Die Blätter sind hier versetzt infolge unrichtiger Einschiebung <strong>der</strong><br />

Missive. Der <strong>Text</strong> springt von Seite 957 auf 958 und 959 und kehrt dann<br />

auf 957 zurück.<br />

i) Die Vorschläge <strong>der</strong> mailändischen Boten siehe Eidg. Absch. III. 1.<br />

487 (9. Juli). Die Verhandlungen dauerten noch länger fort.<br />

») Am 1. März 1496. Urk. im St.-A. Bern (abgedr. Eidg. Absch. III. 1. 739).<br />

3) Beständig Bote auf eidg. Tagen von 1478—1498. Am 9. Juli 1495<br />

war er nicht anwesend, vielleicht des hier erwähnten Gerüchtes wegen,<br />

vergl. darüber auch Eidg. Absch. III. 1. 480.<br />

4) 24. August. Die Tageatzung begann am folgenden Tage.<br />

2


18 1495<br />

schiffen, mit pfifen, trummen und grossem gschrei. Da fuorend<br />

ini) von Lucern engegen, und fuerwar, wäre ein herzog da gesin,<br />

so waer es gnuog gehofiert. Dem nach hond si uns erzaelt die ßr,<br />

trost und zuosagung, so inen begegnet ist in laendren, das wir<br />

5 och hie ogenschins selbs sehen; dan wer nit zuo inen kommen<br />

mag, dem ist nit recht etc. Der Bali von Dision'-) gat hie nit<br />

an<strong>der</strong>s, dan als war er unser aller natürlicher lantsher o<strong>der</strong><br />

hoptman. Er hat ouch insun<strong>der</strong>s mit uns geret: wollend wir<br />

witzigen im nit guote [959] antwort geben, so wisse er mit unio<br />

sern gmeinden wol das mer zemachen. Soelichs einem ietlichen<br />

bi<strong>der</strong>man zuo herzen gon sol, dass es in einer Eidgnoschaft darzuol (182)<br />

kommen ist, dass ein froem<strong>der</strong> man me gwalt sol haben, dan wir<br />

selbs. Also, gnädige herren! so wir uf Zinstag zuosamen kommen<br />

sind, hond wir von stund an die Franzosen uf ein nuewes mueessen<br />

15 verhören, und nach demselben hat sich iedes ort sines willens<br />

mueessen erluetren. Da hond wir harussgeschuet, was im sak<br />

was, und koennend nit an<strong>der</strong>s verstan, dan dass si al vallen<br />

werdid, und <strong>der</strong> from baer zuo letst allein mueesse stan, zuo saechen,<br />

was uss disen dingen werden wolle. Dan in 15 tagen ungevarw<br />

lieh, o<strong>der</strong> drien wochen, muoss gescheiden werden. Des halt, sich<br />

uwer gnad, die Got bewar. Datum ilens zuo Lucern, nachmittag,<br />

uf 27. tag Ougst. CT. A»g.<br />

Zedel.<br />

Gnädig hern, <strong>der</strong> arm bot von Meyland klagt sich erbaermk-<br />

95 lieh, dass man sinem herren zugesagt hat, im sin gelt abnimt,<br />

und alles nuet ist, er gebe dan einen gülden me solds dan <strong>der</strong><br />

kueng. Etlich ratend, man solle mit dem kueng beschliessen und<br />

darnach friden, so legid wir gross er in und blibid bi beden<br />

vereinungen und pensionen, malid also mit nuz und eren alle<br />

so muelinen in Gots nammen. Es ist gloeblich, wo man sich nit zuo<br />

vast partiete, es mochte guots geschaft und vil uebels verkommen<br />

i) Ergänze: Leute.<br />

s ) Antoine de Bessey, Ritter, Landvogt zu Dijon, <strong>der</strong> Hauptunterhändler<br />

im Namen des französischen Königs. (Eidg. Absch. III. 1. 736.)


1495 19<br />

werden. Got verlihe gnad! 1 ) — So ward [957] zuo Lucern ein<br />

(183)gmeind ufrueerig, von wegen Meylaendisch gelts, so in ir stat, |<br />

o<strong>der</strong> zuo Zuerich, o<strong>der</strong> zuo Bern sun<strong>der</strong> personen solt sin ussgeteilt,<br />

die, so das genommen haettid, für vigend zehaben. Und was doch<br />

aller verbunst ums gelts willen zehaben. So hieschend <strong>der</strong> s<br />

waldstaeten knecht ein brantschaz von Thuom 2 ), mit streichen vor<br />

8 jaren bezalt, daruss die von Ure, uss <strong>der</strong> Franzosen inleitung,<br />

ein krieglich vehd und usszug wi<strong>der</strong> Meyland tatend.<br />

Werbung des Frauzesischen kuengs durch den herzogen<br />

von Orliens und siuen baly an gmein Eidguossen wi<strong>der</strong> i»<br />

Meyland.<br />

Wan als <strong>der</strong> herzog Ludwig von Orliens, von sines kuengs<br />

[960] und von eigner ansprach wegen, wi<strong>der</strong> den Moren in Meyland<br />

wolt ziehen, sant er ein botschaft in sundre ort und ouch<br />

zuo gmeinen Eidgnossen gon Lucern, da des Roemschen kuengs, is<br />

des richs und die Meylaendisch botschaft ouch warend 3 ). Liess<br />

anbringen, wo d'Eidgnossen im hilf und ein zug wi<strong>der</strong> den mißlichen<br />

herzogen in Meyland taetid, und da im als erbs gnossen<br />

das herzogtuom hulfid erobren, so woelte er inen die vereinung,<br />

pension und soeld ufrichten, wie si vom alten kuong Ludwigen w<br />

gehaept haettid, ouch al usstaendig pensionen, soeld und ansprachen<br />

abtragen und bezalen, item und vom herzogtuom Meyland, so das<br />

erobret wurd, ouch sun<strong>der</strong> und me dan <strong>der</strong> Mor pension, ouch<br />

zols und gleits friheit geben, darzuo Bellitz, Lowers, Lugan inen<br />

(184)mit aller | zuoghoerd ewig fuer [961] eigen übergeben 4 ). Und hie- «<br />

nach im Ougsten, als <strong>der</strong> kueng gon Ast was kommen, schikt<br />

er sinen Baly von Dision, gnempt <strong>der</strong> Tuetsch Belli 5 ), ouch zuo<br />

gmeinen Eidgnossen gon Lucern, liess inen vorgetane beger und<br />

,) Das Schreiben scheint nicht mehr im Original vorhanden zu sein.<br />

2<br />

) Domo d'Ossola; vergl. hievor Bd. 1.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. 484 (13. Juni).<br />

i| Eidg. Absch. III. 1. 487 (9. Juli).<br />

5<br />

) Man soll ihn so genannt haben, weil er <strong>der</strong> deutschen Sprache<br />

mächtig war.


20<br />

1495<br />

gheiss bestaeten, mit grossem, ewigen lob und danksagen um ir<br />

knecht, so im ganz wol und erlich gedient haettid und noch<br />

dientid, also dass er in sin höchst vertruwen und gunst zuo einer<br />

frommen, notvesten Eidgnoschaft sazte, ouch inen und ir vorab<br />

6 zuo guotem nimerme weite vergessen; und mit harter anklag wi<strong>der</strong><br />

den Meylaendischen herzogen, so da in und sinen swager von<br />

Orliens, wi<strong>der</strong> verschribne puend und geleit, hab un<strong>der</strong>standen zuo<br />

[962] verraten und um lib und leben zebringen.<br />

Dass in erzaelter handlung d'Eidgnossen dem kueng von<br />

io Fraukrich wi<strong>der</strong>n herzogen von Meyland znzugend<br />

und ouch scheidboten santend.<br />

Hievor, mitan und nach bei<strong>der</strong> teilen, Frankrick und Meyland,<br />

offenlich botschaften, wurdend <strong>der</strong> Eidgnossen knecht,<br />

wi<strong>der</strong> swere verbot, insun<strong>der</strong>s durch die Wollaeben von Ure und<br />

15 an<strong>der</strong>, so ir gelt, uss Napols bracht, ufzereizen spiegleten, huffecht<br />

ufgewiglet. Aber uf die Franzesischen botschaft so sagtend<br />

die von Ure dem Meylaendischen herzogen uss eigner ansprach<br />

ab, und wie wol durch gmeiner Eidgnossen mitlung und<br />

manung die vecht [963] mit 4000 Rynscher gülden was uf den<br />

20 letsten tag Juki abtragen!), dennocht, über streng getane ab- 31.Juli<br />

manung, so blibend von Ure und | Swytz ob 1200 man bim (185)<br />

herzog von Orliens zuo Nawerra mit andren Eidgnossen belagert,<br />

desse und <strong>der</strong> Franzosen verheissung halb, unangesehen des<br />

Meylaendischen herzogen erst bezalten abtrag, ewige capitel und<br />

25 überflüssige fruend- und rechtbot, so zugend die benanten ort<br />

und ire verwanten mit ofnen zeichen und vaenlin, on einiche verpuendnuess,<br />

ob 20,000, gon Versel zuom kueng.<br />

Da aber <strong>der</strong> kueng und sin herzog von Orliens, als ze schwach,<br />

zuom bericht sich neigtend, santend gmein Eidgnossen irem zueg<br />

so ouch ire scheidboten nach-).<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 490. Hier ist zwar von diesem Konflikt, aber<br />

nicht von dessen Beilegung die Rede.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. S. 492 (12. resp. 17. September).


1495 21<br />

[964] Wie sich ein lobliche stat Bern in allen oberziilten<br />

Sachen gehalten und keines teils, ouch irer Eidgnossen,<br />

froemden kriegs wolt annemen.<br />

Ein wise, rarsichtige stat Bern hat vor oft geraten und<br />

anbracht, so d'Eidgnossen noch unpartiisch warend, richtboten s<br />

zesenden; nun aber, nach erluetreter parti, als unfuoglich, sant<br />

si, ouch Zürich, keinen. Und durch al oberzaelte haendel <strong>der</strong> oft<br />

benanten herren war ir bstaendig fuernemen, von <strong>der</strong> gerechtikeit<br />

nit abzewichen, sich unpartiisch in ruowen zehalten, fridlicher<br />

vereinung gegen allen zebenueegen, keines froemden kriegs, ouch io<br />

irer Eidgnossen, ungenoet allein um gelts willen, anzenemen, [965]<br />

und ouch zuvor von niemand we<strong>der</strong> guot noch gelt zuo enpfahen,<br />

(186) ire fromme | luet da mit zuo versetzen und um Hb und leben ze<br />

bringen. Und semlich ir wis, from und goetlich fuernaemen zuo<br />

hanthaben, verbot si streng und verhuot nach muglichem fliss, «<br />

dass die iren keinem teil zuolueffid, hiess die loffenden und die ufwigler,<br />

ouch den Belli, ufhaeben, und die gelofnen durch iren<br />

ratsboten, Gilian von Rimlingen, heim vordren; straft nach getanem<br />

verbot und verschuld die unghorsamen; sant iren venner,<br />

Casper Hetzein, zuom margrafen von Nuewenburg, zuom Prinzen 20<br />

von Orenye und zuom grafen von Oron 1 ), so dem herzogen von<br />

Orliens knecht zuofuortend, <strong>der</strong> iren keinen anzenemen, schlug<br />

ouch den Franzosen alle ir beger und verheiss, und deshalb,<br />

als unpflichtig, den Eidgnossen ir zuozug ganz und gar [966] uss<br />

und ab. Ouch harzuo allem bewegt uss des Roemschen kuengs und 25<br />

des Roemschen richs hohen mandat, an ein stat Bern und gmein<br />

Eidgnossen geben, höh gebietend, den herzogen von Meyland, als<br />

des Roemschen richs glid, und sin herzogtuom als ein kammer des<br />

richs, on erkant recht nit zuo beschädigen, und den Franzosen,<br />

als des Roemschen richs vigendlichen beschaedigern, nit zuozeston, 30<br />

noch zuo verhelfen 2 ); — ouch uss des herzog von Meylands selb<br />

!) Zuschriften an die drei Genannten wurden erlassen am 12. Juni<br />

(Raths-Man. 87, p. 4); von <strong>der</strong> Sendung Hetzeis ist nicht die Rede.<br />

») Ueber die damalige reichstreue Haltung Berns vergl. die Schreiben<br />

an Wilhelm v. Dierbach nach Worms vom 15. und 18. Mai (Missb. H. 25*,


22<br />

1495<br />

gnuogsamem guter fruentschaft und billichs rechts erbieten. Derhalb<br />

ouch bewegt, mit im fridsame, lobliche, alte vereinung zebestaeten<br />

und staet zehalten; <strong>der</strong> Venedischen botschaft, obschon<br />

die andren ort nit zuosagtid, uf den 17. tag September zugesagt'). ft Sept.<br />

5 Dannenhar si und ire tagboten, [967] insun<strong>der</strong>s von laendren,<br />

vil troew- und schmizwort muostend dulden. Nämlich so troewt| (187)<br />

<strong>der</strong> aman Reding von Swytz einmal, ein mers im fehl zemachen 2 ),<br />

wo keinest d'Eidgnossen zuosamen kaemid. Deshalb, gwaltigem<br />

muotwillen fuerlouf o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>stand zetuon, beriet si sich mit Zürich,<br />

io Friburg und Solaturn, und ouch mit den iren von stat und land,<br />

uf den 24. tag September versamt 3 ). Hielt da fuer als ir anligen & Sept.<br />

und fuernemen, so ira diser untruewen loeffen halb zetuon o<strong>der</strong> zelassen<br />

begegnet.<br />

Ward ira ir fuernemen von stat und land bestaet, und lib und<br />

i5 guot zugesagt, und ouch vom Römschen kueng hilf und schirm<br />

zuogeschriben. Verordnet hiean uss iren lantgrichten [968] ein<br />

gerueste wacht und huot, ob d'Eidgnossen im heimzug uss Lamparten<br />

gegen ir etwas unbil fuernämid, das zuo erweren 4 ). Ouch,<br />

dem mit ruowen vorzesin, schikt si ir boten den Eidgnossen ent-<br />

20 gegen, si fruentlich ankerend um fruentlicheu und fridlichen iurund<br />

durchzug irer landen, beval ouch den iren, si fruentlich zehalten<br />

und zelassen. Und also uf den 20. tag October zergieng<br />

diss gross wetter on hagel 5), wan ouch <strong>der</strong> merteil hagler warend<br />

mit arbeitseligem hagel des serben und <strong>der</strong> blatren toetlich ge-<br />

» schlagen.<br />

36») und vorzüglich vom 29. August (ibid. p. 55 b ), sowie ein Schreiben an<br />

Maximilian vom 9. November (Miss. H. 86). S. auch Eidg. Absch. III. 1.<br />

S. 489-490.<br />

i) Raths-Man. 88, p. 12.<br />

2 ) Eine Abstimmung unter <strong>der</strong> im Felde stehenden Mannschaft.<br />

3) Die bezüglichen Schreiben vom 14.—16. Sept. stehen im Missb. H.,<br />

S. 62—66 (vergl. Raths-Man. 88, p. 9 und 13).<br />

4 ) Bern besorgte damals ernstlich einen Angriff von Seiten <strong>der</strong> Söldner<br />

aus <strong>der</strong> innern Schweiz. Schreiben vom 25. September und vom 20. October<br />

(Missb. H. 73« und 80").<br />

s ) An diesem Tage kehrten die Söldner aus Frankreich ruhig zurück.


1495 23<br />

Wie einer Eidgnoschaft obren und gmeinden in oberzaelten<br />

grossen Sachen grosse zwiung hond geueebt und erzeigt.<br />

In den obgemelten grossen [969] und sweren haendlen, welche<br />

(188) die ganzen Cristenheit in unruow staltend, ist ein | Eidgnoschaft<br />

in <strong>der</strong> oberkeit und in den gmeinden vast und me dan vor ie 5<br />

zweiig worden.<br />

Ein teil, alter ufrechtikeit, frids und riiwen beging, nach<br />

verhörung des Roemschen richs, Frankrich und Meyland, uf den<br />

9.Juli.9. tag Julii zuo Lucern besehenen, liess verabscheiden, ernstlich<br />

zuo bedenken, dass ein Eidgnoschaft aller froemden herren und 10<br />

IS. Juli, ires gelts gar mueessig gienge. Demnach uf den 18. tag dis<br />

volgenden goetlichen artikel verabscheidet 1 ):<br />

Froem<strong>der</strong> herren und gaben abston.<br />

Damit wir Eidgnossen fuerahin dester truewlicher in bruee<strong>der</strong>licher<br />

lieb und fruentschaft mit enandren geleben moechtid, so 15<br />

geviel iez diss tags den boten, [970] dass wir Eidgnossen aller<br />

und ieklicher froemden, ussländischen herren ganz mueessig gierigen,<br />

von denen we<strong>der</strong> pension, mueet, noch gaben nimmerme<br />

naemen, und unsere knecht inen ouch nimmerme um sold zuoliefid.<br />

Und damit soelichs dester staeter gehalten wurde, dass dan wir so<br />

den, so wir ie unsere puend sweren, dem getrftlich nachzekommen<br />

und zegeleben ouch swueerid, und dan enandren dabi hanthaben<br />

und schuetzen, also, welcher soelichs demnach übersehe, dass man<br />

in dan nach sinem verdienen darum strafe. Sol ie<strong>der</strong> bot treffenlich<br />

heimbringen, und uf den nächsten tag antwort geben. — Hat 25<br />

noch keine. — Und ward hieruf volgende Ordnung vergriffen:<br />

Froem<strong>der</strong> herren, gaben und reisen mueessig zegon.<br />

Wir, die burgermeister, schulthessen, amman, raet, burger<br />

(189) und lantluet dis nachbenemter staeten | und laendren <strong>der</strong> Eidgnoschaft,<br />

nämlich Zuerich, Bern, Lucern, Ure, Swytz, Un<strong>der</strong>walden, so<br />

') Vergl. damit Eidg. Absch. III. 1. S. 488, wo aber nur die Einleitung<br />

steht, ohne die folgende «Ordnung»; gütlich vielleicht Missschreibung<br />

für yüetlich.


21 1495<br />

Zug, Glaris, Fryburg und Solaturn, bekennen offenlich mit [971]<br />

disem brief: als dan bisshar <strong>der</strong> pensionen, Provisionen, mueeten,<br />

gaben, dienst und jargelter halb, so sundren personen geben<br />

werden, desglich <strong>der</strong> knechten halb, so über unser alle manig-<br />

5 valtige, hohe verbot und willen in froemde ussländische krieg<br />

geloffen, grosse wi<strong>der</strong>waertikeiten und irrungen in unser Eidgnoschaft<br />

entstanden sind: damit nun semlich wi<strong>der</strong>waertikeiten abgestelt<br />

werden, und wir alle gmeinlich fuer und fuer dester truewlicher,<br />

fruentlicher und bruee<strong>der</strong>licher mitenandren geleben, und enandren<br />

iü das best und wägst getuon moegid, wie dan unser frommen altvordren<br />

iewelt har geton hond, so sind wir gmeinlich und einhelliklich,<br />

mit zitlicher, guoter vorbetrachtung, fruentlich und gueetlich<br />

diser hernach beschribnen stucken enandren ingangen, wie<br />

die eigenlich hernach geschriben stond:<br />

ls Des ersten: dass kein eidgnoss, noch niemand von sinetwegen,<br />

von keinen froemden, usslaendischen forsten noch herren, was stats<br />

o<strong>der</strong> wesens ie doch <strong>der</strong> sie, fuer dishin nimmerme kein pension,<br />

mueet o<strong>der</strong> gab, dienst o<strong>der</strong> jargelt nemen noch enpfahen;<br />

[972] zürn andren: dass kein Eidgnoss zuo keinem froemden<br />

20 usslaendischen fuersten noch herren, was stats er sie, in krieg<br />

nimmerme loffen, riten, noch gon solle; und welcher Eidgnoss <strong>der</strong><br />

stucken eins hienach übersieht, dass dan sine obren von stund<br />

an zu dem gritid | und in nach sinem verdienen, als einen (190)<br />

meineidigen, erlosen man, an sinem lib und gut Strand.<br />

25 Und ob einer uss sinem ort in ein andres entrun, den sol<br />

das selb ort ouch annemen und wie obstat strafen.<br />

Und damit semlich Ordnung dester statlicher gehalten werde,<br />

so sol man si mit den puenden zehalten sweren, und sol si kein<br />

ort o<strong>der</strong> mer, on <strong>der</strong> merteil orten wissen und willen, andren,<br />

so meren, mindren, noch abtuen; das wir uns gmeinlich zetuon vorbehalten.<br />

— Ward heim, aber nit wi<strong>der</strong> gebracht, dan Helias, ja<br />

bruo<strong>der</strong> Clausen huefle') war klein und ungeacht, doch von Got<br />

zaelt und erofnet, uf dass noch <strong>der</strong> zit <strong>der</strong> alten Eidgnossen fromkeit<br />

nit gar erlöschen schine.<br />

•) Das Häuflein <strong>der</strong> redlichen Eidgenossen, welche dem Rathe des<br />

Propheten Elias, d. h. des Bru<strong>der</strong>s Claus, anhingen.


1495 25<br />

Froemden herren, gaben und reisen zuozegon.<br />

Der an<strong>der</strong> und <strong>der</strong> merteil, in kriegen o<strong>der</strong> kriegspraktiken<br />

[973] 20 jar har, sit dem anfang des Franzesischen punds, Pension<br />

und sold, erzogen, unrueewig, kriegisch, gwalts und gelts gitig,<br />

meret des einen obgemelten teils wi<strong>der</strong>spil, nämlich in kurzer 5<br />

sum: wi<strong>der</strong> die zwen vergrifnen artikel niemand sine haend ze-<br />

(191) beschliessen, und ein fri loch zelassen. | Allein da wäre rlissig<br />

fuerzeluogen, dass die froemden herren nit eins wurdid, so gaeb es<br />

vil und feissen spek in d'rueeben, zuge stritbar, erfaren lüt, die<br />

da ein Eidgnoschaft achtbar machtid und erhieltid. So dan, nach 10<br />

aman Redings, <strong>der</strong> zit gwaltigem, wiz, d'Eidgnossen mueestid für<br />

6000 man, — so wager daiiiss, dan daheim waerid — ein loch haben,<br />

wäre das bim kueng von Frankrick zuoni kuntsamsten, gewuessesten<br />

und geltrichesten. Harzuo etlich diss teils fuernemen rietend, und<br />

ouch daruf [974] staltend, von vil herren, ouch wi<strong>der</strong>wärtigen, 15<br />

den spek und die rueeben ze haben. Sprachend, es wäre besser,<br />

zwo o<strong>der</strong> me melkkuee ze hon, dan nur eine. Man soelte den<br />

mageren Roemschen kueng, ouch voran den riehen ette kueng von<br />

Frankrich und den feissen herzogen von Meyland mit verstaendnuess<br />

un<strong>der</strong>halten •). Und wie wol nun ein fromme stat Bern diser so<br />

zit nit wolt kriegen, noch den kriegschen Franzosen zuoston, so<br />

hat si dennocht durch etlich ir geltwitzigen, williger pension, so<br />

doch ein ursach aller unruowen und zweiung was, ein wit loch<br />

zugelassen, also dass etlich dises teils, nit die mintueristen, durch<br />

(192)iren | witzigen mitrat von Diessbach, — so iez uss etwas mueens, 25<br />

nit uss ernst, sich hat vom ette kueng an Rom und Meyland geleint,<br />

— und durch iren tuomprobst Armbrostern zuo Meyland, hochgelerten<br />

geltprati [975] kanten, das Roemsch und Meylaendisch<br />

gelt, wie man sagt, mit imilin 2 ) teiltend. War ists komen? Was<br />

aber einer loblichen Eidgnoschaft sundren orten und einer 6r- 30<br />

samen stat Bern von iren parüen lobs, er und nutzes erwachsen<br />

sie, wäre wol das, das niemand wueste. Doch die, so es am<br />

•) Vergl. darüber Ulmann a. a. 0. I. 416. — Probst, die Beziehungen <strong>der</strong><br />

Eidgenossenschaft zum deutschen Reich 1486—1499. Archiv für Schw. Gesch.<br />

Bd. XV.<br />

') Inimi, ein Hohlmaass.


26 1495<br />

meresten wuessend, sagends allermindest. Git ist mit scharpfen<br />

ougen blind und mit zaeligem mund stum. So ist doch <strong>der</strong> herren<br />

gued me, dan <strong>der</strong> Eidsgnossen git •), zeverwundren, sitmal innemen<br />

licht und ussgeben swer ist, ja dem armen, arbeitsamen sweiss,<br />

5 so's den guedigen und gitigen gwinnen und geben muoss. Got<br />

sihts alles.<br />

Werbung Saffoy au gmein Eidgnossen um vereinung.<br />

Uf Sontag mittervasten'-) hat die herzogin von Saffoy, [976]<br />

Blanka, in ir und irs suns nammen, ein treffenliche botschaft,<br />

w nämlich iren bischof von Losan, her Aimo von Monfakon, und (193)<br />

her Johan von Steftys, lantvogt in <strong>der</strong> Wat, zuo gmeinen Eidgnossen<br />

gon Lucern und zuovor gon Bern geschikt, um ein<br />

puentnuess zewerben. Ward vergriffen, aber von <strong>der</strong> langwirigen<br />

spaenen wegen <strong>der</strong> Wallisser und des Bachmans von Lucern 3 ),<br />

lä ward si von den 6 Waldstaeten abgeschlagen 4 ).<br />

Von frefler ufruer drier orten knechten, wi<strong>der</strong> ein stat<br />

Costens erhaben, und durch die audren fueuf ort unbetragen<br />

abgstelt.<br />

Diss jars, zuo end Jenners, hond sich mutwillig erhept ob<br />

20 600 knecht von Ure, Un<strong>der</strong>walclen und von Zug, <strong>der</strong>en hoptman<br />

<strong>der</strong> landweibel von Ure, welchem bi tusend Turgoewer und Waggentaler<br />

5 ) zuoliefend, und uf anwisung des lantvogts im [977]<br />

Turgoew, gnaemt Muhaheim, ouch von Ure, ein ersame stat Costens<br />

unversehen und wi<strong>der</strong> gnuogsame rechtsbot, mit gwaltigem<br />

25 ubertrang und ufhebung ir ratsbotschaft, nämlich ires burgermeisters<br />

und sines mitgsellen — <strong>der</strong> maeren halb gon Zürich in<br />

sicherem vertruewen gesendt — dahin getrungen, dass si sich irer<br />

gerechtsame, des Turgoews halb, uf <strong>der</strong> genanten drien orten<br />

•) "Wortspiel mit güd = Vergeudung, Verschwendung, und git = Geiz-<br />

2) 29. März.<br />

3) Hans Bachmann machte schon seit längerer Zeit For<strong>der</strong>ungen geltend<br />

gegen den Savoischen Hrn. von Monsenn. (Eidg. Absch. III. 1.463u. ff.)<br />

4) Eidg. Absch. 111. 1. S. 480 (1. Juni). Die Gesandten sind hier nicht<br />

erwähnt.<br />

5 ) Wagenthal hiess <strong>der</strong> obere Theil des Freien Amts.


1495 27<br />

(194) boten, ouch 4000 gülden brantschaz zegeben, veranlasset•). |<br />

Und als dise ufrueerer ab keinen boten und ab keiner, ouch eigner<br />

herren, manung nuet tatend, aber frefenlich un<strong>der</strong>stuondend, ire<br />

macht von den andren orten zuo stärken und fuerzefaren, ouch<br />

hieruf ir lioptman die dri boten von Zuerich, Lucern und Swytz, 5<br />

in ein kamnier zuo im gevordret, inbeschlossen und mit stolzen<br />

traz- und troewworten verächtlich angefahren und getruzt, von<br />

sinem fuernemen nit abzeston, sun<strong>der</strong> noch witer zeziehen und<br />

etliche land, plaez und aempter [978] den Eidgnossen gmein ze<br />

machen, so etliche ort sidhar iren puenden geeignet haettid — io<br />

uf dis ufrueerische, vermessne handlung, ouch uf billichs anrufen<br />

einer ersamen stat Costents, hond sich die andren fünf ort, nam.<br />

29. Jan. lieh Zürich, Bern, Lucern, Swytz und Glaris, uf den 29. tag obgenants<br />

monats zuo Zuerich versamt 3 ) und einhellig beschlossen,<br />

nach verpuendung <strong>der</strong> Stanzischen verkomnuess, dis ufrueerisch w<br />

unghorsamen mit gwaltiger gwerter band abzewisen, ghorsam<br />

zemachen und zestraffen; doch mit vorgen<strong>der</strong> warnung und puenden<br />

manung an <strong>der</strong> unghorsamen dri ort, die ir unghorsamen<br />

selbs abzewisen und in straf ze übergeben, erzwungnen anlass 3 )<br />

einer stat Costenz haruss antworten und uf gmein Eidgnossen 20<br />

erbotens rechtens sich zebenliegen; so doch das Turgoew den<br />

vier andren orten nuet weniger, dan ouch inen, zuo versprechen<br />

(195) stände. | [979] Und wan si diser manung nit angends stat gebid,<br />

6. Pehr. on einichen Verzug, uf den 6. tag Hornung mit iren paneren geruest<br />

zuo Winterthur o<strong>der</strong> darbi im veld zesin, und harzuo zeziehen 25<br />

gmeiner Eidgnossen verwanten, on das schuldig Waggental und<br />

das unrueewig Turgoew, manen. Tatend das uss notwendigem,<br />

nuzlichem insehen, nämlich semlichen ufrueerischen muotwillen mit<br />

straf abzestellen und zuo fuerkommen, ire gerechtsame wi<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

drien orten vermessenheit ze schirmen, und oucli fuernemlich ein w<br />

veste, und <strong>der</strong> ganzen Eidgnoschaft uuezliche und wolgelegne stat<br />

Costents vom Swaebischen pund, in den si vom Roemschen kueng<br />

i) Sie zwangen Constanz zum Verzicht auf alle Rechte im Thurgau.<br />

») Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 472.<br />

3) Die abgenöthigte Verzichterklärung und Brandschatzung; vergl.<br />

auch Eidg. Absch. III. 1. S. 473.


28 1495<br />

und von des punds ständen höh und streng ervordret, und zu letst<br />

als schirmlos bezogen, bi einer Eidgnoschaft zuo behalten; wie si<br />

dan ob 8 jar har, anfang genants punds, sun<strong>der</strong>lich durch <strong>der</strong><br />

zweien [980] staeten Zuerich und Bern fruentschaft was un<strong>der</strong>halten.<br />

5 Wäre ouch beliben und in <strong>der</strong> Eidgnossen pund gangen, wo das<br />

<strong>der</strong> laendren verbunst, so da noch ufnung und staerkung <strong>der</strong> staeten<br />

entsizt und wert, nit haette verhindret.<br />

Und als nun die fünf ort iren ernst mit getanen zuo ir paneren<br />

uszuegen und ufmanungen erzeigtend, zugend die ufrueeriio<br />

sehen von Wyl ab und heim. Do ward hernach, si zuo strafen<br />

und ufruor zu verkommen, ein stat Costenz in ruow zestellen und<br />

si mit gmeiner Eidgnoschaft in vereinung zebringen, vil und<br />

lang durch die genanten fuenf ort, so harzuo Friburg und Solaturn<br />

namend, zuo Zuerich, Lucern, Swytz, | Baden, ouch zuo Costenz(196)<br />

15 getaget —; mocht doch von wegen <strong>der</strong> drien orten halssterrikeit,<br />

so <strong>der</strong> iren frefel hanthabet, und inen Switz wi<strong>der</strong> getane verkomnuess<br />

zuviel, nüt nuzlichs noch loblichs geschaft werden,<br />

[981] unss dass <strong>der</strong> Swaebsch krieg inviel, <strong>der</strong> do dise und an<strong>der</strong><br />

sacheu hindan stalt').<br />

2« Sweren, schantbare klei<strong>der</strong>, reisgloef verbotten; büchseu,<br />

gwer, harnesch gebotten.<br />

Uf diss jars Ostren, als <strong>der</strong> wis, handvest Heinrich Matter<br />

schultess was worden, hat ein from stat Bern in stat und land,<br />

bi unablaesslicher buoss eines guldens, irer kriegsknechten krom,<br />

25 nämlich Gots ommacht und kraft sweren, item schamliche klei<strong>der</strong><br />

zemachen und zetragen, item und in froemd reisen zelofen, streng,<br />

wie vor oft, verbotten 2 ).<br />

Aber buechsen, gwer und harnesch, ouch geruest zesin, gebotten.<br />

i) Vergl. über diese Bemühungen, die Stadt Constanz zu gewinnen die<br />

Kidg. Absch.<br />

2) Klei<strong>der</strong>mandat vom Osterdienstag (21. April), Missb. H. 25 b . Reislaufverbote<br />

wurden 1495 nicht weniger als acht Mal erlassen.


1495. 1496. 29<br />

[982] Den kilchen- und kilchturnbuw lassen durch froemd<br />

meister besichtigen.<br />

Item, uf Crucis, zuo herbst 1 ), beschikt Bern von Strassburg,<br />

Basel und Costenz Werkmeister, iren kilchen- und kilchturnbuw,<br />

von den alten richlich und recht on pension gegrueudt, aber von s<br />

ieztwesenden mit eigennütziger pension uebel ingezogen, zuo besichtigen<br />

und zuo volfieren 5 ).<br />

Was da Werkmeister: Erhart Kueng, ein Ni<strong>der</strong>laendenscher<br />

Westvaeler, zuom bild- me, dan zuom buw-werk geschikt, wie ouch<br />

das von im gemacht gross portal und des buvvs inzug anzeigend 3 ), w<br />

Er hat den Gurten vornen geratet, ein bhusung drin gsezt und<br />

in buw gebracht.<br />

[983 leer; 984.]<br />

1496.<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 4. Roemscher keiser: Maximilian 3. 15<br />

Franzesischer kueng: Carolus VIII. 13. Schultes: Heinrich Matter,<br />

riter, 2.<br />

Handlung des Roemscheu bafosts, keisers, kuengs von Hispanyen,<br />

Venedig und Meyland eins teils, und des kuengs<br />

von Frankrich an<strong>der</strong>steils, und <strong>der</strong> beden teil vereinung w<br />

mit den zerteilten oertern <strong>der</strong> Eidgnoschaft.<br />

Im jar Cristi Jesu 1496, als im vergangnen jar <strong>der</strong> kueng<br />

(198) von Frankrich uss Italia mit sighafter | hand was heim kommen,<br />

und noch gedacht, das schnei gewunnen und schnei verloren<br />

kuengrich Napols zehandhaben, Meyland zegewinnen, die sinen 25<br />

und sine anhaenger zuo stärken und zuo entschuetten, deshalb ein<br />

züg reisiger und Eidgnossen gon Narbun 4 ) gschikt, [985] den<br />

') Der Tag <strong>der</strong> Kreuzes Erhöhung, 14. September.<br />

«) Schreiben nach Basel vom 18. August (Missb. H. 54). Die Befunde<br />

und Räthe <strong>der</strong> Berufenen stehen im Raths-Man. 88. p. 11.<br />

3 ) Vergl. Stantz, Münsterbuch, S. 51.<br />

4 ) Narbonne.


30 1495<br />

Spanschen kueng von Napols abzewenden. Harzuo hilfliche puendnuess<br />

von merteil oertern <strong>der</strong> Eidgnossen erkouft.<br />

So bekriegt <strong>der</strong> Roemsch babst die Roemschen Ursiner 4 ),<br />

Frankrich anhangend.<br />

s So hulfend die Venedyer durch iren obersten hoptman,<br />

margrafen Franzen von Mantow, die Franzosen und ir Eidgnossen<br />

gar uss Napols vertriben; schirmtend Pisa wi<strong>der</strong> Florenz, dem<br />

Franzesischen kueng zuständig.<br />

So forcht <strong>der</strong> Meylaendisch herzog <strong>der</strong> Franzosen uberval.<br />

io So hat <strong>der</strong> Spanisch kueng sinen fuernemsten edlen kriegshoptman,<br />

Consal 2 ), in Napols gevertiget, welchem sich die Franzosen<br />

und ir Eidgnossen, zu Attel 3 ) genoetiget ab- und heimzeziehen,<br />

ufgabend. Die Franzesischen [986] lanzknecht 4 ), 700,<br />

warend vor zuo im gvallen. | (199)<br />

w So wolt <strong>der</strong> Roemsch kueng den herzogen von Meyland, ouch<br />

sine pundsgnossen hanthaben, und die keiserliche krön zuo Rom<br />

enpfahen.<br />

Obgemelter herren botschaften an gmein Eidgnossen um<br />

hilf und vereinung.<br />

20 Hierum, nachdem <strong>der</strong> babst, keiser, kueng von Ispanien und<br />

Napols, Venedy und Meyland, iren grossen, heilig gnemten pund<br />

hattend mitenan<strong>der</strong> in vergangnem jar beschlossen, und iezt<br />

abermals bestaet 5 ), santend si ir treffenliche boten: <strong>der</strong> babst<br />

bischof Leonell von Concordia, volmaechtigen legaten; <strong>der</strong> Roemsch<br />

25 kueng her Casper von Moersperg, her Hansen von Kuenseck. her<br />

herman [987] von Eptingen und her Hansen Lanzen; <strong>der</strong> Spansch<br />

kueng her Günter von Fonsal, meistern S. Jacobs ordens; die<br />

Venedier einen ires rats, Marx Beatian, mit eim secretari, Peter<br />

i) Die Familie <strong>der</strong> Orsini zu Rom.<br />

8<br />

) Gonzales o<strong>der</strong> Gonsalvo von Cordova.<br />

3<br />

) Ueber die Capitulation von Attella siehe oben S. 15, Anmerkung.<br />

4<br />

) Deutsche Lanzknechte in französischem Solde.<br />

5<br />

) Am 18. Juli 1496 wurde die heilige Liga erneuert.


1495 31<br />

Stella, und <strong>der</strong> Meylaensch herzog doktor Johan Moresin, uf den<br />

27. Febr. 27. tag Hornung zuo gmeinen Eidgnossen gon Zürich').<br />

Bracht da <strong>der</strong> Roemsch legat an, wie <strong>der</strong> babst und sin heilige<br />

kilch, ouch das ganz Italia, uebel durch den kueng von Frankrich,<br />

mit bistand <strong>der</strong> Eidgnossen, getraengt und beschwert, also s<br />

dass sin heilikeit genöt sie, hilf bi den Tuetschen zesuochen, welcher<br />

nation so ein lobliche, cristliche Eidgnoschaft ein fiirnem glid sie;<br />

(200) habe in <strong>der</strong> heiligest vater mit baebstlichem | gwalt, [988] wie die<br />

credenz wise, zuo ira gesendt, si, als die, so da iewelten har andächtig<br />

dem heiligen Roemschen stuo] zuostaendig, iedoch nie wi<strong>der</strong>- w<br />

wärtig wäre gsin, ernstlich anzekeren, siner heilikeit, dem heiligen<br />

Roemschen rieh und ir verwanten hilf und zustand zetuon,<br />

o<strong>der</strong> ie, wo nit an<strong>der</strong>s, sinen wi<strong>der</strong>wärtigen ir hilf und zustand<br />

nit zuozelassen noch gunst zebewisen.<br />

Des glich, so begert des Roemschen kuengs botschaft antwort 15<br />

uf den fuertrag des Roemschen richs ständen von wegen des gmeinen<br />

fridens, kamergericht und stuer, in vergangnem jar zuo Wurms<br />

angesehen; item und 8000 knecht, dem Roemschen kueng in sinem<br />

sold gon Rom zuo keiserlicher kroenung zedienen. Begert ouch,<br />

den Franzosen und andren, dem heiligen Roemschen stuol und rieh so<br />

wi<strong>der</strong>wärtigen, [889] we<strong>der</strong> rat, hilf noch zuolof zetuon. Dan,<br />

wo das nit beschehe, und si sich gegen dem heiligen stuol und<br />

rieh unghorsam und verächtlich erzeigte, so wurde not, das<br />

geistlich und wältlich swert wi<strong>der</strong> dieselben ze brachen.<br />

i.April. Witer, nach verzogner antwort 3 ), uf den 7. tag Aprel zuo »<br />

Lucern, begert die Venedisch und Meyländsch botschaft, uf witer<br />

anbringen des heiligen punds, so da zuo einer ganzen Eidgnoschaft<br />

er und nuz diene, den Franzesischen pund nit zuo beschliessen.<br />

Ob ouch si die iren in Napols heim zehaben begerte, weltid ir<br />

herren die sicher heim vertigen. so<br />

l. Mai. Und also uf den 4. tag Meyen erschinen zuo Zürich des<br />

i) Eidg. Absch. III. 1, p. 497, wo aber die Boten <strong>der</strong> Liga nicht genannt<br />

sind.<br />

2) Die Antwort wurde von <strong>der</strong> französisch gesinnten Parthei immer<br />

wie<strong>der</strong> hinausgeschoben: siehe auch hienach.


32 1496<br />

heiligen punds obgenanten boten 1 ), einhellig | und ernstlich an- (201)<br />

kerend: wan ein Eidgnoschaft mit dem kueng [990] von Frankrich<br />

nit hätte beschlossen und füg haben möchte, dass si in den heiligen<br />

pund gienge, so weite <strong>der</strong>selbig pund ira tuon alles und nie wan<br />

5 <strong>der</strong> Franzesisch kueng, nämlich iedem ort 500 franken me pension<br />

geben. Ob aber si sich entwe<strong>der</strong>s teils annemen, stil sitzen, mit<br />

dem wi<strong>der</strong>teil kein vereinung machen, o<strong>der</strong> iedoch ire knecht<br />

zum wi<strong>der</strong>teil nit lassen lofen, woelte <strong>der</strong> heilig pund iedem ort,<br />

so hierum Versicherung gebe, fuenf jar jaerlich 500 gülden verio<br />

sicheren und bezalen. So erbot sich <strong>der</strong> Meylaendsch herzog noch<br />

um rueewig fridliche vereinung, zur friung zols und gleits, iedem<br />

ort sin leben lang 500 ducaten zegeben. Ward die antwort,<br />

dem Franzosen zuo guot, uf letsten tag Meyen verhalten. 31. In.<br />

i5<br />

[991] Des kuengs von Frankrich Werbung an gmein Eid-<br />

guossen um hilfliche vereinung.<br />

, Hiezwischen lag die Franzesisch botschaft, <strong>der</strong> Baly von<br />

Dision, zuo Lucern, hielt gmeinen Eidgnossen emsig fuer, sines<br />

kuengs sundren guten willen und gross vertruewen, ouch das gross<br />

gluek, lang har mitenan<strong>der</strong> gehept, und fuer al nationen erlangten<br />

20 ruom; ouch so stuond es wol um die iren in Napols, legtid gross<br />

er in und gwunnid gross guot; die zuo besuchen und zuo starken<br />

sich <strong>der</strong> kueng mächtig rueste. Deshalb so beger sin kuengliche<br />

majestat, mit einer loblichen, truewen Eidgnoschaft, fuer al an<strong>der</strong><br />

nationen, vereinung ze haben nach irem gevallen, wie sin vater<br />

25 selig, kueng Ludwig, | mit ira glueklich gehept habe. Harzuo al(202)<br />

ansprachen abstellen und vergnueegen. Und so er ouch <strong>der</strong> cristlichst<br />

kueng gnemt und sin [992] begere, sie sines willens, dem<br />

heiligen Roemschen stuol und dem rieh beholfen, und ie wo muglich<br />

nit wi<strong>der</strong>wärtig ze sin. Ob aber einer Eidgnoschaft von<br />

8o sinen wegen etwas kommers o<strong>der</strong> Schadens von iemand, ouch<br />

vom babst o<strong>der</strong> keiser, zuostueende, welle er als ein frier kueng si<br />

entschuetten und schadlos halten, und in al weg ir truewer guoter<br />

') Eidg. Absch. III. 1. 504 (5. Mai).


1496 33<br />

fruend und gehilf sin und stet bliben. So hat <strong>der</strong> Baly ein<br />

spruechred, nämlich: den Franzosen und Eidgnossen wäre von<br />

ires glueks wegen niemand hold, dientid eben zuosamen, si soeltid<br />

eins sin, waerid bede unrueewig, <strong>der</strong> kueng rieh und si arm.<br />

Wie ein Eidgnoschaft in oberzaelten Werbungen <strong>der</strong> herren t<br />

zerteilt vereinung hat angenommen.<br />

In disen grossen Werbungen, wo einer frommen Eidgnoschaft<br />

tag-, ja [993] messherren') so wol und gflissen uf gmein er, lob<br />

und nuz, als uf eignen nammen und gwin haettid gestelt, wäre<br />

kein wun<strong>der</strong>, dass ein Eidgnoschaft, <strong>der</strong> zit so hoch geacht, dass io<br />

ira die obristen hoepter aller Cristenheit er und guot nachtragend,<br />

hätte fuer al Europisch nationen, und me dan ie vor, ouch rueewig<br />

mögen lob, er und guot erlangt haben. Als aber in vergangnem<br />

jar ire koufherren gelt ze nemen ofne hand, ouch <strong>der</strong> reis ein<br />

(203) loch ze|lassen haftend gemeret, ist inen, nach gevallen ires 15<br />

anschlags, diss jars ein ganz gluekhaftige mess zugestanden, da<br />

inen uss allen riehen landen ussbereit gold und gelt ist zugebracht,<br />

ja ouch mit geistlichem und weltlichem swert zuogetriben,<br />

deshalb auch ganz kein wun<strong>der</strong>, ob ouch die wisen [994] und<br />

frommen das haettid zuom ablass angenommen. Wer mocht doch, 20<br />

wie ein heiliger babst sagt, so vil kostlichen, ouch gewapneten,<br />

bäbsten, keisern, kuengen, rarsten, ouch heiligen und kruezen und<br />

ire beiden gwaltigen schwellen wi<strong>der</strong>ston? Ja sicher, wenn si<br />

eins waerid gsin, niemand; do si aber nit eins warend, wurdend<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen koufherren auch zweiig. 25<br />

Dass einer Eidgnoschaft <strong>der</strong> merteil ort sich zum kueng<br />

von Frankrich verbunden, den heiligen pnnd ussschluegend.<br />

Der ein teil und aber <strong>der</strong> merer, nämlich Zuerich, Lucern,<br />

Ure, Un<strong>der</strong>walden nid dem Wald, Zug, Glaris, und, wi<strong>der</strong> Bern w<br />

') Tagsatzungsherren. vielmehr Krämer.<br />

3


34 1496<br />

glowen Fryburg und Solaturn, vom starken rouch <strong>der</strong> wolriechenden<br />

himelgilgen') getueempt, mit ir ilends in hei | ligen Ostren (204)<br />

zuo Lucern eng verknüpft, nach langem un<strong>der</strong>koufen, schlug er<br />

mit kurzen worten den heiligen pund uss, antwortet: si waerid<br />

5 mit dem kueng von Frankrich in alte vereinung, so inen be<strong>der</strong><br />

siten wol erschossen, gangen; haettid da den heiligen Roemschen<br />

stuol, das heilig Roemsch rieh, und <strong>der</strong> selben hoepter, nuet wi<strong>der</strong><br />

die zetuon, noch zehelfen, vorbehalten 2 ); moechtid in disen unsicheren<br />

loeffen <strong>der</strong> iren nit enberen, und die iren, so zuom kueng<br />

io in Frankrich und in Napols, waerid wi<strong>der</strong> hoch verbot und ir<br />

bis gon Jennow nachgeschikten botschaft, daiussen. Begertid<br />

drungenlich, die Roemsch keiserlich majestat und die staend des<br />

heiligen Roemschen richs weltid ein Eidgnoschaft in <strong>der</strong> friung<br />

lassen beliben, darinnen si ir lobliche vorfaren gelassen und bestaet<br />

15 hond, ein Eidgnoschaft nit witer beschwaeren noch ersuchen, und<br />

[996] ieztan S. Gallen von Varnbueelers, Appenzel von Swendiners,<br />

Schafhusen von Stöflers und Rotwyl von Rotenmuenster<br />

wegen, des kamergerichts vertigungen, achten, stueren und puenden,<br />

als frier Eidgnoschaft zuoghoerigen, erlassen. Wo nit, mueesse<br />

»0 sich und die iren ein Eidgnoschaft schirmen und entschuetten;<br />

das si ouch nach irem vermögen ir libs und guots welle und<br />

werde truelich tuen 3 ).<br />

Dass einer Eidgnoschaft <strong>der</strong> min<strong>der</strong> teil ort sich mit dem<br />

heiligen pund vereinten und den Fransesischen pund<br />

25 usschlfigend.<br />

Der an<strong>der</strong> teil, nämlich — und allein wi<strong>der</strong> vilvaltige des ersten<br />

teils abkoerung bstaendig — Bern, so | wi<strong>der</strong> ir alt from harkommen (205)<br />

nit wolt die zwei, ouch selschnidende schwert 4 ) uf sich und ire<br />

,) Die im himmelblauen Felde stehenden Lilien des franz. Wappeus.<br />

2) Antwort an die Gesandten <strong>der</strong> Liga vom 31. Mai (Eidg. Absch. III. 1,<br />

507). Die neue, schon am 1. November 1495 verabredete Vereinung mit<br />

Karl VIII. war am 24. April von diesem bestätigt worden.<br />

3 ) Darüber vergl. Eidg. Absch. III. 1. p. 505 u. 507. Ueber die politische<br />

Bedeutung dieses Entschlusses siehe auch Ulmann, a. a. 0. p. 419.<br />

') Die zwei «Schwerter» <strong>der</strong> weltlichen und <strong>der</strong> geistlichen Macht,<br />

wovon letzteres auch die Seelen schneidet.


1496 38<br />

land um [997] gelts willen laden, und dennocht kein loch zuom<br />

krieg, aber fridlicher, fruentlicher pension ouch ofne hand lassen;<br />

stuond ira nit on mueeg Swytz und Un<strong>der</strong>walden ob dem Wald zuo.<br />

Schluogend <strong>der</strong> tueemenden gilgen blutigen rouch gar und ganz, ja<br />

offenlich, uss und namend mit dem heiligen pund und ouch mit 6<br />

dem Meylaendischen herzogen fridliche vereinung an 1 ), <strong>der</strong>halben<br />

Bern alle halb jar 2000 franken ofner, und nit min<strong>der</strong> heimlicher,<br />

Swytz und Un<strong>der</strong>walden ouch so vil pension, von Venedy und<br />

Meyland zehen jar jaerlich verschriben, enpfiengend. So gab <strong>der</strong><br />

Meylaendisch herzog, von sundrer siner vereinung, sine sundren io<br />

dicken plaphart 8 ). Uf das so schikt ein from stat Bern [998]<br />

in ir stat und land mit irem hochen verbot des babsts und Roemschen<br />

kuengs mandaten, so da bi ungnädigem ban und acht verhütend,<br />

dass niemands wi<strong>der</strong> si und ire pundgnossen, ouch insun<strong>der</strong>s<br />

nit wi<strong>der</strong> des Roemschen kuengs suns, herzog Philips, und 15<br />

siner tochter Margreten swaeher, den kuong von Hyspanen, zeziehen<br />

gestattet soelte werden 3 ).<br />

Klag und gegenred foe<strong>der</strong> teil <strong>der</strong> Eidgnossen, irer vereinungen<br />

halb entstanden.<br />

Nun, nach gemachter teilung, klagtend bed teil <strong>der</strong> Eid- w<br />

gnossen. Der ein sagt: <strong>der</strong> an<strong>der</strong> betrachtete nit wol einer<br />

frommen, loblichen Eidgnoschaft lob, nuz und er, übergebe allein<br />

(206) um schweissigs gelts | willen, wi<strong>der</strong> ir frommen altvordren erlichen<br />

bruch, den erlichen, billichen, ja ouch schuldigen zustand zuom<br />

heiligen Roemschen stuol und zuom heiligen Roemschen rieh, dahar ä5<br />

doch al [999] ire gnaden und friheiten koemid und bestand nemid,<br />

item und ouch ir eigne manschaft, so zuo merklichem schaden <strong>der</strong><br />

ganzen Eidgnoschaft um des Franzesischen gelts willen durch<br />

täglichen verlust abneme, aber alle unghorsame, muotwil und<br />

uppikeit züneme. Der Roemsch kueng hätte nun vil jar um frid- 30<br />

liehe vereinung vergebens geworben, so doch <strong>der</strong> Franzesisch<br />

i) Am 11. Juli (Eidg. Absch. III. 1, 510).<br />

2) Pensionen. Der Herzog von Mailand versprach den Bernern 500<br />

Dukaten.<br />

3) 29. April (Miss. H. 138>«).


36 1496<br />

kfing die sine nie gehalten, und die alten nie, dan ieztan genötiget,<br />

angenommen, die iren, so oft er ir nit bedoerfen, spotlich<br />

kokini) heimtriben. Man hätte wol iezt, wie vormals, die bed<br />

kueng mögen verrichten, und also ir be<strong>der</strong> huld mit grossem lob<br />

5 und eren hon behalten. So redt aber <strong>der</strong> an<strong>der</strong> teil: [1000] bim<br />

kueng von Frankrich hätte ein Eidgnoschaft viel glueks gehept,<br />

grossen Dämmen und guot erlangt; und wan <strong>der</strong> kueng nit waer,<br />

so wäre si bi den andren herren allen nuet zuo verneinen, ja gar<br />

verachtet und verhasset. So hätte ouch <strong>der</strong> andren, so ouch<br />

io vor einer Eidgnoschaft nuet o<strong>der</strong> wenig guots ton, zuosag kein<br />

Sicherung, noch kein bstand; und, so si nun ire luet nit moechtid<br />

bheben, so wäre weger ein sicher loch und sichere, bstaendige<br />

nutzung, wie bim ette kueng, dan bi den andren. Und darum<br />

so taete <strong>der</strong> min<strong>der</strong> teil nit recht, dass er sich vom meren suendrete<br />

is und also ein Eidgnoschaft zerteilte. | Harzuo, den mindren teil (207)<br />

abzewisen und siner parti Unwillen zemachen, wurdend schwer<br />

luginen und schmitzreden ufgebracht, wie: <strong>der</strong> Roemsch kueng hätte<br />

bestelt, in <strong>der</strong> Eidgnoschaft, voran zuo Lucern, [1001] fir inzelegen;<br />

ouch: so bald er von Rom kaeme, ein Eidgnoschaft in<br />

so ghorsame zezwingen. Wo man sich mit dem Franzesischen kueng<br />

nit verbünde, so wurdid d'herren al wi<strong>der</strong> ein Eidgnoschaft eins.<br />

Bern weite ufruor machen, ein Eidgnoschaft zertrennen; hätte<br />

mit irem anhang dem Roemschen kueng 6000 man zuogseit. So<br />

redt Lienhart von Grueenenmat: die von Bern henkid sich an<br />

25 d'arsbruter •) und Schwaben und nemid geld von inen. Sigid<br />

ein anvang, dass das gelt ins land kommen sie, habid ir sach<br />

damit geschaft, und nun so welid si nuet mit dem kueng handien.<br />

Warum si nit dem Roemschen kueng hättid geholfen, da im <strong>der</strong><br />

kueng von Frankrich sin wib zuo einer huoren hätte gemacht?<br />

so Si<strong>der</strong> <strong>der</strong> von Diesbach gon Wurms sie geritten, [1002] so sie<br />

die zwitracht in <strong>der</strong> Eidgnoschaft erwachsen. Deren und andren<br />

schmachreden und luginen ein fromme stat Bern sich trostlich<br />

und erlich entschut und versprach, Hess egenanten Lienhart, uss<br />

pit siner herren von Solaturn, uf ein schwer urfecht ledig. So<br />

•) Coquinä. Es ist wohl zu ergänzen : als C.<br />

') Mit diesem Schimpfwort wurden die Lombarden bezeichnet.


1496 37<br />

(208)muost her Dietrich von Eudlisperg zuo Friburg gegen | Anthonin<br />

Brueglern von Bern ein schwere entschlahung verurkuenden lassen<br />

und ein zit ein stat Bern und land miden. Ward gvertiget im<br />

1501. jar. Die red was: wenn er ein Berner, so sig er ein Lamparter,<br />

und, mit urlob, ein arsbruter. So klagtend aber Fryburg 5<br />

und Solaturn vor ganzem rat einer stat Bern: wie geredt wurde,<br />

si haettid sich zuon fleischverkoeferen verbunden und ir zusagen<br />

• nit gehalten. Ward inen zuo antwort: ein ersamer rat hätte<br />

kein gevallen an semlichen reden, weltids ungestraft nit lassen,<br />

ouch abstellen. Aber des zuosagens halb, hätte den grund, dass to<br />

si durch ir brief und boten habid zugesagt, in kein vereinung<br />

mit dem kueng von Frankrich ze gan; sie nit beschehen. Noch<br />

so woelte man [1003] sich aller truew und fruentschaft zuo inen versehen,<br />

an<strong>der</strong>s si ouch an einer stat Bern nimer soeltid befinden ').<br />

Git macht d'fruend wit, und ouch guots z'nuet. Wo ein wise 15<br />

stat Bern, wie si in disen sachen mit ir stat und lands rat zuo<br />

tuon hatte beschlossen, nämlich um und on geld sich keines teils<br />

kriegs anzenemen, in frid und ruow gegen allen stil zesitzen, das<br />

on gelt hätte geleist, haett ir von maenklichem frommen und wisen<br />

guot und recht on argwon erkoent mueessen werden. 20<br />

Noch hiezwieschen warend die geltwitzigesten mitler, welche<br />

meintend, es wäre nuez, dass sich d'Eidgnossen teiltid, [1004]<br />

(209)damit ie ein teil dem andren d'fisch in | d'rueschen tribe, und<br />

ie<strong>der</strong> wal hätte, an eim o<strong>der</strong> nie orten zefischen, und darzuo,<br />

wo's not, dass man zuo iedem teil mochte zuoval haben, so doch 26<br />

kein teil <strong>der</strong> ussländschen herren einer Eidgnoschaft fruentschaft,<br />

dan allein zuo sinem nuz und not, anruofte und begerte.<br />

Hie ist billich und hoch zuo verwundren, ob iemand sie<br />

gwesen, <strong>der</strong> die gwaltige hand und tiefe urteil Gots habe betracht,<br />

so die moechtigesten, edlesten hoepter <strong>der</strong> Cristenheit ire 30<br />

macht hond mueessen anhenken an ein piirisch, klein volk, so da<br />

nit ir etlichem ein einige stat hat moegen ersetzen, und von im<br />

tuerere dan mächtige hilt o<strong>der</strong> ie frid, mit list und gelt ab- [1005 j<br />

zekoufen, und dennocht nit ganz moegen ervolgen.<br />

i) Verhandlung im Rathe vom 7. August (Raths-Man. 91, p. 118 u. 119).


38 1496<br />

Und das tuer, fri volk, on hopt, allein — ouch sin nam ein<br />

truz, in mits aller hoepter, so hoch ueber al cristlich nationen<br />

geacht, dass, welchem diss volk zuostueende, niemands voerchte,<br />

und wi<strong>der</strong> wen es stueende, nit bston moechte — sine türe, edle<br />

5 friheit und achtung so licht und lie<strong>der</strong>lich den groesten siner friheit,<br />

ja ouch sines nammens vigenden, um listige | wort und (210)<br />

schnöd gelt verkouft und verrat, sich die omaechtigen kib und git<br />

last zertrennen und in omacht bringen; so doch, ouch nach<br />

Gots zuegnuess, uf erden nuet edlers dan friheit, und nuet unedlers<br />

io dan gelt, geliebt und geacht mag werden.<br />

[1006] Wie Zuerieh wi<strong>der</strong> irs uszukt baebstisch schwert<br />

für sich und ir anhaenger ein appellatz gestelt hat.<br />

Do nun die vorgemelten puend bei<strong>der</strong> teil Eidgnossen<br />

warend beschlossen, zukt, wie vor getroewt, <strong>der</strong> Römsch legat<br />

,3 sin papire, doch wuersch wan das stähle gevoercht schwert, und<br />

schlug zu Lindow in ofnem richstag, da ouch gmeiner Eidgnossen<br />

boten, nämlich von Bern junkher Hans von Erlach, von St. Gallen<br />

wegen warend i), ein streng monitorium uf, schikts ouch gmeinen<br />

Eidgnossen gon Baden, inhaltend, dass alle, so sich mit dem<br />

20 kueng von Frankrick verbunden haettid, so nit innert 15 tagen<br />

darvon stueendid, ins babsts höchsten Ungnaden und ban söltid sin,<br />

und von allen Cristen geschuecht werden. Hieltend hierum uf<br />

den fünften tag Juli gmein Eidgnossen zuo Lucern rat 2 ), rüftend 5. Juli.<br />

die [1007] Franzesischen oerter, ouch von den iren geängstiget,<br />

25 ires kuengs gheiss an; so rietend Bern und Swytz, den RÖmschen<br />

kueng und herzogen von Meyland, als inen und dem babst verwant,<br />

um diss schwert inzestecken, anzuorueefen. Kamend | hie die (211)<br />

partien ein andren wol ze hilf.<br />

Aber Zuerieh stalt in ir und irer anhänger nammen uf die<br />

30 person des Roemschen babsts ein truzlich Franzesische appellatz,<br />

von seltsame wegen <strong>der</strong> sack lang, doch") wol zu hören, wie volgt:<br />

") Die Worte lang, doch am Rande.<br />

•) Raths-Man. 92, p. 175 (vom 16. November) und Miss. H. 163 b .<br />

2) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 508 u. 509.


1496 59<br />

Der apnellation lut.<br />

Sitmal Abraham, <strong>der</strong> obrist patriarch, mit den heidischen<br />

Amorheern, Mambre, Eschol und Aneri) und mit <strong>der</strong> Geraryter<br />

kueng Abimelech puend und vereinung hat gemacht, und ouch<br />

David, <strong>der</strong> kueng und profet, fruentschaft hat gemacht mit Hyram, 5<br />

dem kueng Tyri, <strong>der</strong> doch abgoetter eret, und nachmals verstrekt<br />

ward in sinen sun Salomon; sid ouch un<strong>der</strong> dem Machabeischen<br />

fuersten Judas und sinen bruee<strong>der</strong>en Jonathas und Simon, obristen<br />

priestren, das usserwaelt volk Gots vereinung und fruentschaft<br />

[1008] gesezt hond mit den abgöttischen Roemeren und Spartia- w<br />

ten 2 ): vil bas und loblicher die Cristenmenschen un<strong>der</strong> inen selbs,<br />

zuo behalten und schirmen den gmeinen nuz vor unfrid und wi<strong>der</strong>-<br />

(212) wärt, hilf moegend suochen und puendnuess machen. |<br />

Also vormals die grossmaechtigen herren burgermeister, Zunftmeister<br />

und burger <strong>der</strong> stat Zuerich vereinung und verstaentnuess, 15<br />

so vormalen mit loblicher gedaechtnuess Carolo und Ludwigen in<br />

Frankrich, allercristlichsten kuengen, nach und nach gehept haben,<br />

iez mit dem nuewen allercristlichsten kueng, Carolo von Frankrich,<br />

mit sun<strong>der</strong>em vergrif, gedingen und vorbehaltungen, glichfoermig<br />

dem glowen, vernuft und erberkeit, ernueweret haben. 20<br />

Und aber semlichs <strong>der</strong> erwirdig vater, her Leonellus, bischof<br />

zuo Concordia, ein genemter des baebstlichen stuols mit vollem<br />

gwalt legat, ein bot und redner, hin<strong>der</strong> und an warheit <strong>der</strong> sach<br />

vermeinend, die vermelten vereinung und verstaentnuess schad und<br />

wi<strong>der</strong>wärtig sin dem Roemschen stuol und sinen landen, etlich ver- »<br />

messen brief an die kilchtoer <strong>der</strong> pfarkilchen zuo Lindow in nächst<br />

vergangnen tagen ufgeschlagen, durch die die vorgenanten herren<br />

burgermeister, rät, Zunftmeister und gmeind von Zuerich, dass si<br />

in 15 tagen die gemelten verpuentnuess, verstaentnuess und anhaeng<br />

wi<strong>der</strong>rueefen, vernueten, und mit kraft, dass die wi<strong>der</strong>rueeft und [1009] 30<br />

vernuetet werde, fliss tön, ouch die iren, so dem kueng dienend,<br />

abvordren, im nit dienen lassen und kräftig verbieten, ouch in<br />

keinen weg dem allercristlichsten kueng hilf, rat noch gunst<br />

i) l. Mos. 14, 13.<br />

') 1. Makkab. XIV. 18 und 24.


10 1496<br />

bewisen, nach lut <strong>der</strong> ofnen manung, wie die ist, als geredt wirt,<br />

ussgangen. Hierum ist, dass wir, Heinrich Roest, burgermeister,<br />

und Gerold Meyer von Knonow, des | rats, als sun<strong>der</strong>lich pro-(213)<br />

curatores zuo den nachgeschribnen sachen gesezt <strong>der</strong> vorgemelten<br />

5 grossmaechtigen herren burgermeister, Zunftmeister, raeten, burger<br />

und ganzer gmeind <strong>der</strong> stat Zürich, in willen zuo appellieren und vor<br />

uch, her notari und zögen, hie in biwesen, legen fuer und sprechen:<br />

dass die bemelten herren von Zuerich, als frids, ruow und einhellikeit<br />

liebhaber, die vereinung, verkomnuess und puentnuess mit<br />

io dem bemelten allercristlichsten kueng von Frankrich sind ingangen,<br />

nit iemand ziizefueegen, sun<strong>der</strong> zuo vermiden, uner und schmach;<br />

das si uss natürlichem, gmeinen und bürgerlichen rechten zimlich<br />

tön moegend, sun<strong>der</strong>lich als cristenmenschen mit dem allercristlichsten<br />

kueng, welchese vordren von alter har denen von Zuerich<br />

15 vereint gwesen und in sun<strong>der</strong>licher gueetikeit gneigt, nit an<strong>der</strong>s<br />

ouch die von Zuerich hoffend, dan die gemelt ir vereinung, mit<br />

dem allercristlichsten kueng ingangen, [1010] werde dem heiligen<br />

Roemschen stuol und <strong>der</strong> ganzen Cristenheit gut und fruchtbar sin,<br />

wie dan kuntlich ist, dass heiliger gedaechtnuess Carolus <strong>der</strong> gross,<br />

so wie wol in Tuetschen landen und ouch in Frankrich kueng, nit ou<br />

hilf <strong>der</strong> Tuetschen nation ist zuo trost kommen dem babst Adrian,<br />

dessevigend, die Lamparter, mit gfaengnuess ires kuengs, Desi<strong>der</strong>ii,<br />

hat überwunden 1 ), demnach 3 ) mit merfart das heilig land hat<br />

gewonnen 2 ), und ouch fuerer, ennet und | diss mers, in ufgang und(214)<br />

25 ni<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> sunnen, allenthalben durch goetliche kraft und hilf<br />

sighaft erfunden ist, den cristenglowen genieret, vil in allen<br />

enden <strong>der</strong> weit kilchen gebuwen und die nach keiserlicher grossm&etikeit<br />

begäbet, <strong>der</strong>a die loblich und keiserlich kilch <strong>der</strong><br />

probsti zuo Zürich eine ist, mit <strong>der</strong> künglichen abtl, von kueng<br />

30 Ludwigen, des heiligen egenanten Carlis sun, gestift und er-<br />

") Am Rande steht von A's Hand die Glosse: Ist nein.<br />

i) Im Jahr 774.<br />

2) Das Mittelalter schrieb Karl d. Gr. allgemein eine Pilgerfahrt nach<br />

dem heil. Lande zu.


1496 41<br />

buwen 1 ); die zwo, nit klein, einer krön von Frankrieb, ewig<br />

vermanung gunst und willen <strong>der</strong> Züricher gemueet bewegt und<br />

entzuent hat. Also glich kund ist die lobsam merfart her Gotfrids<br />

von Bulion mit den maechtigesten uss Frankrich, da vil und<br />

<strong>der</strong> groesten <strong>der</strong> ungloebigen ni<strong>der</strong>gelegt, das heilig land mit gwal- 5<br />

tiger kraft und Gots hilf erobret, ouch den nammen <strong>der</strong> Franzosen<br />

uf huetigen tag den heiden und Saracenen gedaechtlich und<br />

vorchtsam [1011] gelassen. Also fuerwar <strong>der</strong> iezgemelt allercristlichest<br />

kling gerueemt wirt, willen hab, so bald er sin rieh in<br />

ruowen bring, zu nachvolg siner loblichen vordren sich bereiten 1»<br />

und rüsten, das heilig land zuo erobren. Und so nun die meinung<br />

soelichs heiligen werks gehört, ist <strong>der</strong> grossmaechtigen herren von<br />

(215) Zürich guotwillikeit uss liebe des cristen | glowens gneigt worden,<br />

in semlich vereinung zegon. Hievon nit glich <strong>der</strong> warheit erschint,<br />

wie <strong>der</strong> gemelt her legat disen pund zehindren un<strong>der</strong>stat und 15<br />

sinen gwalt, wi<strong>der</strong> natürlich recht, nit zuo frid und einhellikeit<br />

<strong>der</strong> cristenmenschen, in bäbstlichen briefen vergriffen, brucht, und<br />

me die puend und einung mit dem allercristlichsten kueng zerstören,<br />

dardurch zwitracht und krieg entston wirt, das doch baebstlichen<br />

boten nit zimt. Ob aber <strong>der</strong> genant her legat vermeint 20<br />

zuo vernichten soelichen pund, so gemacht waere wi<strong>der</strong> den heiligen<br />

Roemschen stül, alsdan wir vorgemelten procuratores, in nammen<br />

wie obstat, sprechen und bezögen uns, unser vorgemelten herren<br />

von Zuerich keinen, noch in keinen weg, pund mit gemeltem kueng<br />

gemacht haben, so in einich wise sich gliche und erzöge zuo wi- 25<br />

<strong>der</strong>waert des heiligen Roemschen stuols, old des heiligen Roemschen<br />

richs. [1012] Dan dieselben herren von Zuerich, nit durch iemands<br />

vermanung und anreizung, sun<strong>der</strong> uss stetem lutren glowen und<br />

behaltung, dadurch si sun<strong>der</strong>lich den heiligen Roemschen stuol und<br />

das heilige rieh in iren herzen mit aller wirdikeit und andacht so<br />

inbeschlossen hond und noch huet inbeschliessen, ouch in geding<br />

des punds mit dem allercristlichsten kueng vorbehalten, sun<strong>der</strong>lich<br />

und mit ussgedingten worten, wo <strong>der</strong> genant kueng in<br />

1) Die Gründung des Grossmünsters in Zürich wird auf Karl d. Gr. zurückgeführt.<br />

Die Fraumünsterabtei wurde am '21. Juli 853 von Ludwig dem<br />

Frommen gestiftet. (Vergl. Mittheil, <strong>der</strong> ant. Ges. v. Zürich, Bd. VIII. Beil. 1.)


42 1496<br />

eincherlei wis wi<strong>der</strong> den heiligen Roemschen stuol o<strong>der</strong> das heilige<br />

Roemsche rieh etwas zetuon fuernaeme.<br />

Ouch also bezuegen wir, die gemelten procuratores, ob sach<br />

wäre, dass bisshar durch Kit von Züricher gebiet wi<strong>der</strong> die Roemsch<br />

5 kilchen o<strong>der</strong> das Roemsch rieh etwas | unbils beschehen old hin- (216)<br />

für beschehen moecht, dasselb nit uss willen und gunst <strong>der</strong> herren<br />

von Zuerich, sun<strong>der</strong> me wi<strong>der</strong> ir verbot und willen sin beschehen,<br />

old beschehen werden.<br />

Ob aber ueber das alles <strong>der</strong> gemelt her legat durch gemelt<br />

io frevel manbrief — so da offenlich ein cristliche, dem heiligen stuol<br />

und Roemschen rieh ie geliebte stat Zuerich und ir gemachte mit<br />

dem allercristlichsten kueng vereinung frevel und hart schmaecht,<br />

übel usslegt und verlaestret — woelte fuerfaren, so enzuehend und entfroemdend<br />

wir uns, die gemelten procuratores etc. unser [1013]<br />

15 gemelten herren von Zuerich und alle ir luet, ouch alle, so den<br />

gemelten herren und diser appellation anhangend old anhangen<br />

woellend, von denselbigen frevlen manbriefen und ir frevlen anschlahung,<br />

und <strong>der</strong> frevlen bevelch und gwalt des genanten hern<br />

legaten und aller Sachen daruss kommend, old (so) daruss kommen<br />

20 moechtend, als von den unvergriflichen, unbillichen, unrechten,<br />

verkerten, unmuglichen inhaltungen, und wi<strong>der</strong> billichs, natuerlichs<br />

land- und burgrecht vermessen; doch vorbehalten des legaten<br />

wirdikeit, und Vernichtung <strong>der</strong> gemelten briefen, von denen wir<br />

etc. uns beriefen zuo dem allerheiligesten in Got vater und herren,<br />

->s her Alexan<strong>der</strong>n, von goetlicher fuersichtikeit babst, zuo sinem baebstlichen<br />

stuol, sin heilikeit bas zuo un<strong>der</strong>richten und von siner heiligkeit<br />

gueetig antwort zuo enpfahen; werfen uns und unser gemelten<br />

herren von Zuerich, land und luet und alle unser | gueeter, (217)<br />

und al und ieklich, so diser appellation anhangen o<strong>der</strong> anhangen<br />

» woellend, und al ire hab und gueeter in den schirm und hanthabung<br />

des gemelten heiligen Römischen stuols und <strong>der</strong> heiligen<br />

cristlichen kilchen, und bezuegen uns, diser appellation nachzekommen,<br />

grösser beschwerd darzetuon, zuo ziten und staeten, so<br />

zimlich und notturftig ist etc. •).<br />

i) Vergl. darüber Bluntschli, Gesch. <strong>der</strong> Rep. Zürich, IL 110.


1496 43<br />

[1014] Von unvolbrachtem Romzug des Roemschen kuengs,<br />

uud etlichen Welschen und Tuerkischeu gschaeften.<br />

Nachdem nun die obgemelten <strong>der</strong> herren und Eidgnossen<br />

vereinungen ufgericht warend, fuor <strong>der</strong> herzog von Meyland im<br />

Ougsten heruss in Tuetschland, wie er den Eidgnossen hat ver- 5<br />

kuendt, reicht und beleitet sinen swager, den Roemschen kueng, in<br />

Waelsche land, hielt in nach fürstlichem gebuer hoch und kostlich').<br />

Un<strong>der</strong>stuondend von ersten den Französischen anhang, die Roemschen<br />

Ursiner und Florenzer, in vereinung o<strong>der</strong> un<strong>der</strong>zebringen,<br />

darnach die keiserliche krön zuo Rom enpfahen. Und als <strong>der</strong> 10<br />

Roemsch kueng zuo Jennow von Venedyern und Jenoesern hilf hat<br />

genommen, zoch er gon Pissa, die von den Florenzern zefrien<br />

und im zuozeziehen 2 ). Indem kam [1015] uss Frankrich mit <strong>der</strong><br />

Franzesischen galler. her Carolus Ursin, bracht siner partig lifrung<br />

und hilf 3 ). So viel mitan semlich ungwitter in, dass nuet is<br />

im veld geschalt mocht werden. So war ouch des Roemschen<br />

kuengs zueg, nit 10000 stark, ze schwach. So schikt <strong>der</strong> kueng<br />

von Frankrich sine botschaft zuo im gon Pyss, verkundt im,<br />

(218)wie ouch den Eidgnossen, die geburt sines Delfins; warnet |<br />

in, zegedenken, wie in vergangnem jar <strong>der</strong> heilig pund verrate- 20<br />

risch an im gehandlet, dass nit mit im ouch also geschehe. Und<br />

also, nachdem <strong>der</strong> Roemsch kueng uf 3 monat in Welschen landen<br />

was gewesen, verliess er allen anschlag und zoch ilends und stil<br />

wi<strong>der</strong> in Tuetschland heim 4 ); was die sag, <strong>der</strong> babst hätte im die<br />

keiserliche krön bi dem Meylaendschen kardinal Ascanio, des [1016] 25<br />

herzogen bruo<strong>der</strong>, zuogesendt.<br />

Do beharretend die Venedyer und Florenzer von Pisa wegen<br />

iren krieg.<br />

!) Die feierliche Begrüssung fand am 20. Juli zu Münster in Graubünden<br />

statt, aber erst am 24. August kamen beide zusammen nach Como;<br />

nach Mailand ging Maximilian absichtlich nicht. (Ulmann, a a. 0.1.442 u. ff.)<br />

a<br />

) Am 8. Oktober wurde zu Schiff <strong>der</strong> Zug nach Pisa unternommen.<br />

(Ulmann, a. a. 0. I. 489 ff.)<br />

3<br />

) Ueber diesen Entsatz von Pisa siehe ebendaselbst I. 502.<br />

4<br />

) Am 26. Dezember war Maximilian wie<strong>der</strong> in Tirol.


44 1496<br />

So schlagend die Ursiner <strong>der</strong> baebstlichen grossen zueg und<br />

gewunnend er und mit dem babst frid').<br />

So treib <strong>der</strong> Meylaendsch herzog, mit hilf <strong>der</strong> Eidgnossen, so<br />

im und dem Roemschen kueng zuo lieb ob 2000 von allen orten<br />

5 warend zuogeloffen, den Franzesischen Jan Jacob Trivulschen ab');<br />

gwann ouch frid.<br />

So vergrabend die Spanyer und Napolitaner die Franzosen<br />

und Eidgnossen, nach vil redlichen striten und taten mit Sicherheit<br />

ufgenommen, tod und lebendig ins Napolsch mer und beio<br />

hieltend irem nuewen kueng Fridrichen 3 ) das ganz rieh, vom Franzosen<br />

errettet und abgezogen; gwunnend ouch bestand zwischen<br />

dem Frank [1017] richischen und Spanschen kueng. Und also<br />

ward <strong>der</strong> grossmaechtigsten herren langer anschlag ja vom almoechtigen<br />

Got sehne], doch nit on schaden <strong>der</strong> Cristen, zertrent.<br />

15 Wan, diewil die | Schirmherren <strong>der</strong> Cristen ire Cristen selbs be- (219)<br />

trueebtend, so hat <strong>der</strong> Cristen tätlicher vigend, <strong>der</strong> Tuerk, Poland,<br />

Styr und Krabaten an luet und guot berowet und durchstreift 4 ).<br />

Von einer stat Bern zuem Roemschen kueng gon Rom verordneten<br />

botschaft, vom Roemschen kueng zft riter<br />

20 gschlagen.<br />

Zuo oberzaelter Romvart des Roemschen kuengs, uf den ersten l. s*pt.<br />

tag September, hat ein ersame stat Bern, ir und dem Roemschen<br />

kueng zuo eren, ouch etliche gnaden von baebstlicher heilikeit zuo<br />

erlangen, ir erliche ratsbotschaft abgevertiget, nämlich iren<br />

2S schultheissen, [1018] den vesten Heinrich Matter, her Adrian<br />

von Bübenberg, riter, die edlen Hans Rudolfen von Scharnental,<br />

i) Vergl. Sismondi hist. d. re>. ital. XII. 439 u. 440 (1497).<br />

2) Im Anfang 1497 versuchte Trivulzio einen Einfall in Genua und<br />

Mailand.<br />

3 ) Friedrich von Arragonien folgte — <strong>der</strong> fünfte König innerhalb drei<br />

Jahren — seinem Neffen Ferdinand II. am 7. September 1496; es gelang<br />

ihm bald, die Franzosen zum Abzug zu bewegen. Ueber den Untergang<br />

<strong>der</strong> Eidgenossen im Neapolitanischen siehe hievor S. 29.<br />

4) Vergl. Zinkeisen, Gesch. des Osman. Reiches IL 507, 508.


1496 45<br />

Casparn vom Stein und Ludwigen von Diesbachi), ouch hinzugeben<br />

iren tuomprobst Armbrostern, <strong>der</strong> zuo Meyland in <strong>der</strong> pratick<br />

stund, mit credenz, pit, und uf 2000 ducaten Wechselbriefen, an<br />

heiligen vater, den babst, an cardinael, an Roemschen kueng und<br />

herzogen von Meyland gestelt s ), nämlich zuo erwerben irem stift, 5<br />

24 korherren zuo enthalten, die abti Peterlingen und priorat Granson,<br />

irem stiftdechan friheit und gwalt, in geistlichen und esachen ze<br />

urteilen; item, bischofliche absolutz, doch dem bischof appellatz<br />

vorbehalten; item, firtag und vollen ablass, irem kilchenbuw dienend,<br />

[1019] an welchen si von irer riehen, fridlichen pension 10<br />

künftige 10 jar 1500 pfund järlich zestueren hat verordnet. So<br />

(220) was voller ablass un<strong>der</strong>wegen, vast gnaediklich um | 150 ducaten<br />

zuo Rom vom heiligen vater ussgebracht durch iren vil und wolkuendigen<br />

lesmeister prediger ordens, bruo<strong>der</strong> Ludwigen Windspergern<br />

3 ), zuo Kum 4 ) uf <strong>der</strong> heimvart um S. Michels tag gestorben, 13<br />

und von egenanter botschaft da ongevert ergriffen, erlich bestatet.<br />

Do nun egemelte botschaft wol und kostlich ussgeruest, mit<br />

gselschaft von Zuerich und Fryburg und knechten, ob 50 pferden,<br />

hiemit an sines vaters, her Wilhelms*) stat, junkher Wilhelm<br />

von Diesbach, hinin zuom herzogen von Meyland kam, enpfieng er 20<br />

die, sun<strong>der</strong>lich als siner sun<strong>der</strong> geliebten stat botschaft, vast erlich<br />

[1020] und fruentlich, versorget si nach aller wolkommenheit zuo<br />

Derthon 5 ), biss si füglich zum Roemschen kueng kam, ouch wol<br />

und erlich von im gehalten; den schulthessen — von Welschen<br />

herzogen 6 ) von Bern genemt — und die edlen vonScharnental, Stein 25<br />

und Diesbach herlich zuo ritern gschlagen und mit riterlichen<br />

friheiten loblich begäbet. Und als <strong>der</strong> Roemsch kueng ungeschält<br />

") Offenbar Verschreibung, statt: Ludwig v. D.<br />

>) D. Miss. H. 182».<br />

2) Lat. Miss. E. 176, 177.<br />

3<br />

) Empfehlungsschreiben für denselben u. s. w. vom 6. April (D. Miss. H.<br />

128-132).<br />

4<br />

) Como.<br />

r<br />

') Torton a.<br />

«) Die Italiener nannten die Schultheissen von Bern «Dogen», wie in<br />

Venedig und Genua.


40 1496<br />

abzogen was, kam dis botschaft, irs fuernemens und bevels ouch<br />

ungeschaft, doch mit erlichem nammen, uf Winacht wi<strong>der</strong> heim').<br />

Im hinziehen diser botschaft erhuob sich ein vast unrueewig<br />

gerueer in stat und land Bern, so da huf | fecht schruwend, man (221)<br />

5 haette inen fuergeben und daruf beschlossen, aller froemden herren<br />

und ir kriegen ganz mueessig zegon; [1021] so zugid die gwaltigen<br />

selbs dahin. Wäre nun inen ouch recht. Woltend hierum<br />

ein teil zuo ufruor, und ein teil in d'krieg zeloffen sich erheben.<br />

Zuo disem gerueer ouch die Franzesischen stupftend und stimtend,<br />

io also dass ein wiser rat <strong>der</strong> stat Bern in stat und land ernstlich<br />

' schreib und bi lib, eid, 6r und guot abermal streng verbot, kein<br />

unruow anzevahen, noch zuo keinen herren in krieg zeloffen, mit<br />

anzeigung erlicher und notwendiger ursach iren zum Roemschen<br />

kueng gesanten botschaft 2 ).<br />

15 Wie ein stat Bern den abgestorbnen herzogen von Saffoy<br />

geklagt, dem nuewen gluek gewünscht, mit im ir pnnd<br />

bestaet, etlich spaen gestilt und den herren von Wyry<br />

zum burger ufgenommen.<br />

Im Merzen diss jars ist zuo Montcolier in siner kintheit [1022]<br />

20 von diser zit gescheiden herzog Carle von Saffoy 3 ), und an sin<br />

stat als nächster erb kommen sines grossvaters bruo<strong>der</strong>, so lang<br />

darnach gerungen hat, herzog Philip, her in <strong>der</strong> Press, und des<br />

herzogtuoins gubernator gwesen, ein alter, unrueewiger und deshalb<br />

wol erfarner fuerst. Und nachdem die betrueebt herzogin ir<br />

» leid, und <strong>der</strong> erfroewt herzog sin froed einer stat Bern hattend<br />

zuogeschriben, sant si iren ratsboten, Casper Hetzein, die leidigen<br />

zuo klagen und den froelichen gluek zuo wünschen 4 ). | (222)<br />

Hernach schikt <strong>der</strong> herzog ein erliche botschaft, den herren<br />

von Wyry, den lantvogt uss <strong>der</strong> Wat, und an<strong>der</strong> gon Bern,<br />

•) Am 30. Dezember sassen die Gesandten von Bern wie<strong>der</strong> im Rathe.<br />

2) Ausschreiben vom 29. April (D. Miss. H. 138").<br />

') Nach Guichenon I. 588, am 16. April, noch nicht acht Jahre alt.<br />

4 ) Am 29. April (D. Miss. H. 137 b ), nachdem bezügliche Schreiben<br />

schon vorher abgegangen waren.


1496 17<br />

sich und sin hus ira bevelend, und begerend zu volstrecken,<br />

besseren und zuo bestaeten die puend, so sin loblich vorfaren mit<br />

einer ersamen stat Bern haettid [1023] gehepti), ouch guot mitler<br />

zesin gegen Lucern, von Bachmans wegen, so da mit sinem<br />

anhang ein uberlouf zetuon un<strong>der</strong>stuond, und gegen her Adrian 5<br />

von Buobenberg, so das schloss Ethallins hat ingenommen').<br />

9. Soi. Ward uf den 9. tag November <strong>der</strong> pund ernueweret und bestaet,<br />

Bachmans ansprach zuo recht gestelt, und her Adrian von sinen<br />

herren, denen er sin sach hat übergeben, vertragen 3 ).<br />

Darzuo <strong>der</strong> Saffoysch bot, <strong>der</strong> friher von Wyry, uf sin beger io<br />

um 10 gülden järlichs uodelzins zuom buorger angenommen 4 ).<br />

Dass sich die margrafen von Monferrar, und <strong>der</strong> Roenisch<br />

kimg die und Saffoy einer stat Bern hond bevolen.<br />

[1024] Vor obgemelter zit was ouch gestorben frow Maria,<br />

des margrafen Bonifacii von Montferrar verlassne witwen, die is<br />

uss sundrem gunst mit einer stat Bern in vergrifner vereinung<br />

stuond 5 ); deshalb ire verlassnen, untageten 6 ) margrafen, Wilhelm<br />

und Hans Joerg, einer truewen stat Bern irer muoter tod kläglich<br />

(223)zuoschribend und sich ira, vast fruentlicher pit, | in bevaelch ergabend.<br />

Harzuo so schreib <strong>der</strong> Römsch kueng einer stat Bern, uf so<br />

diss und uf das hus Saffoy ein guot, truew ufsehen zehaben, von<br />

<strong>der</strong> Franzosen wegen, so dise des Roemschen richs herschaften<br />

ratschlagid an sich zuo bringen. Antwort ein from stat Bern, ir<br />

bests zetuon und kein vermögen zuo guot <strong>der</strong> landen zesparen 7 ).<br />

i) Im Juni ist von diesem Wunsche des neuen Herzogs die Rede, <strong>der</strong><br />

Name des Gesandten wird erst später genannt.<br />

2<br />

) Attalens, im jetzigen Kanton Freiburg. Adr. v. B. machte rechtliche<br />

Ansprüche an diese Herrschaft geltend.<br />

3<br />

) Raths-Man. 92, p. 62, nach weitläufigen Verhandlungen mit Freiburg<br />

darüber.<br />

4) Ebenfalls am 9. November beschlossen.<br />

s) 1494 hatte dieselbe sogar in Burgrecht zu treten verlangt Das war<br />

<strong>der</strong> Entfernung wegen abgelehnt worden. 7. Juni 1494 (lat. Miss. D. 483 b ).<br />

6<br />

) Noch min<strong>der</strong>jährigen.<br />

7 ) Davon ist nichts in den Akten.


48 1496<br />

[1025] Wie die Wallisser iren herren und bischof hond<br />

vertriben. Wie hierin nnd was von einer stat Bern<br />

und von andren Eidgnossen gehaudlet. Joergen uf <strong>der</strong><br />

Fluee entschlahung und burgrecht.<br />

In diss jars heiligen vasten, vilicht im heiligen anfang, hond<br />

die matzischen Wallisser iren herren und bischof, her Josen von<br />

Sylinen, uss siner herschaft matzisch vertriben •), fuernemlich<br />

durch iren gluekmatzenmeister Joergen uf <strong>der</strong> Fluee angricht; von<br />

vil seltsamer Ursachen wegen; un<strong>der</strong> an<strong>der</strong>m, dass er nit wie ein<br />

bischof, sun<strong>der</strong> wie ein tyran regierte, sine un<strong>der</strong>tanen um misstaten<br />

uss <strong>der</strong> sacramentlichen bicht ersticht, ouch an Hb und gut<br />

strafte. Darzuo im und sines abgestorbnen bruo<strong>der</strong>s, her Albin,<br />

riters, | kinden ir hab mit gwalt im hinzug genommen. Doch, (224)<br />

wie ouch von Bern erkent, damit si, die Wallisser, nit gleitsbrichig<br />

waerid, so begabend si sich, die hab wi<strong>der</strong>zegeben.<br />

Und erwaltend zuo bischof einen schlechten, alten korherren,<br />

her Niclausen Schiner, <strong>der</strong> das bistuom soelte sinem listigen veter,<br />

uf <strong>der</strong> Vallier dechan 2 ) her Matheus Schinern, wie dan beschah,<br />

übergeben.<br />

Um dis ire getat zuo bestaeten, wurbend si durch egenanten<br />

Joergen und her Petern von Zifron 3 ), lanthoptman, an ein stat<br />

Bern, etwas vom vertribnen bischof verächtlich vor verlezt, um<br />

fuer<strong>der</strong>nuess an babst, kardinael, Roemschen kueng und an herzogen<br />

von Meyland; item und um gelt, irem erwaelten [1027] bischof<br />

bestaetigung von Rom zuo erlangen. Wurdend inen kräftig brief<br />

geben, item und 3000 Rinscher gülden, von Lucern und Friburg<br />

ussgebracht 4 ). Wurbend ouch um etwas witer vereinung; ward<br />

mit dem nuewen bischof, sinem kapitel und etlichen | zehenden 5 ) (225)<br />

') Am 15. April. (Furrer, Gesch. d. Wallis, I, 238). Ueber den revolutionären<br />

Gebrauch <strong>der</strong> Matze vergl. auch Stumpf. Buch XI. Kap. XVI. u.<br />

Joh. v. Müller, Schweiz. Gesch. (Leipzig.) III. 121.<br />

*) Dom-Dekan auf dem Schlosse Valeria zu Sitten.<br />

') In den Akten nicht genannt.<br />

4) Raths-Man. 91, p. 28 (10. Juni).<br />

5 ) Das ganze Thal von Wallis ist bekanntlich in «Zehnten» getheilt.


1496 49<br />

vergriffen, wiewol Lucern, Ure und Un<strong>der</strong>walden von Boechenried<br />

ein stat Bern warnetend, nuet mit in, so on si nit gwalt haettid,<br />

zemaclien. Kam dennocht dahin, dass e <strong>der</strong> vergrif beschlossen<br />

ward, gmein Eidgnossen ein stat Bern ankartend, nuet krieglichs<br />

von begegneter schmach wegen wi<strong>der</strong> die Wallisser, sun<strong>der</strong> ge- 5<br />

boten recht fuerzenemen •). Was urhab Peter Steigers ansprach,<br />

11,000 Saffoyergulden, von einer aerzgruben im abzogen 2 ). [1028]<br />

So erwarb <strong>der</strong> glükhaftig ungliiksman, Jörg uf <strong>der</strong> Fluee, von<br />

Bern entschlachungbrief ires gefälschten sigels, muost <strong>der</strong> verlont<br />

schriber geton hon 3 ); item, und um einen jaerlichen gülden 10<br />

o<strong>der</strong> eigen hus burgrecht 4 ). So ruft aber <strong>der</strong> vertriben bischof<br />

und die sinen sine herren und burger, Lucern 5 ), darnach er und<br />

die gmein Eidgnossen um recht und hilf an 6 ). Wurdend nämlich<br />

des gwalts und <strong>der</strong> entwerten hab halb zuo recht veranlasset uf<br />

Bern, Ure, Un<strong>der</strong>walden, Zug und Fryburg, und uf die uebrigen ts<br />

ort unwegerliche appellation gestelt und die hoptsach zuo Rom<br />

ingelegt. Nam kein an<strong>der</strong> end, dan wie es die Wallisser hattend<br />

(226) angevangen, also muost es hinuss [1029] gon, | wo man nit wolt<br />

aergers erwarten. Besun<strong>der</strong> so macht her Josen tod frid 7 ), dan<br />

er schon nach sines Wi<strong>der</strong>sachers herilte") bestaetigung zuo Rom, 2«<br />

durch hilf des kuengs von Frankrich und <strong>der</strong> frommen b ) Eidgnossen,<br />

sine wi<strong>der</strong>kerung und insaz hat mit recht gewunnen<br />

und erlangt.<br />

sischen.<br />

") So im Mskr.: unverständlich.<br />

b ) A. braucht eine Abkürzung, welche ebensogut heissen kann: Frame­<br />

') Die Vermittlung kam am 5. Juli zu Luzern zu Stande.<br />

2) Vergl. Raths-Man. 90, p. 127 (15. Mai). Das Bergwerk lag im Bagnethal.<br />

Ueber P. Steiger s. Samml. Bern. Biogr. S. 81.<br />

3) Vergl. oben I. S. 330.<br />

4 ) Der Burgrechtsbrief des Georg von Flüe, sammt dessen Revers steht<br />

im U.-Spr.-Buch D. p. 91 und 92 vom 15. Dezember 1497.<br />

5 ) Jost v. Silinen war Bürger zu Luzern.<br />

«) D. h.: er und die von Luzern (Eidg. Absch. III. 1. S. 508 (15. Juni).<br />

7 ) J. von Silinen starb Mitte 1497, <strong>der</strong> Tag ist nicht bekannt.<br />

4


50 1496<br />

Einer stat Bern gschaeft und Ordnungen.<br />

Diss jars hat ein lobliche stat Bern den iren zuo Lenzburg<br />

friheit geben aller rechtvertigungen und buossen in ir stat und<br />

zil vallen I, so nit bluot, üb und leben berueerend, doch mindrung<br />

5 und merung und die appellation vorbehalten •).<br />

Item, irer stat kraemeren Ordnung gemacht, dabi die lantfarer<br />

und gritscheneier [1030] abzestellen zugesagt 3 ).<br />

Item, abgelegte tel in ir eignen und gmeiu herschaften ussgeschriben.<br />

io Item, den grossen Cristofel im obertor um 20 gülden geschnezt<br />

3 ).<br />

Item, uf den hohen Donerstag und Ostermentag geordnet<br />

und geraten:<br />

wan an einem muotwilliklich und on ursach gefraevlet und<br />

15 im also not wurd, sich zuo weren, und in sellichem ein wundtat<br />

beschehe, dass aldan an einem rat stände, ob er leisten solle<br />

o<strong>der</strong> nit 4 ).| (227)<br />

Desglich wan einer zuo einem stoss luff in scheidenswis, mit<br />

gewapneter hand, dass aldan aber zuo einem rat stand, um die<br />

äo leistung zuo erkennen.<br />

Item, wan einer, so nit statrecht hat, einen fraevel begat, so<br />

<strong>der</strong> leistung ledig, aber nit des fraevels los soelle sin.<br />

Item, einen schulthesseu nit länger [1031] dann dri jar anenan<strong>der</strong><br />

am ampt lassen beliben.<br />

35 Item, alle jar einen, den ältesten, <strong>der</strong> vier venneren zuo<br />

andren.<br />

') Kaths-Man. 91. S. 63 (1. Juli).<br />

-') Grischeneier sind die Bewohner des Thaies von Creasonay in Piemont,<br />

dann allgemein für «Hausirer».<br />

3) Vergl. Raths-Man. 91, S. 99 (25. Juli).<br />

4) Diesen und die folgenden Beschlüsse siehe Raths-Man. 90, S. 53—56<br />

(31. März und 4. April).


1496 51<br />

Ward da geaendret zuon pfistren <strong>der</strong> gwaltig venner Niclaus<br />

Zerkindeni), so da 16 jar anenan<strong>der</strong> uebergwaltiger venner was<br />

gsin, und an sine stat junkher Jacob von Wattenwil gesezt 2 ).<br />

Alles gehandlet durch nachbenaemte diser unrueewigen sorglichen<br />

jaren raet und burger. 5<br />

Des kleinen rats herren.<br />

Her Heinrich Matter, riter, schulthess; her Wilhelm von<br />

Diesbach, riter; her Rudolf von Erlach, alt schulthessen; her<br />

Adrian von Buobenberg, riter; her Ruodolf von Scharnental, riter;<br />

her Kasper vom Stein, riter; Anthoni Archer, sekelmeister; die m<br />

vier venner: Casper Hetzel von [1032] Lindnach zuon schmiden,<br />

Jacob von Wattenwyl zuon pfistren, Hans Lin<strong>der</strong> zun gerbern,<br />

(228) und Lienhart Wysshan zuon | mezgeren; junkher Hans von Erlach,<br />

junkher Brandolf zuom Stein, Jörg Fryburger, Gilian von Rimlingen,<br />

Anthoni und Thoma Schoeni, Niclaus Zerkinden, Ludwig m<br />

Dylier. Bartholome Mey, Ruodolf Huober, Gilian Eschler, Peter<br />

Bomgarter, Strub, Herischwand, Axhalm, Ludwig Ditlinger,<br />

Benedict Sporer 3 ).<br />

Der 16 bnrger.<br />

Her Ludwig von Diesbach, riter; Thoma Schoeni, Dominicus »<br />

von Büren, Ludwig Geissman, Hans Keiser, Anthoni Hofman,<br />

Peter Axhalm, Mathis Hüber, Lienhart Hübsche, Gilian im Hag,<br />

Hans Schlecht, Hans von Wingarten, Peter Läpp, Andres Rogli,<br />

Gilian Berger, Ruodolf Noetinger, [1033] doctor Thuering Fricker,<br />

alter statschriber und bi-rat, dem, uf dass er in <strong>der</strong> stat blibe 25<br />

und diente, 20 muet dinkel und so vil habers jaerlich ze enpfahen<br />

wurdend verordnet 4 ).<br />

Niclaus Schaller, statschriber, 10 jar bestelt.<br />

Hartman 5 ) Hofman, grossweibel. Jacob Erck, grichtschriber.<br />

i) Siehe Leu, Helv. Lex. 11, S. 108.<br />

2) Der spätere Schultheiss, geb. 1466.<br />

3<br />

) Vergl. die «Osterbücher» des Staats-Archivs.<br />

4) Steht nicht im Raths-Man.<br />

i<br />

) Im Raths-Man. steht Hermann H.


52 1496<br />

Des jars vogt gsin o<strong>der</strong> worden.<br />

Junkher Melchior von Luternow zuo Lenzburg. Niclaus<br />

Grafenried zuo Schenkenberg. Bartholome Steiger zuo Arburg.<br />

Gilian Schoeni zuo Arwangen. Peter Läpp zuo Wangen. Bendict<br />

5 von Wingarten zuo Bipp. | Anthoni Spilman zuo Burgdorf. Hans (229)<br />

Krochtaler zuo Trachselwald. Heinz Senser zuo Bueren. Heinrich<br />

Pyrri zuo Arberg. Ludwig Archer zuo Lopen. Her Casper zuom<br />

Stein zuo Nidow. Hans Frisching zuo Erlach. [1034] Bernhart<br />

Armbroster zuo Granson. Rudolf Naegeli zuo Aelen. Michel Huober<br />

io zuo Thun. Gilian von Rimlingen zuo Ni<strong>der</strong>sibental. Casper Wyler<br />

zuo Obersibental. Hans Kutler zuo Frutingen. Vincenz Ditlinger<br />

zuo Un<strong>der</strong>sewen. Ludwig Michel zuo Hasle.<br />

Des grossen rats burger.<br />

Junkher Wilhelm von Diesbach; Hans, Cristof Schoeni; Niclaus,<br />

15 Hans Huober; Joseph, Jacob Lin<strong>der</strong>; Peter im Hag; Dietrich,<br />

Ludwig, Niclaus, Peter Huebschin; Ruodolf, Urban Bomgarter; Peter'<br />

Ciinrat Seitzach; Hans, Niclaus, Joerg Herischwand;°Peter,' Hans',<br />

Uolrich Voegeli; Urs Wer<strong>der</strong>; Ludwig, Peter von Buerren; Heinrich,<br />

Niclaus, Ruodolf Straeler; Hans, Anthoni, Vincenz, Peter Wysshan;<br />

2o Hans Peter Torman; ClaudiusMey; UolrichDilier; Peter Ditlinger;'<br />

Bernhart Wyler; Hans Grafenried; Joerg, Wolfgang, Ludwig von<br />

Lopen; Hans von Werd; Peter Ross; Bendict von Swanden; Vincenz<br />

Archer; Peter, Hans Zerkinden; Hans von Gryers; Peter Stuerler;<br />

Uolrich Gärtner; Hans Matter; Crista, Fridrich Sporer; | Uolrich,(230)<br />

25 Haus Meier; Jos Steiger; Hans Krochtaler; Peter, Niclaus Rybo;<br />

Niclaus Swinkgart; Niclaus, Peter Otti; Lienhart Gasser; Mathaeus<br />

Ensinger; [1035] Heinrich Vischer; Baltisar Vinsterno'w; Hans<br />

Schindler; Lienhart Schaller; Peter Habch; Hans Wi<strong>der</strong>; meister<br />

Martin, goldschmid; meister Paul, maier; Erhard, Hans Kueng;<br />

•o Peter Esslinger; Hans Isenschmid; Hans Graf; Ruodolf Guedel<br />

Niclaus, Bendict Brunner; Peter Sonnenfro; Stoffel Guotknecht;<br />

Ludwig von Schuepfen; Niclaus Tilman; Peter Knecht; Peter Keiser;<br />

Pefcr Ruof; Andres Vemecker; Jacob, HansHoll; Niclaus, Jacob


1496. 1497 53<br />

Lombach; Hans Ernst; Hans, Adam Willading; Guotman Zoller;<br />

Wilhelm Zieli; Uolrich Ritiman; Hans Kuepfer; Bernhart Suriand;<br />

Bartholome Buetschelbach; Hans Koli; Niclaus Hagelstein; Bendict<br />

Rotenbueel; Cuonrat Woelfli; Simon Subinger; Hans Zuelli; Cuoni Vogt;<br />

Anthoni Schaltenbrand; Hans von Gasel; Hans Wagner: Hans r><br />

Ougsburger; Mauritz Tubi; Niclaus Venringer; Erhart Kraft;<br />

Heinrich Zen<strong>der</strong>; Ruodolf Roten; Michel Uotinger; Niclaus Dutzman;<br />

Hans Maury; Cuonrat Eigensatz; Joerg, Hans Fry; Peter<br />

Steinberg; Uolrich Kindler; Andres Hubler; Ruodolf, Hans Wyman;<br />

Bendict, Erhart Rorer; Niclaus Fury; Ber.") Furer; Simon Tenten- IO<br />

berg; Anthoni Fuchs; Hans Sifrid; Jacob Leman; Erhart, Thoma<br />

Speting; Bendict Jossen; Hans Siber; Jacob Varner; Hans Schaedeli;<br />

Bendict Risen; Uolrich Pyrri; Peter Trockner; Ruodolf Zollikofer;<br />

(231) Peter Gaty; Anthoni Sontag. |<br />

[1036 und 1037 leer, 1038.] a<br />

1497.<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 5. Roemscher keiser: Maximilian 4.<br />

Franzesischer kueng: Carolus VIII. 14. Schulthess: her Matter 3.<br />

Mit was mueeg die stat S. Gallen uss des Roemschen richs<br />

acht und gegen Varenbiieleren, durch hilf gmeiner 2o<br />

Eidgnossen, insun<strong>der</strong>s Bern, gelediget, und damit<br />

verwaegner landskrieg verkommen.<br />

Im jar Cristi Jhesu 1497, als in vergangnem jar <strong>der</strong> gross<br />

heilig pund in siner Werbung an gmein Eidgnossen gegem kueng<br />

von Frankrich nachteil hat geliten, ouch d'Eidgnossen sich nit *-,<br />

woltend begeben, angebotnen landsfriden, kamergricht und styr<br />

anzenemen, sun<strong>der</strong> als vorhar fri, <strong>der</strong> beschwerung unersuocht ze<br />

bliben, liess hierum <strong>der</strong> baebstlich legat sinen ban wi<strong>der</strong> die Französischen<br />

anhaenger, zii Lindow angeschlagen, haften'). [1039.]<br />

*) Bernhard o<strong>der</strong> BerchtoldV<br />

') Siehe oben IL S. 38; auch l'lman, a. a. 0. I. 42t).


54 1497<br />

So liessend <strong>der</strong> Roemsch kueng und die richsstaend ires kamergerichts<br />

prozess wi<strong>der</strong> Santgallen, Appenzel, Rotwyl, Schafhusen,<br />

Salgans und Moetsch uss- und fuergon. Ervordretend die egenanten,<br />

ouch den abt von Santgallen, als des richs gli<strong>der</strong>, styr zegeben,<br />

5 und gemant uf iren richstagen zuo erschinen, so trang, dass ein<br />

hautveste Eidgnoschaft, sich und die iren von uf gelegten bschwerden,<br />

wie schuldig, zeretten und zeentschuetten, kein an<strong>der</strong> mittel<br />

erwäg, denn herten | kriegsval. Verschuof ouch alle wart und ristung (232<br />

harzuo; wan doch die iren von Santgallen als aberaechter im<br />

io ganzen rieh niena sicher, mit haft und row ir gueeter schon warend<br />

angriffen, vermeintend etliche ort nit witer zebeiten o<strong>der</strong><br />

zesuochen, sun<strong>der</strong> angends ein krieg anzevahen.<br />

Do betrachtet aber ein wise, fuersichtige stat Bern, wie dass<br />

krieg nit so ring geendet, als angfangen, ir end und ouch <strong>der</strong><br />

15 sig ungwiss, aber gwiss [1040] in allen val tuer, und nit o<strong>der</strong><br />

kuin on unersezlichen schaden zergond. Liess durch iren boten,<br />

her Rudolfen von Scharnental, an gmein Eidgnossen, in den-heiligen<br />

Ostern zuo Lucern versamt, bringen: noch nit von fridsansuochen<br />

abzelassen, sun<strong>der</strong> nochmal durch erliche botschaft und<br />

20 fruentliche schrift an Roemschen kueng, fuersten und richstaet, von<br />

gmeiner des ganzen richs riiwen wegen, um abstellung o<strong>der</strong> ie doch<br />

anstellung <strong>der</strong> verschruwnen acht zewerben •)<br />

Botschaft gmeiner Eidgnossen zfim Roemschen kueng, fuersten<br />

und staeten, Santgallen uss <strong>der</strong> acht zft ledigen und<br />

» krieg zft fiirkomnieu.<br />

Also uf <strong>der</strong> von Santgallen hohe und ängstliche klag, bit<br />

und anrueefen, und Bern [1041] wisen rat, ward | von gmeinen(233)<br />

Eidgnossen verordnet zuvor ein gschrift an des richs raet gon<br />

Wurms, und hiezuo, dass Bern, Swytz, Un<strong>der</strong>walden, Zug, Fryburg<br />

*> und Solaturn zum Roemschen kueng, Zürich und Glaris zum herzogen<br />

von Beyeren und Wittenberg und zuon staeten Nuerenberg,<br />

') Die Tagsatzung fand nicht zu Ostern (26. März), son<strong>der</strong>n erst mehrere<br />

Tage spater statt


1497 55<br />

Ougsburg, Ulm, Costenz, Ravensburg, Kempten, Lindow, Memingen,<br />

Bibrach, Wangen, Jsne, Wingarten, Buochorn, Ueberlingen,<br />

desglich Lucern und Ure zuora pfalzgrafen und margrafen von<br />

Baden, und zuo allen herren und staeten des nidreu punds, Strasburg,<br />

Sletstat, Colmar, Basel, in gmeiner Eidgnossen nammen :,<br />

soeltid uf S. Joergen tag ir treffenliche boten abvertigen und wol<br />

verwaren mit credenz und instruction'), inhaltend erluetrung Santgallen<br />

und andrer haendel und beschwaerden, so ein ganz Eidgnoschaft<br />

wi<strong>der</strong> ir alt [1042] harkommen und ouch wi<strong>der</strong> von heiligen<br />

baebsten und Roemschem rieh erobrete friheiten, also beschwertid, io<br />

dass si die nit möge noch wolle liden, ouch ire beschwerden nit<br />

werde verlassen, sun<strong>der</strong> lib und guot nach pflicht ir eklen und<br />

puenden trostlich zuo inen setzen. Was hie mug entspringen, sie<br />

wol ze bedenken. Und hierum, grossem uebel und schaden vorzesin,<br />

beger ein Eidgnoschaft, nuewer beschwerden uberhept, Sant- u<br />

gallen und an<strong>der</strong> ir verwanten <strong>der</strong> acht last entlediget, si und<br />

die iren bi alten, vom rieh bestaeten friheiten lassen zebliben.<br />

Fuer des sie si urbuetig, dem heiligen Roemschen rieh alles truowlich<br />

zeleisten, was da billiche pflicht ervordre, und ir vermögen er-<br />

(234) dure. Ist zuo achten, dis sigid boten gwesen, so vor <strong>der</strong> | sachen M<br />

halb uf dem richstag zuo Lindow [1043] gehandlet hattend, nämlich<br />

von Zuerich her Heiniich Goeldli, riter; von Bern her Hans von<br />

Erlach, ouch iezt her Heinrich Matter, schulthess; von Lucern<br />

Wernher von Moeggen, schulthess; von Ure Walther in <strong>der</strong> Gassen,<br />

alt amman; von Swytz Hans Wagner, venner; von Uu<strong>der</strong>walden ss<br />

Arnold Winkelried; von Zug Wernher Steiner, amman; von Glaris<br />

venner Stucki; von Fryburg Franz Arsent, und von Solaturn<br />

Niclaus Cuonrat, schulthess. Dise botschaft ward allenthalb wol<br />

und erlieh enpfangen, gehalten und mit fruentlichem trost gelassen.<br />

Antwort des Roemschen kuengs, <strong>der</strong> fuersten und staeten. w><br />

Zuovor was des Roemschen kuengs zuo Fuetzen ') gebne antwort:<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 533 (5. April).<br />

') Füssen; die folgende Antwort des röm. Königs ist in den Eidg.<br />

Absch. nicht erwähnt, nur <strong>der</strong> Tag genannt, au welchem über dieselbe<br />

berichtet werden solle. (Eidg. Absch. III. 1. 536.)


56<br />

1497<br />

wiewol sines gwalts nit wäre, zebrechen, das von im und des<br />

[1044] Roemschen richs gmeinen stünden beschlossen, noch dennocht,<br />

um gmeins fridens willen und einer Eidgnoschaft zuo gnaden,<br />

weite er die acht und kamergrichtsprocess un<strong>der</strong>halten. Soeltid<br />

5 indes gon Wurms zuo des Roemschen richs anwalten, mit einem<br />

bischof von Costenz <strong>der</strong> sachen bericht keren, dahin er sine rat,<br />

ouch ir sach zuo guot, welle senden, und da, als er hof, begerten<br />

entscheid ze enpfahen. Die rät zuo Wurms beruftencl Santgallen<br />

mit iren zuostaen<strong>der</strong>n zuo inen, gueetlich Vertrags zuo erwarten. |<br />

io Die fuersten, herzog Albrecht von Beyeren, her Eberhart von<br />

Wirttenberg und al oberzaelte staet erbutend sich aller gueete und<br />

hilf zuo riiw und friden; ouch, sover si er und eids halb moechtid,<br />

nuet unfrintlichs wi<strong>der</strong> ein lobliche [1045] Eidgnoschaft zuo handien •).<br />

So erbutend sich <strong>der</strong> pfalzgraf und margraf, und insun<strong>der</strong>s<br />

15 <strong>der</strong> ganz ni<strong>der</strong> pund aller fruentschaft und muglichen hilf, frid<br />

und ruow zfi erhalten; deshalb ir botschaft zuom Roemschen kueng<br />

und ouch gon Wurms sun<strong>der</strong>s und mit in zeschiken, trungenlich<br />

vermanend und bittend, den beruof gon Wurms nit zuo verachten,<br />

sun<strong>der</strong> flissig zesuochen 2 ).<br />

io Zuodem begert ein truewe, fuersichtige stat Bern an gmein<br />

Eidgnossen, semliche botschaft uberein nit zuo un<strong>der</strong>lassen, und<br />

ob ein Eidgnoschaft kostens und mueeg bedurte, weite si um frid<br />

und ruow willen in irem kosten rare botschaft in gmeiner Eidgnossen<br />

nammen dahin senden, in guotem [1046] vertruwen, si wurdid<br />

M irer vereinung, so si mit dem heiligen pund und dem herzogen<br />

von Meyland haette, wol gemessen 3 ).<br />

Botschaft gon Wurms<br />

Ward zuo Baden, uf Erasmi 4 ), nach verhoei diser antworten,<br />

augesehen, dass Bern, Lucern, Swytz und Un<strong>der</strong>walden ob dem<br />

an wald in gmeiner Eidgnossen nammen, ir boten gon Wurms soeltid<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. S. 527 (29. Mai).<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. S. 539 (6. Juni).<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 537 (29. Mai).<br />

') H. Juni: nach Eidg. Absch. erst am tJ. Juni.


1497 57<br />

schicken, <strong>der</strong> bischof von Costenz nach sinem erbieten und des<br />

ni<strong>der</strong>en punds botschaft mitfaren, Schafhusen ein boten geben,<br />

(236) Rotwyl schritt, und Santgall daheim bliben •). | Ist da von Bern<br />

bot gwesen <strong>der</strong> wis her Wilhelm von Diesbach'). Soeltend uf<br />

S. Johantag zuo Basel sin. 5<br />

Botschaft zum kueug von Frankrich.<br />

So ward ouch mitan eiu botschaft [1047] in Frankricli zeschicken<br />

angesehen, also dass, welche ort woeltid schicken, besun<strong>der</strong><br />

alle Franzesische, soeltid uf S. Peter und Paulstag 3 ) zuo Friburg<br />

ve'rriten, dem kueng dis loef anzeigen, erkonnen. was sich ein Eid- 10<br />

gnoschaft, wo si mit den Swaben zuo krieg kaeme, zuo im soelte<br />

versehen; wie dem baebstlichen ban, über siner majestat vereinten<br />

ussgeschruwen, zetuon; item, und die unlidigen Napolschen und<br />

Nawerrischen soeldner zuo stillen 4 ). Ward dis botschaft ouch wol<br />

gehalten, und ir billich vast und vil guots, trost und hilf zuogesagt. 15<br />

Dan besorgter krieg im on sorg, allein wol dienlich. Begert, damit<br />

ein Eidgnoschaft nit [1048J zertrent waere, die andren ort,<br />

insun<strong>der</strong>s Bern, ouch in sine vereinung zegon. Do wollend die<br />

boten von Swytz und Un<strong>der</strong>walden ob dem wald drin sin gangen,<br />

so man pension zuo und hilf nach haette gelassen. Sagt <strong>der</strong> kueng, 30<br />

si soeltend sich den andren verglichen; er bedoerfte ir hilf und si<br />

sins gelts 5 ). Also blibent si bi Bern ston, so keinen boten da<br />

hat, namend die Meylaendsch vereinung an, und ward Ob- und<br />

Nid dem wald eins.<br />

Und also wurdend d'Eidgnossen diser zit, ganz irem alten, »<br />

(237)gwonten bruch wi<strong>der</strong>sins, erwaegt, | den herren nach zegon, von<br />

welchen si nachgangs gewont hattend.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. 539 u. 541.<br />

2) Vergl. Miss. ,T. p. 43, Freitag vor Galli (13. October|.<br />

3) 29. Juni.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 541.<br />

5 ) Die ganze Verhandlung <strong>der</strong> neun Stande mit dem König siehe Eidg.<br />

Absch. III. 1. S. 545 (1. August. Dijon).


58 1497<br />

Der Eidgnossen kriegsriistuug und hotschaft zum<br />

Roemscheu kueng gon Isbruck.<br />

[1049J Und als nun zuo Wurms Santgallen acht und die<br />

andren spaen abermals nit gar ab-, sun<strong>der</strong> ein halb jar angestelt<br />

5 und Sicherung geben was^), des sich die beschwerten abermals<br />

hoch erklagtend, so doch ir wi<strong>der</strong>saecher nit rftwtid:<br />

windend d'Eidgnossen des ufzugs aber so unlidig, dass si<br />

ir wart und kriegsrystung zuo iren paneren bestaltend; hiessend<br />

Bern, Lucern, Fryburg und Solaturn ir hopt- und stritbuechsen<br />

io zuowegstellen, Swytz, Un<strong>der</strong>walden und Zug die iren ungefasst<br />

zuo Zuerich lassen vassen, und dem abt von Santgallen und dem<br />

Vogt im Ryntal zuschicken 2 ).<br />

Do das <strong>der</strong> Roemsch kueng, ouch durch [1050] fridsams Bern<br />

zuo friden gewarnt, innen ward, als ein fridsamer fuerst gab er<br />

15 den partien tag für sich gon Isbruck, entlichen entscheid da zemachen,<br />

beruft harzii gmeiner Eidgnossen boten, mit irem willen<br />

und rat zehandlen alles, so zuo ruow und friden dienlich.<br />

Wurdend gmein Eidgnossen, on Un<strong>der</strong>walden und Zug, uss<br />

trungenlicher pit des nidren punds | und Bern rat, um frids (238)<br />

20 willen abermals zuo Lucern rätig, ir botschaft dahin zesenden,<br />

also dass kein ort uss soelte bliben, <strong>der</strong> ni<strong>der</strong> pund, Santgall,<br />

Rotwil, Schafhusen, Appenzel und <strong>der</strong> graf von Salgans ire fuernemen<br />

boten mitschicken, uf den 20. tag Ougst zuo Werdenberg 20. Aug.<br />

bi enan<strong>der</strong> zesin 3 ). Hiezwischen, unss zuo wi<strong>der</strong>kunft diser bot­<br />

's schaft, [1051] ufriir verhueten, so die mueessigen kriegsknecht<br />

gern haettid angehaben, so schreib ein stat Bern dem herzogen<br />

von Meyland, die Roemsch kuengliche majestat um fuer<strong>der</strong>lichen<br />

usstrag ernstlich, gmeinem friden zuo guot, anzekeren'). Schikt<br />

abermals iren fridsamen riter, her Wilhelmen von Diesbach,<br />

30 dahin.<br />

') Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 546 und 547. Anmerk.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. S. 547 (11. August.)<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 547 (11. August).<br />

4) Lat, Miss. E. fol. 242 (5. September).


1497<br />

Entscheid des Roemschen kuengs zwischen Santgallen<br />

und Varenbueeler etc.<br />

Also, nacli 8 jaren rechts-iebung, ward zwischen Santgallen<br />

und Varenbueelers erben etc. dis volgen<strong>der</strong> entscheid vom Roemschen<br />

kueng mit willen <strong>der</strong> Eidgnossen geben i): »<br />

Wir Maximilian, von Gots gnaden Roemscher kueng, zuo allen<br />

ziten merer des richs, zuo Ungern, Dalmatia, Croatia kueng, erzherzog<br />

zuo Oesterrich, herzog zuo Burgun, Brabant und Gelleren,<br />

Graf zuo Flan<strong>der</strong>n und Tyrol etc. bekennend öffentlich mit disem<br />

brief und tun [1052] kunt allermenklich: Nachdem und sich biss- io<br />

har etwas irrung und spaen zwischen unsern und des richs lieben<br />

getruewen, wilend Uolrichen Varenbueeler suene, von wegen ir und<br />

ir miterben, an einem, und burgermeister, rät und gmemd <strong>der</strong> stat<br />

(239) Santgallen an<strong>der</strong>s teils, gehalten, darum wir | gmeiner Eidgnossen<br />

botschaft für uns ervordret, und mit samt <strong>der</strong>selbigen botschaft »<br />

die gemelten partien uf nachvolgende meinung gueetlich vertragen<br />

hond, nämlich also: Des ersten, so sollend die von Santga en<br />

den Varenbueeleren al ir hab und gut, in <strong>der</strong> stat Santgallen<br />

und usserthalb entwert, wi<strong>der</strong>um lediklichen, an menkhchs verhin<strong>der</strong>n,<br />

zuo ir gwarsame verfolgen und kommen lassen. Doch, 20<br />

ob si <strong>der</strong> farenden hab halb irrig wurdend und sich des mt vertragen<br />

moechtid, so sol soelicher span vor uns zuo entscheiden s 011<br />

und wie wir den selben unserm guotbedunken und <strong>der</strong> billicheit<br />

nach entscheiden, dabi sol es bliben und dem gestrax nachkommen<br />

werden. So wellen wir uf nissig pit <strong>der</strong> gme.nen versam- 25<br />

lung des richs stände zuo Wurms, und den Eidgnossen zu gnaden<br />

die Varenbueeler und miterben um al gerichtskosten, schaden und<br />

Interesse benueegig machen, desselben si gnuogsam quittanz denen<br />

von Santgallen geben soellid. Es sollen ouch uf [10o3] sohcns<br />

hiemit alle urteil und process, so die Varenbueeler am kamer- .<br />

gricht erlangt haben, ganz tod und unkraeftig >f*Zund<br />

denen von Santgallen kein schaden geberen. Zu dem driten.<br />

-TDeTFolgende Entscheid von Innsbruck « J ^ g ^ Ä<br />

Eidg. Absch. IH. 1. 548 und abgedruckt rn »W» che ^<br />

schichte des Appenz. Volkes, Nr. 701 u. «02. - Ueoer i<br />

deutung des ganzen Handels vevgl. Ulmann, Maxmiihan, I. 8.<br />

59


60 1497<br />

denen von Santgallen al ir und <strong>der</strong> iren hab und gut, so durch<br />

die aechter und ervolger des rechten, in kraft die acht, angenommen,<br />

| so vil da noch unveraendret o<strong>der</strong> in haft und verbot<br />

ligend, den genanten von Santgallen wi<strong>der</strong>um hinuss, on al inred<br />

5 und verhindrung, geben und ledig gelassen werden. Es soellent<br />

ouch die von Santgallen des veraendreten guots halben, durch die<br />

aechter verrukt und veraendret, und an<strong>der</strong> ir kosten und schaden<br />

inen selbs haben, und deshalb an niemanden kein ansprach noch<br />

vordrang ueeben. Item, als die von Santgallen in <strong>der</strong> acht sind,<br />

io wellend wir si gnaediklich von soelicher acht absolvieren und die<br />

absolution ieztmal gschriftlich ufrichten und versichern lassen.<br />

Die selbig absolution soll hin<strong>der</strong> unserm und des richs lieben<br />

getruwen Wilhelmen von Diesbach, alten schulthessen zuo Bern,<br />

gelegt werden; und so bald dan die obgemelten stuk und artikel<br />

15 <strong>der</strong> von Santgallen halben volzogen, und <strong>der</strong> gemelt von Diesbach<br />

des bericht ist, alsden sol er die absolution denen von<br />

Santgallen zuo ir handen [1054] fri und on allen kosten und beschwerung<br />

hinussgeben. Es sol ouch soeliche acht, desglich die<br />

uebung <strong>der</strong> aechter und vervolger <strong>der</strong> vecht, in mitler zit, biss uf<br />

w Martini naechstkommend, in ruow gestelt, und in gemefter zit soellend<br />

al iede artikel obgemelt volzogen werden, und die von Santgallen<br />

fri, sicher handien und wandlen mit irem Hb und guot. Es<br />

soellend ouch die partlen obgemelt hinfiir in disem handel gegenenandren<br />

in unguotem nichts fuernemen, sun<strong>der</strong> frien, sichern | (241)<br />

s5 wandel und handel gebruchen und gegenenan<strong>der</strong> ueeben, ouch deshalben<br />

fuer sich und al ir zuogewanten be<strong>der</strong>sits gericht, geschlicht<br />

und versueent sin getruewlich und ungevarlich. Zuo urkund sind<br />

diser brief zwen in glichem lut geschriben, und ie<strong>der</strong> mit unserm<br />

kuenglichen anhangenden insigel besiglet; und darzii so habend<br />

so wir unsern und des riches lieben getruewen Wilhelmen von Diesbach,<br />

alt schulthessen zuo Bern obgemelt, für die staet, und Walther<br />

in <strong>der</strong> Gassen, amman zuo Ure, für die laen<strong>der</strong> gmeiner Eidgnoschaft<br />

und aller oerter wegen, ire insigel, doch in und ir erben<br />

on schaden, ouch zu unserm insigel angehenkt. Geben zuo Isbruck<br />

so an dem nuenden tag September anno 97 '). '• *pt.<br />

'J Abschiedebuch G. des Berner Archivs, S. 31.


1497<br />

[1055] Abscheid des Roemschen kiings und gmeiner Eidguossen,<br />

oberzaelter spaenen halb.<br />

Zuo wissen, dass <strong>der</strong> allerdurchlichtigest fuerst und her, her<br />

Maximilian, Roemscher kueng, und von staeten und laendren <strong>der</strong><br />

zechen orten <strong>der</strong> Eidgnoschaft, unter andren zwischen wiland B<br />

Uolrich Varenbueelers gelassnen suenen und erben, und burgermeister,<br />

rät und gmeind <strong>der</strong> stat Santgallen ein richtung gemacht<br />

-und ufgericht; haben si daneben von andren stuken und artiklen<br />

ouch geredt, wie hienach begriffen ist. Nämlich des ersten: als<br />

Herman Swendiners halb geredt ist, dass die von Appenzel und io<br />

(242) ir mitgwandten dem Swendiner alle hab und guot, | ligend und<br />

varend, entwert, wi<strong>der</strong>um zuo sinen handen soellid lassen kommen,<br />

<strong>der</strong> ouch in <strong>der</strong> bericht, so zwischen den Varenbueelern und<br />

Santgallen bschlossen, begriffen sin soelte, und sinen frien wandel<br />

allenthalb in <strong>der</strong> Eidgnoschaft zuo ueeben; hond gmein Eidgnossen .r,<br />

soellichs heimzebringen angenommen, hie zwischen S. Martinstag<br />

<strong>der</strong> kuenglichen majestat soellichs anzenemen o<strong>der</strong> abzeschlagen,<br />

entlich antwort gon Friburg ins Brisgoew uf dem richstag zegeben.<br />

Es sol ouch verfueegt werden durch kuengliche majestat, im kamergrichtprocess<br />

anstal zehalten.<br />

Item so wil die kuengliche majestat die acht <strong>der</strong> stat von<br />

Rotwyl ouch unss uf Martini anstellen, <strong>der</strong> zuoversicht, si werden<br />

[1056] sich in mitler zit gegen <strong>der</strong> kuenglichen majestat uf dem<br />

richstag zuo Fryburg bewisen, dass si von <strong>der</strong> acht absolviert<br />

werden. , _,,<br />

Item, und als sich etwas spaen zwischen ginemen Eidgnossen<br />

und <strong>der</strong> stat Costenz halten, so die partien dem heiligen rieh<br />

verwant sind, gern hingelegt sähe, mit erbietung guetheh dann<br />

zehandlen, soellich spaen abzustellen; hond <strong>der</strong> Eidgnossen boten<br />

' so<br />

angenommen heim zebringen.<br />

Desglichen, als die kuengliche majestat begert hat, das<br />

gmeiner Eidgnossen boten wellend heimbringen ob die^Eidgnossen<br />

gmeinlich den ewigen bericht, so durch wüand erzherzog<br />

Sigmunden von Oesterrich, loblicher gedaechtnuess, diss jars von<br />

diser zit -«scheiden, wie si ufgericht und beschlossen ist, mit ir •<br />

61


62 1497<br />

kimglichen majestat wellend annemen, des sollen si <strong>der</strong> kuenglichen<br />

majestat, so för<strong>der</strong>lichst sin mag, antwort geben. | (243)<br />

Darnach so wil die kuengliche majestat, graf Jörgen von<br />

Salgans uss <strong>der</strong> acht ze absolvieren und die pen verlezter ma-<br />

5 jestat ufzeheben, ouch gebuerlich antwort geben. Besehenen zuo<br />

Isbruck am 9. tag September *). 9. Sept.<br />

Es ist ouch <strong>der</strong> kuenglichen majestat ernstlich beger, dass<br />

gmein Eidgnossen von allen orten ir botschaft mit gwalt uf den<br />

naechstkuenftigen tag gon Fryburg im Brisgoew, als gli<strong>der</strong> des richs,<br />

io schicken wollen, damit man durch gebuerlich handlung möge fuersehen,<br />

dass in künftiger zit krieg und ufruor vermiten blibe.<br />

Volzug obgemelts entscheids und abscheids.<br />

[1057] Oberzaelten vertrag wurdend die Varenbuoeler, so da<br />

3300 Rynscher gülden hoptguots verlast, und 2000 kosten erklagiä<br />

tend, zehalten vom Roemschen kueng uss fordrung <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

getrungen.<br />

Der uebrigen sachen halb beschlussend gmein Eidgenossen zuo<br />

Zuerich, uf Lucae, ir botschaft von allen orten, wie wol Ure und<br />

Zug sich sperten, uf beger des Roemschen kuengs gon Friburg ze-<br />

20 schicken 2 ); aber den ewigen bericht mit dem hus Oesterrich nit<br />

zuozesagen, inen waere denn ire und <strong>der</strong> iren beschwerden vor nachgelassen;<br />

besun<strong>der</strong> des kamergerichts und stuer halb sich zuo erluetren;<br />

bi ir friheit und altem harkommen zebliben und davon<br />

nit traengen lassen 3 ).<br />

25 Was unzaelichs Unwillens, kostens, Schadens, mueeg und ar-<br />

[1058J beit waere in oberzaelten und folgenden | Sachen vermiten (244)<br />

hüben, wo d'Eidgnossen einer fritlsamen, fuersichtigen stat Bern<br />

frommem rat haettid gevolgt! Nämlich so hat si alwegen geraten,<br />

den Varenbueeler und den Swendiner uf ir vil und höh anrueefen<br />

•) Diese Zusätze zum Hauptvertrage sind in <strong>der</strong> Ausgabe <strong>der</strong> Eidg.<br />

Absch. nicht erwähnt. Vgl. darüber Ulman I. 681.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1, S. 550 (2. October) und S. 553 (17. October);<br />

Lucas-Tag ist 18. October.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1, S. 553.


1497 63<br />

zuo verhören, gueetlichen o<strong>der</strong> rechtlichen entscheid zemachen,<br />

<strong>der</strong> von Costenz gnügsam fruent- o<strong>der</strong> rechtbot anzenemen, Rotwyl<br />

heissen mit füg, on gwalt, ir friheit und burgrecht schirmen, und<br />

xuovor des Roemschen kuengs nuzlich und erlich ansuochen nit so<br />

verächtlich hin<strong>der</strong>sich zestellen, nit troewlich noch trazlich gegen 5<br />

im und dem rieh zehandlen, Tuetschem krieg flissig vorzesin. So<br />

was aber <strong>der</strong> zit einer stat Bern ouch ufrecht rat und tat dem<br />

merteil ir Eidgnossen, um des Franzesischen punds willen, darin<br />

si nit gon wolt, und mit dem Roemschen kueng und Meyland vereint<br />

was, ganz ungnem; kontend doch nuet on [1059] si schaffen, 10<br />

noch zuo guot bringen. Halssterrigkeit, kib, Verachtung gmeiner<br />

er, rechts und rtiw höchste vigend, erobrend selten bessers, dan<br />

verlornen ruewen und spot zuom schaden; wie ouch hie beschehen.<br />

Was halssterrigkeit nit wolt on schaden annemen, muost si mit<br />

schaden vergilt hon, dennocht keinen andren friden erlangen, denn 15<br />

so zuo nachkuenftigem blutigen krieg nit kleine ursach hat und gab.<br />

Vertrag gmeiner Eidgnossen zwischen dem pfalzgrafen<br />

und einer stat Strassburg.<br />

Un<strong>der</strong> oberzaelten unruowen hat <strong>der</strong> pfalzgraf Philip wi<strong>der</strong><br />

(245) Strassburg ein vigentschaft angenommen | von wegen Martin<br />

Jägers, so die von Strassburg, als iren beschaediger, kartend in 20<br />

siner [1060] kerlikeit gvangen und lassen mit dem swert rickten.<br />

Und als bed partien uf gmeiner Eidgnossen entschidigung, fruentlich<br />

angesucht, verwilliget kartend, wurdend si, die egenanten<br />

j Qet partien, nack etlick gekaltnen tagen, uf den dritten tag October<br />

zuo Basel zuo reckt vertragen, und ir veckd abgestelt 1 ). •>-><br />

Sun<strong>der</strong> vereinung zwischen Strasburg und Bern vergriffen.<br />

Indes, uf werben und beger einer loblicken stat Strassburg,<br />

ward zwiseken ir und Bern, als alten, sundren, guoten fruenden<br />

und pundgnossen, ein sundre vereinung uf 25 jar verzeicknet.<br />

Erwand an Bern, so da sick <strong>der</strong> zit niemands zur hilf wolt ver- 30<br />

i) Eidg. Absch. III. 1, 548, 549 u. 552.


H<br />

1497<br />

pünden. Warend boten von Strassburg her Fridrich Bock, [1061]<br />

riter, doctor Jörg Berer etc. Von Bern doctor Thuering, Anthoni<br />

Archer, sekelmeister •).<br />

Aen<strong>der</strong>uug und uugevael <strong>der</strong> nueweu herzogen von<br />

5 Wirttenberg.<br />

Nach dein in vergangnem jar <strong>der</strong> wis Eberhart <strong>der</strong> aelter,<br />

erster herzog von Wirttenberg, on liberben abgestorben'-), im<br />

Schwarnbach zuo S. Peter, von im nuewgestiften S. Peters-ordenskloster,<br />

vergraben, kam an sine stat als nechster erb sin erblicher<br />

io vigend, graf Eberhart <strong>der</strong> jünger 3 ). Und als nun diser was<br />

herzog | worden, warb er diss jars an gmein Eidgnossen um (246)<br />

vereinung, zuoglich sinen vordren mit inen zuo haben. Ward da<br />

zuo Zuerich verzeichnet 1 ); aber [1062] vor ufrichtung in volgenden<br />

jars Apieilen, von vil und grossen miss- und untaten wegen, e<br />

15 er in etlicher siner ver<strong>der</strong>bten gfar koeme, floh er mit sinem schaz<br />

und geschmelzten silbergschir zuo sinem gesipten pfalzgrafen,<br />

welcher in enpfieng, aber hernach im schloss Lindenfels 5 ) liess<br />

gefänglich sterben und gon Heidelberg zuom Heiligen geist vergraben,<br />

im 1504. iar.<br />

so Und als diser vom lancl was gewichen, ward, mit willen des<br />

Roemschen kuengs und des landsregenten, vom fürsichtigen bartman<br />

zuovor verordneten, zuo herzog gemacht <strong>der</strong> lOjaerig graf<br />

Uolrich, des doben graten Heinrichs uf Urach, nit on gm einer<br />

Eidgnossen zuotuon, verschlossnen sun, [1063] ouch in hartselige<br />

25 sines angebornen lands berowung gevalnen 6 ). Also, wie von iewelt<br />

har, was tugent und wisheit buwend, zerstörend laster und torheit.<br />

!) Bern lehnte <strong>der</strong> Entfernung wegen ab. Siehe Schreiben an Dr. Fricker<br />

im Miss. J. p. S. 29".<br />

«) Am 24. Februar 1496.<br />

3<br />

) Des altern Vetter, seit 1480 Herr des einen Theiles <strong>der</strong> Württembergischen<br />

Lande.<br />

4<br />

) Eidg. Absch. III. 1. 643 (2. und 4. Juli).<br />

') Im Odenwalde. Am 9. Juni 1497 wurde Eberhard vom Kaiser des<br />

Herzogthums entsetzt. Siehe Stalin, Württembergische Geschichte.<br />

c<br />

l Eberhards d. J. damals erst 11 Jahre alter Neffe; <strong>der</strong>selbe, <strong>der</strong> bekanntlich<br />

später aus seinem Lande vertrieben worden ist.


1497 65<br />

Vereinuug gmeiner Eidgnossen mit dem biscliof von<br />

Costenz, <strong>der</strong>a sich Bern spert.<br />

Uf vilvaltig, ouch persönlich, ankeren hond gmein Eidgnossen,<br />

on Bern, mit her Hugen von Landenberg, nuewem do zuo Costenz<br />

(247) bischofen •), zuoglich | sinen vorvaren, ein vereinung zuo Zürich 5<br />

ufgericht 2 ); sover, dass er si und ir priesterschaft bi altem harkommen<br />

Messe beliben; welcher klag 3 ) halb Bern sich anfangs<br />

spert, begerend <strong>der</strong> egerichten, baennen, in<strong>der</strong>dict, graebnissen,<br />

pfaftenschatzungen, erbvael, ablass, absolution und [1064] super<br />

objiciendis citation halb friung, o<strong>der</strong> ie doch lichterung zehaben. io<br />

Was die antwort: er als ein bischof hätte keinen gwalt, nachzelassen<br />

o<strong>der</strong> zeändren, das die heiligen alten vaeter, bischof und<br />

baebst zehalten haettid verordnet, doch so weite er sines erzbischofs<br />

von Menz rats pflegen 4 ). So wolt Bern die vereinung<br />

noch dar verziehen, sagt, si hätte nuet von semlichen puenden, dan 15<br />

unnuetze unruow. Doch so vermaechtigeten sich ira ir Eidgnossen,<br />

und beschlussend dise vereinung.<br />

Wie mit Costenz und den drien orten gehandlet.<br />

Als aber die dri ort, Ure, Un<strong>der</strong>walden und Zug, über vil<br />

ansuochens <strong>der</strong> andren orten, noch mit <strong>der</strong> stat Costenz nit moch- n<br />

tend [1065] versueent werden — hieschend 4000 gülden, und Ure<br />

teil an <strong>der</strong> hoptmanschaft des abts von S. Gallen 5 ) — tat ein<br />

stat Bern ire pundsvermanung dar, ervordret: nuet wi<strong>der</strong> bescheiden<br />

recht anzefahen. Und da nun Costenz, getraengt, dem<br />

(248) Roemschen kueng sich nit zuo veraendren | hat geschworen, sagtend »<br />

die dri ort, von den andren ermant, si weltid nuet on gmeiner<br />

i) Seit 6. Mai 1496.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. S. 543 (2.-4. Juli).<br />

3 ) Nämlich über die Priesterschaft.<br />

4 ) Ueber diesen Wi<strong>der</strong>stand Berns gegen die Vereinung mit dem Bischof<br />

von Constanz vgl. Eidg. Absch. III. 1, S. 551, Anmerk.<br />

*) Gemäss Vertrag vom 8. November 1479 setzten die vier Schirmorte<br />

Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus beim Abt von St. Gallen einen Hauptmann<br />

als weltlichen Schirmvogt. (Eidg. Absch. 111. 1. Beil. 7, S. 672.)<br />

5


66 1497<br />

Eidgnossen wissen und willen witers fuememen. sun<strong>der</strong> die sacli<br />

uf kommenlichere zit lassen stil ston •). So zoch <strong>der</strong> Roemsch<br />

kueng die rechtvertigung <strong>der</strong> gerichten halb im Turgoew, als dem<br />

rieh zuostoend, uf sich. So huobend die von Costenz an und mach-<br />

6 tend nuew graeben, bolwerk und buchsen.<br />

[1066] Dass <strong>der</strong> grauw puud <strong>der</strong> Kurwalen in ewige<br />

püntniiss <strong>der</strong> Eidgnossen kommen ist.<br />

Un<strong>der</strong> und in oberzaelten unruowen wurdend die Kurwalen<br />

vom grauwen pund von iren bischofen und oesterrichischen ani„<br />

stoessen mit mancherlei anvechtungen so vil angevochten, dass")<br />

si, hilf zehaben, gmein Eidgnossen um ewige puentnuess ernstlich<br />

ansuochtend, welche inen, wie zuo Walenstat vergriffen, uf den<br />

6. tag Aprel zuo Lucern, von 7 alten orten, so am Oberland 6. April<br />

teil hond 2 ), ward zugesagt 3 ), und hernach mit samt dem nidren<br />

ir, pund 4 ) und den gotshuslueten verschriben und versiglet.<br />

[1067] Wi<strong>der</strong> Saffoy durch Bern abgestelte ufruer.<br />

Als ein truewe stat Bern mit Fryburg zwischen herzog Philippen<br />

von Saffoy und Hansen Bachman von Lucern hat nach vil<br />

unruowen und Schadens ein ab| trag gemacht, also, dass <strong>der</strong> herzog (249)<br />

äo dem Bachman fuer alle ansprach uf bestirnt zil gon Fryburg 2300<br />

Rynscher gülden solt weren 5 ), und aber, do diss zil nit gehalten,<br />

Bachman wi<strong>der</strong> alle pit wolt ein ufruor in dWat erheben, sant<br />

eine truewe stat Bern iren ratsboten, hern Adrian von Buobenberg,<br />

*) Mscr. da.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 526 (10. Febr.) u. 531 1,7. März).<br />

2) Die Antheil hatten an <strong>der</strong> Herrschaft Sargans, also Bern ausgenommen.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. S. 533 Bern schloss im Juni gl. Jahres ebenfalls<br />

einen Bund mit den Churwalen. Siehe Bündnisse und Verträge im St. A.<br />

Bd. 111. 161.<br />

4) Gewöhnlich Zehngerichtenbund genannt.<br />

5 ) Vergl. Schreiben von Bern und Freiburg an Luzern, vom 25. und<br />

26. April. (Miss. J. 4 b und 5*.)


1497 67<br />

gon Jenf zuom bischof von Losan 1 ), so gemelten abtrag hat versprochen,<br />

demselbigen, noch ufruor und groesserem schaden vorzesin,<br />

angends stat zetuon, und, ob mangel, weite si ums gelt<br />

[1068] luogen, ouch dass <strong>der</strong> herzog und Jenf <strong>der</strong> Lyonischen<br />

kouflueten, item und ires burgers, Dietrichs von Halwil '-), so da 5<br />

mit mersalz ein gwerb fürt, <strong>der</strong> zollen, gleiten, item rows halb<br />

erklagt, unlidliche beschwerung abstalte und alten gewollten<br />

bruch liesse bliben.<br />

Und als die Saffoyer inen selten span on zvvifachen schaden<br />

lassend abwenden, beschach hie ouch Verzug, also dass Bachman l0<br />

mit sinem anhang, hoptlueten und vennern, um S. Luxtag ufbrach<br />

und für Solaturn uf biss gon Gu<strong>der</strong>fin kommen 3 ). Do das ein<br />

stat Bern innen ward, schikt si ilends um mittenacht ir treffenliche<br />

abmanung und ir ratsbotschaft, Hansen Lin<strong>der</strong>, venner,<br />

und Ludwigen von Biirren, dahin, die ufrueerer ab- und heimze- 1:,<br />

manen, si durch ir gebueet nit lassen ziehen, [1069] den herzogen,<br />

als iren pundsgnossen, und die Wat, als ir pfand, nit vertragen<br />

zeschaedigen 4 ). Und also ward dis ufruor uf rechtsbot und uf<br />

vorgemachten abtrag abgestelt. Vermeinend, Gu<strong>der</strong>fin in gmeiner<br />

(250) Eidgnossen nammen in | zehalten. Wolts Bern nit gestatten. Hat 20<br />

viel mueeg in disem handel, ouch den Bachman zuo Granson in'<br />

gevaengnues ghoebt und etlich siner gsellen als strassroewer lassen<br />

richten 5 ).<br />

Des alten herzogen von Haffoy tod und des jungen ingang<br />

einer stat Bern verkindt. 2:.<br />

Uf das, um S. Martinstag, kam <strong>der</strong> bischof von Losan, her<br />

Aymo, und <strong>der</strong> lantvogt uss <strong>der</strong> Wat, ein her von Stefys 6 ),<br />

i) Nicht in den Akten.<br />

2) Der jüngste Bru<strong>der</strong> des Hans v. H. gest. 1509. S. über ihn Brunner<br />

H. v. H. S. 89.<br />

3 ) St. Lucas-Tag am 18. October. Cudrefin am Neuenburgersee.<br />

4 ) Die «Abmahnung» ist datirt vom 2'2. October, «um die zechenden<br />

stunden in <strong>der</strong> nacht.» (Miss. J. p. 49.) Am folgenden Morgen wurden die<br />

Amtleute zum Einschreiten aufgefor<strong>der</strong>t. Die Raths-Manuale dieser Tage<br />

fehlen, vielleicht ein Beweis mehr für die herrschende Aufregung.<br />

5 ) Davon ist nichts in den Akten.<br />

6 ) Am 11. November (Raths-Man. 90, p. 46).


