28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

schwunden, daß man die Laute nur noch hören will. Prüfen Sie einmal<br />

einen fein empfindenden Dichter daraufhin, ob er dasjenige zum<br />

Ausdrucke bringen will, was sich ganz absondert von dem Menschen,<br />

dann werden Sie bei ihm sehr häufig rein instinktiv die Blaselaute<br />

finden. Prüfen Sie aber einen Dichter daraufhin, ob er ausdrücken<br />

will, daß der Mensch beteiligt ist an den Dingen, sich stößt, sich wehrt,<br />

schlägt, fuchtelt, dann werden Sie bei ihm sehr häufig die Stoßlaute<br />

finden.<br />

Und wenn Sie fühlen sollen, was in der Dichtung liegt, daß im<br />

Hören deutlich das Gefühl angedeutet werden soll, dann werden Sie<br />

an der richtigen Stelle das r oder / finden. Man ist also genötigt, auf<br />

den Menschen und seine Gebärden bei allem, was nicht Blaselaut ist,<br />

hinzuweisen.<br />

Bei den Blaselauten ist es deshalb nicht der Fall, hinzudeuten auf<br />

den in Gebärde begriffenen Menschen, weil in die Blaselaute hinein<br />

die Gebärde schon ganz verschwunden ist. Daraus sehen Sie wieder,<br />

daß in die Sprache hinein die Gebärde verschwindet. Damit aber ist<br />

dasjenige gegeben, was wir uns, ich möchte sagen, nicht wie eine Tradition,<br />

denn es wurde niemals deutlich ausgesprochen, aber wie ein<br />

Vermächtnis der Mysterienzeit in bezug auf die Sprache in die Seele<br />

schreiben sollen, und über das wir, wenn wir die Kunst der Sprachgestaltung<br />

üben wollen, viel meditieren sollten, auch über alles das,<br />

was dann aus dem Meditieren darüber wird. In der Gebärde lebt der<br />

Mensch. Der Mensch selber ist da in der Gebärde. Die Gebärde verschwindet<br />

hinein in die Sprache. Wird das Wort intoniert, dann erscheint<br />

der Mensch wiederum; der gebärdenbildende Mensch erscheint<br />

im Worte wieder. Und in dem, was der Mensch spricht,<br />

finden wir den ganzen Menschen. Aber wir müssen die Sprache<br />

zu gestalten wissen. Und so haben wir, wie gesagt, etwas wie ein Vermächtnis<br />

derjenigen Zeiten, in denen die Sprache noch Mysterieninhalt<br />

war:<br />

Im Sprechen ist die Auferstehung des in der Gebärde verschwundenen Menschen.<br />

Die Bühnenkunst, die sich der Gebärde bedient, läßt den Menschen<br />

aus der Gebärde nicht völlig verschwinden; sie läßt auch den Men-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!