68 1497<br />

danktend hoch einer stat Bern um ir bewisnen truew und hilf an<br />

gewendter ufruor, verkuendtend ires herzogen tod, [1070] und bevalend<br />

ir das hus Saffoy und den nuewen jungen herzogen, Philibert,<br />

des abgestorbnen Philippen sun, einen vast hübschen und<br />

5 gueetigen fuersten •). Also sant ein stat Bern iren altschulthessen,<br />

her Rudolfen von Erlach, hinin, dem nuewen herzogen gluek zewuenschen<br />

und in um sinen vater zeklagen, ouch althargebrachte<br />

und geueebte fruentschaft und vereinung, zwischen ir und dem loblichen<br />

hus Saffoy gehabt, zu erhalten 8 ).<br />

io Bern vassnacht zue Swytz und Un<strong>der</strong>walden gehalten.<br />

In vergangens jars Pfingsten hat ein stat Bern ein gselschaft,<br />

vassnacht gnemt, 200 man, zuo iren alten Eidgnossen von Switz<br />

und Un<strong>der</strong>walden, alte fruentschaft und gneischaft zuo ernüwern,<br />

zeschicken angesehen 3 ). [1071] Do aber die andren ort von<br />

io wegen des Franzesischen punds argwenigen Unwillen darvon<br />

namend, bleibs anston unss diss jars nach Martini. Wurdend dahin<br />

verordnet und geschikt ein zal burger, lant|luet, Oberlän<strong>der</strong>, die (251)<br />

Aergoewischen edlen, und vom rat her Wilhelm von Diesbach,<br />

her Rudolf von Scharnental, venner Hetzel, Wattenwil, Lin<strong>der</strong>,<br />

so junkher Hans von Erlach, Bartholome Mey und her Ludwig von<br />

Diesbach. Wurdend von den vier Waldstaetten wol und fruentlich<br />

geert, gehalten und gelassen 4 ). Brachtend einen geschenkten vast<br />

schönen Switzerochsen mit inen heim.<br />

Die herschaft Winiugen erkouft.<br />

25 Diss jar hat ein stat Bern von junkher Bastian von Luternow<br />

die herschaft Winingen und [10721 Grimmenstein mit alle zuoge-<br />

i) Herzog Philipp starb am 9. November; — Philibert war geboren<br />

10. April 1480.<br />

2) Am 13. November (Raths-Man. 96, p. 47).<br />

3<br />

) Ankündigung durch Schreiben nach Schwyz vom 18. April 1496<br />

(Miss. H. lSS»).<br />

') Dankbrief vom 2. Dezember (Miss. I. 59"). Am 18. November schickte<br />

<strong>der</strong> Rath den in Schwyz festfeiernden Herren 100 Pfund zu, damit sie anständig<br />

auftreten möchten (Miss. J. 55 b ).


1497. 1498 69<br />

h£rd und gerechtsame um 1260 Rynscher gülden erkouft und<br />

bezalt •).<br />

Obersibental.<br />

Item, denen von Sibental ire lantrecht erluetret und gebessert<br />

2 ). 5<br />

Einer vom galgeu ledig worden.<br />

12. Sept. Uf den 12. tag' September hat Niclaus Grafenried, vogt zuo<br />

Schenkenberg, Hansen Swarzen von Minenhusen 3 ) um bekanten<br />

diebstal zuom galgen verurteilt, und als nun die urtel volzogen<br />

was, zerbrach die ketten und <strong>der</strong> strik, also dass egenanter i»<br />

dieb unversert ledig ward; gab die hilf und er S. Jacoben und<br />

(252) Sant Barblen, welche heilige vom fuoss an ze | besuchen nam<br />

er von <strong>der</strong> oberherschaft [1073] Bern sines seltsamen wun<strong>der</strong>s<br />

kuntschaft und zuo siner gluekhaftigen walfart fuer<strong>der</strong>nuess. Erschoss<br />

im so wol, dass er S. Jacob und die zerbrochne galgenketten a<br />

von sich und eine glatte maetzen an sich hankt, biss dass er, bas<br />

knüpft, an<strong>der</strong>mals bi Jenf am galgen erworget: zuo zwifachem<br />

Wun<strong>der</strong>werk goetlicher urteil und menschlicher bosheit, dass er,<br />

vom gruelichen galgen einist entrunnen, andrest daran miist gruelich<br />

enden. 20<br />

[1074].<br />

1498.<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 6. Keiser: Maximilian 5. Franzesischer<br />

kueng: Ludwig XII. 1. Schulthes: Wilhelm von Diesbach 1.<br />

Von kueng Karlis von Frankricli tod. 2,<br />

J.April. Im jar Cristi Jhesu 1498, uf den 7. tag Abrel, ist <strong>der</strong> wit<br />

und hoch verrueemt kueng Karle von Frankricli, zuo Amboys, da<br />

•) Kaufbrief vom 3. März 1497, Orig. im Staatsarchiv. Die Burg Grimmenstein<br />

lag in <strong>der</strong> sehr ausgedehnten Herrschaft Wynigen, ist aber völlig<br />

verschwunden.<br />

«) 20. Dezember (Kaths-Man. 96, p. 86).<br />

3) Unbekannt. Kann auch Minnhusen heissen.


70 1498<br />

er, mit siner kuenigin kurzwil zehaben, dem ballenspil zuoluo§t,<br />

von gaehem tod von diser zit, noch nit 27 jar alt, und sines richs<br />

im 14., abgescheiden, und mit uberkostbarlichem gebraeng uf den<br />

letsten diss monats gon S. Dionisi') zuo sinen vorfaren begraben. 30. April.<br />

Ö Und also sin angeborne libskrankheit 2 ), so da sich des babsts,<br />

keisers, <strong>der</strong> Aragunschen und ganzen Italischen macht hat sighaft<br />

erwert, ouch die [1075] noch zebestriten gedacht, und<br />

mitan sin unverzagte zuom strit grossmueetigkeit von Franzesischer,<br />

wibscher, ja amaechtiger unkuescheit ussgedoert und gechlingen<br />

10 überwunden; hie so vast vertueeft, dass | er ein bitch stets bi im (253)<br />

hielt, darin al sines lusts frowenbil<strong>der</strong>, nach kunstricher art abgebildet,<br />

wie semlichs an <strong>der</strong> schlacht zuo Furnova an<strong>der</strong> sinem<br />

da verlornen tross was gefunden.<br />

Wenig kueng von Frankrich sind von wibslastren ledig bliben,<br />

16 und oft mit wibscher lichtvertikeit schantlich verloren, was si<br />

mit dapferer mankeit erlich haftend gewonnen. So ein stark ding<br />

ist, wie <strong>der</strong> wis Plato sagt, wollust, dass ouch <strong>der</strong> unuberwintlich<br />

tod lichter wirt überwunden [1076], sun<strong>der</strong>lich so durch gwalt<br />

und richtüm zuo irem lust alle friheit und bereitschaft haben.<br />

so Darum ein tugentricher, frommer fuerst ein vast tuer, wun<strong>der</strong>bar<br />

ding ist. •<br />

Obgemelter kueng ist ein exempel, was uf gluek, richtuom,<br />

gwalt und lust zebuwen.<br />

Von kueng Ludwigs von Frankrich, des nammens des XII.<br />

86 anfänglichen regierung, wie er in anvaechtuug des<br />

Roemschen kiings an gmein Eidgnossen um puentniiss<br />

und hilf hat geworben.<br />

Also nun egenanter kueng Karle von Frankrich on libserben<br />

was abgestorben, viel die krön an sinen nächst gesipten und<br />

so [1077J swager, den herzogen von Valoys und Orliens, iezt un<strong>der</strong><br />

den Franzesischen kuengen des nammens <strong>der</strong> 12. Ludwig genemt,<br />

ein erfarner, wiser, nuzlicher und in sinem hus ein zevil kuen-<br />

') St. Denys bei Paris, die gewöhnliche Grabstätte <strong>der</strong> franz. Könige<br />

2) Vergl. oben I. S. 244.


1498 71<br />

diger fuerst, <strong>der</strong>, sobald er im Meyen zuo Renis') gekrönt ward,<br />

Hess er sine kroenung dem babst und allen namhaften forsten<br />

und standen, on Meyland, ziischriben. Schreib sich kueng zuo<br />

Frankrich und herzogen von Meyland.<br />

Stiess von im, als unkindbar und hogericht, sin from, gots- 5<br />

(254) foerchtig | ewib, so in vor von toetlieher, kuenglicher majestatverlezung<br />

hat entlediget 2 ); gab ir zuo un<strong>der</strong>haltung das herzogtuom<br />

Burges und nam elich zu im die verlassne kuengin, die witfrow<br />

von Brittanyen 3 ), uf [1078] dass im, wie sinem vorvaren, dis und<br />

andre diser frowen zuständige land rueewig blibid. Seuchen w<br />

ewechsel vermocht sin kuengliche majestat und bar gold, und des<br />

heiligen vaters Römscher git und gwalt, so heilig und so zart,<br />

dass etlich from, gelert predikanten, so hiewie<strong>der</strong> redtend, uss<br />

Frankrich selbs entrinnen o<strong>der</strong> verjagt miistend werden.<br />

Indem angends ward er vom Roemschen kueng ankert, sinem 15<br />

sun, herzog Philippen, etlich plaez, schloss uud staet, ziim Burgunschen<br />

erb ghoerend, nach vor geschwornem vertrag, wi<strong>der</strong> und<br />

inzegeben. Und als im 4 ) nit antwort begegnet, sun<strong>der</strong> witeren<br />

ingrif enpfand, verwag er sich, mit gwaltiger band sin anmiitung<br />

zebeziehen. 20<br />

[1079] Do erwarb er 3 ), ouch wi<strong>der</strong> gevallen des Roemsclien<br />

(255) kuengs, an herzog Philippen und sinen Flaemingen ein bericht, dass<br />

diser | zuo Arras im als <strong>der</strong> grafschaft Flan<strong>der</strong> und Artoys lehenherren<br />

huldet 6 ).<br />

Stelt ouch den Engeischen kueng Heinrichen zuofrklen, bot 25<br />

dem Romschen kueng recht, und greif im doch die grafschaft<br />

Burgun an, berowt den herren von Vergy, marschalken.<br />

Und wie wol er den Eidgnossen, von <strong>der</strong> Napolschen und<br />

Navarrischen ansprecher wegen, hat schlechte abwisung geben,<br />

•) Rheims.<br />

2<br />

) Vergl. darüber oben Bd. I. S. 246.<br />

3<br />

) Ludwig XII. verehelichte sich mit <strong>der</strong> Königin Wittwe, Anna von<br />

Bretagne.<br />

4<br />

) Nämlich dem römischen König.<br />

5<br />

) Nämlich <strong>der</strong> französische König.<br />

') Vertrag von Paris, am 2. August (vgl. Ulmann a. a. 0. I. 588).


72 1498<br />

dennocht, nach Franzesischer gwonheit, in anvallen<strong>der</strong> not, so<br />

warb [1080] er durch sinen «schwinden Belli, her Antonin de<br />

Besse, baly zuo Dision 1 ), mit vast fruentlicher und hoher erbietung<br />

an si, um bestaetigung nächst mit sinem vorvaren gemachter<br />

s puentnuess und um hilf 2 ). Hat zuovor sin Eidgnoessische hoptluet<br />

und gardenknecht, reisknecht ufzewiglen und parti zehalten,<br />

haruss in d'Eidgnoschaft geschikt, also dass im ein grosse zal<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen knechten, on urlob, in Burgun zuokamend; dan<br />

die gwaltig pension lügt dem unghorsamen sold durch d'finger;<br />

io deshalb kein reisverbieten half, wie wol si vast tür verboten<br />

was. Der Belli was babst, hat über <strong>der</strong> Eidgnossen reisverbot<br />

zuo dispensieren, so dik sin kueng siner gnaden schaz uftaet.<br />

[1081] Werbung des Roemschen kuengs an ein stat Bern<br />

und gmeiu Eidgnossen, ouch siner majestat reis<br />

i5 wi<strong>der</strong> die Franzosen.<br />

Als aber <strong>der</strong> Roemsch kueng die staend des richs gon Friburg<br />

ins Brisgöw hat versamt, sich da uf dem | richstag zuo beraten 3 ), (256)<br />

wie gegen siner majestat und des heiligen richs wi<strong>der</strong>wärtigen,<br />

nämlich Eidgnossen, Franzosen und Türken, wäre zehandlen,<br />

so da gewarnet ward, wie dass etliche <strong>der</strong> Eidgnossen sine erbland<br />

anzegrifen fuemaemid; so waren die Franzosen in Burgun im vaeld;<br />

deshalb er, nach vor gesanten ermanungen, schikt sine treffenliche<br />

botschaft, mit nammen die grafen Philippen [1082] von Nassow<br />

und Niclausen zuo Salm, her Anthoniu von Munstral und junkher<br />

85 Hans Imern von Gilgenberg, uf den 9. tag Juli, zuovor zuo einer a. jnli.<br />

ersamen stat Bern, als dem Franzosen nuet, aber dem heiligen<br />

pund und Roemschen rieh hoch verwant und wol geneigt 4 ). Warb<br />

ouch zuoglich mit pit und bot an gmein Eidgnossen, als des Roemschen<br />

richs gelobten 8 ), nuet wi<strong>der</strong> in und die sinen, so kein<br />

') Ueber ihn siehe oben IL S. 18.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. S. 576 (30. Juli).<br />

3 ) Mitte Juni.<br />

4) Langer Vortrag des Grafen von Nassau vor dem Käthe; siehe Raths-<br />

Man. 99, S. 40. (9. Juli).<br />

s ) Eidg. Absch. III. 1. S. 582 (17. Sept.). Die Namen <strong>der</strong> Gesandten<br />

sind hier nicht genannt. Eine frühere Gesandtschaft des römischen Königs<br />

(Eidg. Absch. III. 1. S. 578, 13. Aug.) nennt ganz an<strong>der</strong>e.


1498 73<br />

ursach haettid, krieglichs fuerzenemen noch zegestatten; den<br />

gmeinen lantfriden zehalten o<strong>der</strong> recht zebruchen; <strong>der</strong> Franzesischen<br />

botschaft, dem Belle, kein gleit zegeben; mit dem<br />

Franzesischen kueng, als sinem und des Roemschen richs vigend,<br />

kein puentnuess zemachen, [1083] noch im die iren zuoloufen ze- »<br />

lassen, sun<strong>der</strong> siner majestat und dem heiligen rieh zuozeziehen,<br />

6000 knecht um sohl uf Ponterlin, Selis und Orne l ) verbärgt zegeben.<br />

Hat mitan sinen zueg gon Ponterlin gevertiget, und zuo<br />

im bracht ob 3000 Eidgnossen 3 ), sun<strong>der</strong>lich die Napolschen und<br />

die Nawerrischen anspraclier, vom Franzosen übel abgewist, u><br />

denen er verhiess, keinen frid noch vertrag anzenemen, si waerid<br />

(257) dan um ir ansprachen ganz vergnueegt. |<br />

Uf das schiktend dise knecht ir schritt und einen hoptman,<br />

Urs Stegern von Solaturn, an ir obren gmeiner Eidgnoschaft, si<br />

trungenlich ermanend und pittend, zuo eren dem Roemschen kueng 15<br />

und inen ze guot, niemand wi<strong>der</strong> si lassen zezuehen, damit si ir<br />

billiche schuld mit hilf des Roemschen kuengs vom Franzosen<br />

inoegid inbringen.<br />

Indem, um S. Jacobstag 3 ), war dem Franzesischen Belli gleit<br />

worden gon Zürich, dass er, im schin <strong>der</strong> puentnuesswerbung und M<br />

abzalung <strong>der</strong> ansprachen, mit ufgewigletem nämlichen zueg in<br />

Burgun wolgeschaft lieimfuor.<br />

Do nun bed kueng, und bi beden <strong>der</strong> Eidgnossen knecht,<br />

stark in Burgun gegenan<strong>der</strong> zuo veld lagend, schikt <strong>der</strong> Roemsch<br />

kueng uf S. Laurenzentag 4) abermal sin treffliche botschaft und »<br />

mandat zuo gmeinen Eidgnossen gon Zürich 5 ), nämlich her Herraan<br />

von Eptingen, her Walthern von Andlow, her Hansen von<br />

Kinseck, al riter, und meister Con [1085] stanzen Keller von<br />

Schafhusen, korheren zuo Bern, sich vast verwundrend und klagend,<br />

dass si ab keiner manung noch pit sin und des richs, ouch «o<br />

<strong>der</strong> iren, so gar nuet taetid, ouch die iren wi<strong>der</strong>enan<strong>der</strong> liessid<br />

•) Pontarlier, Salins und Omans, in Hochburgund.<br />

*) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 574.<br />

') 25. Juli.<br />

4) 10. August.<br />

••) Eidg. Absch. III. 1. S. 577 (18. August. Montag nach Laur.).


74 149S<br />

ziehen, das doch einer Eidgnoschaft zuo einichem guten nit möchte<br />

gedien. Begerte nochmal, damit si im und dem rieh ghorsam<br />

und beholfen erschinid, ouch den iren ir billich ansprach volge,<br />

die Franzesi sehen knecht, bi Hb und guots verlust, ab- und heim-<br />

6 zemanen und im uf sin person noch 4000 um sold zuo goennen.<br />

Item, so hab er und die gmeinen staend des Roemschen richs,| (258)<br />

iezt zuo Fryburg versamt, uss [1086] gunst und gnädigem willen,<br />

einer loblichen Eidgnoschaft zuo gut und eren, beraten und angesehen,<br />

6000 Eidgnossen im sold und jaerlicher pension, zuo eines<br />

io Roemschen keisers und des richs notturft, wi<strong>der</strong> menklich, ussgenommen<br />

ein Eidgnoschaft, staets zehalten, also, dass ein Eidgnoschaft<br />

niemand <strong>der</strong> iren wi<strong>der</strong> dieselbigen lasse ziehen, und,<br />

wo si genoet wurdid, helfen retten und entschuetten.<br />

Und als dis alles bi einer Eidgnoschaft nuet bracht, des sich<br />

iö doch <strong>der</strong> Roemsch kueng und al staend des richs ser und hoch<br />

verwun<strong>der</strong>ten, und ouch — wie doctor Thuering, do zuo Fryburg<br />

gegenwärtig, angeklagt, sine herschaft Bern warnet — nit zuo<br />

kleinem verdruss ufnamend, dennocht so sant [1087] er nochmal,<br />

ums heiligen kruez erhebung'), sin egenaemte botschaft an gmein<br />

20 Eidgnossen gon Bern 3 ), so da gern nach gebuer und eren waere<br />

gevaren, vorgetane klag klaeglicher, mit heiterer anzeigung sines<br />

billichen rechtens und sines wi<strong>der</strong>teils gwaltigen unrechtens, und<br />

vorgetane manung und pit ernstlicher fuerzetragen und zuo ernueweren.<br />

Hat zuovor einer frommen stat Bern, als siner und des<br />

2.5 Roemschen richs sun<strong>der</strong> wol vertriiwten und geneigten, dis missiv<br />

allen ob erzaelten handel begrifend, zuogesant:<br />

Ein sendbrief des Roemschen kuengs an ein stat Bern,<br />

bei<strong>der</strong> klingen Wi<strong>der</strong>wärtigkeit inhaltend.<br />

Maximilian, von Gots gnaden Roemscher kueng, zuo allen ziten<br />

M moerer des richs etc. | (259)<br />

') Kreuzes Erhöhung den 14. September.<br />

») Eidg. Absch. 111. 1. 582 (17. September).


I<br />

1498 75<br />

[1088] Ungern und des richs lieben, getruewen, schulthes<br />

und rat <strong>der</strong> stat Bern.<br />

Lieben getruewen I Uns zwifelt nit, euch und menklichem sie<br />

unverborgen die gross Übeltaten, smaehungen, kriegsanfechtungen<br />

und schaden, so wiland kueng Ludwig und kling Karle zuo Frank- 5<br />

rieh uns, ouch dem hochgebornen Philippen, erzberzogen zuo<br />

Oesterrich und herzogen zuo Burgund, unserm lieben sun und<br />

fuersten, unsern landen und lueten, so vil und mancherlei, dass<br />

man nit me moeg o<strong>der</strong> wuesse zetuon, getan und bewist, und uns<br />

beiden etwe vil unser land und luet gewaltiklichen bisshar vor- i0<br />

gehalten. Und wie wol wir nach desselben kueng Karlis tod den<br />

iezigen kueng Ludwigen zuo Frankrich im ingang sines regiments<br />

fruentlichen ersticht und gebeten, uns und demselben unserm<br />

lieben sun, unser land und luet, so sine vorfaren uns, iezt berueerter<br />

massen, wi<strong>der</strong> Got, er und recht vorgehalten haben, wi<strong>der</strong>zegeben is<br />

und zuozestellen, so solle an uns kein mangel erschinen, dass<br />

zwischen uns beiden klingen, gmeiner Cristenheit zu wolfart,<br />

guter, früntlicher verstand und frid gemacht werde; so hat er<br />

uns doch uf soellichs kein antwort geben und sich <strong>der</strong>massen<br />

erzeigt, in siner vorfaren kuengen zuo Frankrich fuossstapfen zuo 20<br />

treten, <strong>der</strong> meinung, uns unser land und luet ouch vorzehalten<br />

und anzevechten. Uss denselben Ursachen, und damit im ein<br />

ingang siner regierung [1089], sines boesen fuernemens und unrechtlichen<br />

fuersatzes kein Stärkung gegeben werde, haben wir ein<br />

merklich anzal volks zuo ross und zuo fuoss bestelt, und das in 2*<br />

Frankrich geschikt, da mit unser und unser suns land und luet<br />

uss sineu wi<strong>der</strong>um in unser haend und gehorsam zuo erobren, darin<br />

(260)dasselb | unser volk guten fuerschlag und si gewonnen haette. In<br />

mitler zit hat <strong>der</strong> genant unser sun, ertzherzog Philip, den gemelten<br />

kueng zuo Frankrich durch ein botschaft ouch ersucht, uns so<br />

beiden unsere land wi<strong>der</strong>zegeben.<br />

Deshalben durch dieselb botschaft zwischen dem kueng von<br />

Frankrich und unserm sun ein frid und traetat gemacht. Und<br />

wie wol <strong>der</strong> unserm sun nit nuzlichen, sun<strong>der</strong> merklichen nachteilig<br />

gwesen ist, so haben wir doch demselben unserm sun z'lieb M<br />

und gevallen, und damit er etlich schloss, staet und herschaften


76 1498<br />

in Arthoys wi<strong>der</strong>um erlangen moecht, soelichen frid und tractat<br />

geschehen lassen; und darin, uss <strong>der</strong>selben ursach, ouch den<br />

guoten worten, glouben und trostungen nach, so uns <strong>der</strong>selb kueng<br />

von Frankrich durch sin gschrift und botschaften gegeben und<br />

5 getan hat, unser volk, so wir im veld gehept, zuo erlassen, <strong>der</strong><br />

zuoversicht, dass zwischen uns beden guoter friden soelte gehalten<br />

und gemacht werden. Sobald er aber gsehen, dass wir unser<br />

volk also zerlassen haben, hat er, siner vorfaren alter gwonheit<br />

und listigem fuernemen nach, über den angezeigten frid, ouch<br />

io sin guote wort, glouben und trostung, ein anzal volks bestelt,<br />

und etlich schloss und staet er[1090]obret, und uss unser ghorsam<br />

gebracht, und die, so dann darin sind gewesen, nämlich am<br />

meisten von Tuetschen, uss unkristlichem, unmenschlichem gemueet,<br />

mit dem strik vom leben zum tod lassen richten und darzuo unser<br />

i5 grafschaft Burgun berowt und pluendret, und alle kriegswerk darin<br />

gebracht; mit soelichen taten er sich dan einen vigend des gemelten<br />

fridens und tractats gemacht hat. | (261)<br />

Demnach haben wir uns mit unsern eigen, ouch unser und<br />

des richs kurfuersten und forsten, desglichen diss unser vordren<br />

io land, ouch <strong>der</strong> drier puend <strong>der</strong> nidren vereinung macht, so uns<br />

uf das stärkst zuoziehend, in eigner person erhept, dem vorgemelten<br />

kueng zuo Frankrich, un<strong>der</strong> unserm und des richs paner<br />

soelich sinem unbillichen fuernemen gwaltigen wi<strong>der</strong>stand zetuon,<br />

zuo Got und zuo soelicher unserer macht hoffend, in im veld ze-<br />

25 schlahen und darzuo zebringen, damit hinfuer wir, das heilig rieh<br />

und Tuetsche nation, soelichs gwalts und unrechtens vor im sicher<br />

und vertragen blibe.<br />

Und die wil nun etwe vil <strong>der</strong> ueweren bi im im veld sind,<br />

und im soelicher unbillichen handlung verhelfen, damit wir dan<br />

so dieselben nit im veld finden, ouch den kueng von Frankrich zuo<br />

frid und billicheit gegen uns, dem heiligen rieh und Tuetscher<br />

nation bringen, dadurch den Türken, als vigenden unsers gloubens,<br />

dapferlich [1091] wi<strong>der</strong>stand besehenen moeg,<br />

begeren wir an uech al und euwer ieden insun<strong>der</strong>s, mit ganzem<br />

15 tliss bittend und ernstlich bevelhend, dass ir, die gemelten, die<br />

euweren, so vil <strong>der</strong> bi dem kueng zuo Frankrich, als unserm und


1498 TT<br />

des richs vigend, in dienst sind, mit anzeigung des, dass si bedenken,<br />

wo si demselben kueng soelichs sines gwalts und unrech-<br />

(262) tens verhelfen, | dass si des von Gott und <strong>der</strong> weit straf und<br />

nachred enpfahen werden, und sun<strong>der</strong>lich die bruee<strong>der</strong>lich einung<br />

und pflicht, damit si den Eidgnossen, so ir schulden an dem s<br />

kueng von Frankrich im veld verfolgen, verwant, denen si iezt<br />

wi<strong>der</strong>wärtig sind, von stund an, bi verlierung ir lib und gueeter<br />

abfordret und im <strong>der</strong> keinen zuoziehen lassid; ir ouch uns und<br />

dem heiligen rieh, als uwerein rechten herren und Roemschen<br />

kueng, so diss handlung berueert, mit uewer macht, ufs stärkist so 10<br />

ir mögt, ilends zuoziehid, und in soelichem loblichen fuernemen, Got<br />

und allen Tuetschen zuo ewiger er und lob, hilf und bistand bewisid.<br />

So wellend wir uf Samstag nach des heiligen krueztagi) unser<br />

rät und botschaft zuo uch gon Bern schiken, und von soelicher<br />

uewer hilf und bistand wegen, <strong>der</strong> wir uns und das heilig rieh u<br />

von uch, als unsern und des richs verwanten, wi<strong>der</strong> den kueng<br />

von Frankrich, wie vorstat, gänzlichen versehen, mit uch ferrer<br />

handien und schliessen lassen; wie ir dan des durch die[1092]<br />

selben unser raet klaerlich bericht werdt, und in soelicher vorgemelter<br />

abfor<strong>der</strong>ung verharret noch die un<strong>der</strong>lassid, ouch uns und 20<br />

dem heiligen rieh euwer hilf und bistand nit abschlahid. Darzii<br />

wellen wir uns verlassen, und das, zuosamt dem Ion, so ir darum<br />

von Got und <strong>der</strong> weit enpfahen werdt, mit allen gnaden gegen<br />

uch allen, und über ieden bekennen, und zuo gutem nimmer vergessen.<br />

Wir haben ouch allen uweren miteidgnossen glicher wise ä5<br />

(263) un(i durcii jr | volmaechtig botschaften uf den gemelten tag gon<br />

Bern zekommen geschriben. Das wolten wir uch nit verhalten.<br />

Geben zuo Ensisheim, uf Fritag nach Egidii a ) anno 98, unsers<br />

richs im 13. iar.<br />

An min herschaft, schult lies und raet zft Bern. 30<br />

Gar gnädigen herren! Uwer gnad sie ich mit allem un<strong>der</strong>wurf<br />

bevolhen, und denselben zewissen, dass ich iez von <strong>der</strong><br />

,) 15. September.<br />

») 7. Sept. — Das Schreiben wurde wahrscheinlich am 17. gl. M. <strong>der</strong><br />

Tagsatzung in Bern vorgelegt, vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 582.


78 1498<br />

Roemsch kuenglichen majestat uss Fryburg har bin kommen, und<br />

hab dieselben funden in merklichem verwundren diss schweren<br />

gloefs wi<strong>der</strong> si, und desglich al an<strong>der</strong> fuersten und herren, geistlich<br />

und weltlich, ouch die staet Tuetscher nation des Roemschen richs.<br />

5 Und so vil mer, so gnädiger die gern waere ganzer Eidgnoschaft,<br />

um <strong>der</strong>en hin<strong>der</strong>saessen •) willen, [1093] die <strong>der</strong> Frankrichisch<br />

kueng nit bezalt, er vast bewegt ist, zetuond, was er tuot. Es<br />

wirt vil daruss geredt, was gold und gelt in <strong>der</strong> Eidgnoschaft<br />

zuo unfuog vermag, und doch uwer gnad gar nuez darin gezogen,<br />

io zuo welcher unser her kueng meint angends sin botschaft zeschicken,<br />

als er mir gsagt und uwer dienstlich neigen gar hoch dankbar<br />

geachtet hat. und mir darbi bevolhen fuerzuoreden, das kurz ufenthalt<br />

wol mag liden. Ich wird | das kuenftig wochen tuen, und (264)<br />

sorg, wo die hingezognen knecht wi<strong>der</strong> sin majestat verharren,<br />

15 es werdid process deshalb ussgon, acht und an<strong>der</strong> penvael ertragend,<br />

dan die fuersten des richs soelichs hinlofen hoch und vast<br />

zuo herzen nemend, als ich das selb gesehen und gehoert hab.<br />

Damit sie uwer gnad Got bevolhen. Datum zuo Brug, uf, on<br />

ein, den letsten tag Ougst, anno 98. 30. iog.<br />

!o Uwer gnaden ghorsamer<br />

Thuering Fricker.<br />

[1094] Handlung <strong>der</strong> Eidgnossen iu oberzaelten sachen <strong>der</strong><br />

klingen, zue end gegenwaertigs und zue anfang zuekunftigs<br />

kriegs dienend.<br />

sä In oberzaeltem handel <strong>der</strong> kuengen, ouch eigner sachen halb,<br />

warend <strong>der</strong> merteil ort <strong>der</strong> Eidgnoschaft eins, dem Roemschen<br />

kueng nuet o<strong>der</strong> nit e zewilfahren, ire und irer verwanten spaen<br />

und beschwerden, fuernemlich vom kamergricht und schatzpfenning<br />

entstanden, <strong>der</strong>en von Rotwil und graf Joergen von Sangans aber-<br />

:io acht, Schafhusen, Appenzel und des abts von S. Gallen ersuochung<br />

waerid inen dan zuvor abgenommen 2 ), um welcher sachen willen<br />

') Die politisch nicht voll berechtigten Bewohner <strong>der</strong> eidg. Stände.<br />

') Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 578, Anmerkung.


149S 79<br />

abzetragen, ouch uss anleituug des Roemschen kuengs, si von vier<br />

orten, Zuerich, Bern, Ure und Swytz, in aller nammen, ein botschaft<br />

ztim Roemschen kueng und den ständen des richs uf den<br />

richstag gon Fryburg ins [1095] Brisgoew zu mitten Hoewmonats<br />

santend. Ward da inen von <strong>der</strong>o von Rotwil wegen ein absoluz 5<br />

ir acht zuogestelt, dieselben inen ze überantworten, wan si als<br />

ein richstat dem Roemschen kueng und dem Roemschen rieh zuvor<br />

(265) geschworen und | gmeinen pfennig ussgericht hätte •). Die andren<br />

ansuochungen wurdend uf bestaetigung des ewigen fridens und uf<br />

den künftigen richstag, Nicolai, gon Wurms angestelt. w<br />

Wan d'Eidgnossen, on Bern, vorhin um S. Ulrichstag •) dem<br />

Franzesischen Belle geleit wi<strong>der</strong> des Roemschen kuengs pit und<br />

manung haltend geben, ouch ein stat Bern so hoch ankert, dass<br />

si das, vor abgeschlagen, nachliess mit geding, keinen <strong>der</strong> iren<br />

hinweg zewiglen o<strong>der</strong> zeffteren, und ire ansprecher zue vergnuee- 1.<br />

gen 3 ). Woltend ouch die [1095] iren, zuom kueng von Frankrick<br />

geloffnen, nach beger des Roemschen kuengs nit ab- und heimmanen,<br />

ouch zwischen den kuengen, wie Bern riet, nit bericht<br />

helfen suchen noch machen. Deshalb den Roemschen kueng und<br />

die stand des richs, uf ir vil und gnaedig erbieten und fruentlich 20<br />

ansuchen, hoch und vast beschwert, ja beschmaecht, dass ein<br />

Eidgnoschaft inen zu eren nuet wolt vorgeben, sun<strong>der</strong> alles<br />

truzlich vorhaben. Hieruss ouch fuernemlich des nachgenden jars<br />

blutiger und fueriner krieg erwuchs, und diser durch herzog<br />

Philippen, des Roemschen kuengs sun, in ein bstand gebracht »<br />

ward, also dass <strong>der</strong> Roemsch kueng und sine Eidgnossen ungeschaft,<br />

mit spot zuom schaden, muostend abziehen. •<br />

So ward liieran ein Eidgnoschaft mit des Roemschen kuengs<br />

und richs nuewerungen und umzuegen, und mit <strong>der</strong> iren, pfaffen<br />

(266) und leien, ungestraften | spot-, schelt-, traz- und schmaechworten, :»<br />

gsangen, gmaelden und berden so hart beladen [1097] und so<br />

lästerlich, ja unkristlich beleidiget, dass si es ungerochen nirame<br />

i) Siehe Eidg. Absch. III. 1. S. 574 (20. Juli.)<br />

2) 4. Juli.<br />

3) Kidg. Absch. III. 1. S. 57;i (9. Juli). Bern hatte zuvor das Geleit<br />

ausdrücklich und wie<strong>der</strong>holt verweigert. (Miss. J. p. 103. 104. 106. 107.)


80 1498<br />

vermeint mit ereu länger mögen vertragen noch erliden. Harzuo<br />

so hätte <strong>der</strong> Franzesisch kueng im selbs und sinem anhaenger,<br />

herzog Karlin von Gelleren •) als vigend, und dem Meylaendischen<br />

herzogen als fruend, den Roemschen kueng abgenommen; fand kein<br />

5 gschikter mittel, wie sin swaeher gegem herzog von Burgun 2 ),<br />

dan in mit gheiss hilf und gelts den Eidgnossen anzehenken, als<br />

ouch beschehen, dass <strong>der</strong> Roemsch kueng unwillig diss muost lassen<br />

und mit den Eidgnossen kämpfen.<br />

1(1<br />

Dass ein stat Bern in oberzaelten händlen hat allen fliss<br />

ankert, rfiw und frid mit er und nuz zn erhalten;<br />

darum uit folg, sou<strong>der</strong> Verfolgung erlanget.<br />

Welcher kämpf sich [1098] kum vorigs und diss jars erwert,<br />

wan dass ein fridsame, wise, fuersichtige stat Bern, dem vorzesin,<br />

allen muglichen fliss, rat, mueeg und kosten ungespart ankert.<br />

15 Hätte vor allen dingen, nach vil ansuochens und erbietens des<br />

Roemschen kuengs, gern den ewigen bericht und friden mit dem<br />

hus Oesterrich bestät, uf dass die kuengliche majestat, wie si sich<br />

oft hat begeben zetuon, ouch bewegt wäre worden, den Eidgnossen<br />

iren willen nachzelassen. | (267)<br />

so Damit ouch niemand zuo Unwillen verursacht wurde, riet und<br />

bevalch si uf allen tagleistungen, insun<strong>der</strong>s mit dem Roemschen<br />

kueng und rieh nit troewlich, noch trazlich, sun<strong>der</strong> gebuerlich und<br />

fruentlich zehandlen, glimpflichen vorteil zesuochen und zehaben 3 ).<br />

Liess den Roemschen kueng oft durch ir brief und boten, und<br />

so nämlich durch her Rudolfen von Scharnental und doctor Thüringen,<br />

uf dem richstag zuo Fryburg, und [1099] zuo end diss<br />

jars, in irem kosten und nammen, durch iren ratsboten, her<br />

Adrian von Buobenberg 4 ), uf dem richstag zuo Wurms frid und gute<br />

') Gel<strong>der</strong>n. Karl von Egmont machte seine Rechte auf das Herzogthum<br />

Gel<strong>der</strong>n gegen Maximilian geltend und wurde darin von Frankreich unterstützt.<br />

*) Wie Ludwig XL gegen Karl den Kühnen.<br />

3) Bern mahnte beständig zum Frieden, vergl. Miss. J. 122" (29. Aug.).<br />

Eine längere Verhandlung tand statt am 25. und 28. Sept. (Raths-Man. 100,<br />

p. 5 und 8.)<br />

4) Credenzbrief an A. v. B. vom 28. Dezbr. (Miss. J. 162.)


1498 81<br />

nachburschaft ze erhalten, truengenlich, demueetiklich und fruentlich<br />

ansuchen, um gnädige us- und abwisung irer hartmueetigen<br />

Eidgnossen, so da täglich uss sinen und des richs ufzuegen und<br />

ersuochungen, mit des Franzesischen kuengs anwisung und Stärkung,<br />

hartmietiger wurdid, das, wo also mit drang wurde fuer- B<br />

gfaren, on schwere schädliche wi<strong>der</strong>wärtikeit, ja on kriegliche<br />

ufruor nit moechte zergon. Ermant gschriftlich die vier Rynstät<br />

Waldshuot, Loffenburg, Seckingen und Rynfelden, sich in fridlicher<br />

nachburschaft zehalten, ufwegende laesterwort und lie<strong>der</strong> abzestellen<br />

*). 10<br />

[1100] Antwort iren puntgnossen von Strassburg: Wir achten<br />

uns die, so <strong>der</strong> Tuetschen nation und dem hei|ligen rieh verwant<br />

und von demselben loblich gefrigt und versehen, und sind<br />

deshalb des gemueets und fuergesazten willens, demselben anzehangen,<br />

und nach schuldigen pflichten zuo begegnen; <strong>der</strong> ganzen lf)<br />

zuoversicht, dass an<strong>der</strong> unser Eidgnossen des glichen ouch tuon,<br />

und sich harin nit an<strong>der</strong>s dan gebuerlich werdid halten. Datum<br />

Mentag nach crucis exaltationis 2 ).<br />

Hätte in alweg gern, wie schuldig, wiebillich, loblich, nuzlich<br />

und erlich, zuo Tuetscher nation einmueetikeit und zuo des w<br />

Roemschen kuengs und richs huld geraten und geholfen, ouch frid<br />

und bericht zwischen den kuengen zemachen. Wolt uf pit und<br />

manung des Roemschen kuengs dem Franzesischen kueng, als dem<br />

si a ) gar nuet schuldig noch [1101] verwant, nit zuoston, noch siner<br />

botschaft gleit geben, und doch in ouch nit letzen. Verbot den &<br />

iren streng, entwe<strong>der</strong>em kueng zuozeloufen 3 ), straft die geloffhen,<br />

so doch uf beiden siten und sun<strong>der</strong>lich ein nämliche zal, uf<br />

3500, zürn Roemschen kueng, ouch von Zürich, Swytz, Un<strong>der</strong>walden<br />

und von andren orten warend zuogeloffen, <strong>der</strong>en hoptluet,<br />

<strong>der</strong> friher von Sax, von Zuerich Bentzle und Nestler, von Bern m<br />

Hans Gärtner, Peter Schleif, Hans Schryber, Hans Eberli, von<br />

Swytz Bartholome Merkli, von Un<strong>der</strong>walden Erne Winkelriet,<br />

») Hs. so sy; und sy (statt so) gestrichen.<br />

i) Schreiben an die vier Städte vom 26. Mai 1497 (Miss. J. 15).<br />

») 17. September.<br />

») Wie<strong>der</strong>holt, so am 9. Juli und am 19. Nov. (Mies. J. 102* u. 148»).<br />

6


82 1498<br />

Oswald von Rotz, von Solaturn Urs Staeger und von Biel Bendict<br />

Bepet, ein so unrueewiger, doch kiener, her Cuonrats von Ergoew<br />

dochterman, dass ein stat Bern in disen unrueewigen jaren von<br />

sinen rechtsuoebungen, er, Hb und guot gegen <strong>der</strong> stat [1102] Biel<br />

5 und <strong>der</strong>en statschriber Seriand betreffend, me hat unruow gehept,<br />

dan von al iren un<strong>der</strong>tanen'). | (269)<br />

Item, so wert si in disem krieg nach al irem vermögen,<br />

dass <strong>der</strong> Eidgnossen knecht, wie etlich Franzesisch glust, nit<br />

anenan<strong>der</strong> koemid. Schreib hierum ernstliche manung an be<strong>der</strong><br />

io teil herren, regenten und hoptluet, ouch dass ire buerger, <strong>der</strong><br />

margraf von Nuewenburg und <strong>der</strong> prinz von Oranyen uf <strong>der</strong> Franzesischen<br />

siten, und <strong>der</strong> her von Vergy uf <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen<br />

siten, nit geschädiget, sun<strong>der</strong> geschirmt wurdid 2 ).<br />

Wolt die grafschaft Nuewenburg, um Roemsch kuenglicher<br />

15 majestat Verletzung verfallen, iren vom Roemschen kueng durch<br />

meister Constans Kellern um ein ring gelt erboten 3 ), nit allein nit<br />

innemen, sun<strong>der</strong> die [1103] mit irem zuosaz behuot, dass si von<br />

andren nit ingenomrnen wurde. Beschoss doch al ir truewe, kostbare<br />

mueeg und emssikeit nit vil me; dan ie me si zuo ruow und<br />

20 frid stalt, ie me ir andren Eidgnossen, on Swytz und Un<strong>der</strong>walden,<br />

sich zuom wi<strong>der</strong>spil neigtend, von wegen dass si mit<br />

dem Roemschen kueng und rieh, wie pflichtig, gern in frid und<br />

huld wäre bliben, die Meylaendisch vereinung hat angenommen,<br />

dem Franzesischen kueng puentnüss und sinem Bell gleit uf des<br />

-'s Roemschen kuengs manung hat abgeschlagen.<br />

Wie ein stat Beru, von iren Eidgnossen vom Meylaeudischen<br />

pund zestou ersucht, den beharret und stärkt.<br />

Dannenhar ir Eidgnossen si diss jars zuom dritten mal vom<br />

Mey[1104]laendschen pund zeston hoch ersuoch|tend, durch <strong>der</strong>er(270)<br />

ao von Zuerich burgermeistern, her Cuonrad Swenden, ernstlich erklagend,<br />

wie diser pund in etlichen artiklen uss Lampartischem<br />

') Miss. E. u. F. enthalten unglaublich viele Schreiben wegen dieses<br />

Beppets, welcher seine For<strong>der</strong>ungen an Burgund durch Privatfehden geltend<br />

machen wollte.<br />

') Vergl. Miss. J. 120 b (22. August) und 125 (1. Sept.)<br />

3) Davon steht in den Akten nichts.


1498 83<br />

list, zuo des herzogen vorteil erdacht, und nämlich in dem, dass ein<br />

stat Bern niemand wi<strong>der</strong> recht solle zuoston, sun<strong>der</strong> stil sizen, so<br />

lang si das mit eren und on Verletzung ir gwuessen tuon möge,<br />

iren hoptpuenden unlidlich, suendrung und zertrennung in ir Eidgnoschaft,<br />

ouch die bi den usseren so veracht machte, dass Rot- s<br />

wil, Appenzel, Graf Jörg') und an<strong>der</strong> ir zuogewanten des engultid,<br />

so si sich und an<strong>der</strong> mit ir vom Franzesischen pund abzuge;<br />

deshalb ouch einer Eidgnoschaft knecht so unghorsam<br />

wi<strong>der</strong> enan<strong>der</strong> lyffid, dass doch on grossen schaden nit moecht<br />

erliten werden. Si waerid <strong>der</strong> merteil, ouch mit guoten eren, in 10<br />

<strong>der</strong> Franzesischen vereinung, <strong>der</strong>en ein stat Bern erster anfanget),<br />

ouch ira [1105] und ganzer Eidgnoschaft von einem<br />

kueng von Frankrich me guots beschehen und noch beschehen<br />

möchte, wan von einem herzogen von Meyland.<br />

Soelte ir ein Eidgnoschaft gmeinen nuz und einikeit lieber i5<br />

lassen sin, dan einen herzogen von Meyland, besundren nuz und<br />

suendrung. Hierum so wäre ir trungenlich, hoch beger und pit,<br />

zuo guot und gvallen einer Eidgnoschaft, dass si von disem pund<br />

uss gueetlichem, fruentlichem ansuchen abstand, uf dass witer ersuochung,<br />

so hierum beschehen mueeste, un<strong>der</strong>lassen blibe. 20<br />

Berns wise antwort.<br />

Uf dis erste im Hornung, und uf die andre im Brachat<br />

getane ersuochung 3 ) gab ein wise stat Bern zuo antwort: dass si<br />

(271)ein fruentliche, nachburliche vereinung, | als wol macht habend,<br />

mit einem herzogen von Meyland ge [1106] macht hab, sie nit 25<br />

nuew, sie ouch on einichen nachteil, ja me zuo guot einer Eidgnoschaft<br />

beschehen, die an herzogen stosst und mit den sinen<br />

tägliche hantierung flehen muoss.<br />

Ouch iren alten, gswornen pönden — hierin luter vorbehalten<br />

— nfit wi<strong>der</strong>wärtig, so die zuo kriegs füg und rechts w<br />

!) Graf Georg von Sargans.<br />

2 ) Anspielung auf die ersten Bünde mit Ludwig XL<br />

3 ) Raths-Man. 97, 62—G5 (21. Febr.) und 98, 130 (8. Juni), wo auch die<br />

Antwort. Vergl. darüber Eidg. Absch. III. 1. S. 559 (24. Jan.) und 563<br />

(21. März) und 569 (8. Juni).


84 1498<br />

erluetrung andingend; wan ie billich, ja goetlich, wi<strong>der</strong> er und<br />

rechts gewissne niemand zuozeston. So sie si bisshar einer Eidgnoschaft<br />

nie abgestanden, hab ir vennoegen truewlich, ouch erschuezlich<br />

dargestrekt, wie dan si fuerahin und alwegen zetuon,<br />

6 ouch gmeinen nuz und 6r zesuochen und fuerdren gneigt, tuen,<br />

suochen und fuerdren welle. Deshalb ir ouch ungezwiflet, wo<br />

an<strong>der</strong> irem rat so vast [1107] zuo-, als abträten, wäre ein ganze<br />

Eidgnoschaft und ir verwanten, wie die gnemt, in besserer, ja<br />

grösserer achtung, ritw und einikeit; wenn da, wie billich, die<br />

io verschribne und versiglete erbeinung mit dem loblichen hus<br />

Oesterrich bestaet, und wenn da nit, zuwi<strong>der</strong> dem heiligen vater<br />

babst, dem Roemschen keiser und rieh, dem herzogen von Meyland,<br />

des Roemschen richs fuersten, on not, so merklich dem<br />

Franzesischen kueng angehängt wäre worden und wurde, welches<br />

15 anhangs wie wol | si doch, mit gunst und rat, ouch von grosser (272)<br />

not wegen des Roemschen keisers, des richs, ja ouch Frankenrichs,<br />

Tuetscher nation, Lutringen, Oesterrich und ganzer Eidgnoschaft<br />

wi<strong>der</strong> den mächtigen herzogen von Burgun erstlich wäre ein<br />

anfang gsin, [1108] koente si doch nunzit, egenemten, ouch ir<br />

20 eignen landen und lueten zuwi<strong>der</strong>, mit keinen fuogen und eren<br />

disen anhang beharren; welcher, wiewol er ouch nie gelts ertrueeg,<br />

so brächte er doch me unfruentschaft und ir lueten verlusts, dan<br />

soellich gelt ersezen moecht. Deshalb, ob ira schon ein herzog<br />

von Meyland min<strong>der</strong>, dan ein kueng von Frankrich zegeben hätte,<br />

25 so wäre si im ouch hargegen min<strong>der</strong> schuldig, darzuo mit keinem<br />

gefar ir landen und lueten beladen. Weite doch so wit muglich<br />

keinen teil zuo vigend haben, noch verursachen; sitmal si keinem<br />

teil hantliche hilf wi<strong>der</strong> den andren zetuon verbunden, ir kriegsluet<br />

mit soellichem ernst verhielte, dass, wo an<strong>der</strong> Eidgnossen desglich<br />

so tätid, einer Eidgnoschaft kein [1109] schad noch kummer hievon<br />

erwüechse.<br />

Begerte und päte fruentlich, si <strong>der</strong> sach witer unersuocht und<br />

rueewig zelassen, von welcher, als ufrecht zuogsagt und mit brief<br />

und sigel bestät, si wol recht liden, aber on Verletzung ir eren<br />

35 nit ston könne noch möge. Welle dennocht, um frids willen,<br />

witer antwort bedenken.


1498 85<br />

Botschaft zum herzogen von Meyland um des irrigen<br />

artikels abtilgung.<br />

Also, unfruentliche rechtsvertigung zuo verkommen, warb ein<br />

(273) stat Bern durch iren ratsboten, Barthlome | Meyen, an herzogen<br />

von Meyland 1 ), um des irrigen artikels abtilgung, welcher iren 5<br />

wilfuor, und schreib gmeinen Eidgnossen:<br />

Lieben, günstigen herren und fruend! Wir hond mit beschwerd<br />

vernommen, wie ir in etwas [1110] unruowen gegen einer loblichen<br />

stat Bern sigid, von wegen eines capitels, mit uns in vergangnen<br />

jaren ingegangen, als uewern gswornen puenden wi<strong>der</strong>wärtig. 10<br />

So ist uusers fuernemens nie gsin, dass unsere fruentschaft, mit<br />

einer stat Bern gemacht, uech einicherlei ursach zuo zwitracht<br />

brächte; ist ouch von uns nuet gesuocht, das uech wi<strong>der</strong>wärtig sin<br />

moechte; und des zuo heiterer kuntschaft so haben wir in kraft<br />

diss briefs, so vil an uns ist, dis spaenig capitel ganz abgeton 15<br />

und vernuetet.<br />

Geben zuo Cremon, uf den 23. tag Juni anno 98-).<br />

Abwisung <strong>der</strong> Eidgnossen und erhaltung des meyländischen<br />

punds.<br />

Da nun d'Eidgnossen zuo mitte Hoewmonats, nit on Bellis 3 ) w<br />

starken blasbalg, zuom dritten ein stat Bern ankartend, si soelte<br />

vom Meiländschen pund zuo inen ston, so iezt von allen ussländschen<br />

puenden ledig wärid, und sich mit inen um gmeine vereinung<br />

gmeinlich beraten: [1111] do bleib ein stat Bern bi vor<br />

gebner antwort, noch anzeigende: was si ufrecht versprochen 25<br />

habe, gebuere ir nit on not zebrechen; und doch, wiewol rechts<br />

halb kein not, so habe si um frintlicher ruow willen, arbeit und<br />

(274) kosten ze vermiden, den irrig vermeinten artikel mit willen des|<br />

herzogen hin- und abgeton, hoffe damit unnötiger ansuochung<br />

gnuog beschehen sin. 30<br />

') Credenzbrief vom 1. Juni. (Lat. Miss. E. 278.)<br />

«) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 574.<br />

3) Der mehrfach genannte Landvogt von Dijon.


86 1498<br />

Wisse ouch zuo diser zit sich keiner verpuendung witer ze<br />

beraten, dan si noch ganz uf irem beschlossnen rat ze beharren<br />

vermeine, nämlich ir un<strong>der</strong>tanen niemand, allein um gelts willen,<br />

ze verbänden, on welche pflicht ein kueng von Frankrich <strong>der</strong><br />

5 Eidgnossen nuet bedoerfe noch begere. [1112] Weite noch, man<br />

stueende zuo ir in den fruentlichen und billichen verstand des grossen,<br />

heiligen punds und in die nuzliche und unbeswerliche vereinung<br />

des herzogen von Meyland, damit <strong>der</strong> babst, <strong>der</strong> keiser, Tuetsch<br />

und Waelsche land zuo guotwillikeit bewegt, versueent, und einer<br />

io ganzen Eidgnoschaft zuo vil eren, ruow und nuz erschiessen wurde i ).<br />

Was ein wiser, frommer rat, aber: wo gelt, sun<strong>der</strong> pension und<br />

sold? sagt Belle bim kueng.<br />

Und also wurdend d'Eidgnossen, nit gar irs gvallens, von<br />

<strong>der</strong> ansuochung ab- und heimgewist,-und diser pund, ouch darin-<br />

15 nen Swytz und Un<strong>der</strong>walden, wiewol si sich hattend entschlossen,<br />

aller herren und pensionen mueessig zegon, erhalten, item [1113]<br />

Lucern und Sanen hinzuogeton 2 ).<br />

Einer stat Bern Werbung, d'Eidguossen mit dem herzogen<br />

von Meyland in vereinung, darzue Ure in bericht<br />

20 zebringen.<br />

So was ouch einer truewen stat Bern truew fuernemen, die<br />

andren ort. damit einikeit, aller stärke | knöpf, knüpft wuerde, (275)<br />

ouch hinzu zebringen, und zuovoran Ure, so da mit dem Meylaendschen<br />

herzogen von wegen <strong>der</strong> Bolenzischen mark spaenig,<br />

25 etliche doerflin heischet, ze berichten. Warb hierum durch brief<br />

und gwaltsboten an beid teil 3 ), nämlich, dass Ure sich erlicher<br />

des herzogen erbietung liesse benueegen, und dass <strong>der</strong> herzog nit<br />

an eim doerfle sparete, dadurch er um das ganz herzogtuom<br />

kommen möchte, so doch <strong>der</strong> kueng von Frankrich sich ieztan<br />

') Am 20. Juli wurden die «Eidg. Boten» in diesen Angelegenheiten<br />

«verhört». (Raths-Man. 99, p. 52.)<br />

2) Der Bund von Bern, Luzern, Schwyz und Unterwaiden mit Mailand<br />

vom 1. Oktober 1498 steht Eidg. Absch. III. 1. S. 747 als Beil. 32. Offenbar<br />

ist in <strong>der</strong> Urkunde für Uri noch Raum gelassen worden.<br />

3) Vergl. Schreiben von Luzern ohne Datum (Miss. J. 138 b ) und die<br />

Briefe an Barthol. May in Mailand vom 11. Juni u. ff. (Miss. J. 99").


1498 87<br />

herzog namte, und das zuo [1114] erobren, ungesparts kostens,<br />

alle pratik ueebte und ristung täte, ouch das noch zuo erstatten,<br />

das er vor jaren hat fuergenommen.<br />

Des spans halb und von des salzbrunnes wegen zn<br />

S. Hipoliten, Bern botschaft zilm Roemschen kueng 5<br />

und herzogen von Meyland.<br />

Sant ouch iren korherren, meister Constanz Keller, mit<br />

credenz und Instruction zuom Roemschen kueng und zuom herzogen<br />

von Meyland 1 ), egemelten span abzestellen und fruentschaft zemachen.<br />

Item, und ouch durch den herzogen von Meyland vom 10<br />

Roemschen kueng den Salzbrunnen zuo S. Hypoliten 8 ) einer stat<br />

Bern zuo handen ze erwerben, o<strong>der</strong> iedoch ein teil uss <strong>der</strong> nidren<br />

Salzpfannen zuo Saelis ira zuo verordnen. Also ward etlichen von<br />

Bern zuo Saelis salz ver [1115] ordnet, fuernemlich Bartholome<br />

Meyen, dannenhar im und andren nit <strong>der</strong> mindest irer hab 15<br />

(276)gwin | kommen und kumt. Wie aber dise Werbung ervolgt sie,<br />

wirt in nachgendem jar erzeigt werden.<br />

Entscheidung gmeiner Eidgnossen etlicher spaen zwischen<br />

Bern und Solaturn, item und Wallis.<br />

In oberzaelten ersuochungen ward ein stat Bern von Eidgnossen 20<br />

ouch ernstlich ankert <strong>der</strong> spaenen halb, so da zwischen ir und<br />

Solaturn, item und Wallis schwebtend.<br />

Den ersten span, welcher vil jar geweret hat, von wegen<br />

<strong>der</strong> lantfuorung und strass bi Ölten, des zols zuo Buerren und <strong>der</strong><br />

gerichten 3 ) erhaben, übergab si, wie begert, gmeinen Eidgnosssen, »5<br />

mit wissen<strong>der</strong> deding hierin zehandlen. [1116] Do ward ein tag<br />

gon Zofingen gsezt, und daselb von gmeiner Eidgnossen boten<br />

ein vertrag verabscheidet, zuo Fryburg mit recht und luetrung<br />

vollzogen 4 ).<br />

') Credenzbrief vom 11. Januar. Lat. Miss. E. 259 b .<br />

2) In Hochburgund.<br />

3 ) In Bucheggberg und in Kriegstetten besass Solothurn die untere,<br />

Bern die obere Gerichtsbarkeit. Es handelte sich gleichzeitig auch um den<br />

Streit wegen des Stiftes Münster in Granfelden.<br />

*) Am 9. Juli und 7. August. (Eidg. Absch. III. 1. S. 573 und 579.)


88 1498<br />

Ungwarsame rechtsueebuug.<br />

Der grichten halb hielt sich ein stoss, dass die von Solaturn<br />

haftend Peter Rorman pinlich ersucht eines kezerischen luembden,<br />

durch in uf Peter Heryn ussgebracht, und fuernamend mit ge-<br />

5 dachtem Heryn, so da recht anruoft, <strong>der</strong>glich zehandlen. Dise<br />

bed, als ir kochgerichten un<strong>der</strong>tan, vordret ein stat Bern zuo<br />

gebuerlicher rechtvertigung. Also ward <strong>der</strong> unschuldig saeger')<br />

gelaempt und <strong>der</strong> falschen kuntschaft | verluembdt, unss dass <strong>der</strong> (277)<br />

schuldig taeter, hienach über zehen jar, mit dem rad, [1117]<br />

io galgen und fyr — solt, zuoglich sinem gsellen Nagel, mit glueegenden<br />

zangen sin zerrissen — zuo Bern gericht ward 2 ).<br />

Semliche geschieht ermanet gwarsamer erfarung, flissiger<br />

und rechter rechtsueebuug, uf dass, sover moeglich, gwalt und<br />

unrecht und hieruss unfrid vermiten werde.<br />

15 Bern und Wallis spaen gestillet.<br />

Der Wallisser halb, so da zwischen burgrechtens beredter<br />

ufrichtung etlich namhaftige burger von Bern, fuernemlich Loeblin<br />

und Steiger, von erkouftem und erbuwnem silberrichen bergwerk<br />

in Banges 3 ) mit gwalt vertriben, einer stat Bern ratsbotschaft<br />

2« schmaelich heim wistend, item, die soeldner uss Bern herschaft,<br />

so inen diss land hattend geholfen dem hus von Saffoy abgwinnen,<br />

ir soeld nit bezalteud, hierum krieglich ufruor vorhanden; ward<br />

da uss mitlung <strong>der</strong> Eidgnossen und rechtsanrueefung <strong>der</strong> Walli-<br />

[1118]ser, krieglich ufruor abzestellen und gueetlichen o<strong>der</strong> recht-<br />

25 liehen bericht anzenemen, von einer stat Bern zugesagt, ouch<br />

hiemit ir ansprecher von ufruor abgewist 4 ). Doch so fuor meister<br />

Ludwig Loebli, kilcher zuo Sig|now, mit siner herren von Bern (278)<br />

fuer<strong>der</strong>nuess gon Rom, bracht baebstlich inhibition und process uss,<br />

') Der die Anzeige gemacht.<br />

2) Vergl. Miss. J. 79 (26. Febr.), 82 b (9. März), 85» (21. März).<br />

3) Das Bagnethal im unteren Wallis.<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 570 und 574.


1498 89<br />

<strong>der</strong>en sich die Wallisser ein zit erklagen und erweren muostend •).<br />

Noch so bleib diser span hernach me dan 30 jar unabgericht 2 ).<br />

So für ouch <strong>der</strong> listig fuchs Joerg uf <strong>der</strong> Fluo um ein fuchs gon<br />

Rom; erwarb, dass Matheus Schiner, dechan, Verwalter des<br />

bischtuoms Sitten ward; harzuo einer stat Bern flissige fuer<strong>der</strong>nuess, 5<br />

an babst, cardinoel, an Roemschen kueng und herzogen von Meyland<br />

getan, wol hulfend, wan <strong>der</strong> bischof von Wallis sich gegen<br />

einer stat Bern hoch alles guots erbot und beschechner unfuor<br />

entschuldiget.<br />

[1119] Vertrag zwischen einem bischof von Basel und 10 ..<br />

Bern wegen des Muenstertals.<br />

Hie zwischen ob vertragnen spaenen vertrug sich ein stat<br />

Bern mit dem bischof und tum von Basel etlicher spaenen und<br />

sun<strong>der</strong>lich von wegen des Muenstertals und <strong>der</strong> propsti im Graenvaeld,<br />

von her Hansen Meyern entstanden 3 ), welchen ein stat 15<br />

Bern, als iren burger, uf sine RÖmsch zangbullen hat gwaltig<br />

ingsezt, das tal und stift in ewig burgrecht angenommen, und<br />

mit vil mueeg und kosten unrueewig erhalten, unss dass egenanter<br />

propst Meyer, da dannen mit ban gon Burgdorf in letste armuot<br />

und elend vertriben, sine wi<strong>der</strong>saecher, so er zuo recht fuer [1120], %,<br />

ein probst gon Solaturn bescheiden, nit mocht bringen, mit hant-<br />

(279)licher| vechd vervolgt. Und also, nach vil verlorner mueeg und<br />

kosten, ward ein stat Bern zuo Basel ouch von Eidgnossen beredt,<br />

dass si sich des ewigen burgrechts des gemelten tals und stifts,<br />

so ira nuet dan unfruentschaft, unruow und schaden ertrug, ouch 85<br />

des zuostands des genanten probsts, dan zuo recht, ganz verziehen,<br />

also dass fuerahin kein teil dem andren die sinen we<strong>der</strong> in schirm,<br />

noch in burgrecht ufnemen soelte 4 ).<br />

•) Vergl. Furer, Gesch. von Wallis, Bd. IL 37, wo aber nichts Genaueres.<br />

2<br />

) Erst in Verbindung mit dem zweiten Kappelerfrieden.<br />

3<br />

) Vergl. oben Bd. I. S. 290 u. ff.<br />

4<br />

) Annahme des Vertrags beschlossen am 6. August (Raths-Man. 99, p. 74.)<br />

vergl. Schreiben an den Bischof von Basel vom 30. Juli. (Miss. J. 115 b .)


90 1498<br />

Fuer<strong>der</strong>nuess um bans absoluz an babst, dem pfalzgrafen<br />

von Bern und gmeineu Eidgnossen geben.<br />

Uf <strong>der</strong> ersten tagleistung diss jars, um S. Mathistag 1 ) zuo<br />

Bern gehalten, erschein pfalzgraf Philips bi Ryn bot[1121] schaff,<br />

5 ernstlich begerende von einer stat Bern und gmeinen Eidgnossen<br />

fuer<strong>der</strong>nuess an babst um ein absoluz uf sin heilikeit, zuo recht,<br />

uss baefostlichem ban, im von sinen • muenchen zuo Wyssenburg<br />

weltlicher sachen halb ufgelegt; ward im erschuzlich geben 2 ).<br />

Luog, wie mächtig des Roemschen betelvogts papire schwert!<br />

io Ernuewerung und bestaetung des puiuls zwischen Saffoy<br />

und Bern.<br />

Diss jars hat <strong>der</strong> jung herzog Philibert von Saffoy mit einer<br />

stat Bern siner vorfaren puend ernueweret und bestaetet 3 ), nachdem<br />

er kum erwarb handlicher | hilf zuosagung, <strong>der</strong>o ein stat (280)<br />

15 Bern gegen allen ussert <strong>der</strong> Eidgnoschaft wolt ledig sin; doch<br />

mit geding, on [1122] ira wissen und willen keinen krieg anzevachen,<br />

ouch kein teil dem andien in anhangenden spaenen die<br />

sinen zuo burger ufzenemen. Und ob er sin verloren land Chablays<br />

von Walliseren erobrete, ira ein teil des bergwerks in Banges<br />

20 fri zelassen und ir ansprecher erlich usszewisen 4 ).<br />

Die mess zu Jenf wi<strong>der</strong> ufzerichten verkuendung.<br />

Wir, die schultheissen und rät <strong>der</strong> staeten Bern und Fryburg<br />

in Uechtland, enbieten den frommen, fuersichtigen, ersamen und<br />

wisen burgermeistren, raeten und gmeinden <strong>der</strong> staete des heiligen<br />

25 richs Tuetscher land, denen diser brief zuokomt, unseren fruentlichen<br />

gruoss, willigen dienst und alles guots zuovor, und tuond<br />

,) 25. Februar. Die Tagsatzung fand schon am 19. Februar statt, war<br />

auch nicht die erste des Jahres. Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 561.<br />

2) Am 21. März. (Eidg. Absch. III. 1. S. 563.)<br />

3 ) Am 27. März in Bern abgeschlossen; den <strong>Text</strong> siehe «Bündnisse und<br />

Verträge» Bd. III. S. 185—217 im Staats-Archiv Bern.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 564 (27. März).


1498 91<br />

uwer ersam wisheit zuo verneinen, den durchlichtigen, hochgebornen<br />

fuersten und herren, her Philiberten, herzogen von Saffoy<br />

uns iezt zügeschriben haben, des gemiets und willens sin, die<br />

[1123] mess zuo Jenf wi<strong>der</strong> ufzerichten und die Tuetschen koufluet<br />

in bestich <strong>der</strong>selben ze frien; mit bit und beger, uwer aller 5<br />

ersam wisheit des zuo berichten, und so wir nun semlichs des<br />

fuersten fuernemen loblich und guot achten, und dabi merken, sin<br />

gnad durch ir selbs gschriften das menklichem usskuenden, haben<br />

wir zuo desselben fuersten und herren pit und beger wellen willigen,<br />

(281) und uxh soellichs sines ansehens hiemit berichten. | Das vermerk io<br />

uwer ersam wisheit zuom besten; dan <strong>der</strong>selben zuo allem wolgevallen<br />

und dienst sind wir geneigt und gutwillig. Datum, un<strong>der</strong><br />

unserm von Bern ufgedrukten insigel, uf Zinstag nach Fransciscii).<br />

Ton muenzung und absaz <strong>der</strong> baezen.<br />

Diss und vorgends jar hat ein stat Bern, uss angeben etlicher i,<br />

geldlistigen, ouch von Ougspurg Welser 2 ) und Vechlin, mit fuerdrung<br />

des Roemschen kuengs, ein nuewe muenz gemuenzet, nämlich<br />

fier kruezer werdig plaphart, hernach vom baeren rollenbazen, und<br />

nach baezen genemt, fuenfzechen fuer einen gülden. [1124] Ist ein<br />

unufhörende, schwere schazung des ganzen ober Tuetschenlands. 2o<br />

Dan was vorhar einen Behemsch, einen gross, einen plaphart<br />

hiesch, kan sidhar nit min<strong>der</strong> dan einen baezen heischen. Bracht<br />

irem muenzmeister, Hans Buren, vil, doch bald zergangnen, nuz<br />

und gwin, aber einer stat Bern wenig er und lob, so diser<br />

muenz ein baez, und hernach 1'/, Mz, zur guldenwaerschaft, von 25<br />

den umligenden richstaeten, von ersten Costenz, S. Gal und Ueber-<br />

(282)lingen, ward ufgesezt 3 ), desse sich ein stat | Bern gegen den<br />

egenanten stäten verdruesslich, aber doch umsust, erklagt.<br />

Die ersten baezen warend ze rieh, suochtend er und lob, ver-<br />

') 9. Oktober. Das Schreiben an die «Reichsstädte» siehe Miss. J. 131".<br />

*) Mit den Welser in Augsburg war Barthol. May geschäftlich verbunden.<br />

3 ) Zum Werth eines Guldens verlangte man 1, dann sogar D/» Batzen<br />

mehr (als 15.)


92 1498<br />

lurend nuz und gwin, die nachgenden zuo schwach, suchtend<br />

nuz und gwin, verlurend er und lob; wie dan in allen grossen<br />

gwerben gar selten er und nuz sich verglichend, sun<strong>der</strong> gwonlich<br />

<strong>der</strong> nuz die er über [1125] wigt. Vermisst sich nach <strong>der</strong> weit<br />

5 wis — wo guot, da er — lob und er ze erkoufen. In disen jaren<br />

hat herzog Sigmund von Oesterrich unter allen Tuetschen herren<br />

und staeten das groest lob in siner münz ervolgt, wie man spricht:<br />

ein frommer fuerst wirt ouch bi siner muenz erkent.<br />

Dass gmein Eidgnossen zu afostellung schinah etlich<br />

schmaeher, pfaffen und leien, ersucht hond.<br />

Nach dem in verlornem acht und achtzigestem jar wi<strong>der</strong> ein<br />

Eidgnoschaft vil unmenschliche, grobe schmaechwort und lie<strong>der</strong><br />

in den nie<strong>der</strong>ländischen kriegen erhaben, uss anklag gmeiner<br />

Eidgnossen mit bot und straf [1126] vast, doch nie gar, abgestelt<br />

15 warend •), sind semliche diss jars so grob und vast wi<strong>der</strong> uferwekt,<br />

dass etliche schmaeher von gmeinen Eidgnossen hierum<br />

ersticht sind worden. Nämlich so hat den kilcherren von Swerstetten,<br />

Martin Meyern, ein stat Bern angenommen-); item, den<br />

kilchern von Trossingen, | um uncristliche, unmenschliche schmaech- (283)<br />

20 wort, lassen zuo recht gon Costenz vertigen; item zuo Habkessen<br />

und Othmersen, item zuo Hilzingen und Stuesslingen, item, zuo<br />

Altstetten und Tanneck, schmachlie<strong>der</strong>, wort, muken und gmaeld,<br />

uncristlich und unmenschlich zemelden, item und im Fricktal<br />

ein kalb in amman Redings nammen getoft 3 ), — an <strong>der</strong> enden<br />

25 amptlueten lassen ersuochen, und doch nit me gschaft, wan [1127]<br />

dass dis unlidlich Verachtung und schmaechung mit hantlicher<br />

räch muost gerochen werden, wie dan in nachgendem jar grim<br />

beschach.<br />

Hierum ein iede fuersichtige, fridsame, fromme oberkeit<br />

so flissig sol verkommen, dass ir anstossende land einan<strong>der</strong> nit<br />

i) Vergl. oben Bd. I, 327.<br />

2) Vergl. Raths-Man. 99. 1. vom 9. Juni.<br />

s ) Ueber alle diese einzelnen Fälle vergl. die Eidg. Absch. III. 1. S. 566.<br />

577 u. ff.


1498 93<br />

verachtid, noch schmaehid; dan wo nit, ist da nimmer we<strong>der</strong> lieb<br />

noch frid ze erwarten. Verachtung bewegt ouch ein zagen zu<br />

kuoenheit und ein kienen zuo grimme. Ein guoter nachbur, ein<br />

guter frind; harzuo, <strong>der</strong> nachburschaft Verachtung abzestellen und<br />

ir frintschaft ze behalten, ein wise stat Bern zuo diser unfueerigen 5<br />

zit al ir vermögen ungespart [1128] ankart. Was doch ze schwach;<br />

dan angezünter hass bran ze stark, hat me schwebeis dan wassers;<br />

(284)<br />

muost nach siner art sich selbs ussbrennen. I<br />

Von etlichen ufrueerischen vorspilen, krieg zwischen dem<br />

Roemschen kueng und den Eidgnossen ze bewegen, zu 10<br />

Rotwil und zu Pfefers erhaben.<br />

Damit aber semliche brunst und gross ungluek, so uf <strong>der</strong><br />

ban was, ungehindret bald ussbruch gwunne; diewil <strong>der</strong> Roemsch<br />

kueng, uf gemachten bstand mit Frankrich, uss Burgund, er und<br />

sine Eidgnossen, mit spot zuom schaden, abzogen, wi<strong>der</strong> hinab in 15<br />

Geldren gevaren, denselbigen herzogen, so erst den nuewen kueng<br />

von Frankrich zuo Pariss hat grueesstO, in [1129] sin ghorsame<br />

zebringen — hielt mitan zuo Wurms ein richstag, dahin ouch<br />

d'Eidgnossen um entscheidung ir ansprachen und klagten warend<br />

bescheiden'); erstrekt den Schwaebschen pund uf 12 jar, und 20<br />

denselben zuo bestaeten, ouch ufruor zuo verhueeten, des punds raet<br />

und hoptluet gon Costenz, ouch dise stat und iren bischof mit<br />

grossem verheissen und wenig leisten inzebuenden 3 ), uf künftigen<br />

<strong>der</strong> heiligen kuengentag lassen beriefen — so wachet <strong>der</strong> nuew<br />

kueng von Frankrich uf sine krön und lustret uf Meyland, des- •*<br />

halb sich in ober Tuetschlanden keines kriegs versach.<br />

Und als nun in vergangnen [1130] jaren etlich herren, raet<br />

') Karl von Egmont machte, von Frankreich unterstützt, Anspruch auf<br />

das Herzogthum Gel<strong>der</strong>n. Maximilian zog im Anfang Oktober 1498 selbst<br />

gegen ihn.<br />

2) Auf Ende November. Die Versammlung war wegen Abwesenheit<br />

des Kaisers resultatlos.<br />

3) Maximilian suchte sowohl die Stadt als den Bischof von Constanz<br />

zum Beitritt in den Schwäbischen Bund zu bewegen.


94 1498<br />

und regenten des huss Oesterrich, nämlich graf Jörg von Werdenberg<br />

und Sangas, graf Gaudens von Maetsch, <strong>der</strong> friher Wernher<br />

vou Zimmern und | an<strong>der</strong>, wi<strong>der</strong> iren fuersten einer mieterl ver-(285)<br />

dacht, und hierum, als hocher keiserlicher majestat verlezer, in<br />

5 acht und ban verrueeft, irer lehen und herschaften berowt, recht<br />

begertend und anruoftend, ouch mit hilf <strong>der</strong> Eidgnossen, bi denen<br />

si ufenthalt funden, biss in tod süchtend, und doch nie bezugend.<br />

Wan dass ein veste stat Rotwil des egenanten von Zimmer<br />

witwen — was ein herliche graefin von Oetingen [1131] — mit<br />

to ir drlen suenen zuo burgern ufgenommen, mit gwaltiger hand,<br />

über keiserlich verbot, in ir entwerte hab und herschaft hat<br />

wi<strong>der</strong> ingebracht und gsezt, ouch die abtissig Rottenmuenster •)<br />

ingenommen, und hierum in keiserlich ungnad, acht und ban<br />

gevallen, allein uf ir Eidgnossen vertroest.<br />

15 Der graf von Metsch ist diss jars in Ungnaden gstorben; so<br />

was aber <strong>der</strong> von Sangas, wie vor an sinem ort angezeigt, zu<br />

Swytz und Glaris lantman worden, hat den Eidgnossen die grafschaft<br />

Sangas, so er nit mocht behalten, verkouft; sucht durch<br />

si recht und erlitens Schadens inkommen. [1132] Do nun iezt<br />

w zuo Wurms siner sach halb solt entscheidung geben werden, entsass<br />

er, vilicht nit nach gevallen beschehe; gedacht, wie verzwifelter<br />

tuot, so da, unangsechen iemands ver<strong>der</strong>ben und ungluek,<br />

un<strong>der</strong>stat bischof o<strong>der</strong> ba<strong>der</strong> zewerden, ja iedoch an<strong>der</strong> mit im<br />

in arbetseligkeit zebringen. Wan, wie <strong>der</strong> Römsch dichter spricht,<br />

25 so ists den arbetseligen ein | fröd, ir buoss mitgsellen zehon 3 ). (286)<br />

Und also un<strong>der</strong>stünd er mit siner rot den kuengschen rat und<br />

regenten, her Jörgen Gossenbrot 3 ), mit siner husfrowen in frier<br />

badfart zuo Pfefers unverwaret ufzeheben und zuo sinem zwang<br />

hinweg zefueeren, uf das den abt [1133J von Pfefers, so da<br />

M egenanten Gossenbrot mit sinen und des bischofs von Kur löten<br />

') Ueber diesen Handel, durch welchen Rotwyl sich die Reichsacht zugezogen,<br />

vergl. die Eidg. Absch. (III. 1. p. 574. 579 etc.)<br />

*) Solamen miseris socios habuisse malorum, Virgil.<br />

3 ) Gossenbrot war kaiserlicher Rath und Mitglied <strong>der</strong> Regierung im<br />

Tirol. Vergl. über diesen Handel Eidg. Absch. III. 1. S. 581 a und b und<br />

Ulmann a. a. 0. S. 700. Ferner: Eidg. Absch. III. 587 (19. November) u. ff.


1498 95<br />

hat an sine gwarsame beleit und bracht, also angevochten, ouch<br />

den bischof, dass dise bed sich <strong>der</strong> sach hoch vor gmeinen<br />

Eidgnossen, zuo Zuerich uf Othmari versamt, erklagten, schirm<br />

und recht anruoften*). Und wie wol gmein Eidgnossen beden<br />

partlen ufrueerische handlung hattend verboten, und zuovor <strong>der</strong> r,<br />

Roemsch kueng mit ofnem mandat, zuo Wurms an ein stat Bern<br />

sun<strong>der</strong>lich und an andre ort ussgangen, den vilgenanten graten<br />

von Sangas, als vor kuenglich keiserlicher majestat, und ieztan<br />

als gmein lantfridens baennigen verlezern, abzewisen, und egenanten<br />

abt und bischof [1134] mit den iren in schirm und sicher- io<br />

heit zehalten, hat hoch geboten; noch so kam <strong>der</strong> abt in semliche<br />

gevar, dass er mit kleineten, silbergschirr, gelt und briefen von<br />

(287)sinem kloster abweich 2 ), und die | siben ort die abti mit einem<br />

schafner besaztend, so lang, unss dass er nach gemachtem friden<br />

wi<strong>der</strong> inkam. 15<br />

Dass etliche orte und insuu<strong>der</strong>s Bern, erhaepte ufrur zu<br />

stillen wurbeud.<br />

Von oberzaelten gerueeren und ouch von andrer, vornaher vil<br />

geefreter unruowen wegen zestillen, ouch frid ze erhalten, kartend<br />

die oft, so da frids und frintschaft nuz und kriegs und vigend- 20<br />

schaff schaden konten ermessen, [1135] den bischof von Costenz,<br />

uf sin selbs erbieten, durch brief und botschaft an, den Roemschen<br />

kueng und die staend des richs zuo gnädiger und fridlicher entscheidung<br />

zuo bewegen und firdren, e dass erwegte ufruor witer<br />

zuo krieg inrisse 3 ). 25<br />

Bern botschaft zürn Roemschen kueng.<br />

Harzuo ein wise, fridsame stat Bern vertaget ilends uf <strong>der</strong><br />

kindlin tag mit kredenz und instruction ab ins Ni<strong>der</strong>land zum<br />

Roemschen kueng in irem kosten und nammen iren ratsboten, her<br />

Adrian von Buobenberg, riter 1 ). Kam erst zuo Ostren in ofnem so<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. 587 (19. November) u. ff.<br />

») Eidg. Absch. III. 1. 590 (10. Dezember).<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. 592 (13. Febr. 1499).<br />

4) Credenzbrief vom 27. Dezember (Miss. J. 163 b ).


96 1498<br />

krieg unverlezt wi<strong>der</strong> heim. Schreib iren Eidgnossen Zärich<br />

und Lucern volgende meinung:<br />

Bern missif an Zuerich.<br />

Unser frintlich etc. Uwer schriben, uns iez uf den abscheid<br />

5 des tags, nächst Thomae in uwer stat gehalten, getan, mit anzog,<br />

was [1136] uech von unserm | gnädigen herren von Costenz, <strong>der</strong> (288)<br />

Werbung nach, an sin gnad beschehen, begegnet, und wie dieselb<br />

gütwillig, zu abstellung aller sorglichen inväl getruewe arbeit<br />

anzewenden, haben wir verstanden, und ist nit an, uns wil beio<br />

dünken ganz noturftig und guot sin, vor dem und einiche vertigung<br />

zuo <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen majestat beschah, dass ir und<br />

an<strong>der</strong> uwer und unser lieben Eidgnossen zuo versamlung kommen,<br />

<strong>der</strong> sachen halb, so eben vil ertragen, witer un<strong>der</strong>red und ratschlag<br />

zebruchen. Dan fuer und für die kuengliche majestat un-<br />

15 serm gevallen nach zuo ersuchen, und dargegen <strong>der</strong>selben ouch<br />

nit zuo begegnen, wurd unserm bedunken nach unfruchtbar sin,<br />

und also kost, mueeg und arbeit, des wir bisshar nit wenig, gmeinen<br />

Eidgnossen zuo eren und frommen, angewendt haben, zu Verlust<br />

kommen. Und uss dem grund so schriben wir uweren und<br />

so unseren lieben Eidgnossen von Lucern, <strong>der</strong> sachen halb in ir<br />

stat tag zuo setzen und semlichen uch und andren orten zu verkünden,<br />

daselb wir unser anligen und das, so zuo guot dem handel<br />

und enthalt frids und ruow [1137] dienen mag, erluetren und demnach<br />

mit andren alles das wellend helfen arbeiten, so die notturft<br />

25 ervordret. Und diewil aber semliche handlung in etwas verzug<br />

möchte gsezt werden, habend wir den edlen, strengen herren,<br />

hern Adrian von Buobenberg, ritern, zuo <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen<br />

majestat abgevertiget, mit bevelch, dieselben in unserm nammen<br />

gueetlich zuo ersuchen, die händel al, so uf gehaltnem tag | bi(289)<br />

30 uch gnugsam erluetret sind, on invael einicher nuewerung, zuo enthalten<br />

und anzustellen, biss dass dieselb kuenglich majestat gon<br />

Wurms o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> nachgelegnen end komt, und mit ir uss dem<br />

allen treffenlich durch uwer sendend botschaft geredt und gehandlet<br />

moeg werden. Das alles wellend im besten, und als von


1498. 1499 97<br />

denen, so <strong>der</strong> Eidgnoschaft nuz, lob, er und ruow gern sehend,<br />

vermerken; und ob es uch gut bedunkt, unser gnädigen herren<br />

von Costenz diss unsers ansehens berichten. Stat uns um uch<br />

alzit zuo verschulden. Datum Samstag post Innocent. anno 98.<br />

Schulthes und rat zuo Bern f ). 5<br />

Die starken ryden mustern! sich erbissen.<br />

[1138] Wie wol nun ein from, fridsame stat Bern, als die<br />

so vilnah einig 2 ) un<strong>der</strong> den orten <strong>der</strong> Eidgnoschaft, willen und<br />

gnad bim Roemschen kueng und rieh vertruwt <strong>der</strong> zit zehaben,<br />

alles ir vermoegen, frid zuo schaffen, ganz trungenlich darwant, io<br />

und ouch <strong>der</strong> Roemsch kueng und die obren staend des richs, sover<br />

an inen, harzuo nit ungeneigt, so was aber den Swaebschpuendischen,<br />

besun<strong>der</strong> dem adel und etlichen Oesterrichischen amptlueten,<br />

(290) raeten und anstoessen, einer | Eidgnoschaft nam und friheit so verhasst,<br />

dass inen nit allein irs gueetigen kuengs mit den Eidgnossen 15<br />

begerter frid widrig, sun<strong>der</strong> ouch mit allem muotwillen suochtend<br />

ires kuengs gluek an iren muotwillen [1139] wi<strong>der</strong> si zehenken.<br />

Und hargegen was ein Eidgnoschaft uss vil erzaelten anreizungen<br />

zuo semlicher unduld bewegt, dass bi ira <strong>der</strong> unlidlichen<br />

Verachtung und dem untraeglichen hochmuot länger vorzegeben so<br />

kein stat me sin mocht; deshalb kein gueetige fridsuochung mocht<br />

erschiessen, sun<strong>der</strong> die rissenden, zanbleckenden ryden müstend<br />

einist iren alten hass regen und irer hartbeissen zaenen lust<br />

biezen, und also dan mit zerbissnen zänen und zerrissner hut,<br />

so nit mit guten" und ganzer kontend, leren frid und ruow haben. 25<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 7. Roemscher kueng: Maximilian 6.<br />

Franzesischer kueng: Ludwig XII. 2. Schulthes von Diesbach 2.<br />

i) 29. Dezember. (Miss. J. 165*.)<br />

2 ) Beinahe einzig.<br />

7


9^ 1499<br />

Anhab eins grimmen kriegs zwischen dem Roemschen kueng<br />

und gmeiner Eidgnoschaft, von den Etschischen und<br />

den Kurwalen angefangen, und zu Costenz vom Swaebschen<br />

pund zevolfieren beschlossen.<br />

5 Im jar Cristi Jhesu 1499, glich zuo ingang diss hartseligen<br />

jars, nach vil vor ergangnen kriegs an | reizungen, e dan erwegte (291)<br />

ufruor zuo Pfefers moechte gestilt werden, erhuob sich ein grössere<br />

im Engadin zwischen den kuengschen [1141] raeten und regenten<br />

<strong>der</strong> grafschaft Tyrol an einem, und dem bischof zuo Kur, Heinio<br />

riehen, gebornen frien von Hoeweni), am andren teil, von vil<br />

jaren har verursachet. Nämlich als ein stift zuo Kur in <strong>der</strong> grafschaft<br />

Tyrol, von altem egenanter stift lechen, noch hat luet,<br />

gerechtikeit, twing und baen, zuom teil gesuendret, zuom teil vermischt<br />

, <strong>der</strong>en sich die Tyrolschen anwaelt un<strong>der</strong>zuogend, die stiftluet<br />

w fuer und fuer beschweitend und mit täglichen nuewerungen von<br />

irem alten harkommen so vast trungend, dass si, ufruor ze verkommen<br />

und ire friheit zeretten, ir herren und fuersten, den<br />

bischof und stift bewegtend, mit dem Roemschen kueng, als grafen<br />

zuo Tyrol, so kein fruentliche bstueend, bstaendige entscheidung mit<br />

20 recht zemachen. Und also, uf vilvaltig ansuchen [1142] des gemelten<br />

bischofs, verwilliget <strong>der</strong> Roemsch kueng persönlich zuo<br />

Glurenz durch her Viten von Wolkenstein in ein versigleten<br />

anlass uf bischof Fridrichen zuo Ougspurg, gebornen grafen von<br />

Zorr ; ), beval sinen raeten und regenten, dem unverzogenlich<br />

25 usstrag zegeben und nachzekommen. Aber hienach. sobald er,<br />

eigner und des richs grossen gschaeften halb, ins Ni<strong>der</strong>land gefuor,<br />

habend diss sine raet und regenten, fuernaemlich her Paul von<br />

Liechten|steig 3 ) und Gossenbrot, siner badfart wol ingedenk 4 ), (292)<br />

wiewol vom Kurischen bischof und sinen lueten oft gueetlich ervordret,<br />

so ires frommen kuengs billiche und fridliche bevelch nit alein nit<br />

i) Bischof von Chur seit 1491.<br />

s ) Am 2. Februar wurde zu Glurns ein Vertrag abgeschlossen, <strong>der</strong> einen<br />

Vermittlungsversuch des Bischofs von Augsburg zu Grunde legte.<br />

*) Landesmarschall <strong>der</strong> Grafschaft Tirol.<br />

4) Siehe hievor S. 94.


1499 99<br />

volzogen, sun<strong>der</strong> ouch mit troewworten in unwissen genommen;<br />

so doch ir etlich, und nämlich her Johan Serentiner •), uss eim<br />

schriber ein graf worden, bi gedachtem anlass [1143] gsin, dess<br />

vom kueng sundre bevelch hat enpfangen. Darzuo, als unfrid nit<br />

frid begerende, ire luet zuo hantlichem gwalt geruest, ir gschuez 5<br />

uf S. Marienberg 2 ) glaegret, das Muenster im tal, so <strong>der</strong> stift Kur<br />

mit hochen und nidren gerichten zuogehoert, mit wachten besezt 3 ),<br />

den Swaebschen anstössen und des Swaebschen punds anwaelten, zuo<br />

Costenz versamten, um schnelle hilf ernstlich zuogeschriben. Ist<br />

von stund an allenthalb grosser zuozug und Verwarnung beschechen, 10<br />

und hienach volgen<strong>der</strong> ratschlag, vor oft beraten, aber ieztan uf<br />

S. Sebastianstag 4 ) zuo Costenz beschlossen. Ward von Eidgnossen<br />

da si Stueelingen gwunnen, hin<strong>der</strong> graf Sigmunden von Lupfen<br />

gefunden 5 ).<br />

[1144] Krieglicher ratschlag, von des Swaebschen punds 15<br />

hoptlueteu und raten zu Costenz wi<strong>der</strong> ein Eidgnoschaft<br />

beraten und beschlossen.<br />

Uf unsers allergnaedigsten herren, des Roemschen kuengs stathalter<br />

und regenten zuo Inspruck, ersuochen, an die stand des<br />

punds gelangt, des uberziehens halb, so <strong>der</strong> kuenglichen majestat 29<br />

(293) erbliche land von dem Grawen pund und den Eidgnossen in sorgen |<br />

muessend ston, habend die gmeinen staend des punds uf disen tag,<br />

nach verhoerung eines abscheids, so vormals <strong>der</strong> Eidgnossen halb<br />

fuergenommen, ein Ordnung geratschlaget, wie volgt:<br />

Nämlich, zuo welcher zit durch die kuntschafter, so in diser ss<br />

sach iezt o<strong>der</strong> hinfuer fuergenommen und verordnet werdend, zu<br />

wissen getan wird, dass die von den Grawen puenden, o<strong>der</strong> die<br />

Eidgnossen, uf sind, [1145] und über <strong>der</strong> kuenglichen majestat<br />

i) Cyprian von Northeim, genannt Serntein; vergl. über ihn Ulmann<br />

a. a. 0. I. 817.<br />

2<br />

) Kloster Marienberg bei Mals.<br />

3<br />

) Am 11. Februar.<br />

4) Am 20. Januar.<br />

5) Siehe über diesen «Rathschlag» Ulmann I. 715.


100<br />

1499<br />

land und luet, o<strong>der</strong> aber an<strong>der</strong> vom pund ziechen weitend, sollend<br />

die nächsten anstoesser mit buechsenschiessen zeichen geben, und<br />

daruf die stuerm mit allen gloggen anschlahen. Darzuo sol ouch<br />

alsdan von denen, so darzuo verordnet sind, zuo allen malen ilende<br />

5 botschaft an das nächst ort, mit gruntlicher warheit <strong>der</strong> sach<br />

geschikt und von dem selben end also für und fuer, alweg von<br />

eim ort an das an<strong>der</strong>, zuo wissen geton werden, damit eins mit dem<br />

andren zuogang und dester min<strong>der</strong> suemnuess und hindrung beschehe.<br />

Doch sol das schiessen <strong>der</strong> bichsen und anschlahen <strong>der</strong><br />

10 gloggen in anfang von niemand besehenen, dan von denen, so die<br />

kuntschaft ze verordnen und zuo bestellen bscheiden, o<strong>der</strong> wem si<br />

das bevelen werden.<br />

Und sol daruf ein ie<strong>der</strong> mit siner macht zuo ross und zuo<br />

fuoss die nächst beschribnen malstät dem gschrei zuoziehen, und<br />

15 keiner uf den andren in semlichen verzug tuon, sun<strong>der</strong> sich <strong>der</strong><br />

einigung [1146] gmäss | halten, die nämlich zu eim sundren (294)<br />

artikel inhalt, dass ein ie<strong>der</strong> in soelichen sachen zuoziehen und<br />

darzuo tuon sol, als ob soelichs sin eigen sach wäre.<br />

Ob aber iemant sin bestirnte maistat durch die vind ge-<br />

20 nommen wurde, <strong>der</strong> mag alweg ein an<strong>der</strong> maistat annemen, wie<br />

im und <strong>der</strong> sach am besten gelegen ist.<br />

Und volgen hernach die malstät, dahin ie<strong>der</strong> im anfang<br />

ziehen sol, nämlich: min gnädigen hern, die grafen zuo Fuerstenberg,<br />

her Cuonrat von Schellenberg, her Hans von Landow mit<br />

25 Riettelschingen'), <strong>der</strong> Almshofer und Heinrich Sigmund von<br />

Hoedorf 5 ), sond mit irer macht zuo ross und zuo fuoss zum nächsten<br />

uf Fuerstenberg zuoziehen, und in soelichem uf her Cuonraten von<br />

Schellenberg, <strong>der</strong> am selben end zuo einem hoptman verordnet<br />

ist, ein ufsehen haben und sinen bescheid gewärtig sin.<br />

30 Desglich sollend die grafen, friherren und die vom adel im<br />

Hoegöw 3 ) [1147] gesesseD, zuo ross und zuo fuoss ir volk ordnen und<br />

schiken gon Engen, und ouch zuoziehen, und darzuo ouch ein<br />

hoptman verordnen.<br />

•) Wohl = Riedöschingen.<br />

2) Die Adeligen des Fürstenbergischen Gebietes.<br />

') Her Hegau, nordöstlich vom Kt. Schaffhausen.


1499 101<br />

Wurd sich aber <strong>der</strong> zug vor dem Grauwen pund und den<br />

Eidgnossen an andre end haruss bewegen, so moegend die obbenenten<br />

malstaet, wie sich nach glegenheit <strong>der</strong> sach den zuo<br />

malgen gebueren wirt, geaendret werden.<br />

Item sollend min gnädigen herren graf Uolrich von Werden- <<br />

(295) berg, min her von Salmenswiler l ), min | her landcommedur her<br />

Albrecht von Klingenberg mit Altzhusen 2 ), her Marquard und<br />

Eck von Kuenseck, die staet Ueberlingen, Pfullendorf mit den iren<br />

den nächsten uf Costenz zuziehen, und darzuo ie<strong>der</strong> teil sinen<br />

lueten ouch hoptluet verordnen. io<br />

Item die aebt Schussenriet, Wingarten und Wisow 3 ), graf<br />

Hans von Sonnenberg, her Hans Truchsess von Waltpurg [1148]<br />

<strong>der</strong> junger, die staet Ravenspurg, Wangen, Luetkilch mit irem<br />

volk sollend uf Buochorn 4 ) zuziehen.<br />

Item graf Uolrich zuo Montfort, her zuo Tetnang, und graf a<br />

Hans, gebruee<strong>der</strong>, her Hans Truchsess <strong>der</strong> alt, die stat Kempten,<br />

Issnen 3 ) mit irem volk den nächsten uf Argen 6 ) ziehen.<br />

Item die staet Ulm, Giengen, Memmingen und Bibrach<br />

soellend mit irem volk uf Bibrach o<strong>der</strong> Ravenspurg zuoziehen.<br />

Item min gnädigen herren von Werdenberg mit <strong>der</strong> graf- 20<br />

schaff Sigmaringen, min frow von Buochow, ouch Rueedlingen 7 ),<br />

Memmingen 8 ), Sulgow 9 ), Mindelkingen ,0 ) soend den nächsten uf<br />

Stockach zuoziehen.<br />

Item, die gsellschaft Necker ist verordnet, mit irem volk zuo<br />

(296) ross und zuo fuoss uf Mülheim 11 ) zuo ziehen; | welchen aber soelichs 2»<br />

nit gelegen, die o<strong>der</strong> dieselben moegend den nächsten uf Fuerstenberg<br />

zuoziehen.<br />

i) Der Abt des Klosters Salem o<strong>der</strong> Salmansweiler.<br />

s<br />

) Deutschordens-Commende Altshausen bei Blumenfeld.<br />

3<br />

) Kloster Weissenau bei Regensburg.<br />

4) Jetzt Friedrichshafen genannt.<br />

s<br />

) Isny.<br />

6) Langenargen.<br />

7<br />

) Riedlingen.<br />

e<br />

) Soll offenbar heissen: Mengen wie schon St. und W. annahmen.<br />

9 ) Saulgau.<br />

10) Mun<strong>der</strong>kingen.<br />

ii) Unterhalb Tutlingen.


102<br />

1499<br />

[1149] Item das vierteil am Kocher, und mit inen die stät<br />

Noerdlingen, Gmuend, Alen, Bopfingen, sollend uf Ulm und dem<br />

gschrei zuoziehen.<br />

Item die gselschaft an <strong>der</strong> Thuonow l ) ist verordnet, mit irem<br />

5 volk zuo ross und zuo fuoss uf Wallsee 5 ), Bibrach o<strong>der</strong> Argen zuo<br />

ziehen, wo es inen gelegen sin wil.<br />

Item min her Uolrich, herzog zuo Wirtenberg, mit zugeordnetem<br />

regiment, ist verordnet mit sinem volk uf Tutlingen, o<strong>der</strong><br />

wo siner gnad am gelegnesten wil bedunken, zuo.<br />

io Item min gnädiger her <strong>der</strong> bischof von Ougspurg ist mit<br />

sinem volk uf Hegnow o<strong>der</strong> Immenstat am See 3 ) zeziehen verordnet.<br />

Item Esslingen und Wyll 4 ) sond uf Stockach zuoziehen.<br />

Item min gnädigst und gnädig herren von Mentz, Trier,<br />

is Blandenberg und Baden sond sich mit irem volk zuo ross und zu<br />

fuoss ouch in ristung halten, uf dass, [115,0] ob sich die sach zuo<br />

ernst wurde schiken, und si von den gmeinen hoptlueten des<br />

punds von soelichem uffermant werden, dass si dan mit irem<br />

volk und sun<strong>der</strong> | mit dem reisigen zueg zuozeziehen geruest sld (297)<br />

20 an die encl und malstät, so inen von den gmeinen hoptlueten bestirnt<br />

werden.<br />

Item es sol ouch ein ie<strong>der</strong>, so <strong>der</strong> sach gesessen ist, uf sin<br />

schloss und behusung nach notturft buechsen und darzuo luet verordnen,<br />

und denselben bevelhen, diser Ordnung nissig nachze-<br />

25 kommen.<br />

Desglichen, als man dan zuo soelichem zug buechsen, pulver,<br />

stein 3 ) und an<strong>der</strong>s, so zuo soelichem strit und in das veld gehört,<br />

haben muoss, sollen die kuengliche majestat und an<strong>der</strong> min gnädigst<br />

und gnaedig herren, kurfuersten und des punds verwanten, ouch<br />

30 die vom pund, so buechsen und zyg vermögend, soelich buechsen,<br />

0 Die Donau.<br />

2) Waldsee bei Ravensburg.<br />

' 3) Bei Friedrichshafen, zur Unterscheidung von <strong>der</strong> Stadt gl. N. an<br />

<strong>der</strong> Hier.<br />

4) Die Reichsstadt Weil-die-Stadt bei Stuttgart.<br />

5 ) Steinerne Kugeln.


1499 103<br />

so zuom strit not werend, mit aller bereitschaft mitschicken, damit<br />

deshalb nit mangel sie.<br />

[1151] Es sol ouch an den enden, dahin man luet obgemelter<br />

Ordnung nach bescheiden hat zuo ziehen, bestelt werden,<br />

dass man brots und an<strong>der</strong> spisung um ein zimlichen pfennig 5<br />

haben inoeg.<br />

Item und nach dem man sich des uberzugs von Grauwenpuentern<br />

und Eidgnossen täglich versehen muoss, sol sich ein<br />

ie<strong>der</strong> mit den sinen zuo ross und zu fuoss iez von stund an richten<br />

<strong>der</strong>mass, obs not wurd, dass ein ie<strong>der</strong> on allen verzug vorberueerter 10<br />

wis anzuziehen geruest sie.<br />

Item es ist ouch sun<strong>der</strong>lich angesehen, zuo welcher zit<br />

(298)büchsenschiessen o<strong>der</strong> stürm angang, und <strong>der</strong> zug | wendig und<br />

nit fuergang haben wurd, sol selichs von stund an durch ilende<br />

botschaft verkuent (werden), damit vergebner kost, mueeg, arbeit 15<br />

und ufruestung verhueet werd.<br />

Ferner hond gmein staend des punds bedacht, die wil <strong>der</strong><br />

vom pund halb Ordnung und malstaet, welicher mass si kuenglicher<br />

majestat land [1152] und luet zuo hilf kommen moegend, als<br />

hie vor geschriben stat, gemacht, sie notturft, <strong>der</strong> kuenglichen 20<br />

majestat land und luet halb ouch Ordnung zegeben, die mit <strong>der</strong><br />

hilf von allen teilen dester trostlicher besehenen moeg, und demnach<br />

deshalb geratschlaget und mit samt den stathalteren und<br />

regenten zuo Inspruck, nämlich her Paulin von Liechtensteig<br />

marschalk, und Joergen Gossenbrot, beschlossen wie volgt: 25<br />

Nämlich zuom ersten, ob die Grauwen puend o<strong>der</strong> Eidgnossen<br />

uf Feldkirch, Bluditz *), an die Etsch, o<strong>der</strong> dieselben ort über<br />

Ryn heruszuoziehen un<strong>der</strong>ston wurdid, sol die kuengliche majestat<br />

mit irem landvogt im Elsess und andren den iren verfliegen, mit<br />

denen vom pund an die malstaet desselben orts zuo ross und zuo fuoss 30<br />

zeziehen und hilf zetuon, inmass die notturft ervordren wirk Doch<br />

sol sin kuengliche majestat nuetdestermin<strong>der</strong> ire land und anstoess<br />

gegen den Eidgnossen besetzen, als sich gebuert. Desglichen<br />

wellend die vom pund alsden die bruggen zu Schafhusen,<br />

i) Bludenz.


104<br />

1499<br />

Diessenhofen und Stein gegen den Eidgnossen ouch besetzen und<br />

[1153] am selben ort mass geben, wie dann die Eid|gnossen, als (299)<br />

sich zu versehen ist, besetzen werden; und wollend nuetdestermin<strong>der</strong><br />

die andren vom pund, uf die art Veldkirch, dem hufen<br />

5 zuoziehen.<br />

Ob aber die Grapuenter o<strong>der</strong> Eidgnossen über die obgemelten<br />

bruggen zuo Schafhusen, Diessenhofen o<strong>der</strong> Stein, uf die<br />

grafschaft Neuenbürg, Hohenburg, Wirtenberg, ins Hoegoew o<strong>der</strong><br />

über an<strong>der</strong> vom pund zuo ziehen un<strong>der</strong>ston wurdid, sol die kuengio<br />

liehe majestat daran sin, dass die iren den Ryn zuo Veldkirch<br />

und an <strong>der</strong>selben ort gegen dem Grapund und den Eidgnossen,<br />

obberueerter wis, besetzen und mass geben, und dass die<br />

übrigen und sun<strong>der</strong>lich die reisigen, on verzug dem hufen zuoziehid;<br />

das sol ouch siner kuenglichen majestat lantvogt und<br />

15 andren vom Wald 1 ) bevolhen werden. So dann zuo obgemelter<br />

mass zuo Schafhusen, Diessenhofen o<strong>der</strong> Stein heruss beschehen<br />

wurd, dass dieselben zuo ross und zuo fuoss über die besatzung <strong>der</strong><br />

anstoessen, wie obstat, zuo <strong>der</strong>selben maistat dem hufen zuoziehen,<br />

wie oben uf Veldkirch angezoegt ist.<br />

so [1154] Wurdid aber die Grapuenter o<strong>der</strong> Eidgnossen uf die<br />

vier staet uf dem Wald, o<strong>der</strong> uff Sungoew 2 ) o<strong>der</strong> Brissgoew zuo<br />

ziehen un<strong>der</strong>stan, sond die vom pund aber an dasselbig end, wie<br />

an andre vorgemeldte end, zuo hilf zuoziehen. Desglich soll sin<br />

kuengliche majestat mit den iren ouch zetuon verfuegen, nach <strong>der</strong><br />

25 Ordnung und meinung wie obstat. | (300)<br />

Fuernemlich sol die kuengliche majestat verordnen, so die<br />

Grapuent o<strong>der</strong> Eidgnossen haruss ziehen wurden, dass die sinen<br />

von <strong>der</strong> Etsch uf std und binden in die selben ziehid.<br />

Ouch sol die kuengliche majestat mit minem herren von<br />

so Zorr und <strong>der</strong> grafschaft Hohenberg daran sin, dass dieselben in<br />

soelichem handel uf Neuenbürg und Stockach zuoziehid und hilf<br />

tiegid, wie gebuert.<br />

Darzuo sol die kuengliche majestat mit dem lantvogt in<br />

Swaben verschaffen, so obgemelter mass von Grapuentern o<strong>der</strong><br />

•) Vom Sehwarzwald.<br />

* Die Gegend nordwestlich von Basel.


1499 105<br />

Eidgnossen heruss zeziehen un<strong>der</strong>standen wurd, dass er mit<br />

denen, so im als lantvogt zuogehoeren und kein andren herren<br />

hond, wie an<strong>der</strong> vom punt <strong>der</strong>selben [1155] art zuoziehe. Und<br />

son<strong>der</strong>lich sol die kuengliche majestat verordnen und bestellen,<br />

dass ir majestat waegen, stritbuechsen und zueg, darzuo nottuerftig, 5<br />

mitgebracht werden, damit deshalb kein mangel erschin.<br />

Und als iez uf disen tag her gon Costenz botschaft kommen,<br />

so durch die kuenglichen regenten globlich anzeigt ist, dass die<br />

Engendiner und <strong>der</strong> Graw pund und die gotshusluet zuo Kur <strong>der</strong><br />

kuenglichen majestat das kloster Muenstertal, darüber die kueng- w<br />

liehe majestat vogt und schirmher sie, und sicli daselb in <strong>der</strong><br />

kuenglichen majestat erbliche land gelaegret hond — mit anrueefen<br />

und ermanung, in kraft <strong>der</strong> einung, diewil die sach keinen verzug<br />

(301)dulden moeg, <strong>der</strong> kuenglichen majestat | land und luet <strong>der</strong>selben art<br />

mit einer anzal fuossvolks ein ilende hilf zetuon, und die on ver- rs<br />

zug uf Veldkilch zuozeordnen — haben <strong>der</strong> kurfuersten und fuersten<br />

botschaften, gmein hoptluet und raet vom adel und statten des<br />

punts geratschlaget und beschlossen: dass <strong>der</strong> kuenglichen majestat,<br />

als einem herzogen zuo Oesterrich, 2000 fuossknecht an das obgemelt<br />

ort zuo ilen<strong>der</strong> hilf geschikt werden, und dass, um fuerdrung 20<br />

willen <strong>der</strong> Sachen, die vom adel durch ir naechstgesessenen 1000<br />

fuossknecht, und die staet [1156] die andren 1000 fuossknecht ouch<br />

durch ir naechstgesessenen ufbringen soellen; doch alles nit an<strong>der</strong>s,<br />

dan nach inhalt und usswisung <strong>der</strong> einung des punts. Also, was<br />

kostens soellich 2000 fuossknecht bringen, daran soellen alle stand 25<br />

des punts ir anzal geben und bezalen, wie sich <strong>der</strong> einung des<br />

punts nach gepuert.<br />

Wie nach gemeltem ratschlag zue Costenz, so Swaebschjmndisch<br />

worden, vil Switzer mit worteu, doch nit<br />

ungerochen, geschaent und erschlagen wurdend. m<br />

Wie nun die stand des Swaebschen punts, zuo Costenz <strong>der</strong><br />

Eidgnoschaft halb versamt, die stat Costenz, — so triteilig was gsin,<br />

nämlich, dass ein teil uf ansuchen <strong>der</strong> Eidgnossen inen zuoston,<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong> aber, zuoglich irem bischof, wolt stil sitzen, durch den


106 1499<br />

dritten teil mit manung, [1157] troewung und | verheissung an (302)<br />

sich gezogen, — vermeintend ieztan ein wit, stark tor in d'Eidgnoschaft<br />

gewonnen haben, starktend si die von stund an nach<br />

aller kriegsnotturft mit kriegsweren und lueten, welche da, insun-<br />

5 <strong>der</strong>s etlich hochmueetig edlen und mutwillig lanzknecht, angends<br />

mit schalligem, prachtlichen juchzen, vil unnützer, schmaechlicher,<br />

ja dorechter, unmanlicher wisen und worten wi<strong>der</strong> die Swytzer<br />

usstiessen, rueemende: man soelte nun si lassen mit den onmaechtigen<br />

kueemtileren und -kieren machen; si koentid nun ouch krieio<br />

gen; ie<strong>der</strong> weite drig bston, und inen iren alten Got und die<br />

alte metzen zu Einsidlen, ouch ir klafter bet •) zevor geben. Etlich<br />

marktetend um den vorzuog, wolten roeheren und brennen, dass<br />

S. Peter nit gsehe den himmel ufzeschliessen, und dass <strong>der</strong> Hergot<br />

im regenbogen sine fueess vor hiz mueeste zuo sich ziehen.<br />

15 [1158] Erschlagend also und verbrantend zuo Costenz, zuo Überlingen<br />

und in andren laegeren, bim win und tanzen, mit zuotrinken<br />

und rueemen, die Swytzer und ir land vil nach gar, e dan si sich<br />

zuom krieg gerusten und un<strong>der</strong> ougen kamend. Do es aber an<br />

Wirt kam, ward vil ein an<strong>der</strong>e irten gemacht, also dass dise<br />

20 rueemmueler, so vast mit Swytzerfuesten verstopft wurdend, erlerntem!<br />

und erfuorend, wie manheit nit, als wiben, im mul, sun<strong>der</strong><br />

als mannen, in <strong>der</strong> fust, stiende und bewist wurde. | (303)<br />

Im sie nun obgemelter und volgen<strong>der</strong> laestrungen und vermaessnen<br />

worten halb, wie da welle, so ist doch kund, dass zuo <strong>der</strong><br />

25 zit alle verruochte gotslaestrung, sun<strong>der</strong>lich bi dem Tuetschen kriegsvolk,<br />

edlen und gmeinen, ritern und fuossknechten, so unverschämt<br />

gebracht, dass unkristlich zemelden, und on zwifel von Got mit<br />

disem krieg billicher straf erinnert solt werden; und dennocht,<br />

uf enpfundne straf, stiessend die lanzknecht zuo Schemberg 2 ) ein<br />

s« alt crucifix mit irem gotslaesterlichen martergebet in einen ofenhafen,<br />

sprechend: wir mueessend den alten Got an<strong>der</strong>s toefen, dass<br />

er uns ouch helfe. Ei! er ist ein Switzer worden! — O wie boes<br />

<strong>der</strong> boes mensch! o wie guot <strong>der</strong> gueetige Got! — Doch so wurdend<br />

•) „KlafttrgebeW heisst es im sog. «Ursprung» u. s. w. (Rätia IV, S. 26);<br />

doch ohne Erklärung.<br />

2) Wahrscheinlich das Städtchen Schömberg bei Rottwyl.


1499 107<br />

dis verruochte toeffer im Schwa<strong>der</strong>loch al toft, also dass ir keiner<br />

wi<strong>der</strong> heim kam").<br />

[1159] Gegenruestung und staerkung <strong>der</strong> kurstiftlueten, mit<br />

innemung und besatzung etlicher ires bischofs platzen.<br />

Als sich nun, wie vor gesagt, die Insbruckischen und ober- 5<br />

ländischen regenten, Oesterricher und Swaben, mit iren gweren<br />

und lueten gerist hieltend und sich starktend, ruestend und starktend<br />

sich hargegen die kurstiftluet, so nuewlich uf versechnen krieg<br />

zuo den obren zweien puenden in den ewigen punt <strong>der</strong> siben orten<br />

<strong>der</strong> Eidgnoschaft warend gangen 1 ), und dahar ouch ein fuerneme 1»<br />

kriegsbewegung erwegt, fuerkamend die Etscher und namend<br />

(304) Münster, da 18 waechter | erstochen wurden, und die acht gericht<br />

im Brettigöw zuo iren handen in, [1160] verwartend und besazten<br />

etlich rick und plaez, irem forsten, dem bischof, zuständige,<br />

und das schloss Fuerstenberg 2 ) mit 200 man, beruoftend zuo 15<br />

inen ins veld iren herren, dem si nit wol truewten. Manten ouch<br />

zuo inen die obren puend des Grauwen punts, die ouch von stund<br />

an inen mächtig zuozugend.<br />

Xanung an das land Ure.<br />

Do nun bed partien gegenenan<strong>der</strong> in eim bestand eines ver- 2»<br />

träges also geruest im veld lagend, und nit frid, wie gewaent, sun<strong>der</strong><br />

kriegs glimpfliche urhab gesucht ward, indem, wie ouch hernach<br />

beschach, dass iede parti uss <strong>der</strong> andren angrif vermeint des<br />

kriegs glimpf und füg zeschoepfen und zehaben, [1161] wurdend<br />

die hantvesten, truewen Eidgnossen von Ure vom stathalter und 25<br />

raten zuo Tysetis 3 ) nach lut diss briefs gemant.<br />

Der erst manbrief.<br />

Den frommen, fuersichtigen, wisen lantaman und raten zuo Ure,<br />

unseren guoten fruenden und getruewen, lieben pundgnossen.<br />

") Der ganze Abschnitt von: Im sie nun — kam, ist später, doch von<br />

<strong>der</strong> Hand A's. zugefügt.<br />

1) Am 6. April 1497, siehe oben IL 06.<br />

2) Fürstenburg im Pintschgau, meist Residenz des Bischofs von Chur.<br />

3 ) Dissentis.


108 1499<br />

Unser fruentlich, willig dienst und alles guots; frommen, wisen,<br />

fürsichtigen, guoten frind und getruewen pundgnossen! Unser<br />

her abt von Tisetis ist von Kur kommen, hat uns erzaelt, wie ein<br />

frid angesezt sie, biss uf huet Samstag ze mittentagzit, darnach<br />

« <strong>der</strong> frid ussgangen und das schloss Fuerstenberg umlaegret, | da (305)<br />

200 man innen sind, nach sag in eim halben tag alles uf eim<br />

hufen ligend, und sind dri huefen unser viend, ie<strong>der</strong> huf mer<br />

mächtig, denn al dri puend vermögen, mächtig mit geschuez. Her<br />

Donat, kustor zuo Kur, alda gesin, das alles gesehen, dabi gesagt,<br />

io dass [1162] si we<strong>der</strong> essen noch trinken haben. Hierum, lieben<br />

und guoten fruend, ist an uch unser frintliche pit, ir wellend in<br />

uwer gmeind fuerhalten, ouch andren Eidgnossen verkünden, dass<br />

es uebel und sorglich um unser guot frind stat. Wer uns hilflich<br />

sin wil, <strong>der</strong> tüege sich nit sumen, unser in guoten gegen menk-<br />

15 lichem angedenk haben. Das begeren wir um uch, und um ein<br />

ieden unser puntgnossen mit ernst flissig verdienen. Datum ilenz,<br />

Samstag nach Pauli bekerung, was <strong>der</strong> 26. tag Jenner anno 99.<br />

Stathalter und rät, so zuo Tisetis sind.<br />

Uszug <strong>der</strong>en von Ure zum Orauwen pund, mit manung<br />

so <strong>der</strong> andren orten und ristung.<br />

Uf dise manung zugend die von Ure mit ir paner uss, in<br />

vast rucher zit, über vast ruchs gebirg, ilends den Kurwalen zuo;<br />

manetend schnei, nach lut ir puenden, die nächsten ort irer Eidgnossen,<br />

[1163] und hienach ie ein ort das an<strong>der</strong>; da mit ein<br />

25 ganze Eidgnoschaft, und uf dem wi<strong>der</strong>teil zuovor das hus Oesterrich,<br />

<strong>der</strong> Swäbsch pund und das Roemsch rieh in disen krieg,<br />

darin mit vil und grossem schaden, allein | um nackenden sig, ja (306)<br />

kib, hart muost gestriten werden, vervasset sind worden.<br />

Und also, uf diss unversehen geschrei, gebot iedes ort den<br />

80 sinen, uf nächst zuovallende not sich ilends zeruesten und geruest<br />

zehalten; warnet ouch sine verwanten und angehörend nachburen.<br />

Und wie ouch eben <strong>der</strong> zit ein versamnung gmeiner Eidgnossen<br />

zuo Zürich was, wurdend da dannen boten schnei zun Kurwalen


1499 109<br />

ins veld gesendt, ob noch gescheiden möchte werden, dass da<br />

muglicher fliss nit gesparet wurde 1 ).<br />

[1164] Uszug und manuug Lucern, Swytz, Un<strong>der</strong>walden<br />

und Zug, item Glaris.<br />

So zugend Lucern, Swytz, Un<strong>der</strong>walden und Zug, uf <strong>der</strong>er 5<br />

von Ure manung, von stund an mit ir stat und lant vaenlinen<br />

uss gon Raperswil zuo. Item und die von Glaris mit ir paner;<br />

mantend Zuerich, Bern, Fryburg und Solaturn, uf si guot ufsehen<br />

zehaben, das ouch angends dise oerter, iedes nach siner macht<br />

und gelegenheit, ze beschehen truelich verschilfend. 10<br />

Bern ristung und handlung in erhabner ufriir.<br />

Und nämlich, nachdem ein fuersichtige stat Bern die iren in<br />

stat und land, ouch ire verwanten, zuor ristung und huot vor hat<br />

vermant, item und al irs gebiets fyrstaet ufgeschriben 2 ), iezt, uf<br />

(307) <strong>der</strong> stat Lucern, [1165] Swytz und Un<strong>der</strong>walden ermanung und| IS<br />

l. febr. Zuerich warnung, da verordnet si uf den ersten tag Hornung zuo<br />

irem vaenli 1000 man, her Hans Rudolfen von Scharnental, ritern,<br />

zu hoptman, und Casper Wilern zu vaenrich. Item zuor paner<br />

4000 man, her Wilhelmen von Diesbach, schulthessen, zuo hoptman;<br />

zuo panertragern Michel Uotingern, <strong>der</strong>en venner zuon 20<br />

Pfistren, junkher Jacob von Wattenwyl; schuetzenvenner: Hans<br />

von Wingarten und Casper Moser 3 ), wan si witer gemant wurde,<br />

dass si bereit on verzjug dahin zuge.<br />

Ermant die von Solaturn, ouch die iren, item und ouch des<br />

wi<strong>der</strong>teils nachburen, zwischem Ryn und <strong>der</strong> Aren gesessen, wo 25<br />

es ie zuo krieg käme, nach ir altvordren bruch nuet mit brand uf<br />

•) Am 29. Januar war die Tagsatzung vielmehr in Luzern. (Eidg.<br />

Absch. IH. 1. S. 591).<br />

2) Am 1. Febr. (D. Miss. J. 325). Das Verzeichniss <strong>der</strong> Feuerstätten ist<br />

abgedruckt bei Hidber, die tiefern Ursachen des Burgun<strong>der</strong> und Schwabenkriegs.<br />

Archiv des hist. Vereins von Bern. III. 3. S. 77.<br />

3) Vergl. damit den Mannschaftsrodel, abgedruckt bei Hidber, a. a. 0.<br />

S. 69.


110 1499<br />

enandren zehandlen. Was nuzlich angesehen, aber schädlich [1166]<br />

nit gehalten, von erst von kuengschen gebrochen. Verschuof, dass<br />

al ir aemter an <strong>der</strong> Aren uf enan<strong>der</strong> und uf ir nachburen von<br />

Solaturn ein flissige wart hieltid, wo not ungesumpte hilf zetuon.<br />

* Bern antwort uf Luceru manuug und Frankrich gleitsvordrung.<br />

Schreib iren lieben Eidgnossen von Lucern uf ir manung<br />

und Franzesischer botschaft gleitsvordrung dis gebuerliche antwort<br />

:<br />

io Unser frintlich, willig dienst und was wir £ren und guots<br />

vermögend, alzit zuovor, from, fuersichtig, | wis, besun<strong>der</strong> guoten frind (308)<br />

und getruwen lieben Eidgnossen. Uwer schriben, uns iez zukommen,<br />

mit anzeig, wie ir mit uewer stat vaenlin hinweg gerukt<br />

sien, haben wir verstanden. Und fuerwar, so beduret uns nit<br />

i5 wenig <strong>der</strong> anfang soelicher Wi<strong>der</strong>wärtigkeit, und besun<strong>der</strong>s, dass<br />

ein soemliche erhebung an not, als wir achten, und an vorgehabnen<br />

ratschlag gmeiner Eidgnossen sol un<strong>der</strong>standen werden.<br />

Wir moechtid wol erliden, dass uwer und unser Eidgnossen von<br />

Ure den handel an<strong>der</strong>s bedacht, und sich nit also ilends und<br />

so über das wir, gmeiner Eidgnoschaft [1167] zu guot und frid,<br />

unser botschaft, so diser zit bi <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen majestat<br />

und an denen orten, do si libs und lebens sorg muoss haben,<br />

erhaept, sun<strong>der</strong> ouch darqjt wir unser schloss und lantschaft vorhin<br />

<strong>der</strong> notturft nach hättid mögen versehen und verwaren. Doch,<br />

25 wie dem allen, diewil es die gstalt gewonnen, dass uwer lieb uns<br />

vor und iez ersucht hat, uns zeruesten und uf si guot ufsehen<br />

zehaben, wellen wir soelichs tuon, und sobald uns witer ersuochung<br />

begegnet, uch aldan und andren unsern lieben Eidgnossen zuziehen,<br />

und, mit zuosätzung libs und guots, nit zuo verlassen, alzit<br />

so <strong>der</strong> guoten hofnung, uwer und unser Eidgnoschaft anwaelt, so in<br />

das vaeld gevertiget sind, das ervolgen, so disen vast sorglichen<br />

handel werde gueetig machen. | (309)<br />

Sodan, getruewen, lieben Eidgnossen, war nit not gwesen, uns<br />

um gleit gegen <strong>der</strong> Frankrichischen botschaft zuo ersuchen; dan


1499 111<br />

uns kein wuessen, dass wir mit dem Franzesischen kueng in keinem<br />

wi<strong>der</strong>wärtigen handel standid, dadurch <strong>der</strong> selben botschaft gleit<br />

notturftig sie; doch so soelichs an uns begert wirt, wellen wir<br />

das [1168] gueetlich zuolassen. Verkuenden wir uch im besten, uch<br />

darnach wissen zuo halten. Datum uf den ersten tag Hornung 5<br />

I. Febr. anno 99 ').<br />

Missif Bern an Roemschen kueng, frid zeschaffen.<br />

Und als noch etwas hofnung frid zemachen vorhanden was,<br />

schreib si dem Roemschen kueng diss volgende beger zuo ins Ni<strong>der</strong>land:<br />

w<br />

Allerdurchlichtigister, grossmoechtigester kueng, allergnaedigster<br />

her! Uwer kuenglichen majestat bevelen wir uns mit aller demuot,<br />

und tuen <strong>der</strong>selben zewissen, dass uns iez angelangt sind etliche<br />

kriegsufruoren, so sich dan in unser Eidgnoschaft von wegen graf<br />

Jörgen von Sangans erheben, daran wir nit gevalles, als die, so 15<br />

alzit frid und ruow gefuerdret und darum zuoletst her Adrian von<br />

Buobenberg zuo uwer kuenglichen majestat, mit bevelch harzuo dienend,<br />

gevertiget haben. Und diewil wir den handel nochmals<br />

gar gern guot sechen und wi<strong>der</strong>wertigen infaellen alzit woelten vorsin,<br />

bitten wir uwer kuengliche majestat mit allem fliss, ira woelle 20<br />

gevallen, den handel ze bedenken, und sich in soelichem so gnaedig<br />

halten und bewisen, dass nochmals al unruowen, dahar erwachsend,<br />

(310) zuo gueetiger [1169] hinlegung | kommen, und uns darum <strong>der</strong> genant<br />

von Buobenberg antwort, unsern begirden glichfoermig, möge<br />

zubringen. Wellen wir um dieselben haben alzit zuo verdienen. 25<br />

Datum vigilia purificationis Mariae anno 99 *).<br />

Schreib und warnet ouch iren boten, sich in huot und guoter<br />

gwarsame zehalten und heim zefuerdren.<br />

Des Roemschen küugs antwort an Bern.<br />

Maximilian, von Gots gnaden Roemscher kueng etc. Lieben 30<br />

getruewen! Wir haben uwer schriben vernommen und verkuenden<br />

i) D. Miss. J. 326.<br />

2) D. Miss. J. 324 b . (1. Februar.)


112 1499<br />

uech, dass solcher handel, in uwerem schriben angezeigt, vor<br />

und emalen uns uwer schriben zukommen, an uns gelangt ist,<br />

darein wir uns, als Roemscher kueng und herzog zuo Oesterrich,<br />

als uns gebuert, geschikt, und unserm lieben neffen und kurfuersten,<br />

5 dem erzbischof von Mentz, als erzkanzlern des heiligen richs,<br />

geschriben und bevolen, in unserm namm'en allenthalb in das rieh<br />

manbrief ussgon zelassen und daneben unserm fuer [1170]sten, dem<br />

bischof von Ougspurg, und graf Wolfgangen zuo Oettingen zuo gebieten,<br />

alles das, so zuo hinlegung soelicher ufruor dienet, zehandlen.<br />

io Das woellen wir uch nit verhalten. Und nachdem ir uch alzit<br />

gegen uns und dem heiligen rieh in guoter ghorsame gehalten<br />

habt, und wir uns dess noch zuo uch noch gänzlichen versehen,<br />

begeren wir an uch mit besondrem fliss, ir welid den genanten<br />

unsern zweien fuersten von Ougspurg und Oetingen in soelichem<br />

i5 das best helfen handien, als wir uch getruwen. | Daran erzeigt (311)<br />

ir uns sun<strong>der</strong> gevallen, das wir mit gnaden gegen uch und<br />

gmeiner stat erkennen wollen.<br />

Geben zuo Antwerpen, am Samstag vor dem Sontag Reminiscere,<br />

in <strong>der</strong> vasten, was <strong>der</strong> 23. tag Hornung im 99. jar'). 23. Febr.<br />

so Des Bischofs von Mentz fuernemeu, d'Eidgnossen zezaemen.<br />

Der bischof von Mentz achtet vilicht, sin meinung wurde<br />

fuergang haben, so er zuo Lindow <strong>der</strong> Eidgnossen boten hat fürgehalten,<br />

nämlich: <strong>der</strong> fund wäre funden, dass er weite d'Eidgnossen<br />

mit papir, fe<strong>der</strong> und dinten zaemen, wiewol im lachend<br />

25 ein Eidgnoss daruf [1171] antwort: es waer misslich, sitmal es<br />

oft mit spiessen, halbarten und buechsen wi<strong>der</strong>standen, noch nit<br />

erlangt sie.<br />

Gliche antwort dem Roemschen kueng.<br />

Desglich dem Roemschen kueng zuo Insbruck, so da sprach:<br />

so wo d'Eidgnossen sich nit an<strong>der</strong>s in d'sach schiktid, würd er<br />

vornen dran gon — antwort schimpflich her Cuonrat Swend,<br />

l ) Das Schreiben scheint nicht erhalten zu sein.


1499 113<br />

burgermeister von Zuerich: er riete das siner kuenglichen majestat<br />

nit, wan d'Eidgnossen haettid so unverständig luet, die kuenglicher<br />

krön nit wurdid verschonen, sun<strong>der</strong>, gross er inzelegen, dester<br />

hitziger daruf schlahen. Diss sind noch <strong>der</strong> Eidgnossen ant-<br />

(312) worten, so vor 1600 jaren in Burgun mit keiser Julioi) handleten.| 5<br />

[1172] Wie zwischen deu kuengschen und Grapuentscheu<br />

ein bericht gemacht und die laeger brochen.<br />

Indes dis oberzaelten be<strong>der</strong> teil ristungen, manungen und<br />

zuozuegen, do sich <strong>der</strong> ernst also ufbeden siten erzeigt, dass kein<br />

teil dem andren vorzegeben erschein, und aber die stiftluet noch- i0<br />

mal nach gemachtem anlass rechtlich entscheidung begerten, do<br />

ward durch die bischof von Costenz und Kur und durch <strong>der</strong><br />

Oesterricher und <strong>der</strong> Eidgnossen boten, karzuo verordneten, zuo<br />

Minster im tal ein bericht gemacht -), dass nachmals oftgemelter<br />

anlass uf mitte vasten — wie vormals ouch bestirnt, aber den stift- lä<br />

lueten nit verkuent was — zuo Veldkirch solt entlichen usstrag geben,<br />

und da gesprochnem on wegerung [1173] fridlich gelebt werden.<br />

Und also uf disen abscheid ward ein frid, und dass zuo beden<br />

siten ie<strong>der</strong>man ab- und wi<strong>der</strong> heimziehen soelte, schnei ussgeschriben<br />

und verkint, die laeger gebrochen, und die zuozueg gewent. 20<br />

So kartend sich <strong>der</strong> bischof von Costenz und <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

böten, item und die von Ure, so des tags mit ir paner zuo Kur<br />

warend inzogen, ie<strong>der</strong> den nächsten wi<strong>der</strong> um und heim.<br />

Wie diser frid angends gebrochen, und <strong>der</strong> grim krieg<br />

wi<strong>der</strong> ufgetou. 25<br />

So vast nun al erberkeit, verkueudts fridens erfroewt, sich<br />

gegen ir ruow kart, so vast wurdend betrueebt alle, so irem welt-<br />

(313) fürsten nach, uss [1174] unfrid | irs mutwilligen lebens erhaltung<br />

und lust suchen, <strong>der</strong>en vil uf beden siten was, welche, gemachtem<br />

frid vigend, den zebrechen, e dan voller abzug bschehe, urhab 30<br />

i) Julius Caesar, siehe Bd. 1. 102, Anmerk. 4.<br />

2) In den letzten Tagen Januars (Rstia IV. 25). Zum Abschluss kam<br />

es erst am 2. Februar zu Glurns (vergl. Ulinaun a. a. 0. 709).<br />

8


114 1499<br />

gabend, in dem dass, unwissend von wem, zuo Baisers') ein hus<br />

angezuent, verbrent ward. Deshalb die kuengschen bewegt, im<br />

veld harreten, das den Franzesischen, so zuo unfrid angericht,<br />

ouch nit leid was. So hat <strong>der</strong> bischof von Kur, uf vertruwtem<br />

5 frid, den Tyrolischen hoptman und an<strong>der</strong> kuengsch in sin schloss<br />

Fuerstenberg gefueert, darob sine Kurwalen so unlidig, dass si im<br />

etlich plaez, ouch die Steig 3 ) und Meyenveld besaztend, und er<br />

uss forcht und rat mit den kuengschen uss und von dem sinen<br />

hinweg flock; [1175] liess den kuengschen das schloss. Und als<br />

io d'Eidgnossen, Lucern, Swytz, Un<strong>der</strong>walden und Zug, von Raperswil<br />

ins Ryntal bscheiden, durch dasselb ab heimziehen wolten,<br />

und ubern Schalberg fuer das vest schloss Guotenberg 3 ), so <strong>der</strong><br />

vom Ramschwaben, vom Roemschen kueng verpfaendt, mit 200<br />

lanzknechten besezt inhielt, kamend, schruwend die lanzknecht<br />

i5 haruss: ir kueekiger, ir kueekiger! war wend ir? Mu, Mu! plei<br />

ple! liessend hiemit ir gschuez un<strong>der</strong> si gon. Also zuogend d'Eidgnossen<br />

stil fuer, und schiktend ilends zuo denen von Ure, so<br />

heimwärts unss gon Walenstat zogen. Kartend sich die 4 ) mit<br />

den Urseren und Sanganseren schnei um und zugend iren Eid-<br />

2» gnossen zuo; und do si fuer Guotenberg kamend, begegnet inen<br />

zuoglich, wie den vorigen. Und als die ort zuosameu | kamend, (314)<br />

lagerten si sich an Ryn ins dorf Assmatz 3 ). [1176] Desglich<br />

hargegen zugend die kuengschen und Swaebschpuentschen ennert<br />

Ryns mit grosser macht ouch zuosamen und lagerten sich zuom<br />

25 Ryn gegen den Eidgnossen, von Bregenz hinuf biss an den Lutzesteig.<br />

Und wiewol si vil anreizung taten, so wolt doch kein teil<br />

sinen vorteil übergeben und dem andren über Ryn nachziehen,<br />

schruwend und schussend zuosamen. So saztend die lanzknecht<br />

einem kalb ein tueechli uf, fuortends bim schwänz, tanzten und<br />

so schruwen zun Eidgnossen, si soeltid inen. den bruetigang schiken,<br />

die brut wäre bereit. So begertend d'Eidgnossen: si soeltid si<br />

i) Balzers.<br />

2) Luciensteig.<br />

3) Bei Balzers im Fürstenthum Lichtenstein.<br />

4 ) Die von Uri.<br />

ä ) Atzmoos bei Sargans.


1499 115<br />

biss ubern Ryn sicheren, o<strong>der</strong> sicher haruber kommen. Haftend<br />

sich, als manheit zuostat, vereint, nuet mit schmachworten o<strong>der</strong><br />

wisen hingegen zehandlen; dan was werk nit vermoechtent, [1177]<br />

wurde mit worten boeser, und nit ussgericht.<br />

Die erst anrür von kuengscheu. 5<br />

Und wie si nun also mit vil und gross anreizen gegenenan-<br />

«• Mr. <strong>der</strong> lagend, uf den sechsten tag Hornung, in <strong>der</strong> nacht, do<br />

liessend sich <strong>der</strong> Swaebischen bi sechszigen ze ross und ze fuoss<br />

haruber, und als die von <strong>der</strong> Eidgnossen wacht redlich wi<strong>der</strong><br />

hinüber getriben warend, erhob sich uf beiden siten ein laerman, io<br />

dass si die ganzen nacht gegenenan<strong>der</strong> in guter Ordnung stuon-<br />

(315) dend, und am tag schussend die Swaebischen uf | d'Eklgnossen<br />

ab, erschussend nur einen Sangasser. Was <strong>der</strong> erst Eidgnoss<br />

umkommen, und hiemit erst gestilter krieg on absag wi<strong>der</strong> ufgeton.<br />

15<br />

[1178] Manung uud ztizug <strong>der</strong> Eidgnossen ins Ryntal.<br />

Do nun kein an<strong>der</strong> ansechen da was, dan dass <strong>der</strong> krieg<br />

fuergang mueeste hon, und aber d'Eidgnossen noch ze schwach im<br />

veld warend, schriben si ilends von Assmatz hin<strong>der</strong>sich in alle<br />

ort, und ie ein ort dem andren und iren zuogewanten, was inen so<br />

was begegnet, wie si zürn krieg verursacht, und wie ir vigend<br />

vast stark und wolgeruest wi<strong>der</strong> si und die Puenter laegid, si stets<br />

anvechtid, täglich zuonaemid und irs angrifs al stund waertig waerid;<br />

harum si, nach lut ir puenden, si um schnelle hilf ernstlich mantid<br />

und trungenlich gemant weltid haben. 25<br />

J, Febr. [1179] Und also uf den 7. tag Hornung kamend die von<br />

Glaris, als die nächsten, trostlich mit ir paner zuo inen. So schikt<br />

Zürich, illends bi tag und nacht inen zuo 400 man mit irem vaenle,<br />

truogs Jacob Stapfer, desse hoptman Cuonrat von Kunsen.<br />

Wie Meyenveld von den kuengscheu ingeuommen und 30<br />

Lutzesteig befolgt.<br />

E nun <strong>der</strong> Eidgnossen hilf alle zusammen moechte kommen,<br />

10. Febr.uf den zehenden tag Hornung — was <strong>der</strong> pfaffen vasnacht —


116 1499<br />

nainent die kuengschen das staetli Meyenveld durch verraeteri bi<br />

nacht in, erwurgtend die Puenter und Eidgnossen, mit wissen<br />

kruezen [1180] gezeichnet. | Bevalends her Sigmunden und Thue- (316)<br />

ringen von Brandis 1 ), <strong>der</strong>en es was, und besaztens mit 400<br />

5 lanzknechten uss dem Bregenzerwald und dem Walgoew 2 ).<br />

Legten ouch ein zueg ze ross und ze fuoss an Lutzensteig,<br />

da ouch ein anzal Puenter erstochen wurden.<br />

Wie die Puenter Lutzensteig wi<strong>der</strong> eroforet hond.<br />

Und als nun den Puenteren diser schad begegnet was, verio<br />

kuendten si den iren Eidgnossen gon Assmatz, den ze raechen hilf<br />

begerende. Zugend hiemit glich uf nächsten abent des Mentags<br />

mit einer zal zuogelofner Eidgnossen an die letze, erschlagend<br />

da ir, [1181] <strong>der</strong> vigend, ob 400; die übrigen entrunnen ins<br />

schloss und über die 111, liessend spiess und gwer dahinden.<br />

i5 Santend einen boten zuon Eidgnossen, dass si ins dorfGuotenberg<br />

zugid; da weltkl si <strong>der</strong> nacht zuo inen kommen. Also schiktend<br />

d'Eidgnossen 1000 man mit disem boten dahin, und als die<br />

Puenter iren verjagten vigenden über die letze uss nachjagtend,<br />

stundend die 1000 Eidgnossen dishalb dem schloss, nit wissend<br />

»0 wohin; desglich die lanzknecht ennethalb, also dass kein teil vom<br />

andren nuet wuesst, die ganzen und vast kalten nacht in ir Ordnung;<br />

<strong>der</strong> etlich am morgen wi<strong>der</strong> hin<strong>der</strong> sich zuom hufen liefend. | (317)<br />

[1182] Wie d'Eidgnossen zu Trisen über Ryn an ir vientl<br />

zugend, die schlügend und verjagtend.<br />

25 Und also am Zinstag <strong>der</strong> jungen vasnacht 3 ), am morgen<br />

nach <strong>der</strong> mess und morgenbrot, brachend d'Eidgnossen uf, zu<br />

Trisen, da <strong>der</strong> Ryn am duennesten, hinüber zeziehen, zugend also<br />

den Ryn ab in guter Ordnung. Desglich so zugend die kueng-<br />

') Beide waren Brü<strong>der</strong> des mehrfach genannten Ludwig v. B., Sühne<br />

Ulrichs, des Herrn von Mayenfeld, gest. 1480, vergl. über die Brandis:<br />

v. Mülineü, Archiv des hist. Vereins von Bern VIII. 75 u. ff. und über die<br />

Einnahme von Meyenfeld: Rsetia IV. 34.<br />

8 ) Vorarlberg, o<strong>der</strong> genauer das Thal <strong>der</strong> 111.<br />

3 I 12. Februar.


1499 117<br />

sehen ennethalb abhin, ouch in starker Ordnung, mit gwaltigem<br />

zueg und gschuez, vermeinend den Ryn den Eidgnossen vorzehalten.<br />

Da ilten aber die vaenle von Zuerich und Zug mit ir vorhuot in<br />

Ryn; da half ie einer dem andren, unss bi 600 hinüber [1183]<br />

zuosamen kamend, welche da verhaengts muots, on al Ordnung, s<br />

bisits liefend in die viend, so gegen inen mit ir Ordnung und<br />

gschuez trungend. Gwunnen inen die flucht, vil gwer und schu.cn,<br />

zwei vaenle und ein buechs an, und erschliigend <strong>der</strong> rechten kazbalgeren<br />

ob 350, e <strong>der</strong> Eidgnossen zeichen alle hinzu moechtid<br />

kommen. Und als die viend durch stud und stok einem berg io<br />

zuo und uf fluchend, kamend inen engegen die 1000 Eidgnossen,<br />

so die nacht uss bi Gutenberg warend gstanden, erschliigend ir<br />

ouch vil. So kamend ouch die von Appenzel mit ir paner hinzu,<br />

(318) tatend inen in <strong>der</strong> nachil ouch merklichen schaden. |<br />

[1184] Wie d'Eidgnossen das schloss Fudutz zerstört und i,<br />

sinen herren, Ludwigen von Brandis, gvangeu hond.<br />

Indem, als zuo Trisel diser strit ergangen was, zugend die<br />

von Swytz und Zug mit ufgerichten paneren über den Schalberg<br />

trostlich harzuo, und als d'Eidgnossen das veld on allen verlust<br />

loblich behalten, Trisel gepluendret und verbrent haftend, zugend »<br />

si mitenan<strong>der</strong> froelich uf <strong>der</strong> viend erdrich dem Ryn nach für das<br />

stark schloss Fuduz'), so. her Ludwigen von Brandis was, welcher,<br />

ufgevordret, damit er und die sinen bim [1185] leben blibid,<br />

ergab er sich an <strong>der</strong> Eidgnossen gnad. Ward also gon Rapperswil<br />

mit etlich andren gvaenklich gschikt, da dannen gon Lucern, n<br />

und da dannen durch bit gon Bern, <strong>der</strong>a dis herren erbburger 2 ),<br />

und da uf rechts — so er anruoft — vordrung <strong>der</strong> Eidgnossen,<br />

unss nach gemachtem frid, behalten, sin schloss gepluendret und<br />

verbrent. Hat dis ungnad mit hochmueetigen und schmaelichen<br />

worten um d'Eidgnossen verschuldt. so<br />

i) Vadutz.<br />

2) Wegen ihrer Stammburg Brandis im Emmenthal. L. v. B. wird<br />

auch so bezeichnet von Bern in einem Schreiben vom 4. März 1499<br />

(Miss. J. 355).


118 1499<br />

Wie Meyenveld von Piintern mit rat <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

wi<strong>der</strong> ingenommeu, und wie da gehandlet.<br />

Mornedigs uf die aeschen Mitwochen •) kamend die von [1186]<br />

Lucern und von Un<strong>der</strong>walden mit iren paneren ouch zuo den iren<br />

5 über Ryn in das dorf Fudutz, darin | sich d'Eidgnossen haftend (319)<br />

gelaegret, schluogend da ire vaenle un<strong>der</strong>, on Zürich, <strong>der</strong>o paner<br />

mit Bern, Fryburg und Solaturn insHegoew 2 ) zeziehen verordnet<br />

warend. Richtend ire paner uf, mit 8000 .man bewart.<br />

Wurdend da ze rat, von erst den schaden, zuo Meyenveld enio<br />

pfangen, zeraechen, verordneten harzuo die Puenter, welche von<br />

stund an rar das statu zugend, und benoetigetend das so hart,<br />

dass die, so darin warend, gnad anruoftend. Und do die Puenter<br />

das den Eidgnossen schnei [1187] verkuenten, schikten si ir botschaft<br />

zuo inen, damit die verraeter gestraft und die andren be-<br />

15 gnadet wurdid. Und also, do d'Eidgnossen und die Puenter das<br />

staetli haftend ufgenommen und mit den iren bewart, liessend si<br />

fier verraeter, fürnämlich Wolf Orten 3 ), gnädig mit dem swert<br />

richten, und fuortend her Sigmunden und Thüringen von Brandis<br />

und mit inen 400 Walgoewer und Bregenzwael<strong>der</strong>, gvangen gon Kur.<br />

20 Wie d'Eidgnossen Beudre verforent, gon Rangwil zogen,<br />

die Walgoewer ufgenommen hond.<br />

Do nun d'Eidgnossen zuo Meyenveld ouch gerochen warend,<br />

zugend [1188] si von Fudutz in guoter Ordnung den | Eschiner-(320)<br />

berg ni<strong>der</strong>, ir viend zesuochen, in das dorf Bendre, da inen die<br />

»5 lanzknecht vil schmach getan und ein kalb in amman Rüedis<br />

nanimen getouft hattend, blibend da ubernacht; und da si morgen<br />

das dorf geplündret und im roch mit sinem tof gon himmel<br />

gschikt hattend, zugend si an die 111. Und als da niemand was,<br />

') Aschermittwoch, 13. Februar.<br />

2) Hegau heisst die Landschaft nördlich vom Rhein nach seinem Ausfluss<br />

aus dem Bodensee.<br />

5 ) Wolf Ort war bei <strong>der</strong> oben (S. 116) erwähnten Uebergabe von<br />

Mayenfeld betheiligt, vergl. «Ursprung» (Rretia IV. 28).


1499 119<br />

zugend si rueewig hinüber gon Rangkwil, laegretend sich da; und<br />

morgen, als si das Walgoew woltend überziehen und schädigen,<br />

begabend sich die Walgoewer, trungenlich pittende: wan d'Eidgnossen<br />

[1189] inen ire gvangnen, nämlich 140 man, on entgeltnuess<br />

von Kur ledig gebid, und si ungeschaediget schirmen, so s<br />

woeltid si sich an d'Eidgnossen ergeben und inen als iren herren<br />

truewe ghorsame schweren. Wurdend also von Eidgnossen begnadet<br />

und ufgenommen.<br />

Wie gmein Eidgnossen, zii Zuerich vereint, ein reiszug<br />

ins Hoegoew, besatzung ir anstoessen und etlich an<strong>der</strong> i0<br />

sacheu hond angesechen.<br />

Als nun in wi<strong>der</strong> angefangnem krieg <strong>der</strong> Eidgnossen und <strong>der</strong><br />

[1190] Puenter manungen im Oberland sind ussgangen, und ie,<br />

wie obgemelt, die nächsten iren zuozug ilends getan, hond sich<br />

12. Febr. gmein Eidgnossen uf die jungen vasnacht, was <strong>der</strong> 12. tag Hör- 15<br />

nung, zuo Zuerich versampt 1 ), da zuovor sich gmeinlich und ein-<br />

(321)hellig entschlossen und vereint, fuernaemlich nach inhalt irer |<br />

geschwornen puenden, um ihre friheit, er, Hb, gut, land und luet,<br />

zuoglich ir redlichen altvordren, so die gwunnen, zeschirmen und<br />

zeretten, als ir vermoegen zuosamen zesezen, und bienandren ze- 20<br />

sterben und zegnesen. Hieruf raetlich beschlossen, so das Oberland<br />

und die Puenter gnuogsam mit <strong>der</strong> [1192] 7 orten, S. Gal, Appenzel,<br />

Tockenburg und andrer zuogewanten hilf verwart sigid, so<br />

solle Zuerich, Bern, Friburg, Solaturn und Schafhusen, nach not<br />

geruest, mit iren paneren angends mitenan<strong>der</strong> ins Hoegoew ziehen, 25<br />

da ir viend suchen und strafen.<br />

Zfisaez.<br />

Item und von stund an verordnet ins Turgoew, sun<strong>der</strong>s gegen<br />

Costenz, da sich die Swaebschen stark versamletend, gon Diessenhofen,<br />

Schafhusen, Rinow, Keiserstuo], Zurzach, Kobeltz 2 ) gmein; 30<br />

Zuerich an sinen orten Ryns 8 ) zuosaez; Bern und Solaturn zwischen<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. 592.<br />

2) Coblenz am Zusammenflusse <strong>der</strong> Aare und des Rheins.<br />

3 ) D. h. in den zürcherischen Ortschaften am Rhein.


120 1499<br />

Ryn und <strong>der</strong> Aren; item Bern [1192] und Fryburg am Lebergebuerg;<br />

item und ob Costenz hinuf unss gon Werdenberg, S. Gal,<br />

Appenzel und d'Eidgnossen; item und von Kur an d'Etsch die<br />

Puenter verwarung zettln •), wie ouch allenthalb sclinel geton ward,<br />

5 und nach und nach, nach zuovallen<strong>der</strong> notturft, gebesseret.<br />

Bescheid des Bischofs von Costenz.<br />

Dem bischof von Costenz uf sin beger und uf ver | truwte (322)<br />

vereinung nachgelassen, unpartlsch zesitzen, und sine plaez mit<br />

den sinen ze besetzen •). Was den Eidgnossen an Gottlieben schaedio<br />

lieh, also dass si nacher etlich siner plaez selbs besaztend. Bischofzel<br />

3 ) und junkher Hans [1193] von Landenberg 4 ) erluetretend<br />

sich, ir lib und guot zuon Eidgnossen zesezen, und als <strong>der</strong> bischof<br />

begert zuo scheiden, ward im zuo antwort: so d'Eidgnossen, ziim<br />

krieg verursacht, mit iren ofnen panern im veld laegid, haettid si<br />

is nit gwalt, dankid frintlich siner gnaden guotwülikeit.<br />

Bescheid des nidren punts und Rotwil.<br />

Hond den nidren pund, nämlich die bischof und staet Strassburg<br />

und Basel, Colmar und Schietstat, um guot ufsehen, und<br />

um des ufsehens erluetrung lassen ersuchen 5 ).<br />

20 Welche also von Eidgnossen oft ersucht, nach dem inen und<br />

ouch dem pfalzgrafen und herzo[1194]gen von Saffoy 6 ), mit gebnem<br />

gunst <strong>der</strong> Eidgnossen, frid zemachen, zuo Costenz und zuo Überlingen<br />

von kuengschen und Swaebschpuendschen raten und hoptlueten<br />

ward abgeschlagen, und ins Römscheii richs nammen wi<strong>der</strong><br />

25 d'Eidgnossen streng gemant wurden. Do stuondend zuo irem spot<br />

und schaden <strong>der</strong> bischof und stat Strassburg, Colmar und Schlet-<br />

' i) Eidg. Absch. III. 1. 592 und 595.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. S. 593 (13. Februar).<br />

3<br />

) B. gehörte dem Bischof von Constanz, genoss aber eine gewisse<br />

Selbständigkeit.<br />

4) Zu Altenklingen (vergl. Eidg. Absch. III. 1. 592).<br />

5<br />

) Eidg. Absch. III. 1. S. 593.<br />

6<br />

) Das Anerbieten des Herzogs von Savoien siehe Eidg. Absch. III. 1-<br />

594. 594 (25. Februar).


1499 121<br />

stat zuon kuengschen; so blibend <strong>der</strong> bischof und stat Basel •), item<br />

und Rotwil, uss gheiss <strong>der</strong> Eidgnossen, zuo guotem iren nuz, un-<br />

(323) partisch stil sitzen. |<br />

Bscheid des herzogen von Saffoy und <strong>der</strong> grafschaft<br />

Burguu. 5<br />

Desglich, durch mitlung einer wisen stat Bern, <strong>der</strong> herzog<br />

von Saffoy, so sinen bruo<strong>der</strong> um frid zewerben hat zuom Roemschen<br />

kueng [1195] und zuon Schwaebschen gsendt, item und die grafschaft<br />

Burgun blibend ouch unpartisch stil sitzen, liessend veilen kouf gon.<br />

Kam den Eklgnossen vast wol, besun<strong>der</strong> an salz, körn und isen. io<br />

Bscheid <strong>der</strong> froemden kouflueteu und gueeter halb.<br />

So ward beschlossen, dass, welche nit viend, ir eigne gueeter<br />

vertigetend, item und welche, wer die waerid, so den Eidgnossen<br />

und nit den vienden narung und notturft zuofuortid, in <strong>der</strong> Eidgnoschaft<br />

fri, sicher gleit habid. w<br />

Item und dass die froemde gueeter, ouch <strong>der</strong> vienden ligende<br />

zins, zechenden, schulden, o<strong>der</strong> [1196] geflöchte in d'Eidgnoschaft.<br />

niemants in rows wis, on <strong>der</strong> oberkeit willen, unverzeichnet<br />

nemen noch eignen solle s ).<br />

Uszug <strong>der</strong> stat Bern, Fryburg und Solaturn, mit iren *o<br />

panneren den Eidgenossen ziizeziehen.<br />

Nachdem, wie obgemelt, die manungen uss dem Oberland<br />

9. Pck. und von den Waldstaeten einer loblichen stat Bern uf den 9. tag<br />

Hornung warend zuokommen 8 ), hat si von stund an iren vorgeruesten<br />

(324) uszug zuo ir paner gemant, uf nächsten Zinstag <strong>der</strong> jungen | fas- 25<br />

nacht 1 ) hinzeziehen, und uf Fritag z'nacht versampt zuo Baden<br />

zesin, und da dannen, wohin si bescheiden; was doch ganz ir wil,<br />

manet [1197] ouch hiezuo nach lut ir puenden Fryburg und Solaturn 5 ),<br />

') H.Frey: Basels Neutralität während des Schwabenkrieges (Beiträge<br />

zur vaterl. Gesch. 10, 315 u. ff)<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. S. 596 (1. März).<br />

3) Raths-Man. 101, p. 87.<br />

4) Den 12. Februar.<br />

») Den 10. Februar (Miss. J. 336 b .)


122 1499<br />

nien<strong>der</strong>t dan mit ir den Eidgnossen ins Oberland unverzüglich<br />

züzeziehen; verkunt ouch angends den selbigen iren Eidgnossen<br />

iren zuozug, wie volgt:<br />

Denen frommen, fuersichtigen, wisen hoptlueten, venneren etc.,<br />

5 wo die im veld.<br />

Unser fruentlich, willig dienst, und was wir eren und guots<br />

vermoegen, zuovor! from, wis, sun<strong>der</strong> guoten fruend und getruewen,<br />

lieben Eidgnossen! Wir haben uns uf die schritten, so uns vor<br />

etlichen tagen von unsem lieben Eidgnossen von Lucern zuoio<br />

kommen, und darin dan diss kriegs ufruor fridsame gestalten angezeigt<br />

sind gwesen, hond wir uns ganz versehen, es wäre darbi<br />

beliben, und ouch daruf die unsern, so <strong>der</strong> zit uf dem weg<br />

waren, uch zuozeziehen, verhalten. Und so wir aber iez verstanden,<br />

dass sich die sach so wit gelangt, inmassen, [119.8] dass<br />

w ir etlich manungen hond Ion ussgon, und diewil nun dem also,<br />

und huet diss tags gliche ersuochung an uns beschehen, und unsers<br />

gemueets und willens alzit gwesen und noch ist, uch nit ze verlassen,<br />

haben wir fuergenommen, uf iez Zinstag mit unser stat<br />

panner und 4000 man uszeziehen, uch ze besuchen und mit trostäo<br />

lichem bistand ze begegnen, als so da gneigt sind, | alles das(325)<br />

helfen zettln und zehandlen, so einer loblichen Eidgnoschaft zu<br />

gutem mag erschiessen; das wir uch unverkuent nit lassen, uch<br />

darnach wissid zehalten. Datum uf Sontag esto mihi, was <strong>der</strong><br />

10. tag Hornungi). 10. Mr.<br />

25 Schreib ouch irem puntgnossen, dem herzogen von Saffoy,<br />

zu disem uszug guot ufsehen zehaben 2 ).<br />

Der staeteu Zuerich gon Diessenhofen, Bern, Fryburg und<br />

Solaturn gou Schafhusen zuezug.<br />

Als aber gmeiner Eidgnossen boten eben <strong>der</strong> zit zuo Zuerich<br />

so vorobge 11199] melten anschlag haftend getan, wurdend <strong>der</strong> drien<br />

statten paner gon Schafhusen ziigewisen, mit <strong>der</strong> und Zuerich<br />

ins Hoegoew zereisen, voran denen, so den vorzug an d'Switzer<br />

9 D. Miss. J. 339«.<br />

2 ) Am 12. Febr. Raths-Man. 101. p. 70.


1499 123<br />

begert hattend, ze begegnen. Und wiewol einer fuersichtigen stat<br />

Bern dis abwisung und zerteilung <strong>der</strong> Eidgnossen, so da von<br />

altem har mit gmeinem, einhelligem ratschlag versamt herzueg<br />

zetuon gewont, und suendrungen oft übel geschadet, so vast missviel,<br />

dass si vermeint die iren e wi<strong>der</strong> heim ze berufen, wan also 5<br />

durch suendrung, besun<strong>der</strong> gegen so starkem viend, als ein Eidgnoschaft<br />

vor nie gehebt, in gefar lassen zekommen.—<br />

Iedoch, do d'Eidgnossen uf geta [1200] nem anschlag be-<br />

(326) harreten, und Zürich mit ir paner und 4000 | man wol geruest zuo<br />

Diessenhofen uf si wartet, lies si unwillig disen zueg fuergon, sant 10<br />

den iren nach gon Schafhusen, zuo redlichem kriegsbruch, in volgen<strong>der</strong><br />

form ein absagbrief, den vienden vor allem angrif zuo<br />

überantworten — dann noch bisshar on alle absagung, allein mit<br />

<strong>der</strong> tat vientlich gehandlet was — ermanet si trungenlich, sich<br />

gwarsam, zuosammen und erlich zehalten, priester, geistlichen, 15<br />

kilchen, alten, wib, kinden und brands sover moeglich ze verschonen;<br />

ob villicht noch, grösser schaden ze verkommen, ein bericht<br />

und frid dester bass möchte gfunden werden, so doch ir botschaft,<br />

harum [1201] ussgesendt, noch bim Roemschen kueng, und er, <strong>der</strong><br />

Römsch kueng selb, so doch ein hopt des kriegs, noch in Nidren- 20<br />

landen verharrete.<br />

Und also kamend <strong>der</strong> drien staeten Bern, Fryburg und Solaturn<br />

paner uf die alten vasnacht zuo Schafhusen zuosamen.<br />

Absagbrief.<br />

Allen und ieden, hoptlueten, venneren, stathaltern, reisigen 25<br />

und andren, so dan zuo diser zit gegen unser Eidgnoschaft zuo<br />

offenlicher vechd und viendschaft kommen und zuo veld gelegen<br />

sind, enbieten wir, <strong>der</strong> schultes, rat und die burger gmeinlich<br />

<strong>der</strong> stat Bern in Oechtland, dass dieselben unser Eidgnossen<br />

uns durch ir brief und sigel ersticht und gemant haben, inen nach 30<br />

sag und uss kraft unser gswornen puenden wi<strong>der</strong> uch in iren<br />

fuergenomnen sachen hilflich zesin, so wit, dass wir uf [1202]<br />

(327)sölich | ir manung unser gsworen puendbrief für uns gelegt, die<br />

gar eigentlich erkonnet und in sölichen funden haben, dass wir


124 1499<br />

den selben unsern lieben Eidgnossen, soelicher ir manung halb,<br />

hilflich sin soeben und mueessen. Und darum so sagen und entbieten<br />

wir uch und allen andren uwern helferen und helfershelferen<br />

fuer uns und alle die unsern, ouch fuer al unser helfer und helferss<br />

helferen, unser öffentliche vechd und vigentschaft, und wellend<br />

ouch daruf hiemit, wie sich die sachen fürhin begeben werden,<br />

unser aller er versechen und nach notturft bewart haben. In<br />

kraft diss briefs, zuo urkuond mit unserm ufgetrukten sigel verwart.<br />

Geben Samstag vor dem Sontag Invocavit. — Was <strong>der</strong> 16. tag 16. Febr.<br />

10 Hornung — anno 99 •).<br />

Wie das dorf Geiliugen von denen von Zürich berowt<br />

und verbrent.<br />

Wie nun die paner von Zarich [1203] uf Samstag vor <strong>der</strong><br />

alten vasnacht*) gen Diessenhofen was kommen, hat her Burkis<br />

hart von Randeck in sinem Dorf Geilingen a ) die buren gemustret,<br />

und im umziehen gegen Diessenhofen lassen lieieji und pleren, u ;,.<br />

ouch iren brunnen, so über die Rynbrug ingelegt ist, zerbrechen<br />

und ein tod kalb in die brunenstuben legen; von denen von Diessenhofen<br />

also funden und denen von Zürich geklagt. Also, uf <strong>der</strong><br />

20 alten vasnacht gegen nacht 4 ), als die ge|melten puren mit irem (328)<br />

vich woltend abwichen und flöhen, ilt inen <strong>der</strong> Zürcher harst mit<br />

irem schuetzenvaenle über Ryn nach, jagt inen das vich ab, pluendret<br />

und verkueechlet egenants dorf, bezalt das [1204] tod kalb, liess<br />

den frechen muckeren*) ein vasnachtrouch ze letze, und zoch<br />

25 wolgeladen wi<strong>der</strong> heim; hat pfannen zuon kueechlin und kü zuom<br />

kalb gereicht.<br />

Zürich und Solatnrn zug ins Hoegoew.<br />

Darnach uf Zinstag, was <strong>der</strong> 19. tag Hornung, zugend dies. Febr.<br />

von Zürich mit ir paner von Diessenhofen uss ins Hoegoew gon<br />

i) D. Miss. J. 343, abgedruckt bei Hidber, a. a. 0. Archiv d. hist. Ver.<br />

III. 8, S. 110.<br />

') Den 16. Februar.<br />

*) Gailingen bei Diessenhofen, jenseits des Rheins.<br />

4 ) Sonntag Invocavit, 17. Februar.<br />

5 ) Die, welche «gemuhet» hatten.


1499 125<br />

Ramsheim'), da, nach gebnem bescheid, <strong>der</strong> andren staeten zewarten.<br />

Funden essen und trinken gnuog und niena viend; blibent<br />

da ubernacht.<br />

In dem warend die von Solaturn mit fr paner und 1300 man<br />

von Schafhusen [1205] gon Ruelissingen ä ) zogen; und als si un- 5<br />

<strong>der</strong>wegen von etlichen <strong>der</strong> vienden streifrueteren, ufs morgenbrot<br />

(329) troewende, | warend angerent, schiktend si schnei gon Ramsheim<br />

um hilf; do kamend angends <strong>der</strong> nacht tusent man, und am morgen<br />

frie, nachdem Ramsheim gepluendret und verbrent, <strong>der</strong> ganz<br />

züg von Zuerich. Fundend da ouch lifrung gnuog und kein vigend, «<br />

vermeintend aber da <strong>der</strong> andren staeten zuo erwarten; und nachdem<br />

si ir laeger hattend geschlagen und anhuobeud z'imiss kochen,<br />

gieng ein hus mit fyr an, und nam <strong>der</strong> brand gechlingen also<br />

vast überhand, dass si muostend so ilends wichen, [1206], dass<br />

si kümmerlich ire reiswaegen mochtend entflöhen, und verbrant i»<br />

diss dort' gar mit siner kilchen zuo boden. Also zugend dis zwo<br />

staet an einem hufen, einen andren wirt zesuochen, vor dannen,<br />

rowend und brennend was inen begegnet, gon Stuesslingen, da ir<br />

Eidgnossen und berueemts Vorzugs ze erwarten.<br />

Bern, Fryburg und Schafhusen zug ins Hoegoew, Randegk 20<br />

gwunnen und verbreut.<br />

Do zugend Bern, Fryburg und Schafhusen mit iren panern<br />

an einem hufen uf obgemelten tag gon Gotmadingen, blibend da<br />

ubernacht. Und als etlich vom zueg neben dem alten schloss<br />

Randegk hinliefend, [1207] und die uss dem schloss schruwend: 25<br />

mu! ble! kueekier! wantend sich <strong>der</strong> Eidgnossen knecht, taetend<br />

(330)ein anrennen, das etlich gelezt, 4 erschossen, | und ein carthon<br />

von Schafhusen zersprang. Do kam hilf und gschuez vom zueg,<br />

und ward <strong>der</strong> vest stok so hart genoetiget, dass die, so drin<br />

warend, ob 40, sich uf gnad ergabend, und ir pfaf, so aller un- 1»<br />

gstueemster was gsin, mit einem kruez vor dannen, in blossen<br />

i) Ramsen.<br />

2) Rülasingen.


126 1499<br />

hemdlin, mit staeblin, ganz stil, on mu, on ble, on kuo, weinend<br />

ab- und hinzugend. Also ward diser lastermul ouch gschweigt,<br />

und das alt hus Randegk, von unwesen <strong>der</strong> knechten, e verbrent,<br />

dan zuovor geplfmdret.<br />

5 [1208] Halsperg, Gotmadingen und Fridingen gwonnen<br />

uud verforent.<br />

Mornedigs tags frie, nachdem das 1er schloss Halsperg 1 ) und<br />

ouch das dorf Gotmadingen gepluendret und verbrent was, zock<br />

diser zueg in guoter Ordnung un<strong>der</strong> Twiel 8 ) hin, iren Eidgnossen<br />

io zuo, gegen Stuesslingen; und als er da nit plaz mocht haben, laegret<br />

er sich dabi ins dorf und für das guot schloss Fridingen, gewans,<br />

pluendrets und verbrants beide on einen empfangnen schaden;<br />

aber unwit darvon wurdend etlich wierfischer von streifrueteren<br />

erstochen und erschossen. | (331)<br />

15 [1209] Rossnegk und Honburg ingenommen, gepluendret<br />

uud verbrent.<br />

Hie mitan wurdend die starke und volle schloss Rossnegk<br />

und Honburg 3 ) von gmeinen knechten Zürich, Solaturn und<br />

andren ingenommen und uss untruew e verbrent, dan gar ent-<br />

20 pluendret; deshalb, besun<strong>der</strong> zuo Honburg, vast vil guots verbräm<br />

Hattend daselbs die edlen frowen, so diss schloss woltend 6 ufgeben,<br />

dan lassen beschiessen, mit irer haenden pluen<strong>der</strong>le, item<br />

und 63 buren lassen ab- und hinziehen. Der her diss schloss,<br />

Wendel von Honburg, was nit bi land; hierum er nach gemach-<br />

25 tem friden lang vergebens um empfangens Schadens ersatzung<br />

warb; [1210] dan wiewol er nit viend wolt sin, so warend doch<br />

sine viendseligen buren und vil <strong>der</strong> vienden gueeter im schloss,<br />

hattend haruss 3 Eidgnossen erschossen und etlich übel mit<br />

werfen geschaediget.<br />

') Nach landschaftlicher Aussprache = Heilsberg, bei Hohentwiel.<br />

2) Hohentwiel.<br />

3 ) Roseneck bei Singen, Homburg nördlich von Radolfzell.


1499 127<br />

Stuesslingen gepluendret und verbrent.<br />

Indes rechnetend die von Zuerich und Solatum mit Stuesslingen<br />

und siner lustigen bürg; und als die mulfreidigen wirt, vor be-<br />

(332) gertem vorzug, al | die vorflucht haftend schantlich gewonnen, —<br />

muostend ire bürg, hueser und hab die tuere irten bezalen — ge- 5<br />

pluendret und verbrent. Desglich mit andren doerfern, hoefen und<br />

bürgen, hie umligend, gehandlet ward.<br />

[1211] Nach zerschlagnem auschlag uf Überlingen, fuerzug<br />

im Hoegoew.<br />

Do nun die fünf staet <strong>der</strong> Eidgnossen, so zuo Stuesslingen und w<br />

Fridingen lagend, zitlich vor dem Samstag <strong>der</strong> ersten vastwochen')<br />

an <strong>der</strong> gegne haftend ufgerumt und firabent gemacht, giengend<br />

si mitenan<strong>der</strong> ze rat, was witer zetuond. Und als gmeiner Eidgnossen<br />

boten, do zuo Lucern versampt 2 ), insun<strong>der</strong>s Zuerich, inen<br />

den anschlag zuoschriben, nämlich dass das ober her im Oberland, «<br />

so ouch einen firabent gemacht, den Ryn gewonnen hat, oben<br />

herab, und diss her unden hinuf durch <strong>der</strong> vienden erdrich zugid,<br />

[1212] und vor Überlingen — so zuom krieg ouch vil urhab hat<br />

geben — zuosamen kaemid, ire viend, die fuernemlich da und zuo Costenz<br />

lagend, heruss zuom strit zereizen o<strong>der</strong> ir land mit row und so<br />

brand zestrafen.<br />

Disem anschlag, als zuo fuerdrung des kriegs end dienlich,<br />

trang Zuerich so vast nachzekommen, dass ouch die stat Zuerich<br />

einer stat Bern ilends und ernstlich, die iren im veld harzuo zewisen,<br />

verschreib; wan die iren, insun<strong>der</strong>s die hoptluet im veld, 25<br />

(333) mit Fryburg und Schaf |husen, gemelten anschlag ganz abschlagend,<br />

fuerwendende mangel an lifrung und wetter und nit noch<br />

wi<strong>der</strong> des Roemschen richs staet 3 ) sin vientlich zehandlen, wilgetend<br />

aber, durchs Turgoew uf zuo iren [1213] Eidgnossen ins<br />

Oberland zeziehen; das aber Zuerich und den taghern zuo Lucern w<br />

•) Den 16. Februar.<br />

2) Seit 25. Februar (Eidg. Absch. III. 1. S. 594).<br />

3 ) Zu diesen gehörte Ueberlingen.


128<br />

1499<br />

widrig, o<strong>der</strong> so doch hie zugegen, im Hoegoew, noch vil und gross<br />

einer Eidgnoschaft beleidiger ungestraft; nach des hoptmans von<br />

Schafhusen rat, welid si iren ker wi<strong>der</strong> die selbigen nemen, begerende<br />

gmeinlichen inen harzuo zewilligen und ze verhelfen.<br />

s Stoul'en, Singen, Riethem, Hiltzingen etc. plueudret und<br />

verforent.<br />

Brachend hie mitan uf zuo Fridingen und zuo Stuesslingen, und<br />

zugend, wie vor, in zweien hufen gegen Hiltzingen, so ouch um<br />

den vorzug gemarktet, und zuom Vorzeichen [1214] <strong>der</strong> wirt daio<br />

selbs an sin nuew hus einen Swytzer mit einer kuo und schantlichen<br />

rimen gemalet hat; lagend da ubernacht, und un<strong>der</strong>wegen<br />

wurdend Singen, das schloss <strong>der</strong>o von Randeck, Stauffen und<br />

an<strong>der</strong> plaez gepluendret und verbrent; Riethemi), durch pit und<br />

buergschaft des abts von Stein 2 ), so zins, zehenden und höf da<br />

iö hat, um 1600 gülden gebrandschazt und gepluendret; und als <strong>der</strong><br />

bär das bschissen 3 ) wirtshus zuo Hiltzingen mit brinnendem strouwisch<br />

wolt faegen und wischen, und es aber zuo nach <strong>der</strong> kilchen,<br />

zerreiss ers zuo kleinen stuecken, truogs | an einen hufen, da wards (334)<br />

mit dem ganzen dorf zuo aeschen gefaegt und gewischt.<br />

20 [1215] Das staetle Engen augeloffen, Witertingen, Weltschingen,<br />

Worblingeu, Niiwenhusen etc. gepluendret<br />

und verbrent,<br />

Und als nun d'Eidgnossen dise mulfrechen puren, iren wirt<br />

und sinen maier tuer bezalt hatten, zugend si fuerbass, lagerten<br />

25 sich gon Witertingen. Da schussend die frien und gmeinen knecht<br />

fuer an das staetle Engen, da, und zuo Aach <strong>der</strong> stolz Hoegoewisch adel<br />

bi irem hoptman, her Cuonrad von Schellenberg, versampt, sich<br />

ganz stil inhielt, des Wirtenbergischen zuegs, so zuo ross und zuo<br />

fuoss was uf <strong>der</strong> ban, wartend. Und [1216] als die knecht am<br />

•) Rietheim.<br />

*) Der Abt des Klosters zu Stein am Rhein.<br />

3 ) Mit dem oben erwähnten Spottbilde beschmiert.


1499 129<br />

abent diss staetle hattend angeloffen und ufgevordret, vermeintend<br />

si sich darin zeweren, brantend selbs ire vorstat ab, so pluendreten<br />

und verbranten d'Eidgnossen das dorf Weltschingen,<br />

z'naechst vorm staetle, in willen, morgen das zestuermen; pluendreten<br />

ouch und verbranten an<strong>der</strong> plaez: Worblingen, Wychs, 5<br />

Nuewenhusen •); das schloss liessend si Jacob Metelin um<br />

hierum gebne schenke, zu räch Peter Andres kammerre<strong>der</strong>s a ),<br />

verbrennen.<br />

Ursach erwegung zftm abzug <strong>der</strong> Eidgnosseu uss dem<br />

Hoegoew. 10<br />

In dem, als die frien und gmeinen knecht erst meintend an<br />

(335) iren hoptvienden, dem stolzen adel, er | [1217] inzelegen, erhuob<br />

sich ein unwil im laeger, also dass die obren hoptluet mit iren<br />

paneren sich zuo heim- und abzug bewegten, uss ursach noch<br />

vorgemelts anschlags, ungewitters, grosser kälte und sehne, an 15<br />

lifrung mangels; dan was nit geflocht was, ward alles vom unghorsamen<br />

harsch, vor dannen wie ein hagel farend, gewueescht<br />

und uss dem veld gefueert; dass <strong>der</strong> schlecht, from graf Erhart von<br />

Tengen, burger zuo Schafhusen, frids begert; dass die von Solaturn<br />

in ir herschaft Kueenberg 3 ) warend von vienden beschädiget. 20<br />

Item, und des elenden, erbaermklichen, grusamen grasen ab<br />

grosser anzal kinden, wiben, kintbetterin, alten, kranken, [1218]<br />

siglosen lueten, so da vom fyr kam nackend im sehne entfliehen<br />

o<strong>der</strong> entflocht mochtend werden, und vil, vom fyr entrannen, in<br />

<strong>der</strong> kalte mästend ver<strong>der</strong>ben. u<br />

Von Eidgnossen im Hoegoew getaner und enpfangner schad.<br />

Dan warlich da von Eidgnossen ganz grün und grusam lang<br />

gelitne schmachwort und Verachtung mit row und brand gerochen,<br />

also dass inert acht tagen ob 20 schloss, bürg und doerfer berowt<br />

•) Wie die vorher genannten Dörfer, in <strong>der</strong> Nähe von Engen.<br />

2) Als Kammerredner betheiligt am Prozess gegen Mötteli.<br />

3 ) Die Herrschaft Kienberg im östlichen Theil des Kantons Solothurn,<br />

an den Grenzen des Frickthals (vergl. dazu Eidg. Absch. III. 1. S. 594).<br />

9


130 1499<br />

und verbrent wurden, und dennocht <strong>der</strong> merteil, wi<strong>der</strong> verbot ir<br />

obren, vom mutwilligen bluotharsch und nuews nammens kistenfegern,<br />

fuernemlich | den [1219] oberlaendischen Berneren, on alle (336)<br />

schuld ir obren, so fuernemlich darum abzugend, zuogelegt, welche<br />

5 ouch ires unghorsamen usschweifs und frefels ob hun<strong>der</strong>t man<br />

den streifrueteren dahinden liessend, dan sust sich kein viend nie<br />

zur gegenwer im veld erzeigt; wie aber d'Eidgnossen, darum<br />

uszogen, vermeintend, soelte uf das truzlich <strong>der</strong> Hoegoewschen<br />

rueemen sin beschallen.<br />

io Ab- und heimzug <strong>der</strong> Eidgnossen uss dem Hoegoew.<br />

Und wiewol nun dis gaeher ufbruch vilen vast übel gfiel,<br />

grosse nachred, und gemachter, ouch mit gelt gemachter pratik<br />

mit dem [1120] adel, wi<strong>der</strong> die obren hoptluet, insun<strong>der</strong>s Bern,<br />

argwon bracht i), — dan, wie vorgemelt, die rechten burenfresser<br />

15 und sufer zuo Engen und zuo Aach lagend, und erst ein zueg viend<br />

zuo Tüengen vom grafen von Sultz, was ingelassen; — dennocht<br />

brachend die staet uf mit iren paneren und zugend iren landen<br />

den nächsten zuo, Zürich gon Stein, Bern, Fryburg, on Solaturn,<br />

mit Schafhusen, und da durch gon Baden. Erbutend sich, nach<br />

20 ansehen gmeiner Eidgnossen und gheiss irer herren zeziehen zuo<br />

den obren Eidgnossen, o<strong>der</strong> wohin | man ir bedoerfte, doch unge- (337)<br />

suendret und unzerteilt; und als indem die obren Eidgnossen ab-,<br />

do zugend dise heim.<br />

[1221] Diewil aber die paner von Zürich zuo Stein wartet,<br />

25 unss si <strong>der</strong> obren Eidgnossen abzug vernam, ward von den iren<br />

die bürg Oberstad 2 ) so <strong>der</strong> Mässli von Costenz was, ingenommen<br />

und verbrent.<br />

Der tiimprobst von Costenz gfangen im Hoegoew.<br />

Und als <strong>der</strong> tiimprobst von Costenz mit sinem bruo<strong>der</strong> und<br />

30 einem edlen von Knoeringen gwapnet im HÖgoew von Eidgnossen<br />

i) Beson<strong>der</strong>s wurde <strong>der</strong> Schultheiss Willi, von Diessbach verdächtigt,<br />

vergl. darüber Eidg. Absch. III. 1. S. 595.<br />

2) Oberstaad oberhalb Stein am Rhein.


1499 131<br />

gfangen gon Winterthur zuo gmeiner Eidgnossen banden gelegt<br />

was, und <strong>der</strong> bischof mit sinem capitel von Costenz hoch um ire<br />

ledigung hat an d'Eidgnossen geworben und nuet erworben, wurdend<br />

si, nit [1222] on zorn <strong>der</strong> Eidgnossen, von denen von Winterthur<br />

ledig gelassen 1 ), uf dass vilicht dise stat nit mit ban und 5<br />

interdict gebunden wurde.<br />

Abfal von Zürich des grafen von Snlz.<br />

In dem ouch, als d'Eidgnossen im Hoegoew abzeziehen hattend<br />

fuergenommen, uf S- Mathistag 2 ) schikt graf Sigmund von Lupfen,<br />

obrister hoptman, und Lux von Ryschach, einen zueg von Waltz- io<br />

(338) huot gon Tengen, gwan diss staetle und das schloss | Kuessenberg<br />

mit drien papirschuezen, damit <strong>der</strong> graf von Sulz sines ewig vereideten<br />

burgrechts, gegen einer stat Zürich verbunden, ledig und<br />

verwart meint zesin 3 ), deshalb aber <strong>der</strong> sinen bi 300 [1223]<br />

man, vor Kuessenberg ussgeschlossen, in halt irs bürgerlichen eids 15<br />

und irs herren untruew, vielen zuo Zurzach über Ryn zuon Eidgnossen<br />

und blibend bi inen unss zuo end diss kriegs. Wurdend<br />

von den iren, wie die andren von Eidgnossen, berowt und verbrent;<br />

dan sobald d'Eidgnossen uss dem Hoegoew hin<strong>der</strong> sich über<br />

28. Febr. Ryn warend verrukt, uf den lezten tag Hornung, brach <strong>der</strong> 20<br />

zuosaz uss Thueengen und Stielingen, ins Kleckgoew 4 ), rowt und<br />

brant zuo Raftz etliche huoser, erstach ein man, und als <strong>der</strong> stürm<br />

uf was, ilt er mit einem row vichs wi<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>sich an sin gwarsame.<br />

Ward doch hernach alles hart gerochen.<br />

[1224] Der grafen von Thierstein von Solaturn abfal. 25<br />

Desglich zuo <strong>der</strong> zit begegnet denen von Solaturn mit iren<br />

(339) erbburgeren, den grafen Wilhelm und Oswald | von Thierstein,<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 598.<br />

«) 24. Februar.<br />

3) Der Graf von Sulz übergab Thiengen und Küssenberg, sobald er<br />

zum Schein seinem Eid genug gethan hatte.<br />

4) Klettgau, die Landschaft nordwärts vom Rhein, unterhalb Schaffbausen,<br />

zwischen Rhein und Wutach.


132<br />

1499<br />

so ire schloss ouch den Romschkuengischen uftaten, vermeinend,<br />

wie <strong>der</strong> von Sultz und <strong>der</strong> ni<strong>der</strong> pund, si waerid dem Roemschen<br />

kueng me, dan den Eidgnossen, verpflicht, und wurdend haruf zuo<br />

irem grossen schaden <strong>der</strong> Eidgnossen viend •).<br />

5 Row und brand uf Bern, Solaturn und Baden, item<br />

Schafhusen.<br />

Also beschach ouch in <strong>der</strong> zit des Hoegoewzugs ein starker<br />

ussbruch ze ross und ze fuoss, ob 1700 man, uss den vier statten,<br />

insuen<strong>der</strong>s Waltzhuot, da <strong>der</strong> zuosaz am groesten; welcher berowt<br />

io und [1225] brant etliche hoef und doerfer, in den herschaften<br />

Solaturn, Bern und Baden gelegen, aber den meren teil dem<br />

meister S. Johans ordens, so doch irer parti ein graf von Werdenberg<br />

was, ?ns hus Luekrun 2 ) gehörend. Und als die schaf, wie<br />

man spricht, uss dem stall warend kommen, besaztend d'Eidi5<br />

gnossen diss gotshus mit soeldneren, und Bern und Solaturn bewarfen<br />

des gebirgs rik und weg bass; so ward ouch diser schad<br />

bald hernach mit grösserem gegenschaden gerochen.<br />

Desglich bald hernach wurden die von Schafhusen uss<br />

Waldshuot und Thueengen ouch mit row und brand nit ungerochen<br />

so beschädiget.<br />

[1226] Der Eidgnossen im Oberland, zii S. Johans-Hochst<br />

und zue Hard, namhafter slg.<br />

Indem nun als die staet <strong>der</strong> Eidgnossen, wie nächst | hievor (340)<br />

gemelt, ins Hoegoew warend zogen, und das ober her <strong>der</strong> Eides<br />

gnossen, wie vor egemeltem Hoegoewzug ist beschriben, zuo Rankwyl<br />

ligend, die Walgoewer uf hat genommen, uf den 20. tag Hör-20. Wr.<br />

nung, was Mitwoch in <strong>der</strong> fronvasten, da dannen ufgebrochen,<br />

gon Rinegk zuo wolt ziehen, und iezt gegen S. Johann-Hoechst 3 )<br />

') Schloss Thierstein wurde sofort von den Solothurnern eingenommen<br />

(Eidg. Absch. III. 1. S. 598).<br />

2) Die Johanniter-Comthurei Leuggern im Aargau.<br />

s ) Jetzt Höchst - St. Johann genannt.


1499 133<br />

rukt, da vernam, wie dass die viend daselbs und zuo Hard,<br />

stark [1227] und wol mit gschuez geruest, an zweien hufen in<br />

gutem vorteil laegid, ilten d'Eidgnossen durch stud und stok, si<br />

gaech ze ubervallen. Und als bi 400 ringer Eidgnossen, fuergeschossen,<br />

zuo S. Johans ob 1000 lanzknecht ergriffen, liessend 5<br />

ein laerm hin<strong>der</strong> sich gon, und liefend straks on alle Ordnung in<br />

si, welche, erschrekt, die flucht nit on schaden namend über<br />

ein mos gegen Hard, da, und zuo Fuossach, ir rechter zueg lag,<br />

welcher do, si ze entschuetten, ufbrach, und mit guoter Ordnung und<br />

guotem gschuez in <strong>der</strong> vorhuot bedekt, den nachilenden [1228] Eid- 10<br />

gnossen engegenrukt.<br />

Als aber d'Eidgnossen <strong>der</strong> macht, uf 10,000 geschaezt, gewar<br />

wurdend, liessend aber ein schnellen laerm hin<strong>der</strong> sich gon,<br />

iltend gmaecher, unss ir zueg mit den paneren si moecht lierreichen,<br />

und me wolmoegen<strong>der</strong> knechten — dan ie<strong>der</strong> nach sinem ver- 15<br />

mögen hinzuoilt — zuo in kaemid; vielend do nach alter gwonheit<br />

uf ire kny ni<strong>der</strong>, mit zertanen armen betende. Do meintend ire<br />

viend, si begertid gnad, und schruwend: «nein! nein! die kueekier,<br />

(341) die | boeswicht mueessend al sterben!» liessend hiemit ir gschuez<br />

wie ein hagel uf si gon. Do stünden d'Eidgnossen uf und liefend »0<br />

aber mit frier [1229] hand gegen dem gschuez und den viendeu,<br />

und drukt inen muotig ir zueg mit den paneren nach; und als die<br />

viend disen nachdruk ersachend, liessends gwer und harnesch<br />

vallen und namend abermals ein so erschrokne flucht, das ir vil<br />

in se, vil sich gar ze tod liefend, und etlich kum ufhoeren fliehen 25<br />

konten, zuo Bregenz durch, da die tor offen und ie<strong>der</strong>man geflohen,<br />

also dass, wo die nacht nit hätte gescheiden, Bregenz<br />

on not in <strong>der</strong> Eidgnossen haend wäre kommen. Und al e d'viend<br />

fünf schuez haftend geton, was inen das gschuez abgeloffen, und<br />

si in die flucht geschlagen, [1230] darin ira ob 5000 umkamend. &<br />

Da blibend in einem graben tod ob 500, <strong>der</strong> merteil Ulmerschwaben,<br />

an einem hufen ligen, machtend eine brug über den<br />

graben. So wurdend ob 2000 im Bodense erstochen, o<strong>der</strong> von<br />

sich selb ertraenkt; dan eine grosse zal lief in se und den schiffen<br />

zu, so da uf si warteten, die alle überladen, ouch von ungewitter M<br />

versunkend. So hattend sich 500 am se in d'ror und mos ver-


134 1499<br />

borgen, <strong>der</strong>en vil die nacht da zuo tod erfrurend. Und als morgen<br />

die andren zuo schif gon Lindow wurdend gfueert, sturbend ir<br />

etlich von gaeher waerme.<br />

Also beschach, dass wenig vom Swaebschen zueg unver[1231]<br />

5 lezt davon kamend, <strong>der</strong>en etlich, ni<strong>der</strong>gschlagen, so | freidig, (342)<br />

dass si biss an letsten aten wie die kaelber blaereten und schruwend:<br />

kueekler!<br />

Und aber erfaren, dass etlich so zag, dass si kum zuo Ulm<br />

und Ougspurg ufhoertend fliehen.<br />

ic Der Eidgnossen sig, inzug und läger zue Hard«<br />

Und also, nachdem die riterlichen Eidgnossen disen ganzen<br />

tag, also dass si die nacht von <strong>der</strong> nachil abtreib, riterlich gefochten<br />

und gejagt, den namhaften sig on schaden, — also dass<br />

wun<strong>der</strong>lich, nit me dan einer von Ure erschossen, und zwen von<br />

i5 Swytz wund — loblich erobret, fuenf grosse [1232] stuk und<br />

vil kleiner buechsen, harnesch und handgwer einen hufen, mit<br />

etlichen Ulmer und andrer staeten vaenlin gewunnen haftend, zugend<br />

si froelich gon Fuossach und gon Hard, lagend da drig tag, wartend,<br />

ob ir viend den schaden weltid rächen.<br />

»o Wie nun vil <strong>der</strong> Eidgnossen knechten in rieten, moesern und<br />

graebnen ire schuoch haftend abgerissen, und ein so grosse kälte<br />

was, dass nit wenig zuo tod, o<strong>der</strong> zuo unheilbarer durftikeit erfrurend,<br />

huewends den gefrornen vienden, so gut schuoch anhaftend,<br />

die fuess ab, entfroertend und beschiechtend sich.<br />

äö [1233] Wie Torburren und die Bregenzwael<strong>der</strong> von Eidgnossen<br />

ufgenommen und beschaezt.<br />

Do nun niemand kam, brachend d'Eidgnossen uf und zuogend<br />

gon Torbuerren'), in meinung den Bregenz|wald ze überziehen; ( 343 )<br />

do schiktend inen die waldluet ire erberen botschaft in das egeso<br />

nant dorf entgegen, si zürn trungenlichsten um gnad und um ir<br />

gvangen zuo Meyenveld, iezt zuo Rapperswil bi dem von Brandis<br />

') Dombirn.


1499 135<br />

ligend, bittend, und harum einen brantschaz zenemen begerend.<br />

Do wurdend si von Eidgnossen ufgenommen und begnadet, also<br />

dass si den 7 orten [1234] soeltid 2200 gülden Schätzung geben,<br />

und allen kosten und atzung bezalen, und zuo buergschaft von den<br />

160 gfangnen iedem <strong>der</strong> 7 orten 10 man lassen. Uf dise ab- 5<br />

redung wurbend die von Torbuerren und die Bregenzwael<strong>der</strong> an<br />

gmeiner Eidgnossen boten, zuo Lucern versamt, damit inen <strong>der</strong><br />

kost <strong>der</strong> atzung gemindret wurd, dass man die armen luet, und<br />

vil witwen und weisen ansehe, und von inen iezt den halben<br />

teil Schätzung bar, und den andren wol verbürgt nemen und ire a<br />

gevangnen geben weite •) Also namend gmein Eidgnossen dise<br />

erbietung an, dass zuo ufgenomner buergschaft uss [1235] den<br />

gvangnen zechen die fuernemsten unss zuo voller abrichtung Pflichtiger<br />

schuld zuo Roschach behalten, und die geledigeten mit eiden,<br />

nuet diss kriegs wi<strong>der</strong> ein Eidgnoschaft zetuon, verbunden wurdid. •*<br />

Und zuo ussrichtung dises Vertrags ward von gmeineu Eidgnossen<br />

mit vollem gwalt verordnet <strong>der</strong> amman Landolt von Glaris, <strong>der</strong><br />

ouch angends nach sinem bevelch die sach volendet.<br />

Ab- und heimzng be<strong>der</strong> heren <strong>der</strong> Eidgnoschaft.<br />

Nach dem nun die von Torbuerren und die Bregentzwael<strong>der</strong> 2o<br />

(344)sich mit den Eidgnossen im veld hattend ver | tragen, [1236]<br />

ouch niena kein viend sich herfuer tat, zugend d'Eidgnossen mit<br />

ir ufrechten, sighaften paneren und zeichen uss <strong>der</strong> vienden land<br />

ab und heim. Item und die Walliser, so mit 800 man und irem<br />

landvaenle, nach ergangnen Sachen, bis gon Rinegk warend kommen, 25<br />

Und also kamend einer loblichen Eidgnoschaft des ersten<br />

veldzugs beide her mit grossem lob um S. Mathistag 2 ) wi<strong>der</strong> heim.<br />

Wie die Etschluet das Miinstertal gewueest und ir läger<br />

gon Latsch und Mals geschlagen.<br />

So bald nun d'Eidgnossen am abzug [1237] warend, sind die 30<br />

Oesterrischen Etschluet mit macht ins Muenstertal brochen, da<br />

i) Eidg. Abach. III. 1. S. 597 und 598 (11. März); ebendaselbst auch<br />

<strong>der</strong> bezügliche Beschluss.<br />

2) 24. Februar.


136 1499<br />

gerowt und brent, was si ankamend, das kloster Münster mit<br />

siner kilchen enpluendret, sacramenthus und altar zerrissen, und<br />

die aebtissin selb drit mit ir silber und kleinot und mit aller<br />

kilchenzierd unverschont hinweggefueert, und das schloss Fuersten-<br />

5 berg gestärkt, darnach ir laeger gon Laetsch') und Mals geschlagen,<br />

da ein, wie gemeint, ungwinliche letze, von einem berg zum<br />

andren verhaget und mit allerhand gschuez und gwer zuom besten<br />

bewaret, die grawen huend, die [1238] Grawpunter, hieruss zeschaedigen<br />

und iren da zu erwarten, als dau, wie hernach gesagt<br />

io wirt, beschach. | (345)<br />

Nu<strong>der</strong>s von Grawpuntern berowt und verbrent. Hilf von<br />

Eidgnossen.<br />

Hieruf zugend die Grawenpuenter in das gross dorf Nu<strong>der</strong>s,<br />

berowtens und verbrantens zuo boden, schribend den Eidgnossen<br />

15 um hilf, und um ein zuosaz ins Walgoew. Do wurdend inen etlich<br />

wolgeschikt kriegsknecht, mit willen gmeiner Eidgnossen, von<br />

laendren geben, und Heini Wolleben von Ure, berueemten hoptman,<br />

uf sin bit und siner lantsobren gevallen, mit 20 knechten<br />

zuo inen zeziehen erlowt und gönnen 2 ).<br />

20 [1239] Von Eidgnossen etliche versehungen und Ordnungen,<br />

<strong>der</strong> zuesaetzen, reisen nnd gweren halb angesehen.<br />

Als nun d'Eidgnossen. wie vorgemelt, ires ersten anzugs in<br />

ir vienden landen gluekliche vasnacht hattend ghept, die vasten<br />

ruch angefangen, daruffroelich heim zogen warend, begiinten sich<br />

25 ire viend vom rieh, Swaebschen pund und Oesterrich ze ross und<br />

ze fuoss versamnen, allenthalb harzuoziehen und staerkeu. Nämlich<br />

gegen Basel in die vier staet, besun<strong>der</strong> Waldshuot, item Tueengen,<br />

Küssenberg, Stielingen, Hoegoew, Richenow, besun<strong>der</strong> mächtig gon<br />

Costentz, Über [1240] lingen, Lindow, Buochorn, Bregentz, Verldso<br />

kirch und hinuf unss an d'Etsch. Deshalb d'Eidgnossen und<br />

,) Latsch an <strong>der</strong> Etsch.<br />

2; Eidg. Absch. III. 1. 597 (11. März).


1499 137<br />

ire verwanten abermals von <strong>der</strong> Etsch herab unss gon Basel, und<br />

(346) von | <strong>der</strong> Linthmag f ) an, das gebuerg 2 ) hinuf unss gon Orben,<br />

mit zuosaetzen und wachten, ingmein und sun<strong>der</strong>s, wie zum gelaegnetsten,<br />

ir anstoess besaztend und bewartend.<br />

Ztisaez <strong>der</strong> Eldgnossen. 5<br />

Besun<strong>der</strong> so ward von Eidgnossen zuo Zuerich uf Oculi, und<br />

zuo Lucern uf Laetare 8 ), verordnet und angesehen, zuvor:<br />

dass iedes ort staets ein geruesten zueg halte, ilends, wohin<br />

not, zevertigen.<br />

Item, dass die laen<strong>der</strong> ire buechsen [1241] angends soeltid w<br />

vassen und haruss an notwendige ort schicken.<br />

Item, das gross gschuez in gmeinen kosten zevertigen.<br />

Item, dass die.8 alten ort und Fryburg, iedes soelte in die<br />

grafschaft Baden fuenfzig man geben, die mit <strong>der</strong> stat und des<br />

ampts lueten zebruchen in <strong>der</strong> gegne, wo not, gon Keiserstül, a<br />

Zurzach, besun<strong>der</strong> gon Kobeltz, da tag und nacht anfechtung<br />

mit Waltzhuot. Deren obrister hoptman, <strong>der</strong> vogt zuo Baden, was<br />

von Un<strong>der</strong>walden.<br />

Item, ins Schwa<strong>der</strong>loch, da sorg und on un<strong>der</strong>lass starke<br />

anfechtung uss <strong>der</strong> Ow 4 ) und Costentz, von iedem <strong>der</strong> egenanten so<br />

9 orten hun<strong>der</strong>t man zuo <strong>der</strong> Turgoewernmacht, und <strong>der</strong> grafschaft<br />

Kyburg ufsehen.<br />

Uss Gotlieben betrug und schaden.<br />

[1242] Ouch gegen Gotlieben, so dem bischof von Costetz<br />

(347) ze besetzen vertruwt, aber iezt bi nacht die Swaebschen | hat ?"><br />

darin gelassen, welche morgens unversechen 7 <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

knechten erschussend, etlich wundetend, und hernach haruss vil<br />

i) Limmat.<br />

2 ) Der Jura.<br />

3) Eidg. Absch. 111. 1. S. 595 (1. März, Freitag vor Oculi) und S. 597.<br />

(11. März, Montag nach Lätare.)<br />

4 ) Reichenau.


138 1499<br />

Schadens taten. Darum d'Eidgnossen fuerer des bischofs plaez<br />

versicbereten •).<br />

Item, ein zal gon Steckboren, Diessenhofen, Schafhusen<br />

und Rynow verordnet.<br />

5 So besazt Zürich Stein, Hohenklingen und Eglisow.<br />

Item, gon Roschach 300 gotshus S. Gallen luet, mit drien<br />

von iedem <strong>der</strong> vier verwanten orten Zuerich, Lucern, Switz und<br />

Glaris a ).<br />

Item, ins Ryntal, von iedem <strong>der</strong> 7 orten 29 man, von<br />

io S. Gal fünfzig, und von Appenzel ouch so vil 2 ).<br />

[1243] Item, in die grafschaft Werdenberg, — so die jungen<br />

herren von Hoewen, zue Lucern burger, <strong>der</strong> zit vom herren von<br />

Castelwart gekouft, inhattend, die den Eidgnossen veil butend,<br />

hernach von Glaris erkouft, und mit inen reisetend a ), — und in<br />

15 Sangans von iedem <strong>der</strong> 7 orten 10 man, mit zuostand des herren<br />

von Sax <strong>der</strong> grafschaft Tockenburg, durch Verwaltung in gmeiner<br />

Eidgnossen nammen des landvogts und Glaris, welchen ouch<br />

Meyenveld und Fudutz bevolen warend.<br />

Bern znsaz.<br />

20 Bern verordnet uss dem Hoegoew abzug, mit ufgelegter zal<br />

Ludwigen von Bürren, schultes zuo Thun, in grafschaft Baden;<br />

Hansen Kutler, | tschachtlan zuo Frutingen, [1244] ins Schwa<strong>der</strong>- (348)<br />

loch; Rudolf Sonenfro gon Kobeltz.<br />

Item, 400 gerüster man gon Lentzburg, un<strong>der</strong> Melchern von<br />

M Luternow, vogt daselb, nächster not zuozeloffen bereit.<br />

Item, allen iren verwanten edlen, reisige ristung zehaben<br />

geboten.<br />

Item, her Walthern von Halwil, Jacob von Rynach, Hans<br />

Segenser zuo Brug und zuo Schenckenberg, mit Benedict von Win-<br />

*) Die vier Namen sind erst später hinzugefügt.<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. S. 600.<br />

*) Ueber diese Beschlüsse siehe Eidg. Absch. III. 1. 595 und 596.<br />

') Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 599.


1499 139<br />

garten, vogt daselb, und her Hansen von Halwil und her Hans<br />

Arnold Segenser zuo Arow versehung, sorg und huot zetuon bevolhen»).<br />

Item, Petern ab Egk Biberstein ingeben.<br />

Item, Brandolf vom Stein mit einer zal ins Minstertal 2 ) 5<br />

verordnet, so dis burgrecht, wie wol in verwilligetem vertrag<br />

übergeben, [1245] aber noch unbeschlossen, ervordret. Deshalb<br />

dis tal mit row und brand geschaediget ward; doch, wie gemeint,<br />

mit ires herren bischofs von Basel sträflichen verhaengnuess, so es<br />

darum, unengeltlich und unsträflich zehalten, in Übergebung des 10<br />

(349) burgrechten im von einer stat Bern was vorbehalten. |<br />

Item, schikt den verdorbnen, aber manlichen Peter Schleiffen<br />

mit etlichen buechsenschuetzen gon Granson und Tscharlen 3 ).<br />

So ward Solaturn nit witer, dan ir anstöss zuo verhueeten, wie<br />

si ouch redlich mit Bern truewem zuostand tat, beladen. »*<br />

Gmeiner Eidgnossen reisordnuugen.<br />

[1246] Witer was von gmeinen Eidgnossen uf gemelten tagen<br />

verordnet:<br />

dass man die langen krueztaegen und schäflin soelte lassen,<br />

und zuom spiess, o<strong>der</strong> halbarten, o<strong>der</strong> gschuez, Schwerter, mort- 20biel,<br />

und gmein kurz Schwytzertägen, item vast buechsen und<br />

armbrost tragen, keiner on hoptharnisch sin *). Dis Ordnung<br />

hat ein stat Bern zuovor in al ire herschaft geboten, und dass<br />

die buechsenschuetzen, <strong>der</strong>en wenig im veld warend gsin, gemeret<br />

wurdid, iedem zuom tag 1 Schilling zegeben verordnet 5 ). 2s<br />

Item, dass, bi verlust lib, er und guots, keiner on urlow<br />

sines hoptmans heim o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s wohin soelte gon; item, bim<br />

eid und hie benanter straf, [1247] den hoptlueten und verordneten<br />

i) Die bezüglichen Schreiben siehe Miss. J. 357-359 (9.-11. März).<br />

•) Hier Münster in Granfelden, im Jura. Das Thal hatte, vom Bischof<br />

von Basel gezwungen, sein Burgrecht mit Bern aufgegeben.<br />

») Echallens, wie Granson, gemeine Herrschaft von Bern und Freiburg.<br />

4) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 599.<br />

5) An Stadt und Län<strong>der</strong> vom 9. März (Miss. J. 357). Der Ausdruck<br />

«Schäflin» kommt aber hier nicht vor.


140 1499<br />

amptlueten gehorsam zesin; dan die sorglich und schädlich unghorsame<br />

sich vast bin knechten hat erzeigt. | (350)<br />

Item, dass man sundren knechten keinen brantschaz nachlassen<br />

soelte, und in schlachten niemand gfangen nemen.<br />

5 Item, uss keinem laeger kein spis verkoufen, nocli fieren lan<br />

und darin vor abzug nuet brennen.<br />

Wi<strong>der</strong> die frihart.<br />

Item, als dan treffenliche reden gehalten sind von <strong>der</strong> unghorsamen<br />

knechten wegen, <strong>der</strong> frihart, so iezt in beden hoeren,<br />

io durch si begangen, ein so unzimlich wesen im veld gebracht<br />

hond, desglich von unsern vordem nie besehenen ist; dadurch<br />

wir gross unlob und ungnad gegen Got [1248] und <strong>der</strong> weit<br />

erholen; darzuo uns durch soelichs gross schmach und schand zuogefueegt<br />

moecht werden, und damit wir in die fuossstapfen unserer<br />

15 vordren moegid träten, so ist einhelliklich angesehen: wan wir<br />

hinfuer mit unsern ofnen zeichen zu veld ziehen, dass man die<br />

frihart und harsch sol ganz und gar abtun und nit me gestatten;<br />

und welche darüber unghorsam erschinend, dass man die sol an<br />

irem Hb und gilt strafen; doch welche iren herren nach ziehend<br />

20 und un<strong>der</strong> ire paner swerend, sol man lassen fuerziehen.<br />

Item, und wan wir mit unsern ofnen zeichen im veld ligend,<br />

dass dan alle unsern, so un<strong>der</strong> unser Eidgnoschaft paner o<strong>der</strong><br />

vaenlin ziehend, dass die, von welchen orten si sid, unsern hoptlueten<br />

in <strong>der</strong> vor- o<strong>der</strong> nachhuot, iren geboten und verboten ghor-<br />

25 sam sin sond, bi ßgenanter straf. | (351)<br />

Item, und als dan iezt im veld, von beiden hoeren, von unser<br />

Eidgnoschaft [1249] knechten, gross unghorsame gwesen ist, und<br />

die gebot unser hoptlueten veracht habend, dardurch uns <strong>der</strong> tagen<br />

einist gross schmach, schand und schad, wie zuo besorgen, zfiso<br />

gfuegt möchte werden, wan si haben etlich kilchen ufgebrochen,<br />

kelch, messgwand und kleinot daruss entfrömt, dadurch Got geschmächt<br />

ist, und zuo besorgen, wir <strong>der</strong> tagen einst durch in geplaget<br />

moechtid werden; soelich uncristlich wesen abzestellen, ist,<br />

Got zuo lob und er, ernstlich angesehen, dass niemand we<strong>der</strong>


1499 141<br />

kilchen noch priesterschaft enteren noch berowen sol, bi straf<br />

libs und guots on gnad.<br />

Des entcrist zeichen und gwalt, in disem krieg ouch<br />

erschinen.<br />

Hie siht man, wie so gwaltig des entchrists forcht und er, 5.<br />

dass siner doten kilchen und doten pfiferen so hoch verschont,<br />

da aber um Christus lebendigen kilchen [1250] und basuner nu<br />

gar kein rechnung gehalten wirt.<br />

Ja, wie ich selbs in einer nämlichen hohen schul l ), in ueebung<br />

(352) diss grimmen kriegs gehoert | hab, da warend bi den fuersten und 10<br />

staeten vil be<strong>der</strong> ständen hochgeacht <strong>der</strong> heiligen schritt und <strong>der</strong><br />

heiligen rechten genemt doctor, und wit an 1er und leben verrueemt<br />

prediger, ouch mit hoher bevelch ir bischofen, so da<br />

öffentlich uf iren canzlen und hohen stueelen als veldhoptluet<br />

ermantend, lertend und trungenlich schruwend, wi<strong>der</strong> d'Eidgnossen 15<br />

nit an<strong>der</strong>s dan die Türken sin zekriegen. Was billich, dass<br />

disen heiligen nach irer 1er und glouben gelunge, wie täglich <strong>der</strong><br />

maussen beschach, dass si vor schäm heiser wurden.<br />

[1251] Noch so warend hargegen in beden ständen erfaren,<br />

verständig, redlich luet, denen diser pfif gar nuet geviel; dorsteut 20<br />

dennoch nicht ir spotlichen heisrom lut und offenlich lachen,<br />

sagtend: die Swytzer woeltid nit ab canzel und brenten worten<br />

fliehen, vallen o<strong>der</strong> sterben. Wan ein berueemte Eidgnoschaft<br />

noch bi vil Tuetschen fuersten und statten ein so guoten nammen<br />

und glowen hat, dass <strong>der</strong> Roemsch kueng zuo letst selber sprach: 25<br />

er koente nit Swytzer mit Swytzeren schlahen.<br />

[1252] Werbung des kuengs von Frankrich an gmein Eidgnossen<br />

um vereinung.<br />

Wie nun dis schwerer krieg nit on son<strong>der</strong>lichen und ge-<br />

(353)flissnen zuoschub eines kuengs von Frankrich, als | im alein nuez, 30<br />

i) Demnach war A. im Jahr 1499 also wohl an <strong>der</strong> neugestifteten<br />

Hochschule zu Tübingen, siehe auch hienach.


142 1499<br />

nämlich das herzogtuom Meyland ze erobren, was zuo fuergang<br />

kommen, und <strong>der</strong> kueng hievor, wie in vergangen jaren gemelt,<br />

d'Eidgnossen nit hat moegen mit im in einhelige vereinung bringen,<br />

ieztan in irer not si vermeint dahin ze bewaegen, sant er<br />

s vor angrif dis kriegs haruss gon Genf sin treffenliche botschaft,<br />

nämlich herren [1253] Tristand vonSalazar, erzbischof zuo Sanss •)<br />

und prima in Gall und Germania, Rygod von Dorsell, ritern<br />

und kuenglicher majestat hofmeister, und Antoni de Besse, riter,<br />

bali zuo Dision und <strong>der</strong> Tuetschen knechten obrister hoptman, ja<br />

io zuo <strong>der</strong> zit babst •). Dise botschaft, uss bevelch ires kuengs, warb<br />

fuerer um gleit in d'Eidgnoschaft, rukt haruss in angangnem<br />

krieg gon Fryburg, lag da, bis ir begert gleit von allen orten<br />

gon Zuerich, uf den ersten tag Mertz — war Fritag vor Oculi —<br />

ward geben; da ist ir anbringen verabscheidet, wie hie nach<br />

is volget.<br />

Abscheid <strong>der</strong> Franzesischen botschaft aubringens.<br />

[1254] Es weist ie<strong>der</strong> bot wol zuo sagen das anbringen <strong>der</strong><br />

botschaft von Frankrich, wie sich die hoch und | treffenlich in (354)<br />

nammen <strong>der</strong> kuenglichen majestat erboten und ein vereinung mit<br />

20 uns Eidgnossen zuo volstrecken begert hat und uns dabi ze erkennen<br />

geben, dass die kuenglich majestat soeliche vereinung nit<br />

an uns beger durch siner notturft o<strong>der</strong> nutzes willen, dan si mit<br />

unserm heiligen vater, dem babst, ouch mit den kuengen von<br />

Hispania, Portugal, Engeland, Schotten und Ungern, und ouch<br />

25 mit herzog Philippen von Oesterrich und Flan<strong>der</strong>n, des glich mit<br />

den Venediern, Florentinern und andren sinen vienden, ganz<br />

verriebt, versueent und vereint sie; sun<strong>der</strong> so hab die kuengliche<br />

majestat angesehen und betrachtet unser nation stritbare manlikeit,<br />

und ouch die alten fruentschaft und liebe, so dan <strong>der</strong> sel-<br />

30 bigen vorfaren seliger gedaechtnuess, die kueng Karle, Ludwig und<br />

Karle mit uns gehebt haben, die dan zuo beden teilen nit uebel<br />

') Sens.<br />

2| Der gewandte Franzose galt den deutschen Söldnern mehr als <strong>der</strong><br />

Papst. Vergl. oben S. 72 (Z. 11).


1499 143<br />

erschossen; [1255] des glichen so haben wir inen wol gedient<br />

und ouch wol erschossen. Darum sin küngliche majestat zuo<br />

wi<strong>der</strong>geltung siner vorfaren in unsern noeten sich billich erzeig,<br />

und soeliche fruentschaft zuo nuz und trost zuo ernueweren an uns<br />

begeren und suchen tueege, ob wir echt die von siner kuenglichen 5<br />

majestat begeren ufzenemen. Dan si nuetzet an<strong>der</strong>s suche noch<br />

begere, dan dass unser nuz bass dan ir sie, dass wir ouch dabi<br />

wol ermessen moegen, so si uns gelt und luet gebe, wo wir <strong>der</strong><br />

notturftig wurden o<strong>der</strong> wären; o<strong>der</strong> aber, wo wir <strong>der</strong> lueten nit<br />

woeltid, ein merkliche sum gelt darfuer, we<strong>der</strong>s wir woellend. Nun 10<br />

(355) so sie nit an, etlich un<strong>der</strong>standen villicht einen | Unwillen an<br />

<strong>der</strong> hilf, so wir uns gegen <strong>der</strong> kuenglichen majestat verbünden<br />

soelten; das si ouch an dem end beunbilliche, angesechen dass<br />

dennocht ein iedes herz wol betrachten soelt und moecht, diewil<br />

die kuengliche majestat uns in unsern noeten sich ouch verpflicht u<br />

uns hilf zetuond schuldig sin, o<strong>der</strong> aber uns fuer [1256] soliche<br />

hilf 80000 gülden zegeben, dass wir dan billich siner kuenglichen<br />

majestat wirlerum ouch etwas zetuond schuldig sin soelten. Zu<br />

dem, dass dennocht sin kuengliche majestat sust iedem ort ouch<br />

2000 franken jaerlich gibt, on an<strong>der</strong>s, nit kleins. So sechen wir 20<br />

wol, dass uns ein hus von Oesterrich und insun<strong>der</strong>heit iezt <strong>der</strong><br />

Roemsch kueng nit vast erschossen, an<strong>der</strong>s dan dass si uns iewelt<br />

und von altem har mit iren worten geschmaecht, und uns alwegen<br />

mit krieglichen ufruoren wi<strong>der</strong>wärtig gwesen und zuo beden teilen<br />

enandren geschaediget haben, als dan uf dissmal aber beschicht. 23<br />

Zuo glicher wis so bedoerfen wir uns nit an des herzogs von<br />

Meyland hoefliche wort keren, dan er uns we<strong>der</strong> truew noch hold<br />

sie. Das moegen wir wol ermessen: er habe täglich sine botschaft<br />

bim Roemschen kueng, habid ir gespraech mitenau<strong>der</strong>, und un<strong>der</strong>standid<br />

dise vereinung zwischen uns zeweren. Des willens aber 30<br />

die kuengliche majestat von Frankrich nit sie, sun<strong>der</strong> so schlahe<br />

si al weit und red uss und begere [1257] mit niemands fruentschaft<br />

und einung zehaben, dan mit uns. Soelichs er uns ouch<br />

nit unentek lassen, sun<strong>der</strong> uns das im besten kund tuen wolle.<br />

Wo wir nun soeliche vereinung und fruentschaft mit siner kueng- 35


144 1499<br />

liehen | majestat annemen, wollen si wol in guoter hofnung sin, (356)<br />

dass disem krieg <strong>der</strong> hals ab wäre. Dan sobald soeliche vereinung<br />

angenommen und beschlossen wurd, ste die kuenglich<br />

majestat des willens, hab ouch sine luet darzuo und daruf gericht<br />

5 und bereit, dass si uns trostlichen zuostand und zuo hilf kommen<br />

und tuon welle, was sin kuenglich majestat uns zettln schuldig<br />

sie und mer. Und ob daran nit gnuog waere, woelle die kuengliche<br />

majestat mit irem eignen Hb kommen, und alles das zuo uns<br />

setzen, das sine krön vermocht. Zuo dem witer ze betrachten ist,<br />

ii) wan soelich vereinung zwischen beden teilen beschlossen wurd,<br />

dass man uns dan fuer die moechtigesten in <strong>der</strong> Cristenheit schätzen<br />

wurd, und moechte an dem end mit <strong>der</strong> hilf Gots niemand wi<strong>der</strong><br />

uns. Ouch wurdend unser viend darab sich schwächeren und<br />

schrecken enpfahen; da sust, wo soelichs nit beschaech, si sich<br />

'5 er[1258]froewen täten. Soelichs alles ze verkommen, habe si die<br />

kuenglich majestat haruss gevertiget, mit bevelch, uns alles das<br />

zu entecken, und sinen guoten willen zuo erkennen zegeben, als<br />

si ouch ton haben, mit beger, die wil wir doch mit vollem gwalt<br />

hie sid, soeliche vereinung mit inen zuo vorstrecken, das wir doch<br />

so ilends und angends an unser herren und obren bringen wollen,<br />

und kurz tag darum zesetzen, damit inen antwurt werd, was<br />

willens wir sid. Dan die kuenglich majestat hab inen ein zit<br />

bestirnt, uss zestn, und nit länger, si schaffid o<strong>der</strong> nit. Soeliche | (357)<br />

zit nun naechere, dass si das nit doerfen in keinen weg übersehen;<br />

25 um deswillen bitten si uns, die sach zefuerdren.<br />

Und uf das alles ist diss ir beger und anbringen angenommen<br />

und iedem boten enpfolen worden, die heim zebringen und<br />

mit sinen herren und obren die dinge zuo erwägen, und zuo betrachten,<br />

was uns allen, ob wir das abschlahen o<strong>der</strong> ufnemen<br />

30 sollen, daran gelegen sie. Und insun<strong>der</strong>heit in disen schweren<br />

kriegsloeffen, darin dennocht hilf, trost und bistand mit lueten<br />

[1259] und gelt nit zuo verschmähen, <strong>der</strong> glichen ouch nit ufzenemen<br />

waere, was uns und den unsern nachmals uebel moechte<br />

kommen. Um des willen so sol iedes ort soelichs alles truewlich<br />

K und eigenlich ermessen und betrachten, und uf den nächsten tag,


1499 145<br />

so da sin wirt, zuo Lucern uf Sontag mittevasten, mit vollem<br />

gwalt zuo erschinen und usstraeglich antwort zegebeni).<br />

Beschluss und ufrichtuug <strong>der</strong> vereinung mit dem kueng<br />

von Frankrich.<br />

Also ward uf mitte vasten 2 ), uf zuosagen <strong>der</strong> merteil orten, 6<br />

ein vereinung in nachvolgen<strong>der</strong> form mit dem kueng von Frankrich<br />

zuo Lucern ufgericht, und beschlossen, Bern, Swytz und<br />

Un<strong>der</strong>walden, so mit Meyland in pflicht stünden, harin zuo vermoegen.<br />

Deshalb, si darum anzekeren, Lucern, Ure, Zug, Fry-<br />

(358) bürg und Solaturn von Eidgnossen verordnet wurden. | io<br />

[1260] Wie ein lobliche stat Bern ouch in die Französische<br />

vereinung gangen.<br />

Als dan ein ersam stat Bern nochmals uf irem gesezten<br />

fuernaemen stund, nämlich mit keinem usslaendischen herren, land<br />

o<strong>der</strong> stat um gelts willen hilfliche Verbindung anzenemen, — und 15<br />

ouch dise puentnuess dem heiligen, grossen, und ouch dem meylaendischen<br />

pund, so noch diss jars pension hat ussgericht, wi<strong>der</strong>wärtig<br />

— hattend ire tagboten, her Rudolf von Erlach, her<br />

Ruodolf von Scharnental und her venner Hetzel, zuozesagen keinen<br />

gwalt 3 ). Also uf ir heimbringen beschreib ein stat Bern <strong>der</strong> 20<br />

iren von stat und land botschaften, mit irem wissen und willen<br />

hierin zehandlen. [1261] Uf welchen bestirnten tag — was <strong>der</strong><br />

2LMän 21. Merz — erschinend ouch egenanter orten boten, trungenlich<br />

begerende, dass ein lobliche stat Bern, angesechen ganzer Eidgnoschaft<br />

gmein und schwere kriegsnot, sich nit welle vom mer- 25<br />

teil <strong>der</strong> Eidgnossen sündren, sun<strong>der</strong> gmeiner Eidgnoschaft zu<br />

guot, hilf und einung, zuo inen in angenomne des möchtigen kuengs<br />

von Frankreich vereinung ston. Und so das beschaech, werde an<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 596 und 597; wo <strong>der</strong> ganze Vortrag <strong>der</strong> Gesandtschaft<br />

in kürzerer Fassung.<br />

2) Am 16. März (Eidg. Absch. III. 1. S. 601.)<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 600.<br />

10


146 1499<br />

Swytz und Un<strong>der</strong>walden nuet erwinden. Also, nach gehabnem<br />

rat und einhelliger verwilligung, in betrachtung diss schweren<br />

kriegs, nam ein stat Bern dise puendnuess ouch an, so ver dass<br />

ir er zuovor wol bewart, dass Swytz und Un<strong>der</strong>walden nit uss-<br />

5 blibid, und dass ira die [1262] pension, so si vor bim alten<br />

kueng Ludwig hat gehept, nämlich 6000 franken, und ouch die<br />

un<strong>der</strong>lassnen jar, geben | und bezalt wurde. Doch so soeltid, (359)<br />

wie do genieret und am Ostermentag geschworen 11 ), die heimlichen<br />

und sundren pensionen absiu. Das namend <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

io und des kuengs boten willig an, und warend vast fro, dass <strong>der</strong><br />

lütrick baer gwunnen, wi<strong>der</strong> in gmeine des geltrichen kuengs vereinung<br />

kommen, darum ein zitlang vil Wi<strong>der</strong>willens in Eidgnossen<br />

gsin was.<br />

Form <strong>der</strong> puendnuess, zwischen einem kueng von Frankrich<br />

is und gmeinen Eidgenossen ufgericht.<br />

Wir, die burgermeister, schulthessen, amman, raet und<br />

gmeinden des alten, grossen punds <strong>der</strong> Eidgnossen ober Tuetsch<br />

landen, nämlich Zuerich, Bern, [1263] Lucern, Ure, Swytz,<br />

Un<strong>der</strong>walden, Zug, Glaris, Fryburg und Solaturn, tuend kund<br />

» allermengklichen, so disen brief sehen, lesen o<strong>der</strong> hoeren: Als<br />

zwischen saeliger gedächtnuess den aller durchlichtigsten, kristlichsten<br />

kuengen zue Frankrich, ouch unsern vordren und uns,<br />

veste truew, puentnuess, einung und verstaentnuess von alten ziten<br />

bisshar gwesen, die zuo ufenthalt be<strong>der</strong> teilen stat und wesen,<br />

25 uss verhaengnuess Gots, glueklich erschossen sind — begerende, ouch<br />

soelich truew, lieb und fruentschaft witer zuo volstrecken, damit<br />

be<strong>der</strong> teilen stat und Sicherheit belibe, und wi<strong>der</strong> unser viend<br />

hantveste kraft entpfahe, so haben wir die obgemelten puentnuess<br />

mit dem allerkristlichsten kueng zue Frankrich, Sycilien und<br />

•» Jherusaleni fuer sin kuenglich | majestat beschlossen, fuer uns, (360)<br />

unser herschaften, land und un<strong>der</strong>tan, in wis und mass wie hernach<br />

volgt.<br />

*) Wie do — geschworen, später hinzugesetzt.


1499 147<br />

Nämlich, dass <strong>der</strong> genant kueng, zuo Stärkung diser dingen,<br />

gelobt und verheisst uns getruewe hilf, bistand und schirm wi<strong>der</strong><br />

al und ietlich unser viend, in sinen eignen kosten.<br />

[1264] Und zuo bewarung soelicher lieb und fruentschaft sol<br />

sin kuenglich majestat uns zechen jar nächst nach enan<strong>der</strong>, ze- s<br />

rechnen von datum diss briefs, wärende, al und iedes jars uf<br />

unser lieben frowen tag zuor liechtmess, nächst künftig anzevahen,<br />

uns o<strong>der</strong> unsern gwalts boten in siner stat Lyon ussrichten, geben<br />

und bezalen für ein jaerliche pension 20,000 franken, glich<br />

un<strong>der</strong> uns obgenante ort zeteilen, iedem 2000 franken gehörend, w<br />

Und ob sich zuo einicher zit fueegte, dass wir Eidgnossen den<br />

genanten kueng in unsern kriegen, so wir iezt o<strong>der</strong> fuerhin haben<br />

wi<strong>der</strong> wen joch das wäre, um hilf erfordreten, und er siner<br />

eignen kriegen halb uns nit hilf geben moecht, sol er uns iedes<br />

vierteil jars wärend unsers kriegs in obgenanter stat Lyon be- 15<br />

zalen und geben 20,000 Rinsch gülden in gold, und nutzet dester<br />

min<strong>der</strong> die sum <strong>der</strong> obgedachten franken, zuo zilen und tagen<br />

wie ob stat, verschaffen ze bezalen.<br />

Ob auch sich begab, dass <strong>der</strong> obgenant kueng in sinen geschäften<br />

[1265] und kriegen unser hilf notuerftig und uns darum so<br />

ervordren wurd, aldan soellen wir im lassen ein zal gewapneter<br />

(361)lueten, als uns das erlich und | nuzlich ist, zukommen, ob wir<br />

mit eignen gschäften o<strong>der</strong> kriegen nit beladen und verhindret<br />

wären. Und nützet dester min<strong>der</strong> den unsern, so dem kueng<br />

frigs willens begerten zedieneu, im ze hilf zekommen, ouch 25<br />

zuo verwilligen und nachzelassen, doch in sinen kosten und besoldung;<br />

doch unser knecht und soeldner uns unerfordret nit annemen.<br />

Sol aber iedem <strong>der</strong>selben unser gewapneten fuer einen monatsold,<br />

ein jar fuer 12 monat zuo rechnen, geben fuenfthalben Ryn- so<br />

sehen gülden, und sobald die unsern von iren huesem gond, so<br />

sol <strong>der</strong> drien monaten sold anfahen, und sol ouch iedem sin<br />

ersten monatsold gon Zürich o<strong>der</strong> Lucern schicken, und die andren<br />

zwen monatsoeld gon Jenf o<strong>der</strong> an ein an<strong>der</strong> end, uns gelegen.<br />

Den unsern sind ouch luter vorbehalten alle und iede des 35


148 1499<br />

kuengs friheiten, <strong>der</strong>a sich an<strong>der</strong> des kuengs soeldner frien und<br />

gebruchen.<br />

Ob ouch wir Eidgnossen iemer zuo künftigen [1266] ziten<br />

mit vienden und kriegen, wie iezt und gegenwaertiklich, beladen<br />

5 sind, aldan sol <strong>der</strong> kueng angends mit siner macht und werhafter<br />

hand wi<strong>der</strong> die selben kriegen, so nach gewonheit <strong>der</strong> kriegen<br />

und uns nuezlich sin mag, gebruechig ist.<br />

Und ob wir Eidgnossen zuo keinen ziten in unsern kriegen<br />

mit unsern vienden frid o<strong>der</strong> bstand machen, als wir wol tuen<br />

io moegen, so soellen wir den kueng | sun<strong>der</strong>lich ouch vorbehalten und (362)<br />

in, wie uns selbs, vergrifen, und hinwi<strong>der</strong>um sol <strong>der</strong> kueng in<br />

allen sinen kriegen, wan er mit sinen vienden frid o<strong>der</strong> bstand<br />

machet, als er ouch tuen mag, uns Eidgnossen, als sich selbs,<br />

vorbehalten und vergrifen lassen.<br />

io Und damit dise fruentschaft und puentnuess unzerbrochen dester<br />

bass gehalten werde, so soellen wir nit zulassen, sun<strong>der</strong> verbieten,<br />

ob etliche unser un<strong>der</strong>tan, in was fuogen joch das sin<br />

moecht, wi<strong>der</strong> den selben kueng, so lang die vereinung wäret, mit<br />

waffen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong> kriegsueebung, o<strong>der</strong> iemand, wie das sin moecht,<br />

20 hilf o<strong>der</strong> gunst bewisen, so <strong>der</strong> benanten Möglichen majestat<br />

krieg o<strong>der</strong> <strong>der</strong> glichen zuoluegen weltid. Welcher dan unser gebot<br />

[1267] und verbot überträten, soellen wir, nach gestalt ir misshandlung,<br />

und utgelegter buoss strafen.<br />

Und ob etliche über die zal, vom kueng ervordret, sich zuo<br />

25 kuenglicher majestat dienst fueegen wurdid, dass dan die küngliche<br />

majestat denselben keinen sold zegeben pflichtig noch schuldig<br />

sin sol.<br />

Zum letsten, so behalten wir obgenanten Eidgnossen zu<br />

unserm teil uns vor: den heiligen Roemschen stuol, das heilig<br />

30 Roemsch rieh, ouch al und ietlich, mit denen wir hie vor unss<br />

uf disen tag puentnuess, einung, verstaentnuess o<strong>der</strong> andre pflicht<br />

mit brief und siglen gemacht und volzogen haben. Datum etc. •) | (363)<br />

i) Den entsprechenden lateinischen <strong>Text</strong> <strong>der</strong> vom König von Frankreich<br />

ausgestellten Urkunde, 8. als Beilage in Kidg. Absch. III. 1 (S. 755).


1499 149<br />

über obgemelt artikel ward den Eidgnossen uf ir beger vom<br />

kueng nachgelassen und verwilliget, nämlich von iedem ort zwen<br />

Studenten in <strong>der</strong> hohen schuol zuo Paris in sinen kosten zehalten.<br />

Item, zechen tag friheit vor und [1268] nach <strong>der</strong> mess zuo Lyon.<br />

Item, <strong>der</strong> Eidgnossen viend in Frankrich nit ufzehalten. •><br />

Item, ieztan ein zal buechsen mit buechsenmeistren und aller<br />

zuogehoerd, pulver, stein und fuer, on abbruch <strong>der</strong> 20,000 gülden<br />

zuom fierteil jars zegeben, haruss in sinen kosten zevertigen').<br />

Item, bestaetigung diser vereinung vom parlament zuo Pariss<br />

geben.<br />

10<br />

Geschrilt gmeiner Eidgnossen an kueng von Frankrich um<br />

ein zal buechsen.<br />

23.Man Und also, uf den 23. tag Merz, schreib ein stat Bern in<br />

gmeiner Eidgnossen, da bi ir versamt, namen und bevelch, dem<br />

kueng von Frankrich um hilf des geschuetzes, nach sinen eren und 15<br />

einer Eidgnoschaft nuz haruss, wie ob bestirnt, zuo schicken-).<br />

Ward oft geheischet, aber erst um S. Jacobtag gon Solaturn<br />

geleistet; wan, da dem Meylaendischen herzogen [1269] frid zemachen<br />

verwilliget, was dem Franzesischen kueng erst ernst zürn<br />

krieg zehelfen, damit sin anschlag wi<strong>der</strong> Meyland durch frid 20<br />

(364) des Roemschen | kuengs und <strong>der</strong> Eidgnossen nit gehindret wurde.<br />

Wie dan von disen dingen hernach an sinem ort wirt eigentlicher<br />

gesagt werden.<br />

Von Werbung des herzogen von Meyland an gmein Eidgnossen<br />

um vereiuuug und frid zemachen. M<br />

Uf obgemelten tag zuo Lucern 3 ) erschein ouch des herzogen<br />

von Meyland botschaft, nach vorgetanen Schriften vor und in<br />

i) Ueber diese Zusätze vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 600.<br />

! ) Lat. Miss. E. 825 b ... in observantia pollicitoruni . . . bombardas<br />

suas mediocres, videlicet quartanas, serpentinas et consimilium specieruni<br />

. . unä cum magistris, pulveribus, lapidibus et ad ruinam urbium et<br />

castrorum pertinentibus . . . destinare dignet. etc. Magne lige Alemannie<br />

superioris oratores, hac tempestate in urbe Bernensi congregati. Regi<br />

Francorum.<br />

») Nämlich vom 1. März (vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 598).


150 1499<br />

anfang diss kriegs, in nammen sines fuersten trungenlich begerende<br />

und bittende, von im, dem herzogen, vil begerte, von allen orten<br />

vergrifne, und von vieren angenommene vereinung zil volstrecken,<br />

abrichtung <strong>der</strong> ansprachen anzenemen, [1270] und wolgevallen<br />

5 diss kriegs, wie im mit unwarheit zugelegt, in keinen weg zeglouben,<br />

sun<strong>der</strong> dass er von anfang, uss herzlichem missvallen<br />

<strong>der</strong> sach, habe zwischen <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen majestat und<br />

Grawpuentern, und hienach gmeinen Eidgnossen, als sinen liebsten<br />

fruenden und nachburen, erwegte ufruor zestillen flissig durch<br />

iö sine brief und boten gehandlet, und noch, wo einer loblichen<br />

Eidgnoschaft gevaellig, ungesparts kostens und arbeit, mit hoechster<br />

begird flissig zehandlen begere.<br />

Ward im hoch gedankt und zugelassen, was zu erlichem<br />

friden diente, zeschaffen, den ansprecheren tag und schidluet<br />

IÖ geben, mit Frankreich vereinung fuergefaren, aber mit Meyland<br />

stilgestanden; wan <strong>der</strong> | herzog verunglimpft ward getaner hilf (365)<br />

an gelt, spis und harnesch sinem swager dem Roemschen kueng.<br />

[1271] Von einem row, durch <strong>der</strong>en von Solaturn knecht<br />

erfolgt.<br />

20 Indes als dis oberzaelte Sachen durch d'Eidgnossen uf egemelten<br />

tagen gehandlet sind, stund dennocht <strong>der</strong> krieg nit stil,<br />

sun<strong>der</strong> so beschahen fuer und fuer angrif an vilen orten; nämlich<br />

uf den 17. tag Merz — als denen von Solaturn vor unlang einillbt<br />

schad war beschehen — zugend <strong>der</strong> iren bi 300 frier knechten<br />

26 von Dornach un<strong>der</strong> Basel hinab gon Kerns, tribend haruf mit<br />

gwaltiger hand ein row, 200 hopt gehoernt vichs, on einichen<br />

schaden in ir gwarsame.<br />

Wie Hallow, Mnkirch ingenommen und etliche dorfer<br />

uf dem Schwarzwald berowt nnd verbrent von Eid-<br />

«> gnossen.<br />

[1272] Des glichen uf den 21. tag Merz besamnet sich ein 21. Min<br />

frier huf, uf 1500 knecht, fuernemlich Züricher, Schafhuser, so da


1499<br />

nuewlich geschaediget warend, Ba<strong>der</strong> und Keiserstuoler, zugencl ins<br />

Klaeckgoew gon Hallow, was des Bischofs von Costentz, das willig<br />

den Eidgnossen ghorsame schwuor. Mornedigs zugends über die<br />

Wuotten i) uf den Schwarzwald, berowten und verbrämen 7 doerfer<br />

(366) und brachten des tags den row, vil gut und vich, | für das 5<br />

staetle Nuenkilch, war ouch ggenants bischofs; das ergab sich ouch<br />

willig an d'Eidgnossen, die das und Hallow besaztend. Also<br />

zugend <strong>der</strong> graf von Lupfen und <strong>der</strong> von Blumneck mit irem<br />

zueg, dise plaez inzenemen geruest, des tags, und ouch d'Eidgnossen<br />

mornedigs, an ir gwarsame wi<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>sich heim. >o<br />

[1273] Wie Hallow verbrent, <strong>der</strong> kilchof erhalten, und<br />

d'viend ungejagt fluheud.<br />

3. April Hienach uf den dritten tag Abrell kam <strong>der</strong> Swaebsch zueg, ob<br />

4000 stark zuo ross und zuo fuoss, wi<strong>der</strong>um obgemelte plaez zegwinnen<br />

o<strong>der</strong> zeschleizen, hielt oben uf dem berg eine halt, 15<br />

und lies etliche harfuer ins veld, ein gezeg zemachen. Deren<br />

sobald die zuo Hallow gewar wurden, besamten sich die buren<br />

und ir zuosaz uf 250 man in iren kilchhof und uf den kilchturn,<br />

uss denen bi hundreten liefen über die acker den berg uf, mit<br />

den ersechnen vienden zescharmuetzen. In dem lies sich ein 20<br />

teil reisiger und lanzknecht durch die holen strass herab, die<br />

Eidgnossen ze hin<strong>der</strong>ziehen und rettung zeweren; so brachend<br />

die reisigen und <strong>der</strong> ganz zueg uss siner halt, trungend gaeh uf<br />

si; [1274] do schussend die uss dem kilchturn Warnung und ouch<br />

uf den hufen, so d'Eidgnossischen knecht wolt hin<strong>der</strong>ziehen. Also 25<br />

wichend die knecht mit fechten<strong>der</strong> band hin<strong>der</strong>sich, irem kilchof<br />

zuo, muostend sich ouch mit hartem kämpf hinin bringen, in<br />

(367) welchem | gvecht dri man Züricher zuosaz, 8 von Hallow und<br />

von vienden da und nacher mit schiessen und werfen ob 30 umkamend.<br />

Der kilchof vor den starken vienden mit strenger arbeit 30<br />

und redlicher manheit so lang erhalten, unss dass die viend, des<br />

sturms und zuoloufen<strong>der</strong> rettung gewar, das ober dorf verbranten<br />

i) Wutach.<br />

151


152 1499<br />

und so ilends hin<strong>der</strong>sich ubern berg wi<strong>der</strong> heim iltend, dass si<br />

ir beste buechs im Kueetal liessend ston, die reichtend, do si kein<br />

nachil mer empfunden. Machtend demnach täglich so vil unruow<br />

und lermen [1275] an den enden biss an den Ryn, dass gmein<br />

5 Eidgnossen hienach bald einen herzug, dise viend zesuochen,<br />

gon Tueengen, Stielingen und Bluomenveld taten.<br />

Wie <strong>der</strong> zit zue nuewiick gefunden, vermeinten heiligen<br />

gon Hallow ein grosse walfart was entstanden.<br />

Es begibt sich hie nit uebel, zemelden, wie dass zuo diser<br />

io zit und bi dri jaren vor und nach ein grosse walfart in obgenants<br />

Hallow was ufgestanden, das gaehlingen uss richem zuotragen ein<br />

köstliche kilchen gebuwen, nuew erfundnen vermeinten heiligen<br />

S. Mauritzen und sinen gesellen, so da au dem plaz von den<br />

heidischen Swaben soelten sin erschlagen, <strong>der</strong> gebein, rutern und<br />

i5 ruetbuoben mit paternoster — so doch zuo ir zit keins was — und<br />

isenen [1276] ringen an iren haelsen und armen, item isene dolchen,<br />

pfil, sporen, strigel, kamen nach wesen ganzes libs und<br />

unverrukt bi und anenan<strong>der</strong> hangend und ligend, | wie ichs selb (368)<br />

gesehen hab eins knuews tief im herd ussgraben, und in die<br />

20 nuewen kilchen in einen altar, S. Mauritzen und siner geselschaft<br />

gewicht, nämlich einen geraden koerpel, also nach aller lidmauss<br />

ganz zusammen getragen wurdend, da grosse und vil wun<strong>der</strong>zeichen<br />

beschaheu, und vil me gerueemt wurden, bi einer big<br />

kruecken und stecken, da ufgebiget, uss Gottes unergruentlichem<br />

85 gericht on zwifel verhängt, zuo Verblendung <strong>der</strong> blinden, abgöttischen,<br />

doch willigen heiligen 6r und zuo erlueterung künftiger<br />

warheit, so da <strong>der</strong> menschen eigne, vermessne wiz, ja närrische<br />

torheit, offenbar und [1277] zuo schänden macht. So diser und<br />

<strong>der</strong> glichen an unzal orten nuewe cisterneni) gwonlich hond an-<br />

8o gfangen, und sind denn ersuegen, wenn zuom heiligen hus ein hellhus,<br />

nämlich ein wirts-, nollbruee<strong>der</strong>le 8 )- o<strong>der</strong> schwesterle-huetten,<br />

i) Anspielung auf Jerem. IL 13.<br />

8 ) Laienbrü<strong>der</strong>, Begharden, Lollharden, die zu Ende des Mittelalters<br />

eines schlechten Rufes genossen.


1499 153<br />

(369) o<strong>der</strong> pfaffenhuorhus, o<strong>der</strong> ein andaech | tiges, unwillig arms, vor<br />

offen und binden nit wol beschlossen kloesterle, uss blindem bettelgit<br />

gestift ist worden. Als ob dan ieztan goetlicher 6r und Christi<br />

Jhesu, einiges <strong>der</strong> cristgloebigen mitlers, ewiger viend, <strong>der</strong> tuefel,<br />

sin alweg begerte sach, nämlich Gots und Cristi laestrung, des 5<br />

liechtfaelligen menschens val erobret habe und gewunnen; das on<br />

mueeg und not beschicht, wo <strong>der</strong> nackend und doch hochfertig<br />

Adam und die lichtgloebig Eva on die waffen Christi in die fechtschuol<br />

tretend.<br />

[1278] Von dem riterlichen strit foi Basel am Brü<strong>der</strong>holz, 10<br />

von frien Eidguossen gwouneu.<br />

22.Mär? Uf den 22. tag Merzen — was Fritag vorm Palmtag, und<br />

zuo Basel unser Frowen abent — hat sich ein huf, bi 800 frier<br />

knechten, uss Bern, Lucern und Solaturn herschaften, mit zweien<br />

vaenlin, <strong>der</strong>en lioptluet Hans Kissling von Solaturn, Heini Meyer is<br />

von Lentzburg, Werni Saler von Basel, Peter von Fysslis und<br />

an<strong>der</strong>, uf buet zeziehen versamnet.<br />

Des glich so hat von kuengschen ein grosser zueg, ob 7000<br />

ze ross und ze fuoss, uss dem Suntgoew, Brisgoew und den vier<br />

Stätten, gon Almswyler 1 ) und Hesingeu sich gelaegret. Als nun w<br />

uf obgenants tags morgen vor tag bed teil ongfaert [1279] haftend<br />

fuergenommen, ie<strong>der</strong> teil den andren in sinem laeger unversehenlich<br />

ze ubervallen,<br />

(370) do | warend d'Eidgnossen hin<strong>der</strong>m Bruo<strong>der</strong>holz durchs Leimental *)<br />

hinab in obgenante doerfer zogen, fundend da niemand; und als si 25<br />

durch Claus Irniin, wirt zuom rappen zuo Basel, bericht wurdeud,<br />

wie ire viend uf si für Basel hinuf waerid zogen, zugend si gestrax<br />

inen nach. Und als aber die kuengschen hinuf warend zogen,<br />

hattend si einen hufen rueter und fuossknecht vor dannen<br />

geschikt, die Byrss und die brug inzehalten; 30<br />

welche, do si vernamend, dass d'Eidgnossen von Doruach<br />

nid sich verrukt warend, rantend etlich gon Dornach und<br />

•) Allmannsweiler.<br />

a ) Das Thal des Birsigbaches, südwestlich von Basel.


154 1499<br />

verbrämen da etliche gehues, iltend hiemit hin<strong>der</strong>sich; wans<br />

gschrei kam: ein huefle Swytzer waerid vorhanden, das inen für<br />

ein [1280] morgensuppen nit moecht entrinnen. Also stelt sich<br />

<strong>der</strong> kuengsch fuosszueg ufs Bruo<strong>der</strong>holz, dass er alle wite und d'Eid-<br />

5 gnossen moecht uberguggen; so hielt <strong>der</strong> reisig zueg mit einer zal<br />

fuossknechten an <strong>der</strong> Byrs-siten, also dass d'Eidgnossen keinen<br />

weg hattend zu irem laeger, dau mitten durch ir viend.<br />

Do nun d'Eidgnossen, wie gemelt, iren vienden nachziehend,<br />

neben Basel zuo kamend, ir macht und wart mochtend sehen,<br />

io ouch da uss Basel warnung enpfiengen, dass si zur stat sich<br />

soeltid halten, dan inen die kuengschen vil ze stark waerid, da<br />

beruoftend die hoptluet die gmeinen knecht, hieltend mit. inen rat,<br />

wie si sich woeltid halten. Do ward das mer: sitmal si ire viend<br />

haettid gesucht und funden, [1281] so | woeltid si im nammen Gots(371)<br />

in nit abwichen, sun<strong>der</strong> durch die mitte hindurch un<strong>der</strong>ston zeziehen,<br />

und da glueks erwarten. Uf das ermantend d'hoptluet ir<br />

volk ernstlich, dass, welcher nit sin leben woelte gern um sin<br />

leben wagen, <strong>der</strong> soelte iezt on schand und schaden abston und<br />

gon Basel keren. Da nun nit einer abston, sun<strong>der</strong> al muotig<br />

N mittenan<strong>der</strong> woltend riterlich gnesen o<strong>der</strong> sterben, machtends<br />

ein gelierte Ordnung, und ire 30 buechsenschuetzen wi<strong>der</strong> die rueter<br />

hinden dran. Und also, nach dem si nach gwonheit <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

hatten gebeten, zugends in Gots nammen fuer, hieltend<br />

sich reins halb; und als si ans Bruo<strong>der</strong>holz kamend, da trungend<br />

25 die lanzknecht uf si herab und die reisigen binden an si. Do<br />

wartend si sich mit sighafter hand, unss <strong>der</strong> kuengsch fuosszueg<br />

[1282] durchs Bruo<strong>der</strong>holz hin<strong>der</strong>sich ein so schantliche flucht<br />

nam, als von Tuetschen nie gehört; fluhend in Ryn, über Ryn,<br />

den Ryn uf und ab, zwo mil wegs, da vil sich ze tod liefend<br />

30 und trunkend; liessend um einen einigen Swytzer uf <strong>der</strong> walstat<br />

bi 150 man ligen.<br />

Aber <strong>der</strong> reisig züg, von sinem fuossvolk verlassen, weich<br />

sitlich neben ab, hin<strong>der</strong>hielt die nachil, lies ouch etliche ross<br />

und rueter dahinden, fuort sinen hoptman, her Fridrich Kaplern,<br />

S5 und den graten von Tierstein, uebel wund, mit im hinweg. Ouch<br />

so | ward des hoptmans vaenle, darin ein geisel gemalt, und (372)


1499 155<br />

gschriben: tribs, so gats, — biss gon Solaturn un<strong>der</strong> S. Ursen gwoelb<br />

getriben').<br />

So zugend d'Eidgnossen, nachdem si riterlichen stand erobret<br />

hatten, mit froed und er zuo [1283J den iren gon Dornach,<br />

assen erst mittenan<strong>der</strong> ein vasten-immis; hattend nit me dan einen 5<br />

gsellen verloren. Dise <strong>der</strong> vienden flucht beschach uss wun<strong>der</strong>barer<br />

urhab, nämlich dass die lanzknecht, so zuo Dornach vor<br />

dem strit gebraent, hattend einen froemden mezger mit 20 rin<strong>der</strong>en<br />

gvangen und mit einer widen-) gebunden ufs Bruo<strong>der</strong>holz gfiert;<br />

und als nun <strong>der</strong> strit was angangen, begert <strong>der</strong> mezger, man 10<br />

soelt in ledigen und im gwer geben, ouch mit den Swytzeren zeschlagen.<br />

In dem zugend die von Pfirt harzuo mit irem vaenle<br />

wiss und rot. Do sagt <strong>der</strong> mezger: lieben lanzknecht, es sind<br />

die von Solaturn 3 ); <strong>der</strong> Swytzer macht ist vorhanden, ich riet, wir<br />

wichid bin<strong>der</strong>sieb, Zerreiss hiemit sine band, floch und schrei: 15<br />

fliehend, lieben lanzknecht! [1284J fliehend! Und also gewan er<br />

die flucht und entran gon Basel in die stat; begert an d'Eidgnossen,<br />

die da sine rin<strong>der</strong> von lanzknechten — darbi erstochen —<br />

hattend genommen, im wi<strong>der</strong> zegeben, das si ouch gern taten,<br />

wan er si von inen zuo Dornach vor gekoft, ouch iezt inen mit w<br />

(373) fliehen vast wol gedient hat. |<br />

Dise und <strong>der</strong> glichen kriegstaten zeigend an, was ein kleine<br />

zal redlicher, truewer lueten, und ein grosse zager, untruewer vermag.<br />

Der klein hat sorg, brucht ernst; <strong>der</strong> gross übergibt sich,<br />

darf nit sorg noch ernst; dahar gwonlich erfunden wirt, dass 20<br />

gross herhufen selten gross taten verbracht hond, wie dan in<br />

allen kriegen <strong>der</strong> Juden, Kriechen, Macedoniern, Roemeren und<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen kund ist und offenbar. Von Got ist aller sig.<br />

[1285] Wie Bern die herschaften des Fryenbergs hat ingenommen<br />

und mit burgrecht wi<strong>der</strong> fri gelassen. 30<br />

Als nun den frien hufen ire reisen ins Kleckgoew und Suntgoew<br />

so wol und loblich warend geraten, wurden ein zal burger<br />

') Ist in dem, Mitte des XVII. Jahrhun<strong>der</strong>ts angefertigten, Solothurner<br />

Fahnenbuche we<strong>der</strong> abgebildet noch erwähnt, auch in Ant. Hafners <strong>Chronik</strong><br />

nicht angeführt. Mittheilung von J. J. Amiet.<br />

2) Aus Weidenruthen geflochtene Bande.<br />

3 ) Da auch Solothurn das weis und roth getheilte Panner hat.


156 1499<br />

zuo Bern bewegt, ouch mit einer frien reis er und ruom inzelegen.<br />

Erhöhend sich uf den Palmtag friei) und zugend on wissen ir<br />

obren dahin gon Biel zuo, da iren ob tusend zusammen kamend,<br />

machten den vogt von Nidow, her Casper zuom Stein, zuom hopt-<br />

Ö man, und Casper Wylern zuom venner; zugend also mitenan<strong>der</strong><br />

frigs muots durchs gebirg uf den Fryenberg 2 ), fuer Matsch 3 ). [1286]<br />

Do schikten ir obren mit guoter sorg und rechter wis | zehandlen (374)<br />

inen angends nach zwen irer stat venner, nämlich von Pfistren<br />

junkher Jacoben von Wattenwyl, und von Schmiden Ludwigen<br />

io Ditlingern. So bald si nun sich fuer das schloss Maetsch gelaegreten,<br />

das und die lantschaften ufvordreten, ergaben sich die<br />

selben willig, überantworten inen ire schluessel, ire lantpaner und<br />

vaenle und schwören da einer loblichen stat Bern als irem lantherren,<br />

un<strong>der</strong>tanghorsame, uf einmal ob 700 man, trungenlich<br />

15 bittende und begerende, si truewlich zuo schirmen und bi iren<br />

hargehabten lantsfriheiten lassen zuo beliben; das inen von einer<br />

gmeinen stat Bern zugesagt, ouch mit gschriftlicher Versicherung<br />

bestaetet ward, hargegen si sich verbunden, [1287] einer stat<br />

Bern järlichen 300 Savoyergulden schirmgeld zegeben 4 ).<br />

20 Do besazten die Berner das schloss Maetsch mit fünfzig man,<br />

<strong>der</strong>en hoptman Hans Wygerman, und zugend damit, uf er vordrang<br />

irer obren, so fridlichen verstand mit <strong>der</strong> Burgunschen<br />

grafschaft <strong>der</strong> tagen fuer sich und gmein Eidgnossen hatten gemacht<br />

5 ), ab, kamend uf den Karfritag wi<strong>der</strong> wolgeschaft heim,<br />

25 brachtend die ergebnen lantpaner, trüg Hans Krochtaler, und<br />

das lantvaenle Peter Ditlinger, des venners sun.<br />

Wie nun des Fryenbergs herschaften, nämlich Maetsch,<br />

S. Gylian 6 ) und S. Hipoliten, einer stat Bern hattend geschworen,<br />

') Fiel 1499 auf den 24. März. Schon am 20. März hatte <strong>der</strong> Rath,<br />

doch ohne Erfolg, von dem Zuge abgemahnt (Raths-Man. 102, p. 38).<br />

8 ) Die Hochebenen von Freibergen, hier aber in einem weitern, jetzt<br />

nicht mehr üblichen Sinne, auch die Gegend links des Doubs in sich fassend.<br />

3) Maiche, Dorf und Schloss in Hochburgund, südlich von <strong>der</strong> Stadt<br />

St. Hypolite.<br />

4) Der Burgrechtsbrief, d. d. 4. April 1499, s. Ob. Spr. Buch 0. p. 680.<br />

5 ) Burgund wurde am 26. März als neutrales Gebiet erklärt.<br />

6) St. Julien in Hochburgund.


1499 157<br />

angends uf gschriftliche klag und bit des herren von Cusante,<br />

(375) gab [1288] si wi<strong>der</strong> die | herschaft von S. Gylian, als Burgun<br />

zuogehoerend, und des prinzen von Oranien, ires burgers, lehen ,).<br />

20. April. Und hienach, uf den 20. tag Abrellen, kamend gon Bern<br />

die herren graf Claudius von Varambon 2 ), her Hans von Vile s<br />

und her Claudius von Pontesal, welchen in gmein die andren<br />

herschaften zustünden; erwurbend einen vertrag, also dass si<br />

und ire herschaften, von getanem eid ledig, einer loblichen stat<br />

Bern mit ewigem burgrecht sin verpflicht, ussgenommen und<br />

vorbehalten den Salzbrunnen zuo S. Hipoliten in <strong>der</strong> grafschaft io<br />

zuor Fluoh, des hern von Varambon, gelegen; von demselben, biss<br />

uf witer verkomnuess, ein verzigbrief und ouch obgemelt schirmgelt<br />

geben soeltid 3 ). Diss alles, mit gegenverschribungen [1289]<br />

uf egenanten tag ufgericht und vertragen, aber nit ewig, wie<br />

verschriben, ja nit lang bestanden, ward den nuewen burgern ire is<br />

lantpaner und vaenle wi<strong>der</strong> geben, und <strong>der</strong> salzbrun, deshalb<br />

fuernemlich dise reis beschehen, erobret und behalten. Um welchen<br />

zu bekommen ein stat Bern in vergangnem jar durch eigne botschaft<br />

und durch den herzogen von Meyland an Roemschen kueng<br />

nissig hat geworben. Mocht gesuchten nuz nit bringen, noch 2»<br />

gehabnen kosten abtragen. Lert fuersichtiklich handien.<br />

Bern ordnnng.<br />

Uf dis erzaelte reis, ghorsame zuo behalten und mit fuersich-<br />

(376) tikeit gwarsam zehandlen, lies ein wise | herschaft Bern in stat<br />

und land streng gebieten, fuerahin kein ufbruch, gloef, noch reis 2»<br />

on ir [1290] wissen, willen und gheis zetuon; uf die Burgunsch,<br />

Valendiser, Bassler und Nuerenbergschen kofluet nuet viendlichs<br />

fuerzenemen, ir luet und gueeter faren lassen, so zuo Granson, Betterlingen,<br />

Ölten und zuo Wallenburg angenommen 4 ).<br />

i) Raths-Man. 102, p. 61 (20. April).<br />

2) Besitzer <strong>der</strong> Herrschaft La Roche (zur Flüh).<br />

3) Original im Staats-Archiv Bern. Abschrift und Ueberaetzung im<br />

Ob. Spr. Buch. 0. p. 681—691. Ueber die ganze Angelegenheit vergleiche<br />

v. Stürler, Archiv, d. h. Ver. Bd. VII. S. 16-i u. ff.<br />

4) Solothurn hatte eine Anzahl Kaufleute gefangen gesetzt, vergleiche<br />

Eidg. Absch. III. 1. 602.


158 1499<br />

Item, welcher verordnet uszogen, heim on urlobs Wortzeichen<br />

käme, in gevaengnuess zelegen.<br />

Wie die paner von Solaturn, von viendeu gezeugt, Bern<br />

und Fryburg vom zug ins Ofoerland hin<strong>der</strong>hielt.<br />

5 Indes erzaelte reis waren <strong>der</strong> von Solaturn knecht und mit<br />

inen ein zal Berner lantluet, gon Mimpelgart, die Wirtenbergschen<br />

zeschaedigen, geloffen. Do aber d'viend sich abermal gegen<br />

Dornach starktend, zugends mit einem row da dannen, ir paner<br />

nach, so uf [1291] die Karmitwochen 1 ) was uszogen, den vienden<br />

w zuo begegnen und ire lant zeschirmen. Und wie wol si uf abwichen<br />

<strong>der</strong> vienden am Karfritag wi<strong>der</strong> heim kam, so warend<br />

die viend staets in so sorglichem ansehen, dass die dri staet,<br />

gwarnt und gmant, ire nächste und eigne not zuo verhueeten, <strong>der</strong><br />

zit ire vaenle — ins Oberland den | 7 orten uf ir manung nach- (377)<br />

15 zeziehen verordnet — muostend wi<strong>der</strong>rufen und daheim behalten -').<br />

Werbung des pfalzgrafen um diss kriegs bericht.<br />

In diser zit, uf unser Frowen verkuendung, schikt <strong>der</strong> pfalzgraf,<br />

herzog Philip, [1292] sine treffenliche botschaft zuo gmeiner<br />

Eidgnossen boten, zuo Zürich versamt 3 ), begerende, im, als be<strong>der</strong><br />

20 teilen verwantem goenner, zeverwilligen, einen bericht dises<br />

kriegs zesuochen.<br />

Ward, sinen gnaden zuo eren, beden teilen mit sicherem gleit<br />

harum uf den 8. tag Abrell, was Mentag nach Quasimodo, gon8,4priL<br />

Basel zekommen verwilliget, und ouch hierum denen von Sola-<br />

85 turn, unss zuo end diss tags mit ir paner stil zeston, entboten.<br />

Also bleib diser abscheid bi hie volgen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Swaebschen antwort,<br />

den Eidgnossen vom pfalzgrafen zuogesant:<br />

Den edlen und vesten, unseren besundren guten fruenden und<br />

lieben herren, Jacoben von Fleckenstein, unterlantvogt in Elsaes,<br />

30 und Michel von Rosenberg.<br />

i) Den 27. März.<br />

2) Miss. J. p. 387 b (26. April).<br />

*) Eidg. Absch. III. 1. S. 601. Vergleiche über diesen Vermittlungsversuch<br />

: Clmann, a. a. 0. I. 732 u. ff.


1499 159<br />

[1293] Unsern guenstlichen gruoss und fruentlich, willig dienst<br />

zuvor, besun<strong>der</strong>n guoten fruend und lieben herren!<br />

Uwer schriben, uf ueweren abscheid hie von uns genommen,<br />

mit anzeigung eines tags gon Basel, iezo an uns gelangt, haben<br />

wir vernommen. Und nach dem die Roemsch kuenglich majestat, s<br />

unser aller gnädigster her, sich zuo dem handel <strong>der</strong>maussen ge-<br />

(378)schikt, ouch ufgebot | in das rieh, das iezt am zuziehen ist, und<br />

an<strong>der</strong>s <strong>der</strong> sach halb ussgon lassen, darzuo des richs hoptman<br />

verordnet und willen hat, sich selbs on verziehen zuo <strong>der</strong> sach<br />

zefueegen; wisst ir, uns ungezwiflet, selbs abzenemen, dass witer w<br />

in unser macht nit stat, den ueweren angezeigten tag abzeschlahen<br />

o<strong>der</strong> zuozesagen. Ir mögend aber, wo es uch gefällig sin wil, die<br />

ding an die kuenglich majestat, die nume, als wir bericht sind,<br />

am herufziehen ist, langen lassen, und bi ir majestat deshalben<br />

handlung tuon, wie uch gut ansieht. Das wollen wir uch nit ver- w<br />

halten, uch darnach haben zerichten; dan uch lieb und dienst<br />

zuo bewisen sind wir willig. Datum [1294] Mitwochen in <strong>der</strong><br />

heiligen Karwochen anno 1499 •).<br />

Roemsch kuenglicher majestat marschalk und raet,<br />

und gmein hoptluet und raet des punds im land 20<br />

zu Swaben, iezt zuo Überlingen versamt.<br />

Inen was im Oberland ein schaenzle, hienach beschriben, geraten.<br />

In hofnung, fuerahin bessers gluek zehaben, beducht si<br />

noch nit zit, bericht ufzenemen.<br />

Ein krieger, zuoglich einem spiler: gewint er, so wil er me 25<br />

gewinnen; verluert er, so wil ers wi<strong>der</strong> gwinnen; hat kein mass,<br />

(379) muoss bischof o<strong>der</strong> ba<strong>der</strong> werden und dan frid geben o<strong>der</strong> nemen. |<br />

[1295] Wie die Walgower wi<strong>der</strong> abgevallen, uss erbuwner<br />

letze, mit hilf <strong>der</strong> Kuengschen und Swaben, hond d'Eidgnossen<br />

ufoervallen, gerowt und geforant. so<br />

Nachdem als d'Eidgnossen zuo end Hornungs uss dem Oberland<br />

mit iren zeichen ab- und heim zogen, ire plaez mit zuosaetzen<br />

i) 27. März.


160 1499<br />

nit zuoni basten, allein uf ein stürm verwaret hattend, den Walgoeweren<br />

ires geschwornen eids wol vertruewende, die aber an<br />

Eidgnossen eidbruechig, mit hilf <strong>der</strong> Etschlueten und Swaben, wie<br />

geschaezt, ein ungwinliche, zwifalte letze, von ruch boemen, zuo<br />

5 Frastentz, von <strong>der</strong> 111 an unss an Lanzagastbergi), geflochten,<br />

mit allerhand gschuez und [1296] lueten, ze ross und ze füss, ob<br />

15,000 man stark, also zuom basten versorget, dass si vermeintend<br />

da als in einer stat sicher zesin und d'Eidgnossen haruss ze<br />

bekriegen. Und also uf den 25. tag Merzen — was <strong>der</strong> Kar- 25. Man<br />

io mentag — brach ein starker huf ze ross und ze fuoss von Frastentz<br />

uss <strong>der</strong> letze uf über Ryn; überfiel <strong>der</strong> Eidgnossen zuosaz,<br />

dass er gon Werdenberg muest wichen, doch zuo bei<strong>der</strong> sit nit<br />

on schaden, wan d'Eidgnossen 70 und die Kuengischen 100 man<br />

da verlurend, berowt und verbrant dem abt von St. Gallen etliche<br />

15 doerfli, denen vonSwytz|und Glaris das gross dorf Ganss 2 ), und (380)<br />

dem herren von Sax zwei grosse doerfer. Und als <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

stürm allenthalb mächtig zulief, aber e dan er sich mocht versamnen,<br />

was <strong>der</strong> kuengsch huf [1297] mit gwonnem row wi<strong>der</strong><br />

über Ryn in sin gwarsame letze gezogen.<br />

2° Von einem redlichen knecht.<br />

In disem gevaecht was einer von Glaris, mit nammen Hans<br />

Wal, verschossen; an den kamend uf einer matten 20 rueter,<br />

gegen denen er sich so redlich wart, dass in, nach dem er ir<br />

etlich mit sinem spiess entsatlet, Nick von Brandis 3 ) sins lebens<br />

25 gesicheret, hin<strong>der</strong>sich uf sinen hengst sazt und zuo einem wun<strong>der</strong><br />

gon Veldkirch fürt; da in die rueter, um siner redlichen manheit<br />

willen, mit gebner kuntschaft, on alle entgeltnuess, fri ledig an<br />

gwarsame hond lassen ziehen.<br />

i) Der Höhenzug südlich von Feldkirch, sonst auch Rovjaberg genannt.<br />

Vergl. Archiv für Schw. Gesch. XIV. 24.<br />

2) Gambs, seit 1497 gemeine Herrschaft von Schwyz und Glarus.<br />

3 ) Nikiaus o<strong>der</strong> auch Dominik. In den Stammtafeln <strong>der</strong> Brandis<br />

kömmt <strong>der</strong> Name nicht vor. Die Bündner Quellenberichte nennen ihn<br />

ebenfalls nur Nik. und Hans Nigg. (Raitia IV. S. 48—131.)


1499 161<br />

Ton einem wun<strong>der</strong>, zur roten kilchen beschehen.<br />

Und als die Rotkilch •) des hern [1298] von Sax berowt und<br />

verbrent was, ist, als etlich schribend, im sacramenthuesle neben<br />

geschmelzter monstranz, uf einem stein gefunden ein unverserte<br />

hostia; habend die priester erlich an ein andre gebuerliche stat 5<br />

tragen und zuo einem wun<strong>der</strong> behalten. Dahar, wie gemeint<br />

entsprungen, dass die lanzknecht und Swaebschen rueter so un-<br />

(381)kristliche wi<strong>der</strong> d'Eidgnossen und Iren alten Got, | in diser brunst,<br />

laesterwort gebrückt hatten, sprechende: wo ist iezt <strong>der</strong> kueekieren<br />

alter Got? wir wend roechen und brennen, dass ers, ob er im io<br />

himmel ist, muoss enpfinden. — Es sie, wie im welle, so ward es<br />

liienach bald alles hart gerochen.<br />

[1299] Wie die 7 ort und Ire nächst verwandten sich<br />

wi<strong>der</strong> im Oberland hond versamnet, enpfangnen schaden<br />

zeraechen. 15<br />

Als nun egemelter stürm was gangen, und das gschrei, wie<br />

d'viend im Oberland <strong>der</strong> Eidgnossen zuosaz gschlagen und verjagt,<br />

das land berowtid und brantid, erschal, manet ie das nächst<br />

ort das an<strong>der</strong>, und dass ein kräftiger zueg <strong>der</strong> Eidgnossen von<br />

den 7 orten und ir nächste verwanten, wie hernach gemelt wirt, 20<br />

zuo Werdenberg zuosamen kamen, dahin illends <strong>der</strong> von Glaris<br />

paner, und demnach ein vaenle von Zürich uf den hohen Don<strong>der</strong>stag<br />

2 ) — ab dem Walense grosser ungstueeme halb kum, [1300]<br />

und nit on sundre hilf Gots, entrunnen, — noch <strong>der</strong> nacht kam,<br />

dan im und andren bi im ein geschrei begegnet, wie d'viend 25<br />

morgens aber einen angrif tuon weltid. Beschach nit, dann einer<br />

<strong>der</strong> kuengschen anschlaegen was, d'Eidgnossen mit verlornen ufruoren<br />

und ufwegungen zemueejen, zemueedigen und ze verkoesti-<br />

(382) gen; taet inen we, half aber nuet. |<br />

Also behaltend si in dem laeger 14 tag, biss dass sich d'Eid- 30<br />

gnossen, dahin verordnet, zuosamen versamten.<br />

') Die Kirche von Sennwald, Familienbegräbniss <strong>der</strong> Freiherrn von<br />

Sax (Nüscheler, die Gotteshäuser, I. 21).<br />

2) 28. März.<br />

11


162 1499<br />

Indes aber beschallend täglich scharmuez von dem reisigen<br />

von Sax und den mutigen knechten, so geng über Ryn liefend,<br />

von den vienden angeieizt, die ouch den grösseren schaden enpfiengend.<br />

5 [1301] Der Eidgnossen laeger zu Tschan und Fudutz, und<br />

belaegrung Gutteuberg.<br />

Do nun d'Eidgnossen zuo Werdenberg und zuo Assmas •) sich<br />

haftend versamt, nämlich von Zürich mit einem vaenle 600 man,<br />

<strong>der</strong>en hoptman Casper Goeldli, venner Ruodolf Steinbrüche!; von<br />

io Lucern 600 man mit einem vaenle; von Ure und Urseren mit ir<br />

paner 800 man; von Switz mit ir paner, Tockenburgervaenle<br />

1000 man; von Un<strong>der</strong>walden mit ir paner 700 man; Zug mit ir<br />

vaenle 200 man; Glaris und Gastel 8 ) mit ir paner 600 man;<br />

S. Gal mit ir paner und 400 man; von Appenzel mit ir paner<br />

w 500 man; uss dem Waggental mit einem vaenle 350 man; vom<br />

Salganserland mit einem vaenle 300 man und uss dem Grawenpund<br />

mit dri vaenlin 1000 man, an eine sum 7000 man.<br />

[1302] Uf den 11. tag Abrel wurden si zuo rat — damit sin.April<br />

nit müessig irer vienden, so mit inen die Ostereier zuo essen sich<br />

2i berüemt hatten, da wartetid — zugends mitenan<strong>der</strong> über Ryn,<br />

laegerten sich gon | Tschan und Fudutz 3 ), irer zer-gsellen da ze (383)<br />

erwarten, die inen täglich trowten, aber nit kamend. Und uf<br />

dass si zekommen gereizt o<strong>der</strong> genoet wurdid, beschiedend si<br />

die Grapuenter mit den Sangalseren, das vest schloss Guottenberg<br />

25 ze belaegren und zenoetigen; ob dan entschittung kaeme, mit den<br />

selben zeschlahen; daruf fürnemlich <strong>der</strong> Eidgnossen herz stand,<br />

dan si nit hatten gezüg, vestinen und schloss zestuermen und<br />

zebrechen.<br />

•) Atzmoos<br />

2) Gaster.<br />

3 ) Schaan und Vaduz im Fürstenthum Lichtenstein.


1499 163<br />

[1303] Wie vor Costentz Ermatingen, Trueefoeltingen und<br />

Mannenbach von Swaben berowt und verbrent und<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen zuesaz gschlagen und verjagt.<br />

Indes oberzaelter Sachen, als nach Verordnung gmeiner Eidgnossen<br />

ein stat Bern hat iren tschachtlan von Frutingen, Hans 5<br />

Kutlern, erst uss dem Hoegoew gon Brugk kommen, mit fünfzig<br />

man ins Swa<strong>der</strong>loch zuo andren Eidgnossen in zuosaz gesant, er<br />

aber, uss grosser pit und angelegner not des orts, zuo Ermatingen<br />

was beliben, zugend zuo im <strong>der</strong> hoptman von Fryburg mit sinen<br />

fuenfzigen, etlich von Lucern, und ein Turgoewischer hoptman, also io<br />

dass iren da, mit den insaessen, bi 400 man waren, welche taeglich<br />

mit den Swaebschen uss <strong>der</strong> Ow, ab Gotlieben und uss Costentz<br />

red [1304] lieh scharmuz hielten und ir viend oft manlich hatten<br />

hin<strong>der</strong>sich getriben.<br />

II. April. Also begab es sich uf den 11. tag Aprel — was Don<strong>der</strong>stag i-><br />

(384) nach <strong>der</strong> Osterwochen — dass die kueng|sclien und Swaebschen mit<br />

grosser macht ze ross und ze fuoss, ob 17,000 man, nach aller<br />

not mit lifrung, gwer und gschuez zuo einem herzug versehen,<br />

uss <strong>der</strong> Ow ze schif und ze land, und uss Costentz, zuosamen<br />

versampt — haftend zuo Costenz die bruggen mit mist uberzaettet, 20<br />

dass man die reisigen nit ghoerte — liessend ouch allenthalb uf den<br />

sewen gewapnete schif sweben gegen <strong>der</strong> Eidgnossen zuosaez, si<br />

vorm zamenlouf ze verhindren — <strong>der</strong> zit ins Turgoew zeziehen<br />

villicht bewaegt, dass ein merkliche zal <strong>der</strong> Eidgnossen im Oberland<br />

zuo veld lag, item zuo Dornach und [1305] am Ryn beruf 25<br />

in zuosaetzen: dass ouch gmein Eidgnossen von allen orten, on<br />

Glaris und Solaturn, die ir anstoess soeltend bewaren, uf den<br />

13. tag ßgenants monats einen gwaltigen zug über Ryn zetuon,<br />

zuo Zürich hattend beschlossen. Zugend also frie stil zuom dorf<br />

Ermatingen, ubervielend da die uebel besorgte wacht und ouch 30<br />

den ungwarsamen zuosaz: <strong>der</strong>, wie wol er sich zeweren un<strong>der</strong>stuond,<br />

ouch etlich viend erwürgt, so ward er doch von vile <strong>der</strong><br />

vienden so gar ubertraengt, dass er ob dri und sibenzig man,<br />

fuernemlich von den insaessen, dahinden, ouch etlich an betten<br />

erstochen Hess, kummerlich mit vil wunden hin<strong>der</strong>sich in ein 35


164 1499<br />

tobel und holz entfloch; <strong>der</strong> etlich so übel erschrakt, dass si<br />

schuoch, klei<strong>der</strong>, hämisch, gwer und al ire hab liessend Valien<br />

sehnende: fliehend! alles verlorn, o | we, lieben Eidgnossen! (385)<br />

[1306] Und als <strong>der</strong> veldhoptman im Swa<strong>der</strong>loch, Ruodolf Hass<br />

5 von Lucern, hat zwo halbschlangen mit knechten des morgens<br />

dahin geschikt, ward <strong>der</strong> buechsenmeister selb drit erstochen,<br />

und die buechsen von vienden hinweggefueert.<br />

Do nun kein Eidgnoss me vorhanden was, assend die Swäbschen<br />

frölich zemorgen, was d'Eidgnossen gekocht und getischet<br />

io hatten, pluendreten diss dorf, des glich Trueebeltingen') und, nit<br />

on ir schaden, Mannenbach mit kilchen und allem, nuet unersuocht<br />

gelassen; warend so row, dass si den frowen, ouch den schwangeren<br />

und kmdbetteren, an ire lib blosse warfen hübend, tröwende,<br />

den kueekieren ire muotermilch zenemen und si in muoterlib ze<br />

i5 erwürgen.<br />

Her Burckhart von Randeck, des fuosszuegs obrister hoptman,<br />

ein sun<strong>der</strong>heher, so verrueemter, [1307] grimmer Switzerviend,<br />

dass er m d'kilchen geriten, einen TOjaerigen, grawen, blaterlamen<br />

man, vorm altar ligend, erstach, juchzend bi Gots marter<br />

20 chwur: er weite uf den tag im Swytzerland roechen und brennen,<br />

das, Got nn regenbogen vor roch und hiz mueeste blinzen, und<br />

d fiess an sich ziehen. Er woelte ouch <strong>der</strong> vordrest an den kueekierschen<br />

bosw,chten sin, und wan er im voerchte, so soelte man<br />

.- ünde V "?• T kÜ6drek beStrichen und ein kueeschwanz<br />

man " ft ^ ^ 0b « aber WUrde e ^^n, *»*<br />

e seh e r TTf m , ein ^ ChSeD tÜn UM hiemit *•• vü kueekier (386)<br />

d fe n " KZ 7 i ,lfimllUng V6rbrantend si «e egenanten<br />

f, I ° , ' daSS die ZÖ ZeU ' Überlingen und Lindow<br />

tioehch memtend, das ganz Turgoew erohrpt tfn • u<br />

30 himmel<br />

6 ' er oöret, fuere im rouch ze<br />

Zugend demnach ob Ermatingen [1308] uf den berg da rat<br />

utd kikheTn WUer f T emeU - ° a rieteDd die Ä kTsteniren<br />

Sf„^l^«" 1D uf<br />

neu s,g und uf <strong>der</strong> Swytzer flucht, als ob si schon al geflohen<br />

') Triboltingen.


1499 165<br />

waerid, forter das Swa<strong>der</strong>loch uszeroechen und das ganz Turgoew<br />

biss gon Zürich an d'stat sin zegwinnen vermeintend. Und also<br />

nit eins, fuor einer hie uss, <strong>der</strong> an<strong>der</strong> dort uss, wie in ganz erobreter<br />

sach, on sorg; so doch etlich rietend zuo irem spot: man<br />

soelte sorg haben und die viend nit verachten, die da iren schaden 5<br />

kum wurdid ungerochen lassen. Huobent an im boden ir gewunnen<br />

buet zeteilen.<br />

Wie d'Eidgnossen enpfangnen schaden gerochen, ir er<br />

gerettet und ir mächtige viend wi<strong>der</strong> uss dem veld<br />

riterlich geschlagen und verjagt hond. 10<br />

[1309] Nun un<strong>der</strong> disen dingen was ein stürm ussgangen<br />

allenthalb durch das ganz Turgoew biss gon Zürich und Schaf-<br />

(387)husen. So hatten ouch die geflochenen von Erma|tingen, <strong>der</strong>en<br />

etlich wurmaessigi), in ir flucht verharrend, das gschrei ganz<br />

verlorner sach ussbrachten"), hiemit ouch die zuoloufenden wanten, 15<br />

die andren aber und <strong>der</strong> merteil — als von sprueren gerenkter<br />

kern — mit iren hoptlueten, Kutlern und andren, liefend und<br />

ruoftend an die hoptluet und knecht, so im und am Swa<strong>der</strong>loch<br />

lagend, klagtend inen ire not, schmach und schaden, trungenlich<br />

pittend und begerende um rat und hilf, die sach zeraechen; daran so<br />

si gern ir üb und leben, als from Eidgnossen, woeltid setzen, und<br />

lieber, so es nit an<strong>der</strong>s moechte sin, erlich sterben, dan erlös<br />

leben.<br />

[1310] Uf das tatend sich <strong>der</strong> 9 orten und irer verwanten,<br />

Turgoewer, Sant Galler, Bischofzeller etc. hoptluet zuosamen, fuer- •>:,<br />

nemlich Ruodolf Hass, Osswald von Rotz und Stoffel Suter, so<br />

zuozeziehen schon waren ufbrochen, beruoftend ire knecht, inen<br />

ernstlich fuerhaltende und hoch ermanende, dass si nach loblichem<br />

harkommen und bruch irer frommen, hantvesten altvordren, die<br />

inen mit kleiner aber ruher hand von gwaltigen, mächtigen 30<br />

tyrannen ein fri land, er und guot erobret haettid, und das bisshar<br />

») Entwe<strong>der</strong> ussbrachten für ussbracht, o<strong>der</strong> es fehlt im Folgenden die<br />

Fortsetzung des Hauptsatzes mit hatten.<br />

i) In verdächtiger Weise.


166 1499<br />

von keiseren, klingen, fuersten und herren beschirmt, gebesseret<br />

und gemeret, tuerer und me soeltid zuo herzen nemen und fuer ougen<br />

stellen, getanen struch wi<strong>der</strong> zebringen, enpfangnen schaden zeraechen,<br />

ja und vil me ir er zeretten, dann alle macht und grosse<br />

5 zal irer vienden | zeschuetzen, so da vor alwaeg und iezt in disem (388)<br />

krieg oft, von [1311] Gots gnaden, mit kleiner aber manlicher<br />

hand und zal waere ueberwunden. Und dise ding angesehen, soeltid<br />

si gar nuet, we<strong>der</strong> lib noch gut sparen, sun<strong>der</strong> — darum dan diss<br />

schwerer krieg erhaben — ir, ja ganzer Eidgnoschaft er, nammen,<br />

io lob und friheit, ja land und luet, wib und kind, lib und guot ze<br />

behalten und zeschirmen, zuo glich iren redlichen vordren, in<br />

Gots nammen redlich und willig darstrecken, den grimmen aber<br />

fluchtigen vienden <strong>der</strong> alten Eidgnossen stanthaft, unverzagt<br />

herz truzlich erzeigen, das da e wil manlich und erlich sterben,<br />

i5 dan mit zager, schantlicher flucht die viend frisch machen und<br />

stärken; wan, das Got welle wenden, wo si, d'Eidgnossen, <strong>der</strong> flüchtigen<br />

nammen uberkaemid, so wurde mit ir und all ir nachkommen<br />

ewigen schand [1312] einer hoch und wit geachten Eidgnoschaft<br />

achtung gar in Verachtung kommen. Dem, so vil an uns ist,<br />

20 vorzesin, so woellids ir glfik uf iren alten, gnädigen Got hin<br />

froelich wagen, an ir viend, e dan si verrücken, trostlich ziehen,<br />

und sich da als from, truew Eidgnossen bewisen. Do nun dise<br />

meinung allen vast wol geviel, schribend si den iren im veld<br />

und daheim, iren uf huet begegneten schaden von stund an un<strong>der</strong>-<br />

25 ston mit Gots hilf und mit ir lib und leben zeraechen. Hiessend<br />

den angangnen stürm schnei fuer und fuer beharren, machtend mit<br />

1500 man, da versamt, hin<strong>der</strong>m wald ein Ordnung, betetend, | (389)<br />

ruktend do stil fuer im wald gon Weide 4 ); und nachdem si durch<br />

ire späher bericht, wie die viend zerstroewt, ir gschuez gegen<br />

so [1313] dem Swa<strong>der</strong>loch gericht wäre, namends ein abweg fursich,<br />

unss dass si die viend mochtend gsehen. Betetend abermal dri<br />

Paternoster und Ave Maria; wuschtend do mit grossem grim uf,<br />

und liefend wie die wietenden löwen durch den wald den berg<br />

ab gegen den vänlinen, besits in die viend.<br />

i) Walde o<strong>der</strong> Walde bei Gunterschwyl.


1499 167<br />

Als aber die viend <strong>der</strong> Eidgnossen gewar wurdend, liefends<br />

ouch zuosamen, ein Ordnung zemachen, da neben dem fuossvolk<br />

<strong>der</strong> reisig zueg — desse hoptmann graf Wolf von Fuerstenberg •) —<br />

mit ingelegten glaenen hielt; liessend ir gschuez uf d'Eidgnossen<br />

ab, also dass vor roch kein teil den andren gesehen mocht. Nuet 5<br />

dester min<strong>der</strong> so trungend d'Eidgnossen, vom gschuez ungeschaediget,<br />

gewaltig für, schussend, schluogend und stachend so riterlich<br />

drin, dass nach zweien schlangenschuetzen <strong>der</strong> vienden [1314]<br />

vaenlin von ersten anhuobend hin<strong>der</strong>sich zufen. Und do das ire<br />

reisigen ersahen, strängten si si treffenlich an, bstaendig zesin 10<br />

wi<strong>der</strong> dise hantvol luet, vor erst geschlagen und fluchtig gemacht;<br />

stundend hiemit ir etlich vom adel, nämlich und zuo vorab her<br />

Burckhart und sin bruo<strong>der</strong>, her Heinrich von Randeck, her Hans<br />

von Nueneck — was her Caspers zuom Stein wibs bruo<strong>der</strong> — junkher<br />

Heinrich von Langenstein und an<strong>der</strong> herzhaft rueter, schnei von 15<br />

iren pferden, tratend mit guten spiessen in die vordresten glid,<br />

(390) wartend sich <strong>der</strong> maussen, dass, wo die andren | <strong>der</strong> glich geton<br />

haettid, inen nuet von kleinem hufen waere gsin anzegwinnen. Do<br />

schruwend d'Eidgnossen: dran, dran! die boeswicht fliehend. Dran,<br />

weidelich dran! si fliehend! si fliehend! druktend also mit 20<br />

ungesumter [1315] fust so heftig dran, dass si die egenanten<br />

riter und die dri vordresten glid, nit on schweiss und bluot, ganz<br />

darni<strong>der</strong> legten, und die andren hinden ab, wie zuo Hard gelert,<br />

die flucht namend.<br />

Do machtend d'Eidgnossen gschwind zwen hufen, einen, <strong>der</strong> 25<br />

flucht nach ze ilen, den andren, uf die reisigen, so im abrueten<br />

sich etwe dik umkartend, zehalten. Jagtend also von Trueebeltingen<br />

ab unss gegen Gotlieben; und als si das emsig schiessen<br />

uss dem schloss da begreif, wurdends von hoptlueten hin<strong>der</strong>sich,<br />

ir gewunnen gut ze behopten, berueeft und bi ir eiden, sich dahin 30<br />

ze versamlen, gemant, und also so hat <strong>der</strong> treffenlich strit ein end.<br />

Der Swaebschen flucht und verlust.<br />

[1316] Wie nun die schantlich flucht in die küngschen und<br />

Swaebschen kommen was, ward die so gruelich, dass, was si von<br />

ij Wolfgang v. F.


168 1499<br />

iren liben mochtend lan vallen, gwer, harnesch, klei<strong>der</strong>, schlich,<br />

bleib dahinden. Fluhend gon Gotlieben, faltend da den graben<br />

und die vaelgruoben zuo, lasend da ire kaegel und fuossisen | suber (391)<br />

uf. Ein grosser huf floch an und in se, schwummend und schiften<br />

s irer Ow zuo. Da gieng ein gross überladen schif un<strong>der</strong>; so ertranktend<br />

si enan<strong>der</strong> im se und Ryn, wie die suew getraengt, dass,<br />

wie geschaezt, ob tusend man im se und Ryn, dem ouch ein huf<br />

zuo lief, <strong>der</strong> etlich hinüber schwummend, sigid ertrunken. Etlich<br />

von wibern herussgezogen und erkuekt, liefend wi<strong>der</strong> hinin. So<br />

io floch <strong>der</strong> grösser teil <strong>der</strong> stat Costentz zuo, da vil [1317] in irem<br />

nuewen bolwerkgraben versunkend, ob 80 man zwischen dem<br />

graben und <strong>der</strong> stat tod uss dem Ryn gezogen, die andren kum<br />

in vier stunden mit aller gloken stürm ingelassen; <strong>der</strong> ein zal<br />

hindurch, noch <strong>der</strong> nacht gon Ueberlingen, Moerspurg, Ravensi5<br />

purg und gon Lindow, wie wol si niemand jagt, kum entrunnend.<br />

Und also, wo das gschuez uf Gotlieben und <strong>der</strong> reisig<br />

zueg, item und zuovor wenige <strong>der</strong> Eidgnossen nit haettid gescheiden,<br />

wäre <strong>der</strong> Eidgnossen nit gnuog gsin, das flüchtig her ze<br />

erschlahen. ,<br />

20 Den reisigen beschach nit vil, aber vom fuosszüg blibend ob<br />

1300 man, <strong>der</strong>en 130 Costentzer burger, uf <strong>der</strong> wal stat ligen;<br />

warend al uszogen, e dan d'Eidgnossen von <strong>der</strong> nachil wi<strong>der</strong><br />

alle ziisamen kaemid.<br />

[1318J Der Eidgnossen sig und gwin.<br />

äs Do nun d'Eidgnossen ziisamen kommen warend, knuewtend<br />

si vor allen dingen ni<strong>der</strong>, danktend hoch irem | truewen, alten (392)<br />

Got um den grossen, erlichen sig, inen von im gnaediklich, mit<br />

ir kleinem schaden, hie verlihen.<br />

Batend ouch in truelich um gnad und verzuehung alles uebels,<br />

» so von beden teilen, durch si, die lebendigen und toten, waere<br />

begangen.<br />

Gabend, uf beger <strong>der</strong>en von Costentz, den pfaffen und frowen<br />

geleit. die entlibten, wo si hin woeltid, zuo begraben. Also, was


1499 169<br />

nammen hat, ward hinweg gefueert; aber <strong>der</strong> merteil muost im<br />

veld ellenklich verwesen.<br />

Zugend dem nach mit erretter und gewunner hab wi<strong>der</strong> ab<br />

in ir laeger; haftend nit 20 man verloren.<br />

Nämlich so hattends ire hab, [1319] vor ze Ermatingen g<br />

und in den andren doerflin verloren, wi<strong>der</strong>um errett, und furnemlich<br />

<strong>der</strong>en von Lucern zwo schlangenbuechsen, um welche,<br />

von ruoms wegen, zehaben, <strong>der</strong> graf von Fuerstenberg, als obrister<br />

hoptman, und die von Costentz, als so die gewonnen, übel gezürnt<br />

hatten, ouch d'Eidgnossen zuom strit angereizt. to<br />

So habends gewonnen 15 stueck huebscher buechsen, uss welchen<br />

zwo carthonen und ein isnine schlangen, mit des Roemschen kuengs<br />

nammen und wapen verzeichnet.<br />

(393) Item 4 schlangen von Wirtenberg. |<br />

Item 2 schlangen von Costentz, iede uf 20 centner, nuew is<br />

gössen, seckel genemt, haruss die von Ure, Un<strong>der</strong>walden und<br />

Zug 4000 gülden her ansprach ze bezalen. Von diser ansprach<br />

ist in vergangnen jaren geschriben').<br />

[1320] Item 2 schlangen von Überlingen.<br />

Item 1 schlangen von Ravenspui'g. 20<br />

Item 2 schlangen und ein vaenle von Ulm.<br />

Item 1 schlangen und ein vaenle von Wangen.<br />

Item stritbuechsen von Bibrach, Memmingen, Issne, Walsee etc.<br />

Item ein wagen mit hagken und tarriss-buechsen.<br />

Item moedel, bli, stein und bulver. 25<br />

Item wolgeladen spiswaegen.<br />

[ 1321] Anschlag <strong>der</strong> Eidguossen im Oberland, ire viend zu<br />

Frastentz anzegrifen; item und <strong>der</strong> viendeu gegeuristnug.<br />

Als aber d'Eidgnossen im Oberland, an obgemelten enden 30<br />

ii). Apri| ligend, nuet schuofend, uf den 19. tag Aprel — was Fritag vor<br />

Jubilate — zuo Tschan wurdend si zuo rat, ire viend zuo Frastentz<br />

') Siehe oben II. S. 65.


170 1499<br />

in ir letze zebesuochen und anzegrifen. Desse die viend gewarnt,<br />

rüstend sich von stund an mit aller notturft zuor gegenwer,<br />

d'Eidgnossen zuo enpfahen. Verordneten 300 buechsen-schuetzen<br />

uf den Lanzagast, den berg zuo | behueeten, und verstiessend in (394)<br />

5 die mitte des bergs 1500 wolgeruester knecht, so d'Eidgnossen<br />

ire letze [1322] un<strong>der</strong>stueendid vor anzevallen, dass si dan herab,<br />

besits in, o<strong>der</strong> hinden an si vielid. Diss warend vast erzknappen,<br />

die sich liarzuo mit vil rueemens selbs erbutend, hiess <strong>der</strong> stachle<br />

huf, hat vil uf kueemueler zewuergen vertrunken. Harwi<strong>der</strong>, als<br />

io d'Eidgnossen diser ruestung ouch bericht wurden, gabends dem<br />

frischen, kriegsberichten Heinrich Wolleben von Ure, uf sinen<br />

rat und beger, 2000 williger, wolmoegen<strong>der</strong> knecht und die paner<br />

von Urselen i) und Sangans zuo, den berg zegwinnen, in die letze<br />

zebrechen und ze hin<strong>der</strong>ziehen, dass, indes <strong>der</strong> ganz zueg am<br />

i5 berg durchs holz hinin gegen <strong>der</strong> letze rukte, <strong>der</strong> Grawpund<br />

uf den tross die nachhuot hielte, und also hin<strong>der</strong> den vienden al<br />

wi<strong>der</strong> zuosamen soeltid kommen.<br />

[1323] Wie d'Eidgnossen den berg und den staechlin hufen<br />

gewunnen.<br />

so Also uf disen anschlag mornedigs frie, des Samstags, brachend<br />

d'Eidgnossen in Gots nammen uf, zugend gegen irer vienden<br />

laeger zuo; und als si durch die alten letze uf ein ebne kamend,<br />

da nam egenanter hoptman Wolleb sine knecht zuo im,<br />

zoch stil an den berg zuo einer wilden klimsen, betet da, steig<br />

25 do durch | studen, stoek und velsen, so ruch, dass si enan<strong>der</strong> (395)<br />

mit spiessen hinuf schieben und ziehen muostend. Kainend also<br />

mit harter mueeg hinuf. Hiess si abermals beten und ermants<br />

tröstlich und ungezwifelt er inzelegen. Dan, 6 dan si al hinuf<br />

zuosamen moechtid kommen, warend <strong>der</strong> vienden buechsen-schuetzen<br />

ao ir gewar worden und schussend gruelich uf si. Do duktend si sich<br />

und krachend uf allen [1324] vieren für und fuer, unss die handschuetzen<br />

hattend abgeschossen, und die iren harzuo kamend. Trungend<br />

do so vast uf die staehlinen schätzen, dass si hin<strong>der</strong>sich<br />

ij Die Thalschaft Urseren.


1499 171<br />

durchs holz wichen, da ir 1500 stählin gsellen in guter, staehliner<br />

Ordnung stundend, die zuo- und anloufenden kueemueler zuo enpfahen.<br />

Also kampftends da hart mitenan<strong>der</strong>, stich um stich, streich<br />

um streich; biss vom staehlinen hufen zwei glid ni<strong>der</strong>gelegt und<br />

die andren in ir starke letze mit fliehen un<strong>der</strong>namend, zuo ent- 5<br />

rinnen und ouch die iren zewarnen. Und also, do si den berg<br />

abliefend, was indes <strong>der</strong> Eidgnosseu herzug hinzuogerukt, enpfieng<br />

si grad in d'spiess, also dass, welche vom staechlinen hufen nit<br />

abwegs verschussend o<strong>der</strong> im gestrip verschluffen, al erschlagen<br />

wurden; und er[1325]vand sich, dass diser stähle huf so vast 10<br />

vom kueemeiler-aten was zerschmolzen, das von im nit 200 zuonn •)<br />

mit fliehen waren ganz bliben.<br />

Und also so haftend d'Eidgnossen on einichen verlust mit<br />

(396)disem redlichen vorspil den steinin | berg und die staehline vorhuot<br />

zuor morgen-suppen redlich gewonnen. i»<br />

Wie d'Eidgnossen zue Frastenz das kuengsch her uss siner<br />

letze geschlagen und die letze gewonnen.<br />

Hie an, als d'Eidgnossen wi<strong>der</strong> zusammen watend kommen,<br />

schluffends, klummends, wie sie mochtend, durch den verfaelten<br />

wald, unss dass si hin<strong>der</strong> die letze durchgebrochen, in angesicht 20<br />

<strong>der</strong> vienden stünden, tatend sich ernstlich zusammen, betetend<br />

[1326] und ruktend gmaehlich fuer, dan ir viend noch da, ob<br />

14,000 stark; machtend dri hufen gegen si, einen ze ross und<br />

zwen ze fuoss; davor ob 1200 buechsen-schuetzen, und das hoptgschuez<br />

vor und in vecken gedekt. Truktend also gegenenan<strong>der</strong> 2*<br />

in guoter Ordnung; und da die kuengschen meintend zetreffen,<br />

liessends ein grosse kart 5 ) uf d'Eidgnossen ab. Do hattend si<br />

sich ni<strong>der</strong> dukt, und als <strong>der</strong> don<strong>der</strong> vergieng, woltends im rouch<br />

uf und dran sin gewischt. Do ruft <strong>der</strong> hoptman Wolleb: nit,<br />

nit, lieben Eidgnossen! lasst noch ein schuz fuergon, und denn so 80<br />

grifend gschwind und vervanglich die werlosen an! Indem liessend<br />

d'viend noch ein grösseren don<strong>der</strong>schlag und hagel uf si gon,<br />

also dass si vermeintend, d'Eidgnossen soellid zerschossen und<br />

>) Zuonn (davor ausgestrichen : man), wohl eine bildliche Ausführung<br />

von stachlin : Mhd. Zein, Metallstäbchen.<br />

2) Karthaune.


172 1499<br />

zerstöbt sin; dan kein teil den [1326] andren vorm rouch des<br />

grossen schiessens gsehen mocht. | (397)<br />

Da ward <strong>der</strong> trostlich hoptman Wolleb, als er ufrecht die<br />

Ordnung wolt behalten, toetlich geschossen; hies sich abweg legen,<br />

5 und ermant d'Eidgnossen streng, si soeltid trostlich, on sin achtung,<br />

fuerfaren; die sach wäre gewonnen. Wuenscht inen gluek<br />

und gnadet, und verschied hiemit nit on lob und leid ganzer<br />

Eidgnoschaft, <strong>der</strong>en er oft als ein unrueewiger, fraecher kriegsman<br />

lob und leid hat zuogefueegt'). Und also schnei, e dan<br />

io die Swaebschen moechtid wi<strong>der</strong> zeschiessen kommen, schussend,<br />

stachend und schluogend d'Eidgnossen so stark und vervanglich<br />

drin, dass die kuengschen und Swaben abermal sich mit iren<br />

versenen so treffenlich, ja schantlich, wartend, dass si, über die<br />

111 uss fliehend, ob 3000 man uf <strong>der</strong> walstat dahinden liessend,<br />

15 [1328] und ob drizechenhun<strong>der</strong>t, in dem wasser 111 ertrunken,<br />

zuo Veldkirch am rechen uflasend. Welcher do die Veldkircher<br />

gewar, wurdends vast erfroewt, vermeinende, es waerid itel<br />

Schwytzer, insun<strong>der</strong>s do <strong>der</strong> erst ein wiss kruez an im hat. Do<br />

aber die andren al, und die, so dise ze ross und ze fuoss be-<br />

20 leiteten, rote kruez trügend, ward ire froed zuom spot, mit schaden<br />

in leid verkert.<br />

Gwinn <strong>der</strong> Eidgnossen.<br />

Nach dem nun d'Eidgnossen zuom immiss disen gwaltigen<br />

strit, nur mit einlif man verlust, ganz erobret hattend, zugends<br />

äs zusammen in <strong>der</strong> verjagten viend starke letze. Sagtend vor allen<br />

dingen irem alten, gnädigen | Got gross lob und dank um zwen (398)<br />

gross, des morgens [1329] gewonnen sig; trügend zuo hufen ire<br />

buet, nämlich fünf vaenle, zwo huebsch zelten, <strong>der</strong> eine, nuew, hat<br />

Veldkilch schilt, kam mit einer grossen buechs gon Zürich.<br />

30 Item zehen grosser stuek buechsen, <strong>der</strong>en zwo die besten<br />

dem Friherren von Sax, von siner da und an andren enden gebrachten<br />

redlikeit wegen, geschenkt und in sin saesshus Forsteck<br />

2 ) gefueert wurden.<br />

•) Vergl. oben I. S. 407.<br />

2) Schloss Forsteck bei Salez im Rheinthal.


1499 173<br />

Item ob 500 hakenbuechsen mit aller ristung, darzuo vil<br />

harneseh und gwer.<br />

Item vil reis-, zueg- und spiswaegen, mit allem, so in ein<br />

wol versorgt laeger gehoert und notwendig ist.<br />

[1330] Wie d'Eidgnossen das Walgoew wi<strong>der</strong> begnadet uud *•<br />

gebrantschatzet hond, ab- und heimzogen.<br />

Und als nun d'Eidgnossen nach ergangnem strit in <strong>der</strong><br />

letze dri tag nach kriegsbruch verharreten und die uberblibnen<br />

Walgoewer wol mochtend wissen, was inen um iren meineid<br />

kuenftig, wurdends ze rat, abermals an d'Eidgnossen gnad ze- w<br />

suochen. Santend hieruf ire priester mit dem heiligen sacrament<br />

und ire wib und kin<strong>der</strong> zun Eidgnossen in d'letze, welche da<br />

knuewend, klagend, schriend und weinend, d'Eidgnossen, wie ie<br />

gehoert, als sun<strong>der</strong>liche versehener, erer, ja und schirmer <strong>der</strong><br />

priesterschaft, <strong>der</strong> witwen [1331] und <strong>der</strong> weisen, vast demueetig is<br />

(399) um barmherzikeit und gnad anruoftend, si zuom höchsten durch |<br />

Gottes barmherzikeit, durch priesterlicher wuerde, durch unser<br />

lieben Frowen und aller frowen er, und durch kintlicher Unschuld<br />

willen ermanend und bittend, nit anzesehen ire vor getane geluebt,<br />

die si, von inen mit begertem zuosaz unbewart und von iren 20<br />

natuerlichen herren beherschet, nit haettid moegen halten; sun<strong>der</strong><br />

sich ires erbärmlichen elends — wie hie vor ougen — und unwi<strong>der</strong>bringlichen<br />

Schadens ze benuegen lassen, dass si <strong>der</strong> merteil<br />

trost- und hilflos, irer vaeter, bruee<strong>der</strong>, gemahel und suenen durch<br />

si berowt, nuet me Vorrats haettid, dan ire manlose, werlose be- 25<br />

husung, welche zuo ufenthalt <strong>der</strong> armen witwen und weisen ze<br />

erretten, so begebend [1332] si sich willig und mit dank, vermoegliche<br />

brantschatzung, inen nach gnaden ufgelegt, redlich zuo<br />

verbürgen und zuo bezalen.<br />

In diser pit und Werbung hiessend d'Eidgnossen unwirslich »<br />

den priester mit dem sacrament, als ungebuerlich handlenden, ze<br />

hand ufston; darnach, uf gehaltnen ratschlag, gabends inen ze<br />

antwort:<br />

Sitmal <strong>der</strong> almaechtig Got inen hätte wi<strong>der</strong> dis ire ungnae-


174 1499<br />

digen, doetlichen viend, so mit unlidlichen, unkristlichen schmachworten<br />

und -taten si und eine ganze und sust fridsame Eidgnoschaft<br />

zuo semlicher kriegs ueebung verursacht haettid, gnädigen<br />

sig verluehen; wie wol si sich keiner gnaden zuo den iren, als<br />

5 vienden, moechtid versehen, so woeltids dennocht, vor betrogen,<br />

inen | abermals uf getane pit und beger verzuehen und gnad (400)<br />

[1333] bewisen, und fuer witere beschaedigung, zuo <strong>der</strong>en si macht<br />

und fuog zetuon haettid, 8000 gülden nemen, welche si inen on<br />

Verzug soeltid versichern; darzuo acht wolhaben<strong>der</strong>, erlicher man<br />

io ze buergen in ir hand, unss zuo gnuogsamer abrichtung, übergeben.<br />

Das nach dem es alles nach <strong>der</strong> Eidgnossen willen volzogen<br />

ward, zerrissen und verbranten si die laetze und zugend sighaft<br />

ab und mit froeud wi<strong>der</strong> heim.<br />

Ankunft des Roemschen kuengs zu disem krieg, und sine<br />

15 manung ins Roemsch rieh wi<strong>der</strong> d'Eidgnosseu, so doch<br />

hie wi<strong>der</strong> nuet zettln willen hatten.<br />

Wie dan diser krieg in abwesenheit des Roemschen kuengs<br />

was angehaben, und bisshar, wie ob erzaelt, mit vil grimmen<br />

taten streng geueebt, eben un<strong>der</strong> nächst beschribnen und volgenden<br />

so striten kam er heruf uss dem [1334] strengen Gellerischen und<br />

Friesslaendschen krieg •) mit 5000 -) frischer lanzknechten, genemt<br />

<strong>der</strong> Gaellerisch huf, zuo disem krieg gon Fryburg ins Bryssgoew 3 ).<br />

Vernam da und ward ansichtig vil grössers Schadens und jamers,<br />

<strong>der</strong> sinen landen und lueten, denn im vor kunt, geton, und wie wol<br />

05 er al wägen, so vil an im, disem krieg gern wäre vorgesin, ouch<br />

den angehabnen gern hätte abgestelt, wan im, als einem erfarnen,<br />

wisen, fuersichtigen, ouch zuo friden ganz gneigten fuersten, wol<br />

bekant, dass an disem krieg vil ze verlieren, aber nuet, o<strong>der</strong> ie<br />

nit on merklichen schaden, etwas ze | gwinnen wäre, da nit um (401)<br />

so rieh und gut, sun<strong>der</strong> um er, lib und leben, unverschont aller<br />

l ) Bis Ende Mäiz war Maximilian in Gel<strong>der</strong>n und Friesland beschäftigt.<br />

») Nach Ulmann a. a. 0. Bd. I. 748 waren es nicht viel mehr als 2000<br />

Mann.<br />

3) Vom 15. Mai an war er in Freiburg (Schreiber. Freib. Urk. Buch 661).


1499 175<br />

grimme, hart gekriegt und gefochten muoste werden; [1335]<br />

noch dennocht, so er von denen, und fuernemlich von sinen raten<br />

und regenten, die in mit iren vermässnen anschlagen hierin gefueert<br />

hattend, zuo persönlichem anhält, als des kriegs hopt, welches<br />

gegenwaertikeit alle gli<strong>der</strong> wurdid verfänglich zuoston, und man- .,<br />

liehe stärke von und bi im enpfahen, emsig harzuo berueeft und<br />

ervordret ward; liess er in diser bewegung des pfalzgrafen, <strong>der</strong><br />

herzogen von Meyland undSaffoy, <strong>der</strong> bischoffen und staeten des<br />

Nidren punds fridliche Werbung und <strong>der</strong> Eidgnossen verhoerung<br />

anston, aber dis hienach volgende manung in alles Roemsch rieh u><br />

ussgon, darin d'Eidgnossen verklagend und wi<strong>der</strong> sihilf ersuochend,<br />

so doch si so gar nuet wi<strong>der</strong>s Roemsch rieh zetuon vermeinten,<br />

dass si vorm krieg dem gabrichen kueng von Frankrich, so inen<br />

zuomuo[1336]tet, des Roemschen richs vorbehaltung abzetuon, puentnuess<br />

zemachen gar hattend abgeschlagen, und noch iezt im krieg 15<br />

dise vorbehaltung, in gemachter mit im zuo her not puentnuess nit<br />

hond woellen usslassen, noch iemands vom Roemschen rieh — so<br />

(402) sich des kriegs, allein wi<strong>der</strong>n Swaebschen|pund und das husOesterrich,<br />

als sächeren, erhaben, nit annaeme — beschädigen woellen.<br />

Lut <strong>der</strong> keiserlichen mannug, inhaltend <strong>der</strong> Eidgnosseu w<br />

eidsanfang, ir abzug vom rieh, forsten und vom adel,<br />

onch urhab diss kriegs.<br />

Maximilian von Gots gnaden Roemscher kueng, zuo allen ziten<br />

merer des richs etc.<br />

Ir lieben, getruewen! Wir haben unseren und des heiligen 25<br />

Roemschen richs kurfuersten, fuersten und ständen, das hochmueetig<br />

und ver [1337] achtlich fuernemen <strong>der</strong> Eidgnossen und <strong>der</strong>en vom<br />

Grawenpund nach <strong>der</strong> länge in etlichen usschriben angezeigt,<br />

und dabi uf das höchst vermant, uns uf das allerstaerkst ze ross<br />

und ze fuoss un<strong>der</strong> des heiligen Roemschen richs paner zuozeziehen. so<br />

Uf soelich ussgepot, wie wol wir mit unserm herzogtuom Geldren<br />

und Friessland zehandlen gehabt, so haben wir doch dieselben<br />

handlungen unser person halb zuo rugk gestelt, und vier unser<br />

und des heiligen richs fuersten, <strong>der</strong> nach notturft uszewarten, an


176 1499<br />

unser stat bevolhen, <strong>der</strong> Zuversicht, etlich uss den selbigen vier<br />

fuersten werden uns mit verhoftem sig vom almaechtigen Got, dem<br />

vertruewen nach, so wir zu iren fuerstlichen tilgenden, sipschaft<br />

und personen tragen, kurzlich nachvolgen.<br />

5 Demnach so haben wir uns, in ansehen <strong>der</strong> chatten not, in<br />

eigner person erhaept und uns zuo des heiligen richs Versandung<br />

des angefangen richs | tag zuo Köln gefügt; doch zuovor so vil (403)<br />

gehandlet und bestelt, dass uns <strong>der</strong> hochgeboren Philip, erzherzog<br />

zuo Oesterrich, herzog zuo [1338] Burgun und Brabant, unser<br />

io über sun und fuerst, mit unserm kriegsvolk von den nidren Burgunschen<br />

landen gar kurzlich in eigner person volgen wirt. Des<br />

glich haben wir ouch etwe vil kriegsvolk, das wir selbs versolden<br />

und bezalen wollen, uss unserem herzogtuom Gel<strong>der</strong>en mit uns<br />

herufgefueert, und nuet dester min<strong>der</strong> das kriegsvolk wi<strong>der</strong> die<br />

15 Ni<strong>der</strong>laendischen des heiligen richs verachter mit andrem volk<br />

ersezt und erstattet.<br />

Uf berueertem richstag zuo Köln haben wir die bemelt Versandung<br />

des heiligen richs erhaept, und die selb bis gon Maentz<br />

gebracht, da si uf ein nuews mit samt etlichen und meiern kur-<br />

20 fuersten, fuersten und botschaften etc., so wir uf den weg zuo uns<br />

vertagt und zuo uns gebracht, von nuewem wi<strong>der</strong>um versamlet<br />

und alda gehandlet in maussen, dass unser kurfuersten, fuersten,<br />

ouch ir und an<strong>der</strong> stand von iren gesanten den merteil verston<br />

werden.<br />

25 Doch ist zuovor durch uns und den hochwirdigen Bertholden,<br />

erzbischofen zuo Maentz, des heiligen Roemschen richs durch Germaniam<br />

erzkanzler, unserm lieben nefen und kurfuersten, und durch<br />

die ganz Versandung un<strong>der</strong>enandren einhel [1339] liklich mit guotem<br />

vorrat beschlossen worden, dass, in kraft <strong>der</strong> vereinung und<br />

N Ordnung, so wir mit allen des richs verwanten, | unseren lieben (404)<br />

bruee<strong>der</strong>en und oehen, kuengen, kurfuersten, fuersten und ständen, die<br />

von <strong>der</strong> Tuetschen, Waelschen und Windischen i) nation sind, <strong>der</strong><br />

zit anfangs unser regierung in merklicher anzal zuo mermalen bi<br />

enandren gwesen, fuergenon, ufgericht und beschlossen haben,<br />

') D. h. Wendischen.


1499 177<br />

ouch ir und wir endlich uns mitenandren vereint und betragen,<br />

dass den durchaechteren des heiligen richs tapferlicher und usstraeglicher<br />

wi<strong>der</strong>stand geton soelte werden. Wer dan die sind,<br />

ie<strong>der</strong>mann vast wol kündig ist.<br />

Damit aber menglich <strong>der</strong> Eidgriossen unbilliche handlung 5<br />

und uss was unredlichem grund ir eid kommen und entsprungen<br />

sie, merken und klarlich verston moege, wie wol <strong>der</strong>, lei<strong>der</strong> und<br />

das zuo erbarmen ist, von <strong>der</strong> weit unwislich geeret wird — so<br />

ist dem also: Anfänglich haben sich etliche oerter in <strong>der</strong> Eidgnoschaft,<br />

nämlich die von Ure, Swytz und Un<strong>der</strong>walden, wi<strong>der</strong> 10<br />

ir erst eid und alt harkommen, wi<strong>der</strong> ir recht natürlich herren<br />

und lantfürsten, die herzogen zuo Oesterrich, als grafen <strong>der</strong> alten<br />

und edlen fürstentuomen Hapsburg und Kyburg, wi<strong>der</strong> Got, er<br />

und recht und alle billikeit, uss eignem boesen, mutwilligen fuer-<br />

(405) nemen, in | vergessung Gots, ires glimpfs, [1340] er und eids- 15<br />

pflicht, sich ufgeworfen, zuosamengeton und mit gschwornen,<br />

unredlichen, unkristhchen eiden sich mitenan<strong>der</strong> verpunden, ouch<br />

also nachmals an<strong>der</strong> ir umsaessen und anstoesser, darun<strong>der</strong> dan<br />

ein merkliche anzal von staeten, grafen, frien, ritern, edlen und<br />

knechten, die zuom vordristen des heiligen richs, und zuom teil <strong>der</strong> 20<br />

fuerstentuom von Hapsburg un<strong>der</strong>tanen gwesen sind, zuo inen in<br />

soelich unghorsame und Verpflichtung gwalteklich genoetiget, und<br />

inen dieselben ir natürlich un<strong>der</strong>sässen vor etwa vil hun<strong>der</strong>t<br />

jaren abgetrungen, und mit nammen die, so hernach volgen:<br />

nämlich am ersten dem heiligen rieh und nachmals dem hus 25<br />

Oesterrich, so nun diser zit ouch dem heiligen rieh, als das merest<br />

glid desselben, un<strong>der</strong>worfen ist, die fürstentuom, grafschaften<br />

und laen<strong>der</strong> Hapsburg, Lentzburg, Kyburg und Oeuchtland; darzuo<br />

ouch die grafen von Nüwenburg, Fronburg, Arberg, Raperschwyl,<br />

Bahn, Rotenburg, Sanagaza'). Item, die friherren von Grassberg, 30<br />

Wolhusen, zuom Turn, Ringenberg, Falckenstein, Bechburg, Spietz,<br />

(406) Granson, Illingen, Rarr 3 ), Sennen, Muesin 3 ), Wassersteltz, Togern, |<br />

Taegerfeld, Bussnang, Buerglen, Swanden, Fridberg, Wadeschwyl,<br />

,) Wahrscheinlich Sargans.<br />

«) Raron.<br />

3 ) Soll heissen: Sennen von Münsingen.<br />

12


178 1499<br />

Eschenbach, Schwartzenburg, Fryenstein, [1341] Hasenburg.<br />

Straetlingen, Signow, Egerten, Goesiken, Clingen, Hanberg, Wartta,<br />

Regensperg, Seldenbuerren, Krechingen, Buehelsee, Kempten, Sarnen,<br />

Arburg, Sedorf. Item von edellueten: Rueseck, Erisswil, Rhuete,<br />

s Lunghofen, Haettingen, Rordorf, Muelinen, Sengen, Kloten, Kilchberg,<br />

Optiken, Attichshusern, Wolfshofen, Hofstetten, Wagenberg,<br />

Rein, Atkolter, Beckle, Gessler, Brunegk l ), Wellenberg, Bettwissen,<br />

Hege, Spiegelberg, Schoenenwerd, Rostbach, Rosenberg, Baden,<br />

Klingnow, Schlatt, Uelingen/Stettfurt, Busingen, Beinwyl, Keiserio<br />

stül, Ölten, Arwangen, Schinssburg ä ), Votzingen 3 ), Glaris, Howenstein,<br />

Heideck, Wildegk, Diessenhofen, Buchse, Wartensee, Bamoss<br />

4 ), Luetisshofen. Tannegk, Trostburg, Biberstorf, Tueff'enberg,<br />

Hundwil, Pfingen, Schönstem, Huelfiken, Dubstein, Nuenwise,<br />

Winterberg, Friesenberg, Hospital, Moss, Schwanow, Krochtal,<br />

i5 Thorberg, Waengen, Madoltswyl 5 ), Sumisswald, Trachselwald, Bahn-<br />

Sternenberg, Pfister, Rormoss, Schowense, Kuengstein, Wartenfels,<br />

Langenstein, Vernigken, Rubenswil, Suppensee, Rueed, Ruee<strong>der</strong>swyl,<br />

Rogwyl,| Wyl, Ifental, Wilspach, Hagberg, Rhietnow, Watten- (407)<br />

wyl, Tettingen, Guottenberg, Urburg, Schowenburg, Grimmenstein,<br />

so Bonstetten, Sumiken, Stienken, Wurtz [1342] wyl, Kotzwyl, Rynow,<br />

Hertenstein, Sempach, Artingen 6 ), Ufhusenwagen"), Schleyerbach,<br />

Sursee, Buobendorf, Pfafnach, Stettenberg, Rhust, Buttenstein,<br />

Toschley, Ertzingen, Vorkilchen, Matstetten, Frenisperg'<br />

Nidow, Buerren, Schaer, Manegk, Wildberg, Dessenber, Remingen,<br />

ss Wessenberg, Muenchiugen, Kienberg, Behem von Bernang, Helstabi<br />

Wolen, Bitseleu, Ostingen, Abdorf, Nuewolffingen, Mechingen'<br />

Eschikon. Erendingen, Grissberg, Kronburg, Luetisperg, Längenhart,<br />

Wissenburg, Ruee<strong>der</strong>en, Froeudenfels, Winckel, Kappenberg,<br />

Schaefle, Liebenfels, Hofmeister, Valkenberg, Binnisshofen, Moecke,<br />

so Oberdorf, Littow, Iberg, Gegingen, Kien, Rhingk 8 ) und vil an<strong>der</strong><br />

') Für Gessler von Brunegg.<br />

2| Vielleicht Schweinsberg.<br />

3<br />

) Utzingen.<br />

4) Baimoos.<br />

s<br />

) Madiswyl.<br />

6<br />

) Vielleicht Aetingen.<br />

7<br />

) Vielleicht: Ufhusen, Wangen.<br />

8<br />

) Viele dieser Namen sind so verschrieben, dass sie ganz unkenntlich sind.


1499 179<br />

burger und gmeinden von laendren, landschaften und statten;<br />

darunter <strong>der</strong> merteil, um des heiligen richs und Tuetscher nation,<br />

und um ir selbs er, eid, adel und fromkeit zuo verwaren, ir bluot<br />

vergossen, und mit dem schwert erschlagen, uf dem iren und<br />

von den iren und uss dem iren vertriben und gaenzlich ussge- 5<br />

getilget; darzuo ouch <strong>der</strong> geistlichen weltliche besitzungen und<br />

oberkeiten an sich gezogen. Darzuo wir und wiland unsere vor-<br />

(408)faren loblicher gedaechtnuess bisshar zuo|gesehen und das geliten,<br />

und") [1343] wi<strong>der</strong> si nichts gehandlet, sun<strong>der</strong> verlieft haben, mit<br />

<strong>der</strong> zit mit gueetikeit ichts ze erlangen. Aber si, als verhaert und 10<br />

verstopft, also fuer und fuer durch uneinikeit und zwitracht <strong>der</strong><br />

kurfuersten, fuersten und stände des heiligen richs, zuo abbrach,<br />

vertruckung und straf <strong>der</strong>selben, uss goetlicher verhaengnuess, um<br />

unser aller suend willen, <strong>der</strong> maussen ingewurzelt, dass kein kueng<br />

noch fuerst neben inen, als dan die alzit <strong>der</strong> unrechten partl lieber 15<br />

wan <strong>der</strong> gerechten geholfen, dan mit merklichen beschwerungen<br />

iren eignen regierungen usswarten moegen. Durch soelich, mit<br />

samt andren zuofallenden beschwerungen, so sich noch täglich<br />

erzeigen, die grusamen Türken und verspoter unsers kristlichen<br />

gloubens und unsers herren Jhesu Cristi, das ganz kriechisch 20<br />

land und etliche ungerische fuerstentuom in mitler zit <strong>der</strong> kristenheit<br />

abgetrungen, und sich ferrer geschürt, die nächsten anstossende<br />

kristliche kuengrich, als ieztan Poland, ouch ze erobren<br />

und zuo irem Machmetischen glouben zebringen. Und wiewol<br />

die Sachen gross und merklich, so haben doch die gemelten vom 2s<br />

unerlichen und unnatuerliehen, nuew erdachten eid, an soelichen<br />

iren ungegruendeten, unkristlichen und unehrlichen handlungen und<br />

harkommen nit gnuog gehebt, sun<strong>der</strong> iezt uf ein nuews fuergenommen<br />

[1344] und bedacht, iren fuoss witer in das heilig rieh<br />

und Tuetsche nation zesetzen, und uss eignem muotwillen, unge- so<br />

warneter sach und unbewarter Sren, wi<strong>der</strong> alle billikeit, glimpf<br />

und recht, unentsagt, wi<strong>der</strong> alle kriegs bruech, dess man doch<br />

(409)we<strong>der</strong> vom Türken | noch Heiden gewarten ist, das ganz heilig<br />

rieh anzegrifen, das zuo bekriegen, und ein merklichen teil, nam-<br />

») Rand-Glosse: ja wol tu versuocht, aber tritt geschaft.


180 1499<br />

lieh die vom Grawenpund, so on mittel dem heiligen rieh zuogehoeren,<br />

und die zuo diser zit inen ganz volgen und darzuo diss gegenwärtigen<br />

kriegs reizer und anfaenger sind, in ir ghorsame<br />

und in den obberueerten iren ungegruenten, unnatürlichen eid ze-<br />

5 tringen und zebringen, listenklich un<strong>der</strong>standen. Zuo was Verachtung,<br />

vertruckung und ver<strong>der</strong>blichem schaden das Tuetscher<br />

nation, dem heiligen rieh und <strong>der</strong> ganzen kristenheit diene, mag<br />

menglich ermessen, wiewol si bisshar mit iren listigen worten<br />

und handlungen etwa vil des heiligen richs staet und un<strong>der</strong>tanen<br />

io an sich gezogen und gebracht, die iezt uf huetigen tag gegen iren<br />

nachpuren als grob und dem heiligen rieh ganz wi<strong>der</strong>wärtig sind,<br />

wie die ersten gepursluet, denen si staets hilf bewisen.<br />

Deshalb ganz erschrockenlich zehoeren waer, soelte den bösen,<br />

groben und schnoeden gepur-slueten, in denen doch kein tugend,<br />

i5 adelich geblueet, noch maessigung, sun<strong>der</strong> allein uppikeit, untruew,<br />

verhassung <strong>der</strong> Tuetschen nation, irer rechten, natürlichen [1345]<br />

herschaft, darvon si sich, wie obgemelt, gescheiden haben, und<br />

ein grosse schand ist, länger zuozesehen und si nit gebuerlich<br />

darum strafen, so die kristenheit also spotlich und jämerlich<br />

M verlassen, ouch dass unser heiliger kristlicher gloub, des heiligen<br />

Roemschen richs und Tuetscher nation er | <strong>der</strong>maussen dadurch (410)<br />

zerstört soelte werden. Der hofnung zuo dem almächtigen Got, ir<br />

etwa vil, <strong>der</strong>en frommen vorfaren mit irem bluotvergiessen und<br />

libs und guots verlieren gern die er und wolfart des heiligen<br />

25 richs und ir natürlichen herschaft gerett hätten, und doch mit <strong>der</strong><br />

höchsten betruegnuess in iren unredlichen eid gebracht sind worden,<br />

werden si, so fer wir irem boesen muotwillen tapferlich wi<strong>der</strong>stand<br />

tuond, darum strafen, als kristenluet, in denen noch einiger<br />

grund <strong>der</strong> fromkeit und eren ist, die sölich unbillikeit bedenken<br />

so und betrachten, und sich <strong>der</strong> unredlichen eidspflicht mueessigen,<br />

ouch sich in rechte ghorsame begeben; zuo sampt dem, als wir<br />

achten, dass noch menger redlicher Eidgnoss, dem sölich ufruor<br />

und ungeschikt fuernemen von herzen leid ist.<br />

Damit ir aber anfang diss kriegs gänzlich un<strong>der</strong>richtung<br />

35 entpfahid, so haben sölichen obberueerten anschlag mit denen vom<br />

Grawenpund etlicli [1346] von dem unredlichen, unnatürlichen,


1499 181<br />

nuew erdachten eid, so die Eidgnossen genant werden, und ouch<br />

etlich uss dem Grawenpuenten, so nuew Eidgnossen und boeser<br />

wenn die alten sind, nämlich iren bi 1800 gemacht. Die selben<br />

sind fuer den herren von Brandis gezogen, und witer etlich vom<br />

adel und etlich von <strong>der</strong> geistlikeit, so in etlichen doerfern hier 5<br />

innenhalb Ryns gesessen, die in iren eid nit hond kommen, sun<strong>der</strong><br />

e sich irer eignen gueeter, von ir er, sei und des heiligen<br />

richs und Tuetscher nation gelübt wegen, verzuehen wellen, berowt<br />

(411) und verbrent. Dagegen die Swaebsch|puendischen hoptluet und<br />

dienstluet das zeraechen fuergenommen und sich darzuo mit allen 10<br />

dingen geschikt haben.<br />

Uf soelichs <strong>der</strong> anzug an allen enden von unsern und des<br />

heiigen Roemschen richs pund, so wi<strong>der</strong> die vorgemelten Eidgnossen<br />

gemacht ist worden, und ouch von allen orten des selben unehlichen<br />

eids beschaehen, si vil mit enandren geschlagen, doch w<br />

darun<strong>der</strong> kein hoptstrit geton, und zuo beden siten nie dan tusend<br />

man umkommen und etwa vil gefangen; da doch die von dem<br />

unerlichen eid gar vil me schadeus, dan die vom heiligen rieh<br />

geliten haben.<br />

Es ligend ouch von den selben Eidgnossen [1347] uf dise w<br />

stund zwei her uf des heiligen Roemschen richs ertrich; das ein<br />

am Ryn oberhalb des Costenzerses, und das an<strong>der</strong> un<strong>der</strong> dem<br />

se, an dem end des Ryns, da si die bruggen inhaben, und behalten<br />

täglich den unsern das veld vor, mit merklichem schaden<br />

an vil orten, zuo verlierung staet, schloesser, lantschaften und an<strong>der</strong>s; as<br />

ouch angesehen, dass, so wir uns in die naehe gefueegt, unser volk<br />

ganz erschrocken und werlos gefunden, haben wir uf das uns<br />

persoenlich zuo inen uf <strong>der</strong> siten geton und des heiligen richs<br />

vienden nach al unserm vermögen, mit den unsern und mit<br />

denen, so uns vom heiligen rieh täglich zuziehen, kräftigen 30<br />

wi<strong>der</strong>stand zetuond, <strong>der</strong> ungezwifleten hofnung, dass die, so am<br />

witischten gesässen sind, werdid sich ouch nit sumen, sun<strong>der</strong><br />

(412) ufs aller för<strong>der</strong>lichst zuziehen; dan die selben soellen | warlich<br />

glouben, wie ouch die nächsten das warlich wissen, dass diser<br />

krieg des heiligen Roemschen richs und Tuetscher nation entlicher ts<br />

ernst ist, und deshalb ganz not, dass von ie<strong>der</strong>man ilends ziige-


182 1499<br />

zogen werd, damit <strong>der</strong> unlustig verlust, welchen die unsern fuer<br />

und fuer me gewarten sind, und uf dise stund staets in verlust sind,<br />

abgestelt möge werden. Und begerend dem nach [1348] abermal an<br />

uch, mit allem ernstlichen und hohen fliss, ermanend ouch uch<br />

5 alles des, damit ir uns und dem heiligen rieh verwant sind, ir<br />

wollend uf das staerkist ze ross und ze fuoss, in angesicht diss briefs,<br />

tag und nacht ganz ilends uns zuoziehen, und uch darin in keinen<br />

weg sumig erzögen. Und ob uch durch die wi<strong>der</strong>parti, ir anhaenger,<br />

o<strong>der</strong> iemands andren ichts, das unserm schriben wi<strong>der</strong>wertig<br />

io moechte sin, angezoegt wurde, dass ir dem selben, noch andren<br />

fliegenden maeren keinen glouben woellid geben, sun<strong>der</strong> allein uf<br />

unser schriben ufsehen haben; dan wir uch, wie sich die sachen<br />

allenthalben witer anschicken — naemlich, so oft ichts merklichs<br />

guots o<strong>der</strong> boesses begegnet o<strong>der</strong> vorhanden ist — ungesumt veriö<br />

kinden wollen, und uch hierin zuosamt <strong>der</strong> billikeit gutwillig erzeigen,<br />

und <strong>der</strong> maussen halten, als wir uns dan ganz ungezwifelt<br />

uf uch verlassen. Daran tuond ir unsern willen und sun<strong>der</strong> wolgefallen,<br />

mit allen gnaden gegen uch und gmeinem stat zuo erkennen<br />

und zuo gut nimmer vergessen. Das alles haben wir uch,<br />

20 ouch andren unsern und des richsstaenden unverkint nit woellen<br />

lassen, damit ir und si gelegenheit | aller diser handlung warlich (413)<br />

[1349] bericht, den fliegenden maeren zeglauben kein ursach sie-<br />

Geben zuo Fryburg im Brissgoew, uf Mentag nach dem Sontag<br />

Jubilatei). — Was <strong>der</strong> 22. tag Aprel anno 99; was vil gschrei 22. April<br />

25 und wenig woll.<br />

Deren von Rotwil bescheid von Eidguossen.<br />

In denen dingen wurden die von Rotwyl vom Roemschen kueng<br />

ersuocht und angeraent. Uf das si begerten von gmeinen Eidgnossen,<br />

in ire veste stat ein 6- o<strong>der</strong> 800 knecht zelegen, mit<br />

so <strong>der</strong>en hilf si sich selb wol beschirmen, und darzuo einer Eidgnoschaft<br />

woeltid abnemen Hohenberg und Wirttenberg, welche<br />

und Ulm, fuer an<strong>der</strong> des Swaebschen punds grosse hilf gaben und<br />

deshalb fuer an<strong>der</strong> schaden namen: iene, als nachpuren, und — uss<br />

i) Das Ausschreiben scheint nur hier erhalten zu sein; auch Ulmann<br />

(I. 7">4, Anm. 1) beruft sich dafür einzig auf Ansh. Stalin, Wirt. Gesch.<br />

(IV. 33) gibt nur einen Auszug, ohne Angabe <strong>der</strong> Quelle.


1499 183<br />

jugend ires herzogen — in des Römschen kuengs handen; dise,<br />

nämlich Ulm, als die, so gegen einer stat Bern, wie in vergangnen<br />

jaren gemelt 1 ), [1350] von ir burger, <strong>der</strong> Loeblin, wegen,<br />

in vecht, ouch durch pit des Roemschen kuengs, vor und erst zuo<br />

ingang diss jars ab dem richstag zuo Wurms getan, und durch 5<br />

ir selb an ginein Eidgnossen und an ein stat Bern vil ansuchen,<br />

nit on abtrag, mocht gelediget und gesicheret werden 2 ).<br />

Ward denen von Rotwyl zuo antwort, wie vor: angesehen<br />

(414)notwendigkeit einer Eidgnoschaft landen | und lueten, so soeltint<br />

si stil sitzen und sich des kriegs eintwe<strong>der</strong>s teils anneinen. Ob 10<br />

si dan darüber angriffen wurdid, weite man si nit verlassen,<br />

sun<strong>der</strong>, nach lut ir puenden, mit lib und gut schirmen 3 ).<br />

[1351] Uszug <strong>der</strong> staeten Zuerich, Bern, Lucern, Zug, Fryfourg,<br />

Schafhusen und Baden für Tueengeu.<br />

Wie dan mit gmeiner Eidgnossen rat zuo Zuerich in <strong>der</strong> Oster- 15<br />

wochen was beschlossen 4 ) dass, so <strong>der</strong> orten Ure, Swytz, Un<strong>der</strong>walden,<br />

Glaris, Appenzel und S. Gallen paner ins Oberland gezogen<br />

waerid, Solaturn ires lands soelte hueeten, aber Zuerich, Bern,<br />

Lucern, Zug, Schafhusen und Baden mit iren wolgeruesten paneren<br />

soeltid sich uf den 13. tag Aprellen zuo Keiserstiü, Eglisow und »0<br />

zu Schafhusen befinden, da dannen mittenan<strong>der</strong> über Ryn, ir<br />

viend ze suchen, in Schwarzwald, Baar 5 ) und Hoegoew zeziehen.<br />

11. April [1352] Und also, uf den 11. tag egenemts monats, zoch die<br />

mezgerpaner von Bern uss, truog Barthlome Buetschelbach, <strong>der</strong><br />

schützen vänle Ciinrat Vogt, <strong>der</strong> paner venner Peter Strub, mit 25<br />

5000 man, <strong>der</strong>en hoptman her Rudolf von Erlach, alt schulthes,<br />

und her Hans Rudolf von Scharnental, riter. Deren zoch die<br />

paner von Fryburg nach.<br />

Des glich die paner von Zuerich mit 4000; <strong>der</strong>en hoptman<br />

(415) her Ruodolf Aescher, Burgermeister; venner | Heinrich Werdmueller; m<br />

•) Siehe oben I. 321.<br />

2) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 554 (17. October 1497).<br />

3) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 606 608.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 603. (1.-6. April.)<br />

5 ) Die Baar, alter Landschaftsname für die Gegend an den Quellen<br />

<strong>der</strong> Donau.


184 1499<br />

<strong>der</strong> schuezen hoptman Felix Schmid; vaenrich Joerg Groebel. Item<br />

Lucern mit 2000, und Zug mit 300 man.<br />

[1353] Gerueer und stürm uss dem Swa<strong>der</strong>loch mit<br />

bewarung desselben.<br />

5 Als aber uf nächst gezaelten tag <strong>der</strong> strit zuo Ermatingen<br />

was ergangen, beschahend hieruf, ouch disen uszug <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

ze verhindren, uss <strong>der</strong> Ow und uss Costenz grosse<br />

gezeuk und gschrei, als ob si enpfangnen schaden weltid am<br />

Swa<strong>der</strong>loch und witer raechen. Deshalb uf getanen stürm, schikten<br />

io die von Zürich, so zuo Schafhusen warteten, von ir paner ilends<br />

hinuf 600 man, mit irem vaenle von Grueeningen. Wurdend zuo<br />

Stein gewendt. So zugend die von Zug angends mit ir paner<br />

von Zürich den nächsten ins Swa<strong>der</strong>loch, und nach etlichen tagen<br />

da dannen zuo den staeten.<br />

15 [1354] Bald nach disem stürm, wie sich die Küngschen mit<br />

ganzer macht abermals, als ob si reisen woeltid, an <strong>der</strong> sonnen<br />

spiegleten, gieng abermals uss dem Swa<strong>der</strong>loch ein semlicher<br />

stürm, dass die von Zürich uss ir stat ilends her Heinrich<br />

Goeldlin, hoptman, und Uolrich Wü<strong>der</strong>ker, vaenrichen, mit tusent<br />

20 man hinüber santen. Und wie wol inen wendung begegnet, dan<br />

d'viend wi<strong>der</strong> an schatten gangen | warend, zugends dennocht fuer_(416)<br />

Also in <strong>der</strong> nacht kam ein stürm, dass si ungeruowt ins Swa<strong>der</strong>loch<br />

kamend. Fundend da d'Eidgnossen uf einem acker in guter<br />

Ordnung ston. Do tatend sich d'viend wi<strong>der</strong> in, tribend semliche<br />

25 reizung schier alle tag und nacht, hiemit d'Eidgnossen unrueewig<br />

und unwillig [1355] zemachen; kamend oft zuo scharmuetzen, das<br />

selten on schaden zergieng.<br />

Damit aber d'Eidgnossen soelicher stürmen abkoemid, besseretend<br />

alle ort iren zuosaz, dass Bern vom züg von Tengen noch<br />

«> 100 man hinuf schikt; des glich die andren 8 ort ouch tatend.<br />

Teiltend sich an gelegne end also, dass si und ir nachburen<br />

alweg in einer stund al zuosamen loufen mochtend, Zürich vaenle<br />

mit 1400 man ob Costentz an wald.<br />

So wurdend uf S. Joergen tag') 800 Wallisser mit 4 vänlinen,<br />

•) 28. April.


1499 185<br />

den Eidgnossen von ir lantschaft zuogesendt, ouch da hin von<br />

Zürich gevertiget, welchen <strong>der</strong> probst von Oeningen, dass, wie<br />

zuo Swytz bericht, si in nit witer sines floehens, gon Costentz geton,<br />

ersuochtid, schenkt er inen 6 muet kernen, 6 somen wins<br />

und 3 ochsen. Verzerten si froelich zuo Stein in eim prass •). s<br />

[IL L] Wie das staetle Tueengen von Eidgnossen belaegret<br />

und ufgenommen.<br />

Do nun die obgenanten staet <strong>der</strong> Eidgnossen des Swa<strong>der</strong>lochs<br />

(417)halb etwas gerueewiget waren, uss fuer|nemen, die grafen von<br />

Sultz, Lupfen und Fuerstenberg um ir untruew, item und her w<br />

Dietrichen von Blumenegk, obristen hoptman zuo Tueengen, iren<br />

alten erzviend und schmaeher, ze besuchen, zugends ueber Ryn für<br />

das staetle Tüngen, — was des grafen Ruodolf von Sultz, von Zürich<br />

abgevalnen burgers, — belagerten dasselb, in willen, es mit gwalt<br />

zegwinnen. Hübend an hinin, und die darin haruss, ernstlich is<br />

zeschiessen.<br />

Wie <strong>der</strong> von Blumenegk entran.<br />

Also mornedigs frie am tag hüb sich <strong>der</strong> boeswicht von<br />

Blumenegk [IL 2J mit sinem schriber und einem knecht heimlich<br />

uf, gab siner wacht für, hilf zereichen; und als sich ein glöf 20<br />

nach im erhuob, rant er uf einem wissen hengst, mit umkerten<br />

htit, daran ein wiss kruez, neben <strong>der</strong> Eidgnossen zueg hin, schriend:<br />

woluf, lieben Eidgnossen, loufend zuo, die boeswicht wend all uss<br />

<strong>der</strong> stat fliehen! Und also entran er gon Waldshuot, im selb und<br />

andren zum gluek, so mit im haettid mueessen on gnad sterben. 2*<br />

Da ward von Clausen Gering erstochen sin schriber, verlies<br />

einen waetschger, darinen d'Eidgnossen vil und gross raet und anschlaeg<br />

funden.<br />

Und als nun <strong>der</strong> veldflüchtig hoptman uss dem staetle ge-<br />

(418)wichen was, trang im ein zal lanzknechten | nach, welche <strong>der</strong> so<br />

Eidgnossen wacht begreif, und hin<strong>der</strong> sich so trungenlich [IL 3]<br />

i) Davon erzählt auch Stumpf X. cap. 20.


186 1499<br />

treib, dass ir ob 20 heruss erstochen und 7 un<strong>der</strong>m tor ertrukt,<br />

und zwen Eidgnossen über brugg ab in graben erschlagen und<br />

am teil übel verwundt wurden.<br />

Uss disem gevecht kam ein laerman ins laeger, den gmeinden<br />

5 heruss, und ouch im staetle nit wüsten, was vorhanden; deshalb<br />

d'Eidgnossen mit iren paneren zuosamen in ein Ordnung tratend,<br />

meinten, es wäre ein zueg vorhanden, das staetle ze entschuetten.<br />

So meinten aber die im staetle, die Eidgnossen woeltid stürmen;<br />

ruoftend haruss um gnädig ufnemen, so woeltend si sich willig ufio<br />

geben; wurdend des morgens von Eidgnossen nit erhoert, dan si<br />

noch vermeinten, zuo straf ir besun<strong>der</strong>n viend, diss staetle nit zuo<br />

begnaden; wan nach dem <strong>der</strong> von Blumenegk das statte, — dem<br />

[IL 4] er vil zuogesagt, nuet gehalten, - schantlich verlassen hatte,<br />

wurfends zuo hoptman uf junkher Hansen von Baldegk, einen<br />

IÄ riehen, reisigen edelmann und ouch fuertreffenlichen Schwitzerund<br />

beson<strong>der</strong> einer stat Bern abgesagten viend. Schussend aber<br />

denselben tag vast emsig gegen euan<strong>der</strong>, unss an d'nacht. Do<br />

ruktend die Berner mit irem gschuez unden ans staetle. Und<br />

als kein entschuettung vorhanden was, liessend die burger iren<br />

20 luetpriester im oberrok über ir mur herab, welcher im nammen<br />

<strong>der</strong> sinen, um Gots er und | kristlichen bluots verschonung willen, (419)<br />

die Eidgnossen zuom hoechsten bat, si gnaediklich ufzenemen,<br />

und si als unschuldig, von iren herren bezwungne, nit lassen des<br />

gebrochnen burgrechtens entgelten.<br />

25 [IL 5] Also ward inen gnad ires lebens von Eidgnossen<br />

zuogesagt, doch 20 man vorbehalten, mit denen nach gefallen zewalten.<br />

Diser antwort wurdens im staetle vast uneins und beschwert,<br />

wan die amptluet, die edlen, und besun<strong>der</strong> <strong>der</strong> hoptman, so sich<br />

» ab diser vorbehaltung uebel entsassent, meintend, si woeltid e<br />

alsamen bi enandren sterben; desse aber die burger und gmein<br />

knecht nit woltend erwarten, namend also die gnad an und gaben<br />

das staetle uf.


1499 187<br />

Wie zfi Tueengen nach ufgebung gehandlet, was da<br />

gewonnen und verloren.<br />

Nachdem nun das staetle ufgeben was, und alles kriegbar<br />

volk ire gwer und gwarsame [II. 6] von sich hat gelegt, namend<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen hoptluet von erstem die edlen, nämlich den von 5<br />

Baldegk, Rudolf von Griessen, waldvogt •) Poleyen von Ryschach,<br />

Hansen von Rogkenbach, Heinrichen von Baden, des grafen<br />

schriber, scherer und schuochmacher gevänglich an. Darnach<br />

hiessends die froemden kriegsluet, <strong>der</strong>en ob 1400 waren, sich ufs<br />

hemd abziehen, ein eid, diss kriegs nit wi<strong>der</strong> ein Eidgnoschaft ze- 10<br />

tun, schweren, und also mit eim wissen staeble durch <strong>der</strong> Eid-<br />

(420) gnossen | her jaemerlich und nackend ab- und heimgon 3 ), un<strong>der</strong><br />

denen etlich edling, und mit nammen <strong>der</strong> jung Hans von Fürst,<br />

irs adels verloeugnende, ouch nackend und unadelich entrunnen,<br />

also schön ussgebuzt iren Roemschen kueng zuo Fryburg enpfien- 15<br />

gend. Hieltend getanen eid biss gon Waldshuot.<br />

[IL 7] Demnach ward das staetle und schloss gepluendret und<br />

da vil narung, husrats, gwer, harnesch und geschuetzes, mit aller<br />

ristung, von den nachburen zuogefiert, item 7 vaenle, <strong>der</strong>en eins<br />

des grafen von Sultz, gon Bern bracht, in ir luetkilchen hanget, 20<br />

die vaenle von Fryburg, Nuewenburg, Pfirt, Endingen, <strong>der</strong>en etliche<br />

gon Zürich komen, und zwei gsellenvaenle gewunnen und hinweg<br />

gefueert.<br />

Das staetle ist von einem bachofen angangen, und on willen<br />

l!». April <strong>der</strong> Eidgnossen zuo boden verbrunnen uf den 19. Aprellen. So 25<br />

warend da dri Juden begriffen, <strong>der</strong>en zwen mit zwei doechteren,<br />

kristen, ledig gelassen; <strong>der</strong> drit was ein vast gewisser buechsenschuez,<br />

hat ab einer wer den buechsenmeister von Friburg, den<br />

vaenrich von Surse und sust etlich erschossen und gewundt; ward<br />

[IL 8] denen von Friburg übergeben, die liessend in an d'fueess »<br />

henken, und als ein tag und nacht also gehangt was, sagt er:<br />

(421)unser frow Maria wäre im erschinen, haette in lebendig behalten,<br />

er woelte als ein guoter krist sterben, bichtet und bekant ruew, und<br />

do ward im, also hangend, sin köpf abgeschlagen.<br />

') Oesterreichischer Vogt im Schwarzwald.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. 605 (19. April).


188 1499<br />

Do haend ouch d'Eidgnossen in disem laeger 8 man verloren.<br />

Wie mit den gevangnen gehandlet.<br />

Und wie wol die obgenanten gevangnen ans schwert warend<br />

s ufgenommen, noch wurdens von Eidgnossen ires lebens begnadet<br />

und gon Baden in ein haerte gevaengniss gelegt, welche dem von<br />

Baldegk durch pit und buergschaft siner [IL 9] gesipten, her<br />

Adrians von Buobenberg, Walthers von Halwil, und <strong>der</strong>en von<br />

Basel, mit guoter huot gelichtret 1 ), und über zwen monat zuon<br />

io kosten, um 2000 Rinsch gülden und verzuehung <strong>der</strong> herschaft<br />

Schenkenberg, ledig gelassen 2 ). Ist sines geschlechts <strong>der</strong> lezt<br />

gsin, an pestilenzbuellen, die er selbs an beden beinen ufgeschniten<br />

hat, erlamet und gestorben.<br />

Der glichen war Rogkenbach um 100 Rinsch gülden von denen<br />

i3 von Hertenstein, Rinach, Segeseren und Einigeren mit urfecht<br />

ussgebuergt 3 ). Mit dem von Griessen, Baden, Rischach, wurdend<br />

Hans und Peter Ruess von Lucern geloest. Der schriber ward<br />

gon Zürich, <strong>der</strong> schaerer gon Zug zuo abwechslung geben. | (422)<br />

Der schuochmacher um 30 gülden [IL 10] gefrigt, des gelds <strong>der</strong><br />

20 halb teil zwen Matzingern, brue<strong>der</strong>n, an iren wundschaden geben<br />

ward 4 ).<br />

So zugend vil von Tueengen über Rin, ergabend sich in <strong>der</strong><br />

Eidgnossen schirm.<br />

Wie das vest schloss Küssenberg von Eidgnossen inge-<br />

45 nommen und besaezt.<br />

' Da nun d'Eidgnossen mit Tueengen graech warend, schiktends<br />

500 knecht mit gschuez, das vest schloss Kuessenberg, vom grafen<br />

von Sultz mit fünfzig lanzknechten besaezt, ufzevordren o<strong>der</strong> gewaltig<br />

anzegrifen. Welche, nachdem die Übergebung was versagt,<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. 606.<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. 618.<br />

3<br />

) Eidg Absch. III. 1. 614. Hier sind noch zwei an<strong>der</strong>e als Bürgen<br />

genannt.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. 618.


1499 189<br />

bi nacht von hand zugend das schwer gschuez den hohen [IL 11]<br />

berg uf ans tor, und do es morgens die im schloss gewar wurdend,<br />

gabend si sich uf und brachtend ir leben an eim staeble<br />

nackend darvon. Do namend d'Eidgnossen das schloss in, fundend<br />

darin vil guots, dan es wol versorgt, und vil darin vom land ge- 5<br />

(423)floecht was. Besaztends mit knechten, <strong>der</strong>en hopt|man Heini<br />

Ziegler von Zuerich, und bevogtetends mit Hansen Stucki unss zuo<br />

gemachtem frid f ).<br />

Und wiewol da vil guots gewunnen, wards doch so untruewlich<br />

gebuetet, dass ein stat Bern sich, zuo gelitner schmachred, ires 10-<br />

Schadens, ja ouch kostens, mit vertigung des gewunnen geschuetzes<br />

gehabt, hernach zuo tagen vor gemeinen Eidgnossen oft erklagt,<br />

und billiche Verrichtung heischen muost'-). Hat nit me dan<br />

zwanzig dik pfennige zuo buet enpfangen, und aber vom gschuez<br />

von Tueengen gon Baden zefueeren 30 gülden ussgeben. 15<br />

[IL 12] Wie das staetle und schloss Stueelingen von Eidgnossen<br />

ingenommen, geplimdret und verbraut.<br />

Demnach zugend die Eidgnossen mit her macht für das<br />

staetle und schloss Stuelingen, graf Sigmunden von Lupfen um sin<br />

begerte hoptmanschaft ze besuchen. Und als er die sinen, wie *<br />

ouch <strong>der</strong> von Sultz geton, hat verlassen, gabend si das staetle uf,<br />

also, dass si lebens und ir staetle vor für sicher waerid.<br />

So gab <strong>der</strong> burgvogt, jungkher Martin von Starkenberg, das<br />

schloss uf, ouch dass es ungebraent blibe, und er mit siner hab<br />

(424) sicher zuon Eidgnossen abzuege. |<br />

Uf das namend die Eidgnossen die [IL 13] bede in und pluendretens,<br />

und im abzug, über gebne Sicherung, wurdend bede in<br />

grund verbraent, aber allein von denen, so vor zuo Hallow und<br />

da in von inen ouch geschaediget und gebraent waren, und dem<br />

bischof von Costenz zuogehoerten, deshalb si von Eidgnossen, so ; »<br />

doch gross missvallen darab hatten, ungestraft bliben. So ward<br />

ij Eidg. Absch. III. 1. C08 (12. Mai).<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. 610.<br />

lb


190 1499<br />

dem egenanten burgvogt, ouch wi<strong>der</strong> gebne Sicherung, alle sine<br />

hab genommen. Hierum die Eidgnossen, uf sin kläglich ansuchen,<br />

im ein pfleg bi dem abt von St. Gallen und 200 gülden von<br />

nächsten brantschaz, o<strong>der</strong> von des von Baldegk Schätzung, ver-<br />

5 hiessend zegeben und gabend.<br />

Wie das staetle und hus Blfuuenfeld ingenomen, geblündret<br />

nnd verbrent.<br />

Von Stueelingen zugend die Eidgnossen fuer das stark staetle<br />

Bluomenfeld, [IL 14] was des edlen friherrn von Rosenegk, mit<br />

io 500 man wol besezt, welche sich un<strong>der</strong>stiinden zeweren, wuostend<br />

ouch angends mit schiessen etlich vorloeffige knecht. Als aber<br />

inen <strong>der</strong> Eidgnossen macht und gschuez inen ze stark wolt sin,<br />

ruoftends frid an, ward inen, me Schadens zu vermiden, | geben, (425)<br />

also dass, on <strong>der</strong> her, man, wib und kind, mit ir fraglichen hab,<br />

15 soelte haruss gon, und die Eidgnossen den verlassnen row, so nit<br />

klein, on brand nemen. Ward zugesagt und angenommen.<br />

Wie die edel frow von Rosenegk iren herren errett.<br />

Da begab sich ein edle, lob- und gedaechtnuesswuerdige tat<br />

von <strong>der</strong> edlen des von Rosenegk efrowen, [II. 15] welche, nach<br />

so zuolas traeglicher hab, iren vorbehaltenen herren, als ir beste und<br />

liebste hab, mit iren besten kleinoten haruss truog. Ward ir loblich<br />

vergoent, darzuo ein Eidgnoss, so zuo iren kleinoten hat griffen.<br />

kum vom strik erbeten.<br />

Dass in kriegen git fuer er, und nit glouwen halten, den<br />

» eren, lob und gwin nachteilig und schädlich, dass unghorsame<br />

nnd zwitracht verlustlich und zerstoerlich ist.<br />

Doch so ward das staetle ouch mutwillig, wie die vorigen^<br />

mit vil guots, uss verbunst <strong>der</strong> buetigung, ganz verbraent von Eidgnossen,<br />

einer ganzen Eidgnoschaft zuo grossem unlob, uner und<br />

ao nachteil. | (426)


1499 191<br />

Dan, wie ich, <strong>der</strong> zit annahend, von namhaften personen in<br />

Swa[IL 16]ben selbs gehört hab, wo die Eidgnossen manliche tat<br />

lieber dan den roewischen git, und den staeten und gmeinden glowen<br />

haettid gehalten, also dass sich die blibens und schirms zu inen<br />

haettid moegen vertrösten, so wäre einer Eidgnoschaft, so ie ein 5<br />

guoten namen hat bi staeten und gmeinden, so <strong>der</strong> zit von iren<br />

herren und jungherren hart ubertraengt waren, kein arbeit gvvesen,<br />

in disem krieg vil staet, land und luet an sich zebriugen.<br />

Do aber von iren unghorsamen on alle straf schier allenthalb<br />

<strong>der</strong> gwunnen row so gitig ersticht, dass si sich selber drob 10<br />

wolten erstechen, den e verbrennen, dan truelich teilen, und gebner<br />

glow so liecht geschaezt, dass si von rows und eigens kuews wegen<br />

keinen [IL 17] hielten, wolt und dorft sich niemands me an si<br />

lassen. Also beschach, dass si fueraliin kein veste o<strong>der</strong> wenig<br />

plaez me gwunen, und von Stockach. on lob ab- und heim zugend. 15<br />

Das doch einer erberkeit so vast missviel und leid was, dass si<br />

fuerahin ouch keinen herzug me fuernam und tat, dan iren vienden<br />

zeweren und ire land und luet zeschirmen. Glow, ghorsame<br />

und einmueetikeit sind die herzogen und hoptluet, die von weit<br />

an al gross machten hond gewunnen und behalten; hargegen 20<br />

(427) was die gewunnen | und behalten, hond unglow, unghorsame und<br />

uneinikeit verloren und verlassen.<br />

Gewiss ists, dass die, so von ersten vom festen glowen sind<br />

Eidsgenossen löblich gnemt worden, wo si nit enandiren truew,<br />

ghor[II. 18]same und einhellikeit gehalten, haettid nimmerme mit 25<br />

einiger stärke noch menge, wi<strong>der</strong> so grosse staerke und menge ir<br />

vienden, ein veracht und klein voelkle, ein so hoch geachte und<br />

mächtigere, denn grosse, doch nit kleine, Eidgnoschaft moegen gewinnen,<br />

und noch vil min<strong>der</strong> moegen behalten; dan gwin ie zu<br />

gluek, aber behalten me zuor fuersichtikeit stat. Und diss ist allen «o<br />

regimenten wol und alweg, besun<strong>der</strong>s in kriegsueebungen, zuovor<br />

und in gotsvorcht, ze bedenken und auzesehen.


192 1499<br />

Abzug <strong>der</strong> staeten <strong>der</strong> Eidgnossen uss dem Hoegoew; item<br />

uszug <strong>der</strong> paner von Solaturn gon Dornach wi<strong>der</strong> den<br />

Roemschen kueng, im Suntgoew [II. 19] versampt, und ziizng<br />

<strong>der</strong> paneren Bern und Friburg.<br />

s Als nun d'Eidgnossen zuo Bluomenfeld ouch, wie oberzält,<br />

gräch waren, hieltends rat, was witer zetuon; da wolt Zürich<br />

fuer und fuerer, fuer Engen, Tengen, Ach, Podmen und Überlingen,<br />

da | vil forsten und herren lagend, und demnach in die Richenow (428)<br />

und hinüber fuer Gotlieben ziehen. So wolt Bern sich nit so<br />

io witsch weif machen, sun<strong>der</strong>, uf ernstlich getanen abscheid, den<br />

nächsten in die Ow und fuer Gotlieben ziehen, hiemit denen im<br />

Swa<strong>der</strong>loch und da umliegenden, so täglich dahar angefochten,<br />

ernstlich [II. 20] um statliche hilf schruwend, begerte hilf zetuon,<br />

die unrueewigen viend uss Costentz ins veld zebringen, o<strong>der</strong> die<br />

15 vorgenemten plaez zegwinnen.<br />

In disem wi<strong>der</strong>span, wie <strong>der</strong> Roemsche kueng hat ob verzeichnete<br />

manung uss lassen gon, und hieruf einen grossen zueg<br />

ze ross und ze fuoss, ob 20,000 geschaezt, ins Suntgoew versampt,<br />

mit geschrei, die von Solatern zuo Dornach und <strong>der</strong>en von Bern<br />

»o burger, den Grafen von Valendis, und das Muenstertal, so da nit<br />

nach gemachtem vertrag wolt vom burgrecht abston, anzegrifen;<br />

hierum die von Solatern uf St. Marx tag •) mit ir paner nidsich<br />

gan Dornach zugend; mantend zunächst Bern und [IL 21] Friburg<br />

und die an<strong>der</strong>en ort, so daheim | und im veld waren, um (429)<br />

so truew ufsehen und schnelle hilf zetuon.<br />

Deshalb die paner von Bern und Friburg, uf dis <strong>der</strong> von<br />

Solatern manung und ouch irer herren verkündung, den nächsten<br />

uss dem Hoegoew durch Schafhusen iren landen und den iren zuozugend.<br />

So zugend die an<strong>der</strong>en stät in Unwillen ouch ab und<br />

so den nächsten heim.<br />

Unbilliche red und tat <strong>der</strong> Eidgnossen wi<strong>der</strong> ein stat<br />

Bern und die iren, ouch wi<strong>der</strong> Friburg.<br />

Und wie dieselben in vorgendem zug dem hoptman von Bern,<br />

um beschechnes abzugs willen, vast uebel zuredeten, also tatends<br />

') 25. April.


1499 193<br />

den beiden staeten, sun [IL 22] <strong>der</strong>lich Bern, sagtend: die Bernerlin,<br />

die kistenfeger, die schelmen, die waelschen Heignossen wärind<br />

gut, ein flucht zemachen. Wer hat nach inen gschikt? Man<br />

bedarf ira wol nuet. Und nämlich so solt <strong>der</strong> hoptman, schulthes<br />

Seiler von Lucern, <strong>der</strong> etlich geredt haben; also dass ein loblich 5<br />

stat Bern einen soemlichen Unwillen gwan, dass si einist hat förgenommen,<br />

nit me zuon Eidgnossen zeziehen, ouch kein zuosaz,<br />

(430) dan wo si teil haette, me zegeben; hiess | ouch von stund an<br />

iren zuosaz uss dem Swa<strong>der</strong>loch ab zuo irer paner gon Dornach<br />

ziehen; sant hierum ouch ir treffenliche ratsbotschaft uf gmeinen 10<br />

tag gon Zürich und Lucern, sich <strong>der</strong> unverdienten, unbillichen<br />

schmäh, mit truewer hilf und grossem [II. 23] kosten erlangt,<br />

hoch zuo erklagen und trungenlich zuo begeren, semlicher schmahreden<br />

und -taten uberhaebt zesin und zebliben; dan wo das nit,<br />

mueeste si sich selbs wit und bas versehen und beweren, so si 15<br />

gneigt, zuo gilt, nuz und er einer ganzen Eidgnoschaft ir vermögen,<br />

ja nuet min<strong>der</strong> dan kein an<strong>der</strong> ort, dargestrekt haette und strakte,<br />

und nuet davon, dan undank, schmäh und schaden gewunne.<br />

Ward hieruf zuo Lucern ernstlich verabscheidet, dass ie ein<br />

ort vom an<strong>der</strong>en soelte verguot han, und keines das an<strong>der</strong> ver- 20<br />

achten, noch die sinen beschmaehen, wan keines allein, son<strong>der</strong> si<br />

alle nach und nach mitenan<strong>der</strong> ein starke Eidgnoschaft haettid,<br />

nit mit verach [n. 24]tung und untruew, überkommen; wurd ouch<br />

nit, dan mit gmeiner lieb und truew, beston und behalten').<br />

Und damit dester min<strong>der</strong> zanks, freveis und ufruors begegnete, »<br />

ward alles zuotrinken im veld streng verboten, und ghorsame hoch<br />

geboten 2 ).<br />

Desglich, ires schulthessen halb, so da ouch von den sinen<br />

verarget was, also dass man redt, er wäre vor Engen durch<br />

(431) zwo wachten geriten zuom staetle, | haette da mit sinen fruenden 30<br />

gedaedinget, dass man angends abzogen wäre; — disen argwon meret,<br />

dass er ein edle Swaebin von Fryberg zuom wib und ire färb ins<br />

veld gefueert hatt, — dass ouch er und sin bruo<strong>der</strong> durch brief und<br />

') Eidg. Absch. III. 1. 609 (27. Mai).<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. 605 (19. April).<br />

13


194 1499<br />

boten mit dem Roemschen kueng [IL 25] und den Swaben handletid,<br />

taet ein fromme stat Bern, wie gebuerlich, so ein ganz her an<br />

eim hoptman gelegen, flissige erkuendung und demnach ernstliche<br />

vor den iren und vor ganzer Eidgnossenschaft entschuldigung;<br />

s wan dis fromme riter, me zuo fridens-, dan zuo kriegsueebung gericht,<br />

sich <strong>der</strong> Sachen vor rat und burgern gegen menglichem<br />

zuo recht erbutend.<br />

Reiszug <strong>der</strong> paneren von Bern und Fryburg zii <strong>der</strong> paner<br />

von Solaturn ins Suntgoew, und dass die an<strong>der</strong>en ort,<br />

w gemanet, nit zugend.<br />

Do nun, wie hievor angezogen, die paner von Solatern wi<strong>der</strong><br />

den grossen zueg des Römischen kuengs was gon Dornach zogen,<br />

uf enpfangne manung, sant [IL 26] ein stat Bern iren von erst<br />

400 man zuo, mit junkher Brandolf vom Stein und Lienhard<br />

i5 Wisshanen, als venner, hoptlueten, und glich denen nach 2000,<br />

mit hern Adrian von Buobenberg und hern Ludwig von Diesbach,<br />

ritern. Fürdret ouch mitan den zuozug irer und <strong>der</strong>en von Fryburg<br />

paner, welche mit einer zal Lucerner knechten, uf den<br />

fuenften tag Meien, zuo den iren gon Dornach kamend, da wartende 5. M»i<br />

i'o <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n, so von Bern und Solatern gemant harzuozieken solten, | (432)<br />

das aber si nit allein nit taten, sun<strong>der</strong> einen sundren herzug<br />

wi<strong>der</strong> ins Hoegoew fuer die oft genemten plaez zetuon, zuo Zürich<br />

uf den andren tag Meien beschlussend. Deshalb die paner von 2. Mai<br />

Lucern von Baden, über zuosag, heim zoch, und von Eidgnossen<br />

äs nieman, denn ein vaenle Lucerner, einer stat Bern ernstlichen<br />

manung nachvolget; darob si nit [11.27] unbillich, zuo vorhin enpfangnen<br />

unbillen, abermals nit kleinen verdruss gewan. Muost<br />

sich Gots und eigner manschaft dissmal vertrösten, von Eidgnossen,<br />

und ouch von den iren im veld, wo ghorsame, stark<br />

so gnuog geacht. Da was allein sorg, schaden zenemen von unghorsamen<br />

knechten, so da staets uss <strong>der</strong> Ordnung uf row trungend,<br />

und aber keinen mit lieb teilen konten.<br />

Uf das ein fuersichtige stat Bern ein streng gebot, ouch<br />

von gmeinen Eidgnossen ussgangeni), nemlich ghorsame und<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. 616 (12. Juni).


1499 195<br />

truew zehalten, und on sun<strong>der</strong> urlow o<strong>der</strong> bevelch <strong>der</strong> hoptlueten<br />

nit von <strong>der</strong> paner zeloufen noch uet anzevahen, ilends ins veld<br />

den iren zuoschikt.<br />

Von einem scharmuz vor Basel, daran etlich knecht und<br />

ein graf von Ortenberg umkamend. 5<br />

Also im abhinzug von Liechtstal, wie ein huf <strong>der</strong> kuengschen<br />

(433) [II. 28] zuo Muttetz lag, weich <strong>der</strong>selb da danen | rar Basel ab,<br />

zuo den iren gon Blautz'), und da im nachtruck kamend etlich<br />

wolmoegend Eidgenossen vor Basel zescharmuetzen, <strong>der</strong> ein teil,<br />

fuergeschossen, vorm Spalentor ein graendel hat zugeschlossen, und 10<br />

sich hiebi verstekt zuor wart; <strong>der</strong> an<strong>der</strong> reizend teil ward von<br />

ruetern neben ab in die reben verjagt. Als aber ein starker zuolouf<br />

von Eidgnossen kam, namend die rueter durch die gassen<br />

gegen beschlossnem tor zuo ir flucht, sprengten ubern graendel<br />

hin. Als aber <strong>der</strong> muotig jung graf Hans von Ortenberg sprengt, 15<br />

viel <strong>der</strong> hengst; do ward er und noch etlich fuossknecht zuo [IL 29]<br />

be<strong>der</strong> sit erschlagen und erstochen, item und etliche ross und<br />

knecht wund. Den grafen, ussgezogen, fuorend die barfueesser in<br />

ir kloster; sinen heim mit koestlichem kränz verkouft <strong>der</strong> sigrist<br />

von Thun um fuenfzig gülden. 20<br />

Die andeien, tod und wund, <strong>der</strong>en einer hoptman Saler, und<br />

ouch gsund, kamend zusammen in d'stat Basel, liessend sich da<br />

spisen und arznen, dorftend kein unfuor, dan sursehen, gegen<br />

enan<strong>der</strong> zeigen noch ueeben.<br />

Wie sich Basel hielt. »<br />

Wan die von Basel, als zwischen zweien schweren fallen,<br />

(434) fuersichtig, wie wol von beden partien <strong>der</strong> | tagen mit fruentschaft<br />

und troewen höh ersticht, erhieltend sich mitel, also dass bed teil *<br />

sicheren [II. 30] in- und ussgang und wandel, doch mit keiner<br />

macht, in ir stat hattend; liessend ouch beiden teilen lifrung ao<br />

i) Blotzheim im Elsass


196 1499<br />

zuogon und fueereri. Woltend <strong>der</strong> Eidgnossen paneren uf ir beger<br />

nit durchzug ins Brisgoew geben, dass inen, und deshalb den<br />

Eidgenossen, wins und korns zuofuor nit abgeschlagen wurde. Und<br />

aber demnach, als die kuengschen, ob 6000 stark, abermal gon<br />

5 Muttetz versamt, um durchgang zuo Liechtstal und Wallenburg<br />

würben, und das den staetlin von etlich ir herren heim gestelt<br />

was, schreib ein stat Bern mit Solatern den staetlin ernstlich, nit<br />

zewilligen, und, wo dan not, lib und guot zu inen zuosetzen. Das<br />

namends gern an.<br />

io Und hieruf, dass die von Basel [IL 31] unpartlsch moechtid<br />

bliben, entsaztend si zwen burgermeister, die edlen riter, her<br />

Hartman von Andlow und her Hansen Immern von Gilgenberg,<br />

als zuo vast uf die kuengschen siten hangende, und saztend ein<br />

gmein nuewen rat, das inen vil nutzes bracht und vil Schadens<br />

15 verhuot.<br />

Wie die Eidgnossen, ire viend stichende, die hilze stat<br />

Habkessen berant und verbrent hond; und da sich<br />

keine linden Hessen, zugends wi<strong>der</strong> heim.<br />

Wie nun die Eidgnossen hinab gon Blautzen iren vienden<br />

20 nachkamend, hievor bi zweien stunden, warends, | wie gemeint, (435)<br />

nidsich gon Habkessen verrukt. [II. 32J Also uf den 8. tag Mai, 8. Mai<br />

was unsers hern uffart abent 1 ), zugends inen nach in das egenant<br />

dorf; und do si si da nit bezugend, wurdend die paner ouch<br />

gewarnet, nit me witer hinach ziehen, sun<strong>der</strong> zerten und rumten<br />

25 uf da und daum alles, was hand und fir mocht ergrifen; zugend<br />

demnach uss fordrung irer obren ab und kamend heim uf den<br />

13. tag Meien, uf welchen tag die andren siben ort mit iren 18. M«<br />

paneren am Rin zesin waren bescheiden. Verzoch sich noch sechs<br />

tag, biss uf den Pfingstabent 2 ).<br />

i) Tag vor Himmelfahrt.<br />

») 19. Mai.


1499 197<br />

Wie die Eidgenossen Haesingen, und die kuengschen im<br />

Muenstertal gerowt und brant band, item von Bern hilf<br />

und zusaz dem tal geton.<br />

[IL 33] Als dan, vor hie nächst erzaelter reis, <strong>der</strong>en von<br />

Solatern knecht von Dornach hinab gon Haesingen warend ge- 5<br />

loffen, des bischofs von Basel bruo<strong>der</strong>, her Fridrichs ze Rin, sun,<br />

her Bernharten, um sin schmähen und rueemen ze ersuchen, in<br />

angenommener daeding 1 ), im unbillich sin schloss berowt und verbränt<br />

hatten 2 ); —<br />

dass ouch die Muenstertaler im Graenveld, eines bischofs von 10<br />

(436) Basel und siner stift eigenschaft, nit vom | Bern burgrecht, nach<br />

beschribnem vertrag, woltend abston: un<strong>der</strong> dem, als Brandolf<br />

zuom Stein von Münster mit einer zal tal- und zuosatzluet was zuo<br />

<strong>der</strong> paner von Solatern hinab gon Dornach bescheiden, zoch<br />

egenanter her Bernhart mit einem huffen, [IL 34] bi dem ouch 15<br />

Taelsperger, Zwinger, und an<strong>der</strong> ires berren bischofs un<strong>der</strong>tanen<br />

warend, ins Muenstertal, schlag, rowt und brant also, dass ein stat<br />

Bern, um bürgerliche hilf angerueeft, ir vaenle, mit her Caspern<br />

zuom Stein, uf <strong>der</strong> von Schwitz und Un<strong>der</strong>walden pitliche manung<br />

uszogen, wandt und an Ripetsch 3 ) hininschikt Niclausen zer 20<br />

Kinden, <strong>der</strong> Pfisteren alt venner, hoptman, und Casper Mosern,<br />

vänrichen, mit 1000 mann und mit Friburg und Biel zuozug,<br />

welcher, da er d'viend ze nach und ze stark ansach, rukt er an<br />

ein gwarsame hin<strong>der</strong>sich, und etlich so vast, dass si eins loufens<br />

nit zuo Biel, aber ennet den wassern 4 ), sicher meintend sin zuo 25<br />

Nidow, und die [IL 35] von Friburg einen wagen dahinden Hessen,<br />

so doch d'viend ouch hin<strong>der</strong> sich wichend.<br />

Ward in<strong>der</strong>t 8 tagen, zuo end Meiens, von andrer anschlagen<br />

wegen, abgemant; bracht nuet namlichs heim, wan <strong>der</strong> Schmiden<br />

venner, Ludwig Ditlingern, von eim rossval doetlich berueert 30<br />

•) D. h. während doch die Capitulation bereits abgeschlossen war.<br />

*) Hä9ingen im Sundgau; <strong>der</strong> Zug fand nach F. Haffner (IL 195) « im<br />

Juli» statt.<br />

3<br />

) Der Pass über den Mont Repais (Räpätsch) zwischen Pruntrut und<br />

Delsberg.<br />

4) Erst jenseits <strong>der</strong> Schüss und <strong>der</strong> Zihl.


198 1499<br />

hatt die meinung, | wie <strong>der</strong> Meli Hans Krochtaler sagt: man (437)<br />

soelte hoptluet machen, die herz haettid, und dem Römischen küng<br />

ouch viend waerid. Redt on nammen uf den schultheiss und<br />

venner 1 ), welche <strong>der</strong> zit in Bern die fuertreffenlichsten, aber nit<br />

s kriegsluet, geachtet waren. Was nit ein unzitige red, dan des<br />

keisers Darii hoptman sagt, dass ein huf hirzen, den ein loew<br />

fueerte, me zefoerchten wäre, denn ein huf loewen, vom [11.36]<br />

hirzen gefueert.<br />

Belleloe verbrent.<br />

io Disem hirzischen abzug zugend die viend nach, vertrunkend<br />

und verbrassten, was zuo Belleloe 8 ) von fruenden erspart und behalten,<br />

pluendreten und verbranten das kloster ze boden; und<br />

wie wol hienach ein truewe stat Bern, zuo schirm dem tal, Hansen<br />

Frisching mit gschuez und fünfzig man zuosazt, ouch sine des tals<br />

15 nachburen, um genommens rows wi<strong>der</strong>kerung und um gemeine<br />

hilf zetuon vertrug, dennocht unlang hienaher, da sin her, <strong>der</strong><br />

bischof, durch d'finger sach, Bern zuo traz, ward es ungerochen<br />

gar berowt und gebraent.<br />

[II. 37] Wie die Etschluet uss irer laetze zue Mals die Engen-<br />

20 diner geschadiget und gebraut schätzet liond. und hiemit<br />

die Puenter zur räch bewegt.<br />

Als dan, wie vor gemelt, die Roemisch kuengschen und Etschluet<br />

zuo Mals und Laetsch, im Vinstgoew, | vom Etschfluss an Schlingen- (438)<br />

berg, zuom stärksten verlaezinet, un<strong>der</strong> dem Tirolschen paner 8000<br />

23 Etschlantluet, und un<strong>der</strong> zehen vaenlin 2000 buechsenschuetzen, und<br />

1500 versoeldeter lanzknecht und erzknappen, besun<strong>der</strong> an die<br />

Eidgnossen schnitzig, hatten mit aller gwer und gschuez wol versorgt;<br />

die Kurwalen im Engendin geng und uebel schaedigeten,<br />

also dass si, [IL 38] die Engendiner, ein schwere brantschatzung<br />

i) Ihre Namen siehe auch oben IL S. 109.<br />

*) Die Prsemonstratenser-Abtei Bellelay bei Delsberg, gestiftet im Anfang<br />

des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts, s. Trouillat I. 280.


1499 199<br />

uf sich namen und von <strong>der</strong>en wegen 33 <strong>der</strong> fuernemsten landsaessen<br />

zuo buergschaft uebergabend, die zuo Meroni) wurdend uf glowen<br />

gvengklich zuo mortlichem tod behalten.<br />

Anschlag <strong>der</strong> Knrwalen wi<strong>der</strong> die Etschluet und ire laetze.<br />

Hierum uf nächst obgemelte be<strong>der</strong> heren <strong>der</strong> Eidgnossen 5<br />

heimzug und Bern reis in's Suntgoew, nämlich uf den zechenden<br />

10. Hai tag Meien, erwaegten sich die Puenter, dis laetze zegewinnen und<br />

iren schaden zeraechen, zugend um mitternacht 9000 mann stark<br />

von Muenster gon Dufers 2 ) in ein dorf, vor <strong>der</strong> laetze gelegen,<br />

teiltend sich da, also dass 4000 soeltid vorzuehen uf den Schlingen- io<br />

[IL 39] berg, die wacht ze ubervallen und demnach hin<strong>der</strong> die<br />

(439) laetze zeziehen, und wenn das be|schaehe, zuo Wortzeichen ein hus<br />

anzuenden, und daruf gaech und fraech ir viend einsmals binden und<br />

vor anzegrifen.<br />

Wie die Kurwalen die kuengschen zue Mals uss <strong>der</strong> laetze us<br />

schluegend und die gewunnend.<br />

Uf disen anschlag zoch <strong>der</strong> min<strong>der</strong> huf bi nacht stil den<br />

ruhen berg uf, erstach die wacht, und am tag, als die viend, iren<br />

gewar, den weg verstehen, namends einen vast ruhen, unwegsamen<br />

abweg gon Laetsch. w<br />

Indes hattend die viend ir guote Ordnung in dri hufen verordnet,<br />

[II. 40] und einen uszug geschikt, den Puenteren den weg<br />

über die Etsch und hin<strong>der</strong> die laetze ze fuerkommen, welchen die<br />

Puenter ubertrungend und hin<strong>der</strong> sich zuo irem zueg jagten.<br />

Kamend also in die laetze gon Laetsch, zuentend ir Wortzeichen 25<br />

an, und nach dem si nach gwonheit <strong>der</strong> Eidgenossen gebetet,<br />

ruktends in guter spitzordnung gegen den viend, liefend den<br />

ersten hufen so truzlich und hantlich an, dass si durch in an<br />

den andren kamend, welcher inen mit schiessen grossen schaden<br />

•) Meran.<br />

2 ) Taufers, nur eine halbe Stunde von Münster, aber bereits auf Tiroli­<br />

schem Gebiet.


200 1499<br />

tat, also dass si die barr kin<strong>der</strong>sich und fuersich mit hartem strit<br />

ob fier stund enthielten, und garnach die zwen hufen erlegten,<br />

e dan inen ir merer huf •), zuo Dufers gelassen, ze hilf [IL 41]<br />

käme. So bald aber <strong>der</strong>, erst durch ein rennenden boten gemant,<br />

s ouch nit on | merklichen schaden des gwaltigen schiessens, vor (440)<br />

in die laetze gebrach, schussends, stachends und schluogends so<br />

vervanglich drin, dass die kuengschen Etscher und Swaben überwunden<br />

die flucht namend durch das staetle Gluren-) über d'Etsch,<br />

da die brugk zerbrach, und <strong>der</strong> vienden so vil ertrunkend, dass<br />

io die Puenter über si uss, als über ein brugk, eins schlachtens ein<br />

grosse mil jagten, biss gon Schlun<strong>der</strong>s 3 ), kartend sich da vor<br />

mueede um, berowten und verbrämen un<strong>der</strong>wegen alle hoef und<br />

ouch das egenemt stätle, erwurgtend darin noch vil mannen,<br />

gwunnen vil guots und acht vass [IL 42] buechsenbulvers; ver-<br />

15 branten die sechse, laegertend sich in die erobreten laetze. Und<br />

als am driten 4 ) niemands kam, den schaden zeraechen, zugends<br />

mit herlichen] sig und grossen eren ab und heim, verkuenten iren<br />

Eidgnossen gluek und froeud.<br />

Der Kurwaleu zu Mals gwin und verlust.<br />

so Haftend am strit in <strong>der</strong> laetze und flucht ob 4000 man erschlagen<br />

und ob 400 man in <strong>der</strong> Etsch ertränkt, die paner von<br />

Tirol — hangt zuo Kur in unser frowen kilchen, — sechs vaenle, acht<br />

schwerer lioptstuek und ob 400 klein buechsen gewunnen, das<br />

staetle Glurens und die doerfer Mals, Laetsch, Dufers, | Dertsch, (441)<br />

25 Berguss, Schluss, Liechtenberg, Prutz, Pratz, Schengels, Schlu<strong>der</strong>s<br />

und das Bad Spondina 5 ) gebluen<strong>der</strong>t und verbrent;<br />

[IL 43] — aber im strit.225 man verloren; so warend bi 700<br />

man wund worden, <strong>der</strong>en vil, und ouch vil loufens und trinkens,<br />

hernach sturbend. Deshalb Dietrich Froeweler von Swytz, des<br />

') Die Hauptmacht.<br />

!<br />

) Glurns.<br />

3<br />

) Schlu<strong>der</strong>ns.<br />

4<br />

) Nämlich am dritten Tage.<br />

ä<br />

) Ortschaften im obern Etschthal. Vgl. das Verzeichnis« in « Ursprung »,<br />

Rätia IV, 64.


1499 201<br />

meren hufens hoptman, als <strong>der</strong>, so durch sumnis des zuozugs uebel<br />

geschadt hätte, muost uss iren haenden und landen entfliehen 1 ).<br />

Wie <strong>der</strong> Engendiner buergen zu Meron zerhowen.<br />

Und nach ergangner flucht liefent die zornigen lanzknecht<br />

für das staetle Meron, ertrowten, wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> Meroner willen, 5<br />

heruss die 33 Engendiner zegeben, welche frommen, redlichen<br />

mannen, um gnad <strong>der</strong> bicht und Schwerts bittende, si vorm tor<br />

uf einem plaz grim on alle gnad erstachend und uf türkische<br />

wis ze stucken [IL 44] zerhuowend. Was eine unmanliche manheit,<br />

aber <strong>der</strong> fluechtigen helden zornige räch. 10<br />

Anschlag <strong>der</strong> 7 orten, die dritte reis, on Bern, ins Hoegoew<br />

zetuen.<br />

Als vormal in zweien reisen <strong>der</strong> Eidgnossen, ins Hoegoew<br />

besehenen, die paner von Bern mit Friburg, wie gemeint uss<br />

gebuerlichen, oberzaelten Ursachen, etlicher anschlagen halb, un- 15<br />

willig, wi<strong>der</strong> gevallen <strong>der</strong> andren orten, was abzogen, und iezt<br />

(442) nächst da dannen | ins Suntgoew verrukt, <strong>der</strong> meinung, die Eidgnossen<br />

soeltid irer und Solatern notlicher manung sin angends<br />

nachgezogen, an die ort, da mer viend und not vorhanden, und<br />

da mer, dan im unwegsamen, magren Hoegoew zegewinnen wäre; 20<br />

das aber [IL 45] die 7 ort an<strong>der</strong>s ansahend, und on si und ire<br />

mitburger von Friburg, irem vil gehabten anschlag nach, einen<br />

eignen zug wi<strong>der</strong> un<strong>der</strong>lassne plaez, insun<strong>der</strong>s fuer die hoptsaecher<br />

zuo Überlingen, da vil des punds anwaelt und richsfuersten lagen,<br />

fuer Petershusen und die Richenow, die macht zuo Costentz ze- 35<br />

rüeren, fuernament in Pfingsten zuo volziehen.<br />

Bitliche manung Switz und Un<strong>der</strong>walden au Bern um<br />

hilf; Bern antwort.<br />

Uf das, uss angelegner not und guotem vertruewen, kartent<br />

die von Switz und Un<strong>der</strong>walden ir alten Eidgnossen von Bern 30<br />

i) Ueber das Gefecht auf <strong>der</strong> Malserheide, o<strong>der</strong> wie es jetzt richtiger<br />

genannt wird: an <strong>der</strong> Calven, ist zu vergleichen: A. v. Flugi im Archiv<br />

für Schw. Gesch. XVI. mit Karte. — F. Vetter. Jahrb. f. Schw. Gesch. VIII.<br />

und Anzeiger f. Schw. Gesch. 1884, pag. 258.


202 1499<br />

an um hilflichen zuozug, sich ernstlich ires mangels an vermögen<br />

und lueten erklagende. Denen ein truewe stat Bern dis antwort,<br />

irer truew und redlikeit ein anzeig, zuoschreib.<br />

[II. 46] Unser fruentlich, willig dienst, und was wir eren und<br />

5 guots vermögen zuovor, fromme, fuersichtig, wis, sun<strong>der</strong> bruee<strong>der</strong>lich<br />

fruend und getruewe, lieben, alten Eidgnossen! Uwer schriben, uns<br />

iezt zukommen, mit pit und ermanung, uch zuo uwerem fuernemen<br />

hilflich | zuozeziehen, haben wir wol verstanden, und wiewol nun (443)<br />

die unsern von stat und land vast beladen, und darzuo inen und<br />

io uns in nächst vergangnen zuegen vil unfrintliche wort und meinungen<br />

begegnet, in maussen wir in willen gewesen, uns fuerer<br />

anheimsch zehalten, so wir doch wol gemerkt, unsers guten willens,<br />

kost und arbeit, in merklicher gestalt dargestrekt, wenig<br />

danks und Ions von etlichen, nit den mindsten, Zürich, Lucern,<br />

is Ure, erlanget, als ir das und an<strong>der</strong>s zuo andrer zit werden verneinen,<br />

— nuet dester min<strong>der</strong>, in ansehen <strong>der</strong> alten truew und lieb,<br />

so ie und ie zwischen uch und uns, ouch unser bei<strong>der</strong> altvordren<br />

gestanden, ouch.wol erschossen ist, haben wir fuergenommen, zuo<br />

uch ein erber zal <strong>der</strong> unsern zeschiken, und uch hiemit truewen<br />

so bistand bewisen. Wiewol uns dabi bedunkt, dass <strong>der</strong> fuergenommen<br />

zug we<strong>der</strong> zuo frid noch zuo nuz fruchtbar werde, sun<strong>der</strong> für<br />

ein schloss o<strong>der</strong> stat am Rin erschusslicher, darzü wir ouch me<br />

geneigt waeren, als ir das und an<strong>der</strong>s von uns werden verneinen;<br />

wolten wir uch unverkuent nit lassen, uch demnach wissen ze-<br />

25 halten. Datum Mentag in Pfingsten etc. •)<br />

Dis zuogeschribne hilf ward ins Muenstertal und fuerer in die<br />

[H. 47] grafschaft Pfirt zeziehen gewent; aber | also gelaendt, dass (444)<br />

si disem <strong>der</strong> siben orten lie<strong>der</strong>lichen zug nuet hat zeverwisen.<br />

Reis <strong>der</strong> siben orten fuer Stockach.<br />

30 Also, nach getanem beschluss zuo Zürich, uf Zinstag in<br />

Pfingsten, was <strong>der</strong> 21. tag Meien, zugend die paner von Zürich,<br />

Lucern, Ure, Switz, Un<strong>der</strong>walden, Zug und Glaris, item Schaf-<br />

') 20. Mai.


1499 203<br />

husen, Bremgarten und die Walliser, wol gewapnet und mit vil<br />

tross, wägen und rossen, über Rin ins Hoegoew, und do si da bedachten<br />

das gerueemt land, die ungwinliche schloss und die versaezten<br />

rik und Strassen, aendreten si iren anschlag und fuorent<br />

unlustlich <strong>der</strong> wite nach in die grafschaft [H. 48] Neuenbürg, 6<br />

mit fir zergengt, fuer das ungeacht staetle Stockach, da iren<br />

vienden uss Zell, Costentz und Überlingen ins veld zebieten;<br />

und als si das staetle nit on gschuetzes schaden an zweien orten<br />

belaegret haftend, schussends so hantlich zuom tor und zuo siner<br />

hochwer, dass si vast bald offen und eben waere worden. Nit wol i»<br />

zewissen, doch argwenig, warum das gschuez geaendret, neben<br />

(445) einer ungelegnen rein uf in d'mur gericht, die | zuom stig und<br />

stürm zerschossen, und doch nieman steig noch stuermt; und aber<br />

die frlen knecht den stürm zetuon ganz girig und geruest, ouch<br />

wisten, dass <strong>der</strong> zuosaz im staetle wichens halb, und <strong>der</strong> margraf »<br />

von Baden mit sinem adel schon heruss gewichen was; darum<br />

so zoch <strong>der</strong> friharsch mit Unwillen vom laeger wi<strong>der</strong> [II. 49] hin<strong>der</strong><br />

sich heim. Hatt die grafschaft verbrent.<br />

Ab- und heimzug <strong>der</strong> Eidgnossen von Stockach.<br />

So wurden die Eidgnossen, indem als si vier tag mit schweren a><br />

kosten ganz unnuezlich, ja vast schädlich, dise belägrung ton, ire<br />

spis und pulver verbracht hatten, un<strong>der</strong> und wi<strong>der</strong> enan<strong>der</strong>, als<br />

vor nie gehoert, so unrichtig und so unwillig, dass die paner von<br />

Lucern zuerst, und mit ir 6 ort, Bremgarten und die Walliser,<br />

ufbrachend und den nächsten durch Schafhusen heimzugend. *><br />

Denen nach zuom letsten zugend ab die von Zuerich und Schafhusen,<br />

an drien hufen, so unordenlich, dass ie<strong>der</strong> huf einen sundren<br />

weg traf, von den andren nuet wissend, vast sorglich gon Stein<br />

und Schafhusen heimkamen.<br />

Wie <strong>der</strong> von Zuerich und Schafhusen nachhuet riterlich so<br />

heimkam, und was in diser reis geschaft.<br />

[IL 50] Besun<strong>der</strong> so was gluek bi <strong>der</strong> nachhuot, uf 600 knecht<br />

(446)gezält, welche mit <strong>der</strong> groesten buechs von Zuerich | verzogen,


204 1499<br />

un<strong>der</strong> Kreien zuo Muelhusen •) benachtet, und morgen, als die streifrueter<br />

und die uf den schlössen <strong>der</strong> irrung gewar wurden, versamneten<br />

si sich schnei ob tusent pferd, ilten uf si gon Ruelisingen<br />

an die Ach, da d'brugk schon was abgeworfen. Da hul-<br />

5 fend d'Eidgnossen enandren mit arbeit hindurch an ein hoelzle,<br />

machtend schnei ein igelsordnung mit spiessen und buechsen.<br />

ruktend mit weren<strong>der</strong> hand in ein riet, sich da, wie sin muost,<br />

ze erweren o<strong>der</strong> zesterben, und wie vast si, von ruetern umgeben<br />

und ingeton, mit emsigem gschuez und mit spizigen fuchschwaenzen<br />

io wurden genoet, so wartend si sich doch [II. 51] mit spiessen,<br />

buechsen und steinen so riterlich, dass die riterlichen rueter, so<br />

diss huefle Sweizer zuo gwissem marterspil meinten gar ingesakt<br />

haben, si ussliessen und mit spot und verlust abzugend. Nämlich<br />

so liessends tod hic<strong>der</strong> inen die edlen Casper von | Randegk (447)<br />

15 und Klingenberg, einen von Rechberg, und einen von Kinseck 2 ).<br />

Der wild, hinkend Ernst von Fuerst, welcher als ein berueemter<br />

Switzerviend <strong>der</strong> Eidgnossen botschaft zuo Tübingen ire herberg<br />

mit kuoschwaenzen behenkt, ward uebel wund, verlor ein knecht<br />

und zwei tuere pferd.<br />

20 Hans Speet, riter.<br />

Wild Hans Speet, von siner wilde gnemt Tuefel, trüg ein<br />

gülden tuefel an sinem huot und tuefel antlit an hosen vor uf den<br />

knuewen; hatt vi] riterlicher taten wi<strong>der</strong> den riehen herzog Jörgen<br />

von Beiern, als abgesagter viend, begangen, [IL 52] und an<br />

25 disem scharmuz sinen wietenden hengst und einen waghals verloren.<br />

Sagt und gotsmartret öffentlich, wie ichs dozmal zuo Tübingen<br />

selbs gehört hab, die Swyzer werid handvest, redlich luet,<br />

und wenns im gebuerte, so gluste in zuo inen zeston, woelte ouch<br />

mueessig gon, und sine hut nit me wagen fuer sine grosshansen,<br />

so herren und junkherren, so da oben am se in staeten, an betten<br />

laegid, doerftid kein Swizer ansehen, kum ein kuohorn lueeijen. Der<br />

i) Hohen-Krähen im Hegau. Am Fusse des Burghügels liegt das Dorf<br />

Mühlhausen.<br />

2) Königseck.


1499 205<br />

(448)Roemisch kueng soelte sin | huorenzimmer ins Hoegoew setzen, so<br />

wurde villicht etwan einer, einer fut ze lieb, sich herfuer tuen und<br />

einen scharfen sper an einem alten isenhuot zerrennen.<br />

Indes, als diser scharmuz zergangen was, kam <strong>der</strong> von<br />

Zuerich [II. 53] schuetzenvaenle von Stein hin<strong>der</strong>sich heruss, dise &<br />

zesuochen und zeretten, zugend mitenan<strong>der</strong> wi<strong>der</strong> uf die walstat,<br />

einen umgebrachten, was von Grueeningen, zereichen, und darnach<br />

ungeirt heim; brachtend angfaerdt me lobs, wan <strong>der</strong> ganz hoptzug<br />

hat geschaffet; <strong>der</strong> sich liess benuegen, dass er mit me Schadens<br />

denn nutzes die mächtigen viend gesucht, ir lere hofstat wit um u><br />

verbrent, und dargegen dem lie<strong>der</strong>lichen, ungeschaften abzug ob<br />

40 knecht, und mit namen den buechsenmeister Spross von Zuerich,<br />

ze laetze gelassen, nuet dan grossen unwillen und uneinikeit heimgefueert<br />

hätte, und dass Bern und ein Eidgnosschaft wueste, wer<br />

zwitracht machte und guot anschläg fuerdrete o<strong>der</strong> hindrete. «<br />

Diser reis achtung.<br />

Sust wäre dise <strong>der</strong> 7 orten reis e zeschwigen, dan zeschriben;<br />

hab ouch drin keines hoptmans [IL 54] nammen funden, dan vogt<br />

Hasslers von Zug, welchem nie keiner ussert und in <strong>der</strong> Eid-<br />

(449)gnoschaft was begegnet'), | <strong>der</strong> im zuostiesse, Sprunge und liefe; w<br />

und dass ouch diser zug ein schuechsexempel ist und ein Warnung,<br />

nämlich des glueks, dass die gelerten viend d'Eidgnossen<br />

nit gelert hatten, was zwitraechtige und unbstaendige ratschlag,<br />

Unordnung, unghorsame, unwil und uneinikeit in eim herzug und<br />

laeger Schadens moechte bringen; dass aber <strong>der</strong> Eidgnossen o&.<br />

gmeinden, nit on boesen wi<strong>der</strong>essich, ir hoptluet und gwaltigen<br />

argwon hoch bedachten und hieschend, man soelte gemeiner Eidgnoschaft<br />

abscheid und anschläg nit so liechtlich von sundrer<br />

köpfen wegen andren und brechen, si furahin semlicher <strong>der</strong> amtlueten<br />

zuo St. Jo. Guldinmund kilichwihe 2 ) reisen und <strong>der</strong> lie<strong>der</strong>- »<br />

liehen, unnötigen uszuegen, unträglichen und unlidlichen kostens<br />

[II. 55J überheben und erlassen.<br />

') Heinrich Hasler von Zug, Vogt zu Baden, war oft Bote an eidg. Tagen.<br />

2) Die Kilchweihe St. Johannes Guldimund (Chrysostomuss) ist offenbar<br />

eine sprüchwörtliche Anspielung auf vorgekommene Bestechungen.


206 1499<br />

Gemeiner Eidgnosschaft ratschlaeg uf disen abzug<br />

verabscheidet.<br />

Deshalb und ouch dass ire viend si me mit uftriben, denn<br />

mit striten, un<strong>der</strong>stuonden mied zemachen, wurdend gmeine Eid-<br />

B gnossen nach disem abzug, uf den | dritten tag Juni zuo Zürich Viani<br />

einraetig, ires lands ingaeng und anstoess fuer uberval ze bewaren,<br />

und keinen herzug me ussert irem land den vienden nach, dan<br />

wol verursachet, zetuon. Item und besun<strong>der</strong>, uf Bern klagbar<br />

anbringen, zuoglich ir loblichen altvordren, vor enan<strong>der</strong> wol ver-<br />

10 guot zehan, also dass alle Verachtung, unghorsame und uneinikeit<br />

vermiten blibe, aber bruee<strong>der</strong>liche glichheit und vereidete puend,<br />

ein lobliche Eidgnossenschaft erhaltende, staet unverlezt beharren<br />

moegid •).<br />

So gabends ouch da willen dem [IL 56] kueng von Frankrich,<br />

i5 so sinen herolt darum gesendt, und dem herzogen von Meiland,<br />

so vom Roemischen kueng anlass hat, uf ir ganz wi<strong>der</strong>wertig werben<br />

, frid zemachen *).<br />

Gemeiner Eidgenossen botschaft zürn kueng von Frankrich<br />

um gelt und buechsen.<br />

20 Und nuet dester min<strong>der</strong>, uf sin, des kuengs, hoch erbieten,<br />

nun oft ersticht, aber noch nit erstattet, verordnetens von allen<br />

orten boten, Swiz, Un<strong>der</strong>walden und | Glaris harzuo gebeten, vom (451)<br />

kueng 20,000 gülden vervallen hilfgelt inzebringen, und besun<strong>der</strong><br />

das gschuez, vom kueng den Eidgnossen zuogeruest 3 ), von Assona 4 )<br />

25 durch Saffoy haruss zevertigen. Wan <strong>der</strong> Prinz von Oranie und<br />

die Burgunner durch ir treffenliche [IL 57] botschaft, nämlich<br />

die herren von Vergy, Varambon und Cusans, al einer loblichen<br />

stat Bern burger, entschuldigetend sich zuo Bern, uf den 28. tag 28.Mai<br />

,) Nach Eidg. Absch. HI. 1. 609 schon an <strong>der</strong> vorhergehenden Tagsatzung<br />

vom 27. Mai.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1, erst zum 23. Juni (S. 616) erwähnt.<br />

3 ) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 611 (3. Juni).<br />

4) Auxonne.


1499 207<br />

Meien, das gschuez, so wi<strong>der</strong> iren herren soelte gebracht werden,<br />

durch ire land nit gan zelassen •). Und wie wol <strong>der</strong><br />

herzog von Saffoy, als ein fuerst des Roemischen richs, desglichen<br />

taet, so ward er doch, mit ersuchtem rat Bern und Friburg,<br />

durch sine nachburen und pundgnossen', den kueng und d'Eid- 5<br />

gnossen, versicheret, dass ers spat gon liess. Dise botschaft<br />

ward, nach bevelch gemeiner Eidgnossen 2 ), zuo Bern, mit credenz<br />

und briefen, au kueng und an herzogen von Saffoy gestelt, uf<br />

11.'Mi den 11. tag Juni abgevertiget, <strong>der</strong>en dolmetsch, <strong>der</strong> bot von<br />

Friburg, Franz Arsent, sinen herren von Lyon dis antwort zuo- 10<br />

schreib, dis geschaeft und des kuengs wesen inhaltend:<br />

[IL 58] Edlen, strengen, vesten, wisen, gnädigen, min herren!<br />

etc. Uf gestern haben wir uwer gschrift enpfangen. So brachen<br />

wir allen fliss und ernst, damit und wir mit dem gschuez zuo uch<br />

moechtid kommen. Desglichen tuond die ouch, denen <strong>der</strong> zueg ist 15<br />

bevolen, und bin in hofnung, wo wir nit gesumt werdid, so<br />

wellen wir sin an Fritag o<strong>der</strong> Samstag zuo Jenf mit den buechsen;<br />

(452)und | wo wir vom herzogen nit gesumt wären, so wären wir da;<br />

dan uf hit ist uns erst ein gleit von im worden.<br />

Min herren! uf Sontag nächst vergangen so ist <strong>der</strong> kueng 20<br />

kommen zuo unser Frowen gon Lyla, ein halb mikvon Lyon, und<br />

am Mentag hat er vernommen, dass wir von Eidgnossen zuo Lyon<br />

wären, und hat uns von stund an beschikt, hat uns frintlich<br />

und tugentlich enpfangen und uns von stund an geseit, es sie<br />

im leid, dass wir die buechsen nit in unsern landen habid. Wan 25<br />

nit allein die buechsen sien in unserem dienst, sun<strong>der</strong>s sin lib und<br />

guot, mit samt allem, so er in siner krön habe; des sölten wir<br />

uns froelich zuo siner kuenglichen majestaet versehen, dan er welle<br />

gmeiner Eidgnossen frind sin und ire viend fuer sine viend achten,<br />

on alle wi<strong>der</strong>red; und hat uns gefragt, ob wir uezet bedoerfen so<br />

o<strong>der</strong> begeren von wegen unser herren, so welle er sich gutwillig<br />

lassen vinden.<br />

[IL 59] Min herren! <strong>der</strong> kueng wird sin inrueten tun uf morn<br />

i) Im Raths-Man. nicht erwähnt.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. 611.


208 1499<br />

o<strong>der</strong> Donstag in Lyon, und ruest man sich hie so köstlich gegen<br />

im, als man sich gegen kueng ie geruest hab.<br />

Min herren! ich weiss uch nuet an<strong>der</strong>s zeschriben, dan: wenn<br />

<strong>der</strong> kueng hört guote er von unsern landen, so rueemt ers ie<strong>der</strong>-<br />

5 man, und sind uf Sontag nächst gschrift kommen, wie man aber<br />

dem Roemischen kueng hab erschlagen bi 1300 mannen, und im vil<br />

buechsen und | sinen tross") abgewonnen; des ist <strong>der</strong> kueng so(453)<br />

fro, dass nit zesagen ist, etc. Datum zuo Lyon, uf Zinstag nach<br />

St. Ulrichstag. — Was <strong>der</strong> nuend tag Juli f ). 9. Mi<br />

io So hatt <strong>der</strong> bot von Bern, Hans Lin<strong>der</strong>, zuo Gerberen altvenner,<br />

ein sundre bevelch, nämlich mit hilf <strong>der</strong> andren mitboten<br />

den boten von Ure siner sundren bevelch abzewisen 5 ).<br />

Was die: dass <strong>der</strong> kueng fuergenomnen krieg wi<strong>der</strong>n herzog von<br />

Meiland soelte anfahen. Wie dan fuer<strong>der</strong>lich, uf des kuengs gross<br />

i5 verheissen und trostlich zuoschriben, die von Ure mit dem herzogen<br />

spaenig, den Kurwalen den ersten zuozug getan, und<br />

desglich die an<strong>der</strong>n Waldstaet im Rintal den krieg angenommen<br />

hattend.<br />

[II. 60] Und als <strong>der</strong> kueng in Meiland zeziehen sich rüstet,<br />

20 gebutends 3 ) bi verlust, on gnad, 6r, lib und guot, allen iren, in<br />

eigner not anheimsch zebliben. Mocht <strong>der</strong> unghorsam git und<br />

muotwil nit halten.<br />

Ton einem scharmuz vor Louffenburg ergangen.<br />

Wiewol nun d'Eidgnossen, als egemelt ist, hattend beschlossen,<br />

25 d'viend ussert iren landen nit ze besuchen, so mochtend doch die<br />

mutwilligen knecht in den zuosaetzen nit mueessig ligen, und also<br />

uf den 4. tag Juni versamnet <strong>der</strong> lang Felix von Baden bi 500 i. j<br />

von Baden, | Mellingen, Lenzburg, Arow und von Brugk, zoch (454)<br />

») Mspt. trost.<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 616 u. ff. (23. Jnni). Das Schreiben des<br />

frz. Arsent ist jedoch hier nicht erwähnt.<br />

») Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 620 (2. Juli).<br />

3) Nämlich die von Bern.


1499 209<br />

stil am morgen hin über den Boetzberg, denen von Louffenberg,<br />

so vorgen<strong>der</strong> nacht zwo schüren vor Brugk verbrent hatten, ir<br />

vech zenemen, das noch täglich haruss uf d'weid gangen, des<br />

morgens, gewarnt, [IL 61] über Rin triben was; reizt ob fünfzig<br />

man haruss, so wit fliehende, dass sin hin<strong>der</strong>huot harfuer brach, s<br />

und si wi<strong>der</strong> hinin jagt, so getraengt, dass ir etlich am gjaegt<br />

und etlich, ausgeschlossen, am tor erstochen wurden, und <strong>der</strong><br />

etlich, in Rin geflohen, ertrunkend; mit namen so kam da um<br />

<strong>der</strong> huebschest burger von Louffenberg, Hans Groll, ein redlicher<br />

guoter schiffmann, den ouch d'Eidgnossen klagten. Und wo da w<br />

d'Eidgnossen, <strong>der</strong> iren einen zeretten, sich nit gesumt haettid,<br />

waerids ins staetle kommen, o<strong>der</strong> die haruss al erschlagen.<br />

Wie vor Costenz ein swer geladen schif von Eidgnossen<br />

gevangen.<br />

5. Juni Uf den fuenften tag egenamts monats wolt ein swere schif- te<br />

(455) lüde von Lindow gon Costentz zuo schiffen, | <strong>der</strong>en die zuosaetzer zuo<br />

Rumisshorni) gewar, schiktend ein liecht jagtschif mit knechten<br />

am Stad ab gon Minsterlingen. Und als das [IL 62] schif haruber<br />

ans Hörn kam, witschten d'Eidgnossen uss irem halt herfuer; do<br />

hüwend die schifluet alle ring und rü<strong>der</strong> ab, fluhend und schru- so<br />

wen: retten! retten! — also dass es ouch die in <strong>der</strong> stat Costentz<br />

sahend, inen mit gwerten schiffen nachiltend und.schussend. Doch<br />

so brachtend d'Eidgnossen das schif unverlezt an ir gwarsame,<br />

da si die gute buet froelich teilten, nämlich me dan 100 müt mels,<br />

60 siten schwinis und vil tigens fleischs, vil fas mit win, anken 25<br />

und büchsenpulvers, salzschiben, vil schlich, spiess und halbarten,<br />

von staeten iren soeldnern und denen von Costentz zuogeschikt;<br />

kam den Eidgnossen vast wol.<br />

Semlicher frlen kriegsstuken sind vil an mengen anstoessen,<br />

und besun<strong>der</strong> zuo Kobelz und im Swa<strong>der</strong>loch von den mutwilligen M<br />

knechten begangen.<br />

') Romanshern.<br />

14


210 1499<br />

[II. 63] Wie die Kuengschen das Engadin berowt und verforent<br />

band.<br />

Un<strong>der</strong> und nach oberzaelten dingen ist <strong>der</strong> Römisch kueng in<br />

sine ober land kommen, und als er do <strong>der</strong> | sinen jamer und (456)<br />

s schaden zuo Frastez und zuo Mals gesehen, ouch die jaemerliche<br />

klag, witwen und weisen um hilf schriend, nit on traehen gehört;<br />

antwort, er wiste nit wol, wie inen zehelfen so sie sich in so<br />

starken letzinen, mit so wol gewerter macht, irer vienden, so<br />

doch schwächer dan si waerid gsin, nit haettid mögen erweren.<br />

io Ward hieruf grim bewegt, räch an die grawen hund zesuochen,<br />

und schikt einen gwaltigen zueg ze ross und ze fuoss ins<br />

Engadin, welcher darin alles, was er fand, erschlug, rowt und<br />

verbrant, also dass die Engadiner mit wib und kind durch [IL 64]<br />

wilde weg und ruhe gebuerg kum, und nit al, mit grosser not<br />

15 entrunnend; es wurden ouch vil hueser im Braetigöw berowt und<br />

verbrent uf den 8. tag Juni. 8. jani<br />

Wie d'Eidgnosseu, von Puentern — und Bern und Frifourg<br />

von Eidgnossen — gemaut, den Puentern zii- und wenig<br />

geschalt wi<strong>der</strong> heimzugeud.<br />

so Disen schädlichen uberfal verkuendten die Puenter schnei<br />

gineiner Eidgnossen boten, zuo Baden versamt ! ), um hilf also<br />

schribend: Lieben, truewen Eidgnossen! kommend uns ze hilf,<br />

ilend, ilend, bald, bald, es tuet not! unser viend sind im land mit<br />

gwalt, wueestend und brennend im Engadin alles, was da ist, und<br />

25 un<strong>der</strong>stond das ganz land zeschleitzen, wo das nit fuerkommen<br />

wirt etc. Uf dise manung beschlussend die 7 ort zuo Zug, inen<br />

4000 [II. 65] man mit iren vaenlinen zuozeschiken, die | sich zuo (457)<br />

Kur söltid versanden, nämlich von Zürich 1000, von Bern und<br />

Friburg 1000, von Lucern 600, von Ure 400, von Switz 300, von<br />

w Un<strong>der</strong>walden, Zug und Glaris mit Sangans 700.<br />

Mantend harzuo, nach lut ir puenden, Bern und Friburg.<br />

') Von einem Tage zu Baden zu dieser Zeit steht nichts in den gedruckten<br />

Eiilg. Absch.; ebenso wenig von einem darauf folgenden in Zug.


1499 211<br />

Solatern solt ieztan stil ston und hueeten, wiewol es ouch<br />

al Eidgnossen hatt' gemant, sinen schaden, mit row und brand<br />

zuo Dornach, Seewen und zuo Buereni) erst geliten, zeraechen. Diser<br />

14.Juni manungen halb, uf den 14. Juni ussgangen, hies ein truewe stat<br />

Bern angends bi nacht <strong>der</strong> iren die nächsten denen von Solatern s<br />

zuoloufen, in willen, wo d'viend nid wichind, mit ir paner hinach<br />

zeziehen. Entschuldiget sich hiemit, als nächste not zewenden,<br />

uf <strong>der</strong> Eidgnossen manung. Als aber d'viend gewichen, gab si<br />

Ludwig von Bueren, hoptman, 300 man, mit irem [IL 66] vaenle<br />

'mii zuon Eidgnossen gan Kur zeziehen. Zoch uss uf den 18. tag Junii. w<br />

Und als nun ebenamte hilf <strong>der</strong> Eidgnossen, zuo Kur versamt,<br />

sich berieten, d'viend im Engadin und witer an <strong>der</strong> Etsch und<br />

im Vaeltlin zesuchen, zugend Zürich, Ure und Glaris mit den<br />

Puentern von danen gon Dafoss. Da wurdends gwisslich bericht,<br />

wie d'viend gewichen, nit me ze beziehen waerid; uf das woltend «<br />

die andren ort nit witer, sun<strong>der</strong> an nähere end, da d'viend waerid,<br />

ziehen, hin<strong>der</strong> sich gon Meienfeld, uf Veldkilch, da <strong>der</strong> Römische<br />

(458)kueng mit | etlichen fuersten was, acht zehaben. So zugend aber<br />

die vorgenemten dri ort, zuo lieb den Puentern, fuer bis gon Meron;<br />

welche sich erbutend, 10 von 1000 gülden brantschaz fuer [IL 67] so<br />

sich und die landschaft zegeben; woltend die Puenter nuet nemen,<br />

aber schleizen, rowen und brennen, wie si ouch taten, was si<br />

möchtid. Do aber niena viend vorhanden, und die land gewiest<br />

waren, woltend die dri ort ouch nit me wit, wie die Puenter begerten,<br />

faren, sun<strong>der</strong> zugend hin<strong>der</strong> sich zuo den andren orten gon 25<br />

Meyenfeld. Und als <strong>der</strong> Römisch kueng mit siner macht gon<br />

Überlingen hinab, und da dannen gon Costentz verrukt, Hess iedes<br />

ort, zuo begertem zuosaz, da 25 man, <strong>der</strong>en hoptman Hans Hass<br />

von Zuerich und Heini Winkelried von Un<strong>der</strong>walden, vaenrich <strong>der</strong><br />

Berneren rotmeister Michel Glaser, und zugend demnach die »<br />

übrigen, iede mit iren vaenlinen, wi<strong>der</strong> heim.<br />

[IL 68] Wie d'Eidguossen Togeren und d'lanzknecht Lygkorn<br />

hond überfallen.<br />

2« Juni Uf Johannis und Pauli, ist <strong>der</strong> 26. tag Juni, vor tag frie,<br />

was ein rot lanzknechtcn von Waldshiit über Rin gefaren, Lyg- 3s<br />

i) Seewen und Büren bei Doruach, vormals Thiersteinische Herrschaften.


212 1499<br />

korni) das S. Johanser hus, und den zuosaz darin ze überfallen;<br />

erstachend uf <strong>der</strong> wacht dri man, die an<strong>der</strong>n stuermtend. Indem<br />

gieng fir uf und ein stürm an ennet Rins, dass dise schnei | (459)<br />

wi<strong>der</strong> hinüber iltend. Hat die gstalt, dass on alle gfaerd 8 ), kein<br />

5 teil vom andren wissend, Hansmüller von Zürich und vogt Schifle<br />

von Switz, mit 1500 knechten von Kobelz über Rin gefaren,<br />

woltend drihun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Welschen gardreisigen zuo Togern 3 ) uf-<br />

[II. 69] heben, welche <strong>der</strong> nacht warend verriten. Do vielent<br />

d'Eidgnossen da in, erstachend vom zuosaz ob 30 man, berowten<br />

io und verbranten 7 dörfer und hoef uf dem Wald 4 ), zugend nach<br />

gehörigem stürm, mit erobretem row, vil vichs und an<strong>der</strong>s, irer<br />

laende zuo. Indes hattend sich die zuo Waldshuot, ob 2000 stark,<br />

ze ross und ze fuoss, haruss geton, ir gschüz gegen einer holen<br />

strass, da d'Eidgnossen durchziehen muosten, gericht, und einen<br />

is vorhufen, si hiedurch zereizen, inen entgegen geschikt,-uf welchen<br />

d'Eidgnossen loufs so vervanglich trungend, dass si mit<br />

inen hindurch kamend, und die hin<strong>der</strong>halt vor den iren nit mocht<br />

zeschiessen kommen; namend also, und nit on schaden, die<br />

flucht wi<strong>der</strong> in ir stätle.<br />

so So fuorend d'Eidgnossen unverlezt [IL 70] mit aller hab wi<strong>der</strong><br />

über Rin in ir veste stat Kobelz, von drien hüseren erbuwen,<br />

teiltend da ire guote püt, iedem knecht ein hopt. Uf dise stat<br />

hatten die Ni<strong>der</strong>laendschen staet in Pfingstfürtagen, am fürzug,<br />

als ir gschüz eins schlags abgelassen und doch niemand getroffen,<br />

25 eine waglen un<strong>der</strong> einem kind zerschossen. | Hingegen wurdend (460)<br />

inen zwen man erschossen. Diser zuosaz, wie ouch <strong>der</strong> im Swa<strong>der</strong>loch,<br />

hat vil guter kriegsstuk brucht, dan täglich, wenn die<br />

lanzknecht uf d'Swyzer wol zugetrunken, und z'nacht uf den<br />

wachten, so erhuob sich etwas spils, das kegel gab.<br />

') Leuggern.<br />

2) Ohne böse Absicht.<br />

3 ) Dogern bei Waldshut.<br />

4 ) Dem Schwarzwald.


1499 213<br />

Wie ein stat Bern zu foesserung etlicher bresten ir stat<br />

und land berueeft hat.<br />

[IL 71] Wie dan sich einer Eidgnossenschaft allenthalben vil<br />

viend erzeigtend, und besun<strong>der</strong> ins Swa<strong>der</strong>loch hilf ervordret<br />

ward; da aber Bern und Friburg, uss obangezeigten Ursachen, :,<br />

niemand hatten, und iezt, von schinlicker not und manung wegen,<br />

ouch <strong>der</strong> Eidgnossen Unwillen abzesin, hat Bern hun<strong>der</strong>t — soeltend<br />

nach uflegung gemeiner Eidgnossen drihun<strong>der</strong>t sin gsin — man,<br />

mit Hansen Krochtalern hoptman, dahin geben. Und also mit<br />

reisen und zuosaetzen so vast beladen, dass die iren in stat und io<br />

land wi<strong>der</strong> si vil Unwillen und unreden ueebten. Der und andrer<br />

bresten halb, si, als wis und fürsichtig, ein botschaft von allen<br />

27.Juni iren herschaften uf den 27. tag Junii beruft, und hielt inen dis<br />

volgend artikel fuer: wie dass in vergangnen reisen <strong>der</strong> iren [II. 72]<br />

vil unghorsam, <strong>der</strong> hoptlueten gebot und ir eigen eid veracht und a<br />

(461) übersehen, ouch on urlow von zeichen uss dem veld heimgeloffen. |<br />

Item so werde den verordneten uszuegen und zuosaezen we<strong>der</strong><br />

mit gweren noch an zal, noch an toeglichen personen, nit nachkommen.<br />

Demnach ein ersame oberkeit vast beladen, als die, so da 20<br />

on not uf- und abmane; so doch das uss gaehen zuofaellen und nianungen<br />

ir Eidgnossen und verwanten beschehe.<br />

Danenhar aber einer ersamen stat Bern er und lob gemindret,<br />

si vil nachred und verwisens hoeren und liden mueesse. Ouch so<br />

erheb sich ein schädlich reisgloef in Frankrich. «<br />

Dem allem vorzesin, und einer loblichen stat Bern er und<br />

lob ze behalten, so sie eines ersamen rats hochernstliche ermanung<br />

an si, nach geschworner pflicht dran zesin, dass soemlich<br />

unghorsame, unwill und unred abgestelt, und die schädlichen<br />

gebresten gebessert werdid, und sicher darfuer haltid, dass ein so<br />

ersamer rat und burger nach al irem vermögen, nit on merklich<br />

ursach, [IL 73] ouch nit on gute Vorbetrachtung, in disen schweren<br />

loefen handlid. Woellid ouch, wie frommen obren, so soellid si,<br />

wie frommen un<strong>der</strong>tanen wol gebuert und zuostat, alwegen tun.<br />

Hiemit so werde und moege ein fromme stat Bern bi ir altharge- :ir><br />

brachtem lob und er, achtung und macht beston und bliben.


214<br />

1499<br />

Wenn die fridsbotschaft von Meyland gon Bern<br />

kommen ist.<br />

üf Petri und Pauli, den 29. tag Junii, ward <strong>der</strong> Meylaend- 29. Jini<br />

sehen botschaft — nämlich her Johan Galeatz Visconten, obristen<br />

s regenten, und gesipten des her|zogen, von dem sinen herren, mit (,462)<br />

zweien grafen und 30 pferden, uf gemeiner Eidgnossen geben<br />

geleit, frid zeschaffen, durch Wallis haruss gesandten, — von Bern<br />

ein erhebe ratsbotschaft, her Ruodolf von Scharnental, her Ludwig<br />

von Diesbach, riter, und doctor Thuering, entgegengeschikt, welche<br />

io si [IL 74] in irer stat probst! beleitet, und da von irem schulthess<br />

und probst erlich ward empfangen und gehalten.<br />

Der botschaft von Frankrich anbringen, frid zemachen,<br />

mit Verunglimpfung des Meylaendischen herzogen.<br />

Diser botschaft ward zuo verhör tag geben gon Lucern, uf<br />

i5 den 10. Juli, da si, und zuovor mit grossem pracht, ob 40 pfer- 1() - Jul1<br />

den, die Französisch botschaft, <strong>der</strong> erzbischof von Sans •), erschein.<br />

Nun so hätte gern iedwe<strong>der</strong>e bi einer Eidgnoschaft den<br />

nammen, item und ires herren eignen nuz des fridens, gehabt,<br />

deshalb die Französisch botschaft, zum ersten verhört, den<br />

2o Meylaendischen herzogen schwer und ganz vientlich verunglimpft,<br />

[IL 75] als den, so des kuengs von Frankrich und <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

viend, aber des Römischen kuengs swager und <strong>der</strong> Swaben fruend,<br />

dem Französischen kueng sin erbland inhielte und den Eidgnossen,<br />

wie die von Ure und die Puenter klagten und etlich ufgehaept<br />

25 brief anzeigten, veilen kouf und lifrung abschlueege, aber dem<br />

Römischen kueng spis, gelt, harnesch, gwer und luet zuschicke •).<br />

Der ouch selbs nit allein keinen friden habe, sun<strong>der</strong> ouch ein<br />

ursach sie aller unruow und | kriegen; darum man in nit hören, ( 463 ^<br />

im nit glouwen, noch keines erlichen fridens vertruewen moege<br />

so noch solle.<br />

i) Sens. Ueber das Anbringen dieser Gesandtschaft s. Eidg. Absch. III.<br />

1. 622.<br />

«; Ueber diese Briefe s. Eidg. Absch. III. 1. 023.


1499 215<br />

Aber sinem herren, dem kueng, welcher als ein truewer, ouch<br />

insun<strong>der</strong>s günstiger pundgnoss einer Eidgnoschaft, sin üb und<br />

guot woelle und tueege zuosezen, und ieztan sin köstlich gschuez, da<br />

mit Napols gewonnen, item und merklich gelt iren zuosaende,<br />

darzuo geruest sie, iren den Oesterrichischen- [IL 76] Burgunschen 5<br />

prinzen und den Moren zuo Meyland abzenemen, und zuo dem<br />

allem, wo not, mit eigner person und macht iren zuozeston, damit<br />

si sig o<strong>der</strong> begerten frid mit er und nuz ervolge; — so habe<br />

schon sin kuengliche majestat iren herolt und hofrat, den bischof<br />

von Castris, zuo Römischem kueng und zuon Kurfürsten gesandt, 10<br />

um einen frideu zuo reden, o<strong>der</strong> ouch gwaltigen bistand zetuon<br />

verursacht zewerden. Soellid nun keinen, denn ganz gevaelligen,<br />

frid annemen; so sie er ouch hie, nit allein sines allerchristlichsten<br />

kuengs bot, sun<strong>der</strong> ouch als ein verordneter mitrat und ghilf,<br />

inen zeraten und zehelfen, alles, so einer loblichen Eidgnoschaft 15<br />

und ir pundsgnossen, <strong>der</strong>en nit <strong>der</strong> mindst <strong>der</strong> mächtig kueng,<br />

zuo lob, er und nuz dienen möge, das er ouch nach allem sinem<br />

[IL 77] vermögen und des verbrieften punds erfordrung, ganz<br />

geflissen tuon woelle.<br />

Der Meylaeudscheu botschaft anbringen, frid zemachen, 20<br />

mit glimpflicher entschuldigung ires fuersten.<br />

Demnach so verglimpft und entschuldiget die | Meylaendisch<br />

botschaft iren herzogen um alle fuergehaltne klag, dass sin<br />

fürstlich gnaden da nit an<strong>der</strong>s hätte gehandlet, wenn dass si uss<br />

schuldiger pflicht o<strong>der</strong> tringen<strong>der</strong> not habe mueessen und sollen 25<br />

tuon, und <strong>der</strong>en keins nie fuergenommen einer loblichen Eidgnoschaft<br />

zuo nachteil und zuo schaden, welche inen doch mit lieber<br />

nachpurschaft so hoch gemeint sie, dass si ir verwantschaft für<br />

al an<strong>der</strong> nachpurliche nationen mit sun<strong>der</strong>lichen gnaden gesuocht,<br />

noch suoche, und an etlichen fuernemen orten gefunden habe, ir 30<br />

wolwesen und [IL 78] friden so gern sähe, dass si von urhab an<br />

diss kriegs, so da zwischen einer zungen und nächsten nachpuren<br />

nimmer on sundren und grossen schaden ergon möge, nie hab<br />

ufgehoert um frid zewerben, und dass si an beden teilen ver-


216 1499<br />

willigung erworben, mit grosser froed und dank dis ire botschaft<br />

zuo einer loblichen Eidgnoschaft habe gesaendt, ungespart kosten,<br />

mueeg und arbeit, alles das ze verschaffen und zehandlen, so iren<br />

zuo lob, ör und nuz reichen moege. Sie ouch iezt darum hie, nach<br />

5 irem bevelch und willen, diss gut und cristlich werk, so för<strong>der</strong>lichst<br />

sin koenne, zuo volziehen. Bitt und beger hiezuo zum trungenlichsten<br />

ein cristlich Eidgnoschaft, damit cristlichs bluots so<br />

grimme vergiessung gemindret, cristliche lieb gemeret, und dem<br />

wueetenden viend aller Cristen, [IL 79] dem Türken, begegnet werde.<br />

io Wolle sich, e dan sich's gluek möchte wenden, an vil gehaepten<br />

sigen lassen benueegen, sich zuo nuzlichem und erlichem friden<br />

neigen, und'diss ires forsten hohe truew zuo guot erkennen, in ouch,<br />

wie er vertruewt und | begert, in truewer bevelch bevolhen haben. (465)<br />

Ob vfllieht <strong>der</strong> Französisch kueng in abermal un<strong>der</strong>stueend ze uberi5<br />

ziehen, über das, dass er mit im nuet denn liebs und guots zuo<br />

schaffen hab, so erbuet sich siner kuenglichen majestat, wenn, wo<br />

und wie geburlich, zuo völligem recht; vertruewt, ein fromme<br />

Eidgnoschaft werde im ie doch kein hin<strong>der</strong>niss hieran bringen.<br />

Abscheid <strong>der</strong> Eidgnossen und diser botschaften.<br />

os Do ward von Eidgnossen beiden botschaften mit erbuetung<br />

mueglichs verdiensts hoch und vast fruentlich gedankt, und inen,<br />

wie vor, gewilliget, wer da weg und mittel, disen krieg, [IL 80]<br />

an si gebracht, mit irem glimpf und er moechte finden abzerichten,<br />

von dem woelten si das zuo gut und zuo hohem dank ufnemen 1 ).<br />

» Also verreit ilends die Meylaendsch botschaft zuo Römischem<br />

kueng gon Costentz, zum för<strong>der</strong>lichsten eines berichts mittel zesuochen.<br />

So verharret die Französisch botschaft zuo Zuerich, den krieg<br />

unss zuo voller ussruestung des Meylaeudschen zugs ufzehalten.<br />

w Der Kueugschen und <strong>der</strong> Eidgnossen anschlug, reisen<br />

und erud.<br />

Und wie sich denn <strong>der</strong> zit grosse mueeg und sorg einer<br />

ganzen Eidgnoschaft zusammentrug, an eim die ernd inzebringen,<br />

•) Eidg. Absch. III. 1. 624 (22. Juli, Zürich).


1499 217<br />

und am andren den vienden zeweren, so da schnitten, und, wie<br />

(466)gwisse warnung | gab, hatten angeschlagen, uf einen, [IL 81]<br />

nämlich St. Margreten-tag l ), an drien orten, nämlich zuo Veldkirch,<br />

zuo Costentz und zuo Dornach, d'Eidgnossen mit aller macht<br />

anzegrifen, und wo val, uszerueten: — hierum so beschlussend s<br />

gmeine Eidgnossen uf egemelten tag, dass man die zuosaez<br />

allenthalb wol versorgen und zuon paneren wolgeruest zueg halten<br />

solle, uf dass, wo not, dahin schnei zuozeziehen, ouch helfen, wo<br />

mueglich, fruenden und vienden ernden, froemd reisgloef streng<br />

verbieten, und darzuo, uf beger Bern und Solatern, enpfangnen w<br />

schaden zeraechen, und d'viend, so sich täglich stärkten und hin<br />

und her schaden taten, abzetriben, einen gwaltigen herzug von<br />

allen orten ins Suntgoew und Elses, am bürg hinab, und am Rin<br />

wi<strong>der</strong> heruff zetuond-).<br />

Bern, nach getanem beschluss, fuersechung. «<br />

[IL 82] Und also, von erzaelter sachen wegen, verordnet ein<br />

fuersichtige stat Bern <strong>der</strong> iren 300 man, mit ufsehen <strong>der</strong> nächsten<br />

herschaften, zuo denen von Biel, die im Lebergebuerg, Münster,<br />

St. Immer und Valendiss zeschirmen und ir ernd inzebringen,<br />

wan uf St. Uolrichs-tag was Tachsfelden berowt und brent und »<br />

den andren getroewt worden 3 ).<br />

Item, mit 500 man mit Gilian Schoenin, vogt zuo Arwangen,<br />

(467) gon Brugg und Schenkenberg, da ouch schaden | beschelien 4 ). Item<br />

und denen zuo, mit her Casper vom Stein, noch 3000 man, <strong>der</strong><br />

fruenden und vienden körn zeschniden und enpfangnen schaden »<br />

15. Jnli im Fricktal zeraechen 3 ). Wolt ouch uf den 16. Julii mit ir paner<br />

und noch 2000 man, getanem anschlag nach, egezaelten nach sin<br />

i) 15. Juli. Nach Eidg. Absch. III. 1. 619, dagegen wäre <strong>der</strong> Angriff<br />

auf 4. Juli erwartet worden.<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. 619 (2. Juli).<br />

3 ) An Büren, Aarberg, Erlach und Neuenstadt, ilends Ulrici (4. Juli^<br />

<strong>der</strong> dritten stund nach mittags (Miss. J. 195), vergl. Raths-Man. vom 5. Juli<br />

(103. p. 84).<br />

4) Miss. J. 192" (7. Juli).<br />

5) An Stett und lenn<strong>der</strong>. Miss. J. 193» (5. Juli).


218 1499<br />

gezogen, wan die von Solatern schon nidsich [11.83] ouch verrukt<br />

waren.<br />

Als aber indes ein heftige manung von Zürich wi<strong>der</strong> Costentz<br />

ussgieng, bleib die paner daheim, uf ire selbs und <strong>der</strong> iren, ouch<br />

B Solatern not zewarten, hies ouch die iren, ins Ergoew geschikt,<br />

nit witer verrücken und uf Solatern guot acht haben, dan d'viend<br />

bi Basel ze ross und ze fuoss ob 15,000 sich versamt hatten.<br />

Entschuldiget sich hiemit, und ouch, so Zürich nit woelte nidsich,<br />

so woelte Bern nit obsich ziehen. Begert, ein benueegen zehaben<br />

io an 125 man, die si im Swa<strong>der</strong>loch Hesse bliben. Aber dennocht.<br />

wo ernstliche not ervordrete, dahin woelte si ir macht ungesumt<br />

schicken, und an iren gar nuet lassen erwinden, was si, einer<br />

loblichen Eidgnoschaft schaden und not zewenden, ir lib, er<br />

und guot zeschirmen, [IL 84] an rat und hilf, mit lib und guot, mit<br />

ir. land und luet, vermoege •).<br />

Manung, züzug und ruestung ins Swa<strong>der</strong>loch, Zürich und<br />

<strong>der</strong> andren Eidgnossen wi<strong>der</strong> den Römischen küng.<br />

Nun, uf die treffenliche manung <strong>der</strong>en im Swa<strong>der</strong>loch, durch<br />

Zürich an gmeine Eidgnossen ussgangen, ward ein mer, wiewol<br />

so es Bern und Solatern uebel gfiel, den nidren hoerzug zuo un<strong>der</strong>lassen<br />

und ilende | hilf ins Swa<strong>der</strong>loch zeschiken, da zugegen (468)<br />

wäre diss kriegs hopt, <strong>der</strong> Roemische küng, des richs und des<br />

Swaebschen punds fürsten 2 ).<br />

Uf das, so schikt Zürich angends zuo iren 400 noch 800 man,<br />

L>5 Lucern 800 und Switz 500; item St. Gallen und Appenzel ir zal<br />

[II. 85] mit vaenlin dahin, dass da 6000 man zusammenkamen,<br />

welche sich vermaussen, uf einen tag des Römischen küngs macht<br />

kampfs gnuog zegeben. Beschiktend hierzu 11 gewunner stukbüchsen<br />

und klein gschüz von Frowenfeld, von Ermatingen dahin<br />

»' gefüert, zuo gemeiner Eidgnossen handen, legtends stil uf den<br />

Geissberg gegen Costentz, und verordnetend darhin<strong>der</strong> einen hufen<br />

i) An die Eidgenossen Miss. J. 203' (14. Juli), uDd an Zürich noch<br />

beson<strong>der</strong>s, Miss. J. 204» (15. Juli).<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. 619 (2. Juli).


1499 219<br />

wolmoegen<strong>der</strong> knechten, dass, wenn sich <strong>der</strong> Roemisch kueng heruss<br />

Hesse, si nach dem abschuz binden in vielen, <strong>der</strong> stat und den<br />

vienden mit gschuez zuotrungid, und aber <strong>der</strong> an<strong>der</strong> vorm wald<br />

ansichtig mit guter Ordnung d'viend hantlich enpfienge. Do aber<br />

12. Juli des tags, — was <strong>der</strong> 12. Juki, — sich niemand fuer die bolwerk &<br />

haruss wolt tuen, allein sich da spiegleten und am abent wi<strong>der</strong><br />

inzugend, liessend d'Eidgnossen ir gschuez in d'stat ab, [IL 86]<br />

dass darin gross gloef, wachen und hueeten ward; zugend hiemit<br />

ouch wi<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>sich in ir laeger.<br />

Wie <strong>der</strong> Roemisch kueng vor Costentz un<strong>der</strong> des richs paner i»<br />

ein Ordnung macht, die Swizer auzegrifen, und demnach<br />

beredt, abzoch.<br />

Wie nun <strong>der</strong> Roemisch kueng zuo ingang des monats Juki mit<br />

(469)herzog Albrecht von Saxen, herzog Jörgen | von Beyern, margrafen<br />

Fridrich von Brandenburg, Philip von Baden, dem jungen »<br />

pfalzgrafen Ludwig und herzog Uolrichen von Wirttenberg, <strong>der</strong><br />

un<strong>der</strong> graf Andres von Sonnenberg 1500 knecht da hat, graf<br />

Wolf von Fuerstenberg, <strong>der</strong> reisigen hoptman, und mit vil andren<br />

fuersten und staeten zuo Costentz ingevaren, herlich [II. 87] enpfangen<br />

was; und nach ufmanung <strong>der</strong> sinen und des Römischen richs, 20<br />

dri maechtige hoerr an die dri vorgemelte ort, getanem anschlag<br />

nachzekommen, bescheiden, harzuo sin kuengliche majestat so vil<br />

me bewegt, dass si und ire edlen herren, und insun<strong>der</strong>s <strong>der</strong>en<br />

freidige knecht meintend, von dem unachtbaren voelkli veracht<br />

sin, so da so truzlich sin gschuez in ire staet und laeger hat lassen 25.<br />

abgon; — und also, nach ergangnem lerman, liess die kuengliche<br />

majestat die bruggen und strassgassen mit strow und mist uberzetten,<br />

und stil berueefen von Zell, uss <strong>der</strong> Ow, Hoegoew, und uss<br />

den se-staeten sine reisigen und fuossknecht; das ouch so heimlich<br />

beschach, dass wenig in <strong>der</strong> stat wuesten, was vorhanden. Zoch sc<br />

demnach uf St. Margreten[II. 88]tag frie, mit ufgerichter des<br />

Römischen richs paner — zuo Überlingen in forstlicher mess und<br />

process gewicht und gesegnet, fürt <strong>der</strong> margraf von Brandenburg —<br />

und mit allem sinem zueg, ob 20,000 man geschaezt, mustret und


220 1499<br />

macht ein Ordnung, mit gschuez, harnesch und gweren nach aller<br />

notturft versorget. Diss verzoch sich vom morgen unss um vesperzit.<br />

Indes, aber vil zitlicher, hattend sich d'Eidgnossen fuer ir vest<br />

Swa|<strong>der</strong>loch, in guoter Ordnung, ouch harfuer gestelt, den Roemischen (470)<br />

5 kueng mit siner macht zuo enpfahen. Santend siner majestat posten<br />

uss dem Costentzersekel, zuo Ermatingen gewunnen •), engegen.<br />

Do man nun solt an d'Swizer, die man sack muotig zuor wer, nit<br />

zur flucht, geruest, anziehen, wurdend etlich des zuegs herren und<br />

hoptluet spaennig. Ein teil sagt, er wäre nit zuo schlahen, sun<strong>der</strong><br />

JO allein die stat zeschirmen [IL 89] bescheiden. Der an<strong>der</strong> wolt<br />

schlahen, wenn die summ, so zuo des richs paner gehört, da, wie<br />

si denn ieztan nit wäre. Der drit riet dem Roemischen kueng,<br />

<strong>der</strong> sine person gern gewagt haett' und sich so spoetlich abzeziehen<br />

uebel schämt, sin kuengliche majestat soelte sin und so vil ereni5<br />

lueten person nit an die schnöden, boessen puren waugen, und des<br />

ganzen Roemschen richs er wol bedenken, die nit an so kleinen<br />

o<strong>der</strong> keinen gwin, ja vilicht, wie nun oft beschehen, in grossen<br />

verlust zesezen sin. über das, so waren ouch hie zuogegen die<br />

treffenliclien botschaften des kuengs von Frankrick und des herso<br />

zogen von Meyland, die Roemisch kuengliche majestat und ire<br />

forsten hoch ermanende, dass, sitmal von beden teilen, frid zesuochen,<br />

schon verwilliget sie, <strong>der</strong> warheit stat zelassen, so diene<br />

diss ir fuernemen gar nuet darzuo; [IL 90] sun<strong>der</strong> man mueesse tag,<br />

anstand und gleit zuor | handlung, e witer ingrif bschehe, be- (471)<br />

» stimmen und geben. Aber wiewol <strong>der</strong> Roemisch kueng vermeint<br />

und hoft, wo im Got nach guotem vertruwen eines nämlichen sigs<br />

ruom verluehe, dass er e zuo guotem und erlichem friden käme,<br />

wenn so sine erbviend, ungedemietiget, sighaft und hochmietig,<br />

mit irem gluek und sinem ungfel, um friden taedingen und tagen<br />

w wurdid, dennoch, da er <strong>der</strong> sinen unwillen enpfand, und sich<br />

die ristung und beratung an d'nacht hat verzogen, warf er zornmietiglich<br />

sine blaechhaendschuoch von im, sprechend: es wäre nit<br />

guot Switzer mit Switzeren schlahen; und reit hiemit von stund<br />

i) Kugeln aus <strong>der</strong> Constanzer-Kanone, welche <strong>der</strong> «Seckel» geheissen<br />

und von den Schweizern zu Ermatingen gewonnen worden war.


1499 221<br />

an von allem zueg durch Costentz hinweg, [IL 91] bleib die nacht<br />

zuo St. Gebhart, fuor demnach gon Ulm zu und kam nit me zuoni<br />

krieg.<br />

Do liessend die Swaebschen ir 80 stuk buechsen gegen Swa<strong>der</strong>loch<br />

ab, machtend ein raedle und zugend hin<strong>der</strong>m rouch in einer -,<br />

stund wi<strong>der</strong> in, so in 6 kum haruss kommen waren. Denen<br />

d'Eidgnossen liessend, zuo nachbleitung und blichtung, Swaebisch<br />

buechsenkuglen volgen und dri grosse fir zuenden, zugend hiemit<br />

ouch wi<strong>der</strong> in ir ungwinlich, vest Swa<strong>der</strong>loch, danktend Got, dass<br />

diss gruelich blitzend weter und <strong>der</strong> stachle berg so gnaedig er- to<br />

(472)saessen und zergangen was. |<br />

Inleitung zum frlden verkuendt.<br />

Damit aber diser des Römischen kuengs und <strong>der</strong> Swaben<br />

abzug einen [11.92] glimpflichen schin hätte, so wurden mornedigs<br />

frie mit einem herolt zwen boten, einer Franzesisch und <strong>der</strong> is<br />

an<strong>der</strong> Meylaendsch, uss Costentz ins Swa<strong>der</strong>loch gesaent, von Eidgnossen<br />

bistand und gleit zuo verwilgetem friden zereden. Ward<br />

inen gleit und tag gon Zürich, uf Zinstag nach Magdalena, was<br />

<strong>der</strong> 23. tag dis monats, bestirnt und geben. Der Meylaendisch<br />

bot, als dem Römischen kueng anmutiger, kart ilends mit dem a><br />

herolt um; aber <strong>der</strong> Franzesisch bleib noch etlich tag im Swa<strong>der</strong>loch,<br />

dan ie<strong>der</strong>man, so das nit kant, verwundret sich, was<br />

es fuer ein so ungwinliche stat wäre, desglichen Kobelz gemeint<br />

ward, also dass die Franzesischen Meylaenschen botschaften [II. 93]<br />

und an<strong>der</strong> froemd herren die plaez von wun<strong>der</strong>s wegen besuchten. 25<br />

Wie d'Eidgnossen vor Costentz <strong>der</strong> iren und <strong>der</strong> viendeu<br />

ernd inbrachten.<br />

16. Jon Demnach uf den 16. tag Julii, zugend die Swaben mit macht<br />

uss Costentz haruss, vor ir stat und vor dem Swa<strong>der</strong>loch ze ernden;<br />

des fuernemens ouch d'Eidgnossen wurden, trukten hieruf so<br />

in guter, stiller Ordnung uss irem Swa<strong>der</strong>loch ouch harfuer, mit<br />

iren vienden den schnit abzeteilen o<strong>der</strong> abzewechslen. Damit


222 1499<br />

aber die angeslandnen schniter, vor abgericht, dester williger<br />

abstiendid, schicktends inen uss <strong>der</strong> von Costentz | seckel wichtige (473)<br />

muenz schnei vor denen, ab <strong>der</strong>en si so wol benueegt, dass si so<br />

gaech heim liefen, [IL 94] dass si etlicher rueteren und wägen<br />

s vergaussen und den schnit gar zuosaechen und ungeirt den Eidgnossen<br />

liessend, welcher inen so wol gefiel, dass si mornedigs<br />

frie, mit 4000 man und 300 wiben zuo schniden geruest, wi<strong>der</strong><br />

dran giengend, schnitend und flirtend in, unss dass die aker al<br />

suber gerumt waren. Und damit si ir ernd mit ruowen und sicher<br />

io inbraechtid, so hieltend die in Costentz uf allen zinen und türmen<br />

und mit verordnetem zueg im bolwerk den tag guote wacht und<br />

huot uf si, meintend, es wäre vilicht ein ufsaz, die ziegelschueren<br />

zuor frucht inzenemen. Als aber d'Eidgnossen bnueegig mit <strong>der</strong><br />

frucht heim fuoren, liessend inen die Swaben zuo guter nacht ir<br />

15 gschuez nach abgon, kartend hin zuo irem wolverdienten nachtmal;<br />

hattend denen von Costentz an ern<strong>der</strong>en spis [IL 95] und Ion<br />

erspart, das doch d'Eidgnossen nit uebel mueegt, noch verdros.<br />

Wie <strong>der</strong> graf von Zolreu d'Eidgnossen im Rintal beschädiget<br />

und den riehen Mettelin gvangen hatt.<br />

20 Uf den 20. tag Juki, was Samstag vor Magdalene, schiften % Juli<br />

graf Itelfriz von Zollren und Dietrich | von Blumnegk, vom (474)<br />

Römischen kueng zuo Friburg uss gfaengniss von siner Tuengischen<br />

flucht gelassenM, wolgeruest von Lindow gegen Rinow zuo, das<br />

Rintal und Roschach ze ubervallen. Und als si uf dem se swebten,<br />

25 verachtet si <strong>der</strong> Eidgnossen zuosaz, so doch nit 200 man hatt';<br />

meint, wie täglich beschach, es wäre nun ein ufgereiz, wurdid<br />

nit landen; deshalb uss ver[II. 96]achtung kein sorg um wer und<br />

hilf taet, des aber die Swaben gewar, zwischen Rinegk und Roschach,<br />

zuo Stad ein teil gelaendt, anhuobend zerowen und zebrennen.<br />

30 So hat sich ein huf versteif, <strong>der</strong> drit bleib uf dem se, zewarten;<br />

do lief <strong>der</strong> Eidgnossen zuosaz frefenlich on ein stürm und on<br />

') Nach seiner Flucht aus Thiengen (s. o.) war Dietrich v. Blumeneck<br />

in Gefangenschaft gesetzt worden.


1499 223<br />

Ordnung zuo, meint, wie vor oft getan, die laendung und den inbruch<br />

zuo erweren; was aber ze spat und ze schwach, also dass er<br />

geschlagen, mit not und 70 redlicher man verlust, hin<strong>der</strong>sich<br />

gewichen, erst, nach enpfangnem gebuerlichem siner Verachtung<br />

und unsorg Ion, ein stürm Hess gon. In dem do fuorend d'viend s<br />

hinweg, mit getanem schaden und gewunner puet, und, [IL 97]<br />

welcher das best stuk was, <strong>der</strong> rieh Ruodolf Mettelin von Rappenstein,<br />

<strong>der</strong> ein grosse gilt uf dem grafen von Zolren hat, welche<br />

<strong>der</strong> graf vermeint nun abgelöst sin. Beschach doch nit, muost<br />

sich an verfalnen zinsen, von andrer <strong>der</strong> Eidgenossen gevangnen io<br />

(475) wegen, lassen benueegen. Liessend 13 man dahinden. |<br />

Und dis ist in allem disem krieg <strong>der</strong> unglichest schad, <strong>der</strong><br />

den Eidgnossen, und nur von varlose, ist begegnet.<br />

Vil gluek macht unsorgsam und vermessen. Unsorgsame<br />

und vermessenheit geraten selten wol. Den vorteil übergeben 15<br />

und den viend verachten, wie klein joch die sind, gerat ouch<br />

selten wol. Dennocht im spil muoss es ie gewagt sin.<br />

[H. 98] Wie ein rott Eidgnossen uss Schafhusen ein ron<br />

mit gnerter hand von Engen heim tribeu; ward mit<br />

Teingen ruch bezalt. »<br />

Uf obbenemten tag zoch Hans Huober von Embrach mit 80<br />

knechten von Schafhusen und von <strong>der</strong> Eidgnossen zuosaz ins<br />

Hoegoew für Engen, nam da 70 hopt gross fichs. Dem begegneten<br />

un<strong>der</strong> Nuewenhoewen 300 viend, gegen welchen er sich so hantlich<br />

wart, dass si nit on schaden ins staetle hin<strong>der</strong>sich getraengt wur- - 5<br />

den, und er sinen row on schaden heim treib. Indes was ein<br />

stürm durchs Hoegoew geloffen, dass die reisigen, ouch fuossknecht,<br />

versamt, vielend in <strong>der</strong> von Schafhusen dorf Teingen •), erstachend<br />

da, rowten und branten, was si mochten. [H. 99] Als aber ob<br />

30 buren in iren starken kilchturn warend gewichen, haruss 3 »<br />

wurfend und schussend, und sich nit woltend ufgeben, machten<br />

(476) d'viend mit pulver, holz und stro ein gwaltig fir | in d'kilchen<br />

') Thayngen.


224 1499<br />

und unden in den turn, erstekten also und verbranten jaemerlich<br />

alles was darin was. Etlich, so heruss sprungend, wurden in<br />

d'spiess enpfangen und erstochen; noch so bleib ein kind lebendig,<br />

das sin vater im sprung am arm herabgetragen hatt'.<br />

Do nun <strong>der</strong> von Schafhusen paner den iren ze spat uf was,<br />

zugend d'viend ab, doch nit gar on schaden; dan si ouch etlich<br />

dahinden liessend, nämlich so fuortends tod gon Tübingen junkher<br />

Hansen, den aeltern, von Fuerst, <strong>der</strong> vor obgemelten von Fürst<br />

bruo<strong>der</strong>; ward uf St. Annentag zun Augustinern [100] in siner diss<br />

10 monats St. Annen gestiften bruo<strong>der</strong>schaft erlich bestattet; was ein<br />

frommer edel-, aber kein rower kriegsman, in dise reis mit spot<br />

gebracht. Und uf dass sin leidsamer tod mit etwas froed vermischt<br />

wurde, hattends mit im ein hübsche, grosskuernte, brune<br />

tringelkuo mit eim grossen kränz ingefueert, rueemende und juchi;,<br />

zende, dis schoene Sweizerin von grossem row gebracht haben. |(1I1. 1)<br />

Reiszug <strong>der</strong> Römisch kiingschen für Dornach.<br />

In dem als <strong>der</strong> reiszug, nidsich ins Suntgoew zetuon von gemeinen<br />

Eidgnossen zuo Lucern, wie obgemelt, augesehen, obsich<br />

ins Swa<strong>der</strong>loch durch [101] die von Zürich gewendt was, desse<br />

w <strong>der</strong> Roemisch küngisch züg, im Suntgoew versamt, durch Pfefferhansen,<br />

wie sich do her Hans Immer von Gilgenberg, riter, und<br />

zuo Basel neben sich gesezter burgermeister, unterschreib •), gewarnt<br />

und fürzevaren gemant, sich, uf beschlossnen anschlag,<br />

haruf lies, und zoch denen von Solatern in ir herschaft Dornach,<br />

25 mit anzeig, dieselben und das schloss zewueesten, do ouch <strong>der</strong><br />

Eidgnossen ze erwarten, o<strong>der</strong> witer in ire land zegrifen. | (2)<br />

Uszug und mauung <strong>der</strong>en von Solatern, die iren zu<br />

Dornach ze entschuetten.<br />

Nun so hat Dornach boes muren und schwach werinen, aber<br />

so ein guten zuosaz und ein redlichen vogt, Bendict Hugin, <strong>der</strong> sinen<br />

') Immer von Ramstein, Herr zu Gilgenberg, unterhielt während des<br />

Schwabenkrieges eine geheime Correspondenz mit Kaiser Maximilian unter<br />

dem Namen Pfefferhans.


1499 225<br />

obren [102] schnei sin anfallende not verkuent und unverzüglich<br />

entschuettung begert. Uf dise botschaft, zuo rettung ir land und<br />

lueten, do zugend die von Solatern uss mit ir paner, — <strong>der</strong>en hoptman<br />

Niclaus Conrat, schulthessi), un<strong>der</strong>venner Urs Ruchti, — und<br />

maneten in kraft irer puenden um schnelk hilf, zuovor ir truewen 5<br />

nachpuren und Eidgnossen, Bern und Friburg, und mitan, wie<br />

vor erst geton, die andren ort alle.<br />

Bern uszng und manung gon Dornach.<br />

Desglich Bern, von Solatern gemant, manet ouch angends<br />

al ir Eidgnossen, ire verwanten und un<strong>der</strong>tanen, uf zesin; hiess u<br />

her Casper zum Stein mit sinem zueg uss dem Fricktal, und ouch<br />

die Aergoewer ilends gon Liechtstall zu ziehen, —<br />

[103] — und zoch uf den 20. tag Julii uss mit ira zuon<br />

Gerberen paner, truog Conrad Vogt, desse venner Casper Wyler,<br />

schuetzenvenrich Niclaus Murry, <strong>der</strong>en hoptman, mit egenamtem »<br />

zuom Stein, her Rudolf von Erlach, alt-schulthess, durch gschriftlich<br />

gebot im veld darzuo gemant, mit bevelch an raet und burger, wo<br />

er nit volgte, einen andren ze|machen und im, wo sumnuess beschehe,<br />

ungnad und straf anzeigen 2 ). Also was er zuoglich sinen<br />

redlichen altvordren gehorsam, wiewol er sich vast hat gewidret, a><br />

von wegen vil und gross unbils, im in voriger hoptmanschaft von<br />

unghorsame begegnet.<br />

Zuerich, <strong>der</strong> Her Waldstaeten und Zug zuzug.<br />

Uf dise Solatern und Bern notliche manung schikt Zuerich<br />

[104] ir vorgeruest vaenle, truog Jacob Stapfer, mit 400 man, 25<br />

<strong>der</strong>en hoptman Casper Goeldlin. So berietend sich die fier waldstet<br />

und Zug zuo Beckenriet, das Swa<strong>der</strong>loch mit getoner hilf lassen<br />

ston, und ieztan zuom för<strong>der</strong>lichsten den vienden, uf ir Eidgnossen<br />

erdrich ligenden, ze begegnen und schikten ire zeichen ouch hinab.<br />

•) Ueber ihn siehe J. Amiet, H. Holbeins Madonna und Niclaus Conrad,<br />

<strong>der</strong> Held von Dornach und Novarra. (Solothurn 1879.)<br />

2 ) Schreiben des Raths an den Altschultheissen v. Erlach, vom 21. Juli<br />

und an die Hauptleute des Feld vom gleichen Tage (Miss. J. 211 b u. 212»).


226 1499<br />

Glaris, Appenzel, St. Gallen und die Puenter waren uf ire<br />

anstoess zewarten bescheiden.<br />

Macht und wesen <strong>der</strong> Römisch kuengschen vor Dornach.<br />

Wie nun die Römisch kuengschen, vom Brisgoew, Elsess,<br />

5 Suntgoew, Strassburg, Sletstat und Colmar, von frien Gellerischen<br />

lanzknechten und von reisigen Tuetschen, ouch vom nidren Rin,<br />

von geistlichen und [105] weltlichen forsten haruf gesent, und<br />

Burgunschen, die fri Welsche gard gnemt, 400 rueter, vom<br />

prinzen| von Oesterrich und Burgun sinem vater, dem Römischen (4)<br />

io kueng, un<strong>der</strong> dem tueren hoptman Loy de Wa<strong>der</strong>e, zugelassen,<br />

zuosamen ob 15,000 man, versamnet in ir gwaltigen macht, mit<br />

gschuez und gwer nach aller kriegsnotturft versorgt, un<strong>der</strong> irem<br />

feldherren, graf Heinrichen von Fuerstenberg, graf Wolfen bruo<strong>der</strong>,<br />

zuo Costentz <strong>der</strong> reisigen hoptman, über die Birs fuer Dornach<br />

15 waren gerukt, da anhuobend zehusen, doch gmach, on sorg, on<br />

wacht, mit kurzwil, spil, prass, singen, springen, tanzen, und<br />

ouch <strong>der</strong> herren etlich in badhemdren und langen schuben, inen<br />

von iren gefruenten, tuom- und Jungkherren von Basel haruss gesendt,<br />

als die, so uf ires Pfefferhansen sichere warnung noch<br />

20 lang o<strong>der</strong> keiner Eidgnossen macht [106] warteten, schlichten,<br />

ja die verachten, und froeliche kilchwihe und badfart woeltid halten,<br />

das doch etlich ir hoptlueten, so <strong>der</strong> Eidgnossen kriegsart bekant,<br />

ouch die uf Tschartenfluo•) gesehen, vast missviel; rietend, sorg<br />

und wacht zehaben und die belaegerung zefuerdren und zevestnen;| (5)<br />

K welchen ir feldher im langen mantel sagt, wan si sich voerchtid,<br />

so soeltends heim gon. Dem wi<strong>der</strong>sprach Storch von Friburg,<br />

ein frier hoptman: er wueste und woelte sinen stand als redlich<br />

verston, ouch darvon komen also wol, als sin gnad, man soelte<br />

i) Die Schartenfluh ist ein Fels zwischen Dornach und dem solothurnischen<br />

Dorfe Gempen, von welchem herab man die ganze Gegend um Dornach<br />

übersieht. Wie es scheint, waren die eidgenössischen Hauptleute,<br />

welche von diesem Fels die Gegend erkundschafteten, von den Oesterreichern<br />

erblickt worden.


1499 227<br />

nun talame <strong>der</strong> Swytzer fust, nun oft enpfunden, wol giert hon<br />

kennen; und bald demnach kamends; do entflog nach sinem stand<br />

Storch, und bleib sin her dahinden, <strong>der</strong> ouch erst an von sinem<br />

Pfefferhansen und Offenburg, so kum in ir stat entrunnen, abermals<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen zuolouf gewarnt was. Jungerman versumt sich. 5<br />

[107] Anrueefung und rat <strong>der</strong>en in Dornach.<br />

Dis <strong>der</strong> vienden ungwarsame namend war die in Dornach<br />

(6) und santen schnei einen boten über den | andren um entschittung.<br />

dass die kaeme, e dan sich d'viend ganz gelagert und ir gschuez<br />

zuom stürm gericht haettid; hiebi anzeigten, wie si in irer un- w<br />

Ordnung noch liechtlich ze schlahen waerid, darum man zuom angrif<br />

stil und heimlich ilen soelte.<br />

Zürich, Bern und Solatern versamnung uf Gempamatten<br />

und ir beschluss, d'viend anzegrifen.<br />

22, Juli Also uf den 22. tag Julii, was Mentag und <strong>der</strong> zit S. Marie is<br />

Magdalene, insun<strong>der</strong>s von lieben froewlin geört, hohe fir, wie die<br />

paner von Solatern gon Liechtstall was komen, und d'viend niden<br />

um allenthalb das veld, [108] bis gon Liechtstall ans tor, das<br />

si gern ingenommen haettid, beriten, ein rot Solaturner hinin gejagt,<br />

zwen erstochen, einen gfangen, — hiess Dengisen, <strong>der</strong> inen n<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen zuozug sagt, ward an <strong>der</strong> Schlacht ledig, — und<br />

da um gebraent hatten, wolt si'), uf emsige <strong>der</strong> iren manung,<br />

wiewols noch nit über 800 man bi ir hat, fuersich gezogen sin.<br />

Da wards uf Gempamatten 2 ), durch truewen rat <strong>der</strong> truewen von<br />

Liechtstall, insun<strong>der</strong> ires redlichen schulthessen Strubins, unss 35<br />

zu staercherer macht, hin<strong>der</strong>halten. Und also um mittentag kamend<br />

(7) trostlich hinzuo <strong>der</strong> stark baer und die notvesten von Zürich, |<br />

erkwikten sich da mit win und brot und wurdend eins, ire viend<br />

in irer badfart anzegrifen; dan si <strong>der</strong>en wesen ab Schartenfluo<br />

') Nämlich «die» Panner von Solothurn.<br />

2) Das Dorf Gempen zwischen Liestal und Dornach.


228 1499<br />

hatten, wie vor von Dornach angezeigt, gesehen, ouch denen im<br />

schloss mit schowhueten zeichen geben; die waenten aber, es [109J<br />

taetids d'viend, von denen si zuo ring umgeben waren; gesaheml<br />

ouch, wie die herren und hoptluet zuo fuoss suochtend irem gschuez<br />

6 laeger, das schloss zuo beschiessen, hattend schon etlich schuez<br />

ton; und wie wol ouch d'viend dis sehens gwar wurden, so verachtetem!<br />

si's doch, dan si irer kilchwihe ablas da solten in<br />

irem schweiss und bluot verbaden.<br />

Angrif des Vorzugs <strong>der</strong> Eidgnossen vor Dornach.<br />

io Nachdem nun die obgenemten dri ort <strong>der</strong> Eidgnossen ire<br />

viend anzegrifen hattend beschlossen, zwischen zweien und drten<br />

des tags abendstunden, tatends zuvor ir ernstlich gebet und<br />

trostlich ermanung, ruktend demnach ganz stil durchs gebuerg<br />

und holz ni<strong>der</strong>. Do was <strong>der</strong> trostlich hoptman Cuonrat von Soi5<br />

latern nit mit grossem, aber wolmuotigem hufen fuergeschossen,<br />

[110] dass si d'viend sehen und ir marter- und laesterflueech<br />

mochtend hören. Do ermant er si <strong>der</strong> tueren redlikeit irer altvordren,<br />

so da nie keinen grossen hufen, ouch keinen tod, um<br />

ir er, friheit und land zeretten und zeschirmen, geschuecht haettid,<br />

so desglichen si ouch zuo diser stund, als redlich irer fromen altvordren<br />

nachkomen, wi<strong>der</strong> dis ir erzviend, so da Got | und si in<br />

anhören schmaechtid und laestertid, uf irem ertlich laegid, und ir<br />

land und luet, wib und kind ze ver<strong>der</strong>ben und gar uszerueten,.<br />

suochtid, tuon soeltid zuo ewigem lob; truelich ufenan<strong>der</strong> sehen, und'<br />

,»5 hantlich furtrucken, ungezwifelten sig wi<strong>der</strong> dis zerteilte, ungwarsame<br />

macht zegwinnen. Und als da si kum ein pater noster<br />

hatten gebetet, wuschtends frech uf durch stud und stoek, und<br />

griffen [111] mit stichen und streichen so vervaenglich an, dass<br />

die zerteilten lanzknecht nidsich irem grossen hufen an d'Birs<br />

w zuo begunten zeloufen, und e <strong>der</strong> kuengsch zueg, <strong>der</strong> an dilen<br />

orten um Dornach lag, zuor wer käme, da waren irer vil, und<br />

nämlich d'herren im gschuezlaeger und in huetten, ungewapnet, ja<br />

etlich in badkuetlen, bim spil, bim win, bin maetzen, <strong>der</strong> z'vil da<br />

was, erstochen und erschlagen; wonten von erst an, ire riiter


1499 229<br />

und lanzknecht, nach trunkner gwonheit ir vollen abent-zech,<br />

schluogid selbs enan<strong>der</strong>.<br />

Anzug <strong>der</strong> paner und zeichen zum hoptstrit.<br />

Und als aber nun <strong>der</strong> ernst da was, also dass d'viend mit<br />

dem getuemmel und laerm zuor wer und zuom gschuez, so vast si 5<br />

mochtend, kommen warend, und <strong>der</strong> Eidgnossen vorzug, von<br />

wegen <strong>der</strong> holen strass hin<strong>der</strong> Dornach, sich zerteilt, ein teil<br />

zuor lingen und [112] <strong>der</strong> an<strong>der</strong> zuor rechten hancl gegen dem<br />

grossen hufen an d'Birs zuotrang, liten uf beiden siten von den<br />

reisigen schaden, dass die paner und zeichen ze gmach, von un- 10<br />

wegsame wegen, <strong>der</strong>halb ouch ir schwer gschuez | dahinden bleib,<br />

nachtruktend, ouch von denen hin<strong>der</strong>m schloss angefochten, also<br />

dass sich die zuor rechten hand mästend umwenden, hin<strong>der</strong>sich<br />

gegen iren paneren, die iren uf <strong>der</strong> lingen hand, hin<strong>der</strong>sich ins<br />

holz gewichen, zuo entschitten. In dem umker ilt die Welsche 15<br />

gard durch Birs hinach und tat inen den groesten schaden, <strong>der</strong> an<br />

disem strit beschach; doch so ward es mit buechsen und spiessen<br />

abgetriben, dass si disen hufen liess und uf den obren, so die<br />

groest not lit, rant. So iltend d'Eidgnossen den iren zuo, und<br />

entschittends, zugend do wi<strong>der</strong> nidsich gegen Arlesseni), da sich 20<br />

indes die groest macht <strong>der</strong> [113] vienden ze ross und ze fuoss,<br />

und fuernaemlich die Gellerischen lanzknecht, zuo irem gschuez in<br />

ein Ordnung vervasst und die Welsche gard alweg bisits o<strong>der</strong><br />

hinden in zetraengen gerüst hatt; dennocht im umker ward <strong>der</strong><br />

von Strassburg gschuez verschlagen und umgeworfen. »<br />

Da erhuob sich nun erst <strong>der</strong> recht ernst und strit, so sich<br />

d'Eidgnossen z'ringum erweren müstend; und als d'viend ze<br />

hoch uf si abgeschossen, trungens on schaden mit schiessen und<br />

spiessen hantlich in si, welche sich hargegen ouch so stantlich<br />

warten, dass <strong>der</strong> sig lang im zwifel stuond, ie ein teil dem andren so<br />

hin und wi<strong>der</strong> wichen, und ein huf den andren schirmen muost.<br />

Das waeret lang.<br />

i) Ariesheim.


230 1499<br />

Lncern und Zug züzug und angrif, und eroberung<br />

des strits.<br />

In dem strengen gefecht, zuo guoter zit und gluek, so drukt<br />

ob [114] Arlessen hinden durch den berg und wald | herab ein (10)<br />

s nuewer zueg, ab welchem bed teil ein entsetzen namend, unss<br />

dass d'Eidgnossen <strong>der</strong>en von Lucern vaenle und <strong>der</strong>en von Zug<br />

paner bekanten; und als die mit ungestueemem gschrei und hörnen<br />

harzuo trungend,— zuovor in unbekant Welsch fruend f ), so ussert<br />

dem strit mit <strong>der</strong> todneten seklen rungend — und fuerer in d'viend<br />

M ernstlich schussend, stachend und schluogend, da begunten die<br />

Kuengschen <strong>der</strong> Birsbrugk zuo hin<strong>der</strong>sich wichen und d'Eidgnossen<br />

tapferlich hinach schlahen, unss dass si die nacht gar vonenand<br />

schied, und also den gluekhaftigen Eidgnossen <strong>der</strong> loblich, hart<br />

gwonen sig beleih; wan es so finster was, dass ouch d'fruend anw<br />

enan<strong>der</strong> kamend, <strong>der</strong> etlich wund und etlich erschlagen wurden.<br />

So hatten ouch die abtretnen viend die Birsbrugk hin<strong>der</strong> inen,<br />

doch vilen ze fruee und ze spat, abgeworfen und zerrissen.<br />

[115] Wie d'Eidgnossen nach erobretem sig sich in <strong>der</strong><br />

viend laeger lagerten, und da noch vier orten zeichen<br />

20 zii in kamend.<br />

Deshalb d'Eidgnossen von <strong>der</strong> nachil abston, den flüchtigen<br />

vienden ein gross volk, item schloss | und doerfer, so diser schrek (H)<br />

verlassen hätte, ersparen muosten. Ouch so warends dri tag ilich<br />

zogen, disen heissen tag vil nah on spis gwesen, und den harten<br />

25 strit ob fuenf stund an den geruowten, reisigen vienden ussgeharret,<br />

und darum vast hellig und mueed, <strong>der</strong> ruow notturftig, sich von<br />

<strong>der</strong> Birs um in <strong>der</strong> viend laeger karten, knuewten da vor allen<br />

dingen ni<strong>der</strong>, sagten Got, irem gnädigen schirmer, gross lob und<br />

dank um verlohnen sig, assend darnach und trunkend nach not<br />

» und lust gnuog, dan [116] si allerhand spis und trank gnüg<br />

da funden. Mornedigs truogends und fuorends ir gwunnen gschuez<br />

und guot zusammen, begriibend ire und etlich <strong>der</strong> vienden um-<br />

') Eidgenössische Mannschaft französischer Zunge.


1499 231<br />

komne toten, liessend keinen hinweg fueeren; und do kamend,<br />

wegsferre halb gesumt, erst zuo inen uf die walstat die paner von<br />

Ure, Un<strong>der</strong>walden und Friburg, item morn <strong>der</strong> von Swytz vaenle,<br />

uss dem Swa<strong>der</strong>loch abgezogen; Weitend da froed mitenan<strong>der</strong> und<br />

lobten Got um allenthalben gehabens grosses gluek. *<br />

Wie d'Eidgnossen sich über die Birs folgerten, ir droewenden<br />

vienden ze erwarten und mit denen von Basel<br />

um vereinung zehandlen. Item von Jungerman arger<br />

zucht ein exempel.<br />

Und als es im laeger vast übel begunt zestinken, vertigetends 10<br />

[117] ir gwunnen gschuez und gut hiu<strong>der</strong>sich heim und zu-<br />

(12) gend gmeinlich mitenan<strong>der</strong> über die Birs, | lagerten sich vor<br />

Basel um, bi S. Jacob, noch witer irer troewenden vienden uf<br />

friem veld ze erwarten, und ouch mit denen von Basel, um vereinung<br />

und ofnung zegeben, zehandlen; dahin inen die von Basel is<br />

mit ganz gneigtem willen und wolgfallen alle notturft zuo liessend<br />

kommen, liessend ouch ire hoptluet in ir stat wandlen, und erwurbend<br />

si, bi vorbescheidnem verstand nunmal lassen zebliben<br />

und uf gelegnere zit um witere verpuendung red und rat zehalten.<br />

Si hatten ouch einen namlichs geschlechts burger, doch on 20<br />

klag, zuo Dornach verzaett, eines vast riehen, aber me unwisen<br />

vaters und eines vast uebel zognen suns, ein vast wol gedaechtlich<br />

exempel. mit nammen Onofrium Jungerman, [118] von sinem<br />

riehen, unwisen vater von erstem zuor schuol und zucht-ler geton,<br />

da er an 1er, zucht und gstalt so wol zuonam, dass er einer wol- 25<br />

gschafnen jungfrowen verglicht was. So begert aber sin vater<br />

nit ein wibseben geistlichen, sun<strong>der</strong> ein manlichen weltlichen<br />

junkherren zehaben, nam in von <strong>der</strong> schuol, kouft im ein hengst,<br />

rueterisch zewerden; da kouft er ein kaerlin darzuo und für ze holz.<br />

Da richtet <strong>der</strong> vater die mutwilligen gassenjunkherren an, die 3c<br />

in mit inen zuom gift aller tilgend, nämlich zuom win, zuom spil<br />

und zuo huebschen froewlin soeltid füeren, weltbruechige junkherschaft<br />

(13)zeleren und zeueeben, das im alles vast widrig was | und fioch.<br />

Do vermaelet im <strong>der</strong> vater ein huebsche, ruestige tochter, bi <strong>der</strong>


232 1499<br />

lustig und ruestig zewerden; die im so gar missviel, dass er si<br />

verliess und ins gmein [119] frowenhus gieng zeren und<br />

ligen und anhuob, ganz verruocht huoren, spilen und prassen, darzuo<br />

alle zucht und straf sines vaters und siner oberkeit verachten;<br />

5 also unfuoret, nachdem in <strong>der</strong> vater in gfaengniss siner herren<br />

ein zitlang hat gehalten, dass die oberkeit in zuom andren tuernt,<br />

im, von eren wegen sines gschlechts, irer stat leistung uflegt;<br />

also ward er so ein frecher junkher, dass er in diser riterlichen<br />

Schlacht, ungwapnet, mit sinem wolgebornen veldherren, von<br />

oi Swytzeren riter-zetod-geschlagen •) und von niemand getruret<br />

ward. Ouch da nuot an<strong>der</strong>s gebrast, wen dass mit soemlichem<br />

sun ein seinlicher vater glichen Ion haette genommen.<br />

Der Eidgnossen von Dornach ab- und heimzug, ir und<br />

irer vienden vertust und gwin, daselb enpi'augen.<br />

i5 [120] Do si nun ob sechs tag im veld vor Basel und zuo<br />

Pfeffmgen warend gelegen, und inen niemand, wie doch d'viend<br />

stets troewten, wolt begegnen, ouch sich nit veieinbaren konten,<br />

wie dan vil gern getan haettid, irem bistaenden gluek nachzefaren,<br />

darzuo doch inen die ankomnen Franzesischen rueter und buechsen 8 )<br />

20 vast grosse | hilf tön haettid moegen, si aber, als glueks und kriegs (14)<br />

mueed, ires sigs benueegig und uf <strong>der</strong> zit zuo Zürich angelassne<br />

berichtshandlung 3 ), zugend froelich ab und heim.<br />

Liessend hin<strong>der</strong> inen bi 200 man, <strong>der</strong> merteil Berner, <strong>der</strong>en<br />

ouch vil <strong>der</strong> merteil da was gsin und d'streich ufgelesen hattend,<br />

23 uss irer stat 21 von burgern, mit nammen: Joergen Friburger,<br />

Niclaus Tilman, Uolrich Ruetiman, Uolricli Kindler, Uolrich und<br />

Heinrich Pyrry, Simon Subinger, [121] Hans Koly, Adam Willading,<br />

meister Paul Loewensprung, ein kunstricher maier, nit<br />

ein krieger, und vil an<strong>der</strong> von stat und land; und allen, fruenden<br />

30 und vienden, zuo Dornach umkommen, stiftet ein loblich stat Bern,<br />

') So zum Ritter geschlagen, dass er todtgeschlagen war.<br />

"•) Ihre Ankunft in Freiburg wurde am 23. Juli <strong>der</strong> Tagsatzung gemeldet.<br />

(Eidg. Absch. III. 1. 624). Siehe auch hienach.<br />

3 ) Ueber diese Friedensverhandlungen vergl. Eidg. Absch. III. 1. 024<br />

(23. Juli).


1499 233<br />

nach <strong>der</strong> zit erdichten aber tuer geachten pfaffenler, zuo gewontem<br />

selenheil und zuo ewiger gedaechtnuess, uf S. Marie Magdalenen tag,<br />

ist <strong>der</strong> 22. Julii, ein jaerliche begaengnuess mit gmeinem kruezgang<br />

uf d'Nydek, S. Marien Magdalenen gewicht, und mit gsungner<br />

mess und predig daselb. »<br />

Es waren vil umkommen, ouch von fruenden erstochen, von<br />

unachtbarer zeichen wegen, so da keine, o<strong>der</strong> nur mit wissen<br />

nestlen, kruez an sich, an d'hueet, die inen bald entpflelen, o<strong>der</strong> an<br />

ein ermel o<strong>der</strong> hosen geknipft hatten. Es was ouch ilends, on<br />

Ordnung, ja ganz stuermisch zuogangen. w<br />

[122] Hargegen so liessend die Roemsch kuengschen ob 3000<br />

man dahinden, welche <strong>der</strong> merteil im veld verwesen sind;<br />

(15) item und iren veldherrn, graf Heinrichen von | Fuerstenberg, graf<br />

Wilhelmen von Pitsch, und her Mathisen frlen von Castelwart;<br />

wurdend mit etlich andren namhaftigen gon Dornach in d'pfar- n<br />

kilchen vergraben, <strong>der</strong>en die von Solatern keinen, durch kein<br />

losung noch pit, ouch des Roemschen kuengs an gmein Eidgnossen<br />

beschehen, da dannen woltend lassen fueeren. Hond ein sundre<br />

beincappel gebuwen und darin <strong>der</strong> umkomnen gebein versamlet,<br />

mit gestiften seimessen, da sich ein walfart, «zuom eilenden bein» *><br />

gnemt, und wun<strong>der</strong>fizige werk hond erhaben.<br />

Item, die Oesterrichische paner von Ensisheim •) und die von<br />

Friburg') zuo Solatern gelassen.<br />

Item das statvaenle von Strassburg, von junkher Hansen von<br />

Kagenegk [123] von Heinrich Ranen nit on bluot abgejagt, gon w<br />

Zuerich kommen.<br />

Item und noch 6 vaenle in andre ort zerteilt.<br />

Item 21 stukbuechsen, <strong>der</strong> merteil von Strassburg und Ensisheim<br />

gebracht, und nämlich ein hoptstuk, so gross, dass vor uins<br />

mundloch mit ganzen worten ingossen haltet disen rimen: Oester- 30<br />

richerin heiss ich, staet und schloss brich ich, vor mim gwalt hiet<br />

dich. — Hat des hus Oesterrich wappen, ist zuo Bern 3 ).<br />

!) Als Sitz <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>österreichisclien Regierung.<br />

2) Freiburg im Breisgau<br />

') Längst verschwunden.


234 1499<br />

Item und vil an<strong>der</strong> veld-, stuerm- und stritzueg, gwer und<br />

wägen; item, vil klei<strong>der</strong>, Weinet, | silber-gschir, silber und gold, (16)<br />

untriilich geteilt, ja den merteil verschlagen.<br />

Dass Bern ire buet, zii Dornach gewunnen, iren wunden<br />

6 hat ussgeteilt.<br />

Wan nachdem ein loblich stat Bern die varende buet in ir<br />

stat und land bi gswornen eiden hat lassen [124] ersuochen,<br />

ist nit me denn 800 pfund wert erfunden, welche uss rat und<br />

ansuchen <strong>der</strong> oberkeit sind den armen an diser schlacht verio<br />

wundten und gelaempten hienach uf den 8. tag Jenner durch 8. Januar<br />

buetmeister ussgeteilt worden').<br />

Lob dis Dornachstrits.<br />

Dis ist <strong>der</strong> strit, ouch diss kriegs, so nuet denn ein strit ist<br />

gsin, <strong>der</strong> letst, <strong>der</strong> allem schimpf und den Swaebisch-puendischen<br />

15 anschlagen den boden ussgestossen und zuom friden die hochwerinen<br />

gewunnen hat.<br />

Haette vast wol darzuo land und luet mögen gwinnen, wenn<br />

die sighaften Eidgnossen so gneigt waerid gsin, fremde land und<br />

luet zegwinnen, als die iren zeschirmen und ze behalten, und<br />

20 ouch, wie si konten sigen, also des sigs haettid gwuest [125] zebruchen.<br />

Doch so wolts Got, von dem aller sig, nit. Zuoglich<br />

wie vom tueren Hanibal gesagt: er koente sigen, aber des sigs nit<br />

gebruchen, — haette wol Rom nach | einer Cannischen schlacht (17)<br />

gewunnen — so honds die göter nit gewoellen.<br />

25 Etlich scharmuez, nach un<strong>der</strong>handlung des frids ergangen.<br />

Nach erzaelter schlacht sind noch etlich scharmuez uss Costentz<br />

am Swa<strong>der</strong>loch und uf dem se versuocht, nämlich uf den 31. tag 31. Juli<br />

') Vielmehr am 9. Januar 1500 wurde den Amtleuten gemeldet, dass<br />

das Land dem Vorschlag des Rathes beigestimmt habe, und die Vertheilung<br />

vor sich gehen könne (Miss. J. 283 b ).


1499 235<br />

Julii hond d'Eidgnossen den ussbruch uss Costentz vom Swa<strong>der</strong>loch<br />

heim gejagt, fuenf saettel geloert, einen grafen und 18 lanzknecht<br />

erstochen.<br />

23. log. Item und uf den 23. tag Ougst vom nuewen zuosaz ouch 20<br />

lanzknecht; [126] verursacht, dass hievor, im anstand fridens, 5<br />

her Casper von Moersperg, lantvogt im Elses, uf dem obren se<br />

hat ein greiz gmacht, und indes am andren ort gebrent und etlich<br />

erstochen.<br />

Vom gschuez uss Frankrich, den Eidgenossen zugebracht,<br />

aber nie gebrucht. io<br />

27. Jnli Ee dan d'Eidgnossen von Doruach abzugid, uf den 27. tag<br />

Julii, kamend <strong>der</strong> Eidgnossen boten uss Frankrich gon Bern,<br />

brachtend vom kueng das zuogesagt und oft ervordret gschuez,<br />

nämlich 8 grosser stukbuechsen, 200 centner pulver, 300 erin<br />

kuglen, 200 isni kloez und vil pH, zwen buechsen- und steingies- is<br />

ser, 12 buechsenmeister [127] und ob fuenfzig wägen mit piklen,<br />

(18)howen und schutlen, und mit aller zuogehoerd, | mit 270 rossen gefriert,<br />

und in des kuengs kosten, <strong>der</strong> da gmeinlich alle tag bracht<br />

125 krönen, 6 monat gehalten. Dise Sendung was in allem<br />

Frankrich not min<strong>der</strong> geacht und verwundret, dan so <strong>der</strong> kueng 20<br />

sinen delfin ussgesent hätte. Und dise des gschuetzes ankunft<br />

verkuent ein stat Bern den iren und gmeinen Eidgnossen ins veld<br />

und ouch gon Zuerich uf gmeinen tag, das angends an ein bequemlich<br />

ort fuerzefertigen und zebruchen, damit dis schwerer<br />

kost und last nit verloren wurde; das ouch die Franzosen be- 25<br />

gerten, er und lob, wie si hoften, hiemit zegwinnen; insun<strong>der</strong>s<br />

einer uss den buechsenmei[128]stern, hiess Swarzhans, was ein<br />

Eidgnoss, und drier schützen berueemt. Do wolts ein ort obsich,<br />

aber das an<strong>der</strong> nidsich f<strong>der</strong>en, also ward beschlossen, dass<br />

mans uf witerberatung soelte gon Solatern zuo gmeinen handen so<br />

legen; das ouch beschach, und lag da 11 wochen mit vast grossem<br />

vergebnem kosten; und wiewols etliche ort, besun<strong>der</strong> Zuerich, fuer<br />

Gottlieben, und Solatern fuer Loufenberg •), dannen täglich schaden<br />

') Laufenburg.


236 1499<br />

und hin<strong>der</strong>niss begegnet, gern haettid gebrucht, so zoch doch des<br />

frids handlung fuer, dass es ungebrucht dem kueng mit hochem<br />

dank wi<strong>der</strong> heim geschikt, und den buechsenmeistern und hoptlueten,<br />

uss des von Baldegk Schätzung •), 400 gülden zuo vererung<br />

5 von gmeinen Eidgnossen [129] geschenkt ward. So was aber<br />

vom Franzesischen kueng und Mev|laendschen herzogen ufs glueksval (19)<br />

verzogen, und so, dass <strong>der</strong> frid sich, dem kueng ze fruee und dem<br />

herzogen ze spat, wolt machen; deshalb die Franzosen erst gern<br />

haettid geschossen und gereiset, harzuo sich ein Franzesischer hoptio<br />

man uf sinen kosten, mit 600 pferden, so zuo Troy ä ) geruest hielten,<br />

zuo Solatern und zuo Schafhusen vor gmeinen Eidgnossen willig<br />

erbot 3 ). So ilt <strong>der</strong> Meylaendisch Galeatz im fridshandel fuerzefaren,<br />

mit dem ouch <strong>der</strong> Eidgnossen mer bestand; doch indes,<br />

wie ouch die Swaebschen taten, dass man zuo fuerdrung frids kriegio<br />

lieh anschlaeg und uszueg beriete und bestirnte; hierum nachvolgen<strong>der</strong><br />

tag ward beschriben und gehalten.<br />

L130] Tagleistuug gmeiner Eidgnossen, von des kriegs<br />

und frids wegen zehaudlen.<br />

Uf den 23. tag Julii, naechst nach ergangner schlacht zuo 23. Juli<br />

so Dornach, sind gmeiner Eidgnossen boten zuo Zuerich, wie vor bestirnt<br />

, zusammen kommen, da des kriegs und frids halb zehoeren<br />

und zeraten. Von ersten ward von den hoptlueten im Swa<strong>der</strong>loch<br />

angebracht, dass wo <strong>der</strong> krieg länger weren soelte, not sie, das<br />

schloss Gotlieben inzenemen o<strong>der</strong> dannen zetuon, Castel 4 ) und<br />

25 den Geissbuehel zur wacht versorgen, und den wald verfallen;<br />

wo das nit, so werde niemand nie da wachen, dan si da umkommen,<br />

und ouch kein zuosaz me da bliben. | (20)<br />

[131] Da ward geraten, die zuosaez zestaerken, Arben und<br />

!) Die Loskaufssumme betrug 1000 Gulden (Eidg. Absch. III. 1. 62t3).<br />

') Troyes.<br />

3 ) Davon ist in <strong>der</strong> Abschiedesammlung nicht die Rede.<br />

4) Ungefähr eine Stunde südlich von Constanz. Vergl. auch Eidg. Absch.<br />

III. 1. 624.


1499 237<br />

Mossburg') ze besezen, des bischofs von Costentz luet zuo Keiserstuol,<br />

Zurzach und Klingnow dis waerenden krieg in eid zenemen<br />

2 ).<br />

Anbringen <strong>der</strong> botschaften von Frankrich von des<br />

friden wegen. 5<br />

Von des fridens wegen, so sind da erschinen die vertagten<br />

botschaften von Frankrich und Meyland.<br />

Da die Franzesisch botschaft, <strong>der</strong> erzbischof 3 ), wi<strong>der</strong>um ernueweret<br />

zuovor die grosmaechtige guotwillikeit und -tat sines allercristlichsten,<br />

mächtigen kuengs gegen einer loblichen Eidgnoschaft; 10<br />

demnach schaerpft und beschwert vorgetane Verunglimpfung und<br />

[132] beladung uf den herzogen von Meyland; ervordret und<br />

begert, dem Meylaendschen boten, billicher ursach sin gleit abzekuenden<br />

und im als viend ire land ze verbieten.<br />

Wan ouch <strong>der</strong> cristlichst kueng, ir truewer puntgnoss, sie n<br />

des wolmaechtig, inen einen nuzlichen und ehrlichen friden zemachen<br />

o<strong>der</strong> den krieg ze erhalten 4 ).<br />

Harzuo, nach verhörter Meylaendscher botschaft, so redt die<br />

Franzesisch botschaft, nämlich <strong>der</strong> bischof von Castron, ein graf<br />

und ein riter, erst vom Roemschen kueng und den fuersten kora- 20<br />

men, wie si von irem cristlichen kueng als fridsboten gesaent,<br />

anvangs guoten willen und wolschik bi Römisch kuenglicher majestat<br />

und den sinen habid funden, unsso dass <strong>der</strong> Meylaendsch | bot<br />

ankommen, solchen willen und schik habe verhindret und verkert,<br />

also, dass inen kein andre antwort me hab mögen erlangen, SO<br />

wan dass die Römisch kuenglich majestat [133] zuo friden gneigt,<br />

wo d'Eidgnossen des ouch begeren, nach sinen und des heiligen<br />

Roemschen richs eren. So habe <strong>der</strong> bischof von Wurms gesagt,<br />

wo d'Eidgnossen ire waffen und wer hinlegen und gnad o<strong>der</strong><br />

') Schloss Moosburg bei Güttingen am Bodensee.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. 624 u. 626.<br />

•) Tristan de Salazar, Erzbischof von Sens.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. 624 (23. Juli).


238 1499<br />

verzihung begeren, so wellid si demnach rätig werden, frid mit<br />

inen zemachen; und sust so werdid da vil schmaelicher und verächtlicher<br />

worten wi<strong>der</strong> d'Eidgnossen gebracht 1 ).<br />

Antwort <strong>der</strong> Eidgnossen.<br />

5 Uf dis <strong>der</strong> Frauzesischen botschaften anbringen gabend<br />

d'Eidgnossen diser meinung antwort, dass des cristlichsten kuengs<br />

sundre gnad und guottat ganzer Eidgnoschaft hoch dankbar und<br />

angenem, besun<strong>der</strong> so dabi sin Werbung zu frid und abwendung<br />

des kriegs, des si vast begirig sie, diene; dan si bisshar und<br />

jo alweg frid und rtiw nach irer e"r und [134] nuz begert, von<br />

wem joch das hätte mögen geworben, gefuerdret o<strong>der</strong> erlangt<br />

werden, und vorab gneigt, dem kueng zelosen und volgen, des<br />

gnad und sundre neigung iren wol bekant sie, dem ouch si vertruewe,<br />

und wol liden moecht, dass es durch sin botschaft ervolgt<br />

i5 wurde. Diewil aber die Meylaendsch botschaft, mit ir <strong>der</strong> Eidgnoschaft<br />

verwilligung, von dem tag zuo Lucern hin zuom Roemschen<br />

kueng geriten, und durch si daselbs gnädig nachlass und<br />

gunst, uf ein friden zehandlen und zemitlen, | erlangt sie, so<br />

könne si nit absin zehoeren und zesehen und erkunnen, zuo tagen.<br />

so so darum gesezt, was durch die geschaft und ervolgt werden<br />

moeg, so doch von anfang biss iez ire stim alweg gwesen, niemands,<br />

[135] <strong>der</strong> ir frid schaffen moeg, zuo verachten. Si wil<br />

aber nit darum vom kueng abwichen, sun<strong>der</strong> ob sin botschaft ir<br />

etwas fiieglichers braechte, harzuo si noch lustiger und gneigter<br />

25 wurde. Es sie ouch ir sun<strong>der</strong> gevallen, dass sin des erzbischofs<br />

etc. hochwirdikeit sich bi ir enthalte, damit, was ir in disem<br />

schweren handel begegne, darin si sines rats und hilf nottuerftig<br />

wurde, dass si sich denn des gebruchen und froewen möchte,<br />

wie sich denn des sin hochwirdikeit gueetlich erboten habe; das<br />

so si hohen gfallen, dank und woltat anneme und halte.<br />

,) Fast wörtlich wie Kidg. Absch. III. 1. 625 (27. Juli), wo aber <strong>der</strong><br />

Name des neuen Boten nicht genannt ist. Zur nämlichen Tagsatzung gehört<br />

auch die nächstfolgende Antwort und die A r erhandlung mit den Mailändischen<br />

Boten.


1499 239<br />

Anbringen <strong>der</strong> Meylaendischen botschaft von des<br />

friden wegen.<br />

Demnach so hat die Mey[136]laendsch botschaft, her Johan<br />

Galeatz, den Eidgnossen abermals angezeigt, <strong>der</strong> Franzosen<br />

Werbung und handlung me zuo unruow und unfriden gedient 5<br />

und dienen, als denen so diser krieg allein zuo guot, aber dem<br />

Roemschen kueng, und fuernaemlich sinen fuersten, zuo nachteil angehaben<br />

sie. Deshalb ouch si <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen majestat<br />

ganz argwenig und ouch sust, als ira ganz wi<strong>der</strong>wertig, unangnem<br />

sie. Und uf das witer inen fuertragen sin und sines fuersten 10<br />

ernstlichen, truewen fliss, zwischen sinen liebsten unruow und wi<strong>der</strong>waertikeit<br />

hinzelegen, ruow und frid zemachen; das in dem wol<br />

(23)erschin, so die Roemsch kuengliche majestat und ire | verwanten<br />

im, als sines fuersten machtboten, willig mit gebner credenz<br />

vergoent habid, in disem friden zehandlen, [137] und fridliche 15<br />

mittel zesuochen; und da ieztan einer loblichen Eidgnoschaft den<br />

vorteil erfunden, dass si, als klaeger, von erst urhab und ursach<br />

diss kriegs, nämlich alles ir anligen und Verletzung fuertragen,<br />

und demnach daruf <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen majestat und <strong>der</strong><br />

iren antwort verneinen und hören werde; harzuo si för<strong>der</strong>lich 20<br />

beden teilen gelegnen tag und plaz sol, nach getanem fuerschlag,<br />

bestimmen, dahin ire tägliche gwaltsboten senden, da ouch des<br />

Roemschen kuengs und des punds volmaechtig anwalt werdid erschinen.<br />

Bat und begert zuoletst, diewil sin fuerst sich für menglich 25<br />

zuo recht gegen dem kueng von Frankrich, so in hierüber viendlich<br />

ze überziehen hab fuergenommen, erbiet — dass si in ansehen<br />

<strong>der</strong> gerechtikeit [138] iren sun<strong>der</strong>lich vertruewt und ouch <strong>der</strong><br />

billichen, danksamen gegenpflicht, frid mit friden zuo vergelten —<br />

dass si, ein truewe Eidgnoschaft, sine fuerstliche truew und gnad, w<br />

iren ruow und friden zeschaffen mit ganzem vermoegen bereit,<br />

welle, nach guotem vertruewen, ouch zuo siner ruow und frid bevolhen<br />

haben, iedoch die iren, wie dan bscheh, wi<strong>der</strong> in nit lassen<br />

loufeu.


240 1499<br />

Antwort <strong>der</strong> Eidgnossen.<br />

Uf diss <strong>der</strong> Meylaendschen botschaft anbringen danktend<br />

d'Eidgnossen zuvor hoch siner geflissnen truew und [ arbeit, inen (24)<br />

vast angnem und nimmer in gutem ze vergessen; gabend iren<br />

:> demnach witer, in fuergenommen frid, wie angehaeben, fuerzefaren,<br />

bevelch und willen; bestimtend harzuo uf den fierten tag Ougsten<br />

gon Schaf [139] husen tagleistung, nach aller notturft und Sicherheit<br />

begleitet dahin aller orten und zuogewanten boten zeschiken.<br />

Item und ouch <strong>der</strong> gebuerlichen pit und beger, sines fuersten<br />

in halb getan, nach vermoegen stat zegeben, dan inen vast leid siner<br />

fürstlichen gnaden wi<strong>der</strong>waertikeit, und ouch gar missfaellig <strong>der</strong><br />

iren unghorsam, welche zuvorkommen o<strong>der</strong> ie zebesseren, wellid<br />

si allen moeglichen fliss und ernst, ungespart mueeg und kosten,<br />

ankeren und darstrecken. Es beschahend ouch angends ratschlag,<br />

15 zemitlen, und strenge verbot und versechung <strong>der</strong> weg und bassen,<br />

in froemd reisen nit zeloufen.<br />

Und wiewol obgenamte <strong>der</strong> herren boten sich enan<strong>der</strong> öffentlich<br />

als vast uneins erzeigten, so [140] hieltends doch so vil<br />

heimlicher gespraech, dass zuo gedenken, <strong>der</strong> Meylaendsch herzog<br />

20 hätte in sinem spil nit vast guot ufsehen. Listige practick und<br />

lustig geld vermochtend allenthalb vast vil und verschuofends doch<br />

nit nach iedesse gefallen alles.<br />

Anmütungen <strong>der</strong> Eidgnossen und des Roemschen kuengs zii<br />

. Schaf I)osen. <strong>der</strong> Meylaendschen botschaft, als mitleru,<br />

25 fuergehalten.<br />

Do nun d'Eidgnossen und irer verwanten boten mit irem<br />

FTanzesischen bischof uf bestirnten tag | gon Schafhusen kamend •), (25)<br />

erschein da <strong>der</strong> Meylaendsch bot, als von beden partien gwalthaben<strong>der</strong><br />

mitler, begert nach verwilligung <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen<br />

30 majestat, von erst [141] <strong>der</strong> Eidgnossen klag und anmuotun'g<br />

zuo verhören. Da wurden im von inen hienach verzeichet artikel<br />

') Am 5. August (Eidg. Absch. III. 1. 626).


1499 241<br />

dargelegt; Und nachdem er die hat verhoert, begert er ouch des<br />

Roemschen kuengs und siner verwanten antwort und anmuotung zuo<br />

hören; und demnach anheben, als ein mitler, fridliche mittel<br />

zesuochen. Do was niemand da, <strong>der</strong> von des Roemschen kuengs<br />

wegen antwort o<strong>der</strong> klag dartaete, wan <strong>der</strong> Franzesisch bischof 5<br />

von Castron legt dar hienach beschriben artikel, im, wie er sagt,<br />

vom Roemschen kueng durch ein herolt zuogesent, den Eidgnossen<br />

fuorzehalten, und doch dem Galeatzen, so erst vom Roemschen<br />

hof kommen, unbekant. Als aber zu be<strong>der</strong> sit niemand gwalt<br />

hat, fuergelegte artikel zuo verantworten, deshalb ouch [IL 142] 10<br />

<strong>der</strong> mitler nuet mocht handien, do ward, ouch uss sundrem beger<br />

des Roemschen kuengs, ein gmeiner tag, da be<strong>der</strong> partlen machtboten<br />

soeltid erschinen, gon Basel, als in ein unpartlische stat,<br />

uf den 25. tag Ougst gelegt und beschriben.<br />

Artikel von gmeiner Eidgnossen wegen dargelegt. 13<br />

Am ersten, dass gmeine Eidgnossen al ir un<strong>der</strong>tanen, zugehörigen<br />

und verwanten, geistlich und weltlich, bi allen und ieden<br />

iren friheiten, Privilegien, gwonheiten und harkomen, durch si<br />

harbracht und gebrucht, rueewigklich und unbekuemert hinfuer zelassen,<br />

und we<strong>der</strong> mit kamergericht, noch keinen andren froemden, M<br />

(26) usslaendschen gerichten ersticht o<strong>der</strong> fuergenommen | soellid werden,<br />

und ob bisshar iemand un<strong>der</strong> inen damit ersticht o<strong>der</strong> bekuemert<br />

wäre, dass soelichs mit allen processen, urteilen o<strong>der</strong> beschwer -<br />

den, daruss gevolgt, abgetan und vernichtet werde, mit abtrag<br />

kostens und Schadens, deshalb erliten; desglich si aller fordrun- •>-»<br />

gen und ansuochens stueren, tributen, anschlagen und uflegungen<br />

erlassen und rueewig gestelt werden, wie si dan von altem harkommen<br />

sind.<br />

[IL 143] Zuom andren, dass die stat Costentz, als <strong>der</strong> siz<br />

des bischtuoms, und innerhalb dem kreis und cirkel <strong>der</strong> Eidgno- M<br />

schaft gelegen, dahin si dan deshalb vil wandeis und handlung<br />

haben mueessen, des Swaebschen punds, darin si wi<strong>der</strong> ein Eidgnoschaft<br />

getrungen ist, erlassen, und hinfuer in keinen usswaendigen<br />

pund ervordret o<strong>der</strong> angenommen, sun<strong>der</strong> fuer ein frle mitteile


242 1499<br />

stat, nach irem harkommen, gehalten werd und blibe, also dass<br />

ein Eidgnoschaft uss und durch dieselben stat Costentz keins<br />

Schadens o<strong>der</strong> beschwerd erwarten sie, o<strong>der</strong> zuo besorgen habe.<br />

Zuom dritten, dass ein Eidgnoschaft bi den erobreten staeten,<br />

5 schlössen, herlikeiten, oberkeiten, landen und lueten, so gegen<br />

iren vienden in disem krieg erobret und ingenommen sind, bliben<br />

und darum niemand zuo antworten haben soellen, und dabi allen<br />

denen, so zuo <strong>der</strong> Eidgnoschaft gehörig o<strong>der</strong> verwant sind, rueewiglich<br />

on alle beschwerd, mindrung, abgang o<strong>der</strong> intrag verlangen<br />

lo werden und gevolgen soellen alle und iede gueeter, ligend und<br />

varend, eigen und lachen, un<strong>der</strong> den vienden gelegen, es sie schloss.<br />

herschaften, zins, zehenten, rent und guelt, kilchensaez, herlikeit,<br />

oberkeit, angevallen erbschaften, schulden und an<strong>der</strong>s, wie das | (27)<br />

genemt werden mag, ganz nuetzit ussgenommen, in aller mauss,<br />

iö als ob <strong>der</strong> krieg nie gewesen wäre.<br />

[IL 144] Zuom vierden, dass gmeinen Eidgnossen, allen iren<br />

un<strong>der</strong>tanen, zugehörigen und verwanten, gmeinlich und sun<strong>der</strong>lich,<br />

abtrag, wandel und wi<strong>der</strong>kerung getan werde <strong>der</strong> schmacheit,<br />

schänden und schaden, kosten und Verlust, durch si erlitten und<br />

20 inen zuogefiegt durch disen krieg, <strong>der</strong> wi<strong>der</strong> si on billich ursach<br />

gedacht und fuergenommen ist, mit uncristlicher, unmenschlicher<br />

laestrung und Verletzung ir eren, wie dan soelichs zuo siner zit<br />

witer mag erluetret und angezeigt werden, das si ouch inen selbs,<br />

nach ir nuz und notturft, vorbehalten.<br />

25 Und ob <strong>der</strong> kuenglichen majestat und denen, die es mit ir •<br />

berueert, gemeint ist, soelichs zuo erstatten und vervolgen, so<br />

wellid demnach gmein Eidgnossen um an<strong>der</strong> vil und mancherlei<br />

irrungen und spaen, so be<strong>der</strong> sit in gmein und sun<strong>der</strong>s von<br />

iemauds fuergewent mögend werden, an gelegnen enden handien<br />

30 lassen, die gueetlich zuo vertragen, o<strong>der</strong> zuo zimlichem usstrag zuo<br />

stellen. Actum zuo Schafhusen, uf Zinstag vor Laurentii, was <strong>der</strong><br />

6. tag OugSti). '•- AugusL<br />

i) Nach


1499 243<br />

Artikel, vom Roemschen kling durch die Franzesisch botschaft<br />

dargelegt.<br />

Zuom ersten, dass al nuewerungen, durch d'Eid|gnossen mit<br />

den Grawenpuentern beschehen, o<strong>der</strong> sust in welche wis das sie,<br />

zwischen an<strong>der</strong>en, vorbehalten ir nuen ort mit iren alten anhän- s<br />

geren, ganz hingetan werden, und dass ein ie<strong>der</strong> zuo sinem eignen,<br />

wie es vor dem angenommen [IL 145] krieg gewesen ist, wi<strong>der</strong>kere,<br />

dan sust moechten dieselben Eidgnossen sich <strong>der</strong>maussen<br />

aller Tuetschen rechtsvertiger und regierer machen, und durch<br />

soelichs we<strong>der</strong> Roemscher keiseren noch kuengen not werden. uf<br />

Zuom andren, dass die Eidgnossen, so vom rieh harkommen,<br />

tueegen und schweren dem heiligen Roemschen rieh wäre ghorsame,<br />

als ir vordren geton haben, und nuet dester min<strong>der</strong> ire puent mit<br />

den andren Eidgnossen, so vom hus Oesterrich harkommen, haben,<br />

behalten und <strong>der</strong>e gebruchen, imnaussen wie die puntgnossen des is<br />

loblichen punts zuo Swaben ire pfiieht dem heiligen Roemschen<br />

rieh bewisen und ire puent mit ersamkeit und ruowen enthalten;<br />

und desglichen ouch tueegen die Eidgnossen, von Oesterrich<br />

harkommend, doch den eid nit zuo schweren <strong>der</strong> un<strong>der</strong>taenikeit,<br />

sun<strong>der</strong> <strong>der</strong> gerechtikeit und ruowen; und also werden <strong>der</strong> aller- 20<br />

durchlichtigest Roemsch kueng und das heilige rieh si enpfahen in<br />

iren schirm, und un<strong>der</strong>stan | zuo erheben und bevestnen den friden,<br />

zwischen dem hus Oesterrich und denselben Eidgnossen<br />

gemacht und beschlossen.<br />

Zuom dritten, dass die Eidgnossen, die ursach gwesen sind 25<br />

<strong>der</strong> ersten bewegnuess dis krigs wi<strong>der</strong> das Heilig Roemsch rieh,<br />

gestraft soellen werden, nach ansehung <strong>der</strong> ständen des heiligen<br />

richs, als das hernach erlütret wirt etc. *).<br />

[IL 146.] Abscheid gmeiuer Eidgnossen zu Zürich, uf den<br />

abscheid zu Schafhuseu des frid halb ussgangen. so<br />

Als nun gmein Eidgnossen, uf egemelten abscheid zuo Zürich<br />

versamt, ob des Roemschen kuengs dargelegten artiklen ein gross<br />


244 1499<br />

missvallen hatten, und sich mitan die Kuengschen im Suntgöw, zuo<br />

Costentz und zuo Veldkirch abermal stärkten, beschlussends dem<br />

angesezten tag zuo Basel stat, aber uf die kuengschen artikel nit<br />

antwort zegeben, item und uf den 28. Ougst wolgeruest mit aller 28. in?,<br />

5 orten zeichen und mit dem Frankrichischen gschuez zuo Brugg<br />

zesin, und da dannen mit gmeinem rat uf d'viend zezieheni).<br />

Do begerten die von Solatern das gschuez für Louffenburg zevertigen,<br />

dahin ein nuewer zuosaz, nämlich 600 Nuerenbergischer<br />

Söldner, gelegt [IL 147] solt sin, ein strass uf den Schwarzwald<br />

io zemachen.<br />

Und also uf disen abscheid verordneten alle ort ire boten<br />

gon Basel und ire paner ins veld, harzuo Bern 5000 man und al<br />

ir edlen ze ross. | (30)<br />

Als aber <strong>der</strong> tag zuo Basel angieng, ward da verschaff, dass<br />

1» diser reiszug angestelt, und 14 tag ein bestand im friden zehandlen<br />

gemacht ward.<br />

Des ersten tags zue Basel fridlicher boten nammen<br />

und handel 2 ).<br />

Wie dan ein gmeiner tag gon Basel bestirnt was, kamend<br />

w dahin von des Roemschen kuengs und sines punds wegen: margraf<br />

Casemir von Brandenburg, ein vast wolgestalter, junger fuerst;<br />

her Johans von Talburg 3 ), vertribner bischof von Wurms, ein<br />

wolgelerter und drier künstlicher sprachen wolberichter man;<br />

graf Philip von Nassow; her Pauls von [IL 148] Liechtensteig;<br />

25 her Hans von Absperg; her Hans von Tueengen, riter; her Ciprian<br />

Serentiner, Roemsch kuenglicher majestat canzler; und von wegen<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen <strong>der</strong> Erzbischof von Sanss; her Gothart, abt von<br />

') Eidg. Absch. III. 1. 631 (19. August).<br />

2) Der Abschied dieses Tages scheint nicht mehr erhalten zu sein. Der<br />

folgende Bericht stimmt im Allgemeinen mit demjenigen des Luzerner<br />

Boten überein (Eidg. Absch. III. 1. 630), <strong>der</strong> aber weit weniger vollständig<br />

ist und nur über den Anfang <strong>der</strong> Verhandlungen berichtet.<br />

») J. v. Dalburg o<strong>der</strong> Dalberg, Doctor <strong>der</strong> Rechte, Bischof von Worms<br />

von 1482-1503.


1499 245<br />

S. Gallen. Von Zuerich her Ruodolf Aescher, buergermeister; her<br />

Heinrich Goeldle, riter; Ludwig Amman, statschriber; und meister<br />

Hans Biegger. Von Bern her Wilhelm von Diesbach, schulthess;<br />

her Ruodolf von Scharnental, riter; her Thuering Fricker, be<strong>der</strong><br />

rechten doctor; und von den andren orten, Lucern, Ure, Swytz, 5<br />

Un<strong>der</strong>walden, Zug, Glaris, Friburg und Solatern, item und von<br />

^31) iren | zuogewanten Rotwil, Schafhusen, S. Gall, Appenzel, von<br />

Wallis und von Kur, von iedem zwe o<strong>der</strong> me boten, welche <strong>der</strong><br />

Meylaendsch bot, als be<strong>der</strong> partien gwalt haben<strong>der</strong> mitler, nachdem<br />

er si hat al zuosamen uf die bischöfliche pfalz berueeft, in 10<br />

[IL 149] schöner Latin, mit gebuerlichen, hohen er- und trungenlichen,<br />

wichtigen man-worten anredt, in kurzer sum folgende<br />

meinung: Bisshar hab ich in nammen mines gnädigen herren,<br />

des herzogen von Meyland, als mitler und liebhaber des friden,<br />

in uwer <strong>der</strong> partien krieg und span, den zuo betragen, mit hohem 15<br />

fliss gearbeitet und uf verlofne handlung von Schafhusen hiehar<br />

gon Basel, sich zuo vereinigen, tag gesezt, und zusammen gebracht:<br />

deshalb ir uwer anligen erzaelen und reden sollen, so wil ich<br />

daruf nach allem minem vermögen handien, dass soelich doetlicher<br />

krieg in guoten frid gewendt werde, hierin muoss mich kein kost 20<br />

des guots und kein mueeg noch arbeit des libs, so tag, so nacht,<br />

beduren.<br />

Fuertrag <strong>der</strong> kuengschen botschaft.<br />

Uf das hat her Pauls von Liechtensteig, in nammen kuenglicher<br />

majestat und des Swaebschen punds, mit schoener red an- 25<br />

gezogen und [IL 150] on erenwort, den Eidgnossen von hohen<br />

ständen ze erbieten gwonlich, dis meinung truzlich geredt:<br />

Wie <strong>der</strong> anfang und erhebung diss kriegs im Grawenpund.<br />


246 1499<br />

Roemschen kueng, vom herzogen von Oesterrich und vom Swaebschen<br />

pund nit erliten, noch nachgelassen moege werden; iedoch<br />

diewil das heilige Roemsch rieh und <strong>der</strong> Roemsch kueng zuo cristlichem<br />

bluotvergiessen nuet geneigt, sun<strong>der</strong> das zuo schirmen und<br />

5 zuo meren, den uncristlichen Türkischen [IL 151] glouben zuo vertriben<br />

willens sten, so lassen si nach, uf arbeit <strong>der</strong> Meylaendischen<br />

botschaft, soelichen krieg iezt vor ougen hinzulegen, sover ouch<br />

und d'Eidgnossen verzeichnete artikel annemen und ingan wellen.<br />

Handlung <strong>der</strong> Eidgnossen uf gemelten furtrag.<br />

io Nachdem und die artikel verhoert wurden, ward beschlossen,<br />

<strong>der</strong>en keinen anzenemen noch ze verantworten; doch zuo entschuldigung<br />

und bewarung <strong>der</strong> Eidgnossen er redt klueeglich, on alles<br />

hofieren, in Latin und Tuetsch, <strong>der</strong> ratschriber von Zürich, dass<br />

d'Eidgnossen zuogelegten anfang und urhab diss kriegs nit haben<br />

15 woelten; so si zuovor, nach langmietiger gedult, durch schantliche,<br />

schmaechliche, unkristliche und aller eren abzuechliche wort, von<br />

dem wi<strong>der</strong>teil und iren zuoghoerenden vilvaltig harzuo verursacht, ir<br />

er und nammen zeschirmen und zeretten [IL 152] getrungen sien,| (33)<br />

ie und noch ungedacht, ichzet wi<strong>der</strong> das Roemsch rieh zetuon o<strong>der</strong><br />

»o fuerzenemen; ouch so befroemde si vast, dass die artikel witer beschwert<br />

sid, wan zuo Schafhusen dargelegt; lassid ouch die unverantwort<br />

ston.<br />

Uf dise handlung, als die boten mit fruentlicher ermanung<br />

uf wi<strong>der</strong>beruof ires schidmans von enan<strong>der</strong>, doch fruentlicher, dan<br />

K zusammenkommen, gon wolten, hieltend d'Eidgnossen dem Galeatzen<br />

für, wo er sich nit andrer mitlen und artiklen verseche,<br />

so wuestid si gar nuet ze antworten; wo aber inen vergoent wurde,<br />

nach erstem anlass •) artikel zegeben, so ver die <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>teil<br />

zuoliesse, wurd zuo friden dienen.<br />

so Do antwort <strong>der</strong> Galeats, in verwundrete <strong>der</strong> kuengschen artiklen,<br />

welcher im bi kuenglicher majestat nie gedacht waere, und wo das,<br />

mueesten si verhalten sin worden. [IL 153] Si soeltid in gschrift<br />

•) Gemäss den beim ersten Vermittlungsversuche aufgestellten Bedingungen,<br />

siehe oben S. 241.


1499 247<br />

artikel vervassen, so wolte er allen moeglichen fliss ankeren, nach<br />

irem zimlichen gevallen einen erheben friden zemachen. Und uf<br />

disen bescheid erwalten d'Eidgnossen, artikel zestellen, dise<br />

boten, nämlich doctor Thüringen von Bern, einen doctor von Kur,<br />

Ludwig Amman von Zürich, amman Kaetzin von Swytz, und 5<br />

(34) amman Steinern von Zug. Als aber diss gschriftlich | artikulieren<br />

zu vil Verzugs bracht, und ouch deshalb kein usstrag gefunden<br />

mocht werden, do wurdend den obgenanten fuenf mannen zugeben<br />

her Heinrich Goeldle, her Wilhelm von Diesbach und her Hans<br />

Sonnenberg, schulthes von Lucern, mündlich mit den Kuengschen 10<br />

zehandlen. Do wurden gmein artikel uf hin<strong>der</strong>sichbringen verzeichnet,<br />

uf die uf den 8. tag September antwort ze geben, und<br />

fuornemlich disen artikel verabscheidet').<br />

Die Meylaendisch botschaft, so sich merklich in diser sach<br />

gearbeitet hat, [H. 154] zuo fuerdrung <strong>der</strong> sach und zuo erzeigung 15<br />

des gneigten guoten willens, den do sin fuerst zuo einer Eidgnoschaft<br />

tragt, für das lantgericht zuo Costentz und um an<strong>der</strong>s, so in disem<br />

friden verdaedinget ist, ein abtrag zetuon erboten; <strong>der</strong> ist bracht<br />

bis uf 20,000 Rinsch gülden, so <strong>der</strong> herzog von Meyland den<br />

Eidgnossen geben und darum versichern sol uf zwei zil zebezalen; 20<br />

clarzuo wil er inen ussrichtung tuon um die 8000 gülden brantschaz<br />

von Walgoewern, ouch um die 1100 gülden vom Braegenzer wald<br />

und um die 400 gülden von Torrenbueren -). Darzuo erbuet er sich,<br />

ein ewige vereinung mit inen zemachen, und ein ewige pension,<br />

wie er die vor mit den 4 orten hatt, die ouch kein hilf noch 25<br />

bschwerd ertraed; daruf er gebeten hat, soelichs truelich anzebrin-<br />

(35) gen und darin | sinen fuersten güetlich zuo bedenken, mit allerlei<br />

anzeigung, dass er uns lidlicher und fueeglicher sie, dan so <strong>der</strong><br />

kueng von Frankrich o<strong>der</strong> die Venedier an dem end ire nachburen<br />

wurden 3 ); und vil an<strong>der</strong> meintingen, wol zuo bedenken. *>•<br />

') Vergleiche damit den Lnzerner-Bericht (Eidg. Absch. III. 1. 630,<br />

Anm.|, <strong>der</strong> jedoch nur bis zum 22. August geht. Die Namen <strong>der</strong> eidg.<br />

Boten sind hier nicht genannt.<br />

2) Vergleiche darüber die schriftliche Zusage vom 20. September. Eidg.<br />

Absch. III. 1. 763.<br />

3) Der König von Frankreich eroberte eben in diesen Tagen das Herzogtum!]<br />

Mailand. Am 14. September zog er in <strong>der</strong> Hauptstadt ein.


248 1499<br />

Werbung des Galeatseu au gmein Eidgnossen, sines<br />

herreii halb.<br />

Hat die gestalt: als <strong>der</strong> kueng von Frankrich <strong>der</strong> zit in Meyland<br />

zogen was, den herzogen zuo vertriben, [155] wurdend<br />

f, d'Eidgnossen fuer und fuer durch die Franzesisch botschaft gehindret,<br />

damit kein beschluss <strong>der</strong> artiklen beschaehe, uf dass<br />

we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Roemsch kueng noch si dem herzogen zuo hilf kommen<br />

moechtid. Deshalb beruft <strong>der</strong> Galeats gmeiner Eidgenossen und<br />

irer zuogewanten botschaften in sine herberg — was Gruenenzwygs<br />

io hus, bi S. Peter gelegen!) — redt mit inen mit schwerem, betrüebten<br />

herzen dis meinung, wie er uss bevelch sines herren in<br />

guter gestalt in dise land kommen, und zwischen Roemsch kuenglicher<br />

majestat, des verwanten und den Eidgnossen den friden<br />

zemachen; daruf hab er gelegt grossen kosten und gut, gross<br />

i5 muee und arbeit, als dan si das wol spueren und sehen, und beduret<br />

in gar nuet, so ver nachmalen frid und ruow erfunden werden<br />

moechte; bat si daruf mit grossem ernst, anzesehen, dass <strong>der</strong><br />

kueng von Frankrich sinem herren in sin land zuo ziehen und in<br />

zuo vertriben, wi<strong>der</strong> gnuogsame rechtsbot, un<strong>der</strong>stueende und iezt<br />

ao angefangen hätte; und wo das beschehe, [156] so wurd inen<br />

nit ein her, sun<strong>der</strong> ein guoter fruend und nachpur, <strong>der</strong> alwegen<br />

nach irem gevallen gelebt hätte, vertriben, und einer, <strong>der</strong> inen<br />

in kuenftig | zit zuo schwer und ze stark sin wurde, ingesezt; si<br />

hievor mit höchstem fliss warnende, das und an<strong>der</strong>s wol ze bes.-,<br />

trachten. So weite er inen fuer die ansprach des lantgerichts')<br />

15,000 gülden geben, das doch inen vil nutzer und besser sin<br />

wurde; damit dis sack ilend gericht und er sinem herren zuo hilf<br />

kommen moechte. Sover si aber das nit tuon noch nemeu woeltid,<br />

so woelte er zum Roemschen kueng und zuo den kurfuersten angends<br />

so riten, und das herzogtuom Meyland als rechten lehenherren in ir<br />

band übergeben, hiemit nach irem guotbeduenken zewalten.<br />

i) Nämlich in Basel.<br />

») Das Landgericht im Thurgau, welches <strong>der</strong> Stadt Constanz verpfändet<br />

geblieben war und von den Eidgenossen beansprucht wurde. Vergleiche oben<br />

Bd. 1. 236.


1499 249<br />

Wie wol nun, wie Casper Fryg 1 ) [157] schribt, <strong>der</strong> hiebi<br />

gewesen, danzemal wenig luet, besun<strong>der</strong> von laendren, mitliden im<br />

erzeigten, so wissaget er inen dennocht vom kueng von Frankrich<br />

das, das inen war worden ist.<br />

Abscheid, zue Basel uf den 8. tag September verafoscheidet. 5<br />

Staeten und landen gmeiner Eidgnoschaft.<br />

Unser fruentlich, willig dienst, und was wir eren, liebs und<br />

guots vermögen, alzit zuovor bereit. Frommen, fuersichtigen, wisen,<br />


250 1499<br />

wir uf vordrigem und iezigem tag so vil warlich erfunden, dass<br />

<strong>der</strong> Roemsch kueng, | kurfuersten, fuersten und alle staend, geistlich (38)<br />

und weltlich, des heiligen richs, sich also vereint und geruestet<br />

hond, dass si e einen ewigen krieg gegen uns beharren, dan<br />

5 dass si sich von dem iren, uns das mit willen zegeben, zwingen<br />

wellid lassen. Und ob wir joch etliche schloss und staetle mit<br />

dem Franzesischen gschuez, das dennocht nit gwiss ist, erobren,<br />

so wurds doch wenig erschiessen, sun<strong>der</strong> [159] erst unsere vieml<br />

ufbringen und zuo rechtem wi<strong>der</strong>stand erwecken. Darum <strong>der</strong><br />

io merteil un<strong>der</strong> uns meint, an den eren, sig und gluek, so uns<br />

Got verluehen, benueegen zehaben, und wo es ien<strong>der</strong>t mit fuogen<br />

sin mag, den friden nit also um kleinfueeg ding uszeschlahen;<br />

haben ouch daruf gewilliget, <strong>der</strong> botschaft von Meyland, als dem<br />

uu<strong>der</strong>taedinger, dass er ilends zuom Roemschen kueng rit, in hof-<br />

15 nung, das lantgricht fuer uns zuo* erlangen, o<strong>der</strong> doch dass wir<br />

wissen, ob es daran erwinden, und wir ie fuerrer kriegen mueesseu<br />

o<strong>der</strong> nit; ouch deshalb den anstand witer erstrekt biss Mentag<br />

ze nächst nach des heiligen kruez-tag naechstkommend'). Dazwischen<br />

die Meylaendsch botschaft nach irem zuosagen wi<strong>der</strong> kommen, und<br />

so wird man unss dar mit den kuenglichen raeten in den übrigen<br />

artiklen handien, uns <strong>der</strong>o zuo vereinen, ob uns Got frid verluehen<br />

woelte. Dan des mögen ir uch versehen: wo ein ie<strong>der</strong> uf siner<br />

meinung beharren, und kein frid beschlossen werden sol, biss<br />

iedem inson<strong>der</strong>s, was er begert, verlange, so wirt man disem<br />

» krieg nicht liechtlich ein end finden. | Nuet dester min<strong>der</strong>, nach (39)<br />

uewer und andrer unser obren bevelch, haben wir einen anschlag<br />

gemacht, mit dem Franzesischen gschuez den nächsten fuer Gütlichen,<br />

obs nit bericht wurd, zeruken, und nach erobrung desselben<br />

fuer uf gon Veldkirch und Bregenz damit zeziehen, und<br />

«o nämlich, dass man uf Donstag nach des heiligen cruez-tag ze nacht<br />

[160] im laeger vor Gotlieben sie. Das alles wolten wir uwer<br />

lieb nit verhalten, mit fruentlicher pit, uns daruf unsers willens<br />

ilends bi tag und nacht zuo berichten und uwer botschaft gwalt<br />

hierin zegeben, dan sus mag es nit entlich ussgericht werden;<br />

i) Den 16, September.


1499 251<br />

und semlichs von uns zuo gutem vermerken, dan wir ie gern<br />

unser Eidgnoschaft lob und er, und einer ganzen gmeind nuz und<br />

fug fürdren woelten. Datum Sontag zenacht Nat. Marke ao. 99 •).<br />

Staeten und laendren gmeiner Eidgnoschaft<br />

Sendboten, zuo Basel versampt 2 ). &<br />

Bericht und vertrag des schweren, grimmen kriegs, zwischen<br />

dem Roemschen kueng, dem Swaebschen puud und<br />

gmeiner Eidgnoschaft mit für und isen ergangen.<br />

So nun <strong>der</strong> groest span, frid zemachen, was von des Turgoewischen<br />

lantgerichts wegen, das d'Eidgnossen ouch uss beger <strong>der</strong> m<br />

(40) Turgoewern, [161] um kein gelt, so inen | doch vilmal bessers<br />

angeboten, nit wolten von banden lassen, und aber das nachzelassen<br />

die Kuengschen keinen gwalt hatten, do reit <strong>der</strong> Meylaendisch<br />

bot mit willen bei<strong>der</strong> partien vast schnei zuom Roemschen<br />

kueng gon Ulm, erwarb da uf sinen fuersten, den herzogen von u><br />

Meyland, des lantgrichts zuospruch, kart damit um gon Basel,<br />

bracht mit im den bischof von Costentz, welcher sich vast wol<br />

und loblich in diser befridung hielt. Und als er d'Eidgnossen<br />

des lantgrichts halb vertroest, do ward uf S. Mauritzen tag — ist<br />

22. s«pt.<strong>der</strong> 22. September — zuo Basel in <strong>der</strong> Meylaendschen botschaft 20<br />

herberg, nach vil grosser und schwerer mueeg und arbeit, mit<br />

grosser froed und froed-lueten und -fueren, ein ewiger diss schweren,<br />

schädlichen kriegs bericht vergriffen und beschlossen, [162] und<br />

des iedem teil ein copi, mit des Meylaendschen herzogen und<br />

etlicher <strong>der</strong> boten siglen bewart, heimzefueeren geben. »5.<br />

Und wie wol die Swaebschpuendischen, sun<strong>der</strong>lich Costentz,<br />

ouch vil <strong>der</strong> Eidgnossen, insun<strong>der</strong>s Ure, so nuet wi<strong>der</strong>geben,<br />

Glaris, so Werdenberg, und Solaturn, so Tierstein haben wolten,<br />

semlichs berichts unwillig und unlidig waren 3 ), dennocht nuet<br />

!) Den 8. September.<br />

2) Vergleiche damit die kurze Notiz in Eidg. Absch. III. 1. S. 633.<br />

3 ) Nach Eidg. Absch. III. 1. 635 bereitete vorzüglich <strong>der</strong> Anspruch<br />

von Solothurn auf die Grafschaft Thierstein und auf Büren Schwierigkeiten.<br />

Schliesslich wurde dem Grafen noch ein Jahr lang Wie<strong>der</strong>lösung <strong>der</strong> Pfandschaft<br />

gestattet. Das weitere siehe hienach Seite 253.


5<br />

252 1499<br />

destermin<strong>der</strong> so wurden zuo Zürich vom statschriber die Brief<br />

gemacht und ufgericht, und hienach von beden partten versiglet<br />

und bestaet, von wort zuo wort wie volgt lutendei).<br />

[174] Abscheid <strong>der</strong> Meylaeudschen botschaft von Basel<br />

nach dem gemachten bericht.<br />

Nach dem und <strong>der</strong> frid, wie gemelt, beschlossen was, sagt<br />

<strong>der</strong> Galeats mit hohem fliss grossen dank be<strong>der</strong> partten boten,<br />

dass si im in sines fuersten | nammen den schweren krieg zuo<br />

betragen vergoent haettid; lobt und dankt zuovorab Got, <strong>der</strong> im<br />

io und inen harzuo gnad und gluek verluehen haette, bat si abermals<br />

ser kläglicher und erbaermklicher wis, herzlich anzegedenken und<br />

anzesehen in billicher dankbarkeit sin und zuovor sines fuersten,<br />

mit ungesparter nit kleiner mueeg und kosten irs libs und guots,<br />

bewisne truew, und nun ir be<strong>der</strong> al ir heim und hab verlust, sinem<br />

io vertribnen fuersten wi<strong>der</strong> alle recht und rechts erbietung vom<br />

Franzesischen [175] kueng gwaltsamklich zuogefueegt; ire hilf hargegen<br />

zebewisen, sinen frommen fuersten bi recht, harzuo doch<br />

d'Eidgnossen iewelt gneigt und loblichen nammen gehabt, und<br />

bi dem sinen zeschirmen und zuo behalten, ie doch im, als rechtes<br />

20 anrueefenden, nit wi<strong>der</strong>wertig, sun<strong>der</strong> ouch zuo befridung hilflich<br />

zesin. Er woelte nun hinfaren zuo sinem firrsten, und, sowit ir<br />

lib und gut vermocht, noch anzehalten, dass gemachter frid und<br />

alles, was da zugesagt waere, bstand und kraft behielte. Soeltid<br />

si nach gutem vertruewen, so einig uf dem rieh und gmeiner<br />

«5 Eidgnoschaft stiende, gegen den iren ernstlich bevolen haben 2 ).<br />

Liess iedem boten offenlichs gelts zuo letze zum wenigsten 15 Rinsch<br />

gülden; schied hiemit hin dannen.<br />

Abscheid von Basel <strong>der</strong> kueugschen und Eidgnossen<br />

botschaft.<br />

:» Und nach dem al boten [176] be<strong>der</strong> partten mitenan<strong>der</strong><br />

zum grossen muenster, Got zuo lob und dank, ein hei lieh froedamt<br />

•) Für die Friedensurkunde, die bei A. hier vollständig folgt, verweisen<br />

wir auf den Abdruck in Eidg. Absch. III. 1. Beil. 35, S. 758—762.<br />

2) Eidg. Absch. 111. 1. 039.


1499 253<br />

(54) haftend gehalten, schiedens oucb fridlich | und fruentlich vonenan<strong>der</strong><br />

mit trungner ermanung, das ie<strong>der</strong> die sinen zuo fricl und<br />

ruow woelte trüwlich und geflissen wisen und halten, damit schwerlich<br />

gemachter frid beston, und wi<strong>der</strong> nachpurliche versueenung<br />

erwachsen möchte. »<br />

Dass etlich gern disen friden gehiudret haettid.<br />

Dan un<strong>der</strong> diser tagleistung vil unrueewiger vom kuengschen<br />

adel und von <strong>der</strong> Eidgnossen knechten zuo Basel wandleten, so<br />

lieber krieg denn friden hätten gehabt, als irer narung gewerb,<br />

welche vast vil wi<strong>der</strong> enan<strong>der</strong> und ouch wi<strong>der</strong> ire tagherren unfuor io<br />

und unwort brachten, also dass gmein Eidgnossen zuo tagen soemlichs<br />

abzestellen ouch lang hienacher [177] arbeiten muostendi).<br />

Nämlich so gieng da Bitterle, ein Leimentaler, mit einer rot als<br />

trabanten, truog an des erschlagnen grafen von Fuerstenberg sidne<br />

Schüben, mit einem breiten wissen kruez, wie ein mess-casel ver- i&<br />

zeichnet; wurden vom bischof von Worms gefragt, wer si doch<br />

waerid, antwortends: wir sind die buren, die den adel strafend.<br />

Harzuo half die Französische botschaft, <strong>der</strong> erzbischof, <strong>der</strong> vast<br />

zuo frieden riet, aber me, so vast er mocht, hindret, also dass er,<br />

do <strong>der</strong> frid solt morgens beschlossen werden, am abent bi ufge- so<br />

(55) haltnem | tor, ungnadet, unwissent, ilends hinweig reit, wie gemeint,<br />

irrung zemachen.<br />

So verbranten <strong>der</strong>en von Soloturn knecht noch des tags<br />

etliche huoser im Leimental, ouch, wie gemeint, den friden zehindren,<br />

sitmals ouch ire herren gemachtem bericht sich nit hat- 2.»<br />

tend un<strong>der</strong>schriben.<br />

So haftend ouch am abent die grafen von [178] Sulz ir<br />

eigne luet im Kleckgoew, als den Eidgnossen anhangend, mit brand<br />

geschaediget; damit aber <strong>der</strong> bericht bestiende, wurden dis zwen<br />

schaden gegenenan<strong>der</strong> abgerechnet.<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 650.


254 1499<br />

Wie d'Eidguosseu das laudgricht im Turgoew gewuunen,<br />

behalten und besezt hond.<br />

Demnach ward <strong>der</strong> frid allenthalb usskuent, und zuo beden<br />

siten das kriegsvolk uss dem veld und zuosaetzen ab- und heim-<br />

.5 zeziehen gemant, und fieng da ie<strong>der</strong>man an, nach lut des berichts,<br />

das sin zesuochen, und fuernaemlich so hieschend die von Costentz<br />

ir lang vom Roemschen rieh verpfaendt und belehnet lantgricht im<br />

Turgoew; desse und ouch <strong>der</strong> verbürgten brantschaetzen sich d'Eidgnossen,<br />

uf des un<strong>der</strong>taedingers und sines fuersten zusprach und<br />

io gebne Versicherung uf 20,000 gülden pfand losung gesezt, [179]<br />

von hand zelassen widreten •). Legtends gon Frowenveld, da es<br />

fuerahin, wie vor zuo Costentz, nach des richs friheit und brach, i (56)<br />

solt und ist gehalten worden. Verordneten mit stim <strong>der</strong> 7 orten 2 ),<br />

so den lantvogt geben, dass ein lantvogt ouch lantrichter, und<br />

is sine jar hushaeblich im Turgoew sin, ein besun<strong>der</strong> gerichtsigel.<br />

ein kruez bim loewen habend, hon, appellation fuer gmein Eidgnossen<br />

geben, und das gericht mit 12 togenlichen man, <strong>der</strong>en<br />

6 von Frowenveld, und die andren vom land, zum bluotgricht 18<br />

edel o<strong>der</strong> unedel naemmen besetzen soelte. Das also, nach vil <strong>der</strong><br />

so von Costentz ersuochen, ist in <strong>der</strong> Eidgnossen hand beliben.<br />

Und als Bern, Friburg, Solaturn, Schafhusen, S. Gall und<br />

Appenzel teil daran zehaben begerten, ward von obzaelten 7 orten<br />

erkont, dass die dri ort 3 ) teil am lantgricht, aber nuet, wie begert,<br />

an <strong>der</strong> lant[180]vogtig und andrem, so die 7 ort vorm<br />

» krieg da gehaebt haettid, haben soeltid. Die andren wurden irs<br />

begers gar abgewuest 4 ).<br />

!) Erst am 15. October sprach <strong>der</strong> Herzog das Landgericht den Eidgenossen<br />

zu (Eidg. Absch. III. 1, 762), die nun dessen Sitz nach Frauenteid<br />

verlegten (ebenda S. 643).<br />

') Die acht alten Orte, Bern ausgenommen.<br />

"* f\ Nämlich: Bern, Freiburg und Solothurn.<br />

4 ) Vergleiche die Verhandlungen <strong>der</strong> Tagsatzung vom 13. November<br />

zu Luzern (Eidg. Absch. III. 1, 645).


1499 255<br />

Bericht zwischen den grafeu von Tierstein und Solaturn,<br />

Sulz und Zuerich.<br />

Damit <strong>der</strong> frid ouch bestiende, ward zu Basel ein bericht<br />

gemacht zwischen denen von Solaturn und den grafen von Tierstein,<br />

nämlich dass die grafen soeltid denen von Solaturn ver- s<br />

(57) Sicherung tuen um 2400 gülden | hoptguot mit vervalnen zinsen,<br />

und 200 gülden kosten, item*den vorkauf lassen, und dass graf<br />

Oswald, zuoglich sinem vater und veter, ir burger sin, und dem<br />

burgrecht truewlich nachkommen, und hiemit bi iren schlössen<br />

und herschaften, gerichten und rechten ungehindret, wie vorm w<br />

krieg, bliben •).<br />

Desglichen versueent sich die [181] tugendriche witgriifin<br />

von Sulz mit iren jungen grafen, Rudolfen und Herman, gegen<br />

denen von Zuerich also, dass si vor gemacht ewig burgrecht wi<strong>der</strong><br />

schwüren und ouch ir verloren herschaft wi<strong>der</strong> innamen. «<br />

Her Ludwig von Brandis ledig gelassen.<br />

Und als Ludwig, friher von Brandis, zuo Lucern von anfang<br />

des kriegs unss in Ougsten gfaenglich gehalten und viend erkaent,<br />

nach vil pit zuo allen tagen, durch ein stat Bern als fuer iren<br />

burger beschehen, uf wi<strong>der</strong>stellen gon Bern ussgebuergt, er und so<br />

sine brue<strong>der</strong>, herren Sigmund, Thuering und Wolf, die zuo Kur bi<br />

irem bruo<strong>der</strong>, her Johansen, tuomprobst, ouch gfaenglich verhalt<br />

waren, aller hab entsezt, ward gegen Rudolf Metelin, mit<br />

gebuer urfech und bezalter azung, wie dan al an<strong>der</strong> gfangnen,<br />

ledig gelassen. Dis herren ir libs und guots halb genussend einer 25<br />

truewen stat Bern vast wol [182], dann inen d'Eidgnossen und<br />

(58) die Puenter sun<strong>der</strong>s ungünstig waren. |<br />

End dis kriegs mit lob <strong>der</strong> Eidguoschaft.<br />

Und also so hat dis grimmer krieg ein end, mit so herlichem<br />

nammen <strong>der</strong> ganzen PMgnoschaft, als vor und nach iren :10<br />

ie begegnet, dan si an iren landen so gmeinlich, so stark und<br />

so streng nie angefochten ist; harzuo iren hilflich gwesen vorab<br />

i) Eidg. Absch. III. 1, 051.


256 1499<br />

Got, von dem aller sig, demnach ir ungesumten, dorstigen angrif<br />

und Verachtung, so ire viend, uf eigne macht vertroest, gegen iren<br />

hielten. Und wo si zuo irer dorstikeit gegen iren selbs bstaendige<br />

einmietigkeit, und gegen den ergebnen ufrechte truew, ouch me,<br />

5 wie ire vordren, uf er und lob, wen uf git und row hätte gehalten,<br />

wäre so gross wun<strong>der</strong> durch si geschaft, [183] als in<br />

kriegsueebung alle Tuetsche nation in vil hun<strong>der</strong>t jaren nie hat<br />

enpfunden, wie dan ouch sust in langen ziten nie kein härterer<br />

kämpf in so kurzer zit in Tuetschen landen ist ergangen, fueri»<br />

nämlich uss Verachtung und schmachworten entsprungen. Darum<br />

ein iede nachpurschaft, durch diesen krieg gewarnt, sich fruentlich,<br />

ja nit verächtlich und verschmaechlich gegen <strong>der</strong> andren zetragen<br />

ganz geflissen sin sol, harzuo ein fuersichtige, fromme oberkeit<br />

allein hilflich ist und fuernemlich alwegen sin sol.<br />

in Es mocht nit on sun<strong>der</strong> gluek beschehen, dass d'Eidgnossen,<br />

alwegen vil <strong>der</strong> min<strong>der</strong> und nacken<strong>der</strong>er huf, diss kriegs 6 veldstrit<br />

on nämlichen Verlust, | item schloss, staet, land und luet erobret<br />

und gwunuen, irer vienden ob 20,000 erschlagen, und si<br />

nie über eine nacht uf irem ertrich geduldet [184] hond. Gotes<br />

2" gnad und gericht sind wol hierin zuo erkennen, und im, als aller<br />

kern herren, alle macht, sig, lob und er alweg und ewig zuozeschriben.<br />

Amen.<br />

Ein lied, in einer sum erzaelten krieg begrifend.<br />

Nun zuo einer sum erzaelts kriegs ist diss hievolgend lied<br />

25 gedieht, ouch deshalb hie nit ungebuerlich ufzeschriben, dass die<br />

alten Tuetschen iewelthar, als ruch, unzwangbar luet, nuet, o<strong>der</strong> vast<br />

wenig, uf schriben geacht, sun<strong>der</strong> ire fiirnemste geschienten, in<br />

rimen vervasst, zuo vorbild und löblicher gedaechtnuess hond lassen<br />

sprechen und singen.<br />

30 Wiewol ich bin ein alter gris,<br />

So dicht ich doch ein nuewe wis,<br />

Ein nuewes lied zesingen,<br />

Zesingen von dem Roemschen kueng,<br />

Wie er ist kommen hin<strong>der</strong> d'sprueng,<br />

5 Ein Eidgnoschaft zezwingen.


[185] Er hats von sinen eltren ghoert,<br />

Sin vater hats in ouch gelert,<br />

Er soelt bi sinem leben<br />

Ja brachen alle sine macht,<br />

Zuo zwingen die ganz Eidgnoschaft,<br />

Und ir ein herren geben. |<br />

1499 257<br />

Des hat er gsuocht so maengen fund,<br />

Zuo gmeinem rieh gemacht ein pund,<br />

Und zuo den Swaebschen staeten;<br />

Die hond vil silber und ouch gold, io<br />

Si mögen geben riehen sold,<br />

Und ligend si an betten.<br />

Der sold waer <strong>der</strong> Eidgnossen fuog;<br />

Kaemid Schwaben und schmucker •) gnuog,<br />

Fürsten und an<strong>der</strong> herren, «<br />

So liessend wirs froelich hargon,<br />

Als unser vordren hond geton;<br />

Wir truewen uns z'erweren.<br />

Der bock und stier 2 ) hond z'sammen gschworn,<br />

Das taet dem Roemschen kueng zorn, M<br />

Er wolt sich daran rächen.<br />

Es ist des kriegs ein anefang,<br />

Er meint, es soelt nit wären lang,<br />

Die puent weit er zerbrechen.<br />

[186] Die Schwaben sprechen: wir habid ein alten Got; «<br />

Den lond si uns enpfor und tribend spot,<br />

Und laestrend Got mit worten. |<br />

Si sprechend, wir tueegid wi<strong>der</strong> d'Cristenheit;<br />

Das ist in z'Meyenveld worden leid,<br />

Und ouch an andren orten. ao<br />

>) Schmucker = Bergknappen (s. oben S. 198) vergl. Liliencron IL 395,<br />

Anrn. 2, 3 und Tobler II. 81.<br />

2) Die Wappenthiere von Graubünden und Uri.<br />

17


1499<br />

Darum wir Got vor ougen hand,<br />

Wir hond noch 6r und guote pfand,<br />

Die truewen wir ze bhalten.<br />

Waerend <strong>der</strong> herren noch als vil,<br />

So uns <strong>der</strong> alt Got helfen wil,<br />

Den wellen wirs Ion walten.<br />

D'lanzknecht hattend Meyenfeld ingenommen,<br />

Des ist das Walgoew zuo schänden kommen,<br />

Die stat muostends wi<strong>der</strong> ufgeben,<br />

Fuenfhun<strong>der</strong>t den puenten gfangen schweren,<br />

Und's Walgoew verlognen sinen herren,<br />

Da mit fristen ir leben.<br />

Die Schwaben warend zogen uf Lutzesteig,<br />

Am fünften tag wards inen leid,<br />

Der luft wolt in nit schmecken,<br />

Do si die puent gsahend inher ziehen,<br />

Ire beste kunst was schnei zefiiehen,<br />

Dan ungluek wolt sich wecken. |<br />

Do greif man d'Schwaben froelich an<br />

Mit mengem unverzagten man,<br />

Dass in bergen taet erhallen;<br />

Man jagts zuo Baltsers durch den bach,<br />

Ein grosse zal man inen erstach,<br />

Schuoch, waffen liessends vallen.<br />

[187] Da m listen d'Schwaben Ulmer vaenle lan,<br />

Und darzuo maengen stolzen man;<br />

Es was in uebel gelungen.<br />

Der ruch stier lueegt ennet dem Rin,<br />

Von herzen gern waer er dabi gesin,<br />

Haett ouch gern mit in grungen.<br />

Veldkilch, wie hattest dich fliehens vermessen,<br />

Do du din vaenle zuo Fiiduz hattest vergessen,


1499 259<br />

Ich mein, du forchtist <strong>der</strong> Swytzer klingen.<br />

Einem boten gäbt du zwen gülden bald,<br />

Den schiktest durch den Schanwald 1 ),<br />

Im sak was er dir's vaenle bringen.<br />

D'Eidgnossen vielend zuo Trisen durch den Rin, 5<br />

Ir Swaben, lond üwer mugen und lueejen sin,<br />

Uch wird sin bald gelonet.<br />

Man jagts zuo Trisen uf und ab,<br />

Do sach man mengen Swytzerknab,<br />

Der <strong>der</strong> Swaben luetzel schonet. | 10<br />

Desglich zuo Fussach und zuo Hard,<br />

Da inen irs blaerens gelonet ward;<br />

Si hond so lang geblaeret,<br />

Biss si mit fliehen sind geschaendt;<br />

Etlich blaerten unS^ in ir end, 15<br />

Und sich doch nie geweret.<br />

Ein tiefer graben ligt bi Hard,<br />

Da vil <strong>der</strong> Schwaben in getoefet ward,<br />

Des kamend si in truren;<br />

Der baer, <strong>der</strong> touft nach siner art, so<br />

Menger Swytzer da ir goette ward,<br />

Von Glaris und von Ure.<br />

[188] Die schand muoss man von inen sagen,<br />

Wie vil inen d'Eidgnossen hond luet erschlagen<br />

An denen drlen enden; 23<br />

Me denn fuenftusend man ze tod,<br />

Dri schif ertränkt in wassersnot.<br />

Got wel uns kummer wenden!<br />

Hoegoew, du hast dich nit recht erkent,<br />

Die boese wort hond dich verbrent! N<br />

,) Der Schanerwald liegt bei dem Dorfe Schan auf dem östlichen<br />

Rheinufer, am Wege von Vaduz nach Feldkirch.


260 1499<br />

An d'Swytzer wolst den vorzug haben.<br />

Du wondst, es wäre mit troewen schlecht,<br />

Wen du kantst nit <strong>der</strong> Eidgnossen knecht,<br />

Und ire frien knaben. |<br />

» D'Eidgnossen sind durch's Hogoew trukt,<br />

Hond do mengs guots schloss umgerukt,<br />

Staet, doerfer taetend si verbrennen,<br />

Und zugend darnach wi<strong>der</strong> heim;<br />

Si funden kein viend gross noch klein,<br />

Der si doerft anrennen.<br />

10<br />

Ob Basel in dem Leimental<br />

Da haftend d'herren boesen val;<br />

Von Swytzern wurdens vertriben.<br />

Der adel und <strong>der</strong> jueppenpund •),<br />

15 Der Swytzer luft was in nit gsund,<br />

Achthun<strong>der</strong>t sind da beliben.<br />

Costentz, bedenk und bsinn dich bas,<br />

Du meinst sin als wis, du hoerst das gras<br />

Wachsen in dem Meyen.<br />

so Du hattest zuo Ermetingen ein grosse weit<br />

Bin Eidgnossen dorst nit bliben im veld,<br />

Du forchtest iren reien.<br />

[189] Doch mochtest nit entrinnen gar,<br />

Irs reiens muostest nemen war,<br />

•s Und mit inen daran tanzen;<br />

Du verlurst vil buechsen, das tat dir we,<br />

Ob tusend man und noch vil me;<br />

Den reien muostest pflanzen. |<br />

Tueengen, du kamt ouch an disen tanz,<br />

so Etlichen gefiel die sach nit ganz,<br />

Der daruss mocht entrinnen.<br />

') Der Schwäbische Bund.


Mancher zuo dem reien ward genoet,<br />

Einen usszogen, den andren toet;<br />

Die stat die muost verbrinnen.<br />

1499 261<br />

Walgoew, du hast dich gehalten schlecht,<br />

Din eid hast du gehalten nit recht, »<br />

Den du den Eidgnossen hattest gschworen,<br />

Des hat man dir vil volks erschlagen,<br />

Ob fuenftusend man hört man sagen:<br />

Du haettist sin wol enboren.<br />

Vor Frastenz an dem Lanzengast n><br />

Stünden die schmucker nit gar vast,<br />

Vor forcht hond si z'hoch gschossen;<br />

Sie hattend vil buechsen und laetze gut,<br />

D'Eidgnossen schluogend drin mit muot,<br />

Das hat die Swaben verdrossen. w<br />

Die Swaben meintend, si waerid daheim bim win,<br />

Und sprach einer zuom an<strong>der</strong>n: nu schenk mir tapfer in,<br />

Des trunkes will ich erwarten,<br />

Ich beston <strong>der</strong> Swytzer me dan drig.<br />

Die Eidgnossen waren muotes frig, 20<br />

Si schwungen ire hallenbarten. |<br />

[190] Darmit hond si inen ingeschenkt,<br />

In die 111 gejagt, darin ertränkt,<br />

Ab irem schenken tut in schuhen.<br />

Am ersten schruwends: heia, hei! a-.<br />

Und dass si hörten <strong>der</strong> Swytzer gschrei,<br />

Do taetends al dahin fliehen.<br />

An einem Samstag es beschach,<br />

Das'. Feldkirch in das wasser sach,<br />

Si hattend grosses wun<strong>der</strong>: x><br />

Sind das d'Eidgnossen und die puent,<br />

Die man an disem rechen findt?<br />

So sind wir zuo froeuden kommen 1 ).<br />

) Siehe oben S. 172.


262 1499<br />

Si zugends uss; ir froeud war unniz,<br />

Si haftend al nur rote kruez 1 ),<br />

0 we, das ist uebel gefochten!<br />

Nun hond wir zelten und buechsen verlorn.<br />

Der ruhe stier mit sinem hörn<br />

Hat uns die knecht erstochen.<br />

Die dri puent ganz offenbar,<br />

In dem nuen und nuenzigsten jar,<br />

Im Meyen ist es beschehen,<br />

Do zugend si durch's Engadin,<br />

Zuo Mals und Schlun<strong>der</strong>s 2 ) sind si gsin.<br />

Das hat man brinnen sehen. |<br />

Die puent, die griffend ir viend an,<br />

Der schmucker fuenfzehentusend man,<br />

Die hond si£ halb erstochen;<br />

Das an<strong>der</strong> halbteil in entran.<br />

Siben grosser buechsen honds den puenten<br />

Si hond sich erlich grochen.<br />

[191] Darzuo vil vaenle mit ganzem fliss,<br />

Ein roten adler in eim paner wiss,<br />

Zuo Kur siht man si hangen,<br />

Bi unser Frowen im muenster schon,<br />

Den schmuckern gab man den alten Ion<br />

Mit spiessen und mit Stangen.<br />

Jueppenbund, was hast dich bedacht?<br />

Du hast vil nuewer gasten bracht<br />

Dem baer zuom abendessen;<br />

Buechsenpulver, mengerlei spis,<br />

Vaenle, und ein paner rot und wiss,<br />

so Hast zuo Dornach vergessen.<br />

') Das Feldzeichen des Schwäbischen Heeres.<br />

2) Vergl. über diesen Ortsnamen oben S. 200.


1499 263<br />

Und darzuo mengen stolzen man,<br />

Den man vor'n studen nit zaelen kan,<br />

In toblen und in haegen,<br />

On die, so in <strong>der</strong> Birs ertrunken sind.<br />

Wer die Eidgnossen schlafen findt,<br />

Der zuech inen me entgegen!<br />

Darzuo vil adels ist da beliben,<br />

Ein heimlicher brief kam in geschriben,<br />

Der war zuom teil erlogen, |<br />

Wie d'Eidgnossen alle doch<br />

Waerid zogen ins Swa<strong>der</strong>loch;<br />

Der brief hat si betrogen 1 ).<br />

O Strassburg, wie ist es dir ergangen?<br />

Man siht din vaenle zuo Zuerich hangen,<br />

Es moecht dich wol verdriessen!<br />

Wiltu me die Swytzer kriegen,<br />

So lass dich (din) muot nit betriegen;<br />

Solt an<strong>der</strong> buechsen giessen!<br />

[192] Bischof von Mentz, mit dim gedieht'-),<br />

ty Was schafst mit dinem gadengricht 3 )?<br />

D'Eidgnossen drin woltst zwingen.<br />

Kaemends zuo dir in din getraeng,<br />

Dir wurd warlich bi in ze eng,<br />

Mit dem baer mueestist ringen.<br />

Bischof von Mentz, din ding betracht!<br />

Behalt dir selbs din ban und acht,<br />

Bruchs in andren landen!<br />

Du schaffest an Eidgnossen nuet,<br />

Es moecht dich bringen um din huet, w-o •<br />

Du kaemist sin ze schänden. |<br />

') Ueber diesen Brief siehe oben S. 224 u. 226.<br />

2) Der Erzbischof von Mainz als Reichskanzler; bei Liliencron sind<br />

nicht nur drei, son<strong>der</strong>n fünf Strophen an denselben gerichtet, nachdem<br />

eine an den Römischen König selbst vorausgegangen, die hier ebenfalls<br />

fehlt. — Sein «Gedicht» siehe oben S. 175.<br />

3 ) Spöttisch für (Reichs-) Kammergericht.


264 1499<br />

Bischof von Mentz, du dunkst mich ein kind,<br />

Dass du vergibst einem alle sind,<br />

Der an die Swytzer kriege.<br />

Hastu hie ein soelchen gewalt,<br />

5 So gibst dir selb wol warm und kalt;<br />

Lüg, dass din bul nit liege!<br />

Und si<strong>der</strong> nun verrichtet ist<br />

Der forsten krum und's keisers list,<br />

Und <strong>der</strong> Swaben vermessen,<br />

io Und die staet in ruowen sind; —<br />

D'Eidgnossen swigend wie die kind,<br />

Des argen wirt vergessen.<br />

15<br />

Nun singend lob dem alten Got,<br />

Der uns geholfen hat uss not,<br />

Vil gluek und sig gegeben;<br />

Im sie dank in ewikeit,<br />

In sir hohen drivaltikeit,<br />

Verluech uns ewigs leben!<br />

Peter Mueller von Raperswil 1 ).<br />

n [193] Dass sich zu Bern ein meister des gotshus und<br />

ordens zum heil. Geist im kerker hat erhaenkt.<br />

In disem jar, uf den 10. tag September, hat sich selbs im«. $¥•<br />

kerker erhaenkt meister Hans Ziegler von Grie|ningen, Wirten- (70)<br />

berger lands, meister des ordens und huses zuom heil. Geist hie<br />

•5 zuo Bern, also verursacht, da^s, nachdem er und sine bruee<strong>der</strong>,<br />

al fast geistlose kruezherren 2 ), in so nidiger, schantlicher beschaelkung<br />

vil jar, und zuoletst offenlich vor ganzem rat, warend<br />

gestanden, wo si nit irs tuefelschen geists friheit mit des heiligen<br />

Geists nammen haettid verdekt und geschirmt, si mitenan<strong>der</strong><br />

so wol eins gmeinen bads, iedoch eins andren ordens und nammens,<br />

wert [194] wärid gsin. Der meister beschalt sine bruee<strong>der</strong> gotlos<br />

i) Ueber diesen Namen s. Tobler, Schweiz. Volkslie<strong>der</strong> I. Einl. XXXIV.<br />

und II. Einl. p. IX.<br />

») Die Tracht des Ordens war ein schwarzes Gewand mit weissem Kreuz.


1499 265<br />

buoben, huorer, vertaetid dem gotshus das sin mit hören, stiendid<br />

von huoren uf, unbettet mess hon, huortid mit nämlichen ewibren,<br />

waerid dieb und unglert esel. Hargegen schulten die bruee<strong>der</strong> iren<br />

meister ein stolzen, hochfaertigen verachter, huorer, prasser, on<br />

verschonung heiliger zit tag und nacht spiler, vertueejer, und 5<br />

ein ungloebigen kaetzer, so kein künftig leben, und we<strong>der</strong> himmel<br />

noch hei globte, hielte si wie hund und esel. Legten klag und<br />

antwort, in gschrift sechs bogen, dar; deshalb ein ersamer rat,<br />

(71) nach aller verhoerung, schreib irem obren gon Staechsveld •), | einen<br />

andren meister und an<strong>der</strong> bruee<strong>der</strong>, nämlich from, geistlich priester 10<br />

in ir gotshus zegeben. Als sich aber die aendrung mit hilf lieber,<br />

wiewol unelicher [195] goenneren verzoch, bracht <strong>der</strong> lieben bruee<strong>der</strong><br />

mer durch iren vogt, venner Casper Haetzeln, zuo weg, dass, uss<br />

verwilligung eines rats, <strong>der</strong> meister in kerker gelegt ward;<br />

und, wie die bruee<strong>der</strong> nacher sagten — dan nit on argwon was, 1-,<br />

er haets nit selb ton — so hat er ein baendel ab siner Schüben<br />

gerissen, und sich damit an ein kleine bissen, oben in d'wand<br />

gestekt, gehaenkt, und also leinend, dan er sich im kercher nit<br />

mocht ufrichten, uf den knuewen erworget 2 ). Er was ein glerter.<br />

ansichtiger, gselliger man, und zuom Narren angnem 3 ), hat die 20<br />

kilchen und kor, und vor im her Hans Regenser den kilchturn.<br />

und nach im her Hans von Costentz ir saesshus und beincapel.<br />

von nuewem ufgebuwen. So rieh was des heiligen Geists nam un<strong>der</strong><br />

des heiligen babsts ablass, friheit und gwalt, dis geistlose geister<br />

friend und schirmend, aber die geistlichen geister bindend und M<br />

{72) schindend. |<br />

[196] Vereinung des kuengs von Frankrich uud <strong>der</strong> Veuedier<br />

wi<strong>der</strong>n herzogen von Mejiand.<br />

Als die Venedier und Florentiner von <strong>der</strong> stat Pisa wegen<br />

gegen enan<strong>der</strong> in schwerem krieg stünden, und aber herzog 3»<br />

i) Steffansfelden im Unterelsass, das Hauptordenshaus für Deutschland,<br />

von dem auch das Haus in Bern abhieng.<br />

2 ) Die Geschichte ist erzählt in einem Schreiben des Raths an den Ordensgeneral<br />

vom 11. September (Miss. J. 250 b ), wo jedoch alle Schuld dem<br />

Meister zugelegt wird.<br />

3) Gern gesehen in <strong>der</strong> vornehmen Gesellschaft zum Narren o<strong>der</strong> Distelzwaug.


266 1499<br />

Ludwig von Meyland, <strong>der</strong> Venedier pundgnoss, hilf den Florenzern<br />

tat, also dass die Venedier mit verlust ein bösen bericht annemen<br />

und die Pisaner verlassen muostend'); hierum si, über<br />

den untruewen herzogen erzuernt, glich zuo ingang diss jars santends<br />

5 ir treffenliche botschaft zuom nuewen kueng von Frankrich, mit<br />

hohem gruoss und gluekwunsch von im begerende das, darzuo si in<br />

zuovor selb gneigt und bereit wuesten, [197] naemlich einen pund<br />

wi<strong>der</strong> den Meylaendschen herzogen zemachen, also, wenn das herzogtuom<br />

mit gmeiner hilf erobret wurd, dass dan inen zii irem<br />

io teil fuer eigen bliben soeltid die staet und herschaft Cremona, und<br />

etlich andre plaez, uf ir siten gelegne.<br />

Rüstung des kuengs in Meyland.<br />

Harzuo, nachdem <strong>der</strong> kueng gern, wie zuo sinem nuz, verwilliget<br />

und mit inen begerte vereinung beschlossen hat, huob<br />

15 er an, sich fuer und fuer zuo disem krieg stil zeruesten. Und damit<br />

<strong>der</strong> Meylaendsch herzog vom Roemschen rieh und kueng, item<br />

und von den Eidgnossen, we<strong>der</strong> vereinung noch hilf haben moechte,<br />

und also hilflos wurde, kart er wislich allen fliss an, dass <strong>der</strong><br />

krieg, so zwischen dem Schwaebschen und Eidgnoessischen pund<br />

so in heisser aschen drochen lag, uf- und ussbruenne, und, so diss<br />

beschaehe, dass denn d'Eidgnossen uf sinen mächtigen [198] bistand<br />

vertroest, mit im gmeinlich, wie ers nie hat | vermögen, in hilf- (73}<br />

liehe puendnuess kaemid; das er ouch alles, doch nit on vil geltes,<br />

nach sinem anschlag ziiwegen bracht, und das dester liechter, so<br />

i> die Urner und Puenter mit dem herzogen spaennig, ouch gern<br />

etliche stuk von Meyland haettid bezogen, im ouch stimpten.<br />

Sagt vil zuo, das nach erobreter sach min<strong>der</strong> o<strong>der</strong> nuet ward.<br />

Liess durch margrafen Cristof von Baden allerhand Tuetsch<br />

knecht ufnemen. Ward beiden grafen, Baden und Nuewenburg 2 ),<br />

M und ouch den knechten be<strong>der</strong> sit, vom Roemschen kueng und von<br />

i) Zufolge eines Schiedspruchs des Herzogs von Ferrara vom 9. April.<br />

*) Nämlich dem obgenannteu Christoph, Markgrafen von Baden und<br />

Hochberg, und seinem Vetter, Philipp von Hochberg-Sausenberg, Herrn zu<br />

Röthelen und zu Neuenburg.


1499 267<br />

gmeinen Eidgnossen streng verboten; deshalb vor beschlossnem<br />

friden ein stat Bern etlich ir burger, nämlich Michel Glasern,<br />

Bendict Möllern, junkher Joerghen de Riva, und [199] Wi<strong>der</strong>n<br />

von Sana, gvaenklich annamen: windend nach beschlossnem friden<br />

uf buergschaft und geluebt ledig gelassen. Dennocht bracht <strong>der</strong> s<br />

kueng ein gwaltigen zueg uf, und macht ouch mit dem Safoyschen<br />

herzogen, durch des land er ziehen muost, ein vereinung.<br />

Wie <strong>der</strong> Meylaendisch herzog bin Tatschen und bim Türken<br />

hilf sucht wi<strong>der</strong> d'Franzosen und Venedler.<br />

Als aber <strong>der</strong> Meylaendisch herzog e"gemelts anschlags innen io<br />

ward und befand, dass er dem Franzosen ze vil vertruewt, untruew<br />

sinen puntgnossen, den Venetianern, ton, item und mit gmeinen<br />

Eidgnossen um vereinung, und insun<strong>der</strong>s gegen den Urnern und<br />

(74) Puentnern um vertrag, nach gestalt siner sachen, oft von einer |<br />

truewen stat Bern gewarnt, unwislich gehandlet hat, bedacht er is<br />

sich, [200] als von ie<strong>der</strong>man verlassen, im zuo rettung den Tuetschen<br />

krieg zuo berichten, damit ob er ie d'Eidgnossen nit vermöchte,<br />

als dem kueng verpunden, dass in doch nach schuldiger<br />

pflicht <strong>der</strong> Roemsch kueng und des richs stand vor den Franzosen<br />

schützen und schirmen moechtid; item und den Tuerkischen keiser so<br />

Bajazet, im die Venedier abzenemen, uf zuo bewegen. Sant hierum<br />

sine fuernemen boten an dis bede ort, macht bi den Tuetschen,<br />

aber im ze spat'), frid, gab gross gaben und soeld vergeblich uss,<br />

und bracht, aber im on nuz, den Türken mit semlicher macht<br />

ufs mer und erdrich 8 ), <strong>der</strong> glichen nie vor; welcher ouch den a*<br />

Venedigern unzaelieh grossen schaden, durchs Foriul 3 ) heruf biss<br />

gon Tervis 4 ), an land und lüt, und desglich uf da anstossendem<br />

mer taet. Mocht dennocht sinen ufwiser nit erretten, <strong>der</strong> im hat<br />

fuergeben, wie <strong>der</strong> Französisch kueng und die Venedier [201] sich<br />

wi<strong>der</strong> si haettid verbunden, soelte vorkummen und im iren anschlag so<br />

helfen brechen.<br />

') Siehe oben Seite '249.<br />

2) Im October 1499. — Vergl. aber LTman a. a. 0. 1. 801. Anm.<br />

3 ) Forum Julii, Friaul.<br />

4 I Treviso.


268 1499<br />

Zu dem ermant und gebot <strong>der</strong> herzog allen sinen zuom höchsten<br />

muglich, insun<strong>der</strong>s dem adel, raten und amptlueten, im geschworne<br />

truew zuo leisten und guote sorg zehaben. Nam uf angende<br />

not grosse Schätzung und sinen vor gsamten schaz in sin<br />

5 gwarsame zusammen, hiemit also, was glueks im begegnen woelte,<br />

zuo erwarten. |<br />

Anzug <strong>der</strong> Franzosen und <strong>der</strong> Venedier ins herzogtuem<br />

Meyland, item und flucht des Meylaendischen herzogen<br />

zum Roemschen kueng.<br />

io Do nun <strong>der</strong> kueng von Frankrich zu end Ougst mit drien<br />

gwaltigen hufen wol geruest ubers buerg gezogen, durch sin stat<br />

Ast, das Meylaendisch herzogtuom ruch angreif, etlich pläz den<br />

kriegsknechten zepluendren und zewueesten erlowt, Alexandriam')<br />

nit on be<strong>der</strong> teil schaden gestirmt und gewunnen, und sich Pafy 2 )<br />

u vor ufvordrung ergeben hat; und desglich die Venedier, wiewol<br />

vom Tuerken vast schädlich ubervallen, an irer siten ouch taten,<br />

kam <strong>der</strong> Meylaendsch herzog, e dan er einchen viend gesehen,<br />

in ein so verzagte vorcht, dass er sinen schaz, uf 30 multier<br />

geladen 3 ), sine kind und gsind, mit sinem bruo<strong>der</strong> Ascanio 4 ), car-<br />

20 dinal, durch's Veltlin gon Botzen in die Etsch zuo sinem herren<br />

und schwager, dem Roemschen kueng, zuo floecht. Und als er nun<br />

ouch den sinen, die in wegen siner hochmueetigen, gitigen haertigkeit<br />

hassten, nit dorst truewen, besatzt er die besten pläz und<br />

bevalchs sinen vertruewsten, und insun<strong>der</strong>s das ungwinglich gacht<br />

25 schloss [203] zuo Meyland, von sinem redlichen vater zuo allem<br />

vorteil stark erbuwen, gnuogsam mit spis, gelt und gwer fuer 2000<br />

man uf zwei jar versehen, gab er in sinem liebhart, Bernhardin<br />

de Curt 5 ), welchen er uss nuet vil gemacht hat. Bat und ermant<br />

') Alessandria; am 28. August (s. Ranke, Gesch. d. rom. u. germ. Völker,<br />

3. Auü. S. 119.)<br />

8 ) Pavia.<br />

3 ) Es sollen noch 240,000 Dukaten gewesen sein.<br />

4 ) Ascanius Sfortia.<br />

») Bernardino da Corte, ein Edelmann aus Pavia, des Herzogs Günstling.


1499 269<br />

(76) si und | menglich zum hoechsten, bi gschworner pflicht, si soeltid<br />

an im bstaendig bliben, so woelte er ilends mit starker hilf und<br />

entschuettung wi<strong>der</strong> kommen, verliess hiemit sin land und floch<br />

sinen geflochten nach, im fuenfzigesten jar, so sin gschlecht<br />

Sfortia das herzogtuom Meyland brachtig und gwaltig hat be- 5<br />

herschet.<br />

Iunemung des herzogtums Meyland vom kueng von<br />

Frankrich.<br />

Und.also, so bald <strong>der</strong> herzog [204] vom land was geflohen.<br />

weret sich niemands me, sun<strong>der</strong> schruwend: Frantza! Frantza! i»<br />

und gabend sich eintwe<strong>der</strong>s selb uf, o<strong>der</strong> liessend sich usskoufen,<br />

wie ouch <strong>der</strong> egenamt Bernhardin verräterisch nam den halben<br />

teil husrat und 10,000 krönen schenke, und zoch on not ab 1 ).<br />

Also gewan <strong>der</strong> omaechtig, verräterisch git diss schloss, das vor<br />

von macht ungwinlich gerueemt was. Der verraeter, wie billich i-><br />

veracht, von sinem eignen hand strik kum errett, starb ellenklich 2 ).<br />

Do wurden die Tuetschen knecht in den zuosaetzen al eintwe<strong>der</strong>s<br />

nackend hinweg geschikt o<strong>der</strong> gehenkt o<strong>der</strong> erstochen.<br />

Des kuengs von Frankrich zue Meyland inriten, haudlung,<br />

Verordnung und heimfart. »<br />

77) Do nun d'Franzosen und die Vene [205J dier diss mächtig i<br />

herzogtuom ungloeblich, e dan das zegwinnen geruest, on streich<br />

gewunnen hatten, reit <strong>der</strong> kueng, mit vast herlichem triumpf enpfangen,<br />

zuo Meyland in 3 ). Da wuenschtend im gluek und begerteud<br />

siner kuenglichen majestat huld und frid <strong>der</strong> babst und al Italisch *><br />

herren und staet. In <strong>der</strong>en gegenwaertikeit schwuorend im die<br />

Jenueser und Meylaen<strong>der</strong> als irem angebornen herren, begerten<br />

gnad und schirm.<br />

i) Ende September.<br />

2) Er soll sich erhängt haben, s. Ranke, Gesch. d. germ. u. rom. Völker,<br />

S. 122 u. H. Leo, Geschichte d. Ital. Staaten, Band 5, S. 129.<br />

3 ) Am 6. October.


270 1499<br />

Do sagt inen <strong>der</strong> kueng, wie dass er, von elichem stammen<br />

siner anmuoter ir recht angeborner her, waere sines erbs bisshar,<br />

zwingen<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>nuess halb, ussgestanden; und so im nun Got<br />

das gluek haette verluehen, das er das, und si, die sinen, vom<br />

b untruewen tyrannen hätte on schwert erloest, so sie sin kuenglicher<br />

wil, si als die sinen, nach gebuer eins natuerlichen, frommen fuersten,<br />

in gnad, friheit, recht und in schirm zehalten und truelich mit<br />

aller siner kuetiglichen macht zeschuetzen, [206] wo si im, wie er<br />

inen vertruwte, nach frommer un<strong>der</strong>tanen ghorsame, truew hieltid;<br />

io dan wo nit, so inueestends, so lang und wit sine kuengliche macht<br />

reichte, mit fuer und isen zwungen, das und me tuen, das si iezt<br />

uss sinen gnaden und irem willen zettln habid angenommen.<br />

Und damit si sinen gnädigen willen erkentid, so lass er si<br />

bi iren rechten und friheiten bliben, woelle kein beschwerd uflegen,<br />

io sun<strong>der</strong> vom tyrannen ufgelegte | mindren. Lasse inen von jär- (78)<br />

licher rent, so da bringt 1,608,086 Turser pfund'), tuot ob 800,000<br />

dukaten, ab: 985,086 pfund.<br />

Und damit si dester bass in ruow und einikeit kommid und<br />

blibid, woelle er niemands vons tyrannischen anhangs wegen uss-<br />

3o lassen, usstriben, vehen noch strafen; desglichen si gegen enan<strong>der</strong>n<br />

ouch solid tuon, angesehen, was uebels und Schadens [207] die<br />

zwiträchtigen, ufrueerischen partien und rotten ganzer Italischer<br />

nation an üb, er und guot vil jar gebracht und täglich bringend.<br />

Darzuo er inen nit einen froemden, sun<strong>der</strong> iren landsgebornen, an<br />

25 sine stat zi'i stathaltern und regenten gebe, mit nammen den<br />

edlen, wisen, zuo frid und krieg wolgeschikten und erfarnen Jan<br />

Jacob Triulsen, vor, von des tyrannischen regiments wegen, uss<br />

dem sinen hin<strong>der</strong> in, sinen | herren, gewichen; item und ein ge- (79)<br />

lerten, wisen, geistlichen kanzler, den bischof von Lussin.<br />

so Demnach besazt <strong>der</strong> kueng die namhaften pläz mit den sinen<br />

und mit Schotten und Eidgnossen, nämlich so sezt er gon Jennow<br />

her Philippen von Ravenstan 2 ), ins Meyländisch schloss her<br />

') Turser-Pfund, livres de Tours, livres tournois.<br />

2) Philipp von Cleve, Herr von Ravenstein, vergl. über ihn Schmidt,<br />

Gesch. von Frankreich, Bd. II, 540, 541.


1499 271<br />

Quintin, Schott, mit 200 Schotten und so vil Franzosen, <strong>der</strong> ouch<br />

das unss zuo letster usshingerung und des kuengs verlassung redlich<br />

enthielt.<br />

[208] Do nun <strong>der</strong> kueng das erobret herzogtuom meint wol<br />

versorgt und versicheret haben, zoch er im Cristmonat wi<strong>der</strong> s<br />

mit erlangtem triumpf, lob, er und gut in Frankrich heim.<br />

Ein foruk zue Paryss ingevallen.<br />

Indes was zuo Paryss die nuew Seckabruggi), welche in <strong>der</strong><br />

laenge 4 schuoh und 70 schritt, und in <strong>der</strong> breite 18 schritt hielt,<br />

und daruf 60 wolgestalter huebscher hueser, so jaerlich 800 pfund io<br />

zins gaben, morgen um nuene ganz zerrissen, und nit on vast<br />

grossen schaden ingevallen.<br />

Der Venedier gwin in Lamparten und verlust am Tuerken.<br />

Desglichen so versorgten die Venedier iren lang begerten<br />

(80) gwin, durch den si hoften, bald das ganz | herzogtuom, als inen 15<br />

zebehalten wolgelegen, [209] zegewinneu; feit allein am ungunst<br />

<strong>der</strong> Lamparter, uss untruewer nachpurschaft erwachsen. Hattend<br />

aber hie niena so vil gwins, dass er den zechenden teil Schadens,<br />

von irem puntgnossen, dem Tuerken, enpfangen, abtragen mochte;<br />

dan zuo dem, dass inen <strong>der</strong> grim Tuerk uf land und wasser on M<br />

zal volks erwürgt und hingfueert, gerowt und brant hat, nam er<br />

inen und zerstoert die alt mer-stat Lepant 2 ) und die guote stat<br />

und insel Modon 3 ), doch nit gar on schaden, dan si im hargegen<br />

ouch ein zal schiffen und inseien abjagten. Verschiktend in ein<br />

ruche insel iren treffenlichen mer-hoptman, Antonin Griman 4 ), 2.-.<br />

verdamt als den, so uss zagheit o<strong>der</strong> hinlaessigkeit ungezwifleten<br />

sig hatte zweimal verloren, die, so zuom strit unghorsam waeren<br />

gsin, ungestraft hingelassen, und [210] er selb, vor ersatzung,<br />

(81) von sinem ampt, e zit, abgezogen wäre. |<br />

i) Sequana = die Seine. Der Einsturz ereignete sich am 25. October.<br />

(Beguillet, Hist. de Paris, tom. 1, p. 125.)<br />

2 ) Lepanto in Griechenland.<br />

3 ) Die Stadt Modon, an <strong>der</strong> Südwestspitze von Morea, (Peloponnes,)<br />

wurde im August 1500 von den Türken erobert.<br />

4 ) Antonio Grimani.


272 1499<br />

Des kuengs von Frankrich verkuendung, erbietung und<br />

vordrung uss lleyland an gmeiii Eidgnossen.<br />

Sobald <strong>der</strong> kueng von Frankrich den Meylaendschen herzogen<br />

vertriben hatt, schikt er ilends sinen posten, und dem nach den<br />

5 belle von Dision, zuo Kum') praefect und <strong>der</strong> Tuotschen hoptman,<br />

zuo gmeinen Eidgnossen gon Zürich, inen zuo froeud sinen grossen<br />

sig und gluek ze verkünden, ouch inen sin sundre fruentschaft und<br />

gnad anzesagen, also, dass si sich <strong>der</strong>en zuo im nit allein als<br />

kueng zuo Frankrich, sun<strong>der</strong> ouch als herzogen zuo Meyland, solid<br />

i« trostlich versehen; wolle inen ouch alles und mer, nach merem<br />

vermögen, guots tuon, wan die tyrannischen Sfortia nie getan,<br />

noch vermögen habid. Hiemit si trungenlich zemanen, in pflicht<br />

irs punds, sinem viend, dem Ludwig Sfortia, keinen ufhalt noch<br />

bistand, [211] sun<strong>der</strong> im, irem truewen fruend, zuohalt und zustand<br />

i5 zetuon; und hieruf, uf sin ervordrung, ire knecht sinem belle<br />

zuozelassen, <strong>der</strong>en er doch nit an<strong>der</strong>s bedoerf, wen dass si, iezt<br />

mueessig und arm 1 , nit sinem viend, uf sin anreizung, zuoloufid.<br />

Des vertribnen herzogen ernianuiig und nit an gmein<br />

Eidgnossen.<br />

w üesglich so beval <strong>der</strong> vertriben Meylaendsch herzog sinem<br />

Visconten, gmeinen Eidgnossen sine rechtlose, | gwaltige ent- (82)<br />

Setzung hoch und herzlich zeklagen und si, in ansehen siner<br />

willigen guttat, so er inen iezt ouch in eigner not und ie vor<br />

geton haette, und noch, wo es, wie er zuo Got und recht verhofte,<br />

23 sines Vermögens wurde, flissiger tuon woelte, zuom höchsten ermanen<br />

und bitten, in nit also, wi<strong>der</strong> Got und recht, von dem sinen<br />

lassen und helfen vertriben, ie doch e, wie er gegen inen mit<br />

merklicher [212] arbeit und kosten, on alle bedurung, gern habe<br />

ton, uf sinen kosten und gueetige belonung, im ouch hargegen<br />

•M helfid frid suchen.<br />

•) Como.


1499 273<br />

Abscheid gmeiner Eidgnossen uf gedachter botschaft<br />

anbringen, <strong>der</strong> knechten halb.<br />

Uf egedachter botschaft anbringen, wiewol etliche ort, insun<strong>der</strong>s<br />

Bern, vermeinten, man wäre dem kueng nit schuldig,<br />

wi<strong>der</strong>s Roemsch rieh, und wi<strong>der</strong> rechtsanrüfung des gwaltig ver- 5<br />

tribnen herzogen, ire knecht zuozelassen, man soelte si von beden<br />

teilen weren und abmanen, und zwischen inen fridliche mittel<br />

suchen; so war doch's mer <strong>der</strong> Eidgnossen, dass, sitmalen <strong>der</strong><br />

kueng das herzogtuom hätte ingenommen und ouch recht hätte,<br />

man im, nach lut des punds, ire knecht soelte zuolassen, und vom M<br />

herzogen weren und abmanen, aber im ouch ze helfen, fruentliche<br />

weg suocheni).<br />

[213] Zum kueng von Frankrich gmein Eidgnoessische<br />

boten gon Meyland.<br />

Ouch so ward da verordnet, dass angends von iedem ort 15<br />

ein bot, uf den 21. tag October zuo Ure versampt, mitenandren<br />

soeltid da dannen zum kueng gon Meyland | riten, im da in gmein<br />

Eidgnossen nammen zuovor vil gluek zewuenschen, und um bewiste<br />

hilf, ouch iezt entbotne gnad hoch zedanken und willigen verdienst<br />

zesagen, mit anzeig, dass im <strong>der</strong> Eidgnossen krieg zu 20<br />

siner sach ganz för<strong>der</strong>lich und nuzlich sie gsin. Demnach mit<br />

im zehandlen, fuernemlich von <strong>der</strong> capitel, pension und ansprachen<br />

wegen, so ein Eidgnoschaft mit dem herzogen und hus Meyland<br />

habe gehaept, die zuo ernueweren und zuo bestaeten, und ob sichs<br />

fueegte vons herzogen, ie doch vons Visconten wegen, etwas fruent- 25<br />

schaft und gnad zesuochen; dan er ouch geholfen, und nit wenig<br />

verlorn gelts ussgeben hat.<br />

[214] Reiszug <strong>der</strong> Eidgnoessischen knechten zum kueng von<br />

Frankrich in Lamparten.<br />

Uf gemelten abscheid, als dem belle <strong>der</strong> Eidgnossen knecht .»<br />

zugelassen und dem herzogen abgestelt waren, da liefend die<br />

') Eidg. Absch. III. 1, 634 (16. September).<br />

IS


274 1499<br />

hoptlüt und knecht, so vom Galeats bestelt, so vil gelts haftend<br />

enpfangen, dass er um den verlust gmein Eidgnossen klagend<br />

anruoft, von Kur mit enpfangnem gelt; ein teil fuor zuom herzogen,<br />

ein teil heim, und <strong>der</strong> merteil dem belle nach gon Ure, dahin<br />

5 er 20,000 knecht hat zusammenbracht; mustret da 8000 uss, welche<br />

mit ungedult und boesen worten wi<strong>der</strong> heim giengen; zoch mit<br />

12,000 und 40 verordneter hoptlueten gon Kum, und da dannen<br />

mit einem züg ins Veltlin, das die Herzogschen noch den Franzosen<br />

hattend vorbehalten, und fuer Tron •), darin 800 lanzknecht<br />

io [215] lagend, und gewan die plaez. Da schwörend die lanzknecht:<br />

Boz marter! sind wir denn niena vor den Swi|tzeren (84)<br />

sicher? si hond uns diss jars uss drlen staeten geroecht. Demnach<br />

teilt <strong>der</strong> belle sine Eidgnossen in etliche zuosaez und huoten.<br />

Abvertigung <strong>der</strong> Eidgnossen boten und reisknecht vom<br />

u küng uss Lamparten.<br />

Aber demnach <strong>der</strong> kueng hat sin herzogtüm besezt, den<br />

babst und das ganz Italia versient, und alle sine sachen so wol<br />

versorgt, dass er heimfarend vermeint, <strong>der</strong> Eidgnossen, so ganzem<br />

Italia zuo schrecken waren beschikt, nuet me ze bedürfen, wurdens<br />

20 angends nach Franzesischer gwonheit uuwerd.<br />

Und ire botschaft ir personen halb mit zerung und gaben<br />

wol und örlich, aber ir gschaeften halb laer und bloss [216] vom<br />

kueng heim gevertiget, uf sundre botschaft, so er aller Sachen<br />

halben, d'Eidgnossen berueerend, inen fuer<strong>der</strong>lich zuo woelte schicken.<br />

»5 Deren von Ure um Bellenz und Lowerstal 8 ) anmuotung warend<br />

gar abgschlagen, wan <strong>der</strong> kueng vons Roemschen richs lehen nuet<br />

zevergeben hätte, und doch inen das und me im vordrigen zug<br />

zegeben selbs willens hat verheissen.<br />

Von Zuerich was bot burgermeister Aescher; dem wurden<br />

ao zuor zerung 300 krönen geschenkt. Von Bern | her Hans Ruodolf (85)<br />

von Scharnental, riter, und Hans Lin<strong>der</strong>, venner.<br />

') Tirano.<br />

•) Lugano, ehemals deutsch Lauis. Der König hatte vorher den Urnern<br />

Hoffnung auf Anerkennung ihrer Ansprüche gemacht.


1499 275<br />

Die knecht aber, als man si anhuob uebel halten und uebel<br />

und nuet bezalen, woltends selb nit me dienen noch bliben, und<br />

wie wol des babsts sun, herzog Valentin 1 ), <strong>der</strong> Roemschen kilchen<br />

hoptman, in nammen sines heiligen vaters si begert um guten<br />

jubelsold 2 ) anzenemen, brachends doch uf [217] al, bis an 2000, •><br />

welche mit dem Franzesischen belle <strong>der</strong> unkristlichen Roemschen<br />

kilchen tyrannischen dienst annamen, und zugend um S. Thomas<br />

tag 3 ) mit undult und klag heim. Ruoftend ire herren an um hilf,<br />

iren sold vom kueng ze beziehen; doch so warend iren vil mit sehne,<br />

darin si ze tod erfruren, un<strong>der</strong>wegen bezalt; und dennocht, wie »<br />

vast si sich solds und frosts erklagten, sobald ein nuew soldgschrei<br />

kam, liefends, £ dan <strong>der</strong> todschne zerschmolzen was, wi<strong>der</strong>um hin.<br />

Einer Eidgnoschaft andrang.<br />

Die unghorsamen, und die dem Meylaendschen Visconten unverdient<br />

geld hattend abgenommen, wie vast erklagt, und wie 15<br />

vast d'Eidgnossen zuo tagen, um straf und um Wi<strong>der</strong>legung, abscheid<br />

gaben, so kunten doch die meschuldigen [218] obren die<br />

min<strong>der</strong>schuldigen un<strong>der</strong>tanen so gar nit zuom joch bringen, denn<br />

(86) dass ungestraft | und unverschämt, durch me git und unghorsame<br />

me sträflich unbil und schamlich unredlikeit fuer und fuer muost 20<br />

entston und zuonemen.<br />

Dan wiewol siter und uss dem Franzesischen geltpunt vil<br />

und ouch al hienacher kommen unschik und alter erberkeit und<br />

ufrichtikeit veraendrung in einer loblichen Eidgnoschaft sind erwachsen,<br />

so ist doch ir hochgeachter ehrlicher nam und glow biss 25<br />

iezt hin unverlezt und unverluembdt beliben und ufrecht bestanden.<br />

Wie es aber hienach gangen sie, werden nachvolgen<strong>der</strong><br />

jaren geschichten klarlich anzeigen, dass ein Eidgnoschaft mit<br />

vast grossen gschaeften <strong>der</strong> baebsten, [219]keiseren, kuengen, forsten,<br />

landen und staeten, in<strong>der</strong>t und usserthalb, dahin verfueert ist wor- 30<br />

den, dass si sich selbs nit uss eigner, sun<strong>der</strong> uss Gots gnad und<br />

,) C«sar Borgia, Herzog von Valentinois.<br />

2; Doppelsold, vielleicht des Jubeljahrs wegen, vergl. hienach S. 280.<br />

') 21. December.


276 1500<br />

gab hat mueessen hin<strong>der</strong>sich ziehen, und, so ver moeglich, wi<strong>der</strong><br />

nach alter erberkeit und ufrechtikeit, wieGots wort lert, gedenken,<br />

und sich <strong>der</strong>en nach ernuewern und besseren. Harzuo ir und allen<br />

cristgloebigen um Cristi willen Got gnad, fuergang und bstand<br />

s verüh und gebe. Amen.<br />

[220 leer; 221] 1500.<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 8. Keiser: Maximilian 8. Franzesischer<br />

kueng: Ludwig XH. 3. Schultheiss: von Diesbach 3. | (87)<br />

Nammen <strong>der</strong> fuernemsten herren, so zft diser zit in <strong>der</strong><br />

io weit regiert houd.<br />

Im jar Cristi Jesu 1500 sind verzeichnet worden dise namnen<br />

<strong>der</strong> fuernemsten herren, so zuo diser zit <strong>der</strong> weit regiment<br />

Iiond ingehaebt. Nämlich: in India: Noad Gyan, von uns gnemt<br />

priester Jan'). In Egypten und Suria, darin Jherusalem: soldan<br />

15 Melech Laseraf 3 ). Zuo Constantinopel, in Kriechen und min<strong>der</strong>-<br />

Asia: Türkischer keiser Bajazet. Zuo Capha 3 ): Bajazets sun Mahmeth.<br />

In Persia: Asymbeus 4 ). In Hiberia 5 ): Bacharet Melech.<br />

In Carmania 6 ): Lambraibech. In <strong>der</strong> grossen Tartari: <strong>der</strong> groest<br />

Tartar Nogais 7 ). In <strong>der</strong> mitlen: Tatis Lordo. In <strong>der</strong> innern:<br />

so Mahmet. In den wissen Russen: Johannes Varsily 8 ). In Poland:<br />

[222] kueng Alexan<strong>der</strong> 9 ). In Ungeren und Behem: kueng Lassei i0 ),<br />

egenants Alexan<strong>der</strong>s bruo<strong>der</strong>. In Tuetschland Roemscher keiser:<br />

') Der sagenhafte Priester Johannes.<br />

2<br />

) Der Mamelukenkönig von Aegypten und Syrien hiess damals<br />

Pschiambalath al Aschraf Abu! Nasr.<br />

3<br />

) Caffa die Hauptstadt <strong>der</strong> Halbinsel Krim, welche Mohamed IL im<br />

Jahr 1475 den Genuesen entrissen hatte.<br />

4 ) Azembeg o<strong>der</strong> Usun Hassan.<br />

5 ) Das heutige Georgien im Süden des Kaukasus.<br />

6 ) So nannte Ptolemaeus den südlichen Thäil von Persien.<br />

7 ) Nogais, vielleicht Verwechslung mit dem Volksnamen <strong>der</strong> Nogai-<br />

Tataren.<br />

8 ) Iwan III. Waailiewitsch, <strong>der</strong> Schreckliche, seit 1462.<br />

9 ) Alexan<strong>der</strong>, Casimir IV. Sohn, wurde erst am 17. Juni 1501 König -<br />

von Polen.<br />

'"> Ladislaus IL von Böhmen, seit 1490 auch König von Ungarn.


1500 277<br />

Maximilian. In Burgund und Ni<strong>der</strong>land: herzog Philip, des keisers<br />

sun. In Engenland: kueng Heinrich <strong>der</strong> VII. In Frankrich,<br />

zu Meyland und Jenow: kueng Ludwig XII. In Hispania: küng<br />

Ferdinand V. Zuo Portugal: Emanuel. In Afrika, zuo Tuneti):<br />

(88) kueng Mandes Abdale. | In Italia, zuo Napols: kueng Fri<strong>der</strong>ich, 5<br />

zuo Rom: babst Alexan<strong>der</strong> <strong>der</strong> VI, zuo Venedig : herzog Augustin<br />

Barbadico, in Saffoy: herzog Philibert.<br />

Zu Bern Schultheis und bed rat.<br />

In Bürgen 2 ) zuo Bern Schultheis, klein und gross raet, nämlich<br />

vom kleinen rat: her Wilhelm von Diesbach, riter, Schultheis; m<br />

[223J her Heinrich Matter, riter, her Rudolf von Erlach, bed<br />

altschultheis; her Adrian von Buobenberg, riter; her Hans Rudolf<br />

von Scharnental, riter; her Casper vom Stein, riter; doctor Thuering<br />

Fricker; Antoni Archer, seckelmeister; Niclaus Zurkinden,<br />

venner zuonPfistren; Peter Axhalm, venner zuon Schmiden; Peter «<br />

Strub, venner zuon Metzgern; Casper Wiler, venner zuon Gerberen;<br />

junkher Hans von Erlach, Casper Hetzel, Jacob von Wattenwyl,<br />

Jörg Fryburger, Antoni Bruegler, Bartholome Mey, Hans Lin<strong>der</strong>,<br />

Lienhart Wysshan, Rudolf Huober, buwher; Ludwig Tilger, Gilg<br />

Eschler, Peter Herischwand, Bendict Sporer, Lienhart Schaller, ao<br />

Rudolf Noetinger 3 ).<br />

Statschriber: Niclaus Schaller 4 ),<br />

Grossweibel: Hartman Hofman.<br />

Vom grossen rat <strong>der</strong> 200 die benamsten burger.<br />

Her Ludwig von Diesbach, riter, Ludwig Michel, Hans Wyss- »<br />

han, Erhart Speting, Hans von Gasel, Lienhart Huebsche, Mathis<br />

(89) Huober. Ludwig Geissman, [224] Peter | Ribo, Peter Truechner.<br />

Peter Hopf, Gilgian Im Hag, Vincenz Ditlinger, Hans Brunner<br />

Andres Regli, Hans von Gryers, des jars sechszechner 5 ).<br />

') Tunis.<br />

! ) Burgund.<br />

3 ) Im amtlichen «Osterbuch» des St.-Arch. stehen die Namen von<br />

Th. Friker und Rud. Nötinger nicht.<br />

4) Stadtschreiber von 1492 bis November 1524.<br />

5 ) Nach dem «üsterbuch» : Peter Hapch, und Andreas Uoggli, während<br />

Hans von Gryers fehlt.


278 1500<br />

Jacob, Brandolf vom Stein, Hans von Erlach, Melchior von<br />

Luternow, Casper von Muelinen, Bastian von Diesbach, Antoni<br />

Spilman, Gilgian von Rimlingen, Ludwig Bruegler, Rudolf Negeli,<br />

Clado Mey, Ruodolf Tilger, Gilgian, Hans, Stoffel Schoeni, Hans<br />

5 Hol, Heinrich Vischer, Hans Schindler, Joss Loebli, Mathis Zoller,<br />

Matheus Ensinger, Niclas, Peter Otti, Niclas, Peter, Peter Seitzach,<br />

Hartman, Antoni Hofman f ), Wilhelm Zieh, Ludwig, Dietrich Hübsche,<br />

Antoni, Thomas Sunnentag, Peter, Ruodolf Sunnenfro, Meinrad,<br />

Martin Goldschmid, Hans Kutler, Hans, Erhart Kueng, Lienhart<br />

io Gasser, Peter Esslinger, grichtschriber, Peter Gati, Hans Grafenried,<br />

Ludwig Ditlinger, Hans, Ruodolf Gue<strong>der</strong>, Ruodolf, Urban Bomgartner,<br />

Peter Stirler, Niclaus, Hans Herischwand, Jacob, Anton<br />

Ni<strong>der</strong>laen<strong>der</strong>, Hans von Werd, Lienhard Minsinger, Andres Lorbach,<br />

Jos, Barthlome Steiger, Niclaus Swinkart, Hans Krochtaler,<br />

w Niclaus Riben, Jacob Guotknecht, Andres Vermegker, Hans, Ludwig<br />

von Schupfen, Hans, Peter Voegeli, Peter Lap, Hans, Peter<br />

Keiser, Peter Knecht, Peter Ruof, Hans Mari, Peter von Büren,<br />

Hans Willading, Michel Glaser, Hans Frisching, Jacob, Niclaus<br />

Lombach, Hans Ernst, Heinrich, Niclaus Straeler, Joerg Wolf,<br />

so Ludwig von Louppen, Wilhelm Bleyer, [225] Antoni, Vincenz,<br />

Wilhelm, Peter Wysshan, Bartholome Buetschelbach, Peter, Hans,<br />

Simon Torman, Bendict von Wingarten, Tschan Kloss, Niclaus<br />

Hagelstein, Niclaus Brentzikofer, | Uoli Schalck, Niclaus Dietrich, (90)<br />

Hans Ulrich Meyer, Cuonrat Woelfle, Cuonrat Vogt, Hans Wagner,<br />

25 Hans Angelt, Hans Ougspurger, Mauritz Tuby, Burkart Koechli,<br />

Niclas Venringer, Erhart Kraft, Bendict von Swanden, Ruodolf<br />

Roten, Ludi Zuelli, Dreyer, Peter Bury, Michel Uotinger, Hans<br />

Isenschmid, Jacob Graf, Zenz 2 ) Archer, Niclaus Tutzman, Bernhart<br />

Armbroster, Cuonrat Eigensatz, Hans Joerg Fry, Uolrich<br />

3» Kindler, Bendict Rorer, Peter Steinberger, Jos Lin<strong>der</strong>, Bendict,<br />

Niclaus Brunner, Heinz Senser, Andres Hubler, Hans Ruodolf<br />

Wynman, Hans Imgfei, Baltis Vinsternow, Peter, Hans, Hans<br />

i) Im «Osterbuch», das manche Abweichungen zeigt, stand hier: Niclas<br />

Otti, Petter Seitzach <strong>der</strong> Elter, Hartmann Hofmann; von <strong>der</strong> Hand Anshelm's<br />

wurden obige Vornamen beigefügt, ungewiss ob als Zusätze o<strong>der</strong> als<br />

Berichtigungen.<br />

2) Vinzenz.


1500 279<br />

Zurkinden, Hans Buetikofer, Jacob Leman, Uolrich Gärtner, Mathis<br />

Reminger, Jacob Erck, Bendict Kyburger, Bernhart Furer, Hans<br />

Schädeli, Hans Siber, Erhard Un<strong>der</strong>hofer, Claus Stal<strong>der</strong>, Bernhart<br />

Wiler, Jacob Varner, Bendict Joss, Thomas Spaeting, Christa<br />

Sporer, Mathis Verr, Niclaus Murri, Bendict Berchter. s<br />

Es wurden vil und namhaft des jars von bürgeren und<br />

aemptern gestossen, von wegen <strong>der</strong> Lampartischen reis, und nämlich<br />

dis hoptluet bim kueng: Burkhart und Ludwig von Erlach,<br />

Ludwig von Bueren, Thoma Schoeni, Michel Huober, Hans von<br />

Wingarten, Niclaus Grafenried. Bim herzogen: Wilhelm von 10<br />

Diesbach, Hans Matter, Guotman Zoller; item und etlich an<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> roten maentelen rot 1 ), so heimlich gelt hatten genommen |<br />

von Thoma Schoeni; desse und Franzesischer pratik halb er,<br />

wiewol d'Eidgnossen zuom dritten mal fuerbit taten, mit schwerer<br />

urfecht ussert Bern stat und land muost sterben. Dan ein er- i*<br />

berkeit in stat und land was ganz streng wi<strong>der</strong> dis unghorsame<br />

reisgloef und geltpratik, wie billich, entsezt; [226] wan durch<br />

die ward alle oberkeit, erberkeit, heim, £r und eid übersehen<br />

und verschaezt, ouch die verschaetzung in ein gewerd gebracht.<br />

Wie herzog Talentin, des Konischen babsts sun, die graeflu 20<br />

von Forlin gfangen, ire und andre stiit und laud hat<br />

ingenommen.<br />

Nachdem und <strong>der</strong> Roemsch babst Alexan<strong>der</strong> sinen fuergeliebten<br />

sun, herzog Valentin, so vor ein geistloser cardinal war gsin,<br />

mit sinem veter') Johan Borgia, cardinal und legaten, den küng »<br />

von Frankrich in Meyland ze beleiten und mit demselben fruentschaft<br />

zemachen, hat gesandt, und da, zuo allein sinem gevallen,<br />

sinem sun eine Franzesische fuerstin von Valansen 3 ) erworben,<br />

bedacht sin heilikeit zit, irer begird und | fuernemen stat zegeben,<br />

nämlich nach siner [227] vorfaren glicher heilikeit die alten M<br />

geschlecht zuo Rom und in Roemscher kilchemnark 4 ) uszerueten,<br />

und das sin inzepflanzen. Nampt sinen egenanten harzuo gschikten<br />

•) Woher diese Bezeichnung, ist nicht erklärlich.<br />

2) Oheim.<br />

3 ) Charlotte d'Albret, Herzogin von Valentinois.<br />

4 ) Die Romagna.


280 1500<br />

sun herzog, und hoptman <strong>der</strong> heiligen Roemschen kilchen, befal<br />

im mit väterlicher hilf be<strong>der</strong> schluesslen gwalt und macht, die<br />

herren in S. Peters erb, von sinen vorfaren ingesezt, von wegen<br />

dass si, <strong>der</strong> heiligen kilchen unghorsam, lang kein tribut geben<br />

5 hättid, uszesezen, und sich selb in sinem nammen da gwaltigen<br />

keiser zemachen; wie dan sin fuernemen was, einen Roemschen<br />

keiser in Italia zestiften, und das mit gmeiner Cristenheit bluot und<br />

schweiss, so des ufgerichten und in alle Cristenheit ussgeschribnen<br />

jubefjars Romfart und ablas mocht ertragen, zuowegen zebringen.<br />

io Uf disen sines heillosen vaters cristlosen anschlag und bevelch<br />

[228] warb herzog Valentin um <strong>der</strong> Eidgnossen knecht, so vom<br />

kueng uss Lamparten woltend heimziehen; begert ouch hilf vom<br />

Franzesischen zuosaz. Also zoch im zu ein zal reisiger und <strong>der</strong><br />

Tuetsch belle mit 2000 Eidgnossen, unter denen von Bern hopt-<br />

ID luet waren: Burk|hart von Erlach und Jacob Jansse, mit welchen (93)<br />

er und mit grossem <strong>der</strong> Roemschen kilchen vast wol und gwaltig<br />

geruesten zueg, zoch fuer Forlin, da uszesezen die sun<strong>der</strong> huebsche,<br />

wise, dapfere, wol beratne und beretne graefin, frow Katherin,<br />

herzog Galeatz Sfortia ledige tochter und verlassne witwen graf<br />

so Jeronimus von Savon 1 ), welcher von sinem veter, babst Sixt,<br />

um 40,000 ducaten, von sinem schwaeher dargeben, gegräft [229]<br />

und ingesezt, aber nach 14 jaren von den sinen in sinem palast<br />

zu Imola ufrueerisch erstochen 3 ) und zuom fenster uss uf die gassen<br />

geworfen, sin wib und kind gvaenglich ingeschlossen. Und da,<br />

«5 als die ufrueerischen todschlaeger si, die gfangne graefin, um etliche<br />

ziisag und um ufgebung des Schlosses zuo Forlin trungend, sagt<br />

si alles behend zuo, allein man soelte si zuom hoptman ins schloss<br />

fueeren, mit im das ufzegeben zereden. Und da das beschach,<br />

hiess si das schloss beschliessen und bewaren, sprach, si wäre<br />

30 da wol, woelte nun luogen, wie iren zehelfen; beschikt angends<br />

von Meyland und von Bononia rettung, durch die si in ires suns<br />

Octavii nammen die ufruor stilt und straft, und ir regiment mit<br />

lob und gunst 13 jar biss iezt hat behalten. Iezt aber, [230] im<br />

ingang diss sines heiligen vaters riehen jubeljars, vom herzog<br />

i) Girolamo Riario, Graf von Savona, <strong>der</strong> Neffe des Papstes Sixtus IV.<br />

2) Am 14. April 1488


1500 281<br />

Valentin krieglich angefochten und belaegret, ward si so lang<br />

und so hart, ouch von ires veters, herzog Ludwigs, flucht, ge-<br />

(94) ängstiget und genoet, dass si sich mit aller hab muost übergeben'). |<br />

Also nam des babsts sun ire staet, schloss und land in und<br />

bracht si mit semlichem triumpf, als haett er einen mächtigen 5<br />

fuersten überwunden, sinem heiligen vater gon Rom, zoch demnach<br />

fuer, und vertreib und ver<strong>der</strong>bt den herzog von Urbin und<br />

vil an<strong>der</strong> fuersten, herren, und beschmaecht frowen, liess ouch fuernäm<br />

edel Roemer wuergen und berowen. Hielt sich mit sines<br />

heiligen vaters beiden schluesslen, dass vor im in S. Peters erb is<br />

und daneben kein schloss verschlossen mocht bliben, sun<strong>der</strong> in<br />

drten jaren alle [231] nach sinem tyrannischen muotwillen also<br />

in sine vorcht zwang, dass im in ganzem Italia niemand dorft<br />

wi<strong>der</strong>ston, und keiser in Italia von menglichem genaemt und<br />

gschriben ward, unss dass <strong>der</strong> gerecht Got, scheidende, alle dise 15<br />

mutwillige tyranni und grosse hochfart nach des heiligen vaters<br />


282 1500<br />

irem verlornen herren anhuobend nachsinnen, welcher ouch selb (96)<br />

für und fuer sines wi<strong>der</strong>inkommens halb nit firet, sun<strong>der</strong> warb<br />

emsig an Roemschen kueng, ans rieh und an d'Eidgnossen um hilf,<br />

also dass er zuo sinen Lampartern vom Roemschen kueng uf 8000<br />

5 lanz [233] knecht, die reisige Waelsche gard mit gschuez, und bi<br />

6000 Eidgnossen, unter welchen von Bern on urlob hoptluet:<br />

junkher Wilhelm von Diesbach, Hans Matter, Guotman Zoller,<br />

Peter Schleif, Hans Wahrer, Antoni Wy<strong>der</strong>, Crista Saler, Jörg<br />

von Riva, Heini Meyer von Lenzburg, Rudolf Suter von Zofinio<br />

gen, des herzogen venner, item und Joergen uf <strong>der</strong> Fluo mit 3000<br />

Wallisseren, mit ueberschuetnem gelt und grossem verheissen hat<br />

ufgebracht. Schikt do im Jaenner sinen bruo<strong>der</strong>, den cardinal, mit<br />

einem zueg vor dannen und zoch demselben ins ufgeton land<br />

angends nach. Do wurden d'Franzosen zuo Meyland und an anl»<br />

dren enden ussgestossen und etlich erschlagen, und aber <strong>der</strong><br />

herzog und die sinen froelich wi<strong>der</strong> ingelassen 1 ); erobret also schnei<br />

und on not den merteil sines herzogtuoms, on die starken schloss,<br />

[234], welche <strong>der</strong> Franzosen zuosaz behielt.<br />

Wie des kuengs stathalter, <strong>der</strong> Trivuls, von Meyland ab-<br />

20 gewichen, um hilf warb und die schnei ervolgt.<br />

In dem aber, als des kuengs stathalter, <strong>der</strong> Trivuls, mit den<br />

sinen, <strong>der</strong> bi 4000 waren, muost bi | nacht uss Meyland gon (97)<br />

Nawerr und da dannen gon Wersel s ) wichen, sant er ilend post<br />

zu sinem herren kueng in Frankrich, zun Venediern, hoptman<br />

2Ä Nussbomer um 3000 knecht zuon Eidgnossen, und zürn herzog<br />

Valentin, so iezt Forlin gewonnen, und Pisaner angriffen hat, im<br />

geluehnen zueg ansehens zuo des kuengs not wi<strong>der</strong> zestellen. Also<br />

brach diser zueg von stund an nit mit laerer hand uf, zoch ins<br />

Herzogtum gegen Ast zu.<br />

•M [235] Un<strong>der</strong>wegen enbot <strong>der</strong> Meylaendsch Galeats den Franzesischen<br />

Eidgnossen, si soeltid um besseren sold zuo sinem herren<br />

gon Meyland, o<strong>der</strong> mit sinem gleit heimziehen; gabends mit ver-<br />

') Am 5. Februar.<br />

2 ) Novara, Vercelli.


1500 283<br />

achtlichen worten z'antwort: si haettid einen guoten herren und<br />

sold, und ir guot gleit bi in, nämlich die guoten glaenen und buechsen.<br />

Da, wan <strong>der</strong> Galeats <strong>der</strong> Eidgenossen nit hätte verschonet, wäre<br />

diser zueg ungeschlagen nit fuerkommen '); als er aber fuerkam,<br />

brach er zuo Dorton 2 ) in, berowt und verwuost alles, was da was, 5<br />

und kam also mit voller hand zuo den iren.<br />

So waren die Venedier uf und namend Loden 3 ) in, die pass<br />

an dem end ze behalten. So schikt <strong>der</strong> kueng den herren von<br />

Tschamon und sinen bruo<strong>der</strong>, den cardinal von Ruan 4 ), des kuengs<br />

(98) küng, mit eim vast | mächtigen zueg gon Wersel, und wiewol 1»<br />

nun d'Fran[236]zosen, stärker denn vor, mit irem kueng in Lamparten<br />

versamt waren, dorftens doch den herzogen nit on völlige<br />

hilf <strong>der</strong> Eidgnossen angrifen, muostend im Nawerren ouch lassen.<br />

Botschaft des Franzesischen kueugs an gniein Eidgnossen<br />

um hilf. »<br />

Deshalb do kam <strong>der</strong> erzbischof von Sans und sin belle uf<br />

21. Fok.den 21. tag Hornung gon Zuerich fuer gmein Eidgnossen, trungenlich<br />

ervordrende, nach lut des punts ire knecht sinem kueng zuo- und<br />

nit wi<strong>der</strong> in loufen zelassen, ouch die Puenter und Walliser vom<br />

herzogen, sinem viend, abzewisen 5 ). 20<br />

Antwort.<br />

Ward im von Eidgnossen z'antwort: wenn <strong>der</strong> kueng inen<br />

hielte, und die usständige schuld und sold abrichte, die Meyländische<br />

capitel und pensionen ufrichte, Bellitz und Lowers<br />

übergebe, so [237] woeltids im ouch halten und die knecht lassen. 25<br />

Soelte darum uf nächsten tag, uf Mitwoch nach <strong>der</strong> alten vassnacht<br />

6 ), hie antwort geben.<br />

') Vgl. Fuchs, die Mail. Feldzüge I, 295.<br />

2) Tortona.<br />

5 ) Lodi.<br />

4 ) Carl von Amboise, Herr von Chaumont, und Georg von Amboise,<br />

Erzbischof von Rouen und Cardinal; <strong>der</strong> letztere war Ludwigs XII. Hauptratbgeber,<br />

daher „de» küngs küng".<br />

5) Eidg. Absch. III. 2, S. 14. Die Antwort ebendaselbst, S. 15 und 20<br />

6) 11. März.


284 1500<br />

So ward ouch hie geraten, die knecht von beden teilen ze<br />

verbieten und hin<strong>der</strong>sich zehalten, deshalb <strong>der</strong> herzog abermals<br />

ein gross gelt verspilt hat und verloren.<br />

Des Roemschen kuengs botschaft an gmein Eidgnossen um<br />

s frid, vereinung und schirm des herzogtuems Meyland.<br />

Und also uf den 11. tag Maerz kam gon Zürich vom Roem-n, März<br />

sehen kueng ein treffenliche botschaft, nämlich <strong>der</strong> | bischof von (99)<br />

Wurms, graf Uolrich von Montfort, doctor Cuonrat Stuertzel, canzler,<br />

und doctor Johans Schad, al kuenglicher majestat raet und diener,<br />

io mit gmeinen Eidgnossen uf ire credenz zehandlen <strong>der</strong> spaenen<br />

halb, nämlich den gemachten friden beruee[238]rendi), darum<br />

gmein Eidgnossen ire botschaft, Ludwig Amman, statschribern zuo<br />

Zuerich, und den amman zuon Hoefen von Un<strong>der</strong>walden, bim Roemschen<br />

kueng und dem Meylaendschen herzogen zuo Insbruk nuewlich<br />

i5 gehaept hatten. Bracht mit ir die versigleten berichtsbrief, doch,<br />

so noch das lantgricht und die brantschaez spaenig waren, hin<strong>der</strong>hielt<br />

si die brief uf nächste luetrung.<br />

Und hielt demnach gmeinen Eidgnossen iren sundren bevelch<br />

für, was die:<br />

ÜO Damit ein loblich Eidgnoschaft erkennen und spueren möge<br />

den guoten willen und gnädigen gunst des Roemschen kuengs zuo<br />

haltung und bestätung gemachts fridens, so sie siner kuenglichen<br />

majestat ernstliche beger, ein vereinung, zuoglich wie sin veter<br />

loblicher gedächtnuss, her Sigmund, gehabt, mit ir zemachen,<br />

25 und <strong>der</strong>en zuo un<strong>der</strong>haltung jaerlich 16,000 Rinsch gülden den orten<br />

zegeben versichern, [239] und das zuo ruow, friden und schirm ir<br />

beden landen; dan gewisslich, wo dise vereinung, wie sin kuengliche<br />

majestat vil jar angesucht und nie bezogen, ufgericht wäre worden,<br />

so waer on allen zwifel vil grosses Schadens und uebels, und<br />

ouch nächst ergangner und andre krieg vermiten bliben.<br />

Ouch harzuo bessers vom Meylaendschen herzog, so er in<br />

sinem stat erhalten wirt, zehaben. | (100)<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, 19 steht <strong>der</strong> Vortrag <strong>der</strong> kais. Boten ausführlich.


1500 285<br />

Item si, ein Eidgnoschaft, gegen dem Roemschen rieh und<br />

dem Swaebschen pund ganz zerueewigen.<br />

Und so dan ein Eidgnoschaft, als des heiligen Roemschen<br />

richs ein loblich glid, in allen iren puenden dasselbig rieh vorbehält,<br />

so solle si nach pflieht helfen verhueeten und wert» den s<br />

schweren ingrif, so <strong>der</strong> kueng von Frankrich on recht, eigens<br />

gwalts, dem heiligen rieh am Meylaendschen herzogen und herzogtuom<br />

tueeje, ouch angesehen, dass si, [240] wo <strong>der</strong> Franzesisch<br />

kueng fuerfare, mit einem schweren nachburen werdid überladen.<br />

Antwort. io<br />

Uf diss anbringen des Roemschen kuengs, so da uf dissmal ganz<br />

und allein dienlich was 1 , den kronensak ufs bluot uszedrucken,<br />

dan <strong>der</strong> Eidgnossen koufluet, so man <strong>der</strong> zit anhuob kronenfresser<br />

nämmen, haftend schon den schik erfunden, dass iede partl irem<br />

geltsak uf einen kueng mocht troewen und ein ängstige not an- «<br />

richten, woltend iezt iren kronensak nit verlieren, aber wol zitig<br />

machen und trotten; danktend hoch Roemisch kuenglicher majestat<br />

(lOl)irer gnädigen guotwillikeit, ouch loblicher und ser nuzlicher |<br />

frintschaft und vereinung ansuochung, uf welche und ouch <strong>der</strong><br />

übrigen sachen halb si sich mit iren obren woeltid beraten, und »<br />

nach Ostern witer ze tagen davon red lassen halten; aber des<br />

[241] lantgrichts und <strong>der</strong> brantschaetzen halb wurde kein aendrung<br />

nachgelassen. Gabend <strong>der</strong> botschaft tag uf Misericordias Domini,<br />

3. Hai was <strong>der</strong> drit Mei.<br />

Handlung und inred <strong>der</strong> Franzesischeu botschaft an »<br />

d'Eidgnossen.<br />

So erschein ouch die Franzesisch botschaft da, <strong>der</strong> Roemsch<br />

kuengschen und ouch <strong>der</strong> Walliser "anbringen wol bericht, wan<br />

durch <strong>der</strong> kouflueten pratikanten nuet verschwigen bleib; und zoch<br />

<strong>der</strong> erzbischof von Sans zuovor hoch an, wie dass die Roemsch<br />

kuengschen nuet an<strong>der</strong>s suochtid, dan zertrennung <strong>der</strong> vesten,<br />

erlichen und nuzlichen frintschaft und vereinung, so zwischen<br />

i) Eidg. Absch. 111. 2, S. 25 (7. April).


286 1500<br />

dem cristlichen kueng und einer loblichen Eidgnoschaft nun lang<br />

und wol gestanden sie, damit, wo die zertrent wurde, dass si<br />

dan sich an iedem teil moechtid, [242] nach alter begird, rächen.<br />

So sie das herzogtuom Meyland des kuengs erb, im bisshar vom<br />

a Sfortia mit gwalt vorgehalten; von desse wegen sin kuenglichen<br />

majestat recht geben und nemen, ouch dem Roemschen rieh völlig<br />

tuen alles, so lehenrechtsame vordre, und niemand uberlaestig,<br />

sun<strong>der</strong> me beholfen sin wolle und werde 1 ).<br />

Efret demnach sin vorgetane anmuotung.<br />

ao Abscheid.<br />

Uf welche d'Eidgnossen ouch ir vor gebne antwort 2 ) efreten,<br />

insun<strong>der</strong>s die 20,000 gülden vergangens kriegs|stuer hieschen, und (102)<br />

erklagten, wie dass si dem belle haettid ire knecht ufzewiglen<br />

verboten; dennocht so wäre das beschehen, gelt ussgeben und<br />

15 hoptluet bestelt worden; das einer Eidgnoschaft nit zuo gefallen<br />

käme, und ouch si irer an[243]sprachen halb, so vor abgericht sin<br />

soeltid, noch kein haeblichen entscheid vom kueng möchte haben.<br />

Si, des kuengs boten, söltid verschaffen, dass das för<strong>der</strong>lich beschehe,<br />

so wurde dem kueng ouch gehalten.<br />

M So muostid angends ire knecht, die Kurwalen und Wallisser 3 ),<br />

gemanet werden, vom herzogen abzeston und nuet wi<strong>der</strong>n kueng<br />

zehandlen. Wan <strong>der</strong> Eidgnossen knecht, so bim herzogen waren,<br />

hattend durch gschrift des herzogen und ire 4 ), und ire boten.<br />

Hansen Buselman von Zuerich, und Oswalden von Rotz von Un<strong>der</strong>a><br />

walden, hoptluet, lassen bitten, wi<strong>der</strong> si dem kueng kein hilf zetuon,<br />

damit si irer schuld und ansprach inkaemid, wie dan glueklich<br />

vor handen mit eroberung des herzogtuoms wäre. Disen boten<br />

ward bim eid, lib und guot geboten, nit wi<strong>der</strong> hinin zuo keren,<br />

sun<strong>der</strong> anheimsch zebliben und niemand ufzewiglen, [244] und<br />

so ouch den knechten ein abmanung, ab welcher si nuet taten, zfigeschikt.<br />

') Eidg. Absch. III 2, 20.<br />

*) Nämlich am 21. Februar, s. hievor.<br />

•) Aus Graubünden und Wallis war dem Herzog Mannschaft zugezogen.<br />

4 ) Nämlich „ihre Schrift".


1500 287<br />

*<br />

So hat <strong>der</strong> bischof Matheus Schiner und die lantschaft Wallis,<br />

durch ernstliche gschrift und botschaft Jörgen uf <strong>der</strong> Fluoh an<br />

(103)gmein Eidgnossen trungenlich | geworben, inen, dem herzogen<br />

hilf zetuon, zegoennen, dan inen <strong>der</strong> kueng ein unlidlicher nachpur<br />

wäre und wurde 1 ). Denen und den Kurwalen ward obanzeigter 5<br />

abscheid geben und zuogeschriben.<br />

Wie <strong>der</strong> belle <strong>der</strong> Eidgnossen knecht ufbracht und in<br />

Lamparten fürt.<br />

Do nun <strong>der</strong> belle sinen abscheid hat gehört, sprach er zu<br />

etlichen: ich merk wol, wo es haftet, es ist um gelt zetuon; ich u><br />

wil den kronensak erschuetten, so wirt es gon; für [245] damit<br />

hin von ort zuo ort, und erschuett den sak <strong>der</strong>maussen, dass im<br />

<strong>der</strong> merteil ort, wi<strong>der</strong> getanen abscheid, ire knecht zusagten und<br />

loufen Messen. Erklingt in ouch so wol und wit, dass ouch <strong>der</strong><br />

unwilligen orten, wie sun<strong>der</strong>lich Bern, knecht, wi<strong>der</strong> strenge verbot «s<br />

und nachgesandte ratsboten, — venner Axhalm und Hansen Krochtaler<br />

*), — huffecht im zuoliefen, harzuo wol half, dass <strong>der</strong> sak etlich<br />

zuosager und durch-d'finger-seher daheim bass grueest, denn vil,<br />

so da uss ir hut dran wagten.<br />

Und also um mitte vasten, was zuo end Merzen, brach <strong>der</strong> 20<br />

belle zuo Friburg uf mit ofnen zeichen, zoch über S. Bernhards<br />

berg gon Wersel, bracht da ob 24,000 Eidgnossen un<strong>der</strong> 45 vaenle<br />

zusammen. Da ist gsin von Zürich verordneter hoptman: Casper<br />

(104) Goeldle, | vaenrich [246]: Jacob Stapfer, mit 1500 man und 7 vaenlin<br />

ab dem land. . 25<br />

Von Bern verbotne hoptluet: Ludwig und Burkhart von Erlach,<br />

Ludwig von Bueren, Thoma Schoeni, Michel Huober, Hans von<br />

Wingarten mit Niclauseu Grafenried, Hans Etterle, Jacob Janse,<br />

Kobi von Urtenen. Der andren orten hoptluet nammen, uf beden<br />

siten gewesen, hab ich nit funden.<br />

:!0<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, 18.<br />

») Diese Massregel ist im Raths-Man. nicht protokollirt.


288 1500<br />

Wie die von Ure Bellitz liond angenommen.<br />

Indem als die dri Jaen<strong>der</strong> uebern Gothart ouch gon Weisel<br />

dem belle zuozugend, schiktend die von Bellents zuom hoptman<br />

von Ure, si ufzunemen und in schirm zehalten; jso woeltids im<br />

5 in siner herren und lands nammen un<strong>der</strong>taenikeit schweren, und<br />

ewig als iren herren leisten und halten •). Entsassen, wo die<br />

Franzosen [247] wi<strong>der</strong> inkaemid, dass si hart gestraft wurdid um<br />

iren willigen abfal, in dem si den Franzesischen zuosaz in irer<br />

stat, schloss und tal hattend erschlagen und verjagt. Also nam<br />

i" <strong>der</strong> Urner hoptman, amman Walter in <strong>der</strong> Gassen, uf witer siner<br />

herren und lantlueten gevallen — das inen, wie er dan wol wuest,<br />

doch vor lang hat gevallen — Bellents stat und schloss ins kuengs<br />

sold und dienst in, nnd besazt mit des kuengs soeldneren, nämlich<br />

mit 400 siner lantlueten und mit so vil Swytzeren, damit die von<br />

15 Swytz ouch da hand inschliegid, das ze behopten und zehanthaben;<br />

darum vil jar viler Eidgnossen hoepter und haend warend geben. | (105)<br />

Werbung des Meylaendscheu herzogen an ginein Eidgnossen<br />

um recht und vereinuug,<br />

Do nun <strong>der</strong> Meylaendsch herzog den meren teil sines lands<br />

20 hat erobret, [248] und sah <strong>der</strong> Franzosen und <strong>der</strong> Venedier stärke<br />

um dri teil stärker denn sine, wan dise ob 60,000 man ze ross<br />

und ze fuoss im veld hatten, entsass ouch d'Eidgnossen anenan<strong>der</strong><br />

zerichten, schikt er zuo ingendem Aprel ilends und doch zespät,<br />

haruss zuon Eidgnossen, als zuo einigem trost, wiewol <strong>der</strong> merteil<br />

25 dem kueng anhieng, den erzbischof von Jennow ä ) und sinen Galeats<br />

Viscont, liess inen zuovor fruentlich und vast danken um die guote<br />

hilf und dienst irer knechten, und demnach si, in ansehen siner<br />

inen vor bewisnen diensten und iezigem grossen vertruewen, mit<br />

ernstlicher hoher pit anruofen, im, zuo recht uf si gesezt, gegen<br />

i) Die lateinische Uebergabsurkunde vom 14. April ist abgedruckt in<br />

Eidg. Abach. III. 2, Beil. 1 (S. 1279).<br />

2 ) Genua.


1500 289<br />

kueng zehelfen, und so <strong>der</strong> kueng darüber mit gwalt woelte fuerfaren,<br />

ire knecht von im abzemanen, welche, so dan zu im kaemid.<br />

er wol welle halten.<br />

[249] Item die vor oft mit im beredt capitel mit genierter<br />

friheit anzenemen. Und ob si hilfliche vereinung zuolassen, inen ,-,<br />

jaerlich, fuer sich und sine nachkommen, ewig 24,000 franken zegeben.<br />

Darzuo, sobald er, vom kueng gelediget, in vorigen sinen stat<br />

käme, fuer ir muee und arbeit zuo früntschaft 40,000 Rinscher gülden<br />

zeschenken'). w<br />

Abscheid,<br />

i. April Djss anbringen ward uf den 7. tag Aprel zuo Zuerick verab-<br />

(106) scheidet, uf nächsten tag daselb antwort zegeben. |<br />

Und hiemit <strong>der</strong> Galeats ankert um völligen usstrag des gemachten<br />

Baseischen berichts 2 ), ouch um gnädige gab (von) Bellitz, i.,<br />

Lowers und Lugarn. Sagt er, des berichts halb mueesse kein mangcl<br />

sin; aber <strong>der</strong> gab halb hab er we<strong>der</strong> bevelch noch gwalt.<br />

[250] Botschaft gmeiner Eidgnossen in Lamparten, frid<br />

o<strong>der</strong> bstand zemacheu.<br />

Nun in ansehen und betrachtung diser grossen kriegsufruor, 20<br />

darin bed forsten, einer Eidgnoschaft wol gemeint, ira vil fruentschaft<br />

haftend bewisen und insun<strong>der</strong>s uberschwenklich gelt geben<br />

und noch ine zegeben verheissen, wan gelt vermag alles, — und<br />

ouch sun<strong>der</strong>lich, dass einer Eidgnoschaft knecht, zuo be<strong>der</strong> sit ob<br />

30,000°) gezält, in gfar anenan<strong>der</strong> zekommen stünden, was ein ••:,<br />

treffenliche botschaft von gmein Eidgnossen zu beden hören abgevertiget,<br />

einen bericht o<strong>der</strong> bestand zemachen, o<strong>der</strong> zu be<strong>der</strong><br />

*) Im Orig. nur XXX, das Fehlen des M. ist sicher nur ein Versehen.<br />

i) Eidg. Absch. III. 2. 24. Hier ist aber nur G. Visconti als Bote<br />

genannt.<br />

2 ) Die Frage <strong>der</strong> Abtretung des Landgerichts im Thurgau war noch<br />

unerledigt geblieben, siehe auch oben S. 101.<br />

19


290 1500<br />

sit die iren abzemanen, und hiebi persönlich zesin den bischof<br />

von Wallis erbeten, und zuo fuerdrung diser sachen [251] loeufer<br />

vor dannen gesendt, be<strong>der</strong> siten iren knechten, stil zeston und<br />

nuet vor ankommen<strong>der</strong> botschaft gegenenan<strong>der</strong> zehandlen, zege-<br />

.-. bieten •).<br />

Einer stat Bern fliss, vor schand und schaden zesin und<br />

frid zescliatfeu.<br />

Und insun<strong>der</strong>s so hat ein fuersichtige stat Bern über das,<br />

dass si vor pension und reisgloeuf hat verboten, in nahen tagen<br />

in zürn an<strong>der</strong>n mal'-) ernstlich soeliche manung und gebot den iren<br />

uf beden siten zuogeschriben, und soemlichs för<strong>der</strong>lich zetuon gmeinen<br />

| Eidgnossen mit lutrer anzeig kuenftiger schand und schaden (107)<br />

trungenlich fürgehalten 3 ), ouch hierum einen tag gon Lucern,<br />

wie volgt, beschriben. Uf welche obgeraelte botschaft ward ver-<br />

I« ordnet und uf den 8. tag Aprel gon Ure bescheiden: von Bern s. i.pril<br />

her Adrian von Buobenberg und her Casper zuom Stein, bed riter<br />

und rät. Was aber dise botschaft geschaft habe, [252] wirt<br />

nachmals angezeigt werden.<br />

Schultes, klein und grosse rat <strong>der</strong> stat Bern an alle ort<br />

2


1500 291<br />

Nun so wil uns ie bedunken, als die, so uwer und an<strong>der</strong><br />

unser lieben Eidgnossen fromme luet täglich sehend hie durchziehen,<br />

und dabi ouch wissend, dass an<strong>der</strong> <strong>der</strong>selben unser Eidgnoschaft<br />

hin<strong>der</strong>saessen und verwanten bi dem vorgemelten herzogen<br />

ouch in merklicher zal sind, welchem ouch, wie dan wir 5<br />

vernemen, glicher wis zugezogen wirt: wo darin nit wislich gesehen,<br />

dass gar schnei daruss wurd erwachsen merklich und hoch<br />

(108) schädlich schad, schand und kummer und vil aergernuss, | Unwillens<br />

und beleidung [253] zwischen ailen denen, so des an fruentschaft.<br />

Hb o<strong>der</strong> guot zuo entgeltung kämen. Dan, wie wol die, so bi dem »<br />

Meylaendischen herzogen in bsoldung sind, sich abzefueegen sind<br />

iezt gemant, so besorgen wir doch, dass inen soelichs zuo erstatten<br />

wi<strong>der</strong>willig und schwer wurd. Und also in betrachtung des alles,<br />

wil uns guot und vast not bedunken, soelich unser aller botschaf't<br />

zu vertigen, kurzen und entlichen beschluss zemachen und des 1»<br />

obbenemten tags, <strong>der</strong> eben ver ist, nit zuo erwarten, sun<strong>der</strong> dass<br />

unser Eidgnoschaft ietslich ort, denen wir sun<strong>der</strong>lich allen schriben,<br />

darüber sass, dis schwär kriegsloeuf ze bedenken und was<br />

uns allen daran gelegen. Ob und wenn die vertigung soelicher<br />

botschalt, ouch wohin, und, obs muglich wäre, dass die boten 20<br />

angends hinin riten, annemen, und bi beden partten durch tapfer<br />

ansuochen, red und erinneren arbeiten, von irer so schweren<br />

schwertsuebungen zuo lassen und in bestand zewilligen, und sicli<br />

damit in zimliche rechtfassung fueeren zelassen; also dass alle<br />

hantliche tat abgestelt, und goetliche reehtfertigung an zimlichen *<br />

orten und enden nach beredung gebrucht werd. Und ob einige<br />

parti nit volgen, dass dan al unser Eidgnoschaft bistand und<br />

anhang <strong>der</strong>selben abgezogen und heimgevordret werde. Alles mit<br />

worten und umständen harzuo notturftig.<br />

Und dem entlichen usstrag zegeben, sezen und verkünden ^<br />

wir uwer lieb tag gon Lucern uf Sontag nächstkommend, nachts<br />

da zuo sin, und morndes iren willen, rat und anschlag zuo erofnen:<br />

(109) dan wir [254] das andren | uwer und unsern Eidgnossen ouch<br />

glicher wis hond zügeschriben. Und damit slend Got bevolhen und<br />

gneigt, diss schwer geschäft, dadurch gmeiner Cristenheit und uns *<br />

selbs gross unkomlikeit zuokommen moecht, mit wachbaren ougen


292 1500<br />

anzusehen, und darin also zehandlen, dass zuvor Gots und demnach<br />

ganzer Eidgnoschaft lob, er und nuz gefuerdret werd. Stat<br />

uns alzit mit gar gutem willen zuo verschulden. Datum uf Mentag<br />

nach dem Sontag Oculi, — was <strong>der</strong> 23. Maerz — anno 1500'). tt M*n.<br />

s An die Roemsch kueugscheu anwaelt zu Zürich, schulthes<br />

und rat zue Bern.<br />

Hochwirdiger fürst! wolgeborn, streng, hochgelert, sun<strong>der</strong><br />

gnädigen, gunstigen herren! Uwer gnaden schriben, mit anzeig<br />

<strong>der</strong> reishaendlen, so iezt zuo Zuerich vorhanden sind, haben wir<br />

io verstanden und fuerwar an soelichem wi<strong>der</strong>wärtigen fuernemen kein<br />

gevallen gehäpt, und ouch bisshar gegen den unsern allen moeglichen<br />

fliss fuerkert, dieselben zuo enthalten; und wiewol etlich<br />

<strong>der</strong>selben in unghorsamer gestalt hingezogen sind, und durch<br />

die Franzosen an uns ersuochung beschehen, die und an<strong>der</strong> mit<br />

i5 einem geordneten hoptman zu versehen, so ist doch darzuo von<br />

uns nit gewilliget. Und wiewol wir ouch, uwer gnaden beger<br />

nach, unsern Eidgnossen von Zuerich, zu abstellung <strong>der</strong>selben<br />

fuergevasten meinung gar gern woelten wilfaren, [255] so wir<br />

aber besorgen, dass soelichs ersuochen me zuo hindrung dan zu<br />

20 guoter fuerdrung wuerde dienen; zuo dem, dass wir | uf nächst ver-(HO)<br />

gangnen Mentag inen und allen andren orten unser Eidgnoschaft<br />

ein etliche gute meinung verkuendt, und darzuo, zuo merer un<strong>der</strong>rcd<br />

diser händlen, tagsatzung in unser lieben Eidgnossen von Lucern<br />

stat, nämlich uf iezt kommenden Sontag nachts, daselbs an <strong>der</strong><br />

25 herberg zesin, verrumpt, haben wir fruchtbar geacht, soelich<br />

tuende gschrift, uwer gnaden beger nach, uf dissmal anston zelassen.<br />

Diss alles welle dieselb in bester und ufrechter guter<br />

meinung vermerken, und darzuo nit un<strong>der</strong>wegen lassen, etlich von<br />

<strong>der</strong>selben zuo sölichem, iezt angezognen tag zevertigen. Was<br />

ao dan unser bot, so dahin komt, zuo enthalt frids und ruow, und<br />

alles des, so dem heiligen Roemsuhen rieh und Möglicher majestat<br />

zu wolgevallen dient, kan und mag verschaffen, deshalb wirt an<br />

•) Missb. .1. :S06\ «An alle Ort <strong>der</strong> Eidgnossenschaft.»


1500 293<br />

<strong>der</strong>selben kein mangel erfunden, mit hilf Gots, <strong>der</strong> dieselb uwer<br />

gnaden alzit geruoch zuo enthalten. Datum annuntiationis Maria?<br />

anno 1500 1 ).<br />

An P. Schleißen und an<strong>der</strong> gmein hoptluet und knecht<br />

unser stat und lantschaft, ie/t im dienst des herzogen •<br />

von Meyland, schulthes, klein nud gross rat zu Bern.<br />

Schulthes und rat zuo Bern unsern gruoss und alles guots zuvor.<br />

Lieben, getruewen! Wir möchten wol erliden, ir und ouch die.<br />

so zuoin kueng von Frankrick loufen, hätten unser Ordnung und<br />

ansehen an<strong>der</strong>s bedacht und uch nit also wi<strong>der</strong> unsern [256] IJ<br />

(lli) willen abgefueert. | Dan nach dem semlich gloeuf in unordentliche<br />

und wi<strong>der</strong>wärtige gestalten un<strong>der</strong>standen werden, die we<strong>der</strong> uch<br />

noch uns erlich geachtet; und so uns nun nit wil gebueren, uch<br />

uf beden teilen zuo gestatten, uf und wi<strong>der</strong> enan<strong>der</strong> zezuechen,<br />

als auch darum von gmeiner unser Eidgnoschaft ein tagsatzung "<br />

beschehen, nämlich uf naechstkommenden Sontag nachts zuo Lucern<br />

an <strong>der</strong> herberg zesin: harum ist an uch unser ernstlich bevelch,<br />

bi manung uwer gschwornen pflicht und alles des, so wir uch<br />

ersuchen mögen, ir woellend uwer und unser aller er, lob und<br />

nuz bedenken, und also uf die, so von uns und unser Eidgnoschaft M<br />

bim kueng von Frankrich sind, kein vecht, angrif, noch beschaedigung<br />

fuernemen, sun<strong>der</strong> uch mit den unsern enthalten, und also<br />

verrer unsers und gmeiner Eidgnoschaft beschluss, den wir uch<br />

unverzogenlich verkuenden werden, erwarten. Dan nachdem wir<br />

warlich bericht sind, den kueng von Frankrich mit einer merk- ss<br />

liehen macht von unser Eidgnoschaft und an<strong>der</strong>swohar versehen.<br />

wurde nach unserm bedunken vast schwer sin, wo ir zuo be<strong>der</strong><br />

sit anenan<strong>der</strong> kämen, und um lib und leben söltid bringen; zudem<br />

dass zwischen denen allen hie bi uns und in unser Eidgnoschaft,<br />

die des an ir fruentschaft, lib o<strong>der</strong> gut schaden empfien- »<br />

gen, vil und grosse wi<strong>der</strong>wärtikeit würde erwachsen. Dem allem<br />

woellid vorsin, und uch harin bewisen nach unserm sun<strong>der</strong>s guten<br />

•) 25. März, Miss. J. 307 b . Dass A. hier geschöpft hat, beweisen Randnoten<br />

von seiuer Hand im Miss. Buch.


294<br />

1500<br />

vertruewen, und so lieb uch sie, unsern guten willen zu behalten<br />

und harte straf libs und lebens zu miden; dan wir ouch glicher<br />

wis den unsern, so bim Franzesischen kueng sind, schriben, in<br />

ganzem verhoffen, si | werden gegen [257] uch ouch stilston und(112)<br />

B enthalt tuon, und sich nit an<strong>der</strong>s dan gebuerlich erzeigen. Datum<br />

Fritag vor Laetare, — was <strong>der</strong> 27. tag März •). Ä "«filtern,<br />

gliche meinung an Ludwig von Erlach, Michel Huobern<br />

und an<strong>der</strong>n etc., welche ins kuengs von Frankrich dienst 5 ).<br />

Item, uf nächst gehaltnem tag zuo Lucern, Laetare:<br />

IO Schulthes, klein und gross raet zue Bern an gmein hoptluet<br />

und knecht irer herschaft bim kueng und bim herzogen.<br />

Wir <strong>der</strong> schulthes und rat zuo Bern enbieten allen und ieden<br />

hoptlueten und knechten von unsern landen und gebieten, iezt im<br />

iü dienst und besoldung des kuengs von Frankrich und des herzogen<br />

von Meyland, denen diser brief zuokumt, dass wir mit samt<br />

gmeiner unser Eidgnoschaft und uf <strong>der</strong>selben ansehen, dis unser<br />

treffenliche botschaft abgevertiget haben, mit gewalt und bevelch<br />

dise kriegsufruor zestillen und hinzelegen, <strong>der</strong>selben mit beden<br />

so partien treffenliche arbeit und un<strong>der</strong>red zebruchen; und ob das<br />

nit moecbte erschiessen, uch aldan von beden teilen ab- und harheim<br />

zevordren; alles in worten und gestalten, wie ir von inen<br />

witer werdend vernemen. Und so nun ie unsers willens [258 j<br />

und gefallens ist, uns be<strong>der</strong> teil kriegssachen nuetzed anzenemen,<br />

as und deshalb, kein wegs zegestatten, dass ir zuo be<strong>der</strong> sit die unsern<br />

anenan<strong>der</strong> kommen und um üb und leben sollen bringen,<br />

haben wir uch | dess wellen berichten, mit ernstlicher bevelch, (l 13)<br />

<strong>der</strong>selben unsern botschaft geheiss und bescheid, und des, so si<br />

sich mit gmeinen unser Eidgnossen boten vereinbaren, nach-<br />

M kommen, und darwi<strong>der</strong> nuetzed ze un<strong>der</strong>ston noch fuerzenemen,<br />

sSlichem zuo letzung o<strong>der</strong> abbruch moege dienen, so lieb uch sie,<br />

'i Miss. J. p ;ilO*.<br />

») Miss. J. p. 309"


1500 295<br />

unseren guten willen ze behalten und harte straf libs und lebens<br />

zu vermiden. Datum Mentag nach Judica — was <strong>der</strong> 6. tag<br />

6. April Aprel ').<br />

Item uf den tag, gehalten zu Zuerich, Judica:<br />

Schulthes und rat zue Bern an ir rats botschaft in Lam- s<br />

»arten.<br />

Unser fruentlich gruoss und alles güts zuovor, getruewen lieben<br />

miträt! Also sind uns iezt von <strong>der</strong> tagleistung Zuerich gschriften<br />

zukommen, durch die wir bericht werden, den herzogen von<br />

Meyland sich treffenlich und hoch erbieten, und besun<strong>der</strong>s dem u<br />

kueng von Frankrich siner ansprach halb vor gmeiner Eidgnoschaft<br />

rechts zuo gewarten, und ouch sust uns al mit getruewer fruentschaft<br />

zuo bedenken. So sind darzuo iezt die unsern von stat und<br />

land vor uns erschinen, [259] und haben uns treffenlich gebeten,<br />

daran zesin, damit die unsern, so uf beden siten sind, mit guoten ts<br />

iuogen harheim geför<strong>der</strong>t werden. Und so uns nun gar unbillich<br />

beducht, wo <strong>der</strong> herzog von Meyland über sölich zimlich erbieten<br />

überzogen soelte werden, harum, in ansehen des, ouch <strong>der</strong> unsern<br />

ersuochen, bevelen wir uch, allen moeglichen fliss anzekeren.<br />

<strong>der</strong> berueerten herren kriegsufruor zuo bcfiiden; und ob das nit 20<br />

(114) möchte sin, aldan die | unsern von beden siten, bi verlierung<br />

libs und guots, harheim zuo manen. Dem wellend nachkommen<br />

und deshalb nuetzid an uch erwinden lassen,, als wir uech ganz<br />

vertruewen; stat uns zu verschulden. Datum Fritag vor dem<br />

11». April Palmtag — was <strong>der</strong> 10. tag Aprel — anno 1500 2 ). »<br />

Dis hie verzeichnete sendbrief zeigend an fromme, wise<br />

fuersichtikeit einer stat Bern, in disem handel gebrucht, und <strong>der</strong>en<br />

ouch hiehar zuo ewiger zugniss ufgeschriben. Also, wenns Got<br />

hätte geben, dass gliche sinnung und handveste in ir oberkeit.<br />

wie bi aller ßrberkeit das mer was, und ouch ihren glich in «<br />

i) Miss. .1. 314 b .<br />

*) Miss. J. 316* ohne Adresse, mit <strong>der</strong> Ueberschrift : Anwält-Kriegsufrür.


296 1500<br />

andren orten wäre gsin, so wäre on zwifel einer ganzen Eidgnoschaft<br />

uss disem handel [260J gross lob, er und guot, und gar<br />

kein ewiger und bi aller weit verschruwner unnam, uss dem<br />

blinden, erlösen, unmaechtigen git erwachsen. Aber vilicht so<br />

,5 solt <strong>der</strong> herzog mit liden, und d'Eidgnossen mit schäm gebueesst.<br />

gedemietiget und gewizget werden, andren zuoin exempel. Ja,<br />

wenn Got gnad gibt! dan sust was dise warnung geholfen hab,<br />

wirt in volgen<strong>der</strong> jaren gschichten kund werden. Es ist ein sun<strong>der</strong><br />

gluek ab eignem und froenidem schaden gewizget und besseret<br />

in werden. Und wiewol nun ein lobliche stat Bern sun<strong>der</strong>lich, und<br />

andre ort, zii Stillung diss kriegs, wie ob erzält, grossen fliss| (II<br />

und arbeit ankerten, so erschoss doch ir fliss und arbeit dissmals<br />

nit ine, wen dass bede partien dadurch gewarnt, <strong>der</strong> herzog sorg<br />

und <strong>der</strong> kueng il muost zuo hand nemen und brücken. [261] Des<br />

i3 herzogen sorg was, dass im me hilf von Tatschen und <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

botschaft zuokaeme. So ilt <strong>der</strong> kueng, dass er diser hilf<br />

und botschaft fuerkaeme.<br />

Wie <strong>der</strong> herzog in Nawerra sich uebel laegret.<br />

Und also, wie <strong>der</strong> Meylaendisch herzog, wi<strong>der</strong> sines bruo<strong>der</strong>s<br />

äo und etlich sines adels, uf den er doch vast al sine gschaeft sazt,<br />

und wi<strong>der</strong> etlich <strong>der</strong> Eidgnossen hoptlueten rat, sich hat mit sinem<br />

wolgeruesten zueg, uf 18,000 stark, uss <strong>der</strong> stat Meyland ubern<br />

Tesin gon Nawerra gelaegret, da doch nit spis, nit veste, nocli<br />

sichere was, und die Franzosen, das schloss inhabend 1 ), allen siuen<br />

H anschlag moiditend wissen und den iren zewissen tuen, da kamen<br />

iin und sinen Eidgnossen maer, mit was fuernemens von gmeinen<br />

Eidgnossen ein treffenliche botschaft abgevertiget wäre, <strong>der</strong>en er<br />

getrost da meint zuo er[262]warten. Do aber die Franzosen im<br />

land, und zuo Wersel die zuokunft egeraelter botschaft vernamen,<br />

•so verhielten si <strong>der</strong> Eidgnossen verkuend- und manbrief, und maclitend<br />

sicli ilends uf, den herzogen zuo Nawerra zuo belaegren und<br />

zuo behalten; desse <strong>der</strong> herzog gewarnt, beruft sine hoptluet, Tfttscli<br />

') Die Kranzosea waren noch Herren des Schlosses Novara.


1500 297<br />

und Welsch, begert rat, wie er sich soelte halten. Da riefend<br />

im d'Eidgnossen, so er <strong>der</strong> Franzosen und Venedier mncht nit<br />

(116) stark gnuog wäre, soelte | er sich nit lassen in <strong>der</strong> ungwarsamen<br />

stat belaegren, sun<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>sich ubers wasser rucken, und daselb<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen botschaft erwarten, so wurde im geholfen •); das 5<br />

ouch dan waere besehenen. So rieten die frischen lanzknecht und<br />

an<strong>der</strong>, es waere schantlich hin<strong>der</strong>sich wichen, si woeltid e mit den<br />

Franzosen schlachten; harzuo d'Eidgnossen sagten, mit den Franzosen<br />

woeltids gern schlahen, aber nit mit iren Eidgnossen, [2631<br />

wi<strong>der</strong> welche si nuet doerftid noch woeltid handien, ouch si vorbe- 10<br />

halten haettid. Si wuestid, dass inen hie schad und schand begegnen<br />

wurde, wie vor jaren dem kueng und inen ouch hie begegnet<br />

was 3 ). Wurdid ouch nit irer herren, <strong>der</strong> Eidgnossen,<br />

botschaft hie mögen erwarten. Doch so ward <strong>der</strong> herzog, on<br />

zwifel durch die, so in dahin zuo markt gfiert hatten, beredt, dass a<br />

er da sines unglueks wolt erwarten.<br />

Wie <strong>der</strong> Meylaendsch herzog zu Nawerra von Franzosen<br />

belaegret.<br />

3. iprii Und also uf Donstag vorm Palmtag, was <strong>der</strong> 9. Aprel, zugend<br />

die Franzosen mit drien gwaltigen huffen, und <strong>der</strong> belle *><br />

mit sinen Eidgnossen fuer Nawerra, so mächtig, dass si von<br />

stund an allen des herzogen zueg in d'stat triben, und die angends<br />

ufzegeben vordreten. [264] Do sprechend etlich siner Eidgnossen<br />

hoptluet zuom herzogen, er soelte nochmals uss <strong>der</strong> stat ubers<br />

wasser wichen; er saehe doch wol, dass we<strong>der</strong> er noch si darin &<br />

(117) moechtid sicher sin, so d'Franzosen | durchs schloss einen ingang<br />

haettid, und ouch kein vorrat, noch kein werlich enthaltung da<br />

waere. Und als er abermals nit volgen wolte, besorgtend ir etlicli<br />

irer ducaten und siden so übel, dass, da man soelt ein Ordnung<br />

machen, si hinden ab, den nächsten gon Meyland fuoren, und m<br />

iren herzogen mit leren watsaecken dahinden Hessen. Etlicli<br />

') Vcrgl. dazu die Akten <strong>der</strong> spätem Untersuchung (Eidg. Absch.III 2.49).<br />

«) Bezieht sich vielleicht auf die unrühmliche Capitulation von Novara.<br />

1495, s. oben S. 13.


298 1500<br />

aber meinten, man soelte einen frieden riefen und mit den Franzosen<br />

daedingen; indes moechte <strong>der</strong> Eidgnossen botschaft ouch<br />

harzuo kommen, wan sust waere dem herzogen kum zehelfen.<br />

In dem nun, als es nacht was worden, viel noch ein zal<br />

5 hungeriger sprueren über die muren uss zuo den iren, die inen<br />

sagten, es waere getan mit irem herzogen, sin bscheid waere schon<br />

vorhanden. [265] So wurdend ouch <strong>der</strong> nacht, on alles des herzogen<br />

wissen und willen, vil und seltsam anschlaeg durch etliche<br />

Welsch und Tuet seh hoptluet getan und gemacht, also dass die<br />

in Franzosen vor tag schikten in d'stat versiglete brief, dass die<br />

Tütschen knecht al, Eidgnossen | und lanzknecht, und die Bur- (118)<br />

gunschen reisigen, gnaemt die Weltsche gard, soeltid fri mit al<br />

irer hab und gwerter hand abziehen; ouch was <strong>der</strong> herzog den<br />

Eidgnossen schuldig o<strong>der</strong> von im verheissen waere, mueeste vom<br />

i5 kling bezalt werden. Der herzog aber, Lamparter und Raetzen').<br />

soeltid ans kuengs willen da bliben; und das was die erste verraten,<br />

wie ein Eidgnoss 2 ) davon schribt, wi<strong>der</strong>n und on den<br />

herzogen gemacht. So ward ouch er indem den Franzosen im<br />

schloss verkuntschaftet, dass si harab kamen, und [266] in in<br />

2o sinem sal annamen und hinweg gefiert 3 ), wo in d'Eidgnossen nit<br />

erretet, zuo inen an ir gwarsame genommen haettid; und das was<br />

die an<strong>der</strong> verraeterl, so im unversehenlich begegnet. Und uf dass<br />

si in mit inen darvon moechtid bringen, verkleideten si in uf ire<br />

Tuetsche manier, staltend in zuo iren vaenlinen, mit denselben hin-<br />

* zuziehen.<br />

') Rätier, Graubündner.<br />

') Die citirten Worte finden sich in dem auch sonst auffallend nahe<br />

verwandten Berichte, welcher in Balthasars Helvetia (IV, 588) als angebliche<br />

Fortsetzung <strong>der</strong>Tschudischen <strong>Chronik</strong> abgedruckt worden ist, iu Wirklichkeit<br />

aber mit einer in Zürich befindlichen Handschrift von Brennwald übereinstimmt;<br />

vergl. Archiv f. Schw. Gesch. Bd. X. 212 und Vogel, Eg Tschudi<br />

(Zürich, 1856), S. 3o5. Sollte hier die Spur einer <strong>der</strong> Quellen liegen, welche<br />

A. auf Begehren des Raths von Bern von Zürich her zur Verfügung gestellt<br />

worden sind (Fridli Bluntsehli)? Siehe Geschichtsforscher, Bd. X. 280.<br />

') Das nachfolgende liättid muss auch hier ergänzt werden.


1500 299<br />

Wie von Franzosen <strong>der</strong> herzog gefangen, dem kueng in<br />

Frankrich geschikt, und Meyland wi<strong>der</strong> beherschet<br />

ward.<br />

Und also am Fritag früe schlug man uf den plaz, inachtend<br />

ein guote Ordnung, in <strong>der</strong>a hin- und abzeziehen, da noch <strong>der</strong> *<br />

merteil nit an<strong>der</strong>s wuest, wen dass man mit gwalt abziehen o<strong>der</strong><br />

mit den Franzosen schlahen woelte. [267] Desse nun alles, und<br />

dass <strong>der</strong> herzog in <strong>der</strong> Tuetschen Ordnung was, hattend d'Franzosen<br />

ir kuntschaft; hieruf si sich schnei mit ganzer macht er-<br />

(119)hüben, und ranten den herzogischen zueg, so sich uss <strong>der</strong> stat | io<br />

gelassen hat, ruch an, sehnende, warum si wi<strong>der</strong>s gleit den<br />

herzogen hinweg fuortiel, si soeltid in harfuer geben, o<strong>der</strong> si mueestid<br />

al mit im sterben; wie dan beschehen wäre, wo das die Franzesischen<br />

Eidgnossen nit erwert haettid; wan die Franzosen schon<br />

hattend ir mächtig gschuez angericht und angfangen die Mey- 15<br />

laen<strong>der</strong>, Ratzen und lanzknecht ni<strong>der</strong>stechen. Griffend hiemit in<br />

die herzogisch Ordnung, den herzogen zesuochen. Und als er von<br />

Eidgnossen und lanzknechten, die in gern darvon bracht haettid.<br />

lang hin und har verrukt ward, was da siner trabanten einer,<br />

Hans Duurman von [266] Ure, <strong>der</strong> zeigt in dem belle; und als »<br />

<strong>der</strong> herzog sach, dass er nun gar verraten und kein enthalt nie<br />

da was, trat er selbs harfuer und gab sich den Eidgnossen gfangen.<br />

Do erwuscht in <strong>der</strong> belle, schluog in mit flachem schwert<br />

ubern rucken, beschalt und fürt in hie dannen, wiewol die Eidgnossen<br />

schriend, er wäre ira gevangner; doch so verhiess er *<br />

inen ein monatsold fuer in zegeben. Und also was <strong>der</strong> herzog<br />

in zwen tagen zum dritten mal schantlich verraten und verkouft,<br />

und <strong>der</strong> verraeteren Judas •) vom belle 200 krönen geschenkt, und<br />

bi im wol gehalten; dan in kein Eidgnoss me wolt dolen.<br />

Item so wurdend ouch da noch in sinem ansehen sine »<br />

liebsten fruend, herren und diener, erbärmklich gfangen, berowt<br />

und vil erstochen. Die uebrigen zugend, wie nächst si mochtend,<br />

i) Die Hindeutung auf Judas findet sich auch in dem Spruchgedichte<br />

bei Liliencron II, Nr. 211. V. 23.


300 1500<br />

[269] iren landen zuo, sagtend von grossen, jaemerlichen, nie gehörten<br />

Sachen, hattend | den grossen watsak von Meyland ge- (120)<br />

stuermt, brachtend vil gelts, ewige schand und gar kein er heim.<br />

So ward <strong>der</strong> herzog von stund an dem küng von Frankrich<br />

s gon Lyon in d'ostermess geschikt, welcher im ein Ordnung und<br />

wonung zuo Locha 1 ) gab, uss <strong>der</strong> er nachmals wolt sin entwichen.<br />

Do ward er ingeton dass er sin unrueewig leben bald endet.<br />

Von im schribt ein Lamparter 2 ), er sie in die gruob gvallen, die<br />

er habe graben, und sin bosheit sie im uf sinen köpf gestigen.<br />

io Sin meinung war alwegen gsin, mit gelt, wie vom gelt gsagt<br />

wirt, alles zuo vermögen, und deshalb in sinem regiment 23 jar<br />

listig, streng, gitig und brachtig er[270]halten, al sine Sachen<br />

nach und uf gelt sazt; so doch <strong>der</strong> wise Plato bezuegt, er habe<br />

nie keinen forsten gelts-, aber wol fruendenmangels halb, gsaehen<br />

1= ver<strong>der</strong>ben 3 ); wie ouch disem besehenen, dan in zum fuernemsten<br />

sin gross gelt hat fruendlos gemacht und verraten. Er was vor<br />

zuo Nawerra des kuengs richer und gnädiger wirt gsin; des ist<br />

er in sinem wirtshus verdorben, und so gar on gnad im elend<br />

gestorben, dass in sin tuerer gast nie nun sines anbliks woelte<br />

so begnaden.<br />

Nach dem nun <strong>der</strong> herzog gvaenglich und alle sine macht<br />

abweg gevertiget was, mästend die Meylaen<strong>der</strong> | gnad bitten und (121)<br />

das zwungen joch zwifach wi<strong>der</strong> ufnemen; und also so hond<br />

d'Franzosen [271] diss rieh Herzogtum on einiche not gewunnen,<br />

2.' und das hienaher 12 jar brachtlich ingehaept, und, ouch vom<br />

Roemschen rieh belechnet, rueewig besessen, unss uf den babst<br />

Julius, welcher den kueng mit den Eidgno?sen ieztan hat herlich<br />

zuo Meyland ingefiert; <strong>der</strong> hat in ouch mit denselben nacher<br />

haisglich wi<strong>der</strong> daruss geschlagen. Und das ist das wun<strong>der</strong>bar<br />

3« gericht Gots und <strong>der</strong> unbstaemlig diser unbstaendigen weit Wechsel,<br />

eins uf-, das an<strong>der</strong> abwerfende.<br />

|) Loches in <strong>der</strong> Tourraine, wo <strong>der</strong>selbe noch 10 Jahre in strengster<br />

Haft lebte<br />

») Wer?<br />

3) Dions I. Brief an Dionysius. Piatonis opera. ed. Baiter et Orelli,<br />

vol. XIX, p. 42.


1500 301<br />

Wie des herzogs forn<strong>der</strong> onch gefangen, und das Sfortia<br />

gschlecht nah ussgetilget worden.<br />

Do nun die maer, wie es zuo Nawerren gangen was, gon<br />

Meyland kamend, macht sich des herzogen bruo<strong>der</strong>, cardinal<br />

Ascanius, angends bi nacht uf, und floch mit sinem schaz ubern •:•<br />

[272] PodM, in ein <strong>der</strong> Bentifolien') schloss, darin, verraten,<br />

in <strong>der</strong> Venedier hoptman, her Karlin Ursin, ufhuob, und gon<br />

Venedig schikt. Da Hess in <strong>der</strong> küng heischen, und ward im,<br />

ons gelt, e denn in <strong>der</strong> Roemsch lcgat moechte retten, übergeben;<br />

(122) hielt in dri jar gvaenklich, doch | wol und erlich; dan er ein i»<br />

wiser, herlicher man was, und zu Rom fuernem, deshalb in <strong>der</strong><br />

kueng mit sinem cardinal von Ruan, babst Julium zemachen 3 ),<br />

ledig gon Rom liess faren.<br />

Und also so ward diss jars <strong>der</strong> riehen, gwaltigen Sfortia<br />

geschlecht hart un<strong>der</strong>drukt und g.irnah usstilget; wan <strong>der</strong> kueng is<br />

von Frankrich den herzogen und sinen bruo<strong>der</strong> gfangen hielt; so<br />

hat des babsts sun, herzog Valentin, frow Katherinen zuo Forlin<br />

gfangen 4 ), iren veter, Johansen Sfortiam, [273] herren zuo Pisaur<br />

5 ), gewürgt, al irer herschaft und hab entsazt und berowt.<br />

Allein so wurden bi <strong>der</strong> Roemschen kuengin, irer basen 6 ), zwen des 2»<br />

herzogen suen, Maximilian und Franciscus, uf gluek und ungluek<br />

uferzogen und erhalten.<br />

Was gmeiner Eidgnossen botschaft geschaft hat.<br />

Der zit nun, als <strong>der</strong> herzog zuo Nawerra gevangen, was<br />

gmeiner Eidgnossen botschaft, so da solt gescheiden haben, und *<br />

mit ir <strong>der</strong> Meylaendisch Galeats, eben gon Bellitz 7 ) kommen; und<br />

') Der Po (Padus).<br />

2) Ein Schloss <strong>der</strong> Familie Bentivoglio; dasselbe hiess Rivolta.<br />

•>) Als es sich um die Wahl Julius IL handelte, Ende October 1503.<br />

4<br />

) Die Schwester des Lodovico Sforza. Am 12. Januar 1500.<br />

ä<br />

) Pesaro, aus welchem Caesar Borgia im gleichen Feldzuge von 1500<br />

den Joh. Sforza vertrieb.<br />

5<br />

) Bianca Sforza, Maximilians zweite Gattin.<br />

7 ) Bellinzona.


302 1500<br />

als ir hoptsach versumpt was, reit <strong>der</strong> Galeats hin<strong>der</strong>sich durcli<br />

Bern in Frankrich, sinen friden zemachen, <strong>der</strong> im ouch, nit on<br />

argwon, bald begegnet. Doch so was im gmeiner Eidgnoschaft<br />

gneigte fuerdrung nuzlich. So beriet sich <strong>der</strong> Eidgnossen bot-<br />

5 schaft, was an<strong>der</strong>s fuerzenemen. Und als nun das gschrei und<br />

die forcht [274] ussgieng, wie d'Franzosen woeltid die staet und<br />

pläz um getanen abfal | verhelligen, ward beschlossen, dass si (123)<br />

zuo den kuengschen anwaelten, fuernaemlich zu dem cardinal von<br />

Ruan, des kuengs hopt und stathalter zuo Meyland, soeltid fuer<strong>der</strong>io<br />

lieh gon Meyland keren, und da helfen dem land scheiden und<br />

friden machen — das ouch d'Eidgnossen von laendren, die Walliser<br />

und die Kurwalen, von gmeiner täglicher notturft wegen, nit<br />

woeltid noch koentid lassen verwueesten — ouch gmeiner Eidgnossen<br />

Sachen, <strong>der</strong> Meylaendschen capitel, pensionen und ansprachen,<br />

15 item und sun<strong>der</strong>lich Bellitz halben zehandlen. Als nun si ir anbringen<br />

hat getan, nach dem und <strong>der</strong> lantsfrid gemacht was,<br />

ward si mit semlichem abscheid nach Ostren wi<strong>der</strong> heim gevertiget,<br />

dass, wo d'Eidgnossen ire Vereinigung [275] dem kueng,<br />

wie si schuldig, hieltid, und im das sin, unbillich entwert, wi<strong>der</strong><br />

20 gäbid, so wurde inen <strong>der</strong> andren Sachen halb ouch gfaellig vom<br />

küng begegnet werden, und darum kuenglicher botschaft, so <strong>der</strong><br />

cardinal uf den Meytag') gon Zuerich senden wurd, antwort zegeben<br />

und zenemen.<br />

Und das verzoch sich von allen tagen, biss die von Ure im<br />

»f. dritten jar mit ir paner 2 ) begerte antwort haruss brachten.<br />

Wie gmein Eidgnossen, insun<strong>der</strong>s Bern, ire reismisstaeter<br />

gestraft, und wi<strong>der</strong> pensiou und reisgloef strenge verbot<br />

nnd straf verordnet hond.<br />

Nach dem nun als <strong>der</strong> herzog fuernemlich von den sinen, die<br />

:i0 in gon Nawerra zuo markt gfueert hatten, | verkouft was, und [276] (124)<br />

die Franzosen ire sach an<strong>der</strong>mals ganz und glüklich hatten be-<br />

') Die auf den 3. Mai angesetzte Tagsatzung.<br />

! ) Im Feldznge <strong>der</strong> drei Län<strong>der</strong> vom Februar 1503.


1500 303<br />

hoptet, do wurden <strong>der</strong> Eidgnossen knecht ouch so in kleinen<br />

wert, dass si zerzugend, ein teil mit den Franzosen zuon Florentinern<br />

fuer Pisa, gwan streich und spoti); <strong>der</strong> an<strong>der</strong> zuom herzog<br />

Valentin, gwan ablass und gelt, bleib aber vast zuo Rom und<br />

Napols; <strong>der</strong> drit kam heim, bracht vil gelts und geltsansprachen, s<br />

aber so wenig er, ja so grosse schand, dass si selb gegenan<strong>der</strong><br />

semlich grob verwisen bruchten, dass ire obren in <strong>der</strong> Eidgnoschaft<br />

allenthalb inen muosten das verwisen verbieten, und<br />

recht gebieten, und hienach jar und tag zeschaffen haben, wie<br />

bed part, des herzogen und des kuengs, gestraft, und dass fueraliin 10<br />

<strong>der</strong> schantlich row, so die pensioner und hoptluet genommen und<br />

erzwungen hatten, item und fuer[277]nemlich, dass die frevel<br />

unghorsame und die mutwilligen reisglöuf verkommen und abgestelt<br />

wurdid.<br />

Straf. 15<br />

Nun die misstaeter zuo strafen, darüber dan, wie not und<br />

billich, in aller Eidgnoschaft alle erbarkeit und fromme oberkeit<br />

in grosser und schwerer betriebung und bewegung stund, so dan<br />

die iren zuo irer freuen unghorsame solten einer loblichen, frommen<br />

Eidgnoschaft, ja ganz Tuetscher nation reinen nammen beflekt, so<br />

und wi<strong>der</strong> <strong>der</strong>en ie weit har gehaltne truew und glowen also<br />

misshandlet haben, dass, in aller weit, vor nie gehört, geredt<br />

und geschriben wurde, d'Swytzer haettid den Meylaendischen herzogen<br />

schantlich verraten und verkouft, in und ouch den kueng<br />

um gross guot betrogen und beschissen. Derhalb in allen orten «<br />

(125) und | zuogewanten <strong>der</strong> Eidgnoschaft [278] vil ersuochung beschach,<br />

etlich zu tagen 2 ), so dem herzogen gross gelt abgetraengt, und<br />

von im und den knechten uss <strong>der</strong> Ordnung hin<strong>der</strong>sich zogen<br />

waren, benaempt, nämlich Wahrer und sin zwifacher schriber<br />

1 ) Bei <strong>der</strong> erfolglosen Belagerung von Pisa im Juni 1500.<br />

2 i Die Tagsatzuugen beschäftigten sich mit <strong>der</strong> Untersuchung, s. Eidg.<br />

Absch. III. 2, S. 49 (1. Juni), wo auch, mit kleinen Abweichungen, die hier<br />

folgenden Namen. Wi<strong>der</strong> von Sanen ist gewiss richtiger als ... von Nie<strong>der</strong>sanqn.<br />

Statt Zenzius (Vinzenzius) steht dort wie<strong>der</strong>holt Centnuss o<strong>der</strong><br />

Zentnuss.


304 1500<br />

Mathissle von Basel, Schleif, Crista Saler, Joerg von Betterlingen,<br />

Gütman Zoller, Wi<strong>der</strong> von Sanen, aman Zellweger, Hans Egkle<br />

und Crista Pfister von Appenzel; Jacob Schmid, Joerg Schattenhalm,<br />

vogt Dapfer, Zenzius Bintzle und Wideikeer von Zuerich:<br />

r. etlich gvaenklich gehalten, etlich pinlich erfraget, und doch <strong>der</strong><br />

verraeterl halb, wie wol sechs verzeigt, keinen grund erfunden,<br />

dan uf Hansen Duurman von Ure, welcher über zwei jar, do er<br />

meint, die sach erlöschen sin, heim kommen, enthoptet ward.<br />

Aber von <strong>der</strong> unghorsame und von <strong>der</strong> ubernutzung wegen wur-<br />

10 den etliche be<strong>der</strong> teil hoplluet und ire [279] amptluet mit gefaengnis<br />

entsetzung irer ämpter und eren und um gelt gestraft, als zuo<br />

Zürich <strong>der</strong> Franzesisch hoptman Goeldle um 500, und sin vaenrich<br />

Stapfer um 100 gülden. On zwifel ward <strong>der</strong> andren und sun<strong>der</strong>lich<br />

<strong>der</strong> Meylaendischen ouch nit verschont, | (126)<br />

i5 Zuo Bern, welcher hoptluet und knecht al zuo beden siten<br />

wi<strong>der</strong> hoch verbot gezogen waren — dan si dem herzogen, wiewol<br />

vereint, aber kein hilf schuldig, und wiewol dem kueng hilf<br />

schuldig, aber nit wi<strong>der</strong>s Roemsch rieh und recht, die <strong>der</strong> herzog<br />

bekant und anruft — zuovor die Meylaendschen hoptluet, Wilhelm<br />

» von Diessbach, Hans Matter, Rudolf Suter mit gfaengnuess; Peter<br />

Schleifen, Gütman Zoller, ieden um 200 gülden S. Vincenzen<br />

verbuergen und in 8 tagen bezalen Hans Wahrer und sin frommer<br />

schriber blibend <strong>der</strong> zit usslaendsch').<br />

[28U] Darnach die Franzesischen hoptluet: Ludwigen von<br />

25 Erlach um 50 gülden, Burkart bleib usslaendsch, Thoinan Schoenin<br />

um sine hab und gilt und land' 2 ), Ludwig von Buorren um sin ampt<br />

zuo Thun 3 ), und um 300 gülden, Hansen von Wingarten um 400<br />

pfund, Michel Huobern um 100 gülden; was ein so unrueewiger<br />

man, dass ein oberkeit vil unruow von im hat — muost ira zuo<br />

» Basel ein vorgschribne entschlahung tuon — und im sin üblicher<br />

brii<strong>der</strong> Niclaus, ouch sines ampts zuo Trachselwald 4 ) entsezt, ein<br />

•) In Basel (Eidg. Absch. III. 2, 49).<br />

«) Vergl. Raths-Man. vom 3. August (107, p. 65).<br />

3) Vergl. Raths-Man. vom 3. April (105, p. 36).<br />

ä ) Vergl. Raths-Man. vom 20. April Ostermontag, (105, p. 50) und vom<br />

10. August (107. 73).


1500 305<br />

band abschluog. Jacob Janse um 200 gülden, und Hans Kobi um<br />

100 pfund •). Gieng alles in <strong>der</strong> kiele halber ab.<br />

Des glichen beschach in andren orten und enden, doch mit<br />

vast unglichem ernst, wan da ward nit strenge nach gebuer ge-<br />

(127)brucht, ja nit beharret, von wegen, wie | ein Eidgnoss 2 ) schribt, s<br />

dass <strong>der</strong> mit- o<strong>der</strong> me-schuldneren, goenneren und durch-d'fingerseheren<br />

huf ze gross, und die gwaltigen so hoch mit pensionen<br />

ver[281]peniget, dass si die vil schuldigen buoben nit dorften nach<br />

irem verdienst ersuchen und strafen.<br />

Ordnung wi<strong>der</strong> pension, miet und schenkineu, und wi<strong>der</strong> w<br />

reisgloeuf, von gmeinen Eidgnosseu vergriffen, und von<br />

einer loblichen stat Bern angenommen und geschworen.<br />

Aber <strong>der</strong> pensionen, mieten, schenkinen und reisgloefen halb,<br />

welche alle wisen und frommen alles uebels und unrats ein ursach<br />

nampten und beschaelkten, also dass wiber und kind uf <strong>der</strong> gassen 15<br />

konten sagen: das haben wir von 'n kronenfressern; als — so<br />

ein schwarz weter vor ougen, und nach einem schädlichen hagel<br />

die hexen, <strong>der</strong>en vor nit gedacht wirt, wie die z'ergrifen und<br />

abzetuon ersticht werden — ward in disem vast [282] schwarzen<br />

weter, so vor ougen und in grosser sorg stuond, die kriegsknecht 20<br />

im veld und demnach die unbesinten un<strong>der</strong>tanen und ir unfuersichtige<br />

obren kaemid gegen enan<strong>der</strong> zehaglen, von denen —<br />

welcher doch <strong>der</strong> min<strong>der</strong> teil — so uss rechtem ifer alweg darwi<strong>der</strong><br />

strebten, die gar und ganz zuo verschweren, und mit harten<br />

(128) Satzungen und buossen abzetuon geraten. Denen zuotrat | willig %<br />

<strong>der</strong> grösser huf, so nuet, und uss verbunst <strong>der</strong>, so z'wenig, aber<br />

gern me, und uss forcht <strong>der</strong>, so z'vil, aber nit gnuog hat ingenommen<br />

3 ), also dass zuo Zürich uf Zinstag nach Judica, was <strong>der</strong><br />

7. April sibend Aprel, nach <strong>der</strong> heimlichen bicht und dem heiligen palmesei<br />

4 ), so zuo <strong>der</strong> zit die ängstige cosciens ganz trügend und 30<br />

i) Die bez. Strafurtheile scheinen nicht mehr erhalten zu sein.<br />

8<br />

) Helvetia IV, S. 590. — Vergl. oben S. 298.<br />

») Vergl. oben Bd. L, S. 93.<br />

4<br />

) Unter dem Eindruck <strong>der</strong> Osterbeichte und <strong>der</strong> Palmsonntagfeier mit<br />

dem dabei üblichen Esel.


306 1500<br />

truktend, von gmeiner Eidgnossen boten ein Ordnung wi<strong>der</strong> obanzogne<br />

stuck vergriffen!); solt in aller Eidgnoschaft in d'ewigkeit<br />

angenommen und gehalten sin worden. [283] Als aber nach<br />

zergangnem ungewiter die lustig, fruchtbar son 3 ) wi<strong>der</strong> veisten<br />

:. ertwuocher zeigt, ward <strong>der</strong> hexen ouch wi<strong>der</strong> vergessen. So<br />

konten sich die frien Eidgnossen ouch nit me in vergrifne und<br />

wol angesehne Ordnung vereinbaren und inzuenen. Ein ort wolt<br />

sin hand unbschlossen, das an<strong>der</strong> gar bschlossen hon, das drit<br />

nun die heimlichen pensionen verschweren, | das vierd tuon, (129)<br />

ro was <strong>der</strong> merteil; und das etliche jar zuo tagen getriben, unss<br />

die Ordnung gar was von <strong>der</strong> sonnen vertriben. Etliche ort,<br />

nach langer bit und erinnerirog Schadens, schwuorends, hieltends<br />

ouch schier ein jar. Aber ein fuersichtige stat Bern, so die fuernemlich<br />

angebracht hat, nain und beschloss die mit gmeinem<br />

i5 rat ir stat und land, uf Fritag vorm palmtag 3 ) versampt, zehalten<br />

und zehanthaben, [284] schwuor ouch si nach gwonlichein brück<br />

uf nechsten Ostermentag 4 ), und beruft demnach uf d'Ostermitwoch<br />

al irer herschaft amptluet, die selbe ouch zehoeren und zeschweren<br />

und zuo hanthaben gebieten.<br />

an Lut gemelter Ordnung.<br />

Zuo ufenthalt einer lobl. Eidgnoschaft und zuo hanthabung<br />

iler ewigen puenden, pflichten nnd verschribungen, so wir Eidgnossen<br />

gmeinlich und son<strong>der</strong>lich zusammen haben, damit denen<br />

in allen dingen gelebt und nachkommen, ouch ghorsame <strong>der</strong><br />

« un<strong>der</strong>tanen, frid und erber wesen dester bass gefuerdret und beharret<br />

moege werden, so ist dis nachgeschribne Ordnung und<br />

Satzung zuo halten angesehen:<br />

1 1 Eidg. Absch. III. 2, S. 28.<br />

') Die Sonnen auf den französischen Kronen.<br />

3, 10. April (Raths-Man. 105, S. 45).<br />

4,i «Gemein bnrger nach <strong>der</strong> gewonheit versamlet. Und wurden des<br />

ersten gelesen die gewonlichen Satzungen und züsampt <strong>der</strong> Ordnung <strong>der</strong><br />

pension, ietz Zürich angesechen, zu halten an die Heiligen gesworen. — Es<br />

ist ouch beslossen, dass alle die so uf dem Balmtag und si<strong>der</strong>har pensiongelt<br />

ingenommen haben, soliches alles har uss zu handen s. Vincenzen (des<br />

Munsterbau's) geben sollen.» (Raths-Man. 105, S. 49 vom 20. April.)


1500 307<br />

Zuom ersten, dass niemand in <strong>der</strong> Eidgnoschaft wonende, eiste<br />

burger, lantman o<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>saess, geistlich o<strong>der</strong> weltlich, edel<br />

o<strong>der</strong> unedel, rieh o<strong>der</strong> arm, in was wesens o<strong>der</strong> ständen die sien,<br />

(130) von disem tag hin | von keisern, kuengen, fuersten und herren,<br />

herschaften und staeten, geistlicher und weltlicher ständen, und :><br />

gar von niemands über al kein pension, dienstgelt, provision.<br />

gnadgelt, miet, gaben o<strong>der</strong> schenke haben o<strong>der</strong> nemen sol, we<strong>der</strong><br />

durch sich selbs, noch sin wib, kind, dienst, fruend, [285] noch<br />

an<strong>der</strong>, damit es in sinen nuz kommen moecht, heimlich o<strong>der</strong><br />

offenlich, in keinen weg. io<br />

Und ob iemand soelichs nit halten — und sich das mit warheit<br />

erfunden— wurde, <strong>der</strong> und die selben soelten von stund an von<br />

iren herren und obren angenommen und darum an eren, lib und<br />

guot gestraft werden, ie nach erkantnuess siner obren und herren.<br />

Ob aber einer o<strong>der</strong> me von sinen herren und obren abwiche r,<br />

in andre gebiet <strong>der</strong> Eidgnoschaft, so dan die herren, von denen<br />

er gewichen ist, rechts begeren, so sollen <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die taeter daselbs<br />

ouch angenommen werden, und, uf klag siner oberherren,<br />

nach recht alle die straf liden, als wenn er in siner herren gebiet<br />

betreten wäre. M<br />

Doch so ist. hierin vorbehalten, dass ein Eidgnoss, ein lantman,<br />

ein burger, dem andren ungevaerlicher wis von sinem eigen<br />

guot wol schenken und erung tuen mag, als das von altem her sit<br />

und gwon ist gewesen.<br />

Bern zuosaz: Ob iemand von minen herren zuo fuersten und tt<br />

herren gevertiget, und im ein ßrung getan wurde, mag er aldan,<br />

(131) sovil zerung, klei<strong>der</strong> | und win berueert, wöl nemen, aber gelt,<br />

siden und silbergschir mueessig gon. Item so mag ein bi<strong>der</strong>man<br />

sine kind zuo fuersten und herren schicken, kunst und zucht zelernen,<br />

die ouch das, so inen zuo irer notturft und ufenthaltung so<br />

geben wirt, mögend nemen; doch dass iren vaetern und frunden<br />

durch si nützet witer erschiesse.<br />

Zuom andren. Fuerer zuo verkommen merklichen schaden und<br />

abgang unser Eidgnoschaft, ist angesehen, dass niemand, darin<br />

wonend o<strong>der</strong> gesessen, hinuss in kein reis o<strong>der</strong> krieg ziehen noch ss<br />

kommen sol, in keinen weg, on sun<strong>der</strong> erloubung. Es sol ouch


308<br />

1500<br />

kein ort für sich selb gwalt haben, on gmeiner orten unser Eidgnoschaft<br />

[286] o<strong>der</strong> des merteils willen.<br />

Und welcher darwi<strong>der</strong> tuet, <strong>der</strong> sol von stund an bi sinen<br />

herren und obren gvaenklich angenommen, und darum an Gren,<br />

s lib und gut gestraft werden, ie nach siner hern erkantnuess.<br />

Und ob einer entwiche, sol, wie obgesezt, gehandlet werden.<br />

Zuom dritten. Als biss har etlich hoptluet und an<strong>der</strong> die knecht<br />

ufgewiglet, in ire und <strong>der</strong> herren dienst genommen und hingefiert<br />

hond; wo soelichs durch iemands beschaehe, die selben hoptluet,<br />

io ufwigler und hinfierer sol ie<strong>der</strong>man zestund annemen und vom<br />

leben zuom tod on gnad richten, und darin kein fuerwort noch<br />

ufzug brachen, ob joch soelich personen andren orten und zugewandten<br />

zuogehoeren.<br />

Wo hin ouch die egenaemten o<strong>der</strong> ire boten kommen o<strong>der</strong><br />

u wandlen wurden, uf die sol maenklich ein | ufsehen hon; und wo (132)<br />

ir handlung argwenig o<strong>der</strong> gfaerlich erschint, sol man si von stund<br />

an vahen und nach erfinden mit inen handien.<br />

Zuom vierden. Zuo ufenthalt frid und ruow ist angesehen, ob<br />

sichs hinfuer begebe, dass wir einichen herren, landen o<strong>der</strong> stäten<br />

M mit zuolouf unser knechten uf ir bsoldung hilf und zuozug tuon<br />

wurden, dass da <strong>der</strong> selben unsern knechten keiner zwifachen<br />

sold o<strong>der</strong> darüber nit haben o<strong>der</strong> nemen, sun<strong>der</strong> sich einfalten<br />

solds benueegen lassen sol, und welcher darwi<strong>der</strong> tuet, sol ouch an<br />

er, lib und gut gestraft werden.<br />

»5 Und ob einer sich darum mit sinem siz- und wonung uss<br />

unser Eidgnoschaft veraendren und hinziehen woelte, damit er soelicher<br />

froemden reisen und kriegen pflegen, o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong> <strong>der</strong>o keins,<br />

wie ob stat, tuon [287] möchte, das sol in doch nit schirmen;<br />

sun<strong>der</strong> ob er demnach wi<strong>der</strong> in unser Eidgnoschaft komt, so sol<br />

30 er alle straf liden, wie ein andrer, darin gesessen.<br />

Zuom fünften. Es sol sich niemand in unser Eidgnoschaft<br />

froem<strong>der</strong> personen, sachen o<strong>der</strong> ansprachen beladen, noch annemen,<br />

on gmeiner orten unser Eidgnoschaft old <strong>der</strong> merteil<br />

wissen und willen.<br />

35 Ouch dass niemand kein krieg o<strong>der</strong> vechd fuer sich selbs<br />

un<strong>der</strong>ston o<strong>der</strong> fuernemen sol, dan wie unser gschworne puend,


1500 309<br />

verkomnuess und brief, so unser vordren und wir uns des gegen<br />

(133) enandren verschriben haben, zulassen und geben. |<br />

Zuom letsten, so sol soeliche Ordnung alle ort unser Eidgnoschaft,<br />

darzuo al unser Eidgnossen und pundgnossen, so uns mit<br />

gschwornen eiden verwant sind, begrifen, und wan die puend ge- .-,<br />

schworen werden, sol man die allenthalb mit den puenden schweren.<br />

Bern zuosaz. Und ob iemand dis Ordnung zuo schweren sich<br />

hin<strong>der</strong>hielte, o<strong>der</strong>, so m»n die schwueere, nit da wäre, den und<br />

die sol dis Ordnung binden in alle wis und maes, als ob er si<br />

selb geschworen hätte. So ver sich iemand wi<strong>der</strong> dis Ordnung u><br />

und ansehen setzen und deshalb un<strong>der</strong>ston woelte, ein erberkeit<br />

von <strong>der</strong>en zuo tringen, aldan so sollen die übrigen soeliche ungehorsamen<br />

gehorsam helfen machen, und ein erberkeit wi<strong>der</strong><br />

den selben helfen hanthaben, schützen und schirmen •).<br />

Do nun eine lobliche stat Bern dis Ordnung angenommen, r,<br />

uf ir stat und land gestelt, und, wie obgemelt, geschworen hat,<br />

kuent si von stund an dem kueng von Frankrich ab, nämlich fuer<br />

diss hin von im keinerlei gmein o<strong>der</strong> sundre, heimlich o<strong>der</strong> offenliche<br />

pension me zenemen, und im ouch hargegen kein hantliche<br />

hilf me pflichtig sin zegeben. 20<br />

Was alles wislich und wol verordnet, wie vor me, und aber,<br />

wie vor me, nit lang gehanthabet; daran doch aller haft guter<br />

Sachen stat und lit. Dan vil schweren und wenig halten, ist <strong>der</strong><br />

fuernemsten stucken eins, Got zuovor und alle oberkeit in un-<br />

(134) achtung und unglouben, und das gmein volk in unghorsame | und 25<br />

unwarhaftikeit zebringen. Ermiss und erwig, spricht <strong>der</strong> wis, zuovor<br />

wol, was du halten woellist und moegist; demnach gelob mit forcht 2 )!<br />

[289] Erbfrid und vereinung zwischen dem Roemschen kueng,<br />

als herzogen zu Oesterrich, und vier orten <strong>der</strong> Eidgnoschaft,<br />

Zürich, Bern, Ure und bede Un<strong>der</strong>walden, M<br />

ernueweret und ufgericht.<br />

Nach gmeiner be<strong>der</strong> part des Baseischen berichts versiglurrg,<br />

uf vil und lang werben des Roemschen kuengs, als erzherzogen zuo<br />

,) Steht als «Entwurf» — nur aus den «Abschieden» von Bern, Freiburg<br />

und Solothurn entnommen — auch in Eidg. Absch. III. 2, S. 28,<br />

doch mit an<strong>der</strong>m Schluss und ohne den «Zusatz» von Bern.<br />

») Jes. Sirach XVIII, 23.


310 1500<br />

Oesterrich, an gmein Eidgnossen geton, und doch vor <strong>der</strong> Franzesischen<br />

guldenpratik zuo diser zit mit grossem erbieten frintschaft,<br />

guottat und siner kuenglichen majestat gnaden nit me zuo wegen<br />

bringen mocht, wenn dass nu dis vier ort <strong>der</strong> Eidgnoschaft, Zuerich,<br />

5 Bern, Ure und bede Un<strong>der</strong>walden, Sr, nuz und billicheit angesehen,<br />

ouch uss sun<strong>der</strong>licher bewegnuess einer loblichen stat Bern,<br />

den begerten loblichen erbfriden und vereinung hond [290] mit<br />

siner kuenglichen majestat ernueweret unl verschriben, wie volgt;<br />

und uf zuosag diser vereinung hat sin kuengliche majestat den<br />

io Eidgnossen geschenkt 10,000 Rinsch gülden, also dass hiemit <strong>der</strong><br />

Bregenzer und Walgoewer brantschaz ouch ab und bezalt was.<br />

Sagt inen zuo, bestaetigung irer friheiten fri zegeben, und das lantgrichtim<br />

Turgoew, nach getanem abscheid des Meylaendschen herzogen,<br />

das mit 20,000 gülden zuo loesen, doch nit ans rieh, sun<strong>der</strong><br />

i5 ans hus Oesterrich, von dem es harkommen wäre, nachzelassen '). | (135)<br />

Hienach im Bellitzkrieg giengen Swytz und Glaris ouch drin;<br />

aber Lucern mant die von Swytz darvon. Die andren ort meintend<br />

gnuog am Baseischen bericht zehaben 5 ).<br />

Lnt <strong>der</strong> erbeinung.<br />

20 Wir Maximilian, von Gots, gnaden Roemscher kueng, zuo allen<br />

ziten merer des richs, kueng zuo Ungern, Dalmatien und Kroatien,<br />

etc., erzherzog zuo Oesterrich, herzog zuo Burgun, Braband, [291]<br />

Geldren, Styr, Kernthen und zuo Krain, graf zuo Habschburg,<br />

Flan<strong>der</strong>n, Tyrol, Gertz etc. an einem, und wir, die burgermeister,<br />

.-, schultheissen, amman, rät, burger, lantluet und gmeinden <strong>der</strong> nachgemelten<br />

staet und laen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Eidgnoschaft, nämlich Zuerich, Bern,<br />

Ure und Un<strong>der</strong>walden ob und nid dem Kernwald, am andren teil,<br />

tuond kund und bekennen offenlich mit disem brief: Als in vergangenen<br />

ziten, durch wiland kueng Ludwigen zuo Frankrich,<br />

.,„ zwischen wiland dem hochgebornen Sigmunden, erzherzogen zuo<br />

Oesterrich, unserm lieben veter, fuersten und gnädigen herren,<br />

und uns obgenanten vier orten, mit sampt andren unsern Eidgnossen<br />

von staet und laendren, fuer uns, unser erben und nach-<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 73 (31. October).<br />

2) Vergl. Eidg. Abach. III. 2, S. 206 (27. Februar 1503). Ueber den<br />

liaselschen Bericht siehe oben S. 251.


1500 311<br />

kommen und zugewandten des hus Oesterrich und gmeiner Eidgnoschaft,<br />

aller spaen und irrungen, so sich mit kriegsufrüren<br />

o<strong>der</strong> sust in an<strong>der</strong> weg begeben haben, ein ewig bericht angenommen,<br />

beschlossen und ufgericht ist, inhalt <strong>der</strong> briefen, beden<br />

teilen versiglet uberantwort, und <strong>der</strong>o datum stat zuo Sanlis, uf s<br />

den 11. tag Junii, <strong>der</strong> jaren des herren 1474 jar, die klar und<br />

(136) luter anzeigend, dass wir be<strong>der</strong> partien, | und alle die unsern zuo<br />

enandren, sicher libs und guots, mit koufen und verkoufen, und<br />

mit andren getruewen, unschädlichen geschaeften moegen wandlen,<br />

in unsern inhaeblichen landen und lueten beliben, entwe<strong>der</strong> teil io<br />

den andren durch ire staet, schloss noch land, einichs wegs bekriegen,<br />

noch beschädigen, [292] o<strong>der</strong>, ob beschaedigung o<strong>der</strong><br />

einicher mangel wi<strong>der</strong> soelichen bericht beschaehe, dass darum nit<br />

ufruor fuergenommen, sun<strong>der</strong> recht und vertrag gesucht und gebrucht<br />

sol werden; ouch kein parti uf die andren nuew zoel noch is<br />

an<strong>der</strong> beschwerd sol setzen, sun<strong>der</strong> bi altem harkommen deshalb<br />

lassen bliben, und ouch nit mit froemden gerichten ersuochen o<strong>der</strong><br />

fuernemen, wie denn das und an<strong>der</strong>s alles in den selben frids<br />

briefen klarlich ist begriffen, das wir hiemit vermelt und ussgetrukt<br />

wollen haben, als ob die selben von wort zuo wort hie 20<br />

ingeschriben waeren.<br />

Und da bi: dass bed egenante partien enan<strong>der</strong> zuo iren geschaeften<br />

um besoldung hilf zetuon verbunden sien.<br />

Und die vier staet am Ryn, als: Rynfelden, mit <strong>der</strong> herschaft<br />

darzuo gehörig, Seckingen, Loufenberg und Waltshuot, mit sampt »<br />

dem Schwarzwald, soelich befridung, und darzuo ein oefnung <strong>der</strong><br />

selben schloss und staeten gegen uns <strong>der</strong> Eidgnoschaft zuo halten<br />

schweren; uss welchen zweien artiklen uns den genanten partien<br />

etliche beschwerung ist zugestanden, also dass wir, obgemelter<br />

kueng Maximilian, und die gemelten vier ort Zuerich, Bern, Ure «o<br />

(137) und Un<strong>der</strong>walden, unserthalb die samentlich, uss menklichen |<br />

Ursachen, uns darzuo bewegend, hin- und abgetan, und <strong>der</strong>o,<br />

nämlichen <strong>der</strong> hilf und wi<strong>der</strong>hilf, ouch <strong>der</strong> ofnung und eidsschweren,<br />

inhalt <strong>der</strong> selben artiklen, enandren wissentlich erlassen,<br />

verzihen, [293] und <strong>der</strong>o ouch be<strong>der</strong> sampt und sun<strong>der</strong>s, und BS<br />

woellen, dass uns soelichs hinfuer nit binden sollen.


312 1500<br />

Und als iez nuewlich durch herzog Ludwigen zuo Meyland,<br />

unser ingefalner zwitracht halb, in <strong>der</strong> stat Basel ein frid und<br />

bericht erwachsen, <strong>der</strong>o datum uf Sonnentag, S. Mauritzen tag,<br />

nach Cristi unsers hern geburt gezalt 1499 jar, so sol nuetdester-<br />

5 min<strong>der</strong> die selb, mit sampt ob angezeigter bericht, durch wiland<br />

kueng Ludwigen zuo Frankrich gemacht, in allen andren iren<br />

punkten, artiklen und inhaltungen, nuezt ussgesezt, in kraeften<br />

beliben, und- von uns beden teilen und den unseren und unsern<br />

verwanten, wie die genemt sind, gehalten, volstrekt und <strong>der</strong>o<br />

io gestrax gelebt werden, also dass wir be<strong>der</strong> sit wi<strong>der</strong> enandren<br />

nit sin, noch die unsern, wie obstat, nach unserm vermögen<br />

willigen o<strong>der</strong> gestatten sollen. Des glich, dass wir be<strong>der</strong> sit,<br />

und alle die unsern, wie vorstat, uns des usstrags und rechtens<br />

benueegen, und enandren sunst mit keinen andren gerichten, wie<br />

i5 die genemt sien, fuernemen, noch bekümmeren sollen, bi den wirden,<br />

truewen, eren und pflichten, darin klaerlich erluotret, alle<br />

gfaerd, und was hiewi<strong>der</strong> sin moechte, vermiten.<br />

Wir haben ouch be<strong>der</strong>sit hierin gegen enand bewilliget und<br />

zugelassen, ob von den andren orten, | staeten und laendren <strong>der</strong> (138)<br />

20 Eidgnoschaft alle, eins o<strong>der</strong> me, in dise bevestung des ewigen<br />

berichts und fridens, nach sinem inhalt, wie ob stat, hernach<br />

ouch gon und die annemen woelten, dass denselben soelichs von<br />

uns sol zuogelassen werden.<br />

[294] Und des alles zuo warem urkuend, so haben wir, kueng<br />

25 Maximilian, als erzherzog und regieren<strong>der</strong> her und lantfuerst zuo<br />

Oesterrich, unser kuenglich insigel, und wir, die obgenanten staet<br />

und laen<strong>der</strong> unser Eidgnoschaft, nämlich Zuerich, Bern, Ure und<br />

Un<strong>der</strong>walden, ie<strong>der</strong> sin insigel .an disen brief, <strong>der</strong>o zwen glichlutend<br />

gemacht und iedem teil übergeben ist, lassen henken,<br />

so uns und unser erben und nachkommen be<strong>der</strong> sit damit zuo bezögen.<br />

Geben und beschehen in <strong>der</strong> stat Zuerich uf Samstag an<br />

aller heiligen abent anno 1500').<br />

Uf beschluss dises berichts baten die kuenglichen rät fruentlich,<br />

dass sich die uebrigen ort ouch hierin zegon woeltid schiken, in<br />

i) 31. October. Die Urkunde siehe Eidg. Absch. III. 2, als Beilage 4.<br />

auf Seite 1290.


1500 313<br />

hofnung, dass es beden teilen zuo nuz, er und guot langen soelte.<br />

Des glich ob iemands Wi<strong>der</strong>willen und unruow stiften woelte, darin<br />

alwegen das best zetuon, dass man sich rechts und usstrags inhalt<br />

des versigleten fridens benueege, frid, ruow und guote nachburschaft<br />

fuerdre; des glich solle uf ir parti ouch besehenen. s<br />

[295] So haftend ouch dis erbeinung anzenemen trungenlich<br />

und versamt gebeten, ruow und frid ir landen zuo erhalten, nam-<br />


314 1500<br />

verwantschaft und bekantnuess zuosamen habid, woelle er si fuer al<br />

an<strong>der</strong> nationen [297] gern in siner gselschaft annemen und haben.<br />

Zum andren, so sage er inen hohen dank irer zuoschribung, ire<br />

vereinung mit im zehalten, desglich und nuet an<strong>der</strong>s si sich zuo<br />

5 im soellid versehen, wen dass er lib und guot in al iren noeten<br />

truewlich zuo inen woelle setzen. Zum dritten, so soellids gar keinen<br />

glowen geben den erdichten maeren, dass er ein Eidgnoschaft fuerneme<br />

zuo bekriegen, und so die vereinung uf wenig jar gestelt<br />

sie, darnach iren nüt me zuo achten; so er doch urbitig sie, mit<br />

io inen in ewigen frid und vereinung zegon; deshalb in ouch ser<br />

befrömd die reden, im Unwillen gegen dem gmeinen man zemachen:<br />

er halte nit, bezale nit, bring inen unfrid; so doch me<br />

unsert-, denn sinethalb mangel erfunden werde. Er habe nuet an<br />

inen gesparet, wie si dan in irem krieg wol gsehen habid; har-<br />

15 gegen aber si im sin erbland und ertrich •) entwert, und mit dem | 141)<br />

Roemschen kueng erbeinung gemacht, [298] so siner vereinung<br />

wi<strong>der</strong>wertig sie, und doch gnuog an dem Baseischen bericht haettid<br />

gehaept, zuo dem er ouch habe nit wenig geholfen; dan im ir<br />

krieg nit, wie etlich sprechen, nuzlich, sun<strong>der</strong> me und <strong>der</strong> ganzen<br />

20 kristenheit <strong>der</strong> zit schädlich wäre. Zuom vierden, so sie im wol<br />

kund, was rechts die von Ure Bellitz halb fuerwendid, das doch<br />

nüt sie, ouch nit mit <strong>der</strong> krieglichen gewer habid moegen behalten,<br />

sun<strong>der</strong> uss gnaden von frids wegen, um 10,000 und einen<br />

gülden, von herzog Philip Maria enpfangen, darvon abgestanden')-<br />

25 So nun ein lobliche Eidgnoschaft iewelt har guots gerichts nammen<br />

gehept und menglichem sin recht habe lassen volgen, so sie<br />

sin beger, dass si im nit wuerser, denn andren, tuon woelle. Zuom<br />

fünften so klagt <strong>der</strong> bot, dass er, des kuengs diener und in sinem<br />

dienst, von etlichen <strong>der</strong> [299] iren unbillich und schmaechlich waere<br />

M angriffen und berowt 3 ), deshalb er sicher gleit und schirm, und<br />

ouch siner enpfangnen schmach und berowten hab ersetzung und<br />

Wi<strong>der</strong>legung hiesche.<br />

i) Das Herzogthum Mailand.<br />

2 l Im Vertrag vom 12. Juli 1426.<br />

3) Siehe hienach.


1500 315<br />

Abscheid gmeiner Eidgnossen uf disen fuertrag.<br />

Uf disen des kuengs fuertrag ze antworten, wurdend von Eidgnossen<br />

tag und tag gesezt, wan si, sines anschlags gewarnt,<br />

ire knecht vermeinten anheimsch ze behalten o<strong>der</strong> tuerer gon zelassen;<br />

begerten, dass <strong>der</strong> kueng die 20,000 gülden verpflichter '<br />

(142) schuld inen för<strong>der</strong>lich bezalte, die ansprecher von Napols und |<br />

Nawerra stillete, und noch, um bessers nutzes und gunst willen,<br />

einer Eidgnoschaft Bellitz gnädig übergebe, das er doch, und<br />

me, so im geholfen wurd, selbs willens zeschenken vormals habe<br />

erboten; ie doch angends wolle verschaffen, dass frid und die Ift<br />

Meylaendschen [300] capitel gehalten, also dass die von Ure<br />

sicheren wandel gon Meyland (hätten), nit, wie beschaehe, geschlagen<br />

und berowt, das ouch si in d'har nit liden wurdid.<br />

Siner gnaden klag halb waere inen hoch leid und missvaellig,<br />

woeltid ir Sicherheit geben und halten, und ouch verschaffen, dass 1B<br />

mit den misstaetern also gehandlet wurde, damit er und an<strong>der</strong><br />

fuerwaerthin soemlicher unfuor vertragen blibid. Und hierum ward<br />

denen von Bern ernstlich bevolhen, iren Lienhart Isenhuot und<br />

sine mithaften, so dem erzbischof sine muD) und tross hatten<br />

genommen, abzewisen, und <strong>der</strong> mass zestrafen, dass hievon *><br />

ein Eidgnoschaft, ouch si keinen unnammen habid'). Ward<br />

egenanter gvaenglich angenommen und mit urfecht, nuet siner<br />

ansprach halb wi<strong>der</strong> den bischof und an<strong>der</strong> boten, on einer stat<br />

Bern wissen und willen, fuerzenemen, [301J wi<strong>der</strong> ledig gelassen.<br />

Vereinung zwischen dem Pfalzgrafen, herzogen von »<br />

Beyeren, herzogen von Wirtteuberg und gineinen Eidgnossen<br />

gemacht.<br />

In disem jar hond an gmeine Eidgnossen fruentlich geworben<br />

(143) pfalzgraf Philip, und mit im herzog Jörg | von Beyern, item und<br />

herzog Uolrich von Wirttenberg, um fridliche vereinung 3 ). Ist M<br />

') Maulthiere.<br />

s ) Eidg. Absch. III. 2, S. 78 und 82 (13. November und 8. December),<br />

und später noch oft.<br />

3, Eidg. Absch. III. 2. S. 7. 15, 42.


316 1500<br />

mit inen gmeinlich zuo Zürich, uf den 8. tag Meyen, uf volgende %. M<br />

zwoelf jar ufgericht und beschlossen worden').<br />

Insehen gmeiner Eidgnossen und insun<strong>der</strong>s Bern, etliche<br />

misshändel abzustellen.<br />

5 Diss jars, wie vor oft, hond gmein Eidgnossen, und insun<strong>der</strong>s<br />

Bern, ein loblich insehen geton wi<strong>der</strong> allen fuerkouf, gotslaestrung,<br />

zutrinken, schamliche, unerberliche kleidung und warfen,<br />

item und [302] sun<strong>der</strong>lich die pratikanten in allen orten abzustellen,<br />

so da von allen tagen und heimschen raten erfarne<br />

io ratschlag den fremden herren zuoschriben 2 ). Deshalb Bern iren<br />

stiftdechan, her Hansen Murer, als Franzesischen secretarien,<br />

hiessen sin korhen enpfruond vertuschen, und dennocht, nach des<br />

hochgelerten pratikanten probst Armbrosters gaehen tod, durch<br />

und um pratik willen, probst worden; starb siner nachkommen<br />

15 wansinniger pensionier 3 ).<br />

Fir- und sun<strong>der</strong>s Sontag-eren.<br />

Harzuo ein ersame stat Bern, durch bevolne beratung ires<br />

wisen schultlieissen und probsts, gebot über obgemelte misshaendel<br />

in al ir stat und land gebuerliche vererung <strong>der</strong> fir- und besun<strong>der</strong><br />

» des Sontags, mit predigen und messhoeren flissig zehalten und<br />

die nit ungestraft zelassen, so da un<strong>der</strong> <strong>der</strong> predig undmessuf| (144)<br />

dem kilchhof o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>swo stiendid, und fuernemlich [303] die,<br />

so in wirtshuesern saessid, spiltid o<strong>der</strong> trummen schliegid; item<br />

und dass uf die hohen tag keine ofne kraemeri und maerkt ge-<br />

25 halten wurde, bi 10 Schilling buoss 4 ).<br />

i) Eidg. Absch. III. 2. S. 44. Den <strong>Text</strong>, <strong>der</strong> für den Pfalzgrafen und<br />

für Bayern gemeinsam und auch für Württemberg gleichlautend abgefasst<br />

wurde, siehe als Beilage 2 b , S. 1283, mit dem Datum vom 13. Mai.<br />

«) Miss. K. 70 b vom 28. September.<br />

3 ) Der Probst Murer von Bern, erwählt 1508, musste im März 1523 als<br />

wahnsinnig resigniren und erhielt eine lebenslängliche Pension von seinen<br />

Amtsnachfolgern. (Stürler. Ref. Akten, S. 7). Er starb erst im Mai 1530.<br />

4) Raths-Man. 108, S. 3 (28. September).


1500 317<br />

Ernuewerung <strong>der</strong> puenden zwischen Bern und Wallis; item<br />

vertrag etlicher sundrer ansprachen halb.<br />

In disem jar uf Andrea ( ), zuo Bern, hond <strong>der</strong> nuew, diss jar<br />

worden bischof und her zuo Wallis, Matheus Schiner 2 ), in eigner<br />

person, und ein stat Bern, iren pund, im 1475. jar gemachten, 6<br />

ernueweret und geschworn, mit dem zuosaz, dass hinfuer kein teil<br />

wi<strong>der</strong> den andren einige ansprach erkoufen o<strong>der</strong> annemen, und<br />

um rechtlich erkante kein ufruor, sun<strong>der</strong> recht bruchen sol 3 );<br />

und uf das sind die unrueewigen ansprecher, so da den Wallisern<br />

besoldung hieschen, und ie mit gwalt zereichen fuergenommen, in w<br />

Gundes 4 ) innämen angesprochen, abgstelt.<br />

[304] So vertruog ouch sich egenanter bischof durch <strong>der</strong> rät<br />

und bürgeren beschluss gegen Peter Steigers und Wernher Loeblis<br />

erben und iren mithaften, <strong>der</strong> ansprach halb, so zuo Rom in<br />

5) rechtvertigung lag, von des silber|erzes wegen, in Bagnies-tal i»<br />

von den hie genanten erfunden 5 ), erbuwen und nach lehensrecht<br />

vom abt von S. Mauritzen enpfangen, aber vom bischof Josen,<br />

als vermeinten lantherren, abgetrungen um 4000 Rynscher gülden,<br />

disen fuer alle ansprach in jars zil zegeben; wurden über<br />

26 a ) jar nach sinem tod nit halb mit messgwand bezalt °). Da- 20<br />

mit aber den bischof diser bericht verlangte, zuon heimlichen vast<br />

dicken pfennigen, uss <strong>der</strong> riehen erzgruob gezogen, gab er an<br />

S. Vincensen buw, an unser Frowen cappel in S. Vincensen<br />

kilchen, und an die köstlichen nuewen orgel im kor herliche gaben,<br />

mit sinem wappen zuo ewiger gedaechtnuess verzeichnet — nämlich »<br />

S. Vincensen 3000 Rynschen gülden; wurden biss an 650 gülden<br />

*) Ursprünglich stand 23.<br />

i) 30. November.<br />

2) Bischof seit 20. December 1499.<br />

3 ) «Min her von Sitten — mit vast frfmtlichen worteD.» Raths-Man.<br />

108, S. 91 und 104 vom 23. und 30. November.<br />

4) Gundis (Conthey) eine Stunde unterhalb Sitten. Die Berner haben<br />

wie<strong>der</strong>holt auf die Ortschaft Anspruch gemacht. (Leu, Helv. Lex.)<br />

5 ) Siehe hievor S. 49.<br />

6) Peter Steiger war 1498 o<strong>der</strong> 1199 gestorben.


318 1500. 1501<br />

bezalt 1 ), und unser Frowen und an d'orgel 800 pfund bar, in<br />

<strong>der</strong> cappel fenstren und an <strong>der</strong> orglen, [305] — wurden hernach,<br />

als mit unbillichen fügen dargeton, zerstossen und zerschlagen 2 ).<br />

Das erz ertrug anfangs vil, nachmalen ersass es, do ersass oucli<br />

5 die bezalung. Nach des bischofs tod wurden den ansprecheren<br />

zuo Costentz verzeigt vast kostlicher materi und arbeit mess- und<br />

altarklei<strong>der</strong>, ein mustranz und kostlich deckinen, welche stuck<br />

si da mit recht erobreten; woltends nit um 3000 gülden lassen,<br />

und lösten daheim kum 1200 druss, und blibend also diser ante<br />

sprach vernueegt") 3 ). | (146)<br />

[307] 1501.<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 9. Keiser: Maximilian 8. Franzesischer<br />

kueng: Ludwig XII. 4. Schulthes: Ruodolf von Erlach 1.<br />

Wie das Roemsch jubeljar, in alle Cristenheit ussgesent,<br />

in d'Eidguoschal't kommen, allein zu Bern ist angenommen.<br />

Im jar Cristi Jesu 1501, nach dem <strong>der</strong> Roemsch babst Alexan<strong>der</strong><br />

das hun<strong>der</strong>tst jubeljar, — vom babst Bonifatio dem VIIL,<br />

zuo unzaelichem kristlicher seien schaden uss <strong>der</strong> friheit erdacht,<br />

2 dass er ins geistlos recht hat gesezt, ob ein babst on zal seien<br />

huffecht in ewige pin verfuorte, hab in doch niemand hierum zerichten,<br />

— in vergangnem jar hat zuo Rom mit so grossem zuolouf<br />

begangen, dass, wie wol das ganz Welschland 4 ) mit krieg von<br />

sinem sun und den Franzosen verunsicheret, dennocht 30,800<br />

25 bilger von <strong>der</strong> pestilenz im gotsacker sind verzeichnet worden.<br />

Wie vil [308] denn an andre ort vergraben und uf <strong>der</strong> strass<br />

") Von „Das erz" bis hierher später hinzugefügt.<br />

i) Erst nach laugen und wie<strong>der</strong>holten Reclamationen, vergl. Miss. K.<br />

und L. (1502, 1504 etc.)<br />

•) Zur Zeit <strong>der</strong> Reformation, vergl. Tillier III, S. 256.<br />

3 ) Vergl. Sammlung Bern. Biogr. S. 84—86.<br />

*) Italien.


1501 319<br />

beliben, hat niemand koennen rechnen, dan die, so <strong>der</strong> iren gemanglet<br />

haben. Damit nun semlich grosse, hoch be-Roemende<br />

(147)gnad und ablass allen, | jung und alt, wib und man, ouch den<br />

kranken, lamen und blinden, item ir aller im baebstlichen fegfyr<br />

gfangnen seien, uss sinen väterlichen gnaden in alle land zuo hus 5<br />

getragen, dem Roemschen S. Peter ein schweissige Schätzung ufnaeme,<br />

— mit welcher sines, ja Got selbs, stathalters rentmeister,<br />

nämlich <strong>der</strong> Tuerk, unvertriben, und aber sin liebster sun Valentin,<br />

mit vil kristlichs bluots ver<strong>der</strong>ben, ein hoptman <strong>der</strong> heiligen<br />

Roemschen kilchen, und ein keiser in Italia gnaemt und ge- 10<br />

halten wurde — sant er uss in alle kristenheit legaten, jubeljar<br />

allenthalb um den dritten pfennig, o<strong>der</strong> wie <strong>der</strong> schlag gemacht<br />

mocht [309] werden, veil zegeben; die zwen pfennig solten uf<br />

den Tuerken warten 1 ). Also ward in Tuetsche nation gesendt <strong>der</strong><br />

cardinal von Gurck, Raimund 2 ), ein vast tapferer, wiser man, 15<br />

welcher nach langem gesuoch vom Roemschen kueng und von den<br />

forsten und staeten in Tuetsche land, nit on ein gnadenschluessel,<br />

ingang fand, und darin vier jar sine koufmanschaft geschiklich<br />

ueebt. Und un<strong>der</strong> den Roemschen legaten waren vil, so die war<br />

(148) von irem schatzherren, dem babst, | uf schik und gluek erkouft 20<br />

o<strong>der</strong> arrendiert hatten, und die un<strong>der</strong>legaten 3 ) und commissarien,<br />

ouch mit bedingter miet, in al winkel zevertigen ubergabend;<br />

damit nun dise war allen gwin trueege, mocht nit on<br />

allerhand finanz beschehen. Do ward dise war gmeinen Eidgnossen<br />

uf gmeinen tagen ouch angetragen, welche doch kein ort ss<br />

wolt annemen, wan ie<strong>der</strong>man, [310] ab des Roemschen babsts<br />

gruwenlichen sachen verärgeret, schlicht sin gelt zuo enthaltung<br />

blutiger tyranni uszegeben 4 ). Alein Bern, als alwegen baebstlicher<br />

heilikeit gneigt und gloebig, nam uf den abt von Lutzen-<br />

• bürg, Benediktinerordens general, mit sinen kunstlichen Com- so<br />

missarien, von irem bischof von Losan zugelassen, welcher vast<br />

i) Von je 3 Pfenningen sollten 2 zum Türkeukriege bestimmt sein.<br />

2) Raimund Bertrand o<strong>der</strong> Peraudi, Bisehof von Gurk von 1493—1505.<br />

Vergl. über ihn: Johann Schnei<strong>der</strong>, Die kirchliche und politische Wirksamkeit<br />

des Legaten R. P. (1486—1505). Halle, 1882.<br />

3 ) Dativ.<br />

4) Eidg. Absch. III. 2, S. 124 (Juni) und die Antwort: S. 139 (16.Sept.).<br />


320 1501<br />

grosse gnaden, ablass und friheiten, ouch gwalt, alle kloester und<br />

orden zuo visitieren und zuo reformieren, in Roemscher bullen fuergab.<br />

Warb an bischof von Costenz um willen. Hiess harzuo al iren<br />

kilcherinen verkünden 1 ), und also ward <strong>der</strong> markt fri gehalten<br />

s von unsers Hergots abent') biss uf nächsten Sontag z'nacht.<br />

Demnach un<strong>der</strong>nam sich <strong>der</strong> legat, die kloester zuo visitieren und<br />

zuo reformieren, harzuo im schulthes und rat einen ofnen gunstbrief<br />

[311] gabend 3 ); huob an und beschloss Frowenbrunnen, mit<br />

beredung <strong>der</strong> | abtissin Hofmannin von Bern, so ieztan ein un- (149)<br />

io fruchtbare grossmuoter was 4 ); aber wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> fruchtbaren conventfrowen<br />

und ires geistigen visitierers, abt Peters von Frenisperg 5 ),<br />

rueewigen geist und willen; deshalb <strong>der</strong> lieb vater, ouch von sines<br />

eignen convents wegen, und sine nit vil geistlichen toechtren<br />

ussbrachen, und mit hilf guter herren und gsellen ir hargebrachte<br />

i5 geistlose friheit wi<strong>der</strong> erretten und behielten 6 ).<br />

Do nun <strong>der</strong> ablasskraemer und nunnenvisitierer, ungemindret<br />

siner war, sine daeschen etwas gemeret hat und fuerbas verrukt<br />

was, kam ein gschrei, wie <strong>der</strong> factor commissari, gnemt ein<br />

doctor, — ja lotter — heilig geists ordens, einen prediger ordens<br />

20 caplan und bichter hielte, [312] so da koente alle gschriften und<br />

sigel abglichen und machen, hiemit er zuo siner falschen koufmanschaft<br />

gelegenheit und notturft bullen und brief machte und<br />

ussgebe. Noch dennocht so behielt <strong>der</strong> Roemsch koufher sinen<br />

verzobreten glowen, on zwifel zuo straf <strong>der</strong> unerkantnuess des<br />

2. waren glowens Cristi Jesu, so da uns als warhafter, himmelscher<br />

kofher mit sinem unschuldigen, tueren bluot von aller schuld entlediget<br />

und in himmelsche friheit erkouft hat. | ( 15 °)<br />

') Circularschreiben in sämmtliche Pfarrkirchen des Bernischen Gebiets<br />

vom 17. Mai (Miss. K. 142»).<br />

2) Der Tag vor dem Fronleichnamsfeste<br />

3) Miss. K. 148».<br />

T . 4) „ Zw T i l Jahre ZUTOr War 8ie nämlich Kloster Mutter geworden.<br />

Lat. Miss. B. 430 (1481).<br />

, '» v Das J rauenkloster Fraubrunnen stand unter <strong>der</strong> geistlichen Aufsicht<br />

<strong>der</strong> Abtei Friemsberg, Cisterzienser-Ordens<br />

6) Auf 2. August hat desshalb <strong>der</strong> Rath die Aebtissin und den Convent<br />

2f a MinV°«o 8 1 C h Mieden. Der Entscheid ist nicht zu ersehen.<br />

(Raths-Man. III, S. 92 und 98.)


1501<br />

321<br />

Von wun<strong>der</strong>barer erschinuug des kruezes und <strong>der</strong> andren<br />

marterwaffen zeichen au <strong>der</strong> menschen klei<strong>der</strong> und üben,<br />

<strong>der</strong> etlich falsch und erdicht sind erfunden worden.<br />

In disem jar hat sich ein wun<strong>der</strong>bare, seltsame, doch nit<br />

gar nuewe erschinung in Tuetschen landen erhaben, ins drit jar a<br />

gewaeret, nämlich maengerlei färb, [313] schwarze, wisse, rote,<br />

blawe, gelwe und <strong>der</strong> merteil schmuzgrauwe, ie einfache, ie<br />

zwiefache kruezle und kruez, item sper, nagel, geislen und dornkronen,<br />

item und an<strong>der</strong>lei figuren, welche ansehenlich in <strong>der</strong><br />

menschen und besun<strong>der</strong> frowen und doechtren wissen kitlen, u<br />

hem<strong>der</strong>n und schieieren, die si an- o<strong>der</strong> in troegen hatten, ouch<br />

etlichen an iren üben entsprungen, und gmeinlich in<strong>der</strong>t nuen<br />

tagen wi<strong>der</strong> verschwunden •).<br />

Der bischof von Luettich schribt dem Roemschen kueng von<br />

einer 22jaerigen erberen frowen, uf welcher hopt im schleier ein is<br />

gross goldfarb kruez, und bi den vier enden vier kleine, und<br />

in <strong>der</strong> mitte des grossen ein bluotigs; und als si die schleier<br />

aendret, beschach, dass si in nuen tagen 13 kruezgeter schleier<br />

hat. Harzü beschach im gspraech <strong>der</strong> lueten, dass uf irem kine<br />

ein hongfarbs kruez entsprang, und da si das anrueert, enpfieng 20<br />

die hand ouch des glichen eins, die nach zweien stunden verschwunden.<br />

Demnach erschin' [314] uf irem schleier ein grueener<br />

(151)ring, uss dem spiz, wie dorn, brosseten, und im ring ein |<br />

blutig kruez und sper; und mit den zeichen ward si gon Traject 2 )<br />

in d'Romfart geschikt; und als si da in <strong>der</strong> stiftkilchen einem 25<br />

fuernemen doctor gebichtet und ablass empfangen hat, legten ir<br />

die korhern einen subren schleier uf; da floss, angesichts ir<br />

ougen, vorneu bluot haruss, und binden ein gross, blutig krüz.<br />

vom bischof angerueert anklebende. Des glich an ires mans hem<strong>der</strong>n<br />

erschinend ouch blutige kruez. Item und <strong>der</strong> glichen an vil enden *><br />

Tuetschlands den Rin uf und in Swaben gesehen worden.<br />

Nun so ward von vilen gemeint, dass dis erschrokliche<br />

zeichen ein zuegniss wäri wi<strong>der</strong> die gmeine <strong>der</strong> zit Gots-marter-,<br />

liden- und wunden-laestrung, und ouch wi<strong>der</strong> das Türkisch blftt-<br />

•) Nach Nauclerus, Chronica, ad ann. 1501, wo auch <strong>der</strong> hier folgende Brief.<br />

2) Utrecht, nach dem alten lateinischen Namen.<br />

21


322 1501<br />

vergiessen. Hierum allenthalbeu von den ober[315]keiten, geistlichen<br />

und weltlichen, vil und gross kruezgäng, mess, bet und<br />

västen, wi<strong>der</strong> schweren strenge verbot und buoss, item und wi<strong>der</strong>n<br />

Türken krieg angesehen; doch nit lang gehalten wurden, wan<br />

s des ansehens vil glich mit den zeichen verschwand; zuo dem dass<br />

am leben kleine besserung volgt; allein so ward im schrecken<br />

<strong>der</strong> Roemsch ablassmarkt treffenlich gefuerdret und besseret.<br />

Damit aber <strong>der</strong> aeifisck tuefel, nach ergangnem sinem jubeljarmarkt,<br />

diser grusamen und erschrocknen zeichen grusen und<br />

in schrecken hinneme, und Gots werk in unachtung brächte, ja,<br />

wie sin wil, zuo nuet machte, so bekantend etlich hexen, wie si<br />

durch ir hexeri | semliche kruez und zeichen ussgesegt hättid, (152)<br />

<strong>der</strong>en zwo zuo Rosenveld') verbrent wurden. So was zuo nächst<br />

bi disem staetle ein dorf, gnemt Lydringen, da an einer hübschen<br />

u tochter lib alle zeichen <strong>der</strong> [316] waffen <strong>der</strong> marter Cristi, von<br />

eim schaefer angemalet, ouch dem Roemschen küng gezeigt, und<br />

naher falsch erfunden ward.<br />

So liess graf Andres von Sonnenberg einen müller verbrennen,<br />

mit nammen Mathis Furtmueller, welcher an sinen lib ouch<br />

» alle egemelte zeichen hat angestrichen, darzuo himmelsche stimmen<br />

und gespräch fürgeben, und vil Schreckens ins gmein volk<br />

gebracht. Als aber <strong>der</strong> betrug und falsch usskam, muost ouch<br />

hiemit Gots vorcht und Wun<strong>der</strong>werk gelaestret und vernütet werden.<br />

So wun<strong>der</strong>bar die unerforschliche gericht Gots.<br />

2* You wun<strong>der</strong>baren bilgeren, uss Italia in Tuetsche land<br />

kommen.<br />

Zuo oberzaeltem wun<strong>der</strong> sind von Napols und von Rom har<br />

in Tütsche land wun<strong>der</strong>bare bilger kommen, welche zuo williger<br />

buoss uf iedes geliebte jarzal 5 ) [317] hattend angenommen bilgerm<br />

fart gon Köln, gon Aach 3 ), zuom heiligen grab und an andre vernamte<br />

heiligen staet. Giengend barhopt und barfuoss, in lininem<br />

o<strong>der</strong> grawem rok, einer alb 4 ) glich, mit einer widen gürtet und<br />

') Städtchen im württembergischen Schwarzwald.<br />

2) Auf jede beliebige Zahl von Jahren.<br />

3) Aachen.<br />

4) Das weisse Chorhemd <strong>der</strong> Priester.


1501 323<br />


324<br />

1501<br />

Des Roemscheu babsts und <strong>der</strong> kuengen Frankrich und<br />

Hispanien anschlag wi<strong>der</strong>n kueng von Napols und<br />

Tuerken.<br />

[320] Damit aber <strong>der</strong> heilig vater babst siner baebstlichen<br />

B heilikeit und siner heiligen kinden huoren, moer<strong>der</strong>i und tyrannt<br />

einen heiligen deckel machte — wan des heiligsten miessend alle<br />

ding heilig sin — gab er aller weit fuer, sin krieg beschehe uss not<br />

und zuo schirm s. Peters erb und siner heiligen kilchen, von<br />

unghorsamen tyraunen begwaeltiget, welche er von ersten mueesse<br />

ui ghorsam machen o<strong>der</strong> ussrueten. Demnach und nun so wäre sin<br />

heilikeit bereit, dem grimmen vigend aller Kristenheit, dem<br />

Tuerken, wi<strong>der</strong>stand zetuon, harzuo die wun<strong>der</strong>bar erschinung <strong>der</strong><br />

krüzen ein himmelsche manung wäre. Und uf das so ward<br />

durch siner heilikeit wisheit angesehen und durch legaten und<br />

i5 bullen fuergenommen, die kristlichen kueng, fuersten und stät wi<strong>der</strong>n<br />

Türken zuo [321] vereinbaren und ufzebringen. Wolt doch vor | (155)<br />

und e den Franzesischen kueng nach sinem willen gon Napols,<br />

wen den Roemschen kueng gon Rom lassen ziehen. Damit aber<br />

<strong>der</strong> Franzesisch kueng im nit ze stark, ouch sin lantsman, <strong>der</strong><br />

20 Spangisch kueng, nit veracht, o<strong>der</strong> allein im ouch ze mächtig<br />

wurde, ward ein vereinung zwischen beiden kuengen gemacht,<br />

also dass von disem kuengrich gewonnen iedem bestirnter teil<br />

belibe').<br />

Yereiuuug <strong>der</strong> klingen von Rom und Frankrich, und<br />

äs be<strong>der</strong> Werbung an Eidgnossen.<br />

Uf das, so für des Franzesischen kuengs stathalter zuo Meyland,<br />

<strong>der</strong> Ruanisch cardinal 2 ), gon Trient zuom Roemschen kueng,<br />

und bracht ouch zwischen denen kuengen ein vereinung zu weg 3 ),.<br />

<strong>der</strong>en doch eutwedrer vertruwt, wurbend da bed an d'Eidgnossen<br />

M um hilf, <strong>der</strong> Roemsch, Meyland und Napols zeretten, sin keiser-<br />

') Abgeschlossen zu Granada den 11 November 1500.<br />

2) Der Cardinal von Rouen, vergl. oben S. 283.<br />

•') Zu Ende September.


1501 325<br />

liehe krön zu Rom zeholen, und demnach [322] den Türken ze<br />

bekriegen; <strong>der</strong> Frankrichisch, Meyland ze behalten, Napols ze<br />

gwinnen, und demnach ouch den Türken ze bekriegen. Und die<br />

z& ervolgen, trowt inen ie ein kueng uf den andren; hargegen si.<br />

ire lüt tuer zemachen und das gelt richlich von kuengen zebringen, s<br />

trowtend ouch eim kueng uf den andren.<br />

Wie d'Franzosen und d'Spanyer das Napolsch kuengrich<br />

(erobret), und <strong>der</strong> Napolsch kueng sich selb hat dem<br />

Franzesischen kueng ergeben.<br />

Angends uf und in obgemelten sachen, im Merzen, schikt io<br />

(156) <strong>der</strong> kueng von Frankrich her Bernharten von|Obiniei) und an<strong>der</strong><br />

herren mit gwaltigem zueg ze ross und ze fuoss, hie bi 2000 frier<br />

Eidgnossen, das küngrich Napols uf sines vorfaien ansprach und<br />

recht zegwinnen; harzuo <strong>der</strong> Roemsch babst von sines suns wegen<br />

heimlich stimt; vertruwt doch nit, und vor vorcht beschloss er a<br />

sich in sin [323] veste engelburg, unss dass siner heilikeit hand,<br />

herzog Valentin, d'Franzosen durch Rom furin in Napols fuer<br />

Capua hat beleitet; da diser Valentin, zewuergen, gern hätte den<br />

Franzosen abgekouft den edlen Römer, her Fabritzen Colona,<br />

ward aber von sinem viend, her Jordan Ursin, um 2000 dukaten 20<br />

uss diser mordischen hand loblich erlöst 2 ).<br />

Do nun <strong>der</strong> kueng von Napols, Fridrich, Arragunisch geschlechts,<br />

me zur 1er, denn z&r faecht-schuol geschikt, vernam, dass<br />

in sin gsipter, <strong>der</strong> kueng Ferdinand von Hispania, wolt verlassen,<br />

ja helfen vertriben, und in kueng Ludwig von Frankrich sines »<br />

kuengrichs wolt berowen, hie bi sine unvermoeglikeit, sines richs<br />

armuot und siner un<strong>der</strong>tanen unbestaendikeit ermass, verkouft er<br />

obgenantem herzog Valentin harnesch, gwer und buechsen um<br />

30,000 ducaten, zu Rom mit grossem wun<strong>der</strong>, als ein triumf,<br />

angesehen. Enthielt sich demnach im schloss zu Napols, unss die ;l ><br />

Franzosen die edle stat Capua mit irem edlen [324] hoptman<br />

') Robert (nicht Bernhard) Stuart, Seigneur d'Aubigny, ein geb. Schotte.<br />

2) Vergl. Gregorovius, Geschichte <strong>der</strong> Stadt Rom VII, 454.


326 1501<br />

Fabritz Colona gewunnen, und da uf 3000 burger und kriegsluet<br />

hattend erstochen, und mit frowen und doechtren so schantlichen<br />

muotwillen triben, dass | ir etliche zu ewigem vorbild e ins (157)<br />

fliessend wasser sprangend, wan dass si irer schäm und ßr so<br />

B schantlichen verlust woeltid liden •). übergab do den Franzosen<br />

sin stat und schloss Napols mit soelichem geding, dass si in mit<br />

siner hab und gsind liessid in sin insel, Iscla gnemt, fri ziehen,<br />

und wan er in<strong>der</strong>t 6 monaten nit abzuge, für einen viend zehalten<br />

8 ). Nach dem und im das verlangt — angesehen siner<br />

io gesipten Spanieren unbilliche untruew — macht er sich mit sinem<br />

wib, kind und schaz uf, und fuor mit gleit <strong>der</strong> Franzosen in<br />

Frankrich zuom kueng, welcher in fruentlich und gnaediklich enpfieng<br />

und biss in tod wol und kuenglich hielt. Und also gewan <strong>der</strong><br />

Franzesisch [325] kueng abermal Napols on alle not.<br />

15 So gewan des Spanschen kuengs hoptman, Consal Ferrand,<br />

des Napolschen kuengs sun mit Calabria und Pulia 3 ). Und also<br />

so hat das Arragunisch regiment zuo Napols, so, den Franzosen<br />

abgezogen, un<strong>der</strong> fünf kuengen uf 70 jar gestanden was, ein end<br />

genommen 4 ).<br />

20 Die obgezaelten Eidgnossen wurdend al rieh; sturbend <strong>der</strong><br />

merteil, und kamend vast wenig unberowt heim.<br />

Der Franzosen reis mit verlust wi<strong>der</strong>n Türken.<br />

Wie nun <strong>der</strong> kueng von Frankrich sich hat begeben mit dem<br />

babst, Spanyeren und Venetieren wi<strong>der</strong>n Türken ein mer-reis ze<br />

85 tun, und im iezt sines fuernemens zuo Napols was gelungen, sant<br />

er im herbst zuo Jennow | uss, mit kuenglicher wolgeruester gallo, (158)<br />

den hern von Raveustan, [326] gon Napols zuo, dahin die Venedisch<br />

galle kam; die baebstisch bleib an <strong>der</strong> mark 5 ), die Rodisch 6 )<br />

•) Ueber die Einnahme von Capua, am 24. Juli 1501, vergl. Sismondi,<br />

Hist. des rep. Ital. XIII. 122.<br />

») Am 25 August. Sismondi, a. a. 0. XIII. 124.<br />

*) Am 1. März 1502 zwang Gonsalvo, nachdem er Calabrien und Apulien<br />

genommen hatte, auch Tarent, wo des Königs Sohn Ferdinand sich noch<br />

gehalten hatte, zur Capitulation.<br />

4) Genauer erst seit 1442.<br />

s ) Die Mark Ancona am adriatischen Meere.<br />

f ) Die Flotte des Johanniter-Ritterordena auf Rhodus.


1501 327<br />

versumt sich, die Spangisch entluod pestilenz in Calabria. So<br />

fuorend die zwo obgenanten von Napols ufs hoch mer, in willen<br />

die insel Lessbosi) dem Tuerken abzerissen, und da <strong>der</strong> andren<br />

egemelten gallöen zu erwarten.<br />

Und als die Franzosen von erst ankamen, un<strong>der</strong>stuondens 5<br />

allein er inzelegen und das vest staetle Mytilen, darin 120<br />

Tuerken und 300 Kristen im zuosaz waren, (inzenemen) beschussends<br />

zuom stürm, welchen si mit merklichem schaden verlurend<br />

2 ). Da ward <strong>der</strong> jung margraf Cristoff von Baden geschossen,<br />

dass er hinkend bleib. Demnach verlurend 3 ) mit zu- 10<br />

luogen <strong>der</strong> Franzosen, ouch ein schädlichen stürm. Schiedend do<br />

ungeschaft vonenandren; wan da kein hilf, wie versprochen, me<br />

kam, woltend d'Franzosen nit me bliben, welche im abzug ein<br />

ungstueeme begreif, versankt inen [327] dri schif mit 800 man,<br />

also dass <strong>der</strong> hoptman selb vierzgest, wi<strong>der</strong> alle hofnung, kum 15<br />

entran. Und also hat die Türkische reis zuom schaden ein spotlich<br />

end. Damit aber diss Schadens gschrei in Napols und Meyland<br />

(159) nit etwas nuewerung | und abfals brächte, ouch des Roemschen<br />

küngs und <strong>der</strong> ansprechenden Eidgnossen entsaessnen uberval zuo<br />

verhueeten, zoch <strong>der</strong> Franzesisch kueng selbs gon Meyland und »<br />

Jennow und da dannen fridlich wi<strong>der</strong> heim.<br />

Vom Persischen fuersten und profeteu Ismahel Sofi.<br />

Eben zuo <strong>der</strong> zit gieng ein wun<strong>der</strong>bar gschrei uss in alle<br />

land, des sich ouch die Kristen wi<strong>der</strong>n Tuerken trösten und die<br />

Juden erfroewt, meinende, den iren messias ze sin, nämlich dass 29<br />

in Persia ein grosser profet und fürst von Möglichem stammen<br />

wäre ufkommen, mit nammen Ismahel Sophi, [328] welcher al<br />

secten, doch allermindst die Kristen und Juden, und allermerest<br />

die Machmetischen verwurf und vervolgte, zerstoerte al vestinen<br />

und stat-muren, woelte niemand arm, sun<strong>der</strong> alle ding gemein so<br />

und in friden halten und schirmen. Hat ein treffenliche herschaft<br />

i) Die Insel Lesbos war schon 1462 in die Hand <strong>der</strong> Türken gefallen.<br />

*) Hammer, Geschichte des osman. Reichs, IL 328.<br />

s ) Ohne Zweifel ist zu ergänzen : die Venetier.<br />

i


328 1501<br />

und macht mit versamten armen, roeweren, flüchtigen und vertribnen<br />

an sich gebracht, also dass ouch die mächtigen Tuerk und| (160)<br />

Soldan ein gross entsitzen ab im hattend gewonnen; liess doch<br />

für sich ab, also dass ouch das von im erschollen gschrei abliess;<br />

s hat doch namhaftig strit wi<strong>der</strong>n Türken und an<strong>der</strong> erhalten').<br />

Werbung des Roemschen kuengs an gmein Eidguossen<br />

wi<strong>der</strong>n Franzesischen kueng.<br />

Wie wol nun, als vor ob ist angezeigt, <strong>der</strong> Roemsch kueng und<br />

<strong>der</strong> Franzesisch kueng etwas Verstands mitenan<strong>der</strong> gemacht hatten.<br />

io not destmin<strong>der</strong> so wurbends wi<strong>der</strong> enan[329]<strong>der</strong> an d'Eidgnossen,<br />

dan welcher die hat, ward <strong>der</strong> stärker gehalten; deshalb des Roemschen<br />

kuengs arbeit was, so er ie si nit vermöchte, dass er si<br />

doch vom Franzesischen abwante. Hargegen <strong>der</strong> Franzesische<br />

kueng kein gelt zuor ufruestung sparet, damit er si, ouch wi<strong>der</strong><br />

i6 irs lands verbot, enthielte und ufbraechte. So warend hiemit <strong>der</strong><br />

merteil taghern und kriegsluet <strong>der</strong> Eidgnossen, wi<strong>der</strong> ir altvordren<br />

sin, dahin verfueert: wo me und gwisser gelt, da me und besser<br />

recht, ja dienst.<br />

Und also nachdem und des Roemschen richs staend, zuo Oug-<br />

2« spurg versamt, hattend den Eidgnossen, so ouch zuom tag berieft<br />

waren 2 ), zuogeschriben, dass si in ansehen des heiligen Roemschen<br />

richs sich mit niemand ussert Tuetscher zungen, insun<strong>der</strong>s so nit<br />

dem heiligen rieh zfistueende, soeltid verbinden, sant <strong>der</strong> Roemsch<br />

kueng sin treffenliche [330] botschaft, nämlich graf Hugen von<br />

25 Montfort, herren | zuo Bregentz, und her Hansen von Kinseck, (161)<br />

rittern, vogt zuo Veldkirch, gon Lucern 3 ), und darnach zweimal<br />

graf Heinrichen von Hardegk, her Uolrichen, friherren zuo Hohensatz,<br />

und den von Kinseck gon Zürich 4 ). Liess an d'Eidgnossen<br />

bringen, dass si, als ein fuernem glid des heiligen Roemschen richs<br />

» und Tütscher nation, nit also zuo <strong>der</strong>en schwaecherung, schaden<br />

') Ismael al Sali, seit 1502 Herr über ganz Persien, erhob die Schiitische<br />

Lehre zur Staatsreligion und war ein erbitterter Feind <strong>der</strong> Osmanen.<br />

') Vergl. Eidg. Absch III. 2, S. 111.<br />

3) Am 18. Juni (Eidg. Absch. III, 2, S. 122.)<br />

4) Am 17. August lEidg. Absch. III. 2, S. 134) und 16. September<br />

(Eidg. Absch. III. 1, S. 139).


1501 329<br />

und schmach woeltid hilf und anhang tun dem kueng von Frankrieb,<br />

— so da e vor das mächtig herzogtuom Meyland, ein kamer<br />

des Roemschen richs, mit sinem herzogen, und ieztan ouch das<br />

kuengrich Napols mit sinem kueng habe mit gwalt und <strong>der</strong> iren<br />

hilf in sine hand gebracht; harzuo zuo nachteil siner majestat und .-,<br />

des heiligen richs, den babst, die kueng von Behem, Ungern.<br />

Poland und Hispanien, ouch gar [331J noch sinen eignen sun,<br />

herzog Philippen, item die Venedier, Jenoeser, Florentiner.<br />

Saffoyer und Eidgnossen. im anhängig gemacht; un<strong>der</strong>stande nun,<br />

zu lezter schmach ganz Tuetscher nation, die Roemsch keiserlich 10<br />

krön ouch zenemen — sun<strong>der</strong> als guot, from, wie iewelt ir vordren,<br />

des heiligen richs und Tuetschen, zuo rettung und schirm <strong>der</strong><br />

selben iedoeb Bit wi<strong>der</strong>ston, und zuo gmeinem frid, er und nuz,<br />

ie doch mit im und den sinen, so allenthalb anstossen, luet und<br />

guot vermischt hond, ein ewige fruentschaft also machen, dass zu i~><br />

gmeiner not gmein Hb und guot zuosamen stiende, harzuo an im,<br />

sinen nachkommen, landen und lueten gar nuet soelte noch mueeste<br />

(162)erwinden. |<br />

Abschlag <strong>der</strong> Eidgnossen uf dise Werbung.<br />

Uf dise Werbung ward uf Michels tag [332] zuo Swytz ein 20<br />

tag gehalten'), und da vil zuo hindrung des Roemschen kuengs,<br />

aber zuo fuerdrung des Franzesischen kuengs durch die Franzesische<br />

botschaft gehandelt, also dass hienach zuo Zürich uf Dionisii 2 ) —<br />

wie wol <strong>der</strong> wolberedt bischof von Wallis die Kurwalen, Aptzel,<br />

S. Gal, abt und stat, und Rotwyl hiezuo beschriben, und insun<strong>der</strong>s 25<br />

Zuerich und Bern, als ruow, frids, erlicher und nuzlicher fruentschaft<br />

beging, dem Roemschen kueng haettid vast gern wilfaren —<br />

<strong>der</strong> merteil ort im puentnuess und hilf abschlugen, mit klag viler<br />

misvaelen, so inen und den iren von im und den sinen ungwert<br />

begegnetid.<br />

'1 Donnerstag nach Michaelis, 30. Sept. (Eidg. Absch. III. 2. S. 142).<br />

2) Freitag vor Dionysii, 8. October (Eidg. Absch. III. 2, S. 145).


330 1501<br />

Botschaft <strong>der</strong> Eidgnossen zum Roemschen kueng um etliche<br />

Sachen.<br />

Wie dem, so ward noch, durch Schaffung' <strong>der</strong> fridsamen, ein<br />

botschaft zuom Roemschen kueng, in »meiner Eidgnoschaft nammen<br />

s geschikt, nämlich her Uolrich, friher [333] von Sax, junkher Joerg<br />

uf <strong>der</strong> Fluo, hoptman zuo Wallis, siner majestat fuerzehalten etliche<br />

händel, welche sin botschaft nit wolt annemen. Diser botschaft<br />

handlung ward uf den 4. tag November in volgendem artikel zuo 4 &«'-<br />

Swytz verabscheidet •). | (1*38)<br />

i" Artikel, dem Roemschen kueng fuergehalteu.<br />

Es weist ie<strong>der</strong> bot, wie dan her Uolrich von Sax und junkher<br />

Joerg uf <strong>der</strong> Fluo (%') Zuerich ab dem tag gefertiget sind an Roemsch<br />

kuenglicher majestat hof, mit bevelch, alsdan etc. Und was si an<br />

künglicher majestat und iren raeten erfaren und geschaft, habends<br />

i5 uns huet entdekt, wie ie<strong>der</strong> bot weist darzetuon, und dass die gemelten<br />

herren fünf artikel <strong>der</strong> kuenglichen majestat hond angebracht,<br />

nämlich:<br />

Des ersten, dass sin kuengliche majestat daran sin und verhelfen<br />

woelle, dass denen, so Bellitz inhond, das rueewig belibe.<br />

20 Zuom an<strong>der</strong>n, dass etlich in <strong>der</strong> Eidgnoschaft erlich und<br />

recht schulden haben, die selben nach <strong>der</strong> billicheit zuo entrichten;<br />

soelichs zuo merklichem guten willen kommen wurde.<br />

Zuom dritten, dass vil in unser Eidgnoschaft ansprachen<br />

habend; dass die ouch abgetragen sollen werden, o<strong>der</strong> uf zwen<br />

» erber man o<strong>der</strong> uf den hochwuerdigen forsten, hern bischof von<br />

Sitten, zuo vertrag kommen.<br />

[334] Zuom vierden, graf Jörgen von Sangans gnad ze bewisen,<br />

uss <strong>der</strong> acht zelassen und gnaediglich zehalten.<br />

Zuom fünften, dass sin kuengliche majestat botschaft haruss<br />

»i nochmals schicke, und wie vor nach einer vereinung werbe.<br />

') Eidg. Absch. III. 2, S. 146.


1501 331<br />

Des Roemschen kuengs antwort.<br />

Uf soelichs ir anbringen hat die kuenglich majestat geantwort:<br />

(164)Bellitz halb habe sin kuengliche majestat | zuom dickermal uns<br />

Bellitz und an<strong>der</strong>s nach getragen, und habe vil gnaedigs willens<br />

zu uns Eidgnossen gehept; wir habid soelichs zuo gut nit uf wellen s<br />

nemen; iezt könne sin kuengliche majestat kein nuewerung zusagen<br />

o<strong>der</strong> tun in dem vertrag, so sin kuengliche majestat mit <strong>der</strong> krön<br />

von Frankrich hab angenommen und beschlossen. Der schulden<br />

halb, wo nochmals die vereinung von uns wurd angenommen,<br />

aldan die rechtmässigen schulden und ansprachen gietlich o<strong>der</strong> 10<br />

mit erkantnuess eines fuersten von Wallis abzetragen. Des glichen<br />

graf Jörgen halb entscheid von egenantem herren zenemen.<br />

Der botschaft halb haruss zesenden, habe sin kuengliche majestat<br />

geantwortet: nein, wir hond zuom dickermal den Eidgnossen nach<br />

geschikt und geworben, und doch nie nuet fruchtbars mögen is<br />

erlangen, wan dass unser erliche boten verächtlich und spotlich<br />

von inen abgevertiget sind; dass wir inen denn nie nachfaren o<strong>der</strong><br />

werben, wollend wir nit tuen; es wäre [335] denn sach, dass unser<br />

fruend, <strong>der</strong> von Sitten, so vil erfunde, dass die sach <strong>der</strong> vereinung<br />

entlichen usstrag ervolgte, dan unser sind nun acht kueng in so<br />

vereinung zusammen kommen. Alles mit vil worten, wie ie<strong>der</strong><br />

weist, und sol ernstlich und flissig betrachten und anbringen,<br />

und uf nächsten tag zuo Lucern antwort geben; dan uns Eidgnossen<br />

vil an <strong>der</strong> sach gelegen sin wil').<br />

Und wie wol nun die, so vor gern mit dem Roemschen kueng «s<br />

in vil begerte frintschaft waerid gangen, nochmals die, als gmeiner<br />

Eidgnoschaft zuo gmeiner er, lob und nuz ganz dienliche, zu<br />

(165) beziehen verharreten; | also dass <strong>der</strong> wolberet, witzig bischof<br />

von Wallis, zuo guot <strong>der</strong> sach, in etlichen orten öffentlich von den<br />

zweien schwerteren 2 ) prediget, so trungenlich, dass in etliche M<br />

ort nit uf ire kanzlen woltend lassen, und aber Bern sich erluetret,<br />

nit me zuon pensioneren zuo tagen zekommen, ouch nit me von's<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 147 (4. November).<br />

2) Von dem geistlichen und dem weltlichen Schwert, vergl. oben S. 34.


332 1501<br />

Frankrichischen kuengs wegen, von welchem si nuet denn Ungunst,<br />

schaden und unruow [336] hätte, das ir zuo verriten; und ob man<br />

dan ie woelte billiche frintschaft um eigennützikeit willen verachten,<br />

dennocht ze bedenken, wie si in frid und ruow belibe.<br />

s Noch dennocht, so gelts mangel uf <strong>der</strong> siten') was, und <strong>der</strong><br />

eigennuz, aller eren unachtbar, fuerzoch, bestuonds uf Othmari 2 )<br />

zu Lucern bi vorgebner antwort,<br />

In disem handel kam <strong>der</strong> bischof von Wallis durch sinen<br />

patron, Jörgen uf <strong>der</strong> Fluo, ins Roemschen kuengs kuntschaft und<br />

i» gunst, hielt sich ouch mit rat und tat an im an be<strong>der</strong> end so<br />

wol, dass, wo Joerg ouch bstaendig, nit dem git nachghängt, inen<br />

und irem land, ouch den Eidgnossen, vil eren und guots begegnet<br />

wäre.<br />

Des Franzesischen kuengs und <strong>der</strong> Eidgnossen handlung<br />

i5 mitenaudren.<br />

Hiezwischen hat <strong>der</strong> kueng von Frankrich ouch sin emsige<br />

und gelt tragende Werbung an d'Eidgnossen, | begerende, [337] (166)<br />

nit sorg von wegen des Roemschen kuengs und gmachter vereinung<br />

zehaben; im, wie er woelte, die puend truewlich zehalten; Bellentz<br />

20 rueewig, o<strong>der</strong> ie mit recht, uf die fünf ort erboten, zelassen; die<br />

ansprecher, welchen er doch nuet schuldig, insun<strong>der</strong>s so in on<br />

recht beschädiget hättid, einer Eidgnoschaft zuo gnaden, mit<br />

40,000 franken, o<strong>der</strong> nach inhalt ir puenden, mit recht abzerichten<br />

und zuo vertragen 3 ).<br />

» Und diser Sachen halb hond d'Eidgnossen vil und gross<br />

unruow gehept, mit daedingen, mit tagen und mit treffenlichen<br />

botschaften hin und har zeschicken, nämlich zuom küng in<br />

Frankrich und gon Ast; item gon Meyland zuom cardinal 4 ); item<br />

zuon ländren, so da sich Unsicherheit, gwalts und Schadens von<br />

•) Nämlich auf <strong>der</strong> Seite des Römischen Königs, <strong>der</strong> nicht so viel versprechen<br />

konnte.<br />

2) 16 November. (Eidg. Absch. III. 2, S. 148.)<br />

») Vergl. Eidg. Absch. III. 2, S. 144 und 155.<br />

4 ) Der Erzbischof von Rouen, französischer Gouverneur in Mailand.<br />

Ueber die Sendung an ihn vergl. Eidg. Absch. III. 2, S. 138 (6. Sept.).


1501 333<br />

Franzosen hoch erklagten, in kein recht noch bestand gon, sun<strong>der</strong>,<br />

zu iren paneren geruest, den ansprechern woltend nach ziehen;<br />

item und zuon an[338]sprecheren, welcher ob 3000, uf zustand<br />

des Roemschen kuengs und <strong>der</strong> Laendren, ubern Gothart gezogen,<br />

Lugarn und Lowers gebluendret und ein zal luet erschlagen hatten'), 5<br />

die ab- und heim zebringen, und in recht zu verfassen, des sich<br />

aber si, von wegen <strong>der</strong> verpensionierten richteren, weigerten 2 ).<br />

Doch liessend sich die ansprecher, so kein andre hilf funden, in<br />

rechtlichen anlass uf zwen Franzosen, <strong>der</strong> einer, Pyr Loy 3 ), als<br />

(167) ein hoptman den knechten wolbekant, und uf | zwen Eidgnossen, 10<br />

Peter Axhalmen von Bern und Hansen Russen von Lucern, vertädingen<br />

4 ); und als die um ein obman stoessig wurden, dahin<br />

bringen, dass si, uss trang irer hern und gschweigung etlicher<br />

hoptlueten, die 40,000 franken für abrichtung vom kueng annamen,<br />

welche in folgendem jar bezalt und ussgeteilt sind worden 5 ). i&<br />

[339] Und von soelicher unruow wegen berietend sich gemein<br />

Eidgnossen zuo Zürich, die Ordnung <strong>der</strong> reisgloefen halb, in vorgendem<br />

jar gestelt, zuo volziehen, und sich fuerahin <strong>der</strong> unghorsamen<br />

ansprechern gar nuet me anzenemen 6 ). Aber <strong>der</strong> hoptdieb,<br />

die pension, kont vorm eigennuz, irem gwaltigen Schirmherren, w<br />

keinen bom finden, daran si hangen woelte, so doch ein fuersichtige<br />

stat Bern harzuo allen muglichen fliss ankart. So schalt Hans<br />

Wahrer her Dietrichen von Endlisperg ein falschen riter, sprach.<br />

wenn d'knecht nit z'reis luftid, so wurde den herren kein pension<br />

geben. Ward zuo Lucern an sine hern von Bern verabscheidet, 25<br />

in um semliche <strong>der</strong> hern schmach nit ungestraft zelassen und<br />

dem von Endlisperg recht zehalten 7 ). So ward ouch vil verboten,<br />

aber wie gwon gestraft und gehalten, dan spaen und zwitracht<br />

<strong>der</strong> gelt-daedinger und richtern mast sind.<br />

•) Im September, vergl. darüber Fuchs, Mail. Feldzüge I. 354.<br />

-) Ebendaselbst S. 359.<br />

3 ) Pierre Loys de Walten, Bischof von Rieux (Eidg. Ab6ch. 111. 2, S. 183).<br />

J) Eidg. Absch. III. 2, 8. 130 (26. Juli).<br />

5 ) Eidg. Absch. III. 2, S. 156 und 157 (21. Jan. 1502).<br />


334 1501<br />

[340] Vergriffen vereinungen zwischen gmeinen Eidgnossen<br />

und Costentz, item und <strong>der</strong> riterschaft S. Joergen<br />

schilts.<br />

In vorgendem und disem jar sind etliche vereinungen zwi-<br />

5 sehen gmeinen Eidgnossen und einer stat | Costentz uf sundren (168)<br />

tagen zu Costentz und zuo Schafhusen vergriffen, also dass Costentz<br />

ein ort, o<strong>der</strong> in ewiger puentnuess <strong>der</strong> Eidgnossen soelte sin •). Ward<br />

durch vereinung des Roemschen kuengs und Unwillen Schwytz und<br />

Zug, ouch dass si im Turgoew einen Turgoewer gfangen, mit dem<br />

io schwert unangezeigt richteten, verhindret 2 ). Harzuo doch Zürich<br />

und Bern, um einer Eidgnoschaft nuz und merung willen, geflissne<br />

mueeg ankarten.<br />

Des glichen ward zuo Zürich ein zitliche vereinung gesteh<br />

zwischen gmeiner riterschaft S. Jörgen schilts und gmeinen Eidi5<br />

gnossen, durch her [341] Jacob von Beyer, her Fritzen und<br />

Jacoben von Anwyl, ritern, angebracht 3 ); Hess Bern, als zuo<br />

fridlichem wandel dienlich, ouch zuo.<br />

Der ewig bund zwischen gmeinen Eidgnossen und einer<br />

stat Basel ufgericht und geschworn.<br />

so Als aber ein lobliche stat Basel sich in nächst ergangnem<br />

krieg hat schiklich und mittel gehalten, und doch den Eidgnossen<br />

me zuständig geachtet, und deshalb von iren anstossenden herschaften<br />

ser angefochten, verachtet und beschädiget, kam si in<br />

Werbung mit gmeinen Eidgnossen um ewige puentnuess; also dass<br />

25 si nach den 8 alten orten das nuend, vor Fryburg und Solaturn.<br />

gang und siz soelte haben. Ward zuo Lucern uf den ndnden tag 9. Juni<br />

Junii beschlossen, und zuo Basel uf den 13. tag Julii festlich ß- J|lli<br />

geschworen 4 ). | (169)<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 100 (Zürich, 15. Februar) und 102 (Zürich,<br />

10. März). Auf dem Tage zu Schaffhausen (16. Mai) war dagegen nach <strong>der</strong><br />

gedruckten Abschiede-Sammlung von dieser Sache nicht die Rede.<br />

') Eidg. Absch III. 2, S. 124.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 2, S. 153 (10. März).<br />

4) Eidg. Absch. III. 2, S. 121 und 126. Der Bundesbrief ebendaselbst,<br />

S. 1291 als Beilage 5.


1501 335<br />

Der ewig pund gmeiner Eidgnossen und Schafhusen.<br />

10. Aug. [342] Hienach, zuo Lucern uf den 10. tag Ougst, ward die<br />

stat Schafhusen, in ansehen irer lieb und dienst, zuo gmeiner<br />

Eidgnoschaft lang zit gehebt, ouch in ewige puendnüss, zuo glich<br />

Fryburg und Solaturn, doch disen nachzegon und zesitzen, von 5<br />

gmeinen Eidgnossen ufgenommen •).<br />

Bsclieid gmeiner Eidgnossen an Fryburg und Solaturn.<br />

Da gwunnend Fryburg und Solaturn ab disen puende'n ein<br />

so grossen Unwillen, dass si in jarsfrist, ouch von gmeinen Eidgnossen<br />

ermant, die nit woltend versiglen, sich hoch erklagende io<br />

und zuo irer klag ein stat Bern in halt ir puenden und burgrechten<br />

ermanende, nämlich dass Basel ein ort heissen, vor inen gon<br />

und sitzen, item und dass Schafhusen inen glich sin soelte, so<br />

doch si vor beden die älteren brief [343] haettid. Begertend an<br />

gmein Eidgnossen, dass si ort gnemt, und in iren stand gelassen 15<br />

wurdid. Ward inen von gmeinen Eidgnossen zuor antwort, si<br />

waerid fuer ewig pundgnossen, nit fuer ort angenommen, darum<br />

Basel vor inen, und Schafhusen inen glich sin und gehalten<br />

wurde. Söltid, wie vor oft abgeraten, nit zuo tagen berueeft werden,<br />

ouch we<strong>der</strong> siz noch stim haben, dan in Sachen, si und *><br />

gmein Eidgnossen berueerend, und ouch danzemal in abscheiden,<br />

(170) vereinungen und briefen nit ort ingschriben, noch gnemt werden 2 ).|<br />

Abrichtung des alten spans zwischen Zürich und den<br />

andren 7 orten, von wegen des zols zft Kloten.<br />

In disem jar, nach viler jaren vileu irrungen, rechts vordrun- »<br />

gen und vertrag, so zwischen [344] Zuerich und den andren<br />

7 orten, des zols und gleits wegen zuoKloten, sind ergangen, ist<br />

uf bestirnten rechtstag zuo Einsidlen, uf mittevasten, durch mit-<br />

') Eidg. Absch. III. 2, S. 131. Die Urkunde ebendaselbst, S. 1297 als<br />

Beilage 6.<br />

2) Eidg. Absch. III. 2, S. 131.


336 1501<br />

lung Bern und S. Gallen, ein ewiger bericht also gemacht, dass<br />

aller zol und gleit zuo Kloten fuerahin den 8 orten gmeinlich zuoston<br />

solle, und hargegen einer stat Zürich für ire ansprach jaerlich<br />

100 Rinsch gülden uf <strong>der</strong> jarsrechnung zuo Baden uss gmeiner<br />

s bichs geben werden, unss die mit 2000 Rinsch gülden abgelöst s<br />

wurden'). Do ward dise losung angends uf nächste jarrechnung,<br />

von iedem ort 300 gülden, dargeton und bezalt.<br />

[345] Dass ein stat Bern etlich gross spaen, vor krieg enthalten,<br />

zue l'ridlichem vertrag gebracht hat.<br />

io . Saffoy. Nuwenburg.<br />

Diss jars hat ein fridsam stat Bern gross "mueeg, kost und<br />

arbeit gehabt, frid und ruow zuo erhalten zwischen iren ussburgern<br />

und puntsgnossen, und zuvor zwischen herzog Philibert von<br />

Saffoy und margraf Philippen von Nuewenburg, welcher, von veri5<br />

längter Vorhaltung wegen sines wibs ßstuer und erb, die sinen | (171)<br />

zu Nuewenburg und zuo Roetelen gemustret, und ouch sine burger,<br />

Lucern und Solaturn, ufgebracht, den herzogen zuo ingondem<br />

October wolt krieglich haben überzogen. Do legt sich ein stat<br />

Bern mit Fryburg so treffenlich mit fruentlichem ansuchen und<br />

M ernstlichen manungen darzwischen, dass si die beden forsten<br />

vom krieg in gueetliche o<strong>der</strong> rechtliche betra[346]gung bracht,<br />

sich erluetrende, wi<strong>der</strong> den teil zeston, welcher disem abscheid<br />

nit woelte geleben 2 ). In disem fast mueegsamen handel warend<br />

boten her Wilhelm von Diesbach, her Adrian von Buobenberg.<br />

25 her Heinrich Matter, her Ruodolf von Scharnental, her Casper<br />

vom Stein, al riter, und Casper Hetzel 8 ). Und als Mattern,<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 104 (20. März). Es handelte sich um die<br />

Theilung <strong>der</strong> Einkünfte zwischen <strong>der</strong> Zürich gehörenden Grafschaft Kyburg<br />

und <strong>der</strong> gemeinen Herrschaft Baden.<br />

*) Die Schreiben an den Herzog von Savoyen und seinen Landvogt<br />

in <strong>der</strong> Waadt stehen im Lat. Miss. F. (2. September bis 15. October); diejenigen<br />

an den Markgrafen im D. Miss. K. Unter <strong>der</strong> grossen Zahl <strong>der</strong><br />

letztern siehe beson<strong>der</strong>s dasjenige vom 1. September (S. 182").<br />

3 ) Raths-Man. 111, S. 158 vom 12. September, wo aber die Namen <strong>der</strong><br />

Boten nicht genannt sind. Die Instruktion an Hetzel nach Savoyen steht<br />

Miss. K. 193 (21. September).


1501 337<br />

schwers libs und bresthafter beinen, vom herzogen ein mulesel<br />

geschenkt was, und hierum als meineidig angezogen, ward im,<br />

von sines libs notturft und sines fuerwort wegen, unsträflich erkent<br />

und nachgelassen'); aber Hetzel von selbs dargebner 30<br />

krönen gab wegen von eren gestossen. 5<br />

Gryers aendruug.<br />

Item gescheiden zwischen dem herren Johansen von Montvernant,<br />

<strong>der</strong>en von Fryburg burger, und dem herren von Vergy,<br />

irem burger, so die grafschaft Gryers, nach grafen Ludwigs und")<br />

Franzen on manserben tod 2 ), mit gvvaltiger [347J band wolten w<br />

geteilt haben 8 ); ward ufs herzogen von Saffoy, als lehenherren,<br />

usspruch gesezt. Also ward <strong>der</strong> von Montvernant, als mansstammens,<br />

graf zuo Gryers, und, wie sine vordren, erbburger zuo<br />

(172)Bern, und dem von Vergy wibsstuer und erb geben 4 ). |<br />

Grafen von Nuewenbnrg und Valendyss. 15<br />

Item gescheiden zwischen den grafen von Nuewenburg und<br />

Valendyss, irer unfridlichen anstoessen halben 5 ).<br />

Jaquet de Bussy.<br />

Item gescheiden den herren Jaquet von Bussy, im gleit zuo<br />

Bern, welcher uss gvaengnuess sines herren von Saffoy gon Bern so<br />

a ) Ludwigs und ist ziemlich später am Rande hinzugefügt.<br />

i) Raths-Man. 112, S. 37 (16. October).<br />

2) Graf Ludwig war schon 1492 gestorben, Franz IL im Jahr 1499 und<br />

Franz III. im Jahr 1500.<br />

3) Raths-Man. 109, S. 105 (18. Februar). Die Ehefrau des Herrn Claudius<br />

von Vergy, Helena, war eine Tochter des Grafen Ludwig und Schwester<br />

von Franz IL (vergl. Hisely, Hist. du comte' de Gruyere (Mem. et Doc. de la<br />

S. R. XI), p. 170), etc.<br />

4 ) Den Ausspruch des Herzogs (Genf, 2. August 1501) siehe Mon. du<br />

comte de Gr. (Me'm. et Doc. de la S. R. XXIII, p. 171).<br />

5) Raths-Man. 112, S. 18 (29. September). Ein desshalb auf Montag<br />

nach Martinstag angesetzter «Rechtstag> wurde nicht abgehalten.


338 1501<br />

entrunnen, gegen dem herzogen, <strong>der</strong> in hoch durch sinen secretari,<br />

Johan de Furno, wi<strong>der</strong> zestellen ervordret, vor gwalt zuo sicherem<br />

vertrag o<strong>der</strong> rechtj enthielt und schirmt; doch so muost er sich<br />

wi<strong>der</strong> in gvaengnuess stellen, also dass er, on entgeltnüss angends<br />

5 ussgelassen, zuo recht ledig käme.<br />

Mfinstertal.<br />

Item des Muenstertals burgrecht, nach Stillung irer spaen,<br />

ernueweret.<br />

[348] Hirat des herzogen von Saffoy mit des Konischen<br />

10 kuengs tochter<br />

Nach Stillung oberzaelter unruowen, im Cristmonat, hat herzog<br />

Philibert von Saffoy zuo Jenf hochzit gehalten mit <strong>der</strong> Spanischen<br />

witfrowen Margariten, des Roemschen kuengs einigen tochter, und<br />

harzuo und zuor enpfahung ein stat Bern fruentlich geladen. Ward<br />

15 im zuogeschikt <strong>der</strong> adelich edel riter, her Wilhelm von Diessbach,<br />

und her Hans Rudolf von Scharnental. Dise e | ward zuo <strong>der</strong> zit (173)<br />

un<strong>der</strong> allen kristlichen fuersten die lustigest und huebschest geacht<br />

und gerueemt, dan si bede von lib, gstalt und tugent ganz wol<br />

geschöpft waren.<br />

40 [349] Einer stat Bern unruew und straf von wegen <strong>der</strong><br />

reisgloefen.<br />

So hat ouch ein fridsame stat Bern gross arbeit und ernst<br />

gehaept in ir stat und land, <strong>der</strong> reisgloeufen halb, geschworne<br />

Satzung und eid zehalten und ze hanthaben •); <strong>der</strong>halb diss jars<br />

25 zweimal von allen iren herschaften und lantsaessen boten beschriben,<br />

und nämlich von ersten uf den 11. tag Meyen 12 ge-n. Mai<br />

fangen reiser zuo strafen 2 ). Da wurden die nuen mit urfecht<br />

') Miss. K. ist voll von Mahnungen.<br />

2) «An atett und Län<strong>der</strong> >, Miss. K. 138 vom 6. Mai, und Raths-Man.<br />

vom 11. Mai (110, S. 106—109), wo die Voten <strong>der</strong> Abgeordneten mitgetheilt<br />

sind.


1501 339<br />

ussgelassen, und drig enthoptet, mit soemlichen meinungen, dass<br />

etlich meinten, man mueesse zuo hanthabuong ir Satzung und eid ie<br />

anheben strafen. Harzuo sagtend etlich an<strong>der</strong>: woelte man denn<br />

d'straf an den nidren anheben, so mueeste mans ouch an den<br />

hohen beharren, o<strong>der</strong> es wurde Unwillen und unruow gebären. 5<br />

[350] Und wie wol dise Satzung ouch nachmals ward oft wirs<br />

übertreten, so ward doch niemands me hierum am leben gestrafet.<br />

Den anfang also wägen und messen, dass (es das) end ertragen<br />

und erduren moeg, ist meister in allen dingen, und besun<strong>der</strong><br />

so man bstaendig Ordnungen, belonungen und buossen wil 10<br />

(174)ansehen. Es ward ouch in obgemeltem rat | beschlossen, hi<br />

gsworner Ordnung zebliben, und aller hingelofnen lib und guot<br />

anzegrifen.<br />

Item, hienach uf S. Bartholomäus abent, ward aber mit stat<br />

und land, von <strong>der</strong> ansprecheren wegen versamt, beschlossen, bi ir><br />

gmelter Ordnung ze bharren, den ansprecheren kriegs abzeston,<br />

aber mit fridlichen mitlen, zehelfen •).<br />

[351] Türe und insehuug <strong>der</strong>halb beschehen.<br />

Und diss jars Ostren viel ein unversehne grosse tuere gählingen<br />

in, in allen ässigen dingen, schlug alles um's und ob's halb 20<br />

uf 2 ), und was doch uf den markten keiner dingen mangel. Ward<br />

dem zuogmessen, dass im land vil gelts, und vil huoren und buoben<br />

on arbeit, on mauss woltend vol sin.<br />

Es galt zuo Zürich 1 muet kernen fünf pfund pfenning, 1 malter<br />

habern 4 pfund 15 Schilling, 1 fierten erbs 1 pfund, 1 fierteu 25<br />

salz 31 Schilling; das fleisch schluog uf, aber <strong>der</strong> win nit vast.<br />

Diser tuere halb berietend gmein Eidgnossen, umendum fuersechung<br />

zetuond, mit abstellung alles fuerkoufs, verfueerung und<br />

(175) verhaltung, item | und mit ab- und usstriben <strong>der</strong> winkel- und<br />

wirtshushuoren, krieger, krämer und [352] aller gattung lant- so<br />

stricher und betler 3 ).<br />

') Raths-Man. III, S. 129 (83. August), wo die Voten <strong>der</strong> Landesabgeordneten<br />

protokollirt sind.<br />

') Um die Hälfte und noch mehr.<br />

3) Eidg. Absch. III. 2, S. 128 (26. Juli).


340 1501<br />

Ordnung, den mezgern, muelleren und glaseren zue<br />

Bern geben.<br />

Insun<strong>der</strong>s so taet ein fuersichtige stat Bern notwendig insehen<br />

uf etliche handwerk, gab inen bim eid Ordnungen.<br />

Mezger.<br />

Den mezgeren ward von mangels wegen nachgelassen, uf<br />

1 pfund guots beschaezts rintfleisch, item und uf 1 pfund guots<br />

kalbfleischs 1 pfenning zeschlahen, nämlich 1 pfund rinten um<br />

8 pfenning, und 1 pfund kaelbren um 6 pfenning; und das min<strong>der</strong><br />

io eins pfennings, o<strong>der</strong> wie gschaezt, näher zegeben. Item, nit wie<br />

bisshar samenhaft uszewaegen, sun<strong>der</strong> armen und riehen zeteilen.<br />

Item, dass man den herbst-mezgern 2 ) kein fleisch sol geben;<br />

sond sich benueegen diss Ions, nämlich von eim schweren rind<br />

6 Schilling, von eim kleinen 4 Schilling, und von eim [353]<br />

n schwin 1 Schilling, und 6 pfenning fuer wuerst 2 ).<br />

Mueller.<br />

Dass die mueller sollen keinen knecht unverbürgt annemen,<br />

truewlich handien, ie<strong>der</strong>man gar sin mel, | krüsch und sprueer (176)<br />

heimbringen, und von einem Hechten muet nit me dan 1 plaphart,<br />

so und vom schweren 2 plaphart Ions nemen. Welcher aber lieber<br />

mel o<strong>der</strong> körn denn gelt wil geben, lasst mans mit verordneten<br />

mässlin bschehen, zu gmeinem louf 1 maessle, wan aber <strong>der</strong> kern<br />

7 o<strong>der</strong> 8 pfund gilt, y, maessle Ionen 3 ).<br />

H<br />

Glaser.<br />

Als noch in menschen gedaechtnuess vor unlangen jaren in<br />

Bern me flom und tüch, denn glas, darnach me waldglasruten,<br />

') Diejenigen, die zur Herbstzeit den Bürgern ihr Vieh in's Haus<br />

schlachten.<br />

«) Raths-Man. 112, S. 56 (29. October).<br />

3) Eingeschrieben im Raths-Man. 112, S. 106 (6. Dezember).


1501 341<br />

dan schibenvenster waren gsehen; und aber ieztan so uss fremden<br />

landen durchs verrucht kriegsvolk fremd siten, besun<strong>der</strong> [354]<br />

boes und ueppig, fremd ring, fluessig gelt, fremd kuenst und kostbarkeit,<br />

besun<strong>der</strong> in buewen, kleidungen und tischungen, in alle<br />

(177) Eidgnoschaft was kommen, wolt | sich schier niemands me hin<strong>der</strong> s<br />

kleinen floeminen vensterlin verbergen, o<strong>der</strong> durch glasruten lassen<br />

sehen; aber schier ie<strong>der</strong>man hin<strong>der</strong> grossen schibenvenstren verbergen,<br />

und in gemalten venstren allenthalb, besun<strong>der</strong>s in kilchen.<br />

raths-, wirts-, trink-, bad- und scherstuben lassen sehen, also<br />

dass <strong>der</strong> glasergwin muost ein mauss haben, und zuovor ein maess io<br />

zuon schiben und ruten. Demnach von einer o<strong>der</strong> zweien halben<br />

schiben, item 5 schib o<strong>der</strong> 7 glas, hornaffen verbligt und verwerkt,<br />

8 pfenning nemen; um ein ruten waldglas 4 pfenning; um<br />

ein taflen 2 gross; um ein bögig wapen 1 gülden; halb, % gülden;<br />

um ein regal 2 gülden; um ein einig bild 1 gülden•). is<br />

[355] Kouf und besserung von einer stat Bern getou.<br />

Diss jars hat eine lobliche stat Bern erkauft, nämlich:<br />

Wange.<br />

von Caspar Hetzein von Lindnach. vennern, die herschaft Waenge<br />

mit aller zuogehoerd um 1100 Rynsche gülden 2 ). so<br />

Teittingeu.<br />

Item von her Benedict Tarfernier, probst zuo Wangen, den<br />

(178) halben teil <strong>der</strong> nidren gerichten zuo | Teittingen, mit aller zuogehoerd,<br />

um 300 pfund Berner').<br />

') Glaser-Ordnung siehe Raths-Man. 111, S. 136 (26. August), vergl.<br />

auch vorher «Der Glaser Eid» 111, S. 124 und 125.<br />

2) Wengi bei Büren. Kaufbrief vom 29. Januar im Arch. Bern.<br />

3) Raths-Man. 112, S. 117 (10. December). Die von dem Kloster Trüb<br />

abhängige Benedictiner-Probstei zu Wangen an <strong>der</strong> Aare besass Twing und<br />

Bann zu Deitingen im Kt. Solothurn.


342 1502<br />

Gummen.<br />

Item von Jacoben und Wilhelmen, gebruee<strong>der</strong>n von Wippingenden<br />

vierdenteil hoher und nidrer gerichten, mit aller zügehoerd,<br />

zu Biberen, kleinen Gueminen und Wallenbiich, um 1348 pfund<br />

5 Berner waerung').<br />

Zins.<br />

Item von den egenanten von Wippingen, mit Fryburg, so,<br />

nach verwilgetem und verbrieftem kouf, teil und gmein an die<br />

herschaft Murten [356] zelegen ervordret, alle nutzung, so die<br />

io egenanten in <strong>der</strong> herschaft Murten hatten, um 276 gülden zins 2 ).<br />

Item von her Anthonin von Gryers, herren zuo Aegermont, 50 pfund<br />

jaerlichs zinses uf <strong>der</strong> herschaft Ormont, um 1000 pfund Saffoyer.<br />

Se-insel.<br />

Item die insel im Erlach-se mit aller zügehoerd von <strong>der</strong> abti<br />

u Erlach an ire stift gebracht 3 ).<br />

Nidow.<br />

Item die lantveste zuo Nidow gebuwen 4 ).<br />

1502.<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 10. Keiser: Maximilian 9. Franzesi-<br />

20 scher kueng: Ludwig XII. 5. Schulthes: von Erlach 2.1<br />

Dass <strong>der</strong> Roemsch ablass fuersich, <strong>der</strong> Türkisch zug<br />

hin<strong>der</strong>sich gieng.<br />

Im jar Cristi Jhesu 1502, als dem Roemschen legaten Raimund<br />

uf dem richstag, zuo Nuerenberg gehalten, vom Roemschen<br />

i) Kaufbrief vom 26. November. Im Raths-Man. 112, S. 6 (18. Sept.)<br />

ist dagegen <strong>der</strong> verabredete Kaufpreis mit 1900 Pfund angegeben. Biberen,<br />

Klein-Gümmenen und Wallenbuch am linken Ufer <strong>der</strong> Saane, das letztere<br />

jetzt freiburgische Enclave.<br />

') Die genannten Ortschaften wurden mit <strong>der</strong> gemeinen Herrschaft<br />

Murten vereinigt, und alle Rechte <strong>der</strong> von Wippingen losgekauft.<br />

3 ) Rathsentscheid über den Streit zwischen <strong>der</strong> Abtei St. Johann bei<br />

Erlach und <strong>der</strong> St. Vinzenzenstift vom 2. Juni 1502 (U. Spruchb. D. 186 b ).<br />

4) Raths-Man. 110. S. 9 (8. März).<br />

(179)


1502 343<br />

kueng und den staenden des Roemschen richs, sin ablassgewerb im<br />

rieh zehantieren, was zugelassen, Hess in <strong>der</strong> bischof von Costentz,<br />

nit on zol und gleit, ouch in; trüg in den Eidgnossen<br />

an •). Do wolt im abermals kein ort plaz geben, dan das zuo<br />

Roemscher war geneigt Bern. Wie wols doch in nächst vergangnem .-,<br />

jar den gewerb hat von Losan har in ir stat angenommen, gab<br />

si deniuocht, zuo guot irem kostbaren kilchenbuw, disem ouch<br />

plaz gon Zofingen, [360] um die zwen pfennig gedingt*), welche<br />

in<strong>der</strong>t 14 tagen <strong>der</strong> lezten vastwochen brachtend 385 gülden<br />

Hiesch <strong>der</strong> Roemsch kueng an Tuerkenzug. Do behielts ein stat io<br />

Bern irem S. Vincentzen, ir von's bischofs commissario, meister<br />

Constans Kellern, uberantwort; dan uss dem Tuerkenzug ward niit,<br />

so zuovor <strong>der</strong> heilig vater von Rom selbs, zuo glich dem Türken,<br />

die kristen uss ir eignem bluot und schweiss bekriegt und aerger<br />

wan <strong>der</strong> Tuerk, sine burger wuergt. So gebrast dem Roemschen «<br />

keiser hilf und gelt, erst ze spat vom ablass zuo beziehen. So<br />

was <strong>der</strong> Frankrichisch kueng zuo frieg uss-, und mit spot zum<br />

(180)schaden abzogen, hat mit dem Spanschen kueng besseren | gwin<br />

an cristen. So hielt <strong>der</strong> Ungerisch kueng mit siner edlen Französin,<br />

[361] Isabella de Buffos 3 ), hochzit, hat den Türken uss dem 20<br />

Foriul und Sclavony gholfen hin<strong>der</strong>sich heim schlahen. So entsassen<br />

die Venedier des Roemschen vaters doner und hagel,<br />

warend <strong>der</strong> Türken mueed, ernuewereten mit im ire puend, und<br />

machtend frid, also dass si im etlich plaez mästend wi<strong>der</strong>geben,<br />

harzuo er ouch was gneigt, dan in <strong>der</strong> Persisch Soffy maechtig 25<br />

un<strong>der</strong>stuond anzefechten.<br />

Werbung des Roemschen kiings an gmein Eidgnossen um<br />

hilf und vereinung gon Rom und wi<strong>der</strong>n Türken.<br />

Wie wol nun <strong>der</strong> Roemsch kueng zii letst vergangen jars <strong>der</strong><br />

Eidgnossen botschaft hat abgeschlagen, inen me um vereinung 30<br />

nachzegon, die wil aber d'Franzosen gaeng anhielten, ward er<br />

•) Eidg. Absch. III. 2, S. 152 (7. Januar).<br />

8 ) Je 2 Pfennige sollten dem Münsterbau zukommen. Schreiben an den<br />

Propst zu Zofingen vom 8. März (Miss. K. 255).<br />

') Anna (nicht Isabella) eine Enkelin von Gaston de Foix.


344 1502<br />

ouch bewegt nit abze[362]lassen, ob er joch im selber nuet schiefe,<br />

dass er doch d'Franzosen etwas hindrete, aber iren kronensack<br />

zu laeren vast fuerdrete; harzuo von be<strong>der</strong> teil Eidgnossen ouch | (181)<br />

angereizt. Wan dis zwen kueng in al weg und alwegen durch<br />

5 frintschaft und vientschaft enandren suochtend zu uberlistigen und<br />

zehindren; das denn <strong>der</strong> Eidgnossen, denen nuet min<strong>der</strong>s dan<br />

<strong>der</strong> fuersten einikeit erlidlich, bester gwin, nuz und schirm was.<br />

Also so sant <strong>der</strong> Roemsch kueng gross boten, aber klein gelt; so<br />

sant <strong>der</strong> Franzesisch kueng <strong>der</strong> zit klein boten, nämlich ein schriio<br />

ber, aber gross gelt; mochtend doch bed nit ganz iren willen<br />

ervolgen, wan d"Eidgnossen dem einen nit um kleins, und dem<br />

andren nit, denn um gross gelt, und beden nit nach allem fiirnemen,<br />

konten noch wolten dienen.<br />

Do nun <strong>der</strong> Franzesisch kueng hilf suchte in Napols ze-<br />

15 schicken, das gwunnen kuengrich mit sinem gmein<strong>der</strong>, dem [363]<br />

Spanischen kueng, mit spiessen abzemessen, do sant <strong>der</strong> Roemsch<br />

kiYng zuo gmeinen Eidgnossen diss jars zum drittenmal gon Zürich<br />

sin treffenliche botschaft, nämlich graf Andres von Sonnenberg,<br />

abt Heinrichen von Schussenried, und riter Jacoben von Landow.<br />

» im Ober- und Ni<strong>der</strong>-Schwaben lantvogt, mit credenz und fuerhalt,<br />

wie sin kuenglich majestat zuo gut, trost und hilf ganzer Cristenheit,<br />

dem heiligen Roemschen rieh und Tuetscher nation, mit etlichen<br />

klingen und fuersten, und insun<strong>der</strong>s mit dem kueng von<br />

Frankrich, sinem bruo<strong>der</strong>, einen pund habe gemacht, | in fuer- (182)<br />

»5 nemen, zuovor keiserliche krön zuo enpfahen, und demnach in<br />

eigner person ein Tuerkenzug zetuon. So nun ein Eidgnoschaft<br />

ein fuernem glid <strong>der</strong> Cristenheit, des Roemschen richs und Tuetscher<br />

nation sie, so werde si daran gefallen haben, und ir hilf harzuo<br />

ouch nit verhalten, und nämlich uf sin beger, in sinen sold im<br />

so 6000 knecht un<strong>der</strong> iren zeichen zuo lassen. [364] Ob denn etlich<br />

ze ross mit im woelid reisen, dass die selben bi im zuo Costentz,<br />

um ir soeld zuo überkommen, erschinen. Wo aber, dess er sich<br />

von irs nammens wegen nit versähe, dass si ie doch die iren<br />

wi<strong>der</strong> in zeloufen enthaltid.<br />

Und uf dass ouch frid und ruow <strong>der</strong> landen in sinem abwesen<br />

belib und bstande. so sie sin hob ermanung und beger, dass <strong>der</strong>


1502 345<br />

Baseisch bericht wol und truewlich gehalten, und ein stat Costentz,<br />

als dem hus Oesterrich vereint, in dem vergriffen werde; o<strong>der</strong><br />

ouch witer verstaentnuess, wie vormals beredt, mit ir zemachen,<br />

also dass ir ein teil von <strong>der</strong> lantgrafschaft Turgoew zuo geben,<br />

also dass die Thur un<strong>der</strong>mark zwischen inen und ir wurde; harzö 5<br />

er woelte raten und helfen.<br />

Und zuo merer Sicherung und fruentschaft, dass noch die ort,<br />

so nit drin, in die ewig, loblich erbeinung gangid, und dan versamt<br />

[365] sinen sun Philippen, mit desse schwaeher, so in sinen<br />

riehen und landen erb gemacht hab, ouch darin beschliessid, da- 10<br />

(183) har inen sun<strong>der</strong>e gnaden und guot pensionen werdid | begegnen.<br />

Hierin allem das best zetuon, damit sin loblich und Mich fürnemen<br />

zuo guotem fuergang kome, und einer namhaften Eidgnoschaft<br />

lob und er nit geschwaecheret noch verlezt werde •).<br />

Antwort gmeiner Eidgnoschaft nf des lloemschen kuengs 15<br />

werbnng.<br />

Uf dise des Roemschen kuengs Werbung, nach etlicher tagen<br />

beratung, gabend <strong>der</strong> Eidgnossen boten ze antwort, wie dass ein<br />

Eidgnoschaft ein gross wolgefallen an siner kuenglichen majestat<br />

loblichen, ja ganz cristlichen fuernemen habe, harzuo gern rat und 20<br />

hilf tuon woelte, wo si nit, un<strong>der</strong> vil andren sorgen, mit grosser<br />

tuere und sterben so hart beladen wäre; doch so werde nit gewert,<br />

ob iemand [366] (sich) selbs willig in dise reis begäbe.<br />

Darzft, wi<strong>der</strong> in eins wegs zeziehen, streng verboten; so sigid<br />

ouch al ir usslaendische reisknecht wi<strong>der</strong> ir willen und verbot 25<br />

daiussen.<br />

So solle ouch sin kuengliche majestat, irethalb on alle sorg,<br />

sinem loblichen fuernemen stat tuon, wan si dem Baseischen friden<br />

so redlich und so truewlich vermeinen anzehangen, dass si nunmal<br />

nit witer vereinung ze machen achte not sin, und ouch sich 30<br />

des lasse beniiegen.<br />

Allein sie ir ernstlich beger und bit, die kuengliche majestat.<br />

') Eidg. Absch. III. 2, S. 167 (15. Juni).


346 1502<br />

nach inhalt des fridens, etlich spaen und ansprachen abrichte,<br />

und sun<strong>der</strong>lich den | verschlagnen kornkouf gon Basel und den (184)<br />

iren uftueege und gon lasse •), ouch verschaffe, dass ire verwanten,<br />

Basel und Schafhusen und an<strong>der</strong>, von den sinen nit also mit<br />

5 schmach und schaden, einer Eidgnoschaft zuwi<strong>der</strong>, angefochten<br />

und bekuemeret werdid; dan wo nit, so moechts und wurde in<br />

d'har nit zuo guotem erschiessen.<br />

[367] Costentz halbe sie si geneigt, wie vor vil darin gehandlet,<br />

mit ira frid zehalten und witer verstaentnuess zemachen:<br />

io aber das Turgoew zetrennen, sie ir nuet gelegen.<br />

Das alles sin kuengliche majestat zuom besten wolle verston<br />

und ufuemen, dan einer Eidgnoschaft ie gemeint sie, nuet an<strong>der</strong>s,<br />

dan gebuerlichs und ir lob und er unverlezlichs fuerzenemen und<br />

zehandlen 2 ).<br />

15 Zuo aller des Roemschen kuengs beger, on <strong>der</strong> 6000 knechten<br />

hilf halb, als gmeiner Eidgnoschaft erlich und nuzlich, was ein<br />

wise stat Bern wol gneigt und beraten; aber <strong>der</strong> -stark gilgengschmak<br />

zoch fuer.<br />

Krieglicher spau be<strong>der</strong> kiingen, Frankrichs und Spanyen,<br />

so und Werbung des Franzesischen kuengs an gmein Eidgnossen<br />

um hilf.<br />

Nachdem nun d'Franzosen und d'Spanyer das kuengrich Napols<br />

hattend ingenommen, und da, um etliche plaez zeteilen<br />

spaennig [368] worden, hond d'Franzosen fuerge|trukt und d'Spa- (185><br />

25 nyer garnah uss allem Bulia 3 ) und Calabria, mit hilf irer Eidgnossen,<br />

getriben, biss an zwo staet, Adria und Barol 4 ); behielt<br />

<strong>der</strong> Spanisch hoptman, Consal Ferrand; und damit er die moechte<br />

lifrung halb enthalten, stiess er druss alles unkriegbar volk,<br />

ob 5000 menschen, welche klägliche und wislose schar die Venedier<br />

!) Davon war jedoch laut Eidg. Absch. erst später die Rede (III. 2,<br />

S. 177 und 186).<br />

2) Eidg. Absch. III. 2, S. 172 (20. Juli).<br />

3 I Apulieu.<br />

4) Andria und Barletta.


1502 347<br />

uss erbaermd zu Tran •) inliessend. Enbot den Franzosen, er hätte<br />

von sinem kueng noch kein bevelch, zewichen, noch mit gwalt<br />

zehandlen; so's aber die gstalt habe gwonnen, werd er getraengt,<br />

sinem kueng ouch nuet zuo versumen. Uf das so schiktend bed<br />

teil zuo iren kuengen um hilf und staerkung. Da bracht <strong>der</strong> Spanisch %<br />

kueng vom Roemschen kueng ob 2000 guter lanzknecht in Bulia.<br />

[369] So warb <strong>der</strong> Franzesisch kueng an sine vereinten Eidgnossen<br />

ouch um hilf, unangezeigt warum o<strong>der</strong> wohin, denn dass<br />

si im zuo siner person gon Ast die soeltid zulassen, nämlich 3000<br />

<strong>der</strong> besten kriegs lueten, zuo denen 500, so da im selber zuogeloffen w<br />

wärid. Liess inen hiebi durch junkher Dietrich Star, sekretarien,<br />

ansagen, zuvor sinen gunst und vertruwen fuer al an<strong>der</strong> nationen,<br />

deshalb si gar kein schuehen doerfid haben ab gemachter mit dem<br />

Roemschen kueng vereinung, ouch inen nuzliche, und sicher sie,<br />

dass er inen alles halten woelle, und me, wen die puend vermögen; is<br />

(186)das si wol | moegid erkennen, so er allen orten ungesuendret, wie<br />

wol drien nit schuldig, ire Pensionen, und den anspreche<br />

40,000 franken, on pflicht, allein uss gnaden, inen zuo gevallen,<br />

woelle geben. Allein so solid si sich nit wi<strong>der</strong> in verbinden, und<br />

nach inhalt <strong>der</strong> vereinung [370] bstaendig und daran sin, dass er »<br />

nit wi<strong>der</strong> sin vertruewen und verbuendung, wie beschehe, von den<br />

iren beschädiget und des sinen, wi<strong>der</strong> uf si geboten recht, entsezt<br />

Mibe 2 ).<br />

Abscheid gmeiner Eidgnosseu uf des Franzesischen kuengs<br />

Werbung.<br />

Uf dise Werbung des Franzesischen kuengs warend d'Eidgnossen<br />

nit willig, im ire knecht on Ordnung und on wissen zuozelassen.<br />

Deshalb, und ouch sun<strong>der</strong>lich in ansehen unrueewiger<br />

loeufen, so sich zuo ring um, von Basel und Bellitz wegen, mit<br />

rüstungen und frigs koufs verhaltung erzeigten, verbutends ao<br />

streng alle reisgloeuf; doch ungehalten, dan vil zuom kueng und<br />

•) Trani.<br />

2) Eidg. Absch. III 2, S. 169 (8. Juli). Hier wird <strong>der</strong> Bote Stars genannt.<br />

Die Antwort ebendaselbst<br />

25


348 1502<br />

ein zal zuom margrafen von Brandenburg') lief. So was etlicher<br />

vergebne meinung, die gelofnen heim zemanen. Der pensionen<br />

und ansprechen) halb warends bnueegig, [371] so ver die bald<br />

und bar ussgericht wurdid.<br />

5 So aber die dri laen<strong>der</strong> um Bellitz kein andren bscheid<br />

woltend hoeren, wan dass si das inzehaben und zefrien fuernamen,<br />

wurdends 2 ) zuo Lucern rätig, von | den uebrigen orten ire treffen- (187)<br />

liehe botschaft uf S. Laurenzen abend zuovor gon Ure zeschicken,<br />

die von irem uszug abzewenden, und da dannen in Lamparten<br />

io zuom kueng, bi dem gueetliche nachlassung o<strong>der</strong> fridliche mittel<br />

zesuochen; item und hiemit in von wegen <strong>der</strong> Meylaendischen<br />

capitlen, <strong>der</strong> loufenden knechten, <strong>der</strong> pensionen und ansprechern<br />

und <strong>der</strong> von Basel und Schafhusen, die den andren orten glich<br />

zehalten, anzekoeren.<br />

i5 Botschaft gmeiner Eidgnossen von Bellitz wegen zum<br />

kueng, und antwort desselben.<br />

Dise botschaft, nach abscheidung von [372] Ure, kam si<br />

zuom kueng zuo Pavy, ward erlich und wol von im enpfangen und<br />

gon Ast bescheiden, und daselb mit volgen<strong>der</strong> meinung, in vil<br />

ao und vast fruentlichen und treffenlichen worten dargeton, uf den<br />

8. tag September abgevertiget. s. Sept.<br />

Von ersten, Bellitz hall):<br />

Wie gern er einer wol- und hochverdienten Eidgnoschaft in<br />

allen dingen, als sinen liebsten fruenden, wölte wilfaren, ja ur-<br />

25 bitig mers und bessers da fuer zegeben, da koen und moeg er<br />

doch nit mit keinen eren, on alle recht, von sinem erb ston,<br />

und deshalb verhoft, er waere soemlicher pit erlassen beliben.<br />

Aber um frids und gerechtikeit willen woelle er sine bewarung<br />

mit treffenlicher botschaft uf Martini zuo Lucern inen ofnen,<br />

.io und da iren billichen und fruentlichen entscheid erwarten, in<br />

guoter hofnung, er und recht angesehen, des sinen fruentlich ge-<br />

i) Markgraf Casimir v. Br., in seiner Fehde mit Nürnberg, s. hienach.<br />

2) Nämlich die übrigen Eidgenossen. Eidg. Absch. III. 2. 171 (18. Juli).<br />

Der Tag <strong>der</strong> Sendung wurde erst später bestimmt (S. 172).


1502 349<br />

(188) rueewiget zewerden; er sie doch <strong>der</strong>, dem | gmeiner Eidgnoschaft<br />

lieber denn aller weit frintschaft sie; wolle ouch den tag, den<br />

er glebe, ir frind erleben und sterben, und die vereinung [373]<br />

truelich an in halten, und von semlicher und keiner sach wegen<br />

scheiden lassen, es erwinde denn an inen. Wie wol er iezund 5<br />

von etlichen, als vornaher me beschehen, durch botschaften State<br />

angestrengt werd, einen friden wi<strong>der</strong> si zemachen, das hab er<br />

abgeschlagen und keins wegs woellen tuen.<br />

Zuom andren, so geb er Sicherung und frlung, Bellitz wie<br />

andren Eidgnossen, ein jar old etwas me zits, so ver, dass si die w<br />

fluchtigen, von welchen alle unruow komt, nit ufhaltid.<br />

Zuom dritten, so werde sin botschaft <strong>der</strong> capitlen halb gwalt<br />

haben, <strong>der</strong>en si sich indes als ufgericht solid halten.<br />

Zuom vierden, <strong>der</strong> alten pensionen und ansprachen halb,<br />

(habe er) zuo lieb und guot einer Eidgnoschaft, me, doch gern, 13<br />

geton, denn wol schuldig.<br />

Zuom fünften, Basel und Schafhusen halb, sie im ein sundre<br />

froed, dass sich ein Eidgnoschaft mit so loblichen staeten mere,<br />

die er ouch also woelle bedenken, dass ein Eidgnoschaft ein guot<br />

benueegen daran habe. 20<br />

Zuom sechsten, <strong>der</strong> knechten halb, so wäre durch Schaffung<br />

(189) siner boten ir missbruch begegnet, und ouch | dahar entstanden,<br />

dass ire verordneten hopt- und amptluet im nit willig, nit gfelgig,<br />

nit bnueegig und e miss- den woldientid; aber nuet destmin<strong>der</strong>,<br />

so well er von dishin <strong>der</strong> vereinung gleben, und was die usstrukt, «<br />

[374] truewlich halten, und soellen von siner kuenglichen majestat<br />

on allen zwifel getrost sin, dass die Hb und guot zuo inen setzen,<br />

und sich von inen, was gesuochs joch an si beschehe, nit sundren<br />

lassen woelle, in hofnung, si werdid ouch sich von niemands wegen<br />

von ir nit wisen lassen 1 ).<br />

,10<br />

Antwort <strong>der</strong> drien laendreu, insun<strong>der</strong>s Ure, af des Frauzesischeu<br />

kuengs abscheid.<br />

Uf disen des Franzesischen kuengs abscheid erschinen <strong>der</strong><br />

drlen laendren boten uf den 17. tag October zuo Lucern; und<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 178, wo aber nur die fünf ersten Punkte.


350 1502<br />

nachdem si iren Eidgnossen gmeinlich, disem handel zuo lieb da<br />

versamt, vil gehabter mueeg, arbeit und kosten hoch und vast<br />

frintlich hatten gedankt, hielt inen <strong>der</strong> bot von Ure truzlich fuer:<br />

Zuom ersten, wie dass sich ir und Bellentz sach si<strong>der</strong> gebnem<br />

5 abscheid zuo Ast gar nuet gebesseret hab, dan sidhar werden die<br />

iren schantlich ermuert, beroubt, gewundt, erstochen, und inen<br />

das ir genommen; und uf das so hab si sich mit einhelligem rat<br />

vereinbart, <strong>der</strong> kuenglichen majestat zuozeschriben und si zebitten,<br />

dass si Bellenz halb rueewig und unbekuemeret bi iren zoellen<br />

io blibid, keinen nuewen ufsaz uf si zetuon, ouch die iren fri und<br />

sicher mit koufen, [375] verkoufen, libs und guots | wandlen lassen, (190)<br />

wie dan von alter har kommen, und wir und si erobret haben.<br />

Wo dan die kuengliche majestat abzeston nit vermeinte, ob dan<br />

<strong>der</strong>o und sin verwanten von inen, old den iren, keinerlei args,<br />

iä old unfrintlichs begegnete, so welids damit ir er bewart haben,<br />

und soelichs tuonds inen zewissen, damit, ob si, old die iren,<br />

etwas gueeter und hab in sinem kuengrich o<strong>der</strong> herzogtuom Meyland<br />

haben, dass si gewarnt sien. Wan si luter den getrang nit<br />

erliden, noch von Bellenz ston, ouch hierum, als um das ir, dem<br />

w kueng keins rechtens sin woellen. Und ob er darüber sich darfuer<br />

legte, so welid si an den enden im eins rechtens sin mit iren<br />

halparten, und Got zuo hilf nemen, und ir üb und guot, und alles<br />

das si vermoegen daran setzen, damit si des überlegnen nachpuren<br />

und sines uebermuots entladen wurden; dan als wenig si ir vatera,<br />

land, ouch ir wib und kind verliessen, als wenig und noch vil<br />

min<strong>der</strong> si Bellenz verlassen woellen. Dan si haben inen brief und<br />

sigel geben, si nit zuo verlassen, und un<strong>der</strong> zweien boesen inen<br />

ein boess, das si aber das besser bedunkt, erwaelt, e* den tod zeliden,<br />

dan brief- und sigelbruechig zuo werden.<br />

:» [376] Zuom andren, so begegne iren herren und obren in<br />

lantmaers wis, wie dass si si un<strong>der</strong>ston woellen in den abscheid,<br />

zuo Ast gemacht, zuo manen, dem kueng von Frankrich um Bellenz<br />

eins rechtens zesin, daruf si doch gar kein glouben setzen,<br />

vermeinen ouch nit, dass das in ir herren und obren gemftet sie,<br />

M ob das aber wäre, das si doch nit verhoffen, so solid si's doch|(191)<br />

keins wegs un<strong>der</strong>ston noch fuernemen, dan si koennen noch woellen


1502 351<br />

<strong>der</strong> inanung nit stat geben; und ob si darin iemand traengen<br />

woelt, dem kueng eins rechtens zesln, wer die waeren, woelten si<br />

den selbigen das ouch un<strong>der</strong>ston mit <strong>der</strong> hand zuo weren, und<br />

ire berg ze hilf nemen, und gegen inen, als gegen dem kuenj;,<br />

Bellitz un<strong>der</strong>ston zuo behalten, so wit ir Hb, leben, er und gut 5<br />

mag gelangen, und des habids bevelch, inen zuo erschinen; dan<br />

si wol moegen bedenken, dass si ouch etliche staet und schloesser<br />

in vergangnen krieg erobret und inhaben, wo inen die iemands<br />

anvechten, und si demselben eins rechtens sin soelten, wie gern<br />

si das hätten, dass si dan soelichs von inen zuo argem [377] ouch n<br />

nit vermessen, dass si vor inen, noch ouch uf sich selb, dem<br />

kueng von ir schloss und stat Bellitz wegen rechtens gehorsam<br />

sin old stat tuon woellen, als wenig als <strong>der</strong> kueng dem herzogen,<br />

<strong>der</strong> sich ouch uf uns EidgDossen rechts erbot, rechtens gehorsam<br />

sin wolt. Dan si haben soelich schloss und stat Bellitz als das 15<br />

ir ingenommen zuo <strong>der</strong> zit, als es in des herzogen von Meyland,<br />

und nit ins kuongs handen sie gestanden. So hab inen das ein<br />

herzog von Meyland am heiligen Karfritag verraeterlich ingenommen<br />

und entwert, darum si dan vil lib und guots verloren und<br />

grossen schaden enpfangen haben. Und ob si das nit haettid 20<br />

ingenommen, so wäre dennocht das von andren besehenen.<br />

Uf dis schwere red, darob d'Eidgnossen ein ser gross verwun<strong>der</strong>n<br />

und beschwerd hatten, sagtends und schribends ernstlich<br />

(192)denen von Ure und ouch iren | mitgnossen, ires fuergenomnen<br />

schribens und an<strong>der</strong>s fuernemens gegen [378] dem kueng und den 25<br />

sinen stil zeston, und des tags, uf Martini har bestirnt, rueewig<br />

zuo erwarten •).<br />

Hotschaft <strong>der</strong> drien laendren in alle ort, Bellitz halben.<br />

Uf disen abscheid schiktend die dri laen<strong>der</strong> angends ire boten<br />

in alle ort, inen anzeigende ir gerechtsame zuo Bellitz, ouch iren :w<br />

bstaendigen willen, das irs vermoegens in keinen weg von hand<br />

belassen; mit hoher, frintlicher pit und beger, si nit zuo verlassen,<br />

i) Diese ganze Verhandlung siehe Eidg. Absch. III. 2, S. 180.


352 1502<br />

wie ouch si inen ie zit geton, und fürer ouch mit ir lib und gut<br />

ganz willig zetuon bereit sigid. Si bekennid nun vast wol, dass<br />

si irs guoten vertruewens, so si zuom kueng uf sin höh und richlich<br />

erbieten, als an im guoten, gnädigen nachpuren zehaben, gehabt,<br />

5 so vast betrogen und beschwert [379] sigid, dass si die laenger<br />

nit me dulden moegid noch woellid, und harzuo alles ir vermoegen<br />

Setzen.<br />

Liessend sich nebenzü treffenlich merken, wie dass inen alle<br />

hindrung von den Tuetschen Franzosen und kronenfresseren käme,<br />

io welche uss disem span iren nuz bim kueng suochtid und fundid;<br />

deshalb, ob si schon sich in ein recht begebid, wisten si des<br />

nit uf si zekommen.<br />

Antwort.<br />

So nun menglich ein gross missvallen ab irer tat, und noch<br />

15 me ab irem fuernemen hat, was inen | zuo antwort allenthalb sie (193)<br />

worden, ist wol ze gedenken: sie nit ires gfallens gsin; sun<strong>der</strong>s,<br />

wie vor alweg zuo tagen, ernstlich gebeten und ermant, gueetikeit<br />

zebruchen, und keinen krieg zuo diser verhergeten, sorglichen<br />

zit anzerichten; so werde man inen zuo aller billikeit helfen und<br />

so si in keiner not verlassen.<br />

[380] Handlung gmeiner Eidgnosseu von Beilenz wegen,<br />

mit verhoer he<strong>der</strong> teil gwarsame.<br />

Demnach uf bestirntem tag 1 ) erschin vor Lucern vor <strong>der</strong><br />

Eidgnossen zwifachen ratsboten des Franzesischen kuengs hohe<br />

25 botsehaft, nämlich <strong>der</strong> oft gnemt erzbischof von Sans, <strong>der</strong> bischof<br />

von Renis und an<strong>der</strong> weltlich herren; zeigt da an, durch keiserlich<br />

gab und friheitsbrief, dass Beilenz mit aller zuogehoer dem herzogtuom<br />

Meyland zuostiende; item, durch ewig Vertragsbrief, dass die<br />

län<strong>der</strong> daran kein ziispruch, sun<strong>der</strong> sich des verzuegen haben.<br />

» Nämlich einen gabbrief keiser Wentzels, im 1396.") jar geben;<br />

*) Corrigirt, vermuthlich aus 1S99.<br />


1502 353<br />

item einen vertrag gegen Lucern, Ure und Ni<strong>der</strong>-Un<strong>der</strong>walden,<br />

mit 10,001 gülden fuer al ansprach abgericht im 1426. jar. Item<br />

hievor 7 jar stat <strong>der</strong> laendren kouf vom grafen von Mosax, welchem<br />

doch Bellenz durch [381] die von Zuerich, als erwaelte mitler,<br />

was ab-, und dem Meylaendschen herzogen zugesprochen. Item s<br />

einen vertrag fuer al ansprachen, von laendren erhaben, gmeinen<br />

Eidgnossen 25,000 gülden und 400 ducaten geben, im 1480. jar.<br />

(194)Item und iezt nächst, im 1499. jar, uf | den 14. tag October,<br />

zuo Meyland ein vereinung, nit on gelt gemacht, darin sich her<br />

Anshelm Graf, kilcher zuo Altorf, und die landamman Andres io<br />

Beraldingen und Walther in <strong>der</strong> Gassen, als gwaltsboten, in nammen<br />

irs lants Ure, uss kuenglicher gab benueegen <strong>der</strong> plaezen, so<br />

si, die von Ure, in <strong>der</strong> flucht des Moren hattend ingenommen;<br />

hargegen dem kueng zuo al siner landen schirm wi<strong>der</strong> menglich<br />

hilf verschriben, und sich Bellenz und andrer plaetzen anzenemen is<br />

gar und ganz verzuehen •).<br />

Uf dise verzeigung, als zuo recht überflüssige, begert die<br />

Franzesische [382] botschaft, dass inhalts und in ansehen <strong>der</strong><br />

gerechtikeit, inen vertruewt, und ires mit dem kueng geschwornen<br />

punds, die übrigen ort die dri laen<strong>der</strong> zuo wi<strong>der</strong>kerung o<strong>der</strong> zuo »o<br />

recht hieltid, wan inen <strong>der</strong> kueng des Roemschen richs lehen und<br />

sin erb, on recht nit woelte nachlassen. Woeltids aber, des er<br />

sich doch keins wegs versehe, im we<strong>der</strong> recht, noch pund halten,<br />

soeltids die pundsbrief haruss geben, so wiste er sich denn darnach<br />

zuo richten und witer ze besorgen. »<br />

Daruf die dri laen<strong>der</strong> redten: es waer nit not, ir Eidgnossen<br />

hievon vil zemueejen; si haettid ire gwarsame vorhin gehoert und<br />

wol verstanden, ouch dass des kuengs, domalen herzogen zuo Orliantz,<br />

botschaft vor jaren zuogeseit, wenn <strong>der</strong> kueng das herzogtuom<br />

Meyland erobrete, uns Eidgnossen Bellentz, Lowers und Lugan 30<br />

nachzelassen, die zuo behalten als unser eigentuom, in bedank, wie<br />

(195)si ver[383]meinen, <strong>der</strong> grossen guttat, so si | alweg <strong>der</strong> krön von<br />

Frankrich bewist; Bellentz inen vom kueng zuozelassen, das si<br />

um in verdienen. Ob aber das nit gueetlich an im moecht fanden<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 2, S. 198.<br />

23


354<br />

1502<br />

werden, so woellids doch im darum keins rechtens sin, und Bellentz<br />

als ir eigentuom inhalten, und darzuo ir er, üb und guot und alles,<br />

so inen Got ie verluehen hat, setzen.<br />

Und also, nach verhoerung be<strong>der</strong> teilen, wurden d'Eidgnossen<br />

s abermals vast höh beschwert, angesehen die grosse unbillicheit<br />

<strong>der</strong> sach und unlidlicheit des ufrueerischen fuernemens irer Eidgnossen<br />

von laendren, wi<strong>der</strong> die treffenliche gwarsame und uberfluessige<br />

rechtsbot ires wol verwanten kuengs, so doch ir altvordren<br />

sich iewelt har rechts haettid beholfen, und dem alweg zuständig<br />

i» waerid gsin, ouch si bisshar unecht ire puend gehalten, und noch<br />

fuerer zehalten, [384] wie sich <strong>der</strong> warheit und den ören gebuert,<br />

verharren, insun<strong>der</strong>s gegen einer kristenlichen, mächtigen und<br />

riehen krön von Frankrich, die da nun lange zit einer ganzen<br />

Eidgnoschaft vil eren, liebs und guots haette bewist, und <strong>der</strong> kueng<br />

« sich alweg ir alles guots ze bewisen hoch erbute. Kontends doch<br />

nit witer kommen, wan dass si sich, <strong>der</strong> partien unvergriflich,<br />

drier jaren bestands vermaechtigeten, in welchem zwischen inen<br />

frier, sicherer wandel und handel gehalten, und indes <strong>der</strong> span<br />

fridlich abgetragen sölte werden; mueegtend sich in disem mittel<br />

20 zii allen nachgehaltnen tagen, mit bitten, boten, briefen und<br />

manungen von den 9 orten und allen zuogewanten. Der kueng<br />

Hess inen zuo; | die lae'n<strong>der</strong> schluogend alles uss und ab, unss dass (196)<br />

si mit iren pannern volgenden jars ins veld zugend. Es was ein<br />

schwerer, mueegsamer, vergifter handel, in welchem d'Eidgnossen<br />

25 un<strong>der</strong>enan<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Roemsch und Franzesisch kueng mit vil [385]<br />

listen und betrug verwiklet, und kein teil dem andren dorst vertruewen,<br />

miist aber forchten. Und das was einig <strong>der</strong> Eidgnossen<br />

unrueewiger und sorglicher schirm und ufenthalt.<br />

Missiv, erzaelter sach halb vom kueug den Eidgnossen<br />

zugesandt.<br />

Ludwig, von Gots gnaden kueng zuo Frankrich, Napols und<br />

Jherusalem, herzog zuo Meyland etc. Liebsten und grossen fruend!<br />

Wir haben enpfangen die brief, so ir uns von Lucern, uf den<br />

IG. December, den handel Bellenz berueerend, hond zuogeschriben,


1502 355<br />

durch die ir über die zwei jar, so uch durch unser boten nachgelassen,<br />

in <strong>der</strong> zit <strong>der</strong>mass zehandlen, dass wir uns nit witer<br />

zu erklagen habid, und noch ein jar zuo vorteil anvordren, wie<br />

dan unser boten ouch schriben. Liebsten und grossen fruend!<br />

Wiewol wir hiemit verursacht, uns zuo verwun<strong>der</strong>n, warum ir so 5<br />

lange zit ervordren, angesehen die guten recht, die wir hond.<br />

und ir ouch die durch unser gwarsame öffentlich erkent, wäre<br />

billich gsin, dass an lungeren verzug ir uns das haettid wi<strong>der</strong><br />

geschaft, so uns unrechtlich entwert. Nuet dester min<strong>der</strong>, uwer<br />

beger zuo wilfaren, als ir uns zuoschriben, <strong>der</strong> hofnung, ir werden i»<br />


356 1502<br />

[387] Abrichtuug <strong>der</strong> ansprechenden knechten vom kueng<br />

von Frankrich.<br />

Un<strong>der</strong> oberzaelten haendlen, als die ansprechenden knecht<br />

sahend, dass si irem fuernemen zuo schwach waren, arbeit und<br />

5 kostens mueed, ouch dem kueng und den iren vast unwerd, beredt,<br />

ire sack- iren obren hattend übergeben, welche, damit inen die<br />

mueede mueeg, und dem kueng <strong>der</strong> sorglich überlast abkäme, namends<br />

von im die erbotne 40,000 franken an, gabend im gmeine<br />

und sundre von iedem ort quittanzen, in um alle sundrer knechten<br />

io ansprachen rueewig und los zehaben, und den fuerwaeltern disen<br />

eid zu Lucern uf Mathei •):<br />

Ir schweren, fuer uch selbs und in <strong>der</strong> aller nammen, so ir<br />

hie erschinen, dwil <strong>der</strong> ansprechern vil und mangerlei, und aber<br />

des gelts, so <strong>der</strong> kueng minen herren den Eidgnossen fuer die<br />

ij ansprachen <strong>der</strong> kriegsloefen und usstaenden-solden geben hat, nit<br />

so vil ist, dass iedem moeg werden, was er anspricht, dass ir<br />

da gmeinlich minen herren den boten gmeiner Eidgnoschaft <strong>der</strong><br />

sach vertruewen, nach[388]dem si ie<strong>der</strong>man verhoerend, was und<br />

wie vil si dan einem ieden verordnen, dass ir dabi beliben, und<br />

20 von inen verguot wollen haben, und an dem end niemands vechten<br />

noch hassen, we<strong>der</strong> durch uch selbs, noch niemands andren<br />

schaffen getan werden. Desglichen, diewil min herren gmein<br />

Eidgnossen den | kueng an dem end quittiert und ledig zaelt haben, (199)<br />

dass ir noch niemands darüber den kueng hierum nit ersuchen<br />

M noch beschweren sollen in keinen weg, sun<strong>der</strong> bi <strong>der</strong> quittanz<br />

beliben lassen, als dan das unser Eidgnoschaft lob und er vordret.<br />

Demnach ist das gelt ussgeteilt den orten und zuogewanten<br />

uf volgende wis, nämlich*):<br />

Bern, von wegen <strong>der</strong>en von Napols, so un<strong>der</strong> hoptman Sparen<br />

so gewesen, <strong>der</strong>o 158, als <strong>der</strong> doten sind, iedem 10 soeld, tut<br />

an soelden 1580.<br />

Sum <strong>der</strong> lebenden 15 soeldner, tuot 90 soeld.<br />

!) 21. September.<br />

2) Vergl. Eidg. Absch. III. 2, S. 182-184 (20. September)


1502 357<br />

Item un<strong>der</strong> hoptman Uoli Burcki sind dotner soeldner 48, tuet<br />

480 sold.<br />

Sum <strong>der</strong> lebenden 14, tuot 84 soeld.<br />

Sum <strong>der</strong> uszognen soelden von Napols, tuot 21; tuot an soelden 210.<br />

[389] Item von Nawerra, un<strong>der</strong> hoptman Wahrer, 305 soeldner, s<br />

tuot an soelden 763%.<br />

Item un<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>, 287 soldner, tuot an soelden 717%.<br />

Item un<strong>der</strong> hoptman Wilhelm Haller 135, tuot 337 1 ,2 soeld.<br />

Sum <strong>der</strong> uszognen soeldnern von Nawerra 4 soeldner, tuot 10 soeld.<br />

Sum bed ansprachen von Napols und Nawerra, tuot an ein sum 10<br />

4265i/2 guide^ je drt testen 1 ) fuer 1 gülden.<br />

Item von Bikardy wegen 50 krönen, denen so da ni<strong>der</strong>geleit<br />

(200) und an <strong>der</strong> schlacht gwesen sind. |<br />

Item sundren personen fuer ir ansprachen.<br />

Hans Sparen 300 krönen. ie<br />

Lienhart Isenhuot 10 krönen.<br />

Hansen Wyerman 10 krönen kosten, item 10 krönen uss Bikardy.<br />

Cuonrad Luetin 10 krönen kosten.<br />

Brentzikofern 10 krönen kosten.<br />

Crista Salern 10 krönen kosten. 20<br />

Meinrat Grossmans, in Napols umkommen, wib 2 krönen uss<br />

gnaden.<br />

[390] Jacob Janse 8 krönen.<br />

Michel Andres 8 krönen.<br />

Einem loefer 1 krön. »<br />

Item Schleißen 300 krönen.<br />

Item für Niclaus Müller, Hans Holl, Hans Sickinger und Ochsinger,<br />

von Nawerra wegen, 40 krönen.<br />

Item den tagherren 10 krönen.<br />

Item 3000 franken in gmein gon Schwytz gelegt, fuer die knecht, 30<br />

so gon Lowerz zogen sind, daran ouch die von Rotwyl ir<br />

teil haben sond, al uf Dionisii 2 ) ire nammen dahin zebringen<br />

und iren teil zuo enpfahen.<br />

') Testons, altfranzösische Münze («Köpfe»).<br />

2) 9. October.


358<br />

1502<br />

Ordnung gmeiuer Eidgnossen wi<strong>der</strong> fremd ansprachen<br />

und ansprecher, item reisstraf.<br />

Uf disem tag ist, zuo ufenthalt unser Eidgnoschaft, ouch um<br />

ruow und notturft willen, von uns Eidgnossen angesehen und bes<br />

schlössen, dass man sich hinfuer niemands Sachen noch ansprachen,<br />

so zuo [391] ziten die unsern, on <strong>der</strong> oberkeit wissen und<br />

willen, überkommen und gewunnen, nit annemen, noch denselben<br />

hilflich noch | för<strong>der</strong>lich sin woellen in' keinen weg. Dass ietlich (201)<br />

ort die sinen, so im nächsten zug, on <strong>der</strong> oberkeit wissen und<br />

io willen, in krieg zum kueng von Frankrich geloffen sind, strafen<br />

sol, ieden son<strong>der</strong>lich um 10 pfund. Desglichen sol iedes ort mit<br />

den voegten, so uss demselben ort an die end <strong>der</strong> vogtten und<br />

herschaften, so uns gmeinlichen, old etlichen orten, zuostond,<br />

verordnet sind, es sie im Sangaserland, im Ryntal, im Turgoew,<br />

15 zuo Baden, old in gmeinen aempteren, in unser aller nammen<br />

verschaffen, damit soelichs ouch beschech. Zuo Lucern, uf S. Matheus<br />

abent. Ratsbot von Bern: Casper Haetzel, venner •).<br />

Ein schlacht vom margrafen von Brandenburg wi<strong>der</strong><br />

Nuerenberg mit hilf <strong>der</strong> Eidgnossen erobret.<br />

20 Diss jars hat sich ein kriegsche ufruor erhaben zwischen margraf<br />

[392] Casimir von Brandenburg und einer stat Nuerenberg,<br />

in welcher bed teil wurbend um <strong>der</strong> Eidgnossen knecht. Do<br />

verbot ein Eidgnoschaft den iren, entwe<strong>der</strong>em teil zuozeloufen,<br />

und verordnet ire botschaft zuo scheiden; doch so ward geschei-<br />

25 den, e dan dise botschaft zuo weg kam. Dan uf den 12. tag Junii 2 ), 12. Juni<br />

was Sontag, do besuochtend bed partien enan<strong>der</strong> vor Nuerenberg<br />

uf einer kilchwihe mit macht; da hat <strong>der</strong> margraf einen hoptman<br />

von Eidgnossen, hiess Fridle Egkman von Roschach, welcher<br />

etliche jar von im hat dienstgelt gehabt, und im iezt etwas ob<br />

so hun<strong>der</strong>t eidgnoessisch knecht zuogefuert, die sich mit sinen reisigen<br />

so redlich hielten, dass si den Nürenbergischen wolgeruesten<br />

|) Eidg. Absch. III. 2, S. 180 (20. Sept.). Als Bote bei diesem Tage ist<br />

aber hier «Venrich Wyler» genannt.<br />

») Die Schlacht fand statt den 19. Juni, vergl. Deutsche Städtechroniken<br />

(Nürnberg), Bd. V, 653.


1502 359<br />

(202) zueg biss in d'stat jagtend, gwunnend inen 6 schlangen | und 30<br />

stritbuechsen und ein paner an, doch nit on schaden, dan [393]<br />

uf beden siten bi 1000 a ) man erschossen und erschlagen waren;<br />

demnach ward <strong>der</strong> krieg gericht. Do schikt <strong>der</strong> margraf sine<br />

Sweytzer mit gutem sold, dank und lob wi<strong>der</strong> heim. 5<br />

Handlung und bericht eines nf'rueerischen spans zwischen<br />

einer stat Bern und dem graten von Gryers, Ormont<br />

und Oesch halben entstanden.<br />

Diss jars zuo mittem Ougsten') ist ein fraefne ufruor zwischen<br />

denen von Ormont, einer stat Bern un<strong>der</strong>tanen 3 ), und Oesch 3 ), ]0<br />

des grafen von Gryers un<strong>der</strong>tanen, ouch Bern mit burgrecht<br />

verwanten, von ir bergen und weidgangs wegen entstanden; also<br />

dass die von Oesch, wi<strong>der</strong> poten recht und versprochnen frid,<br />

die Ormonter mit 300 gwerter man ungewarnt überfallen, inen<br />

6 [394] man mortlich erstochen, die vientlich uszogen und be- IB<br />

rowt, ouch vil gewundet und schmaechlich geredt hatten: ob<br />

schon die laetsch von Bern selb käme, woeltids die nit foerchten.<br />

Ab dem allem ein löblich stat Bern, so zuo schirm und rettung<br />

ir und <strong>der</strong> iren nie sumig ist gefunden, wie wol, wie billich,<br />

vast uebel entsezt, wolts doch, als die wisen tuend, nit glich so<br />

ufs erst gschrei, dem iedennan, wie's unbsint volk tuet, woelt<br />

gaehlingen zuogeloffen sin, unbedachte räch lassen fuergon; sun<strong>der</strong><br />

(203) enthielt die | iren kum, und sant ilens ir tapfere botschaft, die<br />

sach vor eigentlich zuo erkunnen 4 ).<br />

UsZUg. H<br />

Und als sich nun die böser, denn vor von Ruedolf Negelin ä ),<br />

irem vogt zuo Aelen, verkuendt, erfand, schikt si von stund an uf<br />

*) „1000 man"; ursprünglich stand: 2000.<br />

') Die Nachricht kam am 14. August nach Bern. Ueber den ganzen<br />

Handel ist zu vergleichen Hisely, hist. du comte de Gruyere, tom. II.(Mem.<br />

et doc. de la S. R. tom. XL) pag. 199 u. ff.<br />

2) Die Thalschaft von Ormonds bildete einen Theil <strong>der</strong> Vogtei Aelen.<br />

3 ) Chäteau d'Oex.<br />

4) Abmahnung vom 15. August (Miss. J. 297").<br />

5 } Vater des spätem Schultheissen Hans Franz Nägeli.


360 1502<br />

den 20. tag diss monats gon Zweisimlen unter irem vaenle — ».tag.<br />

truog [395] Hubler — 2000 wolgeruest man, <strong>der</strong>en hoptman her<br />

Ruodolf von Scharnental riter'). Warnet hie an den grafen von<br />

Gryers und die von Sanen ä ), sich <strong>der</strong> sacli nit anzenemen o<strong>der</strong><br />

5 viend zesin, wan si <strong>der</strong>en von Oesch boesen muotwillen mit keinen<br />

eren konte, woelte ouch nit, ungestraft noch ungerochen lassen.<br />

Sant hiemit denen von Oesch hievolgen<strong>der</strong> form ein absagbrief.<br />

Absagbrief an Oesch.<br />

Wir, <strong>der</strong> schulthes, <strong>der</strong> klein und gross rat, genant die burger<br />

io zuo Bern, enbieten dem tschachtlan, venner und gmeinen lantlueten<br />

zuo Oesch, dass uns warlich, uf vorgehabte gnuogsame erfarung,<br />

angelangt ist ein schmaechlicher, hochmueetiger handel, dass ir<br />

uch uns und den unseren zuo schaden und wi<strong>der</strong>waertikeit gebrückt,<br />

in dem, dass ir etlich <strong>der</strong> unsern uss dem Ormont in kurz ver-<br />

15 lofnen tagen gwaltiklich und | mit kriegsueebung überzogen, und (204)<br />

dieselben über versprochnen und zuogesagten friden angevallen,<br />

in si gehowen und gestochen, <strong>der</strong>selben sechs ermuert, si ussgezogen<br />

[396]vund gepluen<strong>der</strong>t, ouch <strong>der</strong> übrigen vil verwundt, ir vidi<br />

ertoedt und geschaediget, und daran nit benueegen gehabt, sun<strong>der</strong><br />

so ouch uns mit ungebuerlichen worten angezogen und geschmaecht,<br />

und in dem allein so wit misshandlet, dass wir fuergenommen<br />

haben, koennen ouch des erenhalben nit vor sin, soelich gewalt,<br />

schmach und beschaedigung zuo raechen und uch mit glichem wi<strong>der</strong>gelt<br />

zuo begegnen. Und uss grund des, so sagen und verkuenden<br />

25 wir uch hiemit und allen denen, so sich un<strong>der</strong>stuonden anzenemen,<br />

o<strong>der</strong> uch hilflichen bistand zetuon, fuer uns und alle die unsern,<br />

unser offen vindschaft, und wollen ouch daruf hie mit, wie sich<br />

die sachen fuerhin werden begeben, unser aller er verwart und<br />

versehen haben, in kraft diss briefs; des zuo urkuend mit unserm<br />

so ufgetrukten insigel verwart. Beschehen uf den 18. tag Ougst ü A«sanno<br />

2 3 ). '<br />

') Raths-Man. 116, S 141.<br />

») Miss. J. 300*.<br />

3) Miss. J. 302*. Donnerstag nach Assumpt. Maria;.


1502 361<br />

Bericht diser ufruer.<br />

In <strong>der</strong> bewegung kamend ilends <strong>der</strong> bischof von Wallis und<br />

des landes, ouch <strong>der</strong> staeten Basel und [397] Fryburg ratsboten<br />

gon Zweisimlen, stalten sich hiezwischen, und damit blutige und<br />

fuerine räch verkommen wurd, begertends inen zuo vergönnen, s<br />

einen gueetlichen bericht zemachen. Also ward ein gueetige stat<br />

Bern, in ansehen <strong>der</strong> treffenlichen, wolverwanten schuedlueten und<br />


362 1502<br />

burgrecht zuo ernueweren, und die saecher zuo berechten •). Hiess<br />

ire Ormonter nach gemachtem bericht getanen schaden wi<strong>der</strong>keren'-),<br />

und Hess uss pit den Oescheren, iren burgern, am brantschaz<br />

nach 1000 gülden, die uebrigen 3000 uf [399] naechstkuenftig<br />

5 zwo Wynacht abzerichten 3 ); also uf nächsten Wynacht schikt<br />

<strong>der</strong> graf 1500 guldin, teilt ein stat | Bern uss an reiskosten (206)<br />

denen, so im zueg waren gsin, gon:<br />

Burgdorf<br />

200<br />

Trachselwald<br />

300<br />

Hassle<br />

80<br />

In<strong>der</strong>lappen<br />

150<br />

Un<strong>der</strong>soewen<br />

15<br />

Frutingen<br />

Esche und Krattingen<br />

150<br />

60<br />

pfund<br />

Obersuebental .<br />

100<br />

Ni<strong>der</strong>suebental<br />

150<br />

Thun<br />

200<br />

Spietz<br />

2ü<br />

Buerren .<br />

12<br />

» Den Ormonteren an iren kosten und schaden ze stuer 600 gülden.<br />

Entscheid <strong>der</strong> zalang halb, denen von Oesch ufgelegt.<br />

Als aber die von Oesch, von tuen<strong>der</strong> bezalung wegen, in<br />

soemliche zwitracht kamen, dass si, und zuovor ir her, ein stat<br />

Bern hierum ankarten, gab si disen entscheid: sintmal nit billich,<br />

25 dass schuldig und unschuldig glich gestraft [400] wurdid, so<br />

söltid die schuldigen irem herren sinen verlust und die drig teil<br />

<strong>der</strong> Schätzung, und ouch ufgangens kostens allein und voruss abtragen<br />

und bezalen, also dass die unschuldigen, doch brants und<br />

an<strong>der</strong>s Schadens durch gemachten friden uberhaebt, allein den<br />

30 vierden teil ögenanter Schätzung und kostens schuld tragid). | (207)<br />

') Raths-Man. 114, S. 39 (19. October). Die Manuale sind hier versetzt<br />

und falsch numerirt.<br />

a ) Raths-Man. 116, S. 166 (7. September). Die von Ormont hatten nämlich<br />

nach Abschluss des Vertrages einen Rachezug unternommen.<br />

') Raths-Man. 114, S. 69 (7. November).


1502 363<br />

Was unbillicher tat billiche straf und ein harte, doch gnädige<br />

warnung; vermessens, muotwilligs frefels gwonlich boes end<br />

und Ion, wol ze bedenken und nimmer zuo vergessen. Es ist ein<br />

ganz fraefne torheit, den baeren mit blossem finger stupfen und<br />

zuor räch erwecken; das denen von Oesch wol kund, aber iezt, 5<br />

zuo irer und andrer wizgung, dorlich übersehen.<br />

[401] Von hartloeuflkeit diss jars. Sehne.<br />

Diss jar hat angefangen mit unbedachtem sehne und kälte,<br />

also dass an vil enden vil hueser und alle wegsame mit sehne<br />

nie dan einen monat verlegt wurden; brach uf den letsten tag 10<br />

31. Jan. Jenner und tat durch wasser und lowenen vil Schadens.<br />

13. In Uf den 13. tag Meyen was ein semlicher sehne und kälte,<br />

dass man die stuben heizen muost.<br />

Hagel.<br />

22 Jnni Demnach uf den 22. tag Juuii kam ein grusamer hagel, 15<br />

ging von Jenf über Bern, Zürich und den Costentzerse hinuss in<br />

Swaben, zuorn schmälsten einer halben inil breit, mit steinen als<br />

hiener- und gaenseier, ouch grösser, wie <strong>der</strong> baer zeigt uf dem<br />

(208) undren lantwerk am muenster — desse jars mit dem strebbogen |<br />

gemacht — diser knien dik') a ). Erschlug in herd alle fruecht, low 20<br />

[402] und gras, vil gfigel und tier, zam und wild; taet ouch<br />

grossen schaden an fenstern und daechern.<br />

Tuere.<br />

Hie von kam ein semlicher mangel und tuere, dass ein fuersichtige<br />

stat Bern den iren zuo spis und sat Hess 600 muet kernen 25<br />

und roggen und 2000 muet körn zuo Basel und Muelhusen koufen<br />

») Wie — dik später zugefügt.<br />

') Hier hat das Manuscript eine Linie gezeichnet, <strong>der</strong>en Länge, genau<br />

12,4 cm., offenbar die Grösse eines Hagelsteines anzeigen soll. Die Stelle<br />

am Münster ist nicht mehr anzugeben.


364 1502<br />

und haruf fieren'); entlehnet harzuo vom abt von Luetzel 1000<br />

gülden uf zins 2 ), löst die in nächstem jar ab, macht mit iren<br />

nachpuren einen schlag, nit tuerer zuo geben, noch zuo nemen, dan<br />

1 muet dinkel um 2 pfund 5 Schilling, 1 muet kernen um 5 pfund,<br />

i und 1 muet roggen um 4 pfund 5 Schilling 3 ). Das Elsass und<br />

Strassburg erschoss mit körn und win den geschlagnen landen<br />

vast wol.<br />

Pestilenz.<br />

So rissnet ouch ein lantfarende, grosse pestilenz, sun[403]io<br />

<strong>der</strong>lich vom Ryn heruf und uss Swaben haruber in d'Eidgnoschaft<br />

kommen, nam zuo Basel ob 5000 menschen und zuo Bern ouch vil.<br />

Krieg.<br />

So was ouch zuo ring um ussert <strong>der</strong> Eidgnoschaft so vil<br />

kriegsueebung, besun<strong>der</strong> in Welschen landen, dass| ein Edgnoschaft (209)<br />

iä ouch dis ganz jar um mit allem fliss kum eignen krieg und <strong>der</strong><br />

iren reisgloef nit gar mocht hin<strong>der</strong>halten, und ein stat Bern ein<br />

mal uszoch, und zuom vierdenmal ire Satzung, wi<strong>der</strong> reisgloef<br />

gemacht, in stat und land ernueweret. Die unghorsamen ein jar<br />

an eren und aemtern und mit buoss 10 pfund, o<strong>der</strong> mit gvaengnuess<br />

•20 und wasser und brot gestraft, die ufwigler an Hb und guot zestrafen<br />

zuo recht vorbehalten 4 ).<br />

Fuensternuess.<br />

Im October, uf den ersten tag, ist die sun, und uf den 15. l. Ottag<br />

<strong>der</strong> [404] mon verfuenstret worden 5 ). 15.Ott<br />

»5 Und wiewol in disen jaren vil erschrokenliche zeichen und<br />

strafen erschinen, so fuor doch d'welt in irer unart eins farens<br />

fuer und fuer, ie witer ie böser.<br />

Got, so einig guot,<br />

Helf noch, gebe muot!<br />

i) Nach Mülhausen, Miss. J. 304* (25. August). Nach Basel, Miss. 3.<br />

278», 285*, 285\ 286*.<br />

2) Auch bei Hans Bär in Basel wurde angefragt (Miss. J. 285 b ).<br />

3) Siehe Miss. J. 283».<br />

4) 19. Februar, — 4. Mai, — 3. Juli, — 9. August, und endlich 16. September<br />

(Miss. J. 250*, 259\ 280 b , 295* und 310 b ).<br />

s ) Brinkmeier, Handbuch <strong>der</strong> Chronologie, S. 483.


1502 365<br />

Besserung einer herschaft Bern.<br />

So hat ein stat Bern zu besserung irer herschaft erkouft<br />

und an sich gebracht, nämlich:<br />

Urges.<br />

Von Heinrich Hassfurtern die herschaft Urges 1 ) um 325 5<br />

(210) gülden; hat er gon Rynfelden verkouft*). |<br />

Bibren, Gueminen.<br />

Item von Loy de Klery sinen teil <strong>der</strong> herschaft zuo Bibren<br />

Giminen um 1700 gülden Berner.<br />

Item von Jacob Tschatte, vennern zuo Murten, sinen teil <strong>der</strong> 10<br />

her [405] schaft ennet <strong>der</strong> Bibren um 1946 pfund.<br />

Item, von Niclausen Tschatte sinen teil obgemelter herschaft<br />

um 2057 pfund 3 ).<br />

Botschaft gon Veuedy um usstaendige peusion.<br />

Item sant mit vollem gwalt iren burger Thoman Sonnentag, is<br />

gnemt Pandian, gebornen Lamparter 4 ), gon Venedy, inzeziehen<br />

6400 franken usstaendiger pension, iren von wegen des heiligen<br />

punds schuldig.<br />

Friuug Arberg und Erlach.<br />

Hat den iren von Arberg ein zitlang nachgelassen den boesen 20<br />

pfennig und andre nutzung, ire ringmuren zuo besseren 3 ).<br />

•) Die Herrschaft Urgis (auch Vriess, Urjess geschrieben) lag im aargauischen<br />

Jura, sie wurde mit <strong>der</strong> Vogtei Schenkenberg vereinigt. (Raths-<br />

Man. 116, S. 44).<br />

2 ) Bern zog die verschuldete Herrschaft an sich und versprach dem<br />

Gläubiger, Kaspar Effinger, einen jährlichen Zins von 15 Gulden. Nur<br />

25 Gulden wurden an Hassfurter bezahlt. Unt. Spr. Buch D., S. 192<br />

(21. Februar). Vergl. Raths-M. 115, S. 159 (6. Mai) und Miss. J. 266 b (13. Mai).<br />

3) Die drei Kaufbriefe stehen im Unt. Spr. Buch D., S. 192-196.<br />

') Lat. Miss. F., S. 72 und 73 (22. und 23. Juli). Hier heisst <strong>der</strong> Abgeordnete<br />

Thomas Pandiano, civis et incola noster. In den bez. Ueberschriften<br />

dagegen, wie im Raths-Man., wird er immer «Bulfermann> genannt.<br />

5 ) Betraf vielmehr nicht Aarberg, son<strong>der</strong>n Aarburg, siehe Miss. J. 289.<br />

Böspfennig ist die städtische Verbrauchssteuer auf dem Wein.


366 1503<br />

Item den iren von Erlach nachgelassen, einen schulthes und<br />

rat nach alter friheit zehaben, so ver, dass er und die raet [406]<br />

in <strong>der</strong> stat hushaeblich sitzen, und die in eren und buw behaltid,<br />

und wo das nit, dass si ires schulthessen-ampts entsezt sigid').<br />

n [407—408 leer, 409]<br />

1503.<br />

Babst: Alexan<strong>der</strong> VI. 11. Pius III. 1 Monat. Julius IL 0.<br />

Keiser: Maximilian 10. Franzesischer kueng: Ludwig XII. 6.<br />

Schulthes: von Erlach 3. | (211)<br />

io End des bafosts Alexan<strong>der</strong> und sines suns, keiser A r alentiu.<br />

Im jar Cristi Jhesu 1503, als <strong>der</strong> heilig vater babst Alexan<strong>der</strong><br />

mit sinem liebsten sun Valentin 3 ), ieztan zuo Rom und in allen<br />

Roemschen gebieten mit vil heiligs bluots und gwalts erhoechten<br />

keiser, wolt, nach siner heilikeit wun, in sinem himmel Belvideer 3 )<br />

is ein froeliche und ouch gewinsame collation halten, harzuo etlich<br />

geltrich cardinael geladen, dieselben durch testament eins saenften<br />

Schlaftrunks zuo erben; wie nun <strong>der</strong> trunk in zweien guldinen<br />

flaeschen vom keiser was darbereit, ward da geirret, also dass<br />

<strong>der</strong> heilig vater von ersten, wie gebuerlich, uss <strong>der</strong> linken flaeschen<br />

so trank, demnach sinem sun und den geladnen zetrinken bot. Do<br />

si nun von baebstlicher [410] heilikeit segen wol getrunken, kams<br />

darzuo, dass <strong>der</strong> keiser und die gast kum vom todschlaf entrannen;<br />

aber <strong>der</strong> heilig vater, uss schwäche sines alten alters, von<br />

eignem segen überwunden, uf den 16. tag Ougst, sines roewischen 18. Aug.<br />

25 babstuoms im 11. jar, wie ganz Rom begert, muost ungedacht<br />

entschlafen 4 ).<br />

1<br />

) Raths-Man. 114, S. 69 (7. November).<br />

2) Caesar Borgia, wie oben, wo er auch bereits Kaiser genannt ist, wozu<br />

wahrscheinlich sein Name Caesar Anlass gab.<br />

3<br />

) Das von Innoceuz VIII. erbaute Gartenhans am Vaticanischen Palast<br />

(Gregorovius, Gesch. <strong>der</strong> Stadt Rom. VII. 656).<br />

i) Vielmehr am 18. August. lieber die verschiedenen Versionen betr.<br />

den Tod und die Todesursache siehe Gregorovius, Bd. VII. 497 u. ff.


1503 367<br />

Wie nun mit disem schlaf alle des heiligen vaters glory<br />

gaechlingen hinfür und verschwand, also glichan ouch siner, uf<br />

si hoch erhaepten, ubermueetigen kindren, insun<strong>der</strong>s des lieben<br />

suns, des gwaltigen keisers, zuo merer trueebsal von bekantem<br />

Schlaftrunk erretten, <strong>der</strong> nit allein von verhoftem erb <strong>der</strong> ge- 5<br />

würgten cardinaelen und fürsten, sun<strong>der</strong> ouch von aller sines<br />

(212) heiligsten, | mächtigsten und richisten vaters verlassnen, und<br />

durch in erkriegten heilikeit, macht und richtuom ward Verstössen,<br />

[411] und schnei vom obristen sines glueksrads ins nidrest gewälzt;<br />

ieztan we<strong>der</strong> zuo Rom, noch in Roemschen landen, da vor- 10<br />

hin niemand vor im sicher, kein Sicherheit niena nie hat. Wäre<br />

ouch angends in sines vaters hus, unverschonter heilikeit, von<br />

Ursineren grim erwuergt worden, wenn in des nuewen babsts gnad,<br />

<strong>der</strong> Franzosen und siner Eidgnossen gard nit im bett entflocht<br />

und geschirmt hätte. Dan her Fabius Ursin, sines vaters mort- 15<br />

liehen tod zeraechen, mit gwalt schon uf was, zerriss einen des<br />

tyrannischen Marrhanen 4 ) liebsten, und wuosch, zuo anzeig sines<br />

grimmen, mit dem bluot sin haend und angsicht 2 ).<br />

Es ward gross gelt uf in geboten. So vielend ouch angends<br />

die begwaeltigeten herschaften und staet von im ab, liessend ire 20<br />

herren, so dem tyrannen kum entrannen waren, wi<strong>der</strong> iu. [4121<br />

Und hienah unlang ward er, unwissend von wem, vor eim schloss<br />

erschossen 3 ). Hat sich nit lassen benueegen an rueewigem richtuom,<br />

er und gwalt im cardinalhuot, nach sines vaters heilikeit <strong>der</strong> nächst<br />

zesin; was vil, wolt me sin, ward zuo sundrem glueksexempel nur. 25<br />

Des babsts Pii an fang und end.<br />

Do nun <strong>der</strong> babst Alexan<strong>der</strong> nach gwonlicher herlikeit zuo<br />

(213) sinen vorfaren bestattet was, ward, zwischen | <strong>der</strong> Franzosen<br />

und Spaniolen pratik, zu babst gemacht, <strong>der</strong> cardinal von Saenn 4 !,<br />

des nächst vorhin gescheidnen babsts Pii Schwester sun, ouch so<br />

i) Ueber das Wort siehe hienach.<br />

2) Gregorovius a. a 0. VIII. 6.<br />

•'] Am 12. März 1507 vor dem Schlosse Piana in Spanien.<br />

4) Francesco Piccolomini, Cardinal von Siena, am 22. September. Ueber<br />

die Vorgänge bei <strong>der</strong> Wahl siehe Gregorovius VIII. 10 u. ff.


368 1503<br />

Pius des nammens <strong>der</strong> drit gnemt, ein alter, gelerter, wiser,<br />

frommer, fridsamer man, zuo dem [413] menglich ein gute hofnung<br />

hat, <strong>der</strong> tyrannischen kilchen frid und ruow zeschaffen;<br />

doch mit hilf siner wolgemeinten Tuetschen, <strong>der</strong>en sprach und<br />

5 truew an eines keisers hof erlernt, deshalb, wie gedacht, den<br />

Franzosen und unrueewigen unanmueetig, in<strong>der</strong>t einem monat sin<br />

babsttuom in Unschuld, mit argwoenigem tod, endet •).<br />

Von foabst Julius ingang.<br />

Als aber vogelschnel die Franzesischen cardinael, nämlich<br />

io Gregorius von Amboys, Julianus von Savon und Ascanius Sfortia<br />

von Meyland, uss Frankrich gon Rom warend kommen, und die<br />

erst pratik inen gfaelt hat, ward iezt durch d'Franzosen so vil<br />

verschaft, do ir legat, <strong>der</strong> cardinal von Ruan, neben ab gieng,<br />

[414] dass <strong>der</strong> von Savon zuo babst erwaelt ward, harzuo in fuerdret<br />

if. babst Alexan<strong>der</strong>s alte vientschaft und babst Sixti gesipte fruentschaft<br />

3 ). Nampt sich Julius des nammens <strong>der</strong> an<strong>der</strong>, me, wie<br />

gemeint, dem weltlichen keiser Julio, we<strong>der</strong> dem geistlichen babst<br />

Julio nach; dan al sin gmueet, begird und leben sich vilme dem<br />

keiser, wen dem babst verglichet; sagt ouch selbs: Maximilian<br />

20 soelte babst, und er keiser sin. | i<br />

Er was ganz zuom herschen zornig und zuor räch schnei und<br />

gneigt, doch grossmueetig und gmeiner gerechtikeit also haebig,<br />

dass al buoben, henselin, wuocherer, roewer — vom babst Alexan<strong>der</strong><br />

so vast ufenthalten und gemert, dass niemand frommer in Rom<br />

-s davor [415] sicher — muostend uss Rom und Roemschen gebieten<br />

entfliehen o<strong>der</strong> hangen. Verschont niemands, warhaftig<br />

und sinen verdienten guottaetig. Beschikt augends ouch uslaendisch,<br />

etlich so im vor wol gedient hatten, als uss <strong>der</strong> Eidgnoschaft: hei<br />

Petern von Hertenstein, her Ruoland Goeldlin und an<strong>der</strong>; begabt<br />

30 si mit vil grossen pfruenden, richtet si an, d'Eidgnossen im guenstig<br />

und bekant zemachen, ein gard und kriegsvolk zuozefueren, wie<br />

') Am 18. October.<br />

s ) Die Wahl des Julianus Rovere von Savona, mit Uebergehung von<br />

Georg von Amboise, Cardinal von Ronen, fand am 1. November statt.


1503 369<br />

dan angends beschach; wan sin anfänglich fuernemen was, so wit<br />

im möglich, S. Petern ein nuew, köstlich hus mit ablassmess zebuwen,<br />

und alles sin zerstroewt erb, wo not, mit gewapneter hand<br />

wi<strong>der</strong> in- und zuosamen zebringen, ja ouch das ganz Italia [416]<br />

von usslaendischen herren zefrlen und dem Roemschen stuol ge- 5<br />

waertig zemachen. Im wäre ouch siner begirden vil gelungen<br />

wo sin jud 1 ) im sine lustigen traenk, sin feisten buch, sin grauw,<br />

ristig koepfle und sine podagraenische fueessle hätte mögen ufrecht<br />

und länger enthalten. Dass im aber nur zuo vil gelungen sie,<br />

(215) werden volgende jar bezuegen. | 10<br />

Er hat sundren glust zuo starkem win, trank ouch galiard; —<br />

zuo gold, — des im über allen hof-, buew- und kriegskosten ein<br />

schaz uberbleib; — zuo huebschem gschuez, — hats und bruchts<br />

einem Roemschen keiser ze mächtig; — und zuo edlem gestein, —<br />

liess ein babstinfel machen, über al sin vorfaren kostlich, ob 15<br />

400,000 ducaten werd geschäzt — und das alles in und uss desse<br />

namen, <strong>der</strong> da sprach: des menschen sun hat nicht sin hopt anzeleinen,<br />

und desse, <strong>der</strong> do sagt: ich hab we<strong>der</strong> silber noch gold;<br />

wir sind arm und veracht; — machend uch rieh und hochgeacht<br />

über alle rieh und fuersten diser weit, so da blind und betrogen 20<br />

wil sin.<br />

[417] Erzherzog Philips von Oesterrich botvart uss<br />

Hyspanien durch Frankrich in Tuetschland.<br />

Diss jars frueeling, als <strong>der</strong> kueng zuo Castilia, erzherzog von<br />

Oesterrich und Burgun, Philip, von sinem schwäher, kueng Fer- 25<br />

dinand, uss Hyspania durch Frankrich haruss zuo sinem vater,<br />

dem Roemschen kueng, in Tuetschland geriten, von Franzosen, uss<br />

sundrer bevelch ires kuengs, allenthalb mit vast köstlichem gebraeng<br />

herlich enpfangen, wie dan ichs zuo Mopelier 2 ) gesehen hab,<br />

mit wun<strong>der</strong>barem hofieren und seltsamen spilen, zuo Lyon mit w<br />

dem Franzesischen kueng unbeständige gschäft handlet 3 ), also<br />

i) Sein jüdischer Leibarzt.<br />

2) Montpellier.<br />

3 ) Den Frieden von Lyon o<strong>der</strong> Blois vom 5. April, <strong>der</strong> vom König<br />

Ferdinand hernach als ungültig erklärt wurde.<br />

24


370 1503<br />

dass, zuo entlichem beschluss | irer sachen, uf die uflart 1 ) in Bur- (216)<br />

gun sich soeltid vier fuersten versäumen, <strong>der</strong> Roemsch kueng zu<br />

Bisantz [418], <strong>der</strong> Franzesisch kueng zuo Assona, <strong>der</strong> erzherzog<br />

zuo Toll, und <strong>der</strong> Saffoisch herzog zuo Selis 2 ) herberg haben. Als<br />

5 aber indes die schlacht zuo Napols ergieng 3 ), ward uss diser<br />

versamnung, einer Eidgnoschaft zuo guot, ouch nuet; doch so besucht<br />

<strong>der</strong> herzog sinen schwager, den herzog von Saffoy, kam<br />

demnach durch Burgun gon Ensheim zuo sinera vater, dem Roemschen<br />

kueng, und fuor da dannen wi<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>sich in Burgun.<br />

io Ziiin erzherzogen Bern footschalt und harwi<strong>der</strong> des<br />

erzherzogen gon Bern.<br />

Da in ein stat Bern durch iren ratsboten, her Rudolfen von<br />

Scharnental, liess hoch grueessen, und von wegen <strong>der</strong> muenz absazung<br />

und salzkoufs ansuchen 4 ). Der und andrer Sachen halb<br />

15 er ouch sine boten, [419J nämlich her Johansen von Bregless,<br />

sinen oberschenken, her Odet von Malins und her Guidon David<br />

sant mit vast fruentlicher erbietung gon Bern; harzuo Fryburg<br />

und Solaturn berieft wurden, uf den 18. tag Ougst 5 ). ULta*<br />

Roemscher kueng.<br />

20 So fuor <strong>der</strong> Roemsch kueng den Ryn uf durch sine vier staet<br />

gon Costentz, beschowt das Schwa<strong>der</strong>loch, beruoft d'Eidgnossen,<br />

und schiffet gon Lindow; gab da | dem burgermeister Roest von (217)<br />

Zuerich bescheid, ein tag den Eidgnossen uf den nuenden tag Julii<br />

zuo verkünden, das ouch beschach.<br />

» Des Roemschen kuengs Werbung an gmein Eidgnossen.<br />

Und wiewol nun <strong>der</strong> Roemsch kueng einen so grossen unwillen<br />

ab <strong>der</strong> Eidgnossen verächtlichen unwillikeit 6 ) und ouch insun<strong>der</strong>s<br />

i) 5. Mai.<br />

8<br />

) Besancon, Auxonne, D61e und Salins.<br />

3) Die Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> Franzosen bei Semiuara o<strong>der</strong> Gioia am 21. April.<br />

4) « Da er (<strong>der</strong> Erzherzog) sich von Kamerach nächern und alda von<br />

unserm gnädigen Herren von Savoy empfangen sol werden. » Miss. K. 353*.<br />

(29. März)<br />

5<br />

) Eidg. Absch. III. 2, S. 239, nach einem lateinischen Abschiede im<br />

Berner Staatsarchiv.<br />

6) Nämlich gegen die von ihm gewünschte Erbeinigung.


1503 - 371<br />

ab Basel truzlicher wi<strong>der</strong>spaennikeit hat [420] enpfangen, dass er<br />

wi<strong>der</strong> si von sinem sun und von <strong>der</strong> nidren vereinung zuo Strassburg<br />

hat luet und gelt lassen vordren; als im aber die hilf vaelt,<br />

und ouch <strong>der</strong> Franzesisch kueng sinen und <strong>der</strong> Eidgnossen schaden<br />

zuo Napols wolt rächen, hierum hilf von Eidgnossen suocht, die 5<br />

im, witeren schaden zuo verkommen, was abgeschlagen, ward er<br />

ufs Franzosen unfal bewegt und sant abermals sin treffenliche<br />

botschaft, nämlich grafen Andres von Sonnenberg, her Heinrich<br />

abt von Schussenried, und doctor Cuonrad Stuertzel, sinen canzler.<br />

von Buocheim, riter gemacht, zuon Eidgnossen, wie obbestimt, gon 10<br />

Zuerich. Liess da um vormals oft angebrachte Sachen antwort<br />

heischen; do ward im ouch vormals gebne antwort geben').<br />

Nuet dester min<strong>der</strong>, do d'Franzosen nit abstünden, stund er<br />

16. Dez. ouch nit ab und sant uf den 16. tag [421] December abermals<br />

gon Zuerich ein erliche botschaft, nämlich doctor Sigmunden 15<br />

Kruetzer 2 ), tuomprobst zuo Costentz, her Ludwig Viscont und her<br />

Hansen von Kuenseck, ritern, vogt zuo Feldkirch. Liess anbringen,<br />

wie sin kuengliche majestat durch die grusamen zeichen und plagen,<br />

so in disen schweren jaren vor ougen, kruez, blatren, un-<br />

(218)gwiter. pestilenz, tuere, krieg und | ouch sun<strong>der</strong>lich von einem 20<br />

wi v •.-\1, das vil jar on alle menschliche spis gelebt hab,<br />

(ward zuo Fryburg ertränkt) gewarnt, ermant und bewegt, Got<br />

unsers suendlichen und hoch strafwürdigen lebens halb zuo versueenen,<br />

etlich Ordnungen lassen ussgon, fuernemlich dass die grosse<br />

gotslästrung und andre ofne laster, iede und alle nach irem werd 25<br />

sollen on übersehen gestraft werden, und besun<strong>der</strong> etlich kruezgäng<br />

angesehen, damit dest fuerer von Got unserem behalter, so<br />

das kruez von [422] unsertwegen getragen hat, gnad erlangt<br />

werde; mit beger, ein Eidgnoschaft woelle sich dem glich darin<br />

schiken und neigen, als si verhof von oben herab gnad zuo er- 30<br />

langen.<br />

Item, um hilf zürn Rom- und Tuerkenzug 6000, un<strong>der</strong> irem<br />

zeichen, in sinem sold.<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 232, 233 und 235 (9.-10. Juli und 20. Juli).<br />

2) Nach den Eidg. Absch. hiess <strong>der</strong>selbe S. Krüger.


372 1503<br />

Item, um abkuendung und abstellung <strong>der</strong> Franzesischen puendnuess,<br />

in ansehen des, dass dieselb im und dem heiligen rieh bisshar<br />

zuo grossen beschwerden und abbruechen habe gelangt, und <strong>der</strong>selb<br />

Franzesisch kueng fuer und für soelichs erwitre, und wi<strong>der</strong> das<br />

5 Roemsch rieh handle mit bluotvergiessen, erobrung und zerstoerung<br />

<strong>der</strong> landen. Dargegen, dass ein Eidgnoschaft ires nutzes an dem<br />

keinen verlust habe, so woelle sin kuengliche majestat iren jaerlich,<br />

wie <strong>der</strong> Franzesisch kueng geben hab, 36,000 franken geben,<br />

harzuo sich <strong>der</strong> erzherzog [423] und sin schwaeher, <strong>der</strong> Spanisch<br />

10 kueng, werden verpflichten.<br />

Und über das, uf sin dargelegte credenz, so woelle <strong>der</strong> kueng<br />

von Hyspanien inen jaerlich pension zuo | Antorf 1 ) zuo zweien zilen (219)<br />

geben und ussrichten 24,000 Rynsche gülden, wan si mit im in<br />

etliche, lobliche, ja sust schuldige, als dem heiligen rieh verwant,<br />

i5 puendnuess gange *).<br />

Antwort.<br />

Uf disen antrag gaben d'Eidgnossen abermals oft gebne antwort,<br />

sich zuo gmeiner ruow und landsfriden des Baseischen berichts<br />

truelich und fest zehalten; darzuo so habe sich ein Eid-<br />

20 gnoschaft vereint, hinfuer keine fremde puendnuess noch pension<br />

anzenemen, und hiemit die iren in ruow und anheimsch ze behalten,<br />

habe ouch selb an des Franzesischen kuengs reisen und<br />

an <strong>der</strong> iren unghorsam reisloufen gar kein gevallen, woelle ouch<br />

dem, so ver moeglich, vorsin 3 ).<br />

25 [424] Der Franzesischen footschaft intrag.<br />

Uf obgemelten tagen, aber insun<strong>der</strong>s zuo Lucern, erschinen<br />

ouch allemal des Franzesischen kuengs boten, hoch begerende,<br />

ireni gabrichen, christlichen kueng sine puendnuess ufrecht zehalten,<br />

mit dein Roemschen kueng keine zemachen, ouch im begerte<br />

1 1 Antwerpen.<br />

2) Eidg. Absch. III. 2, S. 249.<br />

3) Die Antwort erfolgte erst am 15, Januar 1504 (Eidg. Absch. III. %<br />

Seite 251).


1503 373<br />

6000 knecht nit zegeben, wan die on zwifel wi<strong>der</strong>n kueng und<br />

sinen pund werde langen; sun<strong>der</strong> im hilf zuozelassen, damit er<br />

sinen und <strong>der</strong> Eidgnossen, durch des Roeinschen kuengs anhang<br />

und zuotftn, enpfangnen grossen schaden, möge, wie er ouch zetuon<br />

fuergenommen habe, rächen, sin er und die sinen, ouch die iren, -,<br />

(220) so | noch zuo Napols, erretten und entschuetten. Und ob etwas<br />

klag o<strong>der</strong> braest da sie, solle völlig abgestelt und erstattet werden.<br />

[425] Antwort.<br />

Ward inen von Eidgnossen geantwort, si soeltid rueewig sin<br />

und nit also wi<strong>der</strong>n pund die iren in froemde land und krieg uf- m<br />

wiglen und verfueeren, dahar die iren irer unghorsame nit unbilliche<br />

straf haettid gelitten, doch nit on einer Eidgnoschaft<br />

billich hoch missvallen, also dass si semlich unghorsame reisgloeuf,<br />

so wit ir vermoegen, nit me koente, noch woelte dulden.<br />

Bellentzkrieg. w<br />

Manung <strong>der</strong>en von Ure, Swytz und Ni<strong>der</strong>-Un<strong>der</strong>walden an<br />

ir Eidgnossen wi<strong>der</strong>n kueng von Frankrich, von Bellentz<br />

wegen.<br />

Nachdem und in den verlofnen jaren unss uf dise tag vil zuo<br />

fridlichem vertrag zwischen dem kueng von Frankrich und den 20<br />

drien landen Ure, Swytz und [426] Nid-Un<strong>der</strong>walden was und<br />

noch on un<strong>der</strong>lass ward gesuocht, wan den 9 orten und allen verwanten,<br />

ouch insun<strong>der</strong>s den pensionern, vast schwer was, den<br />

mächtigen, verwanten kueng über puend und über gueetliche und<br />

rechtliche bot ze bekriegen, o<strong>der</strong> iren alten Eidgnossen nit wil- 2s<br />

21.Febr. faren; deshalb si, uf den 21. tag Hornung zuo Lucern versampt,<br />

ire botschaft zuom kueng und an die län<strong>der</strong> abermals pit und<br />

{221) puendliche manung schikten, noch gueetlichem vertrag | entliche<br />

stat zegeben; daruf die län<strong>der</strong> antworten, si soeltid nit fuer uebel<br />

ufnemen, dass si ab iren pitten und manungen nuet tätid, wie si so<br />

dan nit tun koentid, ouch nimme woeltid; sitmal ir bisshar gehabte<br />

mueeg nuet dan Verlängerung [427] brächte, si mit täglichen kosten


374<br />

1503<br />

und schaden von dem iren spotlich abzetriben. Ouch so werde<br />

inen kein zugesagte Sicherung gehalten, und die iren täglich mit<br />

row und todschlag so unbillich von Franzosen angefochten, dass<br />

si das nit me koennid noch moegid erliden, sun<strong>der</strong> woellid in Gots<br />

5 nammen ir lib und gut darstrecken, damit si Bellentz als das ir<br />

behaltid, schirmid und in Sicherung bringid. Darum si billicher<br />

zuo rettung ir er, lib und gut si baetid und mantid, wan dass si<br />

von inen zuo nachteil gebeten und gemant waerid. Soeltid fuer dishin<br />

zuo guotem, truewem ufsehen, in kraft ir puenden, gebeten und<br />

30 gemant sin, dan si keins andren mittels me woeltid erwarten,<br />

wen [428] das inen Got durch ir gewerte hand wurde verluehenT<br />

in ganzem vertruewen, si, ir Eidgnossen, werdid sich bewisen, wie<br />

ir hantveste vordren, und si bisshar truewlich und loblich getan,<br />

und ir ewig geschwornen puend wisten und erhieschen J ).<br />

iö Sorg und gfar in disem handel.<br />

Der eigennuz was treffenlich argwoenig in diser sach, und<br />

darum ie me die verpensionierten tagherren warten, ie me die<br />

laen<strong>der</strong>, und <strong>der</strong> gmein man mit inen, zum krieg trungen, in<br />

meinung, so <strong>der</strong> Frankrichisch pund ufknuepft wurd, dass aldenn<br />

2c die Ordnung, | wi<strong>der</strong> frömd puend, pensionen und reisen angesehen, (222)<br />

zuo beschluss soelte kommen.<br />

Ouch wie grosse sorg und gfar einer Eidgnoschaft in diser<br />

sach stuond, so waren dennoch [429] die Franzesischen pratikanten<br />

so vermessen, do schon aller Eidgnossen zeichen wi<strong>der</strong> iren kueng<br />

2l waren ufgericht, dass si des Roemschen kuengs hoch erbotne fruentschaft<br />

nit allein verächtlich abwisten, sun<strong>der</strong> ouch gern gegen<br />

im durch Basel und Solaturn mit Rynfelden ein krieg hättid angezündt<br />

2 ). Ein fromme, wise und <strong>der</strong> zit mit keiner pension verblente<br />

stat Bern gsah, erschoss und schied sun<strong>der</strong>lich hie wok<br />

30 wan d'Eidgnoschaft zwischen den vereinten und verlezten kuengen<br />

uf vast häler wag stuond, ouch partiig; allein so zoch an irem<br />

') Eidg. Absch. III. 2, S. 205.<br />

2 ) Siehe hienach.


1503 375<br />

gewicht, fuer <strong>der</strong> mächtigen kuengen, eigner gsuoch und misstruew,<br />

so da lieb, glowen, er und gmeinen nuz verschaeztend. Man soels<br />

gluek nit ubertriben und den esel nit uberguerten, aber gotsfuerchtig<br />

und fuersichtig sin in allen und besun<strong>der</strong>s in sorglichen, gfaerlichen<br />

dingen. s<br />

[430] Der drien laendren uszug und <strong>der</strong> andren orten<br />

und zftgewanten zuzug gon Bellentz.<br />

23. Mr. Und also uf den 23. Hornung, was <strong>der</strong> feist Don<strong>der</strong>stag,<br />

zugend die von Ure, und inen nach Swytz und Un<strong>der</strong>walden,<br />

mit iren paneren und guoten trostworten des Roemschen kuengs "><br />

gon Bellitz und tatend ire pundsmanung an ir Eidgnossen und<br />

(223) al pundgnossen, welche verzugend, antwort vom Franzesischen |<br />

kueng vorzehaben 1 ), namend ouch vor von im ire uf Liechtmess<br />

20. Harzvervalne pensionen in, zugend demnach um den 20. tag Maerz<br />

hinach; Zuerich mit irem vaenle und 1500 man, Bern <strong>der</strong>glich, «<br />

<strong>der</strong>en hoptman her Casper vom Stein, riter und des rats, ein<br />

hantvester, verständiger kriegs[431]man, sin vaenrich Niclaus<br />

Murre, Lucern mit ir paner, Zug zur pauer mit 500 man, Glaris<br />

mit Baden, Ryntal, Basel 600 man, Fryburg 500, Solaturn 400,<br />

Schafhusen 250 man mit irem vaenlin; Rotwil 40 buechsenschuetzen, 20<br />

S. Gal stat und gotshus, Appenzel mit vänlin, stift von Costentz<br />

mit 60 man, die grafen von Sonnenberg mit 20 man, Kur 150<br />

man, Grawpund 3000, und die Wallisser stark.<br />

Wie d'Eidguosseu zwo laetzinen, das land und se biss gon<br />

Lugaris, ouch 50 schif gewonnen, das schloss Lugaris ss<br />

belaegreten, ouch ein zal knecht verluren.<br />

Do nun d'Eidgnossen, zürn mindesten 14,000 wolgeruester<br />

man [432] stark versampt, ire vecht, ouch dass si ir wiss kruez, •<br />

wie gewont, woeltid behalten, den Franzosen als vienden verkuent<br />

hatten, zugend die dri laen<strong>der</strong> mit Rotwil und Raperswyl vor 30<br />

i) Sie verschoben den Entscheid, um vorher die Antwort des französischen<br />

Königs zu haben.


376 1503<br />

dannen, gwunnen zwo laetzinen, erstachend etlich, verlurend 4 man,<br />

und wurden vil wund. | (224)<br />

Dan zugend d'Eidgnossen nach, namend das land von Bellitz<br />

biss gon Aronen, das dort' Lugaris und den Langense in, gwunnend<br />

5 ob fünfzig schif den Franzosen an, brachtend ein fuernem hoptman<br />

um und belaegreten das schloss Lugaris, in meinung, so si<br />

keinen sturmzueg, noch gschuez haettid, das abzegraben. Hieltend<br />

sich da so lie<strong>der</strong>lich, dass si uss dem schloss inen ir wächter<br />

erstachen und die graeber gfangen ins schloss [433] fueerten, darzuo<br />

io inen ob 80 man erschossen, erstochen und ertränkt wurden; dan<br />

d'Franzosen, mit gwer und gschuez bewert, sich in dekten schiffen<br />

uf dem se enthielten und d'Eidgnossen von witerem fuerzug hin<strong>der</strong>ten<br />

; woltend si doch nit angrifen, noch da mit inen schlahen.<br />

Do begerten die laen<strong>der</strong>, zuo Beckenried versampt, an ein stat<br />

is Bern, einen herzug in Burgun zetuon. Ward inen uss billichen,<br />

notwendigen Ursachen abgeschlagen, das hattends uebel verguot 1 ).<br />

Werbung des kungs um frid, mit nachlassung Bellentz.<br />

In dem, uf den 4. tag Aprel, schikt <strong>der</strong> kueng von Lyon gon 4. April<br />

Lucern sinen boten, her Richart Muench, mit briefen und gwalt,<br />

so Bellitz nachzelassen [434] und einen bericht anzenemen 2 ). Desglichen,<br />

uss kuengs bevel, so schikten die Meylaendischen regenten<br />

einen herolt zun Eidgnossen ins vaeld um gleit, inen ires kuengs<br />

willen und ein friden anzebringen. Was | die meinung, <strong>der</strong> kristlich (225)<br />

kueng wäre einer loblichen Eidgnoschaft so hoch und wol gneigt,<br />

25 dass sin kuengliche majestat, unangesehen den ungebuerlichem<br />

frefnen uberval, um grössere und bessers willen, denn Bellitz waer,<br />

si nit woelte zuo viend haben, noch ir frintschaft verlieren; und<br />

wo si in ie, wie nun ieztan, pitlich hätte ankert, woelt er ir<br />

grösseres nit versagt haben. Hätte ouch nie glowt, über so menge<br />

so frintschaft, ira von im und sinen vorfaren vilvaltig bewisen, dass<br />

si in und ein mächtige krön von Frankrich so lie<strong>der</strong>lich hätte<br />

') Miss. K. 355 b (5. April). Demnach wäre aber das Verlangen <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> nicht von Beckenried, son<strong>der</strong>n von Brunnen her gekommen.<br />

») Da8 vom 30. März datirte Schreiben steht Eidg. Absch. III. 2, S. 213.


1503 377<br />

übergeben und überzogen. So im nun [435] wissend sie, dass<br />

vil <strong>der</strong> min<strong>der</strong> teil desse schuld trage, damit si wi<strong>der</strong> zuo versienung<br />

und vereinung kommid, so lasse und übergebe er inen<br />

Bellitz, wie begert, so ver dass irs Vermögens ein guoter frid und<br />

eine bständige einikeit zwischen inen gemacht werde und Mibe, t<br />

Des waren d'Eidgnossen einhellig, daheim und im vaeld, vast<br />

fro, und begerten die im vaeld, inen den bericht zemachen zuo<br />

vergoennen; ward inen vergoent also, dass si uf des kuengs erbieten<br />

soeltid kein krieg beharren, sun<strong>der</strong>, wo nitbessers, das annemen<br />

und hiemit gemant ab- und heimziehen 1 ). w<br />

Bericht diser kriegschen ufruer.<br />

.«.April Also ward uf den 10. tag Aprel, was Mentag in <strong>der</strong> Kar-<br />

{226) wochen, [436] durch mittel — an einem des kuengs | anwaelt, den<br />

herren von Tschamon, Meylaendschen grandmeter, und den belle,<br />

zuo Kuom gubernator, und am andren <strong>der</strong> Eidgnossen un<strong>der</strong>taedin- is<br />

ger, den bischof von Wallis und den friherren von Hohensax, —<br />

zwischen dem Franzesischen kueng, als herzogen zuo Meyland und<br />

den drien laendren und iren zuostaendren, gmeinen Eidgnossen, ein<br />

bericht und frid beschlossen und angenommen in volgen<strong>der</strong> gstalt:<br />

Zuom ersten: dass <strong>der</strong> kueng den drien laendren fri ubergeb w<br />

und inantworte stat, schloss und grafschaft Bellentz, mit aller<br />

zuogehoer, herlikeit und friheit, so von alter har darin und darzuo<br />

gedient band, und darzuo die zwei doerfer Isonn und MedehV),<br />

ennet dem Mont Kennel 3 ) gelegen, nit darin ghoerend. Aber <strong>der</strong><br />

lehenschaft halb, so soelten die dri ort dem heiligen Roemschen »<br />

rieh willen machen und gnuog tuon.<br />

Zuom andren so sol kuengliche majestat angends lassen ufrichten<br />

und bestaeten die capitel, [437] so gmein Eidgnossen und<br />

al ir verwanten mit dem hus Meyland vor gemacht haben.<br />

Zuom dritten so soellen be<strong>der</strong> teil ansprachen, nach lut und »<br />

(227) wisung <strong>der</strong> capitlen, on witere ersuochung abtragen werden. |<br />

') Schreiben an die Hauptleute im Felde vom 5. April (Eidg. Absch. III. 2,<br />

Seite 211).<br />

2) Isone und Medeglia.<br />

s ) Monte Cenere.


378 1503<br />

Zuom vierden, dass wo nuewerungen in disem span uf die von<br />

Bellitz waerid ufgelegt, soellid absin, und wie an<strong>der</strong> Eidgnossen<br />

gehalten werden.<br />

Zuom fünften so soellen be<strong>der</strong> sit gschwornen irer eiden, und<br />

Ä al gfangnen on engeltnuess ledig gelassen werden.<br />

Zum sechsten so sol hiemit tod und absin aller unwil, veehd<br />

und vientschaft, und was sich darin mit worten old werken verloffen<br />

hat, und alles unverwislich bliben.<br />

Zuom letsten so sol die fruentschaft und puendnuess zwischen<br />

10 kuenglicher majestat und gmeinen Eidgnossen, vormals zuogesagt<br />

und ufgericht, in allem inhalt und usstruk in kraeften bston und<br />

bliben, und <strong>der</strong>selben durch bed partien gelebt und stat geton<br />

werden, truewlich und ungevaerlich etc. Mit me worten und umständen<br />

begriffen •).<br />

w [438] Ab- und heimzug <strong>der</strong> Eidgnossen von Lugaris.<br />

Und uf den egenemten tag zoch ie<strong>der</strong>man vast willig ab,<br />

dan grosse untruew und mangel vorhanden; also, dass wo <strong>der</strong><br />

kueng nit, uss vorcht groessern Schadens, im in Meyland und Na -<br />

pols vor ougen, inen wäre begegnet, so waerids selb nit über acht<br />

20 tag me im veld beliben. Ouch so war kuntbar, dass wo d'Eidgnossen<br />

| ernstlich dem land nach fuer Aronen 2 ) gon Kuom zuo (228)<br />

waerid zogen, dass sich Meyland und die andren staet von <strong>der</strong><br />

Franzosen uebermuot, trang und muotwillen haettid abgeworfen und<br />

zuon Eidgnossen gfallen waerid; und das nam dem kueng sinen oft<br />

25 geredten und uf sin herz geschlagnen eid ab, Bellitz nit zelassen,<br />

e das herzogtuom z'verlieren, und <strong>der</strong> laendren viend zesterben.<br />

[439] Im abzug hond die von Ure, so diss groessern kostens<br />

denn kriegs hoptsaecher waren, vorn Eidgnossen ire tueren beschlossen<br />

und ire kaes und brot und andre narung alle ums halb<br />

so teil ufgeschlagen, und darzuo vil unwort geben. So mantend gmein<br />

•) Der am 11. April zu Arona abgeschlossene und am 15. Juni zu Lyon<br />

vom König ratifizirte Vertrag steht im Eidg. Absch. III. 2, als Beilage 8,<br />

Seite 1305.<br />

*) Ueber Arona hinaus.


1503 379<br />

Eidgnossen die Kurwalen, ouch abzeziehen und irs spans gegem<br />

Trivulsen, nach inhalt gemachts berichts, zu recht zekommen.<br />

Bestätigung <strong>der</strong> capitlen des herzogtuems Meyland und<br />

gmeiner Eidgnossen.<br />

Demnach, nach inhalt des berichts, schikt <strong>der</strong> kueng sine 5<br />

botschaft gon Lucern, die Meylaendischen capitel ufzerichten;<br />

(229) und als die in d'ewikeit uf ein kueng von | Frankrich gestelt<br />

waren, wolt Bern disen punkten nit in[440]gon, sun<strong>der</strong> uf den<br />

kueng, als herzogen zuo Meyland, von des herzogtuoms und sincr<br />

besitzern wegen, die capitel gestelt versiglen. Ward diser punct 10<br />

wie gemelt, geaenclret, die capitel bestaet, und vom kueng und von<br />

allen orten <strong>der</strong> Eidgnossen versiglet 1 ). ,<br />

Bericht eines boesen spans zwischen Basel und Rynfelden.<br />

In disem als sich oberzaelte reis wi<strong>der</strong>n ette kueng wolt erheben,<br />

hätte sich's blat gern wi<strong>der</strong>n unwerten Roemschen kueng 15<br />

gekert, wan die von Basel, von etlicher argweniger spaenen wegen,<br />

etlich gerichtpersonen, zol, gleit, wildbaen und eigenluet berueerend,<br />

sich gern, als nuew Eidgnossen, mit gwaltiger hand<br />

wi<strong>der</strong> die von Rynfelden, iren und des Walds [441] ober- und<br />

un<strong>der</strong>vogt, her Uolrichen von Hassperg 2 ), ritern, und Hansen 20<br />

Rimmelin, erhaebt haettind, und mit inen die von Solaturn, von<br />

einesse vergicht wegen, so da verjaehen hat, die von Rynfelden<br />

haettid im 5 Schilling geben, inen Dornach zuo verraten, so das<br />

bschaeh, noch 3 pfund zegeben. Um glicher gstalt vergichten<br />

willen was ein Rynfel<strong>der</strong> zuo Basel und zwen Basler zuo Rynfelden 25<br />

gericht worden 3 ).<br />

Do wurden bed teil von den Roemsch kuengschen regenten<br />

und gmeinen boten zuo Zuerich, uf <strong>der</strong> pfaffenfasnacht 4 ), von allem<br />

') Eidg. Absch. III. 2, S. 224 und 225 (8.—16. Juni), und die Urkunde<br />

als Beilage 8 ebendaselbst, S. 1308. üeber die Aen<strong>der</strong>ung des <strong>Text</strong>es siehe<br />

S. 243.<br />

*) U. v. Habsperg.<br />

3) Eidg. Absch. III. 2, S. 207 und beson<strong>der</strong>s 221.<br />

4) Eidg. Absch. III. 2, S. 206 (27. Februar).


380 1503<br />

ufrueerischen, unfruentlichem handel | ab- und gon Schafhusen uf (230)<br />

mittevasten zuo frintlichem bericht gewisen, und da durch des<br />

Roemschen kuengs und gmeiner Eidgnossen treffenliche ratsboten<br />

bericht und betragen, also dass betl teil, naemlich ein stat Basel<br />

s und ouch Rynfelden und ire voegt, von wegen [442] uf be<strong>der</strong> sit<br />

<strong>der</strong> gerichten vergichten halb, kein teil verluembdt, noch an iren<br />

ßren geschwächt, sun<strong>der</strong> ie<strong>der</strong>s teils entschuldigung und entschlahung<br />

geglowt und gnuogsam sin, und kein witer ersuochung<br />

darum beschehen, sun<strong>der</strong> frintlichen und sicheren wandel und<br />

io handel, als guoten nachpuren gezimpt, haben und halten, und <strong>der</strong><br />

übrigen spaenen halb, nach inhalt des Baseischen berichts o<strong>der</strong><br />

lantfridens, gueetlich o<strong>der</strong> rechtlich übereinkommen. Disen vertrag<br />

hat Casper friher von Moerspergi) uf be<strong>der</strong> partien beger in<br />

biwesen <strong>der</strong> Roemsch kuenglichen majestat und gmeiner Eidgnossen<br />

i5 ratsboten, zuo Schafhusen uf den 28.") tag Aprel (geofnet) b Y). 28. April<br />

[443] Wie <strong>der</strong> kling von Fraukrich mit vil Schadens <strong>der</strong><br />

sinen und siner Eidgnossen Napols verloren, und das<br />

<strong>der</strong> Spanisch kung gewonnen, noch besizt.<br />

Als nun <strong>der</strong> kueng von Frankrich, wie geret ward, hat d'Eid-<br />

2o gnossen mit papir und vergueldeten pasteten uss Lamparten heim<br />

gschossen, do fuor indes <strong>der</strong> redlich Spanyer Consal 3 ) mit sinen<br />

Roemeren und lanzknechten | in Bulia fuer und brach zuo Barol 4 ) (231)<br />

stil uss, reicht ie ein row, unter zweimal 200,000 hopt vichs,<br />

tat ie ein scharmuz.<br />

25 Von einem reisigen kämpf.<br />

Dass die hochtragenden Franzosen von den Italischen reisigen<br />

in ein kämpf, um erbotne Verachtung, ervordret wurden,<br />

•) Corrigirt aus 23. (Letzteres war <strong>der</strong> Tag des Zusammentritts <strong>der</strong><br />

betr. Tagsatzung).<br />

b ) So ergänzt in <strong>der</strong> Copie von P. (Paul Anshelm).<br />

') Verweser <strong>der</strong> Landvogtei.<br />

') Eidg. Absch. III. 2, S. 220 und 221.<br />

') Gonsalvo de Cordova.<br />

*) Barletta in Apulien.


1503 381<br />

welcher in biwesen und ansehen be<strong>der</strong> teilen ward zugelassen<br />

und von ie<strong>der</strong> sit 13 reisiger dargeben, denen vor Adria 1 ) ein<br />

veld verzilet, da in miz die Italischen <strong>der</strong> Franzosen warteten.<br />

Und als die Franzosen, <strong>der</strong> beit unlidig, die Italischen besits<br />

[444] und kurz anranten, brachends wenig spiess, trungend doch 5<br />

so heftig, dass angends zwen Italiener und fuenf Franzosen das<br />

zil uberanten; die übrigen kämpften im kreis mit seh werten,<br />

schäftlin und kolben streng, biss d'Franzosen einen man, <strong>der</strong><br />

merteil ross und demnach den kämpf verluren und mit spot und<br />

schaden bezalten, nämlich ross, hamesch, wafen, kleinot und 10<br />

1300 ducaten; und das was ein vorspil des Franzesischen ungfaels<br />

(232) und verlusts 3 ). |<br />

Wan glich demnach versankt des Franzesischen kuengs verrueemter<br />

merpatron, Pre Jann 3 ) im Hydruntischen port 4 ) sine<br />

schif, die er vorn Spaniern nit mocht erretten, und fuor mit 15<br />

sinem zueg und guot über land gon Napols.<br />

So gwan <strong>der</strong> Consal mit dem [445] stürm die stat Rugia 5 ),<br />

erstach darin 400 Franzesischer zuosaezer und nam den hern von<br />

Lapalissa 8 ) mit 100 pferden gfangen; gabend guote losung.<br />

Und glich in <strong>der</strong> zit hat <strong>der</strong> Franzesisch her von Obinie, 2*<br />

obrister hoptman in Calabria, ein schlacht verlorn und er daran<br />

übel wund worden').<br />

Darum <strong>der</strong> Franzesisch vice-roy, herzog Ludwig von Nemors,<br />

beruft sinen zueg, dem Spanischen gluek hantlichen wi<strong>der</strong>-<br />

(233) stand zetuon. | »<br />

•) Andria siehe hievor S. 346.<br />

2) Eine ausführliche Erzählung dieses berühmten Wettkampfes gibt<br />

Ouiccardini I, 453—455.<br />

3<br />

) Pregent de Bidoux, Ritter des Johanniterordens auf Rhodus, aus <strong>der</strong><br />

Provence gebürtig.<br />

4) Im Hafen von Otranto (lat. Hydruntum).<br />

5) Ruvo (Rubio, Rubos) in <strong>der</strong> Nähe von Barletta.<br />

«) Jaques de Chabanne, Herr de la Palice.<br />

7<br />

) D'Aubigny verlor am 21. April die Schlacht bei Seminara.


382 1503<br />

Strit vor Clrinlol.<br />

So fuor aber <strong>der</strong> gschwind Spanyol mit sinem gluek sitlich fuer,<br />

un<strong>der</strong>stuond in Bulia das wolgelegen staetle Ciriniol') zestuermen,<br />

da lifrung im zuo- und den Franzosen abzeziehen.<br />

5 Und also uf den 28- Aprel zoch er mit siner veldmacht und 28. Apil<br />

gutem gschuez ein so ruhen weg, dass im vil reisigen und fuossknecht<br />

vor hiz und durst [446] verdürben; fuort 1800 reisiger<br />

und 500 liechter pferd, 6000 halbbuechsenschuetzen und 2000 Spanischer<br />

Tuetscher fuossknecht, an drien hufen; den ersten fuort her<br />

io Fabriz Colona, den andren Consal, den dritten her Prosper Colona.<br />

Laegert sich in ein alt laeger, daruss er vormals gewichen,<br />

und iezt mutwillig d'Franzosen hattend verlassen.<br />

Do nun <strong>der</strong> Franzesisch vice-roy, so da 500 kuerisser, 1500<br />

liechter pferd, 4000 Gaschguner 2 ) und 1500 Eidgnoessischer knecht<br />

H mit gwaltigem gschuez bi | im hat, <strong>der</strong>en gewar ward, wolt er si(234)<br />

mit Ordnung hon angriffen, mit einem verlornen vorhufen und<br />

gschuez. Do waren <strong>der</strong> Eidgnossen knecht, die da erst vom win<br />

und von einer gsellenschlacht <strong>der</strong> Gaschguner 3 ) waren kommen,<br />

[447] so fraech und so gaech, dass si mit iren zeichen und lerman<br />

20 am abend ufwusten und dem Spanischen gschuez vor irem gschuez<br />

zuotrungend. Indem wurden die Franzesischen reisigen vom gschuez<br />

zertrent, dass si <strong>der</strong> Eidgnossen und fuossknechten Ordnung zerranten<br />

und in d'flucht gschlagen wurden; da ward <strong>der</strong> halb teil<br />

<strong>der</strong> Eidgnossen und Gaschguneren von her Fabrizen mit den<br />

»5 Spanischen buechsenschuetzen, lanzknechten und hechten pferden<br />

ni<strong>der</strong>gelegt. So schlug und jagt <strong>der</strong> Consal und her Prosper die<br />

zertrenten Franzesischen reisigen so lang, biss si die nacht abtreib;<br />

kam den fluchtigen wol. Diser strit hat an<strong>der</strong>thalbe stund<br />

gewaert, darin d'Franzosen ob 3000 man, vil edler und iren vice-<br />

3o roy, item al ir gschuez und hab verluren.<br />

Und dem verlust nach vielend angends ob 60 staet zun Spany[448]ern,<br />

und wiewol die Franzesischen hern, von Obinie,<br />

i) Ceriguola in Apulien.<br />

') Gascogner.<br />

3 ) Einer Schlägerei mit den Gascognern, ihren Kameraden.


1503 383<br />

(235) Alegret •) und Jordan Ursin 2 ), die | flucht bi Napols un<strong>der</strong>hielten,<br />

nuet dester min<strong>der</strong> so wurfend sich die grossen staet Napols, Cappa,<br />

Avers 3 ) ouch ab und gabend die schloss uf, also dass <strong>der</strong> Spanisch<br />

Consal eins jars gewan, was d'Franzosen in drien zuosamen<br />

hattend mit vil arbeit und kostens tragen, und die uberblibnen 5<br />

Franzosen und Eidgnossen an ein ort, gon Cajeta 4 ), triben, da si<br />

sich mit not kum erhielten unss zuo end Ougsten. Do schikt inen<br />

ir kueng hilf und lifrung zuo, mit dem hern von Tremoly 5 ) und<br />

margrafen Franzen von Mantow, obristen hoptman, ze ross und ze<br />

fuoss ob 10,000 man, darun<strong>der</strong> bi 4000 ufgewigleter 6 ) Eidgnossen; w<br />

dan im gmein Eidgnossen, uf sin trungenlich bitten, hilf in Napols<br />

und ussert sim küngrich zege[449]ben, als nit schuldig<br />

hattend abgeschlagen; woltend nit, wie er doch vast begert, mit<br />

merem schaden, wie dan begegnet, ire unghorsamen doten rächen,<br />

noch die lebendigen retten. 15<br />

Und damit aber <strong>der</strong> Franzesisch kueng den Spanischen von<br />

{236) Napols abwante, schikt er mit sinem marsckalk von | Rueels 7 )<br />

noch einen zueg ze ross und ze fuoss, und in dem ouch ob 800<br />

ufgewiglet Eidgnossen, in Langendock 8 ) fuer Sassen 9 ), darin ein<br />

Spanischer zuosaz lag. Schuof an beiden orten an luet und gilt 20<br />

sinen vast grossen schaden, wan die Spanyer allenthalb oblagen,<br />

das kuengrich Napols innamen und behielten, Sassen schirmten<br />

und besserten.<br />

Do machten die kueng [450] durch mittel des nuewen babsts,<br />

und prinzen von Oesterrich und Burgun einen drijaerigen bestand, 25<br />

in welchem Italia, Hispania und Frankrich etwas, doch nit ganz<br />

ruoweten. Aber da kamend wenig Franzosen und Eidgnossen un-<br />

') Ives d'Allegre.<br />

2 ) Sohn des Virginius Orsini, zuerst im Dienste des Königs Ferdinand<br />

von Neapel, dann bei Ludwig XII.<br />

3 ) Capua und Aversa bei Neapel.<br />

4) Gaeta.<br />

ä ) Louis de la Tremouille.<br />

fl ) D. h. ohne Erlaubniss ihrer Obrigkeiten angeworbene.<br />

7 1 Jean de Rieux, Marschall.<br />

8 l Langued'oc.<br />

9 ) Saices bei Perpignan.


384 1503<br />

verlezt heim; wan <strong>der</strong> merteil, so nit erschlagen waren, o<strong>der</strong> in<br />

d'galleen geschmidet, starb vom hunger, frost und roten schaden<br />

1 ) uf dem land und uf dem mer. Es muost <strong>der</strong> alt spruch<br />

war bliben: d'Franzosen ziehend in Italia herlich zuo ross und<br />

i bäuerisch am stecken wi<strong>der</strong> heim.<br />

Dass die 12 ort, S. Gal und Appenzel, al fremd pensioneu,<br />

reisgloef und hernpuend verschwuren.<br />

Uf oberzaelten hagel, als sich d'Eidgnossen erinnereten und<br />

offenlich bekanten, dass ein Eidgnoschaft | in kurzen jaren ob (237)<br />

io 30,000 redlicher man um des kuengs gelts willen, und darzuo<br />

schier alle 6r und ghorsame verlorn hätte, wurden die 12 ort <strong>der</strong><br />

Eidgnossen, S. Gal und Aptzel, [451] zuo Baden uf Magdalene<br />

und zuo Zug uf Verene, einhellig eins, die Ordnung wi<strong>der</strong> Pensionen<br />

und reisgloef, vor drien jaren vergriffen und zuo Bern<br />

i5 domals angenommen, wie dan dieselb im selben jar beschriben<br />

ist, ufzerichten, ze besiglen und zuo schweren 2 ).<br />

Und demnach, zuo Lucern uf Magni 8 ), zuo merer bständikeit<br />

hinzuogeton und erluetret: mit keinem fuersten noch herren, was<br />

nammens die sigid, fuerahin kein vereinung, puendnuess, noch ver-<br />

»0 staentnuess anzenemen noch zemachen.<br />

Und dass man jaerlich, so man die aempter besezt und puend<br />

schwört, dis Ordnung sol schweren und den gmeinden vorlesen.<br />

Und dass kein ort, on <strong>der</strong> andren old <strong>der</strong> merteil wissen<br />

und willen, sol abston, und welches iezt nit versiglete o<strong>der</strong><br />

25 nacher selb abstueende, sol nit zuon Eidgnossen zuo tagen berueeft<br />

werden, noch sitzen.<br />

Dis Ordnung, <strong>der</strong> zit ufgericht, [452] ward, wie beschlossen,<br />

in nächst jars vasten versiglet und geschworen, wiewol Solaturn<br />

die verordneten sigel- und eidsboten, von Bern zuo inen kommen,<br />

,) Dysenterie.<br />

«) Eidg. Absch. III. 2, S. 234 (20. Juli) und S. 240 (30. August). Die<br />

Verkommniss selbst ebend. als Beilage 10 auf S. 1314.<br />

3 ) 6. September. — Der sog. Beibrief (Eidg. Absch. III. 2, S. 241) ist<br />

vom 30. August datirt, soll aber nie besiegelt worden sein.


1503 385<br />

liess mit inred ungeschaft fuerfaren; harzuo ir schulthes Cuonrat,<br />

über <strong>der</strong> Eidgnossen verbieten, dem kueng zuozoch; nämlich: nit<br />

(238) dis Ordnung zuo besiglen, noch zuo sweren, inen | wurde dan ir<br />

pund und die verkomnuess zuo Stans geschworn, und alle ort vor,<br />

wie dan si unverschult zuom hindresten gestelt, dis Ordnung s<br />

versiglet und geschworn haettid; so doch inen das vorsiglen etwan<br />

sie zuo tagen verwisen.<br />

Ward inen gsagt, wan si irem verabscheideten zusagen nit<br />

stat gebid, wurdids, nach lut <strong>der</strong> Ordnung, nit hin<strong>der</strong>, sun<strong>der</strong><br />

vor <strong>der</strong> tuer bliben; haettid einer Eidgnoschaft guots ton, wäre io<br />

inen ouch beschehen; ie<strong>der</strong>man haette nach [453] sinem vermögen<br />

das best getan; und was man ieztan täte, beschäh alles gmeiner<br />

Eidgnoschaft zuo lob, frommen, er und nuz, davon si sich unbillich,<br />

über getane zuosag, iezt ab woelfa'd suendren; witer wurde man si<br />

nit me pitten. w<br />

In diser Ordnung wurden die vor gemachten puend vorbehalten,<br />

deshalb <strong>der</strong> merteil ort inen des kuengs pensionen, so<br />

lang <strong>der</strong> pund noch waerete, in gmeinen seckel zenemen ouch<br />

vorbehielten. Was ein schlaekli, das krank kind wi<strong>der</strong> zur buppen<br />

zebringen. 20<br />

Insehen <strong>der</strong> Eidgnossen, und besun<strong>der</strong> einer stat Bern,<br />

die reisloeufer zii behalten o<strong>der</strong> zestrafen.<br />

Vor, mit und nach ufgerichter Ordnung wurden vil reisverbot<br />

(239) von gmeinen Eidgnossen, aber sun<strong>der</strong>lich | von einer stat Bern<br />

getan, also dass si diss jars hat zuom [454] nuendenmal in stat und 25<br />

land hierum ir ratsboten o<strong>der</strong> brief gesent'), item iren ratsboten,<br />

Peter Ditlingern, gon Jenf gschikt, si zemanen, ire reiser nit ze<br />

herbergen noch durchzelassen; und ob etliche da wären, heim<br />

zemanen, o<strong>der</strong> in recht vervassen 2 ).<br />

Item einem kuengschen posten sundrer personen brief abge- 30<br />

nommen 3 ), und die, so da die hoptluet und ufwigler nampten,<br />

gmeinen Eidgnossen zuo tagen verzeigt.<br />

') Miss. K. ist voll von solchen Erlassen.<br />

2) Raths-Man. 118, S. 31 und 61 (1. und 16. Juli).<br />

3) Raths-Man. 118, S. 106 (15. August).


386 1503<br />

Item, die gelofnen unghorsamen streng gestraft an lib, er<br />

und giit, an stat, land, hus und heim; wie dan hienach geschribne<br />

mandat anzeigen.<br />

An al amutlfit.<br />

5 Schulthes und rat zuo Bern, unsere gruoss zuovor lieber N...•)<br />

Als sich dan etlich von unser stat, Ludwig von Erlach und an<strong>der</strong>,<br />

in froemd reisen gefueegt, und damit unser Ordnung, dawi<strong>der</strong> angesehen,<br />

verachtet, haben wir zuo <strong>der</strong>selben guot griffen und also<br />

fuergenomen, semlich guot uf morn in unser kruezgassen öffentlich<br />

io zuo verganten, zuo verrufen und zuo verkoufen, [455] und das geld,<br />

so daruss gelöst und über ire schulden | vorhanden sin wirt, in (240)<br />

unser stat nuz und notturft zuo verwenden, und bevelhen dir daruf<br />

ernstlich, bi vermanung dins geschwornen eids, ob sich iemand<br />

un<strong>der</strong> dir in glicher gstalt erhebt und hinweg gezogen, o<strong>der</strong> noch<br />

15 ziehen wurde, aldan von stund an desselben guot, ligends und<br />

farends, das min<strong>der</strong> und mer anzuonemen, mit wib und kind, ob<br />

er die hat, zuo teilen, und dan das übrig angends und on alles<br />

verzuehen offenlich ussrueefen, und in obberueerter gstalt zuo verkoufen,<br />

und ob, nach bezalung <strong>der</strong> rechten gälten, ichts vor-<br />

20 ständig ist, soelichs zuo unsern banden behalten und verrechnen,<br />

und dem firbarlichen und gestrax nachzekomen und darin keinen<br />

verzug noch verschonung brachen, so lieb dir unser straf zuo<br />

vermiden; dan wir ie woellen un<strong>der</strong>stan, die unsern zuo behalten<br />

und dem stat zetuon, so wir an d'heiligen haben gesworen, und<br />

25 deshalb an uns nuet lassen erwuenden. Darnach mag sich ein<br />

ie<strong>der</strong> wissen zehalten. Datum in unser stat Bern, uf Jacobi<br />

apostoli, anno 3 2 ).<br />

Mandat an staet und laeu<strong>der</strong>.<br />

Schulthes, klein und gross rat zuo Bern, unsern gruoss und<br />

so alles guots zuovor; ersamen, lieben, getruewen, etc. Wiewol wir<br />

zuoletst uch und andren den unsern allenthalb die straf <strong>der</strong>en, so<br />

') Formular zur Einfügung <strong>der</strong> Namen.<br />

») Miss. K. 387« (25. Juli).


1503 387<br />

[456] sich über unser gebot und Ordnung in froeind usslaendig<br />

reisen gefueegt, erluetret und zuogeschriben, und die in zimlicher<br />

(241) gestalt angesehen (von gmeinem knecht 10 pfund o<strong>der</strong> wasser und|<br />

brot im turn 10 tag), als die, so alzit gwont, die unsern gnaediglich<br />

zehalten; so begegnen uns doch dagegen allerlei reden, 5<br />

durch die uns wil bedunken, dass semlich unser straf eben<br />

schimpflich und lichtvertig geachtet, also dass dahar den ghorsamen<br />

ursach möchte geben werden, sich hernach ouch unghorsam<br />

zuo erzeigen. Und so uns dabi warlich anlanget, dass <strong>der</strong><br />

Franzesisch kueng abermals un<strong>der</strong>ston werde, die unsern und an<strong>der</strong> 10<br />

ufzewiglen, und mit den selben den verlust und schaden, im iezt<br />

zuo Napols und an andren.orten begegnet, zuo rächen, zuo dem<br />

dass an<strong>der</strong> Tuetsch fuersten, so sich zuo diser zit gegen enandren<br />

zuo krieg erheben, in Werbung und hofnung sin soelten, die unsern<br />

in glicher gstalt ouch zuo ervolgen uud mit inen ir not zuo ver- 15<br />

stellen, können wir selbs bedenken, wo uf dissmal uf die unghorsamen<br />

mit witerm ernst nit gehandlet soelte werden, dass<br />

daruss nuezet guots erwachse, und <strong>der</strong> nachgend schad gar vil <strong>der</strong><br />

boeser wurde geachtet; und so wir nun ie begeren, dem selben<br />

vorzesin und die unsern in zimlicher ghorsame, ouch bi hus 20<br />

und hof, iren wib und kinden zuo behalten, und dem anzehangen,<br />

so wir mit uch und andren den unsern zuo Got und den heiligen<br />

gesworen, haben wir uns einer andren meinung un<strong>der</strong>redt und<br />

vereinbart, und [457] woellen also, dass alle die, so sich über<br />

unser letst gebot in froeind, usslaendig reisen gefueegt, o<strong>der</strong> so fuer- ss<br />

werthin hinweg zuehen, und damit sich selb und uns, ouch ir eid<br />

(242) und er wurden übersehen, unsere land | und gebiet verwürkt und<br />

verloren sollen haben, und darin fuerer nit me kommen; also, ob<br />

si darüber in unsern landen und gebieten wurdid ergriffen, dass<br />

si demnach gfaenklich angenommen und ingelegt, und ab inen, 30<br />

als verwuerkten, schädlichen lueten, gericht solle werden, und bevelen<br />

uch daruf ernstlich, bi verrnanung uwer gscliwornen pflicbt,<br />

die unsern un<strong>der</strong> uch von kilchspel zuo kilchspel angends zuo besamten,<br />

und inen diss unser ansehen zuo erofnen; und ob ir un<strong>der</strong><br />

denselben iemand funden o<strong>der</strong> wüsten, <strong>der</strong> sölicher gstalt und 35<br />

nach unserm letsten verbot wi<strong>der</strong> zuo land waere kommen, den


388 1503<br />

und die selben hinweg, und uss unsern landen und gebieten zewisen,<br />

und das gelt, so ir inen uf unser letst schriben 1 ) abgenommen<br />

moechtid haben, inen wi<strong>der</strong> zegeben. Ob aber vormals<br />

und uf unser gschriften zuo iemands gilt griffen, und soelichs zuo<br />

5 unsern handen verspert o<strong>der</strong> bezogen wäre worden, dabi woellen<br />

wir soelichs mit dest min<strong>der</strong> ungeaendret lassen Miben; und darzuo<br />

dass die ufwigler, wo ir dieselben mögen erfaren und ankommen,<br />

dass die ingelegt und zuo unsern handen werden enthalten. Dem<br />

allem woeltid getruewlich [458] und mit allem fliss und ernst<br />

io nachkommen, und uch hierin also halten, damit wir moegen<br />

spueren uch zuo fuerdrung unser und uwerer lob, nuz und er gneigt<br />

sin. Daran tuend ir uns uf das höchst gross wolgefallen, gegen<br />

uch alzit in gnaden zuo erkennen. Datum Samstag nach Thomae<br />

apostoli, — was <strong>der</strong> 23. December — anno 3 2 ). | (243)<br />

iö Wiewol nun d'Eidgnossen, zuo tagen me wen daheim, aber<br />

ein statBern, wie gehoert, sun<strong>der</strong>lich, des alten amman Redings<br />

wol gebanet loch sich ganz ernstlich mueegt zuo verstopfen, so<br />

schluffend dennocht, wie oberzaelt, ob 6000 Eidgnossen hindurch,<br />

<strong>der</strong>en bi 1500 kum wi<strong>der</strong> heim kamend, und ob 400 Berner ver-<br />

20 bots halb biss zuo begnadung ussländisch beliben mästen.<br />

Iusehen gmeiner Eidgnossen uf <strong>der</strong> zit loeufige münz.<br />

Zuo disen ziten was durch die froemden krieg vil seltsamer,<br />

froem<strong>der</strong> muenz in d'Eidgnoschaft [459] kommen, davon dem<br />

gmeinen man vast grosser betrug begegnet; so waren ouch muenz-<br />

25 bschni<strong>der</strong>, <strong>der</strong>o einer zuo Murten, Jakob Paviliard, durch bit und<br />

gnad in ewige Karthuserkutten verurteilt ward, und noch me<br />

triiwen denn muenz wegen 3 ).<br />

So was auch <strong>der</strong> Eidgnossen muenz so unglich, dass vil<br />

irrung daruss erwuchs, also dass gmein Eidgnossen hie muostend<br />

BO notwendig insehen tun. Haettid gern gmeinlich Bern körn ange-<br />

1 ) Wahrscheinlich das Ausschreiben betreffend «Reisstraf» vom 1. Dezember<br />

(Miss. K. 425 b ).<br />

2 ) Miss. K. 430 b .<br />

') Vergl. Raths Man. 117, S. 54


1503 389<br />

nommen; so wolt Zürich bi siner friheit bliben; bevalend zuo<br />

Lucern, dass Zürich und Basel soeltid die loeufige Silber- und<br />

gold-münz ufsezen und bewereni).<br />

(246) [462] Von diser jareu uueweu sitten, wisen uud foruechen.<br />

Wie nun die froemden reisen vil froem<strong>der</strong>, seltsamer münzen 5<br />

haftend in ein Eidgnoschaft gebracht, also mitan und noch vil<br />

me froem<strong>der</strong>, seltsamer wisen, sitten und brück, welche gar nach<br />

in staeten und laendren, ja ouch in doerfren und hoefen, alle <strong>der</strong><br />

alten Eidgnossen dapferkeit, 6rberkeit, einvaltikeit, maessikeit,<br />

zucht und schäm hond hingenommen, o<strong>der</strong> ie geschwächt, on 10<br />

einich ufsaezen, bewaeren o<strong>der</strong> weren, wan die, so dis nüwerungen<br />

(247) brachten und annamen, waren o<strong>der</strong> | wurden obren, und also<br />

in<strong>der</strong>t hievor 10 jaren, und [463] iezt fürnaemlich, ist alle kleidung<br />

an wib und man veraendret worden. Nämlich an mannen,<br />

an stat <strong>der</strong> zottenkaeplin, hoch baretlin, nlzhüetlin, zwilch, lant- r><br />

duoch, kurz maentelin, schlüzroeklin, bastwamsel mit hohem, abgespizten,<br />

bappeten goeller, mit brise o<strong>der</strong> knoepflin, hosen mit<br />

kurzem gsäss, flachem laz und halben fürfueessen, spiz- und<br />

bundschuoch, soklen, holzschuoch, kurz swytzertaegen, lange schwert,<br />

klein halbarten, armbrost, banzer, spaennig sporn, hanenfe<strong>der</strong>boesch, 20<br />

sakpfiffen, scharmien, boeggen, sittig, stil, gnupftaenz, me wasser<br />


390 , 1503<br />

färben <strong>der</strong> laenge nach durch ni<strong>der</strong>, gerigne, verbaendlete, wite<br />

und wit ussgschnitne hem<strong>der</strong>, in bloss hosen und wammes gon,<br />

das ein grosse schand was gsin, mung, wit ussgschnitten schuoch,<br />

on und mit ringen, pantoflen, lang, bschlagen swytzerdegen o<strong>der</strong><br />

s krumme kruezdegen und messer, mit grossem bistich, bimesser<br />

o<strong>der</strong> pfriend, iezt dolchen, dabi bschlossen daeschen, | seckel am (249)<br />

hals, im wammes o<strong>der</strong> im laz, schaeftlin, lang, breit halbarten,<br />

staehlin bogen, hantbuechsen, ouch zuo ross, schossharnesch, stähle<br />

kragen, kurz, ring sporen, dik strussfe<strong>der</strong>boesch, silbrin ror, sidin<br />

io binden, har biffen und glattscheren, veldtrommen und schwaeglen,<br />

unsittig [465] juchzen, louf- und springtaenz, vil zeren, vil und<br />

froemd win, vil schlek, gselz und trachten, vil spil, grosse hueser,<br />

hohe schibenfenster vol wapen, kurze, tuere wuerfel- und kartenspil.<br />

So hat die gel färb, so vor Judas hiess, angfangen, und<br />

u die gmeinest worden, <strong>der</strong> eine Swytzer-gel gnemt.<br />

An wiben: gross, gfuelt, sidin infiaechten, hoch buschhuben,<br />

dinne, gele stuechle, hals- und brusttueechle, erhaebt o<strong>der</strong> mit listen,<br />

vil schloss, halsgoeller von guotem duoch, darnach mit siden bleit,<br />

darnach gar sidin, und siden uf siden, ouch in stal und kueche<br />

2« kommen, schuwen und kittel wit uss-und eng angschnitten, mit<br />

engen, langen ermlen, mit siden bleit, vilvaltig un<strong>der</strong>roek, teilte<br />

färben, mit | gschnitnen glaenken und breiten sundrer färb bsaezi- (250)<br />

nen, spaenglet guertlen, lange glink, bschlagen messerlin, knoepflecht,<br />

dik saeckel, aber unknoepflecht, ussgschnitten, rot, mung<br />

25 schueechlin, stifelin und panteflin; dan alles, [466] was die frien<br />

maetzen uss den kriegen und froemden landen brachten, ouch ir<br />

huorisch uppikeit, und was die kunstrichen maier in kilchen vorbildeten,<br />

kam so hoch zuo eren, dass es ouch die geistlichen frowenkloester<br />

annamen, und so gmein worden, dass den maetzen und<br />

so malern nuet, dan nueweres zuo erdenken, vorhanden. Und wie nun<br />

dise kostbare sitten hond zuogenommen, also hond ouch mitan<br />

zuogenommen er- und guot-git, listikeit, untruew, unglow, hochmuot,<br />

hochfart, uppikeit, Verachtung, und dabi al gwinsam kuenst, besun<strong>der</strong><br />

zur zungen dienend, und hantwerk zuor üppigen hochfart<br />

35 reichend, als insun<strong>der</strong>s maier, goldschmid, sidensticker, Steinmetzen,<br />

glasschni<strong>der</strong>, neierin, diechlerin, saenger und spilluet,


1503 391<br />

kunstlich geschaerpft und gemert, item vil kraemeri und eigennützig<br />

koufgselschaften •), vil mueessiggaenger und nuew fensterjunkhern,<br />

vil kriegsluet, vil huoren und aller gattung buoben, [467]<br />

<strong>der</strong>en doch <strong>der</strong> merteil und die fuernemsten fuer wolgeschikt,<br />

witzig, redlich erenluet sind geacht und gehalten, nach lut diss 5<br />

(251) rimens: |<br />

Wags, luog um gelt,<br />

So koufstu d'welt!<br />

Schlecht, from schaft nuet;<br />

List, falsch gwint d'buet. io<br />

Wie sich aber dis sitten geaendret und gebessert haben,<br />

wirt naher im 16. jar angezeigt werden.<br />

Von uuewen gotsdiensten und heiligen.<br />

Wie denn in disen jaren nuew sitten, nuewe plagen und zeichen<br />

sind ankommen, also so sind ouch angends, die gegen Got, doch 15<br />

nit mit Got, abzetragen, durch weltwiser geister ansehen und liechtgloeubiger<br />

blinden annemen, hinzuogebracht nuewe o<strong>der</strong> vernuewte<br />

heiligen und patronen, die mit nuewen allerhand Stiftungen und<br />

gnemt [468] bruo<strong>der</strong>schaften zu vereren; harzuo hond insun<strong>der</strong>s<br />

die baettelorden so siess und gflissen gelokt, ir hopt, <strong>der</strong> Roemsch 20<br />

babst, willig bestaet und so hoch gefrigt, und mit sinem ablass<br />

so richlich begabt, dass, hindan und in vergessen gesezt einig<br />

heilsame Cristi Jhesu wäre bruo<strong>der</strong>schaft, dis menschen bruo<strong>der</strong>schaften<br />

so hochgeacht und so gmein sin worden, dass ein iede<br />

geistlich o<strong>der</strong> weltlich gnemte rot o<strong>der</strong> gselschaft, ein iedes 25<br />

hantwerk, ein iede begangenschaft, hantierung und iebung, unss<br />

uf die gmeinen maetzen, einen nuewen o<strong>der</strong> vernuewten heiligen<br />

patron, und dem selben hat ein sundre bruo<strong>der</strong>schaft angericht,<br />

jartag, blichtung, opfer, mess, bil<strong>der</strong>, altar, kapelen, kirchen,<br />

(252)kloester, ja staet gestift. | 30<br />

[469] Und hie fuertreffenlich, so hat, on glouben, sant Ann,<br />

<strong>der</strong>en vor wenig gedacht, zuo diser zit, für die gmeinen, unwerten,<br />

') Vergleiche hiezu die Geschichte <strong>der</strong> Handels-Gesellschaft des Georg<br />

von Laupen, im Archiv des historischen Vereins von Bern, Bd. IX, S. 270.


392 1503<br />

unlidigen bresten <strong>der</strong> zitlichen armuot und <strong>der</strong> eilenden blateren<br />

und pinlichen laenie, garnah ire tochter, die wirdig mutet unsers<br />

herren, und al heiligen hin<strong>der</strong>sich gerukt, also dass iren in<br />

Tuetschen landen ie<strong>der</strong>man zuoschrei: hilf s. Anna selb drit! und<br />

5 uf allen Strassen, in staeten und doerferen bil<strong>der</strong>, altar, kapelen,<br />

kirchen, uf dem Schreckenberg in Myssen ein stat f ), und umundum<br />

brü<strong>der</strong>schaften sind iren ufgericht worden, als diss jars<br />

hie zuon Predigern 2 ), mit inschribung silbriner becheren, so sust<br />

wi<strong>der</strong> ir Observanz waerid gsin, so vor zuo s. Vincenzen unser<br />

io frowen 3 ), mit köstlicher Stiftung um gnad, und darnach s. Jacoben<br />

fürs juengst gericht zuon Barfuessen brü<strong>der</strong>schaften sind angehaben.<br />

Sant Annen, von <strong>der</strong> vast undultigen [470] Matern wegen,<br />

hat man besun<strong>der</strong> im Ni<strong>der</strong>land und Frankrich zuo- o<strong>der</strong> allein<br />

gestelt den vast dultigeii, blaterigen gotsfruend s. Job.<br />

1.-, Der nuew s. Rochus ist in <strong>der</strong> schuhen pestilenz dem alten<br />

s. Bastian fürgeloffen; dan einige anschowung sines bilds die<br />

buelen solt vertriben.<br />

Und damit dis gwinsamer glow, nach menschlicher liechtfertikeit<br />

zuo nuewerung geneigt, gestärkt wurd, | so hiess <strong>der</strong> nuew (253)<br />

20 babst Julius um 80,000 jar ablass nuewe Ave Marien beten, s.<br />

Joachim, Annen, Josepf und Gabriel firen. Der legat Raymund 4 )<br />

ruft uss nuewe heiligen junkfrowen, s. Urselen gselschaft, zuo<br />

Eichsei 5 ) in Rynvael<strong>der</strong> herschaft.<br />

Die Predigerbruee<strong>der</strong> heiligeten iren drifarben rosenkranz; die<br />

25 Barfuossen die gülden krön und bruo<strong>der</strong>schaft <strong>der</strong> 10 Ave Maria,<br />

von <strong>der</strong> verstossnen kuengin von Frankrich 6 ), [471] wie si zuo guot<br />

<strong>der</strong> sach fuergaben, erdacht, mit 10,000 jar ablass den träger und<br />

Sprecher begabt; so hond die Karthuser die ringle des predigischen<br />

rosenkranz Pater Nosters alle mit sundrem grossem ablass<br />

so versegnet und gewicht, wer daran rosenkranz machte, dass er<br />

i) Annaberg im damaligen Fürstenthum Meissen, 1501 gegründet.<br />

2) Im Dominikanerkloster, vergl. Miss. K. 392''.<br />

3<br />

) Nämlich die Bru<strong>der</strong>schaft Unser lieben Frauen.<br />

4<br />

) Siehe über ihn oben Seite 319.<br />

5<br />

) Eichsei (Quercus salutis), die Stelle, an welcher drei von den 10,000<br />

Jungfrauen bestattet worden sein sollen. (Hottinger.Helv. Kirch. Gesch. 1,96.)<br />

6<br />

) Der ersten Gattin Ludwigs XII.


1503 393<br />

den gewunne. Diss und vil an<strong>der</strong> blinde glowen sind zuo disen<br />

blinden ziten durch blinden und blindenfuerer in schwank und<br />

ufnung kommen, on zwifel entlich zuo merem urteil <strong>der</strong> blinden<br />

blinden, und zuo merer erkantnuess des versunknen liechts, so da<br />

naher zit solt durch die gnad Gots, sinem sun zuo eren, und 5<br />

sinen erwaelten zuor fröd und trost, wi<strong>der</strong> herfuergebracht werden.<br />

O wie wun<strong>der</strong>bar die gericht und urteil Gots! Wie dan ouch<br />

(254) volgen<strong>der</strong> handel, uf <strong>der</strong> linken siten ergangen, bezuegt. |<br />

[472] Von einem wun<strong>der</strong>baren mordhandel.<br />

Diss jars im Hoemonat hat Hans Spiess, ein krieger, huorer, w<br />

spiler, brasser, in Lucerngebiet, in Etiswiler kilcheri uf einem<br />

hof gesessen, sin fromme husfrowen Margret am bet erstoekt und<br />

si, als selb gestorben, nach voriger gwonheit, fruee verlassen.<br />

Doch so was uf in <strong>der</strong> argwon so gross, dass er gfangen zuo<br />

Willisow vast hart gestrekt, doch ab keiner marter nuet verjach, 15<br />

und aber von grosse wegen des argwons do ward mit recht erkoent,<br />

dass man das wib, so da 20 tag zuo Ettiswil im kilchhof<br />

was gelegen, soelte ussgraben, uf ein bar legen, und in beschorn<br />

und nackend darüber fueeren, und sin rechte hand uf si legen und<br />

einen gelerten eid bi Got und allen heiigen [473] schweren, dass 20<br />

er an disem tod kein schuld hätte. Und also, do diss eilend,<br />

grusam ansehen was zuogericht, dass er si mocht sehen: ie naeher<br />

er hinzuogieng, ie me si wie worgend zuom mund uss ein schum<br />

usswarf; und da er gar hinzukam und solt schweren, da entfärbt<br />

si sich and fieng an ze blueeten, dass durch d'bar ni<strong>der</strong>ran, do 25<br />

viel er ni<strong>der</strong> uf sine kny, bekant öffentlich sin mord und begert<br />

gnad. Do ward si wi<strong>der</strong> in herd, und er nach verdienst mit recht<br />

ufs rad gelegt, starb da willig und ruewend. Mord, wie man<br />

spricht, blibt nit verborgen, noch ungerochen; wan das bluot<br />

(255) Abels schrigt vom ertlich uf zuo Got"). | 30<br />

Appenzel teil am Ryntal.<br />

Diss jars sind d'Appenzeller in teil des Ryntals, im Roschachkrieg<br />

verlorn, zugelassen 2 ).<br />

i) Vergl. Diebold Schilling, des Lucerners, Schweizer <strong>Chronik</strong> (Lucern,<br />

Schiffmann, 1862), S. 163-165.<br />

2) Eidg. Absch. III. 2, S. 230 (25. Juni).


394 1503<br />

[474] Wie das froewle von Nuewenburg ires vaters erbburgrecht<br />

zfi Bern hat erworben; wie dis grafen abgestorben,<br />

ire herschaft veraendret, und diss froewle<br />

dem herreu von Orliens ist vermählet worden.<br />

5 Diss jars, als her Philip, margraf von Hochperg, her zuo<br />

Roetelen, graf zuo Nuewenburg, ans Franzesischen kuengs stat gubernator<br />

in Provenza, zuo Monpelier, toetlicher krankheit halb, am<br />

arzet lag, von Nuewenburg buertigen, mit sinem willen erwarb sin<br />

einige erbdochter Johanna, dass si, zuoglich iren vordren, grafen<br />

io von Nuewenburg, nach ires vaters abgang zuo Bern burgerin wäre;<br />

ward ira gueetlich uf den 20. tag Julii [475] zugesagt i); und demnach,<br />

als ira vater zuo mittem September gestarb, bestaet. Zuo<br />

diser begräbt und klag wurdend uf den 6. tag October verordnet<br />

gon Nuewenburg bed alt schulthes riter, her Wilhelm von Diessi5<br />

bach und her Heinrich Matter 8 ).<br />

Do nun egenanter margraf on mans liberben was abgangen,<br />

uf gemachten gegenvertrag, ouch mit gunst des Roemschen kuengs,<br />

als obren lehen- und landherren, so nam margraf Cristoff von<br />

Baden, als nächster mausstammens von Hochperg, die herschaften | (256)<br />

«0 Roetelen, Susenberg, Badenwyler und Schöpfen 3 ) erblich in. Deshalb<br />

die witfrow Maria, geborn von Saffoy, und ire tochter Johanna,<br />

als einiger erb des abgestorbnen margrafen, ruoftend an ire burger<br />

von Bern, Lucern, Fryburg und Solaturn, si bi väterlichem erb<br />

zeschirmen und ze behalten 4 ).<br />

25 [476] Also ward, nach etlichen gueetlichen, zuo Basel gehaltnen<br />

tagen 5 ), ein entscheid und vertrag gemacht, dass dem margrafen<br />

die ingenomnen herschaften und dem froewle die grafschaft Nuewenburg<br />

mit irer zuogehoerd und anhang <strong>der</strong> obren landen sin beliben.<br />

Da hätte ein lobliche stat Bern durch verhueratung des marso<br />

grafen sun und des froewlins, damit die herschaften waerid bi<br />

') Orig. ürk. im Berner St.-Archiv, vergl. Eidg. Absch. III. 2, S. 233.<br />

2) Raths-Man. 117, S. 17. .<br />

3) Schopfheim im Badischen Wiesenthaie.<br />

4) Hierüber eine ganze Reihe von Schreiben im Miss. K.<br />

5 ) Eidg. Absch. III. 2, S. 247 (30. November bis 7. Dezember).


1503 395<br />

enan<strong>der</strong> bliben, gern disen bericht gemacht. Do fuor die muoter<br />

mit's Franzesischen kuengs Werbung fuer, und vermaehlets einem des<br />

kuengs gesipten, nämlich her Ludwigen von Orliens, welcher in<br />

volgendem jar das Nuewenburgsche burgrecht mit einer loblichen<br />

stat Bern versicheret, uf den letsten tag Octoberi). 5.<br />

[477] Des nuewen bischofs von Basel mit Bern handlung.<br />

Nach dem und zuo end verloffens jars her Casper ze Ryn,<br />

bischof zuo Basel, mit tod abgangen was 2 ), ist an sine stat kommen<br />

her Cristoffel von Uotenheim, welcher angends gegen einer<br />

loblichen stat Bern taet sin vast frintlich erbieten, und liess n><br />

zuo end diss jars zuo Basel die spaen, so da von wegen des Muenstertalischen<br />

burgrechtens und <strong>der</strong> Tessenbergschen gerichten 8 )<br />

zwischen im und einer stat Bern hängten, durch mittel her<br />

(257) Hartmans von Halwil, tuomprobsts, Peter Offenburg, | alt burgermeister,<br />

und Niclaus Rusch, obristen Zunftmeister, erluetren, und «<br />

nachher verrichten 4 ).<br />

Etliche einer loblichen stat Bern Verordnungen.<br />

Ratsordnung.<br />

Es hat ein loblich stat Bern verordnet, [478] dass man ufen<br />

Mitwoch alein <strong>der</strong> usseren, und am Mentag und an<strong>der</strong> tag <strong>der</strong> 20<br />

heimschen Sachen soelte vor rat handien 5 ).<br />

Gerichtsordnung.<br />

Dass man das statgricht mit 12 erberen mannen sol besetzen,<br />

und dass uss denen vom rat einer, und von burgern fünf, ein<br />

ganzes jar um ungeaen<strong>der</strong>t sollen bliben 6 ). 25<br />

i) Die Ausfertigung auf Pergament, Orig. im Staatsarchiv, ist datirt vom<br />

4. Juli 1505; <strong>der</strong> Vertrag mit Lucern (vom 8. November 1504) ist abgedruckt<br />

in den Eidg. Absch. III. 2, S. 296.<br />

2) Am 1. November 1502.<br />

3 ) Der Tessenberg (Diesse) gehörte zur Hälfte unter die Oberhoheit des<br />

Fürstbischofs von Basel, zur Hälfte in die Bernische Grafschaft Nidau.<br />

4 ) Die Raths-Man. reden nur im Allgemeinen von Conferenzen mit dem<br />

Bischof. Ein Vertrag kam erst 1506 zu Stande.<br />

ä ) Die Verhandlungen zu Ostern 1503 sagen nichts hievon.<br />

6) Raths-Man. 119, S. 65 (24. April).


396<br />

1503<br />

Fuersehung geton und fuerkouf abgestelt.<br />

Als diss jar ist heiss und drochen gsin, ist an vil enden an<br />

wasser, körn und hoew grosser mangel, aber vil und guoter win<br />

worden. Im Elses und Prisgoew 1 fuo<strong>der</strong> um 1 gülden, zuo Zuerich<br />

5 1 som um 30 Schilling, zuo Ueberlingen 1 mass um 1 haller.<br />

Aber um Bern hat <strong>der</strong> hagel den vernigen hagel ernueweret,<br />

deshalb ein stat Bern, iren geschlagnen zuo hilf, ein sum korns<br />

kouft von junkher Glaudo von [479] Dachsfelden, irem <strong>der</strong> zit<br />

ufgenomnen burger').<br />

io Und liess aller fruchten und fichs für- und heimlich koeuf<br />

abstellen, und alle koeufliche ding uf offen maerkt vertagen. | (258)<br />

ilezgerschlag.<br />

Hiess die mezger gut urfer- und rindfleisch um 7 pfennig,<br />

kaelberis um 5 pfennig, das an<strong>der</strong> um 6 pfennig (verkoufen), die<br />

lf ' schaetzer schaztins dan besser 2 ).<br />

Betler ustrifoeu.<br />

Hiess uss landklag die starken betler und lantstricher al uss<br />

iren landen schweren 3 ).<br />

Vogt Baden.<br />

20 Hat iren venner Casper Hetzein zuom vogt gon Baden mit<br />

80 gülden kostens und stuer 350 pfund, 10 muet kernen und so<br />

vil haber abgevertiget 4 ).<br />

Salzbruu.<br />

Nachdem si den tuer erkriegten Salzbrunnen zuo S. Ipoliten hat<br />

25 mueessen vergebens hinlassen 5 ), so [480] ouch gmein Eidgnossen<br />

i) Raths-Man. 118, S. 69 (21. Juli) und 100 (11. August).<br />

2) Raths-Man. 117, S. 15 (6. October).<br />

3 b<br />

I Miss. K. 361 (5. Mai).<br />

4<br />

) Raths-Man. 119, S. 51 (13. April). «Damit er sinen stand dester<br />

erlicher möge haben.»<br />

5<br />

) Die Ausbeute entsprach nämlich in keiner Weise den gehegten Er­<br />

wartungen.


1503. 1504 397<br />

ein oug daruf hattend geworfen, wards mit Basel, Fryburg und<br />

Solaturn eins, denselbigen von herzog Uolrichen, <strong>der</strong> diss jars<br />

sin regiment hat angenommen 1 ), zuo ervolgen; schikt deshalb, in<br />

ir und <strong>der</strong> andren staeten nammen, iren erheben ratsboten, her<br />

Caspem vom Stein, ritern, uf s. Gallen tag gon Stuotgart 2 ). Was s<br />

mit disem brunnen geschaft sie, wird nacher kund werden.<br />

Schiessen zfi Strassburg.<br />

Sant uf das ussgeschriben gsellen-schiessen gon Strassburg:<br />

junkher Casper von Muelinen, schulthessen zu Burgdorf, und<br />

Benedict von Wyngarten, vogt zuo Wangen 3 ). io<br />

(259) [481 u. 482 leer, 483.]<br />

1504.<br />

Babst: Julius IL 1. Roemscher keiser: Maximilian 11.<br />

Franzesischer kueng: Ludwig XII. 7. Schulthes: von Diesbach 1.<br />

Abscheid des Roemscheu legaten uss Tuetschen landen, mit 15<br />

Werbung an gmein Eidgnossen um ein botschaft zum<br />

babst.<br />

Im jar Cristi Jhesu 1504, als <strong>der</strong> Roemsch cardinal und legat<br />

Raimund sinen ablassgwerb in Tuetschen landen in das vierd jar<br />

geueebt hat, und sinen gwin solt sinem heiligen vater zuo-, und, 20<br />

wie fuergeben, wi<strong>der</strong>n Tuerken vertigen, begab sich, dass <strong>der</strong><br />

Roemsch kueng, ouch etlich fuersten und staet das ufgehaben gelt<br />

zuo eigner not hin<strong>der</strong>hielten und zuom teil gar behielten, also dass<br />

<strong>der</strong> legat, siner selbs in sorgen, sich hin<strong>der</strong> d'Eidgnossen tat gon<br />

Basel, welche stat er für al Tuetsch plaez lustig, gsuntheit halb, »<br />

rueemt, da siner factoren rechnung und bezalung ufzenemen. Und<br />

do er nun sah, dass sin gwin, [484] uss Tuetschein schweiss getrukt,<br />

zuo Tuetsches bluots verrerung muost dienen, Hess er wi<strong>der</strong>n<br />

') Am 19. Juli (Stalin, Wirtemb. Gesch. IV. 51).<br />

2) Raths-Man. 117, S. 1 (20. September).<br />

3) Raths-Man. 118, S. 29 (30. Juni).


398 1504<br />

Roemschen kueng und an<strong>der</strong>, so sinen bettelschaz inhielten, oftenlich<br />

banbrief dahinden, und für durch d'Eidgnoschaft Rom zu; damit<br />

er aber sicher und wol gleitet fueere, bracht er uf s. Jacobs tag<br />

zu Lucern an gmein Eidgnossen:<br />

s Wie er vergangner jaren von unserm heiligen vater, babst<br />

Alexan<strong>der</strong>, in Tuetsche natioii, allein durch des heiligen gloubens<br />

und Gots willen, <strong>der</strong> grossen beschwerd, | druk und drangs halb, (260)<br />

so <strong>der</strong> Cristenheit durch d'Tuerken begegnet, zun kurfuersten und<br />

staenden des heiligen Roemschen richs ussgesendt sie, baebstliche<br />

io gnad und ablass in <strong>der</strong> heiligen Cristenheit uszuoteilen und<br />

das kruez Cristi ufzewerfen, menglichen zu ermanen, sölichem<br />

des Türken durechtung wi<strong>der</strong>stand zetuond, des er nun guote<br />

neigung und hilf von gmeinem cristlichen volk, mit Hb und gut,<br />

in grosser zal funden haett'; so sie er durch etlich fuersten, die<br />

i5 er für fruend <strong>der</strong> heiligen Cristenheit geschaezt, und si aber dem<br />

Türken, als er vermein, me anhangen, hieran verhin<strong>der</strong>t worden;<br />

das er gmeinen Eidgnossen, als des heiligen kristlichen gloubens<br />

nit den mindesten, [485] sun<strong>der</strong> ein mächtig fürstentüm<br />

zeachten, in ganzen trüwen klage. Deshalb er uss bevelch iezt<br />

20 unsers heiligen vaters babsts zuo inen kommen, und so vormalen<br />

wilant babst Sixtus und Innocentius, heiliger gedaechtnüss, zu<br />

ufenthalt <strong>der</strong> heiligen kristenlichen kilchen, mit einer Eidgnoschaft<br />

in pündnüss und verpflicht sien gwesen, des unser heiliger<br />

vater, <strong>der</strong> babst, ouch begere; so sie sin pit und beger, dass si,<br />

25 d'Eidgnossen, ir botschaft mit im gon Rom zu siner heilikeit<br />

wellen abvertigen; wo aber das angends nit sin moecht, iedoch<br />

hinet nächst s. Michels tag beschehe, in des heiligen vaters<br />

kosten, da er sin geld zu ufrüstung <strong>der</strong>selben botschaft hat angezeigt,<br />

dass die anfänglich unserm heiligen vater, dem babst,<br />

so zu siner heilikeit gluek wünsche, und demnach mit ira von wegen<br />

<strong>der</strong> vereinung red halte; was dan abgeredt wirt, heimzebringen<br />

und ufzerichten, ungezwifelt, dass das wurde in <strong>der</strong> Cristenheit<br />

erschollen und dem heiligen | stül zu Rom und einer loblichen (261)<br />

Eidgnoschaft zu nuz, lob und 6r wol erschüssen').<br />

') Eidg. Absch. III. 2, S. 286 (24. Juli).


1504 399<br />

Uf diss anbringen begabend sich d'Eidgnossen: wiewol gfar<br />

des grossen Sterbens uf <strong>der</strong> strass, dennocht. [486] wan <strong>der</strong> kost<br />

da sie, so woellid si, als ie und ie baebstlicher heilikeit willig und<br />

ghorsam, mit im ire botschaft schicken.<br />

Indes was <strong>der</strong> legat ubern Gothart hinuss gefaren, so was 5<br />

ein teil des kostens gon Bern gewisen; deshalb inred, so ouch<br />

<strong>der</strong> Roemsch kueng das gelt ansprach. Also kam <strong>der</strong> witzig legat<br />

heim gon Rom, so blibend d'Eidgnossen mit erwundnem kosten<br />

ouch daheim.<br />

Von einem krieg zwischen den Beierischen l'uersten 10<br />

entstanden.<br />

Nach dem und in nächst ergangnem jar <strong>der</strong> rieh herzog<br />

Jörg von Beyeren mit tod abgangen, sinen tochterman, herzog<br />

Ruprecht, pfalzgraf Philips sun, sine einige tochter und ire kind<br />

hat aller [487] siner richtuom, landen und litten zuo erben gemacht, 15<br />

und ieztan egenanter Ruprecht, mit hilf sines vaters, über rechtsverbot<br />

herzog Albrechts von München und sines bruo<strong>der</strong>s Wolfgangs,<br />

als naechste des abgestorbenen manstammens erben, gwaltig<br />

vermachts erb inzenemen fuerfuor; deshalb egemelter herzog Albrecht<br />

anruoft sinen schwager, den Roemschen kueng, um recht 20<br />

(262) und hilf. Als aber an den | pfalzgrafen we<strong>der</strong> früntliche noch<br />

rechtliche betragung wolt erschiessen, verkuendt <strong>der</strong> Roemsch kueng,<br />

als obrister richter und lehenlier, herzog Ruprechten und alle<br />

sine bistaen<strong>der</strong> in des Roemschen richs hoche acht und ban') und<br />

zu volzug desse manet er wi<strong>der</strong> in und si des Roemschen richs a<br />

stand und den Swaebschen bund.<br />

Werbung <strong>der</strong> l'uersten an ginein Eidgnosseu, ouch <strong>der</strong><br />

Eidgnossen [488] dises kriegs halb bescheid.<br />

Pfalzgraf.<br />

Do sich nun diser krieg wolt erheben, glich im Jenner und 30<br />

darnach oftmals, schürt <strong>der</strong> alt pfalzgraf Philip doctor Laurentzen<br />

Wyssbergern, Chorherren zuo Zürich, mit credenz und Instruction<br />

') Am 23. April.


400 1504<br />

zu gmeinen Eidgnossen gon Zürich, begerend und bittend, in ansehen<br />

des guten willens und vertruwens, so er und sin vater ie<br />

und ie zuo einer loblichen Eidgnoschaft gehaept, ouch sines in<br />

diser sach rechtens, dass si im in sinem kosten und sold woeltid<br />

5 ire knecht zuo-, ie doch nit wi<strong>der</strong>, lassen loufen, o<strong>der</strong> durch ire<br />

mitlung helfen gueetlich o<strong>der</strong> rechtlich scheiden •). Hat daneben<br />

gelt ussgeben, knecht ufzebringen, desse d'Eidgnossen gewar, ein<br />

sum gelts, nämlich 3000 Rynsche gülden, hin<strong>der</strong> Melchern von<br />

Landenberg über 8 jar ergriffen und teilten 2 ), [489] und den<br />

io iren nien<strong>der</strong>thin zeziehen streng verhütend. Dennocht so zugend<br />

im zuo her Bernhard von Knoeringen 3 ) und etlich Turgöwer, und<br />

ouch, wie vast ioch ein stat Bern hueet, Hans Herman von Arow,<br />

mit | einer zal knechten, also dass bi 400 Eidgnossen hinab (263)<br />

kamend, <strong>der</strong>en er ein teil gon Kub 4 ) bi siner pfalz an Ryn legt,<br />

i5 die disen plaz hulfend vor den Hessen behalten, und ein teil gon<br />

Bretta 5 ), davor <strong>der</strong> Wirttenbergsch herzog mit siner macht lag so<br />

lie<strong>der</strong>lich, dass die uss dem staetle herussbrachen und im sine<br />

wacht erstachen, das gschuez umwürfen, verschlügen und etlichs<br />

entfuorten und diss staetle schirmten. Im waerid vil und gern <strong>der</strong><br />

so Eidgnossen knecht zuogeloffen, wo si nit so streng verhueet waerid<br />

worden.<br />

Wirttenberg.<br />

Desglich mitan, als ein pundgnoss, so warb herzog Uolrich<br />

[490] von Wirttenberg uf des Roemschen kuengs siten an gmein<br />

25 Eidgnossen, im um sinen sold knecht zegeben, o<strong>der</strong> ie doch die<br />

vom pfalzgrafen, als von des Roemschen richs wi<strong>der</strong>spaennigen,<br />

abzewenden").<br />

Roemscher kueng.<br />

So sant <strong>der</strong> Römsch kueng mit credenz und Instruction sin<br />

30 botschaft, nämlich doctor Sigmund Kruetzer, tuomprobst zuo Costentz,<br />

') Eidg. Absch. III. 2, S. 251 (15. Jan.), 259 (3. März) u. 266 (20. März).<br />

2) Im Januar 1511 (Eidg. Absch. III. 2, S. 548).<br />

3) Eidg. Absch. III. 2, S. 303 und 304.<br />

4 ) Kaub unterhalb Bingen.<br />

5) Bretten bei Karlsruhe. Vergl. über diesen Krieg: Stalin, Wirt. Gesch.<br />

IV. 56 u. ff.<br />

6 ) Eidg. Absch. III. 2, S. 251 (15. Januar).


1504 401<br />

her Jacoben von Bödmen und her Jacoben von Landow, riter,<br />

•n. Juni landvoegt in Swaben, in alle ort zeriten verordnet, uf den 17. tag<br />

Junii gon Baden zuo gmeinen Eidgnossen, si aller handlung und<br />

(264) ursach des Beyerischen kriegs, | ouch <strong>der</strong> unbillicheit und unghorsame<br />

des pfalzgrafen eigentlich ze berichten, mit pitlicher s<br />

manung, dass si, als ein fuernem glid des heiligen Roemschen<br />

richs, dem wöltid zu- und dem unghorsamen pfalzgrafen abston,<br />

und im, als obren [491] des heiligen richs, in sinem sold mit<br />

einer ehrlichen zal lueten, welche sin kuengliche majestat bi ir sun<strong>der</strong>lich<br />

zehaben begert, zuziehen, und da, nach irem tueren ruom, w<br />

verhelfen, die gesprochne gerechtikeit hanthaben und die vermessne<br />

unghorsamkeit strafen.<br />

Antwort gmeiner Eidgnossen.<br />

Disen fuersten allen ward von gmeinen Eidgnossen geantwort,<br />

ir schwere und Tuetschen landen vast schädliche ufruor wäre inen is<br />

leid, und <strong>der</strong>ahalb, was ein Eidgnoschaft zuo guot gmeins fridens<br />

handien vermocht, soelte ungesparter mueeg und kostens willig<br />

dargestrekt werden; aber sich eintwe<strong>der</strong>s teils krieg anzenemen,<br />

waere wi<strong>der</strong> ir nuewlich geschworne Satzung und Ordnung, bi <strong>der</strong>en<br />

si woeltid, so wit muglich, beliben; wie si dan iezt zuo irem grossen 20<br />

lob taten, so inen doch gross gelt ward erboten.<br />

[492] Verlust des pfalzgrafen.<br />

Als aber diser krieg in ueebung kam, ward <strong>der</strong> pfalzgraf von<br />

vertroester hilf <strong>der</strong> Eidgnossen und sun<strong>der</strong>lich des kuengs von<br />

Frankrich, zuo dem er vor sinen aelteren sun Ludwigen hat gsandt, •*,<br />

verlassen, und von sinen gesipten wi<strong>der</strong>saechern so gar ingeton,<br />

dass er's veld muost rumen und sine schloss und staet bewaren,<br />

(265) darzuo vast übel an lant und luet beschädiget, insun<strong>der</strong>s | mit row<br />

und brand, von lantgraf Wilhelm von Hessen, graf Emico von<br />

Lyningen, und herzog Alexan<strong>der</strong> von Veldentz, diss Ryns und so<br />

ennet Ryns gegen Swaben, vom Wirtenbergschen herzogen, welcher<br />

das gfuerst kloster Mulbrunnen, stat und schloss Beseka, Loewenstein,<br />

Winsberg, [493] Nuewstat, Meckmul hat ingenommen •).<br />

') Juni—September. Vergl. Stalin, Wirt, üesch. IV. G0—04.<br />

20


402 1504<br />

Verlust des jungen pfalzgrafen und siner Behemeu; da<br />

sich <strong>der</strong> Roemsch kueng loblich erzeigt hat.<br />

Indes als <strong>der</strong> Roemsch kueng mit sinem freidigen Swaebschen<br />

pund, margraf Fri<strong>der</strong>ich von Brandenburg und die zwen Muenchi-<br />

5 sehen herzogen, sich im Beyerland wi<strong>der</strong>n jungen pfalzgrafen<br />

Ruoprechten liattend vervasst, und im, nit on be<strong>der</strong> teil schaden,<br />

die ingenomnen schloss, staet und lant gwaltig wi<strong>der</strong> abnamen,<br />

woltend im zuo hilf kommen, von ires kuengs wegen, so <strong>der</strong> jungen<br />

pfalzgraefin muoter bruo<strong>der</strong> was, ob 4000 stritbarer, wolgeruester<br />

io Behem, welche mit irs teils Beyeren gegen dem Roemschen kueng<br />

und sinem teil etlich stark anstoess bestünden und zuolezt | einen (266)<br />

veld[494]strit zuo beston annamend, den si nit ungewert, noch on<br />

ir wi<strong>der</strong>part bluot, allein durch des Roemschen kuengs strenge<br />

manung und hand, so die schwankenden Swaben behielt, und<br />

iä selbs die Behem nah bi Regenspurg angreif, mit 1600 man verlust<br />

und 800 gfangen, verluren, und demnach ab- und heimzugen a ).<br />

Verlust des alten pfalzgrafen, im Elses vom Roemschen<br />

kueng enpfaugen.<br />

Nach disem nämlichen strit, als dem jungen pfalzgrafen sin<br />

so macht brochen was, zoch <strong>der</strong> Roemsch kueng uss Beyeren ins Elses<br />

löst da, mit hilf <strong>der</strong>en von Strasburg, zuo sinen handen, on gelt<br />

uss des alten pfalzgrafen hand die landvogti des nidren Elses,<br />

Orthgoew und Mortnow').<br />

Bericht diss kriegs.<br />

äs Wolt da den alten, <strong>der</strong> sich alwegen hochmietig und verächtlich<br />

[495] hat gegen im tragen, in sinem nest gesucht haben.<br />

Do legten sich <strong>der</strong> margraf Cristoff von Baden, als gesipter, und<br />

*) Darüber geschrieben: „fluhen".<br />

') Früher habsburgische, dann an die Pfalzgrafen übergegangene Landschalten<br />

auf <strong>der</strong> rechten Seite des Rheins. Gleichbedeutend mit <strong>der</strong> Ortenau.


1504 403<br />

<strong>der</strong> bischof von Wirtzburg darzwischen, und erwürben einen bestand,<br />

und demnach einen bericht, in dem <strong>der</strong> pfalzgraf, wol<br />

geschwungen und gedemietiget, fri bekant, dass er rechts halb<br />

von sinen raeten und gelerten, und hilf halb von sinen frinden<br />

(267) und vertroestern verfueert und betrogen waere. \ &<br />

Disen friden zemachen, durch mittelwerbung des vesten<br />

Heinrich Fryburgers, burgermeisters zuo Rotwyl, mines oehens,<br />

in siner stat nammen, mit be<strong>der</strong> partien willen, und insun<strong>der</strong>s<br />

uf des pfalzgrafen pit, hattend gmein Eidgnossen zuo Zürich, im<br />

Ougsten, ir treffenliche botschaft zuom Roemschen kueng verordnet, u><br />

[496] wo die obgemelten schidherren nit fuergang gwunnid, die<br />

zuo senden •).<br />

Und als dan diss kriegs ein bestand zuo Frankfurt gemacht<br />

ward, in nachgendem jar zuo Köln uf gmeinem richstag, ein<br />

gmeiner landsfrid zwischen allen Tuetschen fuersten ufgericht und u><br />

zuo halten geboten 2 ).<br />

Herzog Ruprechts und sines gemahels tod.<br />

Ouch e dan diser krieg ganz gestillet wurde, starb <strong>der</strong><br />

23jaerig pfalzgraf, herzog Ruprecht 3 ), eines vast argwenigen,<br />

leidigen tods, und im angends nach von leid und schmerz sin so<br />

egemahel Elsbeth.<br />

Also ward <strong>der</strong> hoch pfalzgraf <strong>der</strong> zit hoch mit schädlichem<br />

krieg und mit grossem herzen- und libs-schmerzen angefochten<br />

und gezaempt.<br />

[497] Werbung des kuengs von Frankrich an gmein 25<br />

Eidgnossen.<br />

Als dan, in <strong>der</strong> andren vastwochen 4 ), al Eidgnossen von ort<br />

zuo ort ire nuewe Ordnung, herren, pensionen und reisen betreffend,<br />

hatten gesworen, ouch hie durch gmeine pit al ire usslaendsche,<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 284 (11. Juli) und 288 (20. August).<br />

2) Am 30. Juli 1505.<br />

3) Im August 1504.<br />

4) Vom 3.-9. März. Vergl. die bez. Verhandlung Eidg. Absch. III. 2,<br />

8. 254.


404 1504<br />

strafbare reisknecht, ussgenommen die ufwigler, uf ein gmaesse | (268)<br />

gelt- o<strong>der</strong> vasten-straf begnadet und in lassen kommen, und den<br />

usslaendschen herren, lut geschworner Ordnung, hantliche liilf abgeschlagen<br />

— warb <strong>der</strong> Franzesisch kueng fuer und fuer, dass sem-<br />

5 liehe Ordnung im nit sinen pund zerbräche 1 ), welchen ein stat<br />

Bern mit ergangnem Bellitzkrieg wolt fuer zerbrochen halten, dem<br />

bischof, unlang vor ein veldhoptman, Pyr Loy 2 ), nit gleit [498]<br />

noch knecht geben und kein gelt nemen. Der merteil ort hatten<br />

im Bellitzbericht den pund bestaet, und in <strong>der</strong> Ordnung und zuo<br />

io sinem ussgang vorbehalten, loseten, namend gelt, und wolten tuon,<br />

was si mit ören möchten. Diser bot wäre dem pfalzgrafen gern<br />

zuo hilf kommen, wo er nach siner pratick haette mögen dis Ordnung<br />

mit guldinem krisum 3 ) versegnen.<br />

Botschaft des herzogen von Lntringeu au «mein Eid-<br />

15 guossen, alte frintschaft ze erniiwereu.<br />

Nach Stillung oberzaelts kriegs hat Reinhart, herzog zuo Lutringen<br />

und Barr, kueng von Jherusalem und Sycilien, margraf zuo<br />

Pontmonsen 4 ) und graf in Froventza etc., durch siner kuenglichen<br />

majestat erliche boten, her [4991 Gotfriden, her zuo Betz-<br />

2» stein, ritern, und Jacoben von S. Hilars, schultheissen zuo Syrik,<br />

uf den 26. tag November zuo Lucern gmeinen Eidgnossen lassen<br />

sinen gnädigen gruoss und willen verkünden, sine lieb und alte<br />

frintschaft nimmer ze vergessen, | ernueweren; <strong>der</strong>halb sine kuenglich (269)<br />

majestat persönlich si als ir liebste fruend hab wollen besuchen,<br />

25 wo si nit durch merkliche gschaeft wäre verhindret worden, begere,<br />

si nach alter truew in fruentschaft zuo behalten, <strong>der</strong>glich, und<br />

was sin lib und guot vermoeg, si sich zuo im soeltid versehen 5 ).<br />

Ward siner kuenglichen majestat von Eidgnossen hoch und fruentlich,<br />

mit grossem irer erbietung wolgefallen, gedankt, fruentschaft<br />

:! " und möglicher dienst zuogesagt.<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 273 (20. Mai).<br />

») Siehe oben S. &33.<br />

3) Das heilige Salböl, hier ironisch für Bestechungen.<br />

4 ) Pont ä Mousson.<br />

•"') Eidg. Absch. Hl. 2, S. 300.


1504 405<br />

| 500] Hat ouch sun<strong>der</strong>lich um soelicher Werbung willen graf<br />

Glauden von Valendis gon Bern gsendt, die siner kuenglichen<br />

majestat mit vast fruentlicher antwort begegnet und durch iren<br />

burger, Stofel Schoenm, von ir uss Lutringen 100 muet salz um<br />

zimlich gelt, wie begert, ervolgt 1 ). s<br />

Osellenschiessen zft Zürich gehalten.<br />

Diss sommers ist ein gsellenschiessen zuo Zürich gehalten,<br />

da 236 schätzen von 54 staeten sind zusammenkommen, und Hans<br />

Habicher von Ougspurg das best, nämlich 110 gülden, darnach<br />

Hans Schoeperli von Ulm 100 gülden. Von Bern sind da gsin 24, w<br />

uss denen Ruodolf Seeman hat gewonnen 45 gülden, Uolrich Wolf<br />

16 gülden, Cuonrat Armbroster 3 gülden.<br />

[501] Botschaft einer stat Bern in Saft'oy, den abgestorbenen<br />

herzogen zeklageu, xind dem niiwen gluek zewiinschen;<br />

ouch ir puend bestaet. iä<br />

Als dan zft end Septembers 3 ) <strong>der</strong> wolgestalt, jung fuerst,<br />

(270) herzog Philibert von Saffoy, nach hitzigem | gjaegd schnei von<br />

diser zit was gescheiden, sant ein stat Bern iren tümprobst, her<br />

Johan Armbrostern, mit credenz und instruction hinin, den abgestorbnen<br />

herzogen ze beklagen und sine witfuerstin, Margreten — 20<br />

wie dan si ir vater, <strong>der</strong> Roemsch kueng, durch eignen posten und<br />

brief, vor Kopfstein 3 ) im laeger ussgesendt, einer stat Bern zeschirmen<br />

ernstlich hat bevolhen — zetroesten, und demnach dem<br />

nuewen herzogen Karlin 4), des on einichen liberben abgestorbnen<br />

Philiberts [502J au lib und gstalt ganz unglichen, aber an wiz t&<br />

und tat fuertreffenden brü<strong>der</strong>, gluek zewuenschen, guoten willen<br />

ze erbieten und anzesiichen 5 ).<br />

') In den Akten nicht erwähnt.<br />

2) Den 10. September.<br />

3<br />

) Kufstein im Tirol. Das Schreiben ist nicht mehr vorhanden.<br />

4) Karl HI.<br />

5) Lat. Miss. F. 190 (23. September).


5<br />

406 1504<br />

Und also, nach hohem und fruentlichem dank und erbieten,<br />

ward angends bestaet <strong>der</strong> pund, so zwischen dem hus Saffoy und<br />

einer stat Bern vorlang, und naechst mit herzog Philibert, was<br />

volzogen •).<br />

Etlich einer stat Bern Ordnungen und koeuf.<br />

Diss jars Ostren haben klein und gross rät einer loblichen<br />

stat Bern die straf <strong>der</strong> trostungbruechen zuo irem gevallen gemiltret,<br />

die straf des zuoredens wi<strong>der</strong> ufgericht und bestaet.<br />

Und die Ordnung des regiments besatzung gestärkt, von wegen<br />

io [503] dass die burger | des grossen rats wi<strong>der</strong> den kleinen, (271)<br />

venner und 16 hatten die, so von <strong>der</strong> reisstraf wegen ussgestossen<br />

waren, am Ostermentag wi<strong>der</strong> ingemeret. Da ward beschlossen,<br />

dass fuerahin semlichs old <strong>der</strong>glichen nit me soelte beschehen,<br />

sun<strong>der</strong> die alt Ordnung gehalten werden.<br />

15 Item irem tuomprobst zugelassen, in biwesen etlicher von<br />

raeten und bürgeren nach irer stat Satzung über irer stat priesteren,<br />

korhern und kaplanen fraefel zeurteilen.<br />

Item, die vile <strong>der</strong> firtagen zemindren J ).<br />

[504] Kouft Rorbach.<br />

20 Diss jars hat ein loblich stat Bern zuo besserung irer herschaft<br />

erkouft, nämlich von her Rudolf von Luternow die herschaft<br />

Rorbach und Eriswyl, Ersingen mit aller zügehoerd, wie<br />

die an in von her Herman von Eptingen kommen, um 8350 pfund<br />

Berner, darzuo im übergeben iren teil <strong>der</strong> herschaft Britnow, doch<br />

25 stuer, teil, reis, appellation vorbehalten 3 ).<br />

Zehenden.<br />

Item zuo Nuewenegk ein zehenden von Ruoff an <strong>der</strong> Flu, wie<br />

<strong>der</strong> im von Hans Willading worden, um 430 pfund Berner.<br />

i) Am 22. November (Raths-Man. 122, S. 87).<br />

2) Raths-Man. 122, S. 34 (18. October).<br />

ä ) Kaufbrief um Rohrbach und Eriswyl vom 11. December 1504 im<br />

Staatsarchiv.


|5071 1505.<br />

1505 407<br />

Babst: Julius IL 2. Keiser: Maximilian 12. Franzesischer<br />

(272) kueng:.Ludwig XII. 8. Schulthes: von Diesbach 2. |<br />

Dass <strong>der</strong> Roemsch babst 200 knecht zu wart sines libs<br />

von Eidguossen ervolgt. &<br />

Im jar Cristi Jesu 1505 hat <strong>der</strong> babst Julius durch hern<br />

Petern von Hertenstein von Lucern, tuomhern zuo Costentz, sinen<br />

sun<strong>der</strong>s geliebten und mit riehen pfründen begabten, mit gunst<br />

gmeiner Eidgnossen, 200 usgelesner knecht, <strong>der</strong>en hoptman her<br />

Casper von Sylinen, zuo sines libs und hofs wart, zuo glich den io<br />

Frankrichischen kuengen, angenommen und gehalten •).<br />

Vertrag des Roemschen kuengs mit gmeinen Eidgnossen,<br />

von wegen des gotshus Kriizlingen.<br />

Als <strong>der</strong> Roemsch kueng, zuo Köln mit des Roemschen richs<br />

ständen versampt, des Roemschen richs [508] lantfriden ernueweret, 15<br />

ouch in dem zit den herzogen von Gelleren zuo Arnheim belaegret,<br />

mit gwalt gnad und frid zepitten gezwungen hat, vertruog er<br />

sich durch den bischof von Costentz mit gmeinen Eidgnossen von<br />

wegen des gotshuses Kruezlingen, so da in ergangnem Swaebischen<br />

krieg von den Swaebischen, als <strong>der</strong> stat Costentz zuo nah, 20<br />

was abgeschlissen und gebrent. Nach dem nun egemelter krieg<br />

gericht ward, und <strong>der</strong> abt und convent, nach getanen zusagen,<br />

den Roemschen kueng und die von Costentz um wi<strong>der</strong>kerung und<br />

buw ires klosters anlangten, mochtends nuet ervolgen, unss dass<br />

si d'Eidguossen als lantsherren anruoften, welche, nach langer 25<br />

und vergebner an Roemschen kueng und an Costentz ansuochung,<br />

(273) denen von Costentz all ire | nutzung, zins und [509] galt, so<br />

Bit gefrigt, im Turgoew verhütend und verhielten, biss dass diss<br />

gotshus wi<strong>der</strong> zuo ufrichtung kaeme. Und also, nach vil tagens<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 320 (9. September).


408 1505<br />

und taedingens, ward ein vertrag zuo Baden gemacht, dass <strong>der</strong><br />

Roemsch kueng dem abt und convent fuer alle ansprach soelt in<strong>der</strong>t<br />

drien jaren gon Zuerich 5000 Rynscher gülden wären und ussrichten,<br />

und harum ein bischof von Costentz verschriben, und ein<br />

i stat Costentz irs Verbots ledig sini).<br />

Werbung des Roemscheu kuengs an gmein Eidgnossen um<br />

vereinung.<br />

Darnach zuo end diss jars, uss entsitzen etlicher zuovaelligen<br />

wi<strong>der</strong>waertikeiten, so da sinem sun, kueng Philip, durch den tod<br />

10 siner hochloblichen swiger, [510] Elisabet, erbkuengin von Castilia<br />

und Hispania, und durch den nuewen huerat mit <strong>der</strong> Franzesischen<br />

fuerstin von Foys 3 ) sines schwaehers kueng Ferdinands,<br />

vor ougen schwaebten; dan sine kin<strong>der</strong> egemelter swiger genemt<br />

erben waren — damit nun diser erbval erhalten wurd, liess <strong>der</strong><br />

i5 Roemsch kueng fuergenommen Romfart und Tuerkenreis anston und<br />

sticht allenthalb sinen nefl'en 8 ) hilf, beruoft ein versamnung <strong>der</strong><br />

forsten uf Nicolai 4 ) gon Esslingen, und sandt da dannen sin<br />

treffenliche botschaft, nämlich den bischof von Costentz, her<br />

Cristof Schenken von Limpurg, her Ctinrat Stuertzeln und her<br />

20 Hansen von Kuensegk zuo gmeinen Eidgnossen | uf Thoinae gon (274)<br />

Zuerich 5 ), si höh und trungenlich um ein zehenjaerige ver-<br />

[ölljeinung, um 6000 knecht, vom Franzesischen kueng und sinem<br />

gelt abzeston, ie doch im kein hilf zetuon, anzekeren. Hargegen<br />

er und sin sun, <strong>der</strong> kueng von Castel 6 ), woeltid einer löblichen<br />

25 Eidgnoschaft mit ewiger fruentschaft und truewer nachpurschaft,<br />

al irer macht, landen und lueten zuoston, ouch alles völlig und<br />

fuer ersaetzen, so ira davon an einem kueng von Frankrich abgieuge,<br />

darzuo jaerliche und merer, wan von Frankrich gehaept, pension<br />

versicheren und geben.<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 307. (2.-7. April). Die Verhandlu ngen zogen<br />

sich schon durch das ganze Jahr 1504 hindurch.<br />

') Germana, Tochter des Grafen Johann von Foix.<br />

') Enkel.<br />

4 ) 6. December.<br />

5 ) Eidg. Absch. III. 2, S. 328 (19. December).<br />

6 ) Castilien.


1505 409<br />

Werbung des Lutriiigscheu herzogen an gmoin Kidgnossen<br />

um vereinung.<br />

Desglich uss angelegner not so warb <strong>der</strong> zit herzog Reinhart<br />

von Lutringen, kueng zuo Jherusalem und Sicilia etc., durch<br />

[512] her Jacoben von Santilier 1 ), probst zuo Sirick, graf Ciaudo 5<br />

von Valendis, her Gotfriden von Betzstein und her Franzen von<br />

Frankmont, an gmein Eidgnossen um ewige vereinung, wie dan<br />

die vergriffen ward, aber nit volzogen 2 ).<br />

Antwort gmeiner Eidgnossen uf <strong>der</strong> klingen werfoung.<br />

Uf diss <strong>der</strong> drien kuengen, Roemsch, Castel und Lutringen, 10<br />

Werbung, ward hienacher uf d'liechtmess :i ) zuo Lucern von gmeinen<br />

Eidgnossen geantwort iedem nach gebuer die meinung, dass<br />

(275) ein Eidgnoschaft inen wol | gneigt waere zuo guot und dienst. So<br />

aber si sich verbunden hab, mit keinem froemden herren in puend.<br />

nuess zegon, noch die iren in froemde [513] reisen zegeben, a<br />

mueesse si nunmals bi gesworner Ordnung verharren. So könne<br />

si ouch mit keinen fuogen von verbrieftem pund des kuengs von<br />

Frankrich ston, noch uet, so lang <strong>der</strong> waeret, dawi<strong>der</strong> handien;<br />

woelle aber des heiligen Roemschen stuols und heiligen Roemschen<br />

richs vorbehaltung, und ouch den versichereten frid und gute 20<br />

nachpurschaft, so ver die an ir, wie si vertruew, geleist und gehalten<br />

wcrd, ouch an menglichem truewlich leisten und halten.<br />

Des Franzesischen kuengs froedverkuendung und foeger an<br />

gmeiu Eidgnossen.<br />

Wie nun kueng Ludwig von Frankrich vom grimmen tod hat 25<br />

zwifache froeud enpfangen, nämlich eine, dass er im kueng [514]<br />

Fridrichen von Napols, herzog Ludwigen von Meyland, und sin<br />

') St. Hilliers, siehe oben.<br />

2) Eidg. Absch. III. 2, S. 333 (3. Februar 1506). Der letzte <strong>der</strong> hier<br />

genannten Boten ist in den gedruckten Abschieden nicht angeführt, vergl.<br />

auch oben S. 404.<br />

3 ) D. h. erst im Jahre 1506.


410 1505<br />

froni wib Johanna, herzogin zu Burges 1 ), hat abgenommen; die<br />

andre und groeste froeud, dass er in von toetlicher krankheit hat<br />

lassen wi<strong>der</strong>kommen, im darzuo den Spangischen mächtigen kueng<br />

Ferdinand in maugsverwantschaft gebracht — sant er sin botschaft<br />

5 zu gineinen Eidgnossen gon Baden und Lucern, als zuo sinen<br />

besundren fruenden, inen semliche sine froeud zuo verkünden und<br />

anzesagen, dass, wie wol er mit dem Roemschen kueng Meyland<br />

halb und mit sinem sun, herzog Philip, vereint, und | ouch mit (276)<br />

dem Spanischen kueng in fruentschaft kommen sie, so hab er doch<br />

io sin besun<strong>der</strong> herz und vertruewen [515] zuo inen, soellid sich des<br />

Roemschen kuengs, siues suns, und des Lutringschen herzogen ansuchen<br />

nit lassen wi<strong>der</strong> in und ir loblich puend bewegen, sun<strong>der</strong><br />

an im bstaendig bliben und den pund truewlich halten, da an<br />

sinem lib und gilt nuet erwinden mueesse. Der ansprachen halb<br />

15 insun<strong>der</strong>s, so die dri laen<strong>der</strong> des gleits und zols halb klagen,<br />

solle kein irrung bringen 2 ).<br />

Antwort gmeiner Eidgnossen.<br />

Ward im zuo Baden von gmeinen Eidgnossen ein kurze antwort<br />

geben, nämlich dass sin froeud und gnädiger wil si vast wol<br />

20 froewe, sin vereinung und fruentschaft mit den küngen lassids ein<br />

guote sach sin, <strong>der</strong> laendren klag halb hoerids vil guoter wort, aber<br />

keinen usstrag; solle si, damit [516] kein unfrid entstände, nach<br />

inhalt <strong>der</strong> Meylaendschen capitlen zuofriden stellen; <strong>der</strong> kuengen<br />

ansuchen und ir puenden halb woellids tuen, was den eren gebuere,<br />

2= in hofnung, <strong>der</strong> glichen inen von im und andren begegnen werde.<br />

Da wurdend die von Un<strong>der</strong>walden gestillet mit 1100 franken<br />

fuer 1000 pension und 600 kostens daruf gangen.<br />

Wie ein stat Bern den Franzesischen pund bestaet uud<br />

versessen pension nam.<br />

30 Als aber ein stat Bern, nach geschworner und kum durch si<br />

ufgebrachten Ordnung, mit dem kueng gar nuet wolt zeschafen<br />

') Letztere starb am 5. Februar 1505.<br />

2) Eidg. Absch. III. 2, S. 310 (3. Juni), wo auch die hier folgonde<br />

Antwort


1505 411<br />

haben, ja noch in naechst vergangnem jar sinem bischof Pyr [517]<br />

(277) Loy we<strong>der</strong> gleit noch verhör | geben, ward zuo end diss jars erfunden,<br />

dass ir geistlicher vater Aimo •), bischof zuo Losan, mit<br />

sampt fuernemer botschaft von Fryburg und Solaturn, si bi <strong>der</strong><br />

Franzesischen vereinung, zuo glich andren ir Eidgnossen, zebli- s<br />

ben, und die versessnen pensionen zenemen, so hoch und fruentlich<br />

ermanet und bat, dass raet und burger, ni<strong>der</strong>knuewend, von<br />

irem bischof ires eids ein offenliche, gmeine absolution enpfiengen,<br />

den vor versigleten pund bestaeteten, und fuenf jar verschworne<br />

pension samethaft innamen; beschach uf s. Katherincn abent, mit IO<br />

schlechtem mer, dan, wie <strong>der</strong> schriber verzeichnet hat, gar vil<br />

nit ufhuoben, die an <strong>der</strong> sach kein gfallen hatten 2 ). Noch muost<br />

es das mer sin; [518] dan etlich, nit die mintuersten un<strong>der</strong> raeten<br />

und riehen, uss verschworner pension, waren also zuo armer gitigkeit<br />

kommen, dass si um krönen dem kueng ire gueeter ver- in<br />

sezten, in hofnung, on Verletzung irer eren und eiden, we<strong>der</strong><br />

zins noch hoptguot wi<strong>der</strong> zegeben. So was ouch beschlossen, den<br />

kilchturn köstlich ufzefueeren, und ein herliche gloken darin zeniachen;<br />

harzuo vil gelts notturftig, dan zuor pension wurden 2000<br />

pfund glockenstuer den ussern gotshueseren ufgelegt 3 ). 20<br />

Hie ist wol zeprueefen, was bestands menschenwiz, glow,<br />

(278) rat und tat habe, und was <strong>der</strong> blind, erlös git vermöge und tueeie. |<br />

[519] Dass ein stat Bern dem herzogen von Saft'oy gegen<br />

sinem unelichen brue<strong>der</strong> gescheiden hat.<br />

Unlang vor oberzaeltem handel hat <strong>der</strong> Franzesisch kueng an 25<br />

ein stat Bern lassen bringen, wie her Reinhart, basthart von<br />

Saffoy 4 ), gwaltig des sinen entsezt und ussgetriben waere, den, so<br />

gueete nuet erschuss, ouch mit gwalt wi<strong>der</strong> inzesetzen. Ward im<br />

i) Aimo von Montfaucon.<br />

2) Raths-Man. 127, S. 79 (24. November).<br />

s ) Circular an die Berner Klöster vom 17. November, im Miss. L, 120,<br />

wo auch die Vertheiluug <strong>der</strong> Summe auf die einzelnen Gotteshäuser angegeben<br />

ist.<br />

4 ) Natürlicher Sohn des Herzogs Philipp. S. über ihn Guichenon tom. II.<br />

p. 1099.


412 1505<br />

ze antwort, des bastharts entsetzung waer iren leid, aber man<br />

soelte das hus Saffoy, ira mit ewiger puendnuess vereint, mit keinem<br />

gwalt uberilen; si woelte verhelfen, dass dise sach fruentlich abgetragen<br />

wurde'), wie dan beschach. Diser basthart was einer<br />

:, stat Bern guenstig, und ein so dapferer, wiser man, dass er an<br />

stat siner jungen herren das herzogtuom [520] regiert, unss dass<br />

frow Margret mit irem herzogen alles regiment und etliche herschaften<br />

von im nam, <strong>der</strong>halb er sich zuom kueng von Frankrich<br />

tat, und für mit im uss Lamparten heim; dem er und nachgenio<br />

dem kueng, sinem veter, so wol dient, dass er grossmeister und<br />

ein fuernemster des kuenglichen hofs in Frankrich starb.<br />

Handlung Bern, Basel, Fryburg und Solaturn, des salzbrnnnes<br />

halb zil s. Hipoliten.<br />

Nach dem und ein stat Bern, in ansehen gmeins nutzes,<br />

15 etwe meng jar har vil mueeg und kostens um den Salzbrunnen<br />

zuo s. Hypoliten gehaept 2 ), ouch den im Swaebschen krieg mit [521]<br />

gwaltiger hand hat ingenommen, und ieztan, den selben zuo hanthaben<br />

und in wesen zebringen, die stat Basel, Fryburg und Solaturn<br />

ira zugesellet, dan ouch gmein Eidgnossen hinach fragten ;| (279<br />

20 wie nun die vier stät, on eigentliche erkantnuess des rechten<br />

lantsherren, mit il und grossem kosten hattend den brunnen und<br />

plannen angeruest, also dass ir brunnenmeister, Tschan Franza,<br />

ein Lutringer, fuergab, wenn <strong>der</strong> brun wol vervasset und vom<br />

zuofluss gescheidet wurde, al wuchen fuer 30 franken salz ze-<br />

25 machen, hat uss 6'/ä som wasser in 10 stunden 3 Bernmaess salz<br />

gsoten; item uss 35 zueberen wassers in 3 sieden 12 Burentrutermaess<br />

salz 3 ).<br />

Do schikt <strong>der</strong> kueng von Castel. [522] Philip, als Iantfuerst<br />

in Burgun, an si, abzeston und nuet in siner oberkeit und ertlich<br />

»o on sin wissen und willen zebuwen, noch zewerben; <strong>der</strong>halb<br />

i) Raths-Man. 127, S. 52 und 54 (5. und 6. November).<br />

») Im Laufe des Jahres 1504. Vergl. Eidg. Abech. III. 2. 265, 275, 388,<br />

287, 292, 299.<br />

3 ) Die Eidg. Abschiede geben etwas an<strong>der</strong>e Berechnungen.


1505 413<br />

etliche tag zwischen den Burgunneren und den 4 staeten wurden<br />

geleistet; wan <strong>der</strong> herzog von Wittenberg, als graf zuo Montpelgart,<br />

und <strong>der</strong> her von Waranbon, als graf <strong>der</strong> Flu •), vermeinten<br />

ouch recht da zehaben, ouch von den staeten oft angesucht.<br />

Als aber die von Selis vast werten, und ouch <strong>der</strong> kost noch 5<br />

alwegen den nuz wit übertraf, so was allem lantvolk inen zedienen<br />

verboten; — do ward zuo lezt uf s. Martins abent zuo Bern,<br />

durch des Burgunschen fuersten botschaft, [523] her Simon von<br />

Rye, ritern, her Alexan<strong>der</strong> Barthol, dechan von Arbays, meister<br />

Odet von Molin, Johan Darbe, secretarien, und Hug Deners, ge- io<br />

neralen, mit <strong>der</strong> 4 (stäten) botschaften ein vertrag beschlossen,<br />

nämlich dass die vier staet vom Salzbrunnen gar abston soellid,<br />

(280) un(l m 't ir hab abziehen | und rumen; hargegen so soelte inen<br />

<strong>der</strong> fuerst zuo Selis zimlichen und notturftigen salzkouf zuo lassen<br />

ston und fuerdren, item und 4000 Rhynsch gülden fuer gehabten is<br />

kosten geben und bezalen'-). Dabi bleibs.<br />

Bern, Fryburg und Solaturu teil <strong>der</strong> lantvogti im Turgoew<br />

und Ryntal begert und ervordret.<br />

Sitmal d'Eidgnossen gmeinen und glichen kosten des Turgoews<br />

[524] halb den 10 orten haftend ufgelegt, do begerten Bern, 20<br />

Fryburg und Solaturn an die 7 ort, sich in kraft <strong>der</strong> Stanzischen<br />

verkomnuess, in gmeinschaft und teil <strong>der</strong> lantvogti des Turgoews<br />

und Ryntals.zenemen; ward inen zuo Einsidlen zuo antwort, si<br />

soeltids bi hargebrachtem wesen lassen bliben, und diss jars kostens<br />

uberhaept sin 8 ). 25<br />

Von grosser eugelwihe zue Einsidlen.<br />

Als das münster, doch unversert <strong>der</strong> heiligen kapel und<br />

Marienbild zuo Einsidlen, nuewlich verbrunnen was, ward diss jars<br />

•) Herr <strong>der</strong> Grafschaft Roche.<br />

2) Bern, 6. November (Eidg. Absch. III. 2, S. 324). Hier sind aber die<br />

Burgundischen Boten nicht genannt.<br />

3) Eidg. Absch. III. 2, S. 321 (24. September).


414 1505<br />

ein sun<strong>der</strong> grosse engelwihe dahin mit baebstlichen gnaden berueeft,<br />

und deshalb uss allen landen ein so grosser zuolauf, dass <strong>der</strong><br />

bichtvaetern [525] gwerb so tuer ward, dass sich vast gross buoben<br />

un<strong>der</strong> inen verbürgen, und ein schuochmacher, so sich zu wit fuer-<br />

5 her tat, sin gwunnen bicht-, mess- und diebsgelt am galgen uf<br />

<strong>der</strong> heiligen strass verzart. Ouch so | begegnet mir da in eim(281)<br />

winkel ein bicht-, ja wichtvater, ein fluechtiger predigermuench, 1er<br />

aller tugent und kunst, und vol aller bosheit und b fiebert; hat<br />

geistlichs doctors platz, wäre billicher ob ögemelts schuochmachers<br />

io bichtstiil gehanget. Hiess Zimmerle').<br />

Das staetle gnieiuer Eidguoschaft, Hellingen, verbruunen.<br />

Un<strong>der</strong> gemelter heiligenfart ist das staetle Meilingen verbrennen,<br />

und das wi<strong>der</strong> zuo erbuwen hond die 8 ort, als oberhern,<br />

den verbrunnen [526] etliche beschwerden ein zit abge-<br />

15 nommen und stuer ton 2 ).<br />

Schirfnng gon Thnn angericht.<br />

Als <strong>der</strong> salzbrun begont ersähen, hat ein stat Bern, in ansehen<br />

gmeiner kommenheit, ein andre muee fuergenommen, und<br />

da nit on kosten angericht ein schif gon Thun uf <strong>der</strong> Ar ufw<br />

und abzefaren 3 ); bstuond nit lang, wan <strong>der</strong> nuz die arbeit und<br />

kosten uf dem ruhen, unbstaendigen wasser niena mocht erstatten.<br />

Von dein riehen Jenueli.<br />

Diss jars ist von zit gescheiden, als ein gedaechtlich exempel<br />

glueklicher richtuoms und lebens, Heinrich Jenneli, gnemt <strong>der</strong> rieh,<br />

K lantman und venner | im Obersibental, an <strong>der</strong> Lengk gesessen, (282)<br />

welcher mit siner ersten und [527] einigen husfrowen, beide<br />

gsunds libs, hat 75 jar husgehalten, also, dass er mit zweier<br />

') We<strong>der</strong> von dieser Engelweihe, noch von einem Klosterbrande in<br />

diesem Jahre finden wir irgend wo eine Erwähnung.<br />

2) Eidg. Absch. III. 2, S. 321 (24. Sept.). Der Brand war am 1. Sept.<br />

ausgebrochen.<br />

3 ) Raths-Man. 196, S. 6 u. 7 (Februar 19).


1505 415<br />

kueeien anfang überkam, dass er an guoeteren und gelt <strong>der</strong> richest<br />

lantman zuo Ober- und Ni<strong>der</strong>sibental, zuo Aeschi und zuo Frutingen<br />

geschaezt ward. Hat einigen Cristan, einen so unnützen sun,<br />

dass er den zuoui dritten mal, von schuldneren von hus und hab<br />

usstriben, richlich wi<strong>der</strong> insazt; hat ob 30,000 pfund verguedet 5<br />

und verunnuetzet. Alle dri frintlich, lieb luet. Der vater ist ob<br />

90, die muoter und <strong>der</strong> sun iedes ob 100 jar alt worden. Und<br />

als er den plaz hat geben, die nuewe kilchen und kilchof an <strong>der</strong><br />

Lengk zebuwen, diss jars gewicht — da ein lantman, mit nammen<br />

Peter Tanner, 115 versinter jaren alt, ist crissmet worden — ist 10<br />

er <strong>der</strong> erst gwesen, <strong>der</strong> da vergraben ward.^Nach sinem tod, uf<br />

klag <strong>der</strong> lantlueten, hiess ein stat Bern, dass sine erben, on Verletzung<br />

ir eren, fuer ungnuog[528]same randung 800 pfund dem<br />

land soeltid schenken').<br />

Von Stiftung aller seien c.iplonl in s. Vincenzen miinster. 15<br />

Wie dan hievor und besun<strong>der</strong> in disen jaren die heiligen<br />

Job, David und Cristus selbs, durch baebstlichen gheiss, <strong>der</strong> ab-<br />

(283) gestorbnen fegfuer-selen | ängstliche fuersprechen ängstlich ussgerueeft<br />

wurden, jaemerlich um erbaerm und hilf schriende, die fuernemlich<br />

mit selmessopfer beschaehe — dess ward <strong>der</strong> gsazt, giert 20<br />

doctor Thuering Fricker bewegt und stiftet diss jars in s. Vincenzen<br />

muenster hie zuo Bern 40 Rynscher gülden jaerlicher guelt,<br />

mit geding, dass <strong>der</strong> caplan und caplani aller seien caplan und<br />

caplani soelte heissen und gnemt werden, und <strong>der</strong> caplan alle<br />

wochen fünf seimessen halten [529] uf sinem altar, welchen er 25<br />

mit kostlichen, geschnezten und gemaleten toten, <strong>der</strong>en ein teil<br />

fuer sich, ire gsellen und lebendigen guottaeter mess hielten, hat<br />

lassen zieren 3 ).<br />

Als aber vom Barfuossen wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> toten iness halten und<br />

vom Prediger lesmeister darzuo geprediget ward, und ich, vom »<br />

doctor disputierlich gefragt, sagt, messhalten gebuerte sich allein<br />

1) Es hatte sich herausgestellt, dass er zu wenig versteuert hatte.<br />

Rathserkenntniss, siehe Raths-Man. 127, S. 03 (18. November.)<br />

2) Der Stiftungsbrief ist nicht erhalten.


416 1505<br />

den lebendigen und nit den toten, luod er mich fuora nimme zuo<br />

tisch, als sinen lieben seien ungstaendigen. Do aber die totenguenstigen<br />

Predigermuench mit schantlichem, doch me verschulten<br />

tod, zuon toten gefuoren, wurden die messhaltenden toten in lebens<br />

diger pfaffengstalt verbildet 1 ). Dennocht so behielt <strong>der</strong> listig<br />

tuefelsch engel siner troem exempelbuoch und 1er vest und unversert.<br />

Zu diseu ziteu fuerneme des kleinen und grossen rats<br />

burger zu Bern.<br />

In disen jaren sind verneint gsin [530] des kleinen und<br />

io grossen rats zuo Bern mit nammen: |<br />

Klein rat.<br />

Her Wilhelm von Diesbach, schulthes; her Adrian von Buobenberg,<br />

her Heinrich Matter, her Ruodolf von Scharnental, her<br />

Casper vom Stein, al riter, her Ruodolf von Erlach, doctor<br />

15 Thuering, venner: Jacob von Wattenwyl, und des jars, nach absterben<br />

des redlichen und wisen Antoni Archers, sines ampts im<br />

25 jar, seckelmeister: junkher Hans von Erlach <strong>der</strong> älter, Casper<br />

Hetzel, Lienhart Wysshan und Hans Lin<strong>der</strong>, Joerg Fryburger,<br />

Gilg von Rimlingen, Barthlome Mey, Casper Wyler, Niclaus<br />

20 Zerkinden, Peter Axhalm, Ruodolf Huober, buwher, Ludwig Tilyer,<br />

Gilian Schoeni, Lienhart Huepsche, Gilian Aeschler, Barthiome<br />

Steiger, Hans Kutler, Hans Keiser, Ruodolf Bomgartner.<br />

Statschriber: Niclaus Schaller, gerichtschriber: Peter Esslinger,<br />

Grossweibel: Lienhart Schaller, des statschribers bruo<strong>der</strong>.<br />

2& Gross rat, burger.<br />

XVIer: Her Ludwig von Diesbach, riter, Hans Grafenried,<br />

Hentzman Senser, Hans Guo<strong>der</strong>, Andres Vermogger, Peter Keiser,<br />

Hans Wyman, Bernhart Wyler, Hans Heim, Cristan von Höfen,<br />

Mathis Huober, Bendict von Swanden; Matheus Ensinger, Hans<br />

Isenschmid, Anthoni Hofman, Bartlüome Buetschelbach.<br />

') Anspielung auf die Jetzergeachichte, siehe hienach.


1505 417<br />

Gmein burger: Junkher Casper vonMuelinen, [531] junkher<br />

(285) jjans, Burkart von Erlach, Bastian, Jacob, | Albrecht vom Stein,<br />

Bastian, Wilhelm, Stofel von Diesbach, Anthoni, Ludwig Bruegler,<br />

Ciaudo, Wolfgang Mey, jung Gilg von Rimlingen, Stofel, Simon<br />

Schoeni, Waelte Fryburger, Heinrich Fischer, Hans Schindler, s<br />

Ludwig, Andres Ross, Guotman Zoller, Hartmann, Peter Hofman,<br />

Peter, Niclaus Seitzach, Lienhart Muensinger, Ruodolf Tilyer,<br />

Dietrich Huepsche, Anthoni, Thoma Sunnentag, Lienhart<br />

Tremp, Meinrat, Martin Goldschmid, Niclaus Wyermann, Hans<br />

von Ruetlingen, Antoni Noll, Peter Wyman, Lienhart Gasser, io<br />

Hans Heim, Cuonrat Wölfle, Niclaus Grafenried, Peter Ditlinger,<br />

Bendict Brunner, Hans Variier, Peter Stuerler, Peter Ott, Hans,<br />

Niclaus, Peter Herischwand, Antoni, Guotman Ni<strong>der</strong>laen<strong>der</strong>, Hans,<br />

Peter von Werd, Lorbach, Barthlome Steiger, Niclaus Swinckhart,<br />

Hans Krochtaler, Niclaus Ryben, Barthlome Ibach, Jacob 15<br />

Guotknecht, Antoni Spilman, Andres Vermegker, Ludwig von<br />

Schuepfen, Peter, Hans Vegeli, Lorenz, Hans Gue<strong>der</strong>, Teilkess,<br />

Hans Bruenisperg, Hans Axhalm, Peter Knecht, Andres Zehen<strong>der</strong>,<br />

Hans Mauri, Michael, Hans Ougspurger, Hans Wagner,<br />

Michael Glaser, Bernhart Armbroster, Niclaus Apoteger, Hans 20<br />

Frisching, Hans Gyger, Martin Furer, Niclaus Dutzman, Darm,<br />

Ernst, Antoni Buetschelbach, Peter, Ludwig von Buerren, Gylgian<br />

Sibold, Hans, Lienhart Willading, Wilhelm, Hans, Peter, Vincenz<br />

Wysshan, Hans Schni<strong>der</strong>, Peter, Hans, Simon Torman,<br />

(286) Bendict, Hans von Wyngarten, Fridrich Hirtz, Tschan | Kloss, 25<br />

Erhart Kindler, Uolrich Schalck, Niclaus Dietrich, Jacob Feiss,<br />

Imer Bierenvogt, Haensle Zehen<strong>der</strong>, Wilhelm Ziely, Cuonrat, Hans<br />

Vogt, Hans Grasswil, Stroewli, Goldschlaher, Wilhelm Runsy,<br />

Hans, Boley Gantner, Burkart Koechli, Venringer, Kraft, Ludwig<br />

Zylli, Gross, Uotinger, Roly, Hand, Jacob Graf, Kolenberg, M<br />

Hans Etterli, [532] Ludwig, Vincenz Archer, Gilgian, Ludwig<br />

Geissrnan, Gylg im Hag, Noetinger, Eigensatz, Rorer, Steinberg,<br />

Tschup, Hirsinger, Jacob Lin<strong>der</strong>, Rantz, Andres Hubler, Ruodolf<br />

Sunnenfro, Bor, Pfaetli, Joerg Fry, Ruodolf Senser, Hans Bickart,<br />

Mathis, Ludwig, Niclaus Huober, Antoni Fuchs, Hans Harnescher, &<br />

Hans Sifrid, Balthasar Finsternow, Schippach, Kuuchel, Ludwig<br />

27


418 1505. 1506<br />

Michel, Peter, Hans Zuorkinden, Niclaus von Gryers, Jacob,<br />

Hans Leman, Peter, Bendict Berchter, Gärtner, Erhart Cueng,<br />

Jacob Erck, Gyner, Rudolf Negely, Kyburger, Berger, Hans<br />

Gosteli, Ruodolf Wyman, Niclaus Star, Rueedy Tribolet, Er-<br />

Ö hart, Thoma Speting, Hans, Cuonrad Schaedeli, Syber, Bendict<br />

Joss, Jacob von Varne, Niclaus Murri, Cristan Sporer, Mathis Feen-.<br />

Und Schulmeister bin ich diss jars worden l ).<br />

[533 u. 534 leer - 535.]<br />

1506.<br />

io Babst: Julius IL 3. Keiser: Maximilian 13. Franzesischer<br />

kueng: Ludwig XII. 9. Schulthess: von Diesbach 3. | (287)<br />

Wie <strong>der</strong> halbst Bononia Ingenommen und foesezt.<br />

Im jar Cristi Jhesu 1506, nach dem und <strong>der</strong> babst, mit hilf<br />

siner partl, <strong>der</strong> Franzosen — die das inen selbs und zuo gunst <strong>der</strong><br />

is Bentifolien a ) gern haettid behalten — und <strong>der</strong> Eidgnossen, hat Bononia<br />

ingenommen 3 ), und nach sinem gfallen besezt, die Bentifol<br />

und iren anhang vertriben, etlich gericht, ire hab und hueser behandet,<br />

vertiget er sin Eidgnossen, wol bsoldet, erlich mit volgendem<br />

breff ab und heim.<br />

so Baebstlich foreff an gmein Eidgnossen.<br />

Julius. PP. IL<br />

Unseren baebstlichen gruoss und segen. Lieben suen. Als wir<br />

in nächst verschinenen tagen Rom ein zit verlassen und mit <strong>der</strong><br />

gnad gots [536] unseren weg fuergenommen zuo unser stat Bononia,<br />

25 dieselbig uss <strong>der</strong> gwaltigen tyrannl Johan Bentifol zeledigen,<br />

da gedacht, wie das nit on gwapnete hand moechte beschehen,<br />

haben wir in uwer lant gesendt unsere lieben sün, Ambrosy<br />

') «Min Herren haben Magistrum Valerium zu irem Schulmeister gesetzt.»<br />

22. August (Raths-Man. 125, S. 122).<br />

2) Die Familie Bentivoglio war seit dem Jahre 1400 im Besitz von<br />

Bologna.<br />

a j Einzug des Papstes am 11. November.


1506 419<br />

Heygen von s. Gallen und Rudolfen Rosaby von Swytzi), zu<br />

unser not knecht ufzebringen, welche uns und <strong>der</strong> heiligen Roem-<br />

(288) sehen kilchen zuo dienst, wie not | was, schnei und in zit sind,<br />

on uwer urloub, zukommen, so wol und so redlich gedient, dass<br />

unser väterliche gnad zuo uch und zu allen uweren vast gemert s<br />

ist worden. Hamm so ermanen wir uch ernstlich, dass ir, uns<br />

und <strong>der</strong> heiligen kilchen zuo eren, die obgenanten hoptluet und<br />

alle iren, so uns und <strong>der</strong> heiligen Roemschen kilchen gereiset<br />

hond, mit unserin gunst und segen iezt wi<strong>der</strong> heimkommen [537]<br />

gnaediklich und on entgeltung zuo ir hus und hab in lassid kom- io<br />

men, an dem ir tuend, das uwerem andacht gemaess und unserm<br />

willen ganz angnem ist. Geben zuo Bononia, un<strong>der</strong>s fischers pitschet,<br />

uf den 15. tag November, im 1506. jar, unsers babstuoms<br />

im dritten.<br />

Sigismunds. 15<br />

Unsern lieben suenen, burgermeistren,<br />

schulthessen, amman und gmeinden des<br />

grossen punds in Obertuetschland 2 ).<br />

Wie <strong>der</strong> Römsch kling sinen sun, kueng Philipen, wi<strong>der</strong><br />

in Hyspanieu vertiget, welcher, mit not hinin kom- 20<br />

men, ist angends gestorben.<br />

Nach dem aber <strong>der</strong> Roemsch kueng fuer sich und sinen sun,<br />

kueng Philipen, vom Franzesischen kueng zuo Hagnow und vom<br />

Ungerischen kueng Lassei zuo Pressburg hat frid und einung ufgenommen;<br />

[538] und als dan kueng Philips riche swiger 3 ) was 25<br />

(289) gestorben, vertiget | er den mit sinem gemahel ab, sine erbrich<br />

ze erfolgen, uss Flan<strong>der</strong>n in Hyspanien zeschiffen, gab im sinen<br />

hofmeister, graf Wolfen von Fuerstenberg, mit vil adels und 1500<br />

lanzknechten zuo. Wie nun die bi 20 tagen unss zuo <strong>der</strong> insel<br />

i) Vielleicht <strong>der</strong> Nämliche, <strong>der</strong> 1507 (Eidg. Absch. III. 2, S. 396) als<br />

Rudolf Röslin von Schwyz erscheint.<br />

2) Erwähnt Eidg. Absch. III. 2, S. 357.<br />

3) Isabella von Castilien, gest. am 20. November 1504.


420 1506<br />

Cordani) warend gefaren, kam ein semliche des mers ungestueeme,<br />

dass ein schif mit 100 man un<strong>der</strong>gieng, und die andren zertrent,<br />

nit on grosse not am Engeischen ertrich zuo Handon 3 ) wi<strong>der</strong> sich<br />

befunden; rüstend sich da wi<strong>der</strong> uf und fürend ans Gallitzisch 3 )<br />

5 land, stünden da uss, und giengen all zuo fuoss, wie si globt<br />

hatten, zuo San Jacob 4 ), rittend dar[539]nach in Castilia gon<br />

Burges 5 ); da ward <strong>der</strong> kueng Philip angends so krank, dass er<br />

in<strong>der</strong>t wenig tagen von diser zit verschied, nämlich sines alters<br />

im 28. jar 6 ); ein junger, vast hübscher, tugentlicher und fridio<br />

sanier fuerst, wie gemeint von Franzosen vergift, so doch von<br />

im me wen die Tuetschen geliebt waren. Do ward, nach siner<br />

Ordnung, sin herz gon Bruechsel 7 ) in Brabant, sin lib | gon Granat 8 ) (290)<br />

und sin ingschlecht zuo Burges herlich bestattet; liess hin<strong>der</strong> im<br />

zwen kueng und vier kuenginnen kin<strong>der</strong> 8 ).<br />

15 Comet.<br />

Noch bi <strong>der</strong> zit sines tods, im Ougsten, erschein etliche tag<br />

ein heiterer comet.<br />

So bald nun die Burgunsche grafschaft sinen ires herren tod<br />

vernam, sant si von stund an ir treffenliche botschaft gon Bern,<br />

t 20 ira [540] ir leid zeklagen und sich ze bevelhen; da ward ir liebs<br />

und guots zugesagt 10 ).<br />

Werbung des Roemschen kuengs an gmeiu Eidgnossen um<br />

vereinung.<br />

Uf das so gebot <strong>der</strong> Roemsch küng in allen sinen und des<br />

so Römschen richs landen und staeten, sinem sun lobliche begräbt<br />

i) Cordouan an <strong>der</strong> Mündung <strong>der</strong> Garonne.<br />

2) Hampton. Nach Prescott, History of Ferdinand und Isabella, III.<br />

S. 221, fand die Landung in Weymouth statt.<br />

3<br />

) In Corunna am 27. April.<br />

4) Santjago in Galizien.<br />

5<br />

) Burgos.<br />

6) Am 25. September 1506.<br />

') Brüssel.<br />

e<br />

) Granada.<br />

9<br />

) Carl V. und Ferdinand I., und die Töchter Eleonora, Isabella,<br />

Maria und Catharina, welche alle vier an Könige verheirathet wurden.<br />

">) Raths-Man. 131, p. 62 (5. November.)


1506 421<br />

ze began, wie das sin kuenglich majestat selbs nach irer herlikeit<br />

und eren, an vil enden taet und allenthalben geton ward; und<br />

liess do mitan gmein Eidgnossen, durch die von Swytz, einen<br />

tag gon Einsidlen bestimmen, und da durch sin treffenliche botschaft,<br />

den bischof von Costentz, her Cristofeln von Limpurg, 5<br />

des Roemschen richs erbschenken, vogt zuo Neuenbürg, her Hansen<br />

von Landow, her Hansen von Kinsegkund doctor Johan Schad,<br />

(291) an si werben, [541] siner kuenglichen majestat hohe | beger wäre,<br />

dass sich ein gmein Eidgnoschaft zuo ir, iren enklen und zuo iren<br />

hueseren Oesterrich und Burgun, nochmals uf ein zal jaren, nam- lü<br />

lieh fünfzig o<strong>der</strong> sechzig, o<strong>der</strong> so vil ira gemeint, wi<strong>der</strong> menglich,<br />

on den babst und die Roemsch kilcheu, den Roemschen keiser,<br />

küng und das Roemsch rieh, woelte verpuenden und vereinen, mit<br />

6000 knechten un<strong>der</strong> iren zeichen um zimliehen sold hilf und<br />

bistand zetuon, und dass dise vereinung soelte angon nächst zuo 15<br />

ussgang <strong>der</strong> Franzesischen; davon iedem ort järlicher pension<br />

1500 Rynscher gülden versicheret werden, sin teil, nämlich 9000<br />

gülden, uf <strong>der</strong> Salzpfannen zuo Hai im Inntal, und siner enklen<br />

9000 gülden, uf <strong>der</strong> grafschaft Burgun; darzuo mit rat und hilf<br />

ir landen und lueten ira truewlieh beholfen sin; das alles im und i0<br />

den sinen, ouch ir und den iren, zuo ewiger [542] ruow und wolwesen<br />

kommen und erschiessen werde. Deshalb, wo sin kuenglich<br />

majestat durch gschaeft des Ungerischen kuengs und den leidsamen<br />

tod sines suns, kueng Philips, nit wäre verhindret worden,<br />

so woelte die selb an gelegnem end mit ira dise sach gehandlet *<br />

haben; sie ouch des willens, so schielest muglich, selbs mit ira<br />

zehandlen •).<br />

Antwort gmeiner Eidgnossen.<br />

Hieruf d'Eidgnossen antwort gaben: ein Eidgnoschaft wäre<br />

mit eim kueng von Frankrich verpunden, koeute ereuhalb nunmal 30<br />

und uf unbstaendig kuenftigs kein vereinung bereden; versehe sich<br />

nuet dester min<strong>der</strong> zuo Roemsch künglicher majestat und iren ver-<br />

(292) wanten | aller gnaden, gunst und guoten willens. Desselben und<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 555 (1. December)


422 1506<br />

dagegen moege sin kuenglich majestat sich [543] zuo einer Eidgnoschaft<br />

ouch getrosten und halten, und zuo end <strong>der</strong> Franzesischen vereinung<br />

ir anligen an si bringen').<br />

In <strong>der</strong> zit des obgemelten tags zuo Einsidlen, was anfangs<br />

s December, ist ungelebt und so gross gerigel und regen tag und<br />

nacht gwesen, dass die boten mit grosser sorg zerriten, und, wie<br />

zuo Einsidlen in <strong>der</strong> heiligen kapel angehaben, uinendum selentag<br />

mit mess und almuosen ze begon enbuttend. Da waren von Bern<br />

boten doctor Thuering und Casper Wyler.<br />

») Handlung des Franzesischen kiings nf des Roenischen kiiugs<br />

Werbung.<br />

Dis obgemelter antwort, dem Roemschen kueng von Eidgnossen<br />

geben, liess <strong>der</strong> Franzesisch kueng den Eidgnossen hoch danken,<br />

und si vast fruentlich bitten um beharrung und witer volstrekung<br />

15 siner ver[544]einung, die nun alt und bewaert besser wäre, denn<br />

ein nuewe anzenemen und ze bewaeren. Deshalb und von meres<br />

frids wegen so hab er sin erstgeborne tochter Claudia, <strong>der</strong> herzogtuom<br />

Brittenyen und Meyland erb, vor kueng Philips seligem<br />

sun Karlin'-) verlobt, uss ansuchen und rat <strong>der</strong> Frankrichischen<br />

w staend und fürsten, dem herren von Angulem, nächsten <strong>der</strong> krön | (293)<br />

von Frankrich gnoss, vermaelet; das ouch zuo guot und nuz einer<br />

loblichen Eidgnoschaft dienen werde, so ver si siner loblichen,<br />

vesten puentnuess nit abstand, wie er sich zuo ir ganz vertröste,<br />

zuoglich si uf in ganz vertroest sin solle 3 ). Do ward von Eidgnossen<br />

25 sinem erbieten gedankt, und sin kuenglich majestat gebeten, dass<br />

si [545] die anriefenden eilenden knecht, in sinem dienst zuo<br />

Napols gefangen und ufs mer ingeschmidet, soelte lösen und ledigen;<br />

ouch keinen nie <strong>der</strong> iren on ir wissen und willen lassen<br />

ufwiglen und annemen, damit ir vereinung bston, und von er-<br />

30 strekung <strong>der</strong> witer red und rat gehalten möchte werden.<br />

i) Die Antwort erfolgte erst im folgenden Jahre (Kidg. Absch. III. 2,<br />

S. 360) 7. Januar 1507.<br />

2) Karl V.<br />

3) Eidg. Absch. III. 2, S. 349 (28. Juni).


*<br />

1506 423<br />

Von einer boesen ufrftr zu Lysibona, wi<strong>der</strong> die Marrhauen<br />

ergangen.<br />

Unlang vor ankunft und tod kueng Philips von Castel, hat<br />

(294) sich eine grimme ufruor in Portugal zuo | Lysibona wi<strong>der</strong> die<br />

tauften Juden, gnaemt Marrhanen, erhaebt, von wegen dass si sich s<br />

Cristen namten und aber Juedisch bruech und sitten hielten, nämlich<br />

in <strong>der</strong> vasten fleisch und uf dem Oster[546isabat osterlam<br />

hattend gessen. Dawi<strong>der</strong> schruwend insun<strong>der</strong>s die Fariseischen<br />

bettelmuench, dass iren ein zal vom kueng gefangen, aber on offenliche<br />

straf ledig gelassen; dahar ein argwon genomner gaben io<br />

un<strong>der</strong>s volk und d'muench kam, also dass zwen prediger- und ein<br />

barfuosser-muench mit kruezen herfuer traten und schruwen: Misericordia!<br />

Misericordia! Wer zuo <strong>der</strong> 6r Gots ifer hab, volge uns<br />

nach und schlahe die toufgschaen<strong>der</strong> und ketzer ze tod! Do vielen<br />

wib und man, jung und alt zuo, und als wietend erschluogends in «<br />

wenig tagen in <strong>der</strong> stat und biligenden doerflin 1930 Marrhanen,<br />

<strong>der</strong>en 600 si, uf <strong>der</strong> prediger [547] kilchhof geschleipft, verbrent<br />

haben 1 ). Do nun dis wietende ufruor gestilt ward, liess ir kueng<br />

Emanuel die hoptsaecher vaken und strafen, nämlich und zuovor<br />

die drig muench mit für, <strong>der</strong> andren etlich mit dem schwert, 20<br />

etlich kruezigen und etlich um gelt und verwisung. Und das was<br />

semlicher wieten<strong>der</strong> kilchwihe rechter und verdienter aplas.<br />

Von ufrueerischem spau, zwischen Satt'oy und Wallis erhaben,<br />

iuernaeinlich durch Bern und d'Eidguossen gestilt.<br />

Im Merzen diss jars hat sich ein ufrueerischer span erhaept 35<br />

(295)zwischen Saffoy und Wallis, von wegen etlicher | ansprachen und<br />

klagten <strong>der</strong> Wal[548]liser, nämlich schmach, gwalt und todschlaeg,<br />

welche si nit me zeliden, sun<strong>der</strong>, über alle tagsatzung und rechtsbot,<br />

un<strong>der</strong>stuonden mit gwaltiger band zcrächen; mantend harzuo<br />

ire burger, die dri laen<strong>der</strong> Lucern, Ure und Un<strong>der</strong>walden. 30<br />

So ruft aber <strong>der</strong> herzog ginein Eidgnossen um recht an, und<br />

sine burger, die dri staet Bern, Fryburg und Solaturn, um schirm<br />

i) Am 19. April, vgl. Genaueres in Schäfer : Geschichte v. Portugal LH, 24 ff.


424 1506<br />

und hilf; erhuobend sich zuo beden siten gegenenandren zuom angrif<br />

und zuor were.<br />

Do nun ein truewe, fridsame stat Bern, durch des herzogen<br />

botschaft, den bischof von Losan und den lantvogt <strong>der</strong> Wat, des<br />

5 spans bericht, und um schirm zuo recht angerueeft was, [549] schikt<br />

si ilends ire ratsbotschaft gon Wallis, an die dri laen<strong>der</strong> und in<br />

alle ort <strong>der</strong> Eidgnossen, manende und begerende, wi<strong>der</strong> erboten<br />

recht des herzogen den Wallissern keinen krieg zuo gestatten;<br />

dan wo das nit, wurde si dem rechtsbegerenden zuoston und den<br />

io nach irem vermoegen vor gwalt helfen schirmen').<br />

Des glichen so schiktend die Wallisser ouch ir botschaft in<br />

alle ort <strong>der</strong> Eidgnossen, ir fuergenomne räch zebillichen, und<br />

bistand zehaben. Da erschinen zuo Bern von Wallis Joerg uf <strong>der</strong><br />

Flu und Peter Heimgarter, anzeigend ir unlidliche Verletzung,<br />

15 billich mit gwaltiger hand zuo wi<strong>der</strong>legen, harzuo inen billich von<br />

iren pundgnossen hilf geton wurd, wie si dan nun verhoften,<br />

begerten und manten, [550] als wi<strong>der</strong> die, so da einer stat Bern,<br />

o<strong>der</strong> einer Eidgnoschaft, nie kein truew noch bistand in noeten<br />

haettid bewisen. Ward | inen zuo antwort, ir klag wäre inen leid; (296)<br />

w noch so sie die nit so unlidlich und so schwer, wen dass si bass<br />

und billicher fruentlichen vertrag o<strong>der</strong> gmaesses recht, we<strong>der</strong> gwalt<br />

und toetlichen krieg, moeg erliden, des sich ein her und lant von<br />

Wallis billich soelte benueegen; harzuo ouch si truelich woelte verhelfen,<br />

also dass inen ir schmach, gwalt und schaden völlig ab-<br />

»5 tragen mueeste werden. Wo nit, koente si den herzogen, so<br />

gueetlichen o<strong>der</strong> rechtlichen vertrag hiesche, nit verlassen. So<br />

nun desse die Wallisser nuet benueegt, kams dahin, dass ein hantveste<br />

stat Bern uf den vierden tag Meyen zuo irem vaenle her t W<br />

Rudolfen von Erlach, hoptman, Wilhelm [531] Wysshan, <strong>der</strong><br />

so metzger vaenrichen, und 3000 man verordnet 2 ). Also kamend<br />

gmeiner Eidgnossen boten gon Wallis und verschilfend kumerlich,<br />

dass sich die Wallisser in Aelen gon Baess 3 ) uf die dri laen<strong>der</strong><br />

irer parti vertagen Hessen. Als aber diser anlass <strong>der</strong> billicheit<br />

,) Raths-Man. 128, S. 33 (20. März).<br />

2) Raths-Man. 128, S. 80.<br />

3 ) Bex.


1506 425<br />

unglichmaessig was, wolt in Bern nit annemen, sun<strong>der</strong> verschilf,<br />

dass gmeiner Eidgnossen boten dahin kamen, durch welche da<br />

bede partien von krieglicher vechd und ufruor wurdend abgewent,<br />

und zuo gueetlichem o<strong>der</strong> rechtlichem vertrag irer spaen uf die sechs<br />

unpartlsche ort. in biwesen <strong>der</strong> andren orten und partien, gon 5<br />

18, Bai Baden ins Aergöw veranlasset. Beschehen uf den 18. tag Meyen,<br />

durch und in versamnung hienach genaemter boten •):<br />

[552] Von den XII orten.<br />

(297) Zürich: Marx Roest, burgermeister; Uolrich Felix, Zunftmeister.|<br />

Bern: Her Wilhelm von Diesbach, ritter, schulthes; Ruodolf von 10<br />

Erlach, alt schulthes, Bartholome Mey; Niclaus Schaller,<br />

sehr ib er.<br />

Lucern: Petermau Feer, schulthes; Jacob Bramberg, alt schulthes.<br />

Ure: Jacob im Oberdorf; Walther Imhof, bed alt ainman.<br />

Swytz: Uolrich Kaetzi, alt amman; Hans Mertz, vogt. 16<br />

Ob dem Wald: Andres im Hoff. Nid dem Wald: Hans Kretz.<br />

Zug: Barthlome Stocker; Barthlome Kaly, statschriber.<br />

Glarus: Vogt Landolt.<br />

Basel: Peter von Offenburg, alt burgermeister.<br />

Fryburg: Peterman von Fousignie; Peter Adam; Peter Falck 20<br />

schulthes zuo Murten.<br />

Solaturn: Urs Byss, schulthes; Niclaus Cuonrat, alt schulthes,<br />

Hans Stelle, venner.<br />

Schafhusen: Hans Truellerey, burgermeister.<br />

Von Saffoy. „,<br />

Her Aymo von Monfalcon, bischof und graf zuo Losan; graf Hans<br />

von Gryers*); Johan Amede Bonard*), abt zuo Pinerol; Johan<br />

von Stefys, lantvogt in <strong>der</strong> Wat; her Ludwig von Demo,<br />

Präsident zuo Jenf; Anblers Grieti, abt zu Fily; Johan Bessonis,<br />

tresorier. 30<br />

,) Eidg. Eidg. Absch. III. 2, S. 343.<br />

2) Nach Eidg. Absch. war <strong>der</strong>selbe vertreten durch Rudolf v. Erlach.<br />

3 ) Nach Eidg. Absch. Bonnivard, Abt zu Pignerol. — Die vier letzten<br />

<strong>der</strong> Savoyschen Boten sind dort nicht genannt.


5<br />

426 1506<br />

Von Wallis.<br />

Her Matheus Schiner, bischof und graf [553] zuo Wallis; her<br />

Johan von Alingio, abt zuo s. Mauritzen; | Hans Triller,(298)<br />

hoptman; rät und boten von allen zehenden des lands Wallis.<br />

Als aber d'Eidgnossen dise richtung ufzugend, verrichtend<br />

sich die partlen selbs, darab d'Eidgnossen etwas beduren hatten,<br />

als in Verachtung besehenen.<br />

Vertrag zwischen einem bischof von Kur und sinen stiftherren<br />

und un<strong>der</strong>tauen.<br />

io So ist ouch durch zuotuon gmeiner Eidgnossen, insun<strong>der</strong>s<br />

Zürich, <strong>der</strong>en <strong>der</strong> bischof burger, ein vertrag gemacht zwischen<br />

her Heinrichen von Hoewen, von sinem bischtuom Kur in angang<br />

des Swaebschen kriegs von den sinen vertriben, siner Stift und<br />

stiftlueten, dass er sich einer pension und sitzes benueegt, und<br />

i5 her Paulin Ziegler, Roemsch kuenglicher majestat secretarien, das<br />

bischtuom Hess 1 ).<br />

Vertrag zwischen einem bischof von Basel und Bern.<br />

So hond sich ouch ein bischof von Basel und ein stat Bern,<br />

wie [554] vor vilmalen, von wegen des Muenstertals, Tessenbergs<br />

20 und etlicher andrer stoessen, abermals mit vil mueeg zuo Basel<br />

vertragen 2 ).<br />

Muelhusen mit Basel ewiger »und.<br />

Diss jars hond sich mit gunst gmeiner Eidgnossen, harum<br />

angesucht, die von Muelhusen zuo einer stat Basel in d'ewikeit<br />

25 vereint und verpunden 3 ). | (299)<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 2, S. 324 (27. October 1505). Heinrich von<br />

Höwen hatte schon 1503 resignirt.<br />

2) Miss. L. 166 (30. März).<br />

') Vergl. Eidg. Absch. III. 2, S. 338 (4. März).


1506 427<br />

Rotwil an gmein Eidgnossen um rat und verstaendnuess<br />

ansuchen. Antwort.<br />

So schiktend die von Rotwil ir botschaft in alle ort <strong>der</strong><br />

Eidgnossen, begerend, irs anligens uf gmeinem tag, zuo Zuerich uf<br />

Luciae gehalten, antwort zu enpfahen; brachten da durch iren 5<br />

burgermeister, Heinrich Fryburgern, an, wie dass inen durch<br />

[555] die Roemsch küngschen anwält wäre fuergehalten, dass si,<br />

in kraft des eids, welchen si <strong>der</strong> Roemsch kuengschen majestat<br />

ins heiligen Roemschen richs nammen nuewlich geschworen, keinen<br />

gwalt habid, on wissen und willen des Roemschen kuengs sich zuo io<br />

iemand ze verbünden. So nun die jarzal irs loblichen punds, so<br />

si iezt vil zit mit einer loblichen Eidgnoschaft gehaept, sich ende<br />

und aber noch <strong>der</strong> merteil irer burgerschaft des willens sie, bi<br />

einer Eidgnoschaft zebliben, ouch sich von ira keins wegs lassen<br />

traengen, si werdid dan wi<strong>der</strong> ir gut vertruewen von ira mit hal- is<br />

harten ussgeschlagen, uf das, so begerids iren truewen rat und<br />

Zuversicht, wo si unverbunden in not kaemid').<br />

Ward inen geantwort, si waerid vernünftig und wis luet,<br />

wuestid selbs wol ze bedenken, was <strong>der</strong> eid, den si dem Roemschen<br />

kueng und rieh geschworen habid, si binde, [556] und des- n<br />

halb zetuond und zelassen das, so inen loblich und unverwiseulich<br />

sie; und nachdem si sich bisshar mit einer Eidgnoschaft fruentlich<br />

(300) und wol gehalten haben, so sie ir hofnung, si werdid | das für<br />

und fuer tuon; des glichen werde sich ein Eidgnoschaft gegen inen<br />

ouch fruentlich und nachpurlich halten. 2=<br />

Zu Bern ufgenommen burger.<br />

Diss jars sind zuo Bern burger worden her Michel von Manger,<br />

la Bruer, her zuo LaSerra 2 ), da durch hilf einer stat Bern<br />

und sines swagers, her Rudolfs von Scharnental, diss jars zum<br />

i) Eidg. Absch. III. 2, S. 358 (14. December), wo auch die Antwort.<br />

2) Burgerrechtsbrief für den «nobilem Michahelem baronem et dominum<br />

Serrata, filium nobilis Michahelis de Mangero, dominum Bruyere», und Revers<br />

desselben, vom 6. Mai, im tat Miss. F. 289 und 290.


428 1506<br />

heiligen grab gwesen, wi<strong>der</strong> den grafen von Gryers und sinen<br />

tochterman, den herren von Tschattelar, ingesezt, und wi<strong>der</strong>s<br />

herzogen belenung, als nächster erb, mit vil kosten und mueeg<br />

erhalten •).<br />

s [557] Item her Philip von und mither zuo Staefys 2 ).<br />

Item die edlen Michel und Wihelm Musard, bruee<strong>der</strong>, von<br />

Staefys 3 ).<br />

Item frow Claudia von Sanroy, verlassne witwen von Buobenberg,<br />

mit 1000 pfund fuer alle ansprach von erben ussgewist 4 ).<br />

io Abgang inansstammes des edlen und aelsten geschlechts<br />

zn Bern, von Bfifoenberg.<br />

Dan, als diss jars Hornung <strong>der</strong> edel ritter, her Adrian, <strong>der</strong><br />

lezt elichs mansstammens von Buobenberg, was zuo Morsee gestorben<br />

5 ) und gon Bern in s. Vincenzen kor zuo sinen loblichen<br />

15 altvordren erlich bestattet, kams dahin von schulden wegen, dass<br />

sine liplichen schwestren, von Raren und Muelinen, vom | erb stuon- (301)<br />

den 6 ), und das ires vaters schwesterdochter, frow Agten von Bonstetten,<br />

her Ludwigs von Diesbach wolge[558]schafnen und geschikten<br />

egemahel, ubergabend 7 ). Von diser hat junkher Ludwig<br />

20 von Erlach erkouft die herschaft, Spietz s ) und das alt saesshus zuo<br />

Bern, oben an und mit Buobenbergs tuerle 9 ) stossend, und das von<br />

nüwem ufgebuwen.<br />

Straetlingen und Wattenwyl hat Barthlome Mey koufti 0 ).<br />

') Ueber diesen Successionsstreit siehe Miss. L. und lat. Miss. F. und<br />

de Charriere, les dynastes de la Sarra. Me'm. et doc. de la S. R. tom. XXVIII.<br />

p. 448, 454.<br />

') und ») Raths-Man. 125, S. 94 (15. Mai).<br />

4<br />

) Claudia von St. Croix, Burgerrechtsbrief vom 31. März im ob. Spr.<br />

Buch S., Fol. 29.<br />

5<br />

) Das genaue Datum ist nicht bekannt. Am 19. Febr. lebte er nicht<br />

mehr.<br />

6)<br />

Eva, Gattin des Ruf Asperlin von Raron, und Dorothea (Stiefschwester),<br />

vermählt mit Hans Albrecht v. Mülinen.<br />

7<br />

) Erbschaftsliquidation, siehe ob. Spr.-Buch S., Fol. 67 u. ff.<br />

») Kaufbrief vom 30. November 1516.<br />

•) An <strong>der</strong> Junkerngasse, noch jetzt «Bowegs-Thürli» genannt.<br />


1506 429<br />

So hat Uoli Bind von Schlier kouft das nuew Buobenberg mit<br />

wun, weid, matten, acker und hoelzereni).<br />

Da ward wol gewunnen und nuet verloren, ouch ie<strong>der</strong>man<br />

bezalt.<br />

Sant Tincenzen buw.<br />

i. Sept, Diss jars, uf den 7. tag September, haben die Werkmeister<br />

von Zuerich und von <strong>der</strong> stat und stift Basel, harzuo beschikt,<br />

s. Vincenzen buw [559] besichtiget, und ufzefueeren geraten, wie<br />

man sieht, ob dem andren umgang des turns inzug, doch on<br />

abheben; vom Ougschsburgschen Werkmeister, in nachgendem jar w<br />

(302) beschikt, lassen bliben 2 ). |<br />

Des probsts capel buw.<br />

Und wie vor vier jaren ein stat Bern hat vergönnen irem<br />

stiftprobst Armbrostern, ein capel zebuwen uf das usser ek <strong>der</strong><br />

kilchhof muren, und die ufgefiert was biss zuo bschluss <strong>der</strong> fenstren, is<br />

do taet sich das übel versorgt ek uf, also dass man die capel<br />

dannen muost heben und diss ek von grund uf, wie es iezt stat,<br />

nuew machen. So ward die uberkostlich capel oben am kilchhof<br />

uf Schluesselfelds und Schillings vom probst [560] erkoufte und<br />

geschluessne hueser, gesezt und ufgericht. 20<br />

Die gross glok.<br />

So ward die gross, kostbar, nuewe glok, von Hans Zaehen<strong>der</strong><br />

gössen, durch Strassburgsche meister uf den kilchhof gehenkt,<br />

und demnach wi<strong>der</strong> zerschlagen und von Strassburgschen meistren<br />

an<strong>der</strong>ist gössen. Halt 220 centner, kost 1 centner 15 gülden. 25<br />

Menglich sagt, wie das gelt harkaeme, also wäre ouch gluek bi<br />

disen missbuewen.<br />

i) Neu-Bnbenberg bei Köniz, zum Unterschied von Alt-B. bei Frauenkappelen.<br />

Rathsentscheid im ob. Spr.-Buch R., Fol. 546.<br />

2) Stantz. Münsterbuch, S. 53.<br />

6

